Master of disaster von fukuyama (L.Ch.: The Way Things Are) ================================================================================ Prolog: Skip One ---------------- Skip One „Strike!“, rief der blonde Student aus der letzten Reihe erleichtert und seine Freunde grinsten, als er voller Elan aufsprang und seine Sachen zusammenpackte. „Endlich vorbei! Ich hätte Ibiki-sensei keinen Moment länger ertragen, Leute! Ich wäre hier“, dabei deutete er zur Veranschaulichung auf seinen Stuhl, „auf der Stelle kollabiert und qualvoll verreckt!“ Er schlug die Hände zusammen und verneigte sich vor seinem Tisch, offensichtlich froh, diesem Schicksal entgangen zu sein. „Hm“, gab sein bester Freund stirnrunzelnd von sich und neigte den Kopf zur Seite, den Blonden fixierend. „Wieso glaubst du, dass keiner von uns dir zu Hilfe geeilt wäre?“ Der Blonde zog ungläubig eine Augenbraue hoch und ließ seinen Blick über seine Freunde wandern, die ebenfalls langsam ihre Sachen einräumten. Dann sah er zu dem Schwarzhaarigen zurück. „Dein Ernst, Sasuke?“, fragte er und schüttelte den Kopf, während er an den Fingern abzählte. „Gaara und Neji würde es entweder nicht auffallen oder nicht kümmern, Shikamaru ist viel zu faul, um für Hilfe zu sorgen und du hast einfach keine Ahnung davon. Wahrscheinlich wäre der einzige, von dem man zur Not wirklich Hilfe erwarten könnte, Rock Lee! Aber dafür würde ich euch schlagen, sobald ich wieder stehen könnte. Got it?“ Sasuke nickte halbwegs interessiert und stand dann langsam auf. Nach Biologie war er gewöhnlich ein wenig schlecht gelaunt. Und Naruto hatte mit seiner Theorie wahrscheinlich nicht einmal Unrecht. Neji zumindest grinste zustimmend, als er dem Blonden auf den Rücken schlug, wie um ihn noch eher zum Kollaps zu treiben. Das konnte Naruto natürlich nicht auf sich sitzen lassen und innerhalb von zwei Minuten war zwischen ihm und dem Langhaarigen jungen Mann eine kleine Prügelei ausgebrochen. Diese holte auch Shikamaru aus seinem Tiefschlaf, als er von einem Schwamm mitten ins Gesicht getroffen wurde, während Gaara, der neben seinem Tisch gestanden hatte, angewidert ein paar Tropfen von seinem Arm wischte. Das heimliche Genie der Gruppe hob langsam den Kopf von den Armen und starrte einen extrem schuldbewussten und nervösen Naruto an, der neben dem grinsenden Hyuuga stand. „Naruto“, sagte der Braunhaarige finster, während ihm das Wasser durchs Gesicht lief und der Blonde zuckte zusammen. „Um Mathematik zu bestehen, hättest du gestern oder letzte Woche schon mit dem Lernen anfangen müssen. Schade.“ Dieser kurze Satz hatte durchschlagende Wirkung. Der Blonde wurde aschfahl im Gesicht und begann sogar ein wenig zu zittern, während Neji ihm auf die Schulter klopfte und selbstgefällig sagte: „Tja, Idiot. Sieht aus, als würden wir beim nächsten Test in zwei verschiedenen Ecken des Raums sitzen, was?“ Besagter Idiot zuckte noch einmal zusammen, verwarf dann allen Stolz, als Shikamaru sich das Wasser endlich aus dem Gesicht wischte, fiel vor eben diesem auf die Knie und rief abgrundtief verzweifelt: „Nein! Shikmaru-sama, bitte! Tu mir das nicht an! Nicht in Mathe! Nicht jetzt! Lass es mich wieder gut machen, BITTE!“ Shikamaru runzelte die Stirn, bevor er den Blonden ansah und grinsend sagte: „Gut, Naruto. Du kannst mich später auf irgendwas einladen und dir wird vergeben sein. Aber zuerst: Ertränk diesen verdammten Hyuuga im Waschbecken!“ Noch bevor Besagter „Fuck!“ hauchen konnte, war der Blonde mit einem Riesengrinsen auf den Beinen und hatte ihn zum Waschbecken geschliffen, dessen Hahn Sasuke bereits wie zufällig aufgedreht hatte. Neji hatte keine Chance und Shikamaru seufzte befriedigt. Er hätte Naruto sowieso nicht lange böse sein können. Das ganze Gestarre wäre viel zu anstrengend gewesen. „Hm“, sagte Gaara und beobachtete ebenfalls die Szene, bevor er sich zu seinem braunhaarigen Freund umdrehte. „Warum bist du heute morgen eigentlich noch später gekommen als gewöhnlich?“ Shikamaru musste grinsen, als er an den Grund dachte. Er nahm seine Tasche und stand auf, um sich zu strecken. „Lass uns was essen gehen, ich habe etwas zu erzählen.“ Gaaras nachdenkliches Stirnrunzeln sah er nicht mehr, als er an dem Rothaarigen vorbei zur Tür schlenderte, wissend, dass ein Stichwort reichen würde, damit auch die anderen in Bewegung kamen. „Naruto, Ramen!“, rief er über die Schulter zurück. Es dauerte exakt 0,2 Sekunden - so wie immer. „WO?!“, brüllte sein blonder Freund und sprintete los. Die anderen folgten kopfschüttelnd, gespannt, was der sonst so gelangweilte Nara ihnen mitteilen wollte. Und sie wurden nicht enttäuscht. Master Of Disaster ------------------ Master Of Disaster „Heeey, Ino!“, lachend stößt Temari mich in die Seite und zwinkert mir zu. „Wie’s aussieht, darfst du den nächsten Fang übernehmen, was?“ Ein wenig deprimiert starre ich auf den leider etwas zu kurzen Grashalm zwischen meinen Fingern und grummle leise: „Na toll! Bei meiner Glückssträhne heute ist es ein alter Knacker um die 80, der seine durchgedrehte Alte besuchen gehen will!“ Meine Freundinnen kichern und ich werfe ihnen einen bösen Blick zu. „Ja, lacht ihr nur! Ihr habt ja bisher immer nur unverschämtes Glück gehabt!“ Hinata, die rechts neben mir auf der Wiese sitzt, lächelt mir ermutigend zu. „Ach komm, Ino! So schlimm war’s doch bis jetzt noch gar nicht! Und denk dran: Es ist doch für nen guten Zweck!“ „Ja klar!“, maule ich verstimmt, was sonst eigentlich gar nicht meinem Wesen entspricht, „Das sagt die Richtige! Du hast ja sogar nen Zwanziger Trinkgeld bekommen!“ Tenten links neben mir verschluckt sich an ihrer Cola und muss sich abwenden, damit sie uns nicht mit einem Sprühregen segnet. Auch Temari sieht Hinata mit großen Augen an und fragt blinzelnd: „20 €? Ich glaub’s nicht! Hinata zockt die Leute ab, hm?“ Meine schwarzhaarige Freundin windet sich unbehaglich und ein leichter Rotschimmer legt sich auf ihr Gesicht, sodass ich grinsen muss. Tja, Hianta! „Ach was!“, versucht sie sich unter Temaris und nun auch Tentens neugierigen Blicken zu rechtfertigen, „Ihr wisst doch, dass der Zwanziger sowieso in unsere Spendenkasse kommt.“ Dabei grinst sie schüchtern. „Jaja“, sage ich und gewinne allmählich meine gute Laune zurück. „Der Typ sah aber nicht gerade so aus, als wären die zwanzig für die Kasse gewesen! Der hätte davon lieber nen Kakao mit dir getrunken!“ Während Temari und Tenten mich überrascht ansehen, wird Hinata mit einem Mal feuerrot, was natürlich keinem entgeht. „Aha!“, sagt Temari und fasst sich melodramatisch ans Herz. „Da haben wir also das Desaster! Hinata, wie kannst du uns das antun? Verlass uns nicht - nicht für ihn!“ Tenten und ich müssen kichern, aber Hinata guckt verlegen auf den Boden. „Nein!“, sagt Temari und vermittelt sehr glaubhaft einen Heulkrampf, „Nein! Wenn du schon Schluss mit mir machst, dann sieh mich wenigstens an dabei! All die Jahre unserer tiefen Verbundenheit - bedeuten sie dir gar nichts?!“ Tenten klammert sich an mich und auch ich muss mittlerweile heftig lachen. Seit Temari auf der Schauspielschule ist, sehen wir sie zwar leider nicht mehr so oft wie früher, aber sie macht ihre Sache eindeutig noch besser! Hianta findet das natürlich nicht lustig und schickt Temari einen bösen Blick. „Tema!“, sagt sie leise, aber bestimmt, „Das ist nicht fair! Naruto hat gesagt, dass…“ „Aha!“, falle ich ihr ins Wort und beuge mich zu ihr hinüber. „Naruto also! Was-“ Allerdings komme auch ich nicht dazu, fertig zu sprechen, denn im gleichen Moment klingelt Tentens Handy und wir alle verstummen schlagartig. Unsere braunhaarige Freundin kramt ihr kleines graues hastig hervor und wirft einen Blick auf den Anrufer, bevor sie den Anruf schnell wegdrückt. Dann sieht sie auf und lächelt fies. „So“, sagt sie und grinst mich dabei an, „It’s your turn, Ino!“ Temari bekommt erneut einen Lachkrampf, während ich mich seufzend aufrappele, um meiner „Arbeit“ nachzugehen. Auf geht’s, alte Knacker abzocken! Glückwunsch, Ino, Sie haben sich mal wieder den richtigen Job ausgesucht! „Warte!“, höre ich Temari hinter mir keuchen, sie hat sich gerade wieder von ihrem Anfall erholt. „Warte, ich will mir das ansehen!“ Genervt verdrehe ich die Augen, drehe mich aber um und warte auf meine Freundin. „Mann!“, maule ich, „Jetzt beeil dich doch mal ein bisschen!“ „Ach“, meint unsere Lieblingsschauspielerin und zuckt mit den Schultern, „Dein alter Herr wird dir schon nicht davon laufen, Kleine!“ Kleine? Missbilligend ziehe ich eine Augenbraue hoch, packe Temaris Handgelenk und ziehe sie etwas unsanft hinter mir her. Kleine! Dabei ist sie nur einen Zentimeter größer als ich, mit ihren fast 1,80. „Viel Glück, Ino!“, höre ich Hinata hinter mir rufen und höre, wie Tenten schon wieder anfängt zu kichern. Rest in peace, meine Lieben! „Hey!“, grummelt Temari, die ich immer noch hinter mir herzerre, und fällt fast in einen Strauch, als ich mich durchs Gebüsch kämpfe, um auf den Weg zu kommen. „Beschwer dich nicht!“, erwidere ich und muss grinsen, als sie in Anbetracht der spitzen Dornen zu ihrer Rechten leise aufschreit. Dann stehen wir auch schon auf dem Sandpfad und unmittelbar vor uns steht unsere Basisstation, eine alte Parkbank, auf der meine beste Freundin sitzt und zu der Musik aus ihrem Mp3-Player vor sich hinsummt. Als sie uns bemerkt, grinst sie nur und nickt dann mit dem Kopf den Weg hinunter. Dann wendet sie sich wieder ihrem Skizzenblock zu und Temari und ich sehen in die angegebene Richtung, um mein Opfer zu begutachten, das nichts ahnend auf uns zugelaufen kommt. „Tja“, sagt meine blonde Freundin und schüttelt ihre verrückte Frisur, „Glückwunsch, Ino. Erst hattest du kein Glück, und jetzt kommt auch noch Pech hinzu.“ Ich allerdings höre ihr gar nicht richtig zu, denn all meine schlimmsten Erwartungen haben sich in Wohlgefallen aufgelöst. Die Person, die da so unvorsichtig und auf den Boden starrend auf uns zu kommt, befindet sich weder im Vorgruftiealter, noch sitzt sie in einem Rollstuhl, hat einen Krückstock oder wirkt irgendwie geistig nicht ganz zurechnungsfähig. Nein! die Person, die da auf mich zukommt, ist ein ganz normaler junger Mann in meinem Alter. Mir fällt ein Kontinent vom Herzen. Yeah! „Hey, Ino! Stop!”, höre ich Temari hinter mir rufen, aber ich bin schon vollkommen euphorisch losgestürmt. Yes! „Ino, der sieht dich doch gar nicht! ACHTUNG!“ Und dann geht alles ganz schnell: Von Temaris lautem Ausruf aus seiner Gedankenwelt aufgeschreckt, sieht mein Opfer auf und seine Augen weiten sich unwillkürlich. Ich stolpere über einen Stein, er reißt die Hände auf den Hosentaschen, ich komme mit vollem Schwung auf ihn zugeflogen und zwei Sekunden später knallen wir gemeinsam auf den Boden. Korrektur: Er knallt auf den Boden und ich knalle auf ihn. Der Aufprall ist zwar hart, aber wahrscheinlich nicht ganz so hart wie für ihn. Ach, Ino, du bist so ein verdammtes Trampeltier! Entnervt lasse ich die Augen erst mal geschlossen und konzentriere mich ganz auf mein Unglück. Was der jetzt wohl von mir denkt? „Ah, fuck!“, stöhnt da mein unfreiwilliger Leidensgenosse auch schon auf und als ich nun doch vorsichtig aufsehe, werde ich auch schon mit einem nicht gerade freundlichen Blick aus funkelnden dunkelbraunen Augen bedacht, der geradezu zu fragen scheint: ‚Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, hm?!’ „Ähm“, ist allerdings erst mal das einzige, was ich sagen kann, denn ich bin ja wohl auch ein Opfer der Situation. „Sorry?“ „Sorry?!“, wiederholt mein Richter mit zuckender Augenbraue und benutzt seine Arme, die eben noch auf meinem Rücken lagen, um sich auf diese aufzustützen, was schwer geht, da ich ja immer noch auf ihm liege. Allerdings hat mein Hirn das wohl noch nicht ganz verarbeitet, denn ich unternehme keinerlei Versuch aufzustehen, während er die Augen verdreht und etwas murmelt, dass entfernt nach „Wie anstrengend!“ klingt. Bevor ich mich darüber allerdings wundern kann, fährt er auch schon offensichtlich schlecht gelaunt fort: „Sorry? Und das ist alles?! Entschuldige mal, aber du hast mich gerade nicht besonders sanft umgerannt und willst dich noch nicht mal anständig entschuldigen, ja?!“ „Ähm“, sage ich erneut und muss blinzeln. Normalerweise würde ich schneller schalten, aber irgendwas ist an diesem Typen, das mich anscheinend fasziniert und mein Gehirn in eine etwas ungemütliche Warteschleife kickt. Dann allerdings kehrt mein Denken mit voller Wucht zurück und von allem wichtigen Dingen, die mit meiner momentanen Lage zu tun haben, wird mir als erstes klar, dass der Typ mich gerade wohl irgendwie beleidigt hat. Beleidigt? Eine Ino Yamanaka? Mit einem Ruck setze ich mich auf und bohre ihm wütend meinen Zeigefinger in die Brust. „Ha! Ich soll mich also entschuldigen? Wer läuft denn hier vollkommen unaufmerksam durch die Gegend und provoziert einen Zusammenstoß ja praktisch?! Du hast es ja wohl eher nötig, dich zu entschuldigen als ich!“ Ja, also irgendwie scheint mir, dass meine logischen Ausführungen irgendwo einen klitzekleinen Fehler haben. Das scheint auch mein Diskussionspartner so zu sehen, denn der legt den Kopf schief und starrt mich sekundenlang an, bevor er die linke Augenbraue hochzieht, mich mit einem ‚Das glaubst du ja wohl selber nicht!’-Blick mustert und gleichzeitig seine Mundwinkel anfangen zu zucken. Bravo! Hat der Typ etwa vor, mich gleich auszulachen, oder was? Etwas entgeistert erwidere ich seinen Blick, worauf das Zucken nur noch stärker wird. Das muss ich mir nicht gefallen lassen! Ich erhöhe den Druck meines Zeigefingers und frage gefährlich leise: „Was ist daran lustig, hm?“ Und da ist es um ihn geschehen. Kurz wird sein Blick ausdruckslos, dann zieht er seine Arme zu den Seiten weg, lässt sich nach hinten fallen und beginnt zu lachen. Völlig fassungslos bleibe ich auf ihm sitzen und kann ihn einfach nur anstarren. Was fällt dem Idioten ein? Mich, Ino Yamanaka, 19 Jahre jung und im ersten Semester Modedesign, eine der hübschesten Schülerinnen der Uni, auszulachen? Und während ich so vor mich hin sitze, ihn anstarre und er sich langsam beruhigt, muss ich zu meinem Entsetzen auch noch feststellen, dass der Typ verdammt attraktiv ist, wenn er lacht. Seine Augen leuchten irgendwie ziemlich faszinierend… Egal! Er ist trotzdem ein Idiot! Und das sage ich ihm auch direkt ins Gesicht: „Baka!“ Daraufhin verstummt sein Gelächter, aber er grinst mich immer noch herausfordernd an, was mich im höchsten Grade misstrauisch macht. Hat der Typ eigentlich irgendwelche Probleme? „Habe ich ein Gänseblümchen in der Nase stecken, oder was?“, frage ich etwas aggressiver als beabsichtigt, was ihn aber kaum zu stören scheint. „Nein“, antwortet er nämlich immer noch grinsend und verschränkt die Arme hinterm Kopf, „Ich versuche bloß gerade ohne mathematische Hochrechnung abzuschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass du dich in der nächsten halben Stunde von mir erheben willst. Dann hätte ich nämlich endlich mal nen interessanten Grund, warum ich zu spät zu meiner Lesung komme.“ Entgeistert starre ich ihn an. Was bitte? Ein wenig erschüttert sehe ich an mir hinab und muss feststellen, dass er Recht hat. Ich sitze nicht nur auf ihm, sondern ich sitze auch noch an der, hust, genau richtigen Stelle. Himmel, Ino! Mit viel Mühe kann ich verhindern, dass mir das Blut in die Wangen schießt. Nicht zu fassen! Ein wenig unbeholfen und darauf bedacht, ihm meine Absätze nicht irgendwohin zu rammen, wo es so richtig wehtun könnte, stehe ich schließlich auf und stelle mit einem schnellen Blick über die Schulter fest, dass Temari mit Tränen in den Augen und in gekrümmter Haltung hinter der Parkbank sitzt und sich die Lippen blutig beißt, während Sakura mir belustigt zuzwinkert und bedeutungsvoll auf ihren Skizzenblock sieht. Und so was nennt sich Freundinnen! Ein wenig angepisst drehe ich mich wieder zurück und biete meinem Opfer zögerlich die Hand an, um ihm beim Aufstehen behilflich zu sein. Hm. Normalerweise bin ich im Umgang mit anderen total locker, aber andererseits habe ich auch noch nie in der Situation gesteckt, einen wildfremden Typen, von dem ich Geld will, einfach über den Haufen zu rennen und ihn dann zu beschuldigen. Aber zurücknehmen kann ich das natürlich auch nicht, ist ja logisch. Der Gegenstand meines inneren Monologs grinst, ergreift meine Hand, springt dann aber selbstständig auf die Füße ohne meine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Allerdings auch ohne loszulassen. „Und“, fragt er, als ich ihn wegen dieser Geste etwas unsicher angucke, „Darf ich vielleicht auch erfahren, welche Blondine mich da über den Haufen gerannt hat?