Spielchen oder doch nicht von iesca ================================================================================ Kapitel 17: Weihnachtliche Eulenpost Teil I ------------------------------------------- Kapitel 17: Weihnachtliche Eulenpost Teil I Die letzten Wochen bis zu den Weihnachtsferien vergingen wie im Flug und schon bald war der Tag gekommen, an dem die Schüler, die nach Hause fuhren, mit gepackten Koffern in der Halle standen und Abschied nahmen. Nach der Aussprache im Raum der Wünsche hatten Harry und Draco es endlich geschafft, eine Möglichkeit zu finden, wie sie endlich wieder zusammenarbeiten konnten. Allerdings blieb die Atmosphäre zwischen ihnen sehr angespannt und befangen. Beide sprachen nicht über das, was geschehen war, auch wenn sie beide wussten, dasss sich zwischen ihnen etwas verändert hatte. Sowohl Harry als auch Draco versuchten es zu vermeiden, dem Anderen nahe zu kommen oder ihn auch nur ansatzweise zu berühren. Aber jedesmal, wenn sie sich bei ihrer Arbeit streiften, erschienen um Draco silberne Fäden, die sich mit der goldenen Wolke mischten, die Harry plötzlich umgab. Allerdings nahmen Beide dieses Phänomen nicht wahr. Sie waren viel zu beschäftigt damit, sofort auseinander zu fahren und verlegen zur Seite zu schauen. Wenn sich ihre Blicke doch einmal trafen, entging Beiden, wie sich die Augen des Anderen veränderten, wie Dracos Augen die Farbe von flüssigem Silber annahmen, während in Harrys goldene Punkte zu funkeln begannen. Viel zu sehr waren sie darin gefangen, sich sofort verlegen abzuwenden und die leichte Röte zu bekämpfen, die ihnen in die Wangen schoss. Die Slytherins liessen Draco grösstenteils Ruhe, solange sich dieser aus dem Gemeinschaftsraum fernhielt und ihnen ansonsten aus dem Weg ging. So kam es, dass Draco nur noch zum Schlafen in die Kerker zurückkehrte und seine Mahlzeiten zu Zeiten, wenn noch kaum jemand am Tisch sass, und so schnell und unauffällig wie möglich einnahm. Obwohl ihn Vince und Greg sooft wie möglich begleiteten und versuchten auf ihn aufzupassen, konnten sie doch nicht verhindern, dass sich auf Dracos Gesicht ein gehetzter Ausdruck einprägte. Trotz allem gelang es einigen Slytherins doch, Draco heimlich mit einigen unangenehmen Flüchen zu belegen, so dass der Blonde mehrere Stunden auf der Krankenstation verbringen musste. Da die restlichen Slytherins eisern schwiegern und Draco seinen Angreifer nicht hatte sehen können, konnte nicht aufgeklärt werden, wer der Schuldige war. Von diesem Tag an begleitete ihn Harry, wann immer es ihm möglich war, zum Unterricht und liess ihn auch sonst kaum mehr aus den Augen. Wenn sie gemeinsam Unterricht hatten, was in diesem Jahr sehr oft der Fall war, setzte er sich mit Ron und Hermine unauffällig in Dracos Nähe. In den Stunden, die sie nicht gemeinsam hatten, übernahm Hermine still diese Aufgabe und hatte ebenfalls ein wachsames Auge auf Draco. Zwar mochte sie den Blonden immer noch nicht besonders, aber Harry war trotz allem ihr bester Freund und ihm war der Slytherin wichtig und so tat sie alles dafür um Harry glücklich zu sehen. Selbst dann, wenn das hiess, dass sie ein wachsames Auge auf Draco Malfoy haben musste und ihn im Zweifelsfall auch beschützen würde. Draco nahm es still zur Kenntnis und zeigte ihr auf seine ganz eigene Art mit kleinen, unauffälligen Gesten, dass er ihre Bemühungen zu schätzen wusste. Hermine hätte Draco sogar aufgefordert mit ihnen im gleichen Abteil zurück zu fahren, aber sie wusste nicht, wie der Slytherin und ganz besonders Ron darauf reagieren würden und so behielt sie ihre Idee lieber für sich. Wenn sich die Gelegenheit ergeben oder es notwendig sein würde, konnte sie beide immer noch vor vollendete Tatsachen stellen. Am Morgen vor der Abfahrt standen Hermine und Ron ebenso wie Draco bei Harry um sich von ihm zu verabschieden. Ron fragte noch einmal nach, ob Harry wirklich sicher sei, dass er in Hogwarts bleiben wolle, doch als Harry das bestätigte, wünschte er ihm schöne Weihnachten und stieg mit Hermine in eine der Kutschen. Durch das Fenster beobachtete er, wie sich Draco und Harry voneinander verabschiedeten. Einen kleinen Moment standen sie verlegen voreinander, trauten sich nicht, den Anderen anzusehen. Schliesslich sagte Harry leise: „Vergiss nicht zu schreiben. Ich schicke dir den Zaubertrankaufsatz bis morgen nachmittag und wenn es im Zug Probleme geben sollte, dann bitte Hermine und Ron um Hilfe. Sie werde nicht nein sagen.