Me and You von maidlin ((Spoiler ab chapter 40)) ================================================================================ Kapitel 13: Unmögliche Bitte ---------------------------- Dieses Mal habe ich selbstgebackenen Schmand-Zimt-Kuchen für euch. Ganz lecker!! Bedient euch. Viel Spaß beim Lesen!! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Unmögliche Bitte Er fühlte sich seltsam – und das war noch reichlich untertrieben. Dennoch wusste er nicht einmal, was er genau fühlte. Ohne ein weiteres Wort ging Ichiru in sein Zimmer und tat so, als hätte er den fragenden Blick von Yagari nicht gesehen. Bei ihm wollte er sich auf keinen Fall rechtfertigen. Was war da unten geschehen?!, rief es ihn seinem Kopf. Er konnte sie unmöglich geküsst haben! Niemals! Das würde er niemals tun! Nicht sie! Und doch war es geschehen. Er konnte sich ganz genau erinnern, wie sich ihre Lippen angefühlt hatten, warm und weich. Trotzdem erschien es ihm so unwirklich... Aber auch diese Gefühle die er hinterher empfunden hatte, waren noch immer eindeutig da. Wie ein gefangenes Tier, lief Ichiru nervös im Zimmer auf und ab. Wieso hatte er das getan? Wieso nur!? Immer wieder stellte er sich diese Frage, doch immer wieder konnte er keine Antwort geben. Oder war es gar nicht er gewesen, der so gehandelt hatte? Er erinnerte sich genau, dass er sich in jenem Moment so vorkam, als wäre er nur ein Zuschauer. War vielleicht Zero derjenige gewesen, der sie geküsst hatte? War Zeros Bewusstsein für einen Moment vollständig wieder zurückgekehrt und hatte es getan, aus Angst sie zu verlieren? Aber das erschien Ichiru genauso ausgeschlossen – auch wenn er jetzt wusste, dass Zero es schon einmal fast getan hätte. Aber eben nur fast. Zero wäre dazu niemals in der Lage. Ganz egal, wie verzweifelt er gewesen war oder wie sehr er es sich gewünscht hatte. Nicht sein Bruder, dessen war er sich sicher. Und dennoch war es geschehen! Er war verwirrt und die Gedanken schwirrten in seinem Kopf. Ichiru nahm sich frische Kleidung und ging erst einmal ins Badzimmer. Er hoffte unter der Dusche eine Antwort zu finden, doch auch dort hatte er immer wieder nur die gleichen Gedanken und schien sich von der Lösung nur noch weiter zu entfernen. Er stellte sich vor den Spiegel und sah in Zeros Gesicht. Wie sehr er diesen Anblick inzwischen hasste! Zu wissen, dass es nicht seine eigenen Augen waren, die ihm entgegenstarrten, auch wenn sie noch so ähnlich waren, konnte er langsam nicht mehr ertragen. Er begann diesen Köper zu verabscheuen! Hastig zog er die frische Kleidung an, verließ das Bad und kehrte in sein Zimmer zurück. War es vielleicht möglich, dass sie beide gleichzeitig gehandelt hatten?, fragte er sich schließlich. Seine Wut und der Drang ihr endlich klar zu machen, was Zero für sie empfindet, verbunden mit Zeros Angst, Verzweiflung, Sehnsucht und Zuneigung für Yuki? Waren sie beiden zur selben Zeit, im gleichen Körper? War das möglich? Tss... was für eine Frage! Inzwischen glaubte er, dass alles möglich war. Er selbst hatte Zeros Bewusstsein erst wieder vollkommen erweckt, damit er mit erlebte, was vor sich ging und nicht einfach verschwand. Er hatte es ja so gewollt, dachte Ichiru bitter. Aber musste es gleich ein Kuss sein?! Und doch schloss er diese Möglichkeit gleichzeitig aus. Vielleicht waren ihre beider Gefühle sehr intensiv aber er glaubte irgendwie nicht daran, dass sie beide gleichzeitig gehandelt hatten. Wenn, dann hätte Zero es niemals zu diesem Kuss kommen lassen. Aber dieser Kuss war auch nicht seine Absicht gewesen, dachte Ichiru. Schon gar nicht bei ihr. Genauso wenig, wie er gewollte hatte, dass sie so von Zeros Gefühlen erfährt. Natürlich hatte er es ihr schon lange sagen wollen, aber nicht so! Und doch konnte er den Gedanken nicht abschütteln, dass sie genau das verdient hatte. Anders hätte sie es wahrscheinlich niemals verstanden und vielleicht würde sie jetzt endlich ernsthaft über eine Antwort nachdenken. Erneut lief er unruhig im Zimmer auf und ab. Ihm war als würde ihm das Herz irgendwo im Hals schlagen und das Blut mit doppelter Geschwindigkeit durch die Venen pumpen. So eine Unruhe hatte er noch nie gekannt. Er musste unbedingt mit Zero reden. Jetzt! Doch wie sollte er das anstellen? Dazu müsste er erst einmal einschlafen und er bezweifelte, dass ihm das so schnell gelingen würde. Trotzdem legte er sich auf das Bett, schloss die Augen und versuchte an nichts zu denken, sondern auf den Schlaf zu warten. Vergebens. Er konnte die Augen nicht einmal für ein paar Sekunden geschlossen halten und allein schon das liegen an sich, war eine Überwindung für ihn. Minutenlang starrte er an die Decke und wartete drauf, dass der Herzschlag sich endlich normalisierte. Aber er realisierte, dass auch das nicht so schnell geschehen würde. Er setzt sich auf und lief wieder im Zimmer auf und ab. Plötzlich blieb er stehen. Was hatte er eigentlich bei dem Kuss empfunden? Er musste zugeben, dass ihre Lippen angenehm waren – mehr als er erwartete hatte – aber was hatte er dabei gefühlt? Alles woran er sich erinnern konnte, schien ihm so weit weg und verschwommen. War er aufgeregt oder unsicher gewesen? War er glücklich oder angewidert? Wollte er mehr oder nicht? Die erste Frage konnte er nicht beantworten, da