Neu im Chaos von Toru-Jung (Chris und Ryan One) ================================================================================ Kapitel 6: Starke Freundschaft ------------------------------ Als wir beide endlich bei Jessy und Bianca, die in einem gewöhnlichen Miethaus wohnten ankamen, hörte Ryan immer noch nicht auf mich zu ignorieren. Ich sah ihn die ganze Zeit über nur von hinten. Was eigentlich auch kein so schlechter Anblick war. O man. Was denk ich da nur? Ich schüttelte leicht den Kopf um die Gedanken, die überhaupt nicht zu mir passten, loszuwerden. Nachdem wir mit einem Aufzug in den achten Stock hochgefahren waren, holte Ryan einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und schloss die Haustür auf. Wir betraten die Wohnung und standen in einem langen hellen Flur. Ich schloss hinter mir die Haustür. Weiter ging es ins Wohnzimmer der beiden. Ob wir überhaupt einfach so hier rein durften? Wir hatten uns ja nicht angekündigt oder so. Ryan verschwand umgehend in einem andern Raum. Aus dem ich sofort freudige Rufe von Bianca und Jessy hörte. “Hey ho, Ryan. Du kommst gerade richtig, wir backen Kekse für die Party. Hier probiere mal!” Ich wusste nicht was ich hier machen sollte. Ryan wollte mich bestimmt im Moment nicht sehen. Also setzte ich mich auf die große weiße Couch, mit rosa Kissen drauf, die hier zwischen zwei modernen Sesseln stand. Überhaupt war das Wohnzimmer sehr chic eingerichtet. Auch wenn es für meinen Geschmack etwas übertrieben mädchenhaft wirkte, mit all den rosa und gelben Kleinigkeiten die überall verstreut lagen. Plötzlich hörte ich wie noch jemand zur Tür herein kam. Hier schien ja jeder ohne wenigstens erstmal zu klingeln, ein und ausgehen zu können. Vincent betrat das Wohnzimmer. “Hallo, Chris. Bist ja auch mal hier”. “Hi”. “Ist Ryan auch hier?” “Ja, er ist in der Küche”. Er setzte sich neben mich auf die Couch, lehnte sich gemütlich zurück und legte die Arme über seinen Bauch. “Wie ist es denn Gestern weiter gelaufen?” Wie? Bei dieser Frage wurde ich ungewollt etwas rot. Wie meinte er das denn? “Wieso bist du eigentlich nicht mit gekommen als Ryan weg lief?” Sie waren doch beste Freunde oder? Vincents Gesicht wurde ernster. Hatte ich was Falsches gesagt? “Ich wusste das Ryan mir nichts erzählen würde, egal was ich sage. Denn obwohl wir Freunde sind und uns gut verstehen, erzählt er mir nicht viel von sich. Also dachte ich bei dir ist das anders”. “Nein, er hat mir auch nichts gesagt. Jedenfalls, nichts Genaueres.” Er grinste zufrieden. “Das braucht seine Zeit. Als ich ihn kennen gelernt habe, hat er mir kein einziges Wort gesagt. Was sich bis heute auch nicht sehr geändert hat. Aber bei dir hab ich das Gefühl das Ryan dir irgendwann alles erzählen wird”. Na wenn er meint. Ich war zwar anderer Meinung, aber vielleicht hatte er auch Recht. Es würde mir auf jeden Fall gefallen wenn Ryan mir mehr erzählen würde anstatt immer nur auf deprimierten Einzelgänger zu machen. Der Raum füllte sich langsam mit dem Backduft aus der Küche. Was backen die noch mal? Jedenfalls roch es eher angebrannt als nach Keksen. Bianca kam aus der schwenkenden Küchentür, die Hände beschmiert mit Teig. Als sie uns sah wischte sie diese an ihrer rosa Hallo Kitty Schürze ab. “Ah, ihr seid ja auch da. Hab ich gar nicht bemerkt. Wir sind da drin voll beschäftigt”. “Scheint nicht so recht zu klappen mit den Keksen”. Meinte Vincent neckisch. Bianca belächelte