Druiden von Mikoto-san ================================================================================ Kapitel 2: die Nachricht ------------------------ Wie ein nasser Sack ließ ich mich in den Liegestuhl auf dem Balkon meines Zimmers fallen. Ich hatte gerade geduscht und meine Haare waren noch ganz nass. Die Luft draußen war angenehm warm. Es wehte auch kein Wind, weshalb ich mir keine Sorgen machen musste mich zu erkälten. Schon halb dösend lehnte ich mich zurück. Eine Hand ließ ich schlaff herabhängen. Ich wusste, dass jede Sekunde Seidenpfote kommen und sich an meinem Arm reiben würde. Meine süße schwarze Katze war stets bereit sich auf welche Weise auch immer an mich zu schmiegen. Sie war wirklich verschmust. Geradezu ein wandelndes Kuscheltier, wenn man ihr flauschig weiches Fell hinzuzog. Nach einem Aberglauben der Menschen bringen schwarze Katzen Unglück, aber das stimmte nicht. Sie brachten sogar Glück. Allerdings nur, wenn man sich dieses Glück vorher durch irgendetwas verdient hatte. Natürlich konnten sie auch Unglück bringen, aber nur, wenn die entsprechende Person es sich irgendwie zugezogen hatte. Zum Beispiel aufgrund eines kleinen Fluches. Einige Sekunden später spürte ich auch schon Seidenpfotes Fell, das sich ein wenig elektrisch auflud während es meinen herabhängenden Arm entlang streifte. „Hey, meine Süße.“, ich hob sie hoch und hielt sie vor mein Gesicht, woraufhin sie mir den Hals entgegen reckte und zu schnurren begann. Sanft setzte ich meine kleine Katze auf meinem Schoß ab. Sie rollte sich sofort zusammen. Immer noch schnurrend. Sie war so süß! Egal in welcher Situation, sie schaffte es immer mir ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Auch jetzt. Ich begann sie hinter den Ohren zu kraulen. Dort mochte sie es am liebsten. Doch ich hörte sehr bald wieder auf, da sie nicht mehr schnurrte. Das konnte nur eines bedeuten. Ich stieß einen kurzen Seufzer aus, dann wandte ich mich an Seidenpfote, oder viel eher an den, der sie als Kommunikationsmittel missbrauchte: „Wo brennt ‘s denn, Meister? Etwa schon wieder ein Irrlicht?“ Der Meister ließ mein Kätzchen den Kopf schütteln. Dann sprach er: „Nein, es ist nichts dergleichen. Es geht um deinen Status als Druide, meine werte Schülerin.“ „Was genau meinst du damit?“ Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Nachricht gut oder schlecht finden sollte. „Der Clan hat beschlossen, dass du dir den Titel eines vollständigen Druiden verdient hast.“ „Wirklich? Das ist ja-“ „Noch kein Grund sich zu freuen.“, unterbrach mich mein Lehrer grob. „Warum nicht?“, wollte ich sogleich wissen. „Du weißt, welche Verantwortung du trägst, sobald du den Titel erhalten hast. Um zu testen, ob du dieser gewachsen bist, erhältst du ihn zunächst nur auf Probe. Etwa einen Mondzyklus lang. Falls du dich nicht als würdig erweisen solltest …“ „Ich verstehe.“ „Das will ich hoffen. Du bist meine bisher talentierteste Schülerin. Morgen Abend ist es soweit. Mach mir keine Schande.“ Ein unschuldiges Miauen sagte mir, dass mein Meister sich wieder von Seidenpfote gelöst hatte. Schon fast wieder dösend sah ich zum Balkon des Nachbarhauses. Es stand inzwischen seit ein paar Monaten leer. Die ehemaligen Besitzer waren ausgezogen, weil sie meinten es spucke in ihrem Heim. Das hatte auch gestimmt. Allerdings hatte ich den Poltergeist bereits zwei Wochen nachdem sie eingezogen waren ausgetrieben. Doch sie waren sehr abergläubische Menschen und hatten auch nach der Austreibung noch darauf beharrt. So lange, bis sie schließlich ausgezogen waren. Allerdings war ich sogar ein bisschen froh darüber, weil sie etwas gegen Seidenpfote hatten und mir ständig irgendwelche blöden Sprüche über schwarze Katzen reindrückten. Jetzt allerdings musste ich mir ständig Sorgen machen, dass ein heimatloser Geist sich dort einmistete und Unfug machte. Leerstehende Häuser waren die ideale Spielwiese für diese Art von Geist. Aber für einen Druiden war es alles andere als angenehm solche Geister als Nachbarn zu haben. Daher hoffte ich, dass so bald wie möglich wieder jemand nebenan einzog. Jemand lebendiges. Seidenpfote maunzte laut, als ich sie sanft von meinem Schoß schubste und aufstand. Meine Mutter hatte mich gerufen. Das Essen sei fertig, ich solle runterkommen. Ich fragte mich, was sie wohl gekocht hatte? Es duftete köstlich. Wahrscheinlich Hühnerfrikassee? Das war eines meiner absoluten Leibgerichte! Aber warum hatte sie das gekocht? Hatte mein Lehrmeister ihr schon von morgen Abend erzählt? Mein grummelnder Magen bedeutete mir einfach herunterzugehen und es herauszufinden. „Da bist du ja, Schätzchen.“, der Tonfall meiner Mama sagte mir, dass sie Bescheid wusste. Ich seufzte: „Hat er es dir schon gesteckt?“ „Ich finde das ist doch ein Grund zum Feiern? Wenn du wüsstest, wie stolz ich auf dich bin!“ Wenn sie wüsste, wie gut ich das wusste. Sie war meine Mutter und ich hatte sie wirklich lieb, aber sie war und blieb ein Mensch. Die Gefühle von Menschen waren leicht zu erkennen. Sie hatten stets eine wabernde Aura um sich, die einen in ihnen lesen ließ wie in einem offenen Buch. Aber es freute mich trotzdem, dass sie es so toll fand. Auch wenn ich selbst das nicht unbedingt dachte. Wenn ich erst ein richtiger Druide war, konnte ich nicht so weitermachen wie bisher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)