Golden Fate von Bettyna (Sequel zu 'Deepest Gold') ================================================================================ Kapitel 50: Father and Son -------------------------- Den restlichen Tag verlief ohne nennenswerte Ereignisse. Sie waren alle immer noch erschöpft und ruhten sich deshalb aus, oder sie erkundeten das Gebäude, weil sie neugierig waren, wie es hier noch aussah. Da waren zum Beispiel Sakura und Sasuke, die der Idee von Obito nachfolgten und sich auch ein wenig umsahen. Der jüngere Uchiha war lange nicht mehr hier gewesen. Da dies einmal wieder der Fall war und er nicht wusste, ob er diesen Ort je wieder besuchen würde, hatte er beschlossen, seiner Frau zu zeigen, wie mächtig der Clan einmal gewesen war. Denn es gab hier wirklich noch vieles zu erkunden, welches auch wirklich sehenswert war, nicht weil es den Stolz einer fast untergegangenen Familie zeigte, sondern weil es architektonisch recht interessant anmutete. Das große Foyer mit dem Thron war ein sehr imposanter Ort des gesamten Bauwerks, und auch alles andere war beeindruckend, vor allem wegen der riesigen Dimensionen. Sakura gefiel es wirklich, dass Sasuke ihr das alles zeigte. Er hatte immer viel vom Clan gehalten. Ein wenig hatte sich seine Einstellung nun verändert, denn er hatte ihr gesagt, dass Itachi ihm die Wahrheit über seine Tat erzählt hatte. Die Rosahaarige war wirklich erstaunt, dass es dazu gekommen war, nach so langer Zeit der Funkstille zwischen den beiden Brüdern. Doch dass Sasuke es ihr erzählt hatte, in Grundzügen jedenfalls, hatte sie beeindruckt, denn so ein Vertrauen von seiner Seite aus war sie eigentlich nicht gewohnt, obwohl sie ja schon vor mehr als einem halben Jahr geheiratet hatten. Sie sah nun dieses Gebäude in einem ganz anderen Licht, als sie es vielleicht getan hätte, wenn sie nicht um die wahren Umstände des Clanmordes gewusst hätte. Und was die Rosahaarige auch verwunderte, war, dass sie plötzlich vor Itachi nicht mehr dieses beklemmende Gefühl hatte. Sie hatte ihn, trotz dass er Seikas Mann war und auch ein guter Vater zu sein schien, nie richtig einschätzen können, was ihn immer noch etwas suspekt gemacht hatte. Doch anstatt, dass sie nun erst recht Angst bekam, milderte sich das Ganze immer mehr, auch wenn sie nie den Respekt vor diesem Mann verlieren würde. Die Szene vom Vormittag hatte sie sehr erschrocken, doch das zeigte doch nur, wie sehr Itachi sich um seine Familie sorgte und dass er deswegen einfach auch nur ein Mensch und ein fürsorglicher Vater war... Obito, der seinen Rundgang schon früher beendet hatte, verbrachte seine Zeit mit Furiko und Hana und fand sich dadurch erfüllt, wie selten in seinem bisherigen, aktiv gefühltem Leben. Die Kleine war so lebendig wie eh und je. Weil sie ja erst anderthalb Jahre alt war, hatte sie von den Sorgen der anderen noch nicht wirklich etwas mitbekommen. Sie war wie ein kleiner Sonnenschein, mit ihrer frechen, unwillkürlich komischen Art, wenn sie mit den Mündern auf ihren Händen nach allem schnappte, was ihr in die Quere kam. Als sie abends wieder alles zusammen saßen, brachte das kleine blonde Mädchen alle zum schmunzeln und lachen. Auch Kisame hatte sich wieder nach seiner Beinahe-Entblößung gefangen und zog nun Furiko ein wenig damit auf, was diese ganz verlegen machte und auch ein wenig erröten ließ, denn sie wollte ja nicht als prüde dastehen. „Kisame, nun lass sie doch in Ruhe! Bei aller Freundschaft, aber ein Anblick deiner ganzen Glorie ist wohl… nicht alltäglich“, meinte Seika schmunzelnd dazu, die zwar selber keine Ahnung von der speziellen Anatomie eines Haimannes hatte, doch sich durchaus vorstellen konnte, dass es da unten etwas anders aussah. Furiko errötete noch mehr, Sakura bekam auch etwas mehr Farbe im Gesicht. Die beiden Uchihabrüder zeigten wie immer keine Regung, obwohl sie sich unwillkürlich gleichzeitig fragten, ob die Brünette wirklich über so etwas nachdachte. Obito brach in schallendes Gelächter aus, Hana fiel kreischend mit ein, obwohl sie natürlich nicht wusste, um was es ging und Tokui blickte nur verwirrt drein. Und Kisame - der war nun wirklich verlegen. „Das ging jetzt aber wirklich unter die Gürtellinie, Seika!“, beschwerte er sich, doch ihr Lächeln wurde nur noch sanfter. „Ich weiß, im wahrsten Sinne des Wortes“, gab sie ehrlich und mit einem entwaffnenden Gesichtsausdruck zurück. Der Haimann wusste, dass sie es nicht so gemeint hatte, sondern ihn nur auch etwas auf die Palme bringen wollte. Er hatte, wie immer, nichts gegen sie in der Hand. Keine neckischen Witze kamen gegen sie an, auch konnte er ihr nicht beleidigt sein. Itachi konnte froh sein, dass er so eine Frau gefunden hatte. Der Blauhäutige ließ es sich nicht nehmen, dem Uchiha einen bedeutungsvollen Blick zuzuwerfen, weil dieser Seika auch recht eindeutig anblickte. Ihre Runde war gerade wohl einstimmig von… besonderen Gedanken beherrscht. „Warum grinst Du so, Kisame?“, fragte Obito skeptisch. „Ihr seid so pervers!“, schrie Furiko, die mittlerweile rot wie eine Tomate war. „Jetzt hört mal, hier sitzen auch Kinder!“, bemerkte Sakura mit einem lauten Räuspern, doch niemand schien sie zu hören. „Die einzigen, die hier pervers sind, sind Seika und Itachi!