er ja selbst nicht genau wusste, was passiert genau passiert war. Er hatte nur das Gefühl gehabt, dass sie nicht gehen dürfte. Weiter hatte er ... oder Zero... wahrscheinlich gar nicht nachgedacht. Es war einfach passiert. Die zweite Frage konnte er ebenfalls nicht beantworten. Er wusste, dass er Glück empfunden hatte. Er war sich aber ziemlich sicher, dass es Zeros Gefühl war, genauso wie die Wut. Aber wie konnte sein Bruder gleichzeitig glücklich und wütend sein? Ichiru schüttelte verwirrt den Kopf. Das war jetzt unwichtig und auch nebensächlich. Er würde es wahrscheinlich sowieso nicht verstehen, wenn er Zero nicht selbst danach fragen würde. Aber was hatte er selbst empfunden? Er horchte einen Moment in sich hinein. Er versuchte sich zu erinnern, an den Moment des Kusses und den Moment danach, doch da war nichts. Kein Glück und kein Ekel, nichts worüber er sich Sorgen machen müsste. Vielleicht hatte er in dem Augenblick wirklich nichts empfunden, vielleicht war sein Geist selbst zu überrascht von der Situation gewesen. Und hinterher? Hinterher war er erschrocken und schockiert gewesen - ob über sich selbst oder seinen Bruder wusste er nicht, aber sonst war da ebenfalls nichts. Insgesamt betrachtet, war dieser Kuss nicht das Schönste was er je erlebt hatte, aber bei weitem auch nicht das Schrecklichste. Es war nur ein Kuss, ohne jegliche Bedeutung, dachte Ichiru nüchtern. Mehr konnte er nicht dazu sagen. Er konnte darin kein Gefühl von Zuneigung erkennen und schon gar nicht die Art, wie sie Zero Yuki entgegenbrachte. Irgendwie beruhigte ihn diese Erkenntnis. Erleichtert atmete er aus. Mit ihm war noch alles in Ordnung – wie tröstlich, dachte er. Als ob das eine Rolle spielte! Das Gefühl der Unruhe war noch immer da. Er hatte zwar seine Gedanken halbwegs in Ordnung gebracht, aber das Gefühl der Aufregung und Ruhelosigkeit hatte er dadurch nicht bändigen können. Und er hatte keine Ahnung, welcher Anteil daran von ihm selbst kam und welcher von Zero. Aber ihm fiel eine Veränderung auf: Das Glücksgefühl war jetzt abgeschwächt und die Wut dominierte. Ein Klopfen an der Tür riss Ichiru aus seinen Gedanken. Er öffnete sie und sah in das Gesicht des Rektors. „Sie...“, sagte er und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Er öffnete die Tür noch einen Spalt weiter, so das der Rektor eintreten konnte. Dieser schloss sie leise hinter sich. „Das hättest du nicht tun sollen.“, sagte Kaien Kurosu mit leiser Stimme, der in der Mitte des Raumes stehen blieb. Ichiru sah ihn verwundert an. Er wusste es also schon. „Ich weiß!“, stieß Ichiru aus und klang dabei bitterer, als es sollte. Er fuhr sich durch die Haare und hoffte dadurch etwas klarer zu werden. Wieder begann er im Zimmer auf und ab zu laufen. Das Ganze ist einfach schrecklich schief gelaufen. „Warum hast du es dann getan?“, fragte der Rektor ruhig weiter. „Ich weiß es doch auch nicht! Yuki hatte wieder angefangen von Kaname zu schwärmen und ich... ich konnte es nicht mehr ertragen. Er konnte es nicht mehr ertragen!“, sagte Ichiru. Jetzt wo er darüber sprach, fühlte er sich noch aufgewühlter. Wie konnte er jemanden erzählen, was geschehen war, wenn er es selbst nicht verstand? Verwirrt sah der Rektor ihn an. „Ich verstehe nicht ganz, Ichiru.“ „Ach, was weiß ich!“, fuhr er seinen Gegenüber an. „Es war als hätten sich unsere Gefühle gemischt! Ich war einfach nur wütend, dass sie Kaname immer noch lieb und ihm vertraut, obwohl sie doch nun weiß, wie er wirklich ist und Zero... Er war verzweifelt. Er hatte Angst sie für immer zu verlieren. ... Ich weiß es ja! Es hätte nicht so sein dürfen... Ich hätte es nicht sagen dürfen. Nicht so.“ Seine Stimme wurde zum Ende hin, immer leiser und schwächer, wie bei jemandem der sich eine schwere Schuld eingestand. Ichiru ließ sich auf das Bett fallen und legte den Kopf in die Hände. Auch wenn Zero vielleicht der Hauptauslöser gewesen war, so hatte er noch immer die eigentliche Kontrolle über diesen Körper. Er hätte es nicht sagen dürfen, auch wenn er es noch so sehr gewollte hatte. Es ging ihn nichts an und das hier war nicht sein Leben. Er hätte sich nie einmischen sollen. Er hätte darauf warten sollen, bis er Zero das nächste Mal gesehen hätte und ihn dann gebeten ihn wieder gehen zu lassen. Stattdessen hatte er alles nur noch komplizierter gemacht. „Ich verstehe nicht ganz, was du damit meinst,...“, begann der Rektor nach einer Pause und aus seiner Stimme sprach eine deutliche Autorität, „... aber hast du eine Ahnung, was du Zero damit angetan hast?“ Ichiru konnte den Vorwurf, der daraus klang, deutlich hören. „Ich weiß.“, flüsterte Ichiru. „Er wird Yuki nie wieder unter die Augen treten wollen!“ „Ich weiß.“ „Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was Kaname mit dir macht, wenn er davon erfährt? Meine Tochter sitzt in ihrem Zimmer und weint sich gerade die Augen aus! Hast du eine Vorstellungen, was du ihr damit angetan hast?“, fragte Kurosu ihn scharf. „Ich weiß.“, wisperte Ichiru kaum hörbar. „Es tut mir leid.“ Kaname! An ihn hatte er noch gar nicht gedacht. Wahrscheinlich konnte er von Glück reden, dass dieser Vampir momentan nicht da war, dachte er bissig. Ein eifersüchtiges Reinblut, hätte ihm gerade noch gefehlt. Er hatte momentan genügend andere Probleme, als sich auch noch mit ihm auseinander zusetzen. „Du solltest dich nicht bei mir entschuldigen.