Hidden Feelings von Taskinst (- Another Continuance -) ================================================================================ Kapitel 1: Memories ------------------- Ein halbes Jahr war verstrichen nach den Ereignissen im Schloss der Niemande und dem endgültigen Vernichtungsschlag gegenüber dem dort residierenden Anführer und seinen Anhängern. Der König hatte den Frieden in den Welten wieder hergestellt, hatte zwar Freunde trennen und Menschen in ihre Heimat zurückschicken müssen, doch die Finsternis war der guten Sache wegen gewichen. Zusammen mit seinem zurückgekehrten Hofmagier und seinem Ritter herrschte er nun über ein friedliebendes Königreich. Riku lief durch sein Zimmer, ziellos und unsicher, und ließ unwillkürlich, auf einer Stelle stehenbleibend, den Blick schweifen. Mit einem gerade so ausgekramten, übergeworfenem Hemd auf seinem Körper, entdeckte er ein Foto neben seinem Bett, das er dort einmal vor langer Zeit auf seinem Schränkchen in einem Rahmen aufgestellt hatte. „A world without you … “ Lange Zeit hielt er den Blick darauf, gedankenverloren und verträumt, ehe er es schließlich in die Hand nahm und die Personen darauf begutachtete. Kairi, Sora und er am Strand. Beim Anblick des Datums auf der Rückseite konnte er es fast nicht für möglich halten. Zwei Jahre war es schon her. Zwei Jahre, die vergangen waren wie zwei Monate, in denen alles wie im Sturm an ihm vorübergezogen ist. Zwei Jahre, die er erlebt hatte wie ein Traum. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, war es eine lange Zeit, in der viel geschehen war, doch wo blieben die Erinnerungen? Er hatte nichts vergessen, keine einzige Minute, keine Sekunde, alles war an ihm vorbeigezogen. Es läutete wie eine stille Glocke in seinem Unterbewusstsein, die Vergangenheit. Alles war vorbei, und jetzt? Würden sie wieder solche Momente erleben dürfen? Wo sie einfach nur leben, ihre Freizeit genießen und für einander da sein konnten? Das Bild nach unten haltend, legte der Silberhaarige es wieder nieder, er versteckte es. Er musste nach vorne sehen, dem Lauf der Dinge ins Auge sehen. Die Vergangenheit war vorüber, es gab nichts mehr, das ihn dorthin zurückzubringen vermag. Ohne große Pläne oder Richtwege im Hinterkopf zu haben, was den Verlauf seines Tages beeinflußen könnte, verließ der Jugendliche sein Zimmer. Er gab das Nachdenken auf, machte seinen Kopf frei für neue Empfindungen und öffnete die große Eingangstür weiter unten, wo ihm sofort die hellen warmen Strahlen der gerade erst aufgegangenen Sonne ins Gesicht schienen. Sie wärmten seinen Körper, streiften seine freien Arme und erfüllten sein Innerstes mit einer ungewöhnlich sanften Wärme, die er so noch nie erlebt hatte. Es war ein gutes Gefühl, denn das der Kälte hatte er verdrängt. Es sollte nicht wieder kommen, das Licht stand ihm bei. Nachdem sein Freund ihm das vor einem halben Jahr klargemacht hatte, fühlte er nichs mehr für diese leere trostlose Dunkelheit, die ihn damals tagtäglich umhüllt und sogar in seinen Körper eingedrungen war. Er hatte sie ein für alle Mal hinter sich gelassen. ~ Er wollte seinen eigenen Weg gehen. Seinen Weg, wo er in der Lage war zu sein, was er wirklich war und tun konnte, was er wirklich wollte. Doch dort war etwas vor ihm. Eine Mauer zwischen ihm und dieser Person, die seine Worte hören und antworten musste. Die Person, die mit ihm zusammen lebte – Überall, Nirgends. Jeden Tag und jede Nacht. Doch dort war eine Barrikade, eine Barrikade dazwischen, so musste er dies akzeptieren. Obwohl er seinen eigenen Weg gehen wollte, konnte Riku nicht der sein, der er sein wollte, und