“, meinte der Haimann weiter und erhielt dafür gleichzeitig einen Blick der ganzen Familie. „Kisame…“, grollte Itachi mahnend. Seika rollte mit den Augen. Tokui wusste wirklich nicht, um was es hier ging, doch das war auch gut so. Der Blauhäutige begann nun auch zu lachen. Er bestand innerlich darauf, dass er Recht hatte. Worum es in diesem Moment eigentlich wirklich ging? Nun na, Seika hatte damit angefangen, die Gedanken der Anwesenden auf ein bestimmtes Körperteil zu lenken, wobei keiner wagen sollte zu verleumden, dass es ihn nicht irgendwie auch fragte, ob Kisame nur eine anderes Gesicht und eine andere Hautfarbe hatte… Jedenfalls schien Itachi seine Frau deshalb mit einem leicht amüsiert wirkenden Blick anzusehen. Dass er über ihrer Bemerkung nicht allzu sehr verwundert war, machte den Anschein, dass er bereits über ähnliche Dinge nachdachte. Und daran gemessen, dass damals, bevor Seika schwanger geworden war, die Beiden ziemlich oft… aktiv gewesen waren, konnte man eigentlich schon sagen, dass ihre Gedanken wohl sehr oft bei sich und ihren gemeinsamen Nächten lagen. Doch eigentlich wollte sich Kisame deshalb gar nicht beschweren. Erst dadurch wurden sie Tokuis Eltern, dessen Patenonkel er nun war und auch die Freundschaft zwischen den Erwachsenen wäre nicht so tief gewesen, wenn es jemals anders gekommen wäre, so hatten sie nämlich erkannt, dass sie sich doch näher standen, als nur als Partner innerhalb von Akatsuki. Und genau deshalb war ein wenig Triezen auch nicht schlimm. Kisame grinste Itachi breit zu, bis dieser sich mit einem ‚Hn.’ wieder abwandte - jedoch keineswegs verärgert wirkte. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, was 'dieses' Gesprächsthema anging, aßen sie zu Abend. Es wurde ihnen wieder von den Ninjakatzen gebracht. Hina und Tenka zeigten sich kurz, doch sie sagten, sie hatten noch viel zu tun, weswegen sie nicht bleiben konnten. Die Katzendame erschien ebenfalls und fragte, ob alles zu der Zufriedenheit der Gäste war, doch niemand von ihnen hatte etwas zu sagen. So ging die alte Katze auch wieder weg und das war gut so, weil auch diese Sache noch nicht geklärt war und vor allem Seika nun nicht darüber denken wollte, weil sie ja auch noch nicht mit Itachi über ihre Bedenken geredet hatte. Doch es war ihnen ja etwas dazwischen gekommen und das hatten alle bisherigen Vorhaben zu Nichte gemacht. Auch Tokui mache einen sehr ruhigen Eindruck, obwohl er vorhin doch so eine schreckliche Wahrheit erfahren hatte. Er schien es wohl recht gut verarbeitet zu haben, denn er sah nicht mehr geschockt aus, und doch wirkte er sehr nachdenklich. Niemand fragte aber danach, als er beim Essen ziemlich träge beim durchführen der normalen Handgriffe handelte, als beschäftigte ihn die Sache so sehr, dass er nicht zwei Sachen flüssig auf einmal tun konnte. Doch weil Seika erklärte, dass sie auch heute frühzeitig schlafen gehen sollten, damit sie wirklich ganz ausgeruht waren, schob jeder es darauf, dass der Junge eben müde war und seine Mutter dies bemerkte. Kisame schlug vor, Tokui könnte zum Schlafen zu ihm kommen, wenn er wollte, weil er genug Platz hatte. Der Haimann sah Itachi an, Seika sah ihren Sohn an und dieser nickte zustimmend und lächelnd. Ja, so wollte der Pate sein Patenkind sehen und auch Itachi schien irgendwie... erleichtert zu sein. So trennten sich erneut ihre Wege – nur, damit sie sich am nächsten Tag wieder begegneten und zwar diesmal, was zwei Personen anbelangte, auf eine besondere Weise. ----- Tokui konnte nicht wirklich gut schlafen in dieser Nacht. Das lag nicht daran, dass sein Patenonkel Kisame immer wieder anfing, laut zu schnarchen. Auch war das 'viel Platz' mit dem der Haimann sein Zimmer angepriesen hatte, ziemlich relativ gewesen, denn der Riese benötigte zwei Drittel von der Matratze, wenn nicht noch mehr. Doch Tokui war noch klein, so hatte er damit auch kein Problem. Nein, der Grund für seine Schlaflosigkeit war ein ganz Anderer. Ja, Tokui hatte gestern Abend beim Essen wirklich nachgedacht und er hatte sich dabei immer verkneifen müssen, zu seinem Vater zu blicken, um zu überprüfen, wohin dieser gerade schaute. Seine Reaktion vorhin, seine damit einher gehenden Worte, seine Stimme, sein Ton... Dies alles beschäftigte den Jungen ohne Ende, jetzt vielleicht noch mehr als davor, weil er wirklich direkt damit verbunden war. Es kam einfach alles zusammen. Das Verhalten seiner Mutter, die Ruhe seines Onkels Sasuke und die Gelassenheit aller Anderen. Tokui wusste nicht, was er denken sollte und das würde ihn verrückt machen, wenn er noch länger darüber nachdenken musste. Deshalb fasste er in der Nacht einen Beschluss, den er unbedingt am nächsten Tag würde ausführen müssen. Es war nicht so einfach, wie er sich vorgestellt hatte. Als er und Kisame in der Früh aufstanden und zum Frühstück gingen, war noch niemand außer ihnen da. Tokui fragte heimlich die Katze Hina, ob seine Eltern schon hier gewesen wären, doch diese verneinte es. Und als Kisame ihn, nachdem sie fertig gegessen hatten, fragte, ob er mitkommen wollte, damit sie ein wenig Trainieren konnten, dann konnte Tokui ja schlecht nein sagen. Es hätte seltsam gewirkt, wenn er in der leeren Halle zurück geblieben wäre. Außerdem war es ja nicht so, dass die Angelegenheit so dringlich war... Beim Training in einem der vielen großen leeren Räume, die dieses Gebäude zu genüge hatte, war Tokui unkonzentriert und der Blauhäutige merkte das auch schnell. Der Junge verfehlte Ziele mit seinem Kunai oder reagierte einfach langsamer als sonst. Kisame wusste nicht, was er davon halten sollte, doch es gab keinen Grund sein Patenkind für diese Nachlässigkeit zu rügen. Der Haimann bewunderte, wie das Kind mit der derzeitigen Situation umging, ohne völlig schwach und mental verwirrt zu wirken, oder sich in sich zurück zu ziehen. Er lächelte normal und sprach auch so wie gewohnt, nur schien er eben ein wenig abwesend zu sein. Jedenfalls dachte Kisame, dass Tokui das Recht hatte, dass er schon wie ein großer Junge behandelt wurde, nach allem, was er durchgemacht hatte. Ja, Tokui hatte sich verändert. Er war nicht mehr ganz so unbeschwert, wie noch vor einem dreiviertel Jahr, bevor die Entführungsversuche begonnen hatten. Damals war er noch ein relativ normaler Junge