Out of Time von MajinMina (In der falschen Zeit!) ================================================================================ Kapitel 15: Auf Messers Schneide -------------------------------- Sorry für das lange Warten... Kenshin versucht, der Vergangenheit etwas positives abzugewinnen. Inzwischen ist Battousai verschwunden, genau, als Saito aufgetaucht ist, um von ihm "Antworten" zu fordern... Kapitel 15 – Auf Messers Schneide 1865 Sobald er eingetreten war, war es im Raum still geworden. Kenshin musste sich beherrschen, um angesichts dieser Reaktion nicht zurückzuzucken. Zögernd stand er am Türrahmen und schaute sich im Essensaal um, auf der Suche nach einem Platz, an dem er in Ruhe alleine sitzen konnte. Es gab nicht viele Möglichkeiten, denn der Raum war nicht sehr groß. Aber jetzt zurückgehen wollte er auch nicht. Kenshin zwang sich dazu, den Raum langsam zu betreten, geschärften Sinnes dafür, dass jeder auch der kleinsten Bewegung von ihm mit den Augen folgte. Sein Gesicht war Stein. „Eine blöde Idee,“ dachte er bei sich, betrübt. Als erstes hatte er eigentlich vorgehabt, sich in seinem Zimmer auszuruhen und danach wieder nach dem Jungen zu suchen. Aber er hatte Katsuras Worte einfach nicht aus seinem Kopf bekommen. „Ich bin mir sicher, dass in der Zeit, aus der du kommst, einige deiner früheren Kameraden nicht mehr am Leben sind. Du könntest diese Möglichkeit nutzen, um noch einmal mit ihnen zu sprechen.“ Er hatte schon während seiner Jungend kaum mit ihnen gesprochen. Warum sollten jetzt die Dinge anders stehen? „Weil ich jetzt ein anderer Mensch bin,“ überlegte er trocken. „Als ob das HIER jemand bemerken würde...“ Vielleicht wäre die Idee, den Raum wieder zu verlassen, doch nicht so verkehrt. Wenn er Okami in der Küche besuchte, würde sie ihm vielleicht das Essen mit aufs Zimmer geben. Natürlich würde er dann wieder Nozomi-dono treffen. Eine leichte Röte kroch in sein Gesicht, als er sich eingestand, dass er einfach nicht gut darin war, ihr einen Korb zu geben – zum Glück würde Kaoru-dono niemals etwas von ihr wissen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Lehrerin des Dojos das arme Mädchen mit ihrem Bokken attakieren würde. Bei dem Gedanken traf ihn unvermittelt wie eine Kugel das Heimweh – was, wenn er sie nicht wieder sehen würde? Sie alle nicht mehr sehen würde? „Außer ich finde einen Weg nach Hause. Entweder dass, oder ich kann versuchen, die Zeit des Bakumatsu noch mal zu überleben.“ Düster starrte Kenshin vor sich hin. „Dann wäre ich dreiundvierzig, wenn ich sie wieder treffe...“ Seine Lippen zuckte und er hätte fast gelächelt. „Kaoru-dono wäre darüber sicher nicht begeistert.“ Seine Anwesenheit schien bei den Männern endlich an Interesse zu verlieren und sie begannen wieder, untereinander Gespräche zu führen. Einige Männer standen auf und Kenshin eilte an den nun leeren Tisch am Ende des Raumes, an dem er für sich sein konnte. Das würde ausreichen. Kaum war er zwei Schritte in den Raum hineingelaufen, da rief jemand hinter ihm, „Battousai-san.“ Kenshin wandte sich verwundert um und sah Ushiro. „So,“ kommentierte Ushiro, „Hast du Katsura inzwischen gefunden?“ Kenshin blinzelte ihn an, bevor er antwortete. „Ja, Danke, Ushiro-san.“ „Gut.