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Incubus

von

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Prolog

Es war ein herrlicher Spätsommertag und er genoss ihn in vollsten Zügen. Endlich war er wieder in Hogwarts, am Rande des Sees um sein letztes Schuljahr einzuläuten. Sie waren schon vor Stunden angekommen und hatten vorgehabt, den ganzen Abend gemeinsam zu verbringen, aber es hatte ihn hierher gezogen. An den Platz, der ihm kurz vor der letzten Schlacht die nötige Ruhe gegeben hatte, der ihm kurzen und trügerischen inneren Frieden vermittelt hatte. Aber es war alles gut gegangen, er hatte gesiegt, hatte den schönsten Sommer seines Lebens bei den Weasleys verbracht und war nun bereit, sein Leben so zu leben, wie er es wollte.
 

Er starrte eine Weile auf das ruhige Wasser, welches sich nur hier und da kräuselte, wenn der Kraken unter Wasser mit seinen Tentakeln spielte. Die Sonne war bereits hinter dem verbotenen Wald verschwunden und zurück blieb nur die Schwere des heißen Tages in der Luft. Alle Schüler saßen sicherlich noch in der großen Halle oder in ihren Gemeinschaftsräumen. Die wenigsten verbrachten jetzt wohl ihre Zeit mit nützlichen Dingen, wie Sachen auspacken oder den ersten Schultag vorzubereiten. Viel zu viele Informationen gab es doch auszutauschen. Wo wurde der Urlaub verbracht? Welche neuen Eroberungen gab es zu präsentieren? Welches neue Herzblatt war gefunden?
 

Sicher war er nun der Traum fast aller Mädchen und vielleicht auch einiger Jungen hier. Er war der strahlende Kriegsheld, der Voldemort fast gänzlich ohne einen Krieg besiegt hatte. Alle seine Freunde, alle Schüler Hogwarts hatten überlebt. Zudem hatte ihm dieser Sommer und das harte Training vor dem finalen Zusammentreffen mit Voldemort wirklich gut getan. Seine Muskeln waren inzwischen gut definiert, er war schlank, aber bei weitem nicht mehr dünn. Das kindliche Gesicht war nun jugendlichen Zügen gewichen, die bereits hier und da männlich waren. Auch in den Ferien hatte er regelmäßig trainiert, um seinen Körper im Schwung zu halten. Zudem hatte er endlich seinen 17. Geburtstag gefeiert, war in der Zaubererwelt volljährig und besaß somit freie Verfügungsgewalt über sein Vermögen.
 

Und was das für ein Vermögen gewesen war. Waren seine Eltern reich gewesen, so hatte Sirius Testament wirklich den Rahmen gesprengt. Natürlich waren die Blacks eine adlige und vor allem angesehene Familie gewesen (zumindest in gewissen Kreisen), trotzdem hatte er sich nicht vorstellen können, jemals über so viel Geld zu verfügen. Er hatte es sofort in die neuesten Klamotten umgesetzt. Drei volle Tage war er mit Ron und Hermine einkaufen gewesen. Dabei wurde sowohl Muggellondon, als auch die Winkel- und Nocturngasse unsicher gemacht. Am Ende dieser drei Tage hatte er mehr Kleidung, als er wohl jemals anziehen konnte und dank einem wirklich erlesenen Herrenausstatter in der Nocturngasse besaß er nun Kleidung, die wie eine zweite Haut an seinem Körper saß. Hermine war sprachlos gewesen, Ron stand kurze Zeit der blanke Neid ins Gesicht geschrieben. Und da wusste er, dass er anbetungswürdig aussehen musste.
 

Und genau das wollte er. Endlich war er frei, konnte über sein Leben selbst bestimmen, ohne Angst haben zu müssen. Es gab keinen Voldemort mehr, der ihn tot sehen wollte. Es gab jetzt nur noch Harry Potter, ein 17- jähriger Junge, der sich nach dem Leben sehnte. Bereits in den Sommerferien hatte er genügend Blut geleckt um es hier in Hogwarts wissen zu wollen. Schmunzelnd dachte er daran, was er bisher über sich heraus gefunden hatte, was sein Leben von heute auf morgen vollkommen auf den Kopf gestellt hatte.
 

Er hatte die Ferien vom ersten Tag an bei den Weasleys verbracht. Herzlich wie eh und je wurde er aufgenommen und auch Hermine hatte sich dazu entschlossen, den Großteil ihrer Freizeit mit ihren beiden besten Freunden zu verbringen. Den ganzen Tag hatten sie Spaß, halfen Molly, entgnomten den Garten, spielten Quidditsch oder lagen einfach nur faul in der Sonne herum. Molly hatte ihn fern von jeglicher Presse gehalten und schützte ihn vor all dem Rummel um seine Person, wie es nur eine Mutter vermochte. Das Leben hätte schöner nicht sein können, wären da nicht diese Träume gekommen. Anfangs waren sie schemenhaft, undeutlich und voll von den verschiedensten Grautönen. Doch mit jeder Nacht wurden sie etwas deutlicher, bekamen mehr Farbe und langsam erkannte er, um was für Träume es sich handelte.
 

Seit diesem Tag schlief er nur noch mit einem Stillezauber über dem Bett, da es mehr als nur einmal vorkam, dass er schweißgebadet aber überaus befriedigt aufwachte. Bisher beliefen sich seine sexuellen Erfahrungen auf seine rechte Hand, aber was ihm da in seinen Träumen geboten wurde, sprengte seine Vorstellungskraft bei weitem. Er kannte die Personen, um die es sich handelte, es waren sämtliche weibliche Nachbarn der Weasleys und eigentlich hätte ihn das abschrecken müssen, doch das tat es nicht. Den ersten Schock bekam er erst, als er offensichtlich von den Weasleys in ihre Träume eingeladen wurde. Hermine machte da keine Ausnahme und es schreckte ihn ab. Das hier war doch seine Familie, das waren seine besten Freunde. Er konnte und wollte bei ihnen nicht an Sex denken. Aber Ginny… Ginny war doch fast so etwas wie seine feste Freundin.
 

Natürlich war ihm aufgefallen, dass ihre Schwärmerei sich in den letzten Monaten gelegt hatte, dass sie vielmehr eine Freundin, als eine „Freundin“ war, aber ihre Träume waren aufreizend, überaus befriedigend und versprachen so viel mehr. Also verweilte er eine ganze Weile jede Nacht in Ihrem Kopf, labte sich an den Gefühlen und versuchte dabei krampfhaft, sich nicht zu erkennen zu geben. Den Rest des Sommers besuchte er die nähere Umgebung auf seinen nächtlichen körperlosen Streifzügen und hatte mehr Sex in seinem Kopf, als er wohl jemals mit seinem Körper haben würde. Und leider musste er zugeben, dass die vielen verschiedenen Menschen ihn mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung glattweg überforderten. Eigentlich hätte er sich als der perfekte Liebhaber betiteln können, ohne jemals eine Hexe in dieser Weise körperlich berührt zu haben.
 

Zusammenfassend konnte man also sagen, dass er eine Fähigkeit an sich entdeckt hatte, die ihm sehr viel Genuss bescherte und von der er absolut nicht wusste, was es war. Zum Ende des Sommers hin hatte er die Gabe, die ihm beschert worden war soweit unter Kontrolle, dass er gezielt und absolut sanft in fremde Träume eindringen konnte, dass er den Traum genauso steuern konnte, wie er es wollte (auch wenn er es häufiger genoss, sich einfach durch den Willen des Opfers leiten zu lassen), dass er seine Identität ohne weiteres verschleiern konnte und dass er jeden Morgen voll neuer Energie aufwachte. Er hatte sich noch nie in seinem Leben so erholt gefühlt, wie nach seinen nächtlichen Reisen.
 

Und nun war er wieder in Hogwarts, hier, wo ihm mindestens einhundert weibliche Personen in einem akzeptablen Alter zur Verfügung standen. Und zählte er die männlichen Personen mit dazu, bei denen er sich einfach noch nicht vorstellen konnte, mit ihnen in solch einer Art und Weise Kontakt zu haben, dann verhieß das letzte Schuljahr wahrlich sehr viele neue und aufregende Erfahrungen. Mit einem breiten Grinsen ließ sich Harry tiefer ins Gras sinken und schloss seine Augen. Letzte Nacht hatte er wieder Ginny besucht und rief sich jedes noch so kleine Detail erneut in Erinnerung. Minutenlang schwebte er so zwischen Traum und Realität, ehe er durch herannahende Schritte aus seinem Dämmerzustand gerissen wurde.
 

„Harry, hier bist du ja. Wir suchen dich schon die ganze Zeit.“ Hermine strahlte ihm entgegen. Hinter ihr tauchte Ron auf, der sich noch immer über seinen gewölbten Bauch streichelte.

„Na Ron, wieder zu viel gegessen?“, feixte Harry ihm entgegen.

Hermine setzte sofort ihren tadelnden Blick auf, als sie sich zu diesem umdrehte, während Ron nur zufrieden vor sich hin grinste.

„Nichts gegen das Essen, was meine Mutter kocht, aber ich hab das Essen hier auf Hogwarts vermisst. Und da dies ja unser letztes Jahr sein wird, habe ich mir vorgenommen, mein Schulgeld alleine durchs Essen wieder rein zu kriegen!“

Hermine öffnete empört den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder und schüttelte resigniert den Kopf. Während Ron schief grinste musste sich Harry hart auf die Lippe beißen, um nicht los zu lachen. Ja, das war Ron, wie er leibte und lebte und er war froh, ihn als Freund zu haben.
 

„Na komm schon Harry, lass uns in den Gemeinschaftsraum gehen und noch etwas mit den anderen unterhalten. Ich will wissen, was Dean und Seamus alles in den Ferien angestellt haben. Sie haben doch vorhin im Zug erwähnt, dass sie den Sommer zusammen verbracht haben. Da kann ja eigentlich nichts Gutes bei raus kommen.“

Hermine sah Ron undefinierbar an, während dieser bereits ganz aufgedreht war. Harry lächelte ihn milde an und erhob sich.

„Ja, du hast Rest. Lass uns rein gehen. Mich würde auch interessieren, was die anderen so alles in Ihrer Freizeit verbrochen haben.“
 

Zusammen schlenderten sie den Weg zurück zum Schloss und plauderten. Der Abend wurde noch ziemlich lustig, was nicht nur an den äußert amüsanten Anekdoten ihrer Mitschüler lag. Hier fühlte sich Harry wohl und er genoss sichtlich die Ruhe vor dem Sturm, der morgen mit dem Unterricht über die hereinbrechen würde. Wie nicht anders zu erwarten, stand natürlich eine Stunde Zaubertränke zum Beginn des Tages auf dem Programm. Dafür würde Harry alle seine Nerven benötigen, die er an einem Montag Morgen aufbringen konnte.
 

Gegen elf Uhr verabschiedeten sich auch die hartgesottenen Geschichtenerzähler und schlenderten in ihre Schlafräume. Wie nicht anders zu erwarten, herrschte noch eine ganze Weile das geordnete Chaos bei Neville, Dean, Seamus, Ron und Harry. Doch auch dieser Tag fand irgendwann sein Ende, nachdem Neville seine Kröte Trevor sicher verstaut hatte, Ron und Seamus die Kissenschlacht beendet und sich alle zum Schlafen niedergelassen hatten. Es dauerte noch einige Minuten, ehe Harry einschlief, doch sofort machte sich sein Geist auf die Suche. Er schweifte unschlüssig umher und wartete auf die ersten Einladungen. Sein Opfer war schnell gefunden und mit einem seligen Lächeln auf den Lippen verführte Harry eine Siebtklässlerin der Hufflepuffs namens Joanne Harling in ihren Träumen, während der Rest des Schlosses einfach nur schlief.
 

Der nächste Morgen brach an und Harry war der erste, der sich aus seinem bequemen Bett schälen konnte. Müde und mit halb geschlossenen Augen trat er ins Bad und erledigte seine Morgentoilette. Eine fast kalte Dusche weckte die übrigen Lebensgeister und so langsam kamen auch die anderen in Schwung. Während Ron vor sich hin grummelnd ans Waschbecken trat, um sich die Zähne zu putzen, scherzten Dean und Seamus, indem sie sich mit Handtüchern bewaffnet gegenseitig durch den Waschraum jagten. Harry war froh, von diesem Zweikampf verschont zu bleiben, da er bereits in seiner magisch gesicherten Duschkabine stand. Nichts gegen seine Zimmergenossen, aber bei denen wusste man ja nie, was einen erwartet. Und das letzte, was er wollte, war ein weasleyscher Scherzartikel, der ihm in die Kabine geworfen wurde, während er sich noch träge vom Wasser berieseln ließ.
 

„Trevor? Hey Leute. Morgen. Hat jemand Trevor gesehen? Ich war mir sicher, dass ich ihn gestern sicher eingesperrt hätte. Aber er ist schon wieder verschwunden.“

„Morgen Nev, nein, leider haben wir ihn nicht gesehen. Schon unter deinem Bett nachgesehen?“ Dean und Seasmus unterbrachen ihren Zweikampf, um Neville auszulachen, der es sogar schaffte, eine eingesperrte Kröte zu verlieren.

Nachdem Harry aus der Kabine herausgetreten war, kümmerte er sich noch gewissenhaft um seine Mundhygiene, ehe er ins Zimmer zurückschlenderte und den tobenden Haufen, der grad eine Wasserschlacht veranstaltete und sich seine Freunde nannte, im Bad zurück ließ. Trevor saß, wie nicht anders zu erwarten, auf Nevilles Bett und quakte ihm fröhlich entgegen. Und Harry kam nicht umhin, sich wieder einmal zu fragen, was mit dieser Kröte nicht stimmte.
 

Er kleidete sich gewissenhaft an und wählte einige besonders eng anliegende Stücke aus, da er sich heute vor versammelter Manschaft besonders vorteilhaft präsentieren wollte. Zwar galten gestern alle Blicke in der großen Halle ohnehin ihm, aber man musste ja sein Image pflegen, nicht wahr? Nachdem auch die anderen vier fertig waren, traten sie gemeinsam in den Gemeinschaftsraum, wo sie bereits von Hermine erwartet wurden. Zusammen machten sie sich auf den Weg zum Frühstück, um ordentlich zulangen zu können, bevor sie dem Horror erneut ins Gesicht sehen mussten. Ganz sicher hatte sich Snape alle Gemeinheiten für dieses letzte Jahr aufgehoben, dessen war sich Harry sicher.
 

In der großen Halle angekommen stellten sie fest, dass sie zu den ersten gehörten, die hier anzutreffen waren. Natürlich war der Lehrertisch voll besetzt, aber die meisten schienen die Wiedersehensfreude doch etwas heftiger gefeiert zu haben, als die sechs Freunde. Genüsslich langten sie alle zu, als das Frühstück vor ihnen erschien. Insbesondere Ron schien seinen Rekord brechen zu wollen. Nachdem er bereits das dritt belegte Brötchen verschlungen hatte, gab Hermine es auf, ihn zu tadeln und Harry wurde allein vom zusehen schlecht. Er selbst benötigte gar nicht mehr so viel Nahrung, seitdem er nachts auf seine Streifzüge der besonderen Art ging. Aber das Essen schmeckte, und so ließ auch er sich ein Brötchen und etwas Müsli schmecken.
 

Nach und nach füllte sich die große Halle und wie immer legten die Slytherins ihren besonderen Auftritt hin. Seit Harry denken konnte, kamen die Sly´s immer Klassenstufenweise zum Frühstück. Die siebte Jahrgangsstufe trat soeben in die große Halle ein, angeführt von Malfoy höchstpersönlich, der die neue Schülerin galant neben sich herführte. Harry hatte die neue Schülerin gestern nur kurz bei der Häusereinteilung gesehen. Wie war noch gleich ihr Name? Ach ja. Suzanne Peckdenn. Wenn er McGonagall richtig verstanden hatte, kam diese junge Dame aus Amerika und würde ihr letztes Schuljahr hier in Hogwarts verbringen. Sie war wahrlich eine Schönheit, das musste er lassen.
 

Suzanne war ziemlich groß, reichte somit fast an die knapp 1,90 m von Malfoy heran. Sie trug ihr langes dunkelbraunes Haar offen und ihre Augen strahlten einem sogar aus zehn Metern Entfernung entgegen. So exquisit grüne Augen hatte er bisher nur gesehen, wenn er in den Spiegel sah. Ihre Wimpern waren lang und dicht, ihre Augenbrauen dünn und stark geschwungen. Ihr Körper war schmal und besaß trotzdem ausgeprägte weibliche Rundungen. Die Brüste hatten genau die richtige Größe, wie Harry befand. Aber nicht ihr Körper war es, der Harry faszinierte, nein, das war definitiv ihr Gesicht. Es war so markant und trotzdem voll weicher weiblicher Züge. Ihr Mund war voll und dunkelrot, er lud zum ausgiebigen Küssen ein. Und dann erst diese niedliche Stupsnase. Wirklich köstlich.
 

Eigentlich war es ein Jammer, dass Malfoy sie sich gleich geangelt hatte, aber es war nicht anders zu erwarten. Und trotzdem spürte er keine Eifersucht. Er war selbstsicher genug um zu wissen, dass er neben Malfoy zum Herzensbrecher der Schule aufgestiegen war. Und es war ja nicht so, dass er nicht noch alle Zeit der Welt hatte, um Suzanne einen nächtlichen Besuch abzustatten. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf eine Züge, als er daran dachte. Und langsam aber sicher begann sich etwas in seiner Hose zu regen.
 

„…arry?“

Erschrocken drehte er sich zu Ron um.

„Hast du was gesagt Ron?“

„Man, Alter, was soll das? Wieso starrst du die ganze Zeit Malfoy und diese neue an und beachtest uns gar nicht mehr?“

Harry hatte den Anstand etwas rot zu werden und seinen Blick beschämt zu senken.

„Ich hab nur diese neue beobachtet. Suzanne hießt sie doch? Sie sieht heiß aus!“

„Harry, geht’s dir gut? Das ist eine Slytherin!“

Die übrigen Gespräche am Tisch waren verstummt und alle sahen abwechselnd zwischen der Neuen und Harry und Ron hin und her.

