Schwarze Nächte von Tharaia (Content = Nonsense) ================================================================================ Kapitel 2: I don't wanna sleep with Ladies ------------------------------------------ Da bin ich wieder. Schreibwut, irgendwie. Und mir war nach einer neuen Session Schwarze Sinnlosigkeit. Der Titel lehnt sich übrigens an ein Lied von Hardcore Superstar namens "Sophisticated Ladies" an. Eignet sich auch prima als Lektüreuntermalung in Dauerschleife. http://de.youtube.com/watch?v=tJ_1BgXT0A8&feature=related ~~~ Ich lachte laut. Pans Grimassen waren aber auch zu gut, und die Geschichte dazu erst… na ja, gut, ich konnte mich schon jetzt nicht mehr daran erinnern, was er eigentlich erzählt hatte, aber war das wichtig? Wir zogen zu sechst durch die Straßen, auf dem Rückweg vom Club, hatten alle gut Laune und wollten den Abend noch nicht enden lassen. Ja, okay, drei Uhr nachts sollte man nicht als Abend bezeichnen, ich weiß. Aber wir wollten wirklich noch nicht ins Bett. Dass wir seit einer Viertelstunde auf der Suche nach der Straßenbahnstation waren, die auf dem Hinweg nur drei Gehminuten vom Club entfernt gelegen hatte, machte uns im Moment keine Sorgen und war auch nicht ärgerlich. Denn die letzte Viertelstunde war wirklich eine Lustige gewesen. Pan plapperte ununterbrochen vor sich hin und wedelte dabei so sehr mit den Armen, das er an der letzten Straßenecke gegen ein Verkehrsschild gelaufen war und sein wirklich entzückender Hintern Bekanntschaft mit dem Kopfsteinpflaster des Bürgersteigs gemacht hatte. Blöderweise war das aus unerklärlichen gründen nass gewesen, und jetzt sah es ein bisschen so aus, als hätte er sich in die Hose gemacht. Schien ihn aber nicht zu stören. Marius hatte sich bei mir untergehakt und gab kleine Passagen aus irgendwelchen Liedern, die ich auch irgendwoher zu kenne glaubte, zum Besten, wenn er nicht gerade sein anschmachtungswürdiges Katzen-Lächeln zur Schau stellte. Er hatte wirklich eine schöne Singstimme, so samtig, anschmiegsam und weich, wohlklingend einfach, aber unterlegt mit einem gewissen Touch von Wahnsinn. Großartig. Und individuell. War ja auch wichtig. Vor mir hatte ich direkten Ausblick auf Yoshis blanke, sanft schwingende Hüften. Er hatte gemeint, ihm wäre warm, und hatte seinen Mantel ausgezogen. Von der roten Hotpants sah ich gerade nicht viel, weil Stefans Hand es nicht lassen konnte, Yoshis Gesäß zu betatschen. Aber gut, sie steckten sich ja auch gerade gegenseitig die Zunge in den Hals, da war das okay. Inzwischen imitierte Pan täuschend echt einen Professor, den ich noch nie getroffen hatte, und stolzierte laut krakeelend quer über die Straße. Das Auto, das ziemlich schnell heranrauschte, sahen wir alle zu spät. Ich starrte etwas dümmlich auf den Kühler, der sich unaufhaltsam Pans Beinen näherte, und spürte nebenbei, dass Marius neben mir tief Luft holte. Nur Bene war schneller. Er packte seinen Geliebten an der Taille und riss ihn von den Füßen. Beide stürzten auf den Bürgersteig, direkt vor uns. Da lagen sie nun, Pan verwirrt und Bene heftig keuchend, in verfänglicher Position. Der kleine Schönling saß auf den Oberschenkeln des Größeren und hielt sich den Kopf. „Mir’s schwindlig…“, nuschelte er. Marius und ich standen nur dumpf daneben, als Bene sich aufsetzte und seinen Freund umarmte. Wohin das Auto jetzt plötzlich war, konnte ich nicht sagen. Es war