Ich schenke Dir einen Traum von Yuleira (Eine Drachenschlüssel Fanfiction) ================================================================================ Ich schenke Dir einen Traum --------------------------- Verlust. ...Trauer. ...Schmerz... Es war eine lange und traurige Nacht für Jin Jenkins, der alleine und einsam in seinem Zimmer saß und weinte. Er weinte all die Tränen, die er in den vergangenen Tagen hätte weinen sollen, aber es nicht konnte. Die Wut, die in ihm gelodert hatte, und alles zerstörte, was in seine Nähe kam, hatte keinen Platz für Trauer gelassen. Und nun lag sein Herz schwer in seiner Brust, voller Schwermut und Trauer. Ein kleines Herz, das mehr ertrug, als es hätte aushalten sollen. Schmerz, der nicht hätte sein sollen. Ein Verlust der Liebe, die niemals hätte verloren werden sollen... Ein Verlust, der ihn schwer und mit tiefstem Schmerz getroffen hatte. Das Licht, das sie für ihn war, drohte nun von einem schwarzen dunklen Feuer in ihm erloschen zu werden. Das Dunkel lechzte nach Licht, das einzige Licht, das seine Seele mit ihrem heiteren Lächeln zum Erleuchten gebracht hatte. Sie war sein Licht... Sein Leben... Sein Herz. Nicht eine Minute verging, ohne an sie zu denken. Er war hier allein zurückgelassen worden, nicht einmal die Einsamkeit tröstete ihn— sie hatte alles was mit Leben zu tun hatte mitgenommen. Wie ein Zerstörungszauber der Seele fraß die Dunkelheit ihn auf, nahm alles Lebende mit ihm, alles. Zurück blieb ein tiefer Schmerz, ein Dolchsstich mitten ins Herz. Am liebsten wollte er aufschreien— all den Schmerz heraus der in ihm lag. Doch nicht einmal das würde sie zurückbringen... Gar nichts. Er war ein Großer Zauberer, doch nicht einmal dieser Titel konnte ihn davon überzeugen, sie zurückzuholen. Er war ein Nichtsnutz... Kein Zauber der Welt würde sie jemals zurückbringen können. Er ließ sich in das Bett fallen, mit ausgebreiteten Armen, und nichts außer ein Bild in der Hand haltend. Ein Bild, auf dem man beim Näherkommen ein glücklich lachendes Mädchen sah, das ohne Sorgen inmitten einer Wiese stand. Ein letzter Blick darauf geworfen, eine letzte Träne, ein letzter Augenschlag, und er schlief ein, den offenen Armen des Schlafes willkommen heißend. Es verging keine Minute nachdem er die Augen geschlossen hatte, und ein schimmriges Leuchten erwachte in dem Bild. Lautlos zwang sich dieses Licht nach außen und wurde langsam größer. Über der Brust des Zauberers begann dieses Licht sich zu verformen, als das Wesen seine gewünschte Form erreicht hatte, erlosch das Licht. Ein leises Glockenklingeln war zu hören... ...Dann wurde alles still. Nur ein paar leuchtend blaue Augen betrachteten die schlafende Gestalt des Zauberers. »Mein Schatz,... Heute Nacht sollst du nicht leiden. Alpträume meines Todes sollten Dich nicht mehr plagen...«, sagte eine sanfte weibliche Stimme. »Heute Nacht werde ich über Dich wachen, wie ich es auch sonst, ohne dein Wissen tue.« Sie beugte sich über ihn, und berührte seine Wange, federleicht wie sie war. »Ich schenke Dir einen Traum«, flüsterte sie und berührte seine Lippen, doch es war nicht mehr als der Flügelschlag eines Schmetterlings. »...Dieser Traum kommt von Herzen. Hüte ihn wie du auch mein Herz hütest.« Sie legte ihre Hand auf sein Herz, ehe sie sich neben ihn legte und ihn in seinem Schlafe beobachtete. Ich schenk’ Dir einen Abendstern Auf dass er möge ewig gleiten Mit Dir auf allen Weges schreiten Bewachen deines innerst’ Kern. Erleuchten soll es Deines Pfades, Dir Hoffnung und Dir all das geben, Mich ersetzen in Deinem Leben, Heilen die Wunden, Deines Rades... Er hörte die Stimme noch bevor er seine Augen öffnete und seine Sinne ganz wach waren. Er hörte, wie die Stimme vom Wind übertragen wurde, die nah, jedoch so weit entfernt klang. Seine Nase nahm den feinen Geruch von Kräutern wahr, wie er verwundert feststellte. Schläfrig schlug er seine Augenlider auf, und blinzelte ein paar Mal gegen das Licht, dass ihm direkt ins Gesicht leuchtete. Leicht benommen schloss er die Augen wieder und ließ er seine anderen Sinne erwachen— sich auf seine Umgebung konzentrierend. Sie schien... Anders. Er nahm Geräusche wahr. Leichtes Rascheln von Blättern... Rauschen von Wasser... Und schon wieder dieser Kräuterduft. Er atmete den angenehmen Duft ein und erkannte, dass ein leichter Blütenduft mit den Kräutern verwoben war. Dann erklang ein harmonischer Schrei, der ähnlich eines Rabens war. Als er verwirrt seinen Kopf anhob und nach den Verursacher des Klangs sah erblickte er zwei Dinge auf einmal. Erstens, dass er sich nicht in dem ihm vertrauten Zimmer befand, und zweitens, dass ein übergroßer schwarzer Vogel vor ihm auf einem knorrigen Ast saß und ihn mit klugen Augen beobachtete. Er musste nicht zwei Mal hinsehen um zu wissen, dass dies kein gewöhnlicher Rabe, sondern Magie im Spiel war. Für ihn war es ein Kinderspiel Zauber zu erkennen, schließlich war er ein Meister der Zauberkunst. ...Doch wie war er hierher gekommen? War er nicht eben in seinem Zimmer, in seinem Bett gewesen? Er blinzelte und rieb sich die Augen. Er dann bemerkte er, dass das Bild, dass er vor dem Einschlafen in der Hand gehalten hatte, fort war. Also war das...? Jin... ’...Ein Traum?’ Als er erneut die Augen auf den Vogel legte, breitete dieser seine Flügel aus. Ein Flügelschlag und der Rabe war in der Luft. Ein Windhauch und er glitt zu ihm herab. Er schlug noch einmal mit den Flügeln, und landete auf Jins Arm, den der Zauberer instinktiv angehoben hatte. Er betrachtete den Raben misstrauisch, wenn auch neugierig. Hellblaue Augen blickten wundernd zurück. Hellblaue Augen die ihn so sehr an sie erinnerten... »Das ist nicht möglich...« Das ist ein Traum... Und in Träumen ist alles möglich, so sagt man doch? Seine Augen weiteten sich. Doch nicht, weil die Stimme direkt von dem Raben kam, nein— sie klang wie die Stimme von... »...Grace?« fragte er ehrfürchtig. Der Rabe erhob sich von seiner Hand. Einen Moment lang befürchtete Jin, sie würde wegfliegen, oder verschwinden, wie immer, wenn Grace zum greifen nah war,... doch diesmal nicht. Die Spitzen der Rabenflügel begannen zu glühen und eine silberne Farbe floss von ihnen herab, bis sie die Vogelform ganz eingehüllt hatten. Und dann begann ihre Form sie sich zu verändern. Augenblicke später erstarrte Jin vor Schreck, als sie, wie er sie in Erinnerung behalten hatte, leichtfüßig und lebendig landete. Und nun stand sie vor ihm. Einige Momente wusste er nicht was er tun sollte. Kein Gedanke erreichte ihn, kein Wort fiel über seine Lippen. Er starrte sie immerzu an, sich nicht sicher, ob er sich freuen oder sie wegstoßen sollte. Er war zu oft enttäuscht worden... Zu viele Träume, in denen sie einfach verschwunden war, verschluckt, von der Dunkelheit... »Keine Sorge«, sagte sie, als sie die Unsicherheit in seinen Augen sah. Vorsichtig ging sie auf ihn zu. Sie streckte ihre Hand nach seiner aus, berührte sie sanft, was ihn zusammenzucken ließ. Langsam sank er seinen Kopf und musterte seine Hand, auf der ihre lag. Ihre Berührung war so leicht, dass er sie fast vergessen hatte. »Hab keine Angst.« Sie nahm seine Hand und hob sie an ihr Gesicht. Sie schloss ihre Augen, als sie seine Wärme gegen ihre Wange spürte. Und auch er schloss seine. Sie war... Er wusste nicht wie er es beschreiben sollte... Sie ließ seine Hand von ihrer Wange gleiten, sie führend, bis seine Hand über ihrer Brust lag. ...Und dann spürte er es. Der Beweis dafür, dass sie hier war. Schlag auf Schlag gab ihr Herz einen Rhythmus von sich. Sie lebte. Grace lebte. Seine Grace. Ohne dass er es wollte, bildeten sich Tränen in seinen Augen. Sein Blick verschwomm, bis sie ganz von seinen Augen genommen wurde. Furcht legte sich auf sein Herz. Er wollte sie nicht noch einmal verlieren! Als hätte sie seinen Hilferuf gehört; als wolle sie ihm versichern, dass sie da war— dass sie lebte, berührten ihre Lippen die seinen. So zärtlich und weich, dass er den Kuss kaum wahrhaben konnte. Sie wischte seine Tränen fort und lächelte ihn strahlend an. Doch er konnte ihr Lächeln nur mit einem Traurigen erwidern. »Wie ist das möglich...?« fragte er wieder. »Das ist ein Traum, oder?« »Das ist ein Traum... Doch so real und wirklich, dass es wiederrum keiner ist.« Verwirrt suchte er in ihren Augen die Bedeutung ihrer Worte. »Aber—« »Shhh...« Sie legte einen Finger auf seine Lippen. »Das einizige was nun zählt, ist dass ich bei Dir bin, und wir zusammen sind.« ...Ja, sie war bei ihm. Er schloss sie in seine Arme und zog sie fest an sich. Und er würde ihn hüten, als wäre es das Herz selbst, dass sie ihm geschenkt hatte. Träume nur, mein Herzallerliebster, Träume sind nicht allzu lang,... Doch hüte sie, behalte sie im Herzen, wie ein Schatz, neben meinem. Ein Rabe aus schwarz-blau glänzenden Federkleid ließ sich sachte auf das Fensterbrett nieder. Ein letztes Mal fielen leuchtend blaue Augen auf den jungen Mann der nun friedlich und mit einem Lächeln auf den Lippen schlief. Das einzige, was sie ihm noch geben konnte waren Träume, und einen Stern aus Licht, der seine Dunkelheit vertreiben konnte. Ein kräftiger Flügelschlag ihrer mächtigen Schwingen und sie war in der Luft, gefolgt von dem Atem des Windes, der sie Dimension der Geister begleitete. Dort, wo sie herkam. Denn sie war nicht mehr als ein Geist, gefangen in dieser Welt und der nächsten, dem es erlaubt worden war, ihren Liebsten von Sorgen zu befreien. Jetzt bin ich nicht mehr als ein Geist im Winde, der den Schlüssel zu Deinen Träumen gefunden hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)