gewesen, wenn man bedachte, wer seine Eltern waren, doch nun, durch all die Gefahren, die er am eigenen Leib hatte spürten müssen, war ihm auch wirklich bewusst geworden, dass er eben kein normales Kind war. Das machte ihn nicht größenwahnsinnig, nein, sondern nachdenklich, auch ein wenig vorsichtig, aber vor allem sehr ehrgeizig. Er wollte zeigen, dass er nicht abhängig von der Hilfe seiner Eltern war, dass er sie nicht brauchte, um zurecht zu kommen, wenn es einmal ums Ganze ging, damit diese auf sich selber Acht geben konnten. Er arbeitete gewissenhaft an der Beherrschung seines Sharingans, an seiner Chakrakontrolle und der Meisterung einiger einfacher Jutsus, doch vernachlässigte auch seine anderen Pflichten nicht, denn er musste ja auch weiter lesen und schreiben lernen, wobei diese Dinge im Moment ein wenig auf der Strecke lagen. Doch auch das war der Situation wegen nicht verwunderlich. Alleine wegen all dieser Gründe trainierte Kisame mit Tokui weiter, so als wäre nichts anders als sonst. Denn auch mit so einem Umstand musste der Junge klarkommen, denn es lief im Leben nicht immer so, wie man es gerne hätte. Gegner und Feinde kamen nicht immer nur dann, wenn man gerade in Stimmung für sie war. So war das Leben eines Shinobi und es war mittlerweile schon vollkommen klar, dass Tokui einer werden würde. Deswegen hielt sich Kisame auch nicht mehr als sonst zurück. Er schleuderte seinem Patenkind eine Salve von Shuriken entgegen und war sehr überrascht, als Tokui mit aktiviertem Sharingan aufsah und den Angriff im letzten Moment parierte. Vielleicht war diese Stresssituation gar nicht mal so schlecht, denn so musste der Haimann die Instinkte des Jungen herauskitzeln. Unwillkürliches Handeln war ebenso wichtig, wie bewusstes. Kisame schnellte auf Tokui zu, sein eigenes Kunai in der Hand. Der Junge sah ihn verblüfft an, griff dann aber seine eigene Waffe fester und hielt sie nach oben, vor sich, um sich zu schützen. Der Haimann war schnell, sehr schnell. Tokui hatte nur eine Chance, weil er seinen Patenonkel durch das Sharingan kommen sah. Metall prallte auf Metall, doch Tokui hatte nicht damit gerechnet, dass Kisame so einen festen Hieb gegen ihn ausführen würde. Seine Arme gaben nach und er rutschte nach hinten. Die weggedrückte Schneide verfehlte den Jungen nur um einige Zentimeter. Schnell machte er einen Sprung nach hinten, denn die gegen ihn wirkenden Kraft von seinem Patenonkel wollte er nicht weiter ausgesetzt sein, weil sonst wohlmöglich doch etwas passierte. Doch so verlor der blauhäutige Hüne sein Gleichgewicht und fiel polternd zu Boden. Kisame ächzte, als er sich wieder aufrichtete und sich dabei ein wenig verlegen am Hinterkopf kratzte. Auweia, da war er wohl doch mit etwas zu viel Elan an die Sache heran gegangen, denn natürlich wollte er sein Patenkind auf keinen Fall verletzen. Weil er nicht wusste, was er sagen sollte, denn er war eigentlich kein Mann großer Worte, grinste er einfach nur - und hörte mit Erleichterung, wie Tokui leise seufzend lachte, denn er verstand sehr wohl, was sein Pate ausdrücken wollte. „Ich glaube, ich gehe duschen und leg mich dann ein wenig hin. Bis dann, Kisame-oji-san“, sprach Tokui, winkte kurz und ging dann davon, ohne zu sehen, wie der Haimann ihm nun doch ein wenig besorgt hinterher blickte. Er hatte sich so einigermaßen gemerkt, wie er langgehen musste und folgte den Gängen deshalb alleine. Er brauchte nun etwas Zeit, um sich zu sammeln, denn nun war es endlich so weit. Der Junge wollte es nicht mehr vor sich hin schieben. Tokui kehrte zurück zu dem Teil des Gebäudes, in welchem sich ihre Gästezimmer befanden. Er strengte seine Sinne an, um herauszufinden, ob sich irgendjemand in der Nähe aufhielt. Die einzigen Präsenzen, die er fühlen konnte, waren die von Obito und der kleinen Hana. Sonst schien niemand auf seinem Zimmer zu sein. Tokui machte das nichts aus, denn dann konnte er sich so lange in Ruhe waschen. Er betrat den Raum, in dem er in der ersten Nacht bei seinen Eltern verbracht hatte. Er beschloss, dort das Bad zu benutzen, weil dort auch seine Sachen waren, die er mit auf die Reise genommen hatte. Als er herein kam, empfing ihn gleich eine andere Atmosphäre, als er sie von vorletzter Nacht in Erinnerung hatte. Schnell bemerkte er auch, was anders war: Die Bilder standen auf der kleinen Kommode, die Bilder ihrer Familie. Ganz vorne stand das eine Bild, welches Tokui immer am meisten Fragen aufgegeben hatte: Das gemeinsame Familienfoto seines Vaters, dessen Bruders Sasuke und deren Eltern. Sie sahen auf dem Bild doch alle glücklich aus, oder? Irrte sich Tokui da? Wie oft nur hatte er darüber gegrübelt? Der Junge riss sich von dem Anblick los, um seinen Rucksack zu suchen und sich von dort frische Sachen heraus zu nehmen, bevor er ins Bad ging. Ein frisches Handtuch lag dort für ihn bereit und so zögerte er nicht lange und stellte sich unter die Brause, um sich zu waschen. Das warme Wasser war wohltuend, nicht nur, weil er sich sofort erfrischt fühlte, sondern weil es auch alle seine Gedanken für den Moment weg wusch. Am liebsten wäre er gar nicht wieder aus der Dusche heraus gekommen, doch er konnte ja nicht alles heiße Wasser verbrauchen. Warum ihn das kümmerte, wusste Tokui eigentlich nicht, doch so war er, er dachte immer über so etwas nach. Als Tokui aber aus der Kabine hinaus ging und sich abtrocknen wollte, bemerkte er plötzlich eine Aura, die sich im Zimmer befand, aber vor kurzem noch nicht da gewesen war. Es dauerte auch nicht lange, bis der Junge erkannte, wer es war und dies beschleunigte seinen Herzschlag merklich. Es war sein Vater. Der Mann, zu dem Tokui eigentlich gewollt hatte, doch dass er nun so unerwartet in der Nähe war, brachte den Jungen vollkommen