Davor und Danach von moko-chan (J2/RPS) ================================================================================ Kapitel 1: Danach ----------------- So, hier, da, ich habs ja angekündigt. Hier eine weitere der J2 FanFics, die noch bei mir auf der Festplatte rumlagen. Entstanden, genauso wie Die Unendliche Geschichte, Der Regenmacher und In der Hitze des Augenblicks in unserem Greifswalder Hexenschreibzirkel. Wenn ihr mögt, könnt ihr euch die ja auch noch zu Gemüte führen - falls ihr das noch nicht gemacht habt zumindest. Ich würde mich freuen. Am Zirkel beteiligt und hier veröffentlicht sind außerdem übrigens Hope_Calaris und Bufera. Ich kann euch ihre Geschichten nur empfehlen! Jetzt wünsche ich euch wie immer viel Vergnügen! (Teil zwei folgt die Tage, vielleicht sogar schon morgen!) moko-chan Danach Jensen schob seine Hände tief in die Hosentaschen seiner Jeans, zog die Schultern hoch und legte den Kopf in den Nacken. Er machte ein paar Schritte vom Haus weg, so dass das Licht seiner Fenster ihn kaum noch erreichte, und blieb neben einem knorrigen alten Baum stehen. Der nächtliche Himmel über ihm war klar, zeigte ein paar Sterne, und Jensen atmete tief die frische Luft ein. Er hätte nie gedacht, dass ihm in einer kühlen kanadischen Nacht jemals so heiß sein könnte. Vielleicht war es besser, wenn er hier draußen blieb. Er war warm genug angezogen, um diese Leichtsinnigkeit zu überleben, und hier draußen war es wenigstens einigermaßen still … und dann war ihm ja schließlich auch noch mehr als heiß. Verdammter Jared. Er hörte, dass die Party im Innern des Hauses noch in vollem Gange war, und grinste schwach. Rosey hatte sich wirklich alle Mühe gegeben, den Anfang der Sommerpause gebührend zu feiern. Alles, was Rang und Namen hatte, war unter seinem Dach versammelt, und Jensen fragte sich zum wiederholten Male, was ihn geritten hatte, als er Michael versprochen hatte, zu kommen. Jensen mochte solche Partys nicht. Es wurde zu viel getrunken, zu viel gelacht, und es endete fast immer damit, dass man neben jemandem aufwachte, den man im günstigsten Fall vorher noch nie gesehen hatte – ungünstiger war es, wenn man neben jemandem aufwachte, den man nicht leiden konnte, und das ganz große Los hatte man gezogen, wenn man die Nacht mit seinem Co-Star verbracht hatte. Nicht, dass Jensen das schon jemals passiert wäre, aber er war lange genug im Geschäft, um zu wissen, welch unangenehme Folgen so etwas nach sich zog – und er kannte Chad. Jareds verdammten Freund Chad, der quasi eine wandelnde Leuchtreklame für unangenehme Folgen aller Art war. Jensen seufzte, als seine Gedanken wie von einem Magneten angezogen wieder bei der Person ankamen, wegen der er eben so fluchtartig Michael Rosenbaums Party verlassen hatte. Jared, der ihm den ganzen Abend lang nicht von der Seite gewichen war, der ihn ständig auf die ein oder andere Art berührt hatte, und dem scheinbar völlig egal war, wenn er Jensen so nahe kam, dass diesem beinahe das Herz stehen blieb. Als Jared noch mit Sandy zusammen gewesen war, hatte Jensen sich wieder und wieder mit der Geduld eines Heiligen eingeredet, dass das, was er für Jared empfand, nicht mehr als freundschaftliche Gefühle seien. Zugegeben, recht innige und überraschend starke freundschaftliche Gefühle, aber so, wie Jared mit ihm umging, wäre es ja auch höchst verwunderlich von ihm gewesen, wenn er dem Kerl nicht wenigstens einen Rang als Fixstern in seinem Universum zugestanden hätte. Jetzt war Jared nicht mehr mit Sandy zusammen, jetzt wohnte er sogar bei Jared, und Jensen fiel es zunehmend schwer zu ignorieren, dass es inzwischen ausreichte, wenn Jared ihn anlächelte, um ihn in einen Zustand zittriger Euphorie zu versetzen. Und von den Erektionen zu höchst unpassenden Zeitpunkten wollte er gar nicht erst anfangen. Jensen hatte begonnen, eine tiefsitzende Angst davor zu entwickeln, was