Spielchen oder doch nicht von iesca ================================================================================ Kapitel 6: Das Zaubertrankdesaster Teil II ------------------------------------------ Kapitel 6: Das Zaubertrankdesaster Teil II Die Woche zog sich in die Länge. Harry verbrachte für seine Verhältnisse sehr viel Zeit in der Bibliothek und las alles, was er zum Thema Patronus finden konnte. Genauso arbeitete er die Bücher durch, die er von Malfoy bekommen hatte und versuchte, herauszufinden, wer die Könige sein könnten, die im Gedicht erwähnt wurden. Die fehlende Verbindung zwischen Löwe und Drache konnte er aber trotzdem nicht finden. Bei den Mahlzeiten war es irgendwie zur Gewohnheit geworden, dass er Malfoy beobachtete. Der Blonde sass weiterhin nur mit Crabbe und Goyle zusammen und es sah so aus, als ob niemand aus dem Slytherinhaus noch mit reden würde. Zumindest hatte er in der ganzen Wochen nicht einmal gesehen, dass sich Malfoy mit jemand anderem, ausser Crabbe und Goyle, aus seinem Haus unterhalten hätte. Es wirkte sogar so, als ob er für den Rest der Slytherins nicht mehr existieren würde. Sogar Snape schien Malfoy in den Zaubertrankstunden zu ignorieren. Manchmal trafen sich ihre Augen über den grossen Haustischen und Harry fühlte, wie er sich in diesen grauen Augen verlor, bis einer von ihnen den Augenkontakt unterbrach und ihn völlig verwirrt zurückliess. Schlussendlich kam der Montag und nach dem Abendessen stand Harry vor dem alten Klassenzimmer und wartete auf Malfoy. * Draco hatte eine fürchterliche Woche hinter sich. Die Slytherins, mit Ausnahme von Vince und Greg schnitten ihn und er konnte froh sein, dass sie noch nicht dazu übergegangen waren, ihn auch zu drangslieren. Zwar konnte er jeden einzelnen von ihnen schlagen, wenn sie sich duellierten, aber gegen mehrere gleichzeitig hatte selbst er keine Chance. Die Slytherins liebten eben diejenigen, die mächtig waren und nicht diejenigen, die diese Macht verloren hatten. Daher mied Draco den Gemeinschaftsraum in den Kerkern sooft es irgendwie ging und verbrachte seine Zeit stattdessen in der Bibliothek. Manchmal konnte er dort auch Potter sehen, der ungewöhnlich viele alte Bücher durchblätterte, aber da er eine dunkle Ecke zwischen zwei Regalen gefunden hatte, blieb er ungstört. Der blonde Slytherin versuchte herauszufinden, warum der Patronum-Trank so selten gebraut wurde, obwohl seine Wirkung im Grunde genommen sehr praktisch war und er auch nicht vom Ministerium reguliert wurde. Nur finden konnte er zu diesem Thema überhaupt nichts. Eigentlich hätte ihn das misstrauisch machen müssen, aber Draco war zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, als dass es ihm aufgefallen wäre. Natürlich hätte er Professor Snape, der es ganz sicher wusste, fragen können, aber das wäre das Allerletzte, was er tun würde. Dann müsste er seinem Hauslehrer nämlich auch eingestehen, dass er doch nicht so leicht mit der Situation in seinem Haus zurechtkam, wie er es allen glauben machen wollte. Nein, Professor Snape würde er ganz sicher nicht fragen. Bei den Mahlzeiten spürte er, wie Potter ihn regelmässig beobachtete und mehr als einmal verlor er sich in dessen wunderschönen smaragdgrünen Augen und jedesmal musste er sich zwingen, den Blickkontakt zwischen ihnen zu beenden. Der Montag kam schneller als erwartet und Draco war auf dem Weg zum alten Verwandlungsklassenzimmer, das Potter als Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Warum sollten sie sich in einem alten Klassenzimmer treffen? Was wollte Potter dort? Der Gryffindor lehnte lässig in der Nähe der Tür