Übernatürlich... von abgemeldet (Wenn man das zweite Gesicht hat...) ================================================================================ Kapitel 1: Mintys Kindheit -------------------------- Meine Kindheit war eigentlich recht gut, bis ich 7 Jahre alt war. In der ersten Klasse war noch alles in Ordnung, jeder war irgendwie mit jedem befreundet und niemand wurde ausgegrenzt. Doch in der zweiten Klasse trat zum ersten Mal meine Gabe auf. Jodie Chesterfielt war zu der Zeit meine beste Freundin. Ich erinnere mich noch genau, sie hatte schulterlanges, blondes Haar, die sie immer in zwei Zöpfe flocht, ein freches Gesicht und leuchtend blaue Augen. Eines Tages passierte etwas Seltsames als ich ihr in die Augen sah. Plötzlich sah ich einen Ball, der auf die Straße rollte. Ich erkannte ihn sofort, es war Jodies Lieblingsball. Nun sah ich Jodie, die dem Ball hinterher rannte. Als nächstes sah ich ein Auto, ein blendend weißes Licht, ein lautes Hupen ertönte und Jodies Schrei… Ich schrie auf und fing an zu weinen, was ja verständlich war, denn ich hatte mit gerade mal 7 Jahren den Tod meiner besten Freundin gesehen. Ich hörte Jodies Stimme, die immer wieder meinen Namen rief. Ich klammerte mich an sie und sagte, sie dürfe diesen Donnerstag auf keinen Fall mit ihrem Ball spielen. Sie versprach es mir, doch es gab einen Faktor, den ich nicht berechnet hatte: Steve, Jodies jüngeren Bruder. Er war sechs Jahre alt und ärgerte seine Schwester öfter. Das tat er auch am Donnerstag. Er nahm Jodie ihren geliebten Ball weg. Als sie ihn dann fast erwischt hatte, schoss er ihn weg. Und, wie konnte es auch anders sein, er landete auf der Straße. Bevor sie auf die Straße ging, drehte sie sich noch mal zu Steve um, um ihren Bruder einen wutentbrannten Blick zuzuwerfen. Sie wandte sich um und rannte geradewegs in das ankommende Auto. Ich wusste, dass Steve keine bösen Absichten hatte. Alles, was er wollte war Aufmerksamkeit, weil ihre Eltern gerade kurz vor der Scheidung standen und er sehr darunter litt. Nach Jodies Tod schien meine Psyche etwas angeschlagen. Mein einziger Freund war nun Larry, mein geliebter Hund. Ich liebte ihn sehr, doch als ich ihn dann einmal ansah, sah ich wie er, wie Jodie, von einem Auto überfahren wurde, was dann auch einige Tage später wirklich passierte. Das machte mich völlig fertig. Und verschloss mich noch mehr. Von da an war mein kleiner Stoffhase Jojo mein bester Freund, denn er war der einzige, der nicht starb wenn ich ihn ansah. Nach Jodies Tod schien Steve ebenfalls gestorben zu sein. Er verschloss sich in einem Autismus-ähnlichen Zustand. Er schwieg immerzu und sah niemanden mehr an. Ich denke, genau das war der Grund, weshalb ich so eine starke Freundschaft zu ihm aufbaute. Da er mir nie in die Augen sah, konnte ich auch nicht seinen Tod voraussehen und wir wurden die besten Freunde. Wir hatten eine wunderbare Zeit…bis zu einem schlimmen Tag in der 5ten Klasse. Steve machte einen schrecklichen Fehler: Er sah mich an. Diesen Fehler verzeihte ich ihm nie! Natürlich, das war ein guter Schritt für ihn, aber das änderte nichts an dem, was ich sah. Ich sah ein brennendes Haus. Ich ging hinein, aber die Flammen machten mir nichts. Plötzlich rannten zwei Feuerwehrmänner an mir vorbei. Bei ihnen waren Steves Eltern. Als sie draußen waren, hörte ich einen fernen Ruf. Steve! Ich lief weiter durch das Haus. Überall Feuer! Dann fand ich endlich Steves Zimmer. Ich wollte die Tür auftreten, doch stattdessen glitt ich sauber hindurch. Was ich sah war schrecklich! Steve saß zusammengekauert in einer Ecke. Schwach versuchte er noch mal um Hilfe zu rufen, doch niemand schien ihn zu hören. Ich wollte ihm helfen, ihn auf die Füße ziehen, mit ihm raus rennen, doch ich konnte ihn nicht berühren. Es war wie ein böser Traum nur noch viel echter. Ich konnte die Hitze der Flammen spüren, hörte Steves Wimmern, aber ich konnte ihm nicht helfen. Ich konnte nur dastehen und zusehen wie er bei lebendigem Leibe verbrannte. Auch diesmal war es wie bei Jodie. Weinend fand ich mich in Steves Zimmer wieder. Bei Jodie und Larry hatte ich genau gewusst, wann es passieren würde und diesmal war es nicht anders. Schon morgen! Ich weinte, klammerte mich an Steve. Ich wollte ihn einfach nur festhalten und ihn nie wieder loslassen. Doch auch dieses Mal blieb es mir nicht erspart. Als ich auf dem Weg zu Steve die Feuerwehrautos sah, wusste ich, was mich erwartete. Ich rannte so schnell ich konnte zu einem der Feuerwehrmänner und sagte ihm, Steve sei noch im Haus. Der Mann erwiderte, dass er es wüsste, aber nichts tun konnte, weil Steve von Feuer eingeschlossen war. Verzweifelt sah ich das brennende Haus an. Von da an gestand ich mir ein, dass man für die, dessen Tod ich sah nichts tun konnte. Nach Steves Tod zerbrach meine Psyche vollends. Aus Angst weitere Tode zu sehen schaute ich niemanden mehr an und redete nur, wenn es unbedingt sein musste. Meinen Hasen Jojo hatte ich immer noch überall dabei, auch in der Schule und es war mir egal wenn die anderen deswegen über mich lachten. Eines Tages jedoch machte ein Junge aus meiner Klasse einen schrecklichen Fehler. Er sprach schlecht über Steve und das nur um mich zu ärgern. Ich hasste ihn so sehr dafür. Doch irgendwann wurde es mir einfach zu viel! Ich machte etwas Schreckliches: Ich sah ihn absichtlich an. Wie immer hatte ich eine Vision. Diesmal sah ich ihn, wie er aus dem Fenster fiel und sich das Genick brach. Dies geschah auch einige Tage später, weswegen ich mich dann auch ziemlich schuldig fühlte. Und ich verschloss mich weiter. Irgendwann fiel meiner Mutter mein Zustand auf und sie machte sich große Sorgen. Sie schickte mich zu einer Psychologin, der ich aber nichts erzählte. So blieben ihre Versuche zu mir durchzudringen fruchtlos. Dann aber bekam ich mit, wie sie meiner Mutter erzählte, sie müsse mich in eine psychologische Anstalt schicken, wenn ich nicht bald anfing auf die Behandlung anzusprechen. Ich wollte auf keinen Fall in eine Anstalt und ich begann ihr vorzulügen, es ginge mir schon viel besser. Doch dann wollte sie, dass ich sie ansah. Ich hatte also keine andere Wahl, ich musste sie ansehen. Ich sah, wie sie an einer Überdosis Schmerztabletten starb. Natürlich passierte auch das ein paar Tage nachdem meine Therapie beendet war. Auch deswegen fühlte ich mich schuldig und verschloss mich wieder. Die Jahre vergingen. Dann in der 8ten Klasse wurde ich in eine andere Klasse versetzt und in dieser Klasse fing mein Leben erst richtig an… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)