Move me von Turbofreak (Teil VII der "Späte Erkenntnis"-Reihe) ================================================================================ Kapitel 5: bittere Pille ------------------------ so, und noch mal schnell zum Ausklang des Wochenendes ein Kapitel on stelle *g*. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen, es sei nur schnell verraten... alles hat mal ein Ende... und diesem nähern wir uns hier langsam ^^ Die Aufbruchstimmung der Ausschussmitglieder übertrug sich allerdings nicht auf die anderen Anwesenden. Zwar waren alle aufgestanden, doch den Raum hatte noch keiner von ihnen verlassen. Verblüfft, verwundert und zumindest einer auch bitter enttäuscht, starrten die drei Männer aneinander vorbei. Charles seufzte schwer und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, ehe er sich dem Fenster zuwandte. Er hatte mit einer Entlassung gerechnet, deswegen hatte er die letzten Tage doch wie ein Verrückter versucht, seinen Schreibtisch leer zu bekommen. Aber er hatte niemals erwartet, dass sie ihn in Ehren ausscheiden lassen würden. Seine Pensionierung war nur eine kleine Buße im Vergleich zu dem, was er sich geleistet hatte. Aprils Vater fühlte sich deswegen kein Stück besser. Nach so vielen Jahren hatte er endlich sein Unrecht eingesehen, hatte endlich erkannt, was er angerichtet hatte. Es war niederschmetternd. Er würde niemals gut machen können, was er Fireball, aber auch seiner Tochter und schlussendlich auch Saber angetan hatte. Commander Eagle ging auf das große Fenster zu und richtete den Blick auf den Hof. Lange Jahre hatte er hier im Oberkommando gearbeitet. Ob er diesen Innenhof vermissen würde? Charles schloss die Augen. Er und Fireballs Vater hatten lange auf diesem Stützpunkt zusammen gearbeitet, waren durch ihren Beruf gute Freunde geworden. Seine Tochter war mehr hier aufgewachsen, als sonst wo. Und auch er hatte die meiste Zeit seines Lebens hier verbracht. Schwer atmend redete sich der Befehlshaber des ehemaligen Team Ramrod ein, dass es Zeit war, zu gehen. Er würde das Oberkommando in guter Erinnerung behalten. Saber hatte sich am wenigsten von den dreien bewegt. Der Commander stand am Fenster, Fireball tigerte wieder mal im Raum auf und ab und er stand mit verschränkten Armen neben dem Tisch. Saber hatte sich mit dem Becken gegen die Tischkante gelehnt. Er war sich sicher, schlimmer als jetzt konnte es gar nicht mehr werden. Der Schotte war suspendiert worden. Zwar nur für einen Monat, aber danach war fraglich, wie es mit ihm im Oberkommando weiterging. Saber kannte die Dienstvorschriften, er hatte sie selbst zigmal gepredigt, in Fällen wie diesem hatte er auch mit einer Degradierung zu rechnen. Er würde nicht der kommandierende Offizier des Friedenswächters bleiben. Aber wollte er das überhaupt? Saber führte sich Fireballs Worte genau vor Augen. Er würde alleine dort zurückbleiben. Colt und April hatten beide keine Scherze gemacht, dessen war sich Saber sehr wohl bewusst. Und der Heißsporn, der ihn mit der offenkundigen Unruhe gerade nervös machte, würde auch nicht mehr ins Oberkommando kommen. Das würden drei ganz nette Herren nicht zulassen. Nicht Commander Eagle oder sie selbst hatten das Team gesprengt, es war ein Ausschuss der Dienstaufsichtsbehörde gewesen. Alles andere hatten sie überstanden, aber gegen diese höhere Macht waren sie chancenlos gewesen. Saber schüttelte resignierend den Kopf und fuhr sich mit der rechten Hand über die Augen. Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln. Sie hatten eine unglaubliche Zeit zusammen, diese war nun endgültig vorbei. Diese bitteren Gedanken brannten in der Seele. Durch die offene Tür drückten sich Colt und April wieder in den Saal. April schloss vorsorglich die Tür, nachdem sie eingetreten war. Beide, sie und der Kuhhirte, hatten die Mitglieder der Untersuchungskommission mit düsteren Blicken bedacht, als diese an ihnen vorbei marschiert waren. April fiel gleich danach in Fireballs Arme. Sie dachte nicht an Etikette oder sonstiges. Sie wollte Fireballs Nähe spüren, fühlen, dass er sie festhielt. Mehr wollte sie im Augenblick nicht. April war aufgewühlt und sauer auf den Ausschuss. Zögernd legte Fireball seine Arme um April. Er strich ihr über die Wange, hob ihren Kopf an und wisperte: „Es wird alles gut, Süße.“ In wie weit er sich diese Worte selbst glaubte, konnte April nicht sagen. Alles, was sie wahr nahm, war seine ruhige Stimme, seine schüchternen Berührungen und die Tatsache, dass alle im Raum leise waren. April schüttelte energisch den Kopf. Sie glaubte nicht an Fireballs Worte. Dafür waren die Mundwinkel von ihm, Saber und ihrem Vater zu weit nach unten gezogen. Die Blondine drückte sich enger an Fireball und fragte überraschend ihren Vater nach Auskunft: „Was ist passiert, Daddy?“ Charles hatte beobachtet, wie April ihren Freund beinahe umgerannt hätte. Sie brauchte ihn. Der Commander schluckte bekümmert. April brauchte Fireball. Und er hatte jahrelang nichts anderes zu tun gehabt, als ihn von ihr fern zu halten. Dabei tat ihr Hiromis Sohn gut. Er war alles, was sein kleines Mädchen brauchte. Zum ersten Mal erkannte Charles, welches Unglück er angerichtet hatte. Er sah, wie spärlich und verhalten die Berührungen waren, wie unangenehm es vor allem Fireball in der Öffentlichkeit war, Zärtlichkeiten auszutauschen. Er wandte sich wieder ab, denn Charles ertrug es nicht, daran schuld zu sein. Es tat ihm weh, das alles angerichtet zu haben. Wieder blickte der Commander zum Fenster hinaus. Leise gab er seiner Tochter schließlich Auskunft: „Ich darf in den Ruhestand gehen.“ „Du darfst?“, April runzelte verwundert die Stirn, als sie sich von Fireball wieder abstieß. Sie strich Fireball dabei kurz über den Arm. Die Blondine verstand gar nichts mehr. Was war bloß nach Sabers Suspendierung vorgefallen? Die drei waren so weit wie möglich voneinander entfernt gestanden, als sie mit Colt wieder eingetreten war. Und nun die Worte ihres Vaters. Die Stimmung in diesem Raum war unerträglich bedrückend. Und es wurde nicht besser. Aprils Vater erklärte ihr in einem ruhigen Tonfall, was der Ausschuss entschieden hatte, währenddessen rotteten sich die drei Jungs auf einem Fleckchen zusammen. Colt war mit einem Ohr bei Commander Eagles Erklärung, mit dem anderen bei seinen Freunden. Aber das hätte er sich sparen können. Fireball und Saber schwiegen sich aus. Das behagte Colt gleich gar nicht. Seit der dämlichen Wortmeldung des Ausschusses hatte Colt das Bild vor Augen, dass sie zerbröckelten, dass ihre Freundschaft zerbröckelte. Und das jagte Colt einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Als er auch noch vernahm, dass Commander Eagle aus dem Oberkommando ausschied, hielt er es beinahe nicht mehr aus. Colt warf die Hände in die Höhe und vermeldete verunsichert: „Was wird nun“, ihm stockte der Atem einen Augenblick. Der Cowboy schluckte, ehe er weiter sprechen konnte: „aus uns?“ Er hatte seine Freunde dabei aufmerksam angesehen. Ihre Gesichter sprachen dabei Bände. Alle waren im Augenblick ratlos und aufgewühlt. Das war angesichts der Urteile auch kein Wunder. April drehte sich Colt zu und blinzelte ihn verwundert an: „Was meinst du?“ Der Rennfahrer hingegen verschränkte die Arme vor der Brust und begann, vor sich hin zu funkeln. Seit er nicht mehr umherlief, manifestierte sich sein Frust über die ganze Sache in seinem Blick. Er grummelte dem Kuhhirten entgegen: „Du meinst eure Kündigungen? Das hat sie nicht beeindruckt. Eigentlich war’s ihnen total egal.“ Der Viehtreiber zog mürrisch die Augenbrauen zusammen. Auch sein Blick verfinsterte sich. Er kam sich vor, als hätte man ihn nicht ernst genommen. Und das vertrug der Cowboy schon zwei Mal nicht. Er machte keine Scherze, schon gar nicht über solche Dinge. Deswegen hob er nun die Faust und polterte: „Ich hab meine verdammt ernst gemeint und die kriegen sie auch noch schriftlich! Darauf können die Gift nehmen.“, nun brach die Frustration in Colt hervor: „Ich werde nicht für etwas weiterkämpfen, für das es sich nicht lohnt. Es ist Selbstmord, da ohne euch raus zu gehen. Das ist es nicht wert, absolut nicht.“ Colt hatte nicht so unrecht mit seiner Aussage. Stumm bestätigten ihm Commander und April, dass sie auf seiner Seite standen. Fireball brummte lediglich. Aber von Saber kam eine Reaktion. Der Schotte stieß sich vom Tisch ab und trat Colt entgegen. Er sah ihm geradewegs in die Augen: „Das Neue Grenzland ist es wert, dafür zu kämpfen.