Wenn der Kampf zu ende ist von SailorTerra (... ist es vielleicht zu spät) ================================================================================ Kapitel 1: Es nie versucht zu haben ----------------------------------- „Ich hab keine Lust mehr.“ Ash drehte sich vom Rücken auf den Bauch. Pikachu beobachtete seinen Trainer schon eine ganze Weile und wurde aus seinem Verhalten einfach nicht schlau. Seit ein paar Tagen hatte er schlechte Laune, forderte keinen anderen Trainer mehr zu Kämpfen heraus und hatte sich nicht mal bei der Wanderung in die nächste Stadt verlaufen. Okay, vielleicht war das eher Rocko zu verdanken, der die Führung seit Ashs Stimmungstief übernommen hatte. Pikachu sprang aufs Bett und stupste Ash gegen den Kopf, den er ins Kissen vergraben hatte. „Was denn?“, brummelte er ungehalten vor sich hin. Zur Antwort ließ Pikachu sich ebenfalls rücklings ins Kissen fallen und versuchte Ashs ausdrucksloses Gesicht zu imitieren. Was ihm sogar so gut gelang, dass Ash wusste was es von ihm wollte. „Manchmal hat man halt schlechte Laune. Schau dir doch das Wetter an, alles grau in grau. Hast du nicht auch Lust auf einen Winterschlaf?“ Pikachu schüttelte nur entschieden den Kopf. „Dann halt nicht“, grummelte Ash und drehte sich mit dem Gesicht zu Wand. Das gelbe Pokémon hüpfte vom Bett und verschwand aus der Tür, um seinem Trainer sich selbst zu überlassen. Ein Seufzen drang über Ashs Lippen. Wie sollte er auch seinem Pokémon erzählen, was in ihm vorging? Klar, eigentlich war Pikachu einer seiner besten Freunde, aber in der Hinsicht, konnte ihn vielleicht wenn überhaupt ein Mensch verstehen. Wieder huschten ihm die Gedanken an das Telefonat durch den Kopf. Nein, wahrscheinlich würde ihn nicht mal ein Mensch verstehen. „Pika!“ „Jetzt hör doch auf an meinem Kleid zu ziehen, du leierst das aus!“ Ash beschloss sich wieder mit dem Gesicht ins Kissen zu drehen. Er hatte eine wage Ahnung was jetzt kommen würde, und er wollte es nicht. „Pika!“, hörte er noch mal Pikachus Befehlston vor der Tür. „Wieso denn?!“, konnte Ash von Lucia hören, die wohl gar nicht glücklich darüber war, dass Pikachu an ihr rumgezerrt hatte. In dem Moment öffnete sich die Tür und Lucia kam rein. Ash horchte auf ihre Schritte, die zum Bett gegenüber gingen. Kurz danach schloss sich die Tür. „Ash?“ Er drehte sich nur höflichkeitshalber zu ihr. „Ich glaub Pikachu macht sich Sorgen um dich.“ Ihre blauen Haare lagen wie immer adrett um ihre Schultern. „Und was geht dich das an?“ Normalerweise schlug Ash nicht so einen Ton an, aber zur Zeit war auch nicht normalerweise. Sich von ihm nicht einschüchtern lassend, griff sie nach dem Kissen und stützte sich darauf. „Ich müsste es besser wissen, aber es sieht so nach Liebeskummer aus.“ Am liebsten hätte er sie angefahren, sie solle die Klappe halten, aber stattdessen brummte er nur resignierend. „Soll ich lieber Rocko holen?“ „Bloß nicht… der hat genug hier in der Memoria-Arena zu tun.“ „Also wirst du wohl mit mir vorlieb nehmen müssen.“ Ash seufzte wieder. Er hatte keine Lust zum Reden, davon wurde auch nichts besser. „Ich weiß ja, dass ich unwiderstehlich bin“, begann sie mit einem Grinsen im Gesicht. Fast hätte er etwas Verletzendes gesagt, sparte sich aber seinen Kommentar. Sie war hübsch und eine gute Trainerin, aber nun wirklich nicht unwiderstehlich. „Erzähl schon was los ist. Seit dem diese Misty angerufen hat, bist du so komisch.