Der Französischlehrer von Terrormopf (Heathcliff St. John's) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Hallo =) Ich wünsche euch allen noch ein frohes neues Jahr (meinen Kommentatoren hab ich das ja schon gewünscht =)) Ich habe nur noch eine kurze Anmerkung: Dieses Kapitel beginnt schon in Frankreich... Viel Spaß beim Lesen! Nemours drängte ihn gegen die Wand, hatte ihn am Kragen gepackt, das Knie zwischen seinen Beinen und küsste ihn. Der Kurs war nicht weit von ihnen entfernt, doch die Gefahr stachelte Louis nur noch weiter an. Hier in Paris war es wärmer als in England, sodass sie keine Jacken tragen mussten. Louis drängte sich dem Körper seines Lehrers entgegen, krallte seine Finger in die dunklen Locken des Franzosen. Hätte ebenjener ihn nicht am Kragen gehalten, wären ihm jämmerlich die Beine weggesackt. Der spürte das natürlich und zog sein Bein noch etwas höher. Louis stöhnte unterdrückt auf. Oh Gott! Gott! Er wollte diesen verfluchten, anstößigen Franzosen jetzt! Er konnte nicht warten! Und wann sollten sie es denn sonst tun? Im Hotel teilte sich Louis ein Zimmer mit Richard und bis sie wieder in England waren? Es ging nicht so lange! Erneut entrann ihm ein kehliger Laut und in dem Moment rollte eine leere, schon verdellte, Getränkedose in die schmale Seitengasse, in der sie sich befanden. Sofort lösten sie sich voneinander und starrten auf die Dose. Und in dem Moment ergriff Nemours die Initiative. Er packte Louis erneut am Kragen und presste ihn gegen die Wand, doch diesmal brüllte er ihn an: „Wenn du dich noch einmal unerlaubt von der Gruppe entfernst, dann setzt es was, junger Mann; aber endgültig! Langsam bin ich es leid dich in meinem Kurs zu haben. Außerdem ist das ein Schulausflug, du darfst nicht rauchen, wenn ich dich noch mal erwische…“ Und nun kam endlich jemand in die Gasse gelaufen für den sich das Schauspiel lohnte. „Mister Nemours?“, fragte Mortimer etwas irritiert und sah von ihm zu Louis und dann auf die Fäuste Nemours, die Louis am Kragen gefasst hatten. „Oh, Mortimer…“ Nemours ließ Louis vorsichtig los, damit dieser nicht zusammensackte – er hatte die weichen Knie von zuvor wohl nicht vergessen – dann wandte er sich dem Mitschüler zu und lächelte. „Hast du nach mir gesucht? Entschuldige, ich musste Louis hier einmal die Leviten lesen. Lasst uns zurück zu den anderen gehen, wir haben immerhin noch eine Menge vor.“ Mortimer zuckte daraufhin nur die Achseln, drehte sich um und marschierte aus der malerischen kleinen Gasse. Louis und Nemours folgten ihm. Louis hatte Mühe seinen Atem zu kontrollieren und er vermutete, dass es Nemours nicht anders ging, denn dieser Kuss war alles andere als unschuldig gewesen. Und es gab nicht genug Antonyme für das Wort, um es zu beschreiben. Nun waren sie also in Paris – der Stadt der Liebe – wie kitschig! Louis verabscheute diese Klischees; jedoch musste er zugeben, dass der Kuss mit Nemours in dieser Seitengasse etwas an sich gehabt hatte, was er in England nicht gehabt hätte. Aber er liebte Nemours nicht; das mit ihm war eine schnelllebige Sache, es war nur Sex – auch wenn es verdammt guter Sex war! „Das Bad ist frei“, vernahm er nun Richards Stimme ganz nah an seinem Ohr. Er selbst lag auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen gehabt, doch nun schlug er sie auf, schlang die Arme um Richards Hals, dieser hatte sich neben ihn gestellt und sich ganz nahe zu seinem Ohr hinuntergebeugt, so dass Louis das Kribbeln an seinem Ohr spürte, als Richard sprach, und zog ihn nun zu sich hinunter, dass Richard auf ihn fiel. Er wälzte sich herum, sodass er über dem Rotschopf kniete, dessen Ohren nun zu glühen schienen. Er berührte dessen Nase mit seiner Nase. Streifte seine Lippen mit seinen eigenen. Küsste ihn dann zärtlich. „Lass das“, murmelte Richard und wandte das Antlitz beschämt zur Seite. Verdutzt hielt Louis tatsächlich inne und fragte: „Was ist los? Bist du nicht normalerweise derjenige, der immer zu mir ins Bett gekrochen kommt?