“ In diesem Punkt war er an Colt allerdings an einen sturen Bock geraten. Der Kuhhirte hatte es satt, für die gute Sache zu kämpfen. Für sie kämpfte schließlich auch niemand. Es war den Ärger, die Sorge und die Angst einfach nicht mehr wert. Für den Scharfschützen stand deshalb felsenfest: „Nein! Meine Familie und meine Freunde sind es wert. Das hier ist es nicht mehr wert, Saber. Wir haben jahrelang für ein freies Grenzland gekämpft, und das ist der Dank dafür? Sie zerfetzen unser Team, suspendieren dich und behandeln uns wie Verräter, eben weil wir für das Neue Grenzland gekämpft haben, ohne an uns zu denken. Nein, bei aller Liebe der Freiheit und der Gerechtigkeit gegenüber, aber das ist es nicht mehr wert!“ Der Schotte senkte den Kopf. Er war suspendiert worden, nicht Colt. Und dennoch stand einer seiner besten Freunde vor ihm und warf seinen Glauben an das Gute einfach über Board. Saber versuchte, Colt auszureden, einen solchen Job zu kündigen: „Es gibt einen Unterschied zwischen einigen Leuten im Oberkommando, die sich an Befehle und Vorschriften halten, und Menschen außerhalb, allen voran Familie und Freunde, die ohne uns in Gefahr wären und die es sehr wohl wert sind, dass man für sie kämpft. Verstehst du, was ich meine? Kein noch so unnachgiebiger Ausschuss kann mich davon abhalten, meinem Sohn oder sonst einem Kind Sicherheit und Frieden zu geben. Colt, nicht hier im Oberkommando, sondern im Neuen Grenzland, findest du ein neues Team Ramrod. In unseren Kleinen und in Kindern, die wir nicht kennen.“ Die Argumente waren gut. Aber nicht gut genüg für Colt. Eben weil er an seine Kleinen dachte und an die Unart, wie das Oberkommando seine besten Mitarbeiter verheizte, ließ er Sabers Ausführungen zu diesem Thema nicht mehr gelten. Colt war zu enttäuscht, um für diese Organisation noch einmal etwas zu tun. Er konnte dem Neuen Grenzland auch anderwärtig einen guten Dienst erweisen, dafür brauchte es das Oberkommando nicht. Colt dachte an all die Kinder im Neuen Grenzland, die wegen des Krieges ihre Väter verloren hatten. Kinder, wie Fireball eines gewesen war. Nein, nichts und niemand brachte ihn dazu, seine Familie noch einmal zu verlassen. Schon gar nicht, wenn er mit fremden Leuten auf Ramrod arbeiten sollte. Das musste sogar Saber einsehen, er war immerhin selbst Vater. Deswegen blaffte Colt seinen Freund ungehalten an: „Willst du, dass es deinem Junior eines Tages so geht, wie Fireball? Willst du wirklich, dass Matthew ohne Vater aufwachsen muss? Nein, also ehrlich, ich will meine Kinder aufwachsen sehen. Sehen wie sie sich zu großartigen Menschen entwickeln und Großartiges vollbringen. Ich lass mich vom Oberkommando nicht mehr verheizen, nie wieder.“ Der Schotte schlug die Augen nieder. Colts Worte rieben zusätzlich Salz in die offenen Wunden. Saber musste sich an den letzten Strohhalm klammern, den er noch hatte. Und der hieß, weiterhin für ein freies Grenzland einzutreten. Er blickte Colt mit unendlich traurigen Augen an, als er ihm entgegnete: „Tut mir leid, dass du das so siehst, Colt. Denn ich werde weiter mit Ramrod fliegen. Ich hatte gehofft, du überlegst es dir und bist mit dabei. Es geht dabei nämlich nicht um den Dank, den mir vielleicht das Oberkommando schuldet. Es geht die Dankbarkeit, die unsere Kinder uns entgegen bringen und sehr viele Menschen mehr, als ein Ausschuss von drei Leuten. Es geht hier um eine sichere Zukunft, Kumpel.“ Colt widerlegte auch diese Argumente von Saber. Es gab nur ein einziges Team Ramrod. Deswegen waren sie doch an diesem Tag hier gestanden und hatten diese Probleme mit dem Ausschuss gehabt. Es gab kein zweites Team wie dieses. Niemand konnte einen fehlenden Kameraden an Board ersetzen. Weshalb verstand das Saber nicht? Colts Stimme bebte förmlich: „Es ist töricht, Saber, ohne Matchbox abheben zu wollen! Ich scheiß auf die Dankbarkeit des Oberkommandos und ich verzichte auf die Dankbarkeit anderer Leute, die, wenn die Outrider erst einmal weg sind, einen Bürgerkrieg anzetteln werden. Ich will, dass meine Kinder eines Tages von der Schule oder der Uni nachhause kommen und mir sagen, dass ich ein guter Vater war. Nichts anderes will ich. Ich habe eine liebende Frau zuhause, die jedes Mal beinahe stirbt, wenn ich fortfliege. Verstehst du? Ich will mit Robin gemeinsam alt werden. Alt und grau und wenn geht, bitte nicht alt und verkrüppelt. Ich will meine Kinder aufwachsen sehen und das Leben mit meiner Frau genießen.“ Colt war sauer, ganz eindeutig. Aber er ließ seine Wut an dem falschen aus. Saber schluckte alles hinunter, die Traurigkeit, die Tränen, die sich bei Colts Worten in seinen Augen gesammelt hatten und das Gefühl, seine Freunde in diesem Augenblick auch noch zu verlieren. Saber drehte sich weg. Er musste gehen, ehe er alles verlor. Er brachte gebrochen hervor: „Wenn du meinst.“ Entschieden nickte Colt: „Ja, ich meine! Was ist mit dir, Prinzessin?“, der Vater einer kleinen Tochter war felsenfest überzeugt. Er würde seine Meinung nicht mehr ändern. Und eben, weil er so überzeugt war, übersah er, was er Saber gerade getan hatte. Colt war laut gewesen, wütend und ungehobelt. All das war er zu Saber gewesen und nicht zu einem Mitglied des Ausschusses oder einem anderen Oberkommandomitarbeiters. April nickte, sah jedoch gleichzeitig mit großem Unbehagen, wie Saber das Zimmer verließ. Sie stand immer noch neben ihrem Vater, zu weit weg, um irgendwie eingreifen zu können. „Ich kann dich verstehen, Colt, ehrlich...“, hin und her gerissen machte Fireball verzagt einen Schritt vor, nur um gleich darauf wieder einen Schritt Richtung Tür zu gehen. Sabers Reaktion hatte dem jungen Japaner Angst gemacht. Da war was absolut nicht in Ordnung. Deshalb entschied sich Fireball, seinem Boss hinterher zu gehen, bevor dieser zu viel Vorsprung heraus holen konnte. Er deutete entschuldigend auf die Tür: „Aber...“ Colt zog die Stirn in Falten, das war ja nicht zu fassen. Jetzt verließ auch noch der kleine Japaner das sinkende Schiff fluchtartig. Genervt nörgelte Colt: „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Colt war sich nicht bewusst, was er gerade angerichtet hatte. Denn wäre er sich dessen bewusst gewesen, hätte er es ja nicht getan. Sein Blick wanderte von der offenen Tür zu April hinüber, die noch da stand. Konnte sie ihm mal erklären, was das alles nun zu bedeuten hatte? Die Blondine kannte Colts Blicke. Und gerade diesen kannte sie nur zu gut. Er hatte wieder mal rein gar nichts mitbekommen. Die Blondine rollte genervt die Augen und stemmte die Arme in die Hüften: „Liebende Frau zuhause? Guter Vater sein? Klingelt’s langsam, Kuhtreiber?“ Währenddessen war Fireball auf den Flur hinausgetreten und hatte gerade noch gesehen, dass Saber den Weg nach unten eingeschlagen hatte. Schnellen Schrittes ging auch Fireball zur Treppe und lehnte sich dort nach vor. Das war nicht gut, was gerade mit Saber passierte. Fireball entschied sich, den Schotten nicht einfach alleine gehen zu lassen. Colt hatte zu viel Schaden angerichtet, wie er befürchtete. Er rief Saber hinterher: „Hey, Säbelschwinger, warte mal!“ „Oh, Scheiße!“, Colts Erkenntnis stand ihm ins Gesicht geschrieben. Mit großen Augen und peinlich berührt nahm nun auch der Kuhtreiber die Beine in die Hand und sprang seinen beiden Freunden hinterher. Dass sein Ausruf das halbe Oberkommando erschrecken konnte, war ihm egal. Er rief so laut er nur konnte: „Boss!“ April war die einzige, die noch bei ihrem Vater im Raum stand. Als ob sich eine Epidemie ausgebreitet hätte, hatten ihre drei Jungs das Weite gesucht. Sie sah ihren Vater fragend an. Er war sehr still gewesen. Während der Verhandlung und auch jetzt. Er schien selbst nicht auf der Höhe zu sein, weshalb April nun nicht wusste, was sie tun sollte. Sollte sie bei ihrem Dad bleiben und ihm zur Seite stehen, oder sollte sie ebenfalls hinter Saber herhetzen und versuchen, den wieder aufzubauen? Das blonde Mädchen war hin und her gerissen. Ihr Vater hatte niemanden mehr. Bei Saber waren wenigstens im Moment Fireball und der ungehobelte Kuhhirte. Commander Eagle schien das bemerkt zu haben. Er drückte April kurz, bevor er sie in Richtung Tür davon schob. Sein kleines Mädchen sollte bei ihren Freunden sein: „Schon in Ordnung, April. Geh...“ April sah ihren Vater verblüfft an. Er hatte erkannt, wohin sie gerade mehr tendierte, damit hatte sie nicht gerechnet. Zögerlich aber doch setzte sie sich in Bewegung. Sie lächelte ihrem Vater warmherzig zu, als sie in den Flur trat. Sie versprach: „Wir sehen uns, Daddy!