Good Enough von Minerva_Noctua (TaKa/YuKa) ================================================================================ Kapitel 5: Imaginary -------------------- KAPITEL 5: IMAGINARY Hallo! Nach einem geschlagenen Jahr geht es endlich weiter^^°. Das nächste wird schneller kommen. Erstmal ein riesiges Danke an meine Kommischreiber: Ohne euch wäre das Kapitel immernoch nicht fertig! Vielen, vielen Dank! Ich hoffe das Kapitel findet gefallen. Es ist eigentlich zum Schluss hin ganz anders geworden als geplant, aber ich denke diese Wendung könnte interessant werden^^° Nu' aber genug des Vorworts. Endlich geht es los! Enjoy reading! I linger in the doorway of alarm clock screaming monsters calling my name Let me stay where the wind will whisper to me where the raindrops as they’re falling tell a story Es war die Hölle. Erst hatte er kein Auge zugemacht und lief wie ein Zombie durch die Gegend, dann hatte er auch noch feststellen dürfen, dass sich Tala im Hungerstreik befand und auch beim vierzigsten Anklopfen nicht kooperativer geworden war. „Geh weg! Ich will nichts.“, waren seine Worte gewesen. Es hätte ihm egal sein können, doch die Tatsache, dass Bryan nicht sonderlich erfreut über diesen Umstand sein dürfte, wenn er nach Hause kommen würde, behagte Kai dann doch nicht so sehr. Schließlich trank der Wolf ja noch nicht einmal! Nun, eigentlich hätte es auch seine Vorteile, wenn Bryan sauer auf ihn wäre. Dann könnte der Phönix womöglich endlich von hier weg. Andererseits meldete sich bei dem Gedanken immer so eine nervige, penetrante, kleine Stimme in ihm, welche ihn daran erinnerte, dass sein Gewissen auch nach ungezählten Verfluchungen und Beschimpfungen noch nicht verschwunden war. Also blieb er und klopfte eine halbe Stunde später wieder an. Diesmal kam keine Reaktion von drinnen. Langsam aber sicher wanderte eine mächtige Wut von Kais Magen ausgehend nach oben und bildete einen schweren Kloß im Hals. „Tala!!“, brüllte er die Tür vor sich an, ballte die Hände zu Fäusten und versuchte sich zusammenzureißen. „Ich gehe einkaufen.“ Ja, das war wirklich eine Tatsache. Allerdings war es eigentlich nicht die Information, die Kai Tala mitteilen wollte. Eigentlich wollte er ihm drohen und ihn zwingen etwas zu sich zu nehmen und wenn er ihn dafür eigenhändig in die Küche zerren müsste. Tja, daraus war jetzt nichts geworden. Warum? Das wusste der Blaugrauhaarige auch nicht wirklich zu beantworten. Könnte etwas mit einer gewissen Beißhemmung zu tun haben. Wie die Welpensperre bei einem Hund. Schließlich war Tala momentan nicht ernstzunehmender als so ein hilfloses, kleines Hundebaby... //Okay//, rief sich Kai wieder zur Ordnung und begann sich anzuziehen. Mit einem bedrückenden Gefühl in der Brust ließ er die schwere Tür zufallen, sperrte ab und Tala aus... In my field of paper flowers and candy clouds of lullaby I lie inside myself for hours and watch my purple sky fly over me Als Kai fast drei Stunden später mit einer halbzerrissenen Einkaufstüte im Arm wiederkam, hatte seine miserable Laune einen neuen Rekord aufgestellt. Erst stand er eine halbe Ewigkeit an der Kasse an, umgeben von schimpfenden, stinkenden Menschenmassen, dann war ihm der Bus – welcher viel zu früh dran gewesen war – direkt vor der Nase davongefahren und zu guter Letzt war ihm auch noch die Tüte gerissen und hatte ihren Inhalt auf der nassen Straße verteilt. Genug der Vorfälle für den Phönix zu kochen vor Wut und Unmut. Er hatte die Nase gestrichen voll! Mit schwarzer Miene und etwas zu kraftvollen Bewegungen stieß er die Küchentüre auf und entlud seine mitgenommenen Einkäufe auf dem Tisch. Ebenso angespannt begann er, noch in voller Montur, alles einzuräumen beziehungsweise abzuspülen, um den Dreck der Straße zu entfernen. Er hätte genauso gut fluchen können, doch so viel Selbstbeherrschung brachte er gerade noch auf. //Was tue ich hier eigentlich?