“ „Sei doch still, nur weil du zu eitel dafür bist. Und jetzt hör mir zu: Ich hab keine Lust darauf dich zu küssen nur weil du das so willst.“ Er klang verärgert. Doch Louis ließ sich nicht abschütteln. Er lächelte neckisch und fragte: „Und? Was willst du jetzt hören? Dass ich dich über alles liebe und immer nur dich lieben werde?“ „Gott, als wär mir das nicht auch schon so klar. Du musst mir nicht so’n Scheiß zuflüstern, ich bin kein Mädchen…“ „Ist mir auch schon aufgefallen“, grinste Louis, doch Richard schob ihn von sich und sagte: „Geh endlich duschen, wir haben nicht ewig Zeit, wenn wir heute Abend noch weg wollen…“ „Willst du nicht noch mal mit unter die Dusche?“ Die Frage war ernst gemeint und er streichelte dem Jungen, der unter ihm lag, durch das orangefarbene, noch feuchte Haar und über die mit Sommersprossen verzierte Wange und verlor sich in den dunklen Augen Richards. Doch der meinte gleichgültig: „Ganz bestimmt nicht, mir scheiß egal, was du unter der Dusche machst, aber du machst es nicht mit mir!“ „Allein macht es aber keinen Spaß…“ Er legte ein wenig mehr Gewicht auf den Körper unter ihm und musste sich ein zufriedenes Grinsen verkneifen, als er spürte, wie der sich versteifte und Richard schwer schluckte. „Vergiss nicht, dass du damit angefangen hast mich zu küssen.“ „Na und? Hab halt keine Lust so was mit dir zu machen.“ „Du bist so wahnsinnig unschuldig, dass es schon fast süß ist…“ „Halt die Fresse! Nur weil du bei jeder scheiß Party eine flachlegst, hast du kein Recht über mich zu richten.“ „Bei jeder Party eine flachgelegt?“ Louis richtete sich auf. „Was soll das denn jetzt? Du weißt doch wohl ganz genau, wie viele Frauen ich in meinem Leben genagelt habe und das waren bei weitem nicht so viele.“ „Als würdest du mir alles erzählen!“ „Mir reicht’s!“ Louis sprang endgültig auf und ging zornig zur Tür. „Fick dich!“ „Fick dich doch selbst, Arschloch!“, brüllte ihm Richard noch hinterher, dann knallte Louis die Tür zu. Na super! Nun stand er hier. Vor der Tür. Wutschnaubend. Er könnte Richard den Hals umdrehen, was hatte der denn? Genervt stapfte er davon; ging er halt zu Nemours, bei dem würde er wohl auch unter die Dusche steigen können. Als er an der Tür mit der Nummer 204 klopfte, öffnete ihm nach einigen Momenten ein verschlafen dreinblickender Nemours und fragte ihn, die Tür etwas weiter öffnend: „Was willst du hier?“ „Duschen“, antwortete Louis und schob sich an dem Franzosen vorbei in den Flur. Der sah sich noch einmal etwas misstrauisch auf dem Hotelflur um, bevor er die Tür schloss und dem Schüler dann ins Bad folgte. Der Londoner hatte begonnen sich auszuziehen, war gerade beim T-Shirt angelangt. Mit hochgezogenen Augenbrauen setzte sich Nemours auf den Klodeckel und sah zu, wie Louis sich ungeniert auszog und dann in die Dusche stieg. Schließlich fragte er: „Wieso kommst du zum Duschen zu mir?“ „Hab mich gestritten.“ Seine Stimme klang gleichgültig und er besah sich Nemours’ Shampoo genau, bevor er es verwendete. Der scharfe, beobachtende Blick des Lehrers, der auf seinem Körper ruhte, entging ihm natürlich nicht, doch er ignorierte ihn lediglich, es war ihm egal. Sollte Nemours sich doch an seinem nackten Anblick ergötzen, was kümmerte es ihn? Er hatte in dem Moment andere Gedanken. Er kannte Richard nun schon einige Jahre. Und nie, wirklich niemals hatten sie sich gestritten. Ob man das von zuvor nun als Streit bezeichnen konnte, darüber ließ sich wiederum streiten, doch wenn man von ihrem sonstigen Verhältnis ausging, dann war dieser Begriff tatsächlich passend. Richard