“ April versuchte im ganzen Stock ihre Freunde auszumachen, doch die waren schon längst weiß Gott wo. April atmete tief durch und startete einen Sprint, um zumindest Colt noch einzuholen. Sie hatte wohl zu viel Zeit vertrödelt. Hastig rief sie nach ihren Freunden: „Wartet auf mich!“ Fireball hatte einige Zeit gebraucht, um Saber endlich einzuholen. Der gute Säbelschwinger war selbst beim Gehen schneller als Fireball im Rennen. Der Japaner legte Saber einen Arm auf die Schulter und zwang ihn somit zum Stehen bleiben. Er stützte die zweite Hand auf den Oberschenkel und schnaubte außer Atem, dafür aber mit einem zweideutigen Lächeln: „Hey, kannst du auf den Krüppel mal warten?“ Saber blieb zwar stehen, aber dass er zu einem Gespräch aufgelegt war, hieß das noch lange nicht. Matt bat er Fireball: „Kann ich ein paar Minuten für mich haben?“ Der Schotte wollte gerade nicht reden. Er fühlte sich schlecht, seine Welt lag in Trümmern und er stand Mutterselen alleine mittendrin. Kein Job, keine Frau und das Schlimmste, keinen Sohn mehr. Saber fühlte sich, als müsste er sterben. Bei dem Gedanken daran, dass Synthia ihm Matthew für immer weg nehmen würde, setzte sich ihm ein dicker Kloß in den Hals. Es war Saber alles zu viel geworden. Colts Worte hatten ihr übriges dazu beigetragen. „Du solltest grade nicht alleine sein, wenn du mich fragst.“, Fireball erhob sich aus seiner Position wieder. Besorgt hingen seine Augen an Saber. Der Schotte sah geschunden aus. Nicht körperlich, das war klar, aber seine Seele war zerrüttet. All das konnte Fireball nur aufgrund von Sabers Gesichtsausdruck sagen. Die Sorgen des Rennfahrers nahmen wieder überhand. Kurz sah Fireball sich um, auf dem Gang im Erdgeschoss war es verwunderlich ruhig. Nur hie und da kam ein Mitarbeiter des Oberkommandos hier vorbei. So bald würde hier niemand etwas hören, das nicht für seine Ohren bestimmt gewesen war, deshalb fuhr Fireball mit einem ängstlichen Tonfall fort: „Was ist los, Saber?“ Der Schotte wankte einen Schritt zurück. Überrascht, weil dieser Umschwung von Fireball nicht nachvollziehbar war, runzelte Saber die Stirn. Fireball konnte in Windeseile von einem Gemütszustand zum anderen schwanken, als ob er einfach einen Schalter umlegte. Das faszinierte Saber, gleichzeitig jedoch bescherte es ihm ein unbehagliches Gefühl. Diesen Schalter gab es wahrscheinlich schon ewig. Deswegen hatte man Fireball niemals angesehen, dass er sich mit Commander Eagle gestritten hatte. Saber schluckte, wenn er daran dachte. Auch das war keine Ausrede, weshalb er nie etwas bemerkt hatte. Saber schüttelte schließlich ausweichend den Kopf: „Nichts.“ Sabers Augen waren in diesem Augenblick noch trauriger geworden. Alle Alarmsirenen schrillten in Fireballs Kopf. Das war definitiv kein gutes Zeichen. Der Hitzkopf zog Saber etwas zum Ausgang hin, weg von den Bürotüren. Er versuchte, Saber zu helfen. Allerdings war das nicht gerade einfach, wenn man nicht wusste, was den Schotten eigentlich bedrückte. Deshalb deutete Fireball auf Sabers Gesicht und zerschlug dessen Hoffnungen, ihn in Ruhe zu lassen, vorläufig: „Würdest du mir das abkaufen, wenn ich dir sagen würde, es ist nichts und so aus der Wäsche schau, wie du?“ Sabers Reaktion bestätigte Fireball in seiner Vermutung. Etwas bedrückte seinen Kumpel und da der Gemütszustand seit der Verhandlung stetig in diese Richtung gegangen war, nahm Fireball an, dass Saber immense Probleme mit der vorläufigen Suspendierung hatte. Er klopfte seinem Freund auf die Schulter und schenkte ihm einen verständnisvollen Blick: „Eine Suspendierung ist kein Weltuntergang, Boss.“ Saber lehnte sich abgekämpft gegen die Wand. An Fireball kam er gerade nicht vorbei, das war ihm klar. Der Hitzkopf war ein äußerst aufmerksamer Freund, das war Saber nie so sehr aufgefallen, wie nun, da er einen brauchte. April hatte da ein Goldstück an Land gezogen. Ehrlich gestand Saber deswegen: „Die allein nicht.“ Fireball blieb vor Saber stehen und beobachtete die resignierende Haltung von Saber. Das passte absolut nicht zum Highlander, wie Fireball fand. Er dachte an Colts Ausbruch, der war der Auslöser für Sabers gedrückte Stimmung gewesen: „Nimm dir Colts dumme Worte nicht so zu Herzen. Der Vollkoffer ist doch der erste, der wieder auf der Matte steht, wenn’s darum geht, das Neue Grenzland zu retten.“ Der Schotte konnte nur hilflos mit den Schultern zucken. Er hoffte, dass Fireball in der Hinsicht zumindest Recht behielt. Deshalb murmelte er niedergeschlagen: „Das hoff ich doch.“ Es wurde von Minute zu Minute schlimmer, wie Fireball verzagt feststellte. Egal, was er sagte, es schien den Schotten nur noch mehr nach unten zu ziehen. Fireball zog die Augenbrauen zusammen, seine Augen verengten sich ein wenig und funkelten dadurch noch mehr als sonst. Er dachte nach, fand aber keine passenden Worte. Wie sollte er Saber denn nur erklären, dass sie alle zu ihm hielten, wenn der Viehtreiber gerade das Gegenteil hinaus posaunt hatte? Unbeholfen wälzte Fireball kurzerhand die Schuld auf Colt: „Du kennst ihn doch... Redet immer, bevor er denkt.“ „Ja. Und wie es sich für einen Scharfschützen gehört, landet er dabei auch saubere Treffer.“, Saber kam nicht umhin, das noch einmal durchklingen zu lassen. Colt hatte nicht nachgedacht, das war er von seinem Scharfschützen auch nicht anders gewöhnt. Was Saber allerdings daran deprimierte, war die Art und Weise, wie es Colt gesagt hatte. Er war laut gewesen, ungehobelt und stur. Aber vor allem hatte er die Wahrheit gesagt. Saber biss sich auf die Unterlippe, bevor diese zu zittern beginnen konnte. Er sollte bei seiner Familie zuhause sein und sich nicht für etwas opfern, das im Neuen Grenzland keinen Wert mehr hatte. Aber bei welcher Familie sollte Saber sein? Er war gerade im Begriff alles zu verlieren, wahrscheinlich hatte er bereits alles verloren. Saber senkte den Kopf und schloss die Augen. Fireball sollte nicht sehen, dass dem ansonsten kühlen Schotten die Tränen in den Augen standen. Fireball sah einem Mitarbeiter argwöhnisch nach, als dieser gerade an ihnen vorbeigegangen war und sie gemustert hatte. Die gingen hier ihrem eintönigen Leben nach und wussten es absolut nicht zu schätzen, was Saber und seine Freunde für die ruhige Kugel, die die meisten hier schieben konnten, geleistet hatten. Das schürte den Unmut in Fireball. Allerdings hatte das noch Zeit. Zuerst war ihm nämlich nur eines wichtig. Saber wieder auf die Beine zu helfen. Sabers Anblick bescherte Fireball unheimliche Angst. Diesen Anblick kannte er. Sein Spiegelbild hatte selbst lange genug so ausgesehen, wie Saber es im Moment tat. Und deshalb setzte Fireball nun alles daran, dem Schotten zu helfen. Er legte ihm den Arm um die Schultern und lächelte ihm aufmunternd zu: „Er hat's nicht so gemeint. Du bist ein guter Vater, Schwertschwinger.“ Hoffnungslos schüttelte der Schotte darauf hin den Kopf. Der Brief, den er heute Morgen bekommen hatte, erzählte da eine ganz andere Geschichte. Wieso nur um alles in der Welt griff sie zu einem solchen Mittel? Saber wusste, worauf diese Hiobsbotschaft hinauslaufen würde. Synthia hatte es getan, ohne vorher noch einmal mit ihm zu sprechen, ohne zu versuchen, sich mit ihm aus zu söhnen. In diesem Kampf würde Saber untergehen, ohne jemals das Licht gesehen zu haben, das war ihm vollkommen klar. Er sah Fireball kurz an, senkte jedoch sofort wieder den Blick. Welchen Zweck hatte es, ihn nicht einzuweihen? Es war an der Zeit, sich helfen zu lassen. Immerhin, und so schlau war Saber, wusste er, dass seine Freunde ihn nicht im Stich lassen würden, wenn er sie brauchte: „Ich werd nur nicht allzu viele Möglichkeiten haben, das auch zu beweisen.“ Alarmiert stutzte Fireball bei diesen Worten. Colt hatte unentwegt davon gesprochen, dass er seinen Kindern ein guter Vater sein wollte und Saber hatte das tief getroffen. Wie sich jetzt herausstellte, konnte Saber seinem Sohn kein guter Vater mehr sein. Das konnte nichts mit dem Ausschuss zu tun haben, so helle war der Rennfahrer. Vorsichtig fragte er nach: „Weshalb?“ Saber brummte bedrückt: „Synthia hat die Scheidung eingereicht. Im Moment bereitet sie einen Umzug vor.