// Unaufhaltsam schob sich der Gedanke in den Vordergrund und wurde zunehmend aufdringlicher, bis er das Format eines Plakats angenommen hatte und jegliche Erklärungen überdeckte. Kai hielt inne. Gleichzeitig nahm diese Frage ein ironisches Flair an, dass es dem Halbrussen schon vorkam als würde er verspottet. Wütend ballte er die Fäuste, räumte den Rest ein und ging zurück in den Flur, um sich seiner heißen Klamotten endlich zu entledigen. Aufseufzend hängte er schlussendlich auch seinen Schal auf und blieb erst einmal ein paar Sekunden regungslos stehen. Langsam entwich die Hitze von seinem Körper und kühlte etwas ab. Vollkommene Stille umgab Kai in dieser fremden Wohnung, kroch unaufhaltsam in seine Glieder. Plötzlich erschauderte er und ging zurück in die Küche. Dort angekommen, sah er auf sauberes und gepflegtes Mobiliar und Kai wurde klar, dass er da nichts mehr zu tun hatte. Kurz unschlüssig schüttelte er seinen Kopf und ging ins Wohnzimmer. Erschöpft und genervt von allem ließ er sich auf die Couch fallen und schaltete den Fernseher ein. Nach ungefähr fünf Minuten des durch die Kanäle schaltens, stieg ein übergroßer Unmut in ihm auf und er machte den Fernseher wieder aus. Sauer stand er wieder auf und hätte sich am liebsten gegen die nächstbeste Wand geschmissen. Diese innere Unruhe und diese Stille machten ihn ganz kirre. Nicht wissend was er sonst tun sollte als sich irgendwohin zu schmeißen oder lauthals schreiend durch das Apartment und dann raus zu rennen, ging er wieder zu Talas Zimmertür anklopfen. Nichts... Er versuchte es noch mal, nun etwas lauter... Kein Ton. Nun gut: „Tala, verflucht noch mal! Wenn du nicht innerhalb von drei Sekunden etwas von dir gibst oder etwas tust, dann trete ich die Tür ein! Das schwöre ich dir!“ „Es ist offen“, ertönte eine leise Stimme von innen. Kai stutze. Etwas peinlich berührt, ob seiner mangelnden Selbstbeherrschung, öffnete er die Tür. Es war stockfinster und er musste zunächst das Licht einschalten, welches ebenfalls auf sehr niedrig gedreht war. Doch er beließ es so und schweifte mit seinem Blick durch den Raum. Tala lag in seinem Bett vergraben auf dem Bauch, seinen Kopf fortgewand auf den verschränkten Armen ruhend. „Du warst schon einmal hier.“ „Was?“ „Du hast meine Bilder angesehen. Das Schwarze stand falsch im Schrank.“ Er meinte das Schwarze mit der roten russischen Schrift. Verdammt, da konnte sich Kai kaum herausreden. Er hätte besser aufpassen müssen! Doch was sollte er sagen? Sich entschuldigen? Wohl kaum. Natürlich durchwühlte man nicht einfach anderer Leute Zimmer. Er selbst hätte jeden erbarmungslos zur Rechenschaft gezogen auch wenn er nur seine Zimmertür ohne Erlaubnis geöffnet hätte. Normalerweise war mit dem Wolf bei solcherlei auch nie zu spaßen gewesen. Nach der Abtei hat jeder von ihnen sehr auf seine Privatsphäre geachtet und sie bis zum Letzten verteidigt. Aber nun klang Talas Stimme so monoton und gleichgültig. Allein diese Reaktion ließ Kai wieder in vollem Umfang bewusst werden, wie hoffnungslos Tala seine Situation sah. So zerstören konnte ihn noch nicht einmal die Abtei. Was war nur passiert, dass er so kaputt gegangen war? Kai schüttelte kurz den Kopf. Eine neuerliche Unart. Eigentlich war er nun dran irgendetwas auf Talas Anschuldigung zu erwidern. Er blieb sprachlos. „Es ist jetzt ja auch egal.