The hidden passion von little-basta ================================================================================ Kapitel 1: Die erste Begegnung ------------------------------ Die aufgehende Sonne erstreckte sich über das weite Land. Der Nebel hing noch tief in den Tälern und versperrte die Sicht. Die Vögel begangen zu zwitschern und suchten bereits das erste Futter für ihre Jungen. Auf den Weiden ließen sich leichte Umrisse von Pferden und Kühen wahrnehmen. Doch keine Menschenseele weit und breit. „Amy Lynn, wo bleibst du denn?“ Die Köchin des Hauses trat leicht verärgert auf die junge Frau zu. „In einer halben Stunde wünscht McLory sein Frühstück. Was trödelst du denn hier so rum?“ Den Blick von der wunderschönen Idylle abgewendet, schritt Amy mit einem Eimer Wasser beladen auf die füllige Frau zu. „Verzeihung Miss Rosebell. Ich dachte, ich hätte jemanden bei McLorys Rappen gesehen.“ Sie wusste, dass der Rappe das ein und alles des Grafen war und sich ihm niemand nähern durfte. Eiligen Schrittes überquerten die beiden Frauen den Hof zurück in die Küche des Hauses. Der Dunst des Raumes erschwerte der jungen Frau das Atmen. Amy begriff einfach nicht, wie jemand so früh am Morgen schon fetten gebratenen Speck und Eier essen konnte. Bereits bei dem Geruch wurde ihr schon übel. Umso mehr freute sie sich, als sie beauftragt wurde, die Abfälle hinaus zu tragen. Sie öffnete die Tür und trat wieder hinaus. Mühsam schleppte Amy Lynn den schweren Eimer, der bis zum Rande mit Abfällen gefüllt war, zum Kompost am Rande der Weiden. Auf der Hälfte des Weges legte sie eine kleine Pause ein und pustete schwer. „Wie können drei Menschen nur so viel Müll verursachen? Und das so früh am morgen.“ Sie richtete sich einmal kurz auf und krempelte die Ärmel ihrer Bluse hoch. Den Eimer wieder in die Hände genommen, setzte sie ihren Weg fort, als ein junger Mann ihr diesen plötzlich aus der Hand nahm. Erschrocken sah sie zur Seite und wollte am liebsten los schreien, doch dann erkannte sie ihn. „Mensch Loky, erschreck mich nicht so.“ Der Blondschopf schenkte ihr ein Lächeln und begleitete sie zum Kompost. „Ich verstehe einfach nicht, wie sie euch so schwere Arbeiten machen lassen können. Nicht das ich dir das nicht zu traue, aber man sollte sich die Kräfte einteilen.“ Loky war schon immer der Ansicht gewesen, man müsse den Frauen im Haushalt mehr Arbeit abnehmen. Wie konnte man ihnen zu muten neben dem putzen und kochen auch noch so schwere Eimer durch die Gegend zu schleppen, während sich die Männer des Hofes im Stall aufhielten oder sonstige Arbeiten erledigten. „So schlimm ist es doch gar nicht.“, antwortete Amy Lynn ihm kurz, wobei sie ihm dennoch dankbar für seine Hilfe war. „Hat sich eigentlich noch was ergeben wegen dem Unbekannten von vorgestern?“ Loky schüttelte den Kopf und seufzte. „Nein, bisher gibt’s noch keine weiteren Anhaltspunkte. Niemand hat ihn wirklich gesehen, nur seine Umrisse. Aber damit kann der Kommissar nichts anfangen.“ Vor genau zwei Tagen sah einer der Stallknechte eine dunkle Gestallt beim Rappen des Grafen. Keiner hatte die Person erkannt und als man ihm näher kam, verschwand der Unbekannte so schnell, wie er gekommen war. „McLory meint wir sollen aufmerksamer sein. Außerdem möchte er nicht, dass die Frauen alleine über das Grundstück laufen. Niemand weiß wer diese Person war und ob sie gefährlich ist.“ Eines musste Amy Lynn dem Grafen zu gestehen, er mag ihnen viel Arbeit bereiten und manchmal auch etwas streng erscheinen, doch sorgte er sich immer um ihr Wohlergehen. „Ach deswegen hast du mich also hier her begleitet. Und ich dachte schon du hättest wirklich Mitleid mit mir.“ Die junge Frau begann zu lachen und nahm ihm dankend den leeren Eimer wieder ab. „So ein Unfug. Du weißt genau das ich mich immer um dich sorge.