“ So ruhig er auch wirkte, am liebsten hätte er den Slytherin in seine Arme gezogen und nicht mehr losgelassen. „Mach dir keine Sorgen, Harry.“, kam Dracos geflüsterte Antwort. „Ich habe Greg und Vince bei mir und schliesslich habe ich mich in Verteidigung doch deutlich verbessert.“ Aber Harrys ganzes Verhalten sagte ihm, dass sich der Andere solange Sorgen um ihn machen würde, bis er ihm versprach, sich an seine Freunde zu wenden, falls irgendetwas sein sollte und so ergänzte er: „Und wenn es zu schlimm wird und mich die Slytherins nicht in Ruhe lassen, dann frage ich deine Freunde, versprochen.“ Harry lächelte ihn verhalten an und beschäftigte sich mit seinen Fingern. Um noch etwas zu sagen, fuhr Draco fort: „Für meine Aufsatz werde ich aber wohl ein wenig länger als bis morgen nachmittag brauchen. Meine Eltern haben für heute Abend wahrscheinlich noch irgendetwas geplant und ich weiss noch nicht, wann ich zum Schreiben komme. Ich schicke ihn dir, sobald ich ihn fertig habe, zusammen mit deinem korrigierten Zaubertrankaufsatz.“ Harry nickte, widerstand der Versuchung den Blonden doch noch kurz in die Arme zu nehmen und krächzte mehr, als dass er sagte: „Du solltest in die Kutsche steigen, du verpasst noch den Zug.“ Draco nickte, lächelte leicht und unterdrückte den Impuls, Harry noch einmal in den Arm zu nehmen und stieg, ohne die Miene zu verziehen, in die letzte Kutsche, die noch am Tor stand und wartete. Zufällig war es genau diesselbe, in die sich zuvor Hermine und Ron gesetzt hatten. Harry lächelte noch einmal über das ganze Gesicht, winkte und rief ihnen im Spass zu: „Seid nett zu ihm!“ Damit drehte er sich um und ging ins Schloss zurück. Harry war einer der Wenigen, die jetzt ins Schloss zurückkehrten, das dunkel und doch auf seine eigene Art majestätisch in der fahlen Morgensonne dastand. Da auch aus Gryffindor fast alle Schüler über Weihnachten nach Hause zu ihrer Familie gefahren waren, war es seltsam ruhig im Gemeinschaftsraum. Nur einige, wenige Erst- und Zweitklässler vertrieben sich die Zeit mit Zauberschach und dem Austausch von Schokofroschkarten. Harry verspürte keinen Wunsch, sich ihnen anzuschliessen und holte daher nur seine Bücher, bevor er sich auf den Weg zum Raum der Wünsche machte, um dort seinen ersten Aufsatz zu schreiben. * Dracos Heimreise verlief ruhig. Nachdem er mit Harrys Freunden in der gleichen Kutsche gesessen hatte, drängte ihn Granger dazu, sich mit ihnen ins gleiche Abteil zu setzen. Dabei ignorierte sie gekonnt sowohl die giftigen Blicke, die ihr Weasley zuwarf, als auch Dracos eigenen Einwände. Schliesslich machte sie kurzen Prozess mit beiden und drängte sie in das nächste freie Abteil. Nachdem sie sich eine Weile schweigend gegenüber gesessen hatten, versuchte sie ihn in ein Gespräch über die letzten Arithmantikstunden zu verwickeln, was zu wissenden Blicken von Weasley und schon fast verzweifelten von Draco führte. Schliesslich endete es damit, dass er tatsächlich mit Weasley über Quidditch diskutierte, während Granger ein Buch las. Aber auch wenn er es nicht zeigen wollte, so beneidete er Harry insgeheim um seine Freunde, die sich, ohne grosse Worte zu machen, tatsächlich um ihren jahrelangen Feind kümmerten, nur weil es Harrys Wunsch war. Am Bahnhof wartete Dracos Vater schon auf ihn. Auch wenn es ihm gelang, dem Rest seiner Umgebung etwas vorzuspielen, so sah Draco sofort, dass er schlecht aussah. Er war schon fast krankhaft bleich und wirkte ausgezehrt, so, als ob ihn etwas langsam aber sicher von innen auffressen würde. Sie begrüssten einander kühl mit einem kurzen Nicken. „Deine Mutter fühlt sich nicht wohl und ist daher zu Hause geblieben.