In der Nacht von masami56 ("Du kannst nun gehn") ================================================================================ Kapitel 2: Frei --------------- Frei... Dieses Wort schoss ihr als erstes durch den Kopf, als sie den großen roten Luftbalon sah, der vom Wind hinauf in den Himmel getragen wurde. Er hatte die Form eines Marienkäfers. War mit Helium gefüllt. Sie hatte beobachtet, wie ein kleines Mädchen in einem Moment der Unachtsamkeit den Balon los ließ und nun weinend an dem Ärmel seiner Mutter zog. Der Balon wurde von einem Windstoß erfasst und bahnte sich seinen Weg in die Freiheit. Es ergab ein schönes Bild, wie er durch die Luft wirbelte im Dämmerlicht des Abends. "Anja? Kommst du?", fragte Sandra. Diese simple Frage zog sie aus ihren Gedanken. Sie war auf dem alljährichen Fest ihres Ortes. Mit ihren 4 Freundinen Sandra, Alexa, Ina und Nadja. "Natürlich", war ihre schlichte Antwort. Somit bahnten sie sich ihren Weg durch die Menschenmassen. Hielten sich dabei an den Händen, um sich nicht zu verlieren. Ihr Ziel war eine turbolente Achterbahn. Alexa, Ina und Sandra bestanden darauf, diese zu fahren, da dies zu ihren Traditionen gehörte. Nadja und sie waren nie wirkliche Fans von soetwas gewesen. Auch wenn sie ihre eigenen Traditionen hatten. Zum Beispiel kauften sie jedes Jahr zusammen einen Spieß mit schokoladeüberzogenen Erdbeeren. Anja hob ihren Blick und sah schon das Teufelsgerät. Es war eine ziemlich große und bunte Achterbahn. Jetzt wo es Abend wurde, blinkte sie in den Farben gelb, blau, grün, rot und weiß. Ihre Freundinen stürzten wie von der Tarantel gestochen los, auf die Schlange, die sich anstellten,um auch mit der Achterbahn zu fahren. Nadja und Anja gingen langsam hinterher. Nahmen die Taschen an sich, damit sie nicht verloren gingen. Während sich die drei anstellten, beschloss das Dou ihre Tradition einzuhalten. Der Stand, mit glassierten und schokoladenüberzogenen Früchten war nicht weit. Wie jedes Jahr, grinste die Verkäuferin sie schon an, als sie auf den Stand zu gingen. "Wie jedes Jahr?", war ihre freundliche Frage. Nadja schenkte ihr ein Lächeln und beantwortete ihre Frage mit einem Natürlich. Die Frau legte einen Spieß mit dunkler- und einen mit weißer Schokolade hin. Natürlich Erdbeeren. Zufrieden essend, schlenderten sie zurück zu der Achterbahn. Überraschenderweise waren die Drei schon kurz davor einzusteigen. Alexas Blick huschte nervös in den Mengen umher. Jedes Jahr war sie relativ nervös. Als sie Anja entdeckte, die grade eine Erdbeere vom Spieß zog und genüsslich verspeiste, schien sie die Schlange zu vergessen. Sie lief quer durch die Reihe Wartender zurück zu ihren Freundinen. "Guck ma. Sie hat hunger", meinte Nadja mit vollem Mund, die ein Lachen unterdrückte. Sandra und Ina, die alleine zurück blieben riefen ihr fluchend hinterher. Als sich Alexa trozdem nicht umdrehte und weiter lief, schenkten sie ihr vorerst keine Beachtung mehr. Schnaufend kam sie an. "Wasn los?" Auf Anjas Frage hin, antwortete Alexa mit einer schlichten Geste. Sie faste sich in den Nacken und machte ihre Kette auf. "Pass gut auf die auf", erwiederte diese schlicht und legte die dünne Goldkette in ihre Hand. An ihr war ein kleines Medalion befestigt. Die Bilder darin kannte Anja noch von früher. Ein Bild war von ihrem Freund. Das Andere von ihrer toten Schwester. Sie stürmte zurück zur Schlange, die sie aber nicht mehr durch lassen wollten. Genervt kam sie zurück und sah Nadja an. "Kann ich die letzte haben?", fragte sie die mit schokoverschmierten Mund kleinlaut und deutete auf die letzte Erdbeere, die noch am Spieß hing. Einen kurzen Augenblick sahen sich Nadja und Anja an und begannen lauthals zu lachen. Nachdem Nadja sich den Mund abwischte und Alexa den Spieß gab, drehten sie sich um, um ihre Freundinen bei der Fahrt zu beobachten. Die Beiden winkten fröhlich und stiegen in den 12-Plätze Wagen ein. Langsam fuhr der Wagen hoch und sie sahen sich noch mal um. Winkten. Nadja fragte die grade an der Erdbeereknabbernde, was sie so toll an dem Teufelsgerät fanden. Alexa antwortete mit vollem Mund: "Den Adrenalinkick" Kopfschütteltend wante sich Nadja wieder der Achterbahn zu. Das Trio beobachtete wie ihre Freundinen wildkreischend die erste Kurve fuhren. Aber etwas stimmte nicht. In der Lichterschlange hatte eine Glühbirne eine falsche Farbe. Die letzten Jahre leuchtete sie in einem satten Rot. Dieses Jahr leuchtete nur diese Birne in einem hellem Blau. Anja sah genauer auf die Schienen. Fehlte da etwa ein Stück? Die Augen zusammenkneifend sah sie genauer hin. Es Fehlte nicht. Aber es war falsch. Die Schiene lag falsch. Sie verfolgte den Weg, den der Wagen dadurch nehmen würde und stellte mit entsetzen fest, das dadurch, der Wagen ,der nun die