Beloved von MichaelW1980 (Oder: Wenn alles Anders kommt...) ================================================================================ Kapitel 1: Kein gewöhnlicher Tag -------------------------------- Der 21. Juni, ein Samstag. Bei schönstem Wetter war die Strecke gesäumt von Zuschauern. Scheinbar halb Tokyo war auf den Beinen, nur um dieses Wettrennen zu sehen. Doch halt, stop! Ist Dies am Ende die Geschichte eines Rennfahrers? Nein. Der Mann, der dort hinter dem Steuer saß, war lediglich der Besitzer dieses Autos. An sich war es ein optisch sehr unauffälliger Wagen, in dem er saß, wenn man die Rückseite des Wagens außer Acht ließ. Und nebenan saß ein gestandener Rennfahrer in seinem Hot-Rod, der extra für Beschleunigungsrennen gebaut worden war. Was sollte das nur für ein Rennen werden? Viele Zuschauer wollten dem Rothaarigen jungen Mann im Auto einfach nicht zutrauen, dass er dieses Rennen gewinnen Konnte, zumal er nicht allein da saß. Doch dieser Mann hatte die Ruhe weg, zog seine Sonnenbrille aus der Hemdtasche und setzte sie sich auf. Dabei sah er selbstsicher lächelnd zu seinem Beifahrer hinüber und meinte nur: "Yun, bitte anschnallen..." Das tat der junge Mann neben ihm auch wie geheißen. Doch bei sich fragte sich Yun, warum Ryuichi ausgerechnet SOLCHE Hobbys haben musste. Konnte es nicht eines sein, was ein wenig ungefährlicher war? Und wieh atte er sich nur dazu überreden lassen? Yun wusste es selbst nicht, seufzte und krallte sich im Stoff des Sitzes fest, nachdem er angeschnallt war. Ryuichi lächelte schelmisch und zog einen weiteren Schlüssel aus der Brusttasche seines Hemdes. Moment mal... reichte nicht einer? Doch diesen brauchte er nicht zum Motor anlassen. Der Schlüssel wurde in ein weiteres Schloss gesteckt und umgedreht. Daraufhin senkte der Wagen sich ein Stückchen ab. Auf dem Display des Wagens erschien das Wort Topspeed und nun war für den jungen Mann der Moment gekommen diesen Wagen zu starten. Doch wer war so verrückt, sich mit einem Straßenwagen ein Wettrennen gegen einen Hotrod in dessen Paradedisziplin zu liefern? Der Rothaarige Mann hieß Ryuichi KURODA und war einer der reichsten Männer Japans, wobei kaum einer hier sich dessen wirklich bewusst war. Der jüngere Rotschopf an seiner Seite war Yun, sein Sohn. Der war sichtlich nervös. Das war jedoch kein wunder, denn immerhin befanden sie sich hier auf einer Rennstrecke und keiner normalen Straße. Bei dieser Gelegenheit nämlich wollte Ryuichi Yun seine neue Errungenschaft vorführen, eben diesen Wagen. Ryuichi hatte sich schon längst aus dem Geschäftsleben zurück gezogen und verbrachte seine Zeit mit schnellen Autos, außergewöhnlichen Motorrädern und Partys. Ryuichi war ein passionierter Discobesucher und war auch der einen oder anderen Bar mit guter Stimmung nicht abgeneigt, wenn es sich ergab. Zumindest nutzte er jede Minute, die ihm dafür gegeben war. Noch viel mehr Zeit jedoch verbrachte Ryuichi damit, sich um seinen Sohn zu kümmern, der sein ein und Alles war, auch wenn seit mittlerweile zwei Jahre Gefühle darunter geschlichen waren, die dort eigentlich nicht hin gehörten. Aber das gehörte nicht hier her. Zurück im Wagen konnten wir nun beobachten, wie er den Schlüssel umdrehte und in dem Moment als die gewaltige, bullige Maschine, die vom Geräusch her irgendwo zwischen Sportwagen und Traktor lag startete, verstummte das Publikum. Es war nicht zu überhören, dass dieser Wagen eine ganze Wolfsherde in einem einzigen Schafspelz war. Um den Zuschauern ordentlich etwas zu bieten ließ Ryuichi den Moter einmal kräftig losbrüllen und bekam dabei selbst eine leichte Gänsehaut. // Yeah, das ist die Hölle auf Rädern // dachte er bei sich. Yun sah das ähnlich. Ihm rollte eine heftige Gänsehaut den Rücken hinab. Doch war die nicht wohlig. Wie gut, dass beide nun angeschnallt war, denn schon wurden die beiden Wagen an die Startlinie gerufen. Als beide Wagen Korrekt standen, schob Ryuichi sich die Brille auf die Nasenwurzel zurück, grinste und sah auf die Ampel. Ein Rotes licht... Adrenalin schoss durch die Adern Ryuichis. Ein Zweites rotes Licht... Nervös ließ er den Motor ein paar mal Laut werden... Gelb... jetzt gab es kein zurück mehr... Dabei währe Yun am liebsten auf der Stelle ausgestiegen. Was war das nur für eine Höllenmaschine, in der sie hier saßen? Kaum, dass die Ampel auf Grün gesprungen war trat Ryuichi das Gaspedal durch und die beiden wurden von der unfassbaren Macht mit der dieses Fahrzeug beschleunigte in die Sitze gepresst. "Whooooooooooo!!" kreischte Ryuichi, als der Wagen nach nur 2,5 Sekunden die 100km/h Grenze passiert hatte. Er wusste ja, dass sein