Out of Time von MajinMina (In der falschen Zeit!) ================================================================================ Kapitel 7: Situationen ---------------------- Out of Time Kapitel 7: Situationen 1878 Sano saß mit geschlossenen Augen auf den Eingangsstufen zum Aoi-ya und dachte zurück an seine Kindheit während des Bakumatsu... Zurück an die Zeit, in der er noch ein Straßenkämpfer gewesen war... Und als Kenshin ihn mit ein paar kräftigen Schwertschlägen zur Vernunft gebracht hatte... Egal wie schmerzlich manche Erinnerungen auch waren, er fand sie alle besser als die Situation, in der er jetzt war. Sano öffnete leicht ein Auge, nur um Battousai und Yahiko immer noch vor sich stehen zu sehen, beide mit Gesichtern, die nach einer Antwort verlangten. Sanosuke seufzte und öffnete seine Augen ganz. Als erstes würde er das erklären, was leichter zu erklären war. „Hör zu Yahiko,“ begann er, „es gibt einiges, was du nicht verstehen wirst und ich bin mir nicht sicher, ob-...“ „Traust mir etwa nichts zu? Warum? Wer ist der rothaarige Kerl? Ein Krimineller oder was?” Yahikos Augen wurden plötzlich Teller-groß. „Hat er etwa während der Revolution gegen Kenshin gekämpft?“ „Yahiko...“ „Das ist es, oder?” rief Yahiko. „Er ist Kenshins lange verloren geglaubter Bruder und hat wie er unter Hiko Seijuro trainiert - aber er hat sich im Krieg der anderen Seite angeschlossen und gegen Kenshin gekämpft.“ Der junge strich sich durch die Stachelhaare. „War er bei den Shinsengumi?“ „Yahiko!“ Sano unterbrach mit einem panischen Blick in Richtung Battousai Yahikos Redefluss. Seltsamerweise hatte die Erwähnung der Shinsengumi Battousai nicht beunruhigt. Der Ausdruck in seinem Gesicht war schwer zu entziffern, aber es war keine Wut... eher Belustigung. Als ob Battousai sich nicht sicher war, ob er lachen oder Yahiko einfach niederschlagen solle, um ihn zum Schweigen zu bringen – nicht, dass sich Sano vorstellen konnte, dass Battousai Yahiko wirklich schlagen würde. Das war wohl nur sein eigenes Wunschdenken. „Was?“ fragte der Junge. Er musterte Battousai mit einer Mischung aus Misstrauen und Faszination. Anscheinend glaubte er wirklich an seine absurde Geschichte. „Das ist echt cool. Also warst du einer der Bösen, oder? Warum bist du dann hier? Willst du mit Kenshin die Sache ins Reine bringen? Oder gegen ihn kämpfen?“ Sano stand auf und streckte sich. „Was redest du für einen Müll, Yahiko! Er war nicht bei den Shinsengumi!“ „Sie waren nicht die Bösen,“ sagte Battousai leise. Beide, Yahiko und Sano, wandten sich überrascht zu ihm um. „Was?“ Battousai schüttelte nur den Kopf. „Viele der Shinsengumi waren sehr ehrbare Kämpfer. Die Ishin Shishi waren nicht die Guten, die gegen die Bösen gekämpft haben.“ Er sah in die Ferne. „Wir waren alle nur Menschen, und sind für das eingetreten, an das wir geglaubt haben. Da war alles. Menschen, die andere Menschen für ihre Überzeugung getötet haben.“ Seine Stimme klang so, als ob er mehr zu sich selbst sprechen würde als zu den anderen. „Ich denke, an Anfang habe ich auch noch so gedacht, aber mit der Zeit... Ich kenne nur noch das Schwert, das ist alles. Mein blutbeflecktes Schwert...“ „Himura?“ sprach Sano zögerlich, denn er hatte Angst, Battousai in seinen Gedanken zu stören – doch noch mehr ängstigte es ihn, dass Battousai weitersprechen könnte. Yahiko schaute verwirrt zwischen den beiden Männern hin und her. „Okay... also warst du doch bei den Ishin Shishi?“ „Yahiko,“ grummelte Sano, der endgültig die Geduld verlor und den braunhaarigen Jungen am Kragen packte und wegzog. „Himura, eine Minute...“ rief er noch, bevor er Yahiko um die Ecke des Aoi-Ya schleifte. Kaum außer Hörweite verpasste er Yahiko eine saftige Kopfnuss. „Was zur Hölle...?