“ In seinem Magen zog sich alles krampfhaft zusammen. Er wollte diesen Namen nicht hören… nicht in nächster Zeit. Wollte er wirklich nicht, also ließ er das Taschentuch in seiner Hosentasche verschwinden. Lucia sah es, sagte aber nichts dazu. Schon oft hatte sie sich gefragt, warum er ein rosa Taschentuch mit sich rumschleppte. In dem Moment glaubte sie die Antwort gefunden zu haben. „Ich rede nur ungern mit mir selbst…“ „Das hat nichts mit ihr zu tun.“ „Sicher.“ Er konnte ihr auch sagen, dass es sie einfach nichts anging, aber letztendlich hatte er doch mit jemandem reden gewollt und hier hatte er jetzt die Chance dazu. „Das hat wirklich nichts mit ihr zu tun… eher mit mir.“ Lucia legte nur den Kopf schief und schwieg. So war es wesendlich einfacher Menschen dazu zu bringen, etwas zu sagen. Menschen fühlten sich immer dazu verpflichtet Stille zu füllen. „Sie hat sich nur gemeldet, um mir zu sagen, dass sie einen Freund besuchen fährt und die nächste Zeit nicht zu Hause zu erreichen ist.“ „Einen Freund?“ Ash seufzte genervt, aber auch gepeinigt: „Ihren Freund.“ „Und du bist in sie verknallt.“ „Nein, so ist das nicht“, es fiel ihm schwer Lucia anzusehen, aus Angst sie könnte sich über ihn lustig machen. „Mich hat sie nie besucht. Na gut, einmal, aber das ist ewig lange her.“ „Hast du sie denn je besucht?“ Eine berechtigte Frage, die sich Ash die letzten 3 Tage noch nicht gestellt hatte. Für ihn war es einfach selbstverständlich gewesen, dass er auf seiner Pokémonreise war und sie seit ein paar Jahren wieder in Azuria City. Sie hatten hin und wieder telefoniert… „Nein…“, murmelte Ash vor sich hin und setzte sich langsam auf. „Also bist du nicht eifersüchtig, sondern traurig, dass du es nie versucht hast?“ Musste dieses Mädchen immer so unverblümt die Wahrheit vor sich her reden? Aber sie hatte Recht. Er hatte es nie versucht. „Irgendwie schon.“ „Dann besuch sie doch einfach, wenn sie wieder da ist.“ „So einfach ist das nicht.“ „Wenn du sie nur als ein alter Freund besuchen willst, ist es einfach.“ Da mochte sie Recht haben, aber er war sich nicht sicher, ob er das wollte. Kapitel 2: Was er nicht weiß... ------------------------------- „Sag bloß du hast Angst“, grinste Lucia vor sich hin. „Quatsch…“ Angst war es nicht, eher ein ungutes Gefühl. Sah es nicht dämlich aus, wenn er jetzt, nach dem Misty ihm von ihrem Glück erzählt hatte, bei ihr auftauchte? Es sah verdammt dämlich aus, aber er könnte es als Glückwünsche tarnen, oder als eine Art Versicherung dass er sie auch gut behandelte. Vielleicht war es auch seine letzte Chance. Schließlich war sie fast im heiratsfähigen Alter, aber daran wollte er nicht denken. Wieso auch, er war schließlich nur ein guter Freund von ihr. Lucia machte es sich bequem in dem sie die Beine übereinander schlug. So gedankenverloren hatte sie ihn selten erlebt. Und das alles nur wegen dieser Misty. Sie beschloss bei Gelegenheit Rocko über die beiden zu befragen. Irgendetwas musste da gewesen sein, das Ash ihr verheimlichte. „Wo wohnt sie eigentlich?“ „Azuria City.“ „Das ist doch nur ein Katzensprung von hier. Wenn du sie nicht besuchst, bist du selber Schuld.“ „Aber…“ Lucia gebot ihm Ruhe in dem sie die Hand hob. „Machs dir nicht selbst zu schwer. Ich warte auch hier mit Rocko auf dich.