Me and You von maidlin ((Spoiler ab chapter 40)) ================================================================================ Kapitel 1: Das Erwachen ----------------------- Seine Augenlider zuckten ein wenig. Langsam kehrte er aus dem Reich des Schlafes und der scheinbar endlosen Träume zurück. Schlechte Träume, Albträume voller Leid, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Blut. Aber in dem Moment, in dem er sich noch zwischen Schlafen und Wachen befand fragte er sich, ob die Realität, das Hier und Jetzt, wirklich so viel besser war, als die Welt in seinen Träumen. War nicht beides von Blut und Schuld gekennzeichnet? Er öffnete langsam die Augen. Es fiel ihm schwer und er schloss sie gleich wieder, driftet noch einmal in das Reich der Träume, erreichte aber nur den äußeren Rand. Dann erwachte er erneut und dieses Mal fiel es ihm leichter die Augen zu öffnen. Trotzdem fühlten sie sich schwer und müde an. Dabei hatte er doch eigentlich lange genug geschlafen. Oder hatte er gar nicht geschlafen? Es dauerte seine Zeit ehe sich seine Pupillen an das schwache Licht im Zimmer gewöhnten. Es wurde nur durch den Mond und die Sterne am Himmel erhellt. Orientierungslos sah er sich um. Wo war er? Was war geschehen? Warum war er hier? Doch auf keine dieser Fragen vermochte er sich eine Antwort zu geben. Bedächtig richtete er seinen Körper auf. Nur langsam Stück für Stück. Bei jeder kleinen Bewegung durchfuhr ihn ein Schmerz und er fragte sich, woher er diese Verletzungen hatte. Er konnte sich nur an eine erinnern. Und diese Verletzung hatte sein Schicksal besiegelt. Als er im Bett saß, sah er sich um. Nichts in diesem Raum kam ihm vertraut vor. Weder der Schrank, noch der Schreibtisch oder der Stuhl. Über dem Stuhl hingen ein paar Kleidungstücke, aber auch die hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. Zögernd erhob er sich. Seine Beine fühlten sich schwach an und er musste sich gleich wieder auf dem Bettrand setzen. Nach ein paar Sekunden verschwand dieses Schwächegefühl ein wenig und er stand erneut auf. Er sah an seinem Körper herunter und konnte nichts außergewöhnliches sehen. Er konnte nur spüren, wo die Verletzungen waren. Sein Kopf aber fühlte sich an, als wäre er viel zu schwer und zu groß für diesen Körper. Mit den Handflächen rieb er sich über das Gesicht und hoffte dadurch klarer denken zu können. Er setzte einen Schritt vor den anderen, sehr vorsichtig und langsam. Mit wackligem Schritt ging er zu dem Fenster, welches sich unmittelbar rechts an der Wand neben dem Bett befand. Er zog die Vorhänge beiseite und schaute hinaus in die schwarze Nacht. Was er sah kam ihm bekannt vor, nur das es das letzte Mal als er es gesehen hatte, nicht so... zerstört gewesen war. Er sah die Trümmerfelder, die es nur nach einem Krieg geben konnte und fragte sich erneut warum er hier war. Wie war es möglich, dass er jetzt nach unten schauen konnte? Wie war es möglich, dass er noch am Leben war? Wie war es möglich, dass er es überlebt hatte? Er richtet seinen Blick langsam wieder nach oben, hinauf zum Mond, der gerade hinter den Wolken erschienen war. Egal was geschehen war, was geschieht oder noch geschehen wird, der Mond wird sich nie ändern. Was für ein Trost, dacht er. Dann senkte er den Blick und wollte ein letztes Mal auf die Trümmer schauen, als er seine eigene Reflektion im Fensterglas sah. Sein Atem setze sofort aus. Ungläubig starrte er das Gesicht im Fenster an. Das kann nicht sein..., sagte eine Stimme dumpf in seinem Kopf. Das ist völlig unmöglich. Sein Atem setzte wieder ein, doch immer schaute er dieses Gesicht an. Er hob eine Hand und die Person im Gegenüber tat es ihm nach. Er berührte das Haar und die andere Person tat es auch. Er fuhr sich selbst durch die Haare und anders als er erwartete hätte, waren sie sehr viel kürzer. Seine Atmung war stockend und mit zittrigen Fingern berührte er den Ohrring, der links oben in seinem Ohr saß. Das Spiegelbild tat es ihm gleich. Dann berührte er den anderen Ohrring, unten rechts. Er war spitz und er spürte die Form, die ähnlich einer Klaue oder Kralle war. Sein Körper bebte inzwischen und sein Puls hatte eine ungewöhnliche Geschwindigkeit erreicht. Wie von selbst legte sich seine Finger an den Kragen seines Schlafanzuges und zog ihn ein wenig beiseite. Fassungslos starrte er die Stelle an. Er hob die andere Hand und fuhr damit über seinen Hals. Er konnte das Tattoo nicht direkt spüren, aber als er es berührte verschwand es auch nicht. Sein Verstand, der bis gerade eben wie weggeblasen schien, setzte wieder ein und seine Gedanken begannen fieberhaft zu arbeiten. Das erste was er dachte war: Das ist ein Scherz! Das kann nicht sein! Aber er sah es doch gerade mit seinen eigenen Augen. Wie war das möglich? War er nicht gestorben? Sah so wirklich ein Leben nach dem Tod aus? War es so makaber? So viel grausamer als das Leben? War es die gerechte Strafe für seinen Taten? Oder wurde ihm sein letzter Wunsch erfüllt? War er jetzt wieder mit ihm vereint, so wie es hätte von Anfang an sein sollen? Doch er konnte es nicht glauben. Es erschien ihm einfach zu... verrückt, als das es wahr sein könnte. Vielleicht würde sich gleich der Boden unter seinen Füßen auftun und er würde in der Hölle landen. Eine andere Erklärung konnte es nicht geben. Er rieb sich abermals über das Gesicht und ließ seinen Augen noch einen Moment länger geschlossen. Er hatte die Hoffnung, dass, wenn er sie wieder öffnen würde, dies alles verschwunden wäre. Aber noch immer sah ihn dieses Gesicht an. Mit der gleichen Verzweiflungen und Fassungslosigkeit, wie er sich momentan fühlte. Dann kam ihm ein anderer Gedanke. Dieser war noch verrückter, als die anderen doch instinktiv wusste er, dass dieser den größten Wahrheitsgehalt besaß. Entsetzt schlug er die Hand vor den Mund. Was hatte er bloß getan?!, dachte er. Sogleich drehte er sich um. Er musste wissen ob es wahr war, ob es wirklich so wahnsinnig war. Mit einer schnellen Bewegung zog er die Tür auf und trat auf den Flur. Auch dieser war dunkel und scheinbar völlig verlassen. Er wusste nicht so recht wohin er sollte. Also wählte er die erste Richtung die ihm in den Sinn kam und ging nach rechts. Irgendwohin, zu irgendwem würde ihn dieser Flur schon führen. Er konnte nicht sagen, wie lange er schon gelaufen war oder wie oft er nach links oder rechts, treppauf oder treppabwärts gegangen war, doch irgendwann konnte er leises Stimmengemurmel hören. Er folgte diesen Stimmen und fand sich vor einer Tür wieder, die er zwar noch nie gesehen hatte, aber dennoch irgendwie wusste, was sich dahinter befand. Es interessierte ihn nicht was die anderen redeten. Er wollte endlich Klarheit darüber haben, ob es wirklich so war wie er dachte oder er vielleicht einfach nur langsam durchdrehte. Sein Atem war immer noch viel zu schnell und in seinem Kopf drehte sich alles. Hastig riss er die Tür auf, doch bevor er irgendetwas wahrnehmen konnte blendete ihn das grelle Licht so sehr, dass er sich die Hand vor die Augen halten musste. „Du bist endlich munter, Kiryuu-kun.“, hörte er eine Stimme sagen. Wer war das? Sie kam ihm bekannt vor und dennoch konnte er keinen genaueren Bezug herstellen. Langsam gewöhnten sich seinen Augen an das Licht und er ließ die Hand sinken. „Du hast ganz schön was abbekommen. Dachte schon es wäre vorbei mit dir.“ Diese Stimme erkannte er sofort. So konnte nur einer reden - sein früherer Meister. Verwirrt huschten seine Augen von einer Person zu andern. Yagari, der schräge Rektor, diese Yuki und Kaname waren in dem Raum. Aber warum waren sie alle hier? Und warum redeten sie so vertraut mit ihm? „Wie geht es dir Zero?“, hörte er eine Mädchenstimme vorsichtig fragen. Sofort hob er den Kopf und sah sie mit geweiteten Augen an. Was hatte sie da gerade gesagt? „Was?... Was hast du gesagt?“, fragte er heißer. Seine Stimme klang anders. Nicht sehr viel, aber vielleicht ein ganz kleines bisschen tiefer. Er sah wie Yuki den Kopf senkte und sich an Kanames Ärmel festkrallte. Warum? „Du solltest höflicher sein. Immerhin hat sie sich Sorgen, um dich gemacht.“, sagte Kaname scharf und er sah ihm irritiert ins Gesicht. Warum sollte sie sich sorgen um ihn machen? So gut kannten sie sich nun wirklich... Dann dämmerte ihm langsam. Er träumte nicht. Er war auch nicht tot. Das hier geschah gerade wirklich und leibhaftig! Das konnte nicht sein! Er tat noch einen Schritt in die Küche und fasste sich an die Schläfe. Das Letzte was er jetzt noch gebrauchen konnte, waren noch mehr Kopfschmerzen. Sein Körper spannte sich an. Was hatte er getan!, schrie es nun unaufhaltsam in seinem Kopf und mit jedem Mal wurde die Stimme lauter. „Das glaub ich einfach nicht!“, presste er zwischen den Zähnen hervor, als er zu einem der Stühle ging. Er hatte das Gefühl, dass er sich ganz dringen setzen musste. Die Anderen standen um ihn herum und sahen sich fragend und sorgend an. Den Kopf immer noch in die Hände gelegt schüttelte er immer wieder den Kopf. „Geht es dir gut? Du solltest dich noch Mal hinlegen, Zero.“ Scharf zog er den Atmen ein. Er träumte also wirklich nicht. „Ich bin nicht Zero.“, wisperte er. Stumm sahen sich die anderen an. Sie alle dachten das Gleiche. „Aber was redest du denn.“, sagte der Rektor. „Natürlich bist du Zero.“ „Nein, bin ich nicht. Merkt ihr das denn nicht?“, sagte er und seine Stimme klang fester. „Vielleicht hast du doch einen zu festen Schlag auf den Kopf bekommen.“, sagte Yagari. Dafür erntete er einen scharfen Blick von ihm, der eigentlich nur zu Zero gehören konnte. „Und wer bist du dann?“, war es nun Kaname der diese Frage stellte. Er hatte gespürt, dass etwas anders war. Aber er konnte es nicht benennen. „Ichiru.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hoffe es hat gefallen. Kommis wie immer willkommen.^^ Kapitel 2: Fragen ohne Antworten -------------------------------- Ich glaub ich muss was klären... (ist aber auch kompliziert)... also ganz simpel gesagt: Ichiru ist tot - zumindest sein Körper. Aber er erwacht trotzdem eines Abends. Nur nicht in seinem Körper sondern in Zeros. Und wo Zero ist, also sein Geist oder Seele... das erfahrt ihr später. ;-) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Fragen ohne Antworten Yagari verschluckte sich bei diesen Worten an seinem Tee, von dem er gerade ein Schluck genommen hatte. Der Rektor ließ seine Tasse vor Schreck gleich ganz fallen und Yuki und Kaname sahen verwundert auf die Person, die da am Tisch saß. „Vielleicht hast du noch Fieber. Lass mal sehen.“ Der Rektor legte Ichiru eine Hand auf die Stirn, um seine Temperatur zu messen. Da sagte Yuki mit zittriger Stimme: „Er ist nicht Zero.“ Es war sehr leise und die Fassungslosigkeit war daraus zu hören. „Danke. Endlich eine die mir glaubt.“, sagte Ichiru und wischte die Hand des Rektors weg. „Aber wie... W-Warum b-bist du i-in Zeros Körper?!?!“, stammelte der Rektor und auf Yagari Gesicht trat zum ersten Mal in seinem Leben Erstaunen. „Ich weiß es-“, wollte Ichiru antworten, als Kaname ihn unterbrach. „Er hat es getan.“, sagte er knapp und sah Ichiru in die Augen, die eigentlich Zeros waren. „Wen meinst du mit er?“, fragte Yuki irritiert. Sie konnte dem Ganzen nicht so richtig folgen. „Zero.“, antwortete er ihr. „Was? Aber wie soll er das gemacht haben?“, fragte Yuki weiter. Noch immer konnte sie den Blick nicht von dieser Person wenden. Sie wusste nicht, ob sie das alles glauben sollte. „Das weiß ich auch nicht.“, antwortete Kaname wieder und sah Ichiru fragend an. „Ich habe keine Ahnung.“, sagte dieser und legte den Kopf in den Nacken. Das alles war mehr als verrückt. „Das ist völlig unmöglich!“, warf Yagari nun dazwischen. „Ich glaube dir nicht. Zero hätte nicht die Kraft dazu.“ Ichiru sah ihm einen Augenblick lang in die Augen, bevor er sprach. „Das können sie nicht wissen... Meister.“ Das letzte Worte betonte er extra. „Ich weiß es jedenfalls nicht. Aber wenn sie mir nicht glauben, dann versuchen sie es doch herauszufinden.“ Seine Stimme klang gleichgültig und Yagari brauchte eigentlich gar nicht mehr weiter zu fragen. So hätte Zero nie mit ihm gesprochen. „Und wie sollen wir das machen?“, fragte der Rektor. Ohne eine verbale Antwort zu geben, nahm Yagari seine Waffe und hielt sie direkt an Ichirus Kopf. Ichiru sah ihn verwundert an. “Was soll das? Glauben sie, ich kann ihnen eine Antwort geben, wenn sie Zeros Körper zerstören?“, fragte Ichiru gehässig. „Nur zu. Ich sollte sowieso nicht hier sein.“, der letzte Satz klang eher traurig und Yagari zweifelte immer mehr daran, dass man ihn gerade belog. „Nimm die Waffe wieder runter.“, sagte er Rektor und ging dazwischen. „Erst will ich einen Beweis, dass er auch wirklich nicht Zero ist. Jedenfalls nicht innerlich.“, antwortete er. „Welches Versprechen habe ich Zero gegeben?“, fragte Yuki Ichiru, der sie daraufhin an sah. Er schwieg eine Weile und dann sagte er mit gleichgültiger Stimme: „Woher soll ich das wissen? Ich war nicht dabei und es interessiert mich auch nicht wirklich.“ „Was hat Zero mir an dem Tag gegeben als der Vampir in ihm erwachte.“ Ichiru zuckte mit den Schultern und schaute dann scheinbar desinteressiert aus dem Fenster. „Er ist wirklich nicht Zero.“ Yuki wurde noch blasser. Erst jetzt begann sie es zu glauben und konnte es doch nicht richtig. „Yuki alles in Ordnung?“, fragte Kaname sie und nahm sie in die Arme. „... Ja, ich... ich glaube schon.“, antwortete sie ihm und konnte sich die plötzlich Enge, die sich um ihr Herz gelegt hatte, nicht erklären. „Das ist völlig verrückt.“, sagte Yagari und ließ seine Waffe sinken. „Ich habe noch nie von so etwas gehört.“, kam es vom Rektor, der immer noch mehr als überrascht war. „Nicht wahr?“, sagte Ichiru und seine Stimme klang keineswegs mehr so gleichgültig. „Ich verstehe es auch nicht.“ Wieder schüttelte er mit dem Kopf und schloss die Augen, doch jedes Mal wenn er sie wieder öffnete hatte sich das Bild nicht geändert. Er wurde immer noch von vier Augenpaaren angestarrt. „Wie soll er das gemacht haben? Wie soll er seinen Geist, gegen den Deinen ausgetauscht haben?“, überlegte der Rektor laut und wischte den verschütteten Tee nun weg. „Ich sagte doch, ich weiß es nicht. Als ich die Augen aufschlug war es bereits so. ... Ich habe es am Anfang nicht einmal gemerkt.“ Ichiru fuhr sich mit der Hand über den Nacken und massierte ihn leicht. Vielleicht würden dadurch die Kopfschmerzen verschwinden. „Aber warum hat er das getan?“, fragte Yuki nun, die ihre Sprache scheinbar wiedergefunden hatte und die doch nicht mehr als ein Flüstern war. Sie hatte ihre Hand noch immer in Kanames Ärmel verkrallt und als Ichiru dies sah, beschlich ihn ein merkwürdiges und unbekanntes Gefühl. Er schüttelte erneute den Kopf, um damit auch die aufkommenden Gedanken abzuschütteln. „Ich weiß es nicht genau. ... Aber ich habe eine Vermutung.“, sagte er und sah Yuki dabei fest in die Augen. Sie hatte das Gefühl, als wären diese Worte allein an sie gerichtet. „Wie-“, setzte sie an, doch Ichiru sprach weiter. „Wo finde ich ein Bad? Ich brauche dringend eine Dusche. Und dann muss man mir noch zeigen, wie ich in mein... Zeros Zimmer zurück komme.“ Ichiru stand auf und verließ die Küche, wohlwissend dass ihn zwei Augen skeptisch und voller misstrauen hinterher blickten und ein Paar, voller Verwirrtheit und Fragen. Der Rektor folgte ihm so gleich und zeigte ihm den Weg zum Bad. Bevor er Ichiru allein ließ, sagte er: „Trotzdem... es ist schön, noch einmal mit dir zu sprechen. Es tut mir leid, dass es so geendet hat.“ Er sah traurig aus und dann ging er. Ichiru verstand. Man hatte ihn also gefunden. Ichiru schaute in den Spiegel. Es war egal wie lange er das schon tat. Es blieb doch immer Zeros Gesicht. Noch immer schien ihm dieses Gesicht fremd und gleichzeitig doch so vertraut. Er war in dem Körper seines Bruders, hallte es immer wieder durch seinen Kopf. Er war in Zeros Körper! Er dürfte gar nicht hier sein! Seine Zeit war um! Er entkleidete sich und stellte sich unter die Dusche. Als er den Wasserhahn aufdrehte regnete es lauwarm auf ihn herab. Er wagte nicht an sich herab zu sehen. Es war nicht sein Körper und er wollte nicht mehr von seinem Bruder sehen, als nötig. Das Wasser half ihm aber seine Gedanken ein wenig zu sortieren. Langsam akzeptierte er den Umstand, dass er wohl tatsächlich in dem Körper seines Bruders war. Auch wenn er sich nicht richtig erklären konnte wie, so hatte er doch eine Ahnung. Und auch das warum war ihm vorhin teilweise klar geworden. Er schlug mit der Faust gegen die Fließen und lehnte dann die Stirn daran. Es war kühl und machte die wirren Gedanken in seinem Kopf noch ein wenig klarer. Er wusste nicht, ob er seinen Bruder für das was er getan hatte hassen sollte oder nicht. Warum musste Zero auch immer so selbstlos und gutherzig sein? „Du bist so dumm, Zero. So dumm.“, fluchte er leise. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hoffe es hat gefallen. Kommis, Lob und Kritik sind wie immer willkommen und werden ernst genommen. Das nächste Kapitel wird auch länger. :) lg maidlin Kapitel 3: Meister und Schüler ------------------------------ Mein Buch ist heute nich gekommen.T.T Deswegen erst mal ein neues Chap. Viel Spaß damit und Kommis sind wie immer gern gesehen. :) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Meister und Schüler Als Ichiru das nächste Mal erwachte, konnte er leichte Sonnenstrahlen durch die Gardinen fallen sehen. Es schmerzte in seinen Augen und er legte den Arm über die Augenlider. Noch immer fühlte er sich so müde und mit der Situation überfordert. Wenige Sekunden später schlief er erneut ein. Von einem brennenden Verlangen in seiner Kehle erwachte er erneut. Erst konnte er es nicht genau zuordnen und wusste nicht was es bedeutete. Er drehte sich nach links und versuchte es auszublenden. Sollte man sich nach einem langen Schlaf nicht erholt und ausgeruht fühlen? Er hatte nicht einmal das Gefühl, dass er geschlafen hatte. Ichiru drehte sich auf den Rücken und dann nach rechts. Vielleicht konnte er noch ein bisschen vor sich hin dösen. Er wusste sowieso nicht, was er jetzt tun sollte und dieses Verlangen schien immer stärker zu werden. „Oh, Mann. Ihr schlaft sogar noch so, wie vor 5 Jahren.“ Sofort riss er die Augen auf und setzte sich auf. Vor ihm auf dem Stuhl saß Yagari, den Ellenbogen auf die Lehne gestützt und mit der Hand seinen Kopf stützend, und schaute ihn interessiert an. Ichiru zog die Bettdecke etwas höher. „Wie lange sitzen sie schon da?“, fauchte er Yagari an. Genau deswegen hatte er diesen Mann unter anderem noch nie richtig leiden können. „Oh, eine Weile. Es hat mich an Früher erinnert.“ Ein spitzbübisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Das ist schön für sie. Dann können sie ja jetzt gehen!“ „Nein. Ich würde gern mit dir über... na ja... darüber reden.“, sagte er und deute auf Zeros Körper. Ichiru ließ sich entnervt in die Kissen zurücksinken und schloss die Augen. „Ich habe ihnen doch schon gesagt, dass ich darüber nichts sagen kann.“ „Aber du hast deine Vermutungen. Ich will wissen, ob es die gleichen sind wie meine.“ Ichiru schwieg eine Weile und schaute an die Decke. „Was glauben sie denn, was meine Vermutungen sind.“ „Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht. Zero hat dein Blut getrunken.“ Yagari machte eine Pause, weil ihm die Vorstellung, dass sein Lieblingsschüler eines dieser blutsaugenden Monster war, immer noch zu wider war. Noch dazu, wenn er das Blut seines eigenen Bruders getrunken hatte. Doch er sprach schließlich weiter. „Dabei hat er auch einen Teil deiner Seele oder deines Geistes – wie immer man das nennen will – mit aufgenommen. ... Als er dann so schwer verletzt wurde und bewusstlos war, hat er irgendwie seinen eigenen Geist oder Seele ver... versiegelt und deinen dafür freigelassen.“ Es fiel Yagari sichtlich schwer nach den passenden Worten zu suchen. Man merkte, dass er der ganzen Sache noch mehr als skeptisch gegenüber stand. „So weit war ich auch schon.“, sagte Ichiru und verdrehte die Augen. Das alles war nichts neues für ihn. „Das würde aber nur unter einer Bedingung funktionieren.“ Ichiru drehte den Kopf und sah Yagari an. „Und die wäre?“ „Hast du noch gelebt, als er... Entschuldige, ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll.“ Das alles war Yagari mehr als unangenehm. Trotz allem hatte er seine beiden Schüler immer geliebt und er bedauerte es, dass sie so ein Schicksal erwartet hatte. Ichiru schaute wieder zur Decke. „Ich weiß es nicht. Wenn man kurz davor ist zu sterben, erinnert man sich nicht unbedingt an alle Einzelheiten.“, flüsterte er. Er hatte seinen Tod damals akzeptiert und vielleicht auch willkommengeheißen. Er war bereit gewesen zu gehen. Das er immer noch hier war, war einfach nicht richtig. Schon gar nicht in diesem falschen Körper. Die Männer schwiegen ein paar Sekunden. „Ich habe es ihm freiwillig gegeben.“, durchbrach Ichiru die Stille. Yagari sah ihn überrascht an. Nicht die Tatsache, dass Ichiru Zero sein Blut freiwillig gegeben hatte, überraschte ihn, sondern eher die, dass er es ihm freiwillig erzählte. „Warum?“, fragte Yagari genauso leise. „Um die Fragmente wieder zusammenzufügen. Nur konnte Zero sein Ziel erreichen. Unser Ziel erreichen.“ „Verstehe.“, war alles was Yagari antwortete. Dann sagte er: „Warum hat Zero das getan?“ „Ich habe darüber auch nach gedacht. ... Es ist wegen ihr.“ Yagari sah ihn noch mal überrascht an. Das war nicht ganz die Antwort mit der er gerechnet hatte. „Wie meinst du das?“ Ichiru sah Yagari wieder fest in die Augen. „Sie wissen es doch. Er hat sie geliebt. Und jetzt da sie... zu ihm gehört, gibt es für Zero keinen Grund mehr zu bleiben.“ „Ja... mag sein, aber dir ist klar, dass das nicht der einzige Grund ist oder?“, antwortete Yagari ihm. „Ich weiß.“, antwortete Ichiru traurig. Er war sich der Bedeutung von Yagaris Worten sehr wohl bewusst. „Ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll.“, sagte Yagari als er aufstand. „Das ganze ist einfach zu verrückt. Ach ja, bevor ich es vergesse...“ Er warf Ichiru bei diesen Worten eine kleine schwarze Schachtel zu, die auf dessen Bauch landete. Verwundert nahm Ichiru die Schachtel in die Hand und öffnete sie. Darin befanden sich kleine weiße Tabletten. „Du... Zero... Dieser Körper ist jetzt der eines vollständigen Vampirs. Er sollte die Bluttabletten vertragen. Auch wenn du jetzt in seinen Körper bist, solltest du nichts tun, was Zero nicht gewollt hätte.“ Ichiru verstand sofort und erst jetzt bemerkte er wieder das Brennen in seiner Kehle. Während dem Gespräch mit Yagari hatte er gar nicht weiter darauf geachtete. Und auch jetzt erst sah er das Glas Wasser, welches auf dem Nachttisch stand. „Sicher.“, sagte Ichiru trocken. „Also dann. Ruh dich noch ein wenig aus. Und vielleicht solltest du dir dann überlegen, was du nun tun willst.“ „Mmh...“ Ichiru starrte noch immer auf die Bluttabletten, als sich eine Frage immer weitere an die Oberfläche seines Bewusstseins drängte. Bevor Yagari den Raum verlassen hatte, stellte er sie. „Was... Was ist... Was ist mit meinem Körper?“ Seine Stimme war nur ein flüstern, doch Yagari verstand ihn ohne weiteres. Er hielt innen und drehte sich noch einmal um. „Wir haben ihn begraben. Auf dem Friedhof in der Stadt.“, antwortete er ehrlich. Ichiru nickte, in die Augen sehen konnte er ihm dabei aber nicht. Aber Yagari erinnerte sich an jede Sekunde, die zu diesem Zeitpunkt verstrichen war. Und an das Gefühl, welches seitdem noch immer an ihm nagte. Toga Yagari fühlte sich, als hätte er das erste Mal in seinem Leben versagt. Als hätte er einen unverzeihlichen Fehler begangen, der das Leben zweier Kinder gefordert hatte. Als Ichiru nichts antwortete sprach er weiter: „Wenn du möchtest kann ich dich hin bringen.“ „Was? Nein. Das... das wäre zu... Nein, ich möchte nicht.“, sagte Ichiru und schüttelte dabei irritiert den Kopf. Ohne ein weiteres Wort verließ Yagari das Zimmer. Ichiru nahm eine Bluttablette aus der Schachtel und ließ sie in das Wasserglas fallen. Sein Blick verschwamm, als er beobachtet wie sich das Wasser langsam rot färbte. Yagari kehrte in das Wohnzimmer zurück, in dem sich bereits Yuki, Kaname und der Rektor saßen. „Und?“, fragte er Rektor als er das Zimmer betrat. „Was und? Er ist immer noch Ichiru.“, sagte Yagari und ließ sich in den Sessel sinken. „Das heißt du glaubst ihm endlich, dass es nicht Zero ist?“ „Ja. Seine Art ist Zeros zwar ähnlich, aber die Art und Weise wie er spricht ist auf keinen Fall die von Zero. Ich habe Ichiru zwar schon lange nicht mehr gesehen, aber... Ich hätte nicht gedacht, dass er sich so verändern würde.“, sagte Yagari mehr zu sich selbst als zu den anderen. „Wie geht es ihm denn?“, fragte Yuki vorsichtig. Sie wahr unsicher, ob sie überhaupt das Recht hatte diese Frage zu stellen. Hatte sie nicht versucht ihre Bande zu Zero zu lösen? „Wie soll es ihm schon gehen? Ich glaube nicht, dass man das nachvollziehen kann. Im Körper seines Bruders aufzuwachen, nachdem man... So ganz erholt ist er aber dennoch nicht. Er braucht noch ein paar Tage Ruhe.“ „Hast du ihm die Tabletten gegeben?“, fragte er Rektor, der nun auf aufgestanden war und aus dem Fenster sah. „Ja. Ich weiß nicht, was er darüber denkt. Ich habe ihn aber gebeten nichts mit dem Körper seines Bruders zu tun, was er nicht gewollt hätte. Man konnte seinen Durst bereits deutlich sehen. Mehr als gestern Abend.“ Yuki zuckte bei diesen Worten zusammen. Sie hatte nicht einmal daran gedacht, dass Zeros Körper ja immer noch der eines Vampirs war. Viel zu schockiert war sie über die neuen Ereignisse gewesen. Noch vor ein paar Wochen wäre sie aufgestanden und hätte ihm ohne weiteres ihr Blut angeboten, dich jetzt war es anders. Aber warum konnte sie das nicht mehr? Er hatte ihr Blut doch schon oft getrunken. Es würde nicht anders sein. Kaname, der Yukis Gedanken erahnen konnte, legte seine Hand in ihre und drückte sie fest. Yuki schreckte auf und wurde so aus ihren Gedanken gerissen. Seit gestern abend hatte Kaname sich nicht dazu geäußert und das machte Yuki weitere Sorgen. „Das ist auch kein Wunder. Er war schwer verletzt. Aber glaubst du, dass Ichiru die gleiche Selbstbeherrschung hat wie sein Bruder?“, fragte der Rektor jetzt wieder. „Er hat einen starken Willen. Ansonsten wäre es nicht einmal geboren worden.“ Jetzt hatte Kaname geantwortete und Yuki sah ihn verwundert an. „Wie meinst du das, Onii-sama?“ „Nichts. Ist schon gut. Ich werde es dir später vielleicht erzählen.“, antwortet Kaname ausweichend. Diese Antwort stellte Yuki ganz und gar nicht zufrieden, aber sie wusste, dass sie vorläufig wohl keine andere von ihm bekommen würde. “Wie auch immer, ich mache jetzt erst einmal Tee und decke den Tisch. Ihr könnt in 10 Minuten nachkommen.“, erklärte der Rektor und verschwand aus der Tür. „Ich helfe dir.“ Yagari folgte ihm und Yuki wollte gerade ebenfalls aufspringen, als Kaname sie an der Hand festhielt. „Was ist los?“, fragte sie ihren Bruder überrascht. „Wir werden morgen aufbrechen. Ich wollte nur, dass du das weißt und ein paar deiner Sachen packen kannst.“ Kaname sah ihr dabei mit sanftem Blick in die Augen und strich über ihre Wange. „Wohin?“ „Nach Hause.“ „Aber... Aber... Onii-sama. Ich kann nicht gehen.“, begann Yuki und als sie seine Reaktion sah, bekam sie ein schlechtes Gewissen, weil sie daran schuld hatte. „Bitte versteh mich. Das hier ist mein zu Hause – die Cross Akademie. Auch wenn ich mich jetzt wieder erinnern kann, so ändert es daran nichts. Hier bin ich aufgewachsen und hier möchte ich weiter bleiben. Ich kann den Rektor jetzt nicht allein lassen, wo er so viel mit dem Wiederaufbau der Schule zu tun hat. Und außerdem, kann ich jetzt nicht gehen, wo...“ „Was?“ Yuki bemerkte die leichte Schärfe in seiner Stimme nicht und sprach deshalb unbeirrt weiter. „Ich kann nicht gehen, ohne zu wissen, was mit Zero ist. Warum er das getan hat und ob er jemals zurückkommt. Ich habe das Gefühl, dass es meine Schuld ist. Ich kann nicht einfach so tun, als wäre nichts geschehen.“ Sie war aufgewühlt und eine Träne stahl sich aus ihrem Auge. Es ging ihr noch viel mehr durch den Kopf, doch sie konnte das alles gar nicht in Worte fassen. „Schon gut.“, redete Kaname beruhigend auf sie ein. „Dann werden wir noch ein bisschen bleiben.“ Mit dem Daumen wischte er ihr die Träne hinfort und schloss sie fest in die Arme. Den hasserfüllten Blick den er dabei zeigte, sah Yuki nicht. In der Küche waren auch der Rektor und Yagari in ein ernstes Gespräch vertieft. „Dann hatten wir also mit unserer Vermutung recht.“, sagte der Rektor nach dem Yagari von dem Gespräch mit Ichiru berichtete hatte. „Scheinbar. Zero konnte die Verluste nicht mehr ertragen. Er hat die Menschen, die er am meisten liebte an einem Tag verloren. ... Er wollte nicht mit ansehen, wie Kaname ihm Yuki wegnahm und er wollte Ichiru nicht sterben lassen.“ “Also hat er sich selbst aufgegeben, um Ichiru zu retten und auch sich selbst. Er hätte es sich nie verziehen, das Blut seines Bruders genommen zu haben. Ganz egal aus welchen Gründen.“, beendete der Rektor. „Was machen wir jetzt?“, fragte Yagari. „Ichiru scheint nicht besonders glücklich über seine... Erlösung zu sein.“ “Was erwartest du? So wie du es erzählt hast, mochte es noch nie sonderlich mit Zero verglichen zu werden. Und jetzt ist er sogar in seinem Körper. Zumal er eigentlich... nun ja, du weiß schon. Aber wir können gar nichts machen. Wenn Zero nicht zurück will, wird Ichiru in seinem Körper bleiben und so wie es momentan aussieht wird Zero nicht so schnell zurückkehren.“ Kapitel 4: Gefühle ------------------ Gefühle Es war kurz vor Sonnenaufgang als sich Ichiru anzog – natürlich waren nur Zeros Sachen da – und er das Hauptgebäude verließ. Er konnte nicht ständig im Bett liegen und schlafen. Und wenn er nicht schlief, dann verfluchte er seinen Zwilling und überlegte, wie er wohl zurück gelangen konnte. Die Anderen mochte er nicht sehen. Er konnte ihren seltsamen Blick nicht ertragen und er wusste auch nicht, wie er mit ihnen umgehen sollte. Mit keinem von ihnen verband ihn etwas und er konnte nur zu gut die Feindseeligkeit spüren, die Kaname ihm entgegen brachte. Ichiru ging über das Gelände und blieb dann vor den Trümmern das Hauses Mond stehen. Er sah eine Weile in ihre Richtung, allerdings ohne sie wirklich zu sehen. Immer wieder stellte er sich die Frage, was er hier eigentlich noch machte. Er konnte nicht glauben, dass er sich für umsonst geopfert hatte. Sein Weg führte ihn weiter zum Haus Sonne, dessen Mauern zwar noch standen, das aber innen drinnen vollkommen verwüstet war. Er ging trotzdem hinein und die Treppen hinauf. Es kam ihm unwirklich vor, dass er vor ein paar Tage noch in diesen Gebäude geschlafen hatte – wenn auch nur für eine Nacht und das in seinen eigenen Körper. Der obere Flur sah nicht so sehr mitgenommen aus. Scheinbar waren die Vampire nur bis zum Eingang gekommen. Trotzdem wirkte alles zerstört und seltsam verlassen. Er konnte sich gar nicht richtig vorstellen, dass hier einmal buntes Treiben geherrscht hatte. Ichiru fragte sich, was wohl aus den ganzen Schülern geworden war. Hatten sie es alle geschafft oder sind welche Rido zum Opfer gefallen? Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben und doch mit dem Rektor und Yagari sprechen müssen, wenn er Antworten haben wollte. Ichiru stand nur vor seiner eigenen, ehemaligen Zimmertür. Er wusste selbst nicht so genau, warum er hergekommen war oder was er hier eigentlich wollte. Aber es war besser als ständig über die Dummheit des eigenen Bruders nachzudenken. Er öffnete die Tür und trat hinein. Dieses Zimmer war gänzlich unberührt. Sein Koffer war noch nicht ausgepackt und stand noch genauso da, wie er ihn zurückgelassen hatte. Jetzt wusste er auch was er in dem Zimmer wollte. Ichiru öffnete den Koffer und nahm ein paar Kleidungsstücke heraus. Er hatte Kleidung nie einen besonderen Wert beigemessen, doch unter dieses Umständen war er froh, seine eigenen Sachen anziehen zu können. Es reichte schon, wenn er in Zeros Körper zu sein. Noch näher konnte man seinem Bruder wirklich nicht sein. Da musste er nicht auch noch dessen Sachen tragen. Vielleicht wollte er sich somit auch ein bisschen Individualität zurückholen. Er zog sich zügig um und glaubte sich gleich wieder ein bisschen mehr wie sich selbst zu fühlen. Die anderen Sachen musste er in den nächsten Tagen holen. Er verließ das Haus Sonne gleich wieder. Erst jetzt viel ihm auf, dass am Himmel ein orangefarbener Streifen zu sehen war. Die Sonne begann aufzugehen. Unschlüssig blickte er in den Himmel. Er setzte einen Fuß nach von und lief wieder über den Schulhof. Er wusste nicht, wonach er suchte oder was der Zweck dieser Unternehmung war, er lief einfach weiter ohne richtig hinzuschauen, wo er lang ging. Als Ichiru das nächste Mal aufschaute, befand er sich hinter den Trümmern des Hauses Mond und war von Bäumen und Sträuchern umgeben. Ein Blick in den Himmel verriet ihm, dass die ersten Sonnestrahlen schon bald zu sehen sein würden. Trotzdem setze er seinen Weg fort. Er konnte einfach noch nicht zurück. Doch plötzlich blieb er stehen. Er konnte die Präsenz zweier Personen spüren und als er genauer hinhörte konnte er auch ihre Stimmen hören. Es waren Kaname und Yuki und es hörte sich so an, als würden sie über etwas diskutieren. Ichiru ging den Stimmen nach und sah die beiden am Swimming Pool stehen. Kaname hatte das Kopf nach unten gebeugt und wollte Yuki scheinbar mit einem Kuss zum schweigen bringen, als diese ihren Kopf zur Seite dreht und ihn Ichirus entsetztes Gesicht sah. Sie hatte gespürt, dass sich ihnen jemand genähert hatte, doch sein Gesicht erschreckt sie. Warum sah er sie so erschrocken und gleichzeitig so verletzt an? „Kiryuu-kun. Was machst du hier?“, fragte Kaname ihn und sah ihn scharf an. Ichiru schien sich bei diesen Worten wieder zu fangen und sah Kaname kurz an. Aber noch während er ihm antwortet, sah er zu Yuki und sein Blick bohrte sich in ihre Augen. „Nichts. Ich wollte nur mal an die frische Luft.“ Dann drehte er sich wieder um und ließ die beiden allein. „Ichiru warte!“, rief Yuki und wollte ihm hinterher, als Kaname sie abermals abrupt in die Arme schloss. „Geh nicht. Du hast versprochen mich nie wieder allein zu lassen.“, flüsterte er in ihr Ohr und seine Stimme klang beinah wie die einen kleinen verlassenen Jungen. „Onii...-sama.“, sagte Yuki traurig und wurde bei der Berührung seinen heißen Atems auf ihrer Haut rot. Sie wollte nicht an der Traurigkeit oder Einsamkeit ihres Bruders schuld sein und doch wollte ein Teil von ihr Ichiru hinterherlaufen. Sie wusste nicht wieso, aber sie hatte das Gefühl, dass er sie brauchte, dass nur sie ihm helfen konnte. Auch wenn sie nicht wusste wie. Sein schmerzerfülltes Gesicht, sah sie noch immer vor ihrem geistigen Auge und etwas in ihr zog sich zusammen. Ichiru hingegen lief zum Haupthaus zurück, immer noch verwirrt von dem was er gesehen hatte. Er war nicht so sehr von dem Anblick entsetzt gewesen, der sich ihm geboten hatte, sondern viel mehr von dem, was er dabei empfand. Als er gesehen hatte, wie Kaname kurz davor war Yuki zu küssen, hatte er einen so starken Schmerz in seinem Herzen gespürt, den er zwar von der Art und Weise kannte, er selbst aber niemals bei dieser Person empfinden würde. Nicht wenn es sein eigenes Herz gewesen wäre. Aber es war Zeros und langsam wurde Ichiru bewusst, dass er vielleicht nicht nur Zeros Körper besaß. Noch immer in Gedanken betrat er die Küche, in der Rektor und Yagari bereits beim Frühstück saßen. „Kiryuu-kun, komm und iss mit uns. Du hast sicher Hunger.“, begrüßte der Rektor ihn freundlich und holte auch gleich ein neues Gedeck aus dem Schrank. Ichiru setzte sich wortlos und starrte auf die weiße Tischdecke. Der Rektor und Yagari sahen sich bedeutungsvoll an. „Was ist los? Ist irgendwas passiert.“ Ichiru sah auf und sah die beiden Männer an. Er wusste nicht, ob er ihnen von seiner neuen Erkenntnis erzählen sollte. Aber andererseits, was für einen Unterschied machte das schon? „Ich hatte gerade eine sehr interessante Erfahrung.“, sagte er langsam und versuchte noch immer die Empfindung zuzuordnen. „Und was für eine?“, fragte Kurosu neugierig. „Ich habe gerade Yuki und Kaname gesehen. Sie haben über irgendwas diskutiert. Ich glaube in dem Moment, als ich sie sah, wollte er sie gerade küssen.“ Das letzte Wort stieß Ichiru aus, als wäre es eine faule Weintraube. Der Rektor und Yagari verstanden nicht ganz, aber sie schwiegen und wartete bis er weiter erzählen würde. „Eigentlich interessiert es mich nicht im geringsten was die beiden tun, aber in diesem Moment... Ich war so entsetzt und gleichzeitig so wütend. ... Ich glaube ich war eifersüchtig.“, endete Ichiru und legte den Kopf in die Hände. Er hatte noch etwas anderes empfunden, aber diese andere Emotion ließ sich unmöglich in Worte fassen. Außerdem hatte er das Gefühl, dass es den Rektor und Yagari nichts anginge. „Ja, ja!“, nickt der Rektor zustimmend. Yagari und Ichiru sahen in verwundert an. „Meine Yuki ist einfach zu süß! Man muss sich einfach in sie verlieben!“ Ein strahlen trat in seine Augen und man konnte sehen, dass er kurz davor war in andere Phären zu entschwinden. „Ich bin nicht in ihre Tochter verliebt!“, zischte Ichiru sofort. „Verstehen sie denn nicht? Das waren nicht meine Gefühle, sondern seine!“ „Was?“, fragte jetzt Keien Kurosu und war nun vollkommen auf den Boden er Tatsachen zurückgekehrt. „Du meinst Zero ist immer noch hier?“, fragte Yagari ungläubig. „Ich denke schon.“, beantwortete Ichiru die Frage. „Ich hab keine Ahnung, wie das möglich sein kann. Aber ich bin mir sehr sicher, dass es seine Gefühle waren. Yuki bedeutet mir nicht das geringst. Sie ist mir viel zu gewöhnlich und viel naiv.“ „Das nimmst du sofort zurück! Meinen Tochter ist alles andere als gewöhnlich!“, protestierte der Rektor lautstark. „Sie ist eine Kuran!“ „Schön, meinet wegen. Dann ist sie eben eine Kuran, aber naiv ist sie trotzdem.“, sagte Ichiru trocken. „Zer- ... Ichiru, entschuldige, hat zwar recht, aber das ist doch völlig unwichtig. Wenn es wirklich so ist, wie du sagst, dann bedeutet das doch, dass Zero noch da ist. Dass er all das mitbekommt, was hier geschieht. Oder zumindest etwas davon.“, sagte Yagari und warf dem Rektor einen bösen Blick zu, der bereits wieder protestieren wollte. „Ja, das denke ich schon. Das sein Unterbewusstsein irgendwie noch da ist. Ich weiß nicht wie ich es sonst anders ausdrücken soll. Wenn er wirklich ganz verschwunden wäre, dann hätte mich die Sache nicht stören sollen. ... Obwohl es ja schon etwas makaber ist, dass die beiden Geschwister sind.“, ergänze er noch. „Vielleicht können wir Zero so wieder hervorlocken. Durch seine Gefühle.“, überlegte Yagari laut. „Ich weiß nicht, ob das funktioniert. Es müssen ziemlich starke Gefühle sein mit ebenso starken Reaktionen, glaube ich. Ich weiß nicht, wie ich die hervorrufen soll. Das war jetzt nur einmal, gestern habe ich zum Beispiel nichts dergleichen empfunden.“ „Aber heute war das ja eine eindeutige Situation. Vielleicht kann man da was machen.“, überlegte Yagari weiter. „Willst du denn überhaupt, dass Zero zurückkommt?“, fragte der Rektor die Frage und sah Ichiru ernst an. Dieser legte die Hände in den Schoß und faltete sie zusammen. Er hatte diese Frage kommen sehen. „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gern weiter leben würde. Aber... das hier ist nicht mein Körper. Und auch wenn Zero und ich uns noch so ähneln, dieser Körper wird sich immer fremd anfühlen. Mein Körper... Mein Körper ist... vor ein paar Tagen gestorben. Außerdem... außerdem wusste ich immer, dass ich vor ihm gehen würde.“ Trotz der Tatsache, dass er sich bereits damit abgefunden hatte, fiel es ihm schwer es laut auszusprechen und er wusste, dass es noch schwieriger würde, noch einmal loszulassen, je länger er in diesem Körper war. Seine Stimme war nachdenklich und traurig und sowohl der Rektor als auch Yagari wussten nichts darauf zu erwidern. Ein klopfen riss die drei Männer aus ihren Gedanken und Yuki und Kaname traten ein. „Hallo. Warum seht ihr denn so niedergeschlagen aus.“, fragte Yuki, als sie in ihre Gesichter sah. „Ach, ich habe Ichiru gerade gefragt, ob er hier bleiben wird.“, antwortete der Rektor fröhlich und versuchte sorglos zu klingen. Yuki, die schon immer leichtgläubig war, glaubte ihm natürlich sofort. Nur Kaname sah Ichiru misstrauisch an. „Und wirst du hier bleiben?“, wandte sich Yuki an Ichiru. Insgeheim wollte sie nicht, dass er ging. Nicht bevor sie genau wusste, was geschehen war. Außerdem konnte sie spüren, dass man ein Geheimnis vor ihr bewahrte. Ichiru sah ihr kurz in die Augen und ein seltsamen Gefühl durchfuhr Yuki. „Ja, ich bleibe. Wo sollte ich denn auch anders hin?“, sagte er und lachte bitter auf. Er hatte bereits überlegt zu Maria zu gehen, doch er wollte nirgendwo in diesem Körper hin. Sie frühstücken zusammen, doch von einem entspannten Frühstück konnte nicht die Rede sein. Yuki schaute immer wieder verstohlen auf Ichiru. Äußerlich war ihr dieser Anblick so vertraut, doch die Person im inneren schien sie kaum zu kennen. Obwohl sie Zero eigentlich schon lange gehen lassen hatte, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass er genau in diesem Moment bei ihnen wäre. Er war doch ihr Freund. Oder nicht? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hoffe es hat gefallen und ihr hinterlasst mir ein paar Kommis, ja? O.O Kapitel 5: Traum und Gespräch ----------------------------- Traum und Gespräch Nach dem Frühstück kehrte Ichiru in sein Zimmer zurück. Auch wenn er sich körperlich nicht sehr angestrengt hatte, so hatte er doch das Gefühl Schwerarbeit geleistet zu haben. Seine Wunden heilten durch die Bluttabletten nur langsam und Zeros Körper gewöhnte sich nur langsam daran. Aber er bemühte sich den Durst unter Kontrolle zu haben. Theoretisch würde es ihm nichts ausmachen, Blut zu trinken. Er hatte es mit seinem Körper – seinem eigenen menschlichen Körper – jahrelang getan. Aber er wusste nicht, wie Zeros Körper darauf reagieren würde. Vielleicht könnte er ihn so ja wieder hervorlocken, überlegte er, als er sich auf das Bett legte und nach oben starrte. Verdient hätte es sein Bruder ja. Und er hätte es vielleicht auch ohne zu zögern getan, aber wessen Blut sollte er denn trinken? Das des Rektors oder Yagaris schien ihm nicht sonderlich verlockend und Yagari hätte ihn vorher schon ausgeschaltet. Obwohl es schon interessant zu wissen wäre, was Zeros Körper so kann, dachte Ichiru einen Augenblick. Das Blut der zwei Reinblüter kam auch nicht in Frage. Er war nicht sonderlich scharf darauf, Kaname zu beißen und Yuki... Das wäre eine Überlegung wert. Immerhin hatte sie Zero schon früher ihr Blut gegeben. Sie würde wahrscheinlich nicht nein sagen. Doch auch diesen Gedanken verwarf er schnell. Er hatte versprochen kein Blut zu trinken und daran würde er sich auch halten. Ichiru schloss die Augen und war innerhalb weniger Sekunden wieder eingeschlafen. Zuerst schlief er traumlos, doch als er den tiefsten Schlafpunkt erreicht hatte, veränderte sich plötzlich etwas. Er befand sich an einem völlig dunklen Ort. Kein Lichtstrahl war zu sehen und Kälte umklammerte sein Herz. Er sah sich um, in der Hoffung vielleicht doch noch etwas wahrnehmen zu können, doch die Schwärze war dick und undurchdringlich. Nicht richtig wissend, was er tun sollte, setzte er einen Fuß vor den anderen. Er wusste nicht wohin er ging, doch er hatte die Hoffung, dass er die Schwärze und Kälte, die sein Herz zu erdrücken drohte irgendwann verlassen würde. Und tatsächlich: Nach einer Weile riss die Dunkelheit plötzlich vor ihm auf und ein grelles Licht blendete ihn. Er hielt sich erschrocken die Hand vor die Augen. Er konnte spüren, wie die Kälte aus seinem Körper gänzlich verschwand und er von warmen sanftem Licht umgeben wurde. Er ließ die Hand sinken und sah Kirschblüten vor seinen Augen tanzen. Weiß und Rosa waren sie und es erinnerte ihn an jemanden, den er im Kirschblütenregen das erste Mal getroffen hatte. Ichiru löste seinen Blick von den Blüten und sah nach vorn. Vor ihm sah er vereinzelt Kirschbäume, die in voller Blüte standen. Er ließ seinen Blick darüber schweifen und dann sah er ihn. Vor dem letzten Kirschbaum links außen, sah er einen Mann unter dem Baum liegen. Er wusste instinktiv, wer er war und ging ohne zu zögern auf ihn zu. Jetzt konnte er ihn besser erkennen. Er trug die selbe Kleidung wie an jenem Tag, nur das sie nicht mit seinem Blut getränkt war. Überrascht sah er an sich selbst herab. Er trug seinen Mantel und konnte fühlen, dass er sich jetzt wieder in seinem eigenen Körper befand. Drei Meter bevor er ihn erreicht hatte, blieb Ichiru stehen. Es gab vieles was er sagen wollte, vieles was er fragen wollte, doch für eine ganze Weile konnte er nicht anders und sah seinen Bruder einfach nur an. Zero hatte die Augen geschlossen und sah so aus, als würde er schlafen. Als hätte er die Anwesenheit seines Zwillings gar nicht bemerkt. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht!?“, stieß Ichiru mit einmal aus. „Warum hast du das getan?!“ Zero antwortete ihm nicht, sondern lang weiter stumm und bewegungslos da, so als hätte er die Worte seines Bruders gar nicht gehört. „Zero!“, sagte Ichiru nun und seine Stimme war wütend. Nicht, dass es nicht schon schlimm genug wäre, dass er ihn einfach in seinen Körper gesteckt hatte, jetzt wollte er ihm nicht einmal antworten. Doch als sein Name fiel öffnete Zero langsam die Augen und sah seinen Bruder einen Moment an. Es war nur flüchtig, doch Zero schien nicht überrascht zu sein, ihn hier zu sehen. In seinen Augen konnte Ichiru Verzweiflung, Schmerz und Trauer erkennen. Als sich seine Augen wieder schlossen, legte sich ein tieftrauriges Lächeln auf sein Gesicht und Ichiru fühlte sich dabei, als würde er den gesamten Schmerz und alles Leid was Zero quälte, selbst spüren können. Ein tiefer Schmerz durchbohrte sein Herz und er sich an die Brust. Im nächsten Augenblick begann das Bild vor seinen Augen zu verschwimmen. „Zero!“, rief er noch einmal und wollte seine Hand nach seinem Bruder ausstrecken, doch da war er bereits verschwunden und er selbst lag wach in seinem Bett. Das Herz schlug heftig gegen seine Brust und es schmerze. Ichiru setze sich vorsichtig auf und legte eine Hand auf sein Herz und wartete bis es sich beruhigt hatte. Sein Atem war zittrig und kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Noch immer sah er dieses Lächeln in seinem Kopf und den Ausdruck von Zeros Augen. Langsam beruhigte er sich wieder und er ließ sich in die Kissen zurückfallen. Trotzdem atmete er noch immer durch den Mund, um besser Luft zu bekommen. Ichiru legte einen Arm über die Stirn und schluckte heftig. So sehr ihn dieser Traum auch mitgenommen hatte, so hatte er jetzt vollkommen Sicherheit, dass Zero noch da war. Irgendwo. Und vielleicht war das was er am Pool gesehen hatte, der Auslöser dafür gewesen. Ichiru blickte zum Fenster. Trotz der schweren Vorhänge konnte er sehen, dass die Sonne hell scheinen musste. Ohne weiter nachzudenken stand er auf und zog sich um. Er wusste, dass er so schnell nicht wieder einschlafen würde. Aber schon nachdem er auf dem Flur stand fragte er sich, was er jetzt eigentlich tun sollte. Er hatte das Gefühl als würden ihn die Wände erdrücken, aber wollte auch nicht mit dem Rektor oder Yagari sprechen. Er wollte ihnen noch nichts davon erzählen. Vielleicht war es doch nicht mehr als ein Traum gewesen. Aber daran glaubte er selbst nicht richtig. Der Schmerz und die Gefühle waren zu real gewesen. Also ging Ichiru erneut nach unten. Seine Augen gewöhnten sich dieses Mal schnell an das Sonnenlicht und es schmerzte auch nicht zu sehr. Er ging zu dem Swimming Pool, an dem er am Morgen Yuki und Kaname gesehen hatte. Er war sich eigentlich sehr sicher, dass sie um diese Zeit schliefen und er ungestört sein würde beziehungsweise, dass er nicht wieder etwas sehen würde, was er nicht wollte... oder sein Bruder. Vielleicht konnte er dort seine Gedanken sortieren. Der gesamte Pool lag im Schatten der Bäume und Sträucher. Nur durch ein paar einzelne Äste fielen ein paar Sonnenstrahlen und ließen die Wasseroberfläche, wie tausend kleine Diamanten glitzern. Er setzte sich auf die rechte der steinernen Bänke und legte den Kopf in den Nacken. Der leichte Wind, der wehte, tat ihm gut und half ihm, die Nachwirkungen des Traumes gänzlich abzuschütteln. Eine Weile saß er in der friedlichen Stille und dachte an nichts. Er atmete tief ein und aus und lauschte den Geräuschen der Natur, dem vereinzelnden Vogelgezwitscher und dem Rauschen der Blätter. Er war gerade dabei sich endlich einmal zu entspannen, als er die Präsenz eines Reinblutes wahrnahm und ihn bald auch hören konnte. Er kannte Yuki und Kaname zu wenig, um sie unterscheiden zu können, aber er war überrascht als Yuki vor ihm stand. „Ähm... H-Hallo.“, sagte sie unsicher. Er konnte sehen, dass ihr das ganz unangenehm war. „Hallo.“, antwortete Ichiru ihr, allerdings ohne sie anzusehen. Er betrachtet stattdessen das Sonnenspiel auf der Wasseroberfläche. „Ähm... darf ich mich neben dich setzten?“, hörte er sie fragen und er wunderte sich immer mehr, was sie eigentlich wollte. „Meinetwegen.“, antwortete er ihr knapp. Er wollte gar nicht wissen, wie Zeros Körper reagieren würde, wenn er sie ansah. Die Sekunden verstrichen ohne dass einer der beiden etwas sagte. Ichiru legte den Kopf wieder in den Nacken und sah in das Blätterdach, während Yuki nervös ihre Hände knetet, was Ichiru dennoch nicht entging. „Was willst du, Yuki?“, fragte er sie direkt und sah sie endlich an. Doch zu seiner Verwunderung fühlte er nichts. Nichts, was nicht seinen eigenen Gefühlen entsprach. „Oh... ähm... W-Wie geht es dir?“ Das war zwar überhaupt nicht die Frage die sie hatte stellen wollen, aber sie wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. „Ts... Wen meinst du? Zeros Körper oder mich selbst? Sein Körper ist fast wieder vollständig geheilt und ich bin immer noch darin. Also kann man nicht sagen, dass es mir oder uns unbedingt gut geht.“, antwortete er zynisch. Es klang härter als es sollte, aber er hasste diese Art von Fragen, wenn sie so offensichtlich zu beantworten waren. „Tut mir Leid.“, sagte sie. „Ich wollte dich nicht verletzten.“ „Schon gut. Es ist nur... seltsam.“, beendete er den Satz, obwohl es das nicht einmal annähernd traf. „Hör zu! Ich weiß, dass der Rektor, Yagari und du eure Theorien habt und ich würde sie auch gern wissen.“, platze Yuki heraus. „Warum willst du das wissen? Du gehst doch sowieso irgendwann.“ „Was? Nein, ich gehe nicht! Warum sollte ich das? Das hier ist mein zu Hause. Und ich... ich mache mir Sorgen.“ Den Schluss des Satzes hatte sie nur noch geflüstert und ihr Blick war traurig geworden. „Aha. Warum machst du dir Sorgen?“, fragte er scheinbar ahnteilnahmslos, obwohl er so etwas wie Freude bei ihren Worten verspürt hatte. Es war nicht sein Gefühl und es war auch nur sehr schwach, aber immerhin etwas. Yuki schien doch der Schlüssel zu sein. „Na... Na, wegen Zero!“, sagte sie aufgebracht und ihre Stimme wurde wacklig, als sie weiter sprach. „I-Ich kann mir schon denken, warum er das getan hat. Er... er... hat dich wirklich sehr geliebt und er wollte sich mit dir aussprechen und... und er hat dich nie gehasst... und meine Schuld ist es auch... weil ich... ich...“, sagte sie schnell hintereinander ohne wirklich Luft zuholen. Ichiru sah sie mit gemischten Gefühlen an. Es freute ihn dies zu hören, auch wenn er es längst von Zero wusste. „und... und er... ich vermisse ihn.“, endete Yuki. Jetzt sah er sie wieder direkt an und konnte die Überraschung nicht verbergen. „Warum?