schwarzes Loch von Thanatos_Incarnate ================================================================================ Kapitel 6: Verkauft?! --------------------- Forschend blickten mich alle Drei an und mit einem Mal begann meine Mutter hinterhältig zu grinsen. Es kam mir sehr eigenartig vor, sie lächelte sonst nie und nun solch ein merkwürdiges Lächeln? Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht, man konnte es schon fast in der Luft riechen. Prickelnd wie ein Feuer fühlte es sich an, der Rauch stieg einen drohend in die Nase und warnte vor der Gefahr. „Musashi, Schatz. Komm bitte hier rüber!“ forderte mich meine Mutter freundlich auf. Mir wurde schlecht und dennoch konnte ich meinen Körper nicht dazu bringen einfach wegzulaufen. Stockend bewegte ich mich einen kleinen Millimeter, blieb aber sofort wieder stehen. Diese gespielte Freundlichkeit und süße Stimme, war etwas, dass nicht mit meiner Mutter zusammenpasste und mir noch mehr Angst einjagte. Ich spürte wie sich mir der Hals zuschnürte, ein riesiger Kloß sich bildete, den ich nicht vermochte herunterzuschlucken. Langsam, wie hypnotisiert, ohne meine Deckung außer Acht zu lassen, bewegte ich mich doch noch einige Schritte auf die drei Gestalten zu und blieb in einem angemessenen Abstand vor ihnen stehen. Einer der Männer war schon von einem gereiften Alter, vielleicht so alt wie meine Mutter. Er wirkte sehr starr, hatte kurzes silbernes Haar, braune Augen und schon einige Falten im Gesicht. Außerdem trug er, genau wie sein Kumpan, einen schwarzen Mantel und eine dazu passende schwarze Hose. Mein Blick wanderte zu seinem Nebenmann, welcher mindestens so alt war wie ... ich?! Schockiert verharrte ich mitten in meiner Musterung. Ich konnte es nicht fassen, mir blieb förmlich die Spucke weg. Wie war man in der Lage in so einem Alter schon derartige Verbrechen zu vergehen? Ein Augenblick der Verstörtheit ergriff mich, somit bemerkte ich kaum wie der Jüngere der Beiden auf mich zu bewegte und meinen Kopf anhob, sodass ich ihm genau in die Augen sehen konnte. „W…was?“ abgehackt und leiser als ein Flüstern verließ dieses Wort meinen Mund. Das Grinsen auf dem Gesicht meiner Mutter wurde immer breiter, auch die Männer fingen allmählich an zu schmunzeln. „Musashi, Schatz!“ mir lief es eiskalt dem Rücken herunter. Verängstigt ging ich einen Schritt zurück. „Hn, sie haben uns nicht zu viel versprochen. Er wird uns einen guten Service bieten können.“ kam es von den Älteren der Beiden, wobei er mich noch eingehender musterte. Bei diesem Blick wurde es mir mittlerweile so schlecht, dass ich einen Würgreiz unterdrücken musste. „Können wir ihn gleich mitnehmen“ fragte der Junge mit einer ungewöhnlich hohen Stimme. Es wurde immer schlimmer, ich hatte Mühe mich nicht gleich auf den Boden zu übergeben und mich vor Eckel zu krümmen. Zitternd vor Anspannung stand ich da, in meinem Kopf ein einziges Chaos. Ich konnte kaum die Worte wahrnehmen die den Mündern, von den Drein, entflohen. „W…“ wollte es wieder stockend meinen Mund verlassen, doch wurde ich diesmal Barsch unterbrochen. Vor schreck zuckte ich kurz zusammen. „Nein! Erst will ich das Geld.