Wieder einmal... von Maza_e_Keqe (Jadin auf dem Markt) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sie sollte sich inzwischen daran gewöhnt haben eingesperrt zu sein. Aber sie konnte es nicht ertragen in Ketten gelegt zu werden. So mancher Wächter hat wohl einen Faible dafür und ich darf daran Teil haben dachte sie bitter. Die Handfesseln rieben auf der Haut und schmerzten in den offenen Wunden. Durch das winzige vergitterte Fenster etwa zwei Meter über ihrem Kopf fielen ein paar Sonnenstrahlen und zeichneten helle Muster auf den schwarzen Boden. Das Bertin speicherte die Wärme nicht nur, sondern leitete sie auch sehr gut, so dass Jadin wenigstens nicht frieren musste. Ihr gegenüber saß ein ausgewachsener Olg und sie spürte seinen heißen und stinkenden Atem stoß weise an ihrem Gesicht. Ab und zu hörte sie ein Rasseln wenn andere Gefangene sich bewegten, die außerhalb ihres Blickfeldes saßen, standen oder hingen. Selbst von dem Olg konnte sie nur die schuppigen grün-grauen Füße mit den langen Krallen und den goldenen Nägeln in der verhornten Sohle erkennen. Sie war die Einzige, der der Kopf fixiert und Scheuklappen angelegt waren. Mit einem lauten Krachen öffnete sich die Tür. Das Geräusch der metallischen Absätze des Wächters hallte in dem hohen Raum. Jadin wurden die Fesseln von Handgelenken, Brust und Beinen abgenommen, dann führte man sie am Halsband hinaus. Kurz fiel ihr Blick auf den Olg und Mitleid erfüllte ihr Herz. Seine Arme waren um den mächtigen Körper geschlungen und dann auf dem Rücken fixiert. Mit einer Halsschlinge wurde an der Decke gehalten, so dass seine Füße den Boden nicht berührten. Seine Hörner und Stoßzähne hatten sie in flüssiges Glas getaucht um ihnen beim Aushärten desselben die Festigkeit und die magischen Kräfte zu entziehen. Jadin folgte dem Wächter ohne Widerstand aus dem Gefängnis. Das plötzliche Sonnenlicht blendete sie trotz ihrer Kopfbedeckung. Sofort stellten sich die Stacheln auf, die von ihrem Nacken den Rücken hinunter eine gezackte Linie bildeten. Ihre blass gelbe Haut bekam wieder eine gesunde rote Farbe und die Wunden begannen augenblicklich zu verheilen. Der Wächter trug eine neuartige Uniform, die ihn vollständig einhüllte und so vor der Sonne und vor dem Austrocknen schützte. Der Weg führte durch die engen Gassen der Stadt. Es war still und die wenigen Bewohner, denen sie begegneten, schauten sie höchstens aus den Augenwinkeln an. Der scharfe Granitboden schmerzte an Jadins Schwimmhäuten. Sie erinnerte sich nicht mehr, wann sie zuletzt den feuchten Sand ihrer Heimat unter den Füßen hatte. Nach einer gefühlten Tagesreise erreichten sie den Marktplatz. Er war mit einer sonnenlichtdichten Plane überspannt, welche an einigen Stellen kleine Löcher aufwies. Darunter standen die anderen Atheri und sonstige Kreaturen, für die das Licht lebensnotwendig war. Am Eingang entfernte der Wächter endlich Jadins Kopffixierung. Im Dunkeln konnte sie keine Energie bündeln und war somit wehrlos. Sie wurde einem jungen Roget übergeben, während der Wächter den Rückweg antrat. Das kleine Reptil reichte Jadin gerade bis an die Knie, aber sie wusste, dass sie seine Stärke keinesfalls unterschätzen sollte. Die Stacheln an seinem Panzer waren schon sehr lang und ihr leuchtendes Grün zeigte, dass sie bis an den Rand mit Gift gefüllt waren. Als sie warteten, bis ihre Platznummer aufgerufen wurde, sprach der Roget sie an: „Du musst keine Angst haben.