ihn nur. “Egal, wir haben genug Zeit. Ich geh mir jetzt erst mal die Hände waschen”. Sie ging mit eiligen Schritten nach hinten. “Sag mal Vincent. Wie ist Ryan den früher gewesen? Ich hör immer nur dass er anders war”. “Mmh, man kann nicht sagen das er ganz und gar anders war”. Er legte seinen Kopf auf die Couchlehne. “ Er hat schon immer wenig gesprochen. Aber damals hat er noch ab und zu gelächelt und mit geredet wenn ihn etwas interessierte. Heute ist er irgendwie verschlossen. Und weil er immerzu traurig ist, wirkt es als habe er Geheimnisse die ihn schwer zu schaffen machen”. “Verstehe. Aber warum ist er so?” “Ich schätze mal das hat mit seinem Vater zu tun. Du hast ja gesehen wie sie zueinander stehen. Aber was genau los ist weiß ich auch nicht. Deshalb sollst du dich auch gut mit ihm stellen, damit er endlich wieder aus sich raus kommt. Ich kann es auch bald nicht mehr ertragen ihn dauernd so zu sehen”. Da kam Bianca wieder zu uns und sagte zu Vincent. “Sara kommt gleich, sie Duscht nur noch schnell” “Alles klar” erwiderte er. Bianca ging wieder in Richtung Küche, wobei sie die Hände demonstrativ einander rieb und sagte. “So los geht’s mit Keksversuch Nummer vier” Hier ist noch jemand in der Wohnung? Ich wandte mich um und sah Vincent fragend an. “Wer ist denn Sara?” “Meine Freundin. Sie wohnt auch hier”. Antwortete er lächelnd. Das überraschte mich aber jetzt. Das hieß dass er doch nicht mit Ryan zusammen war. Und ich Trottel hab mir darüber dermaßen blödsinnige Gedanken gemacht. “Ist sie auch ein Emo?” Vincent lachte ein bisschen als ich ihn das fragte. “Nein, ist sie nicht. Aber sie kommt auch manchmal mit, wenn wir alle mal was unternehmen”. Seine Augen glänzten richtig wenn er über sie sprach, er war wohl wirklich sehr in Sara verliebt. Das machte mich persönlich auch sehr froh. Aber es konnte ja auch sein das Vincent schon vor Sara mal mit Ryan zusammen war. “Wie lange seid ihr den schon zusammen?” “Mal überlegen”. Er setzte nachdenklich die Hand ans Kinn. “Ich glaub das sind jetzt schon fünf oder sechs Jahre. Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten. Wieso willst du das den wissen? Ich machte eine abwehrende Handbewegung. “Ähh. Nur so”. sagte ich etwas stotternd. “Und wie lange kennst du Ryan schon?” Vincent blickte mich belustigend an. “Du stellt heute aber viele Fragen”. Das weiß ich auch. “Ich möchte euch halt besser kennen lernen”. “Vincent, kommst du?” Neben dem Sofa stand auf einmal eine junge Frau. Ob das Sara ist? Sie sah so erwachsen aus. Sie hatte lange blonde offene Haare und trug eine weiße Bluse, am Hals ein Silberkettchen mit einem halben Herzanhänger und eine eng anliegende Jeans deren enden sie in ihre hohen Stiefel gesteckt hatte. Damit war sie fast so groß wie Vincent. Was ich sah als er aufstand und sich zu ihr stellte. Sara sah mich mit ihren großen blauen Augen an und reichte mir die Hand. “Hallo, ich bin Sara”. Ich nahm ihre Hand entgegen. “Du bist bestimmt Chris. Schön dich kennen zu lernen”. “Gleichfalls”. Brachte ich nur heraus. “Ich hoffe du hast nichts dagegen das ich dir Vincent entführe?” Sie lächelte mich scherzhaft an. Ich lächelte auch. “Nein, natürlich nicht”. Sara wandte sich wieder Vincent zu und nahm seinen Arm. Dann gingen sie raus. Ich hörte noch wie sie ihre Jacken anzogen und wie die Haustür geöffnet wurde und wieder zufiel. Da stand ich nun und sah den beiden noch nach, obwohl sie schon