Good Enough von Minerva_Noctua (TaKa/YuKa) ================================================================================ Kapitel 2: All that I'm living for ---------------------------------- KAPITEL 2: ALL THAT I’M LIVING FOR Hier kommt das zweite Kapitel: Tala liegt nun also im Koma und Kai macht Entdeckungen... ____________________________________________________________________________________________________________________ All that I’m living for All that I’m dying for All that I can’t ignore alone at night Es war so unwirklich für ihn, wie er Bryan in das Apartmenthaus folgte. Wie er die schlecht erhellten Treppen hinaufstieg, um anschließend vor einer schmucklosen Holztüre zu stehen, welche in diesem gelben Licht rau und zerschlissen wirkte. Das, was die Tür verbarg, war ein dunkles Loch, welches in eine Wohnung führte. Talas und Bryans Apartment. Stillschweigend trat Kai in das Dunkel, hörte wie der Falke die Tür schloss. Alles dunkel. Tot. Kurz darauf war ein Klicken zu hören und ein Licht erhellte den Raum so stark, dass der junge Blader seine Augen zukneifen musste. Spotlights an der Decke warfen ein grelles Licht in den Gang, in dem die beiden Jungen standen. Bryan sagte irgendetwas, doch Kai hörte nur am Rande zu. Viel mehr schweifte sein Blick durch den 10 Meter langen Gang. Am Ende des Ganges war eine moderne, in Eichenholz gebaute Kommode. Im unteren Teil konnten gut fünf Paar Schuhe verstaut werden. Darüber befand sich eine Schublade mit Schälen, Handschuhen, Halstüchern und Mützen. Zumindest war das alles, was Kai erkennen konnte, während Bryan seine Sachen darin verstaute. Hinter den beiden Klappen befanden sich wiedererwarten Jacken und Mäntel. Die Kommode hatte zudem noch einen Spiegel auf der Außenseite ihrer Türklappen, sodass das Möbelstück, trotz beachtlicher Größe, nicht zu massiv und erschlagend wirkte. An beiden Seiten des Ganges befanden sich vier Eichentüren. Zwischen den Türen hingen moderne, DinA3 große Bilder, soweit der Phönix es einschätzen konnte. Es waren zehn Stück mit silbernem Rahmen. Sie zeigten schwarze Umrisse von Tieren, nur gemalt mit Acrylfarben. Blau, rot, grün und weiß waren die vorherrschenden Farben, die in diesen Gemälden verwendet wurden. Bryan erklärte Kai, dass sich in der ersten Tür rechts vom Eingang eine Vorratskammer befände. Die Zweite führe in die Küche und die Dritte ins Gästezimmer, welches allerdings sehr spartanisch eingerichtet sei. Hinter der Vierten verbarg sich Bryans Schlaf- und Arbeitszimmer. Auf der linken Seite kam zuerst das Bad, dann das Wohnzimmer, welches ebenfalls mit der dritten Türe zu erreichen sei. Gegenüber von Bryan läge Talas Zimmer. Der Falke brachte seinen Gast in die Küche und machte sich daran Tee zu kochen, während sich der graublauhaarige Halbrusse auf der Eckbank niederließ. Die Küche war ebenfalls in Eichenholz gehalten worden. Außer einer Spülmaschine fand sich hier alles Notwendige. An und für sich war die Küche nicht recht groß. Gerade genug Platz um Kochen zu können, ohne sich an einer weiteren Person zu stören. Er brauchte nicht mehr zu sehen, damit Kai sich ein Bild von den restlichen Räumen machen konnte. „Woher.“ Mehr bedurfte es nicht zu sagen, damit Bryan, der gerade die dampfenden Tassen auf den Tisch stellte, verstand: „Während ich in den zwei Jahren das Abitur nachholte, arbeitete Tala. Es ist sein verdienst, dass wir uns so etwas leisten konnten.“ Der Falke trank einige Schlucke von dem heißen Getränk, bevor er fortfuhr: „Es war so abgemacht. Eigentlich sollte er jetzt die Schule zu Ende machen, sich ein Leben aufbauen, während ich das Geld ins Haus bringe.