“, fragte er sie. Er verstand sie anscheinend nicht richtig oder hatte irgendetwas Entscheidendes nicht mitbekommen. „Z-Zero, war immer da gewesen. Er... er... hat sich um mich gekümmert und sich um mich gesorgt. Er hat immer zugehört, wenn ich Sorgen hatte, er hat mich verstanden und... und er hat mich beschützt. Er hat mich zum Lachen gebracht, wenn es mir Schlecht ging. Er war geduldig und nachsichtig mit mir. Und auch wenn er mich manchmal auf die Palme gebracht hat... Er fehlt mir schrecklich“, sagte sie und ihr Blick wurde traurig. Ichiru sah sie misstrauisch an. Er fragte sich, was dieses Mädchen tatsächlich für seinen Bruder empfand. Die Art und Weise, wie sich ihre Stimme verändert hatte – so sanft und liebevoll – und wie sich ihr Blick geändert hatte. Irgendwie kam es ihm so vor, als würde sie von mehr als nur Freundschaft sprechen. „Was ist mein Bruder für dich?“, fragte er gerade heraus und sah sie immer noch fest an. „Was?“ „Was ist er für dich? Was bedeutet er dir?“, wiederholte er noch einmal. Vielleicht würde eine einzige Antwort von ihr, all seine Probleme beenden. Verblüfft sah Yuki ihn an. „Was ist?“, fragte Ichiru sie ungeduldig. So schwer war die Frage doch nun wirklich nicht. „Z-Zero, hat mir gleiche Frage gestellt. Vor langer Zeit.“, stammelte sie. Bis auf ein „Oh.“ konnte er erst einmal gar nichts erwidern. Er hätte nicht gedacht, dass sei Bruder so direkt sein konnte. „Und was hast du geantwortet?“, fragte er schließlich. „Warum willst du das wissen?“ „Nur aus reinem geschwisterlichen Interesse.“ Seine Antwort war nicht einmal gelogen. „Und? Was hast du gesagt?“ „Nichts.“, sagte sie schlicht. „Wie, nichts?“ „I-Ich habe noch nicht darüber nachgedacht. E-Es war... es war keine Zeit.“, stotterte sie verlegen und wurde rot. „Was? Er fragt dich so etwas und du hattest keine Zeit darüber nachzudenken!“, rief Ichiru fassungslos. Jetzt wurde ihm einiges klarer. „E-Es war keine Zeit. Es ist danach so viel passiert. Es... Ich...“ „Schon gut.“, unterbrach er sie genervt. „Und was antwortest du jetzt?“ Sie sah ihn flüchtig in die Augen und dann wieder nach unten. Sie konnte ihm nicht in anschauen, ohne dabei an Zero zu denken. „Ich... Ich habe keine Antwort. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was Zero für mich ist. Er ist mir wichtig... sehr sogar, aber...aber das sind Kaname und der Rektor auch.“, gab sie zu. Sie wusste, dass der Unterschied darin bestand, dass sie Kaname schon immer geliebt hatte und das sie sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als dass ihre Gefühle von ihm erwidert würden, doch sie konnte nicht verleugnen, dass diese Liebe einen bitteren Beigeschmack bekommen hatte, als sie sich wieder erinnern konnte. Auch wenn es bei Vampire üblich war, dass Geschwister einander heirateten, so war es in der Welt der Mensch eine Sünde und ein unverzeihlicher Verstoß. Und sie hatte über die Hälfte ihres bisherigen Lebens als Mensch gelebt und auch nach deren Moral. Das war nicht die Antwort die Ichiru hören wollte, aber er wusste auch, dass er sie nicht drängen konnte und sollte. Es wäre leichter gewesen, wenn er ihr einfach von Zeros Gefühlen erzählt hätte, doch er wusste, dass Zero das nie so akzeptiert hätte. Und wenn er wollte, dass sein Zwillingsbruder zurückkam, dann musste er das tun, was in seinem Sinne war. Trotzdem war seine Stimme sehr viel gereizter als er sprach: „Dann wird es Zeit, dass du endlich darüber nachdenkst!“ Dann stand er abrupt auf und wollte gehen. Yuki sah ihn verstört an. Warum war er jetzt so wütend? Doch noch bevor er verschwunden war, fiel ihr ein, was sie ihm eigentlich hatte sagen wollen. „Er hat sie nicht getötet.“, sagte sie hastig. Ichiru drehte sich um und sah sie fragend an. „Was?“ „Shizuka... Zero hat sie nicht getötet. Er hat gesagt, dass seine Kugeln sie unmöglich so schwer getroffen haben konnten, dass sie daran starb. Nicht bei einem Reinblut. Ich... Ich wollte, dass du es weißt.“, endete Yuki und sah ihn vorsichtig an. Sie wusste nicht wie er reagieren würde. Doch anstatt ihr zu antworten, drehte sich Ichiru um und verließ das schützende Dickicht um den Pool. ~~~~~~~~~~~~~ Dieses Mal hat es etwas länger gedauert mit dem neuen Chap, aber erst musste ich meinen Praktikumsbericht zu Ende schreiben und dann hatte ich nicht die richtige Motivation zum weiterschreiben. Außerdem hab ich an einer Stelle festgehangen. Nun ja… wie dem auch sei, hier ist endlich ein neues Chap und ich hoffe es gefällt und ihr hinterlasst mir ein paar Kommis. Vielen Dank auch an alle bisherigen Kommischreiber. Eure Kommis bauen mich jedes Mal auf und motivieren mich doch zum weiterschreiben. Allerdings... irgendwie baut sich da auch ein Erwartungsdruck auf... *zitter* Ach ja… das Ende kristallisiert sich auch so langsam in meinem Kopf heraus. Wenn ich es wirklich so mache… wird es echt kitschig… ich weiß noch nicht… Ich muss ja nicht alle Klischees erfüllen. ;-P Kapitel 6: Nackte Tatsachen --------------------------- Nackte Tatsachen Es war nur ein kurzer Weg zurück zum Haupthaus, aber natürlich gingen ihm Yukis Worte durch den Kopf. Was zum Teufel sollte das? Zeros Schüsse hatten sie gar nicht getötet? Er selbst hatte es doch gesehen! Es muss so gewesen sein! Andererseits... wieso sollte sie sonst so etwas sagen? Und warum hatte Zero ihm das dann nicht selbst gesagt? Zero wusste doch, wie sehr er ihn dafür gehasst hatte. Ichiru hatte das Gefühl, dass das auf einmal alles änderte. Er wusste, dass er nicht eher Ruhe finden würde, ehe er nicht wusste, wer ihr Mörder war. Aber wer sollte es sonst getan haben? Wer sollte die Macht haben ein Reinblut zu töten? Außer... abrupt blieb er stehen. Konnte das wahr sein? Wann...? Wie...? Warum...? Letztere Frage konnte er sich selbst leicht beantworten. Aus dem gleichen Grund wegen dem auch Shizuka an diese Schule gekommen war. Sein Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Hastig lief er in das Gebäude zurück. Er brauchte Antworten und er wusste, wo er anfangen musst danach zu suchen. „Ichiru, was machst du hier?“, fragte Yagari überrascht, der nicht damit gerechnet hatte seinen ehemaligen Schüler vor Sonnenuntergang zu sehen. Auf dem Schrank standen noch die Reste des Mittags und Kaien Kurosu und Yagari sahen ihn verwundert an. „Möchtest du noch etwas essen?“, fragte Kurosu führsorglich. „Nein. Ähm... Ich...“ „Alles in Ordnung? Du siehst ein bisschen blass aus.“, fragte der Rektor weiter und legte ihm erneut eine Hand auf die Stirn. „Mmh... Fieber scheinst nicht mehr zu haben.“ Ichiru wischte seine Hand beiseite und sagte leichte genervt: „Es geht mir gut. Aber ich muss sie etwas fragen.“ Verwundert sahen sich die beiden älteren Männer an. „Damals als... als... Shizuka-sama... starb... was... was ist da passiert?“, fragte er stockend und lief im Zimmer auf und ab. Jetzt waren sie noch verwunderter. Warum wollte er etwas wissen, was schon so lange zurück lag? „Warum willst du das wissen?“, fragte Yagari. „Soweit ich informiert bin, warst du auch hier.“ „Ja und eigentlich weiß ich auch was geschehen ist. Das habe ich zumindest gedacht.“, sagte Ichiru nachdenklich. “Wie meinst du das?“, fragte der Rektor und setzte sich ihm gegenüber. „Yuki hat gesagt, dass Zeros Kugeln sie nicht getötet hätten.“, sprach Ichiru weiter. „Oh... Ja, das vermuten wir. Aber sicher sind wir nicht. Ein paar Kugeln aus der Bloody Rose reichen eigentlich nicht aus, um ein Reinblut zu töten. Aber ich kann dir auch nicht weiter helfen. Ich weiß nur, dass was Yuki und Zero berichtet haben. Shizuka sei aus dem Zimmer verschwunden und als sie sie das nächste Mal sahen, war sie bereits tot.“, antwortete der Rektor ihm ehrlich. Ichiru faltet die Hände und legte sie nachdenklich unter das Kind. Das war auch nicht mehr, als er selbst wusste, als er selbst gesehen hatte. „Der Huntergesellschaft wurde auch nicht weitere informiert und soweit ich weiß, hat Kuran das auch so dem Rat berichtet. Jeder glaubt, dass es Zero gewesen ist, waren seine Motive doch sehr eindeutig. Ich selbst glaube aber auch nicht so richtig daran. Wenn man ein Reinblut so einfach und schnell töten könnte, wäre das schön.“, sagte nun Yagari. „Mmh...“, machte Ichiru. Alles deutete darauf hin, dass es doch Zero war, aber warum hatte Yuki etwas anderes gesagt? Dabei war sich Ichiru inzwischen sicher, dass ER es gewesen war. Warum hatte er nicht früher daran gedacht?! Er atmete schwer aus und rieb sich die Augen. „Du solltest wieder ins Bett gehen. Du bist immer noch nicht richtig erholt und im Sonnenlicht herumzulaufen, ist auch nicht gut für dich.“, sprach der Rektor führsorglich. „Nicht ich bin nicht erholt, sondern dieser Körper.“, widersprach Ichiru genervt. Er überlegte einen Moment, ob er ihnen von dem Traumerzählen sollte, entschied sich dann doch erst einmal Mal dagegen. Er wusste sowieso nicht richtig, was er damit anfangen sollte. Er würde nur warten können, dass es noch einmal geschah und dann würde er Antworten verlangen. Aber er konnte nicht sicher sein, dass das überhaupt noch einmal passierte. Ichiru konnte nur Vermutungen anstellen, warum er seinen Bruder gesehen hatte. Wahrscheinlich hatte es etwas mit dem Gefühl zu tun hatte, welches Zero bei dem Anblick von Kaname und Yuki verspürt hatte. Vielleicht war er dadurch wieder... erwacht. „Ich geh wieder schlafen.“, sagte und erhob sich träge. Er konnte nicht klar denken und wusste, dass er so keinen Schritt weiter kommen würde. Natürlich wäre es ein leichtes gewesen IHN selbst zu fragen. Aber auf eine Konfrontation war nicht aus. Nicht so lange, er sich noch so fühlte. „Willst du nicht erst etwas essen? Wenn du ordentlich isst, kommst du auch wieder zu Kräften.“, sagte der Rektor und wollte schon einen Teller holen. „Nein, danke. Kein Hunger.“, antwortet Ichiru knapp und verließ das Zimmer. Als er um die nächste Ecke bog, sah er Yukis Hand in einem Zimmer verschwinden. Hoffentlich denkt sie über eine Antwort nach, dachte er, als er die Tür zu seinem eigenen Zimmer öffnete. Ohne sich umzuziehen, legte er sich aufs Bett und spürte jetzt erst Recht, wie müde er eigentlich war. Innerhalb weniger Sekunden schlief er erneut ein. Dieses Mal träumte er nicht oder traf auf seinen Zwilling. Stattdessen hatte er einen tiefen, erholsamen Schlaf. Kurz nach Sonnenuntergang erwachte er wieder und fühlte sich westendlich besser als zuvor. Er nahm sich frische Kleidung und ging damit zum Badezimmer. Er verbot es sich, seine Gedanken erneut um Zero kreisen zu lassen, obwohl es förmlich unter der Oberfläche seiner Gedanken brodelte. Wenn man aber das erste Mal seit zweit Tagen ohne andauernde Kopfschmerzen war, war das ein Gefühl, welches man auch nicht so schnell wieder verlieren wollte. Noch immer etwas verschlafen, öffnete Ichiru die Tür zum Badezimmer. Er hatte aber das Handtuch nicht bemerkte, welches über dem Türknauf hing. „AAH!“, ertönte eine lauter, klarer Schrei und etwas weißes flog ihm ins Gesicht. „Was zum-“, fluchte er und nahm das Ding von seinem Gesicht. Es stellte sich heraus, dass es eine Bluse war. „Verschwinde!“, hörte er Yukis aufgebrachte Stimme und erst jetzt sah er sie richtig an. Sie stand nackt vor ihm und versuchte die wichtigsten Stellen mit einem Handtuch zu bedecken, was ihr mehr oder weniger erfolgreich gelang. Einige Sekunden war Ichiru so geschockt, dass er erstarrte und den Blick nicht von ihr lösen konnte. „Verschwinde endlich!“, rief sie erneut und lief dabei so rot an, wie er es noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Yuki griff nach dem nächsten was in ihrer Reichweite lag – eine Haarbürste – und warf es nach Ichiru, verfehlte ihn aber. Mit einem dumpfen Knall landete sie an der Wand. Dennoch schien er endlich aus seiner Trance zu erwachen und stolperte rückwärts aus dem Bad. Sobald er draußen war, schlug die Tür mit einem lauten Knall vor seiner Nase zu. Ein paar Sekunden starrte er nur auf das Holz und versuchte das eben gesehene zu verarbeiten. Jetzt hatte er mehr von Yuki gesehen, als er je sehen wollte. Ichiru konnte spüren, wie er bei dem Gedanken daran selbst rot wurde. So etwas konnte auch nur ihm passieren. Als hätte er nicht schon genug ärger am Hals! Dann trat allerdings ein Grinsen auf sein Gesicht und er lehnte sich gegen den Türrahmen. Zero wusste ja gar nicht, was ihm alles entging. Und jetzt würde er ihn garantiert noch einmal sehen! Mit diesem Grinsen ging er in die Küchen und wurde so gleich von Yagari misstrauisch beäugte. „Was ist? Du siehst so glücklich aus?“ „Nichts. Ich habe nur gerade etwas... interessantes gesehen.“, sagte und hoffte weiter, dass Zero, dass auch irgendwie mitbekommen hatte. „Aha.“, diese Antwort schien ihn zwar nicht sonderlich zu befriedigen, aber was anderes würde er wohl nicht hören. „Wie geht es dir jetzt?“, fragte der Rektor ihn. Und stellte ihm einen Teller und etwas zu Essen auf den Tisch. „Besser. Die Kopfschmerzen sind weg. Zumindest momentan.“ „Bist du der Lösung schon näher gekommen?“, fragte Yagari und nahm sich eine Schreibe von dem Schinken. „Nein. Ich weiß nicht, wie ich zurück kann. Ich denke auch ehrlich gesagt nicht, dass das so schnell geschehen wird. Wenn es nach Zero geht, werde ich wahrscheinlich für immer in seinem Körper bleiben.“ Yagari schüttelte ungläubig den Kopf. „Das kann ja was werden.“ „Was ist eigentlich mit der Schule? Bauen sie sie wieder auf?“ Ichiru hatte die Frage an den Rektor gerichtet. Jetzt da er keine Kopfschmerzen mehr hatte und sich mit dieser Situation abgefunden hatte – zumindest fürs erste und was anderes blieb ihm ja auch nicht übrig – konnte er auch über andere Dinge nachdenken. „Sicher. Ich habe schon mit Kaname gesprochen und er will alles weitere mit dem neuen Rat absprechen. Natürlich wird es lange dauern, bis die Schule wieder aufgebaut ist und das Schulleben wieder wie das Alte wird, aber ich hoffe, dass wir irgendwann zu der alten Form zurückkehren können.“ „Es gibt einen neuen Rat?“ „Ja, natürlich. Nachdem die alten Mitglieder... nun ja... nicht mehr sind, wurde ein neuer Rat gebildet. Mit Kaname als Vorstand. Er müsste eigentlich auch bald wieder zurück sein.“ „Mmh... Ich glaube er ist schon da.“, sagte Ichiru und biss in sein Brot. Fragend sah der Kurosu ihn an und verstand nicht ganz, was Ichiru damit gemeint hatte. Seine Frage wurde aber wenige Minuten später beantwortet, als Kaname selbst in der Tür stand. „Kaname, schön das du wieder da bist. Guten Abend.“, begrüßte der Rektor ihn höflich. „Vielen Dank. Guten Abend.“ Von Yagari und Ichiru bekam er nur ein Brummen zur Antwort, kümmerte sich auch nicht weiter darum. „Ich habe mit dem Rat gesprochen und auch mit ein paar ehemaligen Schülern. Der Rat ist einverstanden und will einen zweiten Versuch wagen und die meisten Schüler aus der Night Class würde auch zurückkehren.“ „Ah, sehr schön! Dann kann der Wiederaufbau ja beginnen!“, rief der Rektor begeistert und strahlte über das ganze Gesicht. „Ich werde gleich morgen alles nötig veranlassen. Vielleicht kommen auch ein paar Schüler der Day Class zurück.“ Bei diesen Worten klang er nicht mehr ganz so optimistisch, aber dies hielt nur wenige Sekunden an. Dann begann er auch schon ein fröhliches Lied zu pfeifen. Ichiru und Yagari konnten angesichts so viel Freude am späten Abend nur die Augen verleiern. „Was ist eigentlich mit dir, Ichiru? Gehst du dann auch wieder zur Schule?“, fragte der Rektor zwischendurch. Ichiru sah ihn ausdruckslos an. Als hätte er im Moment keine anderen Probleme als die Schule! Doch ehe er selbst antworten konnte, machte das Yagari für ihn. „Sicher geht er zur Schule. Immer noch besser, als wenn er sich den ganzen Tag langweilt.“ Fassungslos sah Ichiru ihn an. Er hasste es, wenn man für ihn die Entscheidungen traf. „Nein, das werde ich nicht! Ich habe momentan andere Sorgen!“ „Warum denn nicht?“, fragte der Rektor schmollend. „Ich bin sicher die Uniform der Night Class würde dir gut stehen.“ „Und ich bin sicher, dass Zero sehr begeistert davon wäre!“, gab Ichiru zynisch zurück, woraufhin der Rektor sich nichts mehr zu sagen traute. „Zero, ist also immer noch nicht zurück?“, fragte Kaname nun dazwischen. „Nein.“, antwortete ihm der Rektor und schüttelte den Kopf. „Wir wissen immer noch nicht mehr, als gestern.“ Sowohl der Rektor als auch Yagari sahen nicht den Blick mit dem Kaname Ichiru ansah. Doch Ichiru wusste sehr wohl was er zu bedeuten hatte. Diese Art von Blicken sprechen immer eine eindeutige Sprache. „Nun, dann wollen wir hoffen, dass Zero bald zurück kommt.“, sagte Kaname langsam und äußerst betont, löste den Blick aber noch immer nicht von Ichiru. Ichiru wollte gerade etwas erwidern, als Yuki die Tür auf riss und wütend die Küche betrat. Alle sahen sie verwundert an. Ihr Gesicht hatte nichts liebliches oder sanftes mehr, sondern glich eher dem einer Furie. „Yuki-“, wollte Kaname sagen, doch er kam gar nicht dazu. „JETZT HÖR MAL ZU!“, sagte sie an Ichiru gerichtet, der sie mit großen, fragenden Augen ansah. „Wenn ein Handtuch am Türknauf hängt, dann heiß das, dass das Bad besetzt ist!!! Und dann hast du gefälligst draußen zu bleiben!!! Wenn du unbedingt mal ins Bad musst, dann klopfe vorher gefälligst an!!!“, sagte sie aufgebracht und gestikulierte wild mit einem Handtuch vor seiner Nase herum. „Yuki, was ist denn pa-“, wollte der Rektor fragen, da er seine Tochter noch nie so aufgebracht gesehen hatte. „UND SIE!“, fuhr sie laut fort, „Wenn sie schon die Gebäude wieder aufbauen lassen, dann lassen sie gefälligst gleich das Schloss im Badzimmer reparieren!!!“ Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und verließ laut stampfend den Raum. Kaname sah ihr hinterher und dann zu Ichiru. Seine Mundwinkel hatten sich etwas nach oben gezogen und er hatte Mühe sich unter Kontrolle zu halten. Ohne ein weiteres Wort verließ auch Kaname den Raum und lief Yuki hinterher. Jetzt konnte Ichiru nicht mehr an sich halten und musste laut loslachen. Er musste so sehr lachen, dass sogar sein Zwerchfell begann zu schmerzen und er sich den Bauch hielt. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal so gelacht hatte. Es muss schon ewig hergewesen sein – in einem anderem Leben. „Was war das gerade?“, fragte Yagari überrascht, der sich vorkam als hätte er einen guten Witz verpassen. Es dauerte eine Weile, ehe Ichiru sich etwas beruhigt hatte und wieder sprechen konnte. „Nichts.“, sagte er und wischte sich eine Lachträne aus dem Auge. „Sagen wir mal so, ich habe mehr von Yuki gesehen, als Kaname oder Zero. Und das scheint gerade Kaname nicht sonderlich zu gefallen.“ Fragend sahen sich die beiden Männer an. Sie verstanden noch immer nicht richtig. Vielleicht wurden sie langsam doch zu alt. Ichiru war im Badzimmer und überlegte, was er mit dieser Nacht anfangen sollte. Er hatte nichts zu tun und der Rektor und Yagari waren bereits zu Bett gegangen. Was macht man als Vampir die ganze Nacht? Doch er brauchte sich darüber gar keine Gedanken zu machen, denn als er das Badzimmer verließ, sah er Kaname, der an eine Wand gelehnt scheinbar auf ihn gewartete hatte. „Was willst du?“, fragte er das Reinblut, würdigte ihm aber keines Blickes. „Ich habe mich gefragte, wann du wohl endlich verschwindest.“ „Du weiß, dass ich das nicht beeinflussen kann und vielleicht will ich auch gar nicht. Langsam kann ich mich daran gewöhnen.“ Natürlich war das nicht wahr, aber das musste Kaname ja nicht wissen. Ichiru sah den Hass in den Augen seines Gegenübers und er fragte sich warum Kaname so eine Hass auf seinen Bruder hegte. Hatte Kaname nicht bereits alles? Alles was Zero je begehrt hat – sie. „Ich würde es aber bevorzugen, wenn Zero so bald wie möglich zurückkommen würde.“, sprach Kaname scharf. „Warum?“ Ichiru sah ihm einen Augenblick lang in die Augen. Dann begriff er. So einfach war das also. „Eifersucht ist schon seltsam, nicht wahr?“, sagte er langsam. „Aber glaubst du wirklich, dass sie mit dir gehen würde, nur weil Zero wieder da ist? Sie hat es mir selbst gesagt. Die Cross Akademie ist ihr zu Hause. Sie würde auch dann nicht mit dir gehen, wenn Zero zurück wäre.“ Seine Worte machten Kaname so wütend, dass er Ichiru am Hals packte und seine Finger um seine Kehle schloss. Er drückte ihn gegen die Wand, so wie er es schon einmal mit Zero getan hatte. „Was ist? Mehr fällt dir nicht ein?“, sprach Ichiru nach dem er den ersten Schrecken überwunden hatte. „Glaubst du sie wäre glücklicher, wenn sie erfährt, dass Zero nie mehr zurückkommt und du es warst, der seinen Körper zerstört hat?“ Ichiru sah Kaname fest in die Augen und zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er hatte schnell erkannt, dass Yuki Kanames Schwachstelle war. Von Ichirus Worten überrascht, lockerte Kaname seinen Griff etwas und sah seinem Gegenüber hasserfüllt in die Augen. Plötzlich verstärkte er seinen Griff wieder und mit einem Ruck drückte er Ichiru fester gegen die Wand. „Wo ist deine Loyalität hin? Deine Unterwürfigkeit, gegenüber den Reinblütern?“, fragte Kaname und seine Worte glichen eher einem Zischen. Auch wenn er keine Luft bekam, bei diesen Worten konnte sich Ichiru ein kleines Lachen nicht verkneifen. „Ts... Ich war noch nie unterwürfig. Alles was ich getan habe, habe ich getan, weil ich es wollte oder weil es mir selbst von nutzen war. Ich habe mich nie jemanden unterworfen.“ Scharf sah Kaname ihn an. “Nur meinetwegen existiert dieser Körper noch. Wenn ich Zero nicht gebraucht hätte, dann wäre er schon längst zu einem wahnsinnigen Level E geworden und Yagari hätte ihn inzwischen vernichtet. Nur mir hast du es zu verdanken, dass Zero so viel Macht erlangen konnte und du jetzt in diesem Körper ist.“, flüstere Kaname leise. Ichiru schaute ihn weiterhin direkt an. Irgendetwas an seinen Worten hatte ihn aufhorchen lassen. Er wusste nur nicht genau was es war. „Das solltest du nie vergessen.“, sprach Kaname bedrohlich weiter. „Mag sein, dass es so ist. Aber eines hast du vergessen.“, erwiderte Ichiru. Kaname sah ihn fragend an. „Ich bin nicht Zero! Ich schulde dir überhaupt nichts!“ Kaname musterte ihn eine Weile. Ichiru wusste nicht, welchen Effekt seine Worte auf das Reinblut hatten, aber er rechnete mit allem. „Du solltest aufpassen was du sagst, Kiryuu Ichiru. Ich möchte, dass Zero morgen früh zurück ist!“ Dann ließ er seinen Hals los und verschwand. Ichiru rieb sich den Hals. Er wusste, dass Kaname keine Bitte ausgesprochen hatte, sondern eine Drohung. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich weiß, der Titel passt nicht ganz, aber aufgrund der einen Szene konnte ich mich nicht zurückhalten. Ich musste so lachen als ich es geschrieben habe! lol Ich hoffe es kommt so rüber und man kann es sich gut vorstellen. Ich konnte es jedenfalls. XD Wie gern würde ich so eine Szene mal gezeichnet sehen. *träum* Ansonsten hoffe ich natürlich wie immer, dass es gefallen hat und würde mich wahnsinnig über Kommis freuen. :) Wir lese uns dann beim nächsten Chap. Hab euch lieb Maidlin Kapitel 7: Endlich Klarheit --------------------------- Endlich Klarheit Was dachte sich dieser Vampir eigentlich?, fragte Ichiru sich wütend, als er das Hauptgebäude verließ und das Gelände der Cross Akademie überquerte. Sollte er sich etwa als Zero ausgeben, nur damit dieses Reinblut befriedigt sein konnte und seinen Willen bekam. Wie stellte er sich das eigentlich vor? Das könnte nicht funktionieren! Selbst wenn er es wollte. Dafür waren Zero und er viel zu verschieden! Aber noch bevor Ichiru den Swimming Pool – sein eigentliches Ziel – erreicht hatte, stand seine Entscheidung bereits fest. Er würde sich niemals als sein Bruder ausgeben. Sein ganzes Leben lang hatte er es gehasst mit seinem Bruder verglichen zu werden. Er wollte immer er selbst sein und jetzt würde er auch nicht damit anfangen, sich als jemand anderes auszugeben. Nur weil dieses Reinblut Angst hat, dass Yukis Gefühle sich für ihn ändern könnten?! Dass sie doch noch eine Antwort auf seine Frage findet? Nein, er würde es nicht tun! Er selbst hatte mit Kaname nichts zu tun und er wusste auch nichts von den Dingen, die zwischen ihm und seinem Bruder geschehen waren. Und dennoch... Kanames Worte hallten noch immer in seinem Kopf nach. Was hatte er damit gemeint, dass Zero ohne ihn schon längst zu einem wahnsinnigen Level E geworden wäre? Hatte Zero etwa auch Kanames Blut getrunken? Soweit Ichiru wusste, hatte sein Zwilling nur Yukis Blut getrunken. Er hatte geglaubt, dass ihr reinblütiges Blut dann seine Wirkung entfaltet hatte, als der Vampir Yuki erwacht war. Aber Kanames Worte schienen auf etwas anderes hinzudeuten. War das Blut der Kurans wirklich so stark, dass es solch einen Prozess auf Dauer verhindern konnte? Das glaubte Ichiru nicht. Shizuka hatte ihm einiges über die Kurans erzählt und auch sie hatte gesagt, dass man den Prozess niemals aufhalten könnte. Verlangsamen ja, aber aufhalten niemals. Dafür müsste man das Blut seines Meisters trinken. Aber das hatte Zero nicht getan. Oder war ihm etwas entgangen? Nein, dass war völlig ausgeschlossen. Und dennoch spürte Ichiru, dass dieser Körper – Zeros Körper – der eines vollkommenen Vampirs war. Sonst würde er auch die Bluttabletten nicht vertragen. Und hatte nicht auch Yagari gesagt, dass Zero ein vollständiger Vampir war? Aber warum? Warum hatte dazu noch nie jemand etwas gesagt? Wie war dies möglich, wenn Zero nicht Shizuka-samas Blut getrunken hatte? Ichiru rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Der einzige der die Antworten dazu kannte, war sein Bruder. Na klasse, dachte er. Ausgerechnet den konnte er gerade nicht fragen. Er verbrachte fast die ganze Nacht am Pool, auf die Wasseroberfläche starrend und die Gedanken immer wieder umherwälzend. Doch nichts schien ihn in die richtige Richtung zu führen. Immer wieder landete er in einer Sackgasse, aus der es kein Ausweg zu geben schien und die ihn immer wieder nur zu Kaname oder seinem Bruder führte. Er brauchte Antworten! Doch woher sollte er die bekommen? Kurz nach Mitternacht kehrte er in das Hauptgebäude zurück. Als er die Eingangstür passiert, verharrte er einen Moment und sah nach rechts, einen dunklen Gang entlang. Er wusste was sich am Ende des Ganges befand und auch wohin der Weg dahinter führte. Er ging weiter und drehte sich nicht noch einmal um. Aber das Gefühl in ihm, das ihn auf seltsame Weise zu diesem Ort zog, ignorierte er. Allerdings konnte er nicht verleugnen, dass es stärker geworden war. In der Küche aß er etwas, allerdings ohne sonderlichen Appetit und in seinem Kopf arbeitet es fieberhaft weiter. Kanames Aussage wollte ihm einfach keine Ruhe lassen. Gegen Morgengrauen kehrten wie erwartet auch die Kopfschmerzen zurück. Aber er hatte inzwischen das Gefühl der Lösung einen Schritt näher gekommen zu sein. Das war aber nur der Fall, wenn es wirklich so funktionieren konnte, wie er es sich überlegt hatte. Ichiru war so in seinen Gedanken versunken, dass er gar nicht mitbekam, wie die Sonne aufging und die ersten Strahlen in die Küche fielen. Erst als der Rektor – in Morgenmantel und Schlafmütze – den Raum betrat, kehrte er in die Realität zurück. “Ichiru, was machst du hier?“, fragte der Rektor verwundert. “Oh, ich... habe nur nachgedacht.“, antwortete er abwesend. „Was hast du mit meinem Brettchen gemacht?!“, fragte der Rektor nun schockiert und ehrlich entsetzt. Ichiru sah verdutzt nach unten. „Was-?“ Er hatte nicht nur nicht mitbekommen, wie die Sonne aufgegangen war und der Rektor hereinkam. Er hatte auch nicht wahrgenommen, dass er die ganze Zeit das Messer in der Hand gehabt hatte. Alles was er vermuten konnte war, dass er es unbewusst in seiner Hand gedreht haben musste – und zwar so lange bis ein Loch im Brettchen entstanden war, durch das man inzwischen durchsehen konnte. „’Tschuldigung.“, nuschelte er und legte das Messer sofort beiseite. „Mein schönes Brettchen!“, trauerte Kurosu. „Ich sagte doch es tut mir leid. Ich kaufe ihnen auch ein neues.“, sagte Ichiru nun gereizter. Es war doch nur ein Brettchen! „Das will ich auch hoffen. Das Nachdenken muss ja sehr wichtig gewesen sein, wenn du dabei nicht einmal mitbekommst, wie du ein armes unschuldiges Brettchen massakrierst!“ „Ja, war es auch.“, antwortete Ichiru knapp. Er hoffte, dass der alte Mann sich bald wieder beruhigte, damit er endlich seine Fragen loswerden konnte. „Und worüber hast du nachgedacht?“ Kaien Kurosu begann Wasser aufzusetzen und füllte Teeblätter in eine Kanne. „Ich habe mich gefragt... Was passiert, wenn ein Vampir das Blut eines anderen Vampirs trinkt? Vermischt sich das Blut miteinander oder bleibt es getrennt? Ich weiß nicht, wie ich mir das vorstellen soll.“ Dieser Gedanke hatte ihn schon die ganze Zeit nicht losgelassen und mit der Beantwortung der Frage, stand und fiel seine gesamte Theorie. Warum hatte Shizuka-sama nie mit ihm über so etwas gesprochen? „Oh, das ist in der Tat kompliziert. So genau kann ich es dir auch nicht sagen. Soweit ich aber weiß, kann das Blut sich mit dem Originalblut mischen oder es bleibt so im Körper. Zumindest ein Teil davon. Es wird nicht dann abgebaut, wenn du das meinst.“ „Woher wissen sie das?“ Ein trauriges Lächeln erschien auf den Lippen des Rektors. „Wir haben darüber diskutiert, also Zero... du... du weiß schon... als ihr bewusstlos wart. Kaname hat ein bisschen was erzählt. So war es als Zero Yukis Blut getrunken hatte. Ihr Blut was noch immer in seinem Körper und als der Vampir in ihr erwachte, hat das auch ihr Blut... uhm... sagen wir es hat ihr Blut ebenfalls aktiviert. Deswegen konnte Zero Yuki so deutlich spüren. Ob das allerdings immer so ist, weiß ich nicht.“ „Mmh. Ach so.“ Die Worte des Rektors gaben ihm zu denken. Anscheinend hatte er recht gehabt. Es war möglich, dass das Blut, der Person, deren Blut man trank, sich weiterhin im Körper befinden konnte. Und konnte es dann auch weiter gegeben werden? Theoretisch schon, schloss Ichiru. „Warum willst du das wissen?“, fragte der Rektor weiter und sah Ichiru neugierig an. „Nur so... ich versuche einige Dinge besser zu verstehen.“, antwortete Ichiru ehrlich. „Vielleicht solltest du mit Kaname reden. Er weiß das besser als jeder andere von uns.“ „Nein, das halte ich für keine gute Idee.“, sagte Ichiru und stand auf. „Ich geh jetzt schlafen. Bitte erzählen sie niemanden etwas von dem Gespräch gerade eben.“ Er musste jetzt unbedingt mit Zero reden, aber wie sollte er das anstellen? Auf dem Weg in sein Zimmer kam ihm Yuki entgegen. Anscheinend wollte sie auch noch mal mit dem Rektor sprechen. Als Ichiru sah, wie sie versuchte ihn zu ignorieren, konnte er sich das Folgende einfach nicht nehmen lassen: „Du hast ja wieder was an. Irgendwie schade.“, stellte er gespielt traurig fest. „Du-“, wollte Yuki ansetzten doch in diesem Moment war Ichiru mit einem leisen Kichern bereits in seinem Zimmer verschwunden. So etwas unverschämtes!, dachte Yuki als sie wütend zum Rektor stampfte. So etwas hätte Zero niemals gesagt! Wie sehr er ihr doch fehlte... Stattdessen musste sie sich mit seinem frechen Bruder rumschlagen! Der würde sich noch etwas anhören können! Ichiru hatte sich schnell bettfertig gemacht, aber noch immer wusste er nicht, wie er mit Zero in Kontakt treten sollte. Doch darüber konnte er sich gar keine Gedanken mehr machen. Hinter seiner Stirn hatte es bereits angefangen zu hämmern und er wusste, dass wenn er weiter darüber nachdenken würde, es gar nicht mehr verschwinden würde. Aber es zeigte sich, dass er sich darüber hätte gar keine Gedanken machen müssen. Natürlich konnte er hinterher nicht sagen, an welchem Zeitpunkt des Schlafes es gesehen war, aber er war sich sicher, dass es passiert war und dass er nicht einfach nur geträumt hatte. Abermals fand er sich in tiefster Dunkelheit wieder. Eisige Kälte legte sich um sein Herz und Angst breitete sich in ihm aus. Auch wenn er wusste, was geschehen würde, so konnte er doch nichts gegen diese Gefühle tun. Es schien ihm sogar, als wäre sie dieses Mal noch schlimmer, noch kälter. So sehr, dass ihm das atmen schwer fiel und er sogar befürchtete zu ersticken. Er konnte Hoffungslosigkeit spüren und wusste, wessen Gefühl das war. Demjenigen dem auch die Angst und Kälte gehörten. Wenige Augenblicke später aber riss die Dunkelheit auf und er fand sich in einem Kirschblütenregen wieder. Die Überraschung hielt nur einen keinen Moment und Ichiru wusste in welche Richtung er schauen musste, um ihn zu sehen. Sein Blick wanderte vorbei an den Reihen der Kirschbäume, doch zu seiner Verwunderung konnte er dieses Mal noch etwas anderes wahrnehmen. Es war ein großes alten Haus und er fragte sich, ob es beim letzten Mal auch schon da gewesen war. Auf irgendeine seltsame Art und Weise kam es ihm sogar bekannt vor. Doch das war momentan nebensächlich. Ichiru sah nun direkt zu dem letzten Kirschbaum in der Reihe und erblickte seinen Bruder gleich. Etwas hatte sich verändert, dass konnte er sehen aber auch irgendwie spüren. Denn anders als beim ersten Mal lag Zero nicht auf dem Boden, sondern er saß an einen Baum gelehnt im Gras. Auch an seinem Gesichtsausdruck schien sich etwas geändert zu haben, wenn auch nicht viel. Aber Ichiru hatte das Gefühl, dass er weniger qualvoll aussah. Seine Augen waren aber noch immer geschlossen. Wahrscheinlich hat er sich schon mit allem abgefunden, dachte Ichiru bitter. Aber im Moment hatte er andere Dinge im Kopf. Er musste eine klare Antwort haben! Ohne weiter zu zögern, ging er auf seinen Bruder zu und blieb circa einen Meter vor ihm stehen. „Wer hat Shizuka-sama getötet?“, fragte er ihn unvermittelt. In seinem Inneren kannte er die Antwort bereits, aber er musste es von ihm hören. Erst dachte Ichiru, dass Zero ihn ignorieren würde, dass er ihm wieder keine Antwort geben würde. Doch stattdessen öffnete Zero die Augen und Ichiru sah nicht nur Trauer und Schmerz darin, sondern auch so etwas wie Verwunderung. Ichiru war davon etwas überrascht, dennoch konnte er Zeros Gesichtsausdruck sehr gut deuten. Warum will er das ausgerechnet jetzt wissen?, ging es seinen Bruder wahrscheinlich durch den Kopf. Aber da Ichiru nicht wusste, wie lange Zero ihn an diesem Ort bleiben lassen würde, hatte er keine Zeit ewig lange Erklärungen abzugeben. „Wer hat sie getötet?“, fragte er noch einmal. „Yuki sagte, dass du es nicht warst. Wer dann?“ Noch immer sah Zero in etwas verwundert an. Ichiru gab ihm einige Sekunden Zeit ihn zu antworten, doch Zero schwieg weiterhin. Trotzdem entging Ichiru nicht die Unentschlossenheit die sich langsam in Zeros Gesicht zeigte. Er wusste, dass Zero ernsthaft überlegte es ihm zu sagen oder nicht. Wahrscheinlich versuchte er im voraus meine Reaktion abzuwägen und dann zu entscheiden, dachte Ichiru. Dass sein Bruder ihm nie eine einfache Antwort gegen konnte! Warum musste er auch immer auf die Gefühle anderer Rücksicht nehmen? Er war wirklich viel zu selbstlos! „War es Kaname Kuran?“, fragte Ichiru schließlich geradeheraus und sah wie sein Bruder bei diesem Namen leicht zusammenzuckte. Das war ihm eigentlich schon Antwort genug. „War er es?“, fragte er noch einmal, dieses Mal eindringlicher und kurz davon die Geduld zu verlieren. Ein stummes Nicken, war die Antwort. Ichiru stieß scharf den Atem aus. Er hatte es gewusst! Dann würde auch alles andere wahr sein! Hass und Wut stiegen ihm auf und er verspürte nur noch den Drang, diesen Vampir zu vernichten. Sein Hass richtet sich gegen Kaname Kuran. Er hatte ihm die Frau genommen, die ihm jemals etwas bedeutet hatte! Und er selbst hatte sich an dem Falschen rächen wollen! Ihr Tod war noch immer nicht gerächt und Kaname würde bald in ein neues Leben zurückkehren –mit Yuki, der Frau die er liebte. Er würde am Ende das bekommen, was er wollte, während andere dafür sterben und leiden musste. Shizuka-sama, Zero und er selbst! Die Wut aber galt Zero. Warum hatte er ihm nicht davon erzählt? Er hatte die Gelegenheit gehabt! Warum nicht? Wollte Zero dieses Reinblut etwa auch schützen? „Warum? Warum hast du es mir nicht erzählt?“, fragte Ichiru. Er hatte mühe seine Gefühle in Zaum zu halten. Es sah aber nicht danach aus, als wollte Zero antworten. Denn er hatte die Augen wieder geschlossen und den Kopf gegen den Baumstamm gelehnt. „Verdammt, Zero! Reicht es nicht, dass du mich in dieser Welt hältst? Du könntest mir wenigstens antworten!“, fuhr Ichiru aus der Haut. Sein Geduldsfaden war kurz davor zu reisen. Zero musste schlucken. Er wusste, dass sein Bruder recht hatte und doch hätte er die Wahrheit gern vor ihm verschwiegen. Zero war sich sicher, dass Ichiru irgendetwas anstellen würde, wenn er alles wüsste. Trotzdem musste er ihm die Wahrheit sagen, denn zumindest das war er ihm schuldig. „Was hätte das geändert?“, sprach Zero leise, so dass Ichiru ihn kaum verstand. Die Augen hatte er immer noch geschlossen. Er hatte nicht die Kraft seinen Bruder anzusehen. „Hättest du dich an ihm rächen wollen?“ „Ja.“, antwortete Ichiru knapp. Zero sah ihn nun endlich wieder an. Das war genau die Antwort, die er befürchtet hatte. „Was hätte das gebracht? Du hättest es nicht geschafft. Kaname hat nun auch ihre Kräfte.“, sprach Zero bedächtig weiter. Ichiru schwieg. Er wusste, dass ein Bruder recht hatte. Er hasste das Gefühl nichts tun zu können. „Außerdem...“, setzt Zero erneut an. „… hätte es sie unglücklich gemacht.“ „Was?“, sagte Ichiru fassungslos, denn er verstand sofort. „Es geht um Yuki!? Meinst du nicht, dass sie ein Recht darauf hat endlich die Wahrheit zu erfahren? Sie ist die Einzige die von nichts weiß und Kaname wird es ihr garantiert nicht sagen.“ „Das ist egal... so lange sie lächelt, ist es egal.“ Ichiru sah seinen Bruder sprachlos an. Sogar in der Liebe war er selbstlos. Wieso?! „Hast du Kanames Blut getrunken?“, fragte Ichiru weiter. Er konnte zu dieser Selbstlosigkeit einfach nichts sagen, außer dass es ihm absolut unbegreiflich war. Jetzt sah Zero ihn noch überraschter an. Woher wusste Ichiru, dass alles? „Sieh mich nicht so an. Ich bin nicht dumm. Hast du sein Blut getrunken?“, antwortete Ichiru ihm auf seine unausgesprochene Frage. Wieder folgte nur ein stummes Nicken als Antwort. „Und da er noch Shizuka-samas Blut im Körper hatte, bist du zu einem vollkommenen Vampir geworden.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Er hatte mit all seinen Überlegungen recht gehabt. Aber nun, da er das wusste, wünschte er sich, dass es nicht so wäre. Wieder folgte nur ein Nicken von Zero und sein Gesichtsausdruck sah nun wieder gequälter aus, so als würde er sich selbst dafür hassen. „Ich nehme an, dass Yuki auch davon nichts weiß?“, sprach Ichiru weiter. „Ja.“, wisperte Zero, so dass sich seine Lippen kaum bewegten. „Und ich soll ihr natürlich auch nichts von all dem sagen?“ „Ja.“ „Und du wirst mich auch nicht gehen lassen?“ Eigentlich hatte er das gar nicht ansprechen wollen, aber er konnte nicht anders. Wer wusste schon, wann Zero noch einmal so bereitwillig antworten würde. Außerdem wusste er nicht, was er mit diesen neuen Erkenntnissen tun sollte. Momentan wollte er Kaname nur zerstören, koste es was es wolle. „Ich... kann nicht.“, sagte er und sah seinen Bruder qualvoll an. „Und du glaubst, immer noch, dass Yuki so lächeln kann und glücklich ist? Glaubst du wirklich, dass sie sich einfach so damit abfindet, dass ich jetzt an deiner Stelle bin? Dann kann ich dir nur sagen, dass du dich irrst und zwar gewaltig! Yuki, ist nicht glücklich! Sie glaubt, es ist ihre Schuld, dass du gegangen bist, weil sie ein Reinblut ist!“, sagte Ichiru in Rage. Dass alles ging ihm so sehr auf die Nerven! Warum mussten sie es alles so kompliziert machen? Irritiert sah Zero ihn an. „Hat sie... das gesagt?“ „Ja.“ Langsam beruhigte er sich wieder. Es brachte nichts, sich jetzt aufzuregen. Zero würde seine Meinung so schnell nicht ändern. „Ich habe mich ein wenig mit ihr unterhalten. Sie vermisst dich und sie macht sich sorgen.“ Die Zwillinge schwiegen eine Weile und Ichiru wusste dieses Mal auch nicht, was in Zero vorging. „Das spielt keine Rolle mehr.“, sagte Zero schließlich. „Sie wird schon bald mit ihm gehen.“ Zeros Blick richtet sich wieder nach unten. Es war egal, was sein Bruder sagte. Yuki hatte sich schon vor langer Zeit entschieden. „Nein, sie geht nicht. Sie bleibt an der Cross Akademie. Sie hat irgendwas erzählt, von wegen das ist jetzt ihr zu Hause und so.“ Zero wusste darauf nichts zu erwidern und schwieg. Sollte ihr wirklich noch etwas an ihm liegen, nachdem er so etwas zu ihr gesagt hatte? „Oh...“, kam es von Ichiru, der plötzlich zu verblassen begann. „Ich glaube ich wache auf. Wann kann ich dich das nächste Mal sehen?“ Zero schüttelte den Kopf. „Du lebst jetzt dieses Leben und ich sollte mich nicht einmischen.“ Mit dieser Antwort hatte Ichiru bereits gerechnet. Aber er hatte schon eine passende Gegenantwort. „Mmh.“, brummte er. „Aber du hättest mir ruhig sagen können, was ein Handtuch um den Türknauf der Badezimmertür bedeutet. Ich habe mehr von Yuki gesehen als ich jemals wollte.“ Dabei dachte er an das Bild, welches sich ihm geboten hatte. Yuki, splitternackt und mehr schlecht als recht mit einem Handtuch bedeckt und ein schelmisches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. War Zeros Gesichtsausdruck bei diesen Worten zu Anfang noch verständnislos und verwirrt, wurde er immer schockierter, bis ihm seine Gesichtszüge ganz zu entgleisen schienen. Aber sofort danach lief er so rot an. So fassungslos hatte Ichiru seinen Bruder noch nie gesehen und was wiederum ließ ihn noch mehr Grinsen. Zero hatte ihn also verstanden. „Ichiru, du... was...“, stammelte Zero. „Tja... Sie sieht besser aus als ich erwartet hätte. Ihr Körper-“ „Stop! So genau will ich es gar nicht wissen!“, unterbrach Zero ihn sofort und Ichiru glaubte, dass er noch eine Spur röter wurde (wenn dass denn möglich war). Er wollte gerade noch etwas sagen, als er die Augen aufschlug und die Zimmerdecke sah, die ihm von oben entgegenstarrte. Tja, dass war’s dann auch schon wieder. Irgendwie werden die Chaps jedes Mal länger... zumindest momentan. Aber bevor ihr euch Freut oder vor Qual in Tränen ausbrecht kann ich euch gleich beruhigen: Sie werden auch wieder kürzer. *g* Ehrlich gesagt, hat mich das Chap ganz schön geschlaucht. Das Gespräch mit Zero und Ichiru war regelrecht anstrengend und hat mich das meiste an Nerven gekostet. Warum müssen die beiden auch so kompliziert sein?! O.o Die letzen paar Zeilen sind dann auch eher spontan entstanden (und passt vielleicht nicht ganz...).(Vielleicht aus Rache, weil mich die beiden so gefoltert haben? Neeiinnn... ich doch nicht! ;-P ) Aber so war Yukis unfreiwillige Piepshow nicht ganz umsonst *kicher*. (Gottchen bin ich gemein... ^^° ) Viel Spaß beim lesen und für Kommi wäre ich wie immer dankbar und dieses Mal kann sich auch jeder ein Keks nehmen. ;-) *keksdose.hinstell* lg maidlin Kapitel 8: Packen - Untertitel: "Immer Ärger mit den Scheintoten!" ------------------------------------------------------------------ Packen - Untertitel: "Immer Ärger mit den Scheintoten!" Ein Grinsen trat sofort auf sein Gesicht, als er sich an Zeros Gesichtsausdruck erinnerte. Ichiru war sich sicher, dass Zeros Bewusstsein definitiv „erwacht“ war und nicht einfach so wieder verschwinden konnte. Und vielleicht hatte er sich so auch eine Möglichkeit geschaffen, Zero noch einmal zu sehen. Aber dass sein Bruder dabei so aus der Fassung geriet, überraschte ihn schon etwas. Zeros Gesicht war Yukis Wutausbruch definitiv wert. Gut gelaunt stand er auf und ging erst einmal duschen. Die Kopfschmerzen waren momentan auch verschwunden und wenn er Glück hatte, würde das auch so bleiben. Alles in allem schien es ein sehr vielversprechender Tag zu werden. Es war erst Nachtmittag und deswegen traf er in der Küche auch niemanden an. Aber das war ihm auch ganz recht so, konnte er doch in Ruhe „Frühstücken“ und überlegen, was er mit der kommenden Nacht anfangen würde. In der Küche kannte er sich bereits ganz gut aus und es dauerte auch nicht lange, ehe er das gefunden hatte, wonach ihm der Appetit stand. Obwohl er sich im Moment eher so fühlte, als könnte er von allem etwas essen. Er setzte sich an den Tisch und genoss das Essen. Über Kaname machte sich Ichiru keine Gedanken mehr. Er hatte seine Antworten bekommen. Er verstand zwar immer noch nicht ganz warum genau Kaname, Shizukas Kräfte brauchte – immerhin war er der Vorfahr der Kurans überhaupt und man sollte meinen, dass er als solcher über genügend Macht verfügte – aber das war auch nicht mehr wichtig. Ungeschehen konnte er es leider nicht mehr machen. Rache wollte er dennoch. Aber er war nicht so dumm Kaname in einem Kampf herauszufordern. Auch mit Zeros Körper nicht. Zum einen wusste er nicht genau, was dieser Körper alles konnte, zum anderen, wusste er nicht, wie er dann mit den Kräften umgehen sollte. Zudem war er noch nie ein großer Kämpfer und Kaname hatte die Kraft von zwei Reinblütern. Und auch wenn er mit sehr viel Glück gewinnen sollte, so wäre der Tod für Kaname viel zu leicht. Es musste etwas sein, was ihn stärker treffen würde, was ihn mehr quälen würde und Ichiru hatte bereits die passende Antwort gefunden: Für Kaname gab es nur eine Person, die ihm wichtiger war, als er selbst. Für diese Person würde er wahrscheinlich sogar sterben. Yuki. Wenn es ihm irgendwie gelang, dass Yuki über die Frage nachdachte und somit über ihre Gefühle für Zero überhaupt, dann bestand auch die Chance, dass Yuki erkennen würde, was Zero ihr bedeutet. Ichiru hatte keinen Zweifel daran, dass sie mehr für Zero empfand als nur Freundschaft. So wie sie von seinem Bruder sprach, der Blick den sie dabei hatte, all das sprach gegen eine einfache Freundschaft. Er selbst würde einen Freund niemals so ansehen. Aber sie dachte einfach nicht darüber nach. Immer war dieser Kuran in ihrer Nähe! Irgendwie musste es ihm doch gelingen! Doch auf diese Frage fand er nicht so schnell eine Antwort. Es würde ihm vermutlich nichts anderes übrig bleiben, als Yuki immer wieder danach zu fragen. So lange bis sie ihm eine Antwort gab. Auch wenn sich dann vielleicht herausstellen sollte, dass er sich geirrt hatte. Aber darüber würde er dann später nachdenken. Und natürlich sollte Kaname auch nichts von seinem Vorhaben erfahren. Aber eigentlich schätzte er Yuki so ein, dass sie mit Kaname über so etwas nicht sprechen würde und er selbst würde es auch niemanden sagen. Genauso wie er niemanden etwas von seiner eigenartigen Begegnung mit Zero erzählen würde. Es war besser, wenn das erst einmal sein Geheimnis blieb. Ichiru räumte das Geschirr weg und ging ins Wohnzimmer, da er die anderen dort vermutete. Er traf aber niemanden an und ging weiter zum Büro des Rektors. Er konnte schon vom Weiten ihre Stimmen hören. Scheinbar waren sie alle versammelt. Er verdrehte kurz die Augen, bei dem Gedanken an ein gewisses Reinblut und betrat ohne anzuklopfen den Raum. Von Kaname wurde er gleich mit einem vielsagenden Blick bedacht, den er aber ignorierte. Er würde schon noch früh genug merken, dass er nicht sein Bruder war. „Ah, Kiryuu-kun, du bist schon auf. Wie schön. Wir besprechen gerade den Bauplan für den Wiederaufbau der Schule. Möchtest du auch mal einen Blick darauf werfen?“, fragte Kaien ihn und rückte seine Brille zurrecht. Ichiru kam nähern und sah nur kurz auf das blaue Papier. „Es geht mich nichts an. Ich werde sowieso nicht auf diese Schule gehen.“ Betretenes Schweigen trat ein. Ichiru zuckte kurz mit der Schulter und sprach dann weiter. Sie müssten sich doch schon längst daran gewöhnt haben, dachte er. „Ich gehe jetzt mal in die Stadt. Nach Einbruch der Dunkelheit werde ich zurück sein.“ „Oh, warum denn? Gibt es dafür einen besonderen Grund?“, fragte der Rektor verwundert. „Nein, nicht unbedingt. Aber ich kann nicht die ganze Nacht nur auf dem Schulgelände bleiben. Ich denke, so lange wie ich noch hier bin, kann es nicht schaden auch noch etwas anderes zu sehen.“ „Das trifft sich gut.“, erwiderte der Rektor, dessen Augen gefährlich blitzten. „Ich bräuchte noch etwas fürs Abendessen. Das kannst du mir doch mitbringen oder?“, fragte Kurosu gut gelaunt und kramte in einer Schublade bereits nach Stift und Papier. Ichiru wollte gerade wiedersprechen, denn dass war überhaupt nicht seine Absicht, als er Yagaris Blick auffing. Er schien zu sagen: Wage es dir nicht zu widersprechen! Du könntest ruhig ein bisschen Dankbarkeit zeigen! Und so wie früher als Kind, konnte er dem auch jetzt nicht wiedersprechen und das nervte ihn gewaltig. „Sicher, wenn sie meinen.“, sagte er deswegen und gab sich geschlagen. Es war ja nur ein Einkauf und außerdem würde er sich so nicht langweilen. „Wunderbar!“, rief der Rektor begeistert, da ihm ein Weg erspart wurde und begann den Zettel zu füllen. „Soll dich einer von uns begleiten?“, fragte Yagari. Er sich nicht sicher, ob es klug war ihn allein gehen zu lassen. Ichiru sah ihn scharf an. „Keine Angst. Ich werde schon nicht versuchen mit Zeros Körper davonzulaufen.“, antwortete er patzig. Es nervte ihn gewaltig, dass ihn alle wie ein rohes Ei zu behandeln schienen. „Das habe ich auch nicht geglaubt.“, antwortete Yagari gelassen. „Ach nein?“ „Ich werde dich begleiten.“, mischte sich Yuki dazwischen. „Dann geht es schneller und du musst nicht alles allein tragen.“ „Lass ihn allein gehen. Er ist alt genug und sollte das allein schafften.“, sagte Kaname plötzlich und legte sein Arm um ihre Taille. Es war offensichtlich, dass ihm die Idee missfiel, Yuki und diesen Scheintoten allein zu lassen. „Aber ich sollte mitgehen. Ichiru kennt sich doch nicht aus und weiß nicht, wo er hin soll.“, wiedersprach Yuki sofort und sah Kaname mit großen Augen an. Normalerweise hätte Ichiru sofort von selbst abgelehnt. Das Letzte was er brauchte war ein Babysitter. Aber die Möglichkeit Kaname zu reizen erschien ihm zu verlockend. Und so hätte er auch Gelegenheit mit Yuki allein zu reden. Vielleicht hatte sie ja bereits eine Antwort gefunden. „Ich wäre dir dankbar, wenn du mir helfen würdest. Es kann anscheinend nicht schaden. Die Liste wird ja immer länger.“, sagte Ichiru, allerdings ohne sie dabei anzusehen. Stattdessen beobachtete er den Rektor, der bereits die Rückseite des Zettels begonnen hatte. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass sich seine Mundwinkel etwas nach oben zogen, als er Kanames giftigen Blick in seinem Rücken spürte. „Warte, ich hole schnell meine Jacke.“, sagte Yuki und wollte schon in ihr Zimmer gehen, als sie Kaname abermals festhielt. „Yuki, ich finde, dass ist wirklich nicht nötig. Lass ihn ein paar Stunden für sich sein. Ichiru braucht auch Zeit für sich. Wir können doch nicht immer bei ihm sein und vielleicht findet er so schneller eine Möglichkeit Zero zurückzuholen.“, sagte Kaname mit sanfter Stimme. Yuki blieb stehen und wog seine Worte einen Moment ab. Dann sah sie zu Ichiru, doch sie sah nicht ihn, sondern Zeros Körper und sie nickte schließlich stumm. „Daran habe ich gar nicht gedacht.“, sagte sie leise. „Du hast recht, Onii-sama. Du solltest wirklich allein gehen.“, sagte Yuki an Ichiru gewandt. Im gleichen Moment überkam sie aber ein schlechtes Gewissen. Es hörte sich für sie so an, als wollte sie Ichiru unbedingt loswerden. Dabei machte sie der Gedanken an sein Verschwinden traurig, auch wenn er sie manchmal noch so sehr nerven mochte. „Wenn du meinst.“, antwortete dieser ihr knapp, ließ den Blick aber nicht von Kaname. Dann sah er Yuki an und ein kleines spitzbübisches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Wie kommt es eigentlich, dass du wieder mit mir sprichst. Ich dachte du wärst noch wütend?“, fragte er sie unschuldig. Sofort wurde Yuki knallrot im Gesicht. „Das bin ich auch noch! Ich habe es nicht vergessen!“, sagte sie und drohte ihm mit der Faust, was bei ihr aber eher einen gegenteiligen Effekt hatte. Dennoch hatte dieses kleine Spielchen einen andere Reaktion/ Nebeneffekt. Er konnte spüren, wie Verärgerung in ihm aufstieg. Jemanden schien diese Erinnerung wohl nicht zu gefallen, dachte er sich. Nein, nicht jemanden. Sondern ihm. Hätte er gewusst, dass er Zero damit am schnellsten hervorlocken konnte, wäre er schon vor drei Tagen ins Badezimmer gegangen, wenn sie gerade darin gewesen war. Die anderen drei Männer tauschen hingegen fragende Blicke aus und Ichiru konnte sehen, wie Kaname erneut wütend wurde. Anscheinend hatte Yuki ihm nichts erzählt. „Fertig. Hier ist die Liste und Geld.