aus dem Konzept. Er war im Moment keineswegs vorbereitet, er hatte sich Worte zurechtlegen wollen, sich vornehmen wollen, wie er auftreten und reagieren würde, um nicht schwach dazustehen. Nun bemerkte er aber, dass all das nichts genutzt hätte, denn so eine Situation konnte man einfach nicht voraussagen, nicht bei diesem Gesprächsthema, welches Tokui anschneiden wollte, und nicht bei diesem Mann, der so undurchschaubar war, dass er es eigentlich noch schwerer machte, sich überhaupt zusammen zu reißen und den Mut zu sammeln, auf ihn zu zu gehen und zu reden. Plötzlich machte es 'Klick' in Tokuis Kopf. Er durfte es einfach nicht weiter hinaus schieben, denn er würde es sich dadurch nur noch schwerer machen. Jetzt war die beste Gelegenheit, denn wenn er sich alles, was er sagen wollte, zurecht legen würde, und es dann doch nicht so klappte, wie er gewollt hatte, dann würde er erst recht in Panik verfallen. Sein Vater würde das merken, und er würde dadurch nur noch angespannter sein. Es würde nur schlimmer kommen und das würde kein Ergebnis bringen, ganz im Gegenteil. So begann Tokui, sich hastig abzutrocknen und dann seine Sachen anzuziehen. Er gab sich einen mentalen Stoß, riss sich zusammen und öffnete dann die Tür vom Badezimmer, um in den Schlafraum hinein zu gehen. Sein Vater wollte gerade wieder gehen. Er hatte die Hand schon auf dem Türgriff, doch als er hörte, dass sein Sohn herein kam, blieb er noch einmal kurz stehen. Er blickte nicht zu Tokui hin, doch der Junge nutzte seine Chance, denn er musste endlich, endlich einen Schritt tun, um das Stillschweigen zwischen ihnen zu beenden. "Otou-san, bitte warte...", sagte er leise und bemerkte, dass er nun erst zum ersten Mal seit einigen Tagen seinen Vater bewusst von alleine ansprach, und nicht wegen dem Wunsch seiner Mutter. Tokui bemerkte, dass sein Vater sich kurz versteifte, doch nach ein paar Sekunden wieder ruhiger wurde. Er ließ den Türgriff los und stand dann einfach so da. Er wusste sicher, worum es ging und diese Tatsache machte den Jungen letztendlich doch nervös. Er rubbelte sich unschlüssig mit seinem Handtuch über die Haare und sah etwas unschlüssig im Zimmer herum. "Ähm... Setzen wir uns hin, bitte?", fragte Tokui, weil er die Sache nicht im Stehen abwickeln wollte und kam sich ein wenig blöd vor, dass er nun schon wieder 'Bitte' gesagt hätte, als würde er hier einem völlig fremden Menschen gegenüber stehen. Doch war es nicht so, dass er sich diesem Mann gegenüber in den letzten Tagen wie fremd gefühlt hatte? Es schienen so viele Geheimnisse um ihn vorhanden zu sein und die Erkenntnis, dass sein Vater der Mörder seines eigenen Clans war, hatte Tokui wie vor einer Wand zurück prallen lassen. Er wusste, sein Vater war ein Shinobi und wenn es sein musste, konnte er eiskalt und unberechenbar sein. Doch so eine Sache, dass er seine ganz Familie getötet hatte, hätte der Junge seinem Vater nie zugetraut. Was für ein Mensch war so eine Person, die so etwas tun konnte? Natürlich hatte Tokui sich das vorhin schon einmal gefragt, doch jetzt kamen diese Gedanken erneut in ihm auf. Er konnte sich nicht dagegen wehren und es war eigentlich keine gute Voraussetzung für das Gespräch, welches Tokui nun mit seinem Vater führen wollte. Er hatte unvoreingenommen sein wollen, um neutral an die Sache heranzugehen, doch nun fühlte er, wie die Emotionen ihn zu überrumpeln drohten. Itachi sagte nichts, doch er folgte der Bitte seines Sohnes und setzte sich langsam auf das Bett. Nun hob auch er seinen Blick und legte diesen auf den Jungen. Tokui versuchte, ihn nicht zu erwidern, sondern bewegte sich ebenfalls, um sich auch auf die Matratze zu setzen, nicht zu nahe, aber auch nicht zu weit von seinem Vater weg. So saßen sie nun da. Schweigen herrschte zwischen ihnen wie eine konstante Schwingung von ruhigen Wellen, denn die Atmosphäre hatte verwunderlicherweise nichts Feindseliges an sich und auch nichts Abweisendes. Itachi hatte zwar gehen wollen, doch durch die Bitte seines Sohnes war er freiwillig geblieben. Ja, jetzt, da er hier so saß, fühlte er sich ein wenig besser, besser, weil er seinem inneren Zwist nachgegeben hatte. Eigentlich sollte er sich wirklich für sein eigenes Verhalten rügen. Er war ein erwachsener Mann und verhielt sich wie ein störrisches Kind, wogegen Tokui bereits so gereift erschien. Ein kleiner Junge musste seinen Vater auffordern, zu reden, weil dieser es einfach nicht auf die Reihe brachte, über seine eigene Geschichte hinweg zu kommen, auch nicht jetzt, da er auch wieder mit seinem Bruder Frieden geschlossen hatte, um dessen Wohl es ja bei der ganzen Sache gegangen war. Die Brüder verstanden sich nun wieder und Vergangenes war vergangen und vor allem auch vergeben. Doch diese Hemmungen schienen seinem Sohn gegenüber wieder zu Tage zu kommen. Tokui musste es hoch angerechnet werden, dass er sich so viel getraut hatte, wodurch sie schließlich erst an diesem Punkt angelangt waren. Musste dann nicht auch Itachi etwas tun, um die Situation zu lockern? "Wie... wie war Dein Tag, Tokui?", fragte er und es fiel ihm nichts anderes ein, denn zwischenmenschliche Dinge waren nicht das, was er am besten zu meistern verstand, auch jetzt nicht, wo es eigentlich wichtig war, dass er sich anstrengte, auch etwas aus dieser Situation zu machen, weil er es ja auch wollte. Durch Seika hatte er gelernt, sich zu öffnen, doch Seika war seine Frau. Mit seinem Sohn war es schon wieder eine ganz andere Angelegenheit. Tokui wippte seine Beine vor und zurück und man sah ihm an, dass er über diese Frage nicht überrascht war. "Ich war schon mit Kisame-oji-san trainieren, aber nicht zu lange, weil ich... mit Dir reden wollte...", antwortete der Junge und nun, da er auch gesagt hatte, was er