musste einen Rückzug machen. Er musste einen langen Umweg machen und verstehen, dass nichts in dieser Welt einfach sein konnte. ~ [Sein alleiniger Weg, der nur ihm bestimmt sein sollte, blieb verschlossen. "Einfach nur seinem Herzen folgend." Ja, das hatte er zu Sora gesagt. Im Gegensatz zu ihm, war Riku ganz anders. Er wollte doch nur das tun, was er für richtig hielt. Das, wofür man ihn belohnen würde, etwas gutes. Schlecht wollte er niemals mehr sein. Das lag der längst verflossenen Vergangenheit an. Nichts in dieser Welt war leicht, nichts.] Das Kind in seinem Traum, jetzt wusste er es. Er hatte sich erinnert, und einer Erinnerung, die einem selbst bestimmt war, sollte man nicht trotzen. Sich selbst alles, was ihn und Sora anbelangte, eingestehend, ging Riku lächelnd und mit gesenktem Blick den Weg zum Strand entlang. Schon bevor er an dem Floß, das angebunden an einem Steg ruhig dalag, angekommen war, drangen die leisen Töne der umherschweifenden Möwen an sein Ohr. „Was bist du denn so still?“ Der Junge schreckte auf, und fast hatte er vergessen, dass er schon eine ganze Weile bei seinen Freunden saß und unter sich eine sternenförmige Frucht in der Hand gehalten hatte. „Ich? Ach, nichts … Ich denke irgendwie nur zu viel.“ Kairi, die Rothaarige, anlächelnd, wandte er sich um, sah seine Freundin nicht mehr an. „Ach, was! Komm, du wolltest uns doch heute beim Trainieren für das Blitzballturnier nächste Woche helfen.“ Mit einem geschickten Sprung von dem großen Baumstamm an ihrem kleinen Riff, Rikus Lieblingsplatz, stolzierte sie zurück zu Wakka, Tidus und Sora, die schon eifrig damit beschäftigt waren, ihre Wurftechniken zu verbessern und ihren Teamgeist zu stärken. Nächste Woche würden sie vielleicht gegeneinander antreten, aber das war ihnen im Moment egal. We can look at each other … Anytime … Anywhere … But could never be together … Um es sich ehrlich einzugestehen, hatte er nicht sonderlich viel Lust bei dem Training mitzumachen, also blieb der Silberhaarige dort, wo er war und ließ sich mit dem Rücken nach hinten zu Boden sinken. Die warme Sonne blendete ihn, also schloss er die Augen und lauschte dem seichten Geräusch der Wellen, die immer wieder gegen die Felsen stießen und danach wieder langsam zurück im weiten Meer verschwanden. You said I can come back … You said I can go home … with you … I can life with you … or can’t I … ? Mit den Armen im Nacken öffnete er seine Augen wieder, denn jemand über ihm hat die hellen Strahlen der Sonne blockiert und seinen Schatten auf ihn geworfen. „Hey, du Faulenzer! Na los, steh auf!“ In der einen Hand einen Blitzball haltend und in der anderen Rikus Arm umschlossen, zog ein braunhaarige Junge ihn breitlächelnd auf die Beine. „Hm? Sora … “ Völlig perplex sah Riku zu ihm auf, er hatte ihn gar nicht bemerkt. „Jetzt komm, spiel doch auch mit! Du bist doch in allem so gut. Dann kannst du das sicher auch! Mir dir im Team wären wir unschlagbar!“ Unschlagbar … Früher hab ich dich immer besiegt. Jedes Mal, in jedem Spiel. Egal, ob es Blitzball oder Schwertkampf war. Sora hatte immer verloren. Und in der Dunkelheit … ? Auch dort hattest du Schwierigkeiten gegen mich. Riku befreite seinen Arm aus Soras Umklammerung, konnte dem enttäuschten Blick seines Gegenübers aber nicht lange widerstehen. „Ja, aber ich gewinne!“ Die Zeit verflog förmlich und die Stunden schienen wie Minuten, als die auserwählten Mannschaften gegeneinander antraten und kämpften, als ginge es um alles. „Nun haben wir doch verloren.“ Erschöpft auf dem warmen Sandboden des Meeres sitzend, blickte Sora in die Runde. „Ja, wir müssen dann auch wieder zurück. Wir sehen uns ganz sicher morgen wieder!