“, sagte Kuruso. Dann sprach er mit sanfterer Stimme weiter: „Ich versuche dich zu verstehen, aber trotzdem sollest du versuchen es wieder in Ordnung zu bringen. Irgendwie und so gut es dir möglich ist.“ „Natürlich.“, sagte er resignierend. Er sah nicht auf, aber er hörte wie der Rektor das Zimmer wieder verließ. Vielleicht konnte er noch einmal mit Yuki reden – wenn sie ihm denn zuhören würde, überlegte er. Ihr die Sache erklären. Obwohl ihm nicht ganz klar war, was es noch zu erklären gab. Die Sache war doch wohl auch für Yuki eindeutig und seine Worte ebenso. Aber vielleicht könnte er ihr wenigstens erklären, wie es dazu kam – so gut er es zumindest konnte und selbst verstand. Er verließ sein Zimmer und ging durch den dunklen Flur zu dem ihren. Er klopfte an, doch bekam keine Antwort. Er dachte, dass sie vielleicht noch weinte und versuchte etwas zu hören, doch kein Laut drang aus dem Zimmer. Ichiru klopfte noch einmal und als er nach ein paar Sekunden wieder keine Antwort bekam, trat er leise ein. „Yuki?“, fragte er vorsichtig, als er die Tür ein wenig geöffnet hatte. Doch wieder keine Antwort. Er trat ein und fand das Zimmer leer vor. Kälte empfing ihn und er sah das offene Fenster. Er ahnte, dass Yuki wohl dadurch das Zimmer verlassen hatte. Ob es etwas bringen würde, wenn er nach ihr sucht? Er bezweifelte es. Aus Angewohnheit wollte er das Fenster schließen. Sein Blick blieb am Fensterrahmen hängen und er sah das gesplitterte Holz. Er atmete schwer ein und schloss das Fenster schließlich. Dann kehrte er in sein Zimmer zurück. Wieder ließ er sich auf das Bett fallen und hoffte, dass es ihm dieses Mal gelang einzuschlafen. Natürlich gelang es ihm nicht. Wieder stand er auf. Er musste etwas tun. Aber was? Er ging zum Fenster. In der ersten Nacht, in der er erwacht war, hatte er nur Trümmer gesehen und nun erstreckte sich gähnende Leere vor ihm. Auch er konnte die riesigen Locher im Boden sehen und von oben betrachtet, sahen sie aus wie Schlunde, die alles verschlingen würden, was einmal hineinfällt. Immerhin waren jetzt dieses seltsame Herzklopfen und die Unruhe verschwunden, bemerkte er etwas erleichtert. Die Wut konnte er aber nun gänzlich zu spüren und auch die Schuldgefühle waren immer noch da. Noch immer wünschte er, er hätte anders gehandelt, dann... Moment mal!, durchfuhr es ihn. Warum hatte er eigentlich Schuldgefühle? War es denn wirklich allein seine Schuld? Nein, war es nicht!, beantwortete er sich die Frage selbst. Auch wenn er die Kontrolle über den Körper hatte, so war er sich inzwischen sicher, dass Zero ebenfalls an dem Kuss beteiligt gewesen war. Vielleicht hatten ihre Gefühle – so unterschiedlich sie auch für Yuki sein mochten – etwas damit zu tun. Vielleicht war ich es ja wirklich gewesen, der Yuki geküsst hatte, überlegte Ichiru, aber das es so geendet hatte, haben wir beide zu verantworten. Wenn Zeros Gefühle ihn in diesem Moment nicht so beeinfluss hätten, wenn sie ihn nicht so verwirrt hätten, dann hätte er gewiss nicht so gehandelt. Dann wäre es niemals zu diesem Kuss gekommen. Denn dann hätte er sich nur auf seine eigenen Gedanken und Emotionen konzentrieren können, hätte sie leichter unterscheiden können und hätte dann etwas anders getan, als DAS! Je mehr er darüber nachdachte, desto logischer erschien ihm diese Variante. Aber auch wenn nicht... Es war definitiv nicht allein nur seine Schuld! Wenn Zero nicht einfach beschlossen hätte, sich selbst zu opfern, um ihn zurückzuholen, wäre das alles nicht geschehen!, überlegte er fieberhaft weiter. Wenn Zero in seinem Körper geblieben wäre, dann hätte Yuki niemals erfahren wer Shizuka-sama getötet hatte und sie hätte nie erfahren, dass Zero Kanames Blut getrunken hatte. Aber vor allem hätte sie nie erfahren, wie sein Bruder wirklich für sie empfand. Zero hätte seine Gefühle für sich behalten, Yuki hätte Kaname geheiratet und alle wären glücklich gewesen - oder auch nicht, dachte er sarkastisch. Aber nein, Zero konnte es nicht lassen! Stattdessen musste er jetzt weiter leben und sich den Körper, mit dem halb vorhandenen Bewusstsein seines Bruders teilen. Von den immer wiederkehrenden Kopfschmerzen und dem Unwohlsein ganz zu schweigen. Hinzu kam noch, dass Kaname ihn offensichtlich hasste und nach dieser Sache, einmal mehr bereit sein würde, ihn zu töten und es vielleicht auch tat. Zeros Opfer wäre dann völlig umsonst gewesen. Aber vielleicht war das dann auch die gerechte Strafe für seinen Zwilling... Langsam war er es, der wütend wurde. Er – Ichiru – konnte eigentlich überhaupt nichts für die ganze Sache. Er war ungefragt zurückgeholt worden, obwohl er bereits mit allem abgeschlossen hatte. Er war tot! Und das sollte auch verdammt noch mal so bleiben!, dachte er wütend. Wie gern würde er all das Zero persönlich sagen! Aber wie?! Wenn er selbst jetzt auch noch wütend wurde und sich noch mehr hineinsteigerte, würde er überhaupt nicht mehr schlafen können, geschweige denn mit Zero reden können. Aber diese Tatsache machte ihn nur noch fahriger. Ichiru drehte sich um und sein Blick fiel auf den Schreibtisch. Das Heft! Er hatte darin schon einiges geschrieben, was er seinem Bruder zu sagen hatte