“ leicht gereizt, durch die eile der Männer, streckte meine Mutter ihnen ihre Hand entgegen. Blitzschnell verschwand die Hand des Alten in seiner Tasche, in welcher er kramte. Er schien etwas Bestimmtes zu suchen. Nach längerer Zeit des Anstarrens fand er das Gesuchte und holte ein kleines Zettelchen hervor. Indem Moment, auch wenn es nicht angebracht war, fragte ich mich ernsthaft, wie groß seine Taschen waren. Aus seiner anderen Tasche holte er schnellstmöglich einen Stift hervor, mit dem er dann auf dem Zettel rumkritzelte. Nervosität machte sich zusätzlich zur Übelkeit in mir breit. Was ging hier nur vor…was sollte das ganze Theater? „Hier, der Scheck müsste so stimmen.“ leicht mürrisch übergab er ihn meiner Mutter. Gründlich musterte sie ihn und nickte anschließend zufrieden. „Gut ihr könnt ihn mitnehmen. Die Sache ist damit geklärt.“ mit diesem letzten Kommentar wendete sie sich mir zu, sah mich an so wie immer, Eiskalt. „Machs gut Musashi, du hattest mir gute Dienste erwiesen. Aber nun, da ich dies hier besitze…“ sie wedelte mit dem Scheck in der Hand auf und ab. „…brauche ich dich nicht mehr.“ elegant winkte sie den Männern zu, diese schienen Verstanden zu haben. Wie in einem Zeitraffer liefen sie auf mich zu, stellten sich rechts, sowie links von mir auf und griffen mir Brutal unter die Achseln. Leicht auf jammernd beschwerte ich mich. Ruhig standen wir eine Weile mitten im Raum, bis ich realisierte was dies alles auf sich hatte. Wie ein deftiger Schlag in die Magengrube überkam mich die Erkenntnis, raubte mir sprichwörtlich die Luft. Ich fing an zu japsen, wollte meine Lungen hektisch mit frischer Luft füllen. Panik loderte und überschattete alle vorherigen Beschwerden. „Nein! Das könnt ihr nicht machen...“ alles was meine Lungen hergaben schrie ich, in dem Moment, heraus. „Ihr….ihr …du kannst mich doch…nicht einfach so…verkaufen?!“ verzweifelt und ungläubig blickte ich sie an. „Musashi. Was würdest du tun, wenn ein Kunde dir über eine Millionen Yen anbietet?“ meine Augen wurden weit, wie konnte sie es wagen mich so was überhaupt zu fragen? Ich war nicht wie sie! Innerlich zerbrochen und enttäuscht sah ich die Rothaarige aus toten Augen an. Ihr zufriedenes Grinsen verschwand nicht, es hatte keinen Effekt mehr auf mich. Ich drohte, wie so oft in meinem Leben zu versinken, in ein bodenloses Loch, wo mir keiner zu Helfen vermochte. Erst als mich die zwei Typen wegschleifen wollten, kam wieder Leben in mich. Wie verrückt zappelte ich, trat wild und blind in die Luft. Auch versuchte ich sie zu beißen, worauf ich ihr lautes Fluchen hören konnte, als ihre Haut aufplatzte und Blut floss. In diesem kleinen Moment, war es eine Genugtuung das rote Rinnsal zu sehen. Überrumpelt von meiner Aggression, gaben sie mir die Möglichkeit ihre Blöße auszunutzen und ich befreite mich, mit großer Anstrengung, aus ihren stahlharten Griffen. Ich rannte davon, wütende Schreie und gepolter verfolgten mich dabei. Ich wusste nicht wie lange, ich wusste nicht wie weit. Das Einzige was ich wahrnehmen konnte, waren leise Schritte, welche von meinen Füßen ausgingen. Längst hatten sie ihre Ausgangsgeschwindigkeit verloren und trotteten nur langsam vor sich hin. Jeder einzelne Schritt war mechanisch, meine Seele, mein Geist, hatten längst die Kontrolle verloren. Mit trüben, kraftlosen Augen und einem Gesichtsausdruck, der gebrochener nicht hätte sein können, streifte ich durch die Straßen. Mein Kopf war wie Leer gefegt, nur eine kleine unscheinbare Stimme war mein letzter Antrieb. Wohin würde sie mich führen? Kopfschmerzen quälten mich. Mich störte das Licht beim schlafen. Zuckend flatterten meine Augenlider, gaben meine Opale