“ Also doch ein Baka! Wutschnaubend will ich ihm meine Hand entreißen, was sich aber als schwieriger herausstellt, als gedacht. Dieser Idiot hat nämlich einen verdammt festen Griff. Während ich etwas ungläubig meinen Arm schüttele und sogar mit meiner anderen Hand sein Handgelenk umfasse, um ihn abzuschütteln, sieht er pfeifend in den Himmel, beziehungsweise die Baumkronen über uns. Argh! Wie kann man nur…?! „Yamanaka, Ino!“, gebe ich schließlich grimmig zur Antwort, worauf sein Blick gleich wieder zu mir zurück wandert. Ich meine sogar ein belustigtes Funkeln in seinen Augen zu sehen, als ich ihn sauer ansehe. „Mehr oder weniger erfreut, Nara, Shikamaru.“, sagt er und schüttelt mir die Hand, bevor er sie loslässt und ich sie sofort zurück ziehe, als hätte ich mich verbrannt. Leute gibt es heutzutage. Und war ja auch von vorneherein klar, dass wieder mal ich an diese Irren gerate, oder? „Hach“, sage ich missmutig und werfe mit der freigekämpften Hand meine blonde Mähne zurück über die Schultern. Sollte ich ihn siezen? Ach, Quatsch! „Shikamaru, also? Danke, gleichfalls. Auch ich werde erst darüber nachdenken müssen, ob mich diese Bekanntschaft nur nicht freut oder eher ärgert!“ Omg. Bin ich blöde oder was? Erst laufe ich ihn über den Haufen und nachdem er mich offenbar trotzdem noch einigermaßen freundlich behandelt, muss ich ihn natürlich auch gleich noch beleidigen. Aber sonst geht’s noch, Ino, ne? „Tja“, sagt er und fällt wieder in die lässige Haltung, die er vor unserem kleinen… Unfall auch schon inne hatte, während seine Hände zurück in seine Hosentaschen wandern. „Ich habe auch schon von diesen Leuten gehört, die selbst über Belanglosigkeiten Tagelang nachdenken müssen. Wie amüsant, dass ich gerade heute einem solchen Menschen begegne. Dass es sich dabei allerdings auch noch um eine Blondine handelt, ist natürlich nicht so gut für mein vorurteilsfreies Denken.“ Dass Temari mittlerweile nur noch röchelnd und mit knallrotem Kopf neben der Bank liegt, nehme ich nur aus dem Augenwinkel wahr. Vielmehr steht mir der Mund offen. Dieser…! Wie kann er es wagen?! „So, du hast es also schon auf die niveaureiche Stufe der Blondinenwitze gebracht? Herzlichen Glückwunsch, Neandertaler! Allerdings bin ich lieber eine Blondine, als dass gar kein heller Kopf im Raum ist!“ Kurz zieht mein Gegenüber die Augenbrauen hoch, als würde er mir eine Sekunde Anerkennung zollen, dann fängt er wieder an zu grinsen und ich habe das dumme Gefühl, ihn freut es, dass ich versuche ihn niederzumachen. Und natürlich bekomme ich sofort die Retourkutsche: „Nein, wirklich? Ich wusste ja, dass Frauen kein räumliches Vorstellungsvermögen besitzen, aber dass du denkst, wir befinden uns in einem begrenzten Raum, schockiert mich nun doch ein wenig.“ Aaach! Umgebung, dann eben! Aber sei’s drum. Mein lieber Freund, hier kommt Temari 2! „Wow“, sage ich bewundernd und gehe einmal um ihn herum, während er sich langsam und sichtlich irritiert mitdreht. „Wie lange hast du denn dafür geübt? Du zickst ja fast so gut wie ein Mädchen! Ist das angeboren oder kam das erst, als du angefangen hast, Blondinenwitze lustig zu finden?“ Leider bleibt Shikamaru unbeeindruckt. „Hm“, sagt er nur, „Diese Blondinen-Sache lässt dich einfach nicht los, was? Macht nichts, ich schicke dir nachher meinen blondhaarigen Freund, der hat ein größeres Repertoire als ich. Andererseits dachte ich auch, wir führen eine qualifizierte Diskussion und zicken nicht herum, meine Liebe?“ „Tja“, sage ich und bin sicher, mir schießt der Qualm aus den Ohren, „Es gibt eben Leute, die müssen sich das Leben schön reden, nicht wahr?“ Mit verschränkten Armen bleibe ich einen Meter von ihm entfernt stehen und sehe ihn herausfordernd an. Was bildet dieser Typ sich ein? Ein Mädchen im Streiten herausfordern? Pah! „Besser effektiv denkender Optimist als gar nicht denkender Pessimist.“, ist allerdings alles, was er dazu sagt. Hä? Sehe ich etwa aus wie ein Pessimist, oder was? „Besser Realist als Spinner!“ „Besser Spinner als Blondine.“ „Besser Blondine als DU!“ „Wow, jetzt hast du’s mir ja gegeben!“ Mein Gegenüber grinst auf eine Art und Weise, die mich fertig macht. Normalerweise habe ich nichts gegen grinsende Leute, wirklich. Manchen würde ich zwar gerne mal in den Hintern treten und manche würde ich auch gerne mal einen hohen Berg runter schubsen, aber ich hatte eigentlich noch nie das zwingende Bedürfnis, meine Maniküre kaputt zu machen, nur um meinem Gegenüber mit allen zehn Fingernägeln, die mir zur Verfügung stehen, so richtig schön das Gesicht zu zerkratzen. Eigentlich. „Oh“, verkündet mein ‚Partner’ und schaut mich zweckinteressiert an. „Lässt du jetzt die Bestie raus und meuchelst mich, Medusa?“ „Oh“, verkünde ich und ja, verdammt, es ist kindisch, andere Leute nachzumachen. „Würde dir das etwa gefallen, mein kleiner Masochist?“ Seien Augenbraue zuckt im gleichen Takt wie seine Mundwinkel. Hu, ist das ein Zeichen dafür, dass ich was dummes gesagt habe? Hä, warum fällt mir so was überhaupt auf?! „Natürlich, Herrin!“, schnurrt er mit vor Sarkasmus triefender Stimme. „Auf so was steh ich total!“ Ich glaube das einfach nicht. „Ja?“, frage ich mit dem gleichen Sarkasmus in der Stimme und ziehe an der Krawatte, die er glücklicherweise trägt (wo wollte der denn hin?). „Dann gib mir mal deine Peitsche, Indi!“ Sakura auf ihrer Bank runzelt die Stirn, sie kennt den Film wohl nicht. Shikamaru anscheinend schon. „Sorry, Darling!“, sagt er trocken. „Aber die hab ich gerade für nen Kaffee verkauft.“ Einen Moment starre ich ihn einfach nur an, während er meinen Blick mit amüsiert funkelnden Augen erwidert. „Für Kaffee?“, frage ich skeptisch, schnuppere dabei aber unwillkürlich - und tatsächlich! Wenn ich’s nicht besser wissen könnte, würde ich mal ganz stark auf Frapuccino Caramel tippen. Ich kann es praktisch schon schmecken: süßer Karamell, kaltes Eis und eine Spur bitterer Kaffee… Gott, wie ich das Zeug liebe! „Achtung!“, sagt Shikamaru trocken, als ich seinem Gesicht mit halb geschlossenen Augen immer näher komme. „Dein Verhalten ehrt mich natürlich, aber solltest du tatsächlich erwägen, hier auf der Stelle wegzuschmelzen, dann wird dich erstens keiner mehr in eine Urne packen können und zweitens bekommst du auch keinen Kaffee mehr.“ … Ich glaube, ich war gestern zu lange in der Shisha-Bar. Bin ich bekifft, bekloppt oder sonst irgendwie nicht ganz dicht? Lieber Gott, wie peinlich! Schnell weiche ich einen großen Schritt zurück, und stemme vorsorglich schon mal die Hände in die Hüften. „So!“, sage ich und drohe ihm mal wieder mit ausgestrecktem Zeigefinger. „Du warst ja wohl hoffentlich nicht so vermessen, anzunehmen, dass ich wegen dir“, hier baue ich einen abwertenden Seitenblick ein, „so entzückt war, oder? Aber im Gegensatz zu dir verwöhntem Mistkerl gibt es eben Leute, die heute Morgen heldenhaft für die Sache des Guten auf ihren Frapuccino Caramel verzichtet haben!“ Irgendwie schon ein verdammt großes Opfer, wo ich gerade so darüber nachdenke… Mit einem Seitenblick auf meine angeblichen Freundinnen füge ich noch missgünstig hinzu: „Und nein, das sind keine Entzugserscheinungen, Temari!“ Die kann daraufhin nur noch grunzen, was mich den Gummiknüppel gedanklich doch noch auf meine Einkaufsliste setzen lässt. „Ja, nee, ist klar.“, stimmt mir Shikamaru zu, während er manisch grinsend in die Wolken blickt, was in mir den Verdacht reifen lässt, dass er sich gerade ziemlich zusammenreißt, um nicht laut loszulachen. Blödmann. „Aber ich muss schon sagen…“, fügt er dann hinzu und während er mir einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln schenkt, reiße ich meine Augen unwillkürlich auf. Was ist das? Seine Stimme wird auf einmal dunkler, irgendwie rauchig und seine ganze Ausstrahlung ändert ich schlagartig. Also, wenn wir jetzt in einer Disco ständen und nicht in einem Park… was geht? „Der heute morgen war wirklich gut: schaumig, cremig und wunderbar gut nach dem Aufstehen. Kennst du das? Den Geschmack von Karamell und Sahne auf der Zunge, und während es dir eiskalt durch den Körper läuft, bekommst du eine Gänsehaut. Das Koffein, das sich langsam in deinen Blutbahnen breit macht und elektrische Impulse über deine Nerven schickt. Und dieser Geruch…“ Ob ich wohl bekloppt aussehe, wie ich so wie hypnotisiert vor ihm stehe und gleich anfangen werde zu sabbern? Was für ein genialer Idiot. Ich könnte das heulen kriegen! „Ja, ist gut jetzt!“, sage ich laut und presse mir die Handflächen auf die Ohren, während ich ihn böse anstarre. Wie kann er nur…? Der Übeltäter grinst mich allerdings nur an und nachdem ich einige imaginäre Brandlöcher in seinem Pullover hinterlassen habe, den er über dem Hemd trägt, entscheide ich mich wieder zugunsten meines Gehörs. „Mann“, maule ich leise. „Wie kann man nur so brutal sein und eine Süchtige derart quälen?“ Anscheinend nicht leise genug. „Wieso? Sagtest du nicht gerade, du bist nicht auf Entzug?“ „Pf!“, grummele ich und werfe meine Haare wieder zurück, die mir eben ins Gesicht gerutscht sind. „Man muss eben manchmal auch in der Lage sein, zwischen den Zeilen zu lesen! Ha!“ Shikamaru seufzt leise, schüttelt aber lächelnd den Kopf. Als ich sehe, dass er den Mund öffnen will, entscheide ich mich hastig dafür, weiterzureden. Ich bin nämlich nicht masochistisch! „Und überhaupt, wo willst du so eigentlich hin?“, frage ich und deute mit einem Kopfnicken auf sein Outfit mit Hemd, Pullover und Krawatte, die nach unserem kleinen… Unfall nun auch nicht mehr da ist, wo sie sein sollte. „Ich glaube ja kaum, dass es Menschen gibt, die genug Vertrauen in dich setzen, dich bei ihnen als Bankangestellter oder so arbeiten zu lassen.“ Shikamaru grinst gelassen. „Tja“, sagt er. „Und selbst wenn es so wäre, würde ich sicher nicht ins Bankengeschäft einsteigen wollen. Jedenfalls war ich gerade auf dem Weg zu meiner Prüfung, als du über mich hergefallen bist.“ „Ich bin was?!“, frage ich und starre ihn an. „Über mich gefallen.“, sagt er. „Schlimm, so ein Gedächtnisschwund, was?“ „Hm“, mache ich mit gerunzelter Stirn. Sagte er nicht eben noch was anderes? „Ja, stimmt. Ich bin gestolpert.“ Mein Gegenüber reißt gespielt theatralisch die Augen auf, klatscht in die Hände und grinst mich an. „Wunderbar, du hast also eingesehen, dass es deine Schuld war. Wieder eine gute Tat.“ Er klopft mir auf die Schulter, als er wäre er mein stolzer Vater am Tag meines High School Abschlusses und nickt mir zu. „Freut mich, dich getroffen zu haben, Yamanaka Ino. Schönen Tag noch.“ Und bevor ich überhaupt in der Lage bin zu blinzeln, geschweige denn irgendwas vom dem, was er gesagt hat, zu verarbeiten, grinst er mich noch einmal an und läuft dann gemächlich an mir vorbei und weiter den Weg entlang. Ich hingegen starre noch fünf Minuten auf die Stelle, wo Nara Shikamaru gerade noch stand, bevor ich mich ganz langsam und mit abgesacktem Unterkiefer um die eigene Achse drehe und meine beiden Freundinnen ansehe, die mit Tränen in den Augen zurückblicken. Perplex lege ich den Kopf schief und frage ungläubig: „Hat er mich gerade stehen lassen?“ Temari und Sakura sehen sich an. Meine beste Freundin zuckt mit den Schultern. Ich glaube, sie ist heute etwas neben der Spur. „Oh yeah!“, sagt Temari, kommt auf mich zu und legt mir einen Arm um die Schultern. „Ich schätze, genau das hat er getan.“ Ihre Augen glitzern sehr verdächtig. Fast, als würde sie sich auf irgendetwas freuen. Egal. „Hm“, sage ich und lege den Kopf stirnrunzelnd auf die andere Seite, während mein Gehirn schon auf Hochtouren läuft. „Nara Shikamaru, also… Ich glaube, wir werden demnächst noch viel Spaß haben, Mädels!“ Der wird mich nämlich garantiert wiedersehen - und eine Spende schuldet er mir auch noch! Skip Two -------- Skip Two „So“, sagte Neji, nachdem Shikamaru sein morgendliches Erlebnis knapp geschildert hatte, und packte seine Hausaufgaben endgültig weg - er würde ja doch nicht dazu kommen, sie jetzt noch schnell zu machen, so wie die Dinge standen. „Das heißt dann wohl, dich haben sie auch erwischt?“ Shikamaru runzelte die Stirn. „Auch?“, fragte er und sein Blick wurde abschätzend, als er den Hyuuga musterte. Neji zuckte kurz mit den Schultern und schlug Naruto gegen den Hinterkopf, was diesen fast in seine Suppe fallen ließ. „Was?!“, fragte der Blonde wenig begeistert von dieser Art seine Aufmerksamkeit zu erregen. Neji seufzte. „Nichts“, sagte er. „Es geht um deine Traumfrau, Idiot!“ „Traumfrau?“, fragten Shikamaru und Sasuke wie aus einem Mund und starrten abwechselnd den etwas genervten Neji und den etwas unwissend wirkenden Naruto an. „Traumfrau?“, fragte auch dieser und legte den Kopf schief, während er Neji anstarrte. Der Schwarzhaarige seufzte erneut. „Ja, Idiot. Ich in weiblich und mit knallrotem Kopf? Heute Morgen? 20 Euro? Na?!“ Sasuke, Shikamaru und Gaara tauschten einen kurzen Blick und sie alle mussten ein Schlucken unterdrücken. Neji in weiblich? What the…? „AH!“, rief Naruto aus, der sich einen weiblichen Neji anscheinend gut vorstellen konnte. „Hinata-chan!“ Sasuke legte den Kopf schief und schickte Gaara einen fragenden Blick. Hinata-CHAN? Sie waren zwar daran gewöhnt, dass ihr aus Japan stammender Freund hin und wieder Suffixe verteilte, aber „chan“ war wirklich etwas neues. Kannte man das Mädchen eigentlich? „Yeah“, sagte Neji und warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatten noch etwas Zeit, bevor sie wieder in die Uni zurück mussten. „Genau die. Meine Cousine.“ Jemand fing an zu husten und ein Sprühregen aus Cola ergoss sich über den Tisch, von dem Neji Gott sei Dank seine Hausaufgaben genommen hatte. Alle starrten Gaara an, dessen Gesicht eine ungesunde Farbe hatte und der anscheinend schwer mit seiner Gesundheit zu kämpfen hatte. Keiner wollte wissen, was er in diesem Moment gedacht hatte. „Okay“, sagte Shikamaru und zog somit alle Blicke wieder auf sich. „Und was hat meine Bio-Ausrede nun mit deiner Cousine und - äh - Naruto zu tun? Seit wann hast du überhaupt eine?“ „Tja“, sagte Neji trocken. „Geh und frag meinen Onkel, wann genau sie entstanden ist.“ Shikamaru verdrehte die Augen und Sasuke, der seinen Blick auffing, klopfte dem mittlerweile blau angelaufenen Gaara endlich mal auf den Rücken. „Jaja“, sagte Neji leicht angenervt - das schien bei ihm im übrigen Dauerzustand zu sein - und fuhr dann fort: „Es sieht so aus, als hätten sie und ihre Freundinnen diese Aktion veranstaltet, wenn ich mich nicht irre. Und ein paar scheinen sie ja auch gefangen zu haben.“ „Anscheinend“, stimmte Shikamaru zu und verhaarte einen Augenblick lang nachdenklich. So, Neji war also der Cousin eines dieser Mädchen - gut oder schlecht? Er könnte sich schon vorstellen, dass diese Ino darauf aus wäre, ihn wiederzusehen - und wenn auch nur, um ihn kräftig in den Hintern zu treten. Und es wäre vielleicht ganz interessant, es zu einer Konfrontation kommen zu lassen. Und Neji hatte indirekt Beziehungen zu ihr. Hm. „Hey“, sagte Sasuke in diesem Moment. „Diese Mädels scheinen ja ganz interessant zu sein, was Gaara? Und nach dieser Ino, Naruto“, sein Grinsen schien seine Mundwinkel sprengen zu wollen, „würde ich wirklich unheimlich gerne deine Geschichte hören.“ Naruto sah in drei mehr oder weniger gespannte Gesichter und grinste schief. Neji feixte. Embarrassing Red ---------------- Embarrassing Red Die Sonne strahlt vom Himmel als gäbe es kein morgen, schickt ihre Strahlen überall hin, in jedes kleine Menschenherz, in jeden Schatten, in jede dunkle Ecke, die es gibt auf dieser Welt. Vögel zwitschern munter und ein paar Grillen zirpen in den Büschen hinter mir. Der Himmel, den ich durch das Blätterdach sehen kann, ist wolkenlos und von einem strahlenden blau. Fast so blau wie der Ozean in diesem Ort in Frankreich, wo meine Familie vor ein paar Jahren Urlaub gemacht hat. Wunderschön. Friedlich. „Hinata!