“ Erstaunt bemerkte Jadin, dass sie ein Weibchen vor sich hatte, das sie heute vorführen sollte. Seine Stimme klang sanft und beruhigend; die kleinen Augen nur zur Hälfte geöffnet, was weniger bedrohlich wirkte als die anderen Wächter und Händler, denen Jadin bisher begegnet war. Sie kniete vor ihrer Herrin nieder und sah sie direkt an. „Wir werden noch einige Stunden hier bleiben müssen. Du bist erst am frühen Abend dran, aber es wird noch hell sein. Ich binde dich jetzt an den Pfosten und besorge etwas zu Essen und zu Trinken. Ihr Atheri braucht Salzwasser, oder?“ Jadin nickte. „Ich werde sehen, ob ich etwas auftreiben kann.“ So blieb die Gefangene allein zurück und sah sich um. Der Platz war voller Händler und Sklaven unterschiedlicher Rassen. Sie standen auf einem pflanzlichen Untergrund, der zwar nicht so warm, aber weicher war als Granit. Einige Minuten später gesellte sich auch der Olg zu ihr, mit dem sie eingesperrt gewesen war. Jadins Stimmung hatte sich verbessert, nachdem sie ihre Vorführerin kennen gelernt hatte und so sprach sie ihn vorsichtig an. Der Olg beugte sich zu ihr herunter um sie besser zu verstehen. „Hast du nie daran gedacht zu fliehen?“ „Ich habe es mehrmals probiert, aber sie spüren mich mit einem Gerät auf, das die Nägel in meinen Füßen orten kann.“ Jadin sah ihn mitleidig an, doch ihr Gegenüber lächelte etwas schief durch seine riesigen Hauer. „Was für ein Gerät ist das denn?“ Der Olg hob einen seiner riesigen Füße, so dass Jadin die Sohle aus der Nähe betrachten konnte. „Wenn die Nägel den Boden berühren, gibt es dort eine Reaktion. Die Wächter finden mich dann in kürzester Zeit wieder.“ „Deine früheren Herren waren hart zu dir, oder?“ Im Gegensatz zu Jadins makellosem Körper war der des Olgs von seinen Kämpfen gezeichnet: schlecht verheilte Bisswunden, abgetrennte Finger und eine große Narbe quer über die Brust zeugten von seinem Leben in Gefangenschaft, Folter und Flucht. „Ich hoffe in eine gute Gemeinschaft zu kommen. Wenn die Mitglieder mich nicht fressen wollen, ist das schon viel wert.“ Die Roget kehrte zurück und reichte Jadin eine Schale mit verschiedenem Gemüse in einer Flüssigkeit, die stark nach Salz roch. Die Sonne begann bereits unter zugehen als Jadin und der Olg auf die Bühne geführt wurden. Die Versteigerung lief nur sehr schleppend an, aber schließlich interessierten sich immer mehr Besucher für die junge, aber gesund aussehende Atheri und den Kraftprotz an ihrer Seite. Die Roget erhielt ein stattliches Sümmchen für beide von einer reichen Selinfamilie. Jadin und Kolan, der Olg, wurden in einen Wagen gebracht, mit dem sie einen Tag, eine Nacht und noch einen halben Tag fuhren, bis sie in ein kleines Dorf in den Bergen gelangten. Dort sollten sie sich um den Haushalt und die Kinder sowie Reparaturen und körperlich schwere Arbeiten kümmern. Die Selin waren eine sehr friedvolle Rasse. Sie hatten die Größe und Statur der Menschen, eine sehr blasse, aber kaum lichtempfindliche Haut ohne schützende Panzerung und einen ausgeprägten Familiensinn. Auf dem weitläufigen Anwesen befanden sich mehrere Häuser, in denen vier Generationen zusammen lebten. *** Die Arbeit war hart, doch Jadin und Kolan wurden so gut behandelt, wie es Sklaven verdienten; sie wurden nie geschlagen. Sieben Jahre nach ihrer Ankunft in dem Bergdorf wurde selbiges von einer Gerölllawine verschüttet. Niemand machte sich die Mühe nach Überlebenden zu suchen. Auf dem Gelände entstand ein Handelsplatz für Sklaven und Waren, betrieben von den Selin von der anderen Seite des Gebirges. ~Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)