Zwiegespalten von kiyahotep (Duo cum faciunt idem, non est idem.) ================================================================================ Kapitel 2: Step 2 ----------------- Nach längerer Pause geht es weiter. Das nächste Kapitel ist schon in der Mache, wird diesmal also nicht so lange dauern ;) Viel Spaß erstmal hiermit. Kapitel 2 Leise seufzend stand Keika auf und räumte den gepolsterten Sessel vor dem geräumigen Schreibtisch, an dem er gerade noch gearbeitet hatte. Den Dienstplan hielt er noch in der Hand, da er diesen gerade auf Kommandant Ootoris Wunsch hin abänderte, weil dieser seinen freien Abend verlegen wollte. Kuja hatte sich an ihn gewandt, weil er Teiou im Moment lieber nicht begegnen wollte, vor allem nicht, wenn er solche „Extrawünsche“ hatte, wie er es spaßhalber genannt hatte. Keika konnte das nachvollziehen, hatte doch in den letzten Tagen das ganze Regiment, welches dem jüngsten Generalfeldmarschall des Ostens unterstand, wenig zu lachen. Teiou hatte den Raum betreten. Schon dessen Blick hatte Bände gesprochen und Keika zog es daher vor Teious Platz schnell zu räumen, damit dieser sich setzen konnte. Seine Laune würde er wohl dennoch ertragen müssen. Kuja hatte ja so Recht: Er war im Moment zu bedauern. Teiou den ganzen Tag ertragen zu müssen war zurzeit wirklich eine Strafe. „Wie war die Versammlung?“, fragte er, während er sich auf der Fensterbank niederließ, die sein Stammplatz war, wenn sie beide hier waren. Eigentlich hätte er sich die Frage sparen können. Teious Gesichtsausdruck nach zu urteilen konnte er sich die Antwort schon denken. „Wie soll die Versammlung schon gewesen sein?“ Teious Stimme troff nur so vor Verachtung. „Das Parlament besteht nur aus Vollidioten, Gaunern, Halunken und alten Säcken, die nur rumschwätzen, aber nie selbst etwas tun. Das war absolute Zeitverschwendung.“ Während er sprach rückte er mit einigem Gepolter den Sessel zurecht, in den er sich hatte fallen lassen und betrachtete missmutig die Aktenstapel, die sich vor ihm türmten. „Ich hab die dringenden Sachen fertig, aber es gab noch viel anderes zu regeln“, sagte Keika schnell, als Teiou ihn ansah und gerade ansetzen wollte ihm etwas vorzuwerfen. Vermutlich, dass er hier alles alleine machen müsse und Keika wenig effektiv wäre. Jedenfalls hatte der Dämon das schon die letzten Tage mehrfach von ihm zu hören bekommen. Wehmütig dachte er daran, wie er Teiou des Öfteren auf dessen Ineffektivität hingewiesen hatte. Er hatte es Teiou aber nie so an den Kopf geworfen, wie der es zurzeit ihm gegenüber tat. Mit jeder seiner Gesten unterstrich Teiou diesen Vorwurf auch noch. „Und was war so wichtig?“ Teiou war tief im Sessel versunken und trommelte mit den Fingern ungeduldig auf der Lehne rum. Blinzelnd sah er zu Keika, der nun tief durchatmete um nicht mit einem dummen Kommentar alles noch schlimmer zu machen. Es war am erträglichsten Teiou nicht zu provozieren. Das tat er nicht aus Rücksicht auf Teiou, sondern aus Rücksicht auf sich selbst. Die letzten Tage und Wochen hatten doch an seinen Nerven gezehrt. Außerdem machte Teiou ihm ab und zu wirklich Angst, wenn er ihn so böse ansah, und Keika war eigentlich der Überzeugung, dass er sich nicht schnell einschüchtern ließ. „Ich muss den Dienstplan neu schreiben, da einige ihren Dienst getauscht haben und …“ „Was?