„Na und? Ist die eben in Slytherin gelandet. Aber heiß sieht sie trotzdem aus!“

„Ich geb Harry Recht! Die hat was. Die würde ich ganz sicher flachlegen wollen!“, mischte sich Dean in das Gespräch ein.

„Aber Dean, doch nicht mehr, nachdem Malfoy seine Pfoten dran hatte!“, warf Seamus gespielt empört hinterher. Die männliche Belegschaft am Tisch fing an zu lachen, während Hermine wirklich wütend wurde. Manchmal waren ihre Freunde eben einfach nur Männer. Und manchmal redeten Sie wie hirnlose Idioten. Sie verbiss sich einen giftigen Kommentar und vertiefte sich wieder im aktuellen Tagespropheten.
 

Harry indes betrachtete weiter Suzanne und Malfoy, der sich ziemlich offensichtlich aber durchaus charmant an sie ran machte. Neben Malfoy saß Blaise Zabini, den die ganze Flirterei eher auf die Nerven zu gehen schien. Ab und zu warf er einen sehnsüchtigen Blick in die Halle, leider konnte Harry nicht erkennen, wem dieser Blick galt und eigentlich war es ihm auch egal. Seit dem letzten Kampf hatte Harry nichts mehr von Malfoy gehört oder gesehen. Sein Vater war einer der wenigen Todesser, die gefallen waren. Seiner Mutter wurden einige Vergehen angelastet, jedoch wurde sie nach den Aussagen von Severus Snape und Albus Dumbledore wieder entlassen und rehabilitiert. Harry hatte nicht verstanden wie es dazu kommen konnte, aber er hatte es hingenommen.
 

Das einzige, was er im Rahmen dieser ganzen Angelegenheit mitbekommen und was sein Interesse geweckt hatte, war die Tatsache, dass Malfoy wohl das dunkle Mal ausgeschlagen hatte. In den letzten Kriegstagen waren er und seine Mutter untergetaucht. Es passte einfach nicht so ganz in Harrys Weltbild, hätte er doch jede Wette darauf abgeschlossen, dass Malfoy sich am Ende den Reihen der Todesser anschließen würde, einfach, weil er zu wenig Mumm hatte, sich diesen zu widersetzen. Doch nun saß er hier mit ihm in einer Halle und aß Frühstück. Er hatte den Mumm gehabt, seinem Vater zu widerstehen…
 

Stirnrunzelnd nahm er den Blonden nun genau ins Visier. In diesem Sommer schien auch der versnobte Schönling der Slytherins trainiert zu haben. Denn alles in allem wirkten seine Schultern breiter, seine ganze Statur wirkte gefestigter und massiver. Er war nicht dick, ganz im Gegenteil, aber Harry glaubte, dass er im direkten Nahkampf wohl ein ernstzunehmender Gegner war. Seine Haare hatte der Slytherin bereits seit seinem fünften Schuljahr wachsen lassen und inzwischen reichte ihm die hellblonde Mähne bis über die Schultern. Aber etwas war anders… Harry grübelte eine Weile, ehe ihm auffiel, was es war. Malfoys Haare fielen seidig an ihm herab, sie wirkten nicht durch Haargel verklebt oder in Form gebracht. Hatte Malfoy also raus gefunden, dass dieser aalglatte Stil, den er bisher zur Schau getragen hatte, so gar nicht zu ihm passte.
 

Noch eine Weile war Harry in den Anblick eines flirtenden Malfoys und einer dezent errötenden Suzanne versunken, ehe er sich mit den anderen erhob, um den Weg in die Kerker anzutreten. Snape war natürlich schon lange vom Lehrertisch verschwunden und tüftelte wahrscheinlich grad den neusten Plan aus, um bemitleidenswerte Gryffindors in den Wahnsinn oder zumindest an den Rand eines Nervenzusammenbruchs zu treiben. Harry selbst war etwas mulmig zu Mute, weil er natürlich noch immer keinen wirklichen Plan von der Materie hatte. Hermine hatte ihm und Ron zwar einige wirklich aufschlussreiche Nachhilfestunden verpasst, aber die halfen natürlich nichts, wenn Snape sich vor einem aufbaute und Gift und Galle spuckte.
 

„Jungs, ihr solltet wirklich anfangen, diese völlig unbegründete Angst vor Snape los zu werden. Ich meine, hey, er hat uns gegen Voldemort unterstützt, so schlecht kann er also kaum sein.“

„Hermine, meine Liebe. Wir haben keine Angst vor ihm, ich würde es eher als sorgsam gepflegten Hass bezeichnen!“, konterte Harry müde.

„Meinst du nicht, dass Hass ein viel zu hartes Wort ist? Du bist erwachsen Harry. Warum solltest du einen Mann hassen, der einfach keine andere Möglichkeit sieht, als seinen Frust an Schülern auszulassen, anstatt mal wieder anständigen Sex zu haben?“, setzte Hermine trocken hinterher.

Ron und Harry blieben abrupt stehen und starrten ihre beste Freundin mit offenen Mündern an ehe sie in schallendes Gelächter ausbrachen.
 

„Hermine….“, japste Ron nach Luft. „Das aus deinem Munde?“

„Was? Es ist doch so, oder?“, schnappte das braunhaarige Mädchen beleidigt, ehe es weiter zum Zaubertränkeklassenzimmer schritt. Harry und Ron folgten noch immer lachend und nach Luft hechelnd. Komischerweise hatte diese kleine Ansprache von Hermine ihre Wirkung nicht verfehlt. Als Snape mit wehenden Roben angerauscht kam, mussten sich alle drei das dreckige Grinsen verbeißen. Und auch, als sie bereits auf ihren Plätzen saßen und es rundherum mucksmäuschenstill wurde, kämpften alle drei mit sich
 

„Mr. Potter, Mr. Weasley, Mrs. Granger. Wären sie wohl so freundlich mir zu verraten, was sie so überaus amüsant finden?”, schnarrte Snape in typischer Manier.

Harry hatte sich als erstest wieder gefangen und antwortete.

„Nichts Professer Snape. Wir freuen uns nur, endlich wieder ihren anspruchsvollen Unterricht folgen zu dürfen. Den ganzen Sommer mussten wir auf diese äußert lehreichen Stunden verzichten. Das hat mir fast das Herz gebrochen.“, erklärte Harry ohne rot zu werden.

Ron hatte sich inzwischen die Lippe blutig gebissen, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen, während Hermine zwischen wahrhaftiger Belustigung und Angst über den todesmutigen Leichtsinns ihres besten Freundes.
 

Snape derweil fing wahrlich an zu brodeln, seine Augen verengten sich zu Schlitzen und die Slytherins, mit denen sie diesen Unterricht teilten, warfen ihm mörderische Blicke zu. Lediglich Suzanne, die selbstverständlich neben Malfoy Platz genommen hatte, schenkte ihm ein belustigtes Lächeln.

„Nun Mr. Potter, das ist schier unglaublich. Aber da sie, wie sie eben so schön sagten, meinen Unterricht für anspruchsvoll halten, werden sie mir doch sicherlich sagen können, welche Zutaten man für den Colores- Trank benötigt.“

Mist, diesen Trank würden sie doch erst noch in diesem Jahr brauen, dachte Harry bei sich. Aber Hermine hatte doch etwas davon erzählt. Denk nach Harry, denk nach…

„Ähm…“ Harry kratzte sich verlegen am Kopf.

„Ich glaube, das waren Alraunenwurzeln, Krötentränen, die Rinde des Colore-Busches und…“

„Ja, Mr. Potter? Ich warte!“

Snape war wütend, sehr wütend sogar. Und das lag nicht nur an der Unverschämtheit dieses Jungen, sondern weil alle bisher aufgezählten Zutaten tatsächlich richtig waren.

„…tja, ich glaube dann müssten das noch Blindwurzblüten, Krallensplitter eines Zwiesels und Schlamm aus den Jajon- Quellen sein, Sir.“
 

Hermine zischte kaum hörbar auf, was Harry die Vermutung nahe legte, dass er alle Zutaten richtig genannt hatte. Bestätigt wurde seine Vermutung durch das zusammengekniffene Gesicht seines Lehrers, der sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und zur Tafel schritt.

„Harry, bist du wahnsinnig. Der Unterricht hat noch nicht einmal angefangen und du verscherzt es dir schon bei Snape!“, zischelte Hermine ihm zu. Auch Ron war etwas bleicher im Gesicht als sonst, hatte er doch schon mit einer mittelschweren Katastrophe gerechnet. Harry jedoch brachte nicht mehr als ein dünnes Lächeln zustande und schwor sich selbst, ab jetzt die Klappe zu halten. Snape an den Rand zur Weißglut zu treiben hatte zwar etwas für sich, aber er hatte noch lange Zeit bis zu seinem Abschluss vor sich. Und gewonnener Krieg hin oder her, das Verhältnis zur Fledermaus hatte sich nicht wirklich drastisch gebessert.
 

Von nun an hielt er also seinen Mund, ignorierte die stechenden Blicke der Slytherins und den noch immer amüsierten Blick von Suzanne. Auf Anweisung seines Lieblingslehrers schlug er die richtige Seite in seinem Buch auf und begann wie alle anderen, sich Notizen aufzuschreiben. Wenigstens konnte er seine Situation heute nicht noch schlimmer machen, indem er einem Trank zur Explosion verhalf. Auch ignorierte er gekonnt Hermines noch immer fassungslos tadelnden Blick, auch wenn er sein linkes Bein darauf verwettet hätte, dass sie nicht minder amüsiert war. Die Stunde zog sich zäh in die Länge und hätte Harry heute Nacht nicht so viel Energie getankt, wären ihm mit höchstmöglicher Wahrscheinlichkeit die Augen zugefallen. Sicher hätte die alte Fledermaus dann das Werk Voldemorts vollendet, aber seine Selbstbeherrschung zeigte sich heute in neuen ungeahnten Höhen.
 

Nach Zaubertränke folgte eine Doppelstunde Geschichte der Zauberei. Wie immer schien die Langeweile hier keine Grenzen zu kennen, aber diese Stunde war perfekt für Harry beste Freunde, ihn in Grund und Boden zu schimpfen. Seltsamerweise wurde ihm dabei auch immer wieder bestätigend auf die Schulter geklopft. Er kam nicht umhin sich zu fragen, ob ihm seine Freunde nicht doch ihre gespaltenen Persönlichkeiten vorenthielten.

„Mensch Harry, das hätte so was von in die Hose gehen können. Ich dachte schon, Snape köpft dich jeden Moment!“, flüsterte Ron ihm zu.

„Und seien wir mal ehrlich, es wäre nicht mal verwunderlich gewesen. Wie kannst du nur so leichtsinnig sein und Professor Snape dermaßen reizen? Das Schuljahr hat noch nicht mal richtig begonnen und du hast schon dafür gesorgt, dass alle Gryffindors den Rest ihres Unterrichts bei Snape leidern werden!“, konstatierte Hermine mit böser Mine.
 

„Was soll ich sagen, es überkam mich eben. Ich kann die alte Fledermaus einfach nicht mehr Ernst nehmen, seit Voldemort tot ist.“, antwortete Harry mit einem breiten Grinsen. Hermine ließ sich nicht dazu herab noch etwas zu antworten, sondern konzentrierte sich voll auf den Unterricht und schrieb fleißig mit. Auch Ron verhielt sich ab jetzt still, wenn er auch mit einem Grinsen kämpfen musste, welches sich die ganze Zeit tapfer auf seinem Gesicht hielt.
 

Als die Schulglocke ertönte, sprangen alle Schüler auf, um in die große Halle zum Mittag zu strömen. Kaum hatte Harry den Unterrichtsraum verlassen, baute sich Malfoy vor ihm auf.

„Potter, Potter… Lebensmüde und dumm wie eh und je. Seitdem der Dunkle Lord nicht mehr unter uns weilt, suchst du verzweifelt nach jemand anderem, der dich irgendwann zur Strecke bringt, was? Es muss verdammt traurig sein, in solch einer Form nach Aufmerksamkeit zu lechzen. Das muss daran liegen, dass du viel zu wenig Liebe von deinen Eltern bekommen hast. Ach herrje, ich vergaß… du hattest ja nie welche.“ Normalerweise hätte der herablassende Gesichtsausdruck und der biestige Tonfall ausgereicht, um Harry die Nerven verlieren zu lassen, allerdings war er zu sehr abgelenkt von Suzanne Peckdenn, die ihn durchaus interessiert musterte und dabei kaum ihren gierigen Blick versteckte. Neben Malfoy stand Zabini, der mit einem undefinierbaren Grinsen die Szene beobachtete. Crabbe und Goyle waren weit und breit nicht zu sehen, also lief das hier nur auf ein herkömmliches Wortgefecht hinaus, da sich der Schisser Malfoy noch nie duelliert hatte, ohne seine beiden verfressenen Gorillas im Nacken als Sicherheit zu haben.
 

Harry setzte bereits zum Sprechen an, als Ron einfach an ihm vorbei stürmte.

„Halt dein dreckiges Maul, Frettchen! Wenigstens hat Harry es nicht nötig so tief in Snapes Arsch zu stecken, wie du es tust. Sag, wie fühlt man sich dabei, den ganzen Tag nach Scheiße zu stinken?“

Oops, Ron war etwas zu weit gegangen. Malfoys Gesicht nahm einen ungesunden Rotton an, seine Augen verengten sich zu Schlitzen und die rechte Hand glitt unter seine Robe, um nach seinem Zauberstab zu tasten. Auch Zabini brachte sich in Kampfstellung, denn er würde seinen besten Freund nie im Leben im Stich lassen, sollte es zu einer offenen Konfrontation kommen. Beruhigend legte Harry seine Hand auf Rons Schulter.

„Ron, lass es gut sein. Er ist es nicht wert, dass du deswegen so viel Energie verschwendest. Lass ihn einfach reden und komm mit mir essen!“

Sein Druck wurde stärker und er manövrierte ihn den Gang entlang. Hermine folgte schweigend und runzelte leicht ihre Stirn, wobei sie jedoch sehr genau im Auge behielt, wie sich die drei Slytherins verhielten.
 

Nachdem sie hinter der nächsten Biegung verschwunden waren, hörten sie nur noch Suzannes Lachen, die dabei scheinbar beruhigend auf Malfoy einredete. Als sie sich in Sicherheit wähnten, entspannte sich Ron.

„Harry, was war eben los mit dir? Dieser miese Kotzbrocken hat dich beleidigt. Und das ging weit unter die Gürtellinie. Wieso hast du dich nicht gewehrt?“, verlangte Ron zu wissen.

„Ja Harry, das wüsste ich auch gern!“

Hermine sah ihn mit ihren großen neugierigen Augen an.

„Warum soll ich mich noch darüber aufregen, Leute? Wenn Malfoy nichts weiter mehr drauf hat, als mich so fertig zu machen, dann tut er mir Leid, mehr nicht. Vielleicht ist das die einzige Möglichkeit damit klar zu kommen, dass er jetzt selbst auch nur noch ein Elternteil hat. Vielleicht ist aber auch nur er derjenige, der definitiv zu wenig Liebe abbekommen hat!“

Harry zuckte unschlüssig mit den Schultern und sah das Thema bereits als erledigt an. Vielzusehr konzentrierte er sich auf das unschöne Grummeln, welches sein Magen soeben verlauten ließ. Gutgelaunt stürmte er Richtung Große Halle davon.
 

So entgingen ihm auch die verwunderten und fragenden Blicke, die sich seine beiden besten Freunde zuwarfen, ehe auch sie hilflos mit den Schultern zuckten und gemächlich hinterher spazierten. Harry hatte sich verändert, das war ihnen bereits in den Ferien aufgefallen. Aber er schwieg diesbezüglich wie ein Grab und bisher konnten sie nur die vagesten Vermutungen über gewisse Persönlichkeitsveränderungen vornehmen, die Harry während dieses Sommers durchgemacht hatte. Trotzdem waren sie sich sicher, dass Harry auf sie zukommen würde, wenn die Zeit reif war. Und so blieb ihnen für heute nicht viel mehr, als sich zu freuen, wie viel erwachsener und vernünftiger ihr Harry nun geworden war.

Das Mittagessen verlief ruhig und insoweit gesittet, dass Ron nicht mit vollem Mund sprach. Selbst Hermine war darüber derart verblüfft, dass sie sogar vergaß, ihn wegen der unmenschlichen Menge zu tadeln, die Ron innerhalb kürzester Zeit in sich rein schaufelte. Harry begnügte sich hingegen mit einem vollen Teller und sah sich desinteressiert in der Halle um. Er vermied es, den Blick zum Slytherintisch zu werfen, von dem ihm Malfoy noch immer Todesblicke schickte, Zabini wieder verträumt in die Halle sah und Suzanne eindeutig mehr von ihm wollte, als es gut für sie gewesen wäre. Immerhin war dies ein weiterer Grund für besagten blonden Schönling mit Todesblick, ihm eins rein würgen zu wollen. Und er hatte wahrlich nicht die Geduld, sich gleich am ersten Tag einen neuen Kleinkrieg mit dem Oberhaupt der Schlangen zu liefern. Natürlich interessierte ihn Suzanne, aber er würde sie erst besuchen, wenn die Zeit reif dafür wäre. Und er hatte noch das gesamte Schuljahr vor sich, ehe er von den köstlichen Vorspeisen zum krönenden Hauptgang kam.
 

Nachdem das Mahl verschlungen war, blieben die Gryffindors noch einige Minuten an ihrem Tisch sitzen, ehe sie sich zu einem kurzen Verdauungsspaziergang entschieden. So kam es, dass Ron, Harry, Hermine, Neville, Dean und Seamus ihren Weg in den Hof fanden, wo sich ihnen noch Padma und Parvati schlossen. Und irgendwann stand Luna bei ihnen, die mit einem herzlichen Lächeln begrüßt wurde. Sie unterhielten sich über die ersten beiden erlebten Stunden, bemitleideten Harry ob seines Zusammenstoßes mit Snape oder machten sich einfach nur gnadenlos darüber lustig. Harry nahm die liebevollen Sticheleien mit einem knirschenden Grinsen hin und ließ stattdessen lieber seinen Blick schweifen. Fast die gesamte Schülerschaft hatte sich dazu entschlossen, die freie Zeit bis zum Nachmittagsunterricht hier draußen zu verbringen. Und dies war eine geradezu ideale Gelegenheit für Harry, sich die Mädchen aus den verschiedensten Klassen anzusehen.
 