“, sagte der Rektor und reichte ihm beides. „Komm bitte nicht so spät zurück, dann gibt es auch eher etwas zu essen.“ „Ja, ja“, sagte Ichiru ergeben. Wie hatte Zero es nur so lange hier ausgehalten? Er hatte das Gefühl, als würde er schon nach ein paar Tagen wahnsinnig werden. „Ich begleite dich nach unten.“, sagte Yagari und ging auch schon. Ichiru wiedersprach nicht, sondern folgte Yagari ohne ein weiteres Wort. Er hatte so eine Ahnung, was sein ehemaliger Meister ihm eigentlich mitteilen wollte. Die beiden Männer liefen schweigend nebeneinander und erst als sie die Tür erreicht hatten, tat Yagari endlich das worauf Ichiru schon gewartet hatte. „Was sollte das? Willst du diesen Kuran bis aufs Blut reizen oder was?“, stellte er ihn zur Rede. „Vielleicht.“, antwortete Ichiru ruhig. Fassungslos starrte Yagari seinen ehemaligen Schüler an. „Warum so plötzlich?“ Ichiru sah Yagari einen Moment an und der Ältere der beiden, konnte diesen Blick nicht recht deuten. Er spürte nur, dass irgendetwas vor sich ging und er wusste noch nicht, ob es ein gutes oder schlechtes Ende für Ichiru nehmen würde. „Aus verschiedenen Gründen.“, antwortete dieser und verließ dann das Hauptgebäude. In der Stadt gab es nicht wirklich etwas, was ihn interessierte. Für ihn sahen alle Geschäfte und Häuser gleich aus, aber es war immerhin eine Abwechslung vom Schulgelände. Allerdings bemerkte er auch die seltsamen Blicke, die ihm ab und an zu geworfen wurden. Die meisten kamen von den weiblichen Passantinnen oder Verkäuferinnen. War das die Anziehungskraft der Vampire?, fragte er sich. Doch trotzdem kaufte er recht bald die Sachen, die der Rektor wollte und kehrte recht vollgepackt zur Akademie zurück. „Ah, da bist du ja schon wieder. Das ging ja schnell. Ich werde gleich anfangen zu kochen. In einer Stunde ungefähr können wir dann essen.“, begrüßte der Rektor ihn freudestrahlend und nahm ihm die zwei Papiertüten ab. „Mmh. Ich geh noch ein bisschen an die frische Luft.“ Er war noch nicht aus der Küchentür herausgetreten, da begann der Rektor schon zu pfeifen und packte die Sachen aus. Wiedereinmal fragte Ichiru sich, wie es sein Bruder so lange hier ausgehalten hatte. Er hatte wirklich gelitten. Draußen wollte er seinen üblichen Weg zum Swimming Pool gehen, als er sah dass Yuki in das Haus Sonne ging. Verwundert folgte er ihr. Sie hatte doch in diesem Haus eigentlich nichts mehr verloren. Er fand sie schließlich im Mädchentrakt. „Was machst du hier?“, fragte er sie und sah, wie sie gerade etwas aus dem Schrank nahm. Yuki zuckte kurz zusammen und drehte sich um. „Ichiru! Du bist wieder zurück? Ich hole noch ein paar Sachen, bevor die Handwerker und Bauarbeiter kommen. Das hier war früher mein Zimmer. Die Sachen der meisten anderen Schüler sind schon alle weg.“, sagte sie und holte erneut etwas aus dem Schrank und packte es in eine Tasche. „Meine Sachen hast du auch schon geholt. Danke.“, sagte er. Er hatte noch gar nicht danach gefragt, wie seine Kleidung in sein Zimmer gekommen war. Er hatte sie einfach angezogen, ohne weiter darüber nachzudenken. Aber es hatte in letzter Zeit auch wichtigere Dinge gegeben. „Bitte. Ich dachte mir, dass du lieber deine Sachen tragen willst, als die von Zero. Obwohl...“, dann brach sie ab und widmete sich wieder ihrem ehemaligen Schrank. “Was, obwohl?“ „Nun...“, begann sie zaghaft. „Euer Geschmack ist sich recht ähnlich. Man merkt, dass ihr Geschwister seid. Zwillinge um genau zu sein.“ Sie musste bei den Gedanken kichern. In den letzten Tagen hatte sie festgestellt, dass die beiden sich in vielerlei Hinsicht ähnlich waren. „Mmh.“, brummte Ichiru nur und Yuki musste noch einmal kichern. Ichiru sah ihr eine Weile zu. Etwas war ihm gerade aufgefallen. Yuki sah ihn nie lange an, wenn sie mit ihm sprach. Ihr Blick huschte kurz über sein Gesicht, aber dann sah sie meist wo anders hin, aber so wirklich lange angesehen hatte sie ihn seit seiner... Rückkehr nicht. Bis auf das eine Mal vielleicht, als sie so wütend war, aber sonst nicht. Doch das war nebensächlich und störte ihn auch nicht weiter. „Wo ist denn Kaname? Ich dachte er lässt dich niemals allein.“, fragte er sie nach ein paar Minuten. Es kam ihm seltsam vor, dass Yuki allein hier war und er konnte dieses Reinblut auch nicht wahrnehmen. Yuki sah ihn kurz verärgert an, doch Ichiru verzog keine Miene. Es war ja schließlich nur eine einfache Frage. „Er musste noch mal zum Senat. Irgendwas besprechen oder so und ich kann im Übrigen auch sehr gut auf mich selbst aufpassen. Und anstatt mir zuzusehen, kannst du mir ja auch helfen!“, sagte sie schnippisch. „Bei was denn? Kaname würde es sicher nicht gut finden, wenn ein Anderer die Sachen seiner Schwester... Freundin... Verlobten oder was auch immer, anfasst.“ Ein fliegender Pullover war die Antwort, der sein Ziel wieder einmal verfehlte. „Du solltest an deiner Wurftechnik arbeiten.“, sagte Ichiru trocken und warf ihn wieder zurück. „Das geht dich überhaupt nichts an!“, knurrte sie und ignorierte seine letzte Spitze. Anscheinend hatte er mit dem letzten Satz einen wunden Punkt getroffen. Doch wieder zuckte Ichiru nur mit den Schultern. „Du könntest Zeros restliche Sachen einpacken. Ich habe es noch nicht geschafft alles rüber zu tragen.“ Er überlegte, ob er sie weiter provozieren sollte, entschied sich dann aber dagegen. Ein Streit wäre seiner Beziehung mit ihr sicher nicht dienlich und so würde er niemals eine Antwort bekommen. Also beugte er sich ihr und verschließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Er wusste wo Zeros Zimmer im Jungentrakt lag. Man konnte sehen, dass in den letzten Tagen schon einiges zusammengepackt worden war. Trotzdem lagen vereinzelt noch Shirts und Hosen herum und auch auf dem Schreibtisch herrschte ein Durcheinander. „Wieso mache ich das hier eigentlich?“, sprach er zu sich selbst und nahm Zeros Reistasche. Lustlos legte er Zeros Sachen hinein. Dann machte er sich daran Bücher und Hefte zusammenzusuchen. Das meiste warf er unachtsam hinein, ohne es sich näher anzuschauen. Dann fiel aus einem Heft ein Stück Papier heraus und segelte auf den Boden. Ichiru warf das Heft in die Tasche und bückte sich dann nach dem Papier. Es war ein Photo, welches Zero und Yuki zeigte. Über den beiden stand mit schwarzem Filzstift geschrieben: „Wir sind in der gleichen High School Klasse! Hurra!“ Ichiru betrachtete das Bild nachdenklich. Während Yuki glücklich lächelte, sah Zero einfach nur in die Kamera. Starr und Ausdruckslos war sein Blick. Ein Blick, den er kaum von seinem Bruder kannte. „Hast du schon alles?“, unterbrach Yuki ihn plötzlich in seinem Gedankengang. „Was? Ja, gleich.“ „Was hast du denn da?“, fragte sie neugierig und riss ihm das Photo aus der Hand. „Oh...“ ihr Blick wurde traurig, als sie das Photo betrachtete. „Er hat nie gelacht, weiß du.“, sagte sie und sie merkte wie ihre Stimme plötzlich belegt war. „Immer hat er so verkniffen geschaut. Egal was ich getan habe. Er hat nie so wirklich aus ganzem Herzen gelacht. ... Manchmal frage ich mich, ob er es überhaupt konnte.“ „Er kann es.“, sagte Ichiru, ohne sie anzusehen und nahm die letzten Hefte und legte diese in die Tasche. „Zumindest früher einmal...“ „Wie war er so als Kind?“, fragte Yuki unvermittelt und setze sich auf das Bett. „Warum willst du das wissen?“ „Zero weiß fast alles über mich, aber ich weiß fast nichts über ihn. Er hat nie viel über sich erzählt.“ „Ich glaube nicht, dass ich das Recht dazu habe dir etwas zu erzählen. Außerdem habe ich keine Lust über ihn zu reden. Aber wenn er wieder da ist, kannst du ihn ja selbst fragen.“, sagte Ichiru schlicht. Er mochte nicht über seinen Bruder reden und ihre gemeinsame Kindheit hatte er schon längst begraben. Auch wenn es vielleicht der Beziehung von Zero und Yuki weiter geholfen hätte. „Meinst du er kommt zurück?“ Yukis Stimme klang eigentlich normal, aber Ichiru entging nicht, dass ein Funken Hoffnung darin mitschwang. „Wenn er einen Grund hat, schon.“ Er schloss die Tasche und hängte sie sich über die Schulter. „Wie meinst du das?“, fragte Yuki neugierig. Ichiru überlegte einen Augenblick, ob er ihr alles sagen sollte, wusste aber, dass das nichts bringen würde. Es würde sie nur verwirren und wahrscheinlich wieder weiter von Zero entfernen. Es war besser, wenn er schwieg. Stattdessen sagte er: „Hast du schon über die Frage nachgedacht?“ „Wie?... Nein... Doch... Ich weiß nicht...“, sagte Yuki unsicher und blickte auf den Boden. „Ich verstehe nicht, was daran so schwer ist. Alles was ich dich fragte war, was Zero für dich ist. Warum gibt es darauf keine Antwort?“ „...“ Yuki schwieg und hatte einen gequälten Gesichtsausdruck. Ichiru atmete einmal tief aus. Er wusste, dass er jetzt vorsichtig sein musste, wollte er sie nicht verschrecken. „Fühlst du mehr für ihn als für deinen Vater?“ „Ähm... nein... ich glaube nicht... ich weiß nicht... Es... es ist anders... ein anderes Gefühl. Mein Vater ist mein Vater.“ „Siehst du ihn dann als Bruder?“ „,…“ Yuki überlegte einen Moment und verglich die Gefühle, die sie für Zero hegte mit denen, die sie für Kaname hatte. „Nein... ich denke nicht...“, sagte sie stotternd. „Es ist mehr oder weniger?“ Mit wem redete er hier eigentlich? Sie war doch kein kleines Kind mehr!, ging es ihm durch den Kopf. Er wusste schon, warum er solchen Mädchen nie was hatte abgewinnen können. Sie waren einfach viel zu naiv. „Uhm... ich weiß nicht. Es gibt kein mehr oder weniger. Meine Gefühle sind alle anders, aber trotzdem stark.“, verteidigte sie sich schwach. „Na wenigstens etwas.“, sagte er mehr zu sich selbst. Das war zwar keine richtige Antwort, aber es war auch kein vollkommenes nein. “Ich... Ich liebe Kaname...“, begann Yuki plötzlich weiter zu erzählen. „Ich vertraue ihm... er... er ist mein Bruder... aber... Zero ist...“ Als er dies hörten, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Dieses Mädchen hatte keine Ahnung was Kaname getan hatte und trotzdem konnte sie einfach so sagen, dass sie ihn liebte! Wie dumm war sie eigentlich!? „Wie kannst du Kaname lieben, wenn du ihn nicht einmal kennst!?“, fuhr er sie an. Die Wut, die er am Nachmittag noch auf dieses Reinblut verspürt hatte, war zurückgekehrt und genauso stark. Yuki war von dieser Reaktion völlig überrumpelt und sah ihn irritiert an. “W-Was meinst du? Er ist mein Onii-sama. Natürlich kenne ich ihn und ich vertraue ihm.“ „Du vertraust ihm?! Du weißt nicht einmal, wer er ist oder was er getan hat. Und trotzdem vertraust du ihm? Wie kann man nur so naiv sein?!“ Zuerst war sie wegen seines Wutausbruchs überrascht, ja benahe geschockt, da sie diesen Gesichtsausdruck noch nie bei Zero gesehen hatte. Es gefiel ihr ganz und gar nicht und machte ihr sogar ein wenig Angst. Erst wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Doch je mehr die Überraschung der Wut wich, legten sich die Worte automatisch in ihrem Mund. „Dann sag mir doch was er getan hat!“, fauchte sie zurück. Er hatte kein Recht so über ihren Onii-sama zu reden. Er kannte Kaname erst recht nicht! Jetzt war er es, der sie verblüfft ansah. Er hätte damit nicht von ihr gerechnet. Aber wenn sie schon mal danach fragt, sollte sie auch eine Antwort erhalten, dachte er. „Er hat Shizuka-sama getötet!“, zischte Ichiri. Yuki erstarrte augenblicklich und sah ihn aus erschrockenen Augen an. Sie war von diesen Worten, wie vor den Kopf gestoßen. So als hätte er sie geschlagen. Ichiru wartete nicht auf eine Antwort von ihr. In wenigen Schritten durchquerte er das Zimmer. In der Tür hielt er kurz inne. „Und vielleicht solltest du deine ONII-SAMA fragen, wieso mein Bruder sein Blut getrunken hat!“ Dann knallte er die Tür hinter sich zu und ließ sie allein zurück. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dieses Mal ging es etwas schneller.^^ Nicht nur mit einem neuem Chap, sondern auch mit dem Schreiben. Aber Yuki ist auch kein komplizierter Charakter. Finde ich zumindest. Ansonsten gibt es zu dem Chap nicht viel zu sagen. Außer dass ich wie immer hoffe, dass es gefällt. ^^ Das Nächste dauert dann hoffentlich nicht wieder zu lange. Ich arbeite schon dran.^^ Aber vielleicht kann ich soviel sagen: Der Höhepunkt war’s noch nicht. *kicher* Bis zum nächsten Mal. *knutsch* Maidlin Hach und ist der Titel nicht mal wieder genial einfallsreich? *lol* Ich sollte mal einen Kurs belegen, bei dem man so was lern… -.-° EDIT: Der ergänzte Titel war ein Vorschlag von enni. XD Ich fand ihn ziemlich passend hab gedacht: Nehmen wir das doch einfach mal. XD Hoffe ich darf, das. Kapitel 9: Ein bisschen Wahrheit -------------------------------- Ein bisschen Wahrheit Nachdem Ichiru das Zimmer verlassen hatte, konnte sie sich minutenlang nicht rühren. Yuki war wie versteinert. Sie konnte seinen Worten einfach keinen Glauben schenken. Alles in ihr rebellierte dagegen und redete ihr immer wieder zu, dass er lügen musste. Aber... Warum sollte er lügen? Sie musste sich eingestehen, dass er so etwas nicht einfach erfingen konnte. Niemals. Das traute sie ihm einfach nicht zu, auch wenn sie ihn bereits anders kennengelernt hatte. Aber so etwas einfach erfinden? Andererseits... Woher wollte er das eigentlich wissen? Er selbst hatte doch ebenso geglaubt, dass Zero Shizukas Mörder war. Wie kam er jetzt auf Kaname und das so plötzlich? Und Zero soll Kanames Blut getrunken haben? Nein, niemals! Zero würde so etwas niemals tun und Kaname würde ihn auch niemals lassen! Yuki schüttelte den Kopf. Das war einfach unmöglich. Nach Shizukas Tod hatte Kaname Zero sogar vor dem Senat verteidigt und ihn überzeugt, die Exekution nicht zu vollstrecken. Warum hätte er das sonst tun sollen, wenn er selbst... Diese Frage konnte sie sich selbst beantworten. Es war ein schreckliches Verbrechen ein Reinblut zu töten, egal aus welchen Gründen, auch wenn der Mörder selbst ein Reinblut war. Und genauso war es auch verboten, das Blut eines Reinblutes zu trinken. Und Yuki wusste, dass Zero das nie getan hätte, weder Shizukas noch Kanames. Er hatte doch auch keinen Grund dazu gehabt. Er hatte doch ihr Blut getrunken. Selbst, wenn es nicht mehr genügt hatte, in einem war sich Yuki ziemlich sicher: Zero würde niemals Kanames Blut nehmen. Lieber würde er sterben. In diesem Punkt irrte sich Ichiru einfach. Das wusste sie! Aber was war mit der anderen Sache? Wenn Ichiru recht hatte, dann war Kaname... dann war ihr Onii-sama ein Mörder! Vor Schreck schlug sie die Hand vor den Mund, um einem Aufschrei zu unterdrücken. Ihr Onii-sama ein Mörder? Niemals! Das konnte nicht sein! Ichiru hatte gelogen! Er hatte gelogen! Und doch konnte sie sich des Gefühls der Unsicherheit nicht entziehen. Sie wusste sehr wohl, dass Kaname auch eine andere Seite hatte. Dennoch... Wie sollte sie herausfinden, ob Ichirus Worte wahr waren? Sie konnte doch Kaname nicht einfach danach fragen! Sie konnte ihm unmöglich solch einen Vorwurf machen. Allerdings war er wahrscheinlich der Einzige, der ihr diese Frage wirklich beantworten würde. Aber würde er ihr auch die Wahrheit sagen? Immerhin hatte er es ihr bisher verschwiegen, obwohl er wusste, dass ihr dies noch immer keine Ruhe ließ. Den Gedanken Ichiru noch einmal zu fragen, verwarf Yuki gleich wieder. So wütend, wie er vorhin das Zimmer verlassen hatte, würde er ihr nichts mehr erzählen. Für einen Moment fragte sie sich warum er eigentlich so wütend geworden war. Hatte sie irgendetwas falsch gemacht? Es schien doch vorher alles in Ordnung zu sein. Erneut schüttelte sie den Kopf. Jetzt gab es andere Dinge, über die sie nachdenken musste. Nur zögerlich setzte sie sich wieder in Bewegung und brachte ihre eigenen Sachen in das Haupthaus. Noch immer hatte sie nicht entschieden, was sie tun wollte. Manchmal kam ihr auch der Gedanke gar nichts zu tun. Dann erschien ihr das ganze so lächerlich, dass es ihr nicht Wert war weiter darüber nachzudenken. Allerdings hielt diese Einstellung nicht lange an und sie begann wieder zu zweifeln. Das Abendessen verlief so frostig und schweigend, wie noch nie. Selbst Yagari und der Rektor wagten es nicht ein Wort zu sprechen, da ihnen die Stimmung zwischen den beiden jungen Leuten nicht entging. Nachdem Ichiru gleich darauf wieder in seinem Zimmer verschwand, stand ihr Entschluss fest. Sie würde Kaname fragen! Bestimmt würde er antworten, dass Ichiru falsch lag und sich nur was einbildetet. Dann würde sie beruhigt sein und alles würde wieder seinen geregelten Gang gehen. Und was wenn er es doch war?, fragte eine Stimme in ihrem Inneren, die sich merkwürdigerweise, wie Zeros anhörte. Dann... Dann... würde sie... Kaname kam zwei Stunden später vom Senat zurück und Yuki wartete bereits auf ihn. Sie war in ihrem Zimmer und als er eintrat, begann ihr Herz vor Nervosität schneller zu schlagen. Aber auch vor Angst, die sie vor seiner Antwort hatte. „Hallo, ich bin zurück.“, sagte er sanft und schloss sie in die Arme, so als hätte er sie eine Woche lang nicht gesehen. „Schön dass du wieder da bist.“, erwiderte Yuki und drückte ihn sanft an sich. Sie sahen sich einen Moment tief in die Augen, bevor Kaname wieder von ihr ließ. „Ist der Rektor noch auf? Ich will ihm gleich berichten.“, fragte er sie und legte den Mantel ab. „Nein. Er hat nach dem Essen gesagt, dass er sich gleich hinlegen wollte. Morgen beginnen die Bauarbeiten und da wollte er ausgeschlafen sein.“, antwortete sie ihm und knabberte mit den Fingern an ihrem Fingernagel. “Dann werde ich es ihm morgen früh sagen. Was machen wir heute Nacht noch?“, fragte er sie und sah sie mit einem Blick an, bei dem ihr früher die Beine weich geworden waren. Doch dieses Mal war es anders und Yuki fragte sich warum das so war. Vielleicht nur wegen der Aufregung. Sie konnte sich inzwischen schon auf nichts anderes mehr konzentrieren. „Ähm... Ich... Ich muss dich etwas fragen. Etwas wichtiges.“, sagte sie mit zittriger Stimme. Verwundert sah Kaname sie an. So kannte er sie eigentlich nur, wenn ihr wirklich etwas auf dem Herzen lag. „Du kannst mich alles fragen, dass weißt du.“, sagte er geduldig. „Alles? Wirklich alles?“, hakte sie nach, obwohl sie wusste, dass es bei dieser Frage unsinnig war. „Das sagte ich doch. Yuki, was ist los?“ „Versprich, dass du mir ehrlich antworten wirst. Du wirst nicht versuchen mich abzulenken oder mir auszuweichen.“, sprach sie hastig und stolperte fast, über ihre eigenen Worte. Jetzt sah er sie nicht mehr nur verwundert an, sondern auch misstrauisch. Trotzdem sagte er: „Ich verspreche es.“ „Also gut. ... H-Hast du... Warst du es... der... der Shizuka Hio getötet hat?“, brachte sie mühsam heraus. Sie hatte Mühe ihn dabei anzusehen, aber sein Gesichtsausdruck verriet nichts. Vielmehr erstarrte er zu einer Maske. „Wie kommst du denn plötzlich darauf?“, fragte er ruhig, doch Yuki entging nicht, dass sich etwas in seiner Stimme verändert hatte. War sie kälter geworden? „I-Ichiru hat so etwas gesagt. Er sagte, dass du es warst. ... I-Ist es wahr?“, fragte sie unsicher. „Warum ist das noch wichtig? Es ist schon lange her.“, versuchte er ihr auszuweichen und wollte ihre Wange berühren, doch Yuki wich einen Schritt zurück. „Mir ist es wichtig! Du hast versprochen mir zu antworten. Du hast es versprochen! Ha-Hast du sie... Bitte? Onii-sama? Bitte!“, flehte sie ihn an. Sie musste es einfach wissen und dass er ihr auswich, machte sie auf irgendeine Weise ängstlich. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihr aus. „Ja.“, antwortete er kurz und Yukis Augen weiteten sich vor entsetzten. „Warum?“, flüsterte sie. „Um dich zu beschützen - vor ihm. Wir wollten ihn beide vernichten und wir brauchten beide das Blut eines anderen Reinblutes, um stark genug zu sein. Aber ich wollte ihn nicht nur vernichten, sondern vor allem dich beschützen und glücklich machen.“ Bei seinen Worten kam er einen Schritt näher. Kaname streckte die Hand nach ihr aus und berührte leicht ihr Gesicht. „Ich würde alles für dich tun, auch wenn es bedeutet ein anderes Reinblut zu töten. ... Hat er dir noch etwas erzählt?“ Eine Träne lief Yukis Wange hinunter. Sie verstand warum er es getan hatte und doch wollte sie es nicht akzeptieren. „Dass Zero dein Blut getrunken hat.“, wisperte sie. Aber das war eigentlich auch egal. Das stimmte auf keinen Fall! Außerdem beherrschte eine andere Sache ihre Gedanken und das verursachte den meisten Schmerz. „Aber sie hätte ihn retten können.“, sagte sie kaum hörbar. Kaname ließ seine Hand abrupt fallen. „Wegen ihm musst du dir keine Sorgen machen. Er wird nicht mehr zu einem Level E werden. Er hat bereits von Shizukas Blut getrunken.“ Seine Stimme klang schärfer und Yuki spürte, dass es besser war, dass Thema auf sich beruhen zu lassen, doch das war ihr egal. Fragend sah Yuki ihn an. „Wie...“ „Indem er mein Blut genommen hat, hat er auch ihres genommen. Es war nicht viel, aber es hat dennoch gereicht, den Prozess aufzuhalten und ihn in einen vollkommenen Vampir werden zu lassen.“ Yuki wurde bei seinen Worten noch blasser. Doch sie wünschte sie hätte sie gar nicht gehört. Es war wahr?! Dann hatte Ichiru auch damit recht gehabt?!, schrie es in ihrem Kopf. Zero hatte von Kaname...? Wieso? Warum? „Wie-Wieso hat Zero dein Blut getrunken? Er würde niemals-“, sagte sie mit brüchiger Stimme. Kaname legte ihr seine Hand auf den Mund und brachte sie so zum Schweigen. Einen Moment lang sah er ihr fest in die Augen, doch Yuki hielt seinem Blick stand. Er musste ihr jetzt antworten, ob er es wollte oder nicht. Zu lange hatte er sie anscheinend schon belogen, dachte sie. „Glaubst du es ist mir leichtgefallen dabei zuzusehen, wie er dein Blut nahm – immer und immer wieder – und sein Durst doch immer größer wurde? Er war kurz davor zu einem Level E zu werden und wenn er nicht mein Blut genommen hätte, hätte er sich schon bald nicht mehr unter Kontrolle gehabt.“, antwortete er ihr. „Aber warum? Zero würde niemals dein Blut annehmen. Nicht von dir.“ Immer noch liefen Tränen ihre Wange hinunter und Unfassbarkeit stand in ihrem Gesicht geschrieben. „Sein Blutdurst war größer als sein Verstand. Bevor er irgendjemand anderen von der Schule angegriffen hätte oder gar dich verletzt oder getötet hätte, gab ich ihm meins. Er hat nicht gezögert.“ Er machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach. „Da ich Shizukas Blut noch in mir hatte, hat es ihn davor bewahrt zu einem Level E zu werden. Warum sonst glaubst du kann Ichiru mit diesem Körper umgehen und verträgt die Bluttabletten?“, fragte er zynisch. „A-Aber...“, stammelte Yuki. Sie konnte das alles nicht begreifen. „Wusste Zero davon? Wusste er, dass er dadurch... “, fragte sie leise. „Ich weiß es nicht. Yuki, komm her.“ Kaname schloss sie erneut in ihre Arme und strich ihr über den Rücken. „Warum weinst du denn? Ich musste sie töten, sonst hätte ich dich nicht beschützen können... und Zero konnte dadurch auch... gerettet werden. Er hat mein Blut freiwillig genommen. ... Bitte hör auf zu weinen.“ Sie versuchte sich zu beruhigen, doch es gelang nicht wirklich. Seine Worte klangen so falsch und sie wusste irgendwie – vielleicht instinktiv – dass er ihr nicht alles erzählt hatte, dass er ihr noch immer etwas verschwieg. Vielleicht weil er sie schon zu oft belogen hatte. Yuki zweifelte nicht daran, dass Zero Kanames Blut niemals freiwillig genommen hätte und auch Kaname hätte es ihm nicht einfach so gegeben. Auch nicht, wenn er sie vor Schaden bewahren wollte. Dafür hassten sich die beiden zu sehr. Und sie hatte Zero schon vor langer Zeit jenes Versprechen geben müssen. Sie hätte es erfüllen müssen, wenn er wirklich zu einem Level E geworden wäre. Das wusste Zero und so hatte er es gewollt. Deswegen hätte er niemals Kanames Blut trinken müssen. Es wäre lieber gestorben. Nein... Kaname verschwieg ihr noch immer etwas. Und Shizukas Tod... Shizuka Hio war auch nur für sie gestorben, für ihren Schutz. Yuki wusste sehr genau, wie verbittert Zero gewesen war, als Shizuka starb, ohne dass er seine Rache bekommen hatte. Einerseits war sie froh, dass er nicht zu ihrem Mörder geworden war, aber andererseits wusste sie, dass er nur für diesen einem Moment gelebt hatte. Und auch Ichiru war ihretwegen unglücklich. Er hatte Shizuka geliebt. Er hatte seine Liebe wegen ihr verloren. Es war ihre Schuld, dass die beiden Brüder so gelitten hatten! „Bitte, lass mich allein.“, flüsterte sie in seine Arme und es gelang ihr eine weitere Träne zurückzuhalten. Sie befreite sich aus seiner Umarmung und trat einen Schritt zurück. Sie wollte allein sein und nachdenken. „Yuki... Ich habe das alles nur für dich getan.“, flüsterte Kaname und seine Stimme klang verunsichert, was Yuki irritierte. So kannte sie ihn gar nicht. Trotzdem änderte es nichts. „Ich weiß.“, antwortete sie ihm leise. „Das ist es ja gerade.“ Kaname sah sie noch einem Moment lang an, folgte dann aber ihrer Bitte und ließ sie allein. Sein nächstes Ziel kannte er bereits. Ichiru lag auf seinem Bett und starrte die Decke an. Er dachte über seine Unterhaltung mit Yuki nach und fast bereute er, dass er so barsch zu ihre gewesen war und ihr die Wahrheit erzählt hatte. Aber nur fast, denn eigentlich vertrat er noch immer die Meinung, dass sie ein Recht darauf hatte, alles zu wissen. Egal wie unschön es für sie sein mochte. Vielleicht fängt sie dann endlich an die Welt wirklich zu sehen. Außerdem war sie selbst ein Reinblut und kein dummes, unschuldiges Mädchen und wenn es ihm dadurch gelingen solle, ihr die Augen über Kaname Kuran zu öffnen, umso besser. Dann wurde wenigsten mit gleichen Karten gespielt. Plötzlich bemerkte er aber, wie sie jemand ihm näherte. Wenn er nicht ganz falsch lag, Kaname Kuran. Er hatte damit gerechnet, dass er zu ihm kommen würde, sobald Yuki mit ihm gesprochen hatte – denn davon war er überzeugt gewesen. Es überraschte ihn allerdings, dass Kaname anscheinend doch so berechenbar war. Zumindest wenn es um Yuki ging. Also war auch er nicht perfekt. Ichirus Mundwinkel zogen sich etwas nach oben. Er hatte ganz eindeutig Kanames Schwachstelle gefunden. Im nächstem Moment stand Kaname auch schon in seinem Zimmer. Ichiru dreht nur leicht den Kopf und sah ihn scheinbar unschuldig und auch gelangweilt an. „Man klopf gewöhnlich an, bevor man ein Zimmer betritt.“, sagte er gelassen. „Was hast du ihr erzählt?“, fragte Kaname scharf und seine Augen blitzen gefährlich. Ichiru setzte sich auf und sah Kaname direkt an. „Ich habe ihr nur die Wahrheit gesagt. Du hast Shizuka-sama getötet, um an ihre Kraft zu gelangen und dann hast du es so aussehen lassen, als wäre es Zero gewesen. Alle haben es geglaubt.“ „Du hast es doch auch geglaubt.“ „Ja, ich habe es auch geglaubt. Ein Fehler, wie sich jetzt herausgestellt hat.“, sagte er und eine Spur Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit. „Woher weiß du es?“, fragte Kaname weiter. Ichiru zuckte nur mit den Schultern. Das Reinblut musste schließlich nicht alles wissen. “Zero.“, sagte Kaname. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Eine andere Erklärung konnte es einfach nicht geben. “Ist das wichtig?“, erwiderte Ichiru und schien scheinbar wieder desinteressiert an dem Gespräch. „Nein. ... Du hattest kein Recht es ihr zu sagen.“ Kanames Zorn wuchs immer weiter an. Die Fensterscheiben begannen zu klirren und drohten jeden Moment zu zerbersten. „Ach nein? Und du hättest es ihr irgendwann sicher erzählt? Nachdem du jetzt hier bist nehmen ich an, dass sie nicht sonderlich begeistert darüber war.“ Kanames eiskalte Finger schlossen sich erneut um seinen Hals und Ichiru wusste, dass Kaname ihm dieses Mal nicht nur drohen würde. Allerdings wunderte es ihn schon etwas, dass er dennoch zögerte. Es müsste doch eigentlich ein leichtes sein ihn auszuschalten. Aber wahrscheinlich rettet ihn nur der Umstand, dass der Rektor, Yagari und vor allem Yuki in der Nähe waren. Sie hätte es auf jeden Fall mitbekommen, wenn er plötzlich verschwunden wäre. Die Augen des Reinblutes verengten sich zu Schlitzen und Ichiru rechnete jeden Moment damit, dass er ihn vernichten würde. Trotzdem zuckte er nicht mit der Wimper und sah ihn weiterhin direkt an. Er war bereits schon einmal gestorben. Schlimmer konnte ein zweites Mal auch nicht sein. „Was ist? Willst du mich töten? Nur weil ich deiner Geliebten die Wahrheit gesagt habe? Was für eine Liebe ist das, wenn du ihr etwas verschweigen musst? Zumal das noch nicht einmal die ganze Wahrheit war.“, zischte Ichiru. Jetzt konnte Ichiru spüren, wie sich Kanames Fingernägel durch seine Haut in sein Fleisch gruben. Schmerz durchfuhr ihn. „Du solltest aufpassen, was du sagst. Ansonsten wird dem Körper deines Bruders schlecht ergehen. Zumindest wusste Zero immer, wann es besser war den Mund zu halten.“ „Zero ist ein Narr.“, sagte Ichiru und es klang eher wie ein Keuchen, da sich Kanames Finger noch tiefer in sein Fleisch bohrten. „Er denkt immer nur an das Glück anderer, egal was es ihn kostet. ... Sie hatte ein Recht darauf die Wahrheit zu kennen.“ Das Sprechen kostete ihn mehr Kraft, als er erwartete hätte. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken. Er hatte noch nie vor einem anderen außer Zero Schwäche gezeigt und das würde er auch nie tun. Kanames Augen weitete sich, wie bei einem Wahnsinnigen und Ichiru wartete eigentlich nur darauf, dass Kanames Krallen seine Halsschlagader durch trennten. „Du hättest bei den Toten bleiben-“ „Kaname, lass ihn los!“, rief Yukis aufgeregte Stimme dazwischen. Plötzlich zog eine weitere Hand Kanames von Ichirus Hals weg. Die Wunden wurden dabei ein Stück weiter aufgerissen. Ichiru stieß einen kleinen Schmerzensschrei aus. Er fasste sich an den Hals und spürte, wie das Blut zwischen seinen Finger lief. Dann sah er auf Yuki und Kaname. Kaname sah etwas überrascht aus, während Yuki... Ichiru hoffte, dass sich ihr Zorn nicht gegen ihn richtete. Zu seinem Erstaunen, sah sie nämlich äußert furchteinflößend aus. „Was machst du hier, Yuki? Du solltest wieder gehen. Das hier geht dich nichts an.“, sagte Kaname ruhig, doch seine Augen sprachen etwas ganz anderes. “Ich habe mir sogen gemacht. Und es geht mich sehr wohl etwas an.“, sagte sie entschlossen und stellte sich ein Stück vor Ichiru. „Ichiru hat recht. Ich habe ein Recht darauf, die Wahrheit zu kennen. ... Auch wenn sie vielleicht schmerzhaft ist.“ „Yuki, es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habt.“, sprach Kaname und seine Stimme war schon wieder sehr viel sanfter. „Aber ich wollte dich nicht beunruhigen und ich wollte dir nicht wehtun.“ „Onii-sama, versteh doch! Nicht ich bin es der du wehgetan hast, sondern ihnen!“ Sie zeigte auf Ichiru, der Kaname immer noch nicht aus den Augen ließ. Dieser sah zu Ichiru und sein Blick verhärtete sich sofort wieder. „Verstehe.“, sagte er kühl. Schon allein dafür, dass Yuki ihn verteidigte, hätte er Ichiru am liebsten sofort getötet. Er bereute es zutiefst, dass er gezögert hatte. Kaname drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Hinter der nächsten Ecke, schien Yagari aber schon auf ihn zu warten. Er war durch den Lärm geweckt worden und wollte nachsehen was geschehen war. Aber anscheinend hatte die Reinblutprinzessin die beiden Männer ganz gut im Griff. „Es scheint ja nicht sonderlich gut für dich zu laufen.“, stellte er trocken fest, als Kaname an ihm vorbei ging. Ein Blick von diesem genügte allerdings, um ihn zum Schweigen zu bringen. Trotzdem verspürte Toga Yagari so etwas wie Triumph. Er machte keinen Hehl daraus, dass ihm – im Gegensatz zu seinem Freund – dieses Reinblut noch nie sympathisch war. „Geht es dir gut?“, fragte Yuki nun Ichiru, dessen Hand noch immer auf der blutenden Wunde lag. „Es geht schon. Das heilt schnell.“, antwortet er ihr. „Dein... Kaname ist nicht sehr erfreut darüber, dass ich dir die Wahrheit gesagt habe.“ Ichiru zuckte kurz zusammen, als Yuki die Wunden von Kanames Fingernägeln berührte und mit einem Taschentuch säuberte. Ichiru sah sie kurz an und sah den Rotschimmer, der auf einmal in ihren Augen lag, sagte aber nichts dazu. Ihm war momentan nicht nach einer weiteren Auseinandersetzung mir ihr. Zudem hatte er gerade ein ganz anderes Problem, denn... Sie war viel zu nah!! Sobald sie sich zu ihm gebeugt hatte und Ichiru ihren Duft einatmen konnte, fing Zeros Herz an verrückt zu spielen. Plötzlich schlug es doppelt so schnell und pumpte so viel Blut durch die Adern, dass Ichiru glaubte, ihm würde schwindelig werden. Wahrscheinlich wäre das auch geschehen, wenn Yuki nicht begonnen hätte zu sprechen und er nicht krampfhaft versucht hätte sich auf ihre Worte zu konzentrieren. „Ja, aber ich bin froh, dass du es getan hast. Ein Teil von mir hatte immer befürchtet, dass es vielleicht doch Zeros Kugeln waren, die sie getötet haben.“ Ihre Stimme wurde schon wieder brüchig und sie musste sich bemühen, die Tränen zurückzuhalten. „Ich weiß, ich habe es auch geglaubt.“, presste er hervor. Er atmete flach, um ihren Duft nicht zu sehr einatmen zu müssen. Er schien eine betörende Wirkung auf ihn oder besser gesagt auf Zero zu haben und die Gefühle, die Zero momentan empfand, übermannten ihn fast. Einerseits war er ihr dankbar, dass sie ihm half, aber andererseits wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass der Abstand zwischen ihnen so groß wie möglich gewesen wäre. „Woher wusstest du es? Ich meine, dass es nicht Zero war?“, fragte Yuki weiter, ohne das sie etwas von Ichirus inneren Kampf mitbekam. Er atmete durch den Mund, was den Geruch nicht ganz so intensiv machte und versuchte sich auf seine eigenen Gefühle zu konzentrieren. „Zero... ist immer noch da.“, begann er langsam. Yuki ließ ihre Hand sinken und sah ihn mit großen Augen an. Dann rückte sie ein Stück von ihm weg und Ichiru konnte nicht anders, als erleichtert aufzuatmen. Schon viel besser. „Es lässt sich schwer erklären, ich kann ihn fühlen und ich... ich sehe ihn... im Schlaf. Er ist da.“ Dass auch Zeros Gefühle für sie noch da waren, verschwieg er ihr. „Er ist immer noch da?“, fragte Yuki ungläubig. „Wie kann das sein? Wie geht das?“ „Ja. Ich kann mit ihm reden. Aber er ist wie immer nicht sehr gesprächig.“, sagte er und ein kleines Lächeln huschte über beide Gesichter. „Es ist sein Körper und er... oder sein Bewusstsein lebt noch. Er... Es ist als könnte er nirgendwo anders hin. Als wäre er jetzt für immer dort.“ „Wo ist dort?“ „Bei den Kirschblüten.“, flüsterte Ichiru jetzt. Er erinnerte sich an das Haus, welches er das letzte Mal hinter den Kirschbäumen gesehen hatte und jetzt wusste er auch wieder, wo er es schon einmal gesehen hatte. Wo er das alles schon einmal gesehen hatte. Die Landschaft, die Bäume und das Haus. Es war das Haus in dem sie zuletzt gewohnt hatten. Jenes Haus, in dem alles seinen Anfang genommen hatte. Ichiru konnte sich nur einen Grund vorstellen, warum Zero ausgerechnet dort auf ihn wartete. „Warum kommt er nicht zurück?“, fragte Yuki vorsichtig und leise. Sie wollte endlich eine Antwort auf diese Frage, aber sie fürchtete sich auch davor. Ichiru sah sie einem Moment an und überlegte erneut, ob er es ihr sagen sollte. Aber für diese Nacht hatte sie eigentlich bereits genug erfahren. „Aus verschiedenen Gründen. Was soll er denn noch hier? Es gibt niemanden mehr, der hier auf ihn wartet.“, antwortete er stattdessen. „Aber ich warte auf ihn!“, sagte Yuki und sah Ichiru nun in die Augen. Er sah sie mit solch einem überraschten Gesicht an, dass sie nur noch umso mehr an Zero erinnerte und ihr Herz schmerzen ließ. „Ich habe es ihm doch gesagt! Ich werde immer an seiner Seite sein! Ich habe es doch versprochen. ... Hat er das etwas vergessen?“ Mit jedem Wort wurde ihre Stimme leiser. Sie setzte sich neben Ichiru auf das Bett, zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. Ichiru konnte nicht recht glauben, was sie da sagte. Jetzt eben klangen ihre Worte so eindeutig. Wie konnte es da sein, dass sie noch immer keine Antwort hatte? „Aber du wirst nicht immer bei ihm sein können. Irgendwann wirst du Kaname heiraten und ihn zurücklassen.“ Ichiru beobachtete ihre Reaktion aus den Augenwinkeln. Er sah, die Erkenntnis in ihrem Gesicht. Seine Worte waren wohl wahr waren und sämtliche Farbe wich daraus. Yuki antwortete nicht, sondern senkte den Kopf, so dass er ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte. Er dachte sie würde über eine Antwort nachdenken, doch nach wenigen Sekunden hörte er ein leises Schluchzen. Nun war er nicht nur überrascht, sondern auch entsetzt. Was sollte er denn jetzt tun? Er fühlte sich hilflos. Zero hätte sicher ein paar passende Worte für sie gehabt. Er hätte ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen bräuchte und dass er auch sehr gut ohne sie zurecht kommen würde. Zero hätte ihr wohl alles erzählt, nur damit sie nicht mehr weinte und beruhigt sein konnte. Doch er konnte das nicht und er wollte es auch nicht. Also schwiegen sie eine Weile und jeder der beiden ging seinen eigenen Gedanken nach. Zu seiner Freude konnte Ichiru auch feststellen, dass der Herzschlag sich wieder beruhig hatte und im normalen Takt schlug. „Ich wäre nicht überrascht, wenn er es war, der auch die Liste geändert hat.“, murmelte Ichiru und sprach eher zu sich selbst, als zu Yuki. Yuki sah ihn aus ihren verweinten Augen fragend an. „Was meinst du? Was für eine Liste?“ Ichiru schüttelte den Kopf. Es war besser, wenn er jetzt den Mund hielt. Beim nächsten Mal würde Kaname wahrscheinlich nicht zögern und ihn gleich töten. „Nicht so wichtig. Es war nur ein Gedanke.“ „Bitte sag es mir. Ich habe das Gefühl, dass mir nie jemand die Wahrheit sagt, weil sie alle Angst haben, dass ich es nicht verkraften könnte. Bitte sei du wenigstens ehrlich zu mir, auch wenn du vielleicht keinen Grund hast.“ Er sah sie einen Moment zweifelnd an, nickte dann aber resignierend. „Also schön. Es ist nur eine Vermutung und ich habe auch keine Beweise. Deswegen wäre ich dir wirklich dankbar, wenn du Kaname nichts davon erzählst. Meinst du, du kannst das?“ Yuki nickte als Antwort und wartete darauf, dass er begann zu erzählen. „Shizuka-sama hatte einen Geliebten. Er war ein Mensch und sollte eigentlich eine ihrer... Mahlzeiten sein. Sie hat sich in ihn verliebt und ihn in einen Vampir verwandelt. Allerdings gab sie ihm nicht ihr Blut. Irgendwann wurde er auf die Liste der Hunter gesetzt, obwohl er noch kein Level E war. ... Unsere Eltern jagten und vernichteten ihn. ... Shizuka-sama glaubte, dass Rido es war, der die Liste geändert hatte. Er war der einzige, der einen Grund dazu gehabt hätte. Um ihr zu zeigen, wo ihr Platz war. ... Aber ich habe mich die ganze Zeit gefragt... Wieso? Hatte Rido zu diesem Zeitpunkt nicht andere Dinge zu bedenken? Er war alles andere, als er selbst. Warum sollte er sich also um die Angelegenheiten seiner Verlobten kümmern, für die er kein Interesse hat und mit der er nur verlobt war, weil es so erwartet wurde? Ich habe mich nur gefragt... Was wenn Kaname die Liste geändert hat? Er wusste um den Fluch der Zwillinge und er wusste, dass Rido eines Tages zurückkehren würde und das er ihn nicht vernichten konnte. Was wenn er nach einer Waffe gesucht hat, die das konnte? Und was wäre stärker, als ein Hunter, aus einer uralten Familie? Und was wäre, wenn dieser Hunter zu einem Vampir würde? Er würde noch stärker werden. „Wenn er die Liste geändert hat, hätte er sicher sein können, dass die Kiryuus den Auftrag dafür bekommen würden. Und er konnte sich sicher sein, dass Shizuka Rache nehmen würde.“, endete Ichiru. Er hatte noch nie so wirklich darüber nachgedacht und auch jetzt erst diese Gedanken zusammengefasst. „Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll.“, sagte Yuki und in ihrer Stimme konnte man den Zweifel klar hören. Das Ganze erschien ihr doch sehr weit hergeholt. „Er konnte schließlich nicht wissen, dass Zero oder du überleben würdet.“, verteidigte sie ihren Bruder. Sie hatte schon viel an diesem Abend gehört, doch das war ihr eindeutig zu ungenau. “Ich sagte doch, dass es nur eine Vermutung ist! Aber gibt es etwas schlimmeres für einen Hunter, als selbst zu einem Vampir zu werden? Du kennst Zero und solltest die Antwort darauf kennen. Ich glaube, sie hätte ihn auch so nicht getötet. Sie... liebte die Art, wie er sie angesehen hat. Er war für sie ein interessantes Spielzeug. Dass ich mit Shizuka-sama gehe, konnte Kaname nicht wissen. Aber das war vielleicht umso besser, denn so bestand immer noch die Möglichkeit die Fragmente wieder zusammenzufügen.“ Er sprach leise und hatte den Blick gesenkt. In seiner Erinnerung sah er noch einmal diesen Tag geschehen. Sollte das wirklich alles von Kaname geplant gewesen sein? Von Anfang an, bis zu dem Moment, als er sich Zero angeboten hatte? Selbst ihm erschien es zu weit hergeholt und doch wurde er das Gefühl nicht los, dass Kaname nicht ganz unbeteiligt an der Sache gewesen sein konnte. „Nein, dass kann ich nicht glauben. Onii-sama konnte niemals wissen, dass es so kommen würde. Du irrst dich.“, sagte Yuki entschieden. Sie hatte ein ungutes Gefühl dabei. Denn es gab etwas, was Ichiru nicht wusste. Aber sollte sie es ihm sagen? „Deswegen habe ich ja auch gesagt, es sei nur eine Vermutung. Niemand weiß was Kaname zu dieser Zeit getan hat. Nach allem was ich in den letzten Tagen erfahren habe, halte ich inzwischen vieles für möglich. ... Es kann aber durchaus wirklich Rido gewesen sein. Der Senat der Vampire und die Gesellschaft der Hunter haben zu diesem Zeitpunkt schon lange zusammengearbeitet. Es wäre ein leichtes für sie gewesen, die Liste zu ändern und meine Eltern darauf anzusetzen. Vielleicht war es für sie sogar leichter, als für Kaname.“ „Aber was für einen Nutzen hätten sie daraus gehabt?“, fragte Yuki und konnte ihn nicht anschauen. Vielleicht sollte er es wissen. Vielleicht musste er das sogar. Er hatte ihr ja auch die Wahrheit gesagt. „Ich weiß es nicht. Vielleicht mussten sie meine Eltern einfach nur aus dem Weg räumen. Auch wenn sie für die Gesellschaft gearbeitet haben, so haben sie immer zu ihren Prinzipien gestanden. Ich kann mir vorstellen, dass sie alles getan hätten, um die Vorhaben des Rates und der Huntergesellschaft zu unterbinden, hätten sie davon gewusst. Sie waren vielleicht einfach nur eine potentielle Gefahr... Aber das ist inzwischen auch egal. Es ist vorbei und die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren.“ „Es gibt etwas was du nicht weißt.“, begann Yuki leise. „Und das ist auch der Grund, warum Onii-sama die Liste nicht geändert haben kann.“ Verwundert sah er sie an. „Er... Rido... Er wollte mich und Zero. Er... hat nur darauf gewartete, dass Zero... dein... dass die Fragmente wieder zusammen gefügt wurden. Deswegen... deswegen hat er dich nicht gleich...“ Sie musste heftig schlucken. Noch immer tat ihr die Erinnerung daran weh und nie würde sie den Gesichtsausdruck von Zero vergessen können. „Er hat gewartete, bis Zero vollkommen war... um ihn zu ‚fressen’.“ In den ersten Sekunden nach dieser Nachricht war Ichiru wie leer. Er konnte nichts empfinden, so tief saß der Schock darüber. Doch nachdem er etwas darüber nachgedacht und die Nachricht sich gesetzt hatte, verlor er seine Starre. Er schüttelte leicht den Kopf. „Das ändert nichts. Ich weiß nicht wer es war oder warum, aber ich denke trotzdem noch, dass es genauso gut Kaname gewesen sein kann. Oder jemand anderes. Es ist egal... Es ist vorbei.“, antwortete er schlicht. „Aber Ichiru-“ „Nein. Ich möchte nicht mehr darüber reden. Es ist vorbei... Es geht mich nichts an und ich sollte es auch nicht wissen. Ich sollte nicht einmal mehr hier sitzen. ... Aber ich danke dir, dass du es mir gesagt hast.“ Die beiden saßen schweigend nebeneinander. Yuki lagen noch viele Worte auf der Zunge, aber sie traute sich nicht sie auszusprechen. Ichiru würde ihr nicht zuhören wollen und er hatte ja auch irgendwie recht. Es war wirklich vorbei. Niemand würde die Vergangenheit noch ändern können. Leider... Trotzdem war da noch eine Frage, auf die sie dringend eine Antwort brauchte. „Du hast gesagt, dass Kaname wusste, dass er Rido nicht töten konnte. Warum nicht?“ Ichiru atmete tief ein und aus. Dieser plötzliche Themenwechsel überraschte sie. Er wogt seine Antwort sehr sorgfältig ab. In diesem Fall würde er sie belügen müssen. Er wollte Kanames Zorn nicht noch einmal herausfordern, denn immerhin war das hier wirklich nicht sein Körper. „Ich weiß nicht. Vielleicht hat er geahnt, dass Rido nach seinem Erwachen noch stärker sein würde.“ „Es tut mir leid.“, wisperte Yuki leise. „Hm?“ „Es ist alles meine Schuld. Wenn ich stärker gewesen wäre, wenn ich kein Mensch gewesen wäre... ihr hättet nicht so leiden müssen. Ich-“ „Hör auf dich zu entschuldigen.“, unterbrach Ichiru sie barsch. „Alles was andere für dich getan haben, taten sie, weil sie es so wollten. Und ich meine nicht nur Kaname oder Zero. Es hört sich fast so an, als würdest du die Jahre, die du als Mensch gelebt hast verleugnen. Das ist das Schlimmste, was du überhaupt tun kannst. Damit trittst du all die Opfer, die andere für dich erbracht haben, mit Füßen. Um mich oder Zero musst du dir keine Sorgen machen. Mich geht die Sache sowieso nichts mehr an und Zero... der war schon immer selbstlos und aufopfernd. Er hätte es auch so getan. Egal, wer oder was du bist oder warst.“ Der letzte Teil klang sogar ein wenig sarkastisch. Diese Seite an seinem Zwilling konnte er noch immer nicht nachvollziehen und das würde er wohl auch nie können. „Nein, hätte er nicht.“, sprach Yuki leise. „Warum nicht?“ „Es ist nicht egal, was ich bin. Er hasst was ich bin. Er glaubt, dass es die alte Yuki nicht mehr gibt. Ich habe es ihm ja selbst gesagt... und es stimmt auch. Das kleine Mädchen, dass immer beschützt werden muss gibt es nicht mehr. Er wollte mich tö-“. „Nein! Das will ich nicht wissen! Ich will nicht wissen, was Zero nach meinem... Tod... getan hat oder tun wollte. Es spielt keine Rolle mehr!“, unterbrach er sie sofort. Ichiru seufzte auf. Wie kam er eigentlich dazu mit ihr so ein Gespräch zu führen. Er war ganz und gar die falsche Person dafür. Müsste sie das nicht alles Zero selbst sagen? „Glaub mir, er hasst dich nicht. Warum sonst ist er zurückgekommen und hat sich Rido gestellt? Es war nicht nur wegen seiner Wut oder den Rachegefühlen. Er wollte dich beschützen. Er wollte vielleicht das alles hier beschützen.“ Sie sahen sich einen Moment in die Augen, dann zogen sich Yukis Mundwinkel leicht nach oben und sie lächelte ein wenig. „Danke.“, flüsterte sie. „...“ Was sollte man auch darauf antworten. Mädchen waren echt kompliziert. Besonders dieses. „Kann ich ehrlich zu dir sein?“, fragte sie plötzlich. „Sicher.“ Das bist du doch schon die ganze Zeit. „Es fällt mir schwer dich anzusehen... Ich meine... wenn ich dich ansehe, dann sehe ich Zero, aber doch ist es nicht Zero der mit mir spricht. Es ist... seltsam... verwirrend...“, stammelte sie. „Ich weiß, dass er nicht da ist und ich vermisse ihn so schon schrecklich, aber wenn ich dich dann ansehe und sehe in sein Gesicht, dann wird es noch schlimmer. Er fehlt mir einfach.“ „Ich weiß was du meinst. Es wäre besser wenn, sein Körper ebenso verschwunden wäre. Dann würdest du... ihr nicht dauernd daran erinnert werden.“ „Nein... Ich... Er... er soll nicht verschwinden. Niemals! ... Ich... Es tut mir leid. ... Das hört sich sicher grausam an.“ „Nein, tut es nicht. Ich bin bereits tot – zumindest körperlich – und sollte nicht mehr hier sein. Außerdem sind wir nicht gerade befreundet. Es stört mich nicht.“ „Aber ich... ich will nicht, dass du gehst! Zero... er wird... “ „Schon gut. Noch bin ich ja hier und wenn ich ihn nicht irgendwie anders überzeugen kann, dann werde ich das wohl auch bleiben.“ Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit und Yuki versuchte nachzuvollziehen wie er sich momentan fühlen musste. Allerdings mit wenig Erfolg. „Es verheilt langsam.“, sagte sie und berührte sacht die Stelle, an der Kanames Fingernägel sich in seine Haut gebohrt hatten. Dabei kam sie seinem Gesicht erneut etwas zu nah und sein Herzschlag setzte einen Moment aus. Plötzlich konnte Ichiru nicht anders als auf ihre zartrosa Lippen zu schauen. Sie wirkten so zart und weich – einladend und verführerisch. Als Ichiru erkannte, was er da gerade anstarrte und was er... was Zero tun wollte, was er dachte... erstarrte er vor Entsetzen. Das konnte doch nicht wahr sein! Das war eindeutig zu viel! Sofort biss er sich auf die Lippen. So fest, dass er Blut schmecken konnte. Er schluckte es und stieß Yuki leicht von sich. Angewidert und reichlich genervt verdrehte er die Augen. „Was ist?“, fragte Yuki, die es gesehen hatte. „Nichts.“, log er sofort. „Aber du musst mich nicht bemuttern. Ich komm auch ohne dich zurecht.“, sagte er und rückte etwas von ihr weg. Es war besser, wenn er ihr nicht zu nahe kam. Zeros Gefühle waren einfach zu anstrengend für ihn. “Schön wie du meinst!“, sagte sie schnippisch. „Dann kann ich ja auch gehen und wenn Kaname das nächste Mal dabei ist dich zu erwürge, werde ich dabei zusehen!“ Ichiru konnte ein Kichern nicht unterdrücken. „Nein, wirst du nicht. Du würdest niemals zulassen, dass er seinem Körper Schaden zufügt.“ Yuki wusste nichts zu erwidern und streckte ihm stattdessen die Zunge heraus, was Ichiru allerdings ein Kichern entlockte. Doch sobald sie draußen war, atmete er erleichtert auf. Diese Gefühle machten ihn wahnsinnig! Es konnte doch nicht sein, dass das Herz von Zeros Körper jedes Mal verrückt spielte, wenn Yuki in der Nähe war. Einerseits war es ja gut, zeigte es ihm doch, dass Zeros Bewusstsein stärker da war als zuvor. Andererseits ging es ihm auf die Nerven, dass er die Gefühle seines Bruders ebenfalls empfand und spürte. Wenn das so weiterging, würde er irgendwann nicht einmal mehr wissen, was seine eigenen Empfindungen sind und welche Zeros. Yagari allerdings, der das Gespräch der beiden mitangehört hatte, verschwand bevor Yuki das Zimmer verlassen hatte. „Interessant.“, murmelte er vor sich hin und ging in sein eigenes Zimmer. ~~~~~~~~~~~~~~~ Es ist geschafft! Und ich kann euch jetzt schon sagen, dass das das längste Kapitel überhaupt in dieser FF ist. *puh* Ich kann nicht mehr... Die anderen werden definitiv nicht mehr so lang. Ich weiß nicht, wie lange und wie oft ich einzelne Teile immer wieder umgeschrieben habe, bis es einigermaßen so geworden ist, wie ich das wollte. Ichiru kann einem schon leid tun... Tja... ansonsten kann ich nicht mehr zu sagen.... hab auch keine Lust mehr. Über Kommis würde ich mich wie immer freuen und dieses Mal bekommt auch jeder ein Blümchen von mir *vase.mit.blümchen.hinstell* Bedient euch. Hach ja... an dieser Stelle möchte ich mich auch an meine anonyme Leserschaft richten. Ich hoffe die FF gefällt euch ebenso.^^ Vielen Dank noch mal für die letztem Kommis. Hab euch alle lieb und wir lesen uns dann das nächste Mal. *kuddel* maidlin PS: Ich werde die Prozente jetzt erst mal nicht mehr verändern... sonst seht ihr ja, wann es vorbei sein wird.