neuestes Pferd im Stall Power hatte, aber so eine Beschleunigung hatte er noch nie erlebt! Yun bekam bei der Mörderischen Kraft, die auf sie wirkte einen wahrhaft ängstlichen Tunnelblick. Yun hörte nur noch das brüllende Geräusch des Motors und sah für einen Moment alles verschwommen, wollte nur noch eins: Raus aus dem Auto. Einfach nur raus aus diesem Ding! Das war ja gemeingefährlich!! Ryuichi unterdes konnte nicht zur Seite sehen, weil er mit jeder Millisekunde die Strecke im Auge behalten musste. Ein Blick in den Rückspiegel war nicht nötig, er hätte da eh nur noch Nebelschwaden von den halb aufgeriebenen Reifen gesehen. Ein griff zum Schaltknauf war hier nicht nötig, der Gangwechsel erfolgte über Paddels am Lenkrad und es war keine Unterbrechung der Beschleunigung zu spüren. Die beiden Wagen lagen exakt gleich auf doch als schließlich die Turbolader zum Angriff bliesen gab es kein Halten mehr, mit fast 50 Metern Vorsprung und einer Geschwindigkeit von über 200km/h erreichte Ryu das ziel und trat in die Eisen, so dass beide in die Gurte gedrückt wurden. Nach relativ kurzem Weg kam der Wagen zum stehen und es zog erst einmal eine Nebelwolke über sie weg, die durch die Reifen beim Bremsen erzeugt worden war. Ryuichi saß nun am Steuer und zitterte leicht. Nach zwei oder auch drei Momenten meinte er schließlich lautstark: "Oh Yes!" Und grinste über beide Ohren. Gegen einen echten Dragster hätte er natürlich keine Chance gehabt, aber so ein Hotrod konnte auch gewaltig beschleunigen und war ja auch extra dafür entworfen worden. So war Ryuichi stolz auf seinen neuen Wagen. Draußen jubelte und tobte es indes in einer Tour. Immer noch grinsend sah er zur Seite, zu seinem Beifahrer und meinte: "Na, was meinst du?.." Doch schon musste Ryuichi sein Adrenalin bremsen. Yun saß etwas eingesunken auf seinem Sitz und sein zittern war stärker geworden. Er war eindeutig nicht für so etwas gemacht und wünschte sich er wäre nie mit gefahren. Als die Frage Yuns Verstand erreicht hatte, drehte der sein kreidebleiches Gesicht langsam zu seinem Vater. Der Jüngere sah sein Gegenüber ängstlich und abwesend an, ehe er mit leiser und bebender Stimme wimmerte: "Mach das bitte nie wieder..." Dann schluckte er heftig und musste ein Schluchzen unterdrücken. Man merkte sofort, dass er ziemliche Angst bekommen hatte und vereinzelt liefen ihm sogar Tränen seine Wangen hinab. Yun war völlig fertig mit den Nerven. Geistesgegenwärtig stieg Ryuichi aus, das Publikum völlig außer Acht lassend, lief um das Auto herum, öffnete die Beifahrertür und zwängte sich zu dem schmächtigen Häuflein Elend. // Ohjeh... // dachte Ryuichi bei sich. Dann sprach er seinen Sohn mit sanfter Stimme an: "Hey... Shhhhh..." Dabei streckte er seine Hand aus und strich dem Jungen über die Wange und damit die Tränen weg. Yun schmiegte dabei seine Wange in die Handfläche des Älteren. Die Tosende Menge hatte er indes komplett vergessen und auch wer eigentlich gewonnen hatte, interessierte ihn in diesem Moment reichlich wenig. Viel wichtiger war ihm nun, Yun wieder zu beruhigen. Er legte einen Arm um den zitternden Rotschopf neben sich und drückte ihn an seine Seite. Als er ihn halbwegs beruhigt hatte, während schon sein Technikerteam heran gelaufen war, da sie nicht wussten was passiert war, schnallte er Yun schließlich ab, wischte ihn mit einem Taschentuch die restlichen Tränen weg und zog ihn zu sich, mit den Worten: "Na komm... wir suchen uns erstmal ein ruhiges Plätzchen..." Yun bekam dabei eine gewisse Röte auf dem Gesicht und starkes Herzklopfen. Ryuichi war jedoch abgelenkt, denn er sprach soeben einen der Techniker an: "Kümmert Ihr euch bitte um das Auto, bis später!" ~ "Alles klar." Kam es noch zurück, doch Ryuichi hatte sich schon mit Yun im Arm in Bewegung gesetzt, führte ihn in einen Eingang zur Tribüne, bis er schließlich an einem der vielen Fahrstühle angekommen war. Er betrat mit Yun den Fahrstuhl und setzte ihn in Bewegung. Doch kurze zeit später betätigte er den Nothalt. "So... hier haben wir erst einmal unsere Ruhe." sprach er ruhig und drückte Yun wieder an seine Brust. Der Jüngere bekam dabei ein tieferes Rot auf den Wangen und spürte sein Herz gegen die Brust hämmern. Yun kuschelte sich an seinen Vater und genoss die Wärme, die von ihm ausging. Er fühlte sich unheimlich wohl und geborgen bei Ryuichi, denn der strich dem Jungen, der ihm gerade bis zur Schulter ging über die Schultern und den gesamten Rücken. Einmal, zwei Male, drei Male... Dann drückte er ihm einen Kuss in den Haarschopf und wisperte schließlich: "Versprochen, Yu-chan... Entschuldige bitte" Erneut drückte der Ältere Yun an