Zu seiner Schande musste er gestehen, dass gerade die Mädchen aus Slytherin es ihm angetan hatten. Einige wahre Schönheiten waren darunter. Selbst Pansy Parkinson hatte sich über die letzten Jahre gemausert. Er hätte an seinem Verstand zweifeln sollen, als er in Betracht zog, gerade Pansy heute Nacht einen Besuch abzustatten, aber es lag nun mal in seiner Natur. Er wusste, dass er sich selbst damit keinen Gefallen tat, wenn er sich dagegen wehrte. So warf er Pansy einen letzten prüfenden Blick zu und sog alle Details in sich auf. Die quietschigen Farben, die sie früher bevorzugt hatte, waren sämtlich gegen dunkle Töne ausgetauscht worden. Ihr Gesicht war nicht mehr rund und pummelig, sondern dünn und dezent geschwungen. Sie war keine Schönheit, aber sichtlich attraktiv. Schon seit dem sechsten Schuljahr trug sie ihr langes schwarzes Haar offen. Und es stand ihr. Die Figur, die unter dem weiten Schulumhang zu erahnen war, musste äußerst schlank und drahtig sein. Und nachdem er sich all diese kleinen Details verinnerlicht hatte, wusste er bereits, wer heute Nacht seine Träume beherrschen würde.
 

Hermine und Ron war der prüfende Blick Harrys nicht entgangen, doch sie entschieden sich vorerst dafür, zu schweigen. Grundsätzlich wäre die Tatsache, dass sich Harry so offenkundig für die Slytherins interessierte, ein Grund gewesen, um sofort aufmerksam zu werden und ihn auszufragen, was dahinter steckt. Doch wenn man ehrlich war und blieb, dann hatten sich Gryffindor und Slytherin größtenteils arrangiert. Inzwischen lebten sie so etwas wie eine friedliche Koexistenz vor, wenn nicht gerade Harry und Draco aufeinander prallten. Und man musste zugeben, dass sich die meisten, nein, eigentlich alle Slytherins der höheren Jahrgangsstufen im entscheidenden Moment von Voldemort abgewandt hatten. Das machte sie natürlich nicht zu besseren Menschen, aber es nahm einem irgendwie den Grund, sie zu hassen. Und wenn Harry nun der Meinung war, dass er diesen seltsamen Schlangen etwas mehr Aufmerksamkeit schenken wollte, dann sollte es eben so sein. Das hatte selbst Ron eingesehen. Auch wenn es ihn gerade anfangs mehr als nur ein bisschen Überwindung gekostet hatte.
 

Tratschend und lachend verließen sie den Hof und strömten in die unterschiedlichsten Richtungen davon. Nun hieß es, noch den Nachmittagsunterricht hinter sich zu bringen und die Freizeit stand an. Natürlich gab es bereits jetzt so viele Hausaufgaben, das wahrscheinlich der gröbste Teil des Abends damit gefüllt sein würde, aber hey, sie waren alle jung und der Körper vertrug noch den mangelnden Schlaf, den sie ihm zumuteten. Als endlich die Glocke tönte und somit das Ende des Unterrichtstages einläutete, stürmten alle Schüler in ihre Gemeinschaftsräume. Harry, Ron und Hermine trafen sich hier, um so schnell wie möglich ihre Hausaufgaben zu erledigen, sehr zum Missfallen von Ron, der sich jedoch nur schwer gegen den drohenden Blick Hermines wehren konnte. Das Leben wäre so viel einfacher, wenn Hermine nicht seine beste Freundin und so äußerst gutaussehend wäre.
 

Der Abend wurde lustig und sie saßen noch lange im Gemeinschaftsraum, ehe sie recht spät in die große Halle stürmten, um noch etwas vom Abendbrot abzubekommen. Noch war es hell draußen, auch wenn die Sonne bereits untergegangen war. Um dem Abend einen gelungenen Abschluss zu verleihen, trafen sich die Freunde am großen See, um gemütlich zu plaudern. Gegen zehn und kurz vor der Sperrstunde trotteten sie zurück ins Schloss. Harry blieb nicht mehr bei den anderen, sondern machte sich recht zügig bettfertig. Seitdem er heute beschlossen hatte, Pansy zu besuchen, war er immer hibbeliger geworden, was seinen Freunden nicht entgangen war. Sie bedachten ihn jedoch nur mit einem seltsamen Blick, als sich Harry von ihnen verabschiedete. Nachdem dieser sich ins Bett gelegt und seine Vorhänge mit starken Schutzzaubern belegt hatte, ging Ron erneut in den Gemeinschaftsraum.
 

Wie erwartet saß Hermine in einer dunkleren Ecke und wartete auf ihn.

„Und? Hat er irgendwas gesagt?“, wollte sie neugierig wissen.

„Nein, das gleiche Spiel wie jeden Abend. Er hat es plötzlich eilig ins Bett zu kommen und trägt ein seliges Grinsen zur Schau. Das Bett ist wie immer mit den stärksten Zaubern geschützt und ich hab keine Chance, noch an ihn ran zu kommen.“

„Ron, ich glaube, Harry heckt irgendwas aus. Ich meine, es ist doch nicht normal, dass er es jeden Abend so eilig hat, ins Bett zu kommen. Vor der Sache mit Voldemort hat er so verdammt schlecht geschlafen, dass wir dachten, seine Augenringe gehen nie wieder weg.“

Ron gab ein zustimmendes Schnaufen von sich.

„Und dann sie Sache mit den Schutzzaubern. Er benutzt solch starke Zauber, dass wohl selbst ich meine Schwierigkeiten hätte, diese zu lösen. Das lässt für mich nur den Schluss zu, dass er etwas Verbotenes macht….“

Hermine unterbrach sich und wurde leicht rötlich um die Nase. Ron sah sie mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf an.

„Naja… oder er macht etwas, was ihm peinlich ist. Du verstehst schon…“
 

Ron sah sie noch eine Weile fragend an, ehe sich ein überaus breites Grinsen auf sein Gesicht legte.

„Du meinst, er wedelt sich jede Nacht dermaßen heftig einen von der Palme, dass er danach selig schläft und das sie ganze Nacht. Das würde zumindest erklären, wieso er morgens so ausgelassen ist!“

„Ron!“ Hermine schaffte es empört auszusehen, auch wenn sie Ron nicht in die Augen blicken konnte. Aber genau das würde zumindest das Verhalten Harrys erklären. Sie mochten zwar die besten Freunde sein, doch es gab eben einige wenige Dinge, die man sich nicht unbedingt erzählte. Und so gern Hermine ihren schwarzhaarigen Freund auch hatte, DARÜBER wollte sie ganz gewiss keine Details wissen.

„Komm schon Hermine, sei nicht so prüde. Ich frage mich nur, wieso er sich jeden Abend in sein Bett verkriecht, anstatt sich eine richtige Freundin zu suchen. Immerhin ist er der Retter der Zauberwelt. Die Weiber umkreisen ihn doch wie Motten das Licht. Er sieht verdammt gut aus und ist wahrscheinlich grad die beste Partie in der Zauberwelt.“

Hermine, die sich wieder etwas beruhigt hatte, schaffte es endlich, Ron in die Augen zu sehen. Es behagte ihr nicht, mit ihm über solch ein Thema zu sprechen. Alles, was in Richtung Beziehung lief, ließ sie in Rons Gegenwart nervös werden.

„Naja, er hat, was das betrifft, ja nicht wirklich Erfahrungen vorzuweisen. Bisher waren da doch nur Cho und Ginny und mit beiden hat er grad mal ein paar Küsse ausgetauscht. Es sei denn, du weißt mehr als ich…“
 

Ron schüttelte den Kopf und wies sie an, weiter zu sprechen.

„Man kann ja auch nicht behaupten, dass er sich nicht umschaut. Wie er diese Suzanne angestarrt hat, war ja eindeutig. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann hat er heute Mittag auch Pansy mit seinen Blicken ausgezogen.“

„Ja, das mit den Schlangen ist mir auch aufgefallen. Und ich kann nicht grad sagen, dass es mir gefällt. Wir haben doch so viele gutaussehende Mädchen in Gryffindor. Und die Hufflepuffs und Ravenclaws sind auch nicht verkehrt.“

Hermine fühlte einen kleinen Stick im Herzen, Ron so reden zu hören, aber sie verdrängte es.

„Ron, hör auf, so weinerlich zu werden, wenn es um die Slytherins geht. Sie sind auch nur Menschen wie du und ich!“

Ron gab sich damit zufrieden, grummelnd in seinem Sessel tiefer zu rutschen. Die beiden unterhielten sich noch eine ganze Weile, ehe sie sich dazu entschlossen, dass man Harry erst einmal machen lassen sollte und nur im Notfall unter die Arme greifen würde. Solange er sich damit wohl fühlte, sich jeden Abend einzuschließen, würden sie nichts dagegen sagen.
 

Und Harry fühlte sich wohl, mehr als das. Nachdem er eingeschlafen war, suchte sein Geist die Signatur von Pansy. Auch diese schlief bereits und er strich sanft an den Rändern ihres Geistes entlang, um sie so dazu aufzufordern, sich ihm zu öffnen. Sie tat es fast sofort und er drang gemächlich in ihre Träume ein. Wieder ließ er sich führen, so wie er es immer tat, wenn er ein neues Opfer gefunden hatte. Pansys Fantasie konnte durchaus als interessant bezeichnet werden. So eiskalt, wie sich die Slytherins in der Öffentlichkeit gaben, so heißblütig schienen sie in ihren Träumen zu sein. Harry war überrascht, dass er in Pansys Träumen sowohl einen männlichen, als auch einen weiblichen Körper annehmen musste. Unsere süße kleine Schlange war also bisexuell veranlagt? Das war doch mal eine Neuigkeit. Natürlich wusste er nicht zu hundert Prozent, wie sich der Sex für eine Frau anfühlte, aber er kannte die Gefühle, die eine Frau dabei hatte zu Genüge, immerhin hatte er sehr viele weibliche Opfer gehabt, die ihm unbewusst eine Menge beigebracht hatten.
 

Pansy hielt ihn beinahe die gesamte Nacht auf Trab und er spürte, wie Unmengen von Energie in ihn strömten. Er war sich sicher, dass er ihr noch das ein oder andere Mal einen Besuch abstatten würde. Nur würde er dann die Führung übernehmen. Er würde ihr zeigen, wie verrucht ihre Träume werden konnten.
 

********************
 

Am nächsten Morgen wachte Harry früh aber äußert gut gelaunt und voll neuer Energie auf. Für ihn hätte der Tag nicht besser starten können. In den Kerkern hingegen wälzte sich Slytherins ungekrönter Eisprinz in seinen Laken. Frustriert schlug er mit der Faust auf die Matratze. Beinahe die gesamte Nacht hatte er nicht geschlafen und er wusste nicht, woran es gelegen hatte. Sonst war er doch auch nicht der Typ, der sich mit Schlafproblemchen rumquälen musste. Nachdem er in der letzten halben Stunde verzweifelt versucht hatte, wenigstens noch ein bisschen Schlaf abzubekommen, gab er es schlussendlich auf. Mit düsterer Mine schwang er seine Beine aus dem Bett und schlurfte ins Badezimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche, bei der er das Wasser immer wieder abwechselnd heiß und kalt aufdrehte, fühlte er sich wenigstens soweit in Form, um den heutigen Tag durchzustehen. Die nächste halbe Stunde ging dafür drauf, sich gesellschaftstauglich zu zaubern. Nach der ausgiebigen Mundhygiene stand das Stylen der Haare an. Zwar verschmierte er sich die Haare nicht mehr mit Gel und trotzdem war es eine Kunst, sie genau so zum Liegen zu bringen, damit er umwerfend aussah. Ein zwei kleine Zauber fixierten den Look, so dass er auch heute Abend noch frisch aussah.
 

Nachdem er im Bad fertig war, suchte er sich penibel die Sachen für den heutigen Tag aus seinem zugegebenermaßen etwas zu groß geratenen Kleiderschrank. Mit aller Sorgfalt kleidete er sich an, strich das Hemd und die Krawatte glatt und überprüfte nochmals im Spiegel, ob auch alles saß. Als er sich gerade seinen Umhang überwerfen wollte, klopfte es wild an der Tür. Das Monster war also wieder mal da. Blaise Zabini war wirklich sein bester Freund, den er nie mehr missen wollte, aber er war mehr als nur eine Plage am Morgen. Wo andere noch ihren Träumen hinterher hingen, war dieses Etwas vor seiner Tür bereits so gut gelaunt, dass er sich am liebsten übergeben hätte. Blaise strahlte ihm mit einem zu breit geratenen Grinsen entgegen, als er die Tür öffnete.

„Guten Morgen Sonnenschein. Hast du gut geschlafen? Bist du schon fertig? Dann können wir ja los. Ich hab meine Schulsachen schon bei, so können wir uns mehr Zeit beim Frühstück lassen. Oder willst du deine Tasche lieber noch hier lassen? Wir haben als erstes Fach Verwandlung. Da wäre es natürlich besser, wir nehmen unsere Taschen gleich mit, dann müssen wir uns nachher nicht so hetz….hmpfmh“
 

Draco hatte dem lebenden Wasserfall einfach die Hand auf den Mund gelegt.

„Zabini. Halt. Deine. Klappe. Du bist so was von unerträglich, wenn du mich morgens so zuquasselst. Schnapp dir deine Tasche, halt deinen Mund und folge mir unauffällig!“

Draco schritt hoch erhobenen Hauptes davon und verschwendete keine Mühe darauf nachzusehen, ob Blaise ihm wirklich folgte.

„Uhhh, da hat aber jemand schlecht geschlafen.“ Selbstverständlich folgte Blaise dem unterkühlten Slytherin bis in den Gemeinschaftsraum. Dort warteten sie gemeinsam auf den beliebten Neuzugang Suzanne Peckdenn, die sich bereits jetzt kaum vor Verehrern retten konnte, sowie dem Rest. Inzwischen hatten sich Theo, Vince, Greg, Milli und Pansy zu ihnen gesellt und warteten, bis der gesamte Jahrgang anwesend war.
 

Pansy hatte glücklicherweise im letzten Jahr aufgegeben, sich an ihn ranzuschmeißen. Eigentlich schade, wo sie sich doch so sehr gemacht hatte. Sie sah inzwischen umwerfend aus und konnte sich die Typen aussuchen. Von einem ehemals nervenden Quälgeist hatte sie sich zu einer wichtigen Vertrauten für ihn entwickelt. Und eigentlich war er froh, dass er nie mit ihr geschlafen hatte. Zu allen Frauen (Männer ausdrücklich ausgeschlossen), die er in sein Bett geholt hatte, hatte er unweigerlich eine sehr distanzierte Beziehung aufgebaut. Meist nahm er sie sich ein paar Mal und stellte sie dann aufs Abstellgleis. Keine hatte dann jemals wieder die Chance, nochmals etwas mit ihm anfangen zu können oder ihn einen Freund nennen zu dürfen. Pansy hingegen hatte sich irgendwann mit ihrer durchaus aufdringlichen und trotz allem sehr charmanten Art in sein Herz geschlichen. Sie war eine wichtige Verbündete geworden und gehörte zu den wenigen Menschen in seinem Leben, denen er Vertrauen schenkte.
 

Nachdem Suzanne als letzte dazugestoßen war, setzten sie sich alle in Bewegung. Theo hatte heute das Vergnügen, ein Gespräch mit der Neuen führen zu dürfen, während Draco sich etwas absetzte. Pansy schlenderte gemütlich neben ihm her und sah irgendwie verträumt in die Gegend.

„Was ist denn mit dir los Pans? Hattest du gestern guten Sex oder wieso grinst du wie ein Hufflepuff?“

Pansy blitzte ihn etwas verletzt an, ehe sie eine arrogante Miene zur Schau trug.

„Welche Laune hast du denn heute? Schlecht geschlafen?“ Draco grummelte lautstark in seinen nicht vorhandenen Bart hinein. Die zweite, die ihn heute darauf ansprach. War das denn wirklich so offensichtlich?

„Und nein, ich hatte keinen Sex, zumindest keinen, mit einer realen Person!“, fügte sie süffisant grinsend hinzu.
 

„Wie soll ich das denn verstehen? Bist du schon so verzweifelt, dass du es mit imaginären Partnern treibst?“

„Nein, mein liebster Draco. Aber ich hatte einen überaus befriedigenden Traum. Was zumindest beweist, dass ich weitaus mehr Fantasie habe, als du jemals haben wirst.“

Für Pansy war das Gespräch damit beendet, worüber Draco ziemlich froh war. Denn so sehr er die Schwarzhaarige auch mochte, er wollte an nichts denken, was Pansy und Sex in Zusammenhang brachte. Er war beileibe nicht prüde, wohl eher das totale Gegenteil, aber bei ihr machte er da gern eine Ausnahme. Er hatte mit Blaise geschlafen, hatte sich von Theo einen blasen lassen und würde wahrscheinlich auch Milli flach legen, wenn die nur etwas schlanker wäre, aber Pansy? Nein, darüber konnte und wollte er einfach nicht nachdenken. Sie war eher so was wie eine Schwester. An Sex mit ihr zu denken, war ungefähr genauso antörnend, wie Nacktbaden mit Snape.
 

Irgendwann auf halbem Wege gesellte sich Blaise wieder zu ihnen. Schweigend legten sie den restlichen Weg zur Großen Halle zurück. Sobald sie diese betreten hatten, legten sie als geschlossene Mannschaft den Weg zu ihrem Tisch zurück. Blaise sah sich immer wieder verstohlen um, blickte in Richtung der Ravenclaws. Das hatte er schon gestern getan und Draco fragte sich, wen er dort zu finden erhoffte.

„Nach wem hältst du Ausschau?“

Ertappt zuckte Blaise zusammen und wandte sein Gesicht seinem besten Freund zu.