“, unterbrach er ihn, „Macht hier eigentlich jeder was er will? Ich lasse das Ding schreiben, dass die Leute dann da sind, wenn ich es will und nicht wann sie es wollen!“ Ein Knall ließ Keika zusammenfahren. Teiou hatte mit der Faust auf die Tischplatte geschlagen, war aufgesprungen und streifte jetzt im Zimmer auf und ab, regte sich weiter höllisch auf und warf Keika ab und zu vernichtende Blicke zu. „Wer? Wer war hier, während ich weg war? Ich will die Namen und zwar alle!“ Mit vor der Brust verschränkten Armen blieb er vor Keika stehen und baute sich in seiner vollen Größe auf. Er trug noch die dunklen, höfischen Kleider von der Versammlung, die bei seiner Statur sehr anmutig und imposant wirkten. Keika betrachtete den aufbrausenden Prinzen. Er musste zu ihm aufsehen, da er immer noch auf der Fensterbank saß. Erst jetzt, wo Teiou nicht seine weiße Uniform trug, fiel ihm auf, dass der Prinz blasser wirkte als sonst, deutlich blasser. Teiou war sonst eher der dunklere Typ, mit sonnengebräunter Haut, weil er sich viel im Freien aufhielt. In den dunklen Kleidern und mit seinen dunklen Haaren wirkte er so blass irgendwie unwirklich und fremd. Blass … war Teiou ihm nicht schon an dem Abend extrem blass vorgekommen, wo das alles begonnen hatte? Wo Teiou das erste Mal über Kopfschmerzen geklagt hatte? Damals hatte er es auf die schlechten Lichtverhältnisse geschoben, aber jetzt? Teiou stand direkt vor ihm, vor dem Fenster, im direkten Sonnenlicht … „Keika! Ich will die Namen, jetzt!“ Teious ungeduldige Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er ertappte sich dabei, dass er Teiou regelrecht anstarrte. Dieser funkelte ihn böse an, wandte sich aber ab, als Keika ihn wieder bewusste wahrnahm. „Wird’s bald?“ „Kuja war da, dann Feldmarschall …“ „Kommandant Ootori! Dieser … immer will er eine Sonderbehandlung.“ Teiou ließ Keika nicht mal aussprechen, drehte sich mit zu Fäusten zusammengeballten Händen um und schritt wieder durch den Raum. „Kuja war nicht der Einzige und er hat auch die letzten Wochen keine Ausnahmen beantragt“, wandte Keika ein, stieß aber nicht auf Gehör. Teiou wollte anscheinend ungerecht sein und ließ sich davon nicht abbringen. „Kuja …“ Der Dunkelhaarige war vor der Tür angekommen, die er nun öffnete, so dass der Lärm von den belebten Gängen der Kaserne hereindrang. Tief durchatmend erhob sich Keika von seinem Platz. Was auch immer jetzt passieren würde, er musste Teiou irgendwie wieder einigermaßen beruhigen und … „Kommandant Kuja Ootori!“, hallte Teious Stimme laut und fordernd durch den Gang. Es dauerte einen Moment, dann tauche ein Blondschopf vor der Tür auf, leicht außer Atem und mit zerzausten Haaren. In der Hand hielt er noch ein Tuch, wie man es zum reinigen der Waffen verwendete, womit er anscheinend gerade beschäftigt gewesen war. Kuja verneigte sich vor Teiou und warf einen fragenden Blick über dessen Schulter zu Keika, der ein Stück hinter dem Prinzen stand und nur ahnungslos die Schultern zuckte. „Du hast 10 Minuten um deine Kompanie auf dem Übungsplatz zu versammeln.“ Kuja öffnete den Mund, um etwas zu sagen, vermutlich zu erwidern, aber Keika schüttelte schnell den Kopf und Kuja schloss den Mund wieder, ohne auch nur einen Ton herausgebracht zu haben. „Noch 9 Minuten“, zischte Teiou leise und sah Kuja finster an, der sich nun hastig umdrehte und den Gang entlang eilte, um seine Männer zu versammeln. Noch eine Weile hallten seine Schritte von den Wänden der hohen Flure des Kasernenhauptgebäudes wider. „Was hast du vor, Teiou?