“ Betroffen nickte Fireball. Nun war ihm alles klar. Für den Schotten schwamm gerade alles den Bach hinab, das jemals wertvoll für ihn gewesen war. Noch ehe er darauf etwas erwidern konnte, stolperten April und Colt auf sie zu. Saber neigte den Kopf lediglich zum Ausgang und lotste seine Freunde aus dem Gebäude hinaus. Ihm war nicht mehr danach zumute, länger als nötig im Oberkommando zu bleiben. Saber war nicht über die Urteile enttäuscht, nur über die Art und Weise, wie der Ausschuss sie vier hingestellt hatte und was die drei Vorsitzenden damit letztendlich angerichtet hatten. Ihre beste Einheit hatte sich in Nichts aufgelöst, innerhalb weniger Minuten. Das hatte Commander Eagle nicht geschafft, egal, wie sehr es auch versucht hatte, und auch Jesse Blue hatte sich an dieser Nuss mehr als einmal die Zähne ausgebissen. Aber drei Vertreter der Dienstaufsichtsbehörde hatten ein Team gesprengt, das ihnen allen einen guten Dienst erbracht hatte. Saber sah sich an einem Punkt, an dem er den Glauben an das Gute ablegte. Zumindest den Glauben an das Gute in fremden Menschen. Er drehte dem Gebäudekomplex den Rücken zu und schwor sich, weiterhin im Dienst der guten Sache für das Oberkommando zu arbeiten. Vielleicht nicht mehr als kommandierender Offizier und ganz sicher nicht mehr an Board von Ramrod, aber es gab genügend andere Abteilungen, die dringend gutes Personal benötigten. Colt brachte seine Freunde ohne zu fragen zu sich nachhause. Er wollte unbedingt zu Robin und außerdem hatte er das dumpfe Gefühl, dass er den Recken nicht alleine lassen konnte. Während der Fahrt hatten sie sich alle angeschwiegen, was sein schlechtes Gewissen überhaupt nicht erleichterte. Der Cowboy hatte seine Kündigung verdammt ernst gemeint, er würde diese in den nächsten Tagen schriftlich nachreichen. Und zwar, trotzig wie er war, zuerst an Saber und dann an Commander Eagle. Sie waren seine Vorgesetzten, niemand anderer und unter ihnen würde er seinen Beruf auch an den Nagel hängen. So stur war Colt alle mal. Er wusste, dass es ihm nicht leicht fallen würde, aber er wusste auch, dass er mit niemand anderen auf Ramrod zusammen arbeiten wollte. April, Saber und Fireball würde er jederzeit sein Leben anvertrauen, aber ein Fremder würde sich dieses Recht niemals bei ihm verdienen können, egal wie gut er wirklich war. Der kleine Rennfahrer telefonierte auf der Ranch kurz nach Laura, sie sollte nach der Arbeit zu Colt hinaus kommen, sie wären alle dort. Als endlich alle um den großen runden Tisch versammelt saßen und ein voll gefülltes Glas vor sich stehen hatten, wurden sie wieder gesprächiger. Sie alle hatten die Urteile erst mal sacken lassen müssen und ihre Entscheidungen noch einmal überdenken müssen. Robin steckte sich zu ihrem Mann, lehnte ihren Kopf an seine Schulter und nickte zustimmend, als er ihr seine Entscheidung mitteilte. Sie würde zu ihm halten, so oder so. Auch April suchte Fireballs Nähe, doch dieser schob sie immer wieder dezent von sich. Er hatte die schmerzerfüllten Blicke von Saber aufgefangen und kannte die üblen Nachrichten. April und er konnten zuhause auch noch kuscheln und sich nahe sein, da mussten sie Saber nicht dauernd vor Augen halten, was er nicht mehr hatte. Bereits am nächsten Morgen legten Colt seine Kündigung und April ihr Versetzungsgesuch auf Commander Eagles Schreibtisch. Charles nickte und bestärkte die beiden in ihrem Tun: „Ich kann euch verstehen.“ Colt zuckte unbeeindruckt die Achseln, er brauchte den Zuspruch nicht. Er stand mit dem Commander ein wenig auf Kriegsfuß, seit das Theater mit Fireball und dem Tod seiner Mutter vorgefallen war. Colt hatte niemals zuvor erlebt, wie entsetzlich schief ein Leben gehen konnte, nur wegen ein paar kleiner Worte. Der Kuhhirte hatte sich zwar immer wieder vor Augen gehalten, dass auch Aprils Vater nur ein Mensch war und dass er vor guten zwanzig Jahren verletzt gewesen sein musste, aber er verstand den Groll und den Unmut nicht, den der Commander deshalb auf Fireball projiziert hatte. Ein Kind konnte nichts dafür. Ein Kind konnte niemals etwas dafür, wenn es zwischen Erwachsenen nicht funktionierte. Er grummelte deswegen: „Die Erkenntnis kommt reichlich spät, Chef.“ April stieß Colt den Ellbogen in die Rippen und zog verärgert die Augen zusammen. Sie fauchte ihren Kumpel an: „Die Erkenntnis hat uns alle reichlich spät getroffen, findest du nicht?!“ Charles stand auf und beschwichtigte seine Tochter. Er nahm April in den Arm und nickte Colt zu. Er war dem ehemaligen Scharfschützen nicht böse, absolut nicht. Es war Colts gutes Recht, seine Meinung zu sagen. Allerdings korrigierte er Colt: „Nicht Chef, Colt. Einfach Charles. Ab heute sind wir per du.“ Es war vorbei. Das Abenteuer Ramrod hatte sich für alle erledigt. Jedem tat es weh, auf seine Weise. Auch Commander Eagle, immerhin war er der Initiator des Projektes gewesen und hatte immer wieder die Lorbeeren für die Taten seiner Schützlinge einheimsen dürfen. Die Vorurteile, die viele anfangs einer derart jungen Besatzung gegenüber gehabt hatten, waren nach den ersten Einsätzen verschwunden. Und egal, wen man heute im Oberkommando fragte, die vier Star Sheriffs, die mit Ramrod das Neue Grenzland verteidigt hatten, kannten alle. Und alle hatten nur tiefste Bewunderung für sie übrig. Sie würden eine Lücke hier hinterlassen, eine große. *** Aprils Versetzungsgesuch war vorerst abgelehnt worden. Sie musste die Reparaturen am neuen Friedenswächter, den Colt liebevoll auf Quietscheentchen getauft hatte, noch fertig stellen, ehe sie in die Forschungsabteilung wechseln durfte. Die Blondine arbeitete nicht mehr gerne an dem platinfarbenen Ungetüm, alleine schon, weil es sie immer wieder schmerzlich daran erinnerte, dass es kein Team Ramrod mehr gab. Aber was sie noch weniger ausstehen konnte, waren die Blicke, die von den anderen Kollegen kamen, die ihr mit der Arbeit helfen sollten. Die Gerüchteküche im Oberkommando war geschäftiger als jemals zuvor, ihr Vater war in den Ruhestand gegangen, Fireball und Colt waren nun offiziell keine Star Sheriffs mehr und dass Saber suspendiert worden war, wussten bereits alle. April bemerkte, dass sich ihre Kollegen nicht zu fragen trauten, aber ihre Blicke und Gesten waren beinahe genauso schlimm. Die Blondine zog es deshalb vor, Dienst nach Vorschrift zu machen und pünktlichst um fünf das Oberkommando hinter sich zu lassen. Colt vertrieb sich die Zeit mit seiner Familie. Robin hatte es sich nach dem OK des Arztes nicht nehmen lassen, weiterhin die Kinder zu unterrichten und nachdem Colt nun definitiv zu Hause blieb, brauchte sie Jessica gegenüber auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Der Cowboy managete den Haushalt, die Erziehung seiner Tochter und machte nun endlich das aus der Farm, was er sich beim Kauf fest vorgenommen hatte. Ohne seine Frau zu fragen, hatte sich Colt eine Hand voll Kühe und ein paar Pferde gekauft. Die Stallungen und den Platz im Freien hatten sie ja. Er kam nach geraumer Zeit auf die Idee, Reitstunden zu geben. Er verband das Angenehme einfach nur mit dem Nützlichen. Und es gab mehr als genug Städter, die ein bisschen Wildnis zum Anfassen sehen wollten. Der Cowboy kümmerte sich um die Familie und die Tiere. In dieser Rolle blühte er auf und schnell hatte er sein altes Leben hinter sich gelassen. Colt war Farmer und Reitlehrer von Beruf, kein Kopfgeldjäger und schon gar kein Star Sheriff mehr. Dem Schotten fiel es schwer, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Er war alleine in seiner Wohnung, hatte nichts zu tun und den Kopf voller beißender und quälender Gedanken. Hätte er die Suspendierung mit der anschließenden Versetzung noch locker weggesteckt, so kam er mit dem Brief von Synthias Rechtsanwalt nicht klar. Eines Morgens, nachdem sich Saber die Zähne geputzt hatte und das Gesicht gewaschen hatte, war ihm aufgefallen, dass er seinen Ehering noch am Finger stecken hatte. Gedankenverloren nahm Saber ihn ab und betrachtete ihn. Ein schlichter, goldener Ring, ohne Anfang und Ende. Ein Symbol für die Ewigkeit. Die Ewigkeit, die er mit Synthia zusammen hatte verbringen wollen. Es war nur ein Wunsch, ein frommer Gedanke gewesen. Ihre Ehe war am Ende, seit geraumer Zeit schon. Hatte Saber nach seinem Auszug noch gehofft, dass sich die Wogen wieder glätten würden und beide wieder einen Schritt aufeinander zugehen konnten, war er nun zu der nüchternen Erkenntnis gelangt, dass er seine Frau nicht wieder zurückerobern konnte. Es gab nur noch eines, was der blonde Highlander tun konnte. Unachtsam legte er den Ring auf den Waschbeckenrand und zog sich fertig an. Wenig später stand er vor der Tür zum gemeinsamen Haus und klingelte. Saber hatte den Schlüssel bei seinem Auszug abgegeben, er hatte es als nicht angebracht empfunden, bei Synthia ein und ausgehen zu können, wie er wollte. Seine Frau öffnete die Tür. Verwundert musterte Saber Synthia von oben bis unten. Sie war nicht so adrett gekleidet, wie sonst und ihre schwarzen, langen Haare hatte sie zu einem strengen Knoten zusammen gebunden. Hinter Synthia im Flur standen aufeinander gestapelte Umzugskartons. Sie zog wirklich aus. Erstaunt, aber unterkühlt deutete Synthia auf Saber: „Was machst du hier? Es ist weder Freitag noch darfst du Matt momentan sehen.