eigentlich vor hatte, schien sein Gefühlschaos noch größer zu werden. Plötzlich dachte er nicht mehr darüber nach, wie er was sagen sollte, er wollte es einfach sagen, musste es sagen, musste es endlich loswerden. "Otou-san, bitte... Du musst mir erklären, was geschehen ist. Ich möchte es von Dir hören und nicht von einer anderen Person, wie von diesem Madara. Bitte, Du weißt, ich hab Dich lieb, aber ich weiß nicht, was ich denken soll... und das alles, die ganze Situation, macht mir so sehr Angst…", sprach er und seine Stimme klang leise flehend und bebend. Er war kurz davor, in Tränen auszubrechen, das merkte er, doch er wollte sich nicht so gehen lassen und sich deshalb zusammenreißen, vor allem nicht in der Gegenwart seines Vaters. Ja, er hatte gestern geweint, zwar aus einem anderen Grund, doch er mochte das Gefühl nicht, welches man dabei und danach hatte, als wäre man innerlich leer und furchtbar schwach. Doch er brauchte jetzt sein Kraft, um seinen Vater dazu zu bringen, zu reden, denn er würde ihn diesmal nicht fortgehen lassen, bis er alles wusste, denn noch länger zu warten würde Tokui sicher nicht aushalten, so fühlte er sich jedenfalls. Der Junge hörte seinen Vater seufzen und zwar sehr tief und mit einem Unterton, der große Resignation bedeutete, etwas, was bei dem schwarzhaarigen Mann wirklich nicht oft zu hören war. Der designierte Clanführer hob seinen Blick und schaute zur Zimmerdecke. Seine Augen waren leicht geschlossen und trotzdem konnten man die schwarzen Irriden darunter leicht schimmern sehen. Doch Itachi fühlte sich auf einmal nicht gut. Nicht, weil er sich vielleicht einen Krankheit eingefangen hatte, nein, seine Gedanken taten weh. Solche Worte von seinem Sohn zu vernehmen, traf den Uchiha so hart wie eine Faust. Dieses offene Geständnis, dass der Junge ihn nicht hasste und sehr über ihr momentanes Verhältnis besorgt war, machte es eigentlich noch schlimmer. Genau das war Itachi immer bewusst gewesen, weswegen er auch Sasuke dazu gebracht hatte, dass er ihn für seine Tat verabscheute. Hass war leichter zu vertragen als die Gewissheit, dass ein geliebter Mensch etwas getan hatte, was man nicht verstand. Hier hatte sich die Befürchtung seines Bruders nicht bestätigt. Tokui schien ihn nicht zu hassen, es hatte ihn nur verletzt, dass er von der ganzen Sache nichts gewusst hatte. Doch sicherlich erschrak es ihn auch, dass all seine Verwandten von seinem Vater getötet worden waren... Doch was sollte Itachi tun? Natürlich hatte er sich bereits unzählige Male überlegt, was er seinem Sohn bloß erzählen sollte. Keine Erklärung war für so einen Jungen wirklich plausibel, oder? Denn die Wahrheit hatte so viele unglaubliche Facetten, dass Tokui ihm dies sicher nicht abnehmen würde - oder doch? Er war ein unglaublich intelligentes Kind und wenn er etwas nicht verstand, dann fragte er nach. Vielleicht hätte Itachi dies zusammen mit Seika angehen sollen, die ihrem Sohn immer alles sehr einfühlsam erklären konnte. Doch seine Frau hatte schon genug dafür getan, dass ihre Familie zusammen hielt und er wollte sich nicht in eine Angelegenheit hinein ziehen, die er durch seine Unfähigkeit verursacht hatte. Erneut seufzte er tief, denn dies war wohl seine letzte Chance, alles wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. "Tokui, es... Es tut mir leid", sagte er und in den Ohren des Jungen klang diese Entschuldigung sehr aufrichtig, als würde sein Vater plötzlich ein großes Geheimnis lüften. Er wusste, was sein Vater sagen wollte. Er meinte damit die ganze Geheimniskrämerei und nicht die Tat an sich. Itachi stützte einen Ellenbogen auf sein Knie und legte sein Kinn in die aufgerichtete Handfläche. Als er dann zu seinem Sohn sah, erblickte Tokui in dessen Gesicht Müdigkeit und Reue. Ihre Augen verbanden sich, doch diesmal war kein voneinander zurückschrecken dabei. "Ich denke, Du weißt mittlerweile, dass die ganze Geschichte stimmt, oder?", fragte Itachi nach und in seinem Ton war zwar etwas ernsthaftes, aber trotzdem schien er sich plötzlich fallen zu lassen, in das Gefühl hinein, dass er nun ein aufrichtiges Gespräch mit seinem Sohn führen würde, für welches eine behagliche Stimmung zwischen ihnen von Nöten war, die er unbedingt wieder aufbauen wollte. Und als Itachi letztendlich zu reden begann, fand sich Tokui in einer Gedankenwelt wieder, welche ihn völlig in ihren Bann zog, für sich vereinnahmte, erstaunte, erschreckte, traurig machte, grauste, aber auch Verständnis in ihm hervorrief. Er hatte seinen Vater noch nie so lange am Stück reden hören, doch das war nicht wirklich verwunderlich, denn so eine Geschichte musste einfach genau erzählt werden. So lernte Tokui über Dinge, welche ihn maßlos stark berührten. Vor allem hätte er nie gedacht, dass sein Vater an diesem Punkt beginnen würde. Itachi erzählte seinem Sohn zu aller Erst von seiner Kindheit, denn es war eine sehr wichtige Geschichte. Schon als kleiner Junge war er mit großen Erwartungen konfrontiert worden, denn als männlicher Nachkomme und Erstgeborener des Hauses war er dazu verpflichtet, in Zukunft den Zweig seines Clans anzuführen und die ganze Familie gut zu repräsentieren. Er war schon früh immer dazu angetrieben worden, zu trainieren und viel zu lernen und weil er es nicht anders kannte, hatte er es natürlich auch freiwillig und sogar gerne gemacht. Er selber hatte sich gefreut, wenn er Fortschritte machte, er selber wollte seine Fähigkeiten ausbauen und gut werden, nicht nur, weil sein Vater Fugaku es ihm damals so aufgetragen hatte, sondern, weil es ihm Spaß machte, sein Können zu erforschen. Es war normal, dass man etwas fleißig tat, wenn es aus der eigenen Motivation kam. Jedenfalls waren alle stolz auf ihn gewesen, dass er so schnell gute