“ Jetzt verstand Kai. Die beiden hatten eine WG gegründet, um sich über Wasser zu halten, während sie die notwendige Bildung nachholten, welche sie für ein gutes Leben benötigten. Das war eine Möglichkeit. Im Alleingang wäre es nicht zu schaffen gewesen Arbeit und Abschluss unter Dach und Fach zu bringen. Und jetzt hätte Tala zum Zug kommen sollen... Nun nahm auch Kai einen Schluck des nach Kamille duftenden Tees zu sich. „Ian und Spencer?“ „Leben in St. Petersburg. Hatten die Schnauze von Moskau voll, nach der Abtei und so. Sie machen es genauso wie wir.“ Aufmerksam richteten sich die smaragdgrünen Augen auf den Phönix: „Was denkst du?“ „Hm... .“ Was sollte er schon denken? Er hatte Tala so außer sich gebracht, dass dieser fast krepiert wäre. Er wäre dann Schuld an seinem Tod gewesen. Echt gut gemacht Hiwatari! Das wäre vielleicht mal eine Schlagzeile: Ehemaliger Leader Schuld an Tod eines Teamkameraden! Echt klasse! Bryan konnte kurz Verachtung in den rubinroten Augen seines Gegenübers erkennen. Seine Augen verengten sich zu schlitzen. Der Falke war sich nicht sicher, ob sie für Tala bestimmt war oder für Kai selber. Der Phönix war verschlossen und eitel wie eh und je. Aber vielleicht galt die Verachtung auch ihm selber, weil er Tala hatte schufften lassen, während er sich seelenruhig auf die Schule konzentrierte? Der Falke hatte diesbezüglich nie Gewissensbisse gehabt, schließlich wollte Tala ja, dass er als erstes sein Abi nachholte. Es war ein Geben und Nehmen und keine Ausbeuterei gewesen. Und nie hatte der junge Wolf auch nur eine Bemerkung gemacht, dass etwas nicht stimmte. Im Gegenteil. Der junge Russe hatte darauf bestanden, dass Bryan in den Schulferien die Finger von der Arbeit lassen und nur zusehen sollte, dass er den Abschluss möglichst gut hinter sich brachte. Nun, das hatte er mit 1, 2 auch gut hinbekommen, wenn man bedachte, dass seine Kenntnisse gleich null waren, als er begonnen hatte. In der Abtei wurde einem nur das Grundlegende beigebracht und danach hatte das Beybladen Vorrang. Irgendwie musste man seinen Ruf ja aus dem Dreck ziehen. Und das ging über den Sport am Besten, zumal es auch so ohne Zwang Spaß machen konnte. „Ich würde gerne zu Bett gehen.“, brachte Kai den in Gedanken versunkenen Falken in die Realität zurück. „Hm, gut,“, sammelte sich der Grünäugige, „Komm mit.“ Mit diesen Worten erhoben sie sich und gingen ins Gästezimmer. Es war klein und neben der Tür links, stand ein 2 Meter mal 2 Meter großes Bett. An den Seiten befanden sich kleine Nachttischchen mit je einer kleinen Lampe. Gegenüber war ein Fenster mit weißem, durchsichtigem Vorhang. Daneben war wieder so ein Bild, diesmal mit dem schwarzen Umriss eines steigenden Pferdes, vor blau-weißem Hintergrund. Anders als in Gang und Küche befand sich hier ein Laminatboden. „Du weißt wo das Bad ist. Handtücher und frische Seife sind im Schrank unter dem Waschbecken. Wenn du sonst irgendetwas brauchst, ich bin in meinem Zimmer.“ Bryan blickte zu Kai, welcher ausdruckslos in das Zimmer starrte. „Na dann, Gute Nacht!“ „Nacht.“ Der Phönix hörte noch, wie sich die Tür hinter ihm schloss. Dann war er allein. Zugegebenermaßen doch recht erschöpft stellte er seinen Rucksack neben das Bett und ging zum Fenster. Es war bewölkt und duster. Verschwommen drangen die Lichter der Stadt durch die feuchte Luft. Es war zwar erst Anfang Oktober, aber dennoch würde es nicht mehr lange dauern bis der erste Schnee fiel. Irgendwo da draußen war das Krankenhaus, in dem Tala jetzt auf der Intensivstation lag und in künstlichem Koma am Leben erhalten wurde. Denn um sein Leben kämpfte er ja nicht. Nein, das tat Tala nicht. Nicht er, nein. Mit großer Wucht schlug Kai mit seiner Faust auf das Fensterbrett. Erst der Schmerz machte ihm bewusst, was geschehen war. Ungläubig starrte der Phönix auf seine gerötete Handkante. Was hatte denn ihn geritten, dass er sich auf Grund plötzlicher Wutausbrüche selbst verletzte? Kopfschüttelnd und nicht ohne eines selbstironischen Blickes