“ Er druckste etwas herum. „Nun, Ja, also jetzt, da deine Dinge mit Katsura geregelt sind, willst du dich vielleicht zu mir und Kano setzen? Wir haben noch nicht fertig gegessen. Das ist doch sicher besser, als schon wieder nur alleine herumzusitzen.“ Er lächelte schwach. Kenshin sah sehnsüchtig zu dem leeren Tisch und seufzte. Nun, er WAR ja hergekommen, um mit jemandem zu reden. GENIESSEN, so hatte es Katsura genannt. Und aus einem für ihn unersichtlichen Grund wollte Ushiro seine Gesellschaft. „In Ordnung,“ stimmte er schließlich zu. Der Rurouni folgte dem größeren Kämpfer zu ihrem Platz, wo Kano, ein kleiner, dicklicher Mann, bereits saß und ihnen zunickte. „Battousai-san.“ Kenshin erwiderte das Nicken. „Kano-san.“ Er kniete sich hin und wartete still einige Minuten, bevor Reiko, eine von Okamis Mädchen, herüberkam und ihm Tee und Suppe servierte. „Danke,“ sagte er leise. Reiko lächelte und verbeugte sich, in Eile, auch die anderen Männer zu bedienen. Nach einigen Minuten des Schweigens seufzte Ushiro. „Nun, das ist irgendwie unangenehm!“ „Oro?“ Kenshin sah hoch, gerade, als Kano eine Grimasse schnitt. „NUN, was ERWARTEST du denn von uns, Ryu?“ fragte Kano. „Ich habe seit zwei Tagen keine neue Mission bekommen, über die ich reden konnte. Battousai-san war verschwunden. Und ich WEISS, dass du nichts nennenswertes zu berichten hast.“ Ushiro grinste. „Doch, hab ich. Wie wäre es mit einer Neuigkeit den Anti-Attentäter betreffend?” Kano zog eine Augenbraue nach oben. „Wirklich?“ “Unsere Chefs sind sehr wütend. Anscheinend protestiert Okubo-san sogar in der Regierung gegen ihn. Er beteuert, dass wir keine Attentäter in unseren Diensten haben und deswegen das Bakufu auch keine Attentäter gegen uns einsetzten sollte.“ Kano schüttelte den Kopf. „Typisch Okubo. Auch Satsuma tut so, als ob es mit Choshuu nichts zu tun hätte. Immerhin versorgt uns Okubo-san mit Waffen, das ist wenigstens etwas. Er ist ein Genie, wenn es darum geht, verschiedene Mächte gegeneinander auszuspielen. Ich habe nur Angst, dass er sich vielleicht auch eines Tages gegen Katsura-san wenden könnte.“ „Er ist ein anständiger Mann,“ sagte Ushiro kopfschüttelnd. „Er würde niemanden, der auf seiner Seite ist, verletzen.“ „Er ist ein Politiker. Er sorgt sich nur um die Sache und seinen eigenen Kopf.“ Kano aß etwas von seinen Soba-Nudeln. „Ich will nicht respektlos sein, aber Okubo-san spielt ein gefährliches Spiel. Und es beinhaltet eine Menge an schmutziger Wäsche. Ich will nicht in seinen Schuhen stecken. Eines Tages wird das alles auf ihn zurückfallen. Merkt euch meine Worte, dieser Anti-Attentäter ist nur der Anfang.“ Ushiro schüttelte den Kopf und lachte. „Gut, Gut. In deinen Augen ist alles eine Verschwörung, Kano.“ Kenshin senkte seinen Blick in seinen Suppe hinein und dachte an Shishio. „Ich denke, der ganze Krieg ist ein gefährliches Spiel, das denke ich,“ kommentierte er leise und brachte die zwei anderen Männer damit zu einem überraschten Schweigen. „Okubo-san ist kein böser Mensch, soviel weiß ich. Aber es ist auch für gute Menschen möglich, verloren zu gehen. Er läuft momentan auf Messers Schneide – wir können nur hoffen, dass er richtig entscheidet und die richtigen Opfer bringt, zum Wohl von Japan.“ Uhsiro nickte mit einem leichten Lächeln. "Battousai-san,“ bemerkte er fröhlich, „Ich denke, ich habe noch nie so viele Worte von dir auf einmal gehört.“ Kenshin zwang sich zu einem kleinen Lächeln und nippte an seinem Tee. Kano grinste und schien sich nun endlich in Gegenwart des Hitokiri entspannen zu können. „So, Battousai-san,“ begann er nun den Versuch, ein Gespräch anzufangen, „einige von uns haben sich schon dieselbe Frage gestellt. Vielleicht weißt du die Antwort darauf?“ Kenshin sah ihn fragend an, violette Augen trafen Braune. Kano fuhr fort. „Erinnerst du dich noch an das Mädchen, dass du letztes Jahr hierher gebracht hast? Die Hübsche, die so gut gerochen hat? Irgendeine Ahnung, was mit ihr passiert ist?“ Kenshin zuckte zusammen aber Kano schien das nicht zu bemerken, während er noch mehr Soba aß. „Ich hab mir nur gedacht, dass, wenn es jemand wissen müsste, du das bist. Sie schien dich gemocht zu haben. Wir haben uns gefragt... du weißt schon. Hast du die sie irgendwohin fortgeschafft, wo ihr in Ruhe...?“ In den dunklen Augen von Kenshin stand nun blanker Schmerz geschrieben, so offensichtlich, dass sogar Ushiro ihn bemerkte. „Kano, hör auf,“ flüsterte er. Doch Kano ignorierte ihn, zu neugierig. „Oh, hör doch auf, Ryu. Ich weiß, dass es dich auch interessiert. Ein so hübsches Mädchen kommt nicht einfach so aus dem Nichts mitten in der Nacht, um dann wieder zu verschwinden. Jedenfalls hab ich in Izukas alten Notizen etwas über sie gefunden. Anscheined musste er auf Katsuras Befehl hin ihre Vergangenheit checken. Izuka war sich ziemlich sicher, dass sie irgendwo als Hure gearbeitet hat. Es wäre interessant gewesen, wenn sie-...“ Er konnte seinen Satz nicht zu Ende sprechen. Kenshin stand abrupt auf und sah ihn scharf an. Der bernsteinfarbene Blick des Hitokiri brachte Kano sekundenschnell zum Schweigen. „Sprich nicht über Dinge, die du nicht verstehen kannst!“ Seine Stimme war tief und bedrohlich, bedrohlicher, als Kano sie je gehört hatte. Und in diesem Moment sah Hitokiri Battousai auch genauso tödlich aus, wie er klang. Im Raum war es wieder still geworden – doch dieses Mal war es Kenshin egal, als er sich umdrehte und leise ging. -- 1878 Auf einen Schlag schienen alle im Aoi-ya wach zu sein. Während Omasu alle noch übrigen Mitglieder der Oniwaban von Kenshins Verschwinden in Kenntnis setzte, begann Kaoru eine fieberhafte Suche durch die ganze Herberge. Wo konnte er hingegangen sein? Sie konnte nicht anders, als sich um ihn zu sorgen. Seine Gesundheit schien sich gerade verbessert zu haben, aber dann musste er gehen und verschwinden. Und Kaoru konnte nicht anders, als zu vermuten, dass das etwas mit ihrem Gespräch zu tun hatte. Wenn er wegen ihr weggegangen war... Wenn sie ihn nicht finden würden... Kaoru weigerte sich, diesen Gedanken zu Ende zu denken, während sie eine weitere Schiebetür schwungvoll aufriss und plötzlich vor dem verschlafen blinzelnden Sanosuke stand. „Hu? Was zur Hölle... Ich schwöre, ich wars nicht…” murmelte er, die Augen kaum offen. Er blinzelte einige Male, bevor er Kaoru im Türrahmen erkannte, leicht vom Mondlicht erhellt. „Jou-chan?“ fragte er, seine Augen plötzlich weit aufgerissen angesichts ihres verzweifelten Gesichtsausdruckes. „Es geht um Kenshin, oder nicht? Was ist passiert?“ Kaoru blinzelte ihn verblüfft an. „Woher hast du das gewusst?“ Er war schon auf den Beinen. „Nichts sonst würde dich so besorgt aussehen lassen. Also, was ist los?“ Yahiko erschien hinter Kaoru und rubbelte sich noch den Schlaf aus den Augen. „Könnt ihr nicht etwas leiser sein? Es gibt noch Leute, die hier schlafen wollen.“ „Will aber keiner,“ schnauzte ihn Kaoru an. „Kenshin ist verschwunden. Wir müssen ihn suchen.“ Yahikos Kinn klappte nach unten. „Was?“ Kaoru hatte ihn schon zur Seite geschoben und begann, weiter im Aoi-ya zu suchen, bis sie eine Hand am Arm packte. „Warte, Jou-chan.“ Sie blickte in Sanos Gesicht, der alarmierend ernst ausschaute. „Etwas genauer bitte: Woher wisst ihr, dass er verschwunden ist? Vielleicht hat er nur Hunger gehabt und wollte was Essen gehen. Oder er hat zu viel Tee getrunken uns sitzt... ihr wisst schon...“ „Vielleicht geht er ja auch nur spazieren, so wie heute Nachmittag“ schlug Yahiko vor, einen düsteren Seitenblick auf Sanosuke werfend. Sano funkelte ihn an. “Ruhe da unten. Was heute Nachmittag war, interessiert doch sowieso keinen mehr.“ Kaoru schüttelte den Kopf. „Nein. Er ist weg und es ist mein Fehler. Ich hätte nicht so mit ihm sprechen dürfen. Er ist krank und ich hab ihn quasi beschuldigt, mich allein gelassen zu haben.“ Es waren Tränen in ihren Augen und sie sah so verzweifelt aus, wie damals, als Kenshin sie wegen Shisho verlassen hatte. „Was, wenn er denkt, dass ich ihm nicht länger vertraue? Der einzige Grund, aus dem er je bei mir geblieben ist, war doch, dass ich mich nicht um seine Vergangenheit gekümmert habe!“ „Hast du ihm das so gesagt?“ fragte Sano unvermittelt. Ihr Kopf schwang nach oben und sie sah ihn direkt an. „Was? Nein, das weiß er doch auch so.“ Sano zuckte mit den Schultern. „Jaah. Nun, Kenshin weiß viele Sachen. Zu viele, wenn du mich fragst. Aber jemand wie er... der schon so viel erlebt hat... Ich denke, es würde nicht schaden, ihn ab und zu an gewisse Dinge zu erinnern. Das ist alles.“ Kaoru schloss ihre Augen und versuchte, die Tränen zu verscheuchen. „Jah, und jetzt werde ich wohl keine Gelegenheit mehr dazu haben, oder?“ Sie fühlte sich plötzlich so leer. Das letzte, was Kaoru jetzt erwartet hatte, war Sano, der seine Arme um sie legte und sie umarmte. „Hör mir zu, Jou-chan,“ sprach er mit ruhiger Stimme. „Wenn Kenshin gegangen ist, dann ist das nicht dein Fehler. Sowas darfst du nicht denken. Er geht nie ohne einen guten Grund und und er würde nie für immer gehen, ohne irgend jemandem Auf Wiedersehen zu sagen. Du weißt das doch. Wenn er gegangen ist, dann nicht wegen dir. Und komm ja nicht auf die Idee, jetzt Panik zu schieben und zu heulen – das bringt ihn nicht zurück.“ Sano drückte sie und ließ sie dann los. „Okay?“ Kaoru nickte. Sie fühlte sich jetzt etwas besser. „Gut. Was wir herausfinden müssen, ist, wohin er gegangen sein könnte. Und warum...“ Yahiko warf Sano einen scharfen Blick zu. „Ich denke immer noch, dass er nur herumläuft. Er ist nicht ganz ER SELBST, ist doch so, Sano, oder?!“ Der Kämpfer warf Yahiko einen vernichtenden Blick zu. „Darüber reden wir später, Junge. Hol erst mal Megumi. Ich und Kaoru versuchen, zusammen mit den Oniwabanshu was herauszufinden.“ Grummelnd ging Yahiko den Flur entlang, wohingegen Kaoru und Sano sich in die andere Richtung wandten. „Ich denke nicht, dass Okina weiß, warum Kenshin weg ist. Omasu hat erzählt, dass Okina derjenige war, der Saito überhaupt erst hereingelassen hat.“ Sano blieb stehen. „Saito... ist hier?“ Kaoru hielt an und drehte sich zu ihm um, wobei sie ihm einen kritischen Blick zuwarf. „Ja, das war er. Ich denke, er ging, als er sah, dass Kenshin nicht hier war. Er sagte, er wollte nur Antworten, aber ich bin mir sicher, er wollte einen Kampf.“ „Verdammt,“ fluchte Sano in sich hinein. Wenn Saito hier gewesen war, dann war es nur anzunehmen, dass Battousai geflüchtet war. In ihren Gesprächen hatte Sano nie die Gelegenheit gehabt, Kenshin klar zu machen, dass der Ex-Shinsengumi-Anführer nicht länger sein Feind war... zumindest meistens... „Sano?“ „Beeilen wir uns lieber... nur für den Fall...“ Sie gingen in die Eingangshalle und fanden dort Okina, Omasu, Okon, Shiro und Kuro, die sich in verschiedenen Stadien des Wachwerdens befanden. Yahiko und Megumi betraten auch gerade den Raum von der anderen Seite. „Als erstes,“ begann Okina, „sollte sich jeder hier beruhigen. Wir müssen erst mal die Situation analysieren.“ Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und musterte alle kritisch. „Himura-dono ist verschwunden. Wenn wir die Tatsache außer Acht lassen, dass er natürlich jedes Recht der Welt hat, einfach zu gehen, wenn er Lust hat und dass er jetzt vielleicht irgendwas ganz normales macht und nicht zu erwähnen, dass Himura-dono die Strassen von Kyoto so gut wie die Oniwaban selbst, wenn nicht noch besser kennt, vor allem nachts,... " Okina holte tief Luft. " "Was für andere Informationen haben wir, um diesen Vorfall überhaupt zu etwas beunruhigendem zu machen? Die Tatsache, dass er noch verletzt ist, mal außer Acht gelassen...“ „Er ist noch nicht gesund genug, um nachts in der Kälte draußen zu sein,“ warf Megumi ein. „Er war mehr als nur verletzt. Er war fiebrig und hat halluziniert. Und es waren mehrere tiefe Wunden. Er hat mich ihn gestern nicht untersuchen lassen, deswegen kann ich nicht beurteilen, ob er für nächtliche Unternehmungen gesund genug ist. Trotzdem würde ich sagen... Er ist nicht gesund genug!“ Okinas Augen verengten sich. „Wunden? Woher?“ “Woher soll ICH das denn wissen?” rief Megumi frustriert und besorgt. „Ich weiß nur, was ich gesehen habe...“ „Wir müssen ihn finden,“ unterbrach Kaoru. „Was, wenn er wieder krank wird?“ „Wichtiger: Was, wenn Saito ihn findet?“ fügte Sano hinzu und zog damit Okinas Blick auf sich. „Ich denke nicht, dass Kenshin wieder krank wird. Aber er ist in keiner Verfassung für einen Kampf. Und du weißt, dass Saito aus genau diesem Grund nach ihm sucht.“ Sano schwieg einen Moment und dachte an den stillen und traurigen Jugendlichen. „Auf jeden Fall sollten wir ihn nicht länger als nötig irgendwo alleine rumlaufen lassen.“ Okina nickte, unterstützt von Omasu und Shiro, während Kuro und Okon wissende Blicke austauschten. Sie wussten, was jetzt passieren würde. „Gut,“ rief der alte Mann aus. „Eure Argumente haben mich überzeugt. Sobald die Sonne aufgeht, werden wir Himura-sono suchen gehen. Bis dahin ruhen wir uns aus, um fit zu sein.“ „Sonnenaufgang?“ brüllte Kaoru entsetzt. „Erwartest du, dass ich so lange warten kann? Er muss doch diese Wunden von irgendwo HER haben. Was, wenn das wieder passiert, während er unterwegs ist?“ „Ich bedauere den Mann, der sich mit Himura-dono anlegen will,“ erwiderte Okina sanft. „Allerdings...“ Megumi schaute verwirrt zwischen Kaoru und Okina hin und her. „…ich habe doch schon gesagt, dass die Wunden nicht frisch sind. Sie sind schon einige Monate alt, nur nicht richtig verheilt. Also gibt es vielleicht hier gar keine Feinde für Ken-san – außer, er ist mit dir zusammen einkaufen.“ „Wie bitte?!“ schrie Kaoru. “Was soll das heißen?” Megumi schaute nach oben. „Das ist doch offensichtlich...“ Okina räusperte sich. „Gut, das reicht jetzt. Misao ist bereits unterwegs um Aoshi abzuholen, der bald in Kyoto ankommt. Deswegen bin ich jetzt der Anführer des Aoi-ya und der Oniwabanshu. Und ich sagen, dass wir bis morgen früh warten werden.“ Er drehte sich zu Kaoru um. „Ich verstehe dein Drängen, aber es wäre dumm von uns, ihn nachts suchen zu gehen. Wir würden ihn niemals finden.“ „Aber ihr seid doch NINJA!“ rief Kaoru wütend. „Und er ist ein Hitokiri,“ antwortete der alte Mann nur. „Nach Hitokiri Battousai mitten in der Nacht zu suchen ist, als ob man seinen Schatten finden will, wenn es kein Licht gibt. Es wäre Zeit- und Energieverschwindung. Bis dann der Morgen käme und wir eine reelle Chance hätten, ihn zu finden, wären wir alle viel zu Müde. Deswegen warten wir.“ Die Logik von Okinas Worten schien endlich in Kaorus Bewusstsein zu dringen und sie sah beschämt zu Boden. „Verstehe,“ murmelte sie leise. Er lächelte sie an. „Sobald es hell wird, werden wir alles tun, um ihn zu finden. Sei unbesorgt. Wir finden ihn.“ Er ging zu ihr herüber und führte sie am Arm zurück zu ihrem Zimmer. Sano beobachtete sie beim Gehen. Dann ging er leise in Richtung Tür. „Wo denkst du, gehst du hin, Hahnenkopf?“ Langsam drehte er sich um und sah Megumi in der Ecke stehen. „Wohin wohl? Kenshin suchen,“ schnauzte er. Sie trat auf ihn zu. „Hast du nicht zugehört? Oder waren Okinas Worte zu schwer für dich? Du findest ihn nicht in der NACHTS! Du verläufst dich nur.“ Sano funkelte sie wütend an. „Ich verlaufe mich auch morgen früh. Also kann ich das auch jetzt gleich tun. Ich glaube ja nicht, dass ich ihn wirklich finde. Aber trotzdem...“ Megumi schüttelte den Kopf. „Warum gehst du, wenn du doch weißt, dass es nichts bringt?“ „Weil JEMAND es tun sollte.“ Er drehte sich wieder zur Tür und schob sie halb auf. Ohne sich umzudrehen, sprach er weiter. „Während du seinen Körper begutachten konntest, habe ich mir seine Worte genau durch den Kopf gehen lassen. Er ist wirklich sehr deprimiert zur Zeit. Und... ich denke, er fühlt sich sehr einsam. Als ob er hier für uns nur eine Belastung ist oder so was.“ Seine Hand krampfte sich um den Türrahmen. „Irgendwas verdammt beschissenes ist ihm passiert, sieh dir die Wunden an. Und... noch andere Dinge. Ich habe nicht alles aus ihm herausquetschen können.“ Sano sah zu Megumi und suchte nach den richtigen Worten. „Ich denke nur, dass es ihm etwas bedeuten würde, wenn er jetzt zurückkäme und jemand wäre unterwegs, um ihn zu suchen. Es bedeutet, dass sich JEMAND um ihn Sorgen macht, und zwar so sehr, dass er sucht, obwohl es so gut wie aussichtslos ist, verstehst du?“ Er zuckte mit den Schultern. „So, deswegen könnt ihr morgen früh suchen. Ich muss jetzt los.“ „Sano…” Er schüttelte den Kopf und schob die Tür ganz auf. “Ich erwarte nicht, dass du mich verstehst. Ich will nur nicht sehen, wie etwas in Kenshin zerbricht. Er ist so NAHE. Er ist immer so nah dran, egal wie stark er auch wirkt. Dieses Mal jedoch steht alles auf Messers Schneide, deswegen habe ich Angst, dass er sich verletzt.“ Mit diesen Worten trat Sano nach draußen in die kühle Nachtluft und schloss die Tür hinter sich. -- Battousai eilte durch die Strassen, denn er hatte jetzt ein Ziel. Selbst beim Rennen waren seine Fußschritte so gut wie geräuschlos und er war kaum mehr als ein Schatten auszumachen. Erst kurz vor dem Stadtrand verließ er seine Deckung und war zu sehen. Ohne langsamer zu werden eilte er auf eine Brücke zu, die er von Weitem sah, hell erleuchtet unter dem fast vollen Mond. Die Ansicht dieser Brücke bescherte ihm eine Gänsehaut. Hier war es passiert. Hier hatte er versucht, den Jungen zu retten. Und hier hatte er zum ersten Mal Sagara Sanosuke getroffen. Battousai betrat zögerlich die hölzerne Brücke, seine Hand auf dem feuchten Geländer. War es so einfach? Auf der Brücke sein und zu springen? Irgendwie bezweifelte er das. Der Rotschopf sah, wie eine Wolke sich vor den Mond schob und alles plötzlich dunkel wurde. Er wünschte irgendwie, er hätte Sano wenigstens mitgenommen. Dann würde er hier nicht alleine stehen. Der Junge schüttelte den Kopf. Was dachte er nur? Gerade deswegen war er doch hier: Um weg zu gehen, sie alle zu verlassen, damit sie ihren Rurouni wiederhaben konnten, ihr normales Leben weiterführen konnten. Es gab in dieser Zeit keinen Platz für Battousai. Ohne ihn wären sie besser dran. Er spannte sich plötzlich an. Irgendwo in der Nähe war eine starke Ki. Nicht gut. Egal, ob Sano beteuerte, dass es die Shinsengumi als solche nicht mehr gab, Battousai war kein Narr. Er hatte einen von ihnen gespürt, nahe der Herberge. Wer konnte schon wissen, ob nicht doch noch jemand von ihnen am Leben war? Seine Augen verengten sich. Leute wie Okita oder Saito konnten nicht so einfach sterben. Er rüttelte etwas am Geländer um sich zu vergewissern, dass es sein Gewicht halten würde. Es fühlte sich stabil an. Er würde schnell machen müssen, um einen Kampf zu vermeiden. Battousai stieg auf das Geländer. -- Er war spät dran. Bei jedem anderen hätte das nichts ausgemacht. Sie könnten spät sein. Zur Hölle, sie könnten von ihm aus auch tot sein, das war ihm egal, aber so ein baka wie Kenshin... wenn dieser Junge sagte, dass er zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein würde und dann nicht kam... Das war beunruhigend. Nein, mehr als das. Hiko schüttelte den Kopf. „Dieser Baka deshi würde es nie wagen, mich zu versetzten. Heute abend wollte er mich besuchen. Und er ist nicht aufgetaucht.“ Hiko kaute auf seiner Unterlippe, während er durch die Bäume in Richtung Stadtrand von Kyoto ging. „Dieser Baka... außerdem wollte er Sake mitnehmen.“ Jetzt musste Hilko selber gehen und einkaufen, auch noch dieses Gesöff von billigem Sake aus Kyoto. Na gut. Wenn er Kenshin treffen würde, dann würde er ihn zwingen, alles leer zu trinken. Sollte ER doch krank von dieser Kyoto-Brühe werden. Der mächtige Mann seufzte. Immerhin war er ja auf dem Weg, um sich zu vergewissern, dass sich Kenshin nicht schon wieder in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht hatte. Denn nichts anderes wäre der Grund für diesen Baka, nicht aufzutauchen. Nicht, dass sich Hiko gewünscht hatte, dass sein baka deshi ihn überhaupt besuchte. Darum ging es nicht. Er wollte nur nicht der Letzte sein, der mitbekam, dass Kenshin mal wieder unterwegs war, um die Welt zu retten. „Vor was wohl dieses Mal?“ schnaufte er ungehalten. „Seiner eigenen Blödheit?“ Brummelnd trat Hiko aus den Bäumen an das Brückengebiet am Stadtrand. Der helle, fast volle Mond ließ seinen weißen Mantel erstrahlen und gab ihm das Aussehen eines gefallenen Engels, der auf der Suche nach Alkohol war. Dann schob sich eine Wolke vor den Mond und alles war wieder dunkel. Als er sich der Brücke näherte, sah er, wie eine Gestalt gerade auf das Geländer kletterte und dann dort zögerte, als ob sie sich nicht sicher war, auch wirklich zu springen. Hiko runzelte die Stirn. Ein Selbstmord. Manchmal widerte ihn die Welt so an – was war das für eine Welt, in der die Menschen nicht leben wollten? Es war nicht einmal Wert, sie zu retten. Sie würden es bei der nächsten Gelegenheit wieder versuchen. Trotzdem beschleunigte er seine Schritte. Als die Wolke den Mond wieder freigab und Hiko die lange Brücke gerade betreten hatte, sah er den Mann schon genauer – Hikos Augen weiteten sich. Er hatte nicht einmal mehr Zeit, groß nachzudenken. Genau in dem Moment, in dem der Rotschopf sprang, sprang auch Hiko, packte ihn und katapultierte sie beide wieder zurück auf die Brücke. Dabei fielen sie beide unsanft zu Boden. In dem Moment schob sich die nächste, schwere Wolke über den Mond und alles war wieder undurchdringlich düster. Er hatte nicht gewusst, was Kenshins Reaktion sein würde. Wer wusste schon, was durch den Kopf dieses Baka ging? Aber Hiko hätte sicherlich nicht damit gerechnet, dass er sofort auf die Beine springen und sein Schwert ziehen würde. Leise fluchend stand auch Hiko auf. „Wundervoll,“ dachte er und lockerte sein eigenes Schwert. „Dieser Idiot hat mich nicht mal erkannt.“ Der Rotschopf schwang sein Schwert und benutzte das Geländer hinter sich, um seinem Angriff mehr Wucht zu verleihen. Es war ein guter Angriff, und hätte sicherlich jeden anderen Gegner zu Fall gebracht. Hiko wich mühelos aus und sprang über ihn hinweg. Elegant landete er auf dem Brückengeländer und balancierte dort, wartend, was Kenshins nächste Reaktion sein würde. Nicht, dass auf einer Brücke, die kaum zwei Meter breit war, viel Spielraum gewesen wäre. „Deswegen hasse ich Kämpfe auf Brücken,“ dachte er. „Ich beende das lieber schnell.“ Kenshin war schon wieder in Bewegung, aber Hiko konnte seine Attake voraussehen. Genau, als Kenshins Schwert ihn treffen sollte, wich er aus und blockte Kenshins Streich mit seinem eigenen Schwert ab. Das ließ Kenshin offen und Hiko konnte mit seiner Schwerscheide direkt seinen Kopf treffen. Der Junge fiel, hart getroffen, sofort zu Boden. Hiko schüttelte angewidert den Kopf. Was für eine Show wollte sein Baka Deshi hier abziehen? Dann sah er das Geländer, das Kenshin bei seinem ersten Angriff getroffen hatte. Hiko ignorierte den bewusstlosen Mann und sah sich das Holz an. Ein tiefer Schnitt spaltete den dicken Balken an der Stelle, an der Kenshins Schwert getroffen hatte. Hikos Augen wanderten zu dem Katana, das neben Kenshin am Boden lag. Die scharfe Seite war an der richtigen Stelle. Hiko kniete sich neben den Jungen und fluchte erneut. „In was für Schwierigkeiten hast du dich jetzt schon wieder verwickelt...“ -- Sorry für die Lange Wartezeit... ^^ Nächstes Kapitel: Battousai und Hiko treffen aufeinander. Und Kenshins Identität ist plötzlich gefährdet... Bis dahin... vielen Dank für eure Kommentare ^_^ Domo arigatou gozaimasu!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)