Spielchen oder doch nicht von iesca ================================================================================ Kapitel 5: Das Zaubertrankdesaster Teil I ----------------------------------------- Kapitel 5: Das Zaubertrankdesaster Teil I Das Abendessen in der Grossen Halle entpuppte sich als ausgesprochen anstrengende Angelegenheit. Hermine hatte wie immer eines ihrer Bücher vor sich auf dem Tisch stehen, las, stopfte geistesabwesend ihr Essen in sich hinein und murmelte dabei ständig irgendwelche Gedankenansätze vor sich her. Zwar war es normal, dass sie beim Essen las, aber dass sie derart in ihrem Buch aufging, war dann doch etwas gewöhnungsbedürftig. Sie hatte bereits angefangen für ihr Projekt zu recherchieren. Sobald der Teller leer war, stand sie auch schon auf und verschwand in die Bibliothek. Harry hingegen versuchte so langsam wie nur irgendwie möglich zu essen um den unvermeidlichen Augenblick, wenn auch er in die Bibliothek musste um sich dort mit Malfoy zu treffen, soweit wie möglich hinauszuschieben. Einzig Ron war nicht mit seinem Projekt beschäftigt. Inzwischen war er bei der zweiten Portion angekommen. Allerdings konnte er es nicht lassen, zwischen den einzelnen Bissen nach Möglichkeiten zu suchen, Malfoy so zu verhexen, dass er zumindest an diesem Abend nicht mehr in die Bibliothek gehen konnte. Von Zeit zu Zeit spürte Harry graue Augen auf sich ruhen, aber immer, wenn er aufschaute, sah er, wie der Slytherin über seinen Teller gebeugt konzentriert las. Malfoy sass, wieder nur von Crabbe und Goyle begleitet, am untersten Ende des Tisches und Harry war sich sicher, dass er den Blonden noch nie zuvor beim Essen am Tisch hatte lesen sehen. Das passte irgendwie nicht zu ihm. Das war nicht der Malfoy, den er kannte. Bevor Harry jedoch diesem Gedanken noch länger nachhängen konnte, trank der Blonde sein Glas mit Kürbissaft aus, klappte sein Buch zu und erhob sich, nicht ohne Harry einen kurzen, bedeutungsvollen Blick zuzuwerfen. Harry zuckte ergeben mit den Schultern und meinte zu Ron: „Es sieht so aus, als hätte ich keine Wahl, Ron. Ich mache mich dann mal auf den Weg in die Bibliothek.“ Ron, der den Mund immer noch voller Kürbispastete hatte, warf ihm nur einen mitleidigen Blick zu und murmelte etwas, was sich verdächtig nach ‚Viel Glück, Harry’ anhörte. Als Harry die Bibliothek erreichte, sass Malfoy bereits lesend an einem der Tische. Vor ihm stapelten sich verschiedene Bücher, aufgeteilt nach den jeweiligen Sachgebieten. Als Harry an seinen Tisch trat, schob er ihm nur ohne aufzuschauen ein paar Bücher zu und bemerkte spitz: „Du bist zu spät. Den Zaubertrank findest du im ersten Buch. In den Anderen sind noch zusätzliche Informationen. Ich schlage aber vor, dass du mit dem Trank beginnst.“ „Einen Moment mal, Malfoy. Snape hat tatsächlich zugestimmt?“, fragte Harry ungläubig. „Natürlich hat er zugestimmt und für dich heisst es immer noch Professor Snape“, erwiderte der Blonde von oben herab, während er den Anderen kalt musterte. Harry setzte sich und öffnete das erste Buch. Manchmal, nun eigentlich fast immer, war Malfoy eine furchtbare Nervensäge. Nachdem er eine Weile geblättert hatte, fand er den Zaubertrank irgendwo in der Mitte des Buches und keuchte auf. Die Zutatenliste allein war schon etwas über eine Seite lang und die Brauanleitung selber umfasste noch einmal gut zwanzig Seiten. Harry starrte fassungslos die Seiten an und brachte dann mit einer Stimme, die keinen Zweifel daran liess, dass er am Verstand des Blonden zweifelte, heraus: „Malfoy, bist du sicher, dass du genau diesen Trank brauen willst? Du musst völlig verrückt sein. Das ist doch fürchterlich kompliziert.“ Draco biss die Zähne zusammen, während er sich innerlich wie ein Mantra vorsagte, dass er ruhig bleiben müsste und sich nicht von Potter provozieren lassen sollte. Langsam zählte er auf zehn, dann auf zwanzig und schlussendlich auf fünfzig bis er endlich ruhig genug war um zu antworten: „Was hast du denn erwartet? Einen einfachen Schlaftrank?