“, grollt eine Stimme hinter mir und ich zucke heftig zusammen und ziehe ärgerlich die Augenbrauen zusammen, als Ino hinter mir einen kleinen Kicheranfall bekommt. Sie liebt es, mich mit dieser grausam-sadistischen Stimme zu erschrecken, die ich allenfalls bei dunkler, tiefster Nacht aus einer dunklen, gefährlichen Seitengasse erwarten würde, Sekunden bevor ich brutal vergewaltigt, verstümmelt und in Fingergroßen Stücken an meinen Vater zurück geschickt werde. Mir stellen sich alle Haare auf. „Ja, Ino?“, frage ich sie ein wenig ärgerlich und runzele die Stirn, um meinen Unmut auszudrücken. Sie weiß zwar sowieso, dass ich das hasse, aber eine kleine Memo kann nicht schaden. Ich wünschte, die Welt würde mich in solchen Momenten einfach nur in Ruhe meinen blauen Himmel anstarren lassen. Das Schicksal ist entweder eine fiese Kräuterhexe oder ein Mann. Oder meine Grundschulenglischlehrerin. Ino, die nichts von meinen düsteren Gedanken ahnt, lässt sich grinsend neben mich fallen und stößt mich mit dem Ellenbogen in die Seite. „Dein göttlicher Cousin ist gerade vorbeigekommen. Sakura sagt, er sah wütend aus und hatte ein ziemliches Tempo drauf - hat sie noch nicht mal bemerkt!“ Dabei kichert sie vergnügt und auch auf mein Gesicht schleicht sich ein kleines Grinsen. Mit meinem ‚göttlichen Cousin’ ist Neji gemeint. Wir kennen uns seit wir klein sind, sehen uns aber seit einigen Jahren eigentlich nur noch sehr selten und auf großen Familienfeiern, obwohl er in der selben Stadt wohnt wie ich. Natürlich kennen auch Ino, Temari und Sakura ihn deshalb - und während meine beiden blonden Freundinnen sein ziemlich gutes Aussehen und seine Intelligenz schätzen, hat Sakura sich schon seit der ersten Minute immer auffällig still in seiner Gegenwart verhalten. Sie sagt, dass sie ihn irgendwie ein bisschen unheimlich findet und manchmal kann ich ihr das auch nicht ganz verdenken… wenn er wütend oder gestresst ist, zum Beispiel. Vermutlich hat sie bei seinem Anblick sofort ihre Sachen gepackt und sich in den nächsten Busch gestürzt. Ich muss grinsen. „Yeah!“, sagt Ino, die meine Gesichtsausdrücke beobachtet hat und nickt mir lachend zu. „So stelle ich mir das auch vor!“ Dann wirft sie einen Blick über die Schulter, von wo Tenten und Temari auf uns zukommen. Unser Wildfang legt gerade den Kopf schief und fragt: „Wer zum Teufel ist Neji?“ Temari lacht auf und schlägt ihr auf die Schulter. „Haha, gute Frage! Er ist Hinatas Cousin, aber das ist nur Tarnung.“ Tenten runzelt die Stirn und ich stöhne leise auf und schließe die Augen, um lieber die Sonne noch etwas zu genießen, während Temari begeistert fortfährt. „Eigentlich ist er nämlich ein Gott, der zu uns auf die Erde gekommen ist! Stimmt doch, oder, Ino?“ Ino nickt und streckt die Beine aus, als die anderen beiden sich uns gegenüber ins Gras fallen lassen. Temaris Augen verengen sich zu Schlitzen und sie sieht Tenten bedeutungsvoll an, deren Augenbrauen anfangen zu zucken. „Keiner weiß, warum er uns hier aufgesucht hat oder woher er wirklich kommt und was er will! Aber seine Göttlichkeit ist offensichtlich, wenn man sich näher mit ihm beschäftigt: seine Geschwindigkeit, sein Aussehen, seine Augen und seine Intelligenz! Dieser Typ ist ein wandelndes Mysterium!“ Als sie rasselnd die Luft einzieht, verdrehe ich die Augen. „Tenten, lass dir nichts einreden. Es stimmt, Neji ist mein Cousin, aber überirdisch ist er nun wirklich nicht.“ Tenten grinst. „Also, auf Saku hatte er aber eine ziemlich überirdische Wirkung, Hinata.“ Temari fängt an, hysterisch zu lachen und will mir und einer sehr gespannten Ino gerade erzählen, ob Sakura sich wirklich in die Büsche geschlagen hat oder anders entkommen konnte, als Tentens Handy klingelt. „Mann“, murmelt sie genervt, „Eines hasse ich wirklich: Da hat man gerade mal ein interessantes Thema gefunden und dann kann man es nicht zu Ende bringen!“ Tenten schmunzelt, legt nach einem Blick auf das Display auf und sieht mich bedeutungsvoll an. Entmutigt lasse ich den Kopf hängen. Ich hätte mich niemals auf diese verrückte Sache hier einlassen sollen - das bringt doch alles nichts als Ärger! „Na los!“, sagt Ino da auch schon und springt voller Elan auf, um mich hochziehen zu können. Wenn ich auch nur ein ganz kleines bisschen fies wäre, dann würde ich jetzt einen vollkommen zusammenhangslosen Satz fallen lassen, der die Wörter „alt“, „Knacker“, „gestört“ und „sabbernd“ enthält. Mann, hat Ino ein Glück, dass ich ein sanftes Gemüt besitze. „Jaja“, murmele ich daher nur und lasse mich unter Temaris und Tentens Anfeuerungsrufen und Gelächter über die Wiese Richtung Basis ziehen. Ich bin für so eine Tätigkeit einfach nicht geschaffen. Das ist doch wie Staubsaugervertreter oder so was dämliches. Diese Leute tun mir jetzt nur noch mehr Leid! Ino hält mir grinsend einen Ast zur Seite und winkt mich durch, um mir dann zu folgen und sich gleich neben Sakura auf die Bank fallen zu lassen, die immer noch etwas unbehaglich dreinschaut. Und bevor ich nachfragen kann, kommt mein potentielles „Opfer“ auch schon pfeifend den Weg hochgelaufen, grüßt uns alle mit einem Nicken und einem Grinsen und läuft dann auch schon schnurstracks an mir vorbei. Oh nein! „Auf!“, ruft Ino und ich drehe mich schleunigst um, damit ich dem jungen Mann noch hinterherlaufen kann, der uns gerade so schön links liegen gelassen hat. Blonde Haare hat er und trägt etwas, von dem ich annehme, dass es eine Art Schuluniform ist. Keine Zeit, Leute anzuschauen, Hinata!, schellte ich mich selber und mache einen großen Schritt, um ihn noch am Ärmel zu erwischen, bevor er ganz um die nächste Ecke ist. Nicht gerechnet habe ich allerdings damit, dass er sich auf der Stelle und sofort umdreht und stehen bleibt, sodass ich fast in ihn hineingelaufen wäre und einen Zusammenstoß nur knapp verhindern kann. „Uhm“, sage ich erst mal und kann dann doch nicht umhin ihn zu mustern: seine unheimlich blauen Augen strahlen mich nämlich geradezu an und auf einmal kommt es mir lächerlich vor, den Himmel vorhin mit dem Atlantik verglichen zu haben. Das war doch nicht mehr als eine verwaschene, wässrige Kopie! Der wirkliche Ozean liegt direkt vor mir, zum Greifen nahe! Und dann beginnen seine Augen auf einmal noch mehr zu strahlen und mein Gegenüber deutet eine leichte Verbeugung an, was mich ein wenig rot anlaufen lässt. „Kann ich irgendwas für dich tun, Lady?“, fragt er mit einem fast schelmischen Unterton und grinst mich dabei breit an. Und ich habe irgendwie auch überhaupt kein Problem damit, dass er mich duzt. Passt auch viel besser zu ihm. „Ähm…“, sage ich erst mal etwas verunsichert und schüttele dann leicht den Kopf, um ihn von diesen verwirrenden Gedanken frei zu bekommen. Mein Gegenüber deutet die Geste falsch. „Nicht?“, fragt er überrascht und legt den Kopf leicht schief. „Merkwürdig! Ich hätte schwören können, dass du mich gerade am Ärmel festgehalten hast!“ Dabei klingt er so ehrlich erstaunt, dass ich lächeln muss. Schnell nicke ich diesmal und füge zur Verständlichkeit hinzu: „Ja, habe ich.“ „Ah“, erwidert er und grinst. „Dann willst du also doch etwas, oder?“ „Ähm, ja?“, antworte ich etwas verwirrt und eingeschüchtert und mein Blick schweift schnell zur Seite, wo ich in einiger Entfernung Ino und Sakura stehen sehe, bevor ich ihn wieder ansehe. Oh Gott, was wollte ich gerade noch sagen? „Hm“, sagt mein Opfer und lächelt mich aufmunternd an, was mich noch etwas röter werden lässt. „Ich bin übrigens Uzumaki Naruto! Sehr erfreut dich kennen zu lernen!“ Dabei reicht er mir seine Hand, die ich auch nach unmerklichem Zögern ergreife. „Freut mich auch“, erwidere ich, während ich seine Hand schüttele, „Mein Name ist Hinata Hyuuga.“ „Woah!“, ruft er daraufhin aus und springt erst mal einen Schritt zurück, um mich komplett zu mustern, während ich ein wenig geschockt bin. Was war das denn gerade? Habe ich was falsches gesagt? Ihm einen Stromschlag verpasst? Ihn unheimlich angeguckt? Etwas dummes gemacht? Naruto aber grinst. „Hyuuga?“, fragt er noch einmal und auf mein Nicken hin fügt er hinzu: „Hyuuga wie in Neji Hyuuga?“ „Ähm, ja“, sage ich ein wenig überrascht. „Du kennst Neji?“ „Ha!“, lacht er und seine Augen leuchten wieder so unheimlich blau, „Kennen ist vielleicht etwas untertrieben! Schließlich teile ich mir eine Wohnung mit ihm.“ Baff. Okay, das hatte ich jetzt nicht erwartet. Neji ist von zuhause ausgezogen? Wann? Warum? Wieso? Wohin? „Oh“, bemerke ich reichlich intelligent, was Naruto aber nicht zu stören scheint. „Yeah!“, antwortet er und schüttelt nun seinerseits grinsend den Kopf. „Was ein Zufall, oder? Bist du seine Schwester oder so? Ihr habt ähnliche Augen.“ Ach ja, da war ja was. Verdammt. Ich mag meine Augen wirklich nicht. Wie auch bei Neji sind sie nämlich sehr, sehr hell fliederfarben, sodass sie fast weiß aussehen. Ich finde das gruselig. Liegt wohl mal wieder an dieser Kräuterhexe da oben. „Nein“, erwidere ich auf Narutos Frage, „Wir sind Cousins - aber wir sehen uns nicht allzu oft. Ich wusste noch nicht mal, dass er umgezogen ist.“ „Hm“, kommentiert mein Gegenüber. „Das ist doch ziemlich schade, oder? Ich hätte gerne einen Cousin oder eine Cousine! Und wenn sie dann noch so süß wäre wie du!“ Dabei zwinkert er mir zu und mein Gesicht wird schlagartig tiefrot. Ich konnte mit solchen Komplimenten noch nie umgehen. Verdammt! Naruto scheint meine Verlegenheit aber überhaupt nicht zu bemerken und fragt deshalb fröhlich weiter: „Was wolltest du denn nun eigentlich von mir, Hinata-chan?“ Chan? Ach du liebe Güte! Durch meine japanische Familienseite weiß ich genug über Suffixe, um die damit ausgedrückte Sympathie zu verstehen, aber gleichzeitig denke ich auch, dass ich sowieso nicht mehr röter werden kann. Falsch gedacht. „Hinata?“, fragt Naruto noch einmal und ich erinnere mich, dass er etwas gefragt hat. Was ich von ihm wolle. Oh Gott, ich hab’s vergessen! War da nicht was mit Teppichen oder Staubsaugern…? „Ähm, möchtest du einen Staubsauger kaufen?“ … Stille. Naruto blinzelt überrascht und ich mache auch gleich mit. Oh nein! Ich bin manchmal echt blöd! Habe ich ihn gerade gefragt, ob er einen Staubsauger will? Ich fass es nicht! Jetzt hasst er mich. Pech gehabt, Hinata… Da triffst du schon mal einen echten Halbgott und dann musst du es dir auch gleich wieder versauen, was? Na, das ist ja typisch. „Ähm“, sagt er denn auch und kratzt sich am Hinterkopf. „Also, eigentlich mache ich ja immer einen Riesenbogen um Haushalts- und Säuberungsmittel aller Art, weißt du? Neji und Sasuke kennen sich damit irgendwie besser aus…“ Ist das sein Ernst? Er steht da und überlegt wirklich, ob er einen Staubsauger will?! Kann nicht sein. „Also ist es vielleicht keine so gute Idee, wenn ich mir einen Staubsauger kaufen würde. Und mein Prof würde auch ein bisschen komisch gucken, wenn ich damit zum Unterricht komme. Also, Hinata-chan, echt liebes Angebot, aber irgendwie…“ Und damit zuckt er hilflos mit den Schultern. Ich bin so blöd. Und dann kommt es noch besser! „NARUTO!?“, donnert da nämlich eine Stimme zu uns herüber und wir zucken beide zusammen, als Neji plötzlich nur wenige Meter von uns entfernt steht. Der wirkt wirklich schlecht gelaunt und seine Augenbrauen zucken auch schon gefährlich - zumindest, bis er plötzlich mich entdeckt. „Hinata?“, fragt er nämlich überrascht, während ich im selben Ton erwidere: „Neji?“ Naruto steht ein wenig unentschlossen zwischen uns und weiß anscheinend auch nicht wirklich, was er tun soll. Kann ich ihm nicht verdenken. Neji allerdings bewegt sich jetzt wieder und kommt langsam auf uns zu, während er mich von oben bis unten mustert. „Hinata, was machst du denn hier?“ „Äh…“, erwidere ich einfach nur perplex, denn eigentlich sollte ich ja wirklich in der Uni sitzen. Und warum müssen mich heute eigentlich alle so genau von Scheitel bis Schuhsohle mustern? Das macht mich irgendwie nervös. „Na, sie verkauft Staubsauger!“, springt Naruto da helfend ein, der meine Sprachlosigkeit bemerkt hat. Leider hat das nicht ganz den gewünschten Effekt. „Bitte was?!“, fragt Neji nämlich und sieht aus, als würde er die Welt nicht mehr verstehen. Ich sollte dringend was tun. „Nein!“, werfe ich daher einfach mal ein. „Nein, das war nur ein… eh, Versehen! Eigentlich sammeln wir Spenden für wohltätige Zwecke!“ „Spenden?“, fragt Naruto. „Wir?“, fragt Neji. Herrje, jemand da oben muss mich hassen. Wäre ich heute morgen doch nur zuhause geblieben! „Hm“, antworte ich und lächele zaghaft. „Ja, wir sammeln Spenden für ein Projekt und wir, das sind Temari, Tenten, Ino, Sakura und ich.“ Neji runzelt die Stirn. Hoffentlich denkt er, ich habe Semesterferien. So wie er auch. Klar, Hinata! Naruto hingegen wendet sich wieder an mich und grinst auch wieder übers ganze Gesicht, wobei die Sonne auf sein goldblondes Haar fällt und es richtig funkeln lässt. Wunderschön. „Spenden? Wow, das ist aber mal ne richtig gute Idee! Ich wünschte, unsere Profs würden uns auch mal solche Projekte machen lassen statt uns mit ihrem öden Unterricht zu quälen! Das ist doch sogar richtig perfekt! Man knüpft Kontakte, engagiert sich sozial und lernt nebenbei noch etwas über Vermarktung!“ Neji und ich starren Naruto an. Neji denkt wahrscheinlich, er ist ein Trottel. Ich denke, er ist ein Engel. Oder - meiner Äußerung Temari, Tenten und Ino gegenüber zum Trotz - vielleicht wirklich ein Gott. Wie kann man nur so genial sein?! Er hat mir gerade eine absolut perfekte und lückenlose Ausrede dafür geliefert, weshalb ich hier stehe! Dafür schenke ich ihm das strahlendste Lächeln, das ich auf Lager habe, und bekomme es auch sofort zurück. Ich könnte diesen Typen auf der Stelle küssen! „Uhu“, sagt Neji und sieht mich noch immer etwas misstrauisch an. „Und dann springt ihr einfach aus dem Gebüsch und krallt euch eure armen Opfer?“ Stimmt, er hat Sakura ja nicht gesehen. Aber was jetzt? Klingt das nicht ein wenig unseriös? „Hey“, mischt sich mein Schutzengel da auch schon wieder ein, „Das klingt nach einem Plan! Vorteil durch Überraschungseffekt, nicht wahr, Neji?“ Neji wirft ihm einen Blick zu. „Hey, jetzt guck nicht so! Du bist doch hier der Taktiker von uns beiden und müsstest das nachvollziehen können, oder?“ Und mein Cousin scheint endgültig überzeugt zu sein - oder aufzugeben. Ich glaube, in Zukunft muss ich Unterricht bei Naruto nehmen. Wie schafft er das bloß? Purer Optimismus kann es doch nicht sein, oder? Jedenfalls lege ich ihm dankbar eine Hand auf den Arm, eine Geste, die bei mir einer freudigen Umarmung am nächsten kommt, und lächele ihn an. Naruto zwinkert mir zu, bevor ihn plötzlich eine Erkenntnis zu treffen scheint. „Neji?!“, fragt er alarmiert und zieht so die Aufmerksamkeit meines Cousins wieder auf sich, „Wir schreiben heute einen Test, oder?“ „Ja“, erwidert mein männliches Ebenbild bloß und dabei schleicht sich ein fast schon fieses Grinsen auf seine Züge, als er noch hinzufügt: „Und wir sind schon sieben Minuten und 16, 17, 18 Sekunden zu spät.“ Mein blonder Schutzengel bricht in heillose Panik aus und verhaspelt sich erst mal selbst total, während er unverständliches Zeug vor sich hin murmelt. Ich mustere ihn dabei und fühle mich irgendwie ein bisschen schuldig. Schließlich habe ich ihn ja davon abgehalten, pünktlich zu sein. „Vielleicht solltet ihr dann gehen?“ Das leuchtet Naruto ein und er hört auf, gehetzt von rechts nach links zu gucken. Stattdessen kramt er jetzt hastig in seinem Rucksack und zieht dann mit einem freudigen Grinsen sein Portmonee hervor. „Yeah!“, lacht er schon fast wieder und nimmt einige Scheine aus seiner Geldbörse. „Du hast wohl Recht, Hinata-chan! Aber jetzt nimm erst mal das Geld! Die 50 sind für euer Projekt und der Rest ist für dich! Trink einen Kakao und mach dir nen schönen Tag, ne?“ Und damit drückt er mir das Geld in die Hand, packt meinen überraschten Cousin am Arm und zerrt ihn mit sich davon, was auch noch nicht viele geschafft haben. Ich dagegen sehe den beiden noch etwas perplex hinterher und höre Neji auch leise fluchen, während Naruto fröhlich antwortet. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Also, allein dafür hat sich das Schwänzen, denke ich, schon gelohnt. Ich glaube wirklich, dass Naruto ein wundervoller Mensch ist. Und vielleicht sehe ich ihn ja auch mal wieder, wenn er doch bei Neji wohnt. Der ist immerhin mein Cousin und seine Familie sollte man wirklich nicht nur so selten sehen, oder? Und gerade als ich gedankenverloren wieder zurückschlendern will, da dreht sich Naruto plötzlich noch einmal um und ruft mir über die Schulter zu: „Und Hinata-chan! Vielleicht solltest du nächstes Mal gleich mit den Spenden anfangen und nicht mit den Staubsaugern! Das verwirrt Menschen, die nicht so genial sind wie ich - oder sich mehr auf deine Worte als deine Augen konzentrieren!