^^ Kapitel 10: Dinge, die du wissen sollst --------------------------------------- Dinge, die du wissen sollst Ichiru schloss die Augen und massierte leicht den Nasenrücken. Er würde noch einmal duschen und sich umziehen müssen. Das Shirt konnte er wahrscheinlich wegwerfen. Und das alles nur wegen diesem verdammten eifersüchtigen Reinblut!, dachte Ichiru verärgert. Es war doch nicht sein Problem, wenn Yuki es genauso sah wie er und nicht wie ihr ach so toller Bruder! Er hätte es ihr gleich sagen sollen, anstatt ihr Lügen zu erzählen oder irgendetwas zu verschweigen. Jetzt hatte er auch noch vergessen sie nach einer Antwort zu fragen! Aber wahrscheinlich würde sie wieder nur sagen, dass sie keine hätte oder sich nicht sicher ist oder sonst irgend so etwas in dieser Art. Sie war einfach viel zu naiv und... dumm – zumindest in dieser Beziehung. Ein anderes Wort fiel ihm in diesem Zusammenhang auch nicht ein. Dennoch konnte er bei der Erinnerung an das eben geführte Gespräch ein Lächeln nicht zurückhalten. So wie es aussah, war noch gar nichts entschieden und Kaname schien das auch zu wissen, sonst würde er Zero nicht als Bedrohung empfinden. Und Yukis Verhalten... auch wenn sie es selbst noch nicht wusste, aber Zero war für sie mehr als ein Bruder und wahrscheinlich auch mehr als ein einfacher Freund. Wenn alles so verlief, wie er es sich erhoffte, dann würde Zero zurückkommen und er selbst würde seine Rache bekommen. Aber momentan stand alles noch an einem Scheideweg und nur die nächsten Tage würden die Entscheidung bringen. Er würde nur abwarten können. Etwas was ihm äußert missfiel. Das Duschen verlief recht unangenehm, denn auch wenn die Wunden schneller heilten als bei Menschen, waren sie doch noch immer nicht ganz verheilt und das prasselnde Wasser verursachte ein Brennen. Danach überlegte er aber ernsthaft, was er jetzt tun sollte. Fast die halbe Nacht lag noch vor ihm und Langeweile hatte er bisher nicht in seinem Leben gekannt. Eigentlich wollte er nur mit Zero reden. Es gab so viele Dinge, die er ihm sagen wollte. Also versuchte er das Gleiche wie das letzte Mal: Er versuchte einzuschlafen. Er musste seinem Ärger – der ja eigentlich nur durch Zero verursacht worden war – dringend Luft machen. Aber so, wie wenn man versucht die ganze Nacht aufzubleiben und irgendwann doch einschläft, kann man auch nicht einschlafen, wenn man es unbedingt will. Genauso erging es auch Ichiru. Er starrte minutenlang an die Decke und nicht einmal seine Augen konnte er geschlossen halten. Er war einfach nicht müde oder einfach noch zu sehr aufgewühlt. Erneut stand er auf und lief im Zimmer auf und ab. Vielleicht würde er ja dadurch ruhiger werden. Mit dem Fuß trat er Zeros Tasche beiseite, die er einfach in die Ecke geworfen hatte. Auspacken würde sie Zero selber müssen. Als er sich aber daran erinnerte, was sich alles in der Tasche befand, blieb er plötzlich stehen. Hastig öffnete er sie und gleich oben auf lagen die Hefte und Bücher, die er so achtlos hineingeworfen hatte. Er griff sich eines davon, blätterte es kurz durch und sah, dass es voll beschrieben war. Kurz glaubte er mathematische Formeln erkennen zu können. Er warf es beiseite und nahm das nächste, aber auch dieses war beschrieben. Sie waren alle beschrieben. Dann nahm er sich das in dem das Wenigsten drin stand, riss die Seiten heraus und setzte sich damit an den Schreibtisch. Mit dem Stift in der Hand, blickte er minutenlang auf das leere Papier vor ihm. Nicht, dass er nicht wusste, was er schreiben wollte – ihm ging weiß Gott genug durch den Kopf – aber er musste diese Gedanken erst einmal ordnen. Nach fast zehn Minuten setzte er das erste Schriftzeichen auf das Papier und sobald der Anfang gemacht war, flossen die Worte wie von selbst. Ichiru schrieb etliche Zeilen und Seiten und irgendwann wurde sein Kopf schwer und die Buchstaben vor seinem Auge begannen zu tanzen. Er legte den Stift endlich beiseite und legte das Heft in die Schreibtischschubladen. Er dreht den Kopf und massierte seinen Nacken. Auch seine Hand hatte sich verkrampft. Als nächstes fiel er wortwörtlich nur noch ins Bett und schlief sofort ein. Aber anders als er gehofft hatte, traf er dieses Mal nicht auf Zero. Vielleicht hatte Zero die Geschehnisse nicht mitbekommen oder Ichirus Geist war einfach zu müde für solch eine Unterhaltung. Das nächste, was er Ichiru dann wahrnahm war ein lautes Donnergrollen. Zumindest hörte es sich für ihn so an. Er drehte sich noch einmal zu Seite und wollte es ignorieren, doch gleich darauf hörte er das gleiche Geräusch noch einmal. Nur dieses Mal schien es sehr viel lauter zu sein und eine kleine Erschütterung folgte darauf. Jetzt war er endgültig munter. Verschlafen blickte er sich um und suchten den Wecker: neun Uhr morgens. Nicht gerade eine Zeit zu der man gern aufstand, besonders wenn man so eine Nacht hinter sich hatte. Er hatte nicht mehr als fünf Stunden geschlafen. Es grollte noch einmal. Was war das?! Er ging zu Fenster und schob die Gardinen beiseite. Zuerst sah er nichts, weil die Sonne ihn so blendete. Als sich seinen Augen aber daran gewöhnt hatten, konnte er fünf Bagger, drei Kräne und etliche LKWs sehen. Die Kräne und Bagger schwangen mit ihren langen Armen hin und her und transportierten Gesteinsbrocken. Diese landeten mit einem lauten Knall in großen Container, was das Donnergrollen und die Erschütterungen erklärte. Was zum- Langsam erinnerte er sich wieder. Die Bauarbeiten zum Wideraufbau der Schule sollten an diesem Morgen beginnen und so wie es aussah, hatte sich der Rektor entschlossen das Haus Sonne ebenfalls abreisen zu lassen. Beide Häuser sollten anscheinend komplett neu aufgebaut werden. Aber mussten die schon so früh anfangen?! Missgelaunt zog er sich um. Immer wider krachte es gewaltig und nach dem zehnten Mal hatte er das Gefühl, dass die Steine nicht nur in den Container fielen, sondern auch in seinen Kopf. Den ganzen Tag würde er das nicht ertragen können. In der Küche waren die anderen bereits beim Frühstück. Von Yagari bekam er ein Brummen zu hören und von Yuki ein genuscheltes „Gut’n Morg’n“ zu hören. Nur Kaname schien das Ganze kalt zu lassen und der Rektor war so gut gelaunt wie immer. Er setzte sich zu ihnen an den Tisch und bemerkte, wie Yuki verstohlen auf seinen Hals sah. Wahrscheinlich wollte sie sicher gehen, dass die Wunden wirklich schon verheilt waren. Das waren sie. Von Kanames „kleinem“ Wutausbruch war nichts mehr zu sehen. „Stimmt etwas nicht mit dir, Kiryuu-kun?“, fragte er Rektor ihn, als er ihm die Brötchen reichte. „Wenig schlaf.“, murmelte Ichiru, ohne den Mund wirklich aufzumachen. Lustlos nahm er sich ein Brötchen und legt es auf seinem Teller ab. Mit der Hand stütze er den Kopf und mit jedem neuem Schlag, den es draußen gab, musste er unwillkürlich die Augen schließen, in der Hoffnung, dass das Geräusch dadurch an Intensität verlor. Leider erfolglos. „Wie lange geht das schon?“, fragte er schließlich und begann sein Brötchen aufzuschneiden. „Seit drei Stunden.“, antwortete Yagari und schien nicht nur so auszusehen, als würde ihm das ganze mehr als missfallen. „Wie lange wird der Wiederaufbau dauern?“, fragte er weiter. Seine Hand, mit der er die Butter streichen wollte, fühlte sich immer noch schwer an. Hatte er wirklich so viel geschrieben? „Drei Monate, wenn alles gut geht.“, antwortet dieses Mal Yuki, die gerade in ihr Brötchen biss. Ichiru konnte nicht anders und musste die Augen verdrehen. Er biss in sein Brötchen und ließ es gleich wieder fallen. Bei so etwas konnte einem der Appetit wirklich vergehen. „Den ganzen Tag halte ich das nicht aus.“, sagte er gereizt. „Beschwert euch nicht. Es ist ja nur heute, bis der ganze Bauschutt beseitigt ist. Morgen sind sie schon wieder fertig. Wenn es euch zu laut wird könnte ihr euch ja Watte in die Ohren stopfen.“ sprach Kurosu unbesorgt. Dass er dafür ein paar sehr böse Blicke von den Anderen erntete, muss nicht erst extra erwähnt werden. „Da geh ich lieber noch mal in die Stadt.“, antwortet Ichiru. „Ich begleite dich.“, warf Yagari sofort ein, dankbar einen Grund gefunden zu haben, die Akademie verlassen zu können. „Warum sind sie eigentlich noch hier?“, fragte Ichiru ihn nun. Diese Frage beschäftigte ihn schon eine ganze Weile. Er hätte gedacht dass Yagari anderes zu tun hatte, denn immerhin muss es doch in der Gesellschaft einiges zu tun geben. Zumindest nach dem zu urteilen, was er bisher erfahren hatte. „Tja, das ist eine gute Frage. Zu erst habe ich mir sorgen um Zero gemacht und wollte bleiben, bis er wieder erwacht. Und jetzt... jetzt mache ich mir immer noch sorgen.“, antwortete dieser. „Keine Angst. Zero wird schon zurückkommen.“, sagte Ichiru und klang dabei etwas angesäuert. Warum sollte sich auch ausnahmsweise einmal nicht alles um Zero drehen? „Ich mache mir keine Sorgen um Zero – der wird schon wissen was er tut – sondern um dich.“, unterbrach Yagari ihn ruhig und sah Ichiru dabei fest in die Augen. Ichiru war von diesen ehrlichen Worten so überrascht, dass er nichts darauf zu antworten wusste. Auch die Anderen sprachen danach kaum. Nach dem verschwiegenen Frühstück gingen Ichiru und Yagari in die Stadt. Yuki schien sich verpflichtet zu fühlen ihrem Vater zu helfen und Kaname würde sowieso nicht von ihrer Seite weichen, vermutete Ichiru. Die beiden Männer hatte nicht wirklich ein Ziel, aber sie würden schon wieder eine Einkaufsliste für den Rektor abarbeiten müssen – worüber beide natürlich sehr begeistert waren. Ichiru fühlte sich mit Yagari an seiner Seite nicht sonderlich wohl. Er verstand sowieso nicht, warum der Mann sich um ihn sorgen sollte. Das hatte er doch sonst nie. Zero war schon immer sein Liebling. Aber wahrscheinlich hatte er nur Mitleid mit ihm – so wie alle anderen auch. „Was wirst du eigentlich machen, wenn Zero nicht zurück kommt?“, fragte Yagari ihn plötzlich unvermittelt. Er hatte das Gespräch ja mitbekommen und wusste nun auch, dass Ichiru irgendwie mit Zero in Kontakt stand, aber das hieß noch lange nicht, dass sein ehemaliger Schüler auch zurückkommen würde. Denn eines hatte die Zwillinge schon in ihrer Kindheit gemeinsam, auch wenn sie sich selbst dessen nicht gewahr waren: Ihre Starrköpfigkeit. „Er wird zurückkommen.“, antwortete Ichiru voller Überzeugung. „Was macht dich da so sicher?“, fragte er überrascht. Ichiru schwieg eine Weile ehe er antwortet: „Ich glaube er wird bald einsehen, dass es ein Fehler war. Ich passe einfach nicht... in sein Leben. Ich tue Dinge, die er niemals getan hätte und das gefällt ihm sicher nicht.“ „Was für Dinge?“ Doch Ichiru schüttelte nur mit dem Kopf und Toga Yagari wusste, dass er keine Antwort darauf erhalten würde, aber er konnte es sich vorstellen. Zero hätte Yuki niemals erzählt, dass Kaname Shizuka Hios Mörder war. „Schön. Nächste Frage: Warum hast du sie verraten?“ Ichiru blieb überrascht stehen. Für ihn war dieses Thema schon längst abgeschlossen und er hätte auch nicht erwartete, dass Yagari überhaupt danach fragen würde. Aber wieder schüttelte er nur mit dem Kopf. „Das verstehen sie nicht.“ „Versuch es doch. Immerhin kenne ich euch schon euer ganzes Leben.“ „Nein, sie würden es nicht verstehen. Sie sind kein Zwilling. Kein verfluchter Zwilling“, sprach Ichiru leise weiter. Fragend sah Yagari ihn an. Aus dieser Antwort wurde er ebenfalls nicht schlau. „Ich bereue es nicht, dass habe ich nie und es war gut so. Zero und ich haben miteinander gesprochen, bevor... Es ist gut so, wie es geendet hat. ... Zumindest dachte ich, dass es endet.“ Auch darauf konnte der alte Meister der beiden nichts erwidern. Nicht so sehr, weil er keine passende Antwort oder Gegenfrage gehabt hätte, sondern vielmehr, weil er nicht erwartet hätte, dass Ichiru so ehrlich mit ihm war – dass er so erwachsen sein konnte. Sie waren wirklich alle beide erwachsen geworden. Jeder auf seine Weise und egal, wie weit sie auch voneinander entfernt waren, so waren sie doch immer untrennbar miteinander verbunden. Die beiden erreichten einen Park. Toga Yagari betrat ihn einfach und ließ sich auf eine Bank fallen. Dann zog er seinen Hut ins Gesicht und schien alles andere nicht mehr wahrnehmen zu wollen. Etwas irritiert sah Ichiru ihn an. Was sollte das denn jetzt?! „Setzt dich.“, sagte Yagari und holte seine Zigaretten hervor. „...“ Was würde wohl jetzt kommen?, fragte sich Ichiru und setzte sich an das andere Ende der Bank. Erst nachdem sich Yagari die Zigarette angezündet und einmal daran gezogen hatte, sprach er weiter. „Ich habe gestern deine Unterhaltung mit Kaname mitbekommen.“, sagte er in einen sachlichen Tonfall, dass man meinen konnte er spräche von einer Teeparty. „Warum hast du es ihr wirklich gesagt?“ „Wenn sie da waren, müssten sie es doch gehört haben oder nicht?“, antwortete Ichiru bloß, aber er wusste, dass diese Antwort dieses Mal nicht genügen würde. „Ja, dass habe ich gehört. Nur glaube ich dir nicht.“ „Ich war wütend. Sie hat immer nur davon erzählt wie sehr sie Kaname liebt und wie toll er ist. Dabei hat sie keine Ahnung! Sie hat immer noch keine Antwort auf Zeros Frage gefunden!“ Er war schon wieder aufgebracht. Schon allein bei dem Gedanken daran, wurde er wütend. „Und was ist schon so schlimm daran, wenn sie die Wahrheit kennt? Sie ist kein Kind mehr. Außerdem ist sie ein Reinblut, sie sollte die Wahrheit verkraften können!“ „Ich habe diesem Reinblut noch nie über dem Weg getraut. Aber was bringt dir das jetzt? Den alten Senat oder die Gesellschaft gibt es nicht mehr. Zero wird immer unter dieser Schuld stehen und vielleicht sogar doch irgendwann verurteil werden.“ „Und für Kaname wäre es ein leichtes das tun, nicht?“ „Wie meinst du das?“ „Zero, ist ihm ein Dorn im Auge. Kaname hat Angst, dass er Yuki doch irgendwie an ihn verliert. Da Kaname jetzt Vorsitzender des Senats ist, kann er den Fall leicht wieder aufnehmen und Zero verurteilen lassen. Die Strafe ist mehr als klar und so kann er ihn problemlos loswerden. Aber da Yuki es nun weiß, wird er es nicht mehr wagen. Er weiß, dass sie ihm das niemals verzeihen würde.“ Yagari sah ihn stutzig an. „Hast du dir das alles vorher schon ausgerechnet?“ „Nein, ich muss zugeben, dass ist mir erst danach eingefallen.“ Er musste bei dem Gedanken daran ein wenig lächeln. Zumindest hatte er Kaname somit schon vorher ein Schnippchen geschlagen. „Aber von Nachteil kann es für Zero nicht sein.“ „Das weiß du nicht. Kaname wird ihn jetzt noch weniger mögen, um es mal milde auszudrücken.“ „Vielleicht. Aber Zero ist das sicherlich egal und wie gesagt: Yuki wird nicht zu lassen, dass ihm was passiert und Kaname kann ihr nichts abschlagen.“ „Ich weiß nicht. Wenn du dich da mal nicht verrechnet hast.“ Ichiru zuckte mit den Schultern. „Ja, vielleicht. Aber das wird dann nicht mehr mein Problem sein.“ „Na klasse! Du lässt Zero ins offene Messer laufen, wenn zurück kommt!“, sagte Yagari verärgert. Er tat einen letzten Zug an seiner Zigarette und trat sie dann aus. „Er wird sich schon zu helfen wissen und wenn es wirklich so sein sollte, dann soll es seine gerechte Strafe sein. Wenn er mich schon in seinem Körper steckt, muss er mit den Konsequenzen leben.“ „Meinst du nicht, dass du es dir etwas zu leicht machst?“ „Mag sein.“, antwortete Ichiru schlicht und ging nicht weiter auf die Frage ein. Vor ihnen tollten zwei Kinder und lachten ausgelassen. Es waren zwei Jungen, vielleicht im Alter zwischen 10 und 12 Jahren, strohblond und mit grünen Augen – wahrscheinlich Geschwister. „Vielleicht hätten wir auch so sein können. In einer Welt ohne Vampire und Waffen.“, sinnierte Ichiru plötzlich. Er wusste selbst nicht, warum er das gesagt hatte. Vielleicht wurde er plötzlich doch noch sentimental?! Yagari sah ihn stumm an. Wieder überkamen ihn Schuldgefühle. Er hatte sich das selbst schon oft genug gefragt und auch ihre Eltern. Er konnte sich noch sehr gut erinnern, wie sie reagiert hatten, als sie erfuhren, dass sie Zwillinge erwarteten. Jeder wusste, dass sie verflucht sein würden. Aber sie hatten gehofft, dass es anders sein würde, als in den Generationen vor ihnen. Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllt hat. Stattdessen wurde es wurde noch viel schrecklicher. Doch das erzählte er ihm nicht. Ichiru wusste es wahrscheinlich bereits. Zudem war er kein Mann großer Worte und Gefühle konnte er ohnehin nie gut ausdrücken. Aber eines musste er trotzdem loswerden: „Sie haben euch alle beide geliebt. Das solltest du nicht vergessen.“ Beide schwiegen und nach ein paar Sekunden sagte Yagari in einem leichteren Tonfall: „Lass uns gehen. Ich will noch in ein Waffengeschäft und diese blöde Einkaufsliste müssen wir auch noch erledigen.“ Ichiru wollte aufstehen, doch ihm wurde kurz schwarz vor Augen und er musste sich wieder setzen. Die letzte Nacht war ihm nicht sehr bekommen und das Sonnenlicht tat sein übriges. Die altbekannten Kopfschmerzen kamen zurück. „Was ist? Kommst du?“, drehte sich Yagari um. „Ja, ja.“, sagte er leicht gereizt. Am liebsten würde er sich wieder in Bett legen, aber da würde er wohl auch keine Ruhe finden. Ichiru begann sich zu fragen, ob sein müder Dauerzustand und die Kopfschmerzen nicht doch etwas damit zu tun hatten, dass dies nicht sein Körper war. „Was wollen sie eigentlich in einem Waffengeschäft? Dort bekommen sie doch nicht die Waffen, die sie brauchen.“, fragte er Yagari als sie einen neuen Weg eingeschlagen hatten. „Vampire sind nicht die einzigen Monster, die es da draußen gibt.“, antwortete dieser schlicht. Ichiru folgte ihm schweigend und hing seinen eigenen Gedanken nach. Er kam sich so nutzlos und überflüssig vor. Was für eine Ironie, dachte er. Ist ja auch kein Wunder, wenn man tot ist. Da hat man ja auch keine Ziele mehr! Im Waffengeschäft brachten sie allein fast eine Stunde zu. Ichiru sah Yagari gelangweilt dabei zu, wie er eine Waffe nach der anderen probierte. Erst ließ er sich das Geschoss erklären, wog sie in seiner Hand und dann teste er mindestens die Hälfte gleich aus. Der Knall der Schüsse, waren dem Abklingen seiner Kopfschmerzen nicht sehr dienlich. Er sollte selbst einmal schießen, lehnte es aber ab. Dafür hatte er im Moment einfach nicht Nerven. Außerdem war ihm eine Waffe ohnehin zu grob. Danach waren sie Mittagessen und ließen sich entsprechend Zeit. Sie hatten es nicht eilig zurückzukommen. Allerdings sprachen sie nur wenig miteinander. Ichiru hatte das Gefühl, dass es nichts weiter zu sagen gab. Die Einkäufe dauerten allerdings ein Weilchen. Der Rektor hatte mal wieder Sonderwünsche, die nicht so leicht zu besorgen waren und für manche von ihnen, mussten sie sogar bis ans andere Ende der Stadt laufen. „Sag mal, geht es dir nicht gut?“, fragte Yagari Ichiru plötzlich, als sie gerade eines der Geschäfte verlassen hatten. „Warum?“, fragte Ichiru schwach und hielt sich die Hand vor die Augen, um sie so ein wenig vor der Sonne schützen zu können. Dass es heute auch noch so warm war und die Sonne knallte, gab ihm den Rest. Inzwischen fiel ihm jeder Schritt immer schwerer und er fühlte sich als hätte er etwas sehr viel anstrengenderes getan, als bloß in der Gegend rumzulaufen. „Um es mal simpel auszudrücken: Du siehst echt scheiße aus.“ „Vielen Dank auch! So fühle ich mich auch.“, konterte er matt. „Es fehlt nur noch eines, dann können wir zurück gehen. Ob du in der Schule aber mehr Ruhe hast, glaube ich weniger.“ „...“ Ichiru seufzte kurz. Vielleicht waren sie ja auch schon fertig... Er musste sich unbedingt hinlegen. Inzwischen war es ihm auch egal, wie viel Lärm in der Schule war. Was war nur heute los mit ihm? Natürlich waren die Bauarbeiter noch nicht fertig. Aber zumindest hatten sie die Bagger erst einmal beiseite gestellt und der restliche Bauschutt wurde mit Schubkarren weggeräumt. Am Schuleingang wurden sie gleich vom Rektor in Empfang genommen, der mit dem Architekten in ein Gespräch vertieft war und auf irgendetwas auf den Bauplänen zeigte. „Oh, ihr seit schon zurück!“, sagte Kurosu erfreut, als er sie sah. „Ja. Was sollte das?! Wolltest du uns an Ende der Welt schicken?! Manche von den Sachen bekommt man ja so gut wie gar nicht!“, beschwerte sich Yagari gleich und warf den Rektor die Einkauftüten zu. Dieser hatte Mühe sie zu fangen, geschweige denn sie alle tragen zu können. „Was ist mir dir Ichiru?“, wandte sich der Rektor an ihn, dem aufgefallen war, wie blass er inzwischen war. „Nichts. Wie lange geht das heute noch?“, antwortete er. „In zwei Stunden müssten sie fertig sein. Sie liegen gut in der Zeit.“ Ohne eine Antwort zu geben, ging Ichiru ins Gebäude. „Was hat er?“, fragte der Rektor Yagari und sah Ichiru besorgt hinterher. „Ich weiß nicht. Aber lassen wir ihn erst Mal. Scheint als ob die Auseinandersetzung von gestern Abend doch Spuren hinterlassen hat.“ „Was?“ „Ach nichts. Was passiert morgen?“, fragte Yagari, anstatt ihm eine Antwort zu geben und davon ließ sich der Rektor nur zu gern ablenken. Er erzählte, wie ein Wasserfall und nach wenigen Minuten gab es Toga Yagari auch schon wieder auf, ihm zuzuhören. Ichiru ging unterdessen den Flur entlang und trat dann in die Küche ein. „Na, schon wieder da?“, begrüßte Yuki ihn, die gerade das Geschirr vom Kaffee gespült hatte. „Siehst du doch.“, antwortete er knapp und füllte sich ein Glas mit Wasser. „Du siehst nicht gut aus. Stimmt etwas nicht?“, bemerkte Yuki. Genervt atmete Ichiru aus. Warum musste sie ihn das alle fragen, wenn es doch anscheinend so offensichtlich war. Ohne ihr zu antworten ging er in sein Zimmer und zog die Vorhänge zu. Die Dunkelheit besänftige sein überreiztes Gemüt sofort und er legte sich ins Bett. Yuki hatte ihm besorgt hinterher gesehen und war ihm nun in das Zimmer gefolgt. „Was willst du noch?“, fragte Ichiru müde. Er hatte nicht einmal die Kraft, seine Stimme genervt klingen zu lassen. Warum konnte sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Er öffnete nicht die Augen, aber er hörte wie sie das Zimmer betrat und vor seinem Bett stand. Yuki sah ihn unsicher an. Er sah wirklich nicht gut aus, aber wie konnte sie ihm helfen? Vorsichtig streckte sie den Arm aus und legte ihre Hand auf seinen Kopf. Ichiru zuckte zusammen und öffnete mühsam die Augen. Yuki ignorierte es und begann langsam ihm über das Haar zu streichen. Unter normalen Umständen hätte er sie sofort von sich gestoßen und sie angeblafft, was das sollte. So reichte seine Kraft gerade einmal dafür, die Augen noch einen Moment länger offen zu halten. „Was tust du?“, fragte er kraftlos. „Das habe ich bei Zero gemacht, nachdem er zu uns gekommen ist. Es hat ihn beruhigt und beim einschlafen geholfen. Ich habe gedacht, dass es dir vielleicht auch hilft.“, antwortete sie zaghaft. „Mmh.“, antwortete er gerade noch so und das Letzte was er wahrnahm war die sanfte Berührung ihrer Hand. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So... haben wir’s mal wieder geschafft und ein weiteres Kapitel fertig bekommen. ^^ *jubel* Ich weiß, dass dieses Mal wieder nicht sooo viel passiert... (Yagari wollte halt so viel erzählen und auch mal einen Part haben. Da dachte ich mir halt, lass ich ihn mal.^^) Aber ich verspreche, dass sich das im nächsten Kapitel wieder ändern wird. Ehrlich gesagt freue ich mich schon, wenn ich dass dann hochladen kann. Ich find’s nämlich toll. *__* Allerdings wird es wohl sehr viel kürzer werden, als die vorherigen Kapitel... aber damit müsst ihr dann halt leben. Zu diesem Kapitel gibt es eigentlich nur eines zu sagen: Es gibt eines Satz darin, der später noch mal von Bedeutung sein wird. Und nun könnt ihr alle schon fleißig drauflos raten. Über ein paar Vorschläge würde ich mich freuen. XD Vielen Dank an alle Kommischreiber. Ich freu mich jedes Mal, wenn ich eure Botschaften lesen. Das motiviert mich zum weiterschreiben. Bis dahin erst mal maidlin PS: Man bin ich froh, dass ihr die Rohfassungen von den einzelnen Chaps nicht zu lesen bekommt. Die sind einfach schrecklich! Gefallen mir manchmal nicht mal selber... Kapitel 11: Kurzschluss ----------------------- Dieses Mal gibt’s mein kleines Kommi zum Chap bereits am Anfang. n.n Ich glaube nämlich, dass das Ende einige überraschen wird und möchte es dann auch so stehen lassen. Jedenfalls, stand die letzte Szene von Anfang an fest (hab ich das schon mal erwähnt)? Der Gedanke daran und an die nachfolgenden Kapitel (sowie das Erste) ließen mich einfach nicht mehr los und so ist es dann auch zu der FF gekommen. XD Heute schmeiß ich mal ne Runde Spekulatius. XD Irgendwie bin ich in letzter Zeit ganz scharf auf die Dinger. XD *lecker* Bedient euch. glg maidlin ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kurzschluss „Ichiru...“ „Ichiru... wach auf.“, hörte er eine weiche Stimme in sein Bewusstsein dringen. „Ichiru, wach auf. Das Abendessen ist fertig.“ „Was?“, nuschelte er in etwas weiches. „Das Essen ist fertig.“ Erst jetzt erkannte er so langsam Yukis Stimme. „Kein Hunger.“ Warum hatte sie ihn überhaut geweckt? Kann sie ihn nicht einmal in Ruhe lassen? „Mag sein, aber du solltest trotzdem etwas essen, auch wenn es dir nicht gut geht. Gerade da ist es wichtig. Es muss ja auch nicht viel sein.“ „Mmh.“, brummte er mürrisch. Erst jetzt realisierte er, wie er eigentlich da lag. Seit wann schlief er auf dem Bauch und wieso hatte er ein Kissen auf dem Kopf? Was zum Teufel, war passiert?! Bei der kleinsten Bewegung, durchfuhr ihn ein Stechen im Rücken und er drehte sich nur sehr langsam um. „Verdammt.“, stieß er aus. Was hatte man mit ihm gemacht? Auch in seinem eigenen Körper hatte er sich niemals so gefühlt. „Alles in Ordnung?“, fragte Yuki ihn besorgt, die den Schmerz in seinem Gesicht gesehen hatte. „Geht schon.“ Jetzt richtete er sich langsam auf und saß auf der Bettkanten. Er rieb sich über das Gesicht und versuchte den Schlaf und die Schmerzen abzuschütteln – vergeblich. „Ist auch wirklich alles in Ordnung?“, fragte Yuki erneut. „Sicher...“, presse er hervor. Erst jetzt sah er sie an und bei ihrem Anblick regte sich Zeros Herz erneut. Das Gefühl war eine Mischung aus Freude, dass sie sich sorgen um ihn machte, aber auch Schuld, dass sie sich eben diese Sorgen machte. Entnervt stieß Ichiru die Luft aus und sah stattdessen aus dem Fenster. „Was ist? Wenn ich dich nerve, kann ich auch gehen!“, blaffte Yuki ihn an. Sie verstand diese Person ganz und gar nicht. Zero war ihr schon ein Rätsel, aber er war noch schlimmer. „Nein,... das ist es nicht.“ Erst jetzt fiel ihm auf, wie ruhig es eigentlich war. „Seit wann sind sie weg?“, fragte er etwas irritiert. „Seit anderthalb Stunden etwa.“, antwortete sie ihm. „Was? Wie lange habe ich denn geschlafen? Wie spät ist es?“, „Gegen halb acht. Ich wollte dich schon vor einer halben Stunde wecken, aber da habe ich dich überhaupt nicht wach bekommen. Geht... Geht es dir denn jetzt besser?“, fragte sie behutsam. Er sah gar nicht danach aus. Ichiru antwortete nicht gleich. „Ich weiß nicht. Es ist als würde ich alles wie durch einen Nebel wahrnehmen.“, sagte er und stand auf. „Dann komm etwas essen und danach solltest du dich wieder hinlegen. Vielleicht war das ja doch alles zu anstrengend.“ Ichiru wusste, dass sie dabei an dieses... ja, wie konnte man es eigentlich nennen? Ein Körpertausch war es ja nicht, da es nur einen Körper gab... Er ging einen Schritt und Yuki legte ihm die Hand auf den Rücken, um ihn zu stützen. „Lass das!“, sagte er etwas zu schroff. „Es geht schon.“ „'Tschuldigung.“, murmelte Yuki und ging ein paar Schritte hinter ihm. Ichiru fragte sich, was eigentlich mit ihm los war, dass er sich jetzt dermaßen erschöpft fühlte. Dabei hatte er doch ein paar Stunden geschlafen. Aber vielleicht war es gerade der unregelmäßige Schlaf, der ihm zu schaffen machte, überlegte er. Einmal ist er tagsüber munter und schläft nachts. Ein anderes Mal ist es wieder umgekehrt und manchmal wird er auch zwischen den Tageszeiten wache. Wenn er noch länger in Zeros Körper bleiben musste, musste er das irgendwie in den Griff bekommen. Denn eines hatte er inzwischen eingesehen: Wenn sein Schlaf jedes Mal dem eines Toten glich – hier war sie ja wieder die Ironie! – würde er so schnell nicht mehr mit Zero sprechen können, dachte er bitter. Sein eigener Geist würde sonst zu müde sein, um den Weg zu seinem Bruder zu finden. Das Abendessen verlief ereignislos. Etwas verwundert war Ichiru darüber, dass Kaname schon wieder nicht da war. Aber er fragte auch nicht danach. Er konnte sehr gut, auf die Gesellschaft des Reinblutes verzichten. Allerdings wurde seine unausgesprochene Frage trotzdem beantwortet, als sich Yuki und der Rektor darüber unterhielten, was Kaname im Senat alles zu tun hat. Ach, der Arme!, dachte Ichiru. Er hatte zutiefst Mitleid mit ihm! Als Ichiru die Küche verließ, konnte er es wieder fühlen. Am Anfang war es noch nicht ganz so intensiv, zumindest kam es ihm so vor. Aber in den letzten Tagen hatte er es immer deutlicher spüren können. Es rief immer noch nach ihm. Er hatte gehofft, es würde nachlassen, wenn er es ignorierte, stattdessen wurde es immer stärker. Er atmete scharf aus. Dann würde er eben jetzt diesen „Rufen“ nachgehen, so hatte er es wenigstens hinter sich. Nur zu gut, kannte er den Ort von dem es kam, aber er keinesfalls hatte er dahin zurückkehren wollen. Ichiru ging vorher kurz ins Wohnzimmer, um dich dort Kerze und Streichhölzer zu holen. Im hellen Schein der Flamme ging er die Treppen zum Haupteingang hinunter, verließ das Gebäude aber nicht, sondern ging eine weitere, steile Wendeltreppe hinab, die in einer dunklen Ecke des Ganges lag. Diese führten ihn in ein unterirdisches Verließ – jenes Verließ, welches er schon einmal aufgesucht hatte. Damals war es gekommen, um alles zu beenden. Er hob die Kerze ein wenig mehr an, um den Treppengang besser auszuleuchten. Bildete er sich das nur ein oder konnte er in den Steinen wirklich Kratzspuren sehen? Es sah aus, als hatte ein Untier seine Klauen in das Mauerwerk geschlagen und daran entlang gekratzt. Aber was könnte so tief in den Stein dringen? Einem unbekannten Impuls folgend, legte er die rechte Hand hinein. Ein Schaudern durchlief ihn, als er sich die Kraft vorstellte, die dahinter steckte. Vielleicht hätte er Zeros Körper doch einmal gegen Kaname testen sollen, dachte er. Dann stand er am Absatz der Treppe. Er schwenkte den Arm mit dem Kerzenhalter in der Hand ein wenig und erkannte die Zelle wieder. Seit jenem Tag, schien es niemand gewagte zu haben, dorthin zu gehen. Es hatte den Anschein, als wäre hier unten die Zeit stehen geblieben. Nur eines hatten sie fortgebracht: seinen Körper. Er stellte die Kerze zwischen den Rahmen der Zellentür und der Schein warf einen Lichtkreis, der nach außen hin immer schwächer wurde. Trotzdem konnte er schwarze Flecken an der Wand ausmachen. Sie waren in Wirklichkeit dunkelrot, das wusste er. Blut - das seines Bruders und sein eigenes. Ichiru setze sich auf die Treppe und starrte in die Flamme der Kerze. Von irgendwoher kam ein Luftzug und sie begann hin und her zu tanzen. Sein Blick verschwamm langsam, als er in seinen Gedanken dahintrieb und sich an diesen einem Moment erinnerte. Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er gar nicht wahrnahm, wie sich ihm jemand näherte. Erst als die Person, direkt neben ihm stand, schreckte er auf und sah sie an. „Was machst du hier?“, fragte sie flüsternd. „Du schon wieder.“, sagte Ichiru ebenso leise. Sie hatten beide das Gefühl, dass man an diesem Ort nicht laut sprechen durfte. Als könnten sie den Tod noch immer spüren, der hier eingegangen war. „Ich kann auch gehen, wenn dir das lieber ist.“, sprach sie wieder und sah ebenfalls in die Flamme der Kerze. Ihre Stimme war sanft, so als verstünde sie, was er hier machte. „Ist mir egal.“, antwortet er kurz angebunden, aber keineswegs schroff. Yuki setzte sich neben ihn und beide schwiegen eine Weile. Ichiru sah sie flüchtig an und fragte sich, was sie wohl gerade dachte. Dachte sie daran, wie sie seinen Körper gefunden hatten? Wie sie ihn begraben hatten? Wer hatte ihn eigentlich gefunden? Danach hatte er gar nicht gefragt. Aber er wollte es auch nicht wirklich wissen. Niemand sollte wissen was nach seinem Tod noch alles geschehen ist. „Warum verfolgst du mich?“, fragte er sie dann, ohne den Blick von der Kerze zu lösen. „Das tue ich nicht. Ich habe gesehen, wie du aus dem Wohnzimmer kamst und mich gefragt, was du vorhast. Ich dachte mir aber schon, dass du hierhin gehst.“ Noch immer unterhielten sie sich nur flüsternd. „Hast du inzwischen eine Antwort?“, fragte er in die eben entstandene Stille hinein. Yuki war etwas überrumpelt. Noch immer hatte sie keine Antwort darauf, was Zero eigentlich für sie war. Aber sie fühlte sich von Ichiru bedrängt. „Ich... Ich...“, begann sie stotternd. „Ich liebe Kaname! Er war immer gut zu mir! Er hat mir das Leben gerettet! Ohne ihn wäre ich nicht hier. Ich habe ihn schon immer bewundert. Ich habe ihn immer geliebt!... Ich hätte nie gedacht, dass er ebenso für mich empfindet. Ich würde alles für ihn tun! ... Manchmal macht er mir Angst und was er getan hat, war nicht richtig... Trotzdem liebe ich ihn! Mehr als ich überhaupt beschreiben kann. Ich will immer bei ihm sein! Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen! Ich... Ich weiß, dass er mein Bruder ist und dass so etwas nicht richtig ist, aber wir sind Vampire! ... Da ist es in Ordnung, denke ich. Ich liebe ihn!“ Ichiru hatte sie bei diesen Worten verständnislos angesehen. Nur schien sie seinem Blick scheinbar auszuweichen. Wie konnte sie nur so daher reden? Hatte sie überhaupt eine Ahnung, was sie da sagte? Wie kann sie so etwas noch von sich geben, wo sie doch wusste, wie Kaname wirklich war? Ihm wurde allein vom Zuhören schlecht! Erneut kehrte die Wut zurück und noch etwas anders konnte er spüren: tiefen Schmerz. Hatte dieses Mädchen überhaupt eine Ahnung, wie sehr sie Zero mit diesen dahergeredeten Worten wehtat? „Wen versuchst du eigentlich von deiner angeblichen Liebe zu überzeugen? Mich oder dich selbst?“, sagte er scheinbar anteilnahmslos, hatte aber in Wirklichkeit sehr große Probleme seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Yuki sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an. „Wie meinst du das?“, fragte sie dumpf. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich... ertappt. Sie wusste nicht wieso, aber es fühlte sich genauso an, als hätte man sie gerade beim Lügen erwischt. Eine Lüge, von der sie selbst glauben wollte, dass sie wahr war. „Außerdem war das keine Antwort auf meine Frage. Ich wollte wissen, was Zero für dich ist und nicht, wie sehr du Kaname liebst.“, sagte Ichiru nüchtern und wandte seinen Blick wieder auf die Kerze. Einen Augenblick lang war Yuki zu perplex um darauf antworten zu können. Sie war von seinen Worten einfach zu sehr getroffen. „Was fällt dir eigentlich ein?!“, sagte sie endlich und ihre Stimme wurde dabei lauter. „Du hast kein Recht so etwas zu sagen! Du kennst mich nicht! Und überhaupt! Warum soll ich diese Frage beantworten, wenn ich nicht einmal weiß, was ich für Zero bin!?“, schrie sie fast. Sie war aufgesprungen und hatte so schnell gesprochen, dass sie nach Luft schnappte und ihr Brustkorb sich schnell hob und senkte. “Was?!“, fragte Ichiru fassungslos. Hatte sie gerade wirklich danach gefragt, was sie für Zero ist? Musste man ihr das wirklich noch erklären?! Er hatte gedacht, dass ihr wenigsten das klar sei! „Du hast mich schon verstanden! Immer soll ich eine Antwort geben, dabei weiß ich nicht einmal, was ich für Zero bin! Zero hat mich nie anders als eine Schwester behandelt oder wie eine gute Freundin! Manchmal macht er sich auch lustig über mich und dann versucht er plötzlich mich zu kü-“ Yuki schlug sich die Hand vor den Mund und sah Ichiru entsetzt an. Wieso hatte sie das gesagt?! Sie wusste doch, dass es nur ein Missverständnis gewesen war, dass es Zero nicht gut ging, dass das gar nicht seine Absicht war. „Er hat was?! Yuki, was hat er getan?“ Er musste wissen, was sie hatte sagen wollen! Er erhobt sich blitzartig und packte sie am Arm. Wollte Zero tatsächlich... „Nichts... I-Ich ha-habe mich geirrt. E-Es w-war nichts.“, stammelte sie. Sie wich seinem Blick aus. Wie konnte sie auch etwas sagen, wenn die Person, um die es ging, direkt vor ihr stand? „Yuki!“, sagte Ichiru noch einmal mit Nachdruck und sein Griff um ihren Arm wurde unbeabsichtigt fester. „Ichiru, du tust mir weh! I-Ich weiß es nicht. Ich habe mir nur etwas eingebildet. Es... Ich... glaube...Ich dachte... er wollte mich k-küssen. Aber es st-stimmt nicht! Ich habe mich geirrt. Zero war irgendwie verstört! Es ging ihm nicht gut... Bitte vergiss was ich gesagt habe!“ Sie sah ihm noch immer nicht in die Augen, sondern auf den dunklen Boden. Sie hoffte, dass er sie loslassen würde. Sie hätte niemals damit anfangen dürfen! Und Ichiru ließ sie tatsächlich los. Entgeistert sah er sie an. Das konnte nicht sein! , schrie es in seinem Kopf. Zero sollte wirklich versucht haben, sie zu... Und warum zum Teufel hatte er es dann nicht getan?! Dann hätte er sich vielleicht so einiges ersparen können! Das konnte doch alles nicht wahr sein! „Ich glaube es ist besser wenn ich jetzt gehe. Bitte vergiss was ich gesagt habe. Es war ein Irrtum.“, hörte er Yuki unsicher sagen. Ihre Worte holten ihn in die Realität zurück. Wut und Verzweiflung mischten sich in ihm. Die Wut gehörte eindeutig ihm und die Verzweiflung... er konnte deutlich spüren, wie es aus der Mitte von Zeros Körper kam. Hinzu kam plötzlich die schiere Angst sie für immer zu verlieren, wenn er sie jetzt gehen lassen würde. Ichiru wusste nicht was er eigentlich tat oder warum er es tat. Es schien als würde plötzlich etwas in ihm aussetzen, als würde er sich selbst von einem ganz anderen Punkt des Raumes beobachten, als wäre er nur der Zuschauer in einem schlechten Theaterstück – einem Drama. Yuki rannte an ihm vorbei und stand bereits auf der zweiten Stufe, als er sie am Handgelenk packte und zu sich zog. Verwirrt und ängstlich zu gleich sah Yuki ihn an. „Lass mich los, Ichi-“ Doch dann legten sich seine Lippen plötzlich auf die ihren und verschlossen sie mit einem Kuss. ~~~~~~~~~~~~~~~ ... Und, hats gefallen? XD Kapitel 12: Erkenntnis ---------------------- Dieses Mal gibt es wirklich nicht viel zu sagen… Mmh… die enni hat sich Stollen bestellt oder wie es bei uns in Erfurt und Umgebung genannt wird: Schittchen. Also hab ich mal was besorgt. Eines mit Marzipan, eines mit Butter, mit Rosinen und ohne. Alles was das Herz begehrt und dazu noch eine heiße Schokolade. XD Und nun wünsche ich viel Spaß beim lesen und lasst es euch schmecken. glg maidlin ~~~~~~~~~~~~~~~ Erkenntnis Es war ein kurzer, verhaltener Kuss, aber er war keineswegs ungestüm. Sanft hatten sich seine Lippen auf ihre gelegt und berührten sie zärtlich. Yuki selbst war für einen Moment wie erstarrt und ihr Herzschlag hatte ausgesetzt. Nun, kaum eine Sekunde später, schien er doppelt so schnell in ihrer Brust zu hämmern. Doch warum konnte sie ihn nicht von sich stoßen? Dann löste er sich jäh von ihr. Beide sahen sich für einen flüchtigen Moment in die Augen, bevor Ichiru stolpernd einen Schritt rückwärst ging. „Wa-Wa-Was...“, begann Yuki zu stottern und die Röte schoss sofort in ihr Gesicht. Sie berührte ihre Lippen und sah ihn aus verständnislosen Augen an. Doch es dauerte nicht lange, ehe sie ihre Sprache gänzlich wieder gefunden hatte. „Warum hast du das getan?“, fragte sie mit monotoner Stimme. Ichiru hatte den Blick gesenkt und antwortete nicht. Etwas, was sie die Verständnislosigkeit vergessen ließ und der Wut platz machte. „Bist du jetzt total übergeschnappt!? Was bildest du dir eigentlich ein! Ich bereue es schon fast Kaname gestern unterbrochen zu haben! Hast du überhaupt eine Ahnung, was er mit dir macht, wenn er das erfährt!? Warum hast du das getan?!“, fuhr sie ihn laut an und tiefe Zornesfalten legten sich auf ihr Gesicht. Ichiru hörte ihre Worte kaum. Er war selbst zu erschüttert. Was hatte er sich nur dabei gedacht?!?! Wie konnte er das nur tun?!?!, schrie es in seinem Kopf. Was war eigentlich passiert?! Er selbst war wütend, weil Yuki immer noch so von Kaname geschwärmt hatte und Zero... er war verzweifelt und hatte Angst sie zu verlieren, erinnerte er sich. Und dann... dann hatte er sie plötzlich am Arm festgehalten und geküsst... Wieso?!?! Hatte er es getan oder Zero?, fragte er sich verzweifelt. In diesem kurzen Augenblick des Kusses hatte er zwei Dinge gleichzeitig empfunden: unendliches Glück und unbändige Wut. Doch was davon waren seine Gefühle gewesen und welche die seines Bruders? War überhaupt etwas von ihm an diesem Kuss beteiligt? Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, sah er plötzlich aus den Augenwinkeln, wie Yuki sich umdrehte und davon stürmen wollte. Erneut war er schneller. Er erwischte sie am Handgelenk und hielt sie fest. Yuki wurde zurückgerissen und sie wurde noch zorniger. Blitzartig drehte sie sich um und schlug mit der Handfläche geradewegs in sein Gesicht. Für Ichiru kam es so unerwartete, dass er sogar den Kopf ein wenig zur Seite drehen musste. Sein Blick war schockiert. „Wage es nicht noch einmal mich anzufassen!“, fauchte sie und wollte sich gerade von ihm losreisen. „Er liebt dich! Er hat dich die ganze Zeit geliebt!“, sagte er mit fester Stimme. Nun sah er ihr direkt ins Gesicht und in seinen Augen spiegelte sich Schmerz und Hoffnungslosigkeit – beides Gefühle, die nicht nur Zeros waren, sondern auch seine eigene. Er wusste, was er seinem Bruder damit antat, aber er wusste auch was Yuki Zero mit ihrem Verhalten antat und das konnte er noch weniger verzeihen. Yuki sah ihn bestürzt an. Nie hätte sie diese Worte erwartet. Sie musste nicht nachfragen, von wem Ichiru sprach. Doch als sie verstand und die Erkenntnis in ihr Bewusstsein sickerte, weitetet sich ihre Augen vor entsetzen und jegliche Farbe, die vor wenigen Sekunden noch in ihrem Gesicht geleuchtet hatte, verschwand plötzlich. Mit offenem Mund starrte sie ihn an, unfähig sich zu rühren oder zu sprechen. Es tat ihm leid, dass sie es so erfuhr, trotzdem konnte Ichiru nicht anders und empfand eine gewisse Genugtuung. Vielleicht spürt sie nun einmal selbst, wie es sich anfühlt ständig verletzt zu werden. Unbeeindruck von ihrem Gesicht, sprach er weiter. „Verstehst du jetzt endlich was du für ihn bist?! Verstehst du jetzt, warum er dir damals diese Frage gestellt hat?! Verstehst du jetzt warum er eine Antwort wollte und warum auch ich eine will?“ Seine Stimme war ruhig und leise und doch konnte man Verbitterung daraus hören. Dennoch war ihm, als würde seine Stimme jeden Moment ersterben, weil jedes Wort zu schwer zum aussprechen schien. Unerwartet hörte Ichiru Schritte auf der Treppe und in wenigen Augenblicken konnte er Yagaris Gesicht im schwachen Kerzenschein erkennen. Mit seinen wilden Haaren und der Augenklappe sah er noch bedrohlicher aus. „Ich habe gehört, dass hier unten jemand ist. Was macht ihr hier?“, fragte er die beiden, sah aber nur Ichiru misstrauisch an. Bei seiner rauen Stimme wurde Yuki aus ihrer Starre gerissen. Ohne ihm zu antworten oder gar anzusehen, drehte sie sich um und rannte an ihm vorbei, die Treppen hinauf. „Was ist denn mit der?“, fragte Yagari in einem fast schon gelangweilten Ton. Für Toga Yagari waren Frauen schon immer ein Buch mit sieben Siegeln und er war der Überzeugung, dass eine Frau anstrengender als ein Duzend Vampire sein konnte. Anscheinend war das bei diesem Reinblutfräulein noch schlimmer, immerhin war sie Vampir und Frau zu gleich, dachte er. „Nichts.“, antwortete Ichiru ihm. „Sie hatte nur gerade... eine... Erkenntnis.“ Mit diesen Worten nahm er den Kerzenhalter vom Boden und lief die Treppe hinauf, ohne Yagari eines Blickes zu würdigen. „Anscheinend ist sie nicht sonderlich glücklich darüber.“, sprach Yagari, als er Ichiru folgte. „Ja... Anscheinend nicht.“ Mit einem lauten Knall schlug Yuki die Tür hinter sich zu, der selbst am anderen Ende des Gebäudes noch zuhören sein musste. Sie lehnte sich gegen die Tür und versuchte ruhig zu atmen. Ein sinnloses Unterfangen. Ihr Atem war panisch und sie bekam kaum noch Luft. Doch je mehr sie versuchte ruhiger zu werden, desto mehr bereitete sich dieser Gedanke in ihrem Kopf aus: Er hat dich die ganz Zeit geliebt! Vor entsetzen schlug sie die Hand vor den Mund. Das konnte nicht sein! Sie muss sich verhört haben!, versuchte sie sich einzureden. Aber genauso, wie sie seine Lippen noch auf ihrem Mund spüren konnte, wusste sie dass es wahr war, dass er es wirklich gesagt hatte. Sein Gesicht, der Ausdruck der darauf lag,... er war in jenem Moment voll Schmerz und Verzweiflung und erinnerte Yuki so sehr Zero. Sie hatte diesen Ausdruck so oft bei ihm gesehen. War es wirklich Ichiru, der sie in diesem Moment angesehen hatte? Panik stieg in ihr auf. Was sollte sie jetzt tun? Immer noch wurde zuviel Adrenalin in ihre Adern gepumpt und ihr Atem wurde wieder schneller. Zu schnell. Sie japste förmlich nach Luft. Doch egal wie stark und wie viel sie ein- und ausatmete, es schien nie genug zu sein. Ihr wurde schwindelig und sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen. Trotzdem versuchte sie sich zusammenzureisen und weiter aufrecht zu stehen, doch ihre Beine zitterten zu sehr. Jeden Moment würden sie unter ihr wegknicken. Frische Luft! Das war alles was sie nun noch denken konnte. Mühsam stolperte sie zum Fenster. Immer wieder musste sie sich an den Möbeln festhalten, aus Angst jeden Moment zusammenzuklappen. Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, bis sie das Fenster erreicht hatte und noch einmal so lange, bis sie es endlich geöffnet hatte. Ihre Finger waren zittrig und schweißnass, so dass sie immer wieder vom Griff abrutschte. Als es ihr endlich gelang, riss sie das Fenster mit einem Ruck auf. Sofort traf ein kalter Luftzug ihr Gesicht und er fühlte sich auf ihrer heißen Haut, wie eine Eiswand an. Yuki klammerte sich mit aller Kraft an den Fensterrahmen und versuchte sich weiter auf den Beinen zu halten, doch vergeblich. Ihre Knie gaben nun endgültig nach. Sie rutschte nach unten und bemerkte nicht einmal, wie das Holz unter ihrem verkrampften Fingern brach. Eine Weile verharrte sie so: In der Hocke, den Fensterrahmen noch immer umklammert, als wäre es der rettende Hafen auf tosender See. Vielleicht war er in diesem Moment auch wirklich das Einzige, was sie noch im Hier und Jetzt hielt. Der Wind blies weiter in den Raum und die Kälte kroch langsam unter ihre Kleidung und kühlte ihren überhitzen Körper. Der Schweiß stand noch immer auf ihrer Stirn, aber sie konnte etwas besser atmen. In diesen Sekunden schien ihr Kopf wie leer zu sein. Es gab nichts woran sie dachte, nur dass sie den Fensterrahmen auf keinen Fall loslassen dürfte. Nachdem sie eine Weile so verharrte und ihr Atem sich wieder normalisiert hatte, fühlte sie sich sicher. Sie setzte sie sich auf den Boden, mit dem Rücken zur Wand. Als sie sich aber gesetzt hatte, begann es von neuem. Er liebt dich!, rief es in ihrem Kopf, wie ein nicht enden wollendes Echo. Er hat dich schon immer geliebt! „Nein, nein, nein.“, sagte Yuki verzweifelt „Das ist nicht wahr!“ Sie vergrub das Gesicht in den Handflächen und schüttelte den Kopf. Das konnte nicht wahr sein!, versuchte sie sich einzureden. Warum habe ich dann nichts bemerkt!?, schrie sie der Stimme zurück. Yuki atmete noch einmal tief aus und ein. Sie musste einen klaren Gedanken fassen und sachlich darüber nachdenken, dann würde sie sicher eine einfache Lösung finden. Zero konnte nicht in sie verliebt sein. Das war völlig unmöglich. Sie hatte nie auch nur das kleinste Anzeichen wahrnehmen können. Ichiru musste sich irren. Gab es denn wirklich keine Anzeichen?, fragte die fremde Stimme in ihrem Kopf, die doch irgendwie ihre eigene war. Nein, die gab es-, wollte sie sich selbst wiedersprechen, als es sie traf wie ein Blitzschlag. Schockiert ließ sie die Hände sinken und starrte erschüttert auf die Wand gegenüber. Tausend Bilder strömten auf einmal auf sie ein. Bilder von dem Tag, an dem er seinem Leben ein Ende machen wollte, an dem er gehen wollte und nur ihretwegen geblieben war. Sie erinnerte sich an den Tag, an dem er ihr die Waffe gab und sein Leben in ihre Hände gelegt hatte, an jenen Augenblick an dem er ihr sagte, dass er nur wegen ihr vier Jahre hatte weiter leben können. Sie erinnerte sich an jenen Tag, an dem er geschworen hatte, sie niemals zu einem Vampir werden zu lassen, sie zu beschützen und alles für sie zu tun, dass er nichts weiter wollte als ein Lächeln von ihr. Und sie erinnerte sich an jenen Moment, in dem er versucht hatte sie zu küssen. Es war wahr... All die Jahre hatte er sich für sie geopfert. Er hatte ihr so viel geben, immer und immer wieder und alles was er dafür verlang hatte war ein Lächeln – nichts weiter. Ein einfaches Lächeln und sie hatte... Eine Träne lief stumm ihre Wange hinunter. Er hat sie geliebt. Schon immer. Ein Schluchzen entrann ihrer Kehle. Sie war ja so dumm gewesen. So furchtbar dumm. Sie sah ihn mit einem sanften Lächeln auf den Lippen vor sich, ein seltener Moment. Immer hatte sie sich gewünscht, dass er auch lachen würde und jetzt verstand sie endlich warum er es nur so selten getan hat. Sie war schuld. Sie hatte seine Gefühle mit Füßen getreten, ihn benutzt und gequält. Wie oft hatte sie Zero erzählt, dass sie Kaname verehrte, dass sie ihn bewunderte, dass er ihr das Leben gerettet hat? Wie oft hatte sie ihm erzählt, dass sie Kaname liebte? Hundert Mal? Tausend Mal? Sie hatte ihm gesagt, dass sie für Kaname sogar zu einem Vampir werden wollte. Jenen Gedanken, den Zero am meisten hasste. Sie hatte ihm sogar ins Gesicht gesagt, dass sie ihn nur benutzt hatte! Dass sie ihn an sich binden wollte, um selbst nicht mehr so schwach zu sein! Wie sehr musste es ihn all das gepeinigt haben?! Und doch hatte er selbst sie zu Kaname geschickt - nur um sie glücklich zu machen, um das Geheimnis ihrer Vergangenheit zu erfahren. Wie viel Überwindung hatte es ihn gekostet? Wie viele Schmerzen bereitet? Eine andere Erinnerung tauchte in ihrem Geiste auf. Jener Moment indem sie Kaname zur Rede gestellt hatte. Jener Moment, in dem sie Kanames offizielle Freundin geworden war und Zero... Er war dabei. Er hatte alles mit ansehen müssen... weil sie ihn gebeten hatte, ihn zu begleiten... Zero hatte recht... ,dachte sie. Reinblüter sind Monster... und ich bin das schrecklichste von allen! Sie weinte. Träne um Träne rann ihre Wange hinunter, ohne dass sie jemals zu enden schienen. Sie fühlte sich, als würde es sie in Tausend Stücke zerreisen. Sie würde es sogar willkommenheißen, wenn dadurch dieser Schmerz aufhören würde. Wenn dies die gerechte Strafe für ihre Vergehen sein sollte, wollte sie sie gern annehmen. Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein? So blind? So selbstsüchtig? Wie konnte sie es all die Jahre nicht bemerkt haben? Warum hatte sie ihm keine Antwort gegeben, als er sie danach gefragt hatte? Aber... was hätte sie denn geantwortet?, fragte sie sich selbst. Wahrscheinlich nur die selben dummen Phrasen, die sie immer benutzt hatte, ohne richtig darüber nachzudenken. Und jetzt? Was würde sie jetzt antworten? Sie wusste es nicht. Und dieser Gedanken erschreckte sie so sehr, dass sie nur noch mehr weinte und das Schluchzen qualvoll wurde. Wie konnte sie nur so grausam gewesen sein? Ihr Schluchzen war so laut, dass selbst Kurosu, der gerade an ihrem Zimmer vorbei ging, es hörte. Natürlich ahnte er nichts von dem was geschehen war, aber selbst durch die Tür hindurch hörte es sich so an, als würde seine Tochter unendlichen Qualen leiden. Vorsichtig klopfte er an, aber er bekam keine Antwort. Doch einfach davon gehen konnte er auch nicht. Also betrat er ihr Zimmer nach kurzem Zögern und fand seine Tochter zusammengekrümmt vor dem Fenster vor. Sie sah aus, wie jemand der furchtbar leiden musste und jeden Moment an dem Schmerz zerbrechen könnte. Die Tür ließ er in Schloss fallen und rannte zu seiner Tochter. „Yuki! Was ist passiert!? Tut dir was weh? Ist alles in Ordnung?“, sagte er nervös und unsicher, nicht wissend, was ihr diese Schmerzen bereitete. Er versuchte ihre Arme von den Knien zu lösen, doch Yuki hatte sie so sehr verkrampft, dass es ihm schwer fiel, wollte er ihr nicht wehtun. Als es ihm aber gelang, nahm er sie in die Arme und strich ihr behutsam über den Kopf. „Sch...Es ist alles in Ordnung. Alles ist gut.“, sprach er immer wieder beruhigend auf sie ein, in der Hoffnung sie würden ihr etwas von dem Schmerz nehmen. Yuki selbst hatte sein Klopfen nicht gehört. Als sie aber wahrnahm, dass jemand das Zimmer betreten hatte und wer sie da gerade ansprach, wollte sie nichts lieber als dass er wieder ging. Sie wollte allein sein, mit ihrem Leid und ihrer Schuld. Sie hatte es nicht verdient, dass jemand sich um sie sorgte, wo sie einem anderen Menschen so viel Grausamkeit zugefügt hatte. Nicht sie sollte getröstet werden... Doch als der Rektor sie in die Arme geschlossen hatte, ihr sanft über das Haar strich und sie seinen vertrauen Duft einatmete, war sie froh, dass er da war. Sie war nicht mehr allein und auch wenn sie es nicht verdient hatte, so genoss sie dass er in diesem Moment bei ihr war. Zu gern wollte sie seine Worte glauben. Die Zeit verstrich, ohne dass der Rektor oder Yuki sich rührten und langsam wurden ihre Tränen weniger, ihr Schluchzen leiser. Dann löste sich Kurosu ein wenig von ihr und sah in ihr verweintes Gesicht. Es war voller roter Flecken und ihre Augen waren rot unterlaufen. „Geht es dir wieder etwas besser?