preis. Verschwommen war meine Wahrnehmung, Umrisse von einem Nachtschrank und anderen Dingen kamen nach und nach zum Vorschein. Verwirrt blickte ich umher. Wo war ich? Wie kam ich hierher? Hatten…hatten mich die Typen etwa gefunden? Erschrocken über diesen Gedanken richtete ich mich kerzengerade auf, fing an wie Espenlaub zu zittern. Furcht, Panik….ich konnte es nicht beschreiben. Ich wollte, dass es endlich ein Ende hatte. Völlig von Sinnen bemerkte ich nicht, wie sich etwas neben mir regte. Hin und her wankend versuchte ich mich zu beruhigen, mir selber Schutz zu geben. Erneut fuhr ich zusammen als plötzlich eine Hand auf meiner Schulter platziert wurde und sie leicht Druck ausübte. Verängstigt wanderte mein Blick nach links, vor lauter Panik kniff ich die Augen zu, als der Umriss eines Gesichts in mein Blickfeld gerät. „Musashi.“ eine sanfte, angenehme Männerstimme. Sie kam mir so vertraut vor. „Musashi.“ wiederholte sie. „Sieh mich an.“ ich schüttelte energisch den Kopf. „Ich tu dir nichts. Oder hast du mich vergessen?“ ganz ruhig, ich kannte diese Stimme, sie schien freundlich zu sein…allerdings hatte ich mich schon oft getäuscht. Was sollte ich tun? Das Risiko eingehend, da meine Neugierde siegte, öffnete ich meine Augen einen Spalt breit. Ein schön geschwungener Mund, ich öffnete sie mehr, eine feine und doch schöne Nase, wunderschöne blaue Augen und blonde Haare. Hisame! Hisame! Hisame! Hisame! Hisame! Hisame! Hisame! Hisame! Immer wieder wiederholte ich diesen Namen in Gedanken. Ich war so froh und doch gleichzeitig so traurig. Verzweifelt sprang ich auf ihn, sodass wir Beide, aus unserer sitzenden Position, umfielen und auf dem weichen Bett landeten. Wie ein kleiner Klammeraffe krallte ich mich in seinen nackten Rücken, was hässliche Striemen hinterließ. Ich konnte es allerdings nicht länger unterdrücken. Tränen schafften sich ihren Weg von meinen Augen, über die Nase, bis zu meinem Mund, von welchen sie verschluckt wurden. Sie häuften sich zu einem einzigen Rinnsal. Beruhigend strich mir eine Hand über den Rücken, drückte mich gleichzeitig näher an den warmen Körper unter mir und versuchte mich zu schützen. Eine andere Hand fing die vielen Tränen auf, sanft und behutsam, ohne Hektik. „Was ist los?“ ruhig fragte er mich dies. Wieder konnte ich nur mit den Kopf schütteln. „Willst du nicht darüber reden?“ Kopfschütteln meinerseits. Ich wollte nicht wissen wie enttäuscht und besorgt er mich gerade ansah. Ich wollte…ich konnte es ihn nicht erzählen. Was wenn er mich dann hassen würde? Würde er mich genauso behandeln wie die anderen, mich einfach wegschieben, wenn er die Wahrheit kennen lernte? Lieber sterbe ich, als dies zu erleben. Mein ohnehin zerfetztes Herz würde sich gänzlich auflösen. „Lass mich bitte los. Ich mach dir einen Tee.“ „Nein!!“ sofort schnellte mein Kopf aus seiner Halsbeuge. Ich sah ihn Tränenüberströmt an, mein Mund bebte leicht. Darauf konnte er nur mit einem Lächeln und nicken reagieren. Er legte beide Arme um mich und drückte mich mit sanfter Gewalt enger an sich. Erneut vergrub ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Bleib bei mir…meine letzten Gedanken bevor ich vor Erschöpfung einschlief. Ein neuer Tag erwachte mit mir, als ich meine Augen öffnete. Müde rieb ich mir diese. Irgendetwas hatte mich geweckt, zusätzlich umfasste meinen Körper eine Kälte, die ich bisher nicht kannte. Irritiert sah ich nach links und musste ein leeres, zerwühltes Bett entdecken. War das nur ein Traum gewesen? Zittrig fuhr ich mir durch die Haare. Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Haut und Übelkeit breitete sich in meinem gesamten Organismus aus. Leises Rascheln drang an meine Ohren, ließ mich leicht ängstlich den Raum mustern. Die Quelle näherte sich, im Dunkeln kam eine Figur zum Vorschein. „Musashi?“ erleichtert seufzte ich aus als ich die Stimme hörte. Alles in mir entspannte sich und fiel zurück in die Kissen. „Ja?“ antwortete ich schwach. „Ich muss jetzt leider gehen.“ das Bett senkte sich auf meiner linken Seite und ich wusste, dass er sich zu mir gesetzt hatte. „Wieso?“ fragend richtete ich mich, auf den Ellenbogen abstützend, zur hälfte auf. „Ich muss zur Arbeit.“ seine Augen glänzten in der Dunkelheit. „Kann…ich nicht mitkommen?“ lächelnd hob er seine Hand, strich mir sanft durchs Haar. „Ich glaub schon. Dann zieh dich aber an.“ mit einem Federleichten Kuss auf meine Stirn, stand er auf und reichte mir Sachen zum anziehen. „Na dann komm.“ er griff nach meiner Hand, zog mich hinter ihn her. Verunsichert und leicht panisch folgte ich ihm. Ich war so etwas einfach nicht gewöhnt. „Hisame?“ „Hm?“ „Danke…“ nuschelte ich leise vor mich hin. „Kein Problem.“ er schenkte mir ein strahlendes Lächeln über seine Schulter hinweg. Wir waren zu Fuß unterwegs. Die Uhr schlug um 5 Uhr morgens nur wenige male, alle Straßen waren, um diese Zeit, still und unheimlich. Verkrampft hielt ich Hisames Hand. Nach einer Viertelstunde betraten wir bereits ein Gebäude. Freundlich nickten uns die Angestellten zu, welche schon da waren. Einer von ihnen grinste uns vielsagend an, worüber wir nur die Augen verdrehen konnten. „Togeru-sama!“ rief eine hohe Frauenstimme. Sofort drehte sich Hisame abschätzend um. „Ah, Ohiyaou Toki!“ „Togeru-sama, wir haben einen neuen Klienten heute.“ voller Elan fuchtelt Toki mit den Händen rum. „Es ist ein berühmter Japaner. Ich bin schon gespannt wer es ist.“ winkend drehte sie sich auf dem Absatz um. „Komisches Mädel.“ gab ich von mir. „Ja…“ forschend zog er eine Augenbraue in die Höhe. „Komm.“ mit einem Satz stolperte ich hinter ihm her. Es war ein wundervoller Tag, an dem ich nur mit dem blauäugigen Schönling meine Zeit verbrachte. Dennoch konnte ich meinen Kummer nicht überbrücken, gekonnt überspielte ich es. Hisame arbeitete, neben der Uni, als Photograph und als Aushilfe in verschiedenen Hotels, hatte ab und zu richtig wichtige Kunden. Heute war es irgendein J-rocker dessen Name ich mir nicht merken konnte. Dennoch musste ich mir eingestehen, dass dieser richtig gut aussah. Ohne Pause gab der Braunhaarige ihm Anweisungen, wie er sich Bewegen, Drehen oder setzen sollte. Die Stunden vergingen auf diese Weise ohne, dass ein Ereignis den Fortlauf störte. Irgendwann entschied ich mich dazu, mit Hilfe eines Angestellten, einen Kaffee zu machen. Fertig gebrüht und noch heiß brachte ich ihm Hisame, welcher ihn mit einem dankenden lächeln annahm. Den ganzen Tag über waren sie mit dem Shooting beschäftigt. Fasziniert von der Ernsthaftigkeit, mit der Hisame an seine Arbeit ging, schaute ich ihm zu. Ab und zu hatte er Zeit sich umzudrehen und mir einen Augenblick zu schenken. Es waren nur Sekunden, aber genau diese Sekunden heiterten mich innerlich ein wenig auf, ließen meine anderen Gedanken verblassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)