“ Damit ist er um die Ecke und ich kann ihm nur noch hinterher starren. Und als seine Worte dann langsam in mein Gehirn dringen, muss ich trotz meines kirschroten Gesichts einfach lächeln. Selbst dann noch, als Ino grinsend hinter mir auftaucht und mir auf die Schulter klopft. Und der Himmel ist auch nicht verwaschen und langweilig - er ist nur eben himmelblau statt Ozeanblau. Aber damit kann ich, denke ich, leben. Skip Three ---------- Skip Three Einen Augenblick lang sagte niemand etwas und Naruto wurde einfach nur angestarrt. Diesem wurde unter den intensiven Blicken seiner drei Zuhörer doch ein wenig anders und er verengte ein wenig misstrauisch die Augen. „Was?“, fragte er und rutschte ein Stück auf seinem Stuhl nach hinten, als Sasuke zu zucken anfing. Vorhin hatte er diesem zwar noch vorgeworfen, von Erster Hilfe keine Ahnung zu haben, aber gerade stellte er fest, dass bei diesen merkwürdigen Zuckungen auch er ein wenig hilflos war. „Gott, Baka!“, stöhnte Gaara und schlug seine Hände vors Gesicht, während Sasuke seinen Zuckungen noch ein unterdrücktes Kichern hinzufügte. „Was?“, fragte der Blondschopf noch einmal und konnte sich nicht so ganz vorstellen, was in seine Freunde gefahren war. „Staubsauger?“, fragte Shikamaru. „Hyuuga?“, fragte Gaara. „Ein Lächeln wie die Sonne?“, würgte Sasuke hervor. „Mann, bist du geliefert!“ Und dann begann er haltlos zu lachen und zwar mit einer Heftigkeit, die ihn fast unter den Tisch oder zumindest auf die Knie befördert hätte, wenn Gaara ihn nicht grinsend am Arm gepackt hätte. Naruto verdrehte die Augen. Tolle Freunde hatte er da. „Hm“, sagte Neji, der sich als einziger vollkommen normal verhielt, allerdings auch Hyuuga hieß und dabei gewesen war. „Ich hätte nichts dagegen, wenn du mit ihr was anfangen würdest.“ Und plötzlich war es still. Alle starrten ihn an. „Hä?“, fragte Naruto. „Nun ja, nur so lange natürlich, wie du es ernst meinen würdest. Danach bist du dead meat, aber das versteht sich ja von selbst.“ „Hä?“, fragte Sasuke. „Hinata scheint dich ja zu mögen. Und unter ihren Fittichen wärst du sicher weniger anstrengend als du es jetzt noch bist. Und sie kann dir auch endlich mal zeigen, wie man putzt. Ich hab da nämlich langsam keinen Bock mehr drauf.“ „Hä?“, fragte Gaara. Neji lehnte sich entspannt zurück. „Ja, eigentlich wäre das sogar gar nicht schlecht. Also, wann wollen wir uns mit den Mädels treffen?“ Shikamaru grinste. Hot On Ice-cream ---------------- Hot On Ice-cream Das Leben liebt mich! Das weiß ich, weil es mir ein so dermaßen geniales Gedächtnis gegeben hat, dass ich zwar in der Lage bin mich äußerst genau an den gut gebauten und nach Frapuccino duftenden, supersüßen Typen von heute morgen erinnern zu können, gleichzeitig aber eine Art riesiges, schwarzes Loch an der Stelle auftauchen zu lassen, wo ich ihn […], nur um ihn dann […] und ihn schließlich zu […]. Und dass das alles in einer riesigen […] endete, was mir Gott sei Dank entfallen zu sein scheint. So ein Gedächtnis ist der Hammer, oder? Ich liebe es! Und so kann ich auch ganz beruhigt und ohne schlechtes Gewissen oder Migräne durch meine Lieblings-Kramsläden-Gasse laufen, an deren Ende sich meine Lieblings-wir-haben-auch-blaues-Kaugummieis-Eisdiele befindet. Und dabei genieße ich einfach das wunderschöne Wetter, die lachende Sonne, die vorsommerliche Atmosphäre und meine Erinnerungen an diesen süßen Typen. Das Leben kann so schön sein! In meiner bunten Umhängetasche klimpert jede Menge Kleingeld, von dem es auszugeben ich absolut besessen bin. Sakura hat zwar eine Tasche, die auch noch ganz gewaltig raschelt, aber das bringt sie jetzt sowieso auf die Bank, damit wir uns dann ganz genau überlegen können, wie viel wovon wohin geht - Kindergarten, Lernbehindertenschule, Altersheim, Tierheim, Caritas oder doch lieber Starbucks? Hinata hat mich für diesen Vorschlag zwar etwas böse angeguckt, aber dafür werde ich jetzt schon mal einen Großteil meines Kleingeldes in diesen absolut wunderbaren Laden schleppen und mir einen Jahresvorrat an Frappucino Karamell reservieren lassen. Nie wieder ohne Kaffee! Und das alles nur wegen dieser Spenden-Aktion, die wir da heute morgen durchgezogen haben. Nach dem Zwischenfall mit diesem Typen, an den ich mich ja nicht mehr erinnere, lief die ganze Sache dann nämlich doch noch erstaunlich gut und wir haben nicht nur jede Menge Spenden, sondern auch ziemlich viel „Trinkgeld“ bekommen. Und nicht nur von den doch ganz netten Greisen. Warum bin ich auf die Idee eigentlich nicht schon viel eher gekommen? Es macht ja eigentlich keinen Sinn ein Studium abzuschließen, wenn man gleichzeitig auch mit seiner Spendenkampagne durch ganz Amerika ziehen, den ganzen Tag die Sonne, das Eis, den Kaffee und die Paparazzi genießen könnte, oder? Hm. Darauf muss ich unbedingt Tenten ansprechen - sie könnte mir mit der Werbung helfen und dabei könnten wir vielleicht sogar modeln. Meine Güte, ich liebe mein schlaues Hirn! „Hey, Ino-Babe!“, werde ich in diesem Moment gerufen und meine gute Laune wird noch besser. Breit grinsend sehe ich auf und entdecke nur knapp fünf Meter vor mir einen winkenden Italiener mit Zahnpastalächeln, der mir aus meiner Lieblingseisdiele entgegen lacht. „Hi Marco!“, erwidere ich grinsend und hüpfe schon fast die paar Stufen zu der kleinen Terrasse des Eiscafes hoch, wo ich mit einer freundschaftlichen Umarmung begrüßt werde. Marco und ich haben uns schon vor knapp zwei Jahren kennen gelernt und zwar in dem Moment, als ich gerade mit zwei hochgebundenen Zöpfen und im Schulmädchen-Outfit vor diesem Laden stand und nur noch kreischen konnte: „Mein Gott, ist das süüüüüüüß!“ Was ich zunächst als eher peinliches Erlebnis im Hinterkopf behielt, entwickelte sich kurz darauf zu einer richtig guten Freundschaft und da ich seit diesem Tag mindestens zwei Mal wöchentlich vorbei schaue und mich meinen sündhaften Leidenschaften für Eis hingebe, hatten wir auch wirklich genug Zeit uns immer mal wieder zu unterhalten. Normalerweise komme ich nämlich immer zu so merkwürdigen Uhrzeiten, dass gerade kaum Gäste da sind - Dienstag Nacht kurz vor elf (und Ladenschluss) zum Beispiel. „Hey Ino“, holt Marco mich aus meinen Gedanken und ich sehe ihn fragend an, als er mich verschwörerisch angrinst, „Wie wäre es, wenn du erst mal die neue Tischdeko bewunderst, während ich deinen Eisbecher hole, und mir dann sagst, was du davon hältst? Ist meine Idee gewesen.“ Dabei funkeln seine Augen so hoffnungsvoll, dass ich nicht nur eine Augenbraue hochziehe, sondern auch gleich jetzt schon einen neugierigen Blick über seine Schulter werfe. Marcos Dekoideen sind der Hammer - ich liebe sie! „Klar, kann ich machen. Du findest mich ja!“, stimme ich grinsend zu und sein Gesichtsausdruck erhellt sich. Der Junge ist klasse. Scharfer Italiener, strahlend blaue Augen (wie ich), eine super Figur und eine total süße Freundin, die er absolut vergöttert. Jetzt zwinkert er mir zu und deutet dann unauffällig zu der Fensterfront, die Terrasse und Innenraum trennt. „Und wirf bei Gelegenheit auch mal einen Blick ins Fenster, Babe, da hat sich gerade ne Gruppe süßer Jungs niedergelassen - vielleicht wirst du ja fündig?“ Als ich ihn leicht in den Arm boxen will, weicht er mir lachend aus und verabschiedet sich mit einem Winken ins Innere. Ich bleibe kopfschüttelnd stehen, werfe aber doch mal einen neugierigen Blick Richtung Fenster, das allerdings von meinem Blickwinkel aus total spiegelt. Und ich werde sicherlich nicht hingehen, meine Nase an der Scheibe platt drücken und die zweite Peinlichkeit für heute riskieren! Auch wenn ich die erste schon wieder erfolgreich verdrängt habe… Stattdessen wende ich mich schmunzelnd ab, um mich zu meinem Stammplatz im hintersten Eck der kleinen Terrasse zu begeben. Die ganze Eisdiele besteht aus Holz, buntem Glas und jeder Menge Pflanzen. Von außen erinnert sie mich oft an diese kleinen Fischerhäuschen, die man auf Karibikpostern einsam am Strand stehen sieht, hier achteckig und aus dunklem Holz. Die Terrasse liegt einige Stufen höher und während die Inneneinrichtung von eher exotischem Grünzeug bestimmt wird, rankt sich hier draußen am Geländer und vor allem auf dem den hinteren Teil schützenden Dach wilder Wein. Wo ich sitze, nimmt eben dieser Wein jeglichem Sonnenstrahl die Chance an mich ranzukommen und im Gegensatz zu anderen Leuten sitze ich hier gern - es gibt mir irgendwie das Gefühl von Geborgenheit. Außerdem kann ich die ganze Terrasse überschauen, was ich sehr praktisch und manchmal auch überaus unterhaltsam finde. Das Alltagsleben kann mit Dramen aufwarten, die spannender als jeder Fernsehkrimi und Kinothriller sind - ich könnte ganze Bücher darüber schreiben. Seufzend lasse ich meine Tasche auf den Stuhl rechts neben mir fallen, richte mich ein wenig auf und begutachte die erwähnte Tischdeko. Mein Lächeln kehrt sofort zurück. Wie süß ist das denn? Um den weißen Drahtring, der aus der Mitte des runden Tisches und aus dem darunter liegenden Blumentopf ragt, rankt sich eine Pflanze mit dunkelblauen, zierlichen und fast sternförmigen Blüten, die in einem schönen farblichen Kontrast stehen zu dem tiefroten Papierdrachen, der ihnen von der anderen Seite des dünnen Rings entgegen zu fliegen zu scheint, und an dessen mit Draht verstärktem Bauch ein kleines, goldenes Glückchen im Luftzug baumelt. Oh Mann. Ich wusste ja, dass Marco mit solchen Papierarbeiten richtig gut ist, aber das ist ja wohl mal total süß! Dementsprechend begeistert äußere ich mich auch, als mein Freund mit meinem Spezialeisbecher „Lieber-tot-als-ohne-Kaugummieis“ zurückkommt und sich links neben mich auf den Stuhl fallen lässt. Viel Zeit hat er während der Arbeit zwar nicht, aber für ein paar Sätze bleibt er immer bei mir. Auf mein Kompliment hin grinst er breit und deutet eine Verbeugung an. „Danke sehr, aber du hast mich ja auch dazu inspiriert!“ Daraufhin ziehe ich fragend die Augenbrauen hoch. „Wie denn das? Sag bloß, durch meinem charmanten Witz, meine überirdisch wirkende Schönheit oder doch eher meine durchtriebene Genialität?!“ „Natürlich“, sagt Marco grinsend, „Vor allem aber hat mich deine Bescheidenheit beeindruckt. Die trägst du ja sonst so selten zur Schau.“ Und als ich ihn nach zwei Jahren andauernder Sticheleien für diese Bemerkung nur böse angucke, muss er natürlich noch hinzufügen: „Blondine eben.“ Argh. Fange ich gerade an zu knurren? Marcos geschocktem Blick nach schon. „Egal“, winke ich ab, bevor er fragen kann, „Ich hatte heute eine kleine Diskussion mit jemandem über dieses Thema. Erinnere mich bitte nicht noch mal daran, ich bemühe mich gerade, das zu verdrängen.“ „Ach so“, nickt er mir verständnisvoll zu, bevor seine Mundwinkel wieder zucken. „Das ist ja auch die einzige Möglichkeit, die man als Blondine noch hat, nicht wahr?“ Und duckt sich schon wieder unter meiner Faust weg - der Kerl ist eindeutig zu gut darin geworden, meine Reaktionen einzuschätzen. Nachdem ich eingeschnappt aufgegeben habe, schüttelt er aber nur belustigt den Kopf und sagt: „Um wieder zum ursprünglichen Thema zurückzukommen: Ja, du hast mich inspiriert. Weißt du noch, vor knapp drei Wochen? Da hast du mir deine Entwürfe für diesen Kimono gezeigt. Mit diesen kleinen Drachen überall?“ Ich werde gegen meinen Willen rot. Ja, ich erinnere mich. Vor drei Wochen hielt ich das Ding noch für grandios. Nachdem Marco mir dann kräftig den Kopf gewaschen hat, ist aber auch mir aufgefallen, dass ich es mit der Zahl der Drachen vielleicht ein kleines bisschen übertrieben hatte. Oder ein kleines bisschen mehr. Am nächsten Tag habe ich einen Entwurf mit genau einer Lilie gezeichnet und fertig. Manchmal muss man mir eben wirklich einen Ziegelstein an den Kopf werfen. Marco nickt grinsend. „Anscheinend schon. Naja, ich jedenfalls hatte die ganze folgende Woche Alpträume von diesen dämlichen Drachen und konnte an nichts anderes mehr denken. Es hat sich dann aber doch noch zum Guten gewendet, wie du siehst.“ Ja, sehe ich. „Ähm, Entschuldigung? Bitte schön?“ Ich hätte nicht eine Woche lang von diesen dämlichen Drachen träumen wollen. Der Entwurf sah aus wie Medusa für Arme. Lauter wurm- und schlangenartige, kunterbunte Drachchen. „Ach“, sagt Marco, „So schlimm war’s dann auch wieder nicht. Dumm war bloß, dass in der Woche abends auch noch erst die Unendliche Geschichte und dann Eragon gelaufen sind. Und Monique echt angefressen war, als ich schreiend davon gelaufen bin, nachdem sie mich gebeten hat, die zwei mit ihr zu gucken.“ „Oh.“, sage ich etwas pikiert. „Hast du ihr erzählt, dass es wegen mir ist?“ Mein Gott, hoffentlich nicht! Ich mag seine Freundin ja wirklich und sie ist auch ein total süßes Mädchen, das den Großteil der Zeit echt lieb und nett ist, aber ich habe sie ein einziges Mal richtig sauer erlebt… und ich bin doch noch so jung! Marco schaut mich an und kriegt sich vor Lachen bald nicht mehr ein. Danke auch. „Nein“, sagt er, „Nein, nein. Ich will ja auch, dass du noch ein bisschen weiter lebst, ne?“ „Na danke.“, murmele ich trocken. „Wolltest du damit andeuten, dass mein Leben in deinen Händen liegt?“ „Hm“, antwortet mein Freund gespielt nachdenklich, „Also dein Liebesleben auf jeden Fall - hast du schon nen Blick auf die Jungs geworfen?“ Argh! „Marco!“, grolle ich unheilvoll. „Du solltest jetzt vielleicht lieber wieder arbeiten gehen, sonst hat Monique bald wirklich einen Grund, sauer auf mich zu sein!“ Das Opfer meiner Todesdrohungen lacht und springt dann Gott sei Dank auf, um zu gehen. Manchmal spielt er sich wirklich auf wie mein großer Bruder. Und dabei ist er auch nur vier Jahre älter als ich! Und versucht bedauerlicherweise schon seit zwei Jahren mich zu verkuppeln… wobei ich gegen einen festen Freund ja nichts hätte. Aber wenn es schon sein muss, dann lasse ich wenigstens meine Freundinnen kuppeln und keinen dahergelaufenen Italiener. Der schafft es sowieso nicht den Richtigen zu finden - in Erinnerung an die letzten vier Versuche. Urgh. Aber jetzt mal weg mit diesen negativen Gedanken! Ich entdecke einen kleinen Spatz unter einem Nachbartisch und muss lächeln, als er mich mit seinen großen, schwarzen Knopfaugen neugierig anstarrt. Wie niedlich! Innerlich befriedigt und mit dem festen Vorsatz es mir heute noch richtig gut gehen zu lassen, nehme ich endlich meine herzförmige Waffel aus dem Eis und schiebe sie mir genüsslich in den Mund. Sofort macht sich dort der einzigartige Geschmack von blauem Kaugummieis breit und ich schließe genießerisch die Augen. Die Welt ist schön. Ein paar Vögel zwitschern, weil wir uns nicht weit vom Park befinden und am Rand höre ich die lachenden und redenden Leute unten auf der Straße. Eine Windböe fährt mir durch die Haare und ich bin glücklich. Kaugummieis und Kaffee sind meine beiden wichtigsten Drogen. Gott sei Dank sind sie legal. Gut für die armen Politiker, die sonst meine Klauen zu spüren bekämen. Andererseits… sollte Kaffee mal verboten werden, könnte ich eine Spendenkampagne für illegalen Kaffeeschmuggel ins Leben rufen. Ich wäre in Null Komma Nichts reich. Bringt mir aber wenig, wenn’s dafür keinen Kaffee gibt. Gut, dass ich alles habe, was ich brauche. Das Leben ist schön. „Entschuldige den Kommentar, aber wenn du so auch aussiehst, wenn du Kaffee trinkst, dann solltest du vielleicht fürs Zugucken Eintritt nehmen.“ Meine Augenlider fliegen auf, ich setzte mich ruckartig auf, verschlucke mich an meiner Waffel und bekomme einen absolut zerstörerischen Hustkrampf, der mich erst mal daran hindert, mein Gegenüber anzusehen. Super, Ino, wirklich. Und das, nachdem er dir ein Kompliment gemacht hat! Hat er doch, oder…? Nachdem sich meine Lunge etwas beruhigt hat und ich jetzt wahrscheinlich einen krebsroten Kopf habe, halte ich mir eine Hand vor den Mund und wage es erst dann einen Blick auf den Grund meiner gerade überwundenen Nahtoderfahrung zu werfen. Was ich allerdings sehe, lässt mich auf der Stelle erstarren. Mir gegenüber sitzt in einer bei ihm ganz natürlich wirkenden lässigen Haltung ein total süßer Typ mit einer eher ungewöhnlichen Frisur und irgendwie faszinierenden Augen. Diese funkeln gerade belustigt und als er bemerkt, dass mein Hirn seinen Anblick gerade erst mal prozessieren muss, neigt er seinen Kopf grinsend nach rechts. Ich bin fassungslos. „Nara, Shikamaru!