und er erinnerte sich, dass noch ein paar Seiten leer gewesen waren. Hastig ging er zum Schreibtisch, holte es aus der obersten Schublade und schlug die Stelle auf, an der er geendet hatte. Ohne die vorherigen Seiten noch einmal zu lesen oder gar eines Blickes zu würdigen, begann er von neuem zu schreiben. Er schrieb einfach was ihm in den Sinn kam. Seinen ganzen Frust, Zorn und Verbitterung brachte er aufs Papier, ohne einmal Pause zu machen oder abzusetzen. Obwohl Ichiru seinem Bruder schon einmal solch eine Botschaft hinterlassen hatte, schrieb er bis in den Morgen weiter. Irgendwann glaubte er sogar einmal Kanames Anwesenheit zu spüren, doch er achtete nicht weiter darauf. Zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Er verspürte auch keinen Hunger oder Durst. Er hatte nur das Gefühl, dass ihn all das noch auffressen würde, wenn er sie nicht aussprach, beziehungsweise aufschrieb. Wie gern würde er das Zero alles persönlich sagen, dachte er zwischendurch immer wieder. Es war kurz nach acht Uhr, als er das Heft endlich schloss. Er konnte noch immer Zeros Aufruhr fühlen, aber zumindest war sein eigener Zorn zum Großteil verschwunden. Dafür waren die Kopfschmerzen zurückgekehrt. Natürlich, was auch sonst!, dachte Ichiru begeistert. Obwohl er sich inzwischen erschöpft fühlte, wusste er, dass er wohl immer noch nicht schlafen würde können. Die eben aufgetretenen Kopfschmerzen waren der Sache auch nicht sehr dienlich. Ichiru stand auf und verließ das Zimmer. Er wusste, dass der Rektor und die Anderen wahrscheinlich noch beim Frühstück waren und eigentlich wollte er keinen von ihnen sehen, aber er musste in die Küche. Er hatte die Hoffung dort etwas zu finden, was ihm beim Einschlafen half. Er öffnete die Tür und während der Rektor und Yagari erstarrten, war Kaname aufgesprungen und sah so aus, als wollte er ihn augenblicklich angreifen. „Was machst du hier? Ich dachte du schläfst?“, fragte Yagari überrascht. „Kann nicht.“, antwortete Ichiru wortkarg und ging zu dem Schrank, von dem inzwischen wusste, dass sich darin Medikamente befanden. Doch Kaname stellte sich ihm in den Weg. „Was hast du mir ihr gemacht?“, fragte scharf und der Zorn stand in seinen Augen. „Das geht dich nichts an.“, erwiderte Ichiru scheinbar gleichgültig und wollte an ihm vorbei gehen, doch Kaname ließ es nicht zu. Yagari und der Rektor waren nun ebenfalls aufgestanden. Die Luft schien wie elektrisiert und beiden witterten die Gefahr. Ein falsches Wort von Ichiru und Kaname würde das letzte bisschen Beherrschung verlieren. „Ich frage dich ein letztes Mal: Was hast du mit ihr gemacht?“ Kaname Stimme war ruhig, aber seine Worte waren wie Messer. Ichiru sah ihm kurz in die Augen und atmete tief ein. „Ich habe ihr nicht wehgetan oder sie irgendwie körperlich verletzt, wenn es das ist, was du denkst. Wir hatten eine... kleine Auseinandersetzung. Das ist alles.“, antwortete er ihm halbwegs ehrlich. „Du-“ „Kaname, lass ihn! Denk daran, was du Yuki versprochen hast.“, ging Kurosu dazwischen. Kaname sah ihn scharf an, erwiderte aber nichts und verließ augenblicklich den Raum. Nur unbewusst nahm Ichiru war, dass er wahrscheinlich Glück hatte, dass Kaname seine Versprechen an Yuki immer hielt. Ansonsten wäre er wohl nicht mit dem ‚Leben’ davon gekommen. Der Rektor atmete erleichtert auf, als Kaname gegangen war. „Was willst du hier, Ichiru? Du hättest doch wissen müssen, dass er hier ist.“, sagte er und klang dabei weniger freundlich. „Ich... “, setzte er an, doch brach gleich wieder ab. Er hatte es satt sich rechtfertigen zu müssen. „Ich suche was zur Beruhigung.“, antwortete er stattdessen und war schon an dem Schrank, in dem die Medikamente lagerte. „Warum brauchst du das denn?“, war es nun Yagari verwunderte nachfragte. „Er ist immer noch... wütend.“, fasste Ichiru die Gefühle, die er momentan empfand, kurz zusammen. „Haben sie so was?“ „Ja, sicher aber ich weiß nicht, ob das so gut für dich ist. Vielleicht solltest du es erst einmal mit Tee versuchen.“ „Meinetwegen. Mir ist alles recht. Ich muss nur endlich schlafen.“ „Warum klingt es bei dir so dringend?.“ Der Rektor war gerade dabei eine neue Kanne mit Wasser aufzusetzen. Dann nahm er eine metallene Schachtel aus dem Schrank und füllte etwas von deren Inhalt in das Keramiksieb einer Teetasse. „Was ist das?“, fragte Ichiru skeptisch. Die getrockneten Blätter und Blüten sahen ihm nicht sehr vertrauenswürdig aus und er überlegte kurz, ob er nicht doch einfach eine Tablette nehmen sollte. „Johanneskraut und Baldrian, vermischt mit etwas Zitronenmelisse für den Geschmack. Davon müsstest du dich ziemlich schnell beruhigen können und kannst dann auch schlafen. Ich nehme es eigentlich nur für den Notfall ... Du hast meine Frage aber noch nicht beantwortete.“, sagte der Rektor, während er den Keramikeinsatz in die dazugehörige Tasse setzte. „Warum wohl? Ich muss mit Zero reden.“, sagte Ichiru ungeduldig. Das alles dauerte ihm viel zu lange und er hatte auch keine Lust schon wieder Fragen zu beantworten. Verständnislos sah ihn der Rektor an. „Ach... Erklären sie es ihm.“, sprach Ichiru an Yagari gewandt. „Schließlich haben sie es auch gehört.