Fortschritte machte und dass durch diesen engagierten Jungen das Ansehen des Clans nur noch höher stieg. Dann wurde sein Bruder Sasuke geboren und jeder sah eine glorreiche Zukunft für die Familie voraus. Doch je älter die Beiden wurden, desto mehr veränderte sich das Bild der Brüder. Während sie sich noch als Freunde sahen, separierte sein Vater sie voneinander, damit der Ältere Zeit hatte, um zu trainieren und dass auch sein jüngeres Kind anfing, sich mit seinen späteren Leistungen auseinanderzusetzen. Viel Zeit konnten sie deshalb nicht miteinander verbringen, doch Itachi versuchte, ein guter Bruder zu sein. Es stellte sich jedoch heraus, dass sein Vater eben dies benutzte, um Sasuke klar zu machen, er solle später einmal so wie sein großer Bruder werden. Die Jahre gingen voran und es kam die Zeit, als Sasuke auch zur Ninjaakadamie gehen sollte. Itachi war bereits Chuunin, ein von der ganzen Stadt hochgelobtes Genie, dessen Vater die Erziehung seines jüngeren Kindes ganz ihm in seiner 'Vorbildfunktion' überließ. Alles, was Itachi tat, war gut, sodass Sasuke es nacheifern sollte. Fugaku selber trainierte nie mit seinem Sohn und kümmerte sich nur um ihn, wenn es darum ging, seine Schulnoten zu bewerten, die aber leider nicht ganz so gut waren, wie die von Itachi. Dies ärgerte Fugaku, das hatte Itachi immer im Gesicht seines Vaters gesehen, es ärgerte ihn, dass sein zweiter Sohn schwächelte und nicht das Talent wie Itachi zeigte. Sasuke und Fugaku hatten schließlich kaum noch etwas Familiäres miteinander zu tun, obwohl sich Mikoto, ihre Mutter, sehr darum bemühte, dass auch die Gemeinschaft neben dem Hunger nach Ruhm nicht litt. Doch auch sie konnte nichts tun, wenn ihr viel beschäftigter Mann, der mit den Oberhäuptern des Clans etwas ganz großes plante, ihr einmal mehr nicht zuhörte. So ging es lange dahin, und die Situation wurde immer schlimmer. Itachi gefiel es nicht, wie sein Vater mit seinem Bruder umzuspringen begann und versuchte gleichzeitig, weil er nichts dagegen sagen konnte, seinem Bruder so gut wie möglich zur Seite zu stehen. Seltsamerweise entwickelte sich Itachi während der ganzen Zeit, in der er viel trainierte und seine Fähigkeiten und Techniken verbesserte und perfektionierte, nicht zu einer blinden Kampfmaschine, auch nicht durch das Missfallen gegen seinen Vater. Nein, es war genau anders herum, denn es war ja nun seine Entscheidung, dass er lernte, sich zu verbessern. Er war nicht beeinflusst von all den Lobesreden und Angespornten, die er fast jeden Tag hörte, weil es für ihn selbstverständlich war, dass er so war. Er hielt sich nicht für etwas besseres, obwohl er so behandelt wurde und auch, wenn er in den Missionen, die er bereits durchführte, viel mit Krieg und Tod konfrontiert worden war, führte er dies zwar durch, doch es blendete ihn nicht. Er liebte den Frieden und wenn es ruhig um ihn war und er nachdenken konnte, und wenn er etwas tat, dann aus der Überzeugung, er könnte es zwar nicht ändern, doch wenigstens helfen, dass es nicht schlimmer wurde. So gesehen blieb er ein rational denkender Junge, auch, als Abgeordnete der Stadt kamen und ihn eines Tages zum Hokage brachten, der ihm eröffnete, dass er einen Auftrag für ihn hatte, zu überwachen, was der Uchiha Clan plante, weil es immer mehr den Anschein machte, dass sich der Clan gegen alle Entscheidungen der Stadt stellte. Soweit war alles in Ordnung, doch nur ein paar Tage später, nachdem alle erfahren hatten, dass er in geheimer Mission für den Hokage und den Ältestenrat arbeitete, eröffneten ihm die Oberhäupter der Uchiha Familie, was ihr Ziel war, und dass er im Gegenzug acht geben sollte, welche strategischen Züge die Regierung der Stadt machte. So geriet Itachi in ein furchtbares Dilemma hinein. „Ich stand zwischen zwei Fronten, doch das Schlimmste war, ich stand mit meinem Gewissen in Konflikt. Meine Moral sagte mir, ich musste das Vertrauen der Stadtoberhäupter bewahren, doch ich konnte mich doch nicht gegen meine Familie wenden. Das war aber nur mein erster Gedanken“, sprach der schwarzhaarige Mann und sein Blick war ein wenig abwesend geworden. Tokuis Augen hingen an seinem Vater, er konnte gar nicht anders, denn die Abgründe, die diese Geschichte offenbarte, waren unglaublich und tief berührend zugleich. Wie konnte dieser Mann hier einfach so sitzen, mit der Last, die ihm damals auferlegt wurde? Tokui war vollkommen perplex, wie sein Vater damals überhaupt hatte nachdenken können, ohne an der Schwere seiner zu treffenden Entscheidung zerbrochen zu sein. Dem Jungen wurde schon vom Zuhören schwindelig. Itachi fuhr wieder fort, nachdem er sich mit einem Blick davon überzeugt hatte, dass Tokui noch mitkam. Nun, erst hatte er sich, nach allem, was geschehen war, nicht vorstellen können, seiner Familie etwas anzutun. Doch dann wurde er in die Pläne seines Vater und der anderen Clanführern eingeweiht. Es hatte seinen Gedanken einen totalen Rückschlag gegeben. Die Uchiha wollten gemeinsam mit der Kraft des Sharingans die Überhand über die Stadt nehmen und sich zu den Oberhäuptern von Konohagakure machen. Itachis Glaube an den Frieden war mit einem Mal zerstört, denn wenn er seinen Rückhalt nicht einmal mehr in seiner eigenen Familie finden konnte, wo denn dann? Er war aufgewühlt gewesen, vollkommen durcheinander und flüchtete aus der Stadt heraus, um nachdenken zu können. Er hatte nicht das Bedürfnis gehabt, ganz zu verschwinden, es gab immer noch genug Leute, die ihm etwas bedeuteten und die er nicht einfach hätte zurücklassen können, vor allem nicht, weil dann das Problem nicht aus der Welt geschafft war. Er hätte sich leicht für sich selber zurückziehen können, doch er konnte die Stadt, die seine Heimat war und die er über alles liebte, nicht