sich. Dann sah er zu Yun hinab und sprach leise und mit melodischer Stimme: "Ich hätte wissen müssen, dass so etwas nichts für Dich ist. Tut mir leid. Ab jetzt nehme ich viel mehr Rücksicht darauf. Schließlich möchte ich, dass es Dir gut geht..." Den letzten Satz flüsterte er in Yuns Ohr. Bei all diesen Zuwendungen von Ryuichi wurde Yun Mal um Mal heiß und kalt. Solche Dinge tat Yuns Vater seit einiger Zeit häufiger, doch nie hatte er dabei Yun so innig umarmt und ihm auf diese Weise in die Augen gesehen... Seine Augen hatten einen unbeschreiblichen, doch sehr menschlichen Blick inne. Ryuichi strich dem Jüngeren über die Wange, dann über den Rücken... Ahnte er denn nicht, was in Yun vor sich ging? der 19-jährige war schon seit einiger Zeit in seinen Vater verliebt. Situationen wie diese, wo er in den Armen seines geliebten Vaters Ruhe und Geborgenheit fand, machten es ihm nicht gerade leichter! Wie gern er es ihm endlich sagen wollte... 'Ich liebe Dich, Papa!' oder auch: 'Ich habe mich in Dich verliebt!' sind doch nun wirklich keine Schweren Wörter, eigentlich... Doch immerhin war er nun mal sein Vater... Wie würde er reagieren, wenn er wüsste, dass sein eigener Sohn auf Männer steht? Nicht nur das... Yun liebte Ryuichi und begehrte ihn... Doch übersah Yun dabei etwas wichtiges: Ryuichi nahm ihn nicht umsonst auf diese Weise in den Arm... Nicht umsonst schmuste er so gern mit Yun. Ihm selbst ging es doch nicht anders! In letzter Zeit war es für Ryuichi fast unerträglich, mit Yun eine einfache Umarmung zu teilen und doch nicht endlich die Wahrheit sagen zu können. Doch wie im Widerspruch dazu wurde er dadurch nicht schlecht gelaunt oder Depressiv... In letzter Zeit sahen ihm häufiger Frauen und sogar Männer hinterher... Das hatte seinen Grund, denn unbewusst tat Ryuichi alles dafür, um endlich von Yun bemerkt zu werden. Er kleidete sich so, wie es Yun gefiel, er achtete stark auf die Pflege seines Körpers, trieb verstärkt Sport... Das alles hatte seine Wirkung nicht verfehlt: Aus Ryuichi war ein beeindruckender, junger Mann geworden, auf dem alle Männer seines Alters neidisch waren. Und Yun? Yun liebte ihn mehr als je zuvor... Die bloße Anwesenheit Ryuichis machte Yun nervös. Leider währte die Ruhe nicht allzu lange an. Bald schon fuhr der Fahrstuhl wieder hinab. Als Ryuichi dies mit den Flapsigen Worten "Oh. Tja, lang hat’s nicht geholfen... Na ja..." kommentierte, musste Yun lächeln. Eigentlich war es nicht wirklich witzig, doch liebte Yun diese beiläufigen Bemerkungen des Älteren einfach. "Es ist sowieso schon spät. Ich rede noch einmal mit den Techis und dann können wir nach Hause fahren, was meinst du?" fragte der Mann nach. Yun nickte nur und errötete einmal mehr ein wenig, als Ryuichi ihn an seine Seite drückte. Während der Weg die zwei zur eigens für diese Automobil Convention gemieteten Werkstatt zurück führte, hatte Yun leider kaum die Möglichkeit, diese Nähe zu Ryuichi zu genießen. Während des Weges wurden sie nämlich immer wieder mal aufgehalten von Leuten, die ein Autogramm oder ein Foto von Ryuichi wollten. Doch ob das nur an seinem Wettrennen lag war für Yun eine berechtigte Frage. Bishonen wie Ryuichi fielen einfach auf. Fast hätte man glauben können, Ryuichi wäre ein Star oder etwas Derartiges. Ryuichi jedoch machte geduldig die ganzen Späße mit. Endlich in der Werkstatt angekommen, konnten sie beobachten, wie die Höllenmaschine gerade wieder im Laster verschwand. Wenn es nach Yun ging, für immer. Fehlten nur noch der Lamborghini Reventon und das Merkwürdige Konzeptmotorrad, wie es sich nannte, eine Dodge Tomahawk. Yun schüttelte sich bei dem Gedanken an den Lamborghini. Das Teil sah schon fies aus! Es wirkte wie ein Tarnkappenbomber auf Rädern. Echt gruselig... Damit musste er nicht auch noch fahren! Ryuichi hatte keinerlei Fehler an der Höllenmaschine zu vermelden. Bis auf die mörderische Leistung von dem Gerät gab es keine Auffälligkeiten. Darauf hatte er achten können. Das hätte bei dem Preis, den Ryuichi für dieses Gefährt berappt hatte aber auch nicht passieren dürfen. Der Bugatti Veyron 16.4 hatte Ryuichi nämlich den mächtigen Preis von circa 190 Millionen Yen gekostet. Zudem war das ding viel zu heftig, selbst für Ryuichi, der gegen einen ordentlichen Adrenalinschub nichts einzuwenden hatte. Doch andererseits hatte er dieses Gefährt, ähnlich wie den Reventon nicht zum fahren gekauft. Diesen Luxussportwagen würde Ryuichis Fuhrparkwächter in Zukunft an Autoshows und andere Events in ganz Japan vermieten. Selbst mit dieser Luxusanschaffung konnte Ryuichi noch Geld machen. Schließlich war alles abgesprochen und Ryuichi