war für ihn immer derjenige gewesen, dem er alles hatte erzählen können, der ihm immer zugehört hatte, der ihn verstanden hatte, oder es zumindest versucht hatte. Er hatte ihm immer vertrauen können, dass ihre Gespräche vertraulich blieben und darum hatte er sich Richard stets anvertraut. Und nun sagte Richard, er glaube nicht, dass Louis ihm blind vertraute und ihm alles sagte. So ein Schwachsinn! Das Einzige, was Louis ihm nicht auf die Nase band war die Sache mit Nemours und das nur, weil er irgendwo verstehen konnte, dass Richard ihn verurteilen würde. Und wenn er dem Oxforder davon erzählte, könnte er sich die Sache mit Nemours wahrscheinlich abschminken. Ihm blieb also nur die Hoffnung, dass Richard sich wieder beruhigte. Wobei er sich wahrscheinlich ohnehin zu viele Gedanken machte. Richard war kein Mädchen, das nachtragend war und dann schrie und heulte. Plötzlich spürte er, wie sich zwei Arme um seinen nassen Körper schlangen. Es waren Nemours’ Arme und seine Hände fuhren über seine Brust, über die Schultern, über den Bauch; er seufzte wohlig auf. Nach diesen Berührungen hatte er sich heute Mittag noch so gesehnt, hatte sich kaum zusammennehmen können und nun würde er sie endlich bekommen. Er legte den Kopf in den Nacken. Genoss. Er spürte hinter sich den Körper Nemours’. Er spürte seine Lippen auf seinem Körper. Fühlte, wie das nasse Haar Nemours’ ihn streifte. Noch immer lag der Duft des Shampoos leicht in der Luft; der Duft nach Citrus. Die Gedanken an Richard rückten in die Ferne; immer weiter, weiter, bis sie verschwanden. Verdrängt vom Verlangen. Louis keuchte. Er glitt an der glitschigen Duschwand hinab, weil ihn seine Beine nicht tragen wollten und weil sich Nemours auf seinen Schultern abgestützt hatte, sank der mit. Sie vermieden es sich in die Augen zu sehen. Warum Nemours es tat wusste Louis nicht, aber er wusste, dass sie bei Augenkontakt sprechen mussten. Und er wollte nun nicht mit Nemours sprechen. „Was machst du heute Abend?“, vernahm er dann aber doch Nemours flüsternde, heisere Stimme. „Ich geh mit Richard in irgendeine Disko oder einen Club, mal sehen.“ Der elende Franzose hatte sich doch nicht Hoffnungen gemacht, sie würden heute Abend erneut miteinander schlafen? „Sorry.“ Louis erhob sich, wenn seine Knie auch noch etwas weich waren, stieg an Nemours vorbei aus der Dusche und krallte sich ein Handtuch, mit dem er sich knapp abtrocknete. Dann hüllte er sich in den weißen Hotelbademantel, den Nemours an der Tür hängen hatte und ging aus dem Bad ins Zimmer. Der Fernseher lief und irgendeine Frau redete etwas auf Französisch von einem Reinigungsmittel. Er warf einen Blick auf den Schreibtisch und erkannte dort einen Aschenbecher, einige Kippen darin und daneben eine Schachtel französischer Zigaretten, das Feuerzeug darauf. Er griff nach der Schachtel und sah hinein, sie war noch ungefähr halb voll. Gerade wollte er sie wieder zurücklegen, da nahm Nemours sie ihm aus der Hand, nahm zwei hinaus, steckte sich selbst eine hinters Ohr und bot die andere Louis an. Der nahm sie entgegen und musterte Nemours. Weil Louis sich den Bademantel gekrallt hatte, hatte Nemours sich mit einem Handtuch um die Lenden begnügen müssen. Doch schien ihn das nicht zu stören. Er lehnte sich über Louis um nach dem Feuerzeug zu greifen, dann ließ er sich auf dem Bett, fast direkt neben dem Schreibtisch nieder und zündete sich seine Zigarette an, warf das Feuerzeug anschließend Louis zu, der es ungeschickt auffing. Sie schwiegen. Sie hatten nichts zum Reden. Alles was sie verband war Sex. Selbst Nemours’ Augen faszinierten den Schüler nicht mehr so sehr wie zu Beginn. Er hatte gelernt sie zu deuten und das Interesse verloren. Sämtliche Schönheitsflecke auf Nemours Körper kannte er in- und auswendig. Auf der nahezu weißen Haut hatte er schon etliche rote Striemen zurückgelassen. Es war alles zur Gewohnheit verkommen. Und dennoch war der Sex gut. Nach der Zigarette machte er sich; seine Klamotten über den Arm gelegt, noch im Bademantel, auf den Weg zurück in sein Zimmer. Er klopfte, weil er seine Karte zum Öffnen natürlich nicht mitgenommen hatte. Richard öffnete ihm fast sofort und als er sich umdrehte und hineinging, sich auf das Bett setzte, wieder auf den Fernseher starrte, fragte er, sich einen Kaugummi in den Mund steckend: „Wo warst du?