längst weg waren. Was nun? Ich hatte ja leider wieder nicht mehr über Ryan erfahren. “Hey, Chris. Du bist ja plötzlich allein”. Ich sah zu Jessy rüber, die gerade zu mir kam, oder eher zu mir rannte. Sie breitet die Arme aus und schmiss sich mit voller Wucht auf mich, so dass wir beide auf der Couch landeten. Jessy sah schon von äußeren etwas ausgeflippt aus, dass sie sich auch so benahm wunderte mich nicht wirklich. “Hi, Jessy” brachte ich gerade noch unter ihr liegend heraus. Sie war schwerer als sie aussah. “Wie lief es mit Backen?” Sie grinste und verzog dann gespielt traurig ihren Mund. “Nicht so gut. Ihr müsst auf der Party leider drauf verzichten. Da fällt mir ein ich hab dich ja noch gar nicht offiziell eingeladen. Du kommst doch oder?” Sie legte ihren Kopf auf meine Brust. “Natürlich komme ich”. Sie sah mich grinsend an und gab mir einen flüchtigen Kuss auf meine Wange. “Super. Sag mal hast du Lust einen Film zu gucken?” “Gerne”. Hauptsache sie ging endlich von mir runter. Während sie aufstand und sich vor den Fernseher setzte und in den DVDs herum suchte, rief sie lautstark “Bianca, komm wir wollen was gucken”. Aus der Küche kam dann auch gleich ein freudiges “Jaah” von Bianca. Als sie heraus kam zog sie Ryan mit beiden Händen an seinem Arm hinter sich her. Ryan sah mich nicht an. Er und Bianca setzten sich nebeneinander, ein Stück von mir entfernt auf die Couch. Die beiden Mädchen diskutierten ewig darüber welchen Film wir denn nun sehen wollten. Mir war das ziemlich egal. Also stimmte ich jedem zu, wenn sie mich fragten was mir lieber wäre. Am Ende fiel die Wahl auf den Simpsons Film. Bei Vincent Vincent ging mit Sara in ein Café und sie setzten sich an einen der hinteren Tische. Ohne Sara wären er und die andern nie auf die Idee gekommen hier rein zu gehen. Es waren einfach zu viele Leute hier die sie mit diesem abschätzenden Blick ansahen. Und wenn sie doch mal so was taten, gingen sie bald wieder hinaus. Entweder wegen dem Gestarrte oder weil die Kellner sie baten zu gehen, weil sie angeblich die Gäste störten. Immerhin machten diese keinen Hehl daraus, empört aufzustehen und das Café zu verlassen, wenn wir kamen. Vielleicht dachten die wir wollen hier was anstellen, wie zum Beispiel das Geschäft plündern. Vincent machte das oft wenig aus. Aber von so einer Menge umkreist, kam er sich vor wie eine Maus in der Falle. Das war mit Sara natürlich nicht so. Mit ihr fühlte er sich als könnte er überall hingehen. Beide bestellten sich einen Cappuccino und unterhielten sich. “Sag mal Vinc, was hältst du davon wenn ich zur Party das blaue Kleid anziehe das wir letztens zusammen ausgesucht haben?” “Ist das nicht etwas übertrieben?” “Finde ich nicht. Du solltest mal sehen was Jessy und Bianca sich für Kleider gekauft haben. Die kann man kaum beschreiben”. “Na dann. Wieso nicht. Es steht dir ja so gut”. Sara lächelte ihn liebevoll an. Nachdem sie das Café verlassen hatten gingen beide einer belebten Straßen entlang auf der es viele Schaufenster zu bestaunen gab. Während Sara mit glänzenden Augen näher ran ging um sich die Kleider, denn Schmuck und Handtaschen besser anzusehen, blieb Vincent meist ein Stück hinter ihr und beobachtet sie dabei. Ein Fußgänger, mit tief ins Gesicht gezogener Mütze, der offensichtlich betrunken war rempelte ihn an, so dass er ein paar Schritte zurück an den Borsteinrand trat um nicht zu stürzen. Der Typ blieb nicht mal stehen um