verabschiedete sich, verneigte sich vor seinem Team kurz und nahm Yun bei der Hand. Dabei schlich sich ein leichtes Lächeln auf Yuns Gesucht, genau wie auch eine leichte Röte auf dessen Wangen. Bei Ryuichis Lächeln wurde die rosige Färbung gar noch ein wenig mehr. Wie sehr Yun es liebte, wenn Ryuichi ihm mit einem Lächeln, so wie jetzt, in die Augen sah. Starkes Herzklopfen bekam der Jüngere dabei. Und es war ja nicht nur dieses Lächeln. Es waren die Augen Ryuichis, von denen Yun sich kaum noch lösen konnte, als sie sich bereits in Bewegung setzten. Geradezu entwaffnend wirkte Ryuichis Lächeln, als er Yun schließlich die Tür zu ihrem Auto, einem SLR Cabrio, aufhielt. "Dankeschön..." fiepste Yun leise und setzte sich hinein. Ryuichi schloss hinter ihm die Tür und Yun schloss genussvoll die Augen, da eine angenehme, aber heftige Gänsehaut über seinen schlanken Körper krabbelte. In letzter Zeit reagierte Yun viel zu heftig auf Ryuichi... Dieser Zog seine Sonnenbrille wieder aus der Brusttasche seines Hemdes (er hatte sie gegen Ende des Rennens dort hin verfrachtet) und setzte sie wieder auf. Selbst diese ganz normale Bewegung machte Yun verrückt! Nun sah Ryuichi Yun mit einem verzaubernden Lächeln und nicht minder eindrucksvollen Augen in die seines Sohnes und fragte sanft: "So, ab geht’s nach Hause! Freust Du dich auch schon?" Yun hätte dabei weinen Mögen, so intensiv reagierte sein Herz darauf. "Ja. Und wie." antwortete Yun wahrheitsgemäß. Dann lehnte er sich zurück, atmete durch und schloss die Augen, um die Abendsonne zu genießen. Dabei säuselte eine leichte Brise durch die Haare Yuns und spielte mit ihnen. n der Abendsonne schimmerte die Haut des Jüngeren leicht und seine Haare bekamen einen faszinierenden Glanz. Ryuichi seufzte lautlos, seine Augen glitzerten leicht. // Ach Yun...musst Du so sexy sein?.. // dachte er leicht scherzhaft bei sich. Fast hätte Ryuichi kichern können. Doch stattdessen startete er den Motor. Bald waren sie unterwegs und nicht lange dauerte es, bis die Fahrt auf der Autobahn Richtung Minato begann. Es war erstaunlich wenig auf der Autobahn los, aber vermutlich lag das daran, dass gerade Ferien waren. Viele waren im Moment wahrscheinlich im Ausland oder zumindest irgendwo anders in Japan. So war der Berufsverkehr, der um diese Zeit ohnehin abgeschwächt wäre, zu vernachlässigen. Ryuichi überkam ein leichtes lächeln. So entspannt zu cruisen machte noch viel mehr spaß als solche Bleifußfahrten, wie das vorhin. Immer wieder suchte Ryuichi Blickkontakt zu Yun. Das war auch gar nicht so schwer, denn Yun selbst sah immer wieder heimlich zu Ryuichi hinüber. Als der Blickkontakt irgendwann hergestellt war, waren sie gerade auf einer langen geraden unterwegs - und im Grunde alleine. So suchte Ryuichi den Nervenkitzel. Er zog die Sonnenbrille, die er trug ein kleines Stück nach unten und fixierte mit sanftem Blick die Augen des Jüngeren. Er flirtete ein wenig - nur durch Blicke - mit den Augen des Jüngeren. Verträumt und liebevoll waren seine Blicke. Yun verlor sich in den blauen Augen seines Vaters. Er vergaß alles um sich herum, sah fasziniert zu ihm herüber. Wie der Wind mit Ryuichis Haaren spielte und die Sonne seine Haut zum schimmern brachte... Er sah ja sonst schon verdammt gut aus aber das übertraf alles! Fast wie in Zeitlupe wirkte dieser Moment. Doch hielt er nicht allzu lange an. Immerhin waren sie auf der Straße unterwegs und Ryuichi musste sich auf den Verkehr konzentrieren. Der Größere bremste das Auto etwas ab, da vor ihm ein langsamerer Verkehrsteilnehmer aufgetaucht war. Er selbst hatte ein leichtes Herzklopfen bekommen. Das Herz des Jüngeren hingegen pochte laut in seiner Brust. Yun sah ebenfalls wieder nach vorn - im Gedanken blieb er bei Ryuichi. Doch als er das Auto vor ihnen sah erschrak er schon ein wenig. Aber es war ja zum Glück noch weit genug entfernt. Yun streckte sich ein wenig und sah zur Seite und sah sich die Gegend an wo sie gerade vorbei fuhren. Das geschah öfter, wenn sie sich so in die Augen gesehen hatten. Irgendwie verließ Yun jedes Mal der Mut... Doch selbst im Gedanken wirkte der Blick weiterhin heftig auf Yuns Gefühlswelt. Der Ältere hingegen beobachtete während der weiteren Fahrt immer wieder seinen Mitfahrer. Ryuichi war fasziniert von Yuns Ausstrahlung. Der Junge hatte Augen, in denen man sich verlieren konnte. Jedes mal, wenn Ryuichi die Haut des Jüngeren betrachtete, musste er mit sich kämpfen. Zu gern hätte er sie berührt. Doch das war nicht möglich, auch wenn er sich schon des Längeren fragte, was es wohl bedeutete, wenn Yun seine blicke so erwiderte. Er konnte einfach keinen sinnvollen