“ Nach einer kurzen Verschnaufpause verabschiedeten sich dann Wakka und Tidus und kehrten ans Ufer zurück zu ihren Flößen, die sie zurück zur anderen Seite brachten. „Schade, dass du uns nicht helfen konntest.“ Als er zur Seite sah, bemerkte Riku, dass er angesprochen wurde. Die lauwarme Luft des späten Nachmittags rauschte durch die Palmen über ihnen und die entstandene Stille brachte einen etwas verwunderten Blick auf Soras Gesicht. „Tja … “ Geheimnistuerisch richtete Riku sich auf und nahm die Hände in seine Taschen, ehe er sich zum Gehen an den beiden vorbeiwandte. „Du musst dich eben mehr anstrengen.“ Kairi fing an zu lachen, als sie Sora mächtig aufgebracht im Wasser schmollen sah und seine Augen bemerkte, die Rikus Schritten an ihm vorbei, folgten. Du bist so naiv, Sora … Genau wie damals schon. In unserer Kindheit. Weißt du noch? Nie hast du eingesehen, dass ich dich in jedem Kampf geschlagen habe. Du warst sauer, aufgebracht darüber, und wolltest jedes Mal sofort eine Revanche, in der du dann deinen Sieg herausgefordert hast. Und ich hab dich wieder besiegt. Jedes Mal. Wie lang ist das nun schon her? Das leise Schlagen der Wellen gegen die Klippen ihrer kleinen Insel, ließ Riku nach oben fahren. In Gedanken wandte er sich erneut an Sora, der schon längst wieder das Weite des Ozeans in Augenschein genommen hatte. Und? Hast du dich nun geändert? Nein, du bist noch immer so. Kindlich, naiv und … „Hey, Jungs!“ Eine laute Stimme direkt in seiner Umgebung, riss ihn unsanft aus seinen Gedanken. Kairi, die bis vor kurzem noch vor ihm im seichten Wasser gesessen hatte, stand nun mit dem Blick zu den drei übriggebliebenen Flößen in der Ferne, aufrecht vor ihnen. „Es wird langsam spät.“ Nur noch zur Hälfte war die Sonne in der Ferne am Horizont zu sehen gewesen. Ihre letzten Strahlen, die sie ihnen ergab, waren warm und wohl anzufühlen. „Ich muss nach Hause! Also, wir sehen uns dann morgen!“ Mit einem Wink den beiden anderen gegenüber, lief sie voraus und machte sich zur Überfahrt fertig. „Wir sollten auch gleich gehen, oder?“ Der treibenden Kairi hinterhersehend, setzte Sora sich auf und stützte sich mit den Händen am Boden hinter sich ab. „Oder?“ Abermals traf der Blick des Kleineren den, der über ihm stand. In Rikus Blick tauchte aber nur ein sanftes Lächeln auf, was Sora etwas verdutzt den Kopf schief legen ließ. „Ja, aber weißt du was?“ Sich seinen blauleuchtenden Augen abwendend, sah Riku sich um. Es schien so, als würde er etwas suchen, denn seine Augen huschten schnell über den sandigen Boden. „Sollen wir noch etwas trainieren?“ Ein Holzschwert Wakkas, das er womöglich hier vergessen hatte, aufhebend, wandte er sich wieder um. Als Sora sich nickend aufrichtete, warf er ihm das zweite zu. Was gab es besseres als einen guten Kampf? Er wusste, dass Sora sich darauf einlassen würde, denn andernfalls hätte Riku diesen nicht gefragt. „Mal sehen, ob ich mich verbessert habe.“ Mit einem fast siegessicheren Grinsen auf dem Gesicht fasste der Silberhaarige mit beiden Händen um den Griff seiner Waffe, um sich seinem Gegner gegenüberzustellen. „Glaub ich nicht.