“, ist dann doch das erste, was ich hervorbringe, wobei ich meinen Zeigefinger anklagend in seine Richtung strecke. Glanzleistung. Shikamaru scheint es aber locker zu nehmen. „Yamanaka, Ino!“, reflektiert er meine Handlung, streckt dabei aber den kleinen Finger aus. Danke. Ich wusste vorher auch schon, dass ich mich gerade lächerlich mache. Du musst es mir nicht noch mal so direkt zeigen. „Ähm, ja“, sage ich verwirrt und senke meine Hand wieder. Blinzele einmal. Und dann fällt es mir wieder ein. Schnaubend richte ich mich auf meinem Stuhl auf und strecke die Hand doch wieder aus, diesmal aber mit bitterbösem Blick. „Du!“, stelle ich in einer Tonlage fest, die ich gegenüber einer Kläranlage verwenden würde, wenn ich eigentlich an den Strand will, „Was fällt dir eigentlich ein, mich so zu Tode zu erschrecken?! Du kannst doch hier nicht einfach rumlaufen und nach Lust und Laune Leute verängstigen, die dir nicht passen! Irgendwann wird jemand mal einfach so vom Stuhl kippen und dann hast du ein Riesenproblem - dann heißt es nämlich ab ins Kittchen, mein Lieber! Fahrlässige Tötung! Obwohl, bei deinem Benehmen wird’s wohl eher Mord werden! Ha! Und dann glaub bloß nicht, ich würde vorbei kommen und dich besuchen - oder dir einen Strauß Blumen schicken!“ Shikamaru zieht eine Augenbraue hoch und ich füge hinzu: „Und wenn, dann schicke ich dir nur gerade Zahlen!“ Der kleine Spatz sitzt jetzt auf einer Stuhllehne am Nachbartisch und sieht neugierig herüber. Drinnen höre ich Marco lachen. Shikamaru lehnt sich nach vorne und stützt sein Kinn in seine Hand, während er mich mit mildem Interesse beobachtet. Oh Gott, ich könnte ihn erschlagen. Bitte, gibt mir mal jemand einen schweren, stumpfen Gegenstand! „Wer sagt denn, dass ich das bei allem Leuten mache? Und warum denkst du, dass du mir nicht passt? Würde ich sonst hier sitzen?“ Ähm. „Natürlich. Um mich zu schikanieren, was denn sonst? Und weißt du was? Die Wörter klingen sogar ähnlich! Shikamaru, schikanieren… aber du könntest ja auch gegen dein Schicksal kämpfen, oder? du musst ja nicht alles ausleben, was irgend so ein alter Greis mit langem, weißen Bart sich mal ausgedacht hat!“ Ja, ich merke auch, dass ich mich gerade um Kopf und Kragen rede. Was der Typ bloß, dass ich denke kompensieren zu müssen? Bitte sagt jetzt keiner Intelligenz. „Der Weihnachtsmann?“, fragt Shikamaru da und holt mich aus meinen düsteren Gedanken. „Nein, Gott natürlich, du Pfeife“, entgegne ich genervt. Wie kommt er von einem alten Mann mit weißem Bart bitte auf den Weihnachtsmann?! Oh. Ach so. Er grinst. „Pfeife?“, fragt er. „Der war gut.“ Ich kann ihn nur anstarren. Idiot. Idiot. IDIOT! Und ich kann mich auch gleich ins Eck stellen. Es ist nicht zu fassen. Da sitzt ein süßer Typ vor mir, der sich dort freiwillig hingesetzt hat, weil er wahrscheinlich ein Gespräch mit mir anfangen will, und was mache ich? Oh Gott, ich will es gar nicht in Worte fassen, ich Pfeife. Okay, Ino. Atme tief durch und jetzt ignorierst du, dass ihr eine gemeinsame Vergangenheit (von Fünf Minuten und davor zehn Minuten) habt, und fängst mal ganz von vorn an. Es kann nicht so schwer sein. „Was zum Teufel ist das?“, fragt Shikamaru und deutet dabei auf mein Eis, das langsam vor sich hin schmilzt. „Es sieht irgendwie ungesund aus - aber nicht ungesund wie in zu viel Zucker, sondern ungesund im Sinne von Verdammt, Chemieexperiment verhauen - Rennt um euer Leben!“ Er legt den Kopf schief. „Bist du sicher, dass man das essen kann?“ Okay, ich habe mich getäuscht. Das kann vorkommen. Es ist nicht möglich, sich normal mit ihm zu unterhalten. Und es liegt nicht nur an mir. „Was soll das heißen ‚Chemieexperiment verhauen’?! Das hier ist das absolut beste Eis mit Kaugummigeschmack und blauen Farbstoffen, das du auf diesem Globus finden wirst! Es schmeckt sowohl süß als auch erfrischend und ihm haftet ein bestimmter Eindruck von Andersartigkeit an, der es erst wirklich interessant macht. Seine blaue Färbung weckt positive Gefühle, aber blau als kalte Farbe kann auch dazu dienen emotional wieder auf den Boden zu kommen und sich von seiner Rage zu distanzieren. Es ist perfekt. Dieses Eis und mein Kaffee sorgen dafür, dass ich diese Welt überleben kann! Wenn du also noch irgendwas zu dem Thema zu sagen hast, dann tu es jetzt und stirb danach!“ Okay, vielleicht liegt es doch an mir. Shikamaru grinst. „Lässt du mich probieren?“ Mir knallt die Kinnlade auf den Tisch - bildlich gesprochen, natürlich. In Wahrheit sitze ich einfach nur da und starre ihn an. Ich hasse es, wenn die Leute nicht so reagieren wie sie sollten. Und Shikamaru tut das die ganze Zeit. „Ähm“, sage ich und hoffe dabei, dass man mir meine Unsicherheit nicht ansieht. Vielleicht kann man ein ‚Ähm’ ja auch als Beleidigung auffassen? Oh, kann man. Mir ist gerade ein Beispiel eingefallen. Statt mich aber weiter mit der linguistischen Schönheit dieses Wortes zu befassen, nehme ich lieber schnell meinen Eisbecher und den Löffel - bevor ich wieder kurz zögere. Soll ich oder soll ich nicht? Ach egal, ich seh ihn eh nie wieder. Von neuem Mut gepackt (den ich normalerweise eigentlich nicht brauche) hebe ich vorsichtig etwas von meiner blauen Wunderdroge auf den langstieligen Eislöffel, rüste meine Gesichtszüge mit einer Mischung aus flirtendem Lächeln und provozierendem Grinsen und halte ihm großzügigerweise den Löffel hin. „Weil du es bist - und ich heute meinen guten Tag habe.“ Shikamaru grinst mich an und beugt sich nach vorne, bis mein wunderbares Kaugummieis zwischen seinen Lippen verschwindet. Darf ich vor meinem Gewissen sagen, dass ich nicht sicher sagen kann, auf wen ich eifersüchtiger bin? Auf Shikamarus Lippen… oder doch eher den Löffel? Gut, dass es keiner wissen will! Shikamaru nimmt mir den Löffel aus der immer noch starren Hand, schnappt sich mit der anderen meinen Eisbecher und fängt grinsend an zu essen. „Und?“, fragt er und klingt dabei mehr als amüsiert. „Auf wen bist du jetzt mehr eifersüchtig?“ Ich glaub das nicht. „Auf den Spatz.“ Shikamaru isst munter weiter und zieht wieder nur eine Augenbraue hoch. Wie macht er das? „Warum auf den Spatz? Und auf welchen?“ Ich kann mich mit Müh und Not davon losreißen, wie ein Wackeldackel zu verfolgen, wie mein Eis von meinem Eisbecher in seinen Mund wandert und deute auf den kleinen Spatz am Nachbartisch, der immer noch nicht abgehauen ist. Shikamaru folgt meinem Blick. „Auf ihn. Denn er wird jetzt nach hause fliegen und seiner kleinen, glücklichen Vogelfamilie erzählen, was er heute alles wieder für merkwürdige Sachen gesehen hat. Und dann werden sie sich alle krumm und schief lachen und zack, schon haben wir eine neue Vogelart. Und keiner wird wissen, dass ich die Ursache dafür bin.“ Was habe ich heute bloß falsches gegessen? „Ah“, sagt Shikamaru, grinst und stopft sich weiter in den Mund, was ich bezahlen werde. Moment mal! „Was zum Teufel…?!“, sage ich fassungslos und reiße ihm erbost meinen Eisbecher weg. „Eben noch über mein Kaugummieis herziehen und es mir jetzt wegessen, oder wie?“ Shikamaru zuckt mit den Schultern. „Man muss eine Gelegenheit eben wahrnehmen, wenn sie sich bietet.“ Wie aufs Stichwort erhebt der Spatz neben uns sich plötzlich flatternd in die Luft und ist unter unseren gemeinsamen Blicken kurz darauf verschwunden. Glückspilz. „Löffel!“, sage ich bestimmt und halte meinem Gegenüber auffordernd die Hand hin. Der grinst aber mal wieder nur und ich ahne schon, was jetzt kommt. „Und wenn nicht?“, fragt er da auch schon und steckt ihn sich wieder in den Mund, wo er das hohle Ende mit der Zunge auf und ab bewegt. Ich starre ihn einfach an, beobachte, wie der lange Stiel auf und ab und manchmal auch hin und her schwingt, während sein Verursacher, der wahrscheinlich 19 oder 20 ist, mir mit unschuldigem Gesichtsausdruck gegenüber sitzt und wirkt, als könnte er kein Wässerchen trüben. Dann fängt er an, passend zur Löffelbewegung die Augenbrauen hoch und runter zu ziehen. Und gegen meinen Willen muss ich plötzlich anfangen zu lachen. Shikamaru grinst auch und lässt sich diesmal ganz ohne Protest den Löffel aus dem Mund ziehen, damit ich auch weiterhin meinen Drogenkonsum ausleben kann. Das Leben ist schön. Dann lehnt er sich wieder ganz entspannt zurück und beobachtet anscheinend amüsiert, wie ich rundherum glücklich einen Löffel Eis nach dem anderen in mich reinschiebe. „Ich muss zugeben, was auch immer du da hast, schmeckt tatsächlich ziemlich gut. Allerdings habe ich so was auf der Karte nirgendwo gesehen. Unter was für einem Namen kann man das bestellen?“ Ich grinse ihn an. „Lieber-tot-als-ohne-Kaugummieis, ein Ino-Yamanaka-Spezial-Mix.“ Und auf seinen ungläubigen Blick hin erkläre ich: „Ich hab’s selber zusammengestellt und bin bisher auch die einzige, die es so gekriegt hat. Vielleicht schaffst du’s aber als zweiter.“ Und weil ich gerade so gute Laune habe, versuche ich das Experiment von vorhin zum zweiten Mal und versuche, mich normal mit ihm zu unterhalten. „Was machst du eigentlich hier?“ Er grinst. „Shikamaru-Nara-Spezial-Auftrag.“ Er kann es anscheinend wirklich nicht. „Ich wollte nur noch mal sicher gehen, dass du auch weißt, wann und wo wir uns treffen. Im Prinzip haben ja alle schon zugestimmt, aber ich dachte, ich frage dich noch mal.“ Stille. Blinzelnd stecke ich meinen Löffel in das verbliebene Eis und richte meine volle Konzentration dann auf meinen Gesprächspartner. „Entschuldige die saloppe Ausdrucksweise, aber: HÄ?“ Ich glaube, ich habe ein Talent für Entertainment, denn Shikamaru grinst schon wieder. Könnte aber auch daher kommen, dass er mich in einer Tour überrascht. „Ja, wir haben beschlossen, uns heute Abend mit euch zu treffen und zwar um zehn vor dem Cavaedium. Geht das mit dir in Ordnung?“ „Bitte?“, sage ich irritiert und versuche hinter die Message zu kommen. Kann es sein, dass ich heute irgendwo mal eine halbe Stunde oder so verdrängt habe? Irgendwas habe ich anscheinend nicht mitgekriegt. „Wer sind ‚wir’ und wer sind ‚ihr’?“ Shikamaru erklärt lachend: „Wir sind meine Freunde und ich und ihr seid deine Freunde und du. Der Plan ist, Naruto und Hinata zu verkuppeln.“ Ooookay. Jetzt hätten wir dem ganzen doch schon etwas mehr Sinn gegeben. Fragt sich nur: „Woher kennst du Hinata?“ „Kenn ich nicht!“, antwortet mein Gegenüber fröhlich, nimmt sich meinen Eisbecher, den ich unbedacht losgelassen habe und isst weiter. „Ihr Cousin und Naruto gehören zu meinen Freunden, daher habe ich von ihr gehört.“ Er grinst kurz abwesend, anscheinend in Erinnerung an irgendetwas. „Jedenfalls wurde der Plan gefasst, die beiden zu verkuppeln. Und natürlich war mir daran gelegen, unsere kleine Diskussion fortzuführen.“ „Natürlich“, wiederhole ich ein wenig zweifelnd und beobachte die rapide Abnahme von Inhalt, die mein Eisbecher zu verzeichnen hat. In Gedanken gehe ich den Morgen noch einmal durch. Naruto? War das nicht der Blonde mit den 20 €? In Begleitung von Neji? „Alles klar.“, sage ich grinsend. „Ich liebe Kuppeln! Und jetzt gib mein Eis wieder her!“ Shikamaru grinst und stellt meinen Eisbecher wieder zurück, während er aufsteht. „Sehr gut“, meint er und hat noch immer dieses Funkeln in den Augen, das mich denken lässt, dass er irgendetwas einfach nur extrem lustig findet. „Das wollte ich wissen. Na, dann bis heute Abend, Yamanaka Ino!“ Und damit dreht er sich um und verschwindet pfeifend im Inneren des Eiscafes. Ich brauche ein paar Sekunden bis mir das Problem klar wird. Er hat noch immer meinen Eislöffel. „Oh ja!“, stelle ich knurrend und aus tiefstem Herzen fest, „Bis heute Abend, Nara Shikamaru!“ Dann klingelt mein Handy und gleichzeitig fällt mir ein, dass ich ja dann auf jeden Fall noch schnell shoppen gehen muss, bevor die Geschäfte schließen. Verdammt! So schnell ich kann, packe ich meine Handtasche, lege einen Zehner auf den Tisch und verlasse mit wehenden Haaren die kleine Terrasse, während ich mein Handy hervorfische, um die eingegangene SMS zu lesen. Neji hat gerade angerufen. Sind mit ein paar seiner Freunde Um 10 vorm cavaedium verabredet. Komm zur alten Bibli. Müssen Shoppen!!! Hdl, Hinata --------------------- *Cavaedium = Innenhof eines röm. Hauses Skip Four --------- Skip Four „Hey, Shika!“, rief Naruto breit grinsend, sobald der Angesprochene den Innenraum der Eisdiele wieder betreten hatte, „Wer war denn diese Chica?“ Für sein - seiner Meinung nach - erstklassiges Wortspiel bekam er von seinen vier Freunden, einschließlich des Ankömmlings, allerdings nur einen beunruhigten Blick oder wahlweise eine hochgezogene Augenbraue zu sehen. Der Blonde verschwendete mittlerweile kaum noch Gedanken daran, warum er anscheinend der Einzige war, der diese Kunst nicht beherrschte. Stattdessen fuhr er fröhlich fort: „Du willst deine Ino doch wohl hoffentlich nicht betrügen, oder?“ Anstelle Shikamarus antwortete jedoch Neji auf diesen scherzhaften Verdacht: „Idiot. Das war Ino!“ Naruto sah ihn überrascht an. „Ernsthaft? Kein Scherz? Und woher weißt du das überhaupt?“ Sein Freunde sahen sich an. „Also, Dobe“, begann Sasuke mit einem Hauch von Zweifel in der Stimme, „Erstens haben wir sie sehr genau gesehen.“ „Zweitens“, ergänzte Gaara gelangweilt, „Hat Neji uns schon vor Stunden verkündigt, zumindest vier von unseren potenziellen Opfern persönlich zu kennen - und du erinnerst dich vielleicht daran, dass da auch der Name ‚Ino’ gefallen ist?“ Neji grinste. „Und drittens, Idiot: wie oft kommt es schon vor, dass Shikamaru Nara seinen mitternachtsschwarzen Kaffee ohne alles zusammen mit seinen Freunden einfach so stehen lässt, um einer Blondine Gesellschaft zu leisten, deren Eis er klaut und die ihn offensichtlich zu kennen scheint, hm?“ „Oh“, sagte Naruto, „Du hast Recht.“ Shikamaru konnte nur noch den Kopf schütteln. „Hast du ihr gesagt, wann und wo wir uns treffen?“, fragte Gaara, der neben ihm saß, und schob sein ehemals volles Glas Wasser Richtung Tischmitte. Shikamaru nickte und hob gleichzeitig die Hand, um den Kellner zu rufen, was Gaara mit einem Stirnrunzeln quittierte. „Gut“, sagte der Rotschopf, „Ich fahre heute übrigens nicht. Ein Auto mit euch zu teilen ist nämlich lebensgefährlich. Habt ihr ja sicher mitgekriegt.“ Sasuke verdrehte die Augen. „Na super, dann können wir heute mal ganz uncool mit der U-Bahn fahren. Danke auch, Dobe!“ Naruto, der die Anspielung verstand und sich plötzlich mit einer Menge böser Blicke konfrontiert sah, hatte sogar den Anstand rot zu werden. „Ja, Leute, entschuldigt. Mann, Gaara, du weißt doch, dass es keine Absicht war!“ Der schüttelte bloß den Kopf und murmelte etwas von bodenloser Dummheit und einem Fehler der Götterwelt, über das der Blonde lieber nicht näher nachdachte. „Ja?“, fragte in diesem Moment eine Stimme hinter ihnen, die zweifellos zu dem italienisch aussehenden Kellner mit Zahnpastalächeln gehörte. Shikamaru grinste, als er sich umdrehte. „Ich hätte gerne den Lieber-tot-als-ohne-Kaugummieis-Eisbecher, Ino-Yamanaka-Spezial. Aber ohne Löffel - den hab ich schon.“ Alle außer Naruto hoben die linke Augenbraue. What Girls Might Talk About --------------------------- What Girls Might Talk About „Duplo - die längste Praline der Welt! Noch stehen Sie zwar einen Meter von mir entfernt, aber kommen Sie nur näher! Riechen Sie schon diesen Duft? Dieses unvergleichliche Aroma? Zarte Waffel, süße Schokolade und edles Nussnougat… spüren Sie auch schon dieses Verlangen, an meiner Stelle zu sein? Langsam Ihre Zähne in dieser Kostbarkeit zu versenken und die Vollendung, den geheimen Schatz des Konfekts zu kosten? Wonach alle Bäcker und Pralinenhersteller, Genießer und Kenner - kurz jedermann hinstrebt, wonach Sie schon immer verlangt haben: die Erfüllung all Ihrer Träume steht Ihnen so kurz bevor, befindet sich nur Zentimeter von Ihnen entfernt!“ Ich sehe von Sakuras großen Augen wieder auf mein Duplo. „Greifen Sie lieber zu, solange Sie noch können!“ Und damit ist diese Herrlichkeit von einem Schokoriegel vernichtet und meine Freundin verdreht die Augen. „Meine Güte, Temi“, sagt sie kopfschüttelnd und packt ihren eigenen kleinen Energieschub aus. „Du hättest mir auch einfach sagen können, dass du kein Milky way willst!