“, sagte Lucius Malfoy, als er Dracos suchenden Blick bemerkte. Das war allerdings schon sehr ungewöhnlich. Narzissa Malfoy versäumte normalerweise keine Gelegenheit um sich mit Mann und Sohn in der Öffentlichkeit zu zeigen. Schliesslich erreichten sie die Villa der Malfoys. Das Haus schien sogar noch kälter zu sein, als Draco es in Erinnerung hatte. Ein feuchter Nebel umhüllte das Gebäude und schluckte das schwache Abendlicht. Draco fröstelte, als die feuchte Kälte unter seine Kleidung kroch. Im Haus war es nur wenig wärmer. Die Hauselfen kümmerten sich sofort um sein Gepäck und so ging Draco direkt in sein Zimmer. Hier hatte sich nichts verändert. Das grosse Bett mit den dunkelgrünen Samtvorhängen stand immer noch dominant in der Mitte des Raumes, während die Portraits von Verwandten die Wände zierten. Wie immer, wenn er aus der Schule nach Hause kam, war das Erste, was Draco tat, die Portraits umzudrehen, so dass sie ihn nicht mehr beobachten konnten. Ihre Rückseiten waren mit Kritzeleien von Besen, Drachen und Zauberern verziert. Obwohl er Harry gesagt hatte, dass er ihm erst am nächsten Tag schreiben würde, setzte sich Draco an seinen grossen Schreibtisch, dessen Platte vollständig leer war und nahm ein Pergament und seine Feder aus der Schublade. Einen Moment zögerte er unschlüssig, doch dann begann er zu schreiben: Hallo Harry Ich bin gut zu Hause angekommen, auch dank deiner Freunde, die mich praktisch gezwungen haben mit ihnen im gleichen Abteil zu sitzen. Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann einmal zusammen mit Gryffindors reisen würde. Es ist sicher besser, wenn meine Eltern das nie erfahren. Ich hoffe, du schreibst bereits deinen Aufsatz, so wie du es versprochen hast und vergiss nicht die besonderen Eigenschaften von Gänseblümchenwurzeln. Ich weiss schliesslich, dass du sie immer vergisst. Meine Eltern erwarten mich zum Abendessen. Du kannst den Essay mit meiner Eule mitschicken. Nimm besser nicht Hedwig. Meine Eltern könnten sie erkennen und ich möchte nichts riskieren. Draco Der Blonde las den Brief noch einmal durch, nickte dann zufrieden und machte sich dann auf den Weg zum Eulenzimmer um ihn loszuschicken, bevor er zu seinen Eltern zum Abendessen musste. * Harry brauchte deutlich mehr Zeit als er gedacht hatte, um seine Aufsatz zu Ende zu bringen. Dracos Hilfe, die Möglichkeit, den Blonden sofort zu fragen, wenn er etwas nicht verstanden hatte, fehlte ihm sehr, aber schlussendlich hatte er es doch geschafft. Zufrieden schob er seine Pergamente zusammen, verstaute sie zusammen mit den Büchern in seiner Tasche und ging zum Abendessen in die Grosse Halle. Als Harry zwischen den wenigen, restlichen Gryffindors am Haustisch Platz nahm, fühlte er sich plötzlich sehr einsam und auf einmal, nach dem es ihm den ganzen Tag gelungen war sich zu beschäftigen, vermisste er nicht nur Ron und Hermine, sondern auch und vor allem Draco. Er vermisste die grauen Augen, die ihn sooft vom gegenüberliegenden Tisch aus heimlich beobachtet hatten, vermisste die kleinen Botschaften, die ein einfaches Zwinkern quer über alle Tische gesendet hatte. * Am nächsten Morgen erwachte Harry ungewöhnlich früh. Für einen kleinen Augenblick lag er desorientiert in seinem Bett, bis ihn ein lautes Klopfen am Fenster aufschreckte. Das musste das Geräusch gewesen sein, dass ihn für seine Verhältnisse frümorgens geweckt hatte. Als er das Fenster öffnete, flog eine grosse, schwarze Eule hindurch und landete auf seinem Bett, wo sie auffordernd ihr Bein ausstreckte. Harry zögerte einen Augenblick und betrachtete sie neugierig. Wer könnte ihm eine derart aussergewöhnliche Eule schicken? Schliesslich entfernte er aber doch die kleine Rolle von ihrem Bein, gab ihr einen Eulenkeks und warf sich auf sein Bett um den Brief zu