“, fragte Keika leise, während er zusah, wie Teiou schweigend an ihm vorbei ging und sich dabei aus den feinen Stoffen befreite, nach seiner Uniform griff, die an einem Wandhaken hing, und sein Schwert aus der großen dunklen Truhe nahm, die zwischen einigen Regalen stand. Er bekam keine Antwort … *~*~*~ Mit zügigen Schritten folgte er Teiou, der vor ihm her zum Ascheplatz ging, auf dem die Trainingseinheiten der Soldaten stattfanden. Kuja hatte es tatsächlich geschafft seine komplette Truppe zu versammeln, dafür sahen sie aber auch alle ein bisschen zerzaust aus, anscheinend hatten sie sich sehr beeilt, um Teiou auch ja zufrieden zu stellen. Keika blieb am Rand des Platzes stehen, während Teiou auf dessen Mitte zusteuerte und die Soldaten eingehend musterte, die sich diszipliniert aufgestellt hatten. In den letzten Wochen hatte sich hier schon einiges verändert. Teious Truppe war sonst eher ein lockerer Haufen und sie hatten alle mit Teiou rumgealbert und gescherzt, da dieser nicht so sonderlich viel Wert auf Disziplin, sondern eher auf gute Arbeit legte. Jetzt standen alle starr da und warteten angespannt auf das, was folgen würde. Die Trainingseinheiten mit dem jungen Marschall waren eigentlich sehr beliebt gewesen, aber jetzt gerade machte kaum jemand den Eindruck sich auf die bevorstehenden Stunden zu freuen. Mit seinem Schreibzeug setzte sich Keika auf die Mauer, die den Platz zum Teil umgab. Er würde den Dienstplan jetzt neu schreiben, wo Teiou beschäftigt war. Außerdem hatte er so ein Auge auf Teiou. In letzter Zeit hatte er es lieber, wenn jemand bei Teiou war, damit der nicht allzu willkürlich handelte. Meistens konnte er zwar auch nichts weiter tun, als daneben zu stehen, aber es gab ihm ein besseres Gefühl bei der ganzen Sache. „Eigentlich hatte ich mir meine Nachmittagsplanung ein wenig anders vorgestellt.“ Kuja war neben ihm aufgetaucht und lehnte mit verschränkten Armen an der Mauer, während er zusah, wie Teiou seine Männer einen nach dem anderen in die Luft schickte um dort miteinander den Nahkampf zu üben. Seine Befehle konnte man selbst hier am Rand laut und deutlich hören. „Du hattest Frühschicht, nicht wahr? Pünktlich wirst du heute dann wohl nicht nach Hause kommen.“ Der Blonde nickte und betrachtete das rege Treiben in der Luft. „Dabei sind wir diese Woche gar nicht dran mit Training. Ich kenne den Plan auswendig.“ Leise seufzend sah Keika von seinem Plan auf und zu Kuja. „Er ist sauer auf dich, weil du deinen Dienst getauscht hast. Ich habe schon versucht mit ihm zu reden, weil du nicht der Einzige warst und es auch lange nicht vorkam, aber er hat nicht auf mich gehört … wie immer in den letzten Tagen“, fügte er noch leise hinzu. Kuja nickte verständnisvoll. „Also ist es eine Strafe, na toll.