“ Ich grinse sie an und sie seufzt auf. „Super“, grummelt Ino und räumt ihre zehntausend Taschen ein weiteres Mal auf die andere Seite, „Sag jetzt wenigstens bitte nicht, dass das dein einziges Duplo war, okay? Jetzt hast du mich nämlich hungrig gemacht!“ Ich glaube, Ino ist mein Lieblingspublikum - man kommt sich hinterher gleich noch mal so talentiert vor. Während ich glucksend einen weiteren Riegel hervorziehe, kann ich mir einen Kommentar aber doch nicht verkneifen: „Bist du dir auch wirklich sicher, dass du das tun solltest, Barbie? Weißt du eigentlich, wie viel Kalorien da drin stecken? Wer weiß, ob du heute Abend noch in dein Outfit passt?“ Ino wirft mir einen tödlichen Blick zu und reißt mir die Schokolade aus den Händen. „Blödsinn! Ich bin in den letzten zwei Stunden so viel rumgerannt, ich könnte davon ne ganze Containerladung in mich reinfressen und wäre immer noch ein Strich in der Landschaft!“ „Ganz im Gegensatz zu deinem Ego“, entgegnet Hinata trocken und schiebt sich noch eine Erdbeere in den Mund, „Das steht mir nämlich jetzt schon in der Sonne.“ Ich liebe es, wenn sie so schlagfertig ist. Gott, ist es traurig, dass ich nicht mehr mit meinen Mädels auf der gleichen Schule bin - in den guten alten Zeiten hatten wir ja noch so viel Spaß! „Boah, Temari!“, beschwert sich da auch schon eine bekannte Stimme, „Du guckst ja wie sieben Tage Regenwetter! Ist unsere Gesellschaft so ätzend oder was?!“ Als ich aufsehe, grinst Tenten mich an. „Hier, Mädels!“, fügt sie hinzu und wirft uns jeweils eine Getränkedose in den Schoß. Eisgekühlter grüner Tee mit Zitronenextrakt. Das einzige Getränk, das wir alle mögen. „So eine Hitze gehört verboten!“, lamentiert sie weiter und lässt sich dabei neben mich auf den Brunnenrand fallen, um ebenfalls das Gesicht in die Sonne zu halten. „Wir haben bald acht Uhr am Abend und immer noch fast 30°C! Was ist aus der Welt geworden, während ich geschlafen habe?!“ „Tja, Ten“, antworte ich grinsend und öffne dabei meine Dose, „Als der Götterrat getagt hat, hab ich mich ja ganz deutlich dagegen ausgesprochen - aber du hast es ja verpennt, da musst du dich nicht wundern!“ „Ja“, springt sie auch sofort drauf an, „Und du konntest natürlich auch nicht vorbei kommen und mich mal wecken, hm? Und jetzt haben wir das Desaster und ich kann auch noch gegen die Erderwärmung demonstrieren gehen. Als ob die das interessieren würde!“ „Ja“, stimme ich ihr seufzend zu. „Das Leben ist so was von unfair!“ „Genau! Immer auf die kleinen, schwachen mit Brille!“ Dann sehen wir uns leidend an und müssen gleichzeitig in Gelächter ausbrechen. Sakura schüttelt den Kopf und beugt sich grinsend über Ino, die sich an Hinata klammern muss, um nicht in den Brunnen zu fallen, damit sie sich von mir ein Duplo mopsen kann. Also doch! „Hm“, kommentiere ich ihr Verhalten, „Solltest du dich nicht auch etwas zurückhalten, Saku? Schließlich wird Neji heute Abend da sein!“ Meine Freundin mit der ungewöhnlichen Haarfarbe schenkt mir für diesen netten Seitenhieb einen bitterbösen Blick und beißt demonstrativ in ihr Duplo. „Danke, Tema, wirklich. Jetzt hab ich gleich viel bessere Laune! Du schaffst es aber auch immer wieder, mich aufzumuntern!“ Ich lache sie an. „Aber ehrlich gesagt, denke ich schon, dass es heute Abend richtig lustig wird. Nicht nur, dass Ten unseren Neji auch noch kennen lernen muss, nein, schon alleine wegen Ino und ihrem Schatz!“ Heute bin ich aber wirklich mies drauf. Ino wirft mir auch sofort einen bezeichnenden Blick zu. „Er ist nicht mein Schatz, Sabakuno, klar?! Er ist nur ein totaler Depp, dem mal ordentlich der Marsch geblasen gehört!“ „Ja, is klar, Ino. Deshalb sind wir ja auch die letzten Stunden wie bekloppt von einem Geschäft ins andere gerannt. Das dient ja eigentlich nur der Sache, dass du diesem Typen mal so richtig zeigen kannst, was Blondinen so drauf haben, ne? Ach, und natürlich wegen Hina.“ „Hey!“, ruft unser Lieblingsmauerblümchen. „Seit wann werde ich denn in euren Kleinkrieg miteinbezogen? Lasst mein Leben da gefälligst raus, ja?!“ Ich grinse sie an. „Ach, egal.“ Tenten schüttelt kichernd den Kopf. „Also, ich bin ja mal wirklich gespannt, wie das heute Abend wird. Und apropos: Hat eigentlich außer mir noch jemand das Gefühl, in einer richtig üblen Seifenoper zu stecken?“ Schweigend werden vier Hände gehoben. „Auch wenn ich nichts dagegen habe“, fügt Hinata dann hinzu. „Neji wieder zu treffen, wird bestimmt auch interessant. Ich wusste gar nicht, dass er von zuhause ausgezogen ist. Ihr vielleicht?“ Rums. Ino sieht sie strafend an. „Hinata“, sagt sie kopfschüttelnd, „Wer von uns ist denn seine Cousine, hm?“ Hinata lacht. „Und dieser Naruto scheint ja auch ganz lustig zu sein“, werfe ich ein, „Zumindest mal von dem her, was ihr mir erzählt habt. Wobei die Sache mit dem Staubsauger schon ziemlich hart war.“ Tenten grinst. „Das war aber auch zu geil! Du hättest Hina mal erleben müssen, Tema! ‚Ähm… möchtest du einen Staubsauger kaufen?’“ Dabei macht sie Hinata so gut nach, dass sogar die lachen muss. Schade eigentlich, dass Tenten nicht mit mir auf der Schauspielschule ist. Sie könnte da bestimmt auch gut was werden. „Aber dann auch noch seine Reaktion darauf!“ Und schon wieder wird sie von einem Lachkrampf geschüttelt, sodass sie sich an meinen Arm krallen muss, um nicht ins Wasser zu fallen. Ich wünschte, ich hätte das auch gesehen. „Wobei ich glaube, dass dieser Naruto wirklich kein schlechter Fang wäre“, grübelt Ino laut vor sich hin und grinst dann zu Hinata rüber. „Na, Hina, erzähl doch mal was! Du warst doch schließlich am Nächsten am Geschehen!“ Die Angesprochene verdreht die Augen. „Das ist ja wohl auch keine Kunst, wenn man direkt involviert ist beziehungsweise seine Mitmenschen selbst ins Geschehen involviert, oder?“ „Eben“, sagt Ino und grinst fröhlich weiter. Hinata seufzt. Aber dann bekommen ihre Augen etwas träumerisches und sie beginnt zu erzählen: „Naja, er scheint ziemlich energiegeladen zu sein, noch schlimmer als du und Ten zusammen“, was ihr einen empörten Stoß mit dem Ellenbogen in die Seite einbringt, sie aber nur kichern lässt, „aber seine Augen funkeln dabei so wunderschön und er ist total fröhlich und optimistisch.“ Sakura sieht auf und zwinkert mir zu. Ich nicke. „Und selbst als ich nur Mist erzählt habe, ist er ja noch drauf eingestiegen, damit ich nicht total blöd dastand,“, Inos Augenbraue zuckt, „und gegen Neji hat er mich auch verteidigt.“ Sakura nickt ernst. „Also ist er ein Gott.“ Ich grinse. „Und unsere kleine Hinata ist auf dem besten Wege sich Hals über Kopf in ihn zu verlieben. Wunderbar!“ Zur Bestätigung meiner Worte nicke ich einmal ernst und stoße dann mit Tenten an. Hinata sieht mich ein wenig unsicher von der Seite - als hätte sie noch nicht ganz entscheiden, ob sie mir zustimmen, mich kreuzigen oder einfach ignorieren soll. Dieses unsicher. „Hm“, sagt Ino und baumelt mit den Beinen, „Ich finde ihn süß - und glaube, dass er perfekt zu unserer Hinata passen würde!“ Oh je. Soeben wurde das Schicksal eines weiteren unschuldigen, jungen Mannes beschlossen, der heute Abend von mindestens vier Personen mit Argusaugen beobachtet werden wird. Armer Kerl. „Ähem“, meldet sich auch Hinata wieder, die scheinbar zum selben Schluss gekommen ist, „Ihr müsst aber nicht den ganzen Abend auf mich aufpassen, klar? Ihr habt ja selber auch genug zu tun, nicht wahr?“ Wir schauen sie alle mit schief gelegten Köpfen an und bringen sie so zum Aufseufzen. „Ich sage nur: Neji? Shikamaru? Und der Rest kümmert sich um die paar Jungs, die übrig bleiben. Ich will keine Mutterglucken an meinen Fersen haben, nur weil ich zufällig die Drittjüngste und damit das goldene Sandwichkind bin!“ „Ach“, sage ich grinsend, „Keine Panik, Hinata. Wir wären sowieso unauffällig gewesen! Du kennst uns doch!“ Allerdings wird mir nur ein vernichtender Blick geschenkt. „Klar, Temari, deswegen ja. Du erinnerst dich an Sakuras letztes Date?“ Genannte schlägt die Hände vors Gesicht und ich habe den Anstand, ein wenig rosa anzulaufen, während Tenten und Ino anfangen wie blöde zu kichern. Danke für eure Unterstützung, Leute! „Jaja, is klar!“, grummele ich beleidigt, trinke dann den letzten Schluck aus meiner Dose und versenke diese perfekt in dem Mülleimer zehn Meter weiter. Die ältere Dame auf der Bank daneben sieht mich empört an. Ups. „Hihi“, meint Tenten und leert ebenfalls ihren Tee. „Was du kannst, kann ich doch schon lange!“ Und damit zielt auch sie auf den Mülleimer - und trifft. Habe ich erwähnt, dass wir früher mal zusammen Basketball gespielt haben? Die Frau sieht auch sie böse an und steht dann fast hastig auf um zu gehen. Hat vielleicht Angst gekriegt. Keine Sekunde zu früh allerdings, denn nur Augenblicke später trifft Inos Dose die Bank an der Stelle, wo sie eben noch gesessen hat. „Och Menno!“, jammert unsere Blondine, als sie mit unseren grinsenden Gesichtern konfrontiert wird, „Warum könnt ihr das und ich nicht?!“ „Tja“, sagt Sakura, bevor wir ihr etwas über Sportlichkeit oder das Fehlen eben dieser erzählen können, „Die Frage ist nicht, warum du es nicht kannst, sondern warum du es überhaupt versucht hast, deine Mitmenschen mutwillig in Gefahr bringst und das Ego der beiden noch weiter aufbaust!“ Sakura hat’s einfach drauf. Ino wirft ihr einen schiefen Blick zu und steht dann auf, um die Dose diesmal richtig wegzuschmeißen. Wir sehen ihr exakt zwei Sekunden lang schweigend nach, dann stecken wir reflexartig alle die Köpfe zusammen und ich frage leise: „Aber auf Ino passen wir heute Abend schon ein bisschen auf, oder? Nicht, dass wir noch Hausverbot im Cavaedium bekommen!“ Hinata schaut mich schief an. „Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen, Temari? So schlimm wird’s nun auch wieder nicht sein!“ „Ach was!“, schnaube ich und finde interessanterweise bei Sakura Unterstützung, die hinzufügt: „Du hast sie ja nicht gesehen, Hina! Dieser Typ scheint sie alleine schon durch seine bloße Existenz auf die Palme zu bringen, was bei Ino ja wohl total gefährlich ist - und gleichzeitig scheint sie aber auch noch auf ihn zu stehen!“ Und auch Tenten gibt ihren Senf dazu: „Sagen wir einfach so: Wenn wir sie ein bisschen beobachten, werden wir auf jeden Fall gut unterhalten. Aber wenn du natürlich schon was anderes vorhast, Hinata…“ Bevor Angesprochene aber auch nur rot werden kann, räuspert sich vor uns jemand vernehmlich und eine skeptische Ino sieht uns der Reihe nach mit hochgezogenen Augenbrauen an, während wir wie die Unschuldslämmer wieder auseinanderrücken. Intrigen?! Wir?! „Habt ihr euch jetzt genug das Maul über mich zerrissen, ja, Mädels?“ „Als ob wir so was tun würden“, entgegnet Tenten trocken, „Wir haben uns nur gerade überlegt, ob wir dir ein Taxi rufen, damit du deine ganzen Tüten nach hause karren kannst.“ Jackpot. „Und?“, fragt Ino auch sofort. „Reicht euer Geld noch?“ Tenten grinst. „Nö“, sagt sie gut gelaunt, „Du musst wohl doch die U-Bahn nehmen. Aber wenn du jetzt auf die Uhr schaust geht das sicher auch ganz schnell.“ Tick Tack. Wir schauen alle gleichzeitig auf unsere Uhren und nur einen Sekundenbruchteil später fängt Ino auch schon an zu kreischen. „Verdammt, so spät schon?! Mädels, ich muss wirklich dringend los, ich pack das sonst niemals! Was ich alles noch machen muss! Die Haare…! Und duschen…! Und… Also, wir sehen uns später, okay?!“ Dann umarmt sie uns des Zeitdrucks wegen mal eben schnell alle als Knäuel, rafft ihre Tüten zusammen und stürmt Richtung U-Bahn davon. Ich sehe Hinata an. Bei der läuft ungefähr die gleiche Reaktion ab, allerdings nicht ganz so laut. Sie grinst uns nämlich einfach nur verlegen an, umart dann jeden kurz, nimmt ihre Taschen und geht. Allerdings schon mit einem ziemlichen Tempo. Und Tenten, Sakura und ich bleiben zurück. Der Zug ist abgefahren. Das letzte weiße Taschetuch verschwindet am Horizont. Das Tuten kaum noch zu hören… Der Abspann beginnt langsam über die Bildfläche zu ziehen. Hach ja, wie tragisch. „Und was machen wir jetzt?“, fragt Sakura und fixiert nachdenklich den Mülleimer, wohl um sich zu überlegen, ob sie selbst das Risiko auch eingehen soll, daneben zu treffen. „Sollen wir auch schon mal nach hause gehen oder wollt ihr noch was machen? Immerhin sind’s noch fast zwei Stunden, bis wir am Cavaedium sein sollen.“ „Hm“, meint Tenten, pflückt Sakura die Dose aus der Hand und versenkt diese selbst im Mülleimer, was unser Lolli mit einem dankbaren Grinsen kommentiert. „Keine Ahnung, aber ich bin eigentlich auch dafür, langsam mal nach hause aufzubrechen. Ich wohne ja sowieso ein bisschen außerhalb und bis ich da hin und wieder zurück bin, hab ich auch kaum noch Zeit.“ Das stimmt. Tenten wohnt am Hinterteil der Welt - zumindest auf diese Stadt bezogen. „Du kannst aber auch mit zu mir kommen und dir ein paar Klamotten leihen, wenn du willst!“, biete ich ihr deshalb großzügig an, denn bei dem Wetter hätte ich auch keine Lust eine Stunde lang mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Gegend zu gurken. „Hey, danke, das wäre cool!“, nimmt sie auch sofort an und scheint auch richtig erleichtert, doch nicht nach hause fahren zu müssen. „Okay, Leute“, unterbricht Sakura lächelnd diese Euphorie und wendet sich dabei mir zu. „Wenn das jetzt geklärt ist, habe ich nur noch eine Frage: Fährst du heute Abend, Tema, oder eher nicht?“ Ich überlege einen Moment, zucke dann mit den Schultern und meine: „Eher nicht. Du hast ja selber gehört, dass da in der Ecke letztens ein Irrer durchgerannt ist und überall Autoreifen zerstochen hat. Und ich habe ehrlich gesagt überhaupt keine Lust, dass mein Kleiner da auch Opfer wird.“ „Klar“, sagt Saku und nickt mir zu. „Schon bekloppt, diese Leute heutzutage. Wer zum Teufel kommt auch bitte auf die Idee, nachts zum Spaß durch die Gegend zu rennen und Reifen zu zerstechen? Derjenige hat ja wohl fett einen an der Waffel.“ Während ich nicke, schüttelt Tenten gespielt empört den Kopf. „So ein Blödsinn, Sakura! Wie kannst du die Sache so einseitig betrachten? Versetz dich doch mal in diese Leute hinein! So was kann schon mal passieren, wenn man abends einen über den Durst getrunken hat! Da stehen solche bekloppten Autos dann ganz schön provozierend in der Gegend rum und versperren einem auch noch den Weg! So was kann man doch nicht zulassen! Wo kommen wir denn hin, wenn das jeder so macht? Will etwa die ganze Welt auf ausgezeichneten Parkplätzen parken und den armen Leuten damit den Weg versperren, damit sie den Zebrastreifen drei Meter weiter benutzen?! Wirklich, so was kannst du doch nun wirklich nicht verlangen!“ Ihren Vortrag gestaltet sie dabei mit soviel Elan und Leidenschaft, dass Sakura und ich einfach nicht anders können als loszulachen. Tenten sieht uns einen Moment gespielt überrascht an, dann runzelt sie die Stirn und sagt schließlich wieder ganz nüchtern: „Obwohl, wenn ich drüber nachdenke, habt ihr doch Recht. Alles Schweine!“ Sakura grinst, steht dann aber nach einem Blick auf die Uhr doch auf. „Ist klar, Tenten, was anderes hätte ich auch nicht erwartet. Aber so gerne ich eurer Gesellschaft noch weiterhin frönen würde, Mädels, ich muss mich langsam auch mal auf die Socken machen. Wenn Ino mit Vorurteilen gegenüber Blondinen aufräumen will, sollte ich das schließlich bei Pinkhaarigen auch mal machen, oder?“ „Klar“, sage ich grinsend, „Aber denk immer dran, Sakura: wir hätten dich auch so akzeptiert! Für uns allein musst du dich nicht so verstellen!“ Sakura legt ihren Kopf schief. „Außer natürlich, du willst Neji was beweisen. Das könnte ich verstehen.“ Und das war der Tropfen. Genervt verdreht sie die Augen, winkt uns noch einmal zu und marschiert dann ebenfalls über den Platz davon. „Und schon wieder verlässt man uns!“, sage ich zu Tenten und blinzele ein paar Mal heftig. „Ach, Temari!“, geht meine Freundin auf das Spiel ein, „Immerhin haben wir noch uns beide! Komm, trösten wir uns über unsere schweren Verluste hinweg!“ Und schon fallen wir uns in die Arme, damit auch der letzte bisher unberührte Bürger unser emotionales Drama mitbekommt und vollkommen verstört nach hause gehen kann. Ich glaube, heute morgen könnte was im Tee gewesen sein. „Oh Mann“, sagt Tenten, „Wir haben ja echt einen an der Klatsche!“ „Allerdings“, bestätige ich unumwunden, „Aber das ist auch gut so. Wo bleibt denn sonst der ganze Spaß, hm?“ „Da hast du mal wieder Recht, Schwester!