„Nach niemandem. Wie kommst du darauf?“

„Wie ich darauf komme? Blaise, verarschen kann ich mich alleine. Als wir wieder in Hogwarts ankamen, hast du dir bald den Hals verrenkt auf der Suche nach jemandem. Gestern Morgen war dein Blick überall, nur nicht an unserem Tisch. Und das eben, das war mehr als eindeutig!“, flüsterte Draco ihm zu. Beide setzten sich nebeneinander an den Tisch.

„Können wir bitte später darüber reden?“ Blaise fühlte sich sichtlich unwohl. Draco musterte ihn eine Weile intensiv, ehe er zustimmend nickte. Fürs Erste war Blaise also gerettet.
 

Draco aß wie immer langsam und mit Genuss. Suzanne verwickelte ihn in ein Gespräch, welches er umso intensiver fortführte, nachdem er aufgegessen hatte. Er hielt sich an seinem Kaffee fest, der ihm heute wohl die nötige Durchhaltekraft bescheren würde. Er flirtete, was das Zeug hielt, denn eins war sicher: Er wollte diese Suzanne in seinem Bett haben. Sie sah klasse aus, hatte Stil und würde neben ihm ein hervorragendes Bild abgeben. Nur ab und zu ließ er den Blick durch die Halle schweifen. Als sein Blick an dem Goldjungen hängen blieb, hätte er sich am liebsten übergeben. War Blaise morgens schon schlimm und unerträglich in seiner guten Laune, setzte dieser Typ dem ganzen noch die Krone auf. Er strahlte seine Umgebung mit einem wirklich widerwärtigen Grinsen an, lachte sich die Seele aus dem Leib und schielte immer wieder zu seinem Tisch. Wen zum Teufel starrte er hier an? Der sollte seine beschissenen grünen Augen gefälligst bei sich halten. Das war doch zum verrückt werden. Wütend wandte sich Draco wieder ab, so wollte er sich heute den Tag nicht verderben lassen. Und wenn er daran dachte, dass als erstes VgddK auf dem Lehrplan stand, hätte er sich am liebsten wieder in sein Bett verkrochen.
 

Nachdem der gesamte Tisch fertig mit Essen war, nahmen sie den Weg zum Klassenzimmer auf. Der neue Lehrer stellte sich als absolute Niete heraus. Die meisten Gryffindors beherrschten aufgrund des Unterrichts in der DA bereits mehr, als der Unterrichtsstoff vorgab. Die Slytherins waren sowieso wahre Meister in diesem Fach, gehörte das doch mit zu ihrer Grundausbildung als angehender Todesser. Bereits nach der ersten Stunde war der Lehrer der Verzweiflung nahe und ließ sie fortan nur noch in ihrem Buch lesen. Potter hatte es tatsächlich zustande gebracht, diesen Fatzke am Lehrerpult zu blamieren. Es hatte genau zehn Sekunden gedauert, ehe er in einer Übung den Lehrer entwaffnet und gegen die nächste Wand geschleudert hatte. Was dachte sich Dumbledore nur dabei, solche Versager einzustellen?

Die Stunde zog sich zäh wie Schnietz- Leder und Draco dankte seinen Urvätern, als sie vorbei war.
 

Es folgte eine schon etwas aufschlussreichere Stunde Verwandlung, auch wenn er erneut gerne seinen Kopf gegen eine Wand geschlagen hätte. McGonagall war eine Zumutung in seiner heutigen Verfassung. Lediglich seine ausgezeichnete Erziehung und sein Stolz verhinderten, dass es peinlich für ihn wurde. Also setzte er sich gerade hin, tat überaus interessiert und wünschte sich wieder einmal weit weg. Nachdem er diese Stunde überstanden hatte, trottete er mit Blaise zur Großen Halle. Suzanne ließ er erst einmal links liegen, da zu viel Anstrengung ihm heute sicher nicht gut tun wurde. Er rang so schon mit seiner Beherrschung. Dies war auch der Grund, weswegen er sich mit Blaise etwas abseits von den restlichen Schülern setzte. Einerseits brauchte er seine Ruhe, andererseits war Blaise nun fällig.
 

„Jetzt sag mir endlich, wen du die ganze Zeit suchst.“, forderte Draco zwischen zwei Bissen.

Blaise schwieg eine Weile und kämpfte mit sich selbst, ob er es seinem besten Freund schon anvertrauen sollte.

„Man, du gibst nicht auf, ehe du es weißt, oder?“, wimmerte er schon fast.

„Nein! Und soweit ich mich recht entsinne, würdest du es nicht anders halten, würde ich mich an deiner Stelle befinden.“

Blaise holte noch einmal tief Luft und begann zu erzählen.

„Kannst du dich noch an den neuen Schüler erinnern, der letztes Jahr aus Schottland an unsere Schule gekommen ist? Der dunkelblonde, blaue Augen, groß, unheimlich gut aussehend…“

„Ja, ich weiß wen du meinst. Er ist in Ravenclaw gelandet, wenn ich mich nicht irre.“

„Genau der. Anfangs hab ich mich nicht weiter für ihn interessiert. Aber irgendwie kam es dann gegen Ende des letzten Schuljahres dazu, dass ich meine Augen nicht mehr von ihm los bekam. Er sah verdammt geil aus, ich hatte Samenstau und du hast mich nicht mehr ran gelassen.“
 

Draco sah ihm affektiert ins Gesicht.

„Also hast du dich in diesen Typen verknallt?“ Es war weniger eine Frage, als eine Feststellung.

„Na, ich würde kaum behaupten wollen, dass ich mich in ihn verknallte habe, aber dieser Finn McNamara entspricht durchaus und ganz und gar meinem Typ. Ich habe eher das brennende Bedürfnis ihn flach zu legen. So sehr, dass ich den ganzen Sommer über keinen Sex hatte, ohne an diesen Typen zu denken.“

Draco setzten einen gespielt entsetzten Gesichtsausdruck auf.

„Habe ich das richtig verstanden? Du fickst dich durch den Sommer und denkst dabei nur an einen Typen? Also doch verknallt. Ganz eindeutig!“

Blaise verengte seine Augen und zischte ihn an.

„Nein, Draco. Ich will ihn einfach nur flach legen. Was ist daran nicht zu verstehen? DU müsstest dich in solchen Sachen doch auskennen. Du umschmeichelst deine Opfer, gibst den schwerverliebten Malfoy, lockst sie in dein Bett und lässt sie dann fallen, oder?“

„Im Gegensatz zu DIR schwärme ich aber nicht für eines meiner Opfer und denke an sie, während ich eine andere knalle, mein Lieber!“
 

Blaise blitzte ihn böse an und schwieg, während Draco ein selbstgefälliges Grinsen zur Schau trug. An sich war es ihm egal, ob Blaise einem Typen hinterher hechelte oder nicht, aber es verwunderte ihn eben. Blaise war nicht der Typ für so etwas, also musste besagter Finn irgendetwas Besonderes an sich haben. Er ließ seinen Blick schweifen und suchte ihn in der Masse der Schüler. Nach kurzer Zeit hatte er ihn gefunden. Tatsächlich sah er gut aus, auch wenn er eher weniger sein Typ war. Die blonden Haare trug Finn kurz und frech nach oben gestylt. Seine dunkelblauen Augen waren von dichten Wimpern umrahmt, was für einen Mann eher ungewöhnlich war. Wenn er lachte, zeigten sich deutlich zwei Grübchen, die Draco durchaus als niedlich bezeichnet hätte, würde er dieses Wort in seinem Wortschatz führen. Zudem schien seine Statur durchaus ansehnlich zu sein. Viel konnte man ja nicht erkennen unter den Schulroben, aber es war zu erahnen, dass er ein schlankes aber sehr männliches Exemplar Schüler war. In Gedanken versunken zog er eine Augenbraue nach oben, als er ihn so betrachtete.
 

„Denk nicht einmal dran!“

Irritiert sah er wieder zu Blaise.

„An was soll ich nicht denken?“

„Der Typ gehört mir. Leg du meinetwegen Suzanne flach, aber Finn wirst du nicht anrühren! Ich kenne deinen Blick!“

„Oh, sieh einer an. Ist da etwa jemand eifersüchtig? Ich sag doch: Eindeutig verknallt! Aber beruhige dich, er sieht gut aus, ist aber nicht mein Typ. Davon abgesehen würde ich mich dir nicht in den Weg stellen und das weißt du!“ Er tupfte sich den Mund mit seiner Serviette ab und schenkte Blaise ein beruhigendes Lächeln. Dieser entspannte sich sichtlich und seine Gesichtszüge entspannten sich.

„Man, das weiß ich doch. Danke!“

Draco quittierte dies nur mit einem kurzen Nicken, während er darauf wartete, dass der Rest der Schüler das Essen beendete. Erneut ließ er seinen Blick durch die Halle schweifen und sah das goldene Trio auf sich zukommen. Nicht verwunderlich, lag der Slytherintisch doch auf dem Weg zum Seitenausgang der Halle.
 

„Ich sag euch Leute, dieser VgddK- Lehrer ist echt das Letzte.“, schimpfte das Wiesel vor sich hin. Das Schlammblut nickte nur entschieden.

„Ich gehe heute noch zu Dumbledore. Der soll sich schnellstmöglich nach Ersatz umsehen. Das ist nicht mehr nur peinlich, das Ganze wird zu einer Farce. Ich will noch etwas lernen, ehe…“

Mehr konnte Draco nicht vernehmen, da sie die Große Halle verlassen hatten. Aber widerwillig gab er ihnen Recht. Allein der Gedanke daran, dass sie diesen Lehrer ein ganzes Schuljahr ertragen sollten, war zu viel des Guten. Und vielleicht konnte dieses Narbengesicht seinen Einfluss bei diesem Irren soweit ausnutzen, dass wenigstens ein neuer Lehrer herkam. Immerhin wäre das nur zu seinem Nutzen. Natürlich war es bei diesem Idioten, den sie jetzt hatten, leichter, gute Noten zu bekommen, aber er wollte ja auch was lernen und nicht die Lehrer unterrichten.
 

Als sich alle erhoben hatten, verließ der siebte Jahrgang der Slytherins geschlossen die Halle. Suzanne hakte sich bei ihm unter und er beschwerte sich nicht darüber. Wenn sie ihm hinterher rannte, sparte ihm das wenigstens die Mühe, sie aufwändig zu umwerben. Je schneller er seinen Druck los wurde, umso besser. Der Rest des Tages verlief relativ ereignislos. Er vergnügte sich damit, heimlich Blaise zu beobachten, der seinem Finn hinterher schmachtete. Irgendwie gefiel es ihm, Blaise so zu sehen. Wenn er so recht überlegte, hatte er noch nie bei ihm beobachten können, dass dieser solch ein gesteigertes Interesse an den Tag legte. Normalerweise bekam Blaise sehr schnell, was er wollte, vor allem, wenn es ums Thema Sex ging. Er sah ja auch verflucht begehrenswert aus. Der leicht südländische Touch und die fast blauschwarzen Haare ließen viele Frauen- und Männerherzen höher schlagen. Seine Augen waren graublau und nur selten sah man sie nicht funkeln. Das Gesicht war für einen Mann ungewöhnlich weich und zart und wahrscheinlich war das auch der Grund gewesen, warum er Blaise Drängen nachgegeben und tatsächlich mit ihm geschlafen hatte.
 

Bereut hatte er es nie, warum auch. Beiden war klar, dass es NUR um Sex ging. Beiden war klar, dass ihre Freundschaft auf keinen Fall drunter leiden würde und beide hatten es genossen. Auch wenn diese Liaison nur von kurzer Dauer gewesen war. Blaise sah wirklich verdammt gut aus, trotzdem kam er nicht an einen Draco Malfoy heran. Aber jemand anderes schon und dies ließ ihn wütend mit den Zähnen knirschen. Harry „ich musste ja mal wieder überleben“ Potter hatte sich vom hässlichen Entlein zum wahren Herzensbrechen gemausert. Die Klamotten, die er inzwischen trug, sahen aus, als wären sie ihm auf den Leib geschneidert worden. Zudem war es erlesene Qualität, wie Draco mit Kennerblick festgestellt hatte. Potters Haare besaßen einen einigermaßen ansehnlichen Schnitt, auch wenn er wohl nie etwas gegen seine Sturmfrisur unternehmen können würde. Irgendwann diesen Sommer musste er sich auch ein neues Brillengestell zugelegt haben und Draco kam nicht umhin sich zu fragen, warum er sich die Augen nicht einfach korrigieren ließ. Wer sich so viele neue und hochwertige Kleidung leisten konnte, der hatte doch wohl genügend Geld für solch eine Korrektur übrig, oder?
 

Was den gesamten Körperbau angeht, so hatte er Potter leider noch nicht ohne Schulrobe gesehen. Er konnte also nur vermuten, dass er mindestens genauso durchtrainiert aussah, wie er selbst. Seine Schultern zumindest waren breiter geworden und er hatte definitiv männlichere Züge bekommen. Und wieso, bei Salazars Schuhsohle dachte er eigentlich über das Narbengesicht nach? Der Schlafentzug musste ihm wirklich mehr zugesetzt haben, als er angenommen hatte. Er entschied, dass er heute früher zu Bett gehen würde. Er flirtete noch einmal kurz und heftig mit Suzanne, ehe er sich von seinen Kameraden verabschiedete und sich in sein Zimmer begab. Salazar sei Dank, gab es in Slytherin für die höheren Jahrgangsstufen Einzelzimmer. Er hätte gerade heute keine Gesellschaft ertragen. Nachdem er sich bettfertig gemacht hatte, schlüpfte er in sein Bett, boxte das Kissen zurecht und verlor sich recht schnell im Schlaf.
 

Doch auch diese Nacht wachte er wieder auf. Er hatte geschwitzt, wie er feststellen musste, was bei den draußen noch immer herrschenden Temperaturen nicht verwunderlich sein sollte. Aber er fühlte sich etwas ruhelos, sein Puls ging schneller als normal und irgendwie fühlte er sich geschafft, so als hätte er nicht geschlafen, sondern hart gearbeitet. Fauchend drehte er sich auf die andere Seite, strampelte die Decke von seinem Körper und boxte erneut auf das Kissen ein. Er schlief schnell wieder ein, doch ruhig schlief er diese Nacht nicht mehr. Leider entwickelte sich sein kleines Problem zu einem Dauerzustand. Jeden Morgen fühlte er sich wie gerädert, nur kalte Duschen und Unmengen Kaffe halfen ihm durch den Tag. Tatsächlich war es sogar so schlimm, dass er nicht einmal mehr Lust auf Sex hatte. Suzanne musste also noch warten. Im Laufe der nächsten drei Wochen kristallisierte sich zwar heraus, dass er wieder besser schlafen konnte, aber er fühlte sich, als steckte da mehr hinter der Sache. Auf dem Manor seiner Familie hatte er nie Probleme mit dem Schlafen gehabt und kaum legte er sein Ohr auf hogwarts’sche Matratzen, begann die Rastlosigkeit in der Nacht. Egal was es war, er würde schon noch dahinterkommen.
 

Blaise nutze die drei Wochen für intensive Studien seines zukünftigen Lovers. Er beobachtete Finn jedes Mal, wenn sie sich in einem Raum aufhielten, er fragte geschickt und unauffällig Leute aus und wusste bald, dass dieser Finn wenn nicht schwul, so doch wenigstens bisexuell sein musste. Laut Aussage einer seiner Eroberungen, in diesem Fall ein Sechstklässler aus Hufflepuff, hätte ebenjener der blonden Schönheit aus Ravenclaw bereits einen Blow- Job verpasst. Und Finn solle dabei weder betrunken noch anderweitig der Realität entrückt gewesen sein. Und durfte man dem Sechstklässler glauben, war Finn dabei ziemlich abgegangen. Seitdem Blaise diese Information erhalten hatte, bekam er die verruchten Bilder nicht mehr aus seinem Kopf, wie er selbst es Finn mit dem Mund besorgte. Verdammt, er musste langsam aber sicher etwas unternehmen.
 

Und dann kam der Morgen, an dem er bemerkte, dass seine fadenscheinige Schwärmerei doch mehr war, als er zugeben wollte. Er war mit einem inzwischen wieder etwas besser gelaunten Malfoy auf dem Weg zum Frühstück, als er seinen Finn in ein Gespräch vertieft in der Eingangshalle entdeckte. Aber nicht mit irgendwem, nein, es musste der Goldjunge Gryffindors, Harry Potter höchstpersönlich sein. Allein das war keine Grund sich aufzuregen, als er jedoch genau beobachtete, wie sich sein Schwarm diesem Potter regelrecht aufdrängte, platzte ein kleiner Knoten in seinem Kopf. Ganz offensichtlich flirtete Finn mit dem Goldjungen. Er trug dabei ein umwerfendes Lächeln zur Schau. Zwar konnte er nicht erkennen, dass Potter direkt auf die Anmachversuche von Finn einging, aber er entzog sich ihnen auch nicht. Bisher hatte er ja kein ernsthaftes Problem mit Potter gehabt, eher hatte er immer belustigt zugesehen, wie Draco ein ums andere Mal seine Fassung verlor, wenn die beiden aufeinandertrafen. Aber sollte Potter ihm wirklich seinen Finn weg nehmen, gab es Krieg. Er stierte noch immer auf die Szenerie, Draco folgte seinem Blick.
 

Als beide Slytherins stehen geblieben waren, blickte Finn auf und starrte sie an. Sein Lächeln verschwand. Potter folgte seinem Blick und sein Gesichtsausdruck verschloss sich sofort. Er schien sich zu fragen, was die Schlangen als nächstes unternahmen. Doch Blaise hatte keinen Blick für ihn übrig. Er stierte Finn an und betrachtete ihn ausgiebig von oben bis unten. Als sich ihre Blicke trafen, schenkte Finn McNamara ihm das unwiderstehlichste Lächeln, welches er je bekommen hatte. Sein Puls raste auf einmal, als er es erwiderte. Beide sahen sich noch einen kurzen Moment tief in die Augen, ehe Blaise beiden zunickte und weiter Richtung Große Halle schritt. Draco war erstaunlich ruhig geblieben, hatte alles mit einem arroganten Gesichtsausdruck verfolgt und schritt erhobenen Hauptes hinter Blaise her. Harry entspannte sich wieder. Eigentlich war es eine Premiere. Die Slytherins hatten nichts, rein gar nichts unternommen. Keine beleidigenden Worte, nicht mal abschätzende Blicke. Den Tag musste er sich dringend im Kalender rot anstreichen, das war sicher.
 