“ Er hätte wissen müssen, dass der Gryffindor so reagieren würde, wenn er die Brauanleitung sah. Schliesslich handelte es sich hier um Potter. „Aber das ist doch mindestens UTZ Niveau.“, kam auch schon der nächste Protest. ‚Tief durchatmen, Draco, nicht aufregen.’, betete er innerlich, bevor er antwortete: „Ein Patronus ist auch nicht gerade ZAG Niveau und du hast ihn trotzdem gelernt. Ausserdem ist der Trank nicht halb so schwierig wie das Rezept aussieht. Eigentlich ist er sogar recht einfach, wenn man mal vom letzten Teil absieht.“ Langsam bekam er Kopfschmerzen. Warum musste Potter auch alles so furchtbar kompliziert machen? Nur weil er nicht einmal den einfachsten Trank brauen konnte, hiess das noch lange nicht, dass andere damit ebenso überfordert waren. „Einfach? Das nennst du einfach?“, kam auch sofort die fassungslose Antwort des Schwarzhaarigen, „Ich kenne nicht einmal die Hälfte der Zutaten auf der Liste.“ Draco biss die Zähne zusammen und kämpfte einen Moment mit sich selber. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass seine Stimme etwas zitterte, als er antwortete: „Potter, es reicht. Wie kannst du nur so inkompetent im Brauen von Zaubertränken sein und dich dabei noch nicht selber in die Luft gejagt haben? Mit Ausnahme von zwei Zutaten haben wir mit allen bereits im Unterricht gearbeitet.“ Wie sollte er jemals mit Potter einen Trank brauen können, wenn dieser jedes seiner Worte anzweifelte. „Bist du sicher?“, kam es denn auch schon zweifelnd von dem Gryffindor. „Natürlich bin ich sicher, Potter.“ Warum konnte er nicht einmal einfach akzeptieren, was Draco ihm sagte? Warum musste er jede einzelne seiner Aussagen immer und immer wieder anzweifeln? Draco atmete noch einmal tief durch, bevor er begann zu erklären. Leider konnte er nicht verhindern, dass dabei seine Stimme einen Klang annahm, als ob er mit einem besonders begriffsstutzigen Kind reden würde. „Im ersten Teil des Tranks müssen wir nur die richtigen Zutaten in der richtigen Reihenfolge unter leichter Hitze mischen. Danach müssen wir den Trank für genau sechzig Tage köcheln lassen und dabei während der ersten dreissig Tage vier Mal am Tag umrühren und die restlichen Tage zweimal am Tag. Der Teil braucht daher ein wenig zeitliche Abstimmung. Anschliessend müssen wir die letzten zwei Zutaten hinzufügen und dann kommt erst der etwas schwierigere Teil. Wir müssen beide gleichzeitig einen Patronus beschwören, diese irgendwie miteinander verbinden und in den Trank tauchen lassen. Die Anleitung ist hier mit einem lateinischen Gedicht ergänzt, das die Bedeutung der Patroni zu erklären scheint. Allerdings verstehe ich es noch nicht so ganz.“ „Nicht so schwierig? Nur eine Seite mit Zutaten, sehr viel köcheln lassen und umrühren, danach der Patronus, ein blödes lateinisches Gedicht und du nennst das einen einfachen Trank?“, fragte Harry entsetzt um dann gleich fortzufahren: „Weisst du wenigstens, was der Trank bewirken soll, falls wir ihn jemals korrekt zu Ende brauen können?“ „In erster Linie macht er es einfacher in der Gegenwart von Dementoren einen Patronus zu beschwören. Ausserdem ermöglicht er es dem Zauberer, die Gestalt seines Patronus nach Wunsch zu verändern und macht es möglich, dass der Patronus weite Strecken zurücklegen kann. Da steht noch etwas mehr, aber da es wieder auf Latein ist, denke ich nicht, dass es so furchtbar wichtig ist.“, erklärte Draco. Langsam wurde er wieder ruhiger. Nur das unangenehme Pochen hinter seiner Schläfe blieb. Wenn das jedesmal so ging, wenn sie sich trafen, dann wäre er nach einem Monat reif für die Krankenstation und für einen Moment fragte er sich, wie es das Wiesel und das Schlammblut so lange mit Potter ausgehalten hatten. Die Stimme des Gryffindors riss ihn schlussendlich aus seinen Gedanken: „Du bist ja richtig besessen von der Idee. Was ist mit dem Gedicht?“ Hatte er da nicht doch einen Hauch von Neugierde vernommen? So langsam begann sich Potter wohl für die Sache zu interessieren. „Da ich sicher bin, dass du nie Latein gelernt hast, habe ich es übersetzt. Hier ist das Pergament mit der Übersetzung.