“ Wollte Yahiko entrüstet losbrüllen, doch Sano unterbrach ihn mit ungewohnt ernstem Gesicht. „Sag mal, bist du wirklich so bescheuert? Genug von der Revolution! Kannst du nicht sehen, dass ihn das belastet? Du musst nicht die Geschichte seines Lebens auswendig kennen – reicht es nicht, wenn du weißt, dass er mit Kenshin verwandt ist und auch Himura heißt?“ „Und wo IST dann Kenshin?“ fragte Yahiko. Der Kämpfer zuckte mit den Achseln. „Weg... zumindest jetzt.“ „Weg?!” rief Yahiko entgeistert. „Schhhht!“ zischte Sanosuke und sah sich hastig um. „Er muss irgendwas erledigen, aber wenn Kaoru und die anderen das wüssten, dann würden sie sich nur Sorgen machen. Deswegen spielt der andere Kenshin so lange den echten Kenshin.“ Yahiko nickte langsam. „Aber Kenshin kommt doch zurück, oder? Ich meine, er ist nicht wieder losgewandert oder so was?“ Sanos Augen verdüsterten sich. „Ich glaube, dass ist das letzte, woran er im Moment denkt.“ -- 1865 Obwohl sie schnell durch die dunklen Gassen rannten, wusste Kenshin, dass sie kaum entkommen würden, wenn Saito sich entschlossen hätte, ihnen zu folgen. Okita hatte Ushiro drei tiefe Wunden zugefügt, die den sonst so flinken Mann beim Laufen behinderten. Auch Kenshin selbst hatte durch Saitos Gatotsu zwei tiefe Wunden erlitten und einiges an Blut verloren. Jetzt, wo das Adrenalin des Kampfes nachgelassen hatte, kam sein Atem stoßweise und die Schnitte in seiner Haut brannten wie Feuer. Sehr zu Kenshins Erleichterung wurden sie offensichtlich nicht verfolgt. Saito und Okita hatten sie gehen lassen, auch wenn das äußerst ungewöhnlich war. Ushiro, der ein kleines Stückchen vor Kenshin lief, drehte sich um. „Fast da,“ sagte er. „Alles in Ordnung, Battousai-san?“ Kenshin zuckte unmerklich, als er mit seinem Hitokiri-Namen angesprochen wurde. „Ich lebe noch,“ antwortete er. Ushiro grinste, wenn auch etwas gequält. „Gut, wir sind gleich da. Katsura-san hat sich schon gefragt, was mit dir passiert ist. Er war wütend, denn alle haben geglaubt, du hättest dich von jemandem töten lassen.“ Kenshin kam abrupt zum Stehen und stöhnte unfreiwillig laut auf. Ushiro bemerkte es und drehte sich besorgt um. „Battousai-san?“ „Katsura,“ flüsterte Kenshin. In all der Aufregung hatte er einfach nicht bedacht, WOHIN genau sie vor den Shinsengumi geflohen waren - natürlich zum Geheimversteck der Ishin Shishi. Der Einzige Platz, der er auf alle Fälle hatte vermeiden wollen, weil er dort Katsura begegnen würde. Ushiro sah ihn an, als ob er vorhatte, zu helfen. Aber er wusste, dass man nicht einfach so Battousai unter die Arme fassen konnte. NIEMAND fasste Battousai an. „Battousai-san, wir müssen weiter. Die Shinsengumi werden uns sonst aufspüren und in unserer jetzigen Verfassung können wir nicht noch mal mit ihnen kämpfen.“ Er grinste entschuldigend. „Ich meine natürlich, ICH werde nicht noch mal kämpfen können. Aber wenn sie uns folgen, dann weißt du, was das für Okami bedeutet...“ „Okami,“ murmelte Kenshin. Er erinnerte sich an die nette Frau, die ihm so oft geholfen hatte, obwohl niemand sonst es bemerkt hatte. Denn selbst Battousai hatte manchmal jemanden gebraucht, mit dem er einfach nur hatte reden können. Er durfte sie nicht in Gefahr bringen. Kenshin begann, weiterzulaufen. „Es geht schon, geh weiter,“ meinte er erschöpft. Ushiro nickte mit einem erleichterten Seufzer und hastete durch die dunklen Gassen, Kenshin dicht hinter ihm. Er war froh, dass der Hitokiri ihm folgte - er hätte nicht gewusst, was er hätte tun sollen, wenn er schlapp gemacht hätte. So was war noch nie passiert. Battousai war in einem Gefecht noch NIE so verwundet worden. Und gerade eben waren es sogar weniger als sonst gewesen, trotz der zwei Kommandanten. Als die Herberge näher kam, vergewisserte sich Kenshin, dass sie keine Blutspuren hinterlassen hatten. Wenn, dann mussten sie jetzt zuerst woanders hin abbiegen