“ „Bei Nemours“, antwortete Louis und schloss die Tür hinter sich, warf die Klamotten in irgendeine Ecke auf den Boden und ließ sich neben Richard aufs Bett fallen. „Hast du bei ihm geduscht?“ Louis rollte bei der Frage mit den Augen und antwortete genervt: „Ne, ich hab mich draußen hingestellt, mich ausgezogen, einen Regentanz aufgeführt, mich dann gewaschen und bin anschließend hier wieder hoch gekommen. Wo denn sonst?“ „Musst nicht mit mir reden, wenn du keinen Bock hast.“ Richards Stimme klang gleichgültig, doch Louis knuffte ihn in die Seite und lachte: „Hab dich nicht so, ein bisschen Sarkasmus hat noch keinem geschadet, sonst bist du eigentlich immer der Erste, wenn es um sarkastische Kommentare geht.“ Es war freundschaftlich gemeint, doch Richard schob seine Hand weg und murrte: „Lass mich.“ „Gott, du bist heute echt unausstehlich!“ Und mit diesen Worten ging der Dunkelhaarige ins Bad, um sich die Haare zu föhnen. Anschließend kam er wieder ins Zimmer, kein Bademantel mehr um sich, der seine Blöße bedeckte und er ertappte Richard dabei, wie er zu ihm hinüberschielte und, als er sich erwischt wusste, rote Ohren bekam. Er kramte sich die passenden Kleider aus dem Schrank und zog sich schließlich an. Oh ja, die Blicke Nemours’ und Richards auf seinem nackten Körper waren ihm nicht unangenehm, ganz im Gegenteil: Er fühlte sich bestätigt. „Und? Hast du vor heut Abend ne Französin flachzulegen?“, vernahm er wieder Richards Stimme. Und er ging lächelnd auf ihn zu, drückte ihm einen Kuss auf, auch wenn Richard etwas widerstrebte, dann sagte er: „Wenn du dich als Französin bezeichnest, dann schon.“ Der Rotschopf lachte verhalten auf und schlug seinem Gegenüber vor die Stirn. Louis wusste genau, wie er Richard zum Lachen brachte. Und nun noch besser als früher. Pah! Streit! Was für ein Schwachsinn! Ein kleines Wortgefecht vielleicht, aber solange Richard nie etwas von Nemours und ihm erfuhr, würden sie sich niemals wirklich streiten. Wie unsinnig, dass er sich solche Sorgen gemacht hatte! Sie saßen gemeinsam in einer Bar, tranken ein Bier; in diesem Etablissement schien man die Kontrolle der Ausweise wohl für nicht so wichtig zu halten. Da es Freitagabend war, war es relativ voll, sodass sie sich mit einem Platz an der Bar begnügen mussten. Aber Louis war es gewöhnt; in London war es schließlich nicht anders. „Und wie lange gedenkst du jetzt, dass wir hier bleiben?“, fragte Richard etwas verunsichert. Er fühlte sich unwohl an ihm unbekannten Orten mit ihm unbekannten Menschen. „Keine Ahnung, Nemours meinte, dass die Metro bis um halb eins, eins in Betrieb ist. Wenn wir noch länger bleiben wollen, müssen wir den Bus oder ein Taxi nehmen, oder?“ „Willst du wirklich so lange wegbleiben?“, entgegnete Richard etwas entrüstet. „Wir haben morgen wieder ewig viele Führungen, da sollten wir nicht zu lange wegbleiben und Nemours hat schließlich auch gesagt, dass das Limit zwölf Uhr sei, aber dass er uns davon abrät so lange auszugehen.“ „Nun mach dir doch nicht so einen Stress, lass uns doch einfach mal schauen wie der Abend wird und dann entscheiden wir später darüber.