Als die Schlangen aus ihrem Blickgeld verschwunden waren, wandte er sich wieder Finn zu, mit dem er gerade ein äußerst amüsantes Gespräch über Quidditsch gehalten hatte. Wie sich heraus gestellt hatte, war Finn in das Team der Ravenclaws aufgenommen worden. Irgendwie waren sie deswegen ins Gespräch gekommen. Obwohl Finn ihn offensichtlich anflirtete, ging Harry nicht weiter darauf ein. Sollte er irgendwann in die Verlegenheit kommen testen zu wollen, wie sich dieser als Lover eignete, würde er ihm sowieso erst einen nächtlichen Besuch abstatten. Da sich die Slytherin- Mädchen, denen er in den letzten Wochen regelmäßige Besuche abstattete, jedoch als äußerst befriedigend heraus stellten, konnte das warten. Bisher hatte er nicht den Drang verspürt, sich dem männlichen Geschlecht zuzuwenden, auch wenn sein Interesse daran in den letzten Wochen drastisch gestiegen war.
 

Finn jedoch schien ihn gar nicht wahrzunehmen, er starrte noch immer auf den Punkt, an dem er die beiden Slytherins zuletzt gesehen hatte. Erst nach mehreren Sekunden hatte er sich wieder gefasst und wandte sich mit einem entschuldigenden Lächelns an Harry. Dieser zog fragend seine Augenbrauen in die Höhe.

„Irgendwas, was ich wissen sollte?“, stichelte er.

„Nein, nichts. Also, wo waren wir? Ach ja. Ich hab also den Posten eines Treibers bekommen, wir werden uns also definitiv auf dem Spielfeld begegnen.“

Harry war der Themenwechsel recht, auch wenn es ihn wirklich neugierig gemacht hatte, warum der Blonde den beiden Schlangen hinterher gestarrt hatte. War da was im Busch? Sollte er Finn doch schon eher einen Besuch abstatten um heraus zu finden, an wen dieser in seinen Träumen dachte? Ja, das sollte er. Vielleicht nicht heute oder morgen Nacht. Aber sicherlich noch im Laufe der Woche.
 

Beide beendeten ihr Gespräch, nicht ohne sich das Versprechen zu geben, am Wochenende mit ihren Freunden zusammen nach Hogsmeade zu gehen. Die neu geschlossene Freundschaft zwischen den Beiden schrie förmlich nach einer Flasche Butterbier. Oder eben auch nach mehr. Das würde sich dann schon zeigen. Und er musste zugeben, er mochte Finn. Nicht, dass er ihn sexuell wirklich anziehend fand, nein, vielmehr weil er glaube, in ihm einen richtig guten neuen Freund gefunden zu haben. Zusammen schlenderten sie in die Große Halle, wo sich dann jeder zu seinem Haustisch begab. Nachdem alle Schüler anwesend waren, erhob sich Dumbledore und es wurde schlagartig still. Ron, Hermine und Harry sahen sich fragend an, ehe sie ihre volle Aufmerksamkeit dem Schulleiter schenkten.
 

„Meine lieben Schüler, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Professor Druel den Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht weiter leiten wird. Er wird noch diese Woche an seinen alten Lehrstuhl zurück kehren.“

Die Freude über diese Nachricht stand insbesondere der siebten Klasse ins Gesicht geschrieben.

„Ein neuer Lehrer hat sich jedoch bereits gefunden. Professor Forner wird in den nächsten Tagen anreisen und ab nächster Woche den Unterricht übernehmen. Bisher hat er in Amerika gelebt und dort als Ausbilder für Auroren gearbeitet. Er hat sich aus persönlichen Gründen dazu entschlossen, nach England zu ziehen und wird hier in Hogwarts unterrichten.“

Die Schüler klatschten verhalten über diese Nachricht, saß Professor Druel doch noch am Lehrertisch. Aber man sah ihnen an, wie aufgeregt sie waren. Nicht nur, dass sie endlich einen neuen Lehrer bekamen, nein, der musste tatsächlich noch etwas drauf haben, wenn er bisher Auroren unterrichtet hatte. Scheiß drauf, wieso er nach England kam, die Verlockung auf anständigen VgddK- Unterricht war viel zu groß.
 

Nachdem sich Dumbledore wieder gesetzt hatte, begann das Getuschel an den verschiedenen Haustischen.

„Leute, wenn das nicht mal eine geile Nachricht ist.“, strahlte Ron.

„Oh ja, vielleicht lernen wir dann ja doch noch was Praktisches, anstatt nur die Bücher zu lesen, weil Professor Druel zu feige ist, sich mit uns zu duellieren“, konnte auch Hermine ihre Begeisterung nicht verstecken.

„Und habt ihr das gehört? Er hat Auroren unterrichtet. Also muss der tierisch was auf dem Kasten haben. Von dem lernen wir sicherlich noch eine ganze Menge!“, strahlte Harry in die Runde. Ja, das war ein Professor nach seinem Geschmack. Einer, der Ahnung und Praxis vorzuweisen hatte und ihm noch den ein oder anderen Trick beibringen konnte. Und das Beste war: Sie mussten nur noch ein paar Tage warten, ehe er endlich anfing zu unterrichten. Der Rest des Tages wurde damit zugebracht zu spekulieren, wie der neue Professor sein würde. Selbstverständlich träumten die Mädchen von einem jungen attraktiven Endzwanziger, während sich die Jungs darüber schlapp lachten. Wer so viel Erfahrung besaß, musste mindesten 50 oder so sein. Wahrscheinlich mit Butterbierbauch und Schnurrbart.
 

********************
 

Der Tag verflog schnell und Harry saß abends mit seiner kleinen Truppe am See. Es hatte sich in den letzten Wochen bereits etwas abgekühlt, nichtsdestotrotz waren die Nächte noch angenehm warm. Sie verbrachten die Zeit damit, die letzten Hausaufgaben zu beenden, sich darüber auszutauschen oder eben weiter über den neuen Professor zu fantasieren. Irgendwann gesellte sich Finn zu ihnen und wurde herzlich aufgenommen. Er setzte sich zwar nah zu Harry, war aber bald in eine lautstarke Diskussion mit Ron, Dean und Seamus vertieft, wer nun die bessere Quidditsch- Mannschaft war. Harry hielt sich raus und verkniff sich mehrmals das Lachen, um es sich nicht mit dem Einen oder Anderen zu verscherzen. Die Mädchen tauschten sich indessen über die neusten Modetrends aus und lästerten, was das Zeug hielt. Er war nur etwas darüber verwundert, dass Hermine sich rege an dem Gespräch beteiligte. Begierig fragte sie immer wieder nach Mode- und Stylingtipps. Harry konnte sich schon denken warum.
 

Ron und Hermine schlichen umeinander herum, als würden sie sich am liebsten anspringen und die Kleider vom Leibe reißen. Aber irgendwie kamen sie nicht dazu. Wahrscheinlich würde er etwas nachhelfen müssen. Er hatte auch schon eine nette Idee, die er sicherlich auch umsetzen würde, wenn die beiden nicht selbst in die Gänge kamen. Es war schmerzhaft offensichtlich, dass die beiden sich heftig ineinander verliebt hatten. Und es machte Harry froh, dass zu sehen. Er gönnte und wünschte ihnen das Glück von ganzem Herzen. Für sich selbst allerdings war eine Beziehung das Letzte, an was er gerade dachte. Es lag eben auch nicht in seiner Natur. Er brauchte viele verschiedene Partner, denen er sich in ihren Träumen nähern konnte, nur das gab ihm genügend Energie. Und um ehrlich zu sein, wollte er sich nicht an jemanden binden und diesen dann durch seine nächtlichen Ausflüge betrügen. Also lieber glücklicher und ausgelasteter Single als treuloser Bastard. Trotzdem dachte er darüber nach, sein ganzes gesammeltes Wissen bald mal in die Tat umzusetzen. Seine Träume befriedigten ihn zwar über die Maßen, aber die Neugier wuchs von Tag zu Tag wie es wohl wäre, echte Haut unter seinen Fingern zu spüren, echte Lippen zu küssen. Nur fehlte dafür noch die geeignete Kandidatin.
 

Als die Nacht hereinzubrechen begann, sammelte sich die illustre Gruppe und marschierte zurück ins Schloss. Man verabschiedete Luna und Finn, der Rest spazierte gemütlich in den eigenen Gemeinschaftsraum. Harry zog sich wie jeden Abend schnell in sein Bett zurück. Inzwischen wunderten sich Hermine und Ron nicht mehr wirklich darüber, auch wenn sie immer im Hinterkopf behielten, dass Harry sicherlich bald eine Freundin brauchte. Ron und Hermine verabschiedeten sich wie jeden Abend leicht errötend, während Harry bereits auf Reisen gegangen war. Heute Nacht schlich er sich in die Träume von Nicolette Zummers, einer Hufflepuff aus dem sechsten Jahrgang. Er ließ sich von ihr führen und war schmerzlich erregt, als er mitbekam, worum sich ihre Fantasien drehten.
 

Um es einfach auszudrücken, sie hatte einen Dreier mit zwei Kerlen. Gesichter gab es keine, das war aber auch nicht nötig. Harry schlüpfte in die Rolle eines Liebhabers und ließ sich sanft von ihr dirigieren. Beide Männer kümmerten sich ausführlich um das junge Mädchen, ehe diese sich zurück zog und eine Beobachterposition einnahm. Harry war etwas verwirrt, dann verstand er. Der zweite Liebhaber robbte auf ihn zu, begann ihn zu küssen, zu streicheln und an seiner Haut zu lecken. Bisher hatte er nicht weiter darüber nachgedacht, wie es mit einem Mann wäre, auch wenn ihm hier und da einige Fantasien junger Frauen über den Weg gelaufen waren, die in diese Richtung zielten. Aber hier und jetzt tatsächlich so verwöhnt zu werden, war etwas ganz anderes. Nicolette leitete noch immer den Traum, also ließ er sich fallen. Die Hände seines Partners waren überall zugleich, er wusste kaum, worauf er sich konzentrieren sollte. Die Lippen saugten sich scheinbar überall an seiner Haut fest. Die Zähne bearbeiteten sanft seine Nippel. Er ließ Nicolette spüren, wie sehr es ihm gefiel.
 

Lippen und Zunge wanderten tiefer, spielten mit seinem Bauchnabel, küssten die empfindsamen Lenden. Und als sich der Mund um sein steil aufragendes Glied schloss, nahm dieser Traum völlig neue Dimensionen an. Alleine zu sehen, wie ein anderer Mann ihm einen blies, hätte ihn kommen lassen können. Er wurde förmlich mit Händen, Zähnen und Zunge traktiert, so dass er begann zu wimmern. Aber noch wollte er nicht kommen, noch nicht. Nicolette leitete den Traum erneut um, war nun wieder bei ihnen und dieser göttliche Mund verschwand von seinem besten Stück. Er murrte unzufrieden, widmete sich dann jedoch voll und ganz seiner Gastgeberin dieser Nacht. Es dauerte nur wenige Minuten, ehe Nicolette laut seufzend kam. Auch Harry fand schnell seine Befriedigung und ließ sie völlig erschöpft zurück. Er selbst fühlte sich wunderbar.
 

Er wachte mitten in der Nacht in seinem Bett auf und ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Ein Blick unter seine Decke verriet ihm, dass er bereits erneut hart wurde, und das nur bei den Erinnerungen an den Blow- Job, dem man ihm grad geschenkt hatte. Natürlich war er immer ziemlich befriedigt gewesen, wenn man ihm in seinen Träumen einen Blow- Job verpasst hatte, aber das waren bisher alles Frauen gewesen. Diesmal war es ein Mann, wenn auch nur eine reine Fantasiegestalt. Und dieser Anblick…yummi. Das musste er wiederholen, das war klar wie Felsquellwasser. Seufzend schloss er seine Augen und fasst mit der rechten Hand unter die Decke. Heute wollte er ein zweites Mal kommen, sich dabei selbst berühren und seiner Fantasie freien Lauf lassen. Während er immer heftiger das eigene Stück bearbeitetem stellte er sich vor, dass es die Hände eines Mannes wären, die das mit ihm anstellten. Er wurde schneller, gröber und begann tief und kehlig zu grollen. Nur kurze Zeit später ergoss er sich mit einem langgezogenen Stöhnen über seine Hand und seinen Bauch. Er reinigte sich mit einem Zauberspruch und schloss die Augen. Jetzt war er zufrieden. Es dauerte keine Minute, ehe er wieder schlief.

Die Tage bis zum Wochenende gestalteten sich relativ ereignislos. Geprägt waren sie nur von den Unterrichtsstunden, den Hausaufgaben und den gemeinsamen Mahlzeiten. Erst nach der letzten Stunde am Freitag lockerte sich die Stimmung deutlich. Am nächsten Tag stand der Hogsmeade- Besuch an und alle freuten sich bereits unheimlich darauf. Fred und George hatten sich angekündigt und wollten Nachschub an den neuesten Scherzartikeln liefern. Harry vermutete jedoch zu Recht, dass sie ihm mindestens fünf Flaschen Feuerwhiskey zukommen lassen würden. Nicht nur einmal hatten sie diesen Sommer feuchtfröhliche Partys bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Und es konnte nie schaden, genügend Vorrat an alkoholischen Getränken auf Hogwarts zu haben. Es schien zudem bereits beschlossene Sache, dass der siebente Jahrgang der Gryffindors sowie einige Schüler aus Hufflepuff und Ravenclaw eine ziemlich heftige Sylvesterparty feiern würden. Und spätestens dafür würden Unmengen Alkohol benötigt.
 

Doch noch war es nicht soweit. Erst einmal stand der gemütliche Ausklang des Abends am See an. Die verschiedensten Grüppchen hatten sich hier bereits eingefunden und saßen lachend und scherzend auf der Wiese. Jeder hatte seinen Spaß; einige gingen tatsächlich noch baden. Nur die Slytherins waren Spaßbremsen schlechthin. Zugeknöpft bis oben hin saßen sie unter eine Gruppe mächtiger Bäume und unterhielten sich leise. Nun war es freilich nicht so, dass sich die anderen Schüler unbedingt gern mit ihnen abgegeben hätten, aber man durfte ja noch davon träumen, dass die Slytherins etwas aus sich raus kamen. Und Harry dachte bei sich, dass es sicherlich nicht schlecht gewesen wäre, wenn sich die Schlangen dazu entschlossen hätten, ebenfalls baden zu gehen. Den ein oder anderen Körper hätte er sich gerne ohne Kleidung angesehen. Doch vorerst glitt sein Blick zu einer kleinen Gruppe Jungen aus Hufflepuff, die sich im Wasser eine kleine Schlacht lieferten. Einer der Tobenden fiel ihm besonders ins Auge. Wenn er sich recht erinnern konnte, hieß er Connor Ferrington.
 

Was er von diesem Jungen zu sehen bekam, gefiel ihm durchaus. Durchtrainierter Körper, schlanke Beine und Hüfte, rotblonde Haare und hellblaue Augen. Wäre er eine Frau, wäre er durchaus Harrys Typ. Der Goldjunge hatte sich in den letzten Tagen dazu entschlossen, es doch demnächst mit einem Mann zu versuchen. Er wollte sehen, was sich alles in den Träumen eines gutaussehenden 17jährigen verbarg, der durch und durch heterosexuell war. Und nach dem, was er bisher beobachten konnte, gehörte Connor zu diesem Typ Mann. Er hatte sich bewusst für einen heterosexuellen Mann entschieden, weil er erst einmal austesten wollte, wie es sich anfühlte, den Träumen eines Mannes beizuwohnen. Er war ja in der Lage, auch weibliche Formen in der Fantasie anderer anzunehmen, daher dürfte das kein Problem sein. Er wollte sich natürlich nicht allzu lange damit aufhalten, aber „Erst Erfahrungen sammeln, dann neues Wissen anwenden!“, hieß seine Devise.
 

Er beobachtete Connor eingehend, jedoch darauf bedacht, nicht allzu auffällig zu wirken. Ja, dieser blonde Hufflepuff hatte es ihm angetan. Er würde ihn definitiv heute Nacht besuchen. Schnell wandte er jedoch seinen Blick ab und rollte sich auf den Bauch, als er ein wachsendes Problem in seiner Hose verspürte. Und hier in aller Öffentlichkeit wollte er nun wirklich nicht, dass man ihm seine Erregung ansah. Also sah er sich auf der Wiese um, lauschte mit halbem Ohr den Gesprächen der anderen und blieb wieder einmal mit seinem Blick bei den Slytherins hängen. Malfoy hatte die Arme besitzergreifend um Suzanne geschlungen, während Theo mit einem leidlich fröhlichen Gesichtsausdruck daneben saß. Blaise Zabini hatte sich an einen Baum gelehnt und die Augen starr auf ein unbekanntes Ziel gerichtet. Als Harry dem Blick folgte, erkannte er eine Gruppe Ravenclaws, unter ihnen auch Finn. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Also doch: Zabini fuhr voll auf Finn ab. Immerhin hatte er somit seinen bisexuellen Kandidaten für die nächste Stufe gefunden, nachdem er mit Connor fertig war.
 

Pansy blickte sich gelangweilt in der Gegend um und sah sich nicht gezwungen, auf ein Gespräch mit Suzanne einzugehen. Milli saß dicht bei ihr. Dies ließ auf typische Stutenbissigkeit schließen. Zu guter Letzt waren da noch Crabbe und Goyle, die es irgendwie geschafft hatten, eine vollständige Mahlzeit aus der Großen Halle mitgehen zu lassen und sich nun genüsslich darüber hermachten. Eine Weile beobachtete Harry sie und musste zugeben, dass auch diese beiden Riesenbabys sich entwickelt hatten. Sie waren nicht schlank, würden es wohl auch nie werden, aber sie hatten an Muskelmasse zugelegt. Auf einen Faustkampf mit den beiden würde er sich wohl nicht einlassen. Irgendwann bemerkte Malfoy seinen Blick und erwiderte ihn eisig. Er zischelte seinen Kameraden irgendetwas zu, die sich nun alle zu ihm umdrehten. Seltsamerweise legte sich nur auf das Gesicht der Riesenbabys ein hämischer Gesichtsausdruck. Pansy betrachtete ihn eingehend, ehe sie desinteressiert wegblickte und mit Millicent zu tuscheln anfing. Blaise betrachtete ihn ausführlich aber mit undeutbarem Blick. Und Suzanne zog ihn förmlich mit Blicken aus, was auch Malfoy nicht entging.
 