an der Wand, als Drao ankam. Nachdem sich zur Begrüssung nur kurz zugenickt hatten, betraten sie das Klassenzimmer. Drinnen war es dunkel und staubig. Dem Zimmer war deutlich anzumerken, dass es schon lange nicht mehr benutzt worden war. In einer Ecke lagen ein paar Kissen auf einem unordentlichen Stapel und auf die Wandtafel hatte wohl irgendein Schüler schon vor langer Zeit ein paar Zeichen hingekritzelt. Draco setzte sich im Schneidersitz auf eines der Kissen und wartete, bis Potter sich ebenfalls gesetzt hatte, bevor er die Frage stellte, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte: „Warum sind wir hier? Für weitere Nachforschungen wäre doch die Bibliothek der geeignetere Platz gewesen.“ Potter schaute auf und für einen ganz kleinen Moment hatte Draco das Gefühl ein unheilverkündendes Blitzen in den grünen Augen zu sehen, bevor er antwortete: „Schon möglich, aber da ich vorhabe, heute mit dir praktische Verteidigung zu üben, dachte ich mir, dass ein bisschen mehr Platz nichts schaden würde. Ausserdem will ich nicht unbedingt wissen, wie die Madame Pince reagiert, wenn wir beginnen uns gegenseitig zwischen ihren geliebten Bücherregalen zu verhexen.“ Draco konnte nicht verhindern, dass er ein wenig lächeln musste. Potter hatte einfach etwas besonderes an sich. Er war nervend, er hasste ihn und trotzdem hatten sie bis jetzt wider Erwarten verhältnismässig gut zusammengearbeitet. Harry war verblüfft. Zum allerersten Mal sah er Malfoy lächeln. Selbst wenn es nur ein kleines Lächeln war, eins, das die Augen nicht erreicht, so war es doch ein Lächeln und mit diesem Lächeln veränderte sich der ganze Gesichtsausdurck des Slytherins. Der etwas verkniffene Zug um den Mund verschwand und Harry wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie es aussehen musste, wenn Draco aus ganzem Herzen lachte. Bis dahin hatte er nicht einmal gewusst, dass der Blonde überhaupt lächeln konnte. Schliesslich war er immer noch der arrogante, nervende Schnösel, den er seit ihrem Zusammentreffen im Zug im ersten Jahr abgrundtief hasste. Allerdings war er doch erstaunt, dass ihre Zusammenarbeit bis jetzt relativ gut geklappt hatte. Schliesslich hatten sie sich noch nicht gegenseitig umgebracht. „Sie würde uns wohl beide nachsitzen lassen.“, riss in Malfoys Stimme aus seinen Gedanken. Harry kramte in seiner Tasche nach seinen Pergamenten, während er sagte: „Dann lass uns anfangen zu arbeiten. Ich habe noch einmal über das Gedicht nachgedacht, aber ich komme zu keiner Lösung. Es gab einen Haufen Könige, deren Symbol entweder ein Löwe oder ein Drache waren, aber keiner von ihnen wurde auch als König des Nordens oder als König des Südens bezeichnet.“ Der Blonde nickte erstaunt. Er hatte nicht erwartet, dass sich Potter ernsthaft mit dem Gedicht beschäftigen würde. „Das hätte mich jetzt auch gewundert, wenn ausgerechnet du die Lösung innerhalb einer Woche gefunden hättest.“ Was sollte denn das heissen? Traute der Slytherin ihm etwa nicht zu, dass er lernen konnte? Aber Malfoy fuhr schon fort: „Irgendetwas an dem Trank muss sehr kompliziert sein. Er wird nur sehr selten gebraut, obwohl die Zutaten ziemlich alltäglich sind und er nicht vom Ministerium reguliert wird. Es muss daher etwas mit dem gleichzeitigen Beschwören eines Patronus gemeinsam mit einem anderen Zauberer zu tun haben, auch wenn ich keine Ahnung habe, was es sein könnte.“ „Alles fällt also auf den Patronus zurück. Er scheint der Schlüssel zu sein. Ich habe zu dem Thema ein wenig nachgelesen.