lesen. Die Eule flog eine kleine Runde im Zimmer und setze sich anschliessend auf die Fensterbank, wo sie sogleich begann ihr Gefieder zu putzen. Als Harry die Bemerkung über die Gänseblümchenwurzeln erreichte, musste er unwillkürlich lächeln. Er hätte tatsächlich fast vergessen, dass sich ihre Eigenschaften veränderten, wenn sie bei Vollmond gesammelt wurden, als er den Aufsatz geschrieben hatte. Nur das vage Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben, hatte ihn dazu veranlasst, die Eigenschaften von Gänseblümchen und ihren Wurzeln noch einmal nachzuschlagen. Harry stutzte einen Augenblick. Warum hatte er sich überhaupt die Mühe gemacht, einem vagen Gefühl nachzugehen und etwas nachzuschlagen, als er den Aufsatz für Draco geschrieben hatte? Für Hermine oder gar für Snape hätte er das nie getan. Bei Beiden wäre es ihm egal gewesen, wenn sie bemerkt hätten, dass er wieder ein Detail unterschlagen hatte. Warum war es ihm bei Draco so wichtig einen korrekten Aufsatz zu schreiben? Immer noch den Kopf über sich selber schüttelnd, ging Harry duschen. Das warme Wasser beruhigte und entspannte ihn und das kalte Abduschen zum Schluss tat sein Übriges dazu ihn vollständig zu wecken. Da bis zum Frühstück noch Zeit war, nahm er seine Feder und ein Pergament um die Antwort auf Dracos Brief zu schreiben. Hallo Draco Ich bin froh zu hören, dass du gut zu Hause angekommen bist. Vielen Dank auch für die Erinnerung an die Gänseblümchen, aber ich habe tatsächlich daran gedacht und die Eigenschaften der Wurzeln noch einmal nachgeschlagen. Es sind nicht sehr viele Schüler hiergeblieben und so habe ich sehr viel Zeit für meine Hausaufgaben. Vielleicht besuche ich heute nachmittag noch Hagrid, aber das weiss ich noch nicht so recht. Hagrid ist im Moment doch sehr mit der Weihnachtsdekoration des Schlosses beschäftigt. Bitte schick mir die Eule so schnell wie möglich zurück, es ist furchtbar langweilig hier. Harry Die Eule musterte Harry mit einem empörten Blick, als er sie bei ihrer Morgentoilette störte und versuchte den Brief an ihr Bein zu binden. Ihr Blick machte mehr als deutlich, was sie davon hielt, schon wieder losgeschickt zu werden, kaum da sie angekommen war. Ein paar Eulenkekse und Streicheleinheiten später liess sie sich aber doch dazu herab, ihr Bein auszustrecken und Harry den Brief und den Aufsatz befestigen zu lassen. Mit einem letzten, beleidigtem Blick auf Harry hob sie ab und flog durch das Fenster davon. Harry schaute der Eule noch lange nach, bis ihr Punkt am Himmel immer kleiner wurde und schliesslich verschwand. Das Eis an den Bäumen des Verbotene Wald funkelte im fahlen Morgenlicht. Die kalte, klare Winterluft strömte durch das geöffnete Fenster in den Schlafsaal und liess Harry frösteln. Nach einer Weile schloss er das Fenster wieder und machte sich auf den Weg in die Grosse Halle um zu frühstücken. * Draco verbrachte beinahe den ganzen Tag in seinem Zimmer. Seine Mutter hatte er seit seiner Ankunft noch nicht gesehen und sein Vater schien es vorzuziehen sich möglichst oft im Ministerium, bei Bekannten oder Freunden aufzuhalten und gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzugehen. Alles schien im besser, als in der Villa zu sein. Der kalte Nebel, der bereits bei Dracos Ankunft über dem Haus gehangen hatte, hatte sich auch über Nacht nicht aufgelöst und nicht einmal die Sonne konnte ihre Strahlen hindurch schicken. Im Haus selber herrschte eine niedergedrückte, fast deprimierte Stimmung und sogar die wenigen Hauselfen, die Draco zu Gesicht bekam, wirkten niedergeschlagen und liessen ihre Ohren hängen. Im Haus war es so kalt, dass Draco mehrere Umhänge übereinander trug und sich nur schwer davon abhalten konnte, noch seinen Mantel darüber zu ziehen und langsam wurde die Vermutung, dass in der Villa nicht nur Schatten, sondern auch anderes lauerte, zur Gewissheit. Zwar war es im Winter im Haus allein durch die vielen unbewohnten Zimmer immer relativ kühl, doch diese