“ Knappe, kurze Worte, versehen mit vielen versteckten Aggressionen. Das war eine Begrüßung, die sich niemand wünschte. Der Schotte zog sofort den Kopf ein, er hatte auch Schuldgefühle seiner Frau und Matthew gegenüber. Saber ging auf die offene Tür zu und brachte sofort sein Anliegen dar: „Lass uns nicht so auseinander gehen, Synthia. Lass uns darüber reden und eine Lösung finden.“ Ungeachtet dessen versperrte Synthia ihm den Weg zum Haus. Saber hatte keine Berechtigung mehr, hier her zu kommen. Er hatte seine Pflichten als Vater und als Ehemann grob vernachlässigt. Nun, nachdem sie die Scheidung eingereicht hatte, kam er auf die Idee, noch einmal darüber reden zu wollen. Das ließ Synthia nicht gelten, das wollte sie nicht gelten lassen. Sie wollte Saber gerade wieder wegschicken, als Matthew zwischen ihren Füßen durchschlüpfte und zu Saber rannte. Der Junge strahlte über das ganze Gesicht und streckte die kleinen Ärmchen nach Saber aus: „Papa!“ Saber ging sofort in die Knie und hob sein Ebenbild mit den stahlblauen Augen auf den Arm. Matthew drückte sich an Saber, warf sich ihm förmlich an den Hals. Der Junge herzte seinen Vater, weil er sich so freute, ihn wieder zu sehen. Der Schotte strich ihm über den Schopf. Er hatte Synthia in dem Moment, als Matt zu ihm gelaufen gekommen war, vollkommen vergessen. Es war für ihn ein erfüllter Moment, denn Saber hatte Matthew schmerzlich vermisst. Es war für Saber schon schwer gewesen, ihn nur an den Wochenenden sehen zu können, als Synthia ihm jeglichen Kontakt verboten hatte, war das die Hölle auf Erden für Saber gewesen. Synthia hatte Matt noch zurückhalten wollen, doch sie war zu langsam gewesen, deshalb hatte sie nur noch beobachten können. In diesem Moment war ihr klar geworden, was sie beim Rechtsanwalt vergessen hatte. Matthew vermisste seinen Vater. Es war ein Fehler, Saber das gemeinsame Sorgerecht zu verwehren, das erkannte Synthia in diesem Augenblick. Das, was sich vor ihren Augen gerade abspielte, war das gewesen, was sich Synthia immer gewünscht hatte. Ein Vater für Matt. Der kleine Mann wusste genau, wer sein Papa war und er freute sich wie ein Schneekönig, ihn wieder zu sehen. Es war für alle Beteiligten besser, zusammen eine Lösung zu finden, als durch einen Richter. Unvermittelt stieß Synthia die Tür ganz auf und deutete nach drinnen, ehe sie sich umdrehte: „Komm rein, Saber.“ Nicht mehr ganz so fremd war ihm dieses Gebäude, als er es an diesem frühen Vormittag betrat. Schon einmal war er hier gewesen, damals allerdings nicht ganz freiwillig und mit einem Anstandsdackel in Form von Seiji. Doch an diesem Tag war es anders. Fireball war aus einem völlig anderen Grund hier. Er war angerufen worden und hatte einen Termin in der Kriminalabteilung mit Captain Jefferson. Wie auch in Tokio befand sich diese Abteilung der Polizei ziemlich weit oben im Gebäude. Er fuhr mit dem Fahrstuhl in den zwanzigsten Stock und meldete sich bei der Sekretärin an. Während er auf seinen Gesprächspartner wartete, sah sich der Japaner aufmerksam um. Schmunzelnd fiel ihm auf, dass der Job an der Front von einer Frau erledigt wurde. Überall würde es nur Sekretärinnen geben, Männer würden dieses Aufgabengebiet freiwillig wohl nie übernehmen. Sein Blick glitt über das Stockwerk. Geschäftiges Treiben überall. An einem Tisch klingelte das Telefon, eine Bürotür wurde eilig ins Schloss gezogen. Ja, das Verbrechen schlief nie. Die nette Sekretärin riss ihn aus seinen Gedanken und begleitete Fireball in ein Büro. Dort wurde er bereits erwartet. Ein Mann Mitte vierzig, um einiges größer als er, und mit aschblondem Haar empfing ihn. Der Captain, das war an seiner Uniform nicht zu übersehen, war schwer einzuschätzen. Er erinnerte Fireball an Kommandant Tomoei in Tokio, der war auch auf den ersten Blick undefinierbar gewesen. Captain Jefferson hielt Fireball die offene Hand hin und begrüßte den merkwürdig anmutenden jungen Mann freundlich: „Guten Tag, Mister Hikari. Schön, dass Sie kommen konnten. Bitte, setzen Sie sich doch.“ Mit einem höflichen Lächeln schüttelte Fireball dem Abteilungsleiter die Hand und setzte sich auf den angebotenen Stuhl: „Sehr erfreut, Captain. Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen.“ Der Chef der Kriminalpolizei setzte sich ebenfalls wieder. Aufmerksam musterte er den jungen Mann, dessen Bewerbungsunterlagen vor ihm auf dem Tisch lagen. Captain Jefferson war gespannt, ob sich das Bild des Japaners nach einem persönlichen Gespräch klären würde. Aus der Bewerbung jedenfalls war er nicht sonderlich schlau geworden. Es fanden sich überall Widersprüche, der Lebenslauf las sich sprunghaft und für einen Mann in Fireballs Alter, mit ziemlich vielen Stellenwechseln, sehr ungewöhnlich. Unverfänglich begann der Captain schließlich das Gespräch, er wollte den jungen Herren endlich näher kennen lernen: „Wie geht es Ihnen? Sind Sie nervös, Mister Hikari?“ Dabei hatte der Captain noch einmal kurz auf den Lebenslauf gelinst, mit fremd klingenden Namen war das immer so eine Sache. Jefferson konnte sich diese auf Anhieb nicht merken und bevor er jemanden falsch ansprach, spickte er lieber ein bisschen. Fireball lächelte zögerlich. Er konnte dem Captain schlecht erzählen, dass er bereits einmal hier in der Abteilung gewesen war und ihm die Räumlichkeiten deshalb keine Angst mehr einjagten. Da würde Jefferson bloß auf die Idee kommen und genauer nachfragen. Deshalb rückte Fireball sein weißes Hemd etwas zurecht. Das Gespräch war für Fireball unerwartet gekommen, immerhin hatte er nicht ernsthaft damit gerechnet, dass sich jemand die Bewerbung ansah, wenn sein Versetzungsgesuch von Tokio nach Yuma vor einem guten halben Jahr einfach abgelehnt worden war. Aber er wollte seine Chance nützen, die er nach so langer Zeit endlich bekam. Fireball blickte seinem Gesprächspartner in die Augen und erklärte: „Ich fühl mich ganz gut, danke. Meine Nervosität hält sich allerdings in Grenzen, Sir.“ Jefferson nickte. Der junge Mann schien tatsächlich keine beruhigenden Worte zu brauchen, deshalb konnte er gleich beginnen und versuchen auszuloten, ob der Japaner in diese Abteilung passen würde. Ohne Umschweife kam Jefferson auf den Lebenslauf zu sprechen: „Das glaub ich Ihnen gerne. Bei Ihrem – sagen wir bewegten – Berufsleben sollten Sie Situationen wie diese schon gewöhnt sein.“ Unweigerlich schmunzelte Fireball. Bewegt war untertrieben. Der Captain drückte sich sehr vorsichtig aus, daran erkannte man den Kriminalpolizisten in ihm. Der gute Mann konnte sogar aus einem Vorstellungsgespräch ein Verhör machen, wenn er nicht vorsichtig war. Fireball antwortete deswegen sehr umsichtig: „Ja, aber es ist jedes Mal ein bisschen anders. Man kann sich nie hundertprozentig darauf einstellen.“ „Naja, es sollte jedenfalls leichter fallen.“, der Captain beobachtete Fireball in jeder seiner Bewegungen. Wie sicher war sich der Japaner in dem, was er antwortete? Der etwas klein geratene Asiate lieferte allerdings sehr gute Punkte, um gleich an die Auffälligkeiten in seiner Bewerbung zu knüpfen. Somit fiel es Jefferson sehr leicht, das zu fragen, was er eigentlich wissen wollte. Er informierte den Bewerber schlicht: „Sie können sich sicher denken, dass es in diesem Berufszweig ausgesprochen wichtig ist, dass man sich schnell auf veränderte Situationen einstellen kann. Flexibilität und Ausdauer sind bei uns unabdingbar.