“ Harry kramte in seinen Pergamenten, bis er eines fand, das von oben bis unten mit Notizen und kleinen Bildchen bekritzelt war und fuhr fort: „Grundsätzlich besteht ein Patronus aus dem glücklichen Gedanken der Person, die ihn beschwört. Dementoren saugen alle glücklichen Gefühle einer Person in sich auf. Ein Patronus hat keinen Körper, da er eigentlich nur ein glücklicher Gedanke ist. Daher ist er davon nicht betroffen, wodurch Dementoren seine Gegenwart nicht für über einen längeren Zeitraum hinweg ertragen. Das ist das grundsätzliche Prinzip, wie er funktioniert. Ein schwacher Patronus besteht nur aus einem silbernen Glitzern und nützt nicht wirklich etwas, aber ein starker Patronus nimmt die Gestalt eines Tieres an und kann über den Willen gesteuert werden. Wenn der Patronus eines Zauberers einmal seine Gestalt angenommen hat, dann verändert sie sich nicht mehr, ausser wenn sich etwas in der Seele des Zauberers sehr stark verändert. Dadurch kann ein Zauberer über seinen Patronus erkannt werden. Ich denke mal, das erklärt den Teil des Trankes, der die Gestalt des Patronus verändert. Dadurch kann der Patronus nicht mehr von jedem erkannt werden.“ Während der Gryffindor erklärte, war Draco näher gerutscht und starrte auf das Pergament. Wie blickte Potter bei dem Chaos eigentlich noch durch? Da standen halbfertige Sätze neben einzelnen Wörtern und dazwischen fanden sich kleine Zeichnungen von Besen und Goldenen Schnatzen. „Welche Gestalt hat dein Patronus, Potter?“ Harry blickte überrascht auf. Seit wann interessierte sich Malfoy für die Gestalt seines Patronus? Seit wann interessierte sich Malfoy allgemein so brennend für den Patronus? Aber da Harry wuste, dass er sowieso keine Antwort von dem Blonden bekommen würde, beantwortete er die Frage und fuhr dann fort: „Es ist ein Hirsch. Der Patronus kann auch gebraucht werden um über gewissen Distanzen Nachrichten zu übermitteln. Er ist schneller als eine Eule und kann nicht so leicht unterbrochen werden. Dafür zieht er entsprechend viel Aufmerksamkeit auf sich. Mit dem Trank kann er weitere Distanzen also gewöhnlich zurücklegen. Daher wäre es sicher interessant zu erfahren, wie weit er dann tatsächlich reisen kann.“ „Warum also wird dieser Trank so selten gebraut?“, konnte Draco es nicht lassen ihn zu unterbrechen, war aber sofort still, als der Schwarzhaarige fortfuhr: „Es muss etwas mit dem Beschwören der Patroni zu tun haben. Ich habe dazu in einem kleinen Buch eine winzige Anmerkung gefunden, die allerdings nur besagt hat, dass, um zwei Patroni zu verbinden, diese genau gleich stark sein müssen oder einer verschwindet.“ Warum war ihm eigentlich nicht schon vorher aufgefallen, wie Potters Augen blitzen konnten, wenn es sich wirklich für etwas interessierte? Ganz schlecht. Er musste sich jetzt auf das Gedicht konzentrieren und sich keine Gedanken über Potters Augen machen. Wann hatte er überhaupt damit angefangen? Das waren die Augen von Potter. Über die hatte er sich keine Gedanken zu machen. Nur mit Mühe gelang es Draco, sich wieder auf die Sache zu konzentriere: „Das meint also der letzte Teil des Gedichts: Aber nur, wenn nicht einer den anderen überragt, wird ihre Verbindung halten um zu erfüllen, wozu sie geschaffen wurde. Wir müssen zwei Patroni beschwören, die genau gleichstark sind. Das wird wohl nicht so schwierig sein.“ Harry schaute den Slytherin zweifelnd an: „Möglich. Ich denke aber, dass es doch etwas mehr als nur Übung braucht. Im Buch heisst, dass es mehr Konzentration braucht um zwei Patroni zu verbinden, als einfach nur einen zu beschwören.“ „Das müssen wir uns später noch genauer anschauen“, unterbrach ihn Malfoy. „Können wir nun mit dem Patronus anfangen?