“ Damit schob ihm Draco ein Stück Pergament zu. Einen Moment lang starrte der Schwarzhaarige die kleinen, säuberlich in Reih’ und Glied stehenden Buchstaben an, bevor er zu lesen begann. Als ihre sie beschützenden Sterne den Horizont berührten und alles in Dunkelheit versank, verbanden der König des Nordens und derjenige des Südens ihre Kräfte und beschworen das mächtigste Wesen seit Menschengedenken. Licht und Dunkelheit, Löwe und Drache, verbanden sich und kämpften gegen die seelenlosen Kreaturen des Bösen. Aber nur, wenn nicht einer den anderen überragt, wird ihre Verbindung halten um zu erfüllen, wozu sie geschaffen wurde. Eine Weile war es still, bis Harry schliesslich leise sagte: „Ein sehr seltsames Gedicht.“ Das Gedicht war seltsam, aber nicht völlig rätselhaft. Zwei Könige, die ihre Kräfte verbanden, dazu seelenlose Kreaturen des Bösen. Ein undefinierbarer Geruch liess Harry aufschauen. Malfoy hatte sich nun ebenfalls über das Pergament gebeugt. Eine einzelne Haarsträhne hatte sich gelöst und hing ihm in die Stirn, aber er schien es nicht zu bemerken. Gerade noch gelang es Harry, den Impuls zu unterdrücken, die Strähne beiseite zu schieben. Was tat er hier eigentlich? Malfoy sass viel zu nah. Eindeutig zu nah, doch bevor sich Harry eingehender mit dem Gedanken beschäftigen konnte, blickte der Slytherin auf und sagte ruhig: „Eigentlich ist es nicht so seltsam, nur etwas rätselhaft.“ Malfoy war immer noch viel zu nah, aber er würde ihm nicht den Gefallen tun, sich von ihm ablenken zu lassen. Die beiden Könige verbanden ihre Kräfte und beschworen ein mächtiges Wesen hinauf. Das war doch eigentlich eindeutig. Slytherins hatten einfach keine Phantasie und so schaute Harry auf und sagte: „Die verbundenen Kräfte müssen sich auf zwei Patroni beziehen. Ich denke mal, wir müssen sie irgendwie zu einem Einzigen verbinden. Die seelenlosen Kreaturen des Bösen müssen die Dementoren sein.“ „Wie kann ein Patronus das mächtigste Wesen seit Menschengedenken sein? Er lebt nicht einmal.“ Mit dieser Frage hatte Harry nicht gerechnet. Offensichtlich wusste Malfoy tatsächlich nicht viel über das Wesen eines Patronus. „Wieviel weisst du über den Patronus, Malfoy?“ Kam es ihm nur so vor oder wirkte Malfoy für einen Moment tatsächlich unsicher, bevor er antwortete? „Er nimmt die Gestalt eines Tieres an und erschafft ein Schutzschild gegen Dementoren.“ Harry seufzte innerlich. Malfoys Wissen war, zumindest was die Verteidigung gegen die Dunklen Künste betraf, fast so klein, wie sein eigenes, wenn es um Zaubertränke ging. „Ein Patronus besteht aus den glücklichen Gedanken und Gefühlen des Zauberers, der ihn beschwört. Daher ist es auch so schwierig, ihn zu rufen, wenn sich Dementoren in der Nähe befinden. Lass uns lieber den Rest des Gedichtes anschauen.“ Draco wandte sich wieder dem Pergament zu: „Die Sterne müssen die Zeit beschreiben, zu der die Patroni beschworen werden müssen. Aber ich verstehe einfach nicht, wann. Es muss irgendetwas mit den erwähnten Königen zu tun haben.“ Harry nickte. „Wenn wir herausfinden, wer die beiden sind, vielleicht finden wir dann heraus, welches ihre sie beschützenden Sterne sind und wissen dann auch, welche Zeit gemeint sein könnte.“ Draco starrte das Pergament an. Er war plötzlich sehr müde, der Tag war lang gewesen und vor allem der Abend sehr anstrengen. „Die Dunkelheit und das Licht, der Löwe und der Drache müssen Hinweise auf ihre Identität sein.“, riet er weiter. „Lass uns später darüber nachdenken. Was war schon wieder der letzte Satz?“ Harry las ihn noch einmal laut vor: „Aber nur, wenn nicht einer den anderen überragt, wird ihre Verbindung halten um zu erfüllen, wozu sie geschaffen wurde“, um dann wieder grübelnd seinen Kopf auf seine verschränkten Hände zu stützen. Schliesslich ging ein kurzes Aufleuchten über sein Gesicht und er meinte: „Das ist eigentlich auch nicht so schwierig. Die beiden Zauberer, welche die Patroni beschwören, müssen gleich stark sein, auch wenn ich noch nicht verstehe, warum.