So weit weg von Schreibfee_86 (....und doch so nah) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5. --------------------- Yukari hatte das Zimmer verlassen als die Ärzte eintraten. „Frau Kanzaki, wie geht es ihnen?“ fragte einer der Ärzte. „Es geht, danke!“ entgegnete Hitomi. „Frau Kanzaki wir haben Komplikationen festgestellt. Wir müssen operieren, wenn die Geburt überstanden ist.“ Meinte der Arzt. Hitomi sah ihm trotzig entgegen. „Nichts wird operiert werden. Dieses Kind ist vollkommen in Ordnung so wie es ist.“ Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Resigniert blickten die Ärzte sie an. „Es ist natürlich ihre Entscheidung, aber ich werde ihnen noch eine Psychologin schicken.“ Sagte der Arzt. „ich brauche keine Psychologin, mir und dem Baby geht es gut.“ Sagte sie entschlossen. Ohne ein weiteres Wort verließen die Ärzte das Zimmer. Yukari schob sich durch die Tür und ging auf ihre Freundin zu. „Was wirst du nun tun?“ fragte sie leise. „Nichts!“ entgegnete Hitomi. „Das Baby braucht ruhe, bevor es nicht auf der Welt ist, werde ich gar nichts tun.“ Meinte sie abwesend. Ihre Gedanken waren längst wieder bei Van. Yukari nickte ihr zu. Weitere Wochen waren vergangen und die Geburt stand bevor. Es würde nicht mehr lange dauern und der kleine Krümel würde das Licht der Welt erblicken. Sanft strich Hitomi über ihren Bauch. Wieder war sie am Meer. Immer wieder zog es sie an diesen Ort der Ruhe. Und auch Ryan hatte ihr in den letzten Wochen Gesellschaft geleistet und auf sie acht gegeben. Es war eine tiefe Freundschaft zwischen den Beiden entstanden. Doch heute war er eigenartig. Er war still und tiefe furchen Prägten seine Stirn. Hitomi trat auf ihn zu. „Was ist los?“ fragte sie ihn. Und strich über seine Schulter. „Es war ein wunderschöner Tag, so wie heute. Wir hatten viel Spaß, wollten einen Ausflug machen. Wir waren schon einige Stunden mit dem Rad unterwegs. Lilly, meine Tochter war auf der Straße stehen geblieben. Sie wollte einen Käfer aufnehmen und ihn in die Blumen setzen. Der Lastwagen hatte sie nicht gesehen. Es ging alles so wahnsinnig schnell. Meine Frau wollte sie noch retten. Doch es war zu spät. Sie war auf der Stelle tot. Das war vor zwei Jahren. Genau heute.“ Erzählte er mühsam. Hitomi sah ihn schockiert an, sie wusste nicht was sie sagen sollte. Sie blickte in die dunkelbraunen Augen, so viel Schmerz lag darin. Liebevoll umarmte sie ihn. Er erwiderte ihre Umarmung und drückte sie sanft an sich. Eine ganze Weile standen sie da. Eng umschlungen. Ja, sie halfen sich gegenseitig, spendeten Trost, waren für einander da. Doch was die Beiden füreinander empfanden war nicht mit dem zu vergleichen, was Hitomi für Van empfand. Nein, niemals würde sie sich so sehr in einen anderen Menschen verlieben können, wie in ihren König aus Fanelia. Er hatte sich seinen Platz in ihrem Herzen erkämpft und würde ihn auch nicht mehr freigeben. Und seit dem Tag an dem er ihr die Feder gesandt hatte, glaubte sie wieder an die Liebe zu ihm. Sie würde, sie könnte ihn nicht vergessen. Niemals. Seit diesem Tag waren ihren Gedanken oft bei dem jungen König und doch hatte sie noch nicht den Mut ihn in ihren Traum eindringen zu lassen. Immer wieder sah sie die Bilder vor ihrem inneren Auge, die mit der Feder erschienen waren. Was war das nur für eine Frau, diese Kaoki? Wo kam sie her? War sie es, die in dem Kirschholzsarg lag? Hitomi hatte diese auffällige Frau nicht sehen können. Und nun, nun erzählte ihr bester Freund ihr sein Leid, seinen Schmerz. So oft waren sie nun schon zusammen am Strand gewesen, Sachen für das Baby einkaufen und nie hatte sie etwas bemerkt. Er hatte sich erstaunlich gut unter Kontrolle, nichts von seinem Schmerz ließ er nach außen dringen. Hitomi löste sich leicht von ihm. „Was ist mit deiner Frau?