“ Harry schaute ihn mehr oder weniger fassungslos an. Malfoy konnte noch nicht einmal die Grundlagen und wollte gleich mit dem Patronus anfangen? Wie stellte der sich das eigentlich vor? Obwohl es Harry reizte, den Blonden auf diese Weise eins auszuwischen und ihn von seinem hohen Ross herunter zu holen, riss er sich zusammen und sagte: „Da die Beschwörung eines Patronus viel Konzentration braucht, dachte ich eigentlich, dass wir mit etwas leichterem anfangen. Ich hatte da an ein paar einfach Verteidigungssprüche gedacht. Welche kennst du?“ Verteidigungssprüche? Wen glaubte Potter da eigentlich vor sich zu haben? Schliesslich hatten sie sich die letzten Jahre oft genug duelliert, so dass der Andere wissen sollte, dass Draco genug Verteidigungssprüche beherrschte und so antwortete er von oben herab: „Verteidigungssprüche? Warte mal, da war der Kitzelfluch, der Fesselfluch, soll ich weitermachen?“ „Stop, Malfoy.“, unterbrach ihn Potter, „Das sind keine Verteidigungssprüche. Was ist mit dem Heraufbeschwören eines Schutzschildes?“ Ein Schutzschild? Wozu brauchte er ein Schutzsschild? Er war sowieso schneller als sein Gegner und so antwortete er gelangweilt: „Nie gehört.“ „Ich zeige es dir.“ Harry stand auf und nahm seinen Zauberstab. „Verfluche mich, Malfoy.“ Er konzentrierte sich und kurz bevor der Blonde den Fluch sprach, rief er: „Protego!“, und ergänzte: „Expelliarmus!“ Malfoys Zauberstab flog in hohem Bogen durch die Luft und landete scheppernd irgendwo auf dem Boden. Das würde ein sehr langer Abend werden. Was hatte Malfoy in all den Jahren Verteidigungsunterricht eigentlich gemacht? „Protego lässt ein Schutzschild, das in der Lage ist geringere Flüche abzuwehren, um dich herum erscheinen.“, erklärte er ihm. In der Zwischenzeit hatte Malfoy seinen Zauberstab geholt und sich wieder in Position gestellt. Harry erklärte weiter: „Die Formel lautet Protego und das Einzige, was du tun musst, ist dich auf das Schutzschild zu konzentrieren. Fertig?“ Als der Slytherin nickte, rief Harry: „Expelliarmus!“, und wieder flog Malfoys Zauberstab durch die Luft. „Versuch es noch einmal.“ Harry gelang es noch mehrere Male, Malfoy zu entwaffnen, bevor er eine kurze Pause machte und seufzte. „Du hast wirklich Probleme mit der Verteidigung. Wie kann ich es dir nur besser erklären? Versuche, dir das Schild, das du bilden möchtest, bildlich vorzustellen. Noch einmal. Fertig? Expelliarmus!“ Dieses Mal sah Harry das leichte Glitzern eines Schilds, aber es verschwand wieder und der Zauberstab flog abermals durch die Luft. So langsam machte Malfoy Fortschritte. „Das war besser. Du hast es fast geschafft. Versuche es noch einmal und versuche deine Mitte zu finden, während du dich konzentrierst. Dann sollte es funktionieren.“ Der Blonde nickte und konzentrierte sich wieder. Gleichzeitig mit Harrys Expelliarmus rief er: „Protego!“, und dieses Mal konnte er fühlen, wie das Schild um ihn herum erschien und den Spruch abwehrte. „Genau so. Gut gemacht!.“ Harry runzelte die Stirn. Hatte er wirklich gerade ‚gut gemacht!’ zu Malfoy gesagt? Aber der Slytherin hatte es gut gemacht. Es gab keine Möglichkeit, dass zu verneinen. „Versuch es noch einmal. Ich denke, jetzt habe ich es raus.“ Malfoys Stimme holte ihn aus seinen Gedanken. Mehrere Flüche später konnte er nicht nur den Entwaffnungszauber, sondern auch mehrere andere Flüche abwehren. Er grinste: „Weisst du, Potter, du hast es dir gerade schwieriger gemacht, mich ausserhalb der Klassenzimmer zu verfluchen. Das ist so typisch Gryffindor von dir.