“, fragte er sie zärtlich und schenkte ihre einen liebvollen Blick. Yuki sah ihn nur flüchtig in die Augen – sie konnte es nicht ertragen in sein gütiges Gesicht zu sehen – und nickte im Anschluss. „Yuki, was ist denn passiert? So habe ich dich noch nie weinen sehen. Man könnte meinen, dass jemand gestorben ist.“, versuchte er sie aufzuheitern. Doch als sie bei diesen Worten erneut kurz schluchzte, sagte er voller Sorge: „Es ist doch niemand gestorben, oder?“ „... Nein...“, brachte Yuki mühsam heraus. Sie lehnte sich wieder an die Schulter ihres Adoptivvaters und schloss die Augen. „Was ist dann passiert?“, fragte er erneut, aber ohne sie zu drängen. Yuki schwieg. Sie wusste nicht, ob sie ihm ehrlich antworten sollte oder ob sie es lieber für sich behalten sollte. Andererseits hatte sie das Gefühl, sie würde ersticken, wenn sie es für sich behielt. Sie musste mit jemandem darüber reden auch wenn es nicht leicht sein würde. „I-Ichiru...“, begann sie zaghaft. „... E-Er... Er... hat gesagt, dass... dass Ze- ... Zero... mich... in... m-mich... mich... liebt...“ Ihre Stimme war mit jedem Wort leiser geworden und beim Letzten erstarb sie ganz. Kaien Kurosu sah sie mitfühlend an. Jetzt wurde ihm einiges klarer. „Ichiru hat es dir also erzählt... Das habe ich befürchtet.“, sagte er resignierend und sprach eher zu sich selbst, als zu Yuki. Entgeistert sah diese ihn an. „Was meinen sie damit? Wussten sie es... etwa...“ Sie traute sich nicht die Frage zu ende zu stellen, so sehr graute ihr vor der Antwort. Er atmete einmal tief ein, ehe er ihr antwortete. „Ja, ich wusste es. Wir... wussten es. Zero... man hat es gesehen...“ Seine Stimme war sanft, ganz wie die eines Vaters, der seiner Tochter gerade etwas Schreckliches oder Unbegreifliches erklärte. „Wir?!“, fragte Yuki erschüttert. „Yagari und ich.“, gab der Rektor zu. „Zero hat es ihm sogar einmal... nicht direkt gesagt, aber es war klar, was er meinte...“, sprach er bedacht weiter. „Weiß es... weiß es... Onii-sama auch?“, fragte sie mit tonloser Stimme. In Gedanken flehte sie um eine Verneinung. „Ich denke schon.“ Erneut wich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht. Das konnte nicht sein... Doch der Rektor deutete es falsch. „Mach dir darüber keine Gedanken, Yuki. Kaname respektiert Zero und er würde ihm nie etwas tun. Schon allein deinetwegen nicht.“ Sie war vollkommen starr vor Entsetzen. Alles was sie tun konnte, war stumm zu nicken. Sie konnte ihm unmöglich erzählen, was ihr wirklich alles durch den Kopf ging. „Es tut mir leid, dass es so gekommen ist. Ichiru hätte es dir nicht sagen dürfen. Es muss sehr verwirrend für dich sein, nicht wahr?“, sagte er mit sanfter Stimme. Wieder nickte sie bloß. Plötzlich wollte sie wieder allein sein. Es gab so vieles worüber sie nachdenken musste. Aber vor allem musste, sie endlich eine Antwort finden. Eine Antwort darauf, was Zero eigentlich für sie war und was sie eigentlich wollte. „Danke.“, sagte sie deswegen. „Es geht mir schon besser. Ich war einfach nur... überrascht... erschrocken.“ „Das ist schon zu hören. Leg dich hin und ruh dich aus. Kaname wird bald zurück sein.“, sagte er und lächelte sie freundlich an. Er glaubte er würde ihr damit etwas Gutes tun, dabei war ihr bei seinen Worten, als würde sich ein eisiger Stachel in ihr Herz bohren. Auch wenn sie momentan keine Ahnung hatte, was sie tun sollte, wusste sie, dass sie niemanden mehr sehen wollte. Auch Kaname nicht – nein... Ihn schon gar nicht. Sie wusste nicht, ob sie seinen Anblick ertragen könnte. Der Rektor erhob sich und streckte sich etwas. Er reichte Yuki die Hand und zog sie nach oben. „Ruh dich aus und wenn du wieder einen klaren Kopf hast, kannst du auch wieder besser nachdenken. Dann wird sich die Antwort auf deine Fragen ganz leicht finden lassen. Du wirst sehen.“ Yuki lächelte ihn schwach an und nickte kurz. Dann verließ der Rektor das Zimmer und murmelte beim hin ausgehen: „Vielleicht ist es ganz gut, dass Zero nicht weiß, was hier vor sich geht.“ Eine Weile starrte Yuki zur Tür, ohne sich zu bewegen. Sie wusste, dass sie sich jetzt unmöglich hinlegen konnte. Aber jetzt da ihr Vater nicht mehr da war und sie ablenkte, strömte abermals alles auf sie ein. Ichirus Worte, der Kuss, die Tatsache, dass es alle gewusst hatten nur sie nicht. Selbst Kaname! Kaname... Zero hatte Kanames Blut getrunken... für sie... und sie... Kaname hatte es auch gewusst und hatte sie trotzdem vor Zeros Augen gefragt, ob sie seine Freundin würde! Wie konnte er das tun? Wie konnte er so... Für einen Moment kam ihr ein anderer Gedanke: Wie viele Dinge gab es eigentlich die zwischen Kaname und Zero vorgefallen waren, von denen sie nichts wusste? Wie viel wurde ihr bisher verschwiegen? Wieder begannen sich die Gedanken zu drehen und ihr wurde erneut schwindelig. Sie musste raus hier! Yuki hatte das Gefühl, dass sie es keine Sekunde länger in diesem Zimmer aushalten würde. Es war zu heiß und zu stickig! Sie ging zum Fenster und mit einer einzigen Bewegung sprang sie über den Fensterrahmen und landetet wenige Sekunden später leichtfüßig auf dem Asphalt. Einen kurzen Moment fesselte sie der Anblick der sich ihr bot. Es war wirklich alles weg. Nur noch ein paar riesige Löcher erinnerten an die einstmals stattlichen Gebäude der Cross Akademie. Doch sie hielt sich nicht lange an diesem Anblick auf. Sie rannte los. Es war ihr egal wohin sie rannte, hauptsache weg von ihm... Bevor sie sich versah, durchquert sie das schützende Dickicht des Pools. Sie kratzte sich ein wenig auf, aber innerhalb von Sekunden waren die kleinen Schnittwunden verheilt. Atemlos stand sie am Rande des Wassers. Hier hatte sie einmal versucht Zero aufzuhalten und dann... dann hatte Yagari... Jetzt verstand sie, warum er sich nie hatte verzeihen können, wenn der Vampir in ihm stärker gewesen war, als sein eigener Wille. Yuki wusste, dass er ihr nie hatte wehtun wollen, geschweige denn ihr Blut zu nehmen. Auf einmal wusste sie, dass jeder Biss den er ihr zufügt hatte, ihn unsäglich gepeinigt haben muss. Und immer wieder hatte sie ihn dazu aufgefordert... Yuki starrte auf die Wasseroberfläche. Sie lag ruhig da und das Wasser versprach ihr plötzlich Unschuld und Reinheit, als könnte sie sich damit von all ihren Sünden befreien. Ohne wirklich zu wissen was sie tat, sprang sie in das kalte Nass. Seit dem Sonnenuntergang hatte es sich stark abgekühlt und es fühlte sich an, als würden sie tausende von kleinen feinen Nadeln auf einmal stechen. Als sie nach oben tauchte, schnappte sie nach Luft, aber ihr Kopf war für ein paar wenige Sekunden frei und sie fühlte sich leichter. Sie schwamm zum Rand und kletterte aus dem Wasser. Yuki setzte sie sich an den Rand des Pools, schlang erneut die Arme um den Bauch und abermals liefen die Tränen scheinbar unaufhaltsam ihre Wange hinunter. Sie war durchnässt und begann zu frieren, doch das war ihr egal. Es war sowieso zu spät. Es war alles zu spät. Widerwillig öffnete sie die Augen, als sie spürte dass ihr Körper den Boden verließ. Noch halb blind von den Tränen, konnte sie sich nur langsam orientieren. Bei der Erinnerung an das Geschehene, zog sich augenblicklich ihr Herz zusammen. Sie spürten, dass sie jemand in seinen Armen trug. Wer war es und wohin brachte man sie? Sie drehte schwach ihren Kopf und blickte in Kanames starres Gesicht. Wann war er zurückgekommen? Wie spät war es? Wieso hatte sie ihn nicht gefühlt? „Onii-sama...“, flüsterte Yuki schwach. Er sah sie kurz an und Yuki wusste nicht wie sie seinen Blick deuten sollte. Er schien sehr besorgt, aber auch wütend zu sein. „Ich bringe dich in dein Zimmer zurück. Du hast wahrscheinlich Stunden da gelegen.“, sagte er sachlich, aber Yuki konnte den Zorn daraus hören. Bis sie in ihrem Zimmer waren, sprachen sie nicht mehr. Yuki wusste auch gar nicht, was sie sagen sollte. Er war genauso schuldig wie sie, dachte sie. Kaname setzte sie auf ihr Bett und strich ihr vorsichtig eine halbnasse Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du musst dich duschen und umziehen.“, sagte er fürsorglich. „Wie lange warst du bereits dort und warum sind deine Sachen nass?“, fragte er weiter. „...“ Yuki hatte den Blick gesenkt. Sie konnte ihm jetzt nicht in die Augen sehen oder irgendetwas erklären. Stattdessen nickte sie stumm. Eine Antwort mit der Kaname Kuran sich nicht zufrieden geben wollte und die seine Laune nicht besserte. Für ihn konnte es nur eine Erklärung und nur einen Schuldigen geben. „Hat Ichiru dir irgendetwas angetan?“, fragte er sie scharf, nachdem sie noch immer nicht geantwortet hatte. Yukis Kopf richtete sich ruckartig auf und sie sah ihn aus ängstlichen Augen direkt an. Ihre Lippen bebten, ebenso wie ihr Körper. Erst seitdem sie in dem warmen Zimmer waren, hatte sie bemerkt, wie kalt ihr eigentlich war und die Kälte war immer schneller in ihre Glieder gekrochen. „Nein...“, hauchte sie. „Er... Ichiru hat... damit nichts zu tun. Es ist... es ist alles meine Schuld. ... Ich bin an allem Schuld.“, sagte sie schwach und ihr Blick wurde traurig, hoffnungslos. „Was ist dann passiert?“, fragte Kaname und versuchte geduldig zu sein Yuki schüttelte den Kopf und biss sich auf die Lippen. „Es ist schon... schon gut... Bitte lass mich jetzt allein. Ich muss... “ Sie atmete schwer aus. Was musste sie? „Wie du willst.“, sagte er bitter. Für ihn gab es nichts schlimmeres, als das Yuki ein Geheimnis vor ihm hatte. Er wollte sich gerade abwenden, als Yuki ihm plötzlich am Mantelärmel festhielt und ihn gerade zu flehendlich ansah. „Bitte, lass Ichiru in Ruhe, Onii-sama.“, flüsterte sie. „Er hat wirklich nichts... getan. Lass ihn. Bitte!“, sagte sie mit Nachdruck. Bei ihrem wehleidigen Anblick konnte er nicht anders, als nicken, auch wenn er lieber alles andere getan hätte. Dieser Kiryuu musste verschwinden! Je eher desto besser. „Wenn du es möchtest.“, antwortete er und küsste sie sanft auf die Stirn. Danach ließ er sie allein. Nur langsam zog Yuki ihre Sachen aus. Sie sah zum Fenster aus dem sie gesprungen war. Es war bereits wieder verschlossen. Für einen kurzen Moment wunderte sie sich sogar darüber. Im Osten konnte sie sehen, wie der Himmel immer heller wurde. Bald würde die Sonne erneut aufgehen und scheinen, als wäre alles so wie es gestern war. Dabei war doch nichts mehr so wie gestern, dachte sie verbittert. Yuki tat nicht, worum Kaname sie gebeten hatte, stattdessen nahm sie sich nur ein Nachthemd, zog es schwerfällig an und legte sich gleich ins Bett. Sie machte sich gar keine Gedanken darum, dass ihre Haut und Haare noch nass waren und welchen Folgen dass vielleicht haben konnte. Alles was sie jetzt noch wollte, war schlafen. Nur eine Sekunde später nahm sie die Dunkelheit des traumlosen Schlafes bereits in Empfang. Kaname indessen hatte es schwer sich an sein Versprechen zu halten. Zu gern wäre er zu Ichiru gegangen und hätte ihn zur Rede gestellt. Doch er wusste, dass das Yuki nur aufregen würde und so wie er sie vorgefunden hatte – verweint, blass und verstört – brauchte sie jetzt dringend Ruhe. Also wartete er darauf, dass der Rektor aufwachen würde. Er war sich sicher, dass dieser wusste, was in seiner Abwesenheit geschehen war. Da die Bauarbeiten an der Akademie an diesem Tag weitergehen würden, konnte es sich der Rektor auch nicht erlauben auszuschlafen. Pünktlich um sechs stand er deswegen im Morgenmantel in der Küche und gähnte herzhaft, bevor er Kaname überhaupt bemerkte. „Oh, Kaname, du bist schon zurück? Wann bist du denn angekommen?“, fragte er und setze erst einmal Teewasser auf. „Vor einer Stunde.“, sagte er. Nach einer kleinen Pause sprach er weiter: „Ich habe Yuki schlafend am Pool gefunden. Sie war vollkommen durchnässt und ihr Gesicht ganz blass.“ „Was?! Aber wieso? Gestern Abend war sie noch in ihrem Zimmer! Wie geht es ihr?!“, rief der Rektor schockiert. Er hätte sie nicht allein lassen sollen!, machte er sich Vorwürfe. Er hatte doch gewusst, dass es ihr nach dieser Nachricht schlecht ging. Wer weiß was noch alles hätte passieren können. Doch gestern hatte er wirklich geglaubt, dass es ihr wieder besser ging. Sollte er sich so geirrt haben? „Das würde ich auch gern wissen.“, antwortete Kaname. „Ich habe sie in ihr Zimmer gebracht und sie gefragt, was passiert ist, aber sie wollte mir nicht antworten.“ Kaname beobachtete Kurosu genau und bei seinen letzten Worten hatte er erkannte, dass der Rektor wirklich etwas zu wissen schien. „Sie wissen, was passiert ist.“, stellte Kaname eher fest, als dass er danach frage. „Ja. Sie hat es mir erzählt.“ „Und?“, fragte Kaname ungeduldiger. Der Rektor schüttelte besorgt und traurig zu gleich den Kopf. „Es tut mir leid Kaname, aber wenn sie es dir nicht selbst gesagt hat, kann ich es dir auch nicht erzählen. Ich denke nicht, dass ich das Recht dazu habe. Es ist ihre Entscheidung. ... Aber ich kann dich beruhigen. Es ist nichts lebensgefährliches oder so etwas in der Art.“, antwortete er, wich dabei aber Kanames Blick aus. „Es hat etwas mit Kiryuu zu tun, nicht?“ „In gewisser Weise schon, ja.“ Kurosu nahm gerade eine Teekanne aus dem Schrank, als diese plötzlich in seiner Hand zerbrach. „Er hätte schon längst verschwinden sollen!“, sagte Kaname und seine Worten klangen wie ein zischen. „Was habt ihr nur alle gegen mein Geschirr?“, fragte der Rektor verständnislos und zog eine Schnute, als er die Reste auflas. Dann sprach er aber: „Mach dir keine Sorgen. Es kommt alles so wie es kommen soll und vielleicht hat Ichiurs Dasein noch einen anderen Grund. Ich kenne ihn nicht sehr gut, aber ich kann dir versichern, dass er nichts tun würde, was einem anderen schadet. Er ist trotz allem noch ein Kind... auch wenn er nie eines sein durfte.“ Kaname konnte nicht glauben, wie der Rektor in allem noch etwas Gutes sehen konnte. Hatte Ichiru nicht schon oft genug bewiesen, dass man ihm nicht vertrauen konnte, dass er nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht war? Doch ehe Kaname etwas erwidern konnte, betrat Yagari den Raum. „Guten Morgen. Der Tee ist gleich fertig.“, sagte Kursosu höfflich und nahm eine neue Kanne aus dem Schrank. „Mmh.“, brummte Toga Yagari und setzte sich an den Tisch. „Weißt du, ob Ichiru mit uns frühstücken wird?“, fragte der Rektor ihn, der gerade ein paar Teller aus dem Schrank nahm. Er wunderte sich inzwischen nicht mehr darüber, dass Ichiru so seltsame Schlafenszeiten hatte. Auch diesem Mal ignorierte er Kanames mörderischen Blick. „Weiß ich nicht. Ich glaube aber nicht. Er sah gestern ziemlich mitgenommen aus. Er schläft wahrscheinlich noch. Ich frage mich, was da eigentlich passiert ist?“, antwortete Yagari ihm. „Ach, vielleicht hatten die beiden nur mal wieder einen Streit.“, antwortete der Rektor gelassen, erneut Kanames Blick ignorierend. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wie immer hoffe ich, dass dieses Chap euch zu sagt und ihr Freude damit habt. :) Will euch doch glücklich machen. Kapitel 13: Unmögliche Bitte ---------------------------- Dieses Mal habe ich selbstgebackenen Schmand-Zimt-Kuchen für euch. Ganz lecker!! Bedient euch. Viel Spaß beim Lesen!! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Unmögliche Bitte Er fühlte sich seltsam – und das war noch reichlich untertrieben. Dennoch wusste er nicht einmal, was er genau fühlte. Ohne ein weiteres Wort ging Ichiru in sein Zimmer und tat so, als hätte er den fragenden Blick von Yagari nicht gesehen. Bei ihm wollte er sich auf keinen Fall rechtfertigen. Was war da unten geschehen?!, rief es ihn seinem Kopf. Er konnte sie unmöglich geküsst haben! Niemals! Das würde er niemals tun! Nicht sie! Und doch war es geschehen. Er konnte sich ganz genau erinnern, wie sich ihre Lippen angefühlt hatten, warm und weich. Trotzdem erschien es ihm so unwirklich... Aber auch diese Gefühle die er hinterher empfunden hatte, waren noch immer eindeutig da. Wie ein gefangenes Tier, lief Ichiru nervös im Zimmer auf und ab. Wieso hatte er das getan? Wieso nur!? Immer wieder stellte er sich diese Frage, doch immer wieder konnte er keine Antwort geben. Oder war es gar nicht er gewesen, der so gehandelt hatte? Er erinnerte sich genau, dass er sich in jenem Moment so vorkam, als wäre er nur ein Zuschauer. War vielleicht Zero derjenige gewesen, der sie geküsst hatte? War Zeros Bewusstsein für einen Moment vollständig wieder zurückgekehrt und hatte es getan, aus Angst sie zu verlieren? Aber das erschien Ichiru genauso ausgeschlossen – auch wenn er jetzt wusste, dass Zero es schon einmal fast getan hätte. Aber eben nur fast. Zero wäre dazu niemals in der Lage. Ganz egal, wie verzweifelt er gewesen war oder wie sehr er es sich gewünscht hatte. Nicht sein Bruder, dessen war er sich sicher. Und dennoch war es geschehen! Er war verwirrt und die Gedanken schwirrten in seinem Kopf. Ichiru nahm sich frische Kleidung und ging erst einmal ins Badzimmer. Er hoffte unter der Dusche eine Antwort zu finden, doch auch dort hatte er immer wieder nur die gleichen Gedanken und schien sich von der Lösung nur noch weiter zu entfernen. Er stellte sich vor den Spiegel und sah in Zeros Gesicht. Wie sehr er diesen Anblick inzwischen hasste! Zu wissen, dass es nicht seine eigenen Augen waren, die ihm entgegenstarrten, auch wenn sie noch so ähnlich waren, konnte er langsam nicht mehr ertragen. Er begann diesen Köper zu verabscheuen! Hastig zog er die frische Kleidung an, verließ das Bad und kehrte in sein Zimmer zurück. War es vielleicht möglich, dass sie beide gleichzeitig gehandelt hatten?, fragte er sich schließlich. Seine Wut und der Drang ihr endlich klar zu machen, was Zero für sie empfindet, verbunden mit Zeros Angst, Verzweiflung, Sehnsucht und Zuneigung für Yuki? Waren sie beiden zur selben Zeit, im gleichen Körper? War das möglich? Tss... was für eine Frage! Inzwischen glaubte er, dass alles möglich war. Er selbst hatte Zeros Bewusstsein erst wieder vollkommen erweckt, damit er mit erlebte, was vor sich ging und nicht einfach verschwand. Er hatte es ja so gewollt, dachte Ichiru bitter. Aber musste es gleich ein Kuss sein?! Und doch schloss er diese Möglichkeit gleichzeitig aus. Vielleicht waren ihre beider Gefühle sehr intensiv aber er glaubte irgendwie nicht daran, dass sie beide gleichzeitig gehandelt hatten. Wenn, dann hätte Zero es niemals zu diesem Kuss kommen lassen. Aber dieser Kuss war auch nicht seine Absicht gewesen, dachte Ichiru. Schon gar nicht bei ihr. Genauso wenig, wie er gewollte hatte, dass sie so von Zeros Gefühlen erfährt. Natürlich hatte er es ihr schon lange sagen wollen, aber nicht so! Und doch konnte er den Gedanken nicht abschütteln, dass sie genau das verdient hatte. Anders hätte sie es wahrscheinlich niemals verstanden und vielleicht würde sie jetzt endlich ernsthaft über eine Antwort nachdenken. Erneut lief er unruhig im Zimmer auf und ab. Ihm war als würde ihm das Herz irgendwo im Hals schlagen und das Blut mit doppelter Geschwindigkeit durch die Venen pumpen. So eine Unruhe hatte er noch nie gekannt. Er musste unbedingt mit Zero reden. Jetzt! Doch wie sollte er das anstellen? Dazu müsste er erst einmal einschlafen und er bezweifelte, dass ihm das so schnell gelingen würde. Trotzdem legte er sich auf das Bett, schloss die Augen und versuchte an nichts zu denken, sondern auf den Schlaf zu warten. Vergebens. Er konnte die Augen nicht einmal für ein paar Sekunden geschlossen halten und allein schon das liegen an sich, war eine Überwindung für ihn. Minutenlang starrte er an die Decke und wartete drauf, dass der Herzschlag sich endlich normalisierte. Aber er realisierte, dass auch das nicht so schnell geschehen würde. Er setzt sich auf und lief wieder im Zimmer auf und ab. Plötzlich blieb er stehen. Was hatte er eigentlich bei dem Kuss empfunden? Er musste zugeben, dass ihre Lippen angenehm waren – mehr als er erwartete hatte – aber was hatte er dabei gefühlt? Alles woran er sich erinnern konnte, schien ihm so weit weg und verschwommen. War er aufgeregt oder unsicher gewesen? War er glücklich oder angewidert? Wollte er mehr oder nicht? Die erste Frage konnte er nicht beantworten, da er ja selbst nicht genau wusste, was passiert genau passiert war. Er hatte nur das Gefühl gehabt, dass sie nicht gehen dürfte. Weiter hatte er ... oder Zero... wahrscheinlich gar nicht nachgedacht. Es war einfach passiert. Die zweite Frage konnte er ebenfalls nicht beantworten. Er wusste, dass er Glück empfunden hatte. Er war sich aber ziemlich sicher, dass es Zeros Gefühl war, genauso wie die Wut. Aber wie konnte sein Bruder gleichzeitig glücklich und wütend sein? Ichiru schüttelte verwirrt den Kopf. Das war jetzt unwichtig und auch nebensächlich. Er würde es wahrscheinlich sowieso nicht verstehen, wenn er Zero nicht selbst danach fragen würde. Aber was hatte er selbst empfunden? Er horchte einen Moment in sich hinein. Er versuchte sich zu erinnern, an den Moment des Kusses und den Moment danach, doch da war nichts. Kein Glück und kein Ekel, nichts worüber er sich Sorgen machen müsste. Vielleicht hatte er in dem Augenblick wirklich nichts empfunden, vielleicht war sein Geist selbst zu überrascht von der Situation gewesen. Und hinterher? Hinterher war er erschrocken und schockiert gewesen - ob über sich selbst oder seinen Bruder wusste er nicht, aber sonst war da ebenfalls nichts. Insgesamt betrachtet, war dieser Kuss nicht das Schönste was er je erlebt hatte, aber bei weitem auch nicht das Schrecklichste. Es war nur ein Kuss, ohne jegliche Bedeutung, dachte Ichiru nüchtern. Mehr konnte er nicht dazu sagen. Er konnte darin kein Gefühl von Zuneigung erkennen und schon gar nicht die Art, wie sie Zero Yuki entgegenbrachte. Irgendwie beruhigte ihn diese Erkenntnis. Erleichtert atmete er aus. Mit ihm war noch alles in Ordnung – wie tröstlich, dachte er. Als ob das eine Rolle spielte! Das Gefühl der Unruhe war noch immer da. Er hatte zwar seine Gedanken halbwegs in Ordnung gebracht, aber das Gefühl der Aufregung und Ruhelosigkeit hatte er dadurch nicht bändigen können. Und er hatte keine Ahnung, welcher Anteil daran von ihm selbst kam und welcher von Zero. Aber ihm fiel eine Veränderung auf: Das Glücksgefühl war jetzt abgeschwächt und die Wut dominierte. Ein Klopfen an der Tür riss Ichiru aus seinen Gedanken. Er öffnete sie und sah in das Gesicht des Rektors. „Sie...“, sagte er und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Er öffnete die Tür noch einen Spalt weiter, so das der Rektor eintreten konnte. Dieser schloss sie leise hinter sich. „Das hättest du nicht tun sollen.“, sagte Kaien Kurosu mit leiser Stimme, der in der Mitte des Raumes stehen blieb. Ichiru sah ihn verwundert an. Er wusste es also schon. „Ich weiß!“, stieß Ichiru aus und klang dabei bitterer, als es sollte. Er fuhr sich durch die Haare und hoffte dadurch etwas klarer zu werden. Wieder begann er im Zimmer auf und ab zu laufen. Das Ganze ist einfach schrecklich schief gelaufen. „Warum hast du es dann getan?“, fragte der Rektor ruhig weiter. „Ich weiß es doch auch nicht! Yuki hatte wieder angefangen von Kaname zu schwärmen und ich... ich konnte es nicht mehr ertragen. Er konnte es nicht mehr ertragen!“, sagte Ichiru. Jetzt wo er darüber sprach, fühlte er sich noch aufgewühlter. Wie konnte er jemanden erzählen, was geschehen war, wenn er es selbst nicht verstand? Verwirrt sah der Rektor ihn an. „Ich verstehe nicht ganz, Ichiru.“ „Ach, was weiß ich!“, fuhr er seinen Gegenüber an. „Es war als hätten sich unsere Gefühle gemischt! Ich war einfach nur wütend, dass sie Kaname immer noch lieb und ihm vertraut, obwohl sie doch nun weiß, wie er wirklich ist und Zero... Er war verzweifelt. Er hatte Angst sie für immer zu verlieren. ... Ich weiß es ja! Es hätte nicht so sein dürfen... Ich hätte es nicht sagen dürfen. Nicht so.“ Seine Stimme wurde zum Ende hin, immer leiser und schwächer, wie bei jemandem der sich eine schwere Schuld eingestand. Ichiru ließ sich auf das Bett fallen und legte den Kopf in die Hände. Auch wenn Zero vielleicht der Hauptauslöser gewesen war, so hatte er noch immer die eigentliche Kontrolle über diesen Körper. Er hätte es nicht sagen dürfen, auch wenn er es noch so sehr gewollte hatte. Es ging ihn nichts an und das hier war nicht sein Leben. Er hätte sich nie einmischen sollen. Er hätte darauf warten sollen, bis er Zero das nächste Mal gesehen hätte und ihn dann gebeten ihn wieder gehen zu lassen. Stattdessen hatte er alles nur noch komplizierter gemacht. „Ich verstehe nicht ganz, was du damit meinst,...“, begann der Rektor nach einer Pause und aus seiner Stimme sprach eine deutliche Autorität, „... aber hast du eine Ahnung, was du Zero damit angetan hast?“ Ichiru konnte den Vorwurf, der daraus klang, deutlich hören. „Ich weiß.“, flüsterte Ichiru. „Er wird Yuki nie wieder unter die Augen treten wollen!“ „Ich weiß.“ „Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was Kaname mit dir macht, wenn er davon erfährt? Meine Tochter sitzt in ihrem Zimmer und weint sich gerade die Augen aus! Hast du eine Vorstellungen, was du ihr damit angetan hast?“, fragte Kurosu ihn scharf. „Ich weiß.“, wisperte Ichiru kaum hörbar. „Es tut mir leid.“ Kaname! An ihn hatte er noch gar nicht gedacht. Wahrscheinlich konnte er von Glück reden, dass dieser Vampir momentan nicht da war, dachte er bissig. Ein eifersüchtiges Reinblut, hätte ihm gerade noch gefehlt. Er hatte momentan genügend andere Probleme, als sich auch noch mit ihm auseinander zusetzen. „Du solltest dich nicht bei mir entschuldigen.“, sagte Kuruso. Dann sprach er mit sanfterer Stimme weiter: „Ich versuche dich zu verstehen, aber trotzdem sollest du versuchen es wieder in Ordnung zu bringen. Irgendwie und so gut es dir möglich ist.“ „Natürlich.“, sagte er resignierend. Er sah nicht auf, aber er hörte wie der Rektor das Zimmer wieder verließ. Vielleicht konnte er noch einmal mit Yuki reden – wenn sie ihm denn zuhören würde, überlegte er. Ihr die Sache erklären. Obwohl ihm nicht ganz klar war, was es noch zu erklären gab. Die Sache war doch wohl auch für Yuki eindeutig und seine Worte ebenso. Aber vielleicht könnte er ihr wenigstens erklären, wie es dazu kam – so gut er es zumindest konnte und selbst verstand. Er verließ sein Zimmer und ging durch den dunklen Flur zu dem ihren. Er klopfte an, doch bekam keine Antwort. Er dachte, dass sie vielleicht noch weinte und versuchte etwas zu hören, doch kein Laut drang aus dem Zimmer. Ichiru klopfte noch einmal und als er nach ein paar Sekunden wieder keine Antwort bekam, trat er leise ein. „Yuki?“, fragte er vorsichtig, als er die Tür ein wenig geöffnet hatte. Doch wieder keine Antwort. Er trat ein und fand das Zimmer leer vor. Kälte empfing ihn und er sah das offene Fenster. Er ahnte, dass Yuki wohl dadurch das Zimmer verlassen hatte. Ob es etwas bringen würde, wenn er nach ihr sucht? Er bezweifelte es. Aus Angewohnheit wollte er das Fenster schließen. Sein Blick blieb am Fensterrahmen hängen und er sah das gesplitterte Holz. Er atmete schwer ein und schloss das Fenster schließlich. Dann kehrte er in sein Zimmer zurück. Wieder ließ er sich auf das Bett fallen und hoffte, dass es ihm dieses Mal gelang einzuschlafen. Natürlich gelang es ihm nicht. Wieder stand er auf. Er musste etwas tun. Aber was? Er ging zum Fenster. In der ersten Nacht, in der er erwacht war, hatte er nur Trümmer gesehen und nun erstreckte sich gähnende Leere vor ihm. Auch er konnte die riesigen Locher im Boden sehen und von oben betrachtet, sahen sie aus wie Schlunde, die alles verschlingen würden, was einmal hineinfällt. Immerhin waren jetzt dieses seltsame Herzklopfen und die Unruhe verschwunden, bemerkte er etwas erleichtert. Die Wut konnte er aber nun gänzlich zu spüren und auch die Schuldgefühle waren immer noch da. Noch immer wünschte er, er hätte anders gehandelt, dann... Moment mal!, durchfuhr es ihn. Warum hatte er eigentlich Schuldgefühle? War es denn wirklich allein seine Schuld? Nein, war es nicht!, beantwortete er sich die Frage selbst. Auch wenn er die Kontrolle über den Körper hatte, so war er sich inzwischen sicher, dass Zero ebenfalls an dem Kuss beteiligt gewesen war. Vielleicht hatten ihre Gefühle – so unterschiedlich sie auch für Yuki sein mochten – etwas damit zu tun. Vielleicht war ich es ja wirklich gewesen, der Yuki geküsst hatte, überlegte Ichiru, aber das es so geendet hatte, haben wir beide zu verantworten. Wenn Zeros Gefühle ihn in diesem Moment nicht so beeinfluss hätten, wenn sie ihn nicht so verwirrt hätten, dann hätte er gewiss nicht so gehandelt. Dann wäre es niemals zu diesem Kuss gekommen. Denn dann hätte er sich nur auf seine eigenen Gedanken und Emotionen konzentrieren können, hätte sie leichter unterscheiden können und hätte dann etwas anders getan, als DAS! Je mehr er darüber nachdachte, desto logischer erschien ihm diese Variante. Aber auch wenn nicht... Es war definitiv nicht allein nur seine Schuld! Wenn Zero nicht einfach beschlossen hätte, sich selbst zu opfern, um ihn zurückzuholen, wäre das alles nicht geschehen!, überlegte er fieberhaft weiter. Wenn Zero in seinem Körper geblieben wäre, dann hätte Yuki niemals erfahren wer Shizuka-sama getötet hatte und sie hätte nie erfahren, dass Zero Kanames Blut getrunken hatte. Aber vor allem hätte sie nie erfahren, wie sein Bruder wirklich für sie empfand. Zero hätte seine Gefühle für sich behalten, Yuki hätte Kaname geheiratet und alle wären glücklich gewesen - oder auch nicht, dachte er sarkastisch. Aber nein, Zero konnte es nicht lassen! Stattdessen musste er jetzt weiter leben und sich den Körper, mit dem halb vorhandenen Bewusstsein seines Bruders teilen. Von den immer wiederkehrenden Kopfschmerzen und dem Unwohlsein ganz zu schweigen. Hinzu kam noch, dass Kaname ihn offensichtlich hasste und nach dieser Sache, einmal mehr bereit sein würde, ihn zu töten und es vielleicht auch tat. Zeros Opfer wäre dann völlig umsonst gewesen. Aber vielleicht war das dann auch die gerechte Strafe für seinen Zwilling... Langsam war er es, der wütend wurde. Er – Ichiru – konnte eigentlich überhaupt nichts für die ganze Sache. Er war ungefragt zurückgeholt worden, obwohl er bereits mit allem abgeschlossen hatte. Er war tot! Und das sollte auch verdammt noch mal so bleiben!, dachte er wütend. Wie gern würde er all das Zero persönlich sagen! Aber wie?! Wenn er selbst jetzt auch noch wütend wurde und sich noch mehr hineinsteigerte, würde er überhaupt nicht mehr schlafen können, geschweige denn mit Zero reden können. Aber diese Tatsache machte ihn nur noch fahriger. Ichiru drehte sich um und sein Blick fiel auf den Schreibtisch. Das Heft! Er hatte darin schon einiges geschrieben, was er seinem Bruder zu sagen hatte und er erinnerte sich, dass noch ein paar Seiten leer gewesen waren. Hastig ging er zum Schreibtisch, holte es aus der obersten Schublade und schlug die Stelle auf, an der er geendet hatte. Ohne die vorherigen Seiten noch einmal zu lesen oder gar eines Blickes zu würdigen, begann er von neuem zu schreiben. Er schrieb einfach was ihm in den Sinn kam. Seinen ganzen Frust, Zorn und Verbitterung brachte er aufs Papier, ohne einmal Pause zu machen oder abzusetzen. Obwohl Ichiru seinem Bruder schon einmal solch eine Botschaft hinterlassen hatte, schrieb er bis in den Morgen weiter. Irgendwann glaubte er sogar einmal Kanames Anwesenheit zu spüren, doch er achtete nicht weiter darauf. Zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Er verspürte auch keinen Hunger oder Durst. Er hatte nur das Gefühl, dass ihn all das noch auffressen würde, wenn er sie nicht aussprach, beziehungsweise aufschrieb. Wie gern würde er das Zero alles persönlich sagen, dachte er zwischendurch immer wieder. Es war kurz nach acht Uhr, als er das Heft endlich schloss. Er konnte noch immer Zeros Aufruhr fühlen, aber zumindest war sein eigener Zorn zum Großteil verschwunden. Dafür waren die Kopfschmerzen zurückgekehrt. Natürlich, was auch sonst!, dachte Ichiru begeistert. Obwohl er sich inzwischen erschöpft fühlte, wusste er, dass er wohl immer noch nicht schlafen würde können. Die eben aufgetretenen Kopfschmerzen waren der Sache auch nicht sehr dienlich. Ichiru stand auf und verließ das Zimmer. Er wusste, dass der Rektor und die Anderen wahrscheinlich noch beim Frühstück waren und eigentlich wollte er keinen von ihnen sehen, aber er musste in die Küche. Er hatte die Hoffung dort etwas zu finden, was ihm beim Einschlafen half. Er öffnete die Tür und während der Rektor und Yagari erstarrten, war Kaname aufgesprungen und sah so aus, als wollte er ihn augenblicklich angreifen. „Was machst du hier? Ich dachte du schläfst?“, fragte Yagari überrascht. „Kann nicht.“, antwortete Ichiru wortkarg und ging zu dem Schrank, von dem inzwischen wusste, dass sich darin Medikamente befanden. Doch Kaname stellte sich ihm in den Weg. „Was hast du mir ihr gemacht?“, fragte scharf und der Zorn stand in seinen Augen. „Das geht dich nichts an.“, erwiderte Ichiru scheinbar gleichgültig und wollte an ihm vorbei gehen, doch Kaname ließ es nicht zu. Yagari und der Rektor waren nun ebenfalls aufgestanden. Die Luft schien wie elektrisiert und beiden witterten die Gefahr. Ein falsches Wort von Ichiru und Kaname würde das letzte bisschen Beherrschung verlieren. „Ich frage dich ein letztes Mal: Was hast du mit ihr gemacht?“ Kaname Stimme war ruhig, aber seine Worte waren wie Messer. Ichiru sah ihm kurz in die Augen und atmete tief ein. „Ich habe ihr nicht wehgetan oder sie irgendwie körperlich verletzt, wenn es das ist, was du denkst. Wir hatten eine... kleine Auseinandersetzung. Das ist alles.“, antwortete er ihm halbwegs ehrlich. „Du-“ „Kaname, lass ihn! Denk daran, was du Yuki versprochen hast.“, ging Kurosu dazwischen. Kaname sah ihn scharf an, erwiderte aber nichts und verließ augenblicklich den Raum. Nur unbewusst nahm Ichiru war, dass er wahrscheinlich Glück hatte, dass Kaname seine Versprechen an Yuki immer hielt. Ansonsten wäre er wohl nicht mit dem ‚Leben’ davon gekommen. Der Rektor atmete erleichtert auf, als Kaname gegangen war. „Was willst du hier, Ichiru? Du hättest doch wissen müssen, dass er hier ist.“, sagte er und klang dabei weniger freundlich. „Ich... “, setzte er an, doch brach gleich wieder ab. Er hatte es satt sich rechtfertigen zu müssen. „Ich suche was zur Beruhigung.“, antwortete er stattdessen und war schon an dem Schrank, in dem die Medikamente lagerte. „Warum brauchst du das denn?“, war es nun Yagari verwunderte nachfragte. „Er ist immer noch... wütend.“, fasste Ichiru die Gefühle, die er momentan empfand, kurz zusammen. „Haben sie so was?“ „Ja, sicher aber ich weiß nicht, ob das so gut für dich ist. Vielleicht solltest du es erst einmal mit Tee versuchen.“ „Meinetwegen. Mir ist alles recht. Ich muss nur endlich schlafen.“ „Warum klingt es bei dir so dringend?.“ Der Rektor war gerade dabei eine neue Kanne mit Wasser aufzusetzen. Dann nahm er eine metallene Schachtel aus dem Schrank und füllte etwas von deren Inhalt in das Keramiksieb einer Teetasse. „Was ist das?“, fragte Ichiru skeptisch. Die getrockneten Blätter und Blüten sahen ihm nicht sehr vertrauenswürdig aus und er überlegte kurz, ob er nicht doch einfach eine Tablette nehmen sollte. „Johanneskraut und Baldrian, vermischt mit etwas Zitronenmelisse für den Geschmack. Davon müsstest du dich ziemlich schnell beruhigen können und kannst dann auch schlafen. Ich nehme es eigentlich nur für den Notfall ... Du hast meine Frage aber noch nicht beantwortete.“, sagte der Rektor, während er den Keramikeinsatz in die dazugehörige Tasse setzte. „Warum wohl? Ich muss mit Zero reden.“, sagte Ichiru ungeduldig. Das alles dauerte ihm viel zu lange und er hatte auch keine Lust schon wieder Fragen zu beantworten. Verständnislos sah ihn der Rektor an. „Ach... Erklären sie es ihm.“, sprach Ichiru an Yagari gewandt. „Schließlich haben sie es auch gehört.“ Erschöpft setzte er sich an den Tisch und rieb sich die Schläfe. „Wenn er schläft, kann er mit Zero reden. Keine Ahnung wie das funktioniert. Aber anscheinend muss Zeros Bewusstsein noch ziemlich aktiv sein – kann nicht glauben, dass das überhaupt möglich ist. Ein bisschen unheimlich, wenn du mich fragst.“, erklärte Yagari knapp. Mehr hatte er ja auch nicht gehört. Das Wasser kochte inzwischen und der Rektor goss es in die Tasse mit dem Einsatz. „Und was willst du ihm sagen, wenn du mit ihm sprichst“, fragte er Ichiru prüfend, als er die Tasse vor ihm abstellte und den Keramikdeckel darauf legte. „Das weiß ich noch nicht genau.“, antwortete dieser ehrlich. „Erzählt mir jetzt endlich mal jemand, was hier eigentlich los ist?!“, platze Yagari dazwischen. Er hatte als Einziger immer noch keine Ahnung, worum es eigentlich die ganze Zeit ging. Kaien Kurosu sah Ichiru fragend an und der schloss für einen Moment die Augen, um sich konzentrieren zu können. „Von mir aus.“, sagte er dann und der Rektor verstand. „Nun... Ichiru hat Yuki gestern gesagt, dass Zero sie liebt.“, sagte er und setzte sich ebenfalls. „Du hast was?! Wie konntest du das tun? Du weiß doch, dass Zero niemals-“ „Ja, ich weiß. Ich weiß es!“, unterbrach Ichiru ihn gereizt. Er musste es ihm nicht auch noch sagen! Er wusste es ja selbst! „Ich weiß doch auch nicht...“, verteidigte er sich schwach, ließ es dann aber bleiben. Was würden die beiden wohl erst sagen, wenn er ihnen auch noch erzählt, dass er sie auch noch geküsst hatte? Das wollte er sich lieber gar nicht vorstellen. „Na wenigstens etwas.“. murrte Yagari. „Und warum?“ Ichiru verdrehte die Augen. Nicht schon wieder, er hatte sich doch die ganze Nacht damit beschäftigt. Er hatte keine Lust alles zu wiederholen und er glaubte auch, dass sie es ohnehin nicht verstehen würde. Also schwieg er. „Schön, dann antworte eben nicht. Was gedenkst du jetzt zu tun?“, fragte Yagari weiter und ignorierte Ichirus Blick. Nichts als ärger hat man mit den beiden!, dachte Yagari leicht genervt. „Das habe ich doch gesagt! Mit Zero reden!“, stieß Ichiru aus. „Rede nicht so mit mir! Du hast das selbst zu verantworten!“, fuhr Yagari ihn an. Ichiru schüttelte verständnislos den Kopf und erwiderte erneut nichts. Langsam wurde ihm das alles zu viel. Es kam ihm so vor, als würde Yagaris laute Stimme nur noch mehr in seinem Kopf hämmern und er bereute es überhaupt in die Küche gekommen zu sein. „Und was war mit Yuki heute früh?“, fragte Yagari erneut und erwartete von Ichiru eine Antwort darauf. Woher sollte er das denn wissen?! Doch statt ihm, antwortete der Rektor. „Kaname hat sie heute morgen am Pool gefunden. Ihre Kleidung muss wohl völlig durchnässt gewesen sein. Kein Wunder, dass er so wütend war.“ Ichiru horchte kurz auf. Sie war also doch aus dem Fenster verschwunden. „Wo ist sie jetzt?“, fragte er. Vielleicht könnte er jetzt mit ihr reden. „In ihrem Zimmer und ich nehme an, dass Kaname bei ihr ist. Du solltest sie erst mal in Ruhe lassen und nicht mit ihr sprechen. Sie muss wohl noch immer ziemlich aufgelöst gewesen sein.“ sagte der Rektor, der ahnte was Ichiru vorgehabt hatte. „Hatte ich auch nicht vor.“, log Ichiru, nahm den Deckel von der Tasse und hob das Sieb heraus. Er ließ es ein wenig abtropfen, ehe er es auf den Deckel stellte. „Wie kann sie darüber schockiert gewesen sein? Es war doch offensichtlich.“, sagte Yagari nun wieder wesendlich sachlicher und nahm einen Schluck von seinem inzwischen kalten Tee. Ichiru atmete erleichtert auf. Wenigstens war er nicht der Einzige, der so dachte. „Das mag ja sein, aber sie hatte keine Ahnung. Ich kann es schon verstehen, immerhin kam es so plötzlich und auch noch von jemand anderem. Noch dazu jemand, der auch noch... so... so aussieht wie die betroffene Person. Außerdem hat sie einen Verlobten.“, antwortete Kurosu ruhig Erneut verdrehte Ichiru die Augen. Als ob das alles allein seine Schuld war, dachte er, sprach es aber nicht aus. Zero hatte doch mit all dem erst angefangen... Ichiru nahm seine Tasse und pustete vorsichtig am Rand. Es war zwar immer noch heiß, aber zu ertragen. Er wollte nur so schnell wie möglich in sein Zimmer und wieder allein sein. Er hoffte, dass dieses Gebräu schnell seine Wirkung zeigte – wenn es denn bei Vampire ebenso wirkte, wie bei Menschen. Vom gegenwärtigen Gespräch des Rektors und Yagari, bekam er nicht sehr viel mit. Er starrte in seine Tasse, so als könnte er die Flüssigkeit somit dazu bringen, etwas schneller abzukühlen. Nur ab und an schnappte er ein paar Wortfetzen auf, deren Sinn er sich selbst zusammenreimte. Anscheinend waren die beiden – besonders der Rektor – in Erinnerungen vertieft. Irgendwas mit Yuki und Zero, ihrer Schulzeit und warum Zero damals doch so plötzlich auf die High School wechselte, obwohl er sich vorher vehement dagegen gewehrt hatte. Wahrscheinlich hat er das auch nur für Yuki getan, dachte Ichiru. Er wollte sie unter keinen Umständen allein bei diesem Reinblut lassen und musste so wohl oder übel ebenfalls in die High School wechseln. Das würde auch das Photo erklären und warum Zero nicht eine Klasse über ihr war. Bis zu diesem Moment hatte Ichiru geglaubt, dass Zero... danach... so lange gebraucht hatte sich zu erholen oder dass es ihm schwer gefallen war, einfach weiter zu machen. Dabei hatte er die Klasse anscheinend nur mit Absicht wiederholt, um der Night Class und ganz besonders Kaname Kuran nicht begegnen zu müssen. Vielleicht traute sein Zwilling ihm damals schon nicht. Ichiru schüttelte ungläubig den Kopf nachdem er noch einen Schluck vom Tee genommen hatte. Das grenzte für ihn schon fast an Wahnsinn. Auch das hatte Zero nur für Yuki getan. Er würde wahrscheinlich alles für sie tun, dachte er. Den letzten Schluck trank er in einem Zug aus. Der Tee war nicht nach seinem Geschmack –viel zu bitter und er hatte einen komischen Nachgeschmack. Aber so lange wie es half, war ihm das gleich. „Ich gehe wieder.“, sagte er, ohne die anderen beiden anzusehen oder die Tasse fortzuräumen. Er wollte nur noch weg von ihnen, bevor ihnen neue Fragen einfielen. Er wusste nicht ob es Einbildung war oder ob der Tee wirklich schon wirkte, aber er fühlte sich wesentlich ruhiger als zu vor. Nicht mehr so aufgekratzt und angespannt. Vielleicht würde es jetzt gehen. Er schloss die Tür hinter sich und warf noch einmal einen Blick aus dem Fenster. Die Bauarbeiter waren bereits da, aber die großen, schweren Baufahrzeuge waren nicht mehr zu sehen. Nur noch zwei Kräne stand da und die würde nicht all zu viel Krach machen.. Er zog die Vorhänge zu und sofort verdunkelte sich das Zimmer. Dann legte er sich aufs Bett und schloss die Augen. Erst jetzt merkte er, wie müde und erschöpft er eigentlich war. Er spürte wie er innerlich immer ruhiger wurde und innerhalb weniger Sekunden, wurden die Geräusche, die von draußen in das Zimmer drangen, dumpfer bis sie schließlich ganz verschwanden und eine vertraute Finsternis ihn umfing. Doch es war wieder anders. Die Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung schienen nicht mehr ganz so stark zu sein - zumindest empfand er es nicht so. Nach ein paar Augenblicken riss die Dunkelheit abermals auf und Ichiru fand sich im Kirschblütenregen wieder. „WIE KONNTEST DU DAS TUN?!“, schrie Zero ihn wütend an. „DAZU HATTEST DU KEIN RECHT!“ Ichiru fuhr erschrocken herum. Er hatte noch gar nicht richtig realisiert, dass er jetzt an diesem Ort war. Er hatte zwar damit gerechnet, dass Zero wütend sein würde, aber diesen Gesichtausdruck hatte er noch nie bei seinem Bruder gesehen. Er hätte es nicht einmal für möglich gehalten, dass er so aussehen konnte. Doch mit Zeros Wut stieg auch seine eigene. „Wieso ich?!“, blaffte er zurück. „Du warst es doch genauso!“ „WAS?!“ „Tu nicht so entsetzt! Ich habe es genau gespürt! Du hattest Angst sie zu verlieren, Angst dass sie mit ihm geht! Du wolltest ihr genauso zeigen, was sie für dich ist, wie ich. Und dann hast du... ich... wir... sie eben geküsst!“, verteidigte er sich, auch wenn er zugeben musste, dass seine Worte selbst für ihn wenig Sinn ergaben. „Nein! Das war ich nicht! Ich habe damit nichts zu tun! Selbst wenn du recht hast, ich hätte das niemals getan! Niemals, verstehst du?! Und schon gar nicht hätte ich es ihr gesagt!“ sagte Zero, immer noch zornig. „Doch das hast du! Du wolltest sie schon einmal küssen!“, konterte Ichiru. Er wusste, dass er Mist gebaut hatte, aber er war nicht allein schuld. „Woher weißt du das?“, fragte Zero scharf. „Oh, sie hat es mir gesagt, wenn auch ausversehen.“, antwortet Ichiru nüchtern. „Ich habe das nicht allein getan. Du bist genauso verantwortlich! Es sind schließlich deine Gefühle für sie, die das Ganze erst ausgelöst haben, deine Sehnsucht und Verzweiflung. Du wolltest nicht, dass sie einfach so verschwindet! Du warst verzweifelt, dass sie sich vielleicht immer von dir abwenden würde, dass sie dich vergisst. Ja, dann war ich es vielleicht der sie geküsst hat! Ich konnte ihr dummes Gerede nicht mehr ertragen. Aber ich habe es ganz bestimmt nicht ohne dein Zutun getan! Wenn deine Gefühle nicht gewesen wären, dann hätte ich ganz anders reagiert. Dann hätte ich mich nämlich nur auf meine eigenen Gefühle konzentrieren müssen! Du bist genauso Schuld! ... Und wenn wir mal ehrlich sind... anders hätte sie es doch nicht gemerkt.“, sagte er nach einer kleinen Pause. Zero erwiderte nichts. Er sah seinen Bruder direkt ins Gesicht, seine Atmung war immer noch schnell, aber er beruhigte sich langsam. Er konnte nicht leugnen, dass sein Bruder eventuell recht hatte. „Vielleicht.“, sagte er deswegen. „Aber du hättest es ihr nicht sagen sollen.“ „Was hätte ich denn bitte machen sollen, nachdem du... ich... wie auch immer... sie schon geküsst hatten?!“, fragte Ichiru trocken und ungläubig zu gleich. „Dass es nur ein Scherz war? Irgendwas musste ich ihr schließlich sagen! Es ist schließlich die Wahrheit oder nicht?“ Er sah seinen Bruder abwartend an. Er bezweifelte, dass er dem wiedersprechen konnte. Zero antwortete ihm nicht, sondern dreht sich um und ging wieder in Richtung der Kirschbaumreihe. Zero schüttelte fassungslos mit dem Kopf. Vier Jahre hatte er diese Geheimnis bewahrt und jetzt war es so herausgekommen. Dabei hatte sie es niemals erfahren sollen! „Zero, sie musste es wissen. Vielleicht nicht so. ... Ich... Wir haben überreagiert. Aber... Was hättest du denn auf die Frage geantwortete, was sie für dich ist?“ „Irgendetwas anderes, nur nicht das.“, sagte Zero leise. „Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst.“, sagte Ichiru gerade heraus. „Du solltest lieber froh sein, dass sie es weiß. Jetzt kann sie endlich darüber nachdenken, was du für sie bist und eine Entscheidung treffen.“ „Genau das wollte ich doch aber vermeiden! Dass sie eine Entscheidung treffen muss. Hast du eine Ahnung davon, wie weh ihr das tun wird!?“, sagte er und seine Stimme wurde wieder etwas lauter. „Nicht schon wieder sie!“, stieß Ichiru aus. „Immer geht es nur um Yuki! Denkst du auch mal an dich!? Willst du denn nicht auch endlich eine Antwort haben?!“, fragte Ichiru gereizt. Zero senkte den Blick und antwortete erst nicht. Dann sprach er: „Nicht so. Ich will sie nicht quälen.“ „Aber es ist in Ordnung, wenn sie das die ganze Zeit macht?“, fragte sein Bruder ungläubig. „Diesen Teil habe ich noch nie an dir verstanden.“ Zero brachte bei diesen Worten sogar so etwas wie ein winziges Lächeln zu standen und trotzdem konnte Ichiru in seinen Augen sehen, dass ihn der Gedanke schmerzte, dass Yuki nun von seinen Gefühle für sie wusste. „Das wäre alles nicht passiert, wenn du mich nicht zurückgeholt hättest.“, sagte Ichiru sachlich und sah seinen Bruder an. „Nein, Ichiru! Darüber werde ich mit dir nicht reden!“, wehrte Zero sofort ab, drehte ihm den Rücken zu und ging wieder zu den Kirschbäumen. Was er ihm damit signalisieren wollte, war Ichiru mehr als klar. Dieses Thema war für seinen Zwilling bereits beendet. Ichiru atmete scharf aus. Seit wann war Zero so stur? Er blickte ihm nach und erst jetzt sah Ichiru erneut das Haus direkt hinter ihnen. Es war das gleiche wie beim letzten Mal und doch... Kam es ihm nur so vor oder war es wirklich... „War das Haus, das letzt Mal auch schon so nah?“, fragte er laut. Er konnte schwören, dass es das letzte Mal weiter weg gestanden hatte. Zero dreht den Kopf und sah ebenfalls zu dem Haus. „Nein, ich glaube nicht. Ich wollte hingehen, aber es ist egal wie lange ich laufe, ich komme einfach nicht näher“, antwortete er ihm. Ichiru sah seinen Bruder einer Weile an, bevor er wieder sprach. „Vielleicht bist nicht du derjenige, der es erreichen soll.“ Wieder antwortete Zero nicht. Niemals würde er ihm sagen, dass er selbst diesen Gedanken bereits gehabt hatte. „Warum gerade diesen Haus?“, fragte Ichiru nun. „Wir haben doch in so vielen gelebt. Warum gerade dieses?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht weil dort alles geendet hat.“, antwortete Zero nachdenklich. „Es hat aber genauso auch begonnen.“, erwiderte Ichiru. Die beiden sahen sich in die Augen, bis Ichiru schließlich den Kopf schüttelte. Er musste es jetzt klären, ob es Zero nun hören wollte oder nicht. „Zero, lass mich gehen.“, sprach er, ohne seinen Zwilling anzusehen. „Ich sagte doch, dass ich nicht mir darüber reden werde! Es gibt nichts zu sagen!“, fuhr Zero ihn gereizt an. Dieses Thema war endgültig für ihn abgeschlossen. „Und das war nicht der Grund warum ich dich herkommen lassen habe!“, versuchte er auszuweichen. Doch Ichiru reagierte gar nicht auf den letzten Teil. „Es gibt sehr wohl etwas zu sagen und du wirst mir jetzt zuhören! Du kannst mich hier nicht ewig festhalten! In einem Körper, der nicht Mal mein eigener ist.“ Zero wandte den Blick ab und sah zur Seite. „ZERO! Ich gehöre nicht hier her! Nicht mehr!“, sprach Ichiru eindringlicher. Das musste sein Bruder doch auch endlich einsehen. „Und du weißt das!“ „Ich kann nicht.“, antwortetet Zero und Ichiru hört, dass selbst der Gedanke daran, ihm schwer fiel und auch wenn er es war, der diesen neuen Schmerz in Zeros Augen verursachte, so würde er doch weiter machen. So lange, bis Zero ein Einsehen hatte. „Du hast doch selbst gemerkt, dass ich nicht hierhin gehöre. Das was ich getan habe, hättest du niemals getan. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich mich genauso verhalte wie du. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich unser beider Leben lebe.“ „Das tut ich auch nicht!“, wiedersprach Zero sofort. „Das denke ich aber und das wird niemals funktionieren. Nimm nur den Rektor, Yagari oder Yuki... Mir bedeuten diesen Menschen nichts. Nicht so viel, wie dir und trotzdem bin ich an sie gebunden. Sie sorgen sich um dich und noch immer hoffen sie, dass du zurückkommen wirst. ... Ich kann nichts tun, ohne mich zu rechfertigen. Du sagst, mir gehört jetzt dieser Körper und dennoch kann ich deine Gefühle wahrnehmen. Kannst du dir vorstellen wie das ist, bei diesem Mädchen Herzklopfen zu bekommen oder glücklich über eine Berührung zu sein, wenn sie einem nicht einmal etwas bedeutet oder besonders wichtig ist?“ Zero schüttelte abwehrend den Kopf und vermied es immer noch seinen Zwilling anzusehen. Er wollte es nicht hören. „Du kannst gehen wohin du willst. Du bist ihnen zu nichts verpflichtet und ich bin sicher, sie würden das verstehen.“ Ichiru berührte mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. Das konnte doch nicht sein ernst sein! „Zero! Denkst du damit ist alles gelöst? ... Ich kann nicht in deinem Körper bleiben! Auch wenn du mir einen Gefallen tun wolltest oder mich retten, glaube mir du hast nichts dergleichen getan. Zero, es geht mir nicht gut! Seit ich in deinem Körper bin habe ich stände Kopfschmerzen, immer und immer wieder, tagein, tagaus! Ich fühle mich ständig müde und erschöpft und es wird jeden Tag schlimmer.“, sagte er ehrlich und hoffte seinen Bruder damit umstimmen zu können. Es entstand eine Pause und Ichiru wartete auf eine Antwort oder Reaktion von Zero, doch eine Weile geschah nichts. „Lass mich gehen, Zero.