einfach weg. Aber das machten Autos ja ständig. Stefan und Yoshi schienen von dem ganzen Theater nichts mitbekommen zu haben, denn sie standen wild knutschend ein paar Meter weiter, der Tiger hatte seine Beute dicht an eine Gebäudewand gedrängt. Die beiden Pärchen in meinem Blickfeld boten ein ungewöhnliches Bild. Sie waren sich so ähnlich, und trotzdem total unterschiedlich. Konträr, irgendwie. Es sah aus, wie ein Bild, von irgendeinem dieser großen Meister, gemalt in Öl und mit vollpsychologischen Hintergrundgedanken. Eine Weile genoss ich den Anblick, ehe ich mich seufzend gegen Marius’ Schulter lehnte. Er hatte wohl nichts dagegen. „Bene…“, durchbrach Pans leise Stimme die Stille, „Kann ich heute zu dir?“ Der Größte von uns brummte nur, es klang nach Zustimmung. Pan quietschte freudig und klatschte in die Hände, wie ein dreijähriges Kind, das vor dem Weihnachtsbaum stand. Er sprang auf und packte eine von Benes Händen, zog ihn mit sich auf die Füße. „Klasse!“ Plötzlich schien er es ziemlich eilig zu haben und strebte die Straße hinunter. Ob er es wohl so nötig hatte? Ich überlegte nicht weiter, als ich Marius wissendes, einladendes Lächeln bemerkte. Ganz so, als wollte er mich dazu auffordern, Pans Frage zu wiederholen. Vor einer Bar blieb Pan schließlich stehen. Etwas verwirrt sah ich auf das Schild über der Tür, das den Namen eines der feinsten Nobeletablissements der Stadt verkündete. Na ja, eigentlich erkannte ich nur das Logo, den Schriftzug konnte ich nicht lesen, die Buchstaben schwammen ganz komisch vor meinen Augen umher. Wohnte Bene etwa hier? Oder wollte Pan sich nur weiter zulaufen lassen? Yoshi, der hinter mir stand, kicherte, ich hatte wohl laut gefragt. Pan wurde rot und meinte, er wolle nur seiner Mama Bescheid sagen. Das verwirrte mich jetzt völlig. Warum kam er hierher, um seiner Mama zu sagen, dass er bei seinem Freund übernachtete? Die Stirn runzelnd folgte ich meinen neuen Freunden in das Innere des Gebäudes. Bei dem, was ich drinnen sah, blieb mir erst mal die Spucke weg. Ich erblickte einen ganzen Haufen an Fernsehstars, bekannten Musikern, sogar den einen oder anderen Politiker glaubte ich zu erkennen. Und die Frau in einem der Sesselchen, der Pan gerade um den Hals fiel, blinzelte einem im Moment überall von der Dessouswerbung dieses sündhaft teuren Designers entgegen. Erst, als ich die beiden nebeneinander sah, fiel mir auf, wie ähnlich sie sich sahen. Und warum ich anfangs geglaubt hatte, Pans Gesicht irgendwoher zu kennen. Nur, dass es nicht sein Gesicht war, sondern das seiner Mutter. Eines international berühmten Models. Als Pan nach fünf Minuten angeregten Gesprächs Bene zu sich winkte und begann, ihn der Damengruppe um seine Mutter herum vorzustellen, was Bene sichtlich unangenehm zu sein schien, zog Marius mich seufzend zur Bar. „Das dauert noch…“ Ich nickte nur zustimmend und pflanzte mich auf einen der freien Hocker am Tresen. „Ich bin kurz weg, muss mal wohin…“, teilte Marius mir mit. Ich nickte nur träge und wollte ihm gerade sagen, er solle sich doch bitte neben mich setzen, da war er auch schon verschwunden. Schade. Irgendwie hätte ich ihn jetzt gern bei mir gehabt. Jemanden zum Anlehnen. Ich blickte mich suchend um, konnte aber weder Stefan noch Yoshi entdecken. Mit einem tiefen Seufzen widmete ich meine Aufmerksamkeit dem Muster der Tischplatte. Wirklich interessant, das Teil. Plötzlich räusperte sich etwas neben mir und sprach mich an: „Hallo…“ Ich drehte den Kopf und starrte der Person ins Gesicht. Weiblich. Tiefer. Noch viel weiblicher. Noch tiefer. Immer noch weiblich. Ich schluckte und sah wieder in die nun amüsiert funkelnden grünen Katzenaugen. „Ich schätze, ich darf dir einen Drink ausgeben, hm?“ Korrekt verstand ich diesen Satz erst, als vor mir irgendein mir unbekannter Cocktail auf die eben noch intensiv studierte Tischplatte gestellt wurde und dieses beängstigend weibliche Wesen mir mit einem identischen Glas zuprostete. Etwas irritiert starrte ich sie an, begriff nicht so ganz, was hier gerade vor sich ging. Sie hingegen schien sich sehr sicher zu sein, denn sie lächelte und trat näher zu mir, lehnte sich mit dem Rücken an den Tresen. Das Lächeln sollte wohl zuvorkommend sein, doch auf mich wirkte das Zeigen der blendend weißen Zähne äußerst bedrohlich. Fast noch mehr als das deutliche zur Schau stellen eines leicht gebräunten Dekolletees. Ein Hetero hätte sie vielleicht anziehend gefunden. Immerhin war sie gut bestückt. Aber ich spürte die Angst deutlich und penetrant von meinem Bauch aus hochsteigen. Plötzlich drehte sich alles. Panisch kniff ich die Augen zusammen und holte zischend Luft. Nie wieder Alkohol, schoss es mir durch den Kopf, und ich nahm einen großen Schluck von meinem Cocktail. Ich beanspruchte mein Sehzentrum erst wieder, als mich irgendetwas am Knie berührte. Warm. Eine Hand. Leicht desorientiert blinzelte ich in das Licht, das mir gemeinerweise aus allen Winkeln des Raumes ins Gesicht zu scheinen schien. Vor mir tauchten die Umrisse eines Gesichtes mit Hochsteckfrisur auf. Wurden zu der Frau, der ich das Glas in meiner Hand zu verdanken hatte. Und es war ihre Hand auf meinem Knie. Ich schluckte hart. Irgendetwas lief hier gerade verdammt schief. Und die Richtung, die die Hand nahm, als sie auf meinem Oberschenkel höher rutschte, gefiel mir gar nicht. Ich wollte irgendetwas tun, aber ich konnte nicht sagen, was. Mein Hirn war wie von einem dicken, schwerfälligen und feindlich gesinnten Nebel umhüllt, der keinen klaren Gedanken durchließ. Die Rettung kam in Form von zwei Armen, die sich von hinten um meine Taille schlangen, und einer tiefen, dunklen Stimme, welche mir ruhig, aber so, dass die Frau an meinem Bein es deutlich hören konnte, ins Ohr raunte: „Na, Joy-Schatz… Du flirtest mir doch nicht etwa fremd?! Hab ich dich so vernachlässigt? Da hatte ich aber gestern Abend einen anderen Eindruck…“ Bei den Worten wurde ich sofort knatschrot, das weibliche Wesen vor mir eher käseweiß. Es war Stefan, der mir da so verführerisch am Ohr hing, und ich musste sagen, dass ich nicht wusste, ob die Hitze in meinen Wangen jetzt Scham oder Freude bedeutete. Aber ich wusste, dass er mich vor den Fängen des Monsters bewahrt hatte, denn die Frau verschwand eine Spur zu hektisch, als dass mein dröhnender Schädel ihr hätte folgen können. Gesagt hatte sie auch noch was. Keine Ahnung. Erleichtert seufzend ließ ich mich in Stefans Umarmung sinken. „Dann schaffen wir dich wohl mal besser ins Bett“, hörte ich ihn neben mir sagen, ehe er mich gegen die Theke lehnte. „Bleib schön brav hier, ich hol die anderen. Und lass dich nicht wieder von Frauen anbaggern!“ Ich stöhnte etwas, das eine Zustimmung sein sollte, dann krachte mein Schädel auf den Tresen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)