Harry grinste breit in sich hinein, als das Frettchen daraufhin heftig mit Suzanne zu diskutieren begann, während sich auf Blaise Gesicht ein schadenfrohes Grinsen legte. Theo sah Harry kurz an, dann Suzanne. Und sein Blick sprach von purer Eifersucht. Nur Zabini drehte sein Gesicht wieder dem Gryffindor zu und grinste weiter. Seine Mimik war jedoch nicht abweisend, sondern erstaunlich freundlich. Als er Harry dann auch noch zunickte, erwiderte dieser mit einem dezenten Lächeln. Zabini war in Ordnung, beschied er. Und wenn er sich nicht täuschte, bahnte sich da etwas zwischen ihm und Finn an. Sein Instinkt hatte ihn noch nie getäuscht. Nachdem sein Problem in der Hose gänzlich abgeklungen war, drehte er sich wieder auf den Rücken und stützte sich auf seine Ellebogen. Der Rest war gerade in ein Gespräch darüber vertieft, wann man sich am morgigen Tag treffen wollte, um in das kleine Zauberdorf zu gehen.
 

„Leute, was haltet ihr davon, wenn wir erst nach dem Mittagessen gehen?“, mischte sich Harry ein.

„Immerhin werden einige von uns heut länger aufbleiben wollen und diejenigen werden wohl kaum vor zehn aufstehen. Wenn wir alle zusammen Mittag gegessen haben, machen wir uns langsam fertig und gehen los. Dann haben wir den gesamten Nachmittag und Abend Zeit, um es uns in Hogsmeade gemütlich zu machen. Was meint ihr?“

Harry hatte gesprochen und jeder fügte sich diesem Vorschlag, nicht nur, weil er von ihrem designierten Anführer kam, sondern vor allem, weil er einfach nur logisch war. Somit war auch dieses Thema erledigt und Harry ließ sich zurück ins Gras fallen. Er schloss seine Augen und döste vor sich hin. So bekam er nicht mit, wie ihm die verschiedensten Blicke zugeworfen wurden. Viele sehnsüchtige seiner Verehrerinnen waren darunter, zu denen wohl aus Suzanne gezählt werden konnte, aber auch der patentierte Todesblick Malfoys lag auf ihm. Zum Glück interessierten ihn die ganzen Blicke gerade überhaupt nicht.
 

Der Abend wurde tatsächlich noch lang. Ron, Hermine und er gingen erst gegen zwei Uhr nachts schlafen. Diesmal reiste Harry auch nicht durch die Träume anderer. Er wurde am nächsten Morgen recht spät munter. Es war bereits 9:30 Uhr, als er die Augen aufschlug. Der Rest aus seinem Schlafraum verweilte noch immer im Land der Träume. Mit einem gehässigen Grinsen schwang er seinen Zauberstab und eine kreischende Sirene war im Zimmer der Jungs zu hören. Dean und Seamus saßen kerzengerade im Bett. Ron sprang auf, verhedderte sich in seiner Decke und fiel polternd zu Boden, während Neville so aussah, als erwartete er als nächstes einen Angriff der Todesser. Als ihnen bewusst wurde, wer für diesen netten Morgengruß verantwortlich war, stürmten sie in geschlossener Einheit auf Harry zu. Lachend und kreischend begruben sie ihn unter ihren Körpern und kitzelten ihn gehörig durch. Sie ließen ihn erst wieder frei, als er wegen Luftmangel zu ersticken drohte.
 

Der Vorteil einer solchen Weckaktion war eindeutig, dass anschließend jeder munter war. Kreischend und lauthals lachend stürmten sie den Waschraum, duschten ausgiebig und legten heute besonders viel Wert auf ihr Aussehen. Nachdem sie das Frühstück hinter sich gebracht hatten, beschäftigte man sich gezwungenermaßen bis zur Mittagszeit mit den Hausaufgaben. Grundsätzlich hätte man diese auch an einem Sonntag erledigen können, aber jedem war klar, dass wohl kaum einer von ihnen heute Abend nüchtern ins Bett gehen würde. Harry und Ron waren Dank Hermines Hilfe fast fertig, während die anderen noch fluchend und leise vor sich hin stöhnend über den Pergamenten hingen. Jeder war froh, als es Zeit war zu essen. Federn wurden einfach auf den Tisch gepfeffert und Pergamente lieblos in die Taschen gestopft. Diese schnappten sich alle und begaben sich in die Große Halle. Man hatte beschlossen, sich sofort nach dem Mahl auf den Weg nach Hogsmeade zu machen; keiner wollte noch einmal zurück in den Turm.
 

In dem kleinen Dorf angekommen versorgten sich die Schüler mit der nötigen Menge Süßigkeiten, um die nächste Woche zu überleben. Das ein oder andere Geschäft wurde geplündert, wichtige Besorgungen erledigt und hier und da Pakete verschickt oder abgeholt, die zu groß für die herkömmlichen Schuleulen waren. Nach wenigen Stunden hatte restlos jeder seine Erledigungen getätigt und der gemütliche Teil des Abends stand an. Fred und George würden erst gegen Abend dazu stoßen, immerhin hatten sie einen Laden zu führen. In den Drei Besen angekommen, suchten sie sich einen großen Tisch, an dem alle Platz fanden. Kaum saßen alle auf ihren Stühlen, wurde bereits die erste Runde Butterbier bestellt. Hermine hielt sich wie immer zurück und sah mit belehrendem Blick in die Runde. Es hatte nicht viel Sinn, hier und jetzt über Vernunft zu diskutieren. Aber wenn sich die anderen bereits um fünf Uhr nachmittags anfingen zu betrinken, dann sollte es ihr Recht sein. Nicht sie war diejenige, die morgen mit einem höllischen Kater aufwachen würde.
 

Es wurde später, die Stimmung ausgelassener und als Fred und George ankamen und die neuesten Scherzartikel vorführten, wären sie beinahe alle rausgeworfen worden. Die Slytherins, die sich inzwischen ebenfalls eingefunden hatten, lachten hämisch, als sich Madam Rosmerta drohend vor der Gruppe aufbaute. Lediglich Harrys charmantes Lächeln und das Versprechen, sich ab sofort zu benehmen, rettete die Gruppe. Hermine war das alles mehr als peinlich, am liebsten wäre sie klitzeklein auf ihrem Stuhl geworden. Nachdem sich die Inhaberin wieder von ihrem Tisch abgewandt hatte, wurde es tatsächlich etwas ruhiger. Die Zwillinge nutzten die Gelegenheit und setzten sich unauffällig neben den Retter der Zauberwelt.

„Hey Harry, wir haben dir ein kleines Paket zusammen gestellt!“

„Wir geben es dir, wenn wir aufbrechen!“

„Wir haben dir auch ein paar Flaschen Feuerwhiskey rein getan.“

„Wenn du mehr brauchst, musst du uns eine Eule schicken!“

„Wir haben einen neuen Zauber erfunden, der es uns möglich macht, dir die Flaschen als Päckchen zukommen zu lassen!“

„Dürfte nicht bei der Kontrolle auffallen.“
 

Harry schwirrte der Kopf. Er mochte die Zwillinge sehr gern, aber in seinem bereits stark angetrunkenen Zustand war dieses Hin und Her an Sätzen wirklich eine Zumutung. Da die beiden links und rechts von ihm saßen, flog sein Kopf immer wieder von der einen auf die andere Seite. Bald fing sich alles an zu drehen.

„Jungs, so dankbar wie ich euch bin, aber könntet ihr euch abgewöhnen, mich von beiden Seiten anzuquatschen? Man, ich sollte weniger trinken!“

„Harry, Harry, Harry…“

„Was können wir dafür, dass du nichts verträgst?“

„Wir dachten, wir hätten in den Sommerferien genug mit dir geübt.“

„Wie willst du ein anständiger Kerl werden, wenn du nach ein paar Butterbier schon anfängst zu jammern?“

Harry verdrehte leidend die Augen und hievte sich aus seinem Stuhl hoch.

„Sorry, ich brauche eine Pause von euch!“, erklärte er mit einem breiten Grinsen.

Die Zwillinge sahen gespielt empört zu ihm hoch, schenkten ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder dem Rest der Anwesenden. Es kann nur vermutet werden, ob es nun zum Leid oder zur Freude der anderen war, wenn man die vollste Aufmerksamkeit der beiden Rotschöpfe genoss.
 

Harry indes bemühte sich mit so viel Würde und Anstand wie möglich zu den Toiletten zu gelangen. Es stellte sich jedoch schwieriger heraus, als er erwartet hätte. Irgendetwas musste Madam Rosmerta mit dem Boden angestellt haben, so uneben wie dieser auf einmal war. Aber er wäre nicht Harry Potter, wenn er dieses Hindernis nicht ohne Probleme überwunden hätte. Er erleichterte sich und wollte bereits den Rückweg zu seinem Tisch antreten, als ihm Blaise Zabini gegenüber stand. Dieser besah sich den Zauberhelden jedoch nur still, ehe er ihm ein sanftes Lächeln und ein Nicken schenkte. Man musste Harry die Verwirrung über diese Geste angesehen haben, denn Zabini fing auf einmal an zu lachen.

„Potter, hat es dir jetzt die Sprache verschlagen, weil ich dich nicht sofort verfluche, wenn ich dich sehe?“

„Äh, ja, so in etwa!“ Harry schenkte dem schwarzhaarigen Jungen ein schiefes Grinsen und kratzte sich verlegen am Kopf.

„Keine Sorge, ich hab nicht vor, mich mit mir zu duellieren, dafür ist Draco zuständig.“

Schulterzuckend trat er an Harry vorbei, der noch immer sein missratenes Grinsen trug.

„Mag sein, Zabini. Aber man hat halt gewisse Erwartungen, wenn man euch Slytherins trifft.“

„Gerade du müsstest doch wissen, dass nicht immer alles so ist, wie es in der Öffentlichkeit scheint. Mal davon abgesehen: Ich rate dir ab jetzt kein Butterbier mehr zu trinken. Du stinkst und kannst kaum noch gerade stehen.“

Harry nickte nur, immerhin hatte Zabini Recht.
 

Mit einem kurzen Nicken ließ er diesen stehen und wankte zurück an seinen Tisch.

„Ey Alter, was hältst du von einer neuen Runde?“, begrüßte ihn Ron sofort.

„Nee, lass mal, Ron. Ich habe die Befürchtung, dass der Weg zurück zum Schloss so schon länger wird, als gut für mich ist. Ich steig jetzt auf alkoholfreie Sachen um.“

Harry prustete los, als er die entsetzten Gesichter am Tisch sah. Er wollte ja nicht als Spielverderber da stehen, aber irgendeiner musste ja die Führung zurück zum Schloss übernehmen, wenn alle anderen zu betrunken waren, um noch fünf Meter geradeaus zu laufen. Und da Hermine keinen Kommentar hinsichtlich seiner Vernunft verlauten ließ, war anzunehmen, dass auch sie inzwischen hinüber war.

Ron hielt Harrys Statement jedoch nicht davon ab, gleich erneut zu bestellen, so ließ sich Harry einfach auf seinen Stuhl sinken und betrachtete die Meute um sich herum.

„Hey Harry, sieht aus, als würdest du nachher Babysitter spielen dürfen!“, vernahm er plötzlich an seinem linken Ohr.

Er drehte sich etwas schwerfällig um und erkannte Finn, der inzwischen auch einen leicht rötlichen Ton um die Nase trug, sonst aber noch einigermaßen nüchtern zu sein schien.

Hilflos zuckte er mit den Schultern.
 

„Ja, ich denke, ich werde alle rechtzeitig hier raus schaffen müssen, damit wir vor dem Morgengrauen ankommen.“

„Wie willst du die alle denn mitschleifen? Keiner sieht mir danach aus, als würde er überhaupt noch aufstehen können“, kicherte Finn, während er sich einen Stuhl heran zog.

„Hmmm, entweder ich erpresse sie, oder ich verhex sie einfach. Ich muss sehen, zu was ich nachher noch in der Lage bin!“

Nach und nach vertiefte er sich in ein spöttisches Gespräch mit dem Blonden und rückte aufgrund des zunehmenden Lärms in dem Pub immer näher auf. Ein Blick in Richtung Slytherintisch verriet ihm, dass Zabini inzwischen vor Eifersucht ganz weiß im Gesicht war. Er zwinkerte ihm beruhigend zu. Finn, den interessierte, mit wem sich Harry da lautlos austauschte, wandte seinen Kopf ebenfalls in die Richtung. Er vertiefte sich minutenlang in den Anblick des Slytherins, der sich unter dieser Aufmerksamkeit des Ravenclaws sichtlich entspannte. Beide himmelten sich förmlich an, was Harry nicht verborgen blieb.

„Finn, sag mal, was ist da zwischen dir und Zabini?“

Finn drehte sich ertappt um und riss seine Augen etwas geschockt auf.

„Was? Wie kommst du darauf? Ich und Zabini? Was soll da schon sein?“, stammelte er vor sich hin.
 

„Naja…“ Harry lehnte sich verschwörerisch vor und seine Stimme nahm ein dunkleres Timbre an.

„Wenn ihr euch seht, zieht ihr euch förmlich mit Blicken aus. Du schenkst ihm jedes Mal ein strahlendes Lächeln, wenn du seine Aufmerksamkeit hast. Zabini beobachtet dich immerzu. Und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du grad hart in der Hose wirst!“

Ertappt verschränkte Finn seine Beine übereinander, während Harry begann zu lachen.

„Hey, sag doch einfach, dass du auf ihn abfährst und gut ist. Wenn mich nicht alles täuscht, beruht das sogar auf Gegenseitigkeit!“

Finn hatte den Anstand, nun ein sattes Rot im Gesicht zu tragen und ein Blick auf Zabini verriet ihm, dass dieser fragend eine Augenbraue nach oben gezogen hatte. Er konnte es sich nicht verkneifen und zeigte diesem seinen aufgerichteten Daumen, während der Blonde ihm dafür am liebsten alle Knochen zweimal gebrochen hätte.

Der Slytherin grinste hämisch und nickte ihm seinen Dank zu. Warum auch immer Potter höchstpersönlich als Verkuppler auftrat, es störte ihn nicht im Geringsten.
 

„Harry Potter, was zum Teufel soll das?“, fauchte Finn ihn an.

„Was das soll? Ich hab dir grad ein Date klar gemacht. Ich wette, in nicht mal einer Woche spricht dich Zabini an. Allerdings solltest du dich etwas zieren, die Schlangen brauchen auch etwas, dem sie hinterher laufen müssen. Weißt du, er soll dich ja nicht sofort rum kriegen. Lass ihn mit Niveau zappeln.“

Finn sah ihn undefinierbar an.

„Sag mal, bist du schwul?“

Harry zog seine Augenbrauen in die Höhe.

„Nein, wie kommst du darauf. Ich bin nur sehr aufgeschlossen und wenn ihr beide aufeinander abfahrt, ist das doch gut. So viel Auswahl hat man auf Hogwarts ja nun auch nicht und Zabini ist ja doch ein ziemlich anständiges Exemplar Mann.“

„Naja, ich flirte mit Zabini, das stimmt. Aber bisher ist das eben noch keinem außer dir aufgefallen. Da legt eben die Vermutung nahe, dass du dich damit auskennst oder wenigstens einen Blick dafür hast!“

„Glaub mir, was unterschwellige Botschaften angeht, die auf Sex hinzielen, kenne ich mich bestens aus. Aber ich denke trotzdem nicht, dass ich schwul bin. Ich hab es natürlich noch nicht probiert, also kann ich es nicht ausschließen!“

„Was genau hast du noch nicht probiert?“
 

Nun war es an Harry, rot wie eine Tomate zu werden und somit die Neugier des Ravenclaws zu wecken.

„Was, Harry? Was hast du noch nicht probiert? Sag mir jetzt bitte nicht, dass du noch Jungfrau bist!“

Das Schweigen Harrys war Antwort genug. Peinlicher konnte dieser Abend nicht mehr werden, das stand fest.

„Ich fass es nicht. Ich fass es wirklich nicht. Da ist es schon so weit gekommen, dass ich mich von einer Jungfrau verkuppeln lassen muss.“

Finn schwankte zwischen Belustigung und Depression, als er sich alles durch den Kopf gehen ließ.

„Hey Harry. Wie wäre es, wenn du deine Klappe darüber hältst, dass ich auf Kerle abfahre und Blaise Zabini geil finde, dafür schweige ich wie ein Grab, was deine Jungfräulichkeit angeht.“

„Das wäre mir recht. Und jetzt lass uns bitte das Thema wechseln, sonst muss ich im Erdboden versinken.“

„Ja, lass uns das. Wobei mir nicht in den Kopf will, wie man so offen sein kann wie du und das, obwohl man noch nicht mal praktische Erfahrungen gesammelt hat.“

Harry sagte nichts mehr, denn diese Information wollte er nun wahrlich nicht Preis geben.
 

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Einige Tische weiter war Blaise Zabini noch immer darüber verwundert, was hier eigentlich schief lief. Hatte Holy Potter ihm tatsächlich angedeutet, dass er Chancen bei Finn hatte? Oder war da etwas meilenweit an ihm vorbei gegangen? Es sah nicht so aus, als würden die beiden miteinander flirten. Eher schien den beiden irgendetwas endlos peinlich zu sein, durfte man der gesunden Röte auf deren Gesichtern glauben. Zudem vermieden sie den Blick zueinander. Verdammt, was würde er jetzt dafür tun, ein Mäuschen zu sein.