passieren würde, wenn Jared hinter sein kleines Geheimnis kam, und so, wie sein Körper in der letzten Zeit auf Jared reagierte, war das nur noch eine Frage der Zeit. In einer Serie mit Jared zu landen, gehörte zu dem Besten, was Jensen im Laufe seiner Karriere passiert war. Er hatte nicht nur einen Co-Star bekommen, mit dem er sich außergewöhnlich gut verstand, Jared war sein Freund geworden, sein bester Freund, jemand, auf den er sich in jeder Situation bedingungslos verlassen konnte, jemand, der seine Art von Humor verstand, jemand, der ihn zum Lachen brachte … Jensen war sich nicht ganz sicher, wann Jared vom Fixstern zur Sonne seines Universums aufgestiegen war, aber im Prinzip spielte das jetzt auch keine Rolle mehr. Es war passiert, und das Einzige, was Jensen jetzt noch zu tun hatte, war Schadensbegrenzung. Jared durfte auf gar keinen Fall wissen, wie es mit seinen Gefühlen für ihn stand. Jensen schätzte ihn zwar durchaus als tolerant genug ein, damit umzugehen und die Sache zu verarbeiten, ohne dass ihre Freundschaft darüber in die Brüche ging, aber das Wissen würde die Beziehung zwischen ihnen doch ganz empfindlich stören, würde aller Unbefangenheit zwischen ihnen jäh ein Ende machen – und wenn es Eines gab, das Jensen ganz besonders an Jared liebte, dann war es seine Unbefangenheit. Aber wer konnte schon unbefangen mit jemandem umgehen, der einen bespringen wollte, wenn man ihn nur anlächelte. Jensen biss die Zähne zusammen und schalt sich selbst einen Idioten. Hier stand er, mitten in der kalten Vancouver Nacht und dachte darüber nach, was er an Jared liebte, nur um ihn im nächsten Gedankengang sexuell zu belästigen – dabei war er in der Hoffnung vor die Tür gegangen, seine Gedanken endlich mal mit etwas Anderem beschäftigen zu können, wenn er Jared nicht ständig vor Augen hatte. Und genau genommen liebte er Jared ja auch gar nicht. Er war höchstens ein wenig in ihn verknallt. Jensen verdrehte über sich selbst die Augen und schüttelte den Kopf. Jetzt wurde es so langsam peinlich. „Was zum Teufel machst du hier draußen?“ Michael Rosenbaum, Gastgeber des lasterhaftesten Gelages seit Dionysos’ Zeiten, schloss mit einem Knall seine Terrassentür hinter sich und gesellte sich zu Jensen in den hinteren Bereich des Gartens. „Mich vor dir verstecken“, antwortete Jensen trocken, und Mike klopfte ihm grinsend auf den Rücken. „Vor mir? Wohl kaum. Und wenn du nicht nett zu mir bist, werde ich deinem kleinen Welpen auch erzählen, wo du so plötzlich abgeblieben bist. Es ist ja schon fast lächerlich, wie er seit einer halben Stunde das ganze Haus nach dir absucht.“ Jensen hätte Mike jetzt zu gerne angeranzt, gefälligst die Klappe zu halten, aber das hätte den höchstens dazu animiert, ihm in den lebhaftesten Farben auszumalen, wie verloren Jared ohne ihn doch sei, und das war nun wirklich das Letzte, was Jensen im Moment gebrauchen konnte. „Also – was machst du hier?“, fragte Mike ihn erneut, und Jensen zuckte mit den Schultern. „Nur kurz frische Luft schnappen.“ „Hm.“ Mike klang nicht unbedingt überzeugt, und Jensen geriet ein kleinwenig in Panik. Wenn ausgerechnet Michael Rosenbaum herausfand, was mit ihm los war, dann war er so gut wie geliefert, am Ende, schachmatt – er war so gut wie tot. „Hast du dich mit Jared gestritten?“ Wenn Jensen nicht gewusst hätte, dass das absolut unmöglich war, hätte er glatt behauptet, Michael klänge ehrlich besorgt. „Unsinn“, knurrte er, und wollte noch etwas hinzufügen, da öffnete sich die Terrassentür ein weiteres Mal, und Toms große Gestalt tauchte im Rahmen auf. „Was macht ihr da?