sich zu entschuldigen, sondern bannte sich weiter seinen Weg durch die Menge, wobei er noch andere ungeniert anstieß. Als Vincent sich vergewissert hatte das seine Geldbörse noch in seiner Hosentasche stecke, sah er nach Sara. Die hatte ihre Hände vor den Mund gehoben und starrte ihn mit geweiteten Augen auf einmal wie erstarrt an. Hatte der Typ sie etwa beklaut? Er wollte sie gerade fragen, als sie hastig die Hand nach ihm ausstrecke und aufschrie “Vincent!” Noch ehe er richtig begreifen konnte was geschah, kam etwas Dunkles direkt auf ihn zu gerast. Er konnte sich vor Schreck nicht rühren. Alles was er noch sah war dieses Auto, das ihm in einer Sekunde das Ende bringt. Vincent hechtete im letzten Moment zur Seite, rollte den Sprung ab, stieß sich dabei aber den Kopf an der Mauer vor ihm. Er blieb reglos an der Wand sitzen. Denn Kopf auf die Brust gesunken und die arme schlaff hängend. Sara fiel neben ihm auf die Knie und umarmte ihn so fest sie konnte. Mittlerweile war das Auto mit quietschenden Reifen davongefahren und die umstehenden Passanten hatten sich um die beiden herum gestellt und gafften. Vor Vincents Augen verschwamm alles. Er hörte wie von weitem Sara schluchzen. Bei Chris Nachdem der Film zu Ende war, zeigte die Uhr schon fünf vor zwölf. Jessy nahm die DVD raus und stellte sich groß vor die Couch. “So was haltet ihr von Mittagessen?” “Wir müssen doch aber noch die Küche aufräumen”. meinte Bianca. “Dann bestellen wir uns halt was” Jessy ging rüber zum Telefon und suchte in den Werbespeisekarten die gleich daneben lagen nach der von der Pizzeria. “Ist Pizza in Ordnung?” wandte sie sich an uns. “Ja” “Egal” “Klar. Und fragt mal ob sie auf meine, Gummibärchen drauf machen können”. Während Jessy bestellte fragte ich Bianca “Wann kommt Vincent den ungefähr zurück?” Ich wollte ihn doch noch was fragen. “Bestimmt nicht vor dem Abend. Es kann auch sein das sie zu Vincent gegangen sind, und erst morgen wieder kommen”. “Aha”. Jessy legte den höher ab. “So das kann ein wenig dauern. Kucken wir doch noch einen Film”. Bei Vincent Sara hielt Vincents Arm ganz fest und stützte ihn ein bisschen. Er hatte einen Verband um seinen Kopf gewickelt bekommen, nachdem sie mit den Krankenwagen abtransportiert wurden. Jetzt gingen sie zu seiner Wohnung. Vincent war mit einer Platzwunde, einer leichtem Gehirnerschütterung und einer Schramme am Unterarm, davon gekommen. Als sie in sein Wohnzimmer gingen und sich hinsetzen war es schon sechs Uhr abends. Die Polizei hat in noch zu dem Unfall befragt. Aber er konnte sich nicht dran erinnern was für ein Auto es gewesen war, genauso wenig wie Sara. Also wurden nach ihm die Leute die es mit angesehen hatten befragt. “Geht es dir wieder besser, Vinc?” An ihrer Stimme konnte man ihre Besorgnis deutlich hören. “Ja, alles ok”. Sagte er eher beiläugig als erst gemeint, so dass man ihm das nicht unbedingt glauben konnte. “Ich ruf mal die andern an um ihnen zu sagen dass wir hier sind”. “Sag ihnen aber nichts über den Unfall!” “Ja, schon klar”. Sie lächelte verständnisvoll. Nachdem sie angerufen hatte, begleitete sie Vincent in sein Schlafzimmer. Er setzte sich auf sein Bett. “Du musst nicht unbedingt hier bleiben. Es geht mir gut”. In Saras Blick erschien Trauer wie Mitleid. “Nein, ich bleib bei dir”. Sie setzte sich neben ihn und umarmte ihn abermals. “Ich liebe dich über alles, Vinc”. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)