“ Damit trank er sein Bier aus, winkte dem Barkeeper und ließ seinen Blick durch die Bar streifen. Es war noch nicht einmal neun Uhr und dennoch war es schon relativ voll. Er schnappte immer wieder Satzfetzen aus Gesprächen auf, konnte sie aber nicht immer übersetzen. Hier sprach man sehr schnell, seine Großeltern hatten immer langsam mit ihm französisch gesprochen, wenn überhaupt, denn meistens hatten sie die Gespräche in seiner Gegenwart auf Englisch geführt. Und zum Glück konnte der Barkeeper auch gebrochen Englisch, sodass Louis halb Englisch, halb französisch mit ihm kommunizieren konnte. „Ist das nicht Nemours?“, vernahm er plötzlich Richard, der mit dem Rücken zur Bar saß und die Leute beobachtete. „Was? Wo?“, kam es prompt von Louis und er sah in die Richtung, in die Richard blickte. Tatsächlich! Da, an einem kleinen Tisch in der Ecke saß ihr Französischlehrer mit einer jungen Frau. Einer sehr jungen Frau, um nicht zu sagen eher einer Mademoiselle… „Lass uns Hallo sagen gehen“, schlug Louis vor und erhob sich ohne auf eine Antwort oder einen Protest Richards zu warten. „Nemours, was für eine Überraschung Sie hier zu treffen. Ist das eine Freundin von Ihnen?“ Es klang beabsichtigt heuchlerisch. Er wollte sehen, ob Nemours darauf reagieren würde, doch er irrte sich, denn der Franzose, setzte sich nun neben das Mädchen, bot Louis den Platz gegenüber an und entgegnete: „Wirklich nett dich hier zu treffen, Louis, wie ich sehe, hast du Richard dabei. Nun, das Mädchen hier ist Junie, sie ist meine Nichte. Guten Abend Richard, setz dich nur.“ Richard nahm nur widerwillig platz. Louis sah ihm ganz genau an, dass er nicht zu Nemours gewollt hatte, doch er sagte nichts, sondern presste die Lippen aufeinander. Junie war ein hübsches Mädchen, ihr Gesicht war ebenmäßig und ebenso blass wie das Nemours’. Außerdem hatte sie langes, leicht gewelltes Haar, von der Farbe Ebenholzes. Sie hatte keinen Stufenschnitt, alles was etwas ausgefallener war, war die Tatsache, dass sie einen geraden Pony hatte. Ihre Augenbrauen waren elegant geschwungen, ihre Augen waren groß und dunkel, ihre Nase war stupsig und ihre Lippen voll und zart rosa. Das war niemals seine Nichte und als sie mit ihren Lippen fast Nemours Ohr berührte, als sie ihm etwas zuflüsterte, da biss sich Louis unwillkürlich auf die Lippen. Sie passte gut zu ihm. Hatte fast die gleichen Augen wie er. Louis hasste sie. Doch er hatte keine Zeit seinen Gedanken nachzuhängen, denn sie hatte sich wieder von Nemours entfernt und lächelte, ihm die Hand entgegenstreckend: „Bon soirs, Louis, je m’appelle Junie.“ Und sie sprach seinen Namen ebenso wie Nemours französisch aus. Louis knirschte mit den Zähnen und gab ihr die Hand. Sie grüßte Richard auf die gleiche Weise, dann fuhr sie, in sehr gebrochenem Englisch an beide gewandt fort: „Ihr seid die Schüler von Olivier?“ Richard nickte. Louis indes fixierte Nemours mit seinem Blick. Der hatte nun nämlich die Arme über die Rückenlehne der Bank ausgebreitet und Junie lehnte sich an ihn. Sie streichelte über seine Wange, sagte etwas auf Französisch zu ihm, streichelte ihm durchs Haar. Nemours ignorierte sie in dem Augenblick, erwiderte Louis Blick ungerührt. Richard rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, so wie ein kleiner Junge. Irgendwann legte Louis ihm die Hand aufs Knie, legte ihm die andere Hand in den Nacken und fragte: „Was ist denn, Rich?“ Er warf einen prüfenden Blick zu Nemours, ob der sie auch beobachtete und der Franzose tat es tatsächlich, wenn auch mit ungerührtem Blick, während er sich mit Junie unterhielt. Doch Richard entledigte sich seines Griffs und fragte leise, sodass lediglich Louis ihn verstand: „Was soll das denn jetzt? Hör auf mich anzugrabschen.“ Er klang aufgebracht, auch wenn er leise sprach. „Ist ja gut. Willst du noch was trinken? Ich lad dich ein.