Aber warum wollte er sich beschweren? Ganz sicher hatte Potter mitbekommen, dass er auf McNamar abfuhr. Immerhin hatte er diesen zwar unauffällig aber doch ziemlich eindeutig in den letzten Tagen beobachtet. Nun ja, ganz so unauffällig war es nicht, denn ihm war durchaus aufgefallen, dass Potter etwas mitbekommen hatte. Immer wieder hatte er zwischen Blaise und Finn hin und her gesehen und dabei ein wissenden Lächeln aufgelegt.
 

Er fühlte sich bestätigt, was seine Chancen bei dem blonden Ravenclaw betraf und würde in den nächsten Tagen definitiv offensiver an diese ganze Sache heran gehen. Und wenn er Erfolg haben sollte, musste er sich wohl bei Potter bedanken. Zum Glück gehörte er nicht zu der Gattung Slytherin, denen das unter ihrer Würde war. Potter war nun einmal der strahlende Held und hatte ihn und viele seiner Kameraden vor dem Dienst unter dem dunklen Lord bewahrt. Allein dafür gebührte ihm eine gehörige Portion Dankbarkeit von Blaise. Und wenn er wirklich ehrlich mit sich war, dann war der Goldjunge Gryffindors wirklich interessant geworden. Er hatte sich optisch beeindruckend gemausert. Zwar war er nicht sein Typ, aber neben Draco und ihm definitiv der beste Fang an dieser Schule, sowohl was das Aussehen, als auch den Reichtum anging. Seine Kleidung war nicht mehr so erbärmlich wie noch im sechsten Schuljahr. Inzwischen trug er Sachen, die echt zum niederknien an ihm aussahen. Hübsch war er eh schon immer gewesen, auch wenn das sowieso Geschmackssache war.
 

Zudem hatte sich dessen ganzes Auftreten geändert. Er ließ sich nicht mehr so schnell provozieren, handelte bedachter und strahlte Sex pur aus. Und er begaffte sehr viele Schülerinnen und Schüler begierig. Blaise wäre eben nicht Blaise gewesen, wenn ihm solch ein Detail entgangen wäre. Und das Beste war definitiv: Er brachte Draco regelmäßig zur Weißglut. Bereits seit dem vierten Schuljahr hatte er sich in die Streitereien der beiden nicht mehr eingemischt. Viel lieber war er stummer Zuschauer und lachte sich innerlich kaputt, wenn die beiden sich mal wieder ein Wortgefecht lieferten. Nun machte er Draco auch noch die Frauen streitig, was wollte man mehr. So manches Mal lieferten die zwei Kontrahenten die beste Slapstick- Comedy, die das echte Leben bereit halten konnte. Seitdem Suzanne dazugekommen war und keinen Hehl draus machte, auf beide gleichermaßen abzufahren, war Draco nicht mehr auf Potter ansprechbar. Suzanne hatte ihm sehr schnell deutlich gemacht, dass sie Draco haben wollte, für Sex, nicht mehr. Und wenn sie mit ihm fertig war, würde sie sich den Bezwinger Voldemorts schnappen. Das konnte Draco nicht verkraften. Er bezirzte sie, wo es ging, machte teure Geschenke, spielte ihr den treuen Casanova vor, nur um sie davon zu überzeugen, dass man keinen Harry Potter brauchte, wenn man einen Draco Malfoy haben konnte.
 

Blaise mischte sich selbstverständlich nicht ein. Wenn Draco in seiner äußerst charmanten Art und Weise mal wieder Druck bei ihm ablassen musste, hörte er zu, stimmte an den passenden Stellen den Verwünschungen seines besten Freundes zu und gab Tipps, die sich Draco sowieso nicht zu Herzen nahm. Er mochte seinen besten Freund, aber manchmal konnte er echt zum Choleriker mutieren. Er starrte Potter und McNamara noch eine Weile an, ehe er unsanft in die Seite geboxt wurde.

„Blaise, wann hörst du endlich auf, die beiden anzustarren. Noch etwas länger und den anderen fällt es auf!“, zischte ihm Draco entgegen.

„Ich habe nicht vor, wegzusehen. Die meisten sind hier eh so betrunken, dass sie gar nicht mehr registrieren, wen ich ansehe. Und ich glaube, ich habe durchaus gute Chancen, diesen Finn noch in diesem Monat flachzulegen.“

„Wie kommst du darauf?“

Draco war auf einmal ganz Ohr.

„Potter hat da so eine Andeutung gemacht!“

„Potter? DER Potter? Wieso sollte der wissen, dass du was von Finn willst. Und vor allem: Wieso sollte er dir helfen wollen?“
 

„Ja, DER Potter, oder kennst du noch einen anderen?“, seufzte Blaise genervt.

„Was weiß ich, wie er es raus bekommen hat, auf jeden Fall schien er sich grad mit Finn über mich unterhalten zu haben und hat mir seinen erhobenen Daumen gezeigt, so als wolle er mir sagen, dass ich freie Bahn bei ihm hätte!“

Draco sagte nichts, sondern fixierte seinen Erzfeind und dessen Gesprächspartner genau. Die beiden waren so komisch rot im Gesicht. Und sie saßen sich so seltsam gegenüber. Was ging denn bei denen ab?

Als sich sein Blick mit dem des Gryffindor kreuzte, setzte er seinen arrogantesten Gesichtsausdruck auf, den er in petto hatte und wandte sich ab. Soweit kam es noch, dass er dieser Narbenfresse mehr Aufmerksamkeit schenkte, als nötig war. Wenn sie sich schon nicht mehr regelmäßig stritten, was allein an dem Feigling Potter lag, so mussten sie ja trotzdem nicht so tun, als hätte der andere das Recht zu leben. Er hatte derzeit eh mit Suzanne Peckdenn alle Hände voll zu tun. Dieses kleine Flittchen war wirklich schwieriger zu handhaben als Pansy zu ihren schlimmsten Zeiten.
 

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Der Abend neigte sich langsam dem Ende und Harry beschloss, die Mannschaft zusammenzusammeln und irgendwie ins Schloss zu bugsieren. Alleine die Sippschaft zusammenzutreiben war mehr, als er derzeit vertrug. Er atmete tief durch und zählte bis zehn, ehe er einen nach dem anderen aus dem Lokal schob und sie dann wie eine Schafsherde vor sich her scheuchte. Die meisten hatten Probleme geradeaus zu laufen. Verschlimmert wurde dieser Zustand nur noch dadurch, dass sich diese gefährlich wankenden Schüler gegenseitig festhielten. Sicherheitshalber umfasste er seinen Zauberstab, um im Notfall schnell einen Spruch benutzen zu können, der den harten Sturz der Betrunkenen abfederte.

Wie er es nach anderthalb Stunden dann geschafft hatte, alle in ihre Betten zu verfrachten, blieb ein Rätsel, über das er nie nachdenken wollte. Nachdem alle schliefen, trottete er im Halbschlaf endlich in sein Bett. Die Vorhänge wurden wie üblich mit den stärksten Schutzzaubern belegt, die er kannte, ehe er sich mit einem Schlenker des Zauberstabes selbst entkleidete. Er hatte einfach nicht mehr die Kraft, alles per Hand zu machen.
 

Wie er es sich vorgenommen hatte, besuchte er diese Nacht Connor Ferrington. Er hielt sich eher abseits des Geschehens, da dies wahrhaftig der erste Besuch bei einem Mann war. Und wie er erwartet hatte, fantasierte der Hufflepuff nur von Frauen.

Harry beobachtete mit wachsendem Interesse, wie sich der schöne Junge reiten ließ. Der Sex wurde zunehmend härter, die Sprache war durchaus nicht jugendfrei und er musste feststellen, dass dieser ganze Traum hier nicht deutlich anders war als die Träume, die er für sich alleine träumte. Was hatte er auch erwartet? Dass ein anderer Mann nicht genauso dachte wie er? Nachdem seine Nerven schon zum Zerreißen gespannt waren, drang er komplett in den Traum ein. Er übernahm die Figur der Frau und musste feststellen, dass ihm die Position, in der er sich nun befand, überaus gut gefiel. Es war etwas anderes, auf seinem Sexpartner zu sitzen, diesen in sich eindringen zu spüren und wirklich heftig zu reiten. Connors Hände glitten abwechselnd streichelnd und fest zupackend über seinen Körper. Er knetete die Brüste seiner Fantasiepartnerin mit beeindruckender Ausdauer.
 

Vielleicht sollte es ihn erschrecken, dass der Körper, auf dem er sich gerade ekstatisch bewegte, ihn mindestens genauso anmachte, wie der einer Frau. Vielleicht sogar etwas mehr, aber nur ein klitzekleines bisschen. Er betrachtete das vor Lust angespannte Gesicht des Ravenclaws, mit den fest geschlossenen Augen und den rosig schimmernden, halb geöffneten Lippen. Sein Blick glitt weiter nach unten, über die feste unbehaarte Brust, die sich kräftig unter den scharfen Atemzügen hob und wieder senkte.
 

Dann kam der flache Bauch, der sich aufgrund der Anstrengung stark nach innen wölbte. Und zum Schluss betrachtete er den weiblichen Körper, den er angenommen hatte. Er war fest und besaß eine Menge Kurven und Rundungen. Am liebsten hätte er gesehen, wie der Schaft seines Partners in ihn eindrang und wieder heraus kam, aber leider war dies aufgrund der angenommenen Position nicht möglich. Seine Hände begannen zart die Haut des Blonden zu ertasten, während sein Ritt nochmals um eine Spur energischer wurde. Die Haut war weich, wie sein eigene, besaß aber nicht die Struktur des weiblichen Geschlechts. Die Muskeln an Bauch und Armen fühlten sich wunderbar fest und pulsierend an. Der Hals sah verlockend aus, während sich der Kehlkopf schnell auf und ab bewegte. Die Gesichtszüge, die weitaus härter und kantiger waren als bei einer Frau, zogen ihn magisch an. Er beugte sich nach vorne und begann einen verzehrenden Kuss, der genauso hart wie die Muskeln Connors war. Es dauerte nicht lange und er fand seine Erlösung. Laut stöhnend kam er zu seinem Höhepunkt und ließ sich von seinem Partner gleiten, als auch dieser gekommen war. Er blieb nicht länger, hatte er doch bekommen, was er gesucht hatte. Nein, eigentlich hatte er mehr gesehen und gefühlt, als er erwartet hatte.
 

Er hatte den Körper eines Mannes besessen, wenn auch in weiblicher Gestalt und es war fantastisch gewesen. Nun hatte er Blut geleckt. Er wollte mehr wissen, wollte mehr Erfahrungen mit Männern sammeln. Sicher würde er dabei noch eine geraume Zeit den weiblichen Part spielen, ehe er genug Mut aufbrachte und einfach der Mann blieb, der er war. Aber sein Horizont hatte sich in dieser Nacht stark erweitert. Das musste er mit allen Sinnen auskosten.
 

Es war nicht verwunderlich, dass er sich am nächsten Morgen besser als eh und je fühlte. Natürlich spürte er, dass sein Körper noch immer dabei war, den Alkohol abzubauen, aber scheinbar hatte er wirklich im richtigen Moment mit dem Trinken aufgehört. Er streckte sich genüsslich in alle Richtungen, gähnte ausgiebig und erfreute sich einer ausgezeichneten Laune. Nachdem er aus dem Bad wiederkam, betrachtete er amüsiert die Alkoholleichen in den übrigen vier Betten. Er öffnete alle Fenster, da es in dem Schlafsaal tatsächlich erbärmlich stank. Leider würde ein entsprechender Auffrischungszauber erst dann richtig Wirkung zeigen, wenn die anderen geduscht waren.

Er zog sich in aller Ruhe seine Kleidung an und störte die Schlafenden nicht weiter. Es war Sonntag, also entschied er sich für ein enganliegendes weißes Hemd, welches mit einem Rankenmuster verziert war. Dazu trug er eine etwas weitere, dafür aber nicht minder aufregende Jeans und legere Turnschuhe. Es waren wirklich bequeme Klamotten und trotzdem wusste er, dass er darin fantastisch aussah. Schon verwunderlich, wie eitel man werden konnte, wenn man erst einmal feststellte, was man aus seinem Typ alles machen kann.
 

Als er den Gemeinschaftsraum betrat, sah er Hermine in einer entfernten Sesselgruppe sitzen. Sie sah etwas leidend aus, schien aber sonst ziemlich fit zu sein.

„Hey Mine, du siehst irgendwie schlecht aus.“

„Nicht so laut, Harry. Ich habe tierische Kopfschmerzen. Ich hab meinen Katertrank erst vor einer Minute genommen. Lass mich noch kurz in Ruhe bis er wirkt!“

Grinsend nahm er ihr gegenüber Platz, verhielt sich aber ruhig. Nachdem sich ihre verkniffenen Gesichtszüge zunehmend entspannten, sprach er sie erneut an.

„Du bist ziemlich früh auf, dafür, dass du gestern wohl doch ein oder zwei Flaschen zu viel getrunken hast.“

„Das könnte ich bei dir auch sagen. Wie kann man nur so gute Laune haben, wenn man sich gestern so dermaßen betrunken hat?“

„Ich hab im rechten Moment aufgehört, im Gegensatz zu dir.“, stichelte er liebevoll.

Hermine begnügte sich mit einem giftigen Blick, ehe sie wieder sprach.

„Was ist? Gehen wir frühstücken? Wenn wir auf die anders warten, werden wir wohl eher verhungern!“

„Du hast Recht. Ich glaub nicht, dass die Jungs vor heute Nachmittag wieder lebendig sind. Du glaubst gar nicht, wie es in unserem Schlafsaal stinkt!“

„Oh man, ich will es nicht wissen Harry, es ging mir grad wieder gut und das soll auch so bleiben!“
 

Harry erhob sich und bot seiner besten Freundin galant den Arm an, ehe er sie durch das Portrait der Fetten Dame führte.

„Sag mal Hermine, war ich gestern doch betrunkener, als ich glaube oder hast du am Ende des Abends auf Rons Schoß gesessen? Und irgendwie glaube ich mich zu erinnern, dass ihr ziemlich eng umschlungen den Weg zum Schloss zurückgelegt habt!“

Er sah sie mit dem unschuldigsten Blick an, den er aufbringen konnte und wartete gespannt auf ihre Reaktion. Mit allem hätte er gerechnet, mit Verleumdung, mit Wut, mit Scham.

Stattdessen sah sie ihn ohne zu erröten an.

„Nein, du warst nicht betrunkener, als du geglaubt hast. Ja, ich habe auf Rons Schoß gesessen und ihn dann zurück zum Schloss geführt. Immerhin war ich zwar betrunken, aber nicht so unzurechnungsfähig wie der Rest der Truppe.“

„Verrätst du mir, weshalb du auf seinem Schoß gesessen hast?“

„Das hat sich eben so ergeben. Nachdem Finn sich zu uns gesetzt hatte, war ein Stuhl zu wenig am Tisch. Und durch das ständige Kommen und Gehen, weil alle ständig auf die Toilette mussten, war irgendwann kein Platz mehr für mich übrig. Ron hat mich auf seinen Schoß gezogen und ich bin da sitzen geblieben. Es war nichts weiter dabei.“

„Aha…“

Harry verkniff sich jeglichen weiteren Kommentar.
 

Denn er glaubte sich zu erinnern, dass seine liebe Hermine nicht einfach nur so auf Rons Schoß gesessen hatte, sondern irgendwann ihre Arme so fest um dessen Hals geschlungen hatte, dass dieser bereits Atemnot bekam. Außerdem hatten sich die beiden am Ende nicht mehr in normaler Lautstärke unterhalten, sondern sich alles nur noch ins Ohr geflüstert und gekichert, wie kleine Schulmädchen. Es hatte ihm gefallen, die beiden so zu sehen und er glaubte, sich gar nicht weiter einmischen zu müssen, wenn alles weiter so gut zwischen seinen besten Freunden lief.

In der Großen Halle angekommen glitt sein Blick über die einzelnen, eher spärlich besetzten Häusertische. Hufflepuff war am stärksten besetzt, es folgten die Ravenclaws und Gryffindors. Am Slytherintisch war kaum ein Schüler anwesend. Entweder schliefen die Schlangen gern aus oder sie feierten noch ärger, als die restlichen Häuser zusammen. Aus dem siebenten Jahrgang waren tatsächlich nur Zabini, Crabbe und Goyle anwesend, wobei die beiden Letzteren ziemlich entrückt schienen, wie immer, wenn es reichlich Futter zu fassen gab.

Zabini schenkte ihm ein freundliches Lächeln und nickte ihm zur Begrüßung zu. Er erwiderte.
 

„Harry, kneif mich mal. Hat Zabini dich grad wirklich gegrüßt?“

„Ja, Herm, hat er. Er ist ganz in Ordnung, wenn er nicht grad mit dem blonden Schnösel rum hängt.“

Harry führte sie zu ihren Plätzen und setzte sich.

„Ich dachte, mich kann nicht mehr viel erstaunen, aber die Slytherins schaffen es doch immer wieder.“

Harry lachte leise vor sich hin, während er sich die erste Fuhre des Frühstücks auf seinen Teller schaufelte. Er hatte heute Morgen einen Bärenhunger, was wohl auf den Alkohol zurückzuführen sein musste.

„Naja, es sind ja nicht alle so nervig wie Malfoy. Sogar Pansy hält sich inzwischen zurück und ist nicht mehr so widerwärtig fies wie früher.“

Nachdem Hermine keine Antwort gegeben hatte sah er hoch und in weit aufgerissene Augen.

„Herm, ist was?“

„Ich glaub, ich bin noch betrunken, ich dachte, du hättest die Parkinson grad beim Vornamen genannt.“

„Hab ich. Ist mir wohl raus gerutscht. Ich weiß nicht. Seitdem sie sich gegen Voldemort gestellt haben und sich uns gegenüber so was wie gesittet benehmen, denke ich über sie öfters mit Vornamen!“
 

„Ach Harry, wann bist du so erwachsen geworden? Ich bin stolz auf dich. Ich glaube, ich muss mir ein Beispiel nehmen.“

Sie lächelte ihn selig an und der Stolz sprach förmlich aus ihren Augen. Den Rest des Frühstücks verbrachten sie schweigend. Hermine vertiefte sich in die Sonntagsausgabe des Tagespropheten, während Harry immer wieder mit seinen Gedanken abdriftete. Er rief sich jedes einzelne Detail der letzten Nacht in Erinnerung und konnte nicht vermeiden, dass er dabei dämlich vor sich hin grinste.