sich selbst überlassen. Vielleicht hörte es sich nicht wichtig an, wohin Itachi ging, um alleine zu sein, doch es war von großer Bedeutung, denn im tiefen Dickicht der Wälder von Hi no Kuni traf er auf den Mann, der sein ganzes Leben nachhaltig verändern sollte. Es war Madara. Madara erzählte Itachi, wo er nachsehen musste, um das größte Geheimnis der Uchiha zu lüften. Itachi wusste nicht, was er davon halten sollte, doch Madara sprach ihm über Dinge, die nur ein Uchiha wissen konnte. Und als er ihm sein Sharingan zeigte und sagte, dass der Clan schon immer nicht das gewesen war, wofür man ihn hielt und dass auch er schon lange versuchte, dagegen anzukämfen, da glaubte Itachi ihm. Er kehrte nach dem Gespräch ins Dorf zurück und als es Nacht wurde und er über den Tag nachdachte, da beschloss er, dass er wissen musste, was dies für ein Geheimnis war, welches der andere Uchiha ihm anvertraut hatte. Er hatte sich am nächsten Tag aufgemacht, zu dem Ort, den Madara ihm beschrieben hatte. Die Lage war bereits sehr seltsam. In einer Ecke des Dojo, unter den Matten befand sich eine geheime Kammer, in der ein paar Dokumente in einer Truhe gelagert waren. Itachi hatte mit Neugier begonnen zu lesen, doch er hätte nie gedacht, dass er so etwas herausfinden würde. Diese Geschichte war Tokui nun nicht ganz neu, doch sie erschrak ihn trotzdem: Man konnte eine noch mächtigere Stufe des Sharingans erreichen, doch nur unter eine Bedingung und zwar, wenn man seinen besten Freund tötete. Eine derartige Tat verschlug einfach jedem die Sprache, doch was sollte man tun, wenn andere Gedanken den eigenen Kopf so sehr belasteten, dass diese Option irgendwann gar nicht mehr so falsch erschien? So erging es Itachi damals. Er wurde immer mehr eingenommen von den Plänen und Machenschaften seines Vaters, welcher ihn nur allzu sehr darin einspannen wollte. Er drückte sich davor, indem er viele Aufträge der ANBU annahm, zu denen er kürzlich auch noch aufgestiegen war. Dies belastete den jungen Itachi natürlich noch zusätzlich, doch er war immer froh, wenn er sich nur kurzzeitig seiner Sorgen entziehen konnte. Fugaku behandelte Sasuke immer noch nicht gut und auch der Hokage verlangte nach Informationen. Eines Tages traf er auch wieder auf Madara, doch Itachi war mittlerweile selber so geschockt von allem, was vor sich ging, dass es nicht mehr viel brauchte, um ihn in die von Madara aus 'richtige' Denkrichtung zu lenken. Ja, Itachi konnte es nicht mehr ansehen, wie der Uchiha Clan versuchte, das friedliche Leben in Konohagakure umzukrempeln. Allen Menschen ging es doch gut, doch nur weil die Uchihas glaubten, dass sie ein wenig benachteiligt waren, wegen ihrer Geschichte, was die Gründung der Stadt anging, wollten sie schon einen Staatsstreich begehen. Es war einfach ungeheuerlich. Es würden blutige Kämpfe geben, da war Itachi sich sicher, und es würde auf beiden Seiten hohe Verluste geben, ohne Frage. Die Stadt würde ihm Chaos versinken, denn Fugaku und die anderen Clanführer handelten durch ihre machtgierigen Pläne nicht mit dem Motiv, dem Land eine bessere Führung zu geben. Doch nicht nur das, auch die anderen Shinobiländer, die Hi no Kuni feindlich gegenüber standen, würden die Chance der Unstabilität der großen Stadt nutzen und mit Sicherheit angreifen, was noch mehr Zerstörung und Leid mit sich bringen würde. Der Gedanke an Krieg machte Itachi jedoch wahnsinnig und so beschloss er letztendlich, mit dem Zuspruch von Madara, die Sache nach seinem Ermessen selber in die Hand zu nehmen. Itachi musste eine Lösung finden und so schwer diese Aufgabe auch schien, er musste es schaffen und er schaffte es. Was er letztendlich getan hatte, schien ihm für diesen Moment gut genug zu sein. Er tötete Shisui, seinen besten Freund, dann, in einer Nacht schlug er zu und rottete alle Uchiha aus, auch seine Eltern. Keiner durfte überleben - außer Sasuke, seinen Bruder, denn Itachi wollte, dass der Clan, welchem er angehörte, überlebte, um irgendwann einmal besser und gerechter zu werden. Denn Itachi konnte es einfach nicht ertragen, dass seine Familie jemals so ein egoistisches, ungeheuerliches Gedankengut hätte entwickeln können. Und er wollte seine Heimat erhalten, die er so sehr liebte und seinen Bruder am Leben wissen. „Nach meiner Tat floh ich aus der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Reue gezeigt, ich konnte es einfach nicht, sonst hätte ich es nicht geschafft, weiterzuleben. Madara wartete damals schon auf mich und nahm mich mit sich. Er lehrte mich, das Mangekyou zu benutzen und brachte mir viele Dinge bei. Er machte mich auch zu einem Mitglied der Akatsuki. Ich wurde ein gefühlskalter Mann. Erst später realisierte ich, wie Madara mich betrogen hatte, dass er mich nur für seine eigenen Ziele ausnutzen wollte, doch da war es schon zu spät. Sasuke hasste mich und die ganze Welt hielt mich für ein Monster, und die Leute hatten nicht unrecht. Ich hatte große Fehler begangen und erhielt die Strafe dafür. Doch... Ich wurde erst wieder zu einem Menschen, als ich Deine Mutter traf…“, sprach der schwarzhaarige Mann schließlich und endete somit seine Geschichte. Itachi saß da, ganz verloren in seinen gerade dargelegten Erinnerungen. Es war wirklich auslaugend, die Geschehnisse der lange vergangenen Jahre wieder hervorzuholen, das hatte er schon ein paar Mal durchlebt, das erste Mal, als er sich Seika völlig geöffnet hatte, dann als er seinem Bruder Sasuke die Wahrheit erzählt hatte. Doch nun auch seinem Sohn über die Tat zu berichten, die er vor so vielen Jahren begangen hatte, nahm eine ungeheure Last von ihm. Er hatte seit Tokuis Geburt gewusst, dass so ein Tag irgendwann kommen würde, doch dass es dann so schwer sein würde, hatte Itachi nicht gedacht, vor allem