zweite Kurve fuhr, gegen den Wagen aus der anderen Richtung knallen würde. Schneller als sie reagiern konnte, fuhr der Wagen auch schon über die besagten Schienen. Ihre Augen weiteten sich. Langsam sikerte ihr ein Schrei die Kehle hoch. Zitternd und von der Erkenntnis gepackt,das sie zusehn müsste, sah sie zu wie der gelbe Wagen, mit Sandra und Ina, in den roten Wagen rasste. Die Zeit verlangsamte sich Nadja, die hinter ihr Stand, ließ einen Schrei los. Doch sie hörte ihn nur zu Anfang. Alexa stand geschockt neben ihr, während sich langsam deren Augen weiteten. Sie ließ den Spieß los, der mitlerweile leergessen war und sehr langsam auf den Boden fiel. Während er fiel, sah Anja gebannt in die Gesichter ihrer im Wagen sitztenden Freundinen. Angst. Entsetzten. Und die Gewissheit des Todes spiegelten sich darin. Sandras Blick begegnete dem von Anja. Ihre Augen verabschiedten sich. Plötzlich wurde ihr Körper nach vorne gerissen und sie schloss die Augen. Die Wägen, die sich durch den Aufprall nicht mehr halten konnten, stürzen seitlich auf die nächsten Schienen. Die Menschen rannten weg. In ihren Gesichtern konnte man lesen, das sie Angst hatten, von einem Wagen getroffen zu werden. Mit einem sanften Geräusch landete der Spieß auf den Boden. Um sie herum erklangen Schreie. Die Zeit wurde wieder schneller. Alexa ging in die Knie. Nadja stürmte hervor. Anja hielt sie fest, worauf Nadja sie anschrie, krazte, fluchte und weinte. Es dauerte nicht lange, bis auch Nadja sich verzweifelt auf die Knie nieder lies. Sie kroch zu Alexa, die starr die Achterbahn anstarrte. Nadja umklammerte sie und schluchzte. Unkontroliert ließ Anja alles fallen. Die Taschen, die sie eben noch gehalten hatte, fielen mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. Langsam ging sie auf die Achterbahn zu. Mehrere Menschen stürmten auf sie zu, rammten sie. Aber sie ging weiter. Hatte ein klares Bild vor Augen. Als sie sich an der Absperrung wieder fand, kletterte sie vorsichtig darüber. Mit ruhigen Schritten stieg sie die Treppen hinauf, wo man einsteigen konnte. Sie sah auf die Wägen. Ein paar Leute krochen raus aus den Wägen. Doch ihre Freundinen waren nicht unter denen. "Kleines, geh weg das ist zu gefährlich", mahnte sie ein Mann. Sie sah ihn an. Sein Blick war ernst. Es war einer dieser Blicke, die die meisten anwanten um Kindern Angst zu machen. Aber sie blieb ruhig. Kopfschüttelnd ging sie weiter. Bahnte sich vorsichtig einen Weg über die Schienen. Balanzierte in einer unendlichen, unerklärlichen Ruhe. Die Leute hinter ihr schrien, sie solle zurück kommen. Sie hatte die Wägen beihnahe erreicht, als Alexas Stimme zu ihr drang. "Anja lass das! Komm zurück. Sonst passiert dir auch noch was", flehte die kleine. Alexa war schon immer die Jüngste gewesen. Sie sah sie an. Alexa unterdrückte tapfer die Tränen. Kopfschüttelnd ging sie weiter. Sie kletterte über den roten Wagen, wobei sie jedes mal überprüfte ob die Menschen, die darin lagen noch lebten. Doch niemand rührte sich noch. Als sie zu der Stelle kam, wo ihre Freundinen lagen, erschreckte sie. Sandra lag auf Ina und ihre Augen waren offen, kalt. Ina war unter Sandra kaum aus zu machen. Ihre Hand ragte unter ihr hervor. Rührte sich nicht. Sanft strich sie über die Hand von Ina. Doch sie rühte sich immer noch nicht. Als sie den Puls ihrer Freundin messte, stand dieser Still. Große Wassertropfen, fielen auf die Toten. Anja sah in den Himmel und bermerkte die sternenklare Nacht. Sie wurde sich bewusst, das sie weinte. Zitternd verwahrte sie an der Stelle, bis sie die Sierenen der Krankenwägen hörte, die viel zu spät waren. Schnell, um den Leuten nicht im Weg zu sein, kletterte sie zurück über die Schienen. Als sie sich wieder auf sicherem Boden befand, sah sie in den Himmel. Fragte sich wieso Sandra und Ina. Sie sah lange dort hinauf. Um sie herum herschte Chaos. Doch sie saß auf dem Boden in unendlicher Ruhe. Nach kurzer Zeit bemerkte sie etwas, das sich im Wind bewegte. Da war er wieder. Der rote Balon. Er tanzte in der Luft und wollte komischerweise nicht höher steigen. Sie erinnerte sich vage das er ihr auch beim Früchtestand ins Auge fiel. Das Alexa und Nadja auf sie zu kamen und sie in ihre Arme schlossen, bemerkte sie kaum. Viel zu intensiv war sie auf den Balon konzentriert, der langsam über den Unfallort schwebte. Als er bei direkt über den Wägen schwebte, ging er zweimal einen Ruck tiefer. Es sah aus als hätte jemand an ihm gezogen. Ohne vorwahrnung stieg der Balon nun weit empor in die Luft. Trug etwas in den Himmel. Stieg immer höher und höher bis er am Nachthimmel verschwand. Er hatte ihre Freundinen in die Freiheit mitgenommen und würde nun mit ihnen in den Himmel einziehn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)