“ Jensen fand sich damit ab, dass seine Zeit als einsamer Wolf in dieser Nacht vorbei war, kam jedoch nicht umhin, sich zu fragen, wie Tom sie in der Dunkelheit überhaupt sehen konnte. Am Ende hatte der Kerl tatsächlich Kryptonit geschnüffelt, das würde zumindest erklären, wie ein einzelner Mensch so gut aussehen konnte – nicht, dass er Jensens Typ wäre, aber … Jensen stoppte diesen Gedankengang – genauer gesagt wurde er von Mike gestoppt, der weder jetzt noch sonst irgendwann auch nur den geringsten Wert darauf legte, seine Lautstärke zu dämpfen. „Tommy, beweg deinen süßen Arsch hierher, wir haben ein Problem!“ Tom schloss die Terrassentür hinter sich und kam gelassen näher, ganz so, als wäre es für ihn vollkommen alltäglich, von Mike auf diese Art und Weise herbei zitiert zu werden. Jensen verdrängte diesen gefährlichen Gedanken ebenso entschlossen wie den zuvor und harrte den Dingen, die da kommen mochten. Offensichtlich hatte er unabsichtlich Mikes launige Aufmerksamkeit geweckt, und jetzt konnte er nichts anderes tun, als abzuwarten, bis der ein anderes Opfer gefunden hatte, und die Gefahr vorbei war. „Was ist los?“, erkundigte Tom sich ruhig, als er bei ihnen angekommen war und verschränkte die Arme vor der Brust. Er trug nicht mehr als ein T-Shirt am Oberkörper und es war eine kühle Nacht. „Unser Traumpaar hat sich gestritten“, verkündete Mike mit Überzeugung, und Jensen starrte ihn entgeistert an. „Haben wir nicht!“ „Ach nein?“ Mike klang nicht überzeugt. „Und wieso stehst du dann bittesehr hier draußen und frierst dir die Eier ab, anstatt dich drinnen mit ihm zu betrinken und den Rest der Nacht damit zu verbringen, dass ihr euch kichernd gegenseitig in den Schoß fallt?“ Jensen wurde ein wenig rot und hoffte, dass das im Dunkeln nicht zu sehen war. „Red keinen Scheiß, Mike. Erstens machen wir sowas nicht und zweitens haben wir uns nicht gestritten!“ Mike ignorierte seine Worte und drehte sich zu Tom um. „Du erfasst das Problem?“ Tom, unerreichter Meister und unangefochtener Champion im Mike-Handling, legte leicht den Kopf schief und verzog seinen Mund zu einem angedeuteten Lächeln. „Noch nicht ganz.“ Und ab da war Jensen lediglich Zuschauer. Mike warf zunächst auf höchst theatralische Art und Weise die Hände in die Luft, nur um sie anschließend auf Toms breiten Schultern abzulegen, und Tom in den lebhaftesten Farben die schrecklichen Folgen auszumalen, die es haben musste, wenn Jensen und Jared sich gestritten hatten. „Erst gehen sie sich nur aus dem Weg, dann reden sie nicht mehr miteinander – gar nicht mehr. Und du weißt, wie schwer Jared sowas fällt. All sein aufgestautes Geschnatter wird bei UNS landen. Dann weigern sie sich, miteinander zu drehen, die Serie wird abgesetzt, beide werden arbeitslos und weil sie ja jetzt in dem Ruf stehen, nicht sonderlich umgänglich zu sein, kriegen sie auch keinen neuen Job mehr – und wem liegen sie dann auf der Tasche? Mir!“ Tom deutete lediglich durch ein leichtes Heben der Brauen an, dass er Michael für wahnsinnig hielt und nickte nachdrücklich. „Das können wir auf keinen Fall zulassen! Wie lautet der Plan?“ Jensen vermutete, dass Tom ein kleinwenig betrunken war. Selbst wenn man in Betracht zog, dass er Michaels Wahnsinn schon seit Jahren schutzlos ausgesetzt war, und gelernt hatte, mit seinen Anfällen umzugehen, war er jetzt doch ein kleinwenig zu enthusiastisch. „Wir füllen sie ab und sorgen dafür, dass sie sich wieder vertragen!“ „Mike.“ Jensen wusste nicht, ob er genervt oder amüsiert sein sollte. „Erstens: Ich hab euch gehört und werd mich ganz bestimmt nicht von dir abfüllen lassen. Zweitens: Warum musst du uns abfüllen, damit wir uns wieder vertragen? Und drittens: Such dir endlich ein Hobby!“ Mike tat nicht einmal so, als habe er ihm zugehört und klopfte Tom auf die Schulter. „Du übernimmst Jared – das wird leicht, der verträgt sowieso nichts!“ Tom nickte und verschwand grinsend wieder ins Haus, und Jensen hatte den schrecklichen Verdacht, dass ihm diese Sache tatsächlich Spaß machen würde. Seit Tom verheiratet war, schien er für Mikes schädlichen Einfluss wesentlich empfänglicher zu sein. „Mike, hör auf mit dem Unsinn“, versuchte Jensen es mit der Stimme der Vernunft, obwohl er eigentlich ganz genau wusste, dass es vergebliche Liebesmüh war. „Jared und ich haben uns überhaupt nicht gestritten – das bildest du dir bloß ein!