“ Allmählich begann sich der Rothaarige zu regen. Er drehte sich auf die Seite, positionierte seinen Kopf so, dass Kai in seine trüben Augen sehen konnte. Dieser fror innerlich regelrecht bei diesem Anblick. „Du solltest etwas Essen. Komm dann in die Küche, damit du hier nicht völlig eingehst.“ Kais Stimme klang kalt und gleichgültig, doch die rubinroten Augen verrieten einen Sekundenbruchteil seine wahren Emotionen. Don’t say I’m out of touch with this rampant chaos – your reality I know well what lies beyond my sleeping refuge the nightmare I built my own world to escape Kai war klar, dass er als er sich umdrehte und Talas Zimmer verließ, geflohen war. So sehr es ihn nun wurmte, er konnte jetzt auch nichts mehr daran ändern. Wenn er sich nicht bald zusammenriss, würde er noch in Selbsthass verfallen, falls es dafür nicht schon längst zu spät war. Wütend machte er sich daran einen russischen Brei aus verschiedenen Getreidesorten zu kochen. Nicht gerade fünf Sterne, aber nahrhaft und sättigend. Als er fertig war, atmete Kai tief aus, seine Anspannung so mindernd. Regungslos starrte er auf die Schüsseln mit Brei, atmete einfach nur tief ein und aus. Ruhig geworden drückte er die Küchentür auf, trat auf den Flur. Im gleichen Augenblick drangen die Stimmen an sein Ohr. Der Fernseher im Wohnzimmer schien zu laufen. //Tala.// Verwundert schlich Kai zum Wohnzimmer. Die Tür stand offen und er erkannte Tala auf dem blauen Sofa liegen. Er starrte mit nichtssehenden, trüben Augen auf den Flimmerkasten, wo gerade die Nachrichten liefen. Der Graublauhaarige hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Dieser Anblick ging ihm durch Mark und Bein, obgleich er das nicht wollte. Es machte ihn fertig, den einst so willensstarken und stolzen Russen so zerstört und abgewrackt zu sehen. Den Kloß in seinem Hals ignorierend trat er in das Zimmer: „In der Küche steht etwas zu Essen...“ Mehr war er nicht im Stande herauszubringen. „Schön“, kam es monoton über Talas Lippen, ansonsten nichts bewegend. In den Nachrichten wurden nun gesellschaftliche Meldungen gezeigt. Milliardäre, die auf schicke Bälle gingen. Und eine Demonstration, bei der Homosexuelle mal wieder Gleichberechtigung in Russland verlangten. Dieser Aufstand wurde auch mal wieder blutig niedergeschlagen. Das war Russland. Das war Moskau. Der Halbrusse kam nicht umhin bei dieser Meldung sein Gesicht zu verziehen. Er merkte nicht, wie Talas Blick auf ihm ruhte. „Was hältst du von solchen Demonstrationen?“, wollte der Blauäugige unvermittelt wissen. „Was soll ich davon halten?“ Kai sah sich von der plötzlichen Frage aus dem Konzept gebracht. „Haben diese Menschen ihre Rechte verdient?“ Seine Stimme klang wie gehabt mutlos und brüchig, leise. Verwirrt schlug der Phönix die Augen nieder, antwortete dennoch: „Sie haben es zumindest nicht verdient abgeschlachtet zu werden.