ließ er vom Fenster ab und suchte seine Sachen zusammen, bevor er sich auf den Weg ins Bad machte. I can feel the night beginning separate me from the living understanding me after all I’ve seen piecing every thought together find the words to make me better if I only knew how to pull myself apart Als Kai erwachte war es düster. Noch schlaftrunken richtete er sich im Bett auf und sah aus dem Fenster. Der Himmel war grau wie verdreckter Schnee und ließ kaum Licht durch die dicke Wolkendecke. Entsprechend gelaunt zog sich der Phönix an und verschwand im Bad. Die Wohnung war still. Zu still. Bryan schien nicht zu Hause zu sein. Etwas verwundert ging Kai in die Küche, wo er auch schon in Form eines Zettels aufgeklärt wurde: Bin etwas erledigen. Fühl dich ganz wie zu Hause. Mit hochgezogener Augenbraue blickte der Graublauhaarige zu der kleinen, silbernen Wanduhr über der Tür. 8:36 Uhr. Der Falke konnte noch nicht lange weg sein. Seine rubinroten Augen verengten sich etwas. Wie war es möglich, dass er so dermaßen verschlief und dann noch nicht einmal mitbekam, wie einer durch die Wohnung wuselte, sie gar verließ? Kai hatte schon seit je her einen leichten Schlaf gehabt und dann so etwas? Nun, jetzt war es auch schon zu spät. Mit einem unhörbaren Seufzen schweifte sein Blick durch den Raum. Besonderen Hunger verspürte er ja nicht gerade. Er hatte zwar gestern Früh das letzte Mal gegessen, aber das spielte auch keine Rolle. Er öffnete stattdessen einen der Schränke, fischte eine Tasse heraus und füllte diese mit Wasser. Anschließend hinterließ er die Küche genauso unberührt, wie er sie vorgefunden hatte. Mit der ganzen Situation unzufrieden und nicht wissend, was er mit sich anstellen sollte, während er wohl oder übel auf Bryan warten musste, betrat er das Wohnzimmer. Auch hier war der Boden aus Laminat. Es gab einen Türbogen, der die beiden Wohnräume miteinander verband. Kai war durch die zweite Türe, vom Hauseingang aus gesehen, gegangen und sah rechts hinten eine Couchecke mit einem Polstersessel davor. Beides aus dunkelblauem Stoff. Links, an der gegenüberliegenden Wand, stand ein alter Fernseher auf einem niedrigen Schrank, der mit DVD’s gefüllt war. Neben Kai befand sich zu seiner Rechten eine große Palme, welche in einem ebenfalls dunkelblauen Topf auf einem lilafarbenen Teppich stand. Wohl um den Boden vor Feuchtigkeit und Abdrücken zu schützen. Zu seiner Linken befand sich ein großes Bild, dass in dunklen Violett-, Blau- und Rottönen schwarze Umrisse von Tieren zeigte. Genauer die eines Wolfes, der nach oben auf zwei riesige Vögel mit ausgebreiteten Schwingen blickte. Alle Bilder waren vom selben Stil. Der Phönix ging durch den Türbogen in den nächsten Raum und stockte erst einmal. Anders als in den anderen Zimmern waren die Wände hier nicht weiß, sondern bemalt. Aber nicht irgendwie. Die Wände flossen zu einem einzigen Kunstwerk zusammen und zeigten eine Winterlandschaft, die von einem dreiviertel vollem Mond erhellt wurde. Man hatte das Gefühl man würde mitten in der Natur stehen. Der junge Phönix erkannte, dass in dem „Mond“ kleine Spotlights integriert waren, die den Raum etwas erhellten. Das Zimmer war, bis auf ein paar dunkelblaue Sitzkissen in der rechten Ecke, leer. Kai war erstaunt. Der Einrichtungsstil seiner ehemaligen Teamkameraden gefiel ihm ganz gut, aber dieser Raum war schon recht eigen. Er hatte etwas, das musste der junge Halbrusse zugeben. Aber trotzdem. Das konnte doch nicht auf Dauer so bleiben. Wer wohl auf diese Schnapsidee gekommen war? So etwas konnte ja eigentlich nur Tala einfallen, aber... Es war eigentlich absurd. Das hatte ja bestimmt keiner umsonst gemalt. Vielleicht war das ja schon vorher so und die beiden Russen hatten nur noch keine Gelegenheit den Raum zu renovieren? Aber warum zerbrach er sich über so