Kälte war anders. Sie schien sämtliche Kleidungsschichten zu durchdringen und sich tief im Körper festzusetzen. Da Draco den ganzen Tag über nichts zu tun hatte und auch nicht das Bedürfnis verspürte sein Zimmer zu verlassen, nutzte er den Tag um seinen Aufsatz über Dementoren und den Patronus zu schreiben. Besonders sorgfältig versuchte er dabei auf die Eigenschaften der Dementoren und die Gründe, warum der Patronus die einzig wirksame Verteidigung gegen sie war, einzugehen. Als er endlich den Aufsatz beendet hatte, wurde es draussen schon dunkel und er konnte eine Eule ans Fenster klopfen hören. Es war die schwarze Eule, die er am vorherigen Tag zu Harry geschickt hatte. Als Draco im Brief die Bemerkung über die Gänseblümchenwurzeln las, schlich sich zum ersten Mal, seit er zu Hause angekommen war, ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Das war so typisch Harry, obwohl er nicht damit gerechnet hätte, dass der Gryffindor die Eigenschaften tatsächlich nachschlagen würde. Am liebsten hätte Draco den Brief sofort beantwortet, aber da ihn eine der Hauselfen bereits zum Abendessen gerufen hatte, musste er es auf später verschieben. Es war nie klug, zu spät zum Abendessen zu kommen, besonders nicht wenn ihn seine Eltern erwarteten. Danach würde er immer noch genug Zeit haben, um Harry die Eule zurückzuschicken. Als Draco ins Esszimmer kam ,warteten seine Eltern bereits. Sein Vater wirkte noch blasser als am Tag zuvor, als er ihn am Bahnhof abgeholt hatte und sah entsetzlich müde aus. Draco hatte seinen Vater noch nie so erschöpft gesehen, etwas, was ihn in seinem Gedanken bestärkte, dass es seinem Vater überhaupt nicht gut ging. Am meisten hatte sich allerdings seine Mutter verändert. Draco brauchte all seine Selbstbeherrschung um sein Erschrecken darüber nicht auf seinem Gesicht sehen zu lassen. Das einstmal schöne Gesicht seiner Mutter war abgemagert und spitz. Falten hatten sich tief um ihren Mund gegraben und liessen es verhärmt wirken. Ihr glänzendes, blondes Haar war strähnig und wirr und wirkte ungepflegt. Aber das Erschreckenste waren ihre Augen: Sie waren riesig, schienen viel zu gross für ihr Gesicht und hatten einen seltsamen fiebrigen Glanz, der von Krankheit und Wahnsinn sprach. Draco wagte es nicht, sie genauer zu betrachten. Das Abendessen verlief schweigend und Draco blickte kaum von seinem Teller auf. Erleichtert darüber, dass die üblichen Fragen seiner Eltern zu seinem Abschneiden in der Schule ausblieben, erhob er sich, sobald er aufgegessen hatte und kehrte in sein Zimmer zurück. Ein vages Gefühl sagte ihm, dass es besser war, wenn er sich von seiner Mutter so weit es irgendwie ging, fernhielt. Sobald er zurück in seinem Zimmer war, begann er, den Antwortbrief an Harry zu verfassen. Hallo Harry Mit dieser Eule schicke ich dir meinen Aufsatz zu den Dementoren und dem Patronus. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen, aber ich kann im Moment nicht in die Bibliothek gehen. Hier geht irgendetwas seltsames vor sich, etwas, das ich nicht benennen kann. Bringen Dementoren für gewöhnlich Nebel mit sich und können Hauselfen ihre Anwesenheit fühlen? Deinen korrigierten Zaubertrankaufsatz schicke ich dir mit der nächsten Eule. Draco Nachdem die Eule abgeflogen war, sah Draco ihr noch lange hinterher, obwohl er in der nebligen Dunkelheit nichts erkennen konnte. Feuchte Kälte drang durch das offene Fenster in sein Zimmer, doch Draco spürte kaum einen Unterschied zu den Temperaturen im Haus, obwohl einer da sein müsste. Noch nie zuvor hatte er einen solchen Nebel gesehen, noch nie eine solche Kälte gespürt, die von Innen kam und nichts mit der Temperatur im Zimmer zu tun hatte. Was ging in der Villa seiner Eltern vor sich? Was war geschehen, dass sich seine Mutter und vor allem sein Vater so verändert hatten? Mit einem mulmigen Gefühl setzte sich Draco wieder an seinen Tisch und begann Harrys Aufsatz zu korrigieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)