Erst als sich Finn zu ihm gesellte, war er wieder voll und ganz in der Realität.

Der Rest des Sonntags verlief ruhig, da die meisten Schüler mit den Nachwirkungen des letzten Abends kämpften. Harry tat etwas für ihn völlig Untypisches: Er las ein Zaubertränkebuch. So langsam aber sicher machte dieses Fach für ihn Sinn. Wahrscheinlich würde er es nie ganz verstehen, aber vielleicht würde er es schaffen, Snapes Unterricht bis zum Ende des Jahres ohne größere Katastrophen zu besuchen.
 

********************
 

Erst der Montag brachte eine große Überraschung mit sich. Während sich die Haustische nach und nach zum Frühstück füllten, glitten die Blicke immer wieder zu einem unbekannten Mann, der vorne am Lehrertisch saß. Und zwar auf genau dem Platz, auf dem am Freitag noch Professor Druel saß. Konnte es sein? War DAS der neue Lehrer für VgddK?

Das dieser neue Professor gut aussah, ließ sich nicht leugnen. Spätestens wenn man die Herzchen in den Augen der meisten Schülerinnen sah, wusste man es.

Dort vorne saß ein großer, braunhaariger Mann mit dem charmantesten Lächeln der gesammelten Professorenschaft. Das Getuschel wurde immer lauter, bis sich Professor Dumbledore dazu genötigt fühlte, sich zu erheben und um Ruhe zu bitten.

„Meine lieben Schüler. Ich habe Ihnen bereits in der letzten Woche angekündigt, dass wir ab heute einen neuen Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste eingestellt haben.“

Er zeigte auf den fremden Mann, der sich interessiert in der Gegend umsah.

„Dies ist Professor Forner, der gestern angekommen ist. Professor Forner, möchten sie sich selbst vorstellen oder soll ich das für sie übernehmen?“, fragte der Schulleiter liebenswürdig.
 

„Ich stelle mich gern selbst vor!“

Professor Forner erhob sich und straffte seine Schultern. Er war wirklich ein Bild von einem Mann. Seine breiten Schultern verrieten die Kraft, die in diesem Mann steckte. Und obwohl er den weiten Schulumhang trug, den alle Lehrer zu tragen pflegten, konnte man eindeutig erkennen, dass er überaus gut trainiert war. Sein gesamter Körperbau war breit und beeindruckend, trotzdem war er schlank. Er maß mindestens 1,90 m und trug seine braunen Haare lang und zu einem Zopf gebunden. Die Schüler in der ersten Reihe erkannten sogar, dass er die wohl braunsten Augen an dieser Schule hatte, umrahmt von dunklen Wimpern. Sein Gesicht war glatt und verriet nicht das Alter. Seine Lippen waren sehr voll und inzwischen lag ihm bereits die Hälfte der Mädchenherzen zu Füßen.
 

„Ich freue mich, Sie alle kennen zu lernen!“, begann er zu sprechen. Den ersten Schülern rieselte eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Der neue Professor hatte eine sehr tiefe und melodische Stimme. Sie verriet aber auch, dass er ziemlich streng war.

„Mein Name ist Professor Marc Forner. Ich bin 42 Jahr alt und lebte seit meinem fünften Lebensjahr in den Vereinigten Staaten. Zuletzt war ich dort als Ausbilder für Auroren des ersten und zweiten Lehrjahres tätig. Ich freue mich bereits sehr, Sie zu unterrichten. Auf gute Zusammenarbeit.“

Nachdem er seine überaus informative Ansprache beendete hatte, setzte er sich wieder und sah Dumbledore abwartend an. Dieser nickte freundlich und sah nun seine Schüler an.

„Nun, ich denke, es ist alles gesagt worden. Professor Forner wird noch heute mit dem Unterricht beginnen. Änderungen im Stundenplan werden selbstverständlich nicht vorgenommen. Und nun wünsche ich Ihnen allen einen guten Appetit.“

Nachdem sich Dumbledore gesetzt hatte, brach ein wahrer Sturm an Getuschel los. Der Schulleiter lächelte nachsichtig, immerhin hatte er sich bereits gedacht, dass der neue Lehrer Aufsehen erregen würde.
 

Das Goldene Trio bekam sich fast nicht mehr ein vor Freude. Scheinbar hatte das Betteln, Flehen und Drohen bei ihrem Schulleiter tatsächlich reiche Früchte getragen. Der Mann, der dort vorne saß, schrie die Erfahrung, die er besaß, förmlich nach außen. Er war kein unerfahrener Jüngling und kein verbitterter Greis. Er war perfekt. Und wenn sein Unterricht nur halb so gut war, wie sein Aussehen, dann hatten sie den Volltreffer gelandet.

„Leute, schaut euch das Gesicht von der Fledermaus an. Snape sieht aus, als hätte er grad eine Fuhre übelriechenden Doxymist vor die Nase gekippt bekommen!“, stellte Ron schadenfroh fest.

Und tatsächlich war Snapes Gesichtsausdruck durchaus als gefährlich zu bezeichnen. Wieder einmal war ihm die Stelle des VgddK- Lehrers nicht angeboten worden. Nein, stattdessen musste dieser irre Schulleiter einen Playboy einstellen. Das war zu viel des Guten. Angewidert sah er seinen neuen Kollegen an, ehe er sich erhob und mit wehenden Roben die Halle verließ.
 

„Man Dray, sieh dir dieses Schnuckelchen von Lehrer an. Ist der nicht heiß?“

„Blaise, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wiederhole ich es gern für dich: Ich stehe nicht auf Männer und finde sie weder heiß noch schnuckelig. Wo hast du nur dieses abartige Wort her?“

„Man Draco, du sollst ihn nicht ficken, du sollst nur zugeben, dass er verdammt gut aussieht. Nicht so geil wie Finn, aber ein paar Jahre jünger und ich müsste meine Wahl noch einmal überdenken.“

„Er sieht halt aus wie ein Typ über 40. Ich sehe verdammt gut aus, du tust es. Er tut es nicht. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen!“

Draco schwieg nun tatsächlich, da er dabei war, sein Brötchen langsam und geziert zu verspeisen. Und man spricht nicht, wenn man Essen im Mund hat, also würde er heute eine Menge essen, um dem nervigen Gespräch mit Blaise aus dem Weg zu gehen.

Suzanne schmachtete den neuen Lehrer ganz offensichtlich an und er fragte sich, was an so einem alten Knacker nur attraktiv sein konnte.
 

Trotz allem musste er zugeben, dass er wirklich gespannt auf die erste Stunde war. Er wollte sehen, was dieser eingebildete Schnösel drauf hatte. Fast jeder Slytherinschüler aus seinem Jahrgang hatte einen harten Drill über sich ergehen lassen müssen, um in die Reihen Voldemorts eintreten zu können. Dieser Unterricht bezog sich natürlich auf die schwarze Magie und sehr speziell auf Angriffszauber jedweder Art. Allerdings verlangte dieses intensive Training auch das Wissen über die weißen Defensivzauber. Um einen weißen Verteidigungszauber durchbrechen zu können, war es wichtig zu wissen, wie dieser aufgerufen wurde und sich anfühlte. Sie hatten es gehasst, die weiße Magie auszuüben, aber sie hatten es trotzdem immer wieder getan. Netter Nebeneffekt war, dass sie weit über dem UTZ- Niveau lagen. Sie kannten freilich nicht alle Zauber, aber die wichtigsten waren ihnen geläufig.

Leider würde er heute nicht mehr in den Genuss kommen, die Unterrichtsmethoden des neuen Lehrers kennen zu lernen, VgddK stand erst morgen früh auf dem Programm. Also entschloss er sich, nicht weiter über diesen Kerl nachzudenken, wenn es doch eh nur Energieverschwendung war.
 

Er schloss sich den wilden Spekulationen, die den Rest des Tages bestimmten, nicht an und konzentrierte sich wieder auf die Flirterei mit Suzanne. Sie ließ ihn immer noch zappeln, aber spätestens dieses Wochenende hatte er sie weich gekocht und in seinem Bett, dessen war er sich sicher.
 

Als dann endlich am Dienstag die heiß ersehnte VgddK- Stunde anstand, musste auch er sich eingestehen, dass er etwas nervös war. Ausnahmslos jeder Schüler war überpünktlich vor dem Klassenzimmer erschienen und wartete gespannt darauf, eintreten zu dürfen. Die ersten Gerüchte über den neuen Lehrer flatterten bereits durch das große Schloss.

Als die Tür geöffnet wurde, stürmten alle Schüler das Klassenzimmer und ausnahmsweise waren einmal sofort die Plätze in der ersten Reihe belegt. Professor Forner stand mit undurchsichtiger Mine am Lehrerpult und wartete, bis sich der größte Trubel gelegt hatte.
 

„Nun meine Herrschaften, wenn Sie sich nun bitte beruhigen würden?“

Marc war gespannt, wie der Unterricht mit der Siebten verlaufen würde. Er war bestens informiert über seinen Starschüler, den Bezwinger Voldemorts. Zudem befanden sich eine Menge ehemaliger Todesser- Kinder unter ihnen, die von ihren Eltern ganz bestimmt mehr beigebracht bekommen haben, als es für Kinder gut ist.

„Um es gleich vorweg zu nehmen, damit wir uns sofort dem Unterricht widmen können:

Ja, ich bin tatsächlich 42 Jahre alt, auch wenn ich nicht so aussehe.

Ja, ich bin ledig und habe keine Freundin.

Nein, es steht hier nicht zur Debatte, ob es daran liegt, dass mit mir etwas nicht stimmen würde.

Nein, ich werde Ihnen nichts über mein privates Leben in den Staaten erzählen.

Ja, ich habe diese Stelle von Ihrem Schulleiter angeboten bekommen, nachdem er von meiner Rückkehr erfuhr.

Ja, ich kenne Albus Dumbledore persönlich.

Ja, ich werde Ihnen Verteidigung auf Auroren- Niveau zu vermitteln versuchen!

Hat sonst noch wer fragen oder können wir dann sofort anfangen?“
 

Amüsierte Gesichter sahen ihn an, einige tuschelten leise miteinander, die meisten begafften ihn jedoch nur wie ein Ausstellungsstück.

Nachdem niemand etwas sagen wollte, begann er nun mit der ersten Stunde.

„Wie Sie alle wissen, habe ich bisher Auroren unterrichtet und werde daher von Ihnen eine Menge Wissen und Können abverlangen. Ich wurde ausführlich über den bisherigen Unterricht, der Ihnen zuteil wurde, informiert und empfinde es als eine Schande. Allerdings wurde mir berichtet, dass zumindest die Schüler des sechsten und siebenten Jahrgangs aus Slytherin und Gryffindor über eine durchaus beeindruckende Basis verfügen, auf der wir aufbauen können.“

Natürlich war dem so. Denn er wusste von der DA und dem Goldjungen, der eine Menge Talent an den Tag gelegt haben musste, um einen solch starken Magier wie den dunklen Lord zu besiegen. Und wenn er seinen Quellen Glauben schenken durfte, dann besaßen die Slytherins ein enormes Wissen über schwarzmagische Angriffszauber. Ihnen war die Materie also auch mehr als vertraut.

Das Getuschel hatte sich inzwischen gelegt und alle Augenpaare sahen ihn abwartend an.
 

„Ich hoffe man hat Ihnen bisher beigebracht, dass die Verteidigung gegen die dunklen Künste auf verschiedenen Teilbereichen der Zauberei basieren kann. Um einen Fluch, sei er schwarz- oder weißmagisch, abwehren zu können, bedarf es der verschiedensten Techniken.

Wir unterscheiden dabei Schutzzauber, Abwehrzauber, Täuschungszauber und Angriffszauber.

Und ehe Sie so dumm fragen, wie der Rest Ihrer jüngeren Kollegen: Ja, auch Angriffszauber können der Verteidigung dienen.“

Hermines Hand schoss in die Höhe.

„Ja, Miss….?“

„Granger, Sir. Hermine Granger. Sie sagen, Sie wollen uns auf Auroren- Niveau ausbilden. Und Sie zählen die verschiedensten Verteidigungsmethoden auf. Schließt das auch ein, dass wir Angriffszauber üben werden?“

Das war die Frage. Alles war gespannt und blickte zwischen Hermine und dem Professor hin und her.
 

„Nun Miss Granger, leider ist das Ministerium in Ihrem Land etwas starrköpfig, was die korrekte Ausbildung seiner Schüler angeht. Ich habe mich bereits um alle Formalitäten gekümmert. Wie es aussieht, wird jedoch nur eine begrenzte Menge an weißmagischen Angriffszaubern als so gefahrlos eingestuft, dass ich sie unterrichten darf.

Diese Zauber werden wir jedoch üben, auch wenn ich nicht glaube, dass wir uns damit länger als einen Tag aufhalten werden.“

„Wie sieht es mit den schwarzmagischen Zaubern aus?“

„Sie sind ziemlich neugierig, nicht wahr Miss Granger? Nun, ich besitze als Auroren- Ausbilder die Lizenz zur Ausübung schwarzer Magie zu Trainingszwecken. Dies bedeutet, dass ich unter strengster Kontrolle des Ministeriums auch einige schwarzmagische Zauber ausüben darf. Natürlich nur, damit Sie dessen Abwehr besser erlernen. Zudem ist mir dies nur unter der Auflage höchst möglicher Sicherheit bewilligt worden.

Das bedeutet zwar eine Menge Stress für mich, aber ich denke, Sie werden in diesem Jahr mehr lernen, als meine inkompetenten Kollegen vor mir Ihnen jemals beigebracht haben.“

„Nicht alle Ihre Vorgänger waren inkompetent!“, mischte sich Harry ein.
 

„Ah, Sie spielen auf Professor Lupin an, nicht wahr Mr. Potter? Nun, ich muss zugeben, dass ich von Professor Dumbledore bereits über seinen Erfolg aufgeklärt wurde. Ich denke, ich kann ihn also als durchaus kompetent bezeichnen. Bei den anderen bleibt meine Meinung aber bestehen.“

Harry nickte zustimmend.

„Und um noch einmal zu Ihnen zurück zu kommen, Miss Granger. Ich werde also durchaus einige schwarzmagische Zauber an Ihnen testen. Es wird leider nicht viel Zeit dafür bleiben, da nur ich eine Lizenz zur Ausübung ebenjener ausgestellt bekommen habe, aber ich denke, es wird reichen, um Sie mit genügend Wissen aus dieser Schule zu entlassen.“

Ein rothaariger Junge murmelte etwas und lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich.

„Habe ich etwas Falsches gesagt, Mister…“

Er sah Ron direkt in die Augen, der daraufhin dezent errötete.

„Ronald Weasley, Sir. Ich meinte nur, dass Sie nicht der Einzige sind, der diese Lizenz besitzt!“

Marc hob eine Augenbraue in die Höhe.

„Nein, Harry Potter besitzt sie ebenfalls. Im Kampf gegen Voldemort war es nötig, ihm alle Mittel zur Verfügung zu stellen, die irgend möglich waren. Nach dem Kampf hat man ihm die Lizenz nicht wieder entzogen. Wahrscheinlich gehen eh alle davon aus, dass er irgendwann Auror wird.
 

Von den Schlangen hörte man missmutiges Zischen. Harry spürte die hämischen und bitterbösen Blicke in seinem Rücken. Ron musste aber auch einfach alles ausplaudern, was nicht zwingend in die Öffentlichkeit gehörte.

„Das mag sein. Aber eine Lizenz zu besitzen ist etwas anderes, als schwarzmagische Zauber zu beherrschen, nicht wahr?“

Das folgende Schweigen und das wissende Lächeln auf den Gesichtern von Ron und Hermine verrieten ihm, dass Potter also wirklich nicht nur die Lizenz besaß, sondern im Endkampf wohl mehr als genug davon Gebrauch gemacht hatte. Das konnte ein wirklich spannender Unterricht werden. Und ihm war nicht entgangen, was für eine überaus angespannte Stimmung zwischen den beiden Häusern, die sich diesen Unterricht teilten, herrschte. Während er in seinem Unterricht fortfuhr und die Vor- und Nachteile der Schutz- Abwehr-, Täuschungs- und Angriffszauber erklärte, lagen seine Blicke vor allem auf Harry Potter und einem hellblonden Jungen aus dem Haus der Schlangen. Wenn ihn nicht alles täuschte, knisterte zwischen diesen beiden Schülern die Luft besonders. Wollte er doch mal sehen, was die so alles auf dem Kasten hatten.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Andreana
2020-07-05T12:58:19+00:00 05.07.2020 14:58
Sag Mal schreibst du die die Geschichte noch weiter? Würde mich echt freuen
Von:  Aura-Luna
2019-09-15T11:03:06+00:00 15.09.2019 13:03
Nooooin! ><
Es kann noch nicht vorbei sein!!
Bitte komm zurück zu uns und vollende dieses Werk!
Von:  Kagomee16
2012-01-18T12:24:17+00:00 18.01.2012 13:24
boa ich finde deine ff einfach geil!!^^
bitte bitte schreib weiter^^
deine fantasie ist echt beflügelnd^^

lg kagomee16
Von:  Flammentaenzerin
2011-10-23T19:02:35+00:00 23.10.2011 21:02
Ich liebe deine FF! >D
Die Story und dein Schreibstil sind echt gut!
Ich hoffe es geht schnell weiter ;)
Von:  -Rinchan
2011-10-21T00:56:16+00:00 21.10.2011 02:56
Wow, es kommt nicht oft vor das ffs nach 3 jahren weiter gehn.
Ich hoffe das nächste Kapitel dauert nicht auhc wieder so lange ist nähmlich ne richtig gute geschichte
Von:  esra-jeanne
2009-06-20T13:30:39+00:00 20.06.2009 15:30
die FF ist echt super
und die idee ist auch nicht so abgekaut wie viele der anderen
wann schreibst du denn weiter?
es ist gerade echt super spannend mit der vgddk unterrict und harry und dray^^


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