“ „Jaja, red du nur …“ Michael packte Jensens Ellenbogen, versuchte, ihn zurück zum Haus zu zerren, und wirkte ernstlich verstimmt, als Jensen sich energisch von ihm los machte. „Jetzt komm schon – du bekommst auch ein Bier“, versuchte er es zunächst diplomatisch, und Jensen zog die Augenbraue in die Höhe. „Du hältst mich jawohl für völlig bescheuert, kann das sein?“ Mike gab keine Antwort, packte erneut Jensens Ellenbogen und schaffte es, ihn ein paar Schritte weiter in Richtung Haus zu zerren. Jensen stellte sich unwillkürlich die Frage, warum er mit dem Kerl überhaupt befreundet war, konnte sich selbst jedoch keine befriedigende Antwort geben. Michael Rosenbaum war einfach unerträglich und jeder, der auch nur in Erwägung zog, sich freiwillig mit ihm abzugeben, sollte auf seinen Geisteszustand untersucht werden. „Jenny.“ Mike wurde weinerlich, und Jensen verlor langsam aber sicher die Geduld. „Nun stell dich nicht so an, wir wollen doch nur euer Bestes!“ „Unser Bestes?!“ Jensen bemerkte zu spät, dass sein Tonfall einen Hauch von Aggressivität angenommen hatte und fuhr entnervt fort. „Wenn das wirklich der Fall wäre, würdest du dafür sorgen, dass ich Jared an diesem Abend nicht mehr als nötig zu Gesicht bekomme, anstatt hier dieses lächerliche Theater zu veranstalten!“ Mike ließ abrupt von Jensens Ellenbogen ab und starrte ihn so ernsthaft besorgt an, dass Jensen sich erstens schuldig fühlte und zweitens begriff, dass er soeben ein Eigentor geschossen hatte. „Was heißt das?“ Alle alberne Verspieltheit war von Michael abgefallen, er war ernst und wirkte entschlossen – und das war vermutlich die gefährlichste von allen von Michaels Launen. Jensen wusste plötzlich wieder, warum er mit dem Kerl befreundet war. „Jen? Was heißt das? Was ist mit dir und Jared?“ Jensen seufzte leise und ließ die Schultern hängen. „Nichts ist mit mir und Jared. Vergiss, dass ich was gesagt hab, ok?“ Genau so gut konnte man den Papst bitten, doch endlich das olle Beten sein zu lassen. „Was ist los mit dir, Ackles?“ Mike legte ihm die Hand auf die Schulter, blickte fragend zu ihm auf, und Jensen begann, sich sehr, sehr unwohl zu fühlen. Das war nicht gut, das war gar nicht gut. „Warum gehst du Jared aus dem Weg?“ Obwohl Jensen das überwältigende Bedürfnis verspürte, sein Geheimnis jemandem mitzuteilen, war Mike so ziemlich die letzte Person auf Erden, bei dem es sicher aufgehoben wäre. Nicht, dass er so boshaft gewesen wäre, es weiter zu erzählen, nein, Mike war nicht boshaft. Mike war wahnsinnig. Mike, offen und direkt wie er war, würde schnurstracks zu Jared spazieren und ihm mit dem bedauernswerten Mangel an Takt, der ihn charakterisierte, erzählen, dass Jensen ihn gerne mal flachlegen würde – das war doch sicher kein Problem für Jared, nicht wahr? Er mochte Jensen doch schließlich, und so, wie er bei der letzten Weihnachtsfeier an ihm herumgeschmust hatte, wäre es jetzt nur recht und billig von ihm, für Jensen die Beine breit zu machen. Jensen seufzte leise, und seine Miene musste wohl äußerst mitleiderregend aussehen, da Michael ihm auch noch die andere Hand auf die Schulter legte und ungewöhnlich sanft zudrückte. „Mach nicht so ein Gesicht, Jenny. Was immer zwischen dir und Jared vorgefallen ist – Gott, der Kerl ist doch so harmoniebedürftig, dass er dir selbst dann noch vergeben würde, wenn du seine kleine Schwester flachgelegt hättest!“ Jensen lachte tonlos, und Mike legte den Kopf schief und starrte ihn sensationslüstern an. „Hast du seine kleine Schwester flachgelegt?“ Jensen schüttelte den Kopf, und Mike grinste ein wenig. „Hat er deine kleine Schwester flachgelegt?“ „Auch das nicht. Lass gut sein, Rosey. Gