Träume von BlueKitty ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Träume? Was sind Träume? Mir hat man immer gesagt Träume können wahr werden. Man muss nur fest daran glauben. Hier fängt für mich schon ein Problem an. Ich habe meinen Glauben verloren. Den Glauben an mich, an die Menschheit und an den Frieden. Jeden Tag stirbt irgendwo ein Glaube, ein Traum. Bei mir im Land herrscht Krieg. Überall Trümmer und Leichen. Meine Eltern sah ich schon seit Jahren nicht mehr. Sie gingen nachts, ohne ein Wort. Sie waren einfach weg. Nun sitze ich hier im Sand zwischen Ruinen, Trümmern und neben mir liegt eine fehlgeschlagene Bombe. Wie jeder Mensch habe ich einen Traum. Einen Traum von einer friedlichen Welt. Einer Welt ohne Krieg. Krieg ist für mich sinnlos. Krieg bringt uns nicht ins Reich Gottes. Es bringt uns nur zum Teufel. Ich bin weder gläubig, noch glaube ich an etwas. Der Krieg nahm mir meine Träume und meinen Glauben. Nachts, wenn der Mond über mir die Trümmer meines Lebens in ein weißes Licht taucht, dann träume ich. Ich träume von einer Welt ohne Krieg und Hass. Ich laufe über grüne Wiesen, worauf friedlich Kühe und Ziegen grasen. Ich kann den Wind in meinen Haaren und auf meiner Haut spüren. Mit meiner Nase nehme ich die unterschiedlichsten Gerüche wahr. Schöne Gerüche. Keine, welche einem vom Tod und vom Sterben eine Geschichte erzählen. In meinem Traum lasse ich mich in das weiche Gras fallen und schaue zu der Sonne hoch, welche dies hier alles ermöglicht. Wenn ich mich dann aufsetze, kommen meine Eltern auf mich zugelaufen. Sie nehmen mich in den Armen. Sagen liebe Worte zu mir. Sie küssen mich. Sie lieben mich. Wenn ich Nachts so träume, vergesse ich die ganze brutale Welt um mich herum. Vergesse den Krieg, den Hass. Einfach alles. Ich gebe mich dem Träumen hin. Ohne Angst vor dem Tod, kann ich dann meine Augen schließen. In meinen Träumen kann mich der Tod nicht holen. Hier kann ich ihm davonlaufen. Nacht für Nacht. Doch wenn mich am Morgen die Sonne weckt, ist der Traum vorbei. Der Tod kann mich nun wieder zu sich holen. Jeden Tag. Ich muss einmal nicht aufpassen und er schnappt sich mich. In dieser Welt lauert er hinter jeder Ecke. Hinter jedem Strauch. In jedem Winkel, dieser verdammten Welt. An manchen Tagen träume ich dieser Welt entfliehen zu können. Ich würde mich dann einfach auf eine Wolke setzen und davonfliegen. Fliegen ins Land der Träume, welches hinter dem Horizont liegt. Doch weiß ich, dass dies nur ein Traum und somit nicht machbar ist. Ich müsste daran glauben. Jeder hier sagt mir das. Ich müsste fest an meinen Traum glauben. An ein Leben ohne Krieg glauben. Dann, dann wird es geschehen. Ich würde es schon sehen. Ich dürfte nur nicht meinen Glauben verlieren. Wenn sie das zu mir sagen, frage ich sie immer, was wäre, wenn ich schon längst meinen Glauben an eine friedliche Welt verloren hätte. Darauf antworteten sie immer mit einem strengen Blick, ich dürfe so etwas nicht sagen. So lange meine Hoffnung noch da wäre, sei mein Glaube auch noch da. Ich verstehe sie nie. Ich schaue sie dann immer mit einem fragendem Blick an. Eine weitere Antwort bekam ich aber nie. Ich soll also hoffen, denke ich mir und schau in den Himmel. Hoffen auf was? Auf eine friedliche Welt. Darauf kann ich doch lange hoffen. Mir wurde gesagt, die Hoffnung würde als Letztes sterben. Vielleicht war das auch so. Vielleicht war es auch so bei mir. Nur fühlte ich mich, als wäre meine Hoffnung schon dem Tode nahe und läge in den letzten Atemzügen. Meine Hoffnung an eine friedliche Welt ohne Krieg und Hass starb. Langsam. Aber sie starb. In mir starb meine Hoffnung. Mein Glauben. Abends lege ich mich wieder hin. Denke nach. Denke über die strebende Hoffnung nach. Ich denke lange nach. Irgendwann fange ich dann wieder an zu träumen. Ein Traum von Hoffnung und Glauben. Ohne Hass und Tod. Ich träume von einer Erde, auf welcher der Mensch friedlich mit Tieren und seinen Mitmenschen lebt. Die Krieger meiner Stadt und die Krieger aus der USA trinken Bier zusammen, lachen, haben Spaß. Gemeinsam. Ohne Waffen. In meinem Traum gibt es keine Waffen. Es gibt nur Frieden. Hass kennt hier niemand. Da kommt meine Mutter auf mich zu. Nimmt mich an meine vernarbte Hand und nimmt mich in das Land hinter dem Horizont. Ins Land der Träume. Nun glaube ich. Meine Hoffnung und mein Glaube. Alles ist wieder da. Ich glaube nun daran, dass Träume wahr werden können. Träume können leben. Am nächsten Tag finden sie mich. Mit einem Lächeln auf den Lippen. In der Nacht war er gekommen. Der Tod. Hat mich zu sich geholt. Und ich muss sagen, er ist freundlicher als jeder sagt. Er nahm mich an der Hand und zeigte mir sein Land. Ich höre noch die Männer sagen: „Für sie ist ein Traum wahr geworden. Nur leider werden Träume immer häufiger für Kinder wahr.“ Ich lächele bei mir und lief dann meiner Mutter nach. Ich nehme ihre Hand und lache. Mein Traum ist wahr geworden. Mein Traum von einer friedlichen Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)