“ Kai war alles egal, was in diesem verseuchten, kaputten Land geschah. Er hasste Russland und er hatte es schon vor langer Zeit abgehackt. Tala beobachtete jeden Ausdruck in den rubinfarbenen Augen. Er erkannte die tiefe Abneigung in ihnen. Er fühlte diese unbändige Leere plötzlich wieder in ihm aufsteigen. Sie schien ihn zu verschlucken. Von innen aufzufressen. Als würde er ersticken jappte der Rothaarige schmerzvoll nach Luft, ungewollt die Aufmerksamkeit des Halbrussen auf sich ziehend. Dieser erschrak, als er Tala nach Luft röchelnd und qualvoll geweiteten Pupillen sah. Nicht wissend, was er tun sollte, blieb er ohnmächtig einfach an Ort und Stelle stehen, die aufgerissenen Augen auf dem Anderen verweilend. Innerlich mit der Realität ringend, schrie es konfus in ihm: Tu doch endlich etwas! Irgendetwas! Hilf ihm doch! Steh nicht einfach so herum! Willst du ihn vor deinen Augen sterben lassen? Wie in einem Traum stürmte Kai aus dem Raum, packte seine Jacke und die Nächstbeste daneben, stürmte wieder ins Wohnzimmer, packte Tala am Arm und zog ihn aus der Wohnung die Treppen hinunter und auf die Straße, wo dieser auch vollkommen verstört und atemlos auf die Knie fiel. Es war ein Wunder, dass er nicht schon vorher zusammengebrochen war. Nicht realisierend was geschehen war, kämpfte der Blauäugige mit der Ohnmacht und dem Sauerstoffmangel. Schmerz von der abrupten Bewegung und der heilenden Wunde brannte sich durch seine Glieder. Heftig atmend, presste Tala seine Augen fest zusammen, doch die frische Herbstluft strömte in seine Lungen und ließ den Schmerz und die Ohnmacht langsam versiegen. Allmählich bekam der Wolf wieder Luft. Als sich seine Augen zaghaft einen Spalt breit öffneten, realisierte er, dass er nach vorne gebeugt auf der Straße kniete, die Hände auf ihr abgestützt, den Kopf gesenkt haltend und auf das schmutzige Grau starrend. Nur geisterhaft nahm er wahr, dass ihn etwas an Schultern und Rücken streifte. Das dröhnen in seinen Ohren ignorierend blickte er zur Seite und erkannte seine Jacke, welche über ihn gebreitet lag. Noch etwas wirr im Hirn sah er nach vorne und auf einmal waren seine Gedanken wieder klarer. Kai stand vor ihm. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick losrennen. Er atmete nur stoßweise und die roten Augen waren panisch geweitet und gaben so erschreckend viele Emotionen preis, dass der Russe sie gar nicht mehr einzuordnen wusste, beziehungsweise es konnte. Langsam regulierte sich Kais Puls wieder und er schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete begegnete er Talas eisblauen Augen, die ihn mit einer Mischung aus Verwirrung, Verwunderung und Melancholie anstarrten. Er wusste ja selbst nicht, was er tat oder warum. Woher in drei Gottes Namen sollte er denn auch wissen, was er tun sollte? Mit dieser Situation kam er einfach nicht zurecht. Er konnte es nicht ertragen Tala so zu sehen. Er konnte es nicht ertragen so hilflos zu sein. Und er konnte es weder ertragen noch verstehen, dass der Wolf ihm noch zu wichtig war, um die Angst vor dessen Tod abschütteln zu können, einfach sagen zu können: Wenn du nicht mehr leben willst, dann ist das okay für mich. Das ist deine Entscheidung. Tiefe Verzweiflung erfasste den Graublauhaarigen und fegte jeden nüchternen Gedanken von dannen. Er begann zu zittern, sich zusammenreißend nicht völlig die Contenance zu verlieren und auf die Knie zu sinken, ging er stattdessen nicht wirklich sehend auf den Rothaarigen zu, zog ihn auf die wackligen Beine und zerrte ihn mit sich durch die leeren Straßen, ihn dabei am linken Arm festhaltend. Überfordert und von einer Kreislaufschwäche geplagt, ließ Tala