“ Ohne Vorwarnung war Riku, bereit zum Angriff, auf Sora losgestürmt. Er hatte nicht vor, ihm irgendwelche Chancen zu lassen, eher wollte er ihm abermals beweisen, dass er nicht gegen ihn ankommen würde. Er wollte ihm zeigen, dass es immer jemanden über ihm geben wird, der ihn übertreffen konnte und seine hervorragenden Künste mit dem Schwert umzugehen, in den Wind schlagen würde. Riku war zu ehrgeizig als das er gegen einen Jüngeren verlieren könnte, erst recht dann nicht, wenn es sein Freund war. Er musste gewinnen, um jeden Preis, den es zu zahlen gab. Ein ungeheurer Trieb kam plötzlich in Riku auf und er hämmerte unaufhörlich auf Soras Schwert ein. Er ließ ihm fast keine Chancen zum Gegenschlag, wich jedem seiner Angriffe aus, und ihm entging auch nicht das verdutzte Gesicht seines Gegenübers, als er dann doch mal, schnell wie der Wind, hinter ihm aufgetaucht war. „Sora!“ Etwas in ihm trieb auf, ihn zu warnen, denn sein nächster Schlag ging mit voller Wucht genau an die Stelle, an der sein Gegner noch bis vor kurzem gestanden hatte. Ein Schwung durch die leere Luft, durch den Raum, der seinem Gegner wohl üble Verletzungen hätte zufügen können. Auch, wenn es nur Holzschwerter waren, mit denen sie sich duellierten. Ausgewichen sah Sora sich schnell, aber aufmerksam um, denn Riku war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Einfach weg, das konnte nicht sein. Ein nächster Schlag von der Seite ließ ihn dann haltlos nach hinten stolpern, wo er am dicken Stamm einer Palme zu Boden sank. Ein vorgehaltenes Schwert kam ihm entgegen, als er den Kopf hob und Riku erkannte. Aufrecht und in fester Haltung. „Verdammt!“ Er lächelte über Soras zu Boden hängenden, frustierten Blick und legte sein Schwert hinter sich in den Sand. Vor dem braunhaarigen Jungen in die Hocke gegangen, hielt er ihm schließlich seine Hand zum Aufstehen entgegen. Oder nur zur Wiedergutmachung? Als Sora den Kopf wieder anhob, stand ihm plötzlich ein seltsames Blitzen in den Augen, ehe er mit seiner rechten Hand ausgeholt hatte. Sein letzter Schlag, doch noch den Sieg für sich zu bekommen, ging jedoch daneben, da sein Schwert gegen Widerstand stieß. Riku hatte mit seiner anderen Hand das glatte Holz der Waffe abgefangen, das Sora ihm entgegengeschlagen hatte. Einfach so, mit bloßer Hand. Soras Augen waren fast entsetzt geweitet. „Sei nicht immer so stürmisch.“ Der Jüngere ihm gegenüber zeigte einen finsteren Gesichtsausdruck, als er seinen Arm mit dem Schwert zurückziehen wollte, Riku aber nicht nachließ und ihm stattdessen nur stumm ins Gesicht starrte. „Was … ?“ Soras Augen wurden wieder größer und er gab es auf zu zappeln, denn etwas an dem Jungen vor ihm, schien ihn zu bannen. Was war es? Er bemerkte das stumme Leuchten in diesen türkisblauen Augen, ein Leuchten, das fast erloschen war und wieder erflammt werden musste. Seine silbernen Haarsträhnen, die ihm einzeln über sein Gesicht hangen, wehten nur leicht im Wind, der von den Wellen zu ihnen herübergetragen wurde. Sora wurde flau im Magen, er spürte ein seltsames Gefühl, das er noch nie gefühlt hatte und bemerkte, wie ihm das Schwert langsam und sachte aus der Hand gezogen wurde. Das Geräusch, wie es zu Boden fiel, kam ihm nur von sehr weit entfernt ans Ohr, denn er hörte nur etwas anderes, das laut darin pochte. „Komm.“ Unwillkürlich nahm er dann im nächsten Moment Rikus Hand, die ihn schnell wieder auf festen Boden brachte. „Gehen wir zurück. Es wird schon dunkel.“ Mit einem Deut in die Ferne zum Horizont ging Riku voran und nahm vom Steg das Seil seines Floßes. Als er Sora nach langem noch immer nicht an seiner Seite bemerkte, sah er sich noch einmal um. Scheinbar wie angewurzelt stand er da und starrte zu Boden. Das schlagende Geräusch vom Holz des Schwertes auf das Rikus Floßes, ließ ihn schließlich hochfahren und mit einem etwas schämenden Lächeln zu ihm kommen. Sora stammelte leise etwas vor sich hin, ehe er das Seil seines Gefährts ebenfalls vom Steg entfernte und beide übers Meer trudelten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)