Der Baum am Meer von MuadDib (Gedanken eines Blinden) ================================================================================ Kapitel 3: Der Baum am Meer --------------------------- Laut lachend liefen wir mitten in der Nacht die Straßen von Saintes Maries’s entlang, unsere Kleider klebten uns am Leib, und wird hinterließen beide eine nasse Spur aus Wasser, vom Strand bis hin zu unserer Unterkunft. Als wir unser Zimmer erreichten, erlaubte ich mir den Spaß, und nahm Oscar hoch auf die Arme während ich mit meinem Fuß die Tür aufstieß, und trug sie über die Türschwelle. Jedoch hatte ich die breite der Tür nicht abgeschätzt und als ich einen schritt nach vorn machte prallte Oscar’s Kopf gegen den Türrahmen, genau wie ihre Füße. „Au! André!“, hörte ich sie jammern, ich sah sie an – sie sah mich an, und beide mussten wir gleichzeitig anfangen zu Lachen. Ich versuchte es noch mal, und schaffte es tatsächlich sie hinüber zu heben. Ich setzte sie ein paar Schritte weiter wieder ab und ging zur Tür zurück um diese zu schließen. „Das hat weh getan André“, gab sie mir zu verstehen. „Es tut mir leid. Das wollte ich nicht.“, ich ging zurück zu ihr und zog sie in meine Arme. „André?“, es war eine ganze weile still gewesen. „Hm?“ „Ich liebe dich.“, es war etwas unerwartet. „Ich liebe dich auch, Oscar.“ Sie lächelte wieder. Manchmal hatte ich das Gefühl sie wusste Etwas was ich nicht wusste. Aber so war sie eben. Immer eine Spur geheimnisvoll. Ich löste die Umarmung wieder und ging an eine Kleine Kommode wo Handtücher lagen und gab ihr eines davon. Sie nahm es und setzte sich auf die Bettkante. Ich hörte ein leises schnaufen, und als ich mich umdrehte musste ich unweigerlich schmunzeln. War sie doch tatsächlich einfach eingeschlafen. Nachdem ich mir meine nassen Sachen ausgezogen hatte und ein frischen Hemd über streifte, ging ich leise zu ihr, zog die Decke bei Seite und schob ihre Beine darunter um sie dann wieder zuzudecken. Ich selbst legte mich auf die andere Seite des Bettes, und Oscar musste durch die Erschütterungen die ich verursachte, kurz wach geworden sein, denn sie drehte sich zu mir und legte ihren Kopf auf meine Brust. Sie murmelte etwas aber ich konnte es nicht verstehen, legte eine Hand auf ihren Haarschopf und spielte verträumt mit einer ihrer goldenen Locken. Ich wurde durch einen kalten Windzug geweckt und sah das daß Fenster auf war. Ich überlegte ob ich es am Abend aufgemacht hatte, aber dem war nicht so, da war ich mir sicher. Also musste Oscar schon wach sein und es aufgemacht haben. Aber ich wollte noch gar nicht aufstehen. Ich bin nun mal ein Langschläfer. Also drehte ich mich um, zog die Decke dicht unter die Nase und wollte weiterhalfen als mich ein nasser Lappen traf. Etwas angewidert, zog ich ihn mir mit einer Hand aus meinem Gesicht und sah Oscar in der Tür zum anderen Raum stehen. „Steh endlich auf. Wir haben fast mittag.“, sagte sie etwas zornig, lächelte aber dabei. „Ich bin doch wach...“, murmelte ich unter der Decke hervor. Darauf folgte das Oscar an das Fußende trat und mir versuchte die Decke weg zu ziehen aber ich hielt sie eisern fest und wir beide lieferten uns einen kleinen Kampf. „Las los und steh auf!“, rief sie lachend. „Nein!“, gab ich lachend zurück, und lies etwas nach um dann mit einem kräftigen ruck die Decke endlich mein nennen durfte. Aber nicht nur die Decke war mir, sondern auch Oscar die durch den kräftigen zog das Gleichgewicht verlor und schließlich mit auf mir landete. Erschrocken sah sie mich an und wollte wieder aufstehen, scheinbar war es ihr unangenehm, doch ich hielt sie an den Händen fest. Oscar jedoch befreite sich und stand schnell auf. Es zerbrach mir fast das Herz, wieso sie nun wieder so abweisend war. Schließlich stand ich doch auf und zog mir meine Hose an, trat dann neben sie an das geöffnete Fenster. „Wollen wir Heute schwimmen gehen?