“ Das klang doch schon sehr skeptisch vom Captain, wie Fireball verzagt feststellte. Seine Bewerbung und der Lebenslauf sagten augenscheinlich aus, dass der Japaner sprunghaft war. Der Captain hatte Fireball somit in den Mund gelegt, dass er ihn nicht unbedingt für ausdauernd hielt. Das war dann schon die erste missliche Lage für Fireball. Er wollte dem Captain jetzt nicht ins offene Messer laufen, er wollte diesen Job. Er brauchte diesen Job. Nicht etwa, weil er auf den Verdienst angewiesen war, aber weil er endlich wieder eine Aufgabe brauchte, weil er wieder mit beiden Beinen im Leben stehen wollte. Fireball durfte es sich nicht schon in den ersten fünf Minuten damit verscherzen. Deshalb nickte er nur: „Ich weiß, Sir.“ Jefferson biss sich auf die Lippen. Das war noch nicht das, wonach er den jungen Japaner also beurteilen konnte oder ihn aus der Reserve locken konnte. Er hatte die Bewerbung von Fireball vor einigen Wochen auf den Schreibtisch bekommen. Und seither hatte er sie jeden Tag angesehen, sich aber nicht entscheiden können. Einerseits sprachen die Qualifikationen und auch die Berufserfahrung, die Fireball ohne Zweifel mitbrachte, für den Polizisten aus Japan, andererseits sprachen die Beurteilungen aus dem Oberkommando und der Lebenslauf an sich gegen ihn. Jefferson hatte sich kein Bild von ihm machen können. Er war nicht dazu im Stande gewesen, die Bewerbung einfach abzulehnen. Deswegen hatte er Fireball zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Und nun saß der junge Hüpfer, der Fireball ohne jeden Zweifel noch immer war, vor ihm und stellte den Captain vor eine große Herausforderung. Dieses Mal warf er einen sehr offensichtlichen Blick in die Bewerbungsunterlagen, zog den Lebenslauf heraus und erklärte dem Bewerber: „Sie haben einen sehr seltsam anmutenden beruflichen Werdegang, Mister Hikari. Polizei, Formel 1, Kavallerie Oberkommando. Dann sind Sie wieder in die Formel 1 gegangen. Zurück zur Polizei und dem Oberkommando. Sehr lange haben Sie es nicht in einem Bereich ausgehalten und trotzdem kehren Sie mit einer gewissen Treue immer wieder zu diesen Bereichen zurück. Erklären Sie mir, warum, Mister Hikari.“ Ein bisschen überfahren straffte Fireball seine Haltung. Tatsächlich musste er nun weiter ausholen. Vieles, gerade aber private Dinge, tauchten in einem Lebenslauf nicht auf, auch in Fireballs nicht. Und deswegen sah sein beruflicher Werdegang holprig, sprunghaft und alles andere als ausdauernd aus. Er hätte dem Captain jetzt flapsig antworten können, dass es immer wieder Schicksal gewesen war, aber das wäre dann schon das unerfreuliche Ende seiner Bewerbung gewesen. Deshalb versuchte Fireball zumindest ein etwas umfangreicheres Bild daraus zu machen, als es sein Lebenslauf tat. Aufrichtig startete er, nachdem er die Hände auf dem Schoß gefaltet hatte: „Wie Sie wissen, habe ich die Polizeiakademie in Kobe besucht und danach den Dienst in Tokio angetreten. Ich war sehr gerne dort, konnte mich mit den Aufgaben sehr gut identifizieren und habe mich mit meinen Kollegen gut verstanden. Allerdings war ich noch sehr jung damals, aus heutiger Sicht würde ich sogar behaupten, dass ich mit sechzehn einfach noch zu jung war. Nachdem mein direkter Vorgesetzter bei einem Fall umgekommen ist, hab ich mich nicht mehr in der Lage gesehen, weiterhin dort zu arbeiten. In die Formel 1 bin ich über meinen Beruf als Polizist gekommen. Für die Arbeit in der Verkehrsabteilung brauchte ich eine Rennlizenz, die ich bei diesem Rennstall gemacht habe. Ich hatte nach dem Tod meines Vorgesetzten dort die Chance, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Ins Kavallerie Oberkommando bin ich eher zufällig gekommen. Ich hab fürs Oberkommando während der Outriderkriege mehr als zwei Jahre lang Spezialeinsätze geflogen. Danach hat es keinen Platz mehr für mich gegeben, obwohl ich gerne geblieben wäre und die Ausbildung zum Piloten nachholen wollte. Also bin ich wieder in die Formel 1 eingestiegen. Nach einem Unfall war damit aber dann Schluss. Die Gesundheit hat weder den Beruf als Rennfahrer zugelassen, noch war ich im Oberkommando für einen Beruf ausgebildet.“ Aufmerksam hatte Captain Jefferson zugehört. Ein Punkt war ihm jedoch gleich aufgefallen und der war ihm nun ein großes Anliegen. Da Fireball nicht erwähnt hatte, dass er seinen direkten Vorgesetzten zuvor vierzehn Jahre jeden Tag gesehen hatte und der ihn aufgezogen hatte, stellte sich für Jefferson eine andere Frage. Vielleicht war der Japaner zu sensibel für diesen Beruf. Und das wollte er genauer wissen: „Ihnen sollte bewusst sein, dass Sie, ob nun bei den Kollegen vom Oberkommando oder bei uns, jeder Zeit einen Kollegen oder Kameraden verlieren können. Sind Sie sicher, dass Sie nun damit umgehen können? Vielleicht müssen Sie diese Nachricht dann auch an seine Angehörigen überbringen.“ Es waren ehrliche Bedenken des Captain. Immer wieder kam es vor, dass ein Polizist angeschossen wurde, und im Kampf gegen das Verbrechen sein Leben ließ. Er befürchtete gerade, dass Fireball diesem Umstand nicht gewachsen sein könnte. Immerhin war der Tod eines Kollegen offenbar der Auslöser für eine Kündigung gewesen. Würde er auch in Yuma damit nicht umgehen können, war Polizist eindeutig der falsche Beruf für den Japaner. Die Ehrlichkeit ritt Fireball noch tiefer in die kleine Misere des Bewerbungsgespräches. Aber zumindest dafür hatte er eine sehr gute Erklärung. Nur schien die sein Gegenüber nicht mitbekommen zu haben. Fireball biss sich kurz auf die Unterlippe, ehe er das Thema doch etwas mehr ausleuchten musste, als er gewollt hatte. Unterbewusst gab er sich nach wie vor die Schuld an Harutos grausamen Ende: „Das habe ich im Laufe der Jahre gelernt, Sir. Wie gesagt, damals war ich noch zu jung. Ich glaube nicht, dass man von einem sechzehnjährigen verlangen kann, sofort damit umgehen zu können. In diesem Alter fehlt einem leider noch die innere Stärke, um den Verlust eines Kollegen leichter verschmerzen zu können.“ Der Blick von Captain Jefferson senkte sich noch einmal auf den Lebenslauf hinab. Er rechnete schnell zurück und überprüfte die Antwort des Japaners so. Ja, er war tatsächlich erst sechzehn gewesen. Für einen Polizisten verdammt jung. In Yuma gab es ein Mindestalter für den Eintritt, das schien in Tokio nicht der Fall zu sein. Der aschblonde Mann nickte verständnisvoll: „Nein, das kann man tatsächlich nicht von einem Jugendlichen erwarten.“, Jefferson stand auf und befreite sich von seiner Uniformjacke. Seine Augen gingen aus dem Fenster, eine kurze Ablenkung tat gut, um die Gedanken zu sortieren. Er hatte einen interessanten Gesprächspartner vor sich, allerdings auch einen hochgradig komplizierten. Jefferson setzte sich wieder und musterte mit aufmerksamen Augen sein Gegenüber, als er die einzelnen Beurteilungen und Dienstzeugnisse hervor holte: „Den Zeugnissen Ihres Vorgesetzten entnehme ich, dass Sie mit sehr viel Überzeugung und Einsatz im Dienst waren, für Ihr Alter sehr erwachsen gehandelt haben. Man hat Ihnen viel zu getraut. Das spricht für Sie. Allerdings scheinen Sie auch ein Freund des Risikos gewesen zu sein. Selbiges geht aus Ihrer Beurteilung beim Oberkommando sehr eindeutig hervor. Und der Rennfahrerberuf unterstreicht diese Aussage zusätzlich.“ Fireball hätte nie gedacht, dass ihm ein Argument von Captain Jefferson mal in die Hände spielen könnte. Aber tatsächlich tat er das gerade. Mit einer guten Portion Selbstsicherheit konnte er widerlegen, was seine Akte vom Oberkommando ausspuckte: „Risikoreich sind alle diese Berufe, Sir. Egal, ob wir vom Oberkommando sprechen, oder von der Polizei. Im Gegensatz zum Rennsport ist da sogar sehr viel nicht kalkulierbares Risiko dabei. Ein Rennfahrer weiß in der Regel wesentlich besser, was auf ihn zukommt, als ein Polizist oder ein Star Sheriff.“ „Da muss ich Ihnen zustimmen, zumindest teilweise.“, Fireball hatte sich gut hinausmanövriert, aber nicht gut genug. Immerhin lagen da zwei Dienstzeugnisse vom Oberkommando, die beide den selben Zeitraum betrafen und unterschiedlicher nicht sein konnten. Jefferson war gespannt, wie er das nun zu verstehen hatte: „Doch heißt es in der ersten Beurteilung, dass Sie das Risiko regelrecht gesucht haben und ihre Kameraden damit gefährdet haben. In der zweiten ist davon nichts mehr zu finden. Wieso habe ich eigentlich zwei Zeugnisse, Mister Hikari?