“, stimmt sie mir zu und springt dann wieder voller Elan auf, „Und jetzt lass uns von Dannen ziehen! Nicht, dass wir am Ende wie die hässlichen Entlein im Vergleich mit den anderen aussehen, wenn die sich alle so rausputzen!“ „Stimmt!“, gebe ich lachend zu und erhebe mich ebenfalls langsam von unserer Sitzgelegenheit. „Aber so oder so werden wir heute Abend sicher mal wieder so richtig Spaß haben!“ „Ach“, ergänzt Tenten, „Und ansonsten sorgen wir einfach dafür!“ Richtig. Wir haben ja schließlich Glück und müssen keinen der Jungs so richtig beeindrucken mit unserem Auftreten. Dementsprechend kann man sich dann auch mal ein paar Freiheiten erlauben - und so richtig die Sau rauslassen. Ich freue mich jetzt schon mal auf jede Menge peinliche, dämliche, verrückte und lächerliche Situationen und reagiere dementsprechend auch ziemlich gelassen, als Tenten mich ohne Vorwarnung nass spritzt - und zwar indem ich selbst mit beiden Händen Wasser schöpfe und meinem schreienden Opfer diabolisch grinsend nachsetze. Oh ja, das wird lustig werden… Und Neji treffen wir auch noch. * Hinweis: ist immer noch ein bisschen Kommi- und Kritiksüchtig und greift deshalb zu (un)fairen Mitteln. Bei 100 Kommis gibt’s kein Bild (eh nicht so talentiert)- sondern den One-Shot (vielleicht ein bisschen mehr Talent). Und falls ihr denkt, das wäre Erpressung… ich bin bald Hokage, ich darf das! (geklaut von Kimiko93, A Ninja’s life). Fukuyama^^ Skip Five --------- Skip Five „Das darf einfach nicht wahr sein!“, murmelte Sasuke genervt, während er den bewölkten Himmel vor ihrem Küchenfenster eingehend studierte und nebenbei ohne Hinzusehen seinen Gürtel schloss und in die richtige Position brachte. „Wir haben Mittwochabend, gleich ein Gruppendate mit ein paar anscheinend ziemlich interessanten und süßen Mädels und können weder mit dem Auto fahren noch einen Schirm mit in die Disco bringen. Ich fass es nicht!“ Seine linke Augenbraue zuckte nervös, woran man erahnen konnte, wie sehr ihn dieses gesellschaftliche Problem tatsächlich aufregte. „Hmmm“, stimmte ihm sein bester Freund extrem abgelenkt zu, die Gürtelschnalle zwischen den Zähnen, das Haarspray unterm Arm und das Haarwachs in der Hand. Zum vierten Mal. Sasuke beobachtete den blonden Wirbelwind in der spiegelnden Fensterscheibe und verdrehte die Augen. „Wird das jetzt immer so sein?“, fragte er seufzend in den Raum hinein und wandte sich nach einem letzten besorgten Blick von dem dunkler werdenden Himmel draußen ab. Shikamaru auf der Couch zuckte mit den Schultern. „War er jemals anders? - Wir haben noch zwei Minuten und 32 Sekunden, wenn wir nicht rennen wollen.“ Sasuke schüttelte den Kopf über diese Ignoranz und beschloss einfach, keine Stoffjacke mitzunehmen, sondern lieber Leder. Das sollte zumindest nicht so schnell durchweichen. Neji steckte den Kopf aus seinem Zimmer, erfasste die Situation mit einem Blick und sagte grinsend: „Idiot, hast du eigentlich gemerkt, dass dein Gürtel nun wirklich nicht zu deinen Sneakern passt?“ Stille, als sich alle Anwesenden erst Naruto und dann Neji zuwandten. Der fügte unter dem einen panischen und den beiden tödlichen Blicken lieber schnell hinzu: „War’n Scherz!“, bevor auch er gemütlich den Raum durchquerte und im Bad nach seinem eigenen Haarspray suchte. „ARGH!“, rief Naruto und Sasuke zuckte leicht zusammen, als er das Scheppern mehrerer metallener Gegenstände hörte. „Noch eine Minute und 53 Sekunden, wenn wir nicht rennen wollen!“, verkündete Shikamaru und ignorierte Nejis genervtes Stöhnen. Er selbst hatte sich bereits vor einer halben Stunde fertig umgezogen und damit hatte es sich bei ihm mit irgendwelchem Styling. Seitdem thronte er auf der Couch, die mit dem Rest der Sitzgruppe das Zentrum des großen Raumes einnahm, und beobachtete seine Mitbewohner, die wie aufgescheuchte Hühner von einer Seite auf die andere hasteten, um von ihren Zimmern ins Bad, in die Küche und wieder zurück zu rennen. Er fragte sich wirklich, womit er das verdient hatte. „Noch eine Minute und zwei Sekunden, wenn wir nicht rennen wollen.“ „Gyah!“ Naruto waren bei der verbleibenden Zeit nun endgültig alle Sicherungen durchgebrannt und der völlig überraschte Neji wurde gepackt, erst mal kräftig durchgeschüttelt und in unverständlichem Japanisch angeschrieen, bevor sich dann die ganze nervliche Spannung in einem weiteren verzweifelten Schrei und einem durch die Gegend geworfenen Haarspray entlud. Sasuke duckte sich mit kampferprobter Sicherheit gerade noch rechtzeitig unter dem kreisenden Geschoss hinweg, das stattdessen gegen die Wohnungstür knallte und unter vier Blicken aus weit aufgerissenen Augen beim Abprallen auf den hohen und deshalb empfindlich instabilen Blätterstapel auf der davor stehenden Kommode traf. Während das Papier in Zeitlupe zur Seite kippte, kam in die zu Stein erstarrten jungen Männer plötzlich Bewegung. Naruto schlug sich die Hände vors Gesicht und verpasste sich mit dem Haarwachs fast ein blaues Auge, Neji und Sasuke ließen alles fallen und sogar Shikamaru sprang überraschend schnell auf, um auf das sich entfaltende Desaster zuzueilen. Fast zeitgleich erreichten die drei dunkelhaarigen Kameraden die zitternde Papiersäule und warfen sich - das Schlimmste befürchtend - darauf. „Verdammt!“, fluchte Shikamaru, während er seine Arme langsam zurückzog, um Sasuke und Neji die vorsichtige Wiederherstellung des Stapels aus ungeöffneten Liebesbriefen, unwillkommenen Urlaubspostkarten, Einkaufszetteln, Kinokarten, Werbeprospekten, bearbeiteten Rechnungen, Lesegutscheinen und Telefonnummern zu überlassen. Stattdessen nahm er das Haarspray und warf dieses erstaunlich präzise nach Naruto, der nur noch ganz knapp und mit einem erschrockenen Schrei ausweichen konnte. „Jetzt krieg dich verdammt noch mal ein, Uzumaki!“, forderte der genervte Nara von seinem blonden Freund und eine nicht zu übersehende Wutader pulsierte auf seiner Stirn. „Okay, dann hast du eben ein Date! Okay, dann habt ihr eben über Staubsauger gesprochen. Okay, dann hilft auch die fünfte Portion Haarwachs eben nicht. Na und? Das passiert Tausenden von Leuten jeden Tag und keiner von denen verhält sich so kraftraubend und anstrengend wie du, okay?!“ Unter Nejis und Sasukes besten Killerblicken schrumpfte Naruto auf die Größe eines Fingerhuts zusammen und ein schuldbewusstes Grinsen formte sich auf seinen Gesichtszügen. „Eh… sorry?“, fragte der Blonde, wurde aber durch die Türklingel unterbrochen. Shikamaru verdrehte die Augen und griff hinter sich um die Tür zu öffnen. Im Türrahmen stand ein wie immer emotionslos geradeaus starrender Gaara. Der Rotschopf warf einen flüchtigen Blick in die Wohnung, nickte, wie um sich für einen guten Entschluss zu loben, und sagte dann zu Shikamaru: „Vor einer Minute und 3 Sekunden hättet ihr noch nicht rennen müssen. Jetzt verstehe ich, warum Sasuke immer gefahren werden will.“ Shikamaru nickte stumm und hoffte, dass sein chaotischer Mitbewohner sich durch ihren kleinen Sprint wieder einkriegen würde. Denn ansonsten würde der Abend wohl sehr anstrengend werden. Er folgte Gaara auf den Gang und zuckte mit den Schultern. Naja, notfalls wusste er sich ja abzulenken. ---* Zu diesem Skip existiert eine Parallelversion, die allerdings nicht in den Stil dieser FF passt. Dehalb gibt es dieses Stück ab sofort in der MoD-One-Shot-Sammlung: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/171245/235164/ The Way Things Are ------------------ The Way Things Are Ich habe ein Problem. „Hinata, ich habe ein Problem!“ Ino, du hast ständig Probleme. Hinata seufzt. „Ino, du hast ständig Probleme!“ Ja, aber diesmal ist es ernst. „Ja, aber diesmal ist es ernst.“ Das sagst du immer, Ino. Kleiderrascheln. „Das sagst du immer, Ino.“ Ja, aber heute meine ich es auch so. „Ja, aber heute meine ich es auch so!“ Wieder ein Seufzen am anderen Ende der Leitung. „Okay, Ino. Ich habe zwar keine Ahnung, warum du ausgerechnet mich anrufst - denn du solltest eigentlich wissen, dass ich im Moment gerade gar keine Zeit habe - aber da du schon mal in der Leitung bist: Was ist es?“ Aw, ich liebe dieses Mädchen! Mit einem Satz bin ich auf meinem quietschroten Kuschelsofa und wedele dabei mit den Händen in der Luft herum, damit meine Maniküre weiter trocknet. Auch, wenn der Effekt wahrscheinlich minimal zum Gelingen beiträgt. „Danke, Hina-chan! Du weißt ja: Ten und Temi würden nur lachen und Sakura wäre es schlichtweg egal - aber du bist für so was einfach zu lieb!“ Auf der anderen Seite der Verbindung scheint etwas ziemlich schweres umzufallen und ich höre Hinata unterdrückt fluchen. „Na, danke auch. Ich weiß nicht, ob ich das jetzt als Kompliment sehen oder darüber nachdenken sollte, irgendetwas in meinem Leben zu ändern. Also, Ino, was macht dich verrückt? Ist es die Blümchentapete im Treppenhaus? Haben deine Nachbarn doch ein Kind gekriegt? Oder ist es am Ende dein Verwöhntes-Einzelkind-Syndrom, das dir im Weg steht? Erzähl es Tante Hinata!“ Ich habe das Gefühl, sie ist heute irgendwie schlecht drauf. Kein Grund allerdings, auf ein bisschen Drama zu verzichten. Schließlich ist meine Situation ja auch dramatisch! „Nein, nein, ist es alles nicht. Gott, diese Tapete macht mich wirklich fertig… Egal, heute habe ich ein viel schlimmeres Problem! Hinata! Soll ich einen Kaffee trinken oder nicht?!“ Dabei klingt meine Stimme sogar in meinen eigenen Ohren richtig verzweifelt und ich denke, ich kann meine Gefühle gut rüber bringen. Mein Blick wandert immer wieder zwischen meinen Fingernägel und der Kaffeemaschine in meiner durch eine halbe Wand abgetrennten Küche hin und her. Hinata wartet auf eine Fortsetzung meiner Probleme, doch als ich einfach weiterhin schweige, räuspert sie sich schließlich und fragt dann vorsichtig ins Telefon: „Ino, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ Wie kann sie mich so etwas fragen? Klinge ich als würde ich Scherze machen oder was? „Natürlich ist das mein Ernst! Was meinst du denn, worüber ich mir seit fast neuneinhalb Minuten den Kopf zerbreche? - Keine Scherze über Blondinen bitte! - Oder siehst du das Problem etwa nicht? Sieh mal, ich würde jetzt gerne eine Tasse Kaffee trinken, damit ich auch später noch wach bleibe und nicht vor Müdigkeit umfalle! Aber auf der anderen Seite bin ich zur Zeit so aufgeregt - vor Vorfreude auf meine kleine Strafpredigt natürlich -, dass ein Kaffee mir vielleicht den Rest gibt und ich mit Kreislaufkollaps im Krankenhaus lande! Verstehst du mich jetzt, Hina? Meine Optionen lauten praktisch Einschlafen in der Disko - oder mit Blaulicht in die Notaufnahme!“ Nachdem ich meine Situation geschildert habe, kann ich zum ersten Mal seit zehn Minuten wieder richtig tief durchatmen. Es tut einfach gut, sich seine Sorgen von der Seele zu reden. Obwohl es mir schon ein bisschen leid tut, gerade Hinata um Rat fragen zu müssen: Sie muss schließlich noch beeindruckender aussehen als ich! Ich lächele mein perfekt gestyltes Ebenbild im Spiegel an, gebe Hinata ein bisschen Bedenkzeit und schlendere mit dem Handy am Ohr beruhigt in meine kleine Küche. Noch hat meine kleine Freundin ja für jedes Problem eine Lösung gefunden. Ich kann mich also hingegen ganz gelassen der Pflege meiner kleinen Orchideenzucht widmen, denn etwas anderes habe ich ja gerade nicht zu tun. Mein besonderer Liebling ist eine noch recht kleine Pflanze mit richtig kräftig orangeroten Blüten, von denen ich keine Ahnung habe, wie sie zu dieser Farbe gekommen sind. Im Moment überlege ich noch, wie ich sie am besten kreuzen kann, um diese Farbe weiter zu erhalten. Ein richtiger Hingucker, meine Kleine. „Huh, Ino“, meldet Hinata sich zurück und natürlich hat sie sofort meine volle Aufmerksamkeit. „Ja?“ „Wie wäre es, wenn du einfach statt einem richtig kräftigen Kaffee etwas milderes nimmst, zum Beispiel einen Latte? Da ist auch Koffein drin, aber nicht so viel wie im Espresso.“ Oh Mann, sagt eine kleine Stimme in einem sehr weit entfernten Winkel meines Kopfes, Ich kann einfach nicht glauben, dass ihr diese Unterhaltung führt. Das ist sogar für meinen Geschmack ein bisschen zu blond, weißt du Der Rest meines Verstandes ist allerdings hellauf begeistert von Hinas umsichtigem Tipp und bedankt sich entsprechend euphorisch: „Wow, danke Hina! Du bist echt ein Schatz, ich hatte schon fast Kopfschmerzen deswegen! Aber du weißt ja, wie das ist mit mir und meinem Kaffee…“ „Hm“, erwidert meine Freundin nun doch relativ kurz angebunden. „Kein Problem, Ino. Aber lass uns jetzt lieber Schluss machen, denn meine Bahn fährt in ungefähr fünfzehn Minuten und deine dürfte sozusagen schon vor deiner Haustür stehen!“ Shit. * Eine Viertel Stunde später lässt Sakura sich in den Sitz neben mir sinken und seufzt zufrieden, während ich immer noch verarbeiten muss, dass für meinen Latte keine Zeit mehr geblieben ist, weil ich zu lange über den Kaffee nachgedacht habe und dann in einem kleinen Hysterieanfall auch noch fast meine Maniküre zerstört hätte. Unfassbar. Wirklich. Außerdem frisst es mal wieder an meinen Nerven, dass ich zwar näher an der Innenstadt wohne, von uns allen aber den weitesten Weg zum Cavaedium habe, weil die Bahnverbindungen in meiner näheren Wohnumgebung einfach unmöglich sind. Allerdings lasse ich alle diese Gedanken fahren, als ich Sakuras Outfit sehe. Ganz ohne mein Zutun rutschen meine Augenbrauen in die Höhe und meine Nase kräuselt sich leicht - verleiht mir tatsächlich einen einzigartig skeptischen Ausdruck. „Hi, Saku. Sag mal… ist das nicht ein bisschen… krass?“ Sakura grinst mich an. Ich glaube, sie war mit Ausnahme von Hinata schon immer die Ruhigste und Gelassenste von uns fünfen. Zumindest lässt sich sich nie von meinen Kommentaren zu ihren Outfits aus der Ruhe bringen. Hm. „Nö, wieso?“ „Naja…“, sage ich und mache dabei eine vage Geste, die irgendwie ihr ganzes Outfit einschließt - und vielleicht auch ein bisschen mehr. „Ich meine ja nur: Ist irgendwas passiert, wovon ich nichts weiß?“ Sakura grinst mich an und schüttelt den Kopf, wobei die Kette leise klimpert, die ihre Oberlippe und ihr Ohrläppchen verbindet. Totenkopfstecker in beiden Ohren, dazu vollkommen in schwarz gekleidet, mit jeder Menge Silberketten behängt und einem schief sitzenden dunkelroten Gürtel, der sich glücklicherweise geradeso nicht mit ihren Haaren beißt. Und dazu schwarze Ballerinas. Ich habe das dringende Gefühl, dass meine beste Freundin mir etwas verschweigt. Und das verstärkt sich noch, als an der nächsten Haltestelle Tenten und Temari ebenfalls in die S-Bahn springen und sich uns gegenüber niederlassen, wobei beide ein fettes Grinsen im Gesicht tragen, während sie Saku mustern. „Aber hallo!“, sagt Temari dann auch gleich und pfeift leise, was Sakura zu einem Augenbrauenzucken animiert, „Wer hat es sich denn da auf die Fahnen geschrieben der großen weiten Welt im allgemeinen und nichtgenannten Personen im besonderen zu zeigen, was sie vom Bild des schwachen, rosahaarigen Mädchens halten können?“ Und erst da macht es auch bei mir Klick. Meine Güte, Ino, du bist heute Abend mental echt nicht auf dem Damm. Total verpeilt! (Das muss am mangelnden Kaffee liegen! An was auch sonst…?) „Ach, so ist das, Saku!“, gebe ich grinsend meinen Senf dazu, bevor meine Freundin die Chance ergreifen und sich eventuell verteidigen könnte, „Du hast es also darauf abgesehen, Neji einen hammermäßigen Auftritt zu bieten, ja? Gott, wie süß!“ Tenten kichert und Saku wirft mir einen Todesblick zu. Der prallt an seiner Meisterin allerdings vollkommen unverrichteter Dinge ab und schafft es höchstens mir noch bessere Laune zu machen. „Mann, ist es schade, dass ich meine Digi-cam jetzt doch zu hause gelassen habe! Ich hätte das ja so gerne aufgenommen. Thema: Zuckerpuppe trifft auf Gott! Oder noch besser: Titanic-Come-back - Dramatischer als die Vorlage! Oder auch gut: Desperate school girls - Warum man-“ „-sich nicht mit Sakura Haruno anlegen sollte! Und jetzt reicht’s!“, teilt Sakura mir mit und reißt mir mit einem bitterbösen Gesicht das Taschentuchpaket aus der Hand, das ich als Mikrophon benutzt habe, während Temari und Tenten fröhlich grinsend in ihre Jackentaschen fassen und bedeutungsvoll mit ihren Fotohandys wedeln. Allerdings habe ich dabei unerklärlicherweise das Gefühl, dass die Kameras ursprünglich einem ganz anderen Zweck dienen sollten als dem, Sakura auf ihrem Himmelfahrtskommando abzulichten. Tja. Ein Fall für Galileo Mystery, würde ich sagen! „Hm“, sagt Tenten und zieht meine Aufmerksamkeit von dem noch ungelösten Fall wieder auf sich, indem sie mich im einem prüfenden Blick bedenkt, „Du hast dich heute aber auch rausgeputzt, Ino-Babe. Sieht gut aus!