“, fragte ich sie nach einer weile. „Hat dir gestern Abend nicht gereicht?“, sie legte den Kopf auf die Seite und musterte mich grinsend. „Hör auf. Du hast mich ja auch geschubst.“ „Nein habe ich nicht. Du bist gestolpert.“, erwiderte sie. Ich seufzte und gab nach. „Las uns was essen gehen, dann sehen wir weiter.“, sagte sie noch und ging zur Tür raus. Ich blieb am Fenster stehen und sah ihr eine weile nach. Ich konnte es nicht verstehen wieso sie in manchen Augenblicken so herz allerliebst war, und in anderen wieder so abweisend wie die ganzen Jahre zuvor. Hätte es sein können das es an mir lag? Das wäre das naheliegende gewesen, redete ich mir immer wieder ein. Ja ich gab immer mir die Schuld wenn Oscar nicht gut gelaunt war, war doch ich immer der, der stets an ihrer Seite war. Es ist so Absurd. Wie konnte ich von ihr verlangen mich zu Lieben? Aber ich fragte mich oft wieso ich mir diese Gedanken überhaupt noch machte, hatte sich doch alles geändert. Oscar hatte endlich eingesehen wen sie liebte und wir waren Glücklich. Aber wahrscheinlich war mir das noch nicht genug. Doch was wollte ich mehr haben? Wahrscheinlich eine noch tiefere Bindung zwischen uns beiden. Aber diese konnten wir nicht eingehen. Oscar war immer noch Adlig und ich immer noch Bürger. Eines davon würde sich nie ändern, dessen waren wir uns beide stets bewusst. Ich verließ ebenfalls das Zimmer. Am Nachmittag ging Oscar alleine zum Strand. Ich sagte das ich bald nachkommen würde da ich noch etwas erledigen wollte. Sofort fragte sie was ich hier zu tun hätte, da wir doch wo ganz anders waren. Auf diese Frage konnte ich nur Lächeln und war dann gegangen. Nachdem ich alle Vorbereitungen für den Abend getroffen hatte, machte auch ich mich auf den Weg zum Strand. Ich brauchte eine weile bis ich sie gefunden hatte. Sie saß auf einem kleinen Felsen und sah zum Meer. Ich setze mich neben sie und betrachtete es ebenfalls. „Wo warst du?“, fragte sie. Darauf schüttelte ich nur den Kopf. „Wirst du schon noch sehen.“, antwortete ich nach einer weile. Sie war einverstanden und lächelte mich kurz an, ehe sie sich an meine Schulter lehnte. Ich schloß einen Arm um ihren schmalen Körper und war in diesem Moment so unglaublich glücklich. Am Abend waren wir wieder zurück zu unserem Hotel gegangen und hatten dort etwas zu Abend gegessen, während wir aßen erzählte ich ihr interessante dinge aus der Kaserne, sie war recht vergnügt darüber, denn sie lachte herzhaft, scheinbar aus voller Seele. Anschließend bat ich sie etwas anderes anzuziehen. Irgend etwas hübsches aber nichts auffallendes. Ich selbst hatte eines meiner besten Stücke angezogen. Braun mit goldenen Stickereien. Der verdienst meiner Großmutter. Bei dem Gedanken musste ich lachen, sie war immer so lieb und sorgte sich stets um die anderen. Eine weile verblieb ich noch in den Gedanken an meine Kindertage mit ihr, bis Oscar wieder auftauchte. Gehüllt in zartem sommerlichem Gelb, stand sie vor mir auf der Treppenstufe zur Gaststätte und sah zu mir herab. Ich lächelte sie an und reichte ihr meine Hand, die sie dankend annahm. „Wo gehen wir denn hin, André?“, fragte sie wieder, Sie konnte es einfach nicht lasse. Sie war so neugierig. Ich gab ihr dieses mal aber gar keine Antwort - nicht mal ein lächeln, Kopf nicken oder schütteln. Ich führte sie einfach die Strandpromenade entlang und bog dann in ein kleines Wäldchen ein, was wiederum an einen Menschenleeren Strand abschnitt angrenze. Eine weile kam nichts außer Sand. Oscar zog ihre Schuhe aus, da es sich auf Sand mit Absätzen wohl nicht so gut Laufen lies. Als sie aufsah stockte sie kurz. „... André?!“, fragte sie ungläubig und sah zwischen mir und dem einsamen Baum hin und her. „Hm? Was ist denn?