“ Ash fühlte sich überrumpelt. Aber vielleicht war das genau das, was er gebraucht hatte, jemand der ihn dazu trieb das Richtige zu tun. Nur was war das Richtige? „…Ja, danke. Dann bis Übermorgen.“ „Bis dann, Ash“, verabschiedete Viola sich mit einem Lächeln. Er hatte es wirklich getan und es war wesendlich einfacher gewesen, als er geglaubt hatte. Viola hatte keine blöden Gegenfragen gestellt, als er sie gefragt hatte, wann Misty wieder zu Hause in der Arena ankommen würde. Daisy wäre bestimmt eine Spur neugieriger gewesen. Ein Teil der Last auf seinen Schultern war von ihm gewichen, aber nur ein kleiner. Wer war überhaupt dieser Kerl, in den Misty sich verknallt hatte? Sie hatte ihn vorher nie erwähnt. Ein Krachen erschütterte das Wohnhaus der Memoria Arena. Er wusste das Rocko ein harter Gegner in der Arena war, aber musste er für den Sieg das ganze Haus abreißen. Einer von Rockos kleinen Brüdern kam ihm entgegen gerannt, als Ash Richtung Arena ging. Er hielt sich die Ohren zu und verschwand den Gang hinab. Vermutlich war es ihm einfach zu laut gewesen. Während Ash die Zugangstür zur Arena öffnete, hörte er nur noch „Der Kampf ist vorbei!“ Ein Ratzfratz lag erschöpft am Boden während Onix so aussah, als hätte es noch nicht mal angefangen. Irgendwie war es schon gemein, dass die jungen Trainer aus dieser Region gleich auf den Meister der Stein-Pokémon stießen. Aber so wussten sie wenigstens was sie erwartete, denn einfacher wurden die Kämpfe ganz bestimmt nicht. Der junge Trainer rief sein Pokémon zurück und war kurz darauf auch schon wieder verschwunden. „Es müsste mehr Trainer geben, dessen erstes Pokémon ein Wasser-Pokémon ist.“ „Dann würd ich ja arm werden.“, erwiderte Rocko knapp, „Und die Trainer müssen schließlich lernen, dass Pokémon trainieren nicht nur Spaß ist.“ Ash wollte seinem besten Freund jetzt nicht widersprechen. Klar war es Arbeit, aber eigentlich mehr Spaß, sonst wäre er bestimmt nicht schon 7 Jahre auf seiner Reise. Im Türrahmen tauchte Pikachu neben ihm auf. „Findest du, dass die Reise so schwere Arbeit ist?“ „Pika“, es legte den Kopf schief. Okay, es mochte für Pikachu bei weitem anstrengender gewesen sein, als für Ash. „So das war der letzte für heute“, Rocko schwang sich von seinem Podest, das neu in der Arena installiert worden war. Ash wartete, bis Rocko zu ihm gekommen war, bevor er ihm die Neuigkeiten erzählte: „Ich fahr Übermorgen zu Misty.“ „Ist sie denn schon wieder da?“ Verwirrt hielt Ash einen Moment inne. Er hatte Rocko nichts davon erzählt, dass Misty nicht zu Hause war. „Sie soll dann wieder da sein, meinte Viola. Aber woher weißt du, dass sie nicht da ist?“ „Sie ist doch jedes zweite Wochenende bei ihrem Freund.“ Er klang, als wäre das eine auf der ganzen Welt bekannte Tatsache. Ash hatte das Gefühl etwas gegen den Kopf geschlagen zu bekommen. Rocko wusste also schon längst davon und hatte es nie für nötig erachtet, ihm das zu erzählen. „Seit wann weißt du davon?“ Rocko schaute ihn verwirrt an, dann versteinerte seine Miene: „Hat sie es dir immer noch nicht erzählt?“ Jetzt wurde ihm auch noch übel. Rocko hatte also sogar gewusst, dass er keine Ahnung hatte. „Doch, hat sie… vor drei Tagen.“ „Oh… Was hältst du davon, wenn ich deinen Lieblingseintopf mache?“ „Rocko!“, fuhr er ihn an, „Seit wann ist sie mit ihm zusammen? Und wieso zum Henker sagt mir das keiner? Ich dachte wir wären Freunde.