nicht mit der Art, wie der Junge es überhaupt erfahren hatte. „Es tut mir Leid, Tokui, ich hatte... Angst, es Dir zu erzählen, denn ich dachte, Du würdest mich dann... hassen“, sagte er in Erinnerung an Sasukes Worte und dass sein Vater es so drastisch nahm, erschrak Tokui sehr, vielleicht jedoch nicht, weil er sein Vater wirklich so gedacht hatte, sondern weil es die Wahrheit war. Tokui hätte ihn wirklich hassen können für die abscheuliche Tat, Gründe hin oder her. Seine eigenen Eltern umzubringen warf ein Vergehen, welches man nicht verzeihen konnte. Und dennoch kam es dem Jungen nie in den Sinn, für seinen Vater je etwas anderes zu fühlen als Liebe, gerade eben, weil sein Vater so war, wie er war. Tokui musste akzeptieren, dass er seine Großeltern nie kennen lernen würde, doch niemand hatte ihm je die Hoffnung darauf gemacht und so war es in Ordnung. Und weil er nun auch wusste, was in der Vergangenheit seines Vaters geschehen war, konnte er sich auch damit auseinandersetzen und sehen, was er dann aus der Zukunft tun würde. Die momentane Situation ergriff den Jungen so sehr, dass sie ihm einen dicken Kloß im Hals bescherte, den er nicht herunterzuschlucken vermochte. Jetzt hatte er jedenfalls eine andere Aufgabe. Tokui wandte sich zu seinem Vater hin, kletterte ganz auf das Bett, sodass er auf der Matzratze kniete und mit einem Mal umarmte er ihn um den Hals. Es kam für Itachi ganz unerwartet. Die Geste seines Sohnes ließ ihn zusammen zucken, denn er war ganz erschrocken darüber, dass Tokui so reagierte. Seine ersten Worte, als sie das Gespräch begonnen hatte, hatten zwar schon ausgesagt, dass er ihm wohl immer noch vertraute, doch dass dies nach Itachis Erzählung immer noch so war, verwunderte den Schwarzhaarigen sehr, er empfand es einfach als unglaublich. „Otou-san… Ich bin Dir nicht böse, auch wenn ich jetzt erst verstehe, warum“, sagte der Junge leise. Er war aufrichtig. Er konnte seinen Vater nicht hassen, denn er hatte damals nach seinem Gewissen gehandelt, er hatte nicht unüberlegt jemanden nieder gemetzelt, er hatte seine Familie getötet, um Gerechtigkeit für sich, seinen Bruder und für die Gemeinschaft der Shinobistaaten walten zu lassen. Tokui verspürte plötzlich wahnsinnig großen Respekt vor dieser Entscheidung, doch er fühlte nur noch Erleichterung, als er bemerkte, dass sein Vater sich wieder entspannte und auch auf einmal seine Arme um seinen Sohn legte, um ihn fest an sich zu drücken. Stützend barg er sein Gesicht an der kleinen Schulter und Tokui wusste, dass diese Umarmung seines Vaters eines der schönsten Dinge war, die er je erfahren hatte. Diesem Mann nahe zu sein, war eine von Tokuis größten Freuden. Er sah immerzu respektvoll zu seinem Vater auf und er war glücklich, wenn es seinen Eltern gut ging. Egal, welche Zweifel der Junge je gehegt hatte, mit einem Mal waren sie plötzlich verschwunden, denn er war sich sicher, mit der Hilfe seiner Mutter konnte aus ihnen wieder eine friedliche, stark zusammen haltende Familie werden. „Otou-san, ich hab Dich lieb...“, sagte Tokui leise und es hörte sich nicht an, wie die Worte eines kleinen Kindes, der irgendetwas vor sich hin brabbelte, nur um seinem Vater zu gefallen, sondern wie das ehrliche, aus tiefem Herzen kommende Geständnis eines Sohnes, der erkannt hatte, dass seine Eltern eine schweres Los hinter sich hatten und dass er sich voll hinter sie stellte. Itachi löste die Umarmung um Tokui, nur um ihn mit einem sanften, beinahe gerührten Blick zu bedenken und sich noch einmal zu ihm zu beugen, um seinen Lippen sanft auf die Stirn seines Sohnes zu drücken. „Ich Dich auch, Tokui“, antwortete Itachi leise, aber deutlich vernehmbar und schloss seine Augen, als wäre er nun sehr erschöpft. Doch seinem Gesicht konnte man ansehen, wie froh er war. Das hatte er noch nie getan. Seine Mutter hatte ihn schon oft geküsst, doch Tokui konnte sich nicht erinnern, dass sein Vater ihm jemals so eine Geste entgegen gebracht hatte. Der Junge spürte, wie seine Wangen leicht warm wurden. So etwas tat man wirklich nur, wenn man sich sehr gern hatte und sein Vater war keine Person, die ihre Emotionen verschwendete. Was er getan hatte, meinte er auch so und diese Gewissheit zu haben, war für Tokui sehr wichtig. Er sah seinen Vater an, der wieder ziemlich müde wirkte. Er hatte wohl nicht gut geschlafen, doch dass hatte Tokui auch nicht, beide wohl aus demselben Grund, weil ihnen einfach viel zu viele Dinge durch den Kopf gegangen waren. Vater und Sohn lösten ihre Umarmung voneinander und Tokui ließ sich seitlich auf die Matratze fallen. Er musste plötzlich ein Gähnen unterdrücken, denn es war, als hätte der emotionale Stress ihn so ausgelaugt und die ganze Zeit wach gehalten, sodass er kein Auge hatte zu tun können. Jetzt fielen dem Jungen die Lider aber wie automatisch zu. Als er jedoch spürte, wie die Matratze leicht hüpfte, da öffnete er noch kurz die Augen und konnte so sehen, dass sich sein Vater neben ihm auch hingelegt hatte. Er hatte seine Augen geschlossen und atmete ruhig, als wäre er schon eingeschlafen. Tokui konnte nicht anders, als leicht zu lächeln, während auch er sich von seiner Müdigkeit mitreißen ließ und bald darauf auch in der Traumwelt versank. Keiner der Beiden merkte auf diese Weise, wie Seika herein kam und die Beiden mit einem erleichterten, liebevollen Blick beobachtete. Es war offensichtlich, dass sie miteinander geredet hatten und die Spannungen zwischen ihnen verschwunden waren. Wie erschöpft sie sein mussten, dass sie wahrscheinlich auf der Stelle eingeschlafen waren! Doch die Anstrengung hatte sich wohl gelohnt und so war nun wenigstens dieses unschöne Kapitel der Geschichte ihrer Familie geschlossen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)