“, gab ich scheinheilig zurück. Dann sah ich zum Baum. „Ich dachte mir einen romantischen Sonnenuntergang mit Wein und ein Stück Kuchen kann nicht schaden, oder?“, ich ging weiter ohne mich umzudrehen. Oscar würde mir schon nach kommen, was sie auch tat aber zögerlich. Wieder hielt ich meine Hand entgegen. Es dauerte eine weile bis sie bei mir angekommen war. „Und das hast du alles für uns gemacht?“, fragte sie fassungslos. Ich musste traurig ausgesehen haben denn Oscar wehrte sofort ab, „Nein, ich meine.... das ist wunderbar. Aber... ich versteh nicht ganz.“ Mein Blick richtete sich wieder zum Meer. „Ich verstehe dich nicht Oscar. Einmal bist du so... einfach so Wunderbar. Du erwiderst meine Gefühle und in anderen Augenblicke bist du wieder so Gefühlskalt und abweisend wie all die Jahre zuvor. Mache ich etwas falsch? Ist es dir zu schnell? Rede mit mir Oscar, ich kann nicht wissen ob ich einen Fehler mache oder nicht, wenn du mir nicht sagst was in die vor geht. Oscar, du hast gesagt du willst meine Frau sein, aber manchmal benimmst du dich nicht wie eine. Wenn wir zusammen sein wollen, müssen wir uns dinge erzählen die uns schwer fallen sie auszudrücken. Glaub nicht das es einfacher für mich währe wie für dich, denn...“, weiter konnte ich nicht sprechen denn sie hatte mir einen Finger auf die Lippen gelegt. „Sei doch Still. Es ist ungewohnt für mich, solche Gefühle zu haben, André. Manchmal brauche ich eben etwas Zeit mich zurecht zu finden und dir das zu geben was du willst. Versteh, ich bin nicht abweisend zu dir, das will ich gar nicht mehr sein, aber es ist alles so neu für mich.“, erklärte sie mir. Ich lächelte schwach. „Las uns den Kuchen essen.“, sie rieb sich mit der flachen Hand über ihren Bauch und setzte sich sofort auf das weise Tuch, was am Fuße des Baumes ausgebreitet war. Ich hatte mir große mühe gegeben. Dieser Abend sollte perfekt werden. Wir tranken den Wein und aßen den Kuchen. Mit dem Rücken an den Baum gelehnt hatte ich Oscars Kopf im Schoß liegen und fuhr ihre zarten Konturen mit meinen Fingerspitzen nach. Ich wollte mir jede Falte, jede Pore einprägen das ich mir in Gedanken, wenn ich eines Tages nichts mehr sehen sollte, mir stehts ihr Gesicht vorstellen konnte wenn sie mit mir sprach. Dabei sah sie mich an, und ihre Miene wurde von Sekunde zu Sekunde besorgter. „André... ist mit deinem Auge alles in Ordnung?“, in ihrer stimme klang Trauer wieder. „Es ist alles bestens. Heute ist es wieder etwas besser geworden. Das muss am Wetter liegen.“, meinte ich und lächelte zufrieden. Sie nickte leicht und stützte sich auf ihrem Ellbogen ab, und war mir meinem Gesicht nun näher. Sie sah mir direkt in die Augen und ich hatte angst in ihren zu ertrinken. Langsam kam sie mir näher, ich tat das gleiche und in der Mitte des Weges trafen sich unsere Lippen, zu einem tief innigen Kuss. Ihre Lippen schmeckten so unheimlich süß, das ich mich unter Kontrolle halten musste, sonst hätte ich wohl in sie gebissen, in der Hoffnung das es ein Stück Sahnetorte war. Ich legte meine Arme um sie und zog sie enger an mich heran. Aus dem romantischen Kuss wurde ein wilder und herausfordernder. Der Alkohol im Wein tat sein weiteres dazu, das wir uns bald darauf im Sand wälzten und uns unsere Kleider von der Haut schälten. Oscar war in ein weises Tuch aus Seide gewickelt, lag auf der Seite und sah zum Meer. Ich lag hinter ihr und hatte ein Arm um ihre Taille geschlungen, während ich mit dem anderen mein Kopf abstützte. Ein warmer Wind wehte uns um die Ohren und zog leicht an unseren Haaren, Unsere Körper waren Naßgeschwitzt und überall an uns klebte Sand. Aber man sah uns an das wir Glücklich waren. Dieser Abend war wirklich perfekt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)