es einfach geschehen. Das Tempo war langsam, so dass er gut hinterher stolpern konnte, dennoch wäre er zusammengebrochen, hätte der Phönix ihn nicht mitgezogen. Talas Gedanken rasten. Wozu und warum tat der Rotäugige das? Wohin wollte er? Und wieso versetzte es ihm einen ungemeinen Adrenalinschub, hier von Kai irgendwohin geschleift zu werden? Als wolle das Leben in seine tote Seele drängen, ganz so, als wären diese zerschmetternden Gefühle, die Erkenntnis des Sinnlosen nie existent gewesen. Erneut zog sich alles in Tala zusammen und er befreite sich aus Kais Griff. Sie standen auf irgendeiner verlassenen, kleinen Straße zwischen heruntergekommenen Gebäuden. Der Graublauhaarige drehte sich um und blickte in die aufgewühlten Augen des Russen. „Was soll das?“, fauchte Tala atemlos, seine Verzweiflung nicht verbergen könnend. Kai sah ihn einfach nur an. Ausdruckslos. Auf einmal spürte er wie es anfing zu tropfen. Eine gefühlte Ewigkeit blickten sie sich gegenseitig an, bis es richtig begann zu schütten. Die Nässe drang augenblicklich bis auf die Haut und ließ ihre Haare schwer herunterhängen. Dennoch rührten sie sich nicht. Es gab keinen Gedanken, den sie fassen konnten. Sie sahen nur die Augen ihres Gegenübers, hörten es auf den Boden peitschen und spürten die Nässe. In my field of paper flowers and candy clouds of lullaby I lie inside myself for hours and watch my purple sky fly over me Verständnislosigkeit kristallisierte sich in den eisblauen Augen heraus und blickten tief in die Rubinroten, in denen sich Verwirrung zu zeigen begann. Tala begriff Kai einfach nicht und scheinbar tat dieser das auch nicht. Dieser jedoch versuchte fieberhaft die verlorene Selbstbeherrschung und Rationalität zurück zu gewinnen. Ein hoffnungsloses Unterfangen. So etwas war Kai noch nie passiert. Selbstverachtung mischte sich in die Rubine. Tala schloss die Augen. Er fühlte intensiv, wie die Regentropfen auf sein Gesicht niederprasselten. Eine Erinnerung schlich sich urplötzlich in seine Gedanken. Nahm immer mehr Gestalt an. Eine Antwort. Er stand gerade vor seinem Gegner. Die unbarmherzigen Augen bohrten sich kalt in seine. Ohne Vorwarnung griff Tala an. So schnell konnte er gar nicht reagieren schon spürte er einen bösen Schlag gegen seine Brust, der ihm jeglichen Sauerstoff aus den Lungen presste. Dennoch gelang es ihm im selben Moment seinen Gegner mit einem gezielten Hieb an die Halsschlagader K.O. zu setzen. Ja, sie hatten in der Abtei auch Kampftraining gehabt und nicht selten kam jemand dabei um. Der Blauäugige hatte jedoch immer Wert darauf gelegt niemanden tödlich zu verletzen, was bisher auch noch nicht der Fall gewesen war. Tala hatte nach dem Kampf das Gefühl zu ersticken. Gerde so schaffte er es nach Beendigung aus der Sichtweiter der „Trainer“ – passender wäre Folterer - bevor er keuchend zusammenbrach. Der Druck in seinen Lungen schien sie zerreißen zu wollen. Nur mit Mühe und Not konnte er die Tränen im Zaum halten. Auf einmal spürte er eine sanfte Berührung an der Schulter. Er musste nicht aufsehen um zu wissen, wer hinter ihm stand und diese Tatsache zauberte, trotzt der Schmerzen ein Lächeln auf seine Lippen. „Komm.