“, sagte Ichiru schließlich leise. „Nein, ich kann nicht. Ich kann einfach nicht. Hast du nicht gesagt, dass ich auch mal an mich denken soll? Das tue ich! Ich kann dich einfach nicht gehen zu lassen.“, sagte Zero und Ichiru sah die Qual in seinen Augen. „Aber du hast es schon einmal getan und du hattest nicht das Recht mich zurückzuholen. ... Es war so bestimmt. So sollte es von Anfang an sein.“, sprach Ichiru ruhig und versuchte seinem Bruder in die Augen zu sehen, doch er wich ihm noch immer aus. „Nein.“, wisperte Zero. „Das sollte es nicht.“ „Doch, das sollte es und du weißt es auch. ... Nur deiner Selbstlosigkeit habe ich es wahrscheinlich zu verdanken, dass ich überhaupt geboren wurde.“, sagte Ichiru. Das war die Wahrheit und so hatte er es schon lange akzeptiert. “Das ist nicht wahr.“, widersprach Zero erneut. „Du bist allein deswegen geboren, weil du stark genug warst. Ich hatte damit nichts zu tun.“ Ichiru sah ihn sanft an. „Ja, vielleicht auch deswegen. Aber es ändert nichts an dem, wie es jetzt ist. ... Ich bitte dich, Zero, lass mich los. Mein Leben ist vorbei und ich bereue nichts. Aber deines noch nicht.“, redete er weiter auf ihn ein. „Nein! Ich werde nicht zulassen, dass du einfach so verschwindest!“ Zeros Stimme wurde lauter und vehementer. Er wollte die Worte Ichirus nicht hören. „Hast du es denn noch immer nicht verstanden?“, fragte Ichiru sacht. „Glaubst du immer noch ich könnte einfach so verschwinden? Zero, ich bin jetzt ein Teil von dir! Das war ich schon immer. Wir sind Zwillinge, entstanden aus einem Ei. Mein Blut fließt jetzt in dir, dort wo es schon immer hingehörte. Wie kannst du nach all dem immer noch glauben, ich würde einfach so verschwinden?“ Erneut schüttelt Zero den Kopf. Er wollte diese Worte einfach nicht hören. Sie würden nichts ändern. Ichiru sah es und wusste, dass Zero seine Meinung noch immer nicht geändert hatte. „Ich dachte du würdest mich nicht hassen.“, wisperte Ichiru. Erschrocken hob Zero den Kopf. „Ich hasse dich nicht.“, sagte er mit trockener Stimme. „Ach, nein? Warum hältst du mich dann noch hier? Obwohl ich dich gebeten habe, mich gehen zu lassen.“ Zero senkte den Kopf. Er konnte es nicht ertragen seinem Bruder anzusehen. Nicht, wenn er ihn um so etwas bat. „Zero, sieh mich an.“ Ichiru ging auf ihn zu, bis er direkt vor ihm stand und Zero hob endlich den Kopf und sah im zum ersten Mal seit langem direkt in die Augen. Ichiru konnte deutlich die Qual darin erkennen. Wie sehr ihn sein Wunsch schmerzen musste und es ihn zeriss und doch wollte er es so. Er wollte gehen, auch wenn er Zero damit noch einmal wehtun musste. Es war einfach nicht richtig, dass er noch hier war und nur so würde sie beide endlich frei sein können. „Lass mich gehen, Zero. ... Ich bitte dich.“ Zero schloss die Augen und schluckte heftig. Die Verzweiflung stand auf seinem Gesicht geschrieben. Das konnte Ichiru doch unmöglich von ihm verlangen. Warum wollte er es unbedingt? Dabei hatte er alles getan, um ihm ein neues Leben... eine zweite Chance, zu ermöglichen. Warum wollte er es nicht? Quälte sich Ichiru wirklich so sehr, wie er gesagt hatte? Wenn es stimmt, dann verstand er ihn auch... irgendwie... Aber konnte er es akzeptieren? Konnte er ihn gehen lassen? Ihn jetzt loszulassen, würde bedeuten ihn für immer zu verlieren. Auch wenn Ichiru etwas anderes gesagt hatte, er konnte es schließlich ebenso wenig wissen, wie er. Er wollte ihn einfach nicht verlieren. Er hatte es schon zweimal, ein drittes Mal würde er es nicht zu lassen. Warum konnte nicht Ichiru an seiner Stelle geboren sein? Warum war er mit dem stärkern Körper geboren worden? Nein, er würde ihn niemals gehen lassen können. Er hatte doch schon alles andere verloren. Ichiru war alles was ihn noch mit seiner Familie, seiner Menschlichkeit verband. Und dennoch... den Blick mit dem Ichiru ihn ansah konnte er ebenso wenig ertragen. Er flehte ihn beinahe an, ihn gehen zu lassen. „Zero, bitte. Lass mich los.” „...“ „Zero?“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dieses Mal ging es mit Schreiben sogar etwas schneller. :) Hab mich auch echt reingekniet, um euch das neue Chap so schnell wie möglich zu kredenzen. Aber vielleicht werdet ihr euch jetzt wieder ärgern, dass ich an dieser Stelle aufgehört habe... Tja... man kann eben nicht alles haben. Aber wisst ihr denn nun wie es funktioniert hat? Hoffe ihr blickt da durch. Ich war selber zwischendurch verwirrt. Hach... ich muss gestehen, dass ich es schon fast fertig hatte und dann doch noch mal was geändert habe. Beinah hätte ich mein ursprünglichen „Plan“ aus den Augen verloren, aber ich hab mich ja dann noch besinnt und dann ging es mit Zero und Ichiru auch viel leichter von der Hand... Na ja... ich hoffe, ich habe die Stimmung einigermaßen rüber gebracht... Also ist die nächste Frage: Tut er’s oder nicht? Und nein... ich bin keine Menschenquälerin oder fieß. Ich will nur meine Leser bei der Stange halten. *hüstel* Ich bin wenigstens ehrlich. XD Mmh... Antwort gibt’s vielleicht beim nächsten Mal.^^ hel maidlin PS: Kommis sind natürlich immer gern gesehen und werden zu Herzen genommen. Kapitel 14: Ein Teil von mir ---------------------------- Ein Teil von mir Als Yuki erwachte, brauchte sie einige Sekunden um sich zu orientieren. Nur langsam realisierte sie, dass sie in ihrem Zimmer befand und im Bett lag. „Du bist endlich wieder wach.“, hörte sie eine sanfte und besorgte Stimme. „Wie geht es dir?“ Sie drehte ihren Kopf ein wenig und sah in Kanames Gesicht. Er saß auf ihrem Bett und betrachtete sie sorgsam. „Onii-sama.“, sagte sie leise. „Was...“ „Scht.“, sagte er und legte den Zeigefinger auf ihren Lippen. „Du solltest dich ausruhen und nicht überanstrengen. Ich will nicht, dass du vielleicht noch krank wirst.“ Ihre Augen huschten an der Decke hin und her und sie versuchte Erinnerungsfetzen zusammenzufügen. Ichiru... der Streit... eine Antwort geben... der Kuss... Zero liebt sie... Zero liebt sie... Ihre Augen weiteten sich bei dem Gedanken daran und aus ihrem Gesicht wich erneut jegliche Farbe. „Yuki, ist wirklich alles in Ordnung. Du bist noch blasser geworden!“, sagte Kaname und Yuki sah ihn erneut an. Sie konnte die Angst deutlich in seinem Gesicht sehen und trotzdem war sie darüber nicht erschrocken. Das Einzige was Platz in ihrem Kopf hatte, waren die Gedanken an all die schrecklichen Dinge, die sie Zero angetan hatte. Sie nickte leicht und langsam kehrte auch alles weitere zurück. Kaname hatte sie am Morgen gefunden und sie hierher gebracht. Er war sehr wütend gewesen und er hatte gedacht, dass Ichiru... „Was ist mit Ichiru?“, fragte sie ihn schwach. Kanames Ausdruck veränderte sich augenblicklich. Diesen Namen wollte er jetzt nicht von ihr hören! Nicht, wenn er verantwortlich für alles war! „Hast du... Hast du ihm...“, begann Yuki, doch konnte nicht weiter sprechen. Ihr fehlte die Kraft dazu und die Angst begann ihr die Kehle zuzuschnüren. „Ich habe mein Versprechen gehalten, wenn es das ist was du meinst!“, sagte er hart. „Danke.“, wisperte sie. Sie fühlte sich schrecklich. Vollkommen erschöpft und niedergeschlagen. Sie fühlte, dass ihre Augen verquollen waren. Sie fühlte sich unsauber, schmutzig. Sie brauchte unbedingt eine Dusche. Wenn sie es nur schaffen würde aufzustehen. „Was ist gestern geschehen, als ich nicht da war?“, fragte Kaname sie noch einmal. Abermals schüttelte sie den Kopf. „Yuki!“, zischte er verärgert. Sie sah ihn wieder an. Die Wut verzehrte sein Gesicht und er sah ganz so aus, wie ein Vampir, der das Wort „Gnade“ nicht kannte. „Nichts... Er hat nichts gemacht.“, antwortete sie, vermied es aber ihn anzusehen. „Er hat aber etwas anderes gesagt. Ihr hattet eine Auseinandersetzung, wie er es nannte. Worum ging es dabei? Was hat er gesagt, dass du nachts in den Pool springst und dann daneben einschläfst.“ Jegliche Sanftheit war aus seinen Worten gewichen und sie hatte eher das Gefühl, dass seine Worte ein Befehl waren, dem sie sich nicht verweigern konnte, so viel Autorität sprach daraus. „Er... Er hat mir nur etwas erzählt... über Zero.“, flüsterte sie schließlich. Kanames Gesicht verhärtete sich noch mehr. Er hätte ihn schon längst vernichten sollen! „So? Und was hat er dir erzählt?“, fragte er mit möglichst ruhiger Stimme weiter. „Dass... Dass...“ Yuki wog ihre Worte genau ab. Die ganze Wahrheit würde sie ihm nicht erzählen können. Und dennoch... sie musste es endlich akzeptieren. Sie durfte nicht mehr hoffen. „Er wird nicht mehr zurückkommen.“, flüsterte sie mit starrem Blick. Eine einzelte Träne stahl sich bei diesen Worten aus ihrem Auge. Jetzt da sie es lautausgesprochen hatte, fühlte es sich noch endgültiger an. Sie fühlte sich auf einmal so unvollständig, so leer. Woher kam plötzlich dieses Loch in ihrem Herzen? Kaname atmete scharf aus. Er wusste nicht was ihn wütender machte. Die Tatsache, dass Ichiru nun für immer bleiben würde oder, dass sie wegen IHM weinte. Obwohl ersteres auch keine Rolle spiele. Die Kiryuu Zwillinge waren für ihn beide Plagen. Aber jetzt würde sie vielleicht eher mit ihm gehen. „Yuki...“, sprach er trotz seines Zorns, so sanft wie möglich. Er legte seine Stirn auf die ihre und Yuki genoss die angenehme Kühle. „Wenn es wirklich stimmt, dann war es seine Entscheidung. Bitte, weine nicht. Er hat es so gewollt.“, redete er auf sie ein. Sie sahen sich einen Moment lang in die Augen und Yuki nickte schließlich. Er hatte ja recht! Aber dennoch fühlte es sich so an, als wäre es allein ihre Schuld. Als wäre sie der Auslöser für alles. Als wäre sie allein verantwortlich. „Schlaf noch ein bisschen und mach dir bitte keine Gedanken mehr darüber. Denke daran, dass er es selbst so entschieden hat. Wir können nicht anderes tun, als das zu akzeptieren.“ Wieder nickte Yuki kurz. Sie schloss die Augen, als Kaname sie auf die Stirn küsste. Einen Moment später klopfte es an der Tür. Dann öffnete sie sich einen Spalt breit und der Rektor trat ein. „Kaname, der Wagen ist da.“ „Danke. Aber würden sie bitte ausrichten, dass ich heute nicht an der Sitzung teilnehmen werde? Ich möchte sie nicht allein lassen!“ „Ja, natürlich.“ „Onii-sama, nein.“, wiedersprach Yuki gleich und es war ihr anzumerken, dass es ihr sichtlich Mühe kostete. „Du musst nicht meinetwegen hier bleiben und ich weiß doch, dass es wichtig ist.“ „Yuki, ich werde dich jetzt auf keinen Fall allein lassen.“ „Aber ich bin nicht allein.“, erwiderte sie schwach. „Der Rektor ist doch da und ich schlafe doch nur die ganze Zeit. Außerdem sollst du deine Arbeit wegen mir nicht vernachlässigen. Es ist genauso wichtig.“ Kaname überlegte einen Moment. Er war hin und hergerissen zwischen seinem Pflichtbewusstsein und dem Wunsch bei ihr zu bleiben. „Geh ruhig. Mir geht es schon besser und du musst nicht die ganze Zeit hier sitzen. Bitte...“ Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber er konnte sich des Eindruckes nicht erwähren, dass sie ihn vielleicht sogar drängte zu gehen. Er wusste nicht wie richtig er damit lag. Yuki wollte jetzt niemanden in ihrer Nähe haben, auch Kaname nicht. Sie hatte nicht vergessen, was auch er Zero angetan hatte. „Und du bist dir wirklich sicher?“, fragte er sie noch einmal und sah sie zweifelnd an. „Ja. Es macht mir nichts aus.“ „Wie du meinst. Ich bin bald zurück.“ Er küsste sie noch einmal auf die Stirn, nickte dem Rektor beim rausgehen kurz zu und verschwand dann. Nun trat Kurosu an das Bett und sah sie besorgt an. „Wie geht es dir jetzt.“ Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Was habe ich getan?“, wisperte sie. „Yuki, du darfst dir nicht die Schuld geben oder danach suchen. Das würde auch er nicht wollen. Du bist nicht Schuld.“, redete ebenso er auf sie ein. „Aber ich hätte es erkennen müssen. Ich hätte-“ Die Stimme versagte ihr und eine weitere Träne lief ihre Wange herunter. „Das konntest du nicht. Er wollte nicht, dass du es weißt.“ Yuki antwortete ihm nicht und starrte weiter nach oben. Ihr Atem war schwer und sie versuchte ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. „Ist schon gut. Versucht noch etwas zu schlafen.“ „Wie spät ist es?“ „Kurz vor fünf Uhr nachmittags und jetzt solltest du noch etwas schlafen. Mein hübsches Mädchen, sieht im Moment nämlich gar nicht so hübsch aus.“, sagte er und Yuki musste unwillkürlich lächeln. Für ihn würde sie wohl immer das kleine Mädchen bleiben, egal was sie tun würde. Kaien Kurosu zupfte ihr Decke wieder zurecht und wollte gerade gehen, als sie doch noch eine Antwort haben wollte. „Was ist mit Ichiru?“ „Er schläft. ... Es tut ihm leid.“, sagte er sacht. Yuki nickte kurz und der Rektor verließ das Zimmer, um ihr Ruhe zu gönnen. Dann war sie wieder allein. Sie schloss die Augen und nur wenige Sekunden später war sie auch wieder eingeschlafen. Als sie das nächste Mal erwachte, war es bereits dunkel. Die Sonne musste schon lange untergegangen sein, dachte sie. Mühsam richtete sie sich auf und merkte, wie ihr jedes Körperteil wehtat. Trotzdem konnte sie nicht länger liegen bleiben. Sie suchte sich ein paar frische Sachen zusammen und ging ins Badezimmer. Ihr Körper fühlte sich träge an und selbst das Duschgel erschien ihr unendlich schwer. Das Wasser tat zwar ihrem Köper gut, konnte aber die Gedanken nicht verdrängen. Die ganze Zeit dachte sie daran, wie sie Ichiru das nächste mal begegnen sollte. Sollte sie ihn darauf ansprechen? Aber konnte sie mit ihm darüber sprechen? Sollte sie ihn ignorieren? Sollte sie so tun als wäre nichts geschehen? Als wüsste sie von nichts? Konnte sie das überhaupt? Hatte sie die Kraft dazu? Würde das richtig sein? Sie würde es wohl auf sich zukommen lassen müssen und abwarten, was er tun würde. Erst jetzt realisierte sie, wie trocken ihre Kehle eigentlich war. Sie brauchte unbedingt etwas zu trinken. Auf noch immer wackligen Beinen ging sie in die Küche. Doch als sie die Tür öffnete erstarrte sie. Er war ebenfalls da. Yuki musste heftig schlucken. Einen Moment stand sie war versteinert im Türrahmen, aber er schien sie gar nicht zu bemerken. So wie er da saß, erinnerte er sie noch mehr an Zero. Die linke Hand, hatte er an den Hals gelegt und berührte das Tattoo. Die Stellen die einst Zeros Schicksal besiegelt hatte. Sein Körper war leicht nach vorn gebeugte und die andere Hand umfasste ein Glas. „Ha-Hallo.“, sagte sie mit unsicherer Stimme. Was sollte sie denn jetzt tun? Er sah auf. „Hallo.“, sagte er leise. Nervös betrat Yuki den Raum und ging zum Schrank. Davon laufen würde sie nicht mehr. Sie nahm sich ein Glas und füllte es mit Wasser. Sie spürte, wie ihre Hand zitterte, glaubte sie doch seinen Blick in ihrem Rücken spüren zu können. Doch sie konnte ihn einfach nicht ansehen, geschweige denn mit ihm reden. Sie hatte Angst, dass ihre Stimme erneut versagen würde, dass sie Dinge sagen würde, die ihn oder Zero noch mehr verletzt würde. Sie wusste längst, dass es für eine Entschuldigung zu spät war. Als das Glas dreiviertel voll war, drehte sie sich um und wollte nur noch eins: Das Zimmer verlassen und zwar so schnell wie möglich. Als sie fast in der Tür stand, hörte sie wie er aufstand und wahrscheinlich das Glas in die Spüle stellte. Yuki drehte sich kurz um und sah, wie er aus dem Fenster schaute. Er sah nachdenklich aus. Wieder etwas, was sie an Zero erinnerte. Ein Stechen durchfuhr ihre Brust. Sie konnte es nicht ertragen in seiner Nähe zu sein. Sie drehte sich um und wollte endgültig den Raum verlassen, als seine Stimme sie zum stehen brachte. „Wie lange wird der Wiederaufbau dauern?“, hörte sie ihn fragen. Was sollte sie denn jetzt machen? Seine Frage zu ignorieren, wäre unhöflich gewesen, aber konnte sie ihm einfach so antworten? Und doch verwunderte sie diese Frage etwas. „Ichiru, was soll das? Das hast du doch schon einmal gefragt.“. Sie drehte sich um und zwang sich zu einem Lächeln. Doch dieses erstarrte sofort, als er sich ebenfalls umdrehte und sie ansah. Sein Gesichtsausdruck schien unendlich traurig. „Habe ich das?“, wisperte er. Yuki verstand nicht ganz. Wieso fragte er das? Das musste er doch noch wissen. Sie selbst hatte ihm diese Frage doch erst gestern Morgen beant...wort... tet... Das Glas rutschte ihr aus der Hand und zerbrach mit einem lauten Klirren. Er sah sie erschrocken an und ihre Blicke trafen sich. Irgendetwas hatte sich in seinem Blick verändert… Waren es Sekunde oder Minuten, die sie sich so ansahen? Yuki konnte es hinterher nicht sagen. Aber an die Gefühle, die sie dabei empfand würde sie sich immer erinnern. „Ze... Zero?“, formte sie lautlos mit ihren Lippen. Zittrig ging sie einen Schritt nach vorn, dann noch einen und noch einen, so lange bis sie direkt vor ihm stand. Die ganze Zeit ließen ihre Blicke nicht von einander. Yuki konnte ganz deutlich Angst, Unsicherheit und Zweifel darin sehen, aber auch Schmerz. Tiefer Schmerz, der aus seiner Seele kam. Aber sie sah vor allem jemanden, den sie schrecklich vermisst hatte. „Zero!“ Yuki warf sich an seine Brust und vergrub die Fingernägel in seinem Hemd. Wieder begann sie hemmungslos zu weinen, doch dieses Mal nicht aus Verzweiflung oder Schuld, sondern vor Erleichterung, vor Glück und Freude. Er war wirklich zurück! Er war wieder da! Sie konnte ihn fühlen und spüren. Er atmete schwer aus. Sein Brustkorb fühlte sich an, als würde eine Last auf ihm liegen, die ihm das Atmen erschwerte. Er hatte nicht gewusst, dass Freude und Trauer so nah beieinander liegen konnte. Dass sie so schwer wiegen konnte... Zögernd legte er seine Arme um sie und zog sie noch etwas mehr an sich. Er roch ihren Duft und das Verlangen kehrte zurück. Wie sehr er sie doch begehrte. Nicht nur ihr Blut, sondern alles. Als er sie an sich zog, dachte Yuki, das Herz müsste ihr zerspringen. Noch nie hatte sie etwas vergleichbares empfunden. Auch danach wusste sie nicht, wie sie diese Emotionen beschreiben sollte. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie zerbrechen würde, würde er sie nicht weiter halten. Sie war unbeschreiblich glücklich, dass er zurück war. Dass sie ihn spüren und berühren konnte. In diesem Moment hatte sie nur den einen Wunsch: Dass es für immer so bleiben würde, dass er sie für immer in seinen Armen liegen könnte. „Yuki.“, flüsterte Zero zärtlich in ihr Ohr und drückte sie sacht an sich. Doch seine Worte erinnerten sie an etwas, was sie für einen kurzen Moment vollkommen vergessen hatte. Augenblicklich stieß sie ihn von sich. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich Entsetzen ab und ihr stockte der Atem. Der Blick mit dem Zero sie ansah, schmerzte sie nur noch mehr. Es schien als würde er glauben, sie hätte sich seinetwegen von ihm entfernt. Wegen all der Dinge, die er gesagt hatte; die er getan hatte und die sie erfahren hatte. Doch Yuki empfand alles andere als das. „Z-Zero... Ich... Es... Verzeih mir. Bitte verzeih mir.“, flehte sie ihn mit gebrochener Stimme an. Sie weinte noch heftiger und das Schluchzen wurde lauter. Immer mehr Tränen liefen unaufhaltsam ihre Wange hinunter, verweilten einen Moment an ihrem Kinn und tropften dann hinunter. Sie schlug die Hände vor das Gesicht. Er sollte sie nicht auch noch so sehen. Er sollte nicht sehen, wie sie in Selbstmitleid versank. „Bitte, verzeih mir. Verzeih mir.“, flüsterte sie unter ihren Händen und versuchte, dass Zittern zu stoppen. Ohne Erfolg. Zuerst verstand Zero nicht ganz wovon sie sprach, als er aber begriff, konnte er nicht anders als daran zu denken, dass das so typisch für sie war. Vielleicht hatte er sogar ein wenig damit gerechnet. Er zog sie zurück in seine Arme und auch als Yuki versuchte sich daraus zu winden, ließ er sie nicht los. Aber für sie machte das die ganze Sache noch schlimmer. Als er begann ihr behutsam über die Haare zu streichen, erstarrte sie für einen Moment in seinen Armen. Wieso tat er das? Er hatte doch allen Grund dazu, sie von sich zu stoßen. Warum tat er es nicht? Warum war es plötzlich er, der sie tröstetet? Warum?! „Vergib mir.“, flehte sie gebrochen. „Vergib mir.“ „Es gibt nichts zu vergeben, nichts zu verzeihen.“, flüsterte er leise. „Du musst dich für nichts entschuldigen.“ Seine Worte überraschte sie so sehr, dass die Tränen augenblicklich versiegten. Sie konnte nicht glauben, was er da sagte. Wie konnte er? Wie konnte er ihr so leicht vergeben? Hatte er etwa vergessen, wie sehr sie ihn verletzt hatte? Nein, dachte sie. Das kann niemand vergessen. Aber wie konnte er dennoch so reden? Es schien als wurde ihr erst in diesem Moment bewusst, wie gütig Zero war. Gütiger als irgendjemand sonst... „Und auch ich werde mich nicht entschuldigen. Nicht für das was ich getan habe oder was er getan hat.“, sprach Zero sanft weiter. Yuki wagte es nicht sich zu rühren. Was sollte sie darauf antworten? Gab es darauf überhaupt eine Antwort? Sie wusste es nicht, aber sie verstand seine Worte und auch deren Bedeutung. Und seltsamer Weise beruhigte es sie. Er ließ sie los und beide sahen sich einen Moment an. Dann hob Zero den Arm und wischte mit dem Daumen eine letzte Träne von ihrer Wange. Seine Hand strich darüber und nahm dann eine Haarsträhne zwischen die Finger und legte sie hinter ihr Ohr. Er ließ sie durch die Finger gleiten und Yukis Herz hüpfte nervös in ihrer Brust. „Sie sind wieder lang.“, sagte er ruhig und stich mit dem Finger sanft darüber. „Es steht dir. ... Aber ich mochte die kurzen lieber, passt besser zu dir.“ Mild sah er sie an und Yuki schnürte es dabei fast das Herz zu. Sie wurde rot und senkte den Blick. „Zero, ich-“, wollte sie anfangen, doch er schüttelte den Kopf. Im nächsten Augenblick traten auch schon der Rektor und Yagari ein. „Oh, ihr seit schon auf.“, stellte der Rektor überrascht fest. „Dann können wir ja noch zusammen Abend essen.“ Yuki drehte sich um und sah kurz zu Zero, bevor sie sich daran machte, die Scherben aufzusammeln. „Was ist passiert?“, fragte Yagari desinteressiert. „Mir ist nur das Glas runtergefallen und ich wollte es gerade wegräumen, als ihr reingekommen seit.“, sagte Yuki, sah aber keinen der beiden an. „Yuki, ist alles in Ordnung? Hast du schon wieder geweint?“, fragte er sie besorgt. Dann drehte er sich sofort um und zeigte mit dem Finger auf den vermeintlichen Ichiru. „DU! Was hast du dieses Mal mit meiner Tochter gemacht?!“ „Lass ihn bitte.“, ging Yuki dazwischen und senkte den Arm des Rektors. „Es geht mir gut.“ Dann half sie weiter beim Tisch decken, klärte die beiden älteren Männer aber auch nicht auf. Sie wusste, dass sie nicht das Recht dazu hatte. „Wie du meinst.“, sagte der Rektor und warf ihm noch einmal einen scharfen Blick zu. „Ichiru geht es dir eigentlich wieder besser? Du sahst heute früh wirklich nicht gut aus.“, sprach der Rektor aber sachlich weiter, als er gerade dabei war ein paar Teller aus dem Schrank zu holen. Zero atmete unsicher aus und lehnte sich gegen den Küchenschrank. Jetzt musste er es also tun. Es aussprechen... Er hatte gehofft, dass er noch etwas mehr Zeit gehabt hätte. „Ja.“, sagte er leise. „Es geht ihm besser.“ Sein Blick war nach unten gerichtet, aber es sah aus den Augenwinkeln, wie Yagari ihn sofort angesehen hatte. Nur der Rektor schien nicht ganz verstanden zu haben. „Das ist schön. Dann scheint der Tee ja geholfen zu haben...“ Plötzlich hielt er inne und sah Zero verblüfft an. Yuki nahm ihm vorsichtshalber die Teller ab, bevor noch mehr Geschirr zu Bruch gehen konnte. „Oh...“, war alles was der Rektor herausbekam – etwas was bei ihm äußerst selten vorkam –und auch Yagari schien keine Worte zu finden. „Ich... Er...“, begann Zero unsicher. Er wollte nicht darüber reden und doch würde er es ihnen erklären müssen. Doch er fand nicht die Worte dafür. Es entstand eine Pause und niemand schien zu wissen, was am Besten zu sagen ist. „Schön, dass du wieder da bist! Hast du Hunger? Ich koche auch mein Spezialcurry!“, warf der Rektor auf einmal ein und lächelte Zero an. Dann schwang er auch gleich den Kochlöffel. „Schau nicht so begeistert!“, protestierte der Rektor beleidigt, als er Zeros Gesicht sah. „Immerhin zaubere ich nur extra wegen dir etwas Schönes!“ Zero hatte keinen Appetit – besonders dann nicht, wenn er vom Rektor das Wort „Spezial“ hörte – aber er war froh erst einmal nicht antworten zu müssen. Auch wenn er wusste, dass es noch nicht vorbei war. Er würde nicht ewig schweigen können. Während der Rektor etwas seltsames im Kochtopf zusammenbraute, erzählten Yagari und Yuki was während seiner Abwesenheit geschehen war. Sie erzählten im vom Senat, davon dass auch in der Huntergesellschaft eine neue Struktur aufgebaut wurde, vom Aufbau der Schule und von all den anderen kleinen Dingen die geschehen waren. Sie verhielten sich so, als wäre er nur für ein paar Tage im Urlaub gewesen. Die ganze Zeit fiel Ichirus Name nicht einmal. Zero beteiligte sich nur spärlich an der Unterhaltung. Er wirkte nachdenklicher und verschlossener denn je. Jeder sah, dass er mit seinem Gedanken noch woanders – bei jemand anderem – war. Immer wieder musste Yuki ihn ansehen, sich davon überzeugen, dass es wirklich Zero war, der gerade neben ihr saß. Für einen Moment kam ihr sogar einmal der schreckliche Gedanke, dass es vielleicht gar nicht Zero war, sondern nur Ichiru, der nur so tat. Aber warum sollte er das tun? Wenn sie ihm in die Augen sah, konnte sie aber nicht mehr zweifeln. Sie waren traurig und zeugten von Schmerz und Verzweiflung. Ein Blick der zeigt, dass man einen schweren Verlust erlitten hatte. Ein Blick, den auch Ichiru besessen hatte, aber nicht so intensiv. Ein Blick, den sie für den Rest ihres Lebens nicht mehr vergessen würde, egal wie lang dies sein möge. Als würde die Welt zerfallen... Wenn Zero bemerkte, wie sie ihn ansah, schenke er ihr ein schwaches Lächeln. Aber es erreichte seinen Augen nie und das machte sie ebenso traurig. Das Essen verlief recht schweigsam – was unter anderem auch daran lag, dass niemand sich so recht an das Curry hertraute. Es sah doch etwas... befremdlich aus. Zero schob es nur auf dem Teller hin und her und aß kaum etwas. Auch nach dem Essen saßen sie noch etwas beisammen und Yagari war es schließlich, der die unausweichliche Frage stellte: „Was ist passiert, Zero? Warum bist zu zurück?“ Seine Stimme klang keineswegs anklagend oder neugierig. Vielmehr mitfühlend und verständnisvoll, etwas was man bei Toga Yagari nur selten hörte. „Er... Er wollte es so.“, brachte Zero mühsam heraus. Es fiel ihm schwer darüber zu reden. „Er wollte, dass ich... ich...“ Er konnte nicht mehr weitersprechen und doch wollte er ihnen irgendwie – irgendetwas – antworten. Hatten sie es doch einfach so akzeptiert, dass Ichiru in seinem Körper war und ihn wie einen Freund behandelt. Yuki und auch die anderen merkten, dass Zero nach Worten rang. Aber Yuki fühlte sich besonders hilflos und unsicher. Sie sah, dass die Hand, welche auf seinem Bein lag, zitterte. Etwas was sie schmerzte und ihr Angst bereitete. Noch nie hatte sie Zero so... zerbrechlich gesehen. Auch in ihrer Kindheit nicht. Er hatte es sie damals nie sehen lassen. Sie wollten den Schmerz von ihm nehmen, doch was konnte sie schon ausrichten? Nichts. Sie konnte Ichiru nicht zurückbringen und sie war ebenso schuld an einem Teil seines Leids. Alles was sie für ihn tun konnte, war bei ihm zu sein. Ihm zeigen, dass sie für ihn da war, dass er nicht allein war. So wie sie es versprochen hatte – so wie sie es immer war. Also tat sie das einzige was sie tun konnte. Zaghaft bewegte sie ihren Arm, nahm seine Hand und drückte sie sanft. Zero zuckte kurz zusammen und sah sie an. Er drehte seine Hand ein wenig, so dass sich ihre Handflächen berührten. Er verkreuzte seine Fingen mit den ihren. Er brauchte sie jetzt mehr als zuvor. „Er... Er wollte, dass ich ihn gehen lasse.“, sprach er schließlich weiter und seine Stimme klang nicht mehr ganz so zerbrechlich. „Es war sein Wunsch. ... Er ist glücklich damit, denke ich.“ „Aber wie war so etwas überhaupt möglich? Wie hast du das gemacht?“, fragte Yagari weiter, jegliches Feingefühl vergessend. Zero schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht erklären.“, antwortete er und das war auch die Wahrheit. Er wusste nicht wie er es geschafft hatte, Ichiru zurückzuholen. Alles was er in jenem Moment gewollt hatte, war ihn zu retten. Er wollte, dass er lebte, egal was es ihn gekostet hätte. Auch wenn es sein eigenes Leben gewesen wäre. Dafür hätte er es nur zu bereitwillig gegeben. „Ist er für immer verschwunden?“, fragte Yuki vorsichtig. Wieder ein Kopfschütteln. „Irgendwie schon, ja. Aber ich... ich kann ihn noch immer fühlen. Er ist da. Er ist ein Teil von mir. ... Das war er schon immer.“ Die anderen drei schweigen und sahen betroffen nach unten. Sie wussten, dass Ichiru eigentlich schon lange tot war, aber die Tage die er mit ihnen verbracht hatte, ließen den Abschied noch schwerer fallen. Sie hatten ihn in diesen paar Tagen kennengelernt und keiner konnte sagen, dass Ichiru ihm unsympathisch gewesen war. Besonders Yagari hatte ihn ihm noch immer den Jungen erkannt, der er früher schon war. Vielleicht nur etwas selbstsicherer, etwas reifer und erwachsener. Sie saßen noch etwas beisammen, allerdings ohne dieses schwermütige Thema noch einmal anzusprechen. Kurz vor Mitternacht gingen sie dann zu Bett. Während der Rektor und Yagari beide nach rechts gingen, begleitete Yuki Zero. Ihre Hand hatte er längst wieder losgelassen, trotzdem konnte Yuki den Wunsch kaum unterdrücken ihn zu berühren. Als wollte sie sicher gehen, dass er blieb und nicht einfach vor ihren Augen verschwand. Doch kurz nachdem sie die Küche verlassen hatten, blieb Zero abrupt sehen und sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Was ist los?“, fragte sie ihn, doch da bemerkte sie es selbst. Kaname war zurückgekehrt und kam ihnen entgegen und nur wenige Augenblicke später, stand er vor ihnen. Man sah ihm an, dass er nicht begeistert darüber war, Yuki mit ‚Ichiru’ zu sehen. Aber er ignorierte ihn erst einmal und schloss stattdessen Yuki in seine Arme. „Onii-sama, bitte lass mich los.“, sagte Yuki verlegen, der nicht entgangen war, dass Zeros Körper bei Kanames Erscheinen augenblicklich verkrampft war. Und diese Umarmung... Sie wollte nicht wissen, wie und was Zero dabei empfand. „Geht es dir wieder etwas besser, Yuki?“, fragte er sie sanft. „Ja, es geht mir wieder gut. Mach dir bitte keine Sorgen, Onii-sama.“ „Das beruhigt mich.“ Er stich ihr über die Wange und Yuki konnte nicht verhindern, dass sie dabei etwas rot wurde. Als Yuki wieder aufsah bemerkte sie, dass Zero Kaname noch immer anstarrte und dieser feindselig zurücksah. Die Situation war ihr unangenehm und sie hatte nur das Bedürfnis, die beiden von einander zu trennen. Sie hatte keinerlei Befürchtung, dass Zero etwas zu Kaname sagen oder gar tun würde, aber bei Kaname war sie sich da nicht so sicher. Vor gerade einmal zwei Tagen, hätte er Ichiru und Zero fast gleichzeitig ausgelöscht und sie wusste, dass er immer noch wütend über die Ereignisse am Morgen war. „Ähm... Onii-sama bitte entschuldige uns. Ich muss kurz noch mit Ichiru sprechen. Ich komme gleich nach.“ Kaname blickte jetzt wieder zu ihr und sah deshalb nicht Zeros verwunderten Gesichtsausdruck. Aber selbst wenn er ihn gesehen hätte, hätte er ihn vielleicht nicht verstanden. „Ich würde es bevorzugen, wenn du nicht mit ihm gehst.“, sagte Kaname kalt und sah dabei wieder Zero an. „Das letzte Mal müsste doch gereicht haben, um dir zu zeigen, dass er nur Schaden bringt.“ Ein Ruck fuhr durch Zeros Körper und er wollte gerade etwas erwidern, als Yuki ihn am Ärmel festhielt. Verständnislos sah er sie an, doch sie beachtete ihn nicht. „Mach dir keine Sorgen, Onii-sama. Es ist alles in Ordnung.“, versuchte sie ihren Bruder zu beschwichtigen. „Ich muss ihn nur etwas fragen. Vertrau mir, ich komme gleich nach.“ Sie lächelte ihn an und nur wiederstrebend glaubte er ihr. „Wie du wünscht.“, sagte er und zwang sich zu einem Lächeln. „Das nächste mal werde ich nicht zögern.“, sagte er an Zero gewandt, als er an Yuki und ihm vorbei ging. Zero wusste nicht genau, was er mit „nächstes Mal“ meinte, aber seine Worte verstand er sehr gut. „Komm schon, Ichiru.“, sagte Yuki und zog ihn demonstrativ am Arm. Sie hatte das Gefühl so schnell, wie möglich mit ihm aus der Gefahrenzone gelangen zu müssen. „Yuki, warum-“, wollte Zero sie fragen, doch Yuki unterbrach ihn mit einem gezischten „Scht.“ Erst als sie kurz vor seiner Zimmertür standen, verlangsamte sich Yukis Schritt. „Yuki, warum hast du es ihm nicht gesagt?“, fragte Zero sie endlich. Sie blieben vor der Zimmertür stehen. Tja... warum eigentlich? So genau konnte sie das auch nicht beantworten. Sie hatte einfach nur das Gefühl gehabt, dass es besser war, wenn es Kaname nicht erfahren würde – zumindest jetzt noch nicht. Aber sie antwortete ihm etwas anderes: „Ichiru und er... ehm... mochten sich nicht sehr.“, sagte sie verlegen und Zero wusste, dass sie etwas vor ihm verschwieg. Irgendetwas musste passiert sein, von dem er nichts wusste. Zero nickte nur kurz und zog dann seinen Arm zurück, den sie noch immer festhielt, worüber Yuki etwas erschrocken war. Unsicher sah sie ihn an. „Du sollst doch nicht immer so ernst aussehen.“, sagte er und versuchte seine Stimme leicht klingen zu lassen. „Und vor allem sollst du deine Augenbrauen nicht immer so zusammenziehen.“ Überrascht sah sie ihn an und musste lächeln. „Schon viel besser.“, sagte er und beide sahen sich einen Moment in die Augen. „Schlaf gut.“, sagte Zero sanft und schenkte ihr ein seltenes Lächeln. „Danke, du auch.“, erwiderte sie. Sie konnte nicht anders, als erneut die Arme um ihn zu legen und ihn noch einmal zu spüren. Zero erwiderte die Umarmung. Er drückte sie sanft an sich und atmete noch einmal ihren lieblichen Duft ein. Das war eines der vielen Dingen, die er vermisst hatte. Aber nichts hatte er so sehr vermisst, wie ihr Lächeln. Auch als sie von einander ließen, konnten sie den Blick doch noch immer nicht voneinander abwenden. „Bis morgen.“, sagte Zero leise und öffnete schließlich die Tür zu seinem Zimmer. Yuki sah ihm hinterher und er war schon fast im Zimmer, als sie all ihrem Mut zusammennahm. „Zero!“, rief sie noch einmal, doch es klang eher wie ein Zischen, da sie versuchte trotzdem noch zu flüstern. Er drehte sich um und sah sie fragend an. „Ich... Ich muss dich wirklich... wirklich etwas fragen. Aber ich... ich weiß nicht, ob...“, stammelte sie. „Hör auf rumzustammeln. Frag mich, was immer du willst und ich werde dir antworten.“, sagte er und musste schmunzeln. Im Grunde hatte sie sich überhaupt nicht verändert. Ihre langen Haare und die Präsenz eines Reinblutes waren das Einzige, was anders war. Doch sie war immer die Yuki, die er all die Jahre gekannt hatte. „Warum... Warum hast du Kanames Blut getrunken?“, überwandt sie sich endlich zu fragen. Einen Moment lang sah er sie schockiert an. „Hat er es dir gesagt?“, fragte er dann aber mir ruhiger und leiser Stimme. Er hätte damit rechnen müssen, dass sie es erfahren würde. Yuki nickte kurz. „Warum?“, flüsterte sie. „Der... Durst... wurde immer stärker.“, begann Zero zögerlich und wich ihrem Blick aus. „Dein Blut... Ich... Es war nicht... nicht genug. Es... Es war fast so weit.“, wisperte er. „In dieser Nacht war ich bei ihm, um ihn zur Rede zu stellen. Ich... wollte wissen, warum er dir nicht auf deine Frage geantwortet hatte. Er wusste irgendwie, dass... der Durst... dass es immer schlimmer wurde. Er hat gesagt, dass ich sein Blut trinken solle; dass es die Schatten des Wahnsinns verringern würde.“, flüsterte er. Entsetz sah Yuki ihn an. Dann war es wahr gewesen was Kaname ihr erzählt hatte? Zero hatte es freiwillig genommen? Irritiert schüttelte sie den Kopf. “Warum?“, fragte sie und ihre Stimme hörte sich fast verzweifelt an. „Warum hat er dir das angeboten? Warum hast du es getan? Ich kann nicht... Ich will nicht...“ Zero sah sie an und sah den Schmerz in ihren Augen. Aber genauso sah Yuki ebenso seine Qual. Sie wusste, dass er es ihr am liebsten verschweigen wollte. Doch dieses Mal würde sie alles erfahren und Zero wusste, dass er sie nicht belügen konnte. Sie würde ihm niemals glauben, dass er es freiwillig genommen hatte oder das Kaname es ihm freiwillige gegeben hatte – einfach so, ohne etwas dafür verlangt zu haben. „Er sagte, es wäre ein Problem für ihn, wenn ich zu diesem Zeitpunkt sterben würde.“ Er versuchte sie anzusehen, doch immer wieder blickte er auf den Boden. Er wollte nicht wissen, was sie dabei empfand. Noch vor wenigen Wochen hätte er es ihr niemals erzählt. Doch nun... Diese Lügen mussten endlich ein Ende haben. Ichiru hatte recht gehabt: Sie hatte ein Recht darauf die Wahrheit zu kennen. „Kaname...“, sprach Zero weiter, „ Es hat ihm... missfallen, dass ich du mir dein Blut gabst. Aber er... er hat mich noch gebraucht. Er hat mich nicht getötet, weil ich ihm nützlich war... Im Grunde war ich für ihn nichts weiter als eine Schachfigur, die er nach belieben versetzen konnte, je nachdem wie er sie gerade brauchte. Ich sollte dein Schild sein,... um dich zu beschützen, wenn er es nicht konnte. Er wusste, dass... dass ich dich niemals betrügen würde. Nur deswegen hat er es die ganze Zeit geduldet, dass du... ich... In jener Nacht... Ich hatte Angst, dich wirklich irgendwann einmal... dass ich mich irgendwann nicht mehr beherrschen könnte. ... Alles was ich wollte war, dich von ganzem Herzen Lachen zu sehen, dich zu beschützen... und dass du niemals wieder etwas für mich opfern müsstest. Er... hat gesagt, dass er das selbe wollte, dass er dich ebenso lächeln sehen wollte. Er hat gesagt, dass du nichts zu opfern bräuchtest. ... Er hat gelogen.“ Zero berührte ihr Gesicht und wischte erneut eine Träne von ihre Wange. Ihr Blick war starr und verschwommen. „Dennoch, Ich weiß warum ich es getan habe und bereue es nicht. ... Du brauchst nicht wegen mir zu weinen.“, sagte er sanft. Yuki schüttelte den Kopf. „Zero... Ich weine nicht wegen dir... Ich weine für dich.“, flüsterte sie. Einen Moment lang sah er sie erstaunt an, dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände und hob ihren Kopf etwas an. Sein Blick war zärtlich. Dann zog er sie erneut in seine Arme und drückte sie sacht an sich. Yuki erstarrte und wusste nicht so recht, wie sie reagieren sollte. „Danke.“, flüsterte er in ihr Ohr und sie erzitterte kurz. Kleine Schauer fuhren über ihren Rücken. Sie atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen – zumindest so lange bis sie wieder allein war. Sie wollte Zero nicht noch mehr Sorgen bereiten, schließlich hatte er ihretwegen bereits genug gelitten. Alles was er sehen wollte, war ihr Lächeln. Den Gedanken an Kaname konnte sie aber nicht verdrängen. Er hatte sie belogen, als sie ihn direkt nach der Wahrheit gefragt hatte. Sogar als er versprochen hatte, die Wahrheit zu sagen. Wie hatte er das tun können? Nie hätte sie gedacht, dass er sie so... enttäuschen könnte. Sie spürte, dass Zero sie wieder los ließ und sie wünschte sich, dass er es nicht tun würde. Sie wollte länger bei ihm bleiben. Doch sie sagte es nicht. Stattdessen stellte sie eine weitere Frage. Eine Frage auf die sie die Antwort eigentlich kannte. „Ist es wahr... Ist es wahr, was Ichiru...“, wollte sie fragen, doch Zero schüttelte nur den Kopf und sie brach ab. Sie spürte, wie sich blitzartig Angst in ihr ausbreitete. „Ja.“, antwortete er sacht. „Aber es ist in Ordnung. Ich will das du glücklich bist. Mach dir also keine Sorgen um mich. Es geht mir... gut.“ Yuki war für die ersten Sekunden sprachlos. So vieles hatte sie in dieser Nacht erfahren und sie hatte das Gefühl, dass er ihr wirklich die Wahrheit erzählt hatte, in allen Dingen. Aber sie war nicht so naiv seine letzte Aussagen zu glauben. „Du lügst. Es geht dir nicht gut.“, sagte sie direkt und mit brüchiger Stimme. Er lächelte sie traurig an. Er konnte nicht wiedersprechen. „Du solltest jetzt zurück gehen. Er... wartet sicher schon auf dich.“, sagte Zero sanft und berührte flüchtig ihre Wange. Wie konnte er das sagen?, fragte sie sich. Verletzte er sich damit nicht nur selbst? Doch das tat er und sie wusste es, aber er tat es wieder nur für sie. Wie viel wollte er noch für sie opfern? Alles was sie momentan tun konnte, war stumm zu nicken. Jedes weitere Wort hätte zudem ihre eben so mühsam aufgebaute Selbstbeherrschung wieder vernichten können. „Schlaf gut.“, sagte er noch einmal und öffnete die Tür wieder ein Stück. „Du auch. ... Du hast mir gefehlt, Zero.“, sagte sie mit zittriger Stimme. Ein schwaches Lächeln erschien auf seinen Lippen und er schloss die Tür hinter sich. Yuki stand in der Dunkelheit und es viel ihr schwer die erneut aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Sie fühlte sich, als hätte Kaname sie verraten und all das Leid was Zero widerfahren war, war nur ihretwegen geschehen. Und doch hasste er sie nicht. Wie konnte das sein? Womit hatte sie das verdient? Langsam ging sie in ihre eigenes Zimmer zurück und Kaname wartete dort bereits auf sie. „Yuki, alles in Ordnung?“, fragte Kaname sie aufgebracht, als sie eintrat. Anscheinend hatte sie sich nicht gut genug zusammengerissen. „Es geht mir gut.“, antwortete sie steif, ohne ihn anzusehen. „Hat Ichiru dir irgendetwas angetan?“, fragte er sie scharf und Yuki sah kurz die Angriffslust in seinen Augen. „Nein!“, antwortete sie bestimmt. „Ich bin nur müde und ich möchte, dass du ihn von nun an in Ruhe lässt.“ Sie sah die Ungläubigkeit in seinem Gesicht und sie konnte ihn verstehen. Noch nie hatte sie so mit ihm geredet. Aber es war ihr egal, sie konnte nicht einfach so tun, als sei nichts geschehen. „Was ist passiert? Warum wendest du dich von mir ab?“, fragte er sie noch einmal und seine Stimme klang verletzt. Yuki schüttelte den Kopf. Sie wollte jetzt nicht mit ihm reden und sie wollte es ihm auch nicht erzählen, jedenfalls jetzt nicht. Sie wollte das Glücksgefühl, dass Zero wieder da war, nicht mit einem Streit oder Ärger verderben. „Onii-sama,...“, begann sie vorsichtig, „... es geht mir gut. Ich bin einfach nur erschöpft und möchte schlafen. Es ist nichts schlimmen geschehen. Ganz im Gegenteil...“ Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. „Aber ich.. ich bin etwas verwirrt. Es ist schwer zu erklären, aber ich wende mich bestimmt nicht von dir ab. Bitte lass mich noch etwas darüber nachdenken und morgen darüber reden.“ Sie sah ihn sanft an und Kaname nickte zustimmend. „Ich möchte dich trotzdem nicht allein lassen, nicht nachdem ich dich gestern so gefunden habe. Nicht wenn ich weiß, dass es dir immer noch nicht richtig gut geht. Lass mich bei dir bleiben.“, seine Stimme war weich und wenn er sie so um etwas bat, konnte sie nicht nein sagen. Also nickte sie leicht und nahm ihre Sachen, um sich im Nebenraum umzuziehen. Nachdem sie sich ins Bett gelegt hatte, spürte sie wie Kaname sanft ihr Haar küsste und sich neben sie legte. Sie lag mit dem Rücken zu ihm. Er legte seinen Arm um ihren Körper und zog sie zu sich. Yuki wusste nicht warum, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, als könnte sie Kanames Anwesenheit nicht ertragen. Sie hatte Angst vor jenem Augenblick, in dem sie Kaname zur Rede stellen würde. Wenn sie ihn fragen würde, warum er sie belogen hatte; warum er Zero das angetan hatte. Und sie hatte Angst davor, dass sie seinen Worten nie wieder würde glauben können. Würde sie von nun an immer denken, dass er sie gerade belog? Würde sie Wahrheit und Lüge nicht mehr von einander unterscheiden können? Sie wusste es nicht. Aber es gab eines dessen sie sich sicher war. Etwas was sie erst heute realisiert hatte und was ihr Herz gleichzeitig schwer und leicht machte: Sie konnte nicht ohne Zero sein. Allein die Vorstellung, dass Zero vielleicht nie mehr zurückkommen würde, hatte in ihr in den letzten Tagen einen stumpfen Schmerz verursacht; als hätte sie ein Körperteil und nicht einen Freund verloren. Sie hatte sich einfach nicht vollständig gefühlt, als würde etwas entscheidendes Fehlen, nur dass sie nicht richtig gewusst hatte was es war. Doch heute, als Zero... – nicht nur sein Körper, sondern er selbst – in der Küche gestanden hatte; als er sie umarmt hatte... In diesem Moment hatte sie sich so... unbeschreiblich gefühlt. Als bräuchte sie nichts zu fürchten; als wäre eine lange Suche ganz plötzlich zu Ende. So als wäre sie endlich dort angekommen, wo sie die ganze Zeit hingewollte hatte, ohne dass sie es eigentlich gewusst hatte – als wäre sie zu Hause. Noch verstand sie diese Gefühle nicht ganz, aber sie wusste, dass sie der Antwort sehr nahe war. Doch bevor sie diese Gefühle benennen konnte, schlief sie ein. Zero stand in jenem dunklen Zimmer, welches vor wenigen Stunden noch seinem Bruder gehört hatte und starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit der Nacht. Er wusste nicht, was er empfinden oder denken sollte. Einerseits war er froh zurückzusein, wieder bei ihr zu sein – auch wenn er nie wirklich bei ihr sein konnte. Andererseits bereute er seine Entscheidung ihn gehen gelassen zu haben. Er hätte ihm nicht nachgeben sollen. Zero konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass sich Ichiru doch noch irgendwann an seinen Körper gewöhnt hätte. Aber sein Körper auch an ihn? Er wusste es nicht. Dennoch... Vielleicht hätte er nicht so schnell nachgeben sollen. Er wollte zwar, dass sein Bruder lebte, aber zu welchem Preis? Was nützte ein Leben, wenn man damit nur unglücklich ist? Wenn man es selbst nicht wollte... Trotz all der Dinge die ihm gerade durch den Kopf gingen, fühlte er sich merkwürdig leer. Was sollte er jetzt bloß tun? Es gab keinen anderen Ort, an den er gehen konnte. Dies hier war sein zu Hause und dennoch... Er ging zum Bett und wollte sich gerade hinlegen, als sein Blick am Schreibtisch hängen blieb. Irgendetwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er wusste nur nicht, was es war. Sein Blick huschte über die verschiedenen Gegenstände: ein Heft und Stift, zwei Bücher und anderer Kleinkram. Aber nichts davon erschien ihm irgendwie wichtig, doch seinen Blick konnte er auch nicht abwenden. Er ging darauf zu und nahm schließlich das Heft in die Hand. Beim Durchblättern erwartete er irgendetwas Unbedeutendes darin zu finden. Wahrscheinlich war es sein Heft oder Yukis, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie es dahin gekommen sein soll. Ruckartig hielt er auf einmal inne. Diese Schriftzeichen... Das waren unmöglich seine. Seine waren spitzer und gerader. Diese hier waren etwas schräger und abgerundeter, nicht viel, aber dennoch erkannte er es. Vielleicht Yukis, überlegte er einen Moment. Er wollte es gerade schließen und nachsehen, ob irgendwo ein Name stand, als sein Blick an einem Wort hängen blieb: Zero. Was...?, wunderte er sich. Er suchte den Anfang des Satzes und las ihn. Dann las er den nächsten und den danach und mit jedem weiteren Satz, schlug sein Herz schneller. Aber es war egal wie viele Sätze oder Seiten er noch lesen würde, es änderte nichts. Es war nichts Yukis Heft, sondern... Er ließ es fallen und warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster. Länger brauchte er nicht um eine endgültige Entscheidung zu treffen, zu wissen, was tun wollte. Etwas was er vielleicht schon lange hätte tun müssen. Er nahm die Tasche, die noch immer in der Ecke stand und wollte einen schnell hineinwerfen. Die Bücher und Hefte nahm er hastig heraus und legte Ichirus Botschaft hinein. Die anderen Sachen ließ er so darin liegen. Dann zog er seinen Mantel an und verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal umzublicken. Doch bevor er gehen konnte, musste er noch etwas anderes erledigen. Zero ging geradewegs zum Schlafzimmer des Rektors und klopfte an. Er wusste, dass dieser nicht so schnell einschlafen konnte (aber wenn er einmal schlief, war er kaum wieder munter zu bekommen) und es dauerte auch nicht lange, bis ihm Kurosu in Schlafanzug, Pantoffeln und einem herzhaften Gähnen, die Tür öffnete. „Zero! Was machst du hier?“, fragte er seinen nächtlichen Besucher überrascht, wurde dann aber sofort ernst, als er Zeros Tasche sah. „Du willst fort?“ „Ja. ... Ich wollte sie fragen... Ich wollte sie bitte, ob sie... ob sie sich um... sein Grab kümmern würden.“, sagte Zero leise, so dass der Rektor ihn nur schwer verstand. „Ja, natürlich. Willst du wirklich gehen? Du bist doch eben erst... zurückgekommen.“ „Ich muss...“, antwortete Zero kurz. „Aber warum kommst du ausgerechnet zu mir?“ „Sie sind der Einzige, der mich gehen lässt.“, antwortete Zero ehrlich. Die beiden sahen sich einen Moment in die Augen und Kurosu wusste, dass er recht hatte. Er erwiderte nichts darauf, sondern sagte stattdessen: „Warte einen Moment hier.“ Dann verschwand er kurz in seinem Zimmer und schien nach etwas zu suchen. „Hier nimmt das, du wirst es brauchen.“ Er gab ihm einen kleinen Beutel und Zero konnte es ein wenig klimpern hören. „Danke. ... Sagen sie ihr... Sagen sie Yuki, dass es nichts mit ihr zu tun hat. Ich tue es, weil ich es so will...“, sagte er nach einer Pause und seine Stimme klang ein wenig voll Reue. Der Rektor nickte zustimmend. „Wirst du zurückkommen?“ „Ich weiß nicht... vielleicht... irgendwann.“, sagte er unsicher. Er wusste ja noch nicht einmal, wohin er gehen wollte, woher sollte er dann er wissen, wann er zurückkam? „Pass auf dich auf.“, sagte der Rektor und sah, wie Zero sie zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit verließ. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ham’er’s Mal wieder geschafft. Puh... Dieses Mal hat es leider länger gedauert mit dem neuen Chap aber dafür habe ich auch zwei gute Gründe. 1. Ich schreibe Momentan an meiner Monsterarbeit, auch bekannt als Masterarbeit. Wenn ich jeden Tag ca. 4 Stunden hintereinander am PC sitze und mir irgendetwas über Geschichtsbewusstsein aus den Fingern ziehe, bin ich dann meist für den Rest des Tages bedient und mach nur noch einen großen Bogen um meinen PC. -.-° Von Word habe ich dann erst mal genug... 2. Die Länge des Chaps spricht ja wohl für sich... (außerdem dauert die Kontrolle immer so lange...) Ansonsten kann ich nur noch sagen, dass ich keine Ahnung habe, wann ich das nächste Chap hochladen kann. Besagte Monsterarbeit muss am 2.Dezember abgegeben werden und ich komme immer mehr in die heiße Phase und muss sehen, dass ich das alles schaffe. (Die Hälfte ist groß ja schon geschrieben, ich muss nur noch die Fragebögen auswerten und Interviews transkripieren (wobei ich das alles erst Mal machen müsste) ;_; ) Deswegen bitte ich bitte um Nachsicht. Ich kann euch aber verraten, dass ich die FF bereits abgeschlossen habe und ich es nur noch mal überarbeiten brauche. Aber wie gesagt... das kann dauern. So und jetzt habe ich genug gejammert und mir bleibt nur noch zu Wünschen/ Hoffen, dass euch das Chap gefallen hat und ihr mir ein paar Kommis hinterlassen. :) Diese Mal schmeiß ich auch ne Runde Schoki! XD hab euch lieb maidlin PS: Wer mal schauen möchte, warum das bei mir so lange dauert und wie ne Kontrolle aussieht kann man hier schauen: http://s289.photobucket.com/albums/ll231/nildiam_11/private/?action=view¤t=Seite10bis11FFMeandYouVK.jpg PPS: Ich hoffe ihr hab meine neue Eintragung bei der FF Beschreibung gelesen. :) Wenn nicht entgeht euch ein ganz toller Song. ;) PPPS: Und habt ihr den Satz gefunden? Ich hab doch gesagt, darauf kommt keiner! *lol* Kapitel 15: Epilog: Teil 1 – Geständnis --------------------------------------- Ich bin schlimm... Eigentlich... bestand der Epilog aus zwei Teilen. Da das aber so lang war, hab ich mich entschieden nur einen erst mal hochzuladen. Aber der ist dann auch so lang geworden. ;_; Was mach ich denn nur immer falsch? Ich hoffe ihr lest es trotzdem und haltet bis zum Schluss durch... ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Epilog: Teil 1 – Geständnis Yuki seufzte erleichtert auf, als sie ihre Unterschrift endlich auf das letzte Antragsformular setzte und legte es auf den Stapel vor ihr. Weitere 30 Anmeldungen für das neue Schuljahr hatte sie gerade bestätigt und nächste Woche würde die Bewerbungsfrist auslaufen und es würden wahrscheinlich noch einmal doppelt so viele kommen. Das ganze wäre vielleicht auch nicht so schlimm, wenn sie nicht schon beinahe 80 Anmeldungen bestätigt hätte – und dass allein für die Day Class! In der Night Class gab es nicht ganz so viele Anfragen, aber trotzdem stieg die Anzahl er Schüler jährlich. Langsam fragte sie sich, wo der Rektor die ganzen Schüler noch unterbringen wollte, denn ablehnen wollte er niemanden. Wahrscheinlich würde er seinen Traum von einem Anbau bald realisieren können. Aber das ging sie eigentlich alles nichts an und war sein Problem. Sie atmete resigniert aus. Natürlich ging es sie etwas an... sie würde dann diejenige sein, die sich um alles kümmern müsste. Wie konnte es nur so weit kommen? Seit dem Wiederaufbau vor 10 Jahren, ist der Ruf und das Ansehen der Cross Akademie stetig gestiegen und inzwischen war sie eine Eliteschule, fast ohne gleichen. Die Unterrichtsmethoden waren auf dem neusten Stand und es gab nur Lehrpersonal mit einer hervorragenden Ausbildung. Zudem wurden durch die verschiedenen Alterklassen unter den Lehrern, aber auch durch eine stärkere Zusammenarbeit der Lehrer der Day und Night Class neue Impulse geschaffen. Unbestritten ein sehr guter Einfluss für das Lehren und Lernen. Ihr Adoptivvater hatte sich nach dem Wiederaufbau wirklich sehr bemüht, seiner Schule wieder zu altem Glanz zu verhelfen und ihren Ruf zu verbreiten. Allerdings kannte niemand von den Eltern, die ihre Kinder in diese Schule schickten, besagten Rektor und wenn sie ihn dann kennenlernten und merkten, wie eigenartig – vielleicht sogar ein wenig verschroben – er war, war es bereits zu spät. Die meisten der Night Class Schüler kamen auf Empfehlung anderer ehemaliger Schüler. Etwas was Yuki zu Beginn sehr überrascht hatte. Anscheinend war die Idee einer friedlichen Koexistenz mit Menschen doch nicht mehr so abwegig wie vor 10 Jahren. Aber anscheinend war es der Schule auch nicht zum Nachteil gereicht, dass sie noch immer hier lebte. Das Blut ihrer Familie war in den Kreisen der Vampire noch immer so etwas wie heilig – auch wenn sie es nicht ganz nachvollziehen konnte. Yuki seufzte noch einmal und streckte sich etwas. Warum musste sie eigentlich den ganzen Papierkram erledigen und das auch noch ganz allein? Schön, am Anfang hatte ihr Adoptivvater ihr noch erzählt, dass er sie nur zum auszuhelfen bräuchte und dann hieß es plötzlich, dass er sie einarbeiten wollte – immerhin würde sie die Schule einmal übernehmen und führen müssen. Aber inzwischen beschlich Yuki das Gefühl, dass ihr sogenannter sie liebender Vater gar nicht schnell genug in Ruhestand gehen konnte. Sie musste immer mehr Verantwortung übernehmen und inzwischen auch Elterngespräche führen. Dabei war sie doch nur als Vertrauenslehrerin angestellt und hätte mit diesen Dingen auch nichts zu tun haben sollen! Zu allem Überfluss bekam sie die Mehrarbeit nicht einmal bezahlt. Ausgebeutet vom eigenen Vater, dachte sie bissig. Sie schaute auf die Uhr: Siebzehnuhrfünfzig. In zehn Minuten würde ihre Sprechstunden zu Ende sein, ohne das heute jemand ihre Dienste in Anspruch genommen hatte und sie war sich fast sicher, dass es ebenso eine ruhige Nacht werden würde. Ein Teil der Schüler aus dem Haus Sonne war damit beschäftigt, sich auf ihre Abschlussprüfungen vorzubereiten, was besonders die Mädchen einschloss und sie in den nächsten Nächten andere Dinge zu tun haben würden, als sich nachts auf dem Schulgelände herumzuschleichen. Die jüngeren Mädchen, hatten zwar keine Abschlussprüfungen, aber sie waren noch nicht so... erfahren, wenn es darum ging der Night Class nachzusteigen. Dass sie immer noch ein „Guardian“ war störte Yuki nicht so sehr. Sie machte es gern und die Tatsache, dass sie selbst ein Reinblut war, machte sie Sache wesentlich leichter – zumindest was das Arbeiten mit den Vampiren anging. Yuki legte die Arme auf den Tisch und verschränkte sie. Dann betete sie ihren Kopf in die entstandene Mulde und benutzte sie, als ein Kissen. Sie drehte ihren Kopf ein wenig nach links und betrachtete wehmütig das Bild, welches auf ihrem Schreibtisch stand. Es war jenes Bild, was sie und Zero am ersten Tag in der High School zeigte. Man sah dem Bild das Alter an, aber es war das Einzige ordentlich was sie von sich beiden hatte. Sie bedauerte es einmal mehr, dass es nicht mehr anständige Photos von ihr und Zero gab. Warum hatte er sich auch nie photographieren lassen?! Eines stand jedenfalls für sie fest: Wenn Zero jemals zurückkommen sollte, würde sie als erstes ein paar neue Photos von ihnen beiden machen lassen und wenn sie ihn dazu zwingen musste! Dass hieß... gleich nachdem sie ihn für sein Verschwinden erwürgt hatte! Wie hatte er sie so einfach verlassen können!? Selbst jetzt ging ihr diese Frage noch durch den Kopf und obwohl sie es in gewisser Weise auch nachvollziehen konnte, war es ihr noch immer unbegreiflich. Zero hatte ja keine Ahnung... Am Morgen danach, war sie aufgewacht und hatte die Dinge so klar gesehen, wie noch nie in ihrem Leben. Für einen einzigen Moment fühlte sie sich unendlich glücklich. Sie hatte sehr genau gewusst, wer sie war und was sie war. Sie hatte gewusste wer ihr wirklich wichtig war und wen sie von ganzem Herzen begehrte. Es war nicht der Mann neben ihr gewesen... Aber schon im nächsten Augenblick realisierte sie, dass etwas anders war; dass etwas nicht stimmte. Ihr Herz hatte begonnen schneller zu schlagen und langsam hatte sie sich umgedreht. Sie hatte in Kanames Gesicht gesehen, welcher sie mit einem seltsamen Blick angesehen hatte. Die Angst hatte in ihren Augen gestanden und sie hatte nicht glauben wollen, was sie spüren konnte. „Er ist gegangen.“, hatte Kaname bloß geflüstert. Sofort war sie aufgesprungen in seine Zimmer gelaufen – er war wirklich nicht mehr da gewesen. Eine schreckliche Sekunde lang hatte sie sogar geglaubt, dass Kaname es getan hatte... Doch der Rektor war wenige Augenblicke später bei ihr gewesen und hatte versucht es ihr zu erklären. Zu gern hatte sie seine Worte glauben wollen. Sie wollte glauben, dass Zero irgendwann zurückkommen würde, egal wann es war. Aber vor allem wollte sie glauben, dass sie er nicht ihretwegen gegangen war. Und auch jetzt wollte sie noch daran glauben. Yuki hob den Kopf und schüttelte ihn leicht. Es verging nicht ein Tag, an dem sie nicht daran dachte, doch noch immer hatte sich nichts geändert. Manchmal waren die Zweifel so stark, dass sie nicht wusste, wie sie das Warten noch länger ertragen sollte. Und doch hatte sie sich immer wieder zusammenreisen können. Immerhin wurde sie in der Schule gebraucht und sie wollte auch nicht wirklich fort von diesem Ort. Denn auch wenn sie ein Reinblut war, so fühlte sie sich in der Gesellschaft ihresgleichen nur selten wohl. Diese ganze Welt mit ihrer Ordnung, an dessen Spitze sie stand, kam ihr zum größten Teil verlogen vor. Nur die, die sie als Yuki Kurosu – als Mensch – kennensgelernt hatten, behandelten sie zwar mit Respekt, aber doch auf einer gleichberechtigten Ebene. Nächste Woche würde Ichirus... Es würde zehn Jahre her sein, seit er gegangen war, dachte sie. Sie hoffte, dass er dann zurückkommen würde. Aber selbst wenn er das nicht tat: Sie würde warten. Sie hatte sich schon lange entschieden. Egal wie lange es dauern würde. An die Zeit aber, als sie es Kaname erzählt hatte, erinnerte sie sich nur sehr ungern. Noch nie hatte sie so viel Angst vor ihm verspürt, wie in diesem Augenblick, als sie ihm die Wahrheit über ihre Gefühle gesagt hatte. Diese eiskalten Augen, mit denen er sie angesehen hatte, hatten sich in ihr Herz bebohrt, als wollten sie es auseinander reisen. Seine Worte hatten sich ihn ihr Gedächtnis gebrannt, aber bis heute verbot sie sich darüber nachzudenken. Sie als Reinblut und er als ehemaliger Mensch, würden niemals eine Beziehung haben können, hatte er gesagt. Es würde von niemandem akzeptiert werden und Zero sei ihrer nicht würdig genug. Sie hatte nur schweigend zugehört und versucht diese Worte nicht in ihr Herz dringen zu lassen. Die Unterredung mit Kaname hatte wahrscheinlich Stunden gedauert und sie hatte ihm immer wieder gesagt, dass sie ihre Entscheidung nicht ändern würde, egal was er sagte oder tat. Sie hatte sehen können, wie ihre Worte ihn verletzt hatte, doch es hatte für sie kein zurück mehr gegeben. Am Ende des Tages hatte er sie gehen lassen. Doch in diesem Moment war etwas in ihrem Herzen gestorben und die Beziehung zu Kaname, den sie einst so sehr geliebt und vertraut hatte, hatte ein paar hässliche Risse bekommen. Kaname selbst hatte sich danach monatelang geweigert mit ihr zu reden und hatte jegliche Versuche ihrerseits ignoriert. Sie hatte sich wie zwei Fremde verhalten, die sich nichts mehr zu sagen hatten. Erst in den letzten beiden Jahren, war ihr Verhältnis wieder besser geworden und Yuki hatte die leise Hoffnung, dass er ihre Entscheidung langsam akzeptierte. Ja, sie liebte ihren Bruder noch, aber es gab jemanden der ihr wichtiger war. Auch wenn sie diesen jemand vielleicht nie wieder sehen würde... Andächtig strich sie über den Bilderrahmen. Dann erhob sie sich wieder und wollte die ganzen Papiere wegräumen, als sie ruckartig stehen blieb. Sie hatte etwas gefühlt, was ihr bis eben wie ein schöner Traum vorgekommen wäre und doch war es so real... Vor lauter Schreck ließ sie die Papiere fallen, die langsam zu Boden segelten. Das konnte nicht sein!, dachte sie. Unmöglich! Aber es war immer noch da. Ganz eindeutig! Jemand näherte sich dem Gebäude und Yuki kannte nur eine Person mit dieser ausdrucksstarken Präsenz. Mit einem Schritt war sie bei der Tür und riss sie auf. Ohne sich umzusehen, rannte sie den Flur entlang, die Treppen herunter. Die Blicke der Schüler, die gerade auf dem Weg in das Haus Mond waren, ignorierte sie dabei. Vergessen war die Vorbildfunktion, die sie eigentlich haben müsste und die sie sich selbst auferlegt hatte. „Kurosu-sama! Warten sie! Ich muss sie ganz dringend sprechen!“, rief plötzlich eine weibliche Stimme hinter ihr, kurz bevor sie die Haupttür erreicht hatte. Sie wollte sie ebenso ignorieren, doch das Mädchen ließ nicht locker. „Kurosu-sama!! So, warten sie doch! Es ist wirklich sehr wichtig!“ Schlagartig blieb Yuki stehen. Was denn jetzt?! “Tut mir leid, aber ich habe jetzt keine Zeit.“, sagte sie außer Atem und wollte das Mädchen so schnell wie möglich abwimmeln. „Aber Kurosu-sama! Es ist wirklich dingend! Bitte?! Es dauert auch nicht lange!“, flehte das Mädchen sie nun fast schon an. Warum konnte sie nicht nein sagen? Also schön... Yuki drehte sich um und wartete bis das Mädchen bei ihr war. „Was gibt es denn? Ich habe es wirklich eilig.“, sagte Yuki ungeduldig. Eine Art, die einem Vertrauenslehrer nicht unbedingt gebührte und das Mädchen wohl ebenfalls dachte, ihrem Blick nach zu urteilen. Aber erst jetzt als Yuki ruhig stand, bemerkte sie wie nervös sie eigentlich war. In ihrem Bauch rumorte es und ihr war ganz kribbelig zumute. Sie wusste, dass sie jetzt eigentlich nicht die Nerven dazu hatte, sich mit einer Schülerin und deren Problemen auseinander zu setzen, egal wie wichtig diese auch sein mochten. Warum konnte das Mädchen nicht in ihre Sprechstunde gekommen sein? „Kurosu-sama, bitte sehen sie sich das an. Ich bin bei dem letzten Test in Mathematik durchgefallen – völlig ungerechtfertigter Weise! Diese Note verschlechtert meinen Schnitt erheblich! Können sie nicht etwas machen?“, begann das Mädchen zu erzählen und sah sie leidig an. Fassungslos starrte Yuki auf das Mädchen. „Aber wenn du durchgefallen bist, wird das auch seine Gründe haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Nishida dich mit Absicht durchfallen lassen würde. Ich kann dir da leider auch nicht helfen.“, sagte sie trotz allem geduldig und zwang sich, dem Mädchen ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Allerdings gelang es ihr nicht diese Präsenz zu ignorieren, ebenso wie das Kribbeln, welches sich langsam in ihrem ganzen Körper ausbreitete. „Nein, hat es nicht. Ich bin mir sicher, dass ich die Aufgabe richtig gerechnet habe. Sehen sie doch selbst. Aber Herr Nishida hat mich trotzdem durchfallen lassen und als ich ihn danach fragen wollte, hat er gesagt, dass er dazu nichts mehr zu sagen hat. Das ist doch total gemein! Sehen sie doch! Die Aufgabe ist richtig so!“, wedelte sie mit dem Blatt vor Yukis Nase herum. Etwas gereizt nahm diese ihr das Blatt ab und starrte auf die Aufgaben. „Sehen Sie, Aufgabe Nummer 5. Ich habe es genauso gerechnet, wie wir es gelernt haben und trotzdem hat er mich durchfallen lassen. Bitte reden sie mit ihm!“, bettelte das Mädchen förmlich. „Ich kann nicht zulassen, dass eine einzige Note mein ganzes Zeugnis ruiniert.“ Yuki starrte auf die Zahlen und sah... nichts. Was sollte sie mit all diesen Zahlen, Operationszeichen und Klammern anfangen? Genauso gut hätten da auch Hieroglyphen stehen können. Auch wenn es gewisse Vorteile hatte ein Reinblut zu sein und Vampire von Natur aus außerordentlich intelligent waren, würde Mathe wohl immer ihre Schwäche bleiben. Etwas was Yuki ungemein ärgerte... Reinblut hin oder her, in Mathe war sie noch nie eine Leuchte und würde es wohl auch nie werden. Ganz egal, ob sie nun noch ein paar tausend Jahre länger leben würde oder nicht. Diese Wissenschaft hatte sie noch nie interessiert und seit ihrer eigenen Schulzeit hatte sie sich gar nicht mehr damit beschäftigt. Aber was sollte sie dem Mädchen jetzt bloß antworten?! „Was ist Kurosu-sama? Reden sie mit ihm?“, wollte nun das Mädchen wissen und klang nicht mehr so bittend, sondern eher fordernd. „Ähm... Ja... Ich werde...“, begann die Vertrauenslehrerin zu stottern und suchte nach einer angemessenen Antwort. Doch bevor sie diese gefunden hatte, zog eine dritte Person, die nun hinter ihr stand, das Blatt aus ihren Fingern. Währen das Mädchen verwundert nach oben blickte, erstarrte Yuki beinah zur Salzsäule. Das konnte nicht sein... Wie war er... „Du hast einen Faktor vergessen und noch dazu aus einem Malzeichen ein Pluszeichen gemacht. Kein Wunder, dass alles falsch ist. Lies gefälligst die Aufgaben das nächste Mal besser, bevor die dich beschweren willst. Ganz nebenbei gesagt, ist sie die Falsche, die du bei so etwas fragen solltest.“, sagte eine genervte Männerstimme, die Yuki Schauer über den Rücken laufen ließ. Dem Mädchen allerdings klappte der Mund auf. Wahrscheinlich hatte noch nie jemand so mit ihr gesprochen. Yuki wagte nicht sich umzudrehen, aber sie sah, wie das Mädchen das Blatt aus seiner Hand riss und ohne ein weiteres Wort so schnell wie möglich verschwand. Die Halle hatte sich inzwischen geleert und sie waren allein. Was sollte sie denn jetzt tun?!? Sie spürte, wie er hinter ihr stand und sich nicht bewegt hatte. Wahrscheinlich wartete er auf eine Reaktion von ihr. Aber wie sollte sie reagieren!? Was empfand sie denn eigentlich? Freude? Ja. Wut? Ja. Aber was würde die Oberhand gewinnen? Sie wusste es nicht und sie wusste nicht, was sie tun sollte. So viele Dinge gingen ihr durch den Kopf und ihr Herz schlug irgendwo in ihrem Hals und erschwerte ihr das Denken. Dann zuckte sie kurz zusammen. Er berührte ihr Schulter und Yuki wusste, dass er jedem Moment etwas was sagen würde, als plötzlich etwas in ihr zusammenschnappte. „ZERO, DU IDIOT!!! Was fällt dir eigentlich ein, einfach so zu verschwinden!?! Wie konntest du mir das antun!! Nicht mal verabschiedet hast du dich!! Denkst du, du kannst hier einfach wieder auftauchen und so tun als wäre nichts passiert?!“, fauchte sie ihn an und versuchte auf ihn einzuschlagen. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Er hatte seine Hand auf ihre Stirn gelegt hatte und hielt sie mit ausgestrecktem Arm auf Distanz, so dass sie nur die Luft traf. „Hast du überhaupt eine Ahnung wie sehr ich dich... vermisst habe?“ Ihre Stimme war unerwartet leiser geworden und die letzten beiden Worte nur noch ein Flüstern. Tränen liefen ihre Wange hinunter und sie spürte, dass sie zu zittern begann. Yuki schloss die Augen. Sie konnte ihm nicht ansehen. Würde sie es tun, würden ihre Gefühle aus ihre herausbrechen. Doch dann spürte sie, wie sich zwei Arme um sie legten und er sie sanft zu sich zog. „Es tut mir leid. ...“, wisperte er in ihr Ohr. „Aber ich musste es tun.“ „Ich weiß. Trotzdem!“, brachte sie mühsam zwischen zwei Schluchzern hervor. „Du hättest dich verabschieden können.“, schluchzte sie nach einer kleinen Pause erneut und drückte sich noch etwas mehr gegen seine Körper. Gleichzeitig merkte sie, wie sie sich langsam beruhigte. Er gab ihr noch immer diese unvergleichbare Sicherheit. „Und du hättest mich gehen lassen?“, fragte er mild. Yuki antwortete nicht gleich, obwohl sie ganz genau wusste, was sie getan hätte. Kurz überlegte sie zu schwindeln, aber er würde es ohnehin bemerken. „Nein... Natürlich nicht.“, nuschelte sie schließlich kleinlaut. Sie spürte, wie sein Körper unter einem Kichern kurz vibriert und er dann seine Wange auf ihren Kopf legte. Yuki genoss diese kleine Geste sehr und die letzte Träne versiegte noch in ihrer Quelle. „Deine Haar sind ja wieder kurz.“, sagte er schließlich und strich darüber. Ihr Haar war nicht ganz so kurz wie zu ihrer High School Zeit, aber auch nicht mehr ganz so lang, wie das letzte Mal als sie sich gesehen hatten. Es reichte ihr bis kurz über die Schulter. Nun löste sie sich von ihm und sah ihn endlich an. Er war es wirklich! Er stand leibhaftig vor ihr und sah sie aus den gleichen liebvollen Augen an, wie vor 10 Jahren. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Ja, jemand hat mir mal gesagt, dass ihm kurz besser gefiele.“ Yuki konnte sehen, wie Verwunderung über sein Gesicht huschte. Zero streckt einen Arm nach ihr aus und wollte sie gerade noch einmal berühren, als... „Yuki, was ist denn los? Deinen Wutausbruch konnte man ja bis in die Küche hören.“, fragte Kurosu sie, der nun oben am Geländer stand. Überraschte blickten die beiden jungen Leute nach oben und konnten sehen, wie dem Rektor buchstäblich die gesamten Gesichtszüge entgleisten. „ZERO!?“, rief er perplex und rieb sich die Augen, um sicher zu gehen, dass er sich ihn nicht nur einbildete oder tagträumte. Dann blinzelte er noch zwei Mal, ehe er seinen Augen wirklich glauben schenkte. Aber dann kam er so schnell die Treppe herunter geflitzt, dass man glauben konnte, er könnte fliegen. „ZERO! KOMM ZU PAPA!!“, rief der ältere Mann mit einem breiten Grinsen und breitete weit die Arme aus, um seinen verlorenen „Sohn“ in Empfang nehmen zu können. Yuki tat vorsichtshalber einen Schritt zurück. Sie hatte so eine Ahnung, was gleich passieren würde. Noch während der Rektor lief, holte Zero aus und gab diesem eine saftige Kopfnuss. Sofort blieb der Rektor stehen und hielt sich wimmernd den Kopf. „Ich habe ihnen doch schon tausend Mal gesagt, dass wir keine Familie sind!“, schnaubte Zero und hob erneut drohend die Faust. Auch wenn ihr Vater ihr leid tat und es eigentlich nicht verdient hatte, so konnte sich Yuki ein Grinsen nicht verkneifen. Genau das hatte sie erwartete und auch schrecklich vermisst. Sie fand es einfach wunderbar. Irgendwie war es wie früher... fast... „Aber...“, sprach Zero weiter und Yuki schaute ihn verwundert an. „Es ist schön, wieder da zu sein.“ Seine Stimme war sanft und Yuki und der Rektor wusste, dass die Worte ehrlich gemeint waren. Der Rektor schenkte ihm ein Lächeln und schien ihm schon wieder verziehen zu haben. „Na, dann kommt. Das Essen ist gerade fertig geworden. Du hast sicher Hunger, Zero so abgemagert wie du aussiehst. Wie lange hast du schon nichts ordentliches mehr gegessen?“, fragte der Rektor besorgt und konnte es sich nicht nehmen lassen, seinen Schützling in die Wange zu kneifen. Er tat so als wollte er seine Worte mit Beweisen untermauern, aber niemand – und ganz besonders Zero – glaubte ihm. „SIE!“, begann Zero und hatte die Faust erneut erhoben. Blitzschnell packte Yuki Zero am Arm um weitere Verletzungen des Rektors zu verhindern. Sie hatte ja schon immer vermuteten, dass ihr Adoptivvater vielleicht ein wenig masochistisch veranlage war, aber die Lebensmüdigkeit war ihr neu. Wieder musste sie kichern, doch nur kurz, denn dann sah sie Zero richtig an – das erste richtig Mal seit zehn Jahren – und erschrak leicht. Sie konnte nicht unbedingt sagen, dass der Rektor recht gehabt hatte – der neigte ohnehin zu Übertreibungen – aber Zeros Gesicht war anders. Vielleicht wirklich schmaler, aber auch sehr viel... Männlicher? Erwachsener? Und doch konnte sie hier und da noch einige weiche Züge erkennen, die eindeutig schon immer zu ihm gehört hatten und die sie in all den Jahren immer wieder vor Augen gehabt hatte. „Was ist?“, fragte Zero sie, der bemerkt hatte, dass sie ihn eine ganze Weile angeschaut hatte. „Nichts.“, antwortete sie ihm und schüttelte den Kopf. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie immer noch seinen Arm umklammert hatte, aber anstatt ihn loszulassen, klammerte sie sich nur noch etwas mehr an ihn. Sie hatte Angst, dass wenn sie ihn losließe, er einfach wieder verschwinden würde. „Keine Angst, ich werde nicht einfach davon laufen.“, sagte Zero, so als hätte er ihre Gedanken erahnen können. „Pah... Das hast du das letzte Mal auch gesagt!“, gab Yuki schnippisch zurück und versuchte noch immer ein wenig böse auf ihn zu sein, was ihr aber nicht sonderlich gut gelang. Sie war einfach viel zu erleichtert und glücklich, als dass sie noch solche Gefühle gegen ihn hegen konnte. „Also, was hast du während all der Zeit gemacht?“, fragte Yuki neugierig, als sie in der Küche waren und den Tisch deckte; an diesem Abend seit langen einmal wieder für drei Personen. „Oh, Yuki, du sprichst wieder mit Zero? Ich dachte, du wolltest kein Wort mehr mit ihm reden, wenn er irgendwann einmal zurückkommen sollte?“, fragte Kaien Kurosu, spielend verwundert aber hauptsächlich amüsiert. „Ach, habe ich das?“, fragte sie verlegen und wurde rot. „Dann... Dann... Dann hab ich meine Meinung eben gerade geändert!“, endete sie schnippisch, was den Rektor lachen und Zero leicht schmunzeln ließ. „Also? Was hast du gemacht?“, fragte sie noch einmal. „Ich war zuerst... in jenem Haus, in dem wir... zuletzt gelebt haben.“, begann Zero langsam. Kurosu und Yuki sahen sich unsicher an. Wahrscheinlich dachten sie, dass es nicht so klug war an solch einen Ort zurückzukehren. „Ich weiß nicht warum, aber ich hatte einfach das Gefühl, dass ich dahin zurückkehren musste, wenn ich es... wenn ich das alles irgendwie abschließen wollte. Dort hat alles geendet... und alles begonnen.“, sagte er und sein Blick schien in irgendwo anders zu sein. Zero schwieg und hing seinen Gedanken nach. An diesem Ort hatte er Abschied genommen: von seinen Eltern, seinen Bruder und sich selbst – dem Zero, der einst in diesem Haus gelebt hatte. Er hatte sich von dem Menschen Zero verabschiedet und gehofft dadurch dieses andere Ich irgendwie akzeptieren zu können. Etwas was noch immer nicht ganz gelungen war. „Was hast du danach gemacht?“, fragte Yuki vorsichtig und tat jedem etwas von dem Reis und Fisch auf. Sie wusste, dass Zero nicht mehr darüber erzählen würde und sie hatte auch das Gefühl, dass es ihr nicht erlaubt war, danach zu fragen. Das war etwas was nur ihn etwas anging, aber vielleicht... so hoffte sie im stillen, würde er ihr irgendwann einmal davon erzählen... Wenn sie sich seines Vertrauens wieder verdient gemacht hatte. Zero schaute sie kurz an, nahm dann die Gabel und begann in seinem Essen rumzustochern. „Nicht sehr viel. Ich bin viel in der Welt umher gereist. Aber ich blieb nie lange an einem Ort.“ „Warum nicht?“, wollte der Rektor nun wissen. „Ich habe... es nicht lange ausgehalten.“, antwortete Zero schlicht und aß dann schließlich etwas, um es nicht weiter erläutern zu müssen. Er würde nicht zu geben, dass es keinen Ort gab, an dem er sich wohl gefühlt hatte. Nicht so wie hier... Und er hatte gehofft, dass er es hinter sich lassen könnte, doch es war egal gewesen wie weit er gegangen war, seine Gedanken waren doch immer zurückgekehrt... „Zwischendurch habe ich immer wieder verschiedene Stellungen angenommen und so meinen Lebensunterhalt verdient.“, erzählte er schnell weiter. „WAS?!“, blaffte er plötzlich seine Gegenüber plötzlich an, als er die Blicke des Rektors und Yuki sah. Diese sahen ihn völlig entgeistert an. „Du hast gearbeitet? Was soll denn das gewesen sein? Hast du Vampire gejagt oder was? Was anderes als mit der Waffe um dich schießen kannst du doch nicht.“, spöttelte der Rektor sofort. Zero musste heftig schlucken und Yuki sah wie das kleine Äderchen an seiner Stirn hervortrat. Er bemühte sich sichtlich den Rektor nicht gleich anzufallen. Zero war um seine Selbstbeherrschung bemüht. Er hatte sich in den letzten Jahren geändert. Davon war er zumindest bis zu diesem Moment überzeugt gewesen, sonst wäre er wahrscheinlich gar nicht erst zurückgekehrt. Nur machte es ihm dieser Mann äußerst schwer dies nicht zu vergessen. „Nein habe ich nicht. Natürlich kann ich arbeiten.“, sagte er so ruhig wie möglich, aber Yuki glaubte ein Knurren zu hören. „Und was hast du dann gemacht?“, fragte Kurosu neugierig. „Verschiedenes! Aber das ist doch völlig unwichtig!“, sagte Zero, nun schon nicht mehr so ruhig. „Na viel kannst du nicht verdient haben – so dünn wie du geworden bist.“, plapperte der Rektor weiter und merkte nicht, wie er sich um Kopf und Kragen redetet. Äußerst langsam drehte sich Zero zu Yuki um und sah ihr in die Augen. Sie konnte seinen Blick nicht richtig deuten, aber sie erwartete jeden Moment einen Wutausbruch. Doch stattdessen sagte er mit äußerst trockener Stimme: „Darf ich ihn umbringen?“ Yuki sah ihn perplex an. Seit wann fragte er sie so etwas? „Ähm... Seit wann fragst du mich um Erlaubnis?“, fasste sie ihre Gedanken in Worte. Sie verstand die Welt nicht mehr. Der Zero, den sie kannte, hätte seinem Ärger schon längst Luft gemacht – ohne zu zögern und erst recht ohne sie zu fragen. „Ich dachte, du hängst vielleicht an ihm und hättest etwas dagegen. Also was ist nun?“ Zero hatte keine Miene verzogen und Yuki war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob seine Worte wirklich nur scherzhaft gemeint waren. „Äh... nein... besser nicht. Man könnte ihn noch mal brauchen.“, antwortete Yuki etwas unwohl. Seufzend atmete Zero aus. „Das habe ich mir schon gedacht.“, sagte er resignieren und schob sich noch etwas von dem Fisch in den Mund. Nachdem er ausgekaut und heruntergeschluckt hatte, sah er sie erneut an. „Und du bist dir wirklich sicher?“, hakte er noch einmal nach und dieses Mal konnte sie Schalk in seinen Augen erkennen. Etwas was sie völlig überraschte, hatte sie es doch noch nie bei Zero gesehen und es erinnerte sie an seinen Bruder. Erleichtert atmete sie auf. Sie wollte gerade verneinen, als sie den Blick des Rektors sah, der leicht ängstlich zwischen ihnen hin und her huschte. Diese Gelegenheit konnte sie sich doch nicht entgehen lassen! „Ach... Also wenn du mich so fragst...“, sagte sie gespielt nachdenklich und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Vielleicht doch nicht...“ „NEIN!“, stieß Kurosu einen Schreckensschrei aus. „Yuki wie kannst du mir das antun!? Ich bin ja schon ruhig!“, sagte er kleinlaut. Yuki musste lachen und selbst Zeros Mundwinkel zogen sich etwas nach oben. „Ja, ja, schon gut. Ihr hattet euren Spaß. Aber iss jetzt endlich etwas, Zero, damit ich dir noch was auf den Teller machen kann!“, sagte der Rektor nun in einem Befehlston, der seiner Meinung nach wohl keinen Widerspruch zulassen sollte. „Und wenn ich es nicht mache?“, fragte Zero provokant und sein Blick wurde augenblicklich wieder ernst. „Dann... Dann hole ich Yagari! Der wird dich schon dazu bringen! Du hättest ihn mal sehen sollen, als ich ihm gesagt habe, dass du gegangen bist! Ich habe noch nie etwas furchteinflössenderes gesehen! Ein Vampir ist nichts dagegen!“, triumphierte Kaien Kurosu scheinbar. Zeros Gesicht verriet nicht, aber als er gerade antworten wollte, fiel ihm Yuki ins Wort. Wer wusste schon wohin dieses hin und her noch führen würde und deswegen hielt sie es für besser, es so schnell wie möglich zu beenden. „Was hast du sonst noch gemacht?“, fragte sie deswegen dazwischen. „Nachgedacht.“, antwortete er einsilbig. Vom Rektor konnte er ein Schnauben hören und warf diesem einen giftigen Blick zu. „Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“, fragte Yuki. Sie brauchte nicht zu fragen, worüber er nachdachte. Das konnte sie sich nur zu gut denken. „Ich bin, wer ich bin...“, sagte Zero und wich ihren Blicken aus. Doch bevor er eine der beiden weiter fragen konnte, redete er weiter und es kam ihnen mit recht so vor als wollte Zero das Thema mit Absicht wechseln. „Ichiru... er hat mir... eine Nachricht hinterlassen.“ Kurosu und Yuki sahen ihn mit großen Augen an. Zero konnte ihnen an der Nasenspitze ansehen, dass sie darauf brannten zu erfahren, was es war. „Er hat in eines meiner alten Hefte geschrieben. Das meiste waren allerdings Verfluchungen und Beschwerden, wie ich ihn nur hatte zurückholen können.“ Bei dem Gedanken daran konnte er nicht anders als traurig zu lächeln. Noch immer konnte er nicht richtig nachvollziehen, warum sein Bruder sich so dagegen gewehrt hatte – auch wenn es vielleicht wirklich nicht richtig gewesen war. „Aber er hatte in vielen Dingen recht gehabt. Ich habe... es hört sich vielleicht seltsam an, aber ich habe viel von ihm gelernt.“ In seinem Blick lag Traurigkeit und er erinnerte sich an jedes Wort, welches sein Bruder ihm hinterlassen hatte. So oft hatte er sie bereits gelesen und doch fühlte er noch immer das Gleiche dabei. Diese Worte gingen ihm durch Mark und Bein und das nicht etwa, weil sie ihm verletzten oder weil es seine letzten Worte waren, sondern weil sie wahr waren. Zero wusste nicht warum, aber an vielen Stellen hatte er das Gefühl gehabt, dass Ichiru ihn besser kannte, als er sich selbst. Das betraf nicht nur die Geschehnisse, während der wenigen Tage in denen Ichiru in seinem Körper gewesen war. Es schien sich auf ihr ganzes gemeinsames Leben zu beziehen und das hatte ihm auch Angst gemacht. Aber nur so hatte er sich all den Dingen stellen können, vor denen er am liebsten davon gelaufen wäre. „Ich glaube, wir können dich verstehen.“, sagte nun der Rektor sacht und mit Blick auf seine Tochter. „Wir können es zumindest versuchen und du weiß, dass du nicht darüber reden musst, wenn du nicht möchtest.“ Zero nickte. Er war ihnen dankbar dafür. Er glaubte, dass er diese Gedanke niemals in Worte fassen würde können. Ihm war, als wäre dies allein eine Angelegenheit zwischen seinem Bruder und ihm und niemand sollte es erfahren. Plötzlich erhob sich Zero ohne ein weiteres Wort und ging zu seiner Tasche. „Zero, was...?“, fragte Yuki unsicher und die Angst, dass er doch wieder gehen würde schnürte ihr die Kehle zu. „Ich hatte es fast vergessen.“, sagte er abwesende, als er in seiner Tasche nach etwas zu suchen schien. „Ichiru hat geschrieben... er meinte... ich solle ihnen das hier gegen. Sie könnten ohne es nicht leben?“, fragte er zweifelnd, als er dem Rektor ein rechteckigen hölzernen Gegenstand reichte. „Ich habe allerdings keine Ahnung was er damit meinte.“ Vielleicht würde er ja jetzt eine Antwort bekommen. „Oh!“, stieß der Rektor völlig verblüfft aus, als er es ihm aus der Hand nahm. „Das ist... Er hat es doch nicht vergessen! Was für ein guter Junge!“ „Was ist das?“, fragte Yuki ahnungslos. „Ein Holzbrettchen.“, antwortete Zero ihr und wartete eigentlich noch immer auf eine Antwort vom Rektor. „Und wieso können sie ohne dem nicht leben?“, fragte Yuki. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass ihr etwas entscheidenden entgangen war, aber Zeros Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ging es ihm genauso. „Tjaha... Das ist ein Geheimnis!“, sagte Kaien Kurosu breit grinsend und stellte es gleich an die Fließen gelehnt, auf den Küchenschrank. „Wieso ist das ein Geheimnis?“, fragte Zero scharf. Man konnte hören, dass seine Geduld bald das Limit erreicht hatte. „Darum eben! Ihr müsst ja nicht alles wissen! Aber wenn ihr schön brav seid, werde ich es euch vielleicht irgendwann einmal erzählen.“, hängte er großzügig an und setzte sich erneut an den Tisch, nahm eine große Gabel von dem Reis in den Mund und signalisierte den beiden somit, dass er jetzt erst recht nicht würde reden können. Zero setzt sich wieder an den Tisch und warf Kurosu immer wieder scharfe Blicke zu. Dieser Mann stellte seine Geduld und Nerven auf eine echte Probe. Einerseits ärgerte es ihn, dass der Rektor so ein Geheimnis daraus Brettchen machte und andererseits, ärgerte es ihn noch mehr, dass er sich überhaupt darüber ärgerte. All die Jahre hat er sein Temperament in den Griff bekommen und kaum war er wieder eine dreiviertel Stunde an der Cross Akademie, schien das alles hinfällig. Vielleicht war es doch ein Fehler zurückzukommen, dachte er. „Du hast keine Vampire gejagt?“, fragte der Rektor völlig unerwartet, nachdem sein Teller geleert und er keine Ausrede mehr hatte. Normalerweise hätte Zero etwas passendes erwidert, dass es ihn nichts anginge oder so, aber der Tonfall in der Stimme seines Gegenübers verhinderte das. Dem Rektor war es jetzt ernst und er erwartete eine ehrliche Antwort. „Es wäre gelogen, wenn ich nein sagen würde.“, begann Zero sachlich. „Aber ich habe... nicht danach gesucht. Es war immer eher zufällig.“ „Warum nicht?“, war es nun Yuki, die diese Frage stellte. „... Ich denke nicht, dass ich noch das Recht dazu habe.“, antwortete Zero ihr mit leiser Stimme. Stille trat ein, denn beide wussten was Zero damit meinte. Zero schüttelte den Kopf. Diese bedrückende Stimmung gefiel ihm nicht und es war auch nichts worüber man weiter nachdenken musste. In diesem Punkt war sich schon lange sicher. „Was ist hier passiert und warum kümmert sich Yuki, um die Belange der Schüler?“, war er es nun Zero, der die Fragen stellte. „Oh, meine Yuki ist jetzt Vertrauenslehrerin und nimmt mir nebenbei etwas Arbeit ab.“, sagte der Rektor und Stolz war aus jedem seiner Worte zu hören. „Dass heißt, du machst die ganze Arbeit und er sich ein schönes Leben?“, fragte Zero an Yuki gewandt. „Jaha.“, erwiderte sie und konnte das Grinsen nicht unterdrücken. „Was denn, was denn?“, das stimmt doch alles gar nicht. „Wenn du später mal die Cross Akademie übernehmen willst, musst du jetzt schon wissen, was zu tun ist. Es kann dir nur nützlich sein.“, sprach ihr Vater im belehrenden Ton. „Na, dass hat man heute gesehen.“, sagte Zero nüchtern und Yuki wusste genau wovon er sprach. Sie streckte ihm die Zunge entgegen, woraufhin er wieder lächeln musste. „Die Akademie läuft also gut?“, fragte Zero schließlich weiter. „JA! Wir können uns vor Anfragen kaum retten! Seit dem Wiederaufbau läuft es besser, als zuvor und auch die Night Class verhält sich außerordentlich gut! Yuki muss zwar ab und an ein paar Schülerinnen der Day Class einsammeln, aber das macht sie doch gern! Nicht wahr?!“, erzählte Kaien Kurosu ohne Luft zu holen. „Natürlich.“, sagte Yuki genervt. „Du machst immer noch Vertrauensschülerdienst?“, fragte Zero und seine Verwunderung war deutlich zu hören. „Na hör mal, wer soll das denn sonst machen? Ich kann ja niemand anderem erzählen, wer oder was die Night Class wirklich ist.“, antwortete der Rektor wieder für seine Tochter. „Ohne dich hatte sie es ganz schön schwer, aber das ändert sich ja jetzt wieder.“, sagte er weiter und voller Zuversicht. „Wie meinen sie das?“, fragte Zero skeptisch. Dieser Mann konnte doch ernsthaft annehmen, dass er... „Na hör mal, jetzt wo du wieder da bist, wirst du ihr natürlich helfen!“, antwortete der Rektor entschieden. Mit einem Knacks brach der Messer entzwei, welches Zero gerade eben noch in der Hand gehabt hatte. „Und.Wie.Kommen.Sie.Darauf?“, fragte er und Yuki wusste, dass seine Wut bereits unter der Oberfläche kochte. Zero hatte es schon immer gehasst, wenn Dinge über seinen Kopf hinweg entschieden wurden. Musste der Rektor ausgerechnet jetzt damit anfangen. Sie wussten doch noch nicht einmal, ob Zero bleiben würde. Vielleicht würde er wieder gehen... Bei diesem Gedanken erstarrte sie. Daran wollte sie am liebsten gar nicht denken. „Wenn du deinen Abschluss nachmachen und hier wohnen willst, musst du auch etwas dafür tun.“, konterte der Rektor erneut. „Ich soll meinen Abschluss machen?!“, fragte Zero ungläubig. „Wann genau habe ich dass denn entschieden?“, fragte er Zero mit einer Mörderstimme. „Gar nicht. Ich war so frei es für dich zu entscheiden. Immerhin bin ich immer noch dein Vormund.“ „Und wer sagte, dass ich hier bleiben will? Dass ich meinen Abschluss machen werde und nicht einfach wieder gehe?“ Der Rektor behandelte ihn immer noch wie ein kleines Kind und das machte ihn rasend. Auch wenn er ihm viel zu verdanken hatte, so was er inzwischen wirklich alt genug, um seine eigenen Entscheidungen treffen zu können. „Du wirst du nicht einfach wieder gehen, nachdem du-“ „Hören sie auf!“, fuhr Yuki mit ungewöhnlich hoher und zittriger Stimme dazwischen. „Bitte.“ Sie war bei Zeros letzten Worten ganz blass geworden und die Angst stand ihr sichtlich ins Gesicht geschrieben. „Er... Er muss mir nicht helfen, wenn er nicht möchte. Ich schaffe es auch allein und wenn er seinen Abschluss nicht machen möchte, dann ist es seine Entscheidung.“, brachte sie mühsam hervor und sah keinen der beiden an. Und auch wenn er wieder gehen würde, dann war es ebenfalls seine Entscheidung und die hätte sie zu akzeptieren, versuchte sie sich einzureden. Zero sah sie zuerst überrascht und dann sanft an. Er hätte nicht gedacht, dass sie so reagieren würde. Nicht nach zehn Jahren. „Keine Angst, ich sagte doch ich werde nicht gleich wieder gehen und das meinte ich auch so.“ Beruhigend legte er eine Hand auch ihre Schulter, um seine Worte zu unterstreichen. Dem Rektor warf er aber einen giftigen Blick zu und seine Botschaft war klar und deutlich: Es ist nur ihre Schuld, dass sie sich unnötig aufregt. Nachdem sich Yuki wieder etwas beruhig hatte und sie beim Tisch abräumen half, fragte Zero nun auch nach der Person, die er zwar am wenigsten sehen wollte, deren Abwesenheit ihn aber doch verwunderte und zumal er einer der Gründe für seine Rückkehr war. „Was ist mit Kaname? Ich hätte erwartet ihn hier anzutreffen.“ „Es geht ihm gut. Er ist beim Rat, aber seit wann interessierst du dich für ihn?“, fragte der Rektor, nicht wenig überrascht. „Nur so. Es wundert mich eben nur, dass er nicht hier bei Yuki ist oder sie bei ihm. Wann kommt er denn zurück?“ „Ähm... E-er... Onii-sama...“, begann Yuki zu stottern und Zero sah sie fragend an. Warum wurde sie denn auf einmal so seltsam? „Kaname ist schwer beschäftigt und er wir rechnen so bald nicht mit ihm.“, antwortete der Rektor stattdessen. Zero sah, wie Yuki und Kurosu bedeutende Blicke austauschen. Was war in den zehn Jahren alles passiert? Er hatte erwartete, dass Kaname Yuki nicht aus den Augen lassen würde; dass er immer bei ihr sein würde. Stattdessen lässt er sie allein und keiner weiß, wann er das nächste Mal zurückkommt? Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht, aber er beschloss, dass es ihn nichts anginge. Was dieses Reinblut machte, war ihm inzwischen wirklich vollkommen egal geworden. Nach dem Abwasch verabschiedete sich der Rektor ganz plötzlich mit den Worten, dass er zur Feier des Tages Yukis Dienst übernehmen würde und dann ganz dringend einen Brief an Yagari schreiben müsste, um ihm das freudige Ereignis miteilen zu können. Zu allem Überfluss bot er auch noch an Zeros Tasche in sein künftiges Zimmer zu bringen und spätestens ab diesem Moment, war Zeros Misstrauen geweckt. Etwas ging vor sich, aber er hatte keine Ahnung was das war. „Möchtest du noch einen Tee?“, fragte Yuki ihn als sie dann allein waren. „Ja, gern. Was ist eigentlich aus all den anderen geworden? Yori, zum Beispiel?“, antwortete Zero und setzt bereits Wasser auf, während sie eine Teekanne mit Blättern füllte. „Yori hat geheiratet und hat eine Tochter. Ihr Mann ist ganz reizend und das Kind einfach zuckersüß.“, begann Yuki zu schwärmen und musste bei dem Gedanken lächeln. „Letztes Jahre war ich bei der Kleinen zum Geburtstag. Du kannst dir nicht vorstellen, wie süß sie ist. Ich beneide Yori sogar ein wenig darum!“ Bei diesen Worten sah er sie mit einem Gesichtsausdruck an, der ihr Herz erfrieren lassen hätte. Doch sie sah es nicht. Denn es gab noch eine weitere Frage, die Zero gern stellen würde, doch die Angst vor der Antwort war zu groß. Also ließ er es für's Erste. „Aido-senpai, Akazuki und all die anderen, sind jetzt Mitglieder im Senat. Sie müssen ihre Sache wohl ganz gut machen, Onii-sama hat sich noch nicht über sie beschwert und die Zusammenarbeit mit der Huntergesellschaft läuft momentan auch sehr gut. Scheint als hielten sich jetzt alle an die Regeln.“, plapperte sie fröhlich weiter. „Du nennst sie immer noch Senpai?“, fragte Zero erstaunt dazwischen, während er das Wasser in die Kanne goss. Yuki lächelte verlegen. „Ja, alte Gewohnheit und irgendwie stimmt es ja auch.“ „Das der mal im Senat sitzt, hätte ich nicht gedacht.“, sagte Zero grummelnd und Yuki wusste genau wen er meinte. Sie war ja selbst ganz erstaunt gewesen, als sie erfahren hat, dass ausgerechnet Aido neben Takuma einer der wichtigsten Männer im Senat war. „Bist du im Senat?“, fragte Zero sie weiter, als sie sich wieder an den Tisch setzten. „Ich? Nein.“, antwortete sie kurz. „Warum nicht? Du als Kuran müsstest doch ein Recht darauf haben?“ „Ja, schon. Aber ich... will nicht.“, antwortete sie ehrlich. „Ich habe mich lieber um die Akademie gekümmert. Nach dem Wideraufbau gab es noch einiges zu tun und der Rektor brauchte meine Hilfe und ich... ich habe ja gesagt, dass ich hier nicht weggehen werde. Ich habe auf dich gewartet.“, flüsterte sie und senkte den Blick. Zero sah sie mit einem verständnislosen Blick an. „Warum?“ „Na, hör mal! Du bist einfach verschwunden, ohne etwas zu sagen oder dich zu verabschieden! Ich habe doch gesagt, ich habe mir sorgen gemacht! Ich wusste ja nicht einmal, ob du jemals wieder zurückkommen würdest!“ „Aber warum?“, fragte er erneut. Er verstand nicht was sie ihm mit diesen Worten sagen wollte. Sie hätte doch in diesen zehn Jahren überall hingehen können, warum war sie trotzdem geblieben? Bevor sie ihm antwortete, schenkte sie ihnen beiden von dem Tee ein. „Ich habe es dir doch versprochen.“. Ihre Stimme war leise und unsicherer. „Ich werde immer an deiner Seite sein.“ Entgeistert sah er sie an. Er verstand sie einfach nicht. Warum sagte sie so etwas? Warum keimte die alte Hoffnung wieder auf, obwohl sie doch schon längst begraben hatte. Yuki gehörte zu Kaname, dass wusste er und er hatte es akzeptiert. Zumindest hatte er das glauben wollen. „Du weiß, dass du dich nicht daran halten musst und er ist sicherlich nicht sehr begeistert darüber.“ Er sah nicht wie Yuki kurz zusammengezuckt war, da er seinen Blick aus dem Fenster gerichtet hatte. Doch Yuki antwortet nicht. Sie fühlte sich plötzlich noch nicht bereit mit ihm darüber zu reden. Schon komisch, dachte sie. Dabei habe ich zehn Jahre darauf gewartet. „Warst du schon...“, sie atmete einmal tief durch, bevor sie von neuem begann, „Warst du schon bei ihm?“ Yuki sah Zero vorsichtig in die Augen und konnte für einen Moment Schmerz darin aufblitzen sehen. „Ja...“, antwortete er langsam. „Bevor ich hierher gekommen bin. Ich danke euch, dass ihr euch darum gekümmert habt.“, sprach er leise. „Das war doch selbstverständlich.“, erwiderte sie sanft. „Ich habe ihn gemocht.“, sprach sie nach einigen Sekunden weiter und ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Auch wenn er mich mehr als einmal zur Weisglut getrieben hat.“ Sie sah wie einer seiner Mundwickel kurz nach oben zuckte. „Ja, dass kann ich mir vorstellen.“, antwortete er. Wieder entstand eine Pause und Yuki wusste nicht, ob es besser war zu schweigen oder ob sie es wagen konnte, weiter zu sprechen. Sie entschied sich für letzteres. Immerhin hatte sie auch diese Gedanken jahrelang für sich behalten müssen. „Zero, kann ich dich etwas fragen?“ „Sicher.“ „Was genau, hast du alles mitbekommen? Weißt du, was damals im Bad...“ Sie sah wie er kurz erstarrte. „Ich muss meine Sachen noch auspacken.“, sagte er plötzlich und sprang auf. „Zero! Wieso antwortest du nicht?“, fragte Yuki verdattert. Sie packte ihm am Arm und sah ihm ins Gesicht. Als sie aber sah, dass seine Wangen leicht rot waren, ließ sie ihn los und wurde selbst knallrot. „D-Du... Du... hast es gesehen!?“, fragte sie außer sich. „Nein!“, fuhr er sie entsetzt an. Wie konnte sie so etwas überhaupt denken? Dennoch konnte sie nicht ansehen. Wieso fing sie ausgerechnet damit an? War es nicht schon lange vergessen? „Wie... Was... Woher weiß du dann...?“, stammelte sie und sah ebenfalls weg. „Er... hat es mir erzählt.“, gab er schließlich zu. „U-und was hat er dir erzählt?“, fragte sie. Yuki hätte in diesem Moment schwören können, dass sie noch eine Spur dunkler im Gesicht geworden war. Zero belog sie nicht gern, aber in diesem Fall würde er es tun müssen. „Er hat nur gesagt, dass ich ihm hätte sagen sollen, dass man das Badezimmer nicht abschließen kann und was das Handtuch bedeutet. Mehr nicht.“ „Wirklich?“, hakte sie nach. „Wirklich.“ „Warum kannst du mich dann nicht ansehen?“, sagte sie nun. „Das bildest du dir nur ein.“, sagte er und musste es sich verbieten dabei an Ichirus Worte zu denken. „Zeigst du mir jetzt mein Zimmer?“, versuchte er sie abzulenken und hoffte gleichzeitig, dass dieses Thema nun ein für alle Mal vom Tisch war. Yuki sah ihn prüfend an. Sie hatte das Gefühl, dass es nicht die ganze Wahrheit war, aber wenn sie ehrlich war, wollte sie die Wahrheit auch nicht unbedingt kennen. „Also schön.“ Sie gingen beide den Flur entlang und Yuki führte ihn in den hinteren Teil des Gebäudes. „Ich bekomme eines der Gästezimmer?“, fragte Zero etwas überrascht. „Ja. Was dachtest du denn? Der Rektor hat sie vor kurzem erst alle renovieren lassen. Außerdem wirst du hoffentlich länger bleiben und da brauchst du ein großes Zimmer.“, sagte sie lächelnd. „Du hast dich verändert Zero.“, sprach sie schließlich ihren Gedanken aus. „Ich habe es versucht, aber ich habe das Gefühl, dass es mir nicht sehr gut gelungen ist. Zumindest scheint es hier nicht anzuhalten.“, antwortete er ihr und sie beiden wussten, wovon oder besser gesagt, von wem er sprach. „Doch das hast du. Du bist... ruhiger geworden... erwachsener... Du lächelst mehr.“ Sie sah ihm in die Aungen und sah dann, wie sich ein weiteres kleines Lächeln auf sein Gesicht legte. „Ich versuche es.“, sagte er und Yuki hörte in seiner Stimme, dass ihm nicht leicht fallen musste. „Zero, verzeih, wenn ich dich das Frage, aber du versuchst nicht... nicht sein Leben zu Leben?“, wisperte sie. Ihr war noch etwas aufgefallen und je länger sie ihn ansah, desto deutlicher schien es ihr. Sein Gesichtsausdruck glich dem seines Bruders manchmal sehr... zu sehr. Überrascht blieb er stehen, schüttelte dann aber leicht den Kopf. „Nein. Ich sagte doch, ich versuche es. Ich versuche zu leben. So wie ich bin, wie ich war – vor langer Zeit.“ „Verstehe. Entschuldige, dass ich gefragt habe.“ „Schon gut. Es war auch nicht ganz zu unrecht.“ „Du machst es aber gut. Besser als ich es in den letzten Jahren geschafft habe.“ Verwirrt sah er sie an. Wieder ergaben ihr Worte keinen Sinn für ihn. Sie schwiegen einen Moment und Zero entschied sich, dass er es jetzt tun würde. Je eher er es wissen würde, desto leichter würde er vielleicht endlich Frieden finden. Wenn sie die Frage bejahte, würde er sie endgültig gehen lassen können. „Yuki, kann ich dich ebenfalls etwas fragen?“, sprach er zögerlich. „Ja, natürlich.“ „Du hast vorhin gesagt, dass Yori geheiratet hat. Habt Kaname und du auch... Ich meine als ich gegangen bin, ward ihr verlobt...“ „Das... Wie... Wie kommst du plötzlich darauf.“, begann Yuki zu stottern und sah verlegen nach unten. „Entschuldige. Es geht mich nichts an.“, wehrte er gleich ab und bereute seine Frage bereits. Yuki sah, wie er die Hand an den Türknauf legte und ihn drehte. Ohne darüber nachzudenken, sagte sie völlig unerwartet: „Wir sind nicht verheiratet!“ Perplex sah Zero sie an. „Kaname und ich...“, sagte sie langsamer, „Wir sind nicht verheiratet, wenn du das wissen wolltest. ... Kanama... Onii-sama und ich... sind nicht mehr verlobt.“, sprach sie leise weiter. Auch wenn er es nicht wollte, so konnte er nicht verhindern, dass ihn Erleichterung durchflutete. Selbst wenn er sie niemals haben könnte, so machte es ihn bereits glücklich, dass sie nicht IHN geheiratet hatte. Jeden anderen Mann würde er ertragen können, aber nicht Kaname Kuran – davon war er überzeugt. „Warum nicht?“, fragte er behutsam und immer noch irritiert weiter. „Weil ich.. Ich...“, doch sie schüttelte nur den Kopf. Sie musste es jetzt tun, auch wenn sie vielleicht noch lieber einen Tag länger Zeit gehabt hätte. Aber wie lange wollte sie eigentlich noch warten? Sie hatte schon zu viele kostbare Tage verloren. „Yuki?“ Sie hob den Kopf und sah ihn direkt in die Augen. „Zero, ich möchte dir gern deine Frage von damals beantworten.“, sagte sie mit ruhiger Stimme und doch merkte er, dass Unsicherheit daraus klang. Mit diesem plötzlichem Wandel des Gesprächs hatte er nicht gerechnet und nickte deshalb stumm. Dennoch wusste er welche Frage sie meinte. Aber warum gerade jetzt? „All die Jahre... Zuerst... warst du für mich nur ein Junge, den ich beschützen wollte. Ich wusste nicht vor was, aber ich sah deine Angst. Dann warst du ein wertvoller Freund, jemand dem ich vertraute und der zuhörte, wenn ich Probleme hatte. Du warst immer da... selbst als ich dich dabei verletzt habe. Irgendwann habe angefangen, es als selbstverständlich zu betrachten, ohne darüber nachzudenken was es dir bedeutet. Was ich dir bedeute. Ich habe dich schrecklich verletzt und ich kann dir gar nicht sagen wie leid es mir tut. Ebenso wie alles andere, was ich dir angetan habe.“, flüsterte sie und versuchte seinen Blick zu halten. Etwas was ihr sehr schwer fiel und ihre Kehle wurde trocken. Trotzdem zwang sie sich zum weitersprechen. „Als Ichiru sagte, dass du mich... dass du mich liebst... die ganze Zeit schon... ich habe ihn zuerst dafür gehasst...“, wisperte sie kaum hörbar und sah nun doch weg. „Ich wollte seine Worte nicht glauben. Nachdem du fort warst, habe ich mir manchmal sogar eingeredet, dass er gelogen hatte, um Kaname zu schaden, obwohl ich doch die Wahrheit kannte... Es war wahr, was er gesagt hatte, aber es hat mich zutiefst erschrocken. Ich hatte keine Ahnung... Ich war so blind...“ „Yuki, du musst nicht...“, wollte er sie unterbrechen, da er merkte wie schwer ihr jedes Wort fiel. „Nein, lass mich... bitte.“ Sie sah ihn wieder an und sammelte sich noch einmal. „Als Ichiru... als du die paar Tage nicht da warst, habe ich dich furchtbar vermisst. Etwas hat gefehlt. Da war ein Loch in mir, doch ich wusste nicht wo es war. Heute weiß ich, dass es in meinem Herzen war. Ich hatte furchtbare Angst, dass du nicht mehr zurückkommen würdest. „Und dann... dann standest du plötzlich wieder vor mir. Dich zu sehen; zu wissen, dass du es wirklich warst, der mir antwortete, der mich umarmte und mir über das Haar strich – du kannst dir nicht vorstellen, was ich in jenem Moment empfunden habe. Ich kann es nicht einmal jetzt in Worte fassen. Ich war so glücklich. Ich fühlte mich so leicht, so befreit, als würde ich nach Jahren der Finsternis, das erste Mal die Sonne wieder erblicken. „Und dann bist du gegangen... Du bist einfach so wieder verschwunden, ohne das ich dir vorher eine Antwort geben konnte. Nachdem ich sie doch endlich gefunden hatte. Aber ich will es dir jetzt sagen, auch wenn es vielleicht zu spät ist. „Zero, du bist nicht einfach nur ein Freund oder gar Bruder für mich. Du bist viel mehr. Für mich bist du die wichtigste Person in meinem Leben. Du bedeutest mir mehr als irgendjemand anderes. Mehr als der Rektor... und mehr als Kaname.