“ fragte sie leise und sah in die braunen Augen. „Sie hat mich verlassen, sie hat diesen Verlust nicht verkraftet. Unsere Beziehung hat diesen Verlust nicht verkraftet. Sie hat mir die Schuld an Lillys tot gegeben.“ Sagte Ryan stockend. Dann setzte er sich in den Sand und blickte auf das Meer hinaus. „Sie fehlen mir so sehr!“ fügte er unter einem unterdrücktem Schluchzen hinzu. Hitomi setzte sich neben ihn und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Aber ich werde meine gerechte Strafe erhalten und das schon sehr bald.“ Flüsterte er heiser. „Wie meinst du das? Du kannst doch nichts dafür, was geschehen ist. Es war ein furchtbarer Unfall.“ Sagte Hitomi leise. „Ich werde sterben, Hitomi.“ Sagte er gefasst und sah in ihre grünen Augen. Entsetzte blickte Hitomi ihn an. Sie spürte einen dicken Kloß in ihrem Hals. Sie war unfähig irgendetwas zu sagen. „Ich bin sehr krank. Die Ärzte können nichts mehr tun.“ Fügte er erklärend hinzu. „Und deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich dich habe kennen lernen dürfen, Hitomi Kanzaki. Du wirst dein Glück finden. Dein König wird schon noch kommen.“ Sagte er lachend und stand auf. Er zog Hitomi mit sich hoch und sah in ihre schockierten Augen. „Sieh mich nicht so an, es ist in Ordnung, ich weiß es schon sehr lange. Ich bin bereit.“ Sagte er und strich ihr sanft über die Wange. „Nein, du darfst nicht sterben.“ Brachte Hitomi mühsam hervor. „Hitomi.“ Sagte er eindringlich „Es ist vollkommen in Ordnung.“ Tränen füllten ihre Augen und sie warf sich an seine Schulter. Vollkommen aufgelöst weinte sie. Warum geschieht das nur alles? Dann bin ich wieder allein. Dachte sie verzweifelt. „Du wirst nie allein sein!“ hörte sie Vans stimme, die Sanft zu ihr sprach. Sie löste sich von Ryan und sah in die freundlichen braunen Augen. „Ich muss mit ihm sprechen. Bevor irgendetwas geschieht, was ich nicht mehr ändern kann.“ Sagte sie traurig. Ryan nickte ihr zu. Wenigstens einem brachte seine Krankheit etwas. Endlich hat sie den Mut, mit ihrem Liebsten zu sprechen, dachte Ryan und kleines lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Doch auch er würde seine Frau aufsuchen und mit ihr sprechen. Er musste sich verabschieden, sich für das Leid, das er ihr zugefügt hatte zu entschuldigen. Hitomi war in ihrer Wohnung angekommen, sie atmete tief durch und setzte sich auf ihre Couch. Immer noch konnte sie nicht glauben Ryan zu verlieren, er war doch so ein wundervoller Mensch. Sanft schüttelte sie ihren Kopf und versuchte sich auf Van zu konzentrieren. Langsam schloss sie die Augen und atmete gleichmäßig. Als sie ihre Augen öffnete befand sie sich wieder auf der Sonnendurchfluteten Wiese, Vögel zwitscherten eine liebevolle Melodie. Sie hockte in dem hohen Gras und zupfte an einer der wilden Blumen. Hitomi blickte über ihre Schulter zurück. Da stand er. Der Mann den sie nie würde vergessen können. Er trug eine helle Hose und ein schwarzes Hemd, darüber hing der Umhang, der vor seiner Brust mit einer großen Schnalle verschlossen war, das Emblem Fanelias blitzte in der Sonne auf. „Van!“ hauchte sie ihm entgegen. Langsam kam der König von Fanelia näher und blieb neben ihr stehen. Er sackte neben ihr auf die Knie. „Ich dachte, … ich dachte, du… du würdest nie wieder kommen.“ Flüsterte er und sah auf das Gras hinab. Hitomi suchte seinen Blick, doch er sah starr auf den grünen Halm in seiner Hand hinab. „Ehrlich gesagt, wollte ich dich auch nie wieder sehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)