“ „Dankeschön!“, flöte ich und klimpere extra noch mal affektiert mit den Wimpern, damit auch jeder auf meine Glitzerwimperntusche aufmerksam wird. Die habe ich vorhin ganz hinten in meinem Schminkschrank entdeckt (den ich nicht in einem Verzweiflungsakt bis auf das letzte Fläschchen ausgeräumt habe) und mir gedacht, dass es den Versuch wert ist, wenn meine Wimpern in jedem Diskolicht aufleuchten. Ansonsten allerdings habe ich mich ziemlich zurückgehalten und setze im Gegensatz zu Sakura einfach auf schlichte Eleganz, was weinrotes Neckholdertop, enge, weiße Hüftjeans, einen breiten weißlich-goldenen Gürtel und Highheels der gleichen Farbe bedeutet. Besonders das letzte Accessoire wird von Temari und Ten eher misstrauisch beäugt. „Meine Güte“, bemerkt unsere Schauspielerin in spe denn auch, „Ich habe mich wirklich schon immer gefragt, wie du auf diesen halsbrecherischen Dingern überhaupt laufen kannst, Ino!“ „Ach was! Wärst du mit meiner Mutter aufgewachsen, könntest du das mittlerweile auch, Temi“, beruhige ich sie grinsend und stoße dabei Sakura in die Seite, weil die nächste Haltestelle unsere ist und sie sich langsam mal bewegen könnte. „Blödsinn!“, murmelt Temari während sie ebenfalls aufsteht, „Wäre ich mit deiner Mutter aufgewachsen, Ino, hätte ich die Küche nicht mehr verlassen und wäre so ein fetter Klops, dass ich mir den Kopf über Schuhe gar nicht mehr zerbrechen müsste, weil ich überall hinrollen könnte!“ Und als wir drei sie zweifelnd ansehen, fügt sie seufzend hinzu: „Oder auch nicht. Kommt halt auf die Breite der Türen an.“ Tenten und ich müssen lachen und auch Sakuras Mundwinkel zucken verdächtig, was die Kette an ihrer Oberlippe wieder zum Klimpern bringt. Hinter uns räuspert sich ein älterer Herr, der uns - wenn ich mich nicht irre - schon die ganze Zeit recht merkwürdig von der Seite angeguckt hat, und deutet pikiert auf die geöffnete Tür. Anscheinend hat er Angst, dass er mit seiner Leibesfülle nicht mehr durchkommt, sollte sie sich demnächst schließen. Und weil ich ja ein total gutmütiger Menschenfreund und überhaupt nicht fies bin, lächele ich ihn zuckersüß an und schubse alle meine Freundinnen gemeinsam auf den Bahnsteig, wo die drei erst mal im Knäuel gegen eine Anzeigetafel laufen, bevor sie sich entheddern können. Gott, was bin ich wieder für ein lieber Mensch! Gut gelaunt hüpfe ich hinterher und laufe die Hüften schwingend an ihnen vorbei zum Ausgang. Und böse sein können sie mir auch nicht lange, denn schließlich habe ich in meiner geräumigen Handtasche vorsichtshalber zuhause schon einen Diskovorrat Maoams angelegt. Das beruhigt die Gemüter der Leute um mich herum und stimmt sie alle schön freundlich. Hat bisher wirklich bei absolut jedem funktioniert. Ganze fünf Minuten später stehen wir vor einem nicht gerade florierenden Döner-Laden, der im Gegensatz zu den meisten seiner Artgenossen eine breite Glasfront besitzt, die mich jedes Mal deprimiert, weil man so noch besser den einsamen Döner-Verkäufer dabei beobachten kann, wie er Tische putzt, Gläser poliert, den Boden wischt und langsam Kettenraucher wird, weil einfach kein Mensch dort Döner essen will. Warum auch immer. Einer meiner kleineren Vorsätze ist der, eines Tages auf jeden Fall mal hier Döner zu essen und diesen armen, deprimierten Menschen damit vielleicht ein bisschen aufzumuntern. Armer Kerl. Wie auch immer aber ist dieser Döner-Laden seit unbestimmter Zeit unser Treffpunkt, bevor wir gemeinsam ins Cavaedium gehen, weil wir hier auf jeden warten können ohne vom Cavaedium aus gesehen zu werden. Das ist extrem wichtig, damit es nicht so aussieht, als würden wir einfach vor einer Disko rumlungern, damit uns irgendein Sturzbesoffener vielleicht doch noch anspricht. Oder auch, damit die Verabredung einen nicht sieht, man selber aber vorsichtig um die Ecke gucken kann, ob er auch wirklich pünktlich kommt. Strategisch günstig und unabstreitbar logisch also. Auf Hinata allerdings müssen wir nicht besonders lange warten, denn sie kommt schon einige Minuten später aus einer Unterführung auf der anderen Straßenseite und winkt auch sofort, als sie uns sieht. „Hey Leute!“, ruft sie uns zu und wirkt alles in allem sehr aufgeregt, sogar mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen. Sakura und ich wechseln einen Blick und denken das gleiche: Gott, wie süß! „Hey Hina!“, antwortet Temari und knuddelt sie erst mal grinsend durch. „Willst du dich vielleicht eben mal schnell zu unseren anderen beiden Paradiesvögeln stellen, damit ich euch drei noch mal schnell ablichten kann, bevor wir uns ins wilde Nachtleben stürzen? Ja?“ Hinata grinst, zwinkert Tenten zu und post dann neben mir und Sakura um sich verewigen zu lassen. Sie hat sich auch echt Mühe gegeben: Ich glaube, ihre Haare sind toupiert, und unter einem kurzen, weißen und stark ausgestellten Kleidchen trägt sie eine schwarze Paillettenleggins und außerdem ein Halsband aus dem gleichen Material, was ihr total gut steht. Dieser Naruto wird schon gucken. Noch mehr. Tenten und Temari haben sich mit ihren Outfits dagegen nicht ganz so viel Mühe gegeben, aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass die zwei vor einer Stunde noch statt Schuhen Basketbälle durch die Gegend geworfen haben. Aber wie heißt es doch so schön? Jeder soll durch die Gegend werfen, was er mag! Äh… oder so ähnlich. „Okay Mädels!“, rufe ich und stemme die Hände in die Hüfte, „Genug gefaulenzt! Auf geht’s, lasst uns um die Ecke gucken!“ Tenten schüttelt den Kopf. „Ino, du klingst ein klein bisschen auf Drogen. Hast du heute zuviel Kaffee gehabt?“ „Nein!“, entgegne ich und ermahne mich streng, nicht daran zu denken. „Eher zu wenig. Also sprich jetzt bitte nicht mehr davon, reich mir dein Taschentuch und lass uns in den Sonnenuntergang galoppieren!“ „Alles klar“, sagt Sakura, sieht mich mit ihrem besten Du-kannst-mir-vertrauen-schließlich-trage-ich-weiß-und-bin-für-Fälle-wie-dich-ausgebildet-Blick an und legt mir einen Arm um die Schulter. „Ich würde sagen, heute hören wir einfach mal auf Ino, ja? Schließlich wartet eine Menge Spaß auf uns.“ Tenten und Temari wechseln einen Blick. „Du meintest doch wohl eher auf uns, Sakura, oder? Du hast ja schließlich Neji!“ Temari grinst. Ich glaube, sie war schon zu lange nicht mehr mit uns zusammen. Sonst wüsste sie nämlich, was es heißt, dass Sakuras Blick langsam dunkel wird und sie sich mit betont ruhiger Haltung zu ihr umdreht. Da sie aber einfach weitergrinst, gehe ich lieber mal dazwischen: „Stop! Sakura, heute bitte kein Blutbad mehr, das macht sich auf unseren Klamotten nicht so gut. Denk außerdem daran, dass deine Freundin vielleicht auch einfach selbst ein Auge auf den Halbgott geworfen hat - warum würde sie sonst über nichts anderes mehr reden, hm?“ Sakura überdenkt meine Argumentation eine halbe Sekunde, dann entspannt sich ihre Haltung und sie hakt sich bei mir ein, während sie im Plauderton antwortet: „Ja, Ino, ich glaube, du hast recht. Wahrscheinlich versucht Temari einfach von sich selbst abzulenken und ich komme ihr da gerade recht. Ich bin froh, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast - schließlich wollte ich ihre Gefühle nicht verletzen und-“ „Okay, okay!“, fällt das Opfer unserer Diskussion ihr ins Wort und schaut sie mit einem schiefen Grinsen an. „Tut mir alles recht leid, aber können wir das jetzt vielleicht lassen? Ich habe das Gefühl, wir widmen diesem bestimmten Kerl viel zu viel Aufmerksamkeit. Wo es doch ganz andere interessantere Opfer gäbe.“ Und ich bekomme einen Blick zugeworfen. Im Hintergrund schnaubt Hinata. „Okay, Ladies, es reicht. Jetzt. Ich habe keine Ahnung, was in euch gefahren ist, aber Tema, wenn du jetzt auch nur noch ein Wort in dieser Hinsicht sagst, dann sehe ich mich gezwungen, dich auf die Straße schubsen zu müssen - und dann verpasst du alles, weil du den gesamten Abend in der Notaufnahme verbringen wirst, während wir anderen uns köstlich amüsieren werden. Und Ino und Saku, ihr seid jetzt auch still! Kommt alle mal wieder runter von eurer Schulmädchenmasche und denkt daran, dass wir beinahe ausgewachsene Frauen und seit fast einem Jahr Studenten sind!“ Alle starren Hina an. Meine Augenbrauen zucken, Temari und Sakura schauen wie Kugelfische und Tenten scheint spastische Gesichtsmuskeln zu entwickeln. Es herrscht die totale Stille. Hina verdreht die Augen. „Okay, dann halt Studentinnen! Mein Gott! Dass ihr aber auch immer so kleinlich sein müsst! Und jetzt kommt endlich, ihr Weicheier, ich will ins Warme!“ Mit diesen Worten dreht sie sich auf der Stelle um und stapft uns voraus Richtung Cavaedium, während wir ihr erst mal wortlos hinterher starren. „Oh Mann!“, sagt Tenten und kratzt sich am Kinn. „Auf der einen Seite liebe ich es, wenn Hina die Starke raushängen lässt - andererseits denkt sie manchmal schon ein bisschen verquer, oder?“ Von Temari, Sakura und mir erntet sie ein einstimmiges Nicken, dann setzen auch wir vier uns in Bewegung und versuchen Hinata einzuholen, die zwanzig Meter weiter stehen geblieben ist und mit der Fußspitze scheinbar genervt auf den Boden tippt. Und ungefähr viereinhalb Sekunden später brechen wir alle in ein solches Gelächter aus, dass man uns wahrscheinlich noch zwei Blöcke weiter hören kann. Na, der Abend fängt ja gut an! „Faszinierend“, sagt jemand ganz in meiner Nähe und die Stimme kommt mir vage bekannt vor, „Darf man vielleicht mal fragen, über was genau ihr euch alle so vor Lachen ausschüttet? Auch wenn diese Ankündigung eurer Gesellschaft zweifelsohne sehr viel stilvoller ist als ein lapidar dahin geworfenes ‚Hi, da sind wir!’.“ Ich höre schlagartig auf zu lachen und richte meinen Blick auf den Sprecher. Omg. Der Blitz soll mich treffen, das kann doch einfach nicht wahr sein! „Mann, Shika, das ist unfair!“, ruft jemand aus dem Hintergrund. „Nur, weil du gerade vorgeschlagen hast, die Mädels mit ‚Hi, da sind wir!’ zu begrüßen? Idiot.“, höre ich Neji sagen. Shikamaru grinst mich an. Und ich finde einfach keine Worte. Wie kann man nur so gut aussehen? Ich meine, heute morgen, als er mir so ganz beiläufig über den Weg lief (…), sah er ja schon zum Anbeißen aus, aber jetzt in diesem dunklen, bis zum Brustansatz geöffneten Hemd sieht er wirklich, wirklich heiß aus. Da kann er ja der größte Idiot höchst persönlich sein, aber irgendwo muss jeder seine Stärken haben, nicht wahr? Vorsichtshalber gebe ich vor, mir eine Strähne hinters Ohr streichen zu müssen, wobei ich mit meiner Hand ganz zufällig an meiner Kinnlade vorbei streiche und überaus erleichtert feststelle, dass mir eben diese nicht Richtung Boden gesackt ist. „Nara, Shikamaru“, begrüße ich ihn, verdrehe bei diesem Déjà-vu innerlich die Augen und verschränke die Arme vor der Brust. „Eloquent wie immer, was?“ „Natürlich“, antwortet mein Gegenüber grinsend, „Ich habe ja auch einen Ruf zu verlieren.“ „Hm“, stelle ich neutral in den Raum, „Es fragt sich nur welchen Ruf?“ Und da sein Mundwinkelzucken darauf hindeutet, dass er auch dafür schon eine Antwort hat, füge ich schnell diplomatisch - und nicht ganz uneigennützig - hinzu: „Immerhin mit einer Sache hast du recht: ‚Hi, da sind wir!’ klingt wirklich nicht sehr beeindruckend!“ Schließlich bin ich für ein Gemetzel noch nicht bereit. Dazu brauche ich deutlich mehr Koffein und vor allem eine etwas wärmere Umgebung. „Tja, Naruto“, kommentiert jemand anderes meine Antwort, „Du siehst, es liegt nicht nur an Shika.“ Und mir fällt auf, dass Genannter und ich doch nicht die einzigen Menschen auf diesem Planeten sind. Guten Morgen, Ino, haben Sie angenehm geschlafen? Also drängele ich mich kurzer Hand an Shikamaru Nara vorbei und strecke meinem höchst persönlichen Wecker die Hand entgegen: „Hey, Neji! Lange nicht mehr gesehen!“ Der grinst mich an und ergreift meine Hand auch sofort. Ich muss zugeben, der Junge hat schon irgendwo was von einem Halbgott. Bei dem Gedanken werfe ich unwillkürlich einen Blick zu Temari, die ihn breit grinsend erwidert, und jetzt auch auf Hinatas Cousin zukommt, um ihn zu begrüßen. Ich trete wieder einen Schritt zurück und nutze die Gelegenheit um mir unsere Gesellschaft für heute Abend mal näher anzusehen. Der Blonde, der halb hinter Neji steht und Hinata über dessen Schulter hinweg so frech angrinst, wird wohl Naruto sein. Er scheint eine richtige Frohnatur zu sein und sieht in meinen geübten Augen aus, als hätte er Stunden vor dem Spiegel verbracht - nur um sein gesamtes Styling im letzten Moment wieder unabsichtlich zu zerstören. Außerdem kann ich mich nicht ganz entscheiden, ob sein ständiges Herumgehopse eine Folge seines Dates ist oder ob das bei ihm zum Standard gehört. Trotzdem mag ich ihn auf Anhieb. Ähnlich steht es mit dem schwarzhaarigen Typen an seiner Seite, der aussieht, als hätte man ihn aus einem Playgirl-Kalender ausgeschnitten und spontan zu uns auf die Straße gepappt. Im Moment wirft er gerade einen fast nervös wirkenden Blick in den Himmel und fährt sich dann seufzend durch die Haare ohne sein Styling dabei auch nur ansatzweise zu verunstalten. Das nenne ich mal ein Naturgenie. Ganz anders wirkt allerdings der letzte mir unbekannte Teilnehmer an unserer kleinen fröhlich-desorientierten Runde, der mir im Moment am nächsten steht. Seine Haare sind feuerrot (irgendwo habe ich mal gelesen, dass rothaarige Männer großartige Liebhaber sind), aber seine ganze Haltung wirkt eher abwehrend und frostig. Als Naruto ihm lachend auf die Schulter klopft, verspüre ich unwillkürlich den Drang, diesen blonden Wirbelwind sofort zur Seite zu ziehen, bevor der Rothaarige ein Messer ziehen oder ihn mit einem Blick ermorden kann. Es passiert allerdings nichts dergleichen. Stattdessen fängt das Objekt meiner Betrachtung plötzlich meinen Blick auf und nickt mir zu, während er mit vollkommen neutraler Stimme sagt: „Gaara.“ Ich nehme an, das soll sein Name sein und keine exotische Todesart, bei der das Opfer Höllenqualen leidet und seine Peiniger schließlich um den Tod anfleht. Deshalb lächele ich ihn an und sage meinerseits: „Ino. Freut mich dich kennen zulernen.“ Gaara nickt noch einmal und wendet sich dann wieder dem Hauptgeschehen zu, das darin besteht, dass Naruto Hinata gerade wortreich erklärt, dass er über die Sache mit dem Staubsauger doch noch mal nachgedacht hat und jetzt meint, er sollte vielleicht sowieso langsam mal anfangen, das Putzen zu lernen. Unnötig zu erwähnen, dass meine kleine Freundin daraufhin feuerrot anläuft, was Temari glücklicherweise aber nicht mitbekommt, da sie gerade damit beschäftigt ist, Tenten und Neji einander vorzustellen. Sakura übrigens steht ganz unauffällig möglichst weit von den dreien entfernt und scheint in ein Gespräch mit dem Schwarzhaarigen verwickelt zu sein. Grinsend drehe ich mich wieder um und stelle fest, dass Shikamaru mich amüsiert lächelnd beobachtet. Was auch sonst? Allerdings bin ich im Moment viel zu gut gelaunt, um mich darüber aufregen zu können und bleibe ganz gelassen: „Schön, seine eigene kleine Daily Soap zu haben, was?“ „In der Tat“, stimmt er mir sogar zu und fordert mich durch ein kleines Nicken dazu auf, den anderen zum Eingang zu folgen, als Naruto lautstark zum Aufbruch ruft, „Es ist doch immer wieder faszinierend zu sehen, dass das echte Leben manchmal noch dämlicher und verdrehter ist als irgendeine ausgedachte, vollkommen unglaubwürdige, kleine Geschichte, die sich irgendein kranker Psychopath in irgendeiner dunklen Kammer ausgemalt hat, um sich das Leben etwas spannender zu machen. Und damit nebenbei unverhofft zum Millionär wurde. Findest du nicht auch?“ Dazu kann ich nur noch die Augen verdrehen. „Du hast ein unaussprechliches Talent dafür, die Dinge negativ darzustellen, ist dir das bewusst?“ „Ich finde es eher amüsant“, sagt Shikamaru und hält mir grinsend die Tür auf, während er mich gespielt übertrieben herein bittet. Fehlt nur noch ein Knicks. (Shikamaru im rosa Tutu, oh my god!) „Das habe ich mir gedacht“, entgegne ich trocken und trete am Türsteher vorbei in das bunte Diskoleben ein. Come on, Barbie, let’s go party. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)