“ Potter musste ja nicht unbedingt wissen, dass er sich mit dem Schutzschild schon herumplagte, seitdem sie den Spruch im Unterricht gelernt hatten und nie war es ihm gelungen, tatsächlich eines zu erschaffen. „Mach dir darüber mal keine Gedanken, Malfoy. Du bist immer noch nicht Slytherin genug um mich zu schlagen.“ Was sollte das denn bitte heissen? „Was genau meinst du damit, ich sei nicht Slytherin genug?“, fragte er daher, nur um die kalte Antwort zu bekommen: „Genau das, was ich gesagt habe.“ Das war so typisch Potter. Warum konnte er eine simple Frage nicht einfach so beantworten. Manchmal benahm er sich in der Beziehung dann doch nicht wie ein Gryffindor. Draco wollte nur zu gerne wissen, was der Schwarzhaarige gemeint hatte, als er gesagt hatte, dass es Leute gab, die ihn in Slytherin sahen: „Übrigens, wer hat gesagt, dass du gut in Slytherin aufgehoben gewesen wärst?“ Draco konnte spüren, wie der Zorn in Potter hochstieg. „Das werde ich dir ganz sicher nicht sagen.“, blaffte der ihn an, „Ich gehe!“ „Montag nächster Woche treffen wir uns in den Kerkern. Wir müssen ein paar Tränke brauen.“, konnte Draco ihm gerade noch hinterher rufen, als der Gryffindor auch schon das Zimmer verliess. * Als Harry sich am nächsten Montag auf den Weg in die Kerker machte, hatte er ausgesprochen schlechte Laune. Es hatte die ganze Woche geregnet und gestürmt. Freitags hätten die Quidditchauswahlspiele für das Gryffindorteam stattfinden sollen, aber es hatte so sehr gestürmt, dass sie abgesagt worden waren. Sonntags hatte er beobachtet, wie Malfoy den Schirmzauber, den er ihm beigebracht hatte, benutzt hatte, um einen verdienten Federwichtfluch von Ginny abzuwehren und hatte ihr anschliessend Eselsohren angehext. Dass sie den Slytherin zuerst beleidigt hatte, war dafür unwichtig. Sie musste über eine Stunde auf der Krankenstation verbringen, bis die Ohren wieder entfernt waren und er, Harry, hatte Malfoy den Abwehrzauber beigebracht. Ihn gegen seine Freunde zu verwenden war so typisch für den Slytherin. Gleich danach hatte er einen Streit mit Ron, der einfach nicht verstehen wollte, dass er Malfoy ein paar Sprüche beibringen musste und heute sprachen sie immer noch nicht wieder miteinander. Hermine hatte den ganzen Tag versucht, sie dazu zu überreden, sich wieder zu vertragen, war aber erfolglos geblieben. Harry hatte eigentlich gedacht, dass sie solches Verhalten von Ron das letzte Jahr hinter sich gebracht hatten, aber anscheinend hatte er sich geirrt. Dazu kam noch, dass er keine einzige Nacht hatte durchschlafen können, seitdem er zurück in Hogwarts war. In seinen Träumen stand er wieder auf dem Friedhof, sah wie Cedric starb, hörte das hohe Lachen über die Gräber hallen und fühlte die Panik wieder in ihm hochsteigen, als Wurmschwanz Voldemort in den Kessel mit dem Auferstehungstrank warf und jedes Mal, wenn er aufwachte, spürte er den kalten Schweiss auf seiner Stirn und zitterte. Was wäre passiert, wenn Wurmschwanz den Trank korrekt gebraut hätte? Wäre er überhaupt noch am Leben? Und dann war da auch noch Malfoy. Er war immer noch dasgleiche arrogante und nervende Frettchen wie zuvor, aber irgendetwas hatte sich verändert und das verwirrte Harry. Plötzlich fand er Draco, nein, Malfoy attraktiv, nun, nicht nur attraktiv, sondern ausgesprochen sexy und gutaussehend. Er mochte es, sich in diesen grauen Augen zu verlieren, wollte mit der Hand durch das seidig blonde Haar fahren. Er musste diese Gedanken stoppen. Malfoy war der Sohn eines Todessers! Er stand für alles, was Harry hasste. Man konnte ihm nicht vertrauen. Er hasste ihn und so kam es, dass Harry, als er endlich die Kerker erreichte, vor Wut kochte. * Dracos Woche war nur wenig besser