“ „Sind wir Ash… sind wir und deshalb mach ich heute Abend deinen Lieblingseintopf.“ Mit diesen Worten verschwand er an Ash vorbei ins Haus. „Ich glaub’s nicht“, murmelte Ash vor sich hin. Und das tat er wirklich nicht. Wieso hatte Rocko davon gewusst und er nicht? Bedeutete er Misty so wenig, dass sie ihm nicht einmal die Wahrheit sagen konnte? Es war doch ihr gutes recht jemanden zu haben, den sie liebte, aber hatte er nicht vielleicht auch das Recht darauf, dass zu erfahren? Es zumindest nicht als aller letzter zu erfahren… Rocko hatte sich schnell ich die Küche zurückgezogen. Gedankenverloren suchte er sich die nötigen Kochutensilien zusammen. Eventuell würde Misty ihn umbringen… aber hatte sie wirklich erwartet, dass er Ash belügen würde? Sie hatte es ihm schon erzählt, bevor sie sich überhaupt mit ihm getroffen hatte. Ihm – Joey. Sie hatte vor drei Monaten Rockos Rat gewollt, was sie tun sollte, sollte er wirklich Interesse an ihr haben und einen Tag später sagte sie ihm, dass er sie zum Abschied geküsst hätte und aus der Sache wohl etwas Festes werden würde. Und danach hatte sie ihn am Telefon noch 5 Minuten lang überredet Ash nichts davon zu sagen. Sie wollte es selber tun. „Ich mach das schon“, immitierte Rocko Mistys Stimme, „von wegen…“ Hätte er gewusst, dass sie es ihm erst fast 3 Monate später erzählt hatte, hätte er Ash schon längst eingeweiht. Auch wenn es vermutlich noch härter für ihn gewesen wäre, es von ihm und nicht von ihr zu hören. Er verstand das Misty Angst hatte es ihm zu sagen, aber so ging man mit seinen Freunden nicht um und erst recht nicht, wenn man in diese Freunde mal verliebt gewesen war. Während er den großen Topf für den Eintopf auf den Herd stellte, ging hinter ihm die Tür auf und lautlos wieder zu. Erst das Geräusch eines Stuhls, der zurückgezogen wurde ließ ihn aufblicken. Lucia lächelte ihm entgegen. „Du fängst aber früh mit Essen machen an.“ „Kann schon sein.“ Mehr sagte Rocko nicht und machte sich daran das Gemüse zu waschen. Ein wenig beleidigt ließ Lucia sich auf dem Stuhl zurücksinken. Wieso redete heute niemand richtig mit ihr? Vielleicht würde etwas Ablenkung ihn zum sprechen bringen. „Soll ich dir helfen?“ „Nein, brauchst du nicht“, erwiderte er nur ausweichend ohne sie eines Blickes zu würdigen. Das reichte… „Was ist denn mit euch beiden los?! Jetzt sag nicht, dass du auch wegen dieser Misty so ne Laune schiebst!“ Mit einem Seufzen drehte er sich zu der jungen Koordinatorin um. „Diese Misty ist zufälligerweise die Arenaleiterin von Azuria City und Ashs älteste Freundin.“ „Oh“, das Ash sich früher nur mit Arenaleitern umgeben hatte, wusste sie nicht, war aber noch lange kein Grund für die beiden so komisch zu sein, das zweite allerdings vielleicht schon. „Lief damals was zwischen den beiden?“ „Nein… sie waren damals 14 als sich ihre Wege trennten.“ Lucia wandte ihren Blick überlegend zur Decke: „Sicher? So komisch wie Ash ist, seit er weiß, dass sie einen Freund hat…“ „Du weißt davon?“ „Ich hab ihm gesagt, er soll sie besuchen. Es bringt doch nichts, wenn er jetzt noch ein paar Monate Trübsal bläst.“ Rocko setzte ein überlegendes Gesicht auf: „Ich weiß nur nicht, ob das so eine gute Idee ist. Er geht zu ihr, weil sie einen Freund hat… und wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, hat sie nur einen Freund, weil er nicht da ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)