“ Fireball war baff. Er hatte nur sein schlechtes Dienstzeugnis beigelegt. Wo war das zweite Dienstzeugnis vom Oberkommando hergekommen? Er hatte gedacht, das wäre nur intern geändert worden, nachdem der Ausschuss das so entschieden hatte. Er hatte mit Allan kurz nach der Ausschusssitzung noch eine Unterhaltung diesbezüglich geführt. Im Oberkommando war man der Ansicht gewesen, Fireball für die Untaten von Commander Eagle zu entschädigen, mit der Bedingung, nichts nach außen dringen zu lassen. Der Rennfahrer hatte das kurzerhand in Schweigegeld umtituliert und mit Allan einen Deal ausgehandelt. Es war ihm egal, wie viel sie zahlten, er hatte nur den Wunsch gehabt, aus seiner damaligen unehrenhaften Entlassung eine einvernehmliche Lösung zu machen und das Dienstzeugnis diesbezüglich auszubessern. Allan hatte zwar zugestimmt, doch wirklich daran geglaubt hatte Fireball nicht. Und nun saß er vor Captain Jefferson und hörte, dass er zwei unterschiedliche Dienstzeugnisse in Händen hatte. Hatten die vom Oberkommando also eine neue Ausfertigung ausgeschickt? Verblüfft murmelte Fireball: „Sie haben zwei Dienstzeugnisse vom Oberkommando aufliegen? Von meinem ersten Aufenthalt dort?“, als der Captain auch noch bestätigend nickte, seufzte Fireball merklich und sank zusammen. Das würde er erklären müssen, wollte er den Posten immer noch haben. Irgendwie, so grummelte Fireball gedanklich, wär es wesentlich einfacher gewesen, eine schlechte Beurteilung zu erklären, als zwei zu ein und demselben Zeitraum. Also gestand er: „Mein Vorgesetzter war nicht immer objektiv in seiner Beurteilung, Sir.“ „Tja, diese Zeugnisse sind recht unterschiedlich.“, Jefferson legte die beiden Beurteilungen nebeneinander auf und betrachtete sie noch einmal eingehend. Eine lag im Original vor, die andere war direkt vom Kavallerie Oberkommando gefaxt worden. Und beide trugen das selbe Datum und die selbe Unterschrift. Jefferson war ein Kriminalbeamter, für ihn stank die ganze Sache zum Himmel. Entweder war an der ersten Beurteilung wirklich was faul gewesen, oder aber da wollte eine Akte aufpoliert werden. Der Captain vermutete: „Es ist kaum zu glauben, dass sie von der gleichen Person geschrieben wurden und daher auch nicht einfach für mich zu beurteilen, welche von beiden nun die objektive ist. Aber offensichtlich ist, dass Sie und Ihr Vorgesetzter Probleme miteinander hatten. Der beste Beweis sind die beiden Zeugnisse. Sagen Sie mir, welcher Art die Probleme waren?“ Es gab eine Reihe von Möglichkeiten, weshalb der ehemalige Star Sheriff mit seinem Vorgesetzten nicht ausgekommen war. Die meisten davon lagen im Bereich des Rennfahrers, die von ungebührlichem Verhalten bis hin zu totaler Respektlosigkeit reichen konnten. In der Hinsicht war der Captain ein bisschen ratlos, aber sicher nicht einfallslos. Er war gespannt, welche Antwort diese Frage brachte. Dass ihm die Frage aber auch nie erspart blieb. Fireball schloss die Augen und biss sich abermals auf die Lippen. Unüberlegte Antwort durfte er jetzt keine geben, das war nicht der Untersuchungsausschuss des Oberkommandos. Fireball blinzelte zu Boden und entschied sich, so diplomatisch, wie er nur konnte, zu antworten: „Die Probleme waren sehr privater Natur, Sir. Das möchte ich - ehrlich gesagt - nicht ausbreiten.“, das war nicht sehr aufschlussreich, wie Fireball selbst bemerkte. Deshalb hängte er noch eine kurze Info hinten an: „Aber ich war wohl nicht so, wie mein Vater, der ebenfalls mit Commander Eagle, meinem Vorgesetzten, zusammengearbeitet hat.“ Die Auskunft hatte dem Captain trotzdem gefallen. Er nickte, ließ es somit dabei bewenden und konnte sich sicher sein, dass zumindest die Beurteilung eines anderen Mitglieds des Oberkommandos nicht nachgebessert werden musste und somit wesentlich objektiver war. Jefferson zog noch ein Schreiben aus den Unterlagen und sprang auf den nächsten Punkt auf seiner schier endlosen Liste an Fragen: „Mit Ihrem direkten Vorgesetzten Offizier Rider hatten Sie offensichtlich keine Probleme. Er erwähnt nur Gutes.“ Ein spitzbübisches Lächeln umspielte plötzlich Fireballs Lippen. Ob er wohl so frech sein konnte, und einen kleinen Scherz machen konnte? Er bestätigte dem Captain nicht mehr ganz so ernst: „Mit Offizier Rider hatte ich überhaupt keine Probleme. Der kannte meine Eltern nicht, wissen Sie?“ Noch hielt sich der Japaner gut, wie Captain Jefferson feststellte. Bis auf eine kleine Unsicherheit hatte er Fireball noch nicht dran gekriegt. Er war gespannt, wie er auf den nächsten Punkt reagierte. Der war nämlich nicht so angenehm. Jefferson nickte leicht lächelnd, ein Scherz zwischendurch war immer drin: „Verstehe.“, sein Lächeln verschwand jedoch schnell wieder. Es gab wie gesagt einige Fähigkeiten, die für den Dienst in der Öffentlichkeit unabdingbar waren: „Für uns hier ist Disziplin auch ein sehr wichtiger Punkt. Absolut erforderlich um seinen Job gut zu machen. Leider geht aus Ihrer Akte hervor, dass Sie, zusammen mit Offizier Rider, vor kurzem vor dem Disziplinarausschuss standen. Dass dies weder ein gutes Licht auf dessen Beurteilung, noch auf Sie selbst wirft, ist ihnen klar.“ „Glasklar.“, Fireball nickte. Der dämliche Ausschuss hing ihnen nun schon lange genug nach, in jeden erdenklichen Lebensbereich. Auch, wenn Fireball gehofft hatte, dass der hier nicht zur Sprache kam, so war er wenig erstaunt darüber, dass er doch angesprochen wurde. Die Polizei brauchte Mitarbeiter, die sich an die Vorlagen hielten und ihren Job gewissenhaft erledigten. Wie aber sollte er dem Captain so beweisen, dass er diese Vorraussetzungen sehr wohl mitbrachte? Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Wahrheit: „Team Ramrod hat den Vorschriften zuwider gehandelt, in einer Lage, in der man nicht lange nachdenken kann oder sich an die Vorschriften halten kann. Kurzer Rede, langer Sinn, Sir. Ich habe, obwohl ich aus ärztlicher Sicht nicht hätte dürfen, an einer Mission teilgenommen. Das war der Grund für diesen Ausschuss.“ Dem Captain wäre beinahe der Kuli zwischen den Fingern hindurch gefallen, als er Fireballs Stimme vernommen hatte. Mit einer Selbstverständlichkeit gab der junge Mann darüber Auskunft, dass Jefferson auch noch mit dem Verlust der Sprache zu kämpfen hatte. Völlig erstaunt und verständnislos ließ er sich zu dem Thema vernehmen: „Das ist schlichtweg unverantwortlich.“ „Das war schlichtweg notwendig, um das Neue Grenzland zu verteidigen, Sir.“, Fireball wusste selbst, dass es unverantwortlich gewesen war, aber so stur war er allemal noch. Die Antwort war wie aus der Pistole geschossen gekommen und war mit ordentlich Bestimmtheit in der Stimme versehen gewesen. Sofort verzog Fireball das Gesicht. Das war vielleicht taktisch unklug gewesen. Er fuhr den Captain schon beim Bewerbungsgespräch an, ob ihm das die Chance auf eine Karriere bei der Polizei von Yuma nahm? Überrascht hob Jefferson die Augenbraue. Hörte er da schon Widerspruch von einem potentiellen Mitarbeiter? Der Captain war die Kaltschnäuzigkeit beim ersten Gespräch gar nicht gewöhnt, aber es imponierte ihm mehr, als es ihm vor dem Kopf stieß. Das Argument des Japaners war simpel, aber auch einleuchtend gewesen, deswegen war der sofortige Widerspruch wohl auch angemessen. Jefferson entschied sich dafür, den offensichtlichen Sturkopf etwas zu reizen und auszuloten. Dass er Biss hatte, hatte der Captain mittlerweile bemerkt, aber wie war es mit der Disziplin wirklich bestellt: „Mir scheint doch, Sie haben ein Problem mit Autorität.“ Auch damit hatte Fireball gerechnet. Schließlich war der Punkt mehr als nur einmal im Oberkommando gefallen. Und dass auch der Captain der Kriminalabteilung zwangsläufig wissen wollte, wie weit es wirklich mit dem Respekt von Fireball her war, war dessen gutes Recht. Fireball lehnte sich zurück und erläuterte: „Im gewissen Maße trifft das zu, Sir. Autorität ist schön und gut, aber manche Entscheidungen sollte man doch hinterfragen und gegebenenfalls genug Courage haben, um die Entscheidungen auch anzuzweifeln.“ Für ihn war es immer selbstverständlich gewesen, auch seinen eigenen Kopf zu benützen, ansonsten hätte er den vollkommen unnötig zwischen den Schultern sitzen gehabt. Haruto und auch seine Mutter hatten ihm diese Denkweise beigebracht, was in Japan nicht immer positiv angenommen wurde. Aber, und das stand für Fireball fest, für das Wohl aller konnte nicht nur einer denken, dafür brauchte es alle. Noch ein Stückchen weiter nach oben wanderte Jeffersons Augenbraue. Mit einer solch aufrichtigen Antwort hatte er nicht gerechnet. Da hatte er definitiv keinen Schleimer und Kuscher vor sich sitzen. Imponierte ihm irgendwie, aber es stellte auch eine gewisse Gefahr dar. Gefahr zu Auseinandersetzungen, die man sich sparen könnte, denn der Japaner konnte genauso gut ein ständiger Querulant sein und das ganze Gefüge durcheinander bringen. Und er konnte, so wie es die erste Beurteilung von Commander Eagle sagte, keinen Respekt vor Autorität haben. Dies galt es nun genauer herauszufinden: „Manchmal mag ein Befehl genau dazu reizen, ist eine Diskussion aber unangebracht, sondern erfordert dessen Einhaltung einfach nur Vertrauen. Wissen Sie, wovon ich rede?