Druiden von Mikoto-san ================================================================================ Kapitel 9: die Konfrontation ---------------------------- In dem Augenblick, in dem die erlösende Schulglocke erklang, wechselte der allgemeine Aurazustand von zutiefst gelangweilt zu freudestrahlend. Mit einem Mal sprangen alle von ihren Stühlen auf und verließen fluchtartig das Klassenzimmer. Das übliche Schauspiel der Menschenhorde breitete sich auf dem Gang aus, zog sich bis zum Schuleingang und endete schließlich in den Bussen. Was dieses Mal allerdings neu war, war die Tatsache, dass sich ein Druide und wahrscheinlich auch ein Besessener unter ihnen befanden. Anton war in der Masse untergetaucht um wieder einmal am heutigen Tage vor seinen Verehrerinnen zu flüchten, der Besessene kopierte vermutlich das Verhalten der Menschen um nicht aufzufallen. Ich persönlich schloss mich immer den Nachzüglern an. Sie drängten nicht so. Ich war nicht klaustrophobisch oder hatte Angst vor großen Menschenmassen, aber ich hasste es von einer Horde Menschen eingeengt zu werden. Ich fand es unangenehm. Primitiv. Vor allem im Sommer, wenn sie so sehr schwitzen. Es war einfach ekelhaft. Deshalb bevorzugte ich es zu warten. Nach einigen Minuten begab ich mich schließlich ebenfalls aus dem Klassenzimmer. Die meisten Schüler waren nun bereits draußen, weshalb ich nur einigen wenigen auf dem Gang begegnete. Nichts ahnend bewegte ich mich auf den Ausgang zu als ich hinter mir eine Stimme vernahm: „Hallo, wen haben wir denn da?“ Wieder stellten sich mir die Nackenhaare auf. Ich kannte diese Stimme nicht, aber ich konnte mir nur zu gut denken, wem sie gehörte. Ich atmete einmal tief durch um mich zu beruhigen. Jetzt war Schauspielkunst gefragt, wenn er noch nichts ahnte, durfte er auch keinen Verdacht schöpfen. Mit einem fragendem Ausdruck im Gesicht wandte ich mich um und da stand er, direkt vor meiner Nase: Achilles. Ein charmantes Lächeln zierte seine feinen Gesichtszüge. Der Unterschied zum alten Achilles war derart gravierend, dass es mir beinahe die Sprache verschlug. Ich stand einem gutaussehendem jungen Mann gegenüber, an dessen Aussehen die ein oder andere kleine Zauberei sicherlich nicht ganz unschuldig war. „Was ist denn los? Du guckst als hättest du einen Geist gesehen.“, sein Tonfall war scherzhaft, dennoch beschlich mich das leise Gefühl, dass er mich testen wollte. Ich schluckte mein Unbehagen herunter und erwiderte das Lächeln: „Iwo, ich war nur ein wenig überrascht.“ „Sag, du bist doch Artemis aus der b, oder?“ Er klang völlig unschuldig. Er unterdrückte seine Aura nicht und sie ließ keinen Hinweis darauf erkennen, dass er Verdacht schöpfte. Trotzdem beunruhigte mich die Tatsache, dass er offensichtlich Informationen über mich besaß. Zu gerne hätte ich jetzt einfach meine Aura eingezogen, aber ich durfte mir keinesfalls etwas anmerken lassen und eine solche Aktion ließe meine Tarnung sofort auffliegen. Ich betete einfach, dass man meine wachsende Nervosität nicht ablesen konnte. Weder von meiner Aura noch von meinem Gebaren. Nach einer kurzen Pause nickte ich schließlich: „Ja, die bin ich. Möchtest du irgendwas von mir?“ Unbewusst schaltete ich in den nette-Mitschülerin-Modus um. Den benutzte ich auch immer um meine Informationsquellen zum Reden zu bringen. „Ehrlich gesagt schon.“, in seinen Augen blitzte es gefährlich auf, mit einer schnellen Handbewegung zog er mir den kristallenen Sanduhrenanhänger meiner Kette aus der Kleidung, den er mir dann vor die Nase hielt: „Ich frage mich woher man so was bekommt?“ Er wusste es! Ich musste weg! Sofort! „Das ist ein Familienerbstück, aber ich bin mir sicher, wenn du genug Geld hast und einen guten Juwelier findest, kannst du dir eine anfertigen lassen. Wenn du mich entschuldigst, ich muss jetzt wirklich los!“, mit diesen Worten schnappte ich ihm den Anhänger aus der Hand und rannte aus dem Schulgebäude. Flucht! Das war der einzig klare Gedanke in meinem Kopf, der über den anderen sich überschlagenden schwebte. Seit wann wusste er Bescheid? Hatte er gestern etwa doch schon unsere Gesichter gesehen? Was sollte ich jetzt bloß tun? In einem Affenzahn rannte ich nach Hause. Mit sich immer weiter ausbreitenden Panik im Herzen. Als ich an der Ecke ankam, wo ich mit Anton zusammengestoßen war, knallte ich sogleich wieder gegen jemandem. Dieses Mal fiel jedoch nur ich hin. Sofort packte mich die Furcht. Ich riss den Kopf nach oben um zu sehen gegen wen ich gelaufen war - und merkte wie mir die Tränen über die Wangen liefen. In Antons Gesicht breitete sich Entsetzen aus: „Was ist passiert? Artemis!“ Einen Augenblick lang legte sich eine erdrückende Stille über uns. Dann schließlich schrie ich: „Er weiß es!“ Ich konnte förmlich sehen wie diese Worte meinem Verbündeten eine Ohrfeige verpassten. Zuerst nahm ich an, dass er anfinge mich anzuschreien, dann jedoch schloss er die Augen und atmete einige male tief durch. Die Augen wieder öffnend sagte er, dass wir jetzt einfach nur Ruhe bewahren müssten und ich mich beruhigen sollte. Danach half er mir auf. „Geht‘s wieder?“, fragte er besorgt. Ich biss mir auf die Unterlippe während ich leicht nickte. „Gut.“, fuhr er fort: „Ich schlage vor wir gehen jetzt erstmal beide nach Hause und sammeln uns. Morgen ist Wochenende, wir können uns dann also morgen früh in Ruhe unterhalten. Einverstanden?“ „Einverstanden.“ Auf unserem gemeinsamen Nachhauseweg tauschten wir noch unsere gesammelten Informationen aus bevor wir uns vorerst voneinander verabschiedeten. Nicht das wir so weit voneinander entfernt wären. Im Gegenteil, wir waren ja Nachbarn! Aber es war nun mal ein Gebot der Höflichkeit sich von einer anderen Person zu verabschieden. Auch wir Druiden mussten uns an die Etikette der Menschen halten. Zumindest wenn wir nicht auffallen wollten. An einigen Beispielen in der Vergangenheit konnte man gut sehen, weshalb wir uns den Menschen anpassen sollten. Die Hexenverbrennung des Mittelalters war da nur die Spitze des Eisberges. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)