etwas überhaupt den Kopf?! Das konnte ihm ja egal sein! Nachdem Kai das Zimmer verlassen hatte, stand er wieder vor der Gästezimmertür. Hervorragend, ... und was jetzt? Sein Blick huschte zur Seite, auf Talas Tür. Er könnte vielleicht... Nein, das wäre respektlos, schalt er sich. Er hatte es immer abgelehnt sich in anderer Angelegenheiten einzumischen, genauso wie er das selber verabscheute. Und das Betreten fremder Zimmer gehörte genauso dazu, zumal Tala im Krankenhaus lag und Kai sicherlich der letzte Mensch wäre, den er in seinem „Territorium“ haben wollte. Andererseits ..., möglicherweise würde Kai einen Hinweis darauf finden, warum der junge Wolf seinen Kampfgeist über Bord geworfen hatte? Der Phönix schüttelte kurz den Kopf. Es war schon erstaunlich, was sich das Gehirn so zurecht legte, wenn es etwas zu rechtfertigen galt. Lächerlich... und irgendwie erbärmlich... Nichtsdestotrotz drückte er die Klinke herunter und betrat den Raum. All that I’m living for all that I’m dying for all that I can’t ignore alone at night all that I’m wanted for although I wanted more lock the last open door- my ghosts are gaining on me Als Kai das Licht einschaltete, wurde er kurzzeitig geblendet. Spotlights strahlten mit voller Kraft von der Decke. Er drehte den Schalter ein wenig, worauf das Licht gedämpft wurde. Mit unleugbarer Neugierde wanderten die rubinroten Augen durch das Zimmer. Links neben der Tür stand ein hoher Eichenschrank mit einigen Schubläden und einer Türklappe. Rechts stand ein Arbeitstisch mit einem Bürostuhl. Dahinter war ein Bett, etwas kleiner als das im Gästezimmer, mit oranger Bettwäsche, welches längs der Wand stand. Auf der linken Seite gegenüber stand ein flacher Schrank und zur Wand hin eine Staffelei. Kai stutze. Zögerlich näherte er sich dieser. Eine weiße Leinwand war eingespannt und ein Set mit den unterschiedlichsten Farben lag daneben. Kai drehte seinen Kopf zu diesem Schrank. Er war mit rahmenlosen Bildern nur so befüllt und dort wo keine waren, standen ungekennzeichnete Bücher. Um seine Ahnung zu bestätigen, zog er eines der Bilder aus dem Schrank. Die rubinroten Augen weiteten sich vor überraschender Erkenntnis: Tala malte. Alle Gemälde in diesem Apartment stammten von ihm. I believe that dreams are sacred take my darkest fears and play them like a lullaby like a reason why like a play of my obsessions make me understand the lesson so I’ll find myself so I won’t be lost again Er hatte nie gewusst, dass der junge Wolf zeichnen konnte, geschweige denn so leidenschaftlich. Anders waren die Unmengen an Gemälden nicht zu erklären. Die einzige Erklärung war die, dass er erst nach der dritten WM damit begonnen hatte. Dennoch hinterließ diese Entdeckung einen bitteren Nachgeschmack bei Kai... Wenn er es schon als letztes erfuhr, wollte er mehr wissen. Zu diesem Zweck zog er ein Bild nach dem anderen aus dem Schrank. Er hatte Glück und erwischte gleich ein recht altes, vor gut einundeinhalb Jahren entstandenes Exemplar. Es zeigte noch ziemlich genaue Grundzüge eines Wolfes. Mit jedem weiteren Bild wurde die Pinselführung sicherer und die Motive abstrakter. Alle möglichen Tiere und auch Pflanzen schienen nicht vor Tala sicher gewesen zu sein. Er schien alles durch die Bank ausprobiert zu haben. Auf einigen Bildern waren auch mehrere, voneinander unabhängige Motive zu sehen gewesen. Kai wusste noch von früher, dass Tala die Natur sehr schätzte. Es war eigentlich erstaunlich, erkannte der Phönix, dass der freiheitsliebende Junge in einer Stadt wie Moskau leben konnte. Er selber hielt sich lieber in der Natur auf, als in den überfüllten Städten. Etwas, dass er mit Tala gemein hatte. Wirsch schüttelte Kai seinen Kopf, als könnte er die aufkommenden Erinnerungen damit verjagen. Zügig griff er nach dem nächsten Gemälde. Dieses war anders: Es zeigte eine brünette, junge Frau, welche im Längsformat, naturnah abgebildet war. Sie war unbekleidet und ein verführerisches Lächeln zierte ihre Lippen, doch die blauen Augen strahlten eine ungewöhnliche Nüchternheit aus, während sie auf einem Bett lag. Das Bild war ein Wahnsinn! Unten entdeckte der Graublauhaarige einen Schriftzug: Svetlana. War das etwa Talas Freundin? Nun, Ex-Freundin traf es wohl eher. Wahrscheinlich, es war das am nächsten liegende. Kais Pupillen verengten sich: Dieses Weibsbild war zu guter Ende daran Schuld, dass der junge Wolf angeschossen wurde. Sie hatte es nicht verdient Tala auch nur ansehen zu dürfen, geschweige denn zu berühren... Mit einem verächtlichen Blick schob Kai das verurteilte Meisterwerk zurück und nahm sich das Nächste. Er hielt kurz inne: Dieses Bild..., es war dasselbe wie im Wohnzimmer. Es zeigte die nächtliche Winterlandschaft mit dem Mond. Also hatte sich Tala dort ausgetobt... Aber warum so eine dunkle, beinahe bedrückende Atmosphäre? Soweit der Phönix wusste setzten Künstler 90% ihrer Gefühle in ihren Kunstwerken um. Könnte dieses Bild den Anfang aufzeigen, wo der Rothaarige anfing seinen Lebensmut zu verlieren? Ach, war doch alles Quatsch, durchzuckte es Kais Gedanken, wie sollte so ein Landschaftsbild Aufschluss über Talas Innenleben geben?! Absurd. Die nächsten Bilder waren wieder abstrakt, aber mit intensiveren Farben gezeichnet worden. Hätte sich Kai nicht so dagegen gesperrt, hätte er die zunehmend düstere Stimmung, die von den Werken ausging, bemerkt. All that I’m living for all that I’m dying for all that I can’t ignore alone at night all that I’m wanted for although I wanted more lock the last open door- my ghosts are gaining on me Erst als Kai ein bestimmtes Bild erwischte, holte ihn die Realität wieder ein. Es war gänzlich in Rottönen gemalt und zeigte mit schwarzen Umrissen ein Portrait... ihn. Der Grauhaarige hätte das Bild vor lauter Verwirrung fast fallen lassen. Warum? Warum hatte er ihn gezeichnet... und dann auch noch so? Am intensivsten stachen Kais Augen aus dem Bild hervor. Diese rubinroten Augen strahlten eine Kälte aus, die dem Phönix einen Schauer über den Rücken sandte. Sah ihn Tala so? Guess I thought I’d have to change the world to make you see me to be the one I could have run forever but how far would I have come without mourning your love? Vollkommen aufgewühlt schob er das schaurige Bild zurück in den Schrank und schwankte einige Schritte zurück, bis er sich an das Bett stieß und sich darauf fallen ließ. Warum? Warum nur, er verstand das nicht. Und wieso fühlte er sich so fürchterlich, so elend? Es war doch nur ein gottverdammtes Bild von seinem gottverdammten ehemaligen Teamkameraden! So etwas hatte ihm nicht nahe zu gehen! Strikt schloss er seine Augen und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren, als er einem bekannten Duft gewahr wurde. Verwirrt versuchte er diesen zuzuordnen, bis ihm die Lösung in Form eines Namens dargelegt wurde: Tala. Diese Erkenntnis brachte den jungen Phönix wieder aus dem Konzept. Nicht, die Erkenntnis, dass dieses Zimmer wohl oder übel im Laufe der Zeit Talas Geruch übernommen hatte, nein, das schockierende waren die Gefühle die Kai dabei überfluteten: Wärme, Vertrautheit, Zuneigung und nicht zuletzt die Sehnsucht all das wieder zu bekommen. Unweigerlich wurde er mit seiner Vergangenheit konfrontiert, die ihn mit dem Wolf verband. Wie sie sich das erste Mal begegneten, wie Tala nicht mehr von seiner Seite wich, bis Kai ihn nicht mehr ignorierte, nur um ihn anzuschreien, er solle doch abhauen. Und hatte er den rothaarigen Jungen mit den eisblauen Augen so verscheuchen können? Natürlich hatte dieser das zum Anlass genommen den Phönix jetzt erst recht auf den Wecker zu gehen. Mit Erfolg... Irgendwann hatte es der hartnäckige