“, entgegnete Loky ihr mit einem sanften Lächeln. Die Beiden kannten sich schon seit sie klein waren und man konnte sie niemals trennen. Deswegen war es auch für niemanden verwunderlich, dass sie am selben Hof arbeiteten. „Danke noch mal für deine Hilfe, aber ich muss mich beeilen, sonst bekomm ich wieder Ärger mit Miss Rosebell.“ Jeder auf dem Hof wusste, wie Miss Rosebell sein konnte, wenn etwas nicht so lief, wie sie es sich vorstellte. Aus diesem Grund mochte es auch niemand riskieren die Frau gegen sich zu haben. „Stell den Eimer dort ab. Dann kannst du dir den Lappen nehmen und die Stufen am Hauseingang mal wieder wischen.“ „Ja wohl Miss Rosebell.“ Nicht einmal die sonst so freche und selbstbewusste Amy Lynn wagte es ihr zu widersprechen. Vor dem Hauseingang hockte sich die junge Frau auf den Boden und begann die Stufen zu schrubben. Die Stallburschen waren damit beschäftigt die Pferde an den Wagen zu spannen. Die Familie McLory plante wohl wieder ihre wöchentliche Fahrt über ihren Besitz. Als sich die Tür öffnete sprang Amy schnell auf, nahm ihre Sachen zur Seite und stellte sich mit gesenktem Kopf an das Fußende der kleinen Treppe. Mit einem knicks und einem freundlichen „Guten Morgen“, begrüßte sie die Familie und wartete, bis diese sich mit der Kutsche vom Hof entfernt hatten. „Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie höflich du sein kannst.“ Mit einem frechen grinsen warf Amy Loky den feuchten Lappen ins Gesicht und machte sich wieder an die Arbeit. Der Tag verlief recht ruhig. Die McLorys waren den ganzen Tag über unterwegs und so konnten die Mägde in Ruhe ihrer Arbeit nach gehen. Am Abend, nachdem das Abendessen angerichtet war, durfte Amy sich dann entfernen. Sie ging hinaus an die frische Luft, wo sie sich auf einen Holzstumpf am Rande einer Weide niederließ und sich von der Arbeit erholte. Die Sonne war schon fast untergegangen und man konnte kaum noch etwas erkennen, als Amy Lynn ein Geräusch vernahm. Jemand schlich sich über den Weg in Richtung Wald. Unsicher stand sie auf und überlegte, ob sie ihm folgen sollte. Vielleicht war es der Unbekannte, den man bei dem Rappen gesehen hatte. Vorsichtig und mit wilder Entschlossenheit schlich sie ihm nach. Ganze zehn Minuten lief sie den Waldweg entlang, bis er den gegebenen Weg verließ. »Wer ist das?«, fragte sie sich die ganze Zeit, »Wenn er den Weg hier ohne weiteres verlassen kann, muss er sich hier doch auskennen.« Der Teil des Grundstückes, auf dem sich der Wald befand, konnte für Fremde sehr verwirrend sein. Selbst Amy fiel es manche Tage schwer sich hier zurecht zu finden. Aber im Dunkeln? Das war doch schon fast unmöglich. Dennoch war ihre Neugierde zu groß, um den Unbekannten entkommen zu lassen. Vorsichtig verließ auch sie den Waldweg und folgte ihm ins Dickicht. Sie ging immer tiefer in den Wald hinein. Die Sonne war nun vollständig verschwunden und lediglich der Schimmer des Mondes ermöglichte es ihr etwas zu sehen. Kälte kroch ihr in die Knochen, weshalb sie ihr Tuch enger um den Hals zog. Ihr wurde ein wenig mulmig im Magen. Ob er sie bemerkt hatte? Hier würde sie garantiert niemand suchen. Amy Lynn blieb stehen und beschloss umzukehren. An dieser Stelle wurde es ihr dann doch zu gefährlich. Ein lautes Knacken versetzte ihr einen Schrecken. So schnell sie konnte rannte sie durch die Büsche. Erst als Amy Lynn die Gebäude des Gutshauses erreicht hatte, blieb sie stehen und atmete tief durch. Ihr Herz raste noch immer. Amy sah sich noch einmal um, doch der Unbekannte war ihr nicht gefolgt. Die Angst lag ihr noch immer in den Knochen. Sie beschloss ins Haus zu gehen, sich in ihr Bett zu legen und sich langsam von dem Schrecken zu erholen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)