“ Erschöpft setzte er sich an den Tisch und rieb sich die Schläfe. „Wenn er schläft, kann er mit Zero reden. Keine Ahnung wie das funktioniert. Aber anscheinend muss Zeros Bewusstsein noch ziemlich aktiv sein – kann nicht glauben, dass das überhaupt möglich ist. Ein bisschen unheimlich, wenn du mich fragst.“, erklärte Yagari knapp. Mehr hatte er ja auch nicht gehört. Das Wasser kochte inzwischen und der Rektor goss es in die Tasse mit dem Einsatz. „Und was willst du ihm sagen, wenn du mit ihm sprichst“, fragte er Ichiru prüfend, als er die Tasse vor ihm abstellte und den Keramikdeckel darauf legte. „Das weiß ich noch nicht genau.“, antwortete dieser ehrlich. „Erzählt mir jetzt endlich mal jemand, was hier eigentlich los ist?!“, platze Yagari dazwischen. Er hatte als Einziger immer noch keine Ahnung, worum es eigentlich die ganze Zeit ging. Kaien Kurosu sah Ichiru fragend an und der schloss für einen Moment die Augen, um sich konzentrieren zu können. „Von mir aus.“, sagte er dann und der Rektor verstand. „Nun... Ichiru hat Yuki gestern gesagt, dass Zero sie liebt.“, sagte er und setzte sich ebenfalls. „Du hast was?! Wie konntest du das tun? Du weiß doch, dass Zero niemals-“ „Ja, ich weiß. Ich weiß es!“, unterbrach Ichiru ihn gereizt. Er musste es ihm nicht auch noch sagen! Er wusste es ja selbst! „Ich weiß doch auch nicht...“, verteidigte er sich schwach, ließ es dann aber bleiben. Was würden die beiden wohl erst sagen, wenn er ihnen auch noch erzählt, dass er sie auch noch geküsst hatte? Das wollte er sich lieber gar nicht vorstellen. „Na wenigstens etwas.“. murrte Yagari. „Und warum?“ Ichiru verdrehte die Augen. Nicht schon wieder, er hatte sich doch die ganze Nacht damit beschäftigt. Er hatte keine Lust alles zu wiederholen und er glaubte auch, dass sie es ohnehin nicht verstehen würde. Also schwieg er. „Schön, dann antworte eben nicht. Was gedenkst du jetzt zu tun?“, fragte Yagari weiter und ignorierte Ichirus Blick. Nichts als ärger hat man mit den beiden!, dachte Yagari leicht genervt. „Das habe ich doch gesagt! Mit Zero reden!“, stieß Ichiru aus. „Rede nicht so mit mir! Du hast das selbst zu verantworten!“, fuhr Yagari ihn an. Ichiru schüttelte verständnislos den Kopf und erwiderte erneut nichts. Langsam wurde ihm das alles zu viel. Es kam ihm so vor, als würde Yagaris laute Stimme nur noch mehr in seinem Kopf hämmern und er bereute es überhaupt in die Küche gekommen zu sein. „Und was war mit Yuki heute früh?“, fragte Yagari erneut und erwartete von Ichiru eine Antwort darauf. Woher sollte er das denn wissen?! Doch statt ihm, antwortete der Rektor. „Kaname hat sie heute morgen am Pool gefunden. Ihre Kleidung muss wohl völlig durchnässt gewesen sein. Kein Wunder, dass er so wütend war.“ Ichiru horchte kurz auf. Sie war also doch aus dem Fenster verschwunden. „Wo ist sie jetzt?“, fragte er. Vielleicht könnte er jetzt mit ihr reden. „In ihrem Zimmer und ich nehme an, dass Kaname bei ihr ist. Du solltest sie erst mal in Ruhe lassen und nicht mit ihr sprechen. Sie muss wohl noch immer ziemlich aufgelöst gewesen sein.“ sagte der Rektor, der ahnte was Ichiru vorgehabt hatte. „Hatte ich auch nicht vor.“, log Ichiru, nahm den Deckel von der Tasse und hob das Sieb heraus. Er ließ es ein wenig abtropfen, ehe er es auf den Deckel stellte. „Wie kann sie darüber schockiert gewesen sein? Es war doch offensichtlich.“, sagte Yagari nun wieder wesendlich sachlicher und nahm einen Schluck von seinem inzwischen kalten Tee. Ichiru atmete erleichtert auf. Wenigstens war er nicht der Einzige, der so dachte. „Das mag ja sein, aber sie hatte keine Ahnung. Ich kann es schon verstehen, immerhin kam es so plötzlich und auch noch von jemand anderem. Noch dazu jemand, der auch noch... so... so aussieht wie die betroffene Person. Außerdem hat sie einen Verlobten.“, antwortete Kurosu ruhig Erneut verdrehte Ichiru die Augen. Als ob das alles allein seine Schuld war, dachte er, sprach es aber nicht aus. Zero hatte doch mit all dem erst angefangen... Ichiru nahm seine Tasse und pustete vorsichtig am Rand. Es war zwar immer noch heiß, aber zu ertragen. Er wollte nur so schnell wie möglich in sein Zimmer und wieder allein sein. Er hoffte, dass dieses Gebräu schnell seine Wirkung zeigte – wenn es denn bei Vampire ebenso wirkte, wie bei Menschen. Vom gegenwärtigen Gespräch des Rektors und Yagari, bekam er nicht sehr viel mit. Er starrte in seine Tasse, so als könnte er die Flüssigkeit somit dazu bringen, etwas schneller abzukühlen. Nur ab und an schnappte er ein paar Wortfetzen auf, deren Sinn er sich selbst zusammenreimte. Anscheinend waren die beiden – besonders der Rektor – in Erinnerungen vertieft. Irgendwas mit Yuki und Zero, ihrer Schulzeit und warum Zero damals doch so plötzlich auf die High School wechselte, obwohl er sich vorher vehement dagegen gewehrt hatte. Wahrscheinlich hat er das auch nur für Yuki getan, dachte Ichiru. Er wollte sie unter keinen Umständen allein bei diesem Reinblut lassen und musste so wohl oder übel ebenfalls in die High School wechseln. Das würde auch das Photo erklären und warum Zero nicht eine Klasse über ihr war. Bis zu diesem Moment hatte Ichiru geglaubt, dass Zero... danach... so lange gebraucht hatte sich zu erholen oder dass es ihm schwer gefallen war, einfach weiter zu machen. Dabei hatte er die Klasse anscheinend nur mit Absicht wiederholt, um der Night Class und ganz besonders Kaname Kuran nicht begegnen zu müssen. Vielleicht traute sein Zwilling ihm damals schon nicht. Ichiru schüttelte ungläubig den Kopf nachdem er noch einen Schluck vom Tee genommen hatte. Das grenzte für ihn schon fast an Wahnsinn. Auch das hatte Zero nur für Yuki getan. Er würde wahrscheinlich alles für sie tun, dachte er. Den letzten Schluck trank er in einem Zug aus. Der Tee war nicht nach seinem Geschmack –viel zu bitter und er hatte einen komischen Nachgeschmack. Aber so lange wie es half, war ihm das gleich. „Ich gehe wieder.