A Very Special Present von MioAkiyama (Advent, Advent, Anabell brennt immernoch! XD) ================================================================================ Kapitel 13: 13.12.2008 ---------------------- Das Telefon klingelte. Ich hörte es im Unterbewusstsein, aber irgendwie war ich noch am Schlafen. Das hatte jeder mal, oder? Diesen komischen Halbschlaf-Zustand, wenn man beim Träumen noch denken und seine Umgebung hören konnte. Ich hörte jedoch nicht nur das Telefon. Ich hörte auch Ash, der mich vorsichtig aus seinen Armen befreite, dabei leise vor sich hinfluchte und es schließlich schafft aufzustehen, um den Anruf anzunehmen. Ich hörte, wie er sich im Flur etwas ungehalten meldete und dann kurz zuhörte. Ich hörte, wie er sagte, dass er „sie“ holen würde. Und gleichzeitig realisierte ich, dass mit „sie“ wohl ich gemeint war. Na toll! Und richtig: Nur wenige Sekunden später kam Ash ins Zimmer und setzte sich auf meine bettkante. „Süße? Lucia ist für dich am Telefon...“ Meine Augen fühlten sich grausam schwer an, als ich sie öffnete. „Hmh...? Ich hoffe du hast nicht die Seh-Funktion eingeschaltet...“, murmelte ich leise. Er lächelte. „Nein. Hast du mich mal angesehen?!“ Nein, hatte ich nicht. Aber das konnte man ja nachholen. Mein Blick glitt über seinen Körper, der immernoch – welch Überraschung – in seinen Schlafsachen steckte. „Gehst du jetzt? Sie wartet auf dich...“ „Schon gut...“, stöhnend wuchtete ich mich aus dem Bett, ging in den Flur, um zu sehen, was Lucia wollte. „Hallo?“ „Misty! Wie geht es dir?!“ „Naja, es geht. Ich wurde gerade unsanft vom Telefon geweckt...“ Ich hoffe sie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. „Ach, du hast noch geschlafen?! Tut mir Leid...“ Sie hörte sich nicht wirklich so an, als würde es ihr Leid tun, aber naja... „Maike hat mir gestern Abend erzählt, dass du einen Adventskalender bekommen hast?!“ Tja. So eine Nachricht machte eben schnell seine Runde. „Ja, das stimmt...“ „Wie süüß!“, ihre Stimme klang in meinen Ohren schrecklich hell und quitschig. „Weißt du von wem er ist?!“ „Nein...derjenige hat eigentlich nur meine Idee von damals kopiert...“ „Hast du denn eine Vermutung?“ „Nein...“ „Ach komm schon! Denk nach! Was war denn bisher alles drin?!“ Normalerweise hätte sie mich mit ihrer Euphorie vielleicht sogar angesteckt, aber an diesem Morgen war das überhaupt nicht der Fall. Ich erzählte ihr das, was sie wissen wollte. Sofort fing sie mit den Überlegungen an, die ich mir gar nicht machen wollte. „Weißt du denn ganz sicher, dass es ein Mann ist?“ „Nein Lucia, das weiß ich nicht. Ich habe mir auch keine großen Gedanken darüber gemacht, weil es mir sowieso egal ist. Ich bin glücklich vergeben an Ash und das wird auch so bleiben!“ Vielleicht klang ich jetzt ein wenig grob, aber ich hatte alles andere als Lust darüber zu diskutieren, wer diesen tollen Einfall hatte zu versuchen, mich Ash wegzunehmen! „Interessiert dich das den gar nicht?“ „Nein!“, das war eine glatte Lüge. Es interessierte mich sehr wohl, weil ich immernoch Herzklopfen bekam, wenn ich an 'Gast 114' dachte, aber das würde Lucia nur noch mehr anstacheln. „Echt nicht? Ich würde vor Neugierde sterben, wenn ich du wäre“ Ich schloss für einen Augenblick die Augen. Ein Glück, dass sie mich nicht sehen konnte... „Naja, du scheinst es ja jetzt schon kaum auszuhalten“ Ich hörte, wie sie lachte. „Du hast Recht, ich finde das unheimlich spannend!“ „Hmh...“, mehr sagte ich dazu nicht. „Halt mich auf dem Laufendem, okay? Ich muss weg...“ Eigentlich hätte ich gefragt, wohin sie musste, aber ich konnte mich nicht dazu aufraffen. „Okay. Mach's gut, Lucia“ „Tschüß Misty, ich hoffe wir können uns bald mal wieder treffen!“ „Ja, das wäre schön...“ Dann legte ich auf. Sie hatte nur angerufen, um über den Kalender zu reden. Hätte ich mir eigentlich denken können, waren nicht alle Leute gleich? Auch Maike hatte das sofort total spannend gefunden. Drew, der gemerkt hatte, wie ungern ich darüber redete, hatte es nur mit Mühe geschafft, auf ein anderes Thema zu lenken. „Was wollte sie?“, rief Ash aus dem Schlafzimmer zu mir herüber. Langsam schlurfte ich zu ihm. „Über den Kalender reden...“ „Oh...“, Ash sah meiner Miene an, dass ich nicht gerade gut aufgelegt war. „Soll ich dir ein Bad einlassen? Du siehst aus, als könntest du genau das brauchen!“ Dann lächelte er so liebevoll, dass ich am liebsten geschmolzen wäre. „Das wäre furchtbar lieb von dir!“ Er stand auf, küsste mich auf eine Wange und ging dann an mir vorbei. „Ich sehe doch, dass es dir nicht so gut geht“, er winkte mir nochmal zu, dann ging er. Dafür liebte ich Ash ja so. Er wusste ohne dass ich es ihm sagen musste, wie es mir ging. Und wenn es mir nicht gut ging, tat er alles dafür, dass es mir besser ging. Er schaffte es fast immer, mich aufzuheitern. Er hatte das einfach drauf! Sollte das nicht auch so sein? Das gehörte in einer Beziehung meiner Meinung nach dazu, zu wissen, was der andere gerade brauchte. Wusste der „Unbekannte“ das auch? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Was ich nämlich vom dem im Moment am besten gebrauchen konnte, war ein Zettel, auf dem so etwas wie „Misty, das war nur ein Scherz, ich will gar nicht, dass du Ash vergisst. Ich bin nämlich Ash!“ geschrieben stand. Ich hatte die Hoffnung darauf immernoch nicht vollständig aufgegeben, obwohl er mir immer wieder sagte, dass er es nicht war. Außerdem würde er dann nicht immer so eifersüchtig schauen. Die Chancen, dass meine Hoffnung erfüllt werden würde, war also schwindend gering. Aber sie war immerhin da und das baute mich auf. Ein wenig zumindest. Ich ging zu dem kleinen Adventskalenderbaum und betrachtete ihn. Vielleicht sollte ich ihn mal wieder gießen. Aber wozu sollte das schon gut sein? Obwohl...er konnte ja nichts dafür, dass er von jemandem so missbraucht worden war. Mit einem tiefen Seufzen nahm ich den Stoffbeutel von einem der Äste. „Na dann...“ Ich knotete die Schleife etwas lustlos auf und faltete den Stoff auseinander. Zum Vorschein kam – zum zweiten Mal – eine unbeschriftete CD. Wie interessant! Ich betrachtete sie einen Moment lang, dann stand ich auf und ging ins Bad. Ich würde sie beim Baden hören, wer wusste schon, wie lang der Inhalt sein würde? Ash stand an der Wanne und ließ Wasser hinein laufen. „Danke...“, flüsterte ich ihm ins Ohr. „Wofür?“ „Dafür, dass du du bist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)