als Harrys gewesen. Obwohl das Wetter scheusslich gewesen war, hatte das Slytherin Quidditchteam seine Auswahlspiele abgehalten und da im ganzen Haus kein besserer Sucher gefunden worden war und das Gewinnen des Pokals doch noch das Wichtigste war, hatte er seine Position im Team behalten. Samstags hatte Draco eine Eule von seinem Vater bekommen. Im Brief brachte dieser noch einmal deutlich seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck, dass Draco seine Stellung in Slytherin verloren hatte. Draco war dann aber doch etwas überrascht darüber, dass sein Vater nicht wusste, dass er mit Potter bei der Projektarbeit zusammenarbeiten musste und dankte Snape im Geheimen dafür, dass der seinem Vater nichts gesagt hatte. Sonntags, als er gerade den eiskalten Gemeinschaftsraum verlassen hatte, war er auf dem Weg in die Bibliothek in Ginny Weasley hineingelaufen. Er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, was er gesagt hatte, aber plötzlich hetzte sie ihm ihren gefürchteten Federwichtfluch auf den Hals. Er hatte gerade noch genug Zeit, das Schutzschild, das ihm Harry beigebracht hatte, aufzurufen und war doch etwas überrascht, als dieses tatsächlich funktionierte und er der Rothaarigen einen gutgezielten Eselsohrenfluch entgegenschleudedrn konnte. Schade war nur, dass er das Gesicht von Potter und dem Wiesel nicht hatte sehen können. Nur wenig später erinnerte er sich allerdings daran, dass er am nächsten Tag mit Potter an dem Schlaftrank arbeiten musste. Montags nach dem Abendessen wartete er ausserhalb eines alten Zaubertrankklassenraums im Kerker auf Potter. Als dieser endlich eintraf, konnte er den Zorn, der in dem Anderen wütete, förmlich spüren. Sie betraten das Klassenzimmer und Draco entzündete das Feuer unter dem Kessel. „Wir brauen heute den Schlaftrank aus der zweiten Klasse. Er enthält sehr viele der Zutaten, die wir auch für den Patronum-Trank brauchen. Du kannst mit den Gänseblümchenwurzeln anfangen.“, wies er den Anderen an. Der Gryffindor sagte kein Wort und begann die Wurzeln klein zu schneiden, wobei er allerdings mehr Kraft brauchte, als unbedingt notwendig gewesen wäre, und warf sie anschliessend in den Kessel. Die Flüssigkeit, die Draco vorbereitet hatte, zischte und blubberte. Potter war einfach nicht diszipliniert genug um mit Zaubertränken zu arbeiten. Die Gänseblümchenwurzeln musste man sanft in den Kessel gleiten lassen. Draco liess den Gryffindor den Rest der Zutaten ebenfalls kleinschneiden, während er ihm erklärte, warum die Zutaten in genau der richtigen Reihenfolge hinzugefügt werden mussten. Nach der dritten Zutat zitterte Potters Hand vor unterdrückter Wut und als Draco ihn aufforderte, ihm den silbernen Löffel zu geben, explodierte der Gryffindor: „Ich bin nicht deine verdammte Hauselfe. Du kannst dir den Löffel auch selber holen, aber vielleicht ist diese Aufgabe unter deiner Würde. Du bist sogar noch böser, als ich gedacht hatte, Malfoy. Du hast Ginny Eselsohren angezaubert!“ Aus dem Augenwinkel bemerkte Draco, dass Snape den Raum betreten hatte. „Hier kannst du deine Fruchtfliegen haben!“ schrie Potter und warf sie mit einigen anderen Zutaten in den Kessel. „Deine ZAGs sind mir sowas von egal, du verfluchter Slytherin....!“ Was immer Potter noch hatte sagen wollen, der Rest seines Satzes ging in einem lauten Knall unter, als der Kessel explodierte und beide mit einer faulig riechenden Flüssigkeit bedeckte. Dracos Blick verschwamm. Das letzte, was er sah, war, wie Professor Snape näherkam und irgendetwas rief. Dann verlor er das Bewusstsein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)