“, sagte er, ohne die anderen beiden anzusehen oder die Tasse fortzuräumen. Er wollte nur noch weg von ihnen, bevor ihnen neue Fragen einfielen. Er wusste nicht ob es Einbildung war oder ob der Tee wirklich schon wirkte, aber er fühlte sich wesentlich ruhiger als zu vor. Nicht mehr so aufgekratzt und angespannt. Vielleicht würde es jetzt gehen. Er schloss die Tür hinter sich und warf noch einmal einen Blick aus dem Fenster. Die Bauarbeiter waren bereits da, aber die großen, schweren Baufahrzeuge waren nicht mehr zu sehen. Nur noch zwei Kräne stand da und die würde nicht all zu viel Krach machen.. Er zog die Vorhänge zu und sofort verdunkelte sich das Zimmer. Dann legte er sich aufs Bett und schloss die Augen. Erst jetzt merkte er, wie müde und erschöpft er eigentlich war. Er spürte wie er innerlich immer ruhiger wurde und innerhalb weniger Sekunden, wurden die Geräusche, die von draußen in das Zimmer drangen, dumpfer bis sie schließlich ganz verschwanden und eine vertraute Finsternis ihn umfing. Doch es war wieder anders. Die Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung schienen nicht mehr ganz so stark zu sein - zumindest empfand er es nicht so. Nach ein paar Augenblicken riss die Dunkelheit abermals auf und Ichiru fand sich im Kirschblütenregen wieder. „WIE KONNTEST DU DAS TUN?!“, schrie Zero ihn wütend an. „DAZU HATTEST DU KEIN RECHT!“ Ichiru fuhr erschrocken herum. Er hatte noch gar nicht richtig realisiert, dass er jetzt an diesem Ort war. Er hatte zwar damit gerechnet, dass Zero wütend sein würde, aber diesen Gesichtausdruck hatte er noch nie bei seinem Bruder gesehen. Er hätte es nicht einmal für möglich gehalten, dass er so aussehen konnte. Doch mit Zeros Wut stieg auch seine eigene. „Wieso ich?!“, blaffte er zurück. „Du warst es doch genauso!“ „WAS?!“ „Tu nicht so entsetzt! Ich habe es genau gespürt! Du hattest Angst sie zu verlieren, Angst dass sie mit ihm geht! Du wolltest ihr genauso zeigen, was sie für dich ist, wie ich. Und dann hast du... ich... wir... sie eben geküsst!“, verteidigte er sich, auch wenn er zugeben musste, dass seine Worte selbst für ihn wenig Sinn ergaben. „Nein! Das war ich nicht! Ich habe damit nichts zu tun! Selbst wenn du recht hast, ich hätte das niemals getan! Niemals, verstehst du?! Und schon gar nicht hätte ich es ihr gesagt!“ sagte Zero, immer noch zornig. „Doch das hast du! Du wolltest sie schon einmal küssen!“, konterte Ichiru. Er wusste, dass er Mist gebaut hatte, aber er war nicht allein schuld. „Woher weißt du das?“, fragte Zero scharf. „Oh, sie hat es mir gesagt, wenn auch ausversehen.“, antwortet Ichiru nüchtern. „Ich habe das nicht allein getan. Du bist genauso verantwortlich! Es sind schließlich deine Gefühle für sie, die das Ganze erst ausgelöst haben, deine Sehnsucht und Verzweiflung. Du wolltest nicht, dass sie einfach so verschwindet! Du warst verzweifelt, dass sie sich vielleicht immer von dir abwenden würde, dass sie dich vergisst. Ja, dann war ich es vielleicht der sie geküsst hat! Ich konnte ihr dummes Gerede nicht mehr ertragen. Aber ich habe es ganz bestimmt nicht ohne dein Zutun getan! Wenn deine Gefühle nicht gewesen wären, dann hätte ich ganz anders reagiert. Dann hätte ich mich nämlich nur auf meine eigenen Gefühle konzentrieren müssen! Du bist genauso Schuld! ... Und wenn wir mal ehrlich sind... anders hätte sie es doch nicht gemerkt.“, sagte er nach einer kleinen Pause. Zero erwiderte nichts. Er sah seinen Bruder direkt ins Gesicht, seine Atmung war immer noch schnell, aber er beruhigte sich langsam. Er konnte nicht leugnen, dass sein Bruder eventuell recht hatte. „Vielleicht.“, sagte er deswegen. „Aber du hättest es ihr nicht sagen sollen.“ „Was hätte ich denn bitte machen sollen, nachdem du... ich... wie auch immer... sie schon geküsst hatten?!“, fragte Ichiru trocken und ungläubig zu gleich. „Dass es nur ein Scherz war? Irgendwas musste ich ihr schließlich sagen! Es ist schließlich die Wahrheit oder nicht?“ Er sah seinen Bruder abwartend an. Er bezweifelte, dass er dem wiedersprechen konnte. Zero antwortete ihm nicht, sondern dreht sich um und ging wieder in Richtung der Kirschbaumreihe. Zero schüttelte fassungslos mit dem Kopf. Vier Jahre hatte er diese Geheimnis bewahrt und jetzt war es so herausgekommen. Dabei hatte sie es niemals erfahren sollen! „Zero, sie musste es wissen. Vielleicht nicht so. ... Ich... Wir haben überreagiert. Aber... Was hättest du denn auf die Frage geantwortete, was sie für dich ist?“ „Irgendetwas anderes, nur nicht das.“, sagte Zero leise. „Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst.“, sagte Ichiru gerade heraus. „Du solltest lieber froh sein, dass sie es weiß. Jetzt kann sie endlich darüber nachdenken, was du für sie bist und eine Entscheidung treffen.