Wolf mit seiner unverschämten und frechen Art geschafft durch Kais Mauer zu dringen und sich in seinem Herzen einzunisten. Ein unverzeihlicher Fehler, wie sich herausgestellt hatte. Der Zwischenfall mit Black Dranzer hatte alles verändert und ihn nach Japan in die direkten Fänge seines Großvaters getrieben, weit weg von Tala. Er hatte mehr unter der Trennung gelitten als es einem Wesen zumutbar gewesen wäre. Er tat das einzige, was ein Mensch in so einer Situation tun konnte: Verdrängen. Als sie sich dann beim Finale der ersten WM gegenüberstanden und der Wolf ihn mit hasserfüllten, kalten Augen anstarrte, zerbrach erneut eine Welt für den jungen Phönix. Ja, Tala hatte triftige Gründe für sein Verhalten gehabt, aber von welchem verletzten Tier kann man rationales Handeln erwarten? Und mehr war Kai nicht gewesen. Das er zu den Blitzkriegboys gegangen war, hatte wohl bekannte Gründe, aber auch einen, von dem keiner etwas wusste: Er wollte sich beweisen, dass er nicht mehr von Tala abhängig war. Und das hatte er auch erreicht. Die einmal so tiefe Freundschaft hatte sich über Schmerz und Hass auf ein kollegiales, unpersöhnliches Verhältnis reduziert. Gewonnen! Ein Sieg auf ganzer Linie... Und erbärmlich und schwachsinnig zugleich. Es war nie wichtig gewesen. Zählte nicht. Null und nichtig. Ohne jede Bedeutung für niemanden. Kai wurde klar, dass er sich nie darüber Gedanken gemacht hatte, wie sich Tala wohl fühlen müsse. Der Rothaarige hatte genauso sehr an ihm gehangen und musste dementsprechend gelitten haben. Kai dachte eigentlich dass der Wolf mit ihrem Verhältnis im Grünen war. War wohl auch so, ansonsten hätte Bryan nicht gesagt, dass Tala ihn mochte und vielleicht er etwas bei ihm erreichen könnte. Nun, Kai hatte erreicht, dass Tala wegen ihm beinahe gestorben wäre. Das ist doch was, hn? Wieso strahlte dieses Portrait dann so viel ... nun, wie konnte man das in Worte fassen? Zum x-ten Mal heute schüttelte Kai seinen Kopf. Diese Gedanken zogen ihn nur herunter. Das brachte nichts und war sinnlos zudem. All that I’m living for all that I’m dying for all that I can’t ignore alone at night all that I’m wanted for although I wanted more lock the last open door- my ghosts are gaining on me Langsam erhob sich der Phönix vom Bett, ordnete die Decke wieder und ging erneut zu dem flachen Schrank. Nur das letzte Bild wollte er sich noch ansehen. Das Geräusch eines Schlüssels an der Apartmenttür ließ ihn kaum, dass seine rubinroten Augen es erfasst hatten, die Leinwand zurück schieben. Ertappt eilte er aus dem Zimmer, schaltete das Licht aus und schloss die Eichentür. Keine Sekunde später betrat der Falke mit zwei Einkaufstüten die Wohnung. Wortlos kam der Graublauhaarige auf ihn zu und öffnete ihm die Küchentür. Mit einem dankbaren Lächeln begrüßte er Kai, doch dieser war mit seinen Gedanken immer noch bei dem letzten Bild, auf dessen schwarzem Hintergrund mit roter Schrift geschrieben gestanden hatte: Dalschna lubov dla tebya pritcheneat mne bol? (should it hurt to love you? Dolschen ya tak chuwstwowat? should I feel like I do? Dolschen ya sakrit pasledneyu otkritayu dwer- should I lock the last open door- Moi duchi strematsa sa mnoi my ghosts are gaining on me) ____________________________________________________________________________________________________________________ Es war mir wichtig, die Wohnung so detailiert zu beschreiben. Ich denke es wird sich noch viel dort zutragen. Was die letzte Liedstrophe betrifft: Meine beste Freundin spricht zu Hause zwar russisch und kann es lesen, war sich bei dieser Übersetzung aber gar nicht sicher. Also bitte nicht böse sein deswegen^^°. Verbesserungsvorschläge nehme ich gerne an. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen^^! Bye Minerva Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)