Schluss daraus ziehen. Oder traute er sich nicht? Genau zu sagen vermochte Ryuichi es nicht. Etwa eine halbe Stunde später hatten die das Heimische Gelände erreicht. Es war ein riesiges Waldgelände, mitten In Minato, Tokyo. Das Gelände maß circa 20 Quadratkilometer und war komplett bewaldet. Von Osten her führte eine verschlungene Straße zu einer etwa 2.000 m² großen Lichtung, auf der insgesamt 3 Gebäude errichtet worden sind. Neben dem eigentlichen Wohnhaus fanden sich eine Garage und ein Freizeitbungalow im Hintergrund des Geländes. Alle drei Gebäude besaßen ein begrüntes Flachdach und fügten sich somit hervorragend in die Natur ein. Davon ab waren sie in beiger Farbe geklinkert und mit großen Fenstern ausgestattet. Trotz der Baugröße wirke keines der Häuser Klobig, riesig oder wie man so etwas sonst beschreiben konnte. Der Gesamte Wald wurde gepflegt, was an sich ein kleines Vermögen kostete, (geschätzt 16 1/2 Millionen Yen im Monat). In den äußeren Bereichen des Waldes gab es Wanderwege, so dass der Wald auch der Öffentlichkeit zugänglich war, allerdings war der Walt so begrünt und bewaldet, dass ein Abweichen von diesen Wegen nur sehr schwerlich möglich war. auch war außerhalb der Sichtweite vom Haus oder der öffentlichen Wege ein Zaun errichtet, der das Gelände vom restlichen Wald abtrennte. So war an dieser Stelle auch die Straße durch ein Tor unterbrochen, welches man über einen elektronischen Schlüssel oder vom inneren des Hauses her öffnen konnte. Letzteres war Sinnvoll, wenn Gäste klingelten, was man dann über eine versteckt angebrachte Kamera herausfinden konnte. Doch kehren wir zurück zu dem Pärchen: Ryuichi parkte das Auto elegant in der Garage ein, stieg aus und öffnete Yun die Tür. "Okaeri, mein Kleiner..." wisperte Ryuichi mit einem liebevollen Lächeln. Der kleine Rotschopf sah zu Ryuichi hinauf und schenkte ihm ein unendlich sanftes Lächeln. "Arigatou...", wisperte er schließlich und stieg aus. Es waren unscheinbares Kleinigkeiten wie diese, wegen denen Yun sich in Ryuichi verliebt hatte. Gleiches galt auch für Das, was Ryuichi als nächstes tat: Mit der Tasche über die Schulter und der freien Hand hinter dem Rücken des gut einen Kopf kleineren Rotschopfes, führte Ryuichi ihn in Richtung des Hauses. Die Sonne stand schon recht tief, es war etwa 21:00 Uhr, als Ryuichi die Tür zum Wohnhaus öffnete. Innen angekommen stellte Ryuichi die Tasche beiseite und knipste das Licht an. Yun unterdes zog sich die Schuhe aus und streckte sich genüsslich. Nach Autofahrten fühlte man sich immer so verspannt. Yun sah mit großen Augen zu Ryuichi hinauf, als dieser ihn ansprach: "Was hältst du davon, wenn ich uns eben ein paar Schnitten schmier und wir uns noch eine Runde aufs Sofa pflanzen?" Bei diesen Worten hatte Ryuichi ein liebevolles, fragendes Lächeln aufgesetzt. Yuns Wangen ereilte ein leichter rosa Ton, als er freudig zustimmte, jedoch nicht ohne zu fragen: "Uhm... soll ich Dir helfen oder auf dem Sofa warten?" Doch im Grunde war die Frage unsinnig, denn Yun wusste die Antwort meist schon vorher. So auch in diesem Fall, denn Ryuichi kratzte sich lächelnd am Kinn und meinte nur: "Ach, warte du ruhig auf dem Sofa. Wir haben ja geschnittenes Brot. Das geht schnell!" Yun schmunzelte innerlich. Wieder so etwas... "Okay..." murmelte er und ging zum Sofa. Von dort aus beobachtete Yun seinen Vater, wie er mit geschickten Handgriffen die schnitten bereitete. Irgendwie hatte Ryuichi in Yuns Gegenwart immer, aber wirklich immer einen liebevollen Gesichtsausdruck! Und wie er sich bewegte... Sanft und mit geschmeidigen Bewegungen werkelte Ryuichi in der Küche. Dieses Gesicht lud zum Träumen ein... Wie oft hatte Yun sich schon in seiner Phantasie ausgemalt, wie schön es sein konnte an der Seite Ryuichis... Ryuichi nahm unendlich viel Rücksicht auf Yun, manches Mal schon mehr als nötig! Doch genau das brauchte Yuns Seele einfach. Natürlich Ryuichi war sein absoluter Bezugspunkt nach dem Tod seiner leiblichen Mutter. Seinen Vater hatte er nie kennen gelernt, jedenfalls nicht bewusst. So war es vielleicht nur natürlich, dass er Ryuichi anhimmelte! Das zumindest war es, was Yun sich einzureden versuchte, wenn seine Gefühle verrückt spielten... Das Sofa übrigens war wirklich groß! 4 1/2 Meter länge auf jeder Seite dieses Ecksofas und eine Sitztiefe von fast anderthalb Metern, so dass man es sich problemlos mit ausgestreckten Beinen gemütlich machen konnte. Außer dem großen Couchtisch gab es hier nichts weiter. Einen Fernseher suchte man vergebens. Das kam aber auch nicht von ungefähr, denn immerhin war einen Raum weiter ein großer Fernseher und die