“ „Genau das wollte ich doch aber vermeiden! Dass sie eine Entscheidung treffen muss. Hast du eine Ahnung davon, wie weh ihr das tun wird!?“, sagte er und seine Stimme wurde wieder etwas lauter. „Nicht schon wieder sie!“, stieß Ichiru aus. „Immer geht es nur um Yuki! Denkst du auch mal an dich!? Willst du denn nicht auch endlich eine Antwort haben?!“, fragte Ichiru gereizt. Zero senkte den Blick und antwortete erst nicht. Dann sprach er: „Nicht so. Ich will sie nicht quälen.“ „Aber es ist in Ordnung, wenn sie das die ganze Zeit macht?“, fragte sein Bruder ungläubig. „Diesen Teil habe ich noch nie an dir verstanden.“ Zero brachte bei diesen Worten sogar so etwas wie ein winziges Lächeln zu standen und trotzdem konnte Ichiru in seinen Augen sehen, dass ihn der Gedanke schmerzte, dass Yuki nun von seinen Gefühle für sie wusste. „Das wäre alles nicht passiert, wenn du mich nicht zurückgeholt hättest.“, sagte Ichiru sachlich und sah seinen Bruder an. „Nein, Ichiru! Darüber werde ich mit dir nicht reden!“, wehrte Zero sofort ab, drehte ihm den Rücken zu und ging wieder zu den Kirschbäumen. Was er ihm damit signalisieren wollte, war Ichiru mehr als klar. Dieses Thema war für seinen Zwilling bereits beendet. Ichiru atmete scharf aus. Seit wann war Zero so stur? Er blickte ihm nach und erst jetzt sah Ichiru erneut das Haus direkt hinter ihnen. Es war das gleiche wie beim letzten Mal und doch... Kam es ihm nur so vor oder war es wirklich... „War das Haus, das letzt Mal auch schon so nah?“, fragte er laut. Er konnte schwören, dass es das letzte Mal weiter weg gestanden hatte. Zero dreht den Kopf und sah ebenfalls zu dem Haus. „Nein, ich glaube nicht. Ich wollte hingehen, aber es ist egal wie lange ich laufe, ich komme einfach nicht näher“, antwortete er ihm. Ichiru sah seinen Bruder einer Weile an, bevor er wieder sprach. „Vielleicht bist nicht du derjenige, der es erreichen soll.“ Wieder antwortete Zero nicht. Niemals würde er ihm sagen, dass er selbst diesen Gedanken bereits gehabt hatte. „Warum gerade diesen Haus?“, fragte Ichiru nun. „Wir haben doch in so vielen gelebt. Warum gerade dieses?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht weil dort alles geendet hat.“, antwortete Zero nachdenklich. „Es hat aber genauso auch begonnen.“, erwiderte Ichiru. Die beiden sahen sich in die Augen, bis Ichiru schließlich den Kopf schüttelte. Er musste es jetzt klären, ob es Zero nun hören wollte oder nicht. „Zero, lass mich gehen.“, sprach er, ohne seinen Zwilling anzusehen. „Ich sagte doch, dass ich nicht mir darüber reden werde! Es gibt nichts zu sagen!“, fuhr Zero ihn gereizt an. Dieses Thema war endgültig für ihn abgeschlossen. „Und das war nicht der Grund warum ich dich herkommen lassen habe!“, versuchte er auszuweichen. Doch Ichiru reagierte gar nicht auf den letzten Teil. „Es gibt sehr wohl etwas zu sagen und du wirst mir jetzt zuhören! Du kannst mich hier nicht ewig festhalten! In einem Körper, der nicht Mal mein eigener ist.“ Zero wandte den Blick ab und sah zur Seite. „ZERO! Ich gehöre nicht hier her! Nicht mehr!“, sprach Ichiru eindringlicher. Das musste sein Bruder doch auch endlich einsehen. „Und du weißt das!“ „Ich kann nicht.“, antwortetet Zero und Ichiru hört, dass selbst der Gedanke daran, ihm schwer fiel und auch wenn er es war, der diesen neuen Schmerz in Zeros Augen verursachte, so würde er doch weiter machen. So lange, bis Zero ein Einsehen hatte. „Du hast doch selbst gemerkt, dass ich nicht hierhin gehöre. Das was ich getan habe, hättest du niemals getan. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich mich genauso verhalte wie du. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich unser beider Leben lebe.“ „Das tut ich auch nicht!“, wiedersprach Zero sofort. „Das denke ich aber und das wird niemals funktionieren. Nimm nur den Rektor, Yagari oder Yuki... Mir bedeuten diesen Menschen nichts. Nicht so viel, wie dir und trotzdem bin ich an sie gebunden. Sie sorgen sich um dich und noch immer hoffen sie, dass du zurückkommen wirst. ... Ich kann nichts tun, ohne mich zu rechfertigen. Du sagst, mir gehört jetzt dieser Körper und dennoch kann ich deine Gefühle wahrnehmen. Kannst du dir vorstellen wie das ist, bei diesem Mädchen Herzklopfen zu bekommen oder glücklich über eine Berührung zu sein, wenn sie einem nicht einmal etwas bedeutet oder besonders wichtig ist?“ Zero schüttelte abwehrend den Kopf und vermied es immer noch seinen Zwilling anzusehen. Er wollte es nicht hören. „Du kannst gehen wohin du willst. Du bist ihnen zu nichts verpflichtet und ich bin sicher, sie würden das verstehen.“ Ichiru berührte mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. Das konnte doch nicht sein ernst sein! „Zero! Denkst du damit ist alles gelöst? ... Ich kann nicht in deinem Körper bleiben! Auch wenn du mir einen Gefallen tun wolltest oder mich retten, glaube mir du hast nichts dergleichen getan. Zero, es geht mir nicht gut! Seit ich in deinem Körper bin habe ich stände Kopfschmerzen, immer und immer wieder, tagein, tagaus! Ich fühle mich ständig müde und erschöpft und es wird jeden Tag schlimmer.“, sagte er ehrlich und hoffte seinen Bruder damit umstimmen zu können. Es entstand eine Pause und Ichiru wartete auf eine Antwort oder Reaktion von Zero, doch eine Weile geschah nichts. „Lass mich gehen, Zero.