“ Draco musterte ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, so als würde er ihn zum ersten Mal sehen und meinte dann: „Du hast anscheinend ein Talent zum Rätsel lösen.“ Harry konnte ein kleines Grinsen nicht unterdrücken. Malfoy hatte von sich aus zugegeben, dass er etwas gut konnte? „Na ja, ich verbringe viel Zeit mit Hermine. Das hilft sicher. Ich könnte sie wegen der Könige fragen.“ Noch während Harry den Satz zu Ende sprach, spürte er wie die Stimmung kippte. „Ein Malfoy braucht keine Hilfe von einem Schlammblut.“, zischte da auch schon Draco. Er war müde, hatte Kopfschmerzen und sich den ganzen Abend doch schon ziemlich beherrschen müssen. Irgendwann war es einfach genug. Harrys Antwort liess dennoch nicht lange auf sich warten: „Halte deine Zunge im Zaum, Frettchen.“, zischte dieser wütend. „Du weisst, dass du das Projekt nicht ohne mich beenden kannst.“ Draco hob nur ganz langsam eine Augenbraue, bevor er leise zischte: „Wie Ungryffindor von dir, Potter. Versuchst du etwa mich zu erpressen?“ Was Draco konnte, das konnte er schon lange und so antwortete Harry im gleichen arroganten Tonfall: „Vielleicht, Frettchen. Es gibt welche, die sagen, dass ich gut in Slytherin aufgehoben gewesen wäre.“ Harry schnappte nach Luft. Das hatte er doch eigentlich niemandem erzählen wollen. Nicht einmal seine Freunde wussten, dass der Sprechende Hut ihn nach Slytherin geschickt hätte, wenn er sich nicht für Gryffindor entschieden hätte. „Los, raus mit der Sprache, Potter. Wer wollte dich in Slytherin sehen? Hatte Kleinpotter etwa genug davon bei den Löwen herumzusitzen?“, versuchte Draco ihn zu provozieren. „Das geht dich überhaupt nichts an, Malfoy. Warum sollte ich mich auch freiwillig zu euch feigen Schlangen gesellen wollen?“ antwortete Harry wütend, nicht bemerkend, dass seine Stimme immer lauter wurde, bis er Draco schlussendlich anschrie. Wer zuerst den Zauberstab gezogen hatte, konnte nachher keiner mehr sagen, doch bevor sie die Möglichkeit hatten, sich zu duellieren, kam auch schon Madame Pince angelaufen. „Ich will hier kein Geschrei hören. Das ist eine Bibliothek. Wenn ich sie noch einmal streiten höre, dann gehen sie. Habe ich mich klar ausgedrückt, Mr Potter, Mr Malfoy?“, rief die Bibliothekarin wütend. Harry hatte nun endgültig genug. Nicht nur, dass Malfoy es nicht lassen konnte, ihn von oben herab zu behandeln und ständig zu provozieren, nein, er musste auch noch seine Freunde beleidigen. „Ich gehe, Malfoy. Mir reicht es. Wir sehen uns nächsten Montag vor dem alten Verwandlungsklassenzimmer.“ Damit erhob sich Harry, nahm seine Bücher und verliess die Bibliothek. * Draco massierte langsam seine Schläfen. Sein Kopf schmerzte wieder stärker. Wie hatte die Situation nur so aus dem Ruder laufen können? Zeitweise hatten sie doch ruhig das Gedicht besprechen können. Wieso hatte er es nicht lassen können, Potter zu provozieren? Warum konnte er sich nicht beherrschen, wenn es um den schwarzhaarigen Gryffindor ging? Draco beschloss, bis zur Sperrstunde in der Bibliothek zu bleiben. Er wollte Blaise und Pansy diesen Abend nicht mehr begegnen und da er sowieso keine Möglichkeit mehr haben würde am Feuer zu sitzen, bevorzugte er definitiv die Bibliothek. Wenn er es sich recht überlegte, war es doch irgendwie lustig gewesen mit Harry, nein, Potter zusammenzuarbeiten. Potter fürchtete sich nicht vor ihm und stand zu seiner Meinung. Sie hatten trotz allem die Hälfte des Gedichts gelöst und Potter hatte doch einige gute Ideen dazu beigetragen. Ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass sie ihre Patroni irgendwie zu einem einzigen würden verbinden müssen. Allerdings würde es sicher auch nichts schaden, wenn sie am Anfang ein paar leichte Tränke aus den vergangenen Jahren wiederholten. Potter schien nicht einmal die Grundbegriffe des Brauens zu beherrschen und beim Patronum Simpiliicissimum durfte einfach nichts schief gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)