entsprechende Anlage drum herum. Wenn man einen Film oder Fernsehen schauen wollte, konnte man genauso dorthin gehen. Das Wohnzimmer war ein Ort zum Aus- und entspannen. Während er mit schnellen Handgriffen die Brote belegte, sah Ryuichi immer wieder lächelnd zu Yun hinüber, der es sich im Schein der Warmen Abendsonne auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte. Das orangene Licht ließ die Haut von Yun eigenartig schimmern. Und die Augen... sie hatten einen eigenartigen Glanz inne. Wenn Ryuichi es nicht besser wusste, hätte er ihn als sehnsüchtig bezeichnet. Seltsam... Und dann diese Haare. Früher, als Yun noch ein Kind war, hatte er oft und gern durch die Haare des jüngeren gestrichen, sie verwuschelt. Sie waren so weich und doch kräftig... Eines der Dinge, für welche Ryuichi seinen Sohn nunmehr liebte. Als Yun seinen Kopf leicht schüttelte, hielt Ryuichi den Atem an und sah zu, wie die Haare des Jungen sanft sich hin und her bewegten. Dieser wunderschöne Anblick ließ Ryuichi lautlos seufzen. // Ach Yu-chan... // - im Gedanken sprach er ihn immer so an - // ...wie schön du doch bist. Äußerlich, wie innerlich. Wie gern würde ich Dich berühren. Aber das kann ich nicht tun... Doch egal wie lange es dauert... ich werde warten... // Die Augen Ryuichis schimmerten Leicht. Er bemerkte, dass ihm wenige Tränen in den Augen standen. So ging er kurz zum Kühlschrank, tat so als würde er etwas hinausnehmen. So konnte er ohne dass Yun es sah sich kurz über die Augen wischen. Gott sei Dank hatte er sich schnell wieder gefangen, aber es gab solche Momente der Schwermut, wenn Yun so nah und doch so fern war. Er liebte Yun. Von ganzem Herzen liebte er ihn! Und Ryuichi begehrte den zarten, schlanken Jungen mit dieser faszinierenden Siluette, der verträumt mit angezogenen Beinen auf dem Sofa saß und versuchte heimlich zu Ryuichi hinüber zu blicken, wobei er wohl glaubte, Ryuichi hätte das nicht gesehen. Doch natürlich... sicher hatte Ryuichi es bemerkt... Viel zu genau beobachtete er den Rotschopf mit diesen großen, faszinierend schimmernden, blauen Augen... Doch Yun war nun einmal Ryuichis Sohn, auch wenn er nur sein Ziehsohn war. (Streng genommen war Ryuichi noch immer nicht als Yuns Vormund eingetragen. Er hatte sich nur immer um Yun gekümmert. Yun vertraute ihm sicherlich als Vater, aber er würde ihn doch niemals als Geliebten wollen oder gar als Liebhaber... Erneut seufzte Ryu für Yun unhörbar und hatte schließlich die Brote geschmiert. So ging er lächelnd zu Yun, gestreichelt von den rötlichen, wärmenden Strahlen der Abendsonne, die auch ihn in ein ganz besonders Lichtspiel tauchten. Dem Sommer gerecht trug Ryuichi kurze Kleidung, halblange Shorts in gelber Farbe und dazu passend ein entsprechendes Shirt. Beides war üppig geschnitten und damit sehr gemütlich zu tragen. Während Ryuichi zum Sofa hinüber ging, bewegte sich der Stoff der Kleidung dabei leicht mit, während die Sonne in seinen Augen ein faszinierendes Spiel des Schimmerns erzeugte. Dabei sprach er freudig "Jetzt gibt’s Futter~!" während er sein ansteckendes Lachen aufgesetzt hatte. Yun hob seinen Kopf ein wenig an, von den Knien und sah zu Ryuichi hinüber. Während er auf ihn zu ging, ließ Yun unvermittelt seinen Blick über die Figur des jungen Mannes schweifen. Yun sah wie in Hypnose den langsamen Gang Ryuichis, beobachtete die Kleider, die seine leicht muskulösen Arme und Beine umschmeichelten. Jedes Mal, wenn er sich dabei ertappte, errötete Yun leicht, so auch dieses mal. Dennoch konnte er den Blick nicht von Ryuichi nehmen. So sah er verträumt und errötet zu Ryuichi hinauf. // Wow... Papa... Ryu... du bist... unglaublich... // Dachte er bei sich. Da ertappte er sich dabei, das Wort 'sexy' zu denken, während er Ryuichi so beobachtete. Yun war immer wieder von seinem Vater fasziniert. Der ließ sich neben Yun auf dem Sofa nieder und rutschte nach hinten, streckte seine Beine aus und stellte den großen Teller mit den Schnitten einfach darauf ab. Dabei hatte Yun aus den Augenwinkeln die Waden des Älteren im Blick. Yun musste den Blick abwenden und die Augen schließen, atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Doch das war gar nicht so einfach... Dann rutschte er ebenfalls nach hinten und sah noch einmal aus den Augenwinkeln zu Ryuichi. Seine Wangen waren noch immer gerötet und sein Herz schlug genau so schnell und fest wie vorher. Ryuichi war so nah und doch so fern. Wie gern hätte er sich einfach an Ryuichi gelehnt, ein wenig mit ihm gekuschelt... Doch nun, da er kein Kind mehr war, ging das einfach nicht. Er seufzte lautlos und nahm sich schließlich eine Scheibe des Brotes. Während er so neben Ryuichi saß und seine Scheibe Brot aß, sprach Yun kein Wort. Doch in seinen Gedanken herrschte das reinste Chaos. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als Ryuichi nah zu kommen. Doch er durfte nicht. Schwermut bestimmte die Gedanken Yuns. Ryuichi war über Yuns Verhalten ein wenig verwirrt. So hatte Yun sich noch nie verhalten, wenn sie bei einander saßen... Irgendetwas schien den Jungen eindeutig zu beschäftigen! Nur was?.. Wenn Ryuichi jedoch so darüber nach dachte, kam er zu dem Schluss, dass es wohl einfach ein sehr langes Wochenende gewesen war und Yun sicherlich einfach nur übermüdet war. Vielleicht war es auch besser, wenn sie gar nicht allzu viel Zeit hier auf dem Sofa verbrachten, auch wenn Ryuichi das nur zu gern gehabt hätte. So hätte er Yun wenigstens nah sein können... // Nein, Ryuichi... nicht darüber nachdenken, das tut nur weh. // mahnte er sich im Gedanken zur Ordnung. // Außerdem ist es wichtiger, dass es Yun gut geht! // Irgendwie fiel kein Wort zwischen den Beiden. So versuchte Yun, ein Gespräch anzubahnen, doch das beste was ihm in den Sinn kam war: "Schmeckt gut, Papa..." Schon im nächsten Moment fand er diesen Satz unheimlich doof und wünschte sich, er hätte ihn nicht gesagt. Ryuichi jedoch schmunzelte und konnte sich ein leises kichern nicht verkneifen. Dann wuschelte er Yun durch die haare und entgegnete fröhlich: "Das freut mich. Aber es ist doch gar nichts besonderes..." Dabei hatte Ryuichi wieder einmal sein ansteckendes Lächeln aufgesetzt. Yun seufzte und dachte bei sich: // Doch, weil Du es gemacht hast... // Dabei errötete er leicht. Das Lächeln hatte ihn tatsächlich angesteckt. Er schenkte seinem Vater ein sanft lachendes Gesicht, obwohl ihm nicht danach zu Mute war. Yun wog wieder einmal im Gedanken das Für und wieder ab, versuchte sich zu einer Entscheidung durchzuringen, doch wie jedes Mal, wenn sie hier auf dem Sofa saßen, konnte er sich einfach nicht den Ruck geben, mit der Sprache heraus zu rücken. So blieb es anstelle der Aussprache, die ein Teil von Yun sich schon lange wünschte, dann bei Gesprächsfetzen, die nicht wirklich mit dem Thema zu tun hatten, welches Yun wirklich beschäftigte. Als sie mit dem Essen geendet hatten und der Teller auf dem Tisch stand, saßen sie noch eine Weile einfach so da. Yun beobachtete seinen Vater, wenn der nicht darauf achtete und sah ihm in die Augen. Yun liebte dieses träumerische funkeln in Ryuichis Augen, wenn er des Abends aus dem Fenster sah. Wieder wurde der 19-Jährige von einer Woge der Gefühle erfasst. Fast schon fühlte er sich dazu bereit, Ryuichi einfach alles zu sagen, doch dann, wo er es sich schon vor genommen hatte, machte er doch wieder einen Rückzug, denn er hatte Angst. Er hatte Angst, dass sein Vater ihn abstoßend finden könnte, wenn er wüsste, dass sein eigener Sohn ihn liebte und begehrte... So kam es schließlich dass dieser Abend viel zu schnell sein Ende fand und Ryuichi Geschirr, Besteck und Lebensmittel weg räumte. Yun hatte sich auf die Seite gedreht und die Beine angezogen, beobachtete Ryuichi in dieser Haltung dabei und seufzte schwer. Bald war Ryuichi in der Küche fertig, wandte sich Yun zu und sprach ruhig: "Na komm, lass uns mal ins Bett gehen. Es ist ja schon spät..." Mit diesen Worten und einem sanften Lächeln tat er schon die ersten Schritte in Richtung des Badezimmers. und murmelte ein Leises: "Okay..." Dann stand er auf und folgte seinem Vater ins Badezimmer, wo sich die Beiden bettfertig machten. Wieder vor dem Badezimmer war es an der Zeit, sich eine gute Nacht zu wünschen, doch Yun kämpfte noch immer mit sich. Noch nie hatte er so intensiv darüber nachgedacht, seiner Liebe zu Ryuichi, seinem Vater, endlich Luft zu machen. Doch wieder einmal verließ ihn der Mut, wenn er die starken, blauen Augen seines Vaters sah. "Gute Nacht, mein Kleiner. Schlaf gut!" verabschiedete Ryuichi sich, strich Yun über den Haarschopf und ging in Richtung der Leiter, die in das einzige Zimmer im Obergeschoss führte. Yun wisperte: "Gute Nacht, Vati... Dankeschön, du auch!" Ryuichi lächelte noch einmal sanft und kletterte die Leiter hinauf. Yun sah ihm seufzend hinterher. Es war schon ungewöhnlich genug, dass es in diesem Haus ein einziges Zimmer quasi als Obergeschoss gab, welches noch dazu einfach nur eine Art Glasverschlag war. Noch ungewöhnlicher war, dass man diesen Raum nur über eine Leiter erreichen konnte, aber das wirklich merkwürdige war wohl, dass Ryuichi ausgerechnet diesen Raum als Schlafzimmer ausgewählt hatte. Das hieß... wenn man von Schlafzimmer sprechen konnte. Im Prinzip bestand der ganze Boden aus einer