“, sagte Ichiru schließlich leise. „Nein, ich kann nicht. Ich kann einfach nicht. Hast du nicht gesagt, dass ich auch mal an mich denken soll? Das tue ich! Ich kann dich einfach nicht gehen zu lassen.“, sagte Zero und Ichiru sah die Qual in seinen Augen. „Aber du hast es schon einmal getan und du hattest nicht das Recht mich zurückzuholen. ... Es war so bestimmt. So sollte es von Anfang an sein.“, sprach Ichiru ruhig und versuchte seinem Bruder in die Augen zu sehen, doch er wich ihm noch immer aus. „Nein.“, wisperte Zero. „Das sollte es nicht.“ „Doch, das sollte es und du weißt es auch. ... Nur deiner Selbstlosigkeit habe ich es wahrscheinlich zu verdanken, dass ich überhaupt geboren wurde.“, sagte Ichiru. Das war die Wahrheit und so hatte er es schon lange akzeptiert. “Das ist nicht wahr.“, widersprach Zero erneut. „Du bist allein deswegen geboren, weil du stark genug warst. Ich hatte damit nichts zu tun.“ Ichiru sah ihn sanft an. „Ja, vielleicht auch deswegen. Aber es ändert nichts an dem, wie es jetzt ist. ... Ich bitte dich, Zero, lass mich los. Mein Leben ist vorbei und ich bereue nichts. Aber deines noch nicht.“, redete er weiter auf ihn ein. „Nein! Ich werde nicht zulassen, dass du einfach so verschwindest!“ Zeros Stimme wurde lauter und vehementer. Er wollte die Worte Ichirus nicht hören. „Hast du es denn noch immer nicht verstanden?“, fragte Ichiru sacht. „Glaubst du immer noch ich könnte einfach so verschwinden? Zero, ich bin jetzt ein Teil von dir! Das war ich schon immer. Wir sind Zwillinge, entstanden aus einem Ei. Mein Blut fließt jetzt in dir, dort wo es schon immer hingehörte. Wie kannst du nach all dem immer noch glauben, ich würde einfach so verschwinden?“ Erneut schüttelt Zero den Kopf. Er wollte diese Worte einfach nicht hören. Sie würden nichts ändern. Ichiru sah es und wusste, dass Zero seine Meinung noch immer nicht geändert hatte. „Ich dachte du würdest mich nicht hassen.“, wisperte Ichiru. Erschrocken hob Zero den Kopf. „Ich hasse dich nicht.“, sagte er mit trockener Stimme. „Ach, nein? Warum hältst du mich dann noch hier? Obwohl ich dich gebeten habe, mich gehen zu lassen.“ Zero senkte den Kopf. Er konnte es nicht ertragen seinem Bruder anzusehen. Nicht, wenn er ihn um so etwas bat. „Zero, sieh mich an.“ Ichiru ging auf ihn zu, bis er direkt vor ihm stand und Zero hob endlich den Kopf und sah im zum ersten Mal seit langem direkt in die Augen. Ichiru konnte deutlich die Qual darin erkennen. Wie sehr ihn sein Wunsch schmerzen musste und es ihn zeriss und doch wollte er es so. Er wollte gehen, auch wenn er Zero damit noch einmal wehtun musste. Es war einfach nicht richtig, dass er noch hier war und nur so würde sie beide endlich frei sein können. „Lass mich gehen, Zero. ... Ich bitte dich.“ Zero schloss die Augen und schluckte heftig. Die Verzweiflung stand auf seinem Gesicht geschrieben. Das konnte Ichiru doch unmöglich von ihm verlangen. Warum wollte er es unbedingt? Dabei hatte er alles getan, um ihm ein neues Leben... eine zweite Chance, zu ermöglichen. Warum wollte er es nicht? Quälte sich Ichiru wirklich so sehr, wie er gesagt hatte? Wenn es stimmt, dann verstand er ihn auch... irgendwie... Aber konnte er es akzeptieren? Konnte er ihn gehen lassen? Ihn jetzt loszulassen, würde bedeuten ihn für immer zu verlieren. Auch wenn Ichiru etwas anderes gesagt hatte, er konnte es schließlich ebenso wenig wissen, wie er. Er wollte ihn einfach nicht verlieren. Er hatte es schon zweimal, ein drittes Mal würde er es nicht zu lassen. Warum konnte nicht Ichiru an seiner Stelle geboren sein? Warum war er mit dem stärkern Körper geboren worden? Nein, er würde ihn niemals gehen lassen können. Er hatte doch schon alles andere verloren. Ichiru war alles was ihn noch mit seiner Familie, seiner Menschlichkeit verband. Und dennoch... den Blick mit dem Ichiru ihn ansah konnte er ebenso wenig ertragen. Er flehte ihn beinahe an, ihn gehen zu lassen. „Zero, bitte. Lass mich los.” „...“ „Zero?“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dieses Mal ging es mit Schreiben sogar etwas schneller. :) Hab mich auch echt reingekniet, um euch das neue Chap so schnell wie möglich zu kredenzen. Aber vielleicht werdet ihr euch jetzt wieder ärgern, dass ich an dieser Stelle aufgehört habe... Tja... man kann eben nicht alles haben. Aber wisst ihr denn nun wie es funktioniert hat? Hoffe ihr blickt da durch. Ich war selber zwischendurch verwirrt. Hach... ich muss gestehen, dass ich es schon fast fertig hatte und dann doch noch mal was geändert habe. Beinah hätte ich mein ursprünglichen „Plan“ aus den Augen verloren, aber ich hab mich ja dann noch besinnt und dann ging es mit Zero und Ichiru auch viel leichter von der Hand... Na ja... ich hoffe, ich habe die Stimmung einigermaßen rüber gebracht... Also ist die nächste Frage: Tut er’s oder nicht? Und nein... ich bin keine Menschenquälerin oder fieß. Ich will nur meine Leser bei der Stange halten. *hüstel* Ich bin wenigstens ehrlich. XD Mmh... Antwort gibt’s vielleicht beim nächsten Mal.^^ hel maidlin PS: Kommis sind natürlich immer gern gesehen und werden zu Herzen genommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)