“ Die letzen Worte sprach sie klar und deutlich und auch ihre Stimme hatte aufgehört zu zittern. Vielleicht kam es daher, dass sie sich diese Worte schon so oft vorgesagt, immer wieder in Gedanken wiederholt hatte. Jetzt da sie sie ausgesprochen hatte, wusste sie nur einmal mehr, wie wahr sie waren. Doch als sie in Zeros erstarrtes Gesicht blickte, schien sich etwas um ihr Herz zu klammern und drohte es zu zerdrücken. Schwer atmete sie aus. Ihre Worte waren gesprochen und sie bereute es auch nicht. Und doch... die Angst vor einer Zurückweisung war größer, als sie erwartet hatte. „Ich weiß, ich habe nicht das Recht dazu, dir dies zu sagen und ich kann verstehen, wenn du mich nun verachtest. Zu oft habe ich dich verletzt. Nur um eines möchte ich dich bitten: Bitte lass mir meine Gefühle. Lass sie mich noch ein bisschen länger bewahren, auch wenn du sie nicht erwidern wirst. Ich verspreche, sie werden dir kein Hindernis sein oder sonst Schwierigkeiten bereiten. Ich möchte sie nur achtsam behandeln. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich sie einfach wegschließen kann, dass ich sie einfach vergessen kann. Bitte verlange das nicht von mir. ... Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, meine Gefühle für dich zu erkennen.“, sprach sie langsam weiter. Sie merkte, wie sich ein Klos in ihrem Hals bildete und mit jeder Sekunde immer größer zu werden schien. Sie war den Tränen erneut nah und sie wusste, dass sie jetzt gehen musste, wollte sie verhindern, dass er es sah. Noch immer sah Zero sie ausdruckslos an und Yuki konnte nicht erahnen was in ihm vorging. Diesen Ausdruck hatte sie noch nie bei ihm gesehen und seine Stummheit machte ihr Angst. Sie wollte sich gerade abwenden, als sie glaubte seine Stimme zu hören. Sie drehte sich wieder um und hoffte, dass er seine Worte wiederholen würde. Doch er stand immer noch reglos da. „Zero?“, fragte sie zaghaft. Würde er noch etwas sagen? Nein... Sie wollte die Hoffnung gerade endgültig aufgeben, als er plötzlich doch sprach. „Was ist mit Kaname?“, wisperte er tonlos und mit immer noch starrem Blick. Er schien wie in Trance zu sein. Einen Moment sah sie ihn etwas überrascht an, bevor sie ihm antwortete. „Er... Er war nicht sehr... Er war sehr wütend. Aber er versteht es. Ich hoffe es. Er möchte, dass ich glücklich bin.“ Yuki verbot sich die Erinnerung an das Gespräch mit ihrem Bruder. Sie hatte ihn mit ihrer Entscheidung scher verletzt. In seinem Kopf drehte sich alles. Er war sich sicher, ihre Worte gehört zu haben und doch war ihm als befände er sich in einem unglaublichen Traum. Aber sie konnte diese Worte einfach nicht ernst gemeint haben. Warum sollte jemand wie sie jemanden wie ihn... Sie schwiegen eine Weile und Yuki vermied es ihn anzusehen. Doch plötzlich konnte sie seine Hände auf ihrem Gesicht spüren. Mit seiner Hand hob er ihren Kopf, so dass sie ihn nun an sah. Zero konnte sehen, dass ihre Augen gerötet waren. Er kannte diesen Anblick und er wusste, dass sie Mühe hatte ihre Tränen zurückzuhalten; dass sie versuchte stark zu sein. Aber was Yuki in seinen Augen sah, verschlug es ihr für einen Moment die Sprache. In seinen Augen sah sie so viel Unsicherheit, Ungewissheit aber auch Hoffnung, wie sie bei ihm nicht für möglich gehalten hätte. Und erst jetzt bemerkte sie, dass seine Hände kalt waren und leicht zitterten. „Bitte,...“, sprach er und seine Stimme war leise und schwankend. „Bitte sage mir, dass es wahr ist. Sag mir, dass du es wirklich gesagt hast. Bitte, sage mit, dass...“ Seine Stimme brach. Er konnte sich reden hören und doch schienen die Worte von einem anderen zu kommen, aber nicht von ihm selbst. Yuki lächelte zärtlich und legte ihre Hand auf die seine und schmiegte ihre Wange in seine Handfläche. Dann sagte sie sanft: „Es ist wahr, Zero. Du bist mir so wichtig, wie niemand sonst.“ Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen und erneut hoffte Yuki einen Augenblick lang, dass er reagieren würde... Abrupt ließ er von ihrem Gesicht ab, öffnete die Tür hinter sich und zog sie etwas unsanft hinein. „Zero, was machst du?!“, fragte Yuki überrumpelte, als sie in dem dunklen Zimmer stand und die Tür sich geschlossen hatte. „Dich nie wieder gehen lassen.“, flüsterte er in ihr Ohr, so dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. Und dann tat er etwas, wonach er sich immer gesehnt hatte. Er küsste sie. Seine Lippen bebten vor Aufregung. Es war ein unsicher und zögerlicher Kuss und er dauerte nicht länger als einen flüchtigen Augenblick. Sein Herz schlug so schnell, wie noch nie in seinem Leben und noch nie hatte er sich so nervös gefühlt. Aber noch nie war er ebenso unsicher und gleichzeitig verletzbarer gewesen und das alles bewirkte sie. Wann war es geschehen, dass eine einzelne Person, ihn so sehr beeinflusste? Sie sahen sich im Licht der Sonne, welche noch schwach in den Raum schien, in die Augen und nach der ersten Sekunde der Verblüffung, strahlte Yuki ihn mit einem unglaublichen Lächeln an. „Was ist?“, fragte er leise und zögernd. „Ich bin glücklich.“, flüsterte sie. Er lächelte und beugte sich erneut zu ihr. „Ich... Ich liebe dich, Zero.“, hauchte sie gegen seine Lippen und verschloss sie dann. Er erwiderte den Kuss – sicherer und liebevoller, als zu vor und doch vieler Zärtlichkeit. Er würde sie nie wieder gehen lassen. Zero erwachte, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge in das Zimmer fielen. Er brauchte einige Sekunden, um sich zu erinnern, doch als ihm die Geschehnisse des letzten Tages wieder bewusst wurden, richtete er sich schlagartig auf und sein Herzschlag beschleunigte sich erneut. Er blickte neben sich und tatsächlich – sie war noch immer da. Es war nicht nur ein Traum gewesen oder eine herrliche Einbildung. Sie hatten sich bis weit nach Mitternacht unterhalten, so lange bis Yuki schließlich irgendwann in seinen Armen eingeschlafen war. Er sah sie gedankenverloren an und beugte sich zu ihr herunter und schloss sie noch einmal in die Arme. Sie schmiegte sich an ihn und Zero schloss noch einmal die Augen. Er wollte jetzt an keinem anderen Ort sein, außer bei ihr. Doch nach wenigen Sekunden konnte er auf den Schulhof das Geplapper von Mädchenstimmen hören. Begann der Unterricht denn jetzt schon? Er richtet sich wieder auf. Jetzt würde er ohnehin nicht mehr schlafen können. Er hatte vieles in den zehn Jahren vermisst, doch dies ganz gewiss nicht. Zero beugte sich zu ihr herunter und küsste flüchtig ihre Wange. Seine Haare musste sie kitzeln, dann gleich darauf wackelte sie mit der Nase. „Noch fünf Minuten.“, murmelte sie in das Kissen und wickelte sich anschließend noch ein Stück mehr in die Bettdecke. Zero musste leise Kichern und stand auf. Er versuchte seine Tasche so leise wie möglich zu öffnen und suchte sich ein paar frische Sachen. Wenn er schon seinen Abschluss nach machen müsste, dann könnte er sich zumindest schon einmal das Gelände ansehen. Gestern bei seiner Ankunft hatte er davon nicht sehr viel mitbekommen. Er stand bereits vor der Badezimmertür, als er eine Präsenz wahrnahm, mit der er nicht so schnell gerechnet hatte. Trotzdem war er nicht überrascht ihn zu sehen. Wenige Sekunden später, stand er auch schon vor ihm – Kaname Kuran. „Ich habe gestern einen Brief erhalten, dass du wieder zurück bist. Wie schön.“ „Was willst du?“, fragte Zero kühl. „Warum hat das so lange gedauert? Ichijo hat dich bereits vor 8 Monaten gefunden und hat dir gesagt, dass du zurückkommen sollst.“, antwortete Kaname ebenso kalt. „Und? Nur weil mich einer deiner Lakaien gefunden hat, heißt das nicht, dass ich mich gleich auf den Weg macht und tue wie es dir beliebt.“, Sie sahen sich lauernd in die Augen und Kaname erwiderte nichts. Schließlich brach Zero das Schweigen. „Also was willst du? Wenn du Ichijo fast zwei Jahre nach mir suchen lassen hast, muss es ja sehr wichtig sein.“, antwortete er bissig. Er erinnerte sich noch sehr gut an den Morgen vor achte Monaten, als Ichijo Takuma plötzlich vor ihm stand und ihm mitteilte das Kaname ihn schickte. Wenn es nach Ichijo gegangen wäre, hätte er gleich mit ihm gehen sollen. Doch hatte ihm ferner gelegen, als sich diesem Reinblut erneut zu beugen. Allerdings war es ihm immer noch ein Rätsel wie er ihn überhaupt hatte finden können. „Ich habe nach dir suchen lassen, wegen ihr.“, antwortete Kaname scharf. Verwundert sah Zero ihn an. Was sollte das denn jetzt schon wieder? „Warum?“, fragte Zero kurz angebunden. „Glaube mir, es gefällt mir genauso wenig wie dir, hier mit dir zu stehen und ich würde nichts lieber tun, als dir die Kehle aufzuschlitzen. Aber unglücklicher Weise bist du es, den sie erwählt hat.“ Unerschrocken sah Zero ihn an. Er hatte noch immer keine Ahnung, was dieser Mann ihm sagen wollte. „Hast du eine Vorstellung davon, wie sehr Yuki nach deinem Verschwinden gelitten hat? Doch immer hat sie versucht sich zusammenzunehmen. Wollte niemanden ihre Schwäche sehen lassen, wollte nicht, dass sich jemand um sie sorgte und sie hat trotz allem immer gelächelt. Jeden Tag wartete sie darauf, dass du zurückkommen würdest, doch immer wurde sie enttäuscht. Ich konnte es nicht mehr ertragen und war immer seltener hier. Doch die Jahre verstrichen und du kamst nie zurück und ich Lächeln verblasst immer mehr. ... „Deswegen habe ich dich suchen lassen! Ich wollte verhindern, dass ihr Lächeln ganz verschwindet!“ Obwohl Zero ihn stumm ansah, war er innerlich erschüttert über seine Worte. Er hatte nicht ahnen können, dass es Yuki so schlecht ergangen war. „Aber jetzt wird wieder lächeln können. Ich freue mich für dich.“ Seine Stimme war noch immer kalt und seine Worte schneidend. „Nein, tust du nicht.“, antwortet Zero scheinbar unberührt. „War das alles?“, fragte er nach einer kleinen Pause. „Für jedes Mal, dass du sie unglücklich machst, werde ich dir fürchterliche Schmerzen bereiten. Sollte sie aber jemals wegen dir weinen, werde ich dich ohne zu zögern töten.“, sagte er scharf und seine Stimme war fast ein Zischen. Zero nickte. Er hatte verstanden. Er würde es genauso tun. Kaname warf ihm einen letzten Blick zu. „Du weißt, wo du jetzt zu sein hast.“ Dann drehte er sich um und verließ das Schulgebäude. Zero ging sofort in das Zimmer zurück und Yuki lag noch immer im Bett. Er hätte sich ohrfeigen können, dass er wieder einfach so verschwunden war, während sie schlief. So wie er sie kannte, hätte sie sofort wieder gedacht, dass er erneut gegangen wäre. Er legte sich wieder neben sie und zog sie an sich. „Es tut mir leid.“, flüsterte er in ihr Ohr und Yuki antworten mit einem kleinen Brummen. ~~~~~~~~~~~~~~~~ Hammer’s mal wieder geschafft. Öh... ist noch jemand da? Oder hat es niemand bis zum Schluss ausgehalten? Ich weiß, dass einige jetzt etwas anderes erwartete haben. Zum Beispiel was Zero macht, oder wie Yuki reagiert, das Gespräch mit Kaname und und und... aber warum sollte ich das einbauen, wenn es doch nie geplant war. Und mal ehrlich: Was sollte man da schon großes schreiben? Yuki ist kurz vorm Durchdrehen, weil Zero einfach so gegangen ist. Dann macht sie mit Kaname Schluss. Der hasst Zero noch mehr und spricht erst mal nicht mit seiner Schwester. Reicht doch... *lol* Yeah... aber Kaname wurde dann doch noch rehabilitiert! Fragt mich nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Wahrscheinlich nicht sehr viel. Es überkam mich einfach. XD Vielleicht hasse ich Kaname doch nicht so... na ja... nicht so sehr... XP Oder ich hab einfach ein zu großes Herz! Den zweiten Teil, gibt es dann, wenn ich wie immer Zeit hab. Momentan gebe ich noch mal 200% für meine Monsterarbeit - Abgabe am 2.Dezember! (im Übrigen hab ich jetzt erst Mal mitbekommen, dass ich keine Masterarbeit schreibe, sondern eine Magisterarbeit. Keine Ahnung, was da der Unterschied ist. *schulterzuck*) glg maidlin PS: Und vielen Dank für die ganzen lieben Kommis! Mmh... und heute gibt’s ne Runde Glühwein! XD Kapitel 16: Epilog: Teil 2 – Sechs Jahre später ----------------------------------------------- Achtung, unbedingt lesen! Ich bin überraschend gut am Wochenende mit meiner Monsterarbeit vorangekommen und konnte nichts mehr machen, bevor ich nicht bei meinem Mentor war. Deswegen hier schon das neuste und letzte Kapitel (und das noch bevor Chapter 45 erscheint! Yeah!). Hier ist also Teil 2 des Epilogs und jetzt muss ich auch erklären, warum es zwei Teile sind. Die Geschichte war von Anfang an eigentlich mit dem ersten Teil beendet und das war auch bis Ende September noch so und dann kam Chapter 43 raus... n.n° und ich war ziemlich von dem Ende schockiert. Einmal mehr habe ich mir ein super Happy End für ZEKI gewünscht. Während ich als an diesen Wunsch dachte und gerade Kaptitel 12 oder 13 dieser FF geschrieben hatte, spazierte plötzlich diese Idee in meinen Kopf und hat sich dort festgesetzt. Am Anfang wollte ich sie gar nicht schreiben, weil ich sie doch zu kitschig – ja dieser Epilog wird kitschig, (sehr kitschig, um genau zu sein) – fand und trotzdem war ich doch begeistert. Also, entschloss ich mich zwei Epiloge zu machen. Die jenige, die nicht so sehr auf Schnulzen und Kitsch stehen, sollten Teil 1 als das letzte Kapitel betrachten und diesen Teil nicht lesen. Diejenige unter euch, die gar nicht genug Liebe und Kitsch haben können (also so jemand wie ich) sollten sich diesen Epilog nicht entgehen lassen. ;) Aber natürlich steht es jedem frei, sich selbst zu entscheiden. Allerdings soll mir dann keine sagen, ich hab euch ja nicht gewarnt. *lol* So und jetzt noch drei Dinge: 1. Heute gibt es für jeden eine kleine Flasche Prosseco und ein paar selbstgebackene Kekse. (Sorry, Toni aber die kroatischen Süßigkeiten waren ausverkauft. XD) 2. Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim lesen. 3. Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie bitte ihren Zahnarzt oder Apotheker. *rofl* ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~+ Epilog: Teil 2 – Sechs Jahre später Zero rannte so schnell er konnte über den Schulhof. Obwohl er sich sofort auf den Weg gemacht hatte, nachdem er die Nachricht erhalten hatte, kam es ihm so vor, als wäre er bereits seit Stunden unterwegs. Als er das Schulgelände endlich erreicht hatte, war die Sonne bereits fast unvergangen. Nur noch wenige Sekunden, dann würde er bei ihr sein. Er hoffte, dass es noch nicht zu spät war. Achtlos stieß er ein paar Schüler beiseite, die ihm im Weg standen und ignorierte deren Proteste. Als er das Hauptgebäude erreicht hatte, durchflutete ihn ein wenig Erleichterung. Endlich! Er nahm drei Stufen auf einmal und als er das oberste Stockwerk erreicht hatte, schlug ihm sein Herz bis zum Hals. Mit zügigen Schritten ging er den Flur entlang und sah dann Kurosu aus ihren Zimmer kommen. Als dieser ihn sah, legte er den Finger auf den Mund und bedeutete ihm so, leise zu sein. „Wie geht es ihr?“, fragte Zero völlig außer Atem. „Wo warst du? Du bist zu spät!“, fuhr der Rektor ihn an und bemühte sich dennoch leise zu sein. Entsetzten trat auf Zeros Gesicht. Er hatte es nicht rechtzeitig geschafft! Dabei hatte er es ihr doch versprochen! Wäre er heute nur bei ihr geblieben! „Sei leise, wenn du rein gehst. Es war sehr anstrengend und sie braucht jetzt dringend Ruhe. Ich werde später noch einmal nach euch sehen.“, sagte der ältere Mann ernst. Dann legte sich ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht. „Herzlichen Glückwunsch.“ Mit diesen Worten und summend ging er in sein Büro. Zero sah ihm noch einen Moment hinterher, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Zimmer vor ihm richtete. Zögerlich trat er auf den Raum zu, den der Rektor vor wenigen Sekunden verlassen hatte. Er atmete mehrmals tief ein und aus und versuchte sich zu beruhigen. Etwas, was ihm angesichts dessen, was ihm bevor stand, nur sehr schwer fiel. Er drehte den Türknauf und öffnete so leise, wie er es vermochte die Tür und genauso leise schloss er sie wieder. Erst dann blickte er sie an. Sie lag im Bett und ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Ihr Gesicht war bleich und sie sah kränklich aus. Er konnte die Anstrengung, die sie durchgemacht haben musste, sehen – und vielleicht auch die Qual, dass er nicht bei ihr gewesen war, als sie ihn so dringend brauchte. Schläft sie?, fragte er sich einen Moment und trat dann auf sie zu. Als sie ihn bemerkte, drehte sie den Kopf etwas und sah ihn an. „Da bist du ja.“, sagte Yuki leise. Sie sah erschöpft und müde aus, doch ein unglaubliches Leuchten lag in ihren Augen. Mit großen Schritten ging er zu ihr und stellte sich neben das Bett. Er beugte sich zu ihr runter und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Wie geht es dir, Yuki?“, fragte er sie sanft und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Gut. Ich bin ein bisschen müde.“, antwortete sie und lächelte matt. „Du könntest... Du weiß, dass du mein...“, wollte Zero sagen, doch da schüttelte sie bereits mit dem Kopf. „Nein, sei nicht albern. Ich werde schon nicht daran sterben. Es ist etwas ganz besonderes und ich möchte es ganz normal erleben. Auch wenn es bedeutet, dass es vielleicht länger dauert, bis ich mich erholt habe.“, sagte sie sanft. Sie hob einen Arm und berührte sanft sein Gesicht. „Es tut mir leid, dass ich es nicht rechtzeitig geschafft habe.“, flüsterte er. „Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte, und trotzdem habe ich es nicht geschafft. Verzeih, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte.“ „Ist schon gut. Es ging alles sehr schnell. Er hatte es plötzlich ziemlich eilig, weiß du.“, sagte sie mit einem Kichern. Zero sah sie perplex an. „E-er?“, fragte er unsicher. „Ja.“, sagte sie zärtlich. „Es ist ein Junge.“ Sie küsste ihn sanft auf die Lippen, doch Zero war noch immer zu verdattert, um sich rühren zu können. Daraufhin musste Yuki noch einmal kichern. „Wo... wo ist er?“, fragte Zero schließlich. „Er schläft.“, antwortete Yuki und drehte den Kopf auf die andere Seite des Bettes. Zero folgte ihrem Blick und nahm erst jetzt die Babywiege wahr, die daneben stand. Wie gebannt ging er zu dem kleinen Bettchen. Es gab sehr wenige Momente in seinem Leben in denen er sich so nervös gefühlt hatte, so unsicher und all diese Momente hatten immer mit ihr zu tun gehabt. Aber dieser hier war wahrscheinlich der Schlimmste. Was machte sie das nur mit ihm? Sein Herz schlug heftig und selbst seine Knie waren ein wenig weich geworden. Etwas was ihm noch nie passiert war. Zaghaft schaute er hinein. Er wusste nicht wieso, aber er verspürte auch Angst. Vielleicht war es die Angst vor der Verantwortung, die er von nun an tragen würde oder jene Angst, die er seit Jahren kannte und gegen die er immer wieder ankämpfen musste. Vielleicht auch Angst, dass es ein „Monster“ sein würde, wie es die meisten Vampire von Natur aus waren... Er beugte sich über die Wiege und dann sah er ihn – seinen Sohn. Sein Herz setzte einen Moment aus und als es wieder begann zu schlagen, hüpfte es wie verrückt in seiner Brust. Noch nie hatte er etwas vergleichbares empfunden. Er war überwältigt. Zwischen all dem Stoff, lag ein kleines schlafendes Wesen, welches so... schön und wundervoll war, wie nichts anderes, was er je gesehen hatte. Er ließ seinen Blick über den kleinen Körper schweifen und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es war alles da... Das Baby hatte fünf Finger an jeder Hand, zwei Augen, und Ohren, eine Nase und einen Mund. Nur Haare schien er noch keine zu haben. Trotzdem... Er war perfekt. Zero konnte noch immer nicht glauben, dass so etwas schönes ausgerechnet von ihm kommen konnte... „Was sagst du?“, fragte Yuki ihn leise, die ihn still beobachtete hatte. Sie hatte die Unsicherheit in seinem Blick gesehen und sie hatte gesehen, wie diese Unsicherheit erst Erstaunen und dann Zärtlichkeit gewichen war. „Unglaublich.“, flüsterte Zero und schüttelte mit dem Kopf. Er konnte es immer noch nicht glauben. Yuki lächelte. „Ist er nicht wunderschön? Er hat deine Augen und ich glaube, dass er dir auch sonst, ganz ähnlich ist.“, sagte sie einem Lächeln auf den Lippen. Zero sah sie überrascht an und dann huschte ebenfalls ein Lächeln über sein Gesicht. „Er ist kahl. Dass kann er ja wohl nicht von mir haben.“, sagte Zero scherzhaft und Yuki musste schmunzeln. „Er ist nicht kahl. Bitte gib ihm mir einmal.“ Zero zuckte kurz zusammen. „Ich glaube, es ist besser, wenn ihr euch noch ausruht. Es muss sehr anstrengend gewesen sein; für euch beide.“, sagte Zero und wich ihrem Blick plötzlich aus. „Sei nicht albern, Zero. Es geht mir gut und er schläft tief und fest. Bitte, gib ihn mir jetzt.“, sagte Yuki, sehr verwundert über Zeros Reaktion. „Nein, ich finde wirklich, dass du dich schonen solltest und er auch.“ „Du gibst mir jetzt das Kind oder ich werde ihn mir selber holen!“, sagte Yuki bestimmt und hatte schon die Decke zurückgeschlagen. „Nein!“, rief er etwas zu laut. Das Letzte was er wollte, war dass sie sich überanstrengte. „Was ist dann dein Problem?“, fragte sie misstrauisch. „Ich... Ich... Geht er auch nicht kaputt, wenn ich ihn anfasse?“, fragte Zero voller ernst. Die Sekunden verstrichen und Yuki konnte nicht anders, als ihn völlig entgeistert anzusehen. Plötzlich begann ihr Körper zu beben und sie hielt sich die Hand vor den Mund. „Yuki, ist alles in Ordnung?“, fragte Zero erschrocken. Er wollte sie an der Schulter berühren, als er etwas anderes hörte – ein unterdrücktes Lachen. „Bin ich so lustig?“, fragte er beleidigt. „Es... Es... tut mir leid...“, sagte Yuki völlig außer Atem und mit Tränen in den Augen. „Du hättest dein Gesicht sehen sollen!“, brachte sie mühsam hervor und bei der Erinnerung daran, musste sie wieder lachen. „Mmh“, brummte Zero und drehte ihr den Rücken zu. Yuki beruhigte sich langsam wieder und sah auf seinen Rücken. „Es tut mir leid. Natürlich geht er nicht kaputt. Ich wusste nicht, dass dir das Sorgen machen könnte. Gibst du ihn mir jetzt?“ „Und du bist dir wirklich sicher, dass er nicht zerbricht, wenn ich ihn anfasse?“, fragte er noch mal sicherheitshalber nach. „Aber ja doch. Hab ein bisschen vertrauen.“, ermunterte sie ihn und musste wieder lächeln. Das Zero überhaupt an so etwas denken konnte, überraschte sie schon allein. Gerade er würde nie etwas tun, was anderen schaden würde. Hatte er denn immer noch so wenig Selbstvertrauen zu sich selbst? Er warf ihr einen kurzen Blick zu und beugte sich dann wieder zu dem Kind in der Wiege. Er zögerte noch einen Moment lang und zog dann die Decke zurück. Äußerst vorsichtig schob er seine Hände unter den kleinen Körper und hob seinen Sohn schließlich heraus. Vorsichtiger als man das zerbrechlichste Glas oder Pflanze berühren konnte, betete er das Kind in seine Arme und ging vorsichtig zu Yuki. Die ganze Zeit über konnte er die Augen nicht von dem kleinen Wesen lassen und auch als Yuki die Arme ausgestreckt hatte und er ihn ihr gab, konnte er noch immer nicht anders, als ihn anzusehen. „Er ist wunderbar“, flüsterte Yuki leise und nahm ihn in ihre Arme. Anschließend deckte sie das Baby mit ihrer eigenen Decke zu. „Ja. Ihr seid beide wunderbar.“, antwortete er ihr und gab ihr einen weiteren Kuss auf die Stirn. „Gib mir deine Hand.“, forderte Yuki ihn auf. Zero sah sie erst verwundert an und folgte dann ihrer Bitte. Yuki führte sie zum Kopf des Kindes und legte sie sanft darauf. „Spürst du sie?“, fragte sie ihn. Zero strich mit seinem Finger über de scheinbar kahlen Kopf und spürte kleine feine Härchen darunter. „Er ist doch nicht kahl.“, schmunzelte er. „Bist du jetzt beruhigt?“ „Ja, sehr.“, sagte Zero und konnte sich ein Lächeln ebenfalls nicht verkneifen. Zero setzte sich zu ihr aufs Bett und legte seinen Kopf an den ihren. Gemeinsam beobachteten sie ihren Sohn und Zero strich vorsichtig über seine Wange. „Verrätst du mir jetzt auch endlich, für welchen Namen du dich entschieden hast?“, fragte er sie nun. Seit dem sie erfahren hatte, dass sie ein Kind erwartete, hatte Yuki ein großes Geheimnis, um den Namen gemacht. Selbst als er dagegen protestiert hatte und den Einspruch erhob, dass er dabei ja auch ein Wörtchen mitzureden hatte, hatte sie ihn nur mit den gleichen Worten abgekanzelt: „Ich bekommen das Kind, also suche auch ich den Namen aus!“ Und egal wie oft er sie auch danach gefragt hatte, es war immer die gleiche Antwort, die er bekam. „Kannst du es dir denn nicht denken?“, fragte sie und ein geheimnisvolles Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Nein, kann ich nicht. Aber wenn es Kaname ist, bin ich entschieden dagegen.“, sagte er trocken. Yuki musste lachen. „Nein, ist es nicht..“ Sie deutete ihm mit dem Zeigefinger ein Stückchen näher zu kommen und er beugte sich noch ein bisschen mehr zu ihr. Dann flüsterte sie ihm einen Namen ins Ohr und Zeros Herzschlag setzte zum zweiten Mal an diesem Abend aus. Ungläubig sah er sie an. „Ist das dein ernst?“ Yuki war nicht überrascht, über seine Reaktion. Sie hatte sogar ein wenig damit gerechnet. „Ja, ich bin mir sehr sicher. Es war meine erste Wahl und ich bin sicher, dass es richtig so ist.“, sagte sie zärtlich. „Aber, dass-“, wollte er ihr gerade antworten, als es an der Tür klopfte und der Rektor eintrat. „Ist er wach?“, fragte er leise, konnte aber die Aufregung nicht verbergen. „Nein.“, antwortete Yuki ihm. Der Rektor kam näher und bestaunte seinen Enkel. „Kann ich ihn nun auch endlich mal nehmen? Vorhin durfte ich ja nicht.“, fragte er ungeduldig. Zero sah ihn fragend an, wollte aber auch keine Antwort haben. Das würde er später alles noch erfahren. Kaien Kurosu streckte die Arme aus und Yuki legte das Baby in seine Arme. „Seien sie vorsichtig!“, ermahnte Zero ihn, der Angst hatte, dass der Rektor irgendetwas tun könnte, was seinem Sohn schaden würde. Bei diesem Mann konnte man ja nie wissen. „Ja, ja.“, winkte dieser bloß ab und beugte den Kopf über seinen Enkel. Sein Enkel... wie das klang, dachte Kurosu wehleidig. „Na, du kleiner Liebling, schläfst du noch? Willst du nicht langsam mal aufwachen? Ich habe deine Augen noch gar nicht richtig gesehen. Du bist ja dann gleich wieder eingeschlafen. Das ist doch langweilig. Schlafen kannst du später immer noch.“, sagte er und zog eine Schnute. „Oh, er wird wirklich munter!“, rief er plötzlich aus. Sofort sprang Zero auf und lief zum Rektor. Er sah ihm über die Schulter und tatsächlich, sein Sohn sah ihn zum ersten Mal an. Die beiden Männer schwiegen eine Weile und sahen, wie die kleinen Augen scheinbar zwischen ihnen hin und her huschten. “Zero, er ist dir wirklich sehr ähnlich. Die gleichen Augen, das gleiche Haar und das gleiche verkniffene Gesicht.“, sagte er Rektor sachlich. „Was soll das heißen!“, fauchte Zero ihn an. „Na, das was ich sage. Oh, er scheint aber ziemlich schwer zu sein. Warst du als Kind auch so schwer? Bei meiner Yuki ist das ja vollkommen ausgeschlossen, aber diese schönen runden Bäckchen... Richtig, niedlich! Ich kann mir richtig vorstellen, wie du damit ausgesehen hast, Zero.“, sagte der Rektor ohne richtig Luft zu holen. Dann schaute er kurz zu Zero. „Schade, dass davon nicht mehr viel übrig geblieben ist!“, hängte er trocken an. „Was habe ich ihnen eigentlich getan?!“, fragte Zero wütend. Langsam bekam er das Gefühl, dass dieser Mann ihn zu hassen schien und nicht zu lieben, wie er es immer groß verkündete. „Mal überlegen...“, sagte Kaien Kurosu und tippte sich nachdenklich an das Kinn. „Deinetwegen habe ich meine süße kleine Tochter verloren! Sie ist erwachsen geworden und jetzt ist sie auch noch Mutter... und ich bin... ich bin GROßVATER!“, heulte er. „Ich bin ALT!“, rief er theatralisch. „Nicht mal richtig geheiratet hast du sie! Eine Schande!“ „Wir sind verheiratet!“, sagte Zero und biss sich gleichzeitig auf die Zunge, um ihn nicht anzuschreien. „Ja, aber auch nur, weil du mein kleines Mädchen geschwängert hast! Und dann habt ihr das auch noch heimlich gemacht! Es gab nicht mal eine richtige Feier und jeder wird denken, es ist ein uneheliches Kind!“, setzte der Rektor noch eins oben auf. Zero antwortete nicht. Diese Diskussion hatten sie doch nun bereits oft genug gehabt. Der Rektor war immer noch enttäuscht darüber, dass er keine große Feier hatte ausrichten dürfen, geschweige denn, dass er über die Heirat richtig informiert worden war und auch sonst hatte er nicht ganz unrecht mit dem was er sagte. Sie hatten im Grunde wirklich nur geheiratet, weil Yuki schwanger geworden war. Etwas was durchaus nicht so geplant war und ihn den Schock seines Lebens verpasst hatte. Es war durchaus nicht so, dass Zero sie nicht hätte heiraten wollen, aber nicht so plötzlich. Er konnte es seinem „Schwiegervater“ – bei dem Gedanken wurde ihm immer noch schlecht – in der Hinsicht nicht einmal übel nehmen, dass er deswegen eingeschnappt war. Aber so lange Yuki nicht dachte, er hätte sie nur aus diesem Grund geheiratet, war ihm das eigentlich auch egal. Aber ein Reinblut, das eine Beziehung mit jemandem wie ihm – einen ehemaligen Menschen – führte und dann auch noch ein uneheliches Kind von ihm bekam... Das war dann doch etwas zu viel gewesen und er wollte Yuki unnötige Sorgen ersparen. Dennoch hatten sie ihre Ehe nicht öffentlich gemacht. Einzig Kaname und der Senta wussten davon, da sie dessen Zustimmung gebraucht hatten, ebenfalls etwas was sie nur sehr widerwillig getan hatten. Kaien Kurosu sah Zero noch einmal kurz an, dann das Kind und seufzte laut. „Was ist?!“, fragte Zero entnervt. „Ach Baby, du wirst es nicht leicht mit deinem Vater haben. Aber ich bin ja auch noch da. Vielleicht wirst du dann ja nicht ganz so verbissen.“, sprach der Rektor und das Kind blinzelt ihn an. Das war’s... „Yuki,...“, wandte sich Zero an seine Frau, „... verabschiede dich von ihm. Dieses Mal mache ich es wirklich!“ Yuki sah ihn aus großen Augen an und konnte nicht anders als skeptisch die Augenbrauen hochziehen. Wenn Zero das wirklich jedes Mal getan hätte, als er es gesagt hatte, dann wäre ich Adoptivvater wahrscheinlich schon an die 20 mal gestorben. Der Rektor aber schrak zusammen. “Z-Zero... was soll dieser wahnsinnige Blick in deinen Augen? Du... Du wirst doch nicht etwa wegen so einer Kleinigkeit wütend werden?“, fragte er der Rektor kleinlaut und schluckte heftig. „Wütend triff es nicht ganz!“, sagte Zero scharf und funkelte den Schulleiter an. Da bekam es Kurosu doch mit der Angst zu tun. Immerhin stand hier ein sehr mächtiger Vampir vor ihm, der zudem noch die Ausbildung der neuen Hunter in der Hand hatte. Vielleicht war er dieses Mal doch etwas zu weit gegangen, überlegte er... “WAH! Baby, beschütze mich!“, rief er vor Verzweiflung und hielt das kleine Wesen schützend nach oben, um sich dahinter verstecken zu können. Fassungslos blickte Zero den Mann an. „Wie feige sind sie eigentlich, dass sie sich hinter einem Kind verstecken!?!“, fuhr er ihn an. Sein Sohn aber schien von all dem aber gar nichts mitzubekommen. Er drehte nur das kleine Köpfchen hin und her und strampelte mit den Beinen. Das er noch nicht weinte, überraschte Zero. Er hätte eigentlich erwartet, dass er bei so einem Tumult, schon längst damit begonnen hätte. Andererseits... so viel Ahnung von Kindern hatte er ja nun auch nicht gerade, um das beurteilen zu können. Außerdem war das hier ja kein normales – menschliches – Baby. „Ja, aber... aber du sahst so aus als wolltest du mich gleich fressen und da...“, antwortete Kaien Kurosu zögerlich. „Als ob!“, stieß Zero angewidert aus. „Geben sie ihn her, bevor sie ihn noch fallen lassen.“ Zero nahm ihm behutsam das Kind ab und legte es wieder in Yukis Arme. „Was ist? Warum lächelst du so?“, fragte er misstrauisch, als er ihr Gesicht sah. „Ach, nichts. Ich freue mich nur so.“, sagte sie und musste noch mehr lächeln. Ihre Worte waren nicht gelogen, ganz im Gegenteil. Schweigsam hatte sie die... Unterhaltung der beiden verfolgte und konnte nicht anders, als darüber zu schmunzeln. In diesem Moment hatte sie sich gefragt, um wie viele Kinder sie sich nun eigentlich kümmern musste. Aber diesen Gedanken würde sie niemals ausspreche. „So, dann werde ich mal wieder! Es war ein anstrengender Tag.“, sagte der Rektor und gähnte. Von Zero kam nur ein herablassendes Schnauben, dessen Bedeutung ganz klar war: Als hätte der Mann in den letzten sechs Jahren jemals einen anstrengenden Tag gehabt. Er und Yuki übernahmen inzwischen den die ganzen Belange der Schule, während sich der Kurosu in seinem Garten vergnügte. „Ach ja, ich habe Kaname bereits geschrieben. Ich denke er wird gegen Morgengrauen vorbeikommen. Zero, kümmerst du dich, dann um ihn und zeigst ihm das Baby?“ „Ichiru.“ Dem Rektor klappte der Kiefer nach unter und starrte seinen Gegenüber entsetzt an. „YUKI!! Hast du das gehört?!“, fragte er bestürzt. „Ichiru ist wieder da! „Hallo, Zero!! Hörst du mich!? Warum bist du denn jetzt schon wieder verschwunden!? Komm sofort zurück!“, fragte der Rektor laut. Er hatte Zeros Ohr gepackt und hatte direkt hinein „gesprochen“ – natürlich in der Hoffnung, dass Zero ihn so hören könnte. Eine kräftige Kopfnuss war die Antwort. „Aua. Sei wann bist du denn so gewalttätig, wie dein Bruder?“, wimmerte der Rektor und drückte sogar eine Träne aus dem Auge. „Ichiru ist der Name des Kindes!“, sagte Zero und war jetzt einfach nur noch entnervt. Dieser Mann würde ihn noch in dem Wahnsinn treiben, dessen war er sich inzwischen sehr sicher. Und bei diesem Menschen, sollte sein Sohn aufwachsen? Er würde noch einmal ernsthaft mit Yuki darüber reden müssen. Kurosu sah ihn erstaunt an. „Ist das wahr, Yuki?“ „Ja, ich habe mich schon lange Zeit so entschieden.“, sagte sie und küsste das Kind auf die Stirn. „Ts... Ich bin enttäuscht. Du hättest ihn ja auch nach mir oder deinem leiblichen Vater benennen können. Aber Ichiru das klingt so... gewöhnlich.“, mäkelte er gespielt rum. Bevor Zero ihrem Vater doch noch etwas antun konnte, packte Yuki ihn Arm. „Sie sollten jetzt besser gehen.“, sagte sie schlichtweg und hoffte, dass er ihren Rat befolgen würde, ohne noch mehr zu sagen. „Schon gut, schon gut, ich geh ja schon. Herzlichen Glückwunsch noch Mal. Ich freue mich für euch.“, sagte er mit einem sanften Lächeln. „Danke.“, erwiderte Yuki. Dann verließ er den Raum und Zero entspannte sich augenblicklich. „Er macht mit fertig, weißt du das?“, fragte er seine Frau anklagend. Sie musste kichern. „Er meint es doch nur gut mit uns.“, sagte sie zur Entschuldigung. „Und du weißt doch, dass er das nur sagt, um dich zu ärgern.“ „Das ist es ja gerade, was mich so stört. Er schafft es auch noch jedes Mal.“ Zero dreht sich nun um und sah seine beiden Schätze einen Moment an. „Er hat aber recht. Warum hast du ihn nicht nach deinem Vater benannt?“, fragte er sie schließlich. Das hatte er sie schon fragen wollen, bevor der Rektor hereingeplatzt war. Es machte ihn glücklich, dass sie diesen Namen gewählt hatte, doch er konnte es dennoch nicht ganz nachvollziehen. Yuki rückte ein wenig zur Seite und bedeutete Zero sich neben sie zu setzen. Er legte den Arm um sie und Yuki kuschelte sich mit dem Kind an ihn. „Ich finde, dass dieser Name sehr gut zu ihm passt. Sie ihn dir doch nur mal an.“, sagte sie leise und strich, über den kleinen Kopf. „Ich wollte, dass es etwas gibt, was uns immer an deinen Bruder erinnert und dass auch unser Sohn sich an ihn erinnern wird. Außerdem glaube ich... ich weiß, dass dieser kleine Mann hier, einmal so ähnlich sein wird, wie er.“ „Woher weißt du das?“, fragte Zero. Yuki zuckte mit den Schultern. „Weibliche Intuition vielleicht. Es ist nur ein Gefühl, aber sie nur wie er dich ansieht.“ „Glaubst du er erkennt mich jetzt schon?“ Zero strich über Ichirus Wange und beide konnte beobachten wie dessen Augen immer kleiner wurden, bis sie schließlich ganz zufielen. „Das weiß ich nicht, aber er scheint sich wohl bei uns zu fühlen.“ „Danke.“, sagte Zero und küsste die zärtlich auf die Schläfe. Beide sahen dem schlafenden Kind ein paar Sekunden zu. „Und Haruka, kann ich ja dann das Nächste nennen.“, sagte Yuki plötzlich in die Stille hinein und brachte Zero damit beinahm dazu aus dem Bett zu fallen. „D-Da-Das Nächste?!“, fragte er schockiert und sah sie entgeistert an. Nun war es Yuki, die ihn überrascht ansah. „Ja, natürlich. Er soll doch kein Einzelkind bleiben.“, sagte sie sachlich. Sie sah wie Zero immer blasser wurde und heftig schluckte. Dieses Mal war sie es, die ihn küsste. „Keine Angst. Nicht gleich, aber in ein paar Jahren, kann ich mir schon vorstellen, noch ein Kind zu haben. Vielleicht auch zwei. Ich weiß es nicht. Aber natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist.“, sagte sie sanft. „Ich... Ich... weiß nicht. Muss ich das jetzt entscheiden?“, fragte er, immer noch von ihrem Wunsch leicht schockiert. Yuki konnte seine Beklemmung deutlich spüren und sie verstand es. „Nein, natürlich nicht. Zero wir haben Zeit. Jahre, Jahrzehnte, vielleicht auch Jahrhunderte. Es muss nichts heute entschieden werden oder vielleicht morgen. Also, hör auf dir jetzt schon Sorgen zu machen.“ „Du hast ja recht. Aber ich...“ Zero schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass es noch etwas gab, dass ihm Sorgen bereitete, aber sie wusste, dass sie ihn zu nichts drängen durfte. „Wir hätten die Hochzeit vielleicht doch öffentlich machen sollen.“, fing er plötzlich an. „Warum das dann? Das wolltest du doch auf keinen Fall.“ „Dein Vater hat vielleicht recht. Alle werde denke du hast ein uneheliches Kind bekommen und dann auch noch von... mir. Und das als Reinblut! Ich will nicht, dass sie schlecht über dich reden.“ „Es ist mir egal, was die anderen denken. Kaname und der Rat wissen es und das reicht mir. Ich dachte dir wäre es auch egal?“ „Du weißt, dass wenn es nach mir gegangen wäre, wir gar nicht so schnell geheiratet hätten.“, antwortete Zero nachdenklich. „Oh, dann hast du mich also wirklich nur geheiratet, weil ich schwanger war?“, fragte Yuki spitz. „Ja... Nein! Du weißt, ganz genau wie ich das meine!“, antwortete er sofort. Yuki musste leise kichern. „Zero, es ist doch vollkommen egal, was andere von uns denken. Hauptsache wir haben uns.“ „Aber er wird es nicht leicht haben. Man wird ihm viele Steine in den Weg legen.“ „Das weißt du doch noch gar nicht. Zero, er ist gerade einmal ein paar Stunden alt. Wir wissen nicht was noch geschehen wird. Hab etwas mehr vertrauen und auch wenn all das nicht so geplant war... Ich bin jetzt umso glücklicher. Bist du es denn nicht?“, fragte sie ihn vorsichtig. „Doch, natürlich bin ich glücklich. Was ist denn das für eine Frage?“ „Aber?“, hakte sie nach. „Nichts, aber. Wie kommst du darauf, dass es ein „aber“ gibt?“ Er versuchte seine Stimme normal klingen zu lassen, aber Yuki entging nicht die Unsicherheit die darin lag. Statt zu antworten, sah sie ihn abwartend an. Er wich ihrem Blick aus und doch wusste er, dass er ihr nichts vormachen konnte – nicht mehr. In den letzten sechs Jahren, hatte sie immer besser gelernt ihn zu durchschauen. Langsam konnte er wirklich nichts mehr vor ihr verbergen. Er atmete resigniert aus. „Es ist nur... Ich weiß nicht, womit ich das alles verdient habe.“, sagte er schließlich. Irritiert sah Yuki ihn an. Er erwiderte ihren Blick und schüttelte leicht den Kopf. „Yuki, du hast keine Ahnung, wie glücklich ich bin. Wie glücklich ich die letzten sechs Jahre war. Wie glücklich du mich gemacht hast. Ich war so glücklich an dem Abend, an dem ich zurückkehrte und du mir sagtest was ich für dich bin. Ich fühlte mich... unbeschreiblich, in der Nacht, in der wir das erste Mal eins wurden. Ich war glücklich, als du sagtest, du willst meinen Namen tragen. Du hast sogar ein Kind von mir bekommen und all die Male dazwischen... Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich gemacht hast und mich jeden Tag auf’s neue glücklich machst. Und ich frage mich, womit ich all das verdient habe. Du gibst mir so viel und ich weiß nicht, wie ich das jemals zurückgeben kann, wie ich dir danken kann. Ich habe nichts... was ich dir geben könnte... und ich habe Angst... Angst, dass das alles wieder verschwinden könnte, dass ich wieder alles verlieren und mir nichts mehr bleibt. Ich habe Angst davor so viel Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für ein ganzes Leben. Ich weiß nicht, ob ich jetzt schon ein Vater sein kann. Ob ich jemals einer sein werde. Ob ich jemals ein guter Vater sein kann. Was, wenn er mich hassen wird? Was, wenn ich Fehler mache? Was,...“ Yuki hatte einen Zeigefinger auf seine Lippen gelegt und Zero sah sie aus unsicheren Augen an. Eine Weile sagte sie nichts. Sie hatte das Gefühl, als wäre dies das erste Mal, dass er sie so tief in seine Seele blicken ließ. Ein Moment, der ihr so kostbar war, dass sie ihn nie vergessen würde. „Du gibst mir so viel.“, sagte sie schließlich. „Du machst mich jeden Tag auf’s neue glücklich. Mehr könntest du mir nicht geben und selbst wenn, wollte ich nicht mehr. Bleib bei mir und mach mich glücklich – für immer. Das ist alles, worum ich dich bitte. In all den Momenten in denen du glücklich warst, war es auch.“ Sie küsste ihn sanft auf den Mund und er erwiderte es zärtlich. Dann sah sie ihn liebvoll in die Augen. „Und ich habe auch Angst.“, flüsterte sie. „Ich bin auch unsicher und weißt nicht, was zu tun ist. Aber wir sind zu zweit, wir werden dass schon schaffen. Außerdem werden uns der Rektor, Kaname und Yagari helfen und unterstützen. Wir sind nicht allein.“ Zero antwortete ihr nicht und Yuki sah ihn verwundert an. „Woran denkst du?“ „Ich weiß nicht, ob es so toll ist, wenn der Rektor uns hilft. Es wird mit ihm sehr viel anstrengender, als ohne.“ Yuki lächelte leicht. „Das siehst wahrscheinlich nur du so.“, sagte sie. Dann wurde er wieder still und Yuki beobachtete ihn, wie er Ichiru mit dem Daumen über die kleine Hand strich. „Yuki, hat er... Ich meine, hat er... Wovon ernährte er sich?“, fragte Zero zögerlich. „Beides. Ich hat mich in die Hand gebissen und ein paar Tropfen getrunken.“, flüsterte sie, ohne ihn anzusehen. „Welche?“, fragte er sie. „Rechts.“ Sie sah ihn verwundert an. Zero löste den Arm von ihrer Schulter und nahm ihre Hand. Er drehte sie ein wenig und sah ihren Handrücken an und da zwischen Daumen und Zeigefinger konnte er zwei winzig kleine schwache Bissnarben sehen, die in ein paar Stunden ganz verschwunden sein würden. Er hauchte einen Kuss auf diese Stelle und dann auf ihre Lippen. „Es tut mir leid.“, sagte er schließlich. „Ich hätte nicht fragen sollen.“ „Was? Nein, es ist...“ Doch bevor sie weiter sprechen konnte, löste er nun die kleinen Finger, die sich um seinen Zeigefinger gelegte hatte und stand auf. „Wo willst du hin?“, wollte Yuki irritiert wissen. „Ins Bad duschen und ich muss heute noch einen Bericht für die Gesellschaft fertig schreiben.“, sagte er und küsste beide noch einmal auf die Stirn. „Muss das ausgerechnet heute sein? Das kannst du doch auch morgen noch machen. Es ist gerade so gemütlich.“, schmollte sie und hielt ihn am Arm fest. Er sah sie einen Moment an und dann das Kind – seinen Sohn -, der in ihren Armen lag. Verständlich, dass ihm seine Entscheidung leicht fiel. Er schaltete das Licht aus und zog sich dann Schuhe und Hemd aus. Er legte sich zu ihnen ins Bett und achtete darauf, dass sie beide ordentlich zugedeckt waren. Er strich Ichiru noch einmal über das Köpfchen und Yuki über die Wange. Dann legte schützend den Arm um beide und schlief kurz darauf ein. Er öffnete die Augen und fand sich in vollkommener Dunkelheit wieder. Verwirrt sah er sich um. Wo war er hier? Plötzlich löste sich die Finsternis vor seinen Augen auf und er sah Kirschbäume, die in voller Blüte standen. Die Blütenblätter wirbelten in der Luft herum und tanzten vor seinem Auge. Er kannte diesen Ort. Er sah das Haus hinter den Bäumen. Es schien noch näher als das letzte Mal. Das letzte Mal... es ist so lange her, dass ich hier war. Warum gerade jetzt?, fragte sich Zero. Ich dachte er wäre schon längst gegangen... „Nein, bin ich nicht.“, sagte auf einmal eine Stimme, die fast wie seine eigene klang. Zero blickte überrascht nach links und sah ihn an den äußersten Kirschbaum gelehnt. Leichfertige blickte er ihn an. „Wie...“, wollte Zero ansetzen, doch konnte nicht weitersprechen. Das war völlig ausgeschlossen. Er wollte doch gehen... „Dein Gesichtsausdruck spricht Bände. Das hat er schon immer. Es war immer leicht dich zu durchschauen, zumindest für mich. Auch jetzt noch...“, antwortete er ihm. „Was...“, doch auch diese Frage konnte er nicht stellen. Wie konnte er so tun, als sei nichts geschehen? „Bist du so überrascht mich zu sehen?“, fragte er ihn und einer seiner Mundwickel zuckte leicht nach oben. „Ja.“, antwortete Zero schließlich. „Warum bist du noch hier, Ichiru? Du wolltest doch gehen?“ Ichiru kam einen Schritt auf ihn zu und sah seinem Bruder in die Augen. „Ich wollte deinen Körper nie haben, aber ich habe nicht gesagt, dass ich auch gleich gehen würde. Ich wollte sehen, ob du dein eigenes Leben doch noch irgendwann auf die Reihe bekommst.“ Fassungslos sah Zero ihn an. Er konnte es nicht glauben. „Du warst die ganze Zeit noch da?!“, fragte er entgeistert. „Ja, das habe ich doch gesagt.“, antwortete Ichiru leicht genervt. „Und hast du?“ „Was?“, fragte Zero verwirrt. „Dein Leben auf die Reihe bekommen.“, sagte er und verdrehte die Augen. „Ja... denke ich. Zumindest im Moment.“ „Schön zu hören. Dann war deine dumme Entscheidung ja nicht ganz umsonst gewesen.“ „Mmh.“, brummte Zero. Er wusste worauf Ichiru hinauswollte. Wenn sein Bruder nicht gewesen wäre, dann hatte Yuki niemals von seinen Gefühlen für sie erfahren und sie hätte Kaname statt ihn gewählt. „Das war das letzte Mal.“, sagte Ichiru plötzlich und ein seltsames Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Was meinst du?“ „Das war wirklich das letzte Mal, dass wir uns sehen.“ Zero blickte nach unten. Hatte er ihn nur deswegen geholt, damit er noch einmal Abschied nehmen musste? „Mach nicht so ein Gesicht. Es ändert nichts und du hast doch die ganze Zeit geglaubt, dass ich nicht mehr da bin. Es sollte keinen Unterschied machen.“ Nun blickte Zero ihn verärgert an. „Warum hast du mich dann erst hierher geholt?“ „Das habe ich dir doch gesagt: Ich wollte wissen, ob dein Leben endlich in Ordnung ist.“, antwortet Ichiru sachlich. „Ja, aber warum gerade jetzt? Warum nicht schon vor fünf Jahren oder erst in zehn Jahren?“ Nun war es Ichiru der ihn verwundert ansah. „Wie viel Zeit ist denn vergangen?“ „Sechszehn Jahre.“, antwortete Zero ihm. „So viel... Weiß du, wenn man sich nicht in das Leben eines einmischt, bekommt man auch nicht mit, was geschieht oder wie viel Zeit vergeht. Für mich, war es... Ich kann es nicht sagen, aber es kam mir vor wie ein einziger Atemzug.“, sagte Ichiru nachdenklich. „Was ist das hier für ein Ort?“, wollte Zero jetzt wissen. „Sag du es mir. Du hast ihn erschaffen.“ „Ja... Nein... Ist es ein Traum?“ Er hatte selbst nie begriffen, wie genau das damals bei ihm war; wie er hatte mit Ichiru sprechen können. „Vielleicht... Vielleicht ist es auch ein Ort zwischen den Welten. Aber ist es dann nicht auch ein Traum?“, fragte Ichiru ihn und Zero wusste keine Antwort. „Ich muss jetzt gehen.“, sagte Ichiru schließlich. „Wohin?“ Zero hatte das Gefühl, dass wenn er aufhören würde, sich mit Ichiru zu unterhalten, er diesen Ort verlassen müsste; dass er seinen Bruder verlassen müsste – für immer. Ichiru drehte den Kopf und sah auf das Gebäude hinter ihm. Zero folgte seinem Blick. „Nach Hause.“, glaubte er ihn murmeln zu hören, war sich aber nicht sicher. „Warum sollte ich dem Rektor diese Brettchen mitbringen? Er behandelt es wie ein Heiligtum.“ Er wusste, dass diese Frage vollkommen fehl am Platz war und doch wollte er ihn noch nicht gehen lassen. „Ich hätte nicht gedacht, dass das deine letzten Worte an mich sein würden.“, sagte Ichiru gespielt beleidigt, dann legte sich ein spitzbübisches Grinsen auf sein Gesicht. „Aber es irgendwie schön zu wissen, dass es noch etwas gibt, was Zero nicht weiß und wohl auch nie erfahren wird.“ Verwirrt sah Zero seinen Bruder an und Ichiru wandte ihm erneut den Rücken zu. „Du irrst dich.“, sagte Zero. „Es gibt so vieles was ich nicht verstehe.“ Als er wieder nach vorn sah, schien die Umgebung zu verschwimmen und wurde blasser. Er würde nicht mehr lange bleiben können. „Ich...“, setzte Zero noch einmal an. Wenigsten dies wollte er seinem Bruder noch sagen. „Ich habe einen Sohn. Er trägt deinen Namen.“ Ichiru drehte sich noch einmal um, doch anstatt Verwunderung, wie es Zero erwartete hatte, lag ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Ich weiß.“, sagte er und ging weiter. „Was?“ Doch dann löste sich die Szenerie vor seinen Augen auf und er fand sich in seinem Schlafzimmer wieder. Er erinnerte sich an alles, was geschehen war, aber er wollte nicht glauben, dass es nur ein Traum war. Nein, er wusste, dass es wirklich passiert war. Er sah zu Yuki und doch fühlte er sich merkwürdig verloren. Er war wirklich gegangen und jetzt konnte er es auch fühlen. Da war eine Leere in seinem Körper, die er vorher nicht so empfunden hatte. Er konnte seinen Bruder nicht mehr spüren. Zero richtete sich auf, an Schlaf würde er jetzt nicht mehr denken können. Er sah auf seine Frau und das Baby. Die Angst, sie irgendwann auch einmal zu verlieren überkam ihn erneut. Dann sah er, wie das Baby ihn aus wachsamen, hellvioletten Augen anblickte und die kleinen Finger öffnete und schloss. Behutsam nahm Zero ihn auf den Arm und betrachtete sein kleines Gesicht. Vorsichtig fuhr er mit dem Zeigefinger die zarten Gesichtszüge nach. „Na du, kannst du auch nicht schlafen?“, flüsterte Zero. Der Vollmond trat hinter den Wolken hervor und erhellte den Raum. Zero konnte das Gesicht seines Sohnes das erste Mal an diesem Abend in Ruhe und nur für sich betrachten. Irgendwas erschien plötzlich seltsam... Er konnte sich nicht helfen, aber irgendwie glaubte er, etwas wissendes in diesem Gesicht erkennen zu können. Den gleichen Gesichtausdruck den er auch bei Ichiru vor wenigen Augenblicken gesehen hatte, bevor er gehen musste. Er nahm die kleine Hand zwischen seine Finger und strich zärtlich über den Handrücken, als er abrupt inne hielt und Ungläubigkeit auf sein Gesicht trat. Ihm war ein neuer Gedanke gekommen, aber das war... Das erschien ihm so unmöglich; so verrückt! Sein Atem wurde zittrig. Das konnte nicht sein. Er bildete sich sicher nur etwas ein. Dennoch... je länger er in das kleine zarte Gesicht blickte und sah wie das Baby seinem Blick stand hielt, ihm direkt in die Augen blickte... Konnte das wirklich möglich sein? Sollte Ichiru wirklich... Nein, sagte er sich selbst. Er hatte nie an so etwas geglaubt und würde es auch jetzt nicht. Aber... woher hatte sein Bruder es sonst wissen können? Und hatte er nicht schon ganz andere Dinge gesehen? Dinge, die ebenso unglaublich waren. Warum sollte nicht auch das möglich sein? Warum... Zero drückte Ichiru sacht an sich. Es war egal, dachte er. Irgendwann würde er es vielleicht erfahren, doch bis dahin war es nicht wichtig. Für diesen Moment war er glücklich, mehr als er jemals geglaubt hatte, überhaupt sein zu können. Er hofft, dass dieses Glück anhalten würde. Ein paar Monate, ein paar Jahre oder ein paar Jahrzehnte. Er würde für jeden Augenblick dankbar sein. - The very happy end – ~~~~~~~~~~~~~~ Das war es nun endgültig... ;_; Ich sagte ja es wird kitschig. :) Ich hoffe ja ich konnte euch mit diesem letzten Kapitel ebenso erfreuen, wie mit all den anderen und ihr hattet Spaß beim lesen. Ich hatte ihn beim Schreiben auf jeden Fall. XD Ich möchte man ganz herzlich für all die lieben Kommis bedanken, die ihr mir geschrieben habt. Sie haben mich immer zum Grinsen gebracht und meinen grauen Alltag mehr als versüßt. Außerdem haben sie mir mehr Vertrauen in meine Schreibkünste verliehen. :) Schade nur, dass ich so nicht meine Monsterarbeit schreiben kann/konnte. Damit möchte ich mich auch verabschieden. Vielleicht sieht/ liest man sich mal bei einer anderen FF. Ich würde mich auf jeden Fall freuen. Hab euch alle ganz doll lieb und knuddel euch... maidlin Verdammt... ich wollte doch nicht weinen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)