Latexkernmatratze, wohlgemerkt einer sehr Großen. Es war eine Maßanfertigung von 3x3 Metern, die zur Hälfte im Boden eingelassen war Die Bereiche links und Rechts des Aufgangs mit der Leiter waren ebenso wie der Boden unter der Matratze gefliest und mit einer Fußbodenheizung versehen, die mit der Klimaanlage des Hauses gekoppelt war. Auch hier gab es ein Gitter, durch das die klimatisierte Luft in den Raum strömen konnte, ebenso wie ein weiteres Gitter, durch welches die Abluft abtransportiert wurde. Eine Vertiefung in der Mitte jedes dieser gefliesten Bereiche war vorhanden. Ansonsten gab es nur je zwei Steckdosen Links und Rechts, nahe des Fensters, jeweils vor dem Gitter, aber weit genug von der Matratze weg, dass man die Lichtschalter neben den Steckdosen nicht aus Versehen betätigen konnte. In jeweils einer der Doppelsteckdosen war eine Tischlampe gesteckt, die jedoch hier einfach auf dem Boden stand. Neben den Steckdosen war jeweils einer der besagten Lichtschalter, die die Halogenbeleuchtung an der Aluminiumverstrebung bediente. Doch meist benutzte Ryuichi diese gar nicht. Er zog sich - wie üblich - bis auf die Shorts aus und schmiss die Klamotten in eine der Vertiefungen. Dann krabbelte Ryuichi in das Bett. Er hatte übrigens einen Faible für blaue Seide, so war es nicht weiter verwunderlich, dass auch der Bezug der Decken und Kissen hier entsprechend in schimmerndem Blau gehalten war. Ryuichi legte sich hin und deckte sich zu, sah in den klaren Abendhimmel an dem schon die ersten Sterne standen. Leise seufzte er. // Boku no Yun.... Aishiteru... // dachte er bei sich. Vor seinem Inneren Auge sah er noch einmal die vielen Eindrücke, die Yun allein an diesem Wochenende bei Ryuichi hinterlassen hatte, sah dessen Lächeln, sah dessen Angst wenige Stunden zuvor und nicht zuletzt die Blicke, die der Kleine ihm zugeworfen hatte. Im Auto, zuhause... Und mit diesen Bildern vor dem Auge schlief Ryuichi schließlich, recht schnell - beinahe sogar glücklich - ein. Doch auf Dauer konnte das keine Lösung sein... Leicht missmutig ging Yun also in sein Zimmer. Auch er trug des Nachts - üblicher Weise - nur Shorts. So zog auch er sich bis auf diese aus und krabbelte in sein Bett. Doch es kam ihm so groß und ungemütlich vor... Wieder war Yun allein, obwohl er sich nichts mehr gewünscht hätte, als die Nähe zu Ryuichi. Er wollte mit ihm kuscheln, er wollte Ihm nah sein! So wälzte Yun sich fast eine Stunde lang hin und her. Er konnte nicht einschlafen. Die Gedanken an seinen Vater hielten ihn wach. Es wurde immer schwerer für ihn, allein hier zu sein, ohne Ryuichi. Als es schließlich unerträglich für Yun wurde, fasste dieser schweren Herzens einen Entschluss. Er krabbelte aus dem Bett und schlich ins Wohnzimmer. Dort tastete er sich um die Küche herum, bis zur Leiter vor. Eine Weile stand er so da, schaute hinauf in das Halbdunkel des Nachthimmels, den man durch den Glasverschlag sehen konnte. Es war nichts zu hören. Ryuichi schlief sicherlich schon. Ein letztes Mal kämpfte Yun dagegen an, was er hier tun wollte, doch es ging einfach nicht mehr. Zu stark waren seine Gefühle für Ryuichi und seine Sehnsucht nach ihm. Zu trostlos war die Einsamkeit, wenn er eine Nacht allein verbringen musste. Zitternd legte er eine Hand an eine der Sprossen, dann die Zweite. Einen Moment später hatte der schlanke, junge Mann in den Boxershorts seine Ängste überwunden und kletterte langsam und Leise nach oben. Sprosse für Sprosse beschleunigte sein Herzschlag. Es war beinahe, als würde Yuns Herz einfach aus seinem Brustkorb heraus springen wollen. Was wenn Ryuichi noch wach war? Was wenn er ihn weckte? Was, wenn er die Nacht an Ryuichis Seite verbrachte und der am nächsten Morgen aufwachte? Was würde er sagen, was denken?.. Daran wollte Yun lieber nicht denken... Aber er brauchte Ryuichi jetzt. Die Einsamkeit fraß Yun allmählich auf. Schließlich lugte der Rotschopf des Jungen aus dem Durchstieg heraus und große Augen sondierten ängstlich das Terrain. Ryuichi schien bereits zu schlafen. So traute Yun sich weiter und krabbelte schließlich in das Bett, unter die zweite Decke und robbte vorsichtig näher an Ryuichi heran. Schließlich lagen sie nur noch etwa 30 cm von einander entfernt im Bett. Yun hatte sich die Decke bis fast an das Kinn gezogen, als wäre sie ein Schutz. So lag er neben Ryuichi und wollte dem Älteren beim schlafen zu sehen. In dem Moment spürte Yun, dass er zu laut gewesen war, dass Ryuichi dabei war, aufzuwachen. // Oh Gott! Schlaf bitte weiter! Schlaf BITTE weiter!! // flehte er im Gedanken. Doch es war zu spät... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)