und einen Haken schlagen. Aber er hatte Glück... keine Spuren waren zu sehen. Ushiro hatte seine Wunden mit seinem Gi umwickelt und Kenshin war sowohl überrascht als auch verstört, als er feststellte, dass er automatisch das selbe getan hatte. Es war, als ob sein Körper ganz von alleine reagiert hätte. Wenn er es nach Hause schaffen würde, dann würde sich Kenshin nie wieder über Flashbacks aus der Vergangenheit beschweren - lieber Erinnerungen als diese Realität hier. Ushira sah sich vorsichtig um und klopfte dann an die Tür. Die hastigen Schritte einer Freu waren zu hören, dann schob sich die Tür einen Spalt auf. Beim Anblick von Ushiro öffnete Okami die Tür ganz und ließ ihn herein. Erst dann sah sie, dass auch Kenshin noch davor stand, an die Hauswand gelehnt und mit der Hand seine verletzte Schulter haltend. Ihre Augen weiteten sich. „Himura-san,“ flüsterte sie, und zog ihn sanft in das Innere der Herberge. Dann schloss sie die Tür. „Gott sei Dank bist du am Leben! Alle waren sich schon sicher, dass du tot bist,“ sprach Okami weiter, während sie schnell Bandagen für Kenshins Wunden holte. Vorsichtig zog der rothaarige Schwertkämpfer unterdessen seinen Gi über die verletze Schulter. Er war von seiner ganzen Umgebung, die seit über zehn Jahren nur noch Erinnerung gewesen war, ziemlich überwältig. Mit einem schwachen Lächeln schaffte er es dann doch, Okami zu antworten. „So viel Vertrauen habt ihr in mich?“ Okami war sichtlich von dem Lächeln verunsichert und starrte ihn an. „Himura, du bist noch nie länger wie ein paar Stunden weg gewesen, ohne dass Katsura-san gewusst hat, wo du bist. Und jetzt warst du über einen Tag lang verschwunden! Was sonst hätten wir annehmen sollen?“ „Seit letzter Nacht?“ Kenshin blinzelte überrascht. Anscheinend war also sein jüngeres Selbst um die gleiche Zeit verschwunden, wie er hier aufgetaucht war. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus. Bedeutete das etwa, das Battousai in der Meiji-Zeit gelandet war? Er dachte an Sano, Yahiko und Megumi-dono. Wie würden sie damit zurecht kommen? Und Kaoru-dono... seine Augenbrauen zogen sich zusammen, während Okami seine Wunden verarztete. Warum nur konnte er sich dann in seiner eigenen Vergangenheit an nichts dergleichen erinnern, wenn ihm das Ganze anscheinend schon passiert WAR? „Himura-san?“ Kenshin sah verwirrt zu Okami hoch. „Oro? Entschuldigung, ich habe nicht zugehört. Was habt ihr gesagt, Okami-dono?“ Die ältere Frau lachte sanft. „So höflich heute Nacht. Seit wann nennst du mich Okami-dono?“ Sie lächelte ihn an, befestigte den Verband an seiner Seite und wandte sich nun seiner Schulter zu. „Natürlich, du warst von all den jungen Männern hier schon immer der angenehmste. Mann würde nie darauf kommen, dass du auch der Tödlichste bist, hmm?“ Der Rotschopf sah weg, weigerte sich, ihr in die Augen zu blicken. Er wollte nicht, dass sie merkte, wie sehr sie ihn mit ihrem unscheinbaren Kommentar verletzt hatte. Die meisten Soldaten schenkten der Wirtin der Herberge kaum Beachtung, aber selbst als Jugendlicher hatte Kenshin sie sehr gemocht. Sie war mutig und riskierte alles, um ihnen bei ihrer Sache zu helfen. Und nebenbei war sie ganz schon gewitzt. Und aufmerksam. Sie bemerkte Dinge. Kenshin zweifelte nicht daran, dass sie schon längst festgestellt hatte, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Aber das war auch ein weiterer Vorteil von Okami: Sie stellte keine Fragen. Sie nahm einfach das als gegeben hin, was ihr mitgeteilt wurde und alles weitere übersah sie absichtlich. In ihren Augen war er immer noch Himura und sie hatte ihn verarzten müssen. Aber die Veränderungen IN ihm, das, was zehn Jahre der Wanderschaft aus ihm gemacht hatten - das war eine andere Sache... Okami gab sich wirklich Mühe, so gut es ging seine Schulter zu verbinden, aber die Blutung wollte nicht so recht stoppen, egal, wie fest sie die Bandagen band. Endlich schaffte sie es einigermaßen, den Arm so zu verpacken, dass das Blut nicht sofort durch die Verbände tropfen würde. „Diesmal hast du dich selbst übertroffen, Himura-san,“ meinte sie besorgte. „Ich bin es gewohnt, bei dir nur ein paar leichte Kratzer verarzten zu müssen.