“ „Ja.“, Fireball nickte. Er verstand die Denkweise des Captains. Jede Hierarchie würde augenblicklich in sich zusammenbrechen, wenn jeder so offen seine Meinung Kund tat, wie er selbst. Er musste seine Absichten und seine Denkweise in das richtige Licht rücken. Offenbar hatte der Captain ihn da ein bisschen falsch verstanden: „Aber blindes Vertrauen kann Leben gefährden. Ich gebe zu, es klingt, als hätte ich wirklich ein Problem mit Vorgesetzten, Sir. Aber man kann nicht immer alle Befehle befolgen, vor allem dann nicht, wenn es um unzählige Menschenleben geht. Ich kann sehr wohl abschätzen, wann ich eine Entscheidung meines Vorgesetzten hinterfragen muss.“ Jefferson seufzte unterdrückt. Der Bewerber war eine wirklich schwere Aufgabe. Aber es hatte sich gelohnt, ihn zu einem Gespräch einzuladen. Entscheidung konnte er jedoch immer noch keine treffen. Das alles war einfach in sich zu widersprüchlich. Der Captain stützte die Ellbogen auf die Tischplatte, legte das Kinn in seine Hände und musterte den jungen Mann vor sich noch einmal eingehend. Es war so schwer, ihn richtig einzuschätzen, ihn richtig zu beurteilen. Er seufzte wieder: „Es ist sehr schwer, einen vernünftigen Eindruck von Ihnen zu gewinnen. Sie werden in den Himmel gelobt und gleichzeitig in die Hölle verflucht.“ Während Fireball nur leicht nicken konnte und überlegte, ob er nicht doch auch ein Dienstzeugnis von Scott hätte anfordern sollen, schlug der Captain die Bewerbungsmappe noch einmal auf. Er blätterte sie aufmerksam durch, um irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, wie er den Fall gewichten und werten sollte. Jefferson wusste nicht, ob ihm mit Fireball ein guter Polizist durch die Lappen ging, wenn er ihn einfach wieder fortschickte, oder ob er sich einen Zerstörer einhandelte, wenn er ihn einstellte. Beim Durchblättern stellte er plötzlich hoch interessiert fest: „Ihnen fehlt noch der Abschluss zum Kriminalpolizisten?“ Ein kurzes „Ja.“ war die Antwort. Fireball hatte die Prüfung ja tatsächlich nicht abgelegt. Schmunzelnd hob Jefferson wieder den Blick zu seinem Bewerber. Etwas frech hakte er nach: „Warum? Prüfungsangst?“ Verzagt verzog Fireball daraufhin das Gesicht. Wenn er jetzt die falsche Antwort gab, konnte er dem Captain die Hand reichen und sich für die Zeit bedanken, die er ihm geopfert hatte. Einsilbig gestand er schließlich: „Nein, Oberkommando, Sir.“ „Ah ja, die Mission, an der Sie eigentlich gar nicht hätten teilnehmen dürfen.“, wieder seufzte der Captain. Das Leben des Japaners war verworren, da musste man höllisch aufpassen, was wann passiert war. Die Kurse hatte der ehemalige Polizist vor einem guten dreiviertel Jahr absolviert, zur Prüfung war er nie angetreten. Fireball nickte zögerlich und gab genauere Auskunft: „Die erste Mission, Sir.“, die Erinnerung daran war unangenehm. Fireball hatte mit der Arbeit auf Ramrod die Chance vertan, in der Polizei für immer einen Fuß in der Tür zu haben. Hätte er die Prüfung abgelegt, wäre das Bewerbungsgespräch hier nun kein solcher Drahtseilakt für ihn, das war ihm klar: „Der Prüfungstermin hat sich nicht mehr verschieben lassen. Die werden, wie bei Ihnen sicherlich auch, vom Ministerium nur einmal im Jahr abgehalten.“ Bestätigend nickte Jefferson: „Ja, stimmt. Der nächste Termin ist in einem halben Jahr.“, wieder musterte er Fireball eingehend. Endlich kam der Captain auf des Rätsels Lösung. Probezeit war bei der Polizei ohnehin üblich und er konnte nun zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und sehen, ob er da jemanden vor sich sitzen hatte, der Gold wert war. Er offenbarte Fireball seinen Geistesblitz: „Folgender Vorschlag. Sie gehen in die Kurse. Beweisen Sie mir, was Sie drauf haben. Da es eine Wiederholung für Sie ist, sollte ein sehr guter Abschluss kein Problem sein.“ Fireball konnte sich mit Müh und Not auf dem Stuhl halten. Zu euphorisch durfte er jetzt nicht werden, auch wenn das in seinen Ohren gerade nach einer fixen Zusage geklungen hatte. Verblüfft hakte er nach: „Wann soll’s losgehen?“ Die Reaktion hatte Jefferson gerade eines verraten. Die Motivation war dem Rennfahrer gewiss. Er grinste zufrieden: „In drei Wochen.“ So viel Glück war für Fireball nicht zu fassen. Er konnte es nicht glauben. Der kleine Japaner wusste, was die Ausbildung zum Kriminalpolizisten kostete, denn Kommandant Tomoei hatte diesbezüglich immer sehr offen mit seinen Mitarbeitern gesprochen. Obwohl er sich grade krumm und dämlich hätte freuen können, einen Job zu bekommen, so recht wollte er nicht an sein Glück glauben. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein neuer Vorgesetzter wusste, wie viel Geld er in etwas steckte, das in den Sternen für ihn stehen musste. Vorsichtig fragte er: „Ist Ihnen klar, welches Risiko Sie damit eingehen, Sir? Diese Kurse sind schweineteuer, das weiß ich.“ Der Captain zerstreute die Bedenken des Japaners. So viel Selbstvertrauen hatte der Bewerber wohl doch nicht. Aber gegen einen Fehlschlag schützte sich Jefferson: „Risiko ist bekanntlich immer dabei. Ich könnte einen Kandidaten mit absolut blütenweißer Weste vor mir haben. Einen Musterknaben und könnte mich so gründlich in ihm irren. Sie könnten unterschiedlicher nicht beurteilt werden. Je mehr Meinungen ich mir einhole, desto mehr Unterschiede scheint es zu geben und dann verlasse ich mich doch lieber auf mein eigenes Urteilsvermögen. Dass ich Sie während dieser Zeit und ganz besonders wegen dieses Betrages verdammt genau im Auge behalten werde, nun, ich setze voraus, dass Ihnen das klar ist. Und natürlich reicht die leiseste Verfehlung um das ganze jeder Zeit abzubrechen und Ihnen die Kosten in Rechnung zu stellen. Es ist absolut an Ihnen zu beweisen, dass Sie hierher gehören können und wollen, Mister Hikari.“ Es war dem Captain ernst, wie Fireball schnell herausgefunden hatte. Also konnte er sich bei diesem Gespräch nicht ganz so ungeschickt angestellt haben, wie er gedacht hatte. Jefferson hatte allerdings noch mit keinem Wort wirklich erwähnt, ob er ihn in der Zeit auch Dienst machen ließ, weshalb er nachhakte: „Ich nehme an, dass wir gerade nicht nur davon reden, die Kurse noch einmal zu besuchen und den Abschluss zu machen, Sir. Alleine von Prüfungen und abgelegten Kursen können Sie nicht beurteilen, wie gut und gewissenhaft ich arbeite. Hab ich Sie richtig verstanden?“ „Sie sind ein helles Köpfchen, Mister Hikari.“, das Lächeln im Gesicht des Captains wurde immer breiter. Kombinieren konnte der Risikofang also auch vortrefflich. Es würde interessant werden und Jefferson bereute seine gerade getroffene Entscheidung in keiner Sekunde. War Fireball ein guter Polizist, würde er dies auch beweisen und war er ein absoluter Fehlgriff, konnte Jefferson ihn sofort entlassen. Somit hatten beide gewonnen. Lächelnd stand er auf und reichte Fireball die Hand: „Wir sehen uns also am Montag in zwei Wochen zum Dienst, Mister Hikari. Nach einer Woche, in der Sie sich einarbeiten, werden die Kurse dann abends beginnen.“ Hocherfreut griff Fireball nach der ausgestreckten Hand. Am liebsten hätte er Luftsprünge gemacht. Endlich, endlich ging es in seinem Leben wieder bergauf. Schmunzelnd versprach er: „Ich werde pünktlich sein, Captain Jefferson. Und natürlich bringe ich eine gültige Gesundmeldung mit.“ „Davon gehe ich aus.“, Jefferson hielt Fireball an: „Sie wollen doch nicht gleich verlieren, was Sie eben gewonnen haben.“ Er gab ihm somit noch einmal die Anweisung, sich zu bemühen. Jefferson wollte seine Entscheidung nicht korrigieren müssen, noch bevor die Bewährungsfrist überhaupt begonnen hatte. Fireball nickte. Innere Stärke machte sich wieder in ihm breit, seit langem. Fireball hatte endlich wieder einen Grund, hart zu arbeiten und sah sich endlich in der Lage, seine Ziele wieder mit vollem Einsatz zu erreichen. Er gab dem Captain zu verstehen: „Ich habe generell nicht vor, noch einmal zu verlieren, Captain Jefferson.“ So gefiel es dem Captain. Zufrieden nickte er noch einmal, bevor er Fireball entließ. An diesem Tag hatten beide gewonnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)