“ Kais Stimme klang fordernd, was ihn aber noch mehr überraschte, war, dass er ihn hochzog – wobei Tala der Atem wegblieb, so brannte das – und ihn an der Hand fassend mit sich zog. Der Blaugrauhaarige zerrte ihn nach draußen in den leeren Hof, wo er dann auch aufkeuchend niedersank. Kai hockte sich vor ihn und legte eine Hand fürsorglich auf Talas Schulter. Dieser sog die kalte Abendluft in seine Lungen und langsam aber allmählich klang der Schmerz ab, wurde erträglicher. Fragend blickte er auf und begegnete den rubinfarbenen Augen des Phönix, welche in der Dunkelheit mysteriös funkelten. „Frische Luft und ein Tapetenwechsel können manchmal Wunder bewirken.“, erklärte Kai leise und lächelte ihn liebevoll an. Manchmal verwunderte der Jüngere ihn, obwohl sie sich inzwischen auswendig kannten. Wie kam der Kleine auch immer auf solche Ideen? Aber Recht hatte er, das musste Tala zugeben. Er fühlte sich besser. „Danke.“, lächelte er dem Rotäugigen zu und richtete sich wieder auf. Anders als erwartet stach es plötzlich wieder in seiner Brust und er wäre gestürzt, hätte der Andere ihn nicht aufgefangen. Keuchend lehnte der Rothaarige an seinem Freund, bevor er die Kraft dazu aufbrachte sich zu lösen. Doch sein Versuch wurde im Keim erstickt, da ihn Kai weiterhin festhielt, seine Arme vorsichtig um den zerbrechlichen Körper schlingend. Es war eine fürchterliche, grausame Zeit gewesen. Nichtsdestotrotz überstrahlten solche süßen Momente all das Leid wie ein Sonnenstrahl in der ewigen Finsternis. Müde öffnete er seine Augen wieder, blickte gen Himmel und breitete die Arme aus. Ein undeutbares Lächeln umspielte seine Lippen, als er leise flüsterte: „Der Himmel weint. Er beweint unser Schicksal. Sag mir, Kai, wie konnte es nur soweit kommen?“ Panische Angst. Grauenvolle, unerbittliche Angst erfüllte den Grauhaarigen, als er den Worten lauschte. Doch er schwieg. Bitter lächelnd drehte sich der Wolf um und ging den Weg schwerfällig zurück. Swallowed up in the sound of my screaming cannot cease for the fear of silent nights oh how I long for the deep sleep dreaming the Goddess of imaginary light Nach einer Weile löste sich Kai aus seiner Starre und lief hinter Tala her. Warum? Das wusste er schon lange nicht mehr. Hatte es denn überhaupt noch einen Sinn darüber nachzudenken? Er tat es einfach. Aus einem unerklärlichen Impuls heraus, der seine zitternden Glieder zur Bewegung antrieb. Und wenn er Tala eingeholt hatte? Was war dann? Sollte er mit ihm zurück zur Wohnung gehen, als ob nie etwas passiert wäre? Was war eigentlich geschehen? Seine Gedanken kamen zu einem jähen Ende, als er den Rothaarigen eingeholt hatte. Noch bevor er zu Atem kam, drehte sich der Rothaarige um und blickte ihn mit toten Augen an. „Tala, ...“, wollte Kai anfangen, doch er wurde durch Talas entgleiste Gesichtszüge unterbrochen und blickte in dieselbe Richtung wie der Russe. Er erkannte auf der anderen Straßenseite eine junge Frau aus einem Gebäude treten, die er schon einmal irgendwo gesehen gemeint zu haben. „Tala...“ In den blaugrauen Augen stand eine seltsame Mischung aus Mitgefühl und Angst geschrieben. Bei dem Klang ihres Namens ging es Kai siedendheiß durch Mark und Bein. „Svet ... Svetlana?“ ____________________________________________________________________________________________________________________ Das Kapitel ist hoffentlich nicht zu pathetisch geworden, das wollte ich nicht. Bei Rechtschreibfehlern muss ich mich entschuldigen. Ich war so froh das Kapi fertig zu haben, dass ich es nicht mehr durchgelesen habe^^°. Falls es jemandem gefällt oder auch nicht, würde ich mich sehr über Kommentare freuen^^! 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