“ Sie ging in die Hocke und schaute Kenshin an. Er wollte ihr immer noch nicht so recht ins Gesicht schauen. „Himura-san,“ sagte sie sanft und berührte seinen Arm. „Du musst die Verbände jede Stunde wechseln, solange, bis die Blutung stoppt. Natürlich musst du dich auch noch eine Weile hinlegen. Und Katsura-san Bericht erstatten.“ Endlich sah er sie an. Sein Gesicht sah alarmiert aus. Sie missverstand diesen Ausdruck und schüttelte den Kopf. „Hör mir zu, Himura-san. Ich weiß, normalerweise verletzt dich niemand, aber es ist nun einmal passiert. Katsura-san wird das schon verstehen und er wird dir ein paar Tage Ruhe gönnen. Der Schnitt in deiner Seite ist zu tief und der andere könnte deinen Schwertarm auf die Dauer verletzen, wenn du ihn jetzt nicht richtig heilen lässt. Du musst dich einfach ausruhen. Und du bist gut dran mit Katsura-san als Anführer, er wird das verstehen und zusehen, dass man sich um dich kümmert.“ Sie lächelte aufgrund Kenshins Überraschung. „Ja, Himura-san. Er kümmert sich um dich!” „Wo ist Katsura-san?“ fragte Kenshin mit so neutraler Stimme, wie ihm möglich war. Er war aufgestanden. „Ich denke in seinem Zimmer. Er wird gerade zu Abend essen. Du musst nicht gleich jetzt zu ihm gehen, Himura-san. Du kannst dich erst ausruhen, das wird er verstehen.“ Kenshin schüttelte den Kopf und seufzte. „Nein. Ich muss jetzt sofort mit Katsura-san sprechen... solange ich noch kann…” Dann verbeugte er sich bedankend vor Okami und verließ den Raum. --- “Das war neu,” kommentierte Okita fröhlich, seinen ruhigen und düsteren Freund von der Seite musternd, während sie zusammen zurück zum Hauptquartier gingen. „Ein Kampf mit Battousai... und keine Toten!“ Schweigsam trottete Saito neben ihm her. Okita zog die Augenbraue nach oben. „Was ist los? Macht es dich nicht froh, dass es keine Opfer heute Nacht gab?“ „Das war nicht Battousai,“ grummelte Saito nach einer Pause als Antwort. Das Lächeln in Okitas Gesicht erlosch. „Saito-san? Natürlich war das Batt-...“ „Nein, war er nicht!“ Der Anführer der dritten Einheit funkelte Okita an. „Er kämpfte ähnlich. Er sah ähnlich aus. Aber es war nicht Himura Battousai. Ich habe mit ihm schon oft gekämpft und dieser Mann gerade eben war jemand anderes. Älter. Langsamer. Und ohne den Killerinstinkt. Ich hätte diesen Mann töten können.“ Saito schüttelte frustriert den Kopf. Was war das für ein seltsames Rätsel? Okita seufzte. „Warum hast du es dann nicht getan? Ich dachte, das ist einer deiner größten Wünsche. „Mein Wunsch ist, Battousai zu töten. Denjenigen, der so viele meiner Männer auf dem Gewissen hat. Nicht der Mann von vorhin.“ Der junge Mann neben ihm lachte. „Gut. Dann war das nicht Battousai – sondern nur ein anderer Mann mit roten Haaren und exzellentem Battoujutsu. Solche Leute gibt es ja wie Sand am Meer...“ Sein Lachen wurde zu einem leichten Husten. Saito zog die Augenbrauen zusammen. „Ich weiß, was ich gesehen habe Okita.“ Dann entspannte sich sein Gesicht etwas. „Und tu was gegen deinen Husten. Du kannst doch nicht mitten in der Revolution eine Erkältung bekommen.“ -- Danke fürs Lesen und ich bitte um Kommentare ;) Vielen Dank an meine bisherigen Reviewer *umarm* NÄCHSTES KAPITEL: Kenshin trifft auf seinen alten Kommandanten, Katsura Kogoro, der ihn zu einem Hitokiri gemacht hat. Und Battousai verschwindet einfach in Kyoto. Kann das gut gehen? Bis dahin, Mina Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)