“ Richard schüttelte auf dieses Angebot hin den Kopf und Louis seufzte resigniert. So winkte er dem Kellner und bestellte nur für sich ein Bier, doch Nemours bestellte noch für sich und seine Begleitung jeweils einen Merlot. Louis hasste den Abend in diesem Moment. Er sprach kaum. Richard blockte ständig ab und Nemours war mit seiner „Nichte“ beschäftigt. „Wollen wir langsam gehen?“, fragte endlich Richard und Louis hätte ihn für diese Frage küssen können. Endlich konnte er gehen! Endlich konnte er sich dem Blick Nemours’ entziehen und dem Anblick desselben mit diesem Mädchen! „Ist wohl besser, ist ja schon spät. Ich muss nur noch bezahlen.“ Und wie zur Bestätigung winkte Louis dem Kellner, der sich erst einmal durch die Menschenmasse zu ihnen vorkämpfen musste. Laut und deutlich, sodass der junge Mann ihn nach Möglichkeit verstand, sagte er: „Rechnung.“ Und deutete auf Richard und sich. „Der Abend geht auf mich“, wandte er sich dann an diesen, nachdem der Kellner verständnisvoll genickt hatte und wieder verschwunden war. Richard ließ sich auf sein Bett fallen und schaltete den Fernseher an. Louis hingegen zog sich erst einmal Schuhe und Jacke aus, bevor er sich auf seine Bettkante setzte, den Kopf zwischen den Schultern, den Rücken gebeugt. Er atmete tief durch, dann erhob er sich wieder und ging zu Richard. Er drehte diesen, sodass er auf dem Rücken lag und kniete sich über ihn. Richard blieb ruhig, sagte nichts, wehrte sich nicht. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Dann küsste Louis ihn und Richard erwiderte den Kuss ohne irgendwelche Widerworte und ohne Widerwillen. Doch als sich Louis wieder von ihm löste, sagte er: „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du warst eifersüchtig.“ „Was?“, keuchte Louis. War er tatsächlich so auffällig gewesen oder lag es nur daran, dass Richard genauer hinsah was ihn und Nemours anging. Allerdings äußerte Richard sich nicht weiter dazu sondern schob Louis von sich und stand auf, um sich fürs Zubettgehen zu richten. Der Londoner tat es ihm gleich. Nicht lange später lagen sie in ihren Betten, das Licht war gelöscht und Louis hatte die Decke bis unters Kinn gezogen. Er hasste den Exkurs in diesem Augenblick, das einzig Positive daran war, dass das Hotel nicht die typischen französischen Pritschen hatte. Und er hasste die Gedanken, die ihm durch den Kopf geisterten. Er fühlte sich wahnsinnig einsam und gleichzeitig so dumm. Er zitterte. Natürlich war er nicht eifersüchtig gewesen, er mochte nur einfach diese Junie nicht und es hatte ihn genervt, dass Nemours ihn angelogen hatte. Wieso sollte er denn bitte eifersüchtig sein? Er hatte schließlich auch zwei Sachen gleichzeitig am Laufen. Und dennoch lag er hier allein im Bett. Nemours vergnügte sich wahrscheinlich gerade mit Junie. Verdammt! Er wollte gar nicht erst daran denken. Vorsichtig stand er auf und überbrückte die wenigen Meter zu Richards Bett. Er hob die Decke an, schlüpfte darunter und rutschte nahe an ihn heran, schlang seine Arme um ihn, drückte ihn an sich und küsste ihn in den Nacken. Und lächelnd stellte er fest, dass sich Richards Haare aufstellten unter der sanften Berührung. „Du bist noch wach?“ „Du doch auch“, murmelte Richard und Louis schmunzelte, als er fragte: „Warum schläfst du nicht?“ „Konnte halt nicht“, entgegnete der Junge in seinen Armen und atmete tief durch. „Ich brauch dich, Rich“, flüsterte Louis und schloss die schmerzenden, übermüdeten Augen. „Was?“, fragte nun Richard irritiert, doch er bekam keine Antwort. Louis hatte es gesagt, würde es nicht noch einmal tun und es schon gar nicht erklären. Der Oxforder wusste es jetzt und sollte es auslegen wie er wollte. So, ein wenig Fluff im Ende =) Bin ich nicht toll? Ich freue mich auf eure Meinungen, lG, Terrormopf Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)