“ Eine ganze Weile schwiegen sie nun. Eingehüllt vom Staub, der aufwirbelte, wenn einige der Himmelskrieger zu Boden gingen und sich wieder aufrappelten, um erneut in die Luft aufzusteigen. Das Klirren der Waffen wurde von einigen Schmerzlauten und Flüchen durchbrochen und ab und zu von Teious unzufrieden klingender Stimme. Kuja sah dem ganzen Treiben skeptisch und schweigend zu, Keika tat es ihm gleich, nachdem er den Dienstplan ins Reine geschrieben hatte. „Kuja, komm hoch“, drang es irgendwann zu ihnen herunter. Die meisten der Soldaten waren mittlerweile wieder gelandet, sahen ziemlich fertig aus und von den Kämpfen gezeichnet. Einige hatte Teiou selbst sich vorgeknöpft. Diese würden wohl etliche blaue Flecken und Schrammen haben. Etwas steif stapften einige an Keika und Kuja vorbei, der nun sein Schwert nahm, das er neben sich an die Mauer gelehnt hatte und sich seufzend zu Teiou in die Luft schwang, während die Letzten gerade landeten. „Mir tut alles weh, ich werde mich morgen nicht mal mehr im Ansatz bewegen können.“ „Ich spüre meinen Arm kaum noch. Der General hat einen ganz schön heftigen Schlag drauf.“ „Ja. Vor allem bei seiner Laune in letzter Zeit.“ „Und jetzt muss der Kommandant dran glauben. Ich glaube das sehe ich mir noch an, bevor ich nach Hause in mein Bett gehe und schlafe.“ Keika sah den Soldaten kurz nach, die ziemlich eilig vom Platz strömten - einige humpelten auch – und sich dabei über das vergangene Training unterhielten. Manche versammelten sich noch am Zaun oder der Mauer, die den Platz umgaben, und warteten darauf, dass etwas passierte. *~*~*~ Alle Blicke hingen auf der Staubwolke, die in der Mitte des Platzes hing und sich nun ganz langsam legte. Ein Raunen ging durch die Menge der Soldaten. Die meisten konnten es kaum glauben, was sie gerade gesehen hatten. Keika stand mittlerweile am Rand des Platzes und starrte, während er fassungslos nach Luft schnappte, ebenfalls die Staubvolke an. Das war jetzt nicht wirklich passiert, oder? „Sieht jemand was?“ „Ist er tot? Man hört gar nichts mehr.“ „Hey, was ist da passiert? Wo ist Kommandant Ootori?“ „Hallo .. ich seh’ gar nichts, lasst mich mal durch.“ Ein dunkler Umriss zeichnete sich hinter dem braunen Dunst ab, durchbrach diesen und landete recht schwungvoll vor der Staubwand, wodurch noch mehr Staub aufgewirbelt wurde und nun im Sonnenlicht glitzerte. Teiou sah kurz in die Richtung der Menge, dann auf einen am Boden liegenden Schatten, bevor er demonstrativ auf sie zu kam und durch die Soldaten, die zur Seite wichen und plötzlich verstummt waren, zurück zur Kaserne ging. Keika sah ihm immer noch völlig perplex nach, bevor er in die Mitte des Schlachtfeldes eilte, wo Kuja mit geschlossenen Augen und schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rücken lag. Sein Schwert lag ein ganzes Stück entfernt im Sand. „Kuja …“ Keika war neben ihm in die Hocke gegangen und begutachtete den jungen Offizier, der vor etwas mehr als einer Minute noch in der Luft gewesen war, bevor Teiou ihn mit voller Wucht und mit Hilfe seiner Magie auf den Boden geschleudert hatte. Es dauerte eine Weile, dann blinzelte der Blonde leicht. „Keika“, wieder verzog er das Gesicht vor Schmerzen und seine Worte klangen gepresst, „ich seh’ nicht klar, alles dreht sich …“ Eigentlich kein Wunder, wenn man bedachte, aus welcher Höhe Kuja herunter gekracht war. Vermutlich hatte er eine schwere Gehirnerschütterung, weshalb er nicht deutlich sah, Prellungen oder noch Schlimmeres. Keika durfte gar nicht dran denken, dass er vielleicht sogar gelähmt sein könnte. Bisher hatte Kuja sich selbst jedenfalls keinen Zentimeter bewegt und lag noch immer am reglos am Boden. „So wirst du nächste Woche auf jeden Fall deinen freien Abend haben …“ Keika seufzte leise. Eigentlich war ihm nicht zum Scherzen zumute, aber Kujas Lippen zuckten nun doch und wirkten wie ein kleines Lächeln, wenn auch kurz. „Ich bringe dich rein, du musst untersucht werden. Wer weiß, was du dir alles gebrochen hast. Zu einer schweren Gehirnerschütterung dürfte es auf jeden Fall gereicht haben.“ Mittlerweile hatten sich einige der umstehenden Soldaten um eine Bare bemüht und waren ebenfalls zu ihrem verletzten Kommandanten gestoßen. Der Rest hatte sich verzogen oder stand herum, immer noch über das eben Geschehene diskutierend. Einige wirkten regelrecht verstört, die Jungen, wie die Älteren und wer konnte es ihnen verdenken? Vorsichtig hob Keika, zusammen mit einem der beiden Soldaten, den verletzten Kuja an, während der andere die Bare unter ihn schob. Kuja stöhnte leise, dabei versuchten sie schon ihn so wenig wie möglich zu bewegen. Dennoch hatte er Schmerzen, was für Keika nur allzu verständlich war. Schweigend nahmen die Soldaten die Trage mit Kuja hoch und brachten diesen ins Hospital der Kaserne. Dort würde man sich gut um ihn kümmern und ihm heiliges Wasser geben. Keika kannte diese Prozedur allzu gut. Teiou hatte sie schon öfter durchlaufen, wenn er sich wieder einmal weigerte Keikas angeblich scheußlich schmeckende Medizin zu schlucken. Das Wasser wurde hier bei allen erdenklichen Krankheiten verabreicht und im Himmel als beinahe einziges Heilmittel gehandelt, auch wenn es eher selten war, da der Shuten es nicht in Massen herstellte. Wehmütig erinnerte sich Keika daran, wie Teiou einmal gemeint hatte, dass Tia doch einfach sein Badewasser verteilen könnte, das durch die Berührung mit dem Körper des Shuten ja zu heiligem Wasser wurde. Wie sehr vermisste er doch den alten Teiou, der ständig mit lockeren Sprüchen um sich warf. Warum hatte er sich nur so verändert? *~*~*~ „Teiou, was sollte das eben? Wolltest du Kuja umbringen? Er hatte sich vorgenommen Teiou zur Rede zu stellen und das tat er lieber jetzt, als gleich. Teiou fand er im Waschraum, der bis auf den Generalfeldmarschall leer war. Warum nur konnte Keika sich vorstellen, dass Teiou alle anderen rausgeworfen hatte? Teiou sah nur kurz auf, um sich dann wieder seiner Tätigkeit zuzuwenden. Er wusch sich Staub, Dreck und Schweiß ab, die von dieser Trainingseinheit noch an ihm klebten. Sein Hemd und die Uniformjacke hatte er über einen Stuhl geworfen. Beides war ebenfalls bräunlich gefärbt vom Staub. Am Rand des Waschbeckens, über das Teiou sich beugte, hing sein Stirnband. „Jetzt red gefälligst mit mir! Was sollte das?“ Er war sauer auf den Prinzen, den das alles anscheinend wenig interessierte. Die letzten Wochen hatten auch ihn viele Nerven gekostet. Er war das häufigste Opfer von Teious Übellaunigkeit und seit gerade eben hatte er davon genug! „Du hast die Soldaten schon hart rangenommen, aber bei Kuja hast du maßlos übertrieben, Teiou. Nicht jeder hat deine Kräfte!“ Teiou hatte sich ein Handtuch genommen und trocknete sich anscheinend seelenruhig das Gesicht ab, ohne Keikas Rede groß zu beachten. Seine Haare hingen ihm noch nass ins Gesicht, als er sich endlich zu Keika umdrehte. „Er ist schwach, genau wie alle anderen. Früher oder später wäre das mit ihm eh passiert.“ „Sag mal, was redest du da? Du hast eben dein Amt missbraucht und einen Untergebenen fast umgebracht. Kuja hätte nach dem Sturz gelähmt sein können, oder sogar tot! Erklär mir einfach warum!?“ Seine Stimme wurde lauter und klang aufgebracht. Er redete sich in Rage, machte seiner seit Tagen angestauten Frustration Luft und Teiou schien das einen Scheiß zu interessieren ... Der Dunkelhaarige stand einfach so vor ihm und sah ihn seelenruhig an. In seinem Blick lag etwas Wildes und Unberechenbares. Keika trat zwei Schritte vor und stand nun genau vor Teiou. Ohne groß darüber nachzudenken fasste er Teiou an den Schultern und schüttelte ihn, während er den Prinzen wütend ansah: „Warum hast du das gemacht? Warum bist du in letzter Zeit so unberechenbar, Teiou? Was ist los mit …“ Er brach mitten im Satz ab, völlig überrumpelt von Teious Reaktion. Dieser hatte ihn gepackt, herumgewirbelt und drückte ihn nun an die kalten Kacheln der Wand. Sein Griff war so fest, dass es schmerzte. Er konnte sich kaum regen. Teiou befand sich nur einige Zentimeter vor ihm und fixierte ihn. Dieser Blick, er war ihm unheimlich. Er spürte, wie sich sein Atem beschleunigte. Er hatte Angst, regelrechte Angst vor Teiou, der ihm so nah war, wie seit Wochen nicht und ihn anfunkelte. „Du stellst also meine Autorität in Frage? Meine Entscheidungen als General und meine Maßnahmen wie ich meine Männer prüfe gefallen dir auch nicht?“ Teious Griff lockerte sich an seinen Schultern, dafür wurde er jetzt am Kragen gefasst, was seine Situation nicht sonderlich verbesserte. Er war Teiou hilflos ausgeliefert. Selbst wenn er hier einen Ton rauskriegen würde, würde ihn sicher niemand hören, geschweige denn ihm helfen. Dafür hatte Teiou eine zu große Autorität und außerdem trauten sich in letzter Zeit nur noch die anderen Generäle Teiou überhaupt noch entgegenzutreten. Alleine würde er ihm sicher nicht entkommen, dazu war er nicht stark genug. Teiou war ihm an körperlicher Kraft immer schon überlegen gewesen, wobei er ihm jetzt gerade noch deutlich kräftiger vorkam, als sonst. „Ich habe dich nur gefragt, warum …“, brachte er kaum hörbar hervor. Dadurch, dass Teiou ihn am Kragen gefasst hatte, bekam er kaum noch Luft und musste Teiou direkt ansehen. Er sah direkt in diese klaren blauen Augen. Nein! Sie waren nicht mehr blau, sie hatten einen eisigen Grauton angenommen und in ihnen konnte er erkennen, dass es Teiou Spaß bereitete ihn zu quälen. Er hätte so vieles in diesen Augen lesen können, Hass, Skrupellosigkeit, Wut, Rachsucht, aber er kam nicht mehr dazu. Einen Moment hatten sich ihre Blicke direkt getroffen, jetzt sah Teiou zur Seite, ließ von ihm ab und schnappte sich sein Hemd, das er überzog. Keika sank an der Wand zusammen und rang nach Luft. Was war jetzt los? Warum ließ Teiou von ihm ab? Was war mit seinen Augen geschehen, die so schön blau strahlten, vor allem, wenn er sich über etwas freute? Was war mit Teiou los? Irgendetwas stimmte nicht, das Gefühl hatte er schon länger und spürte es jetzt ganz deutlich. „Wohin gehst du?“ fragte er kaum hörbar, noch immer am Boden kauernd und zu Teiou aufsehend. Er musste sich erst beruhigen und versuchen klar zu denken, bevor er Teiou noch einmal zur Rede stellte. „Raus“, war die knappe Antwort, dann war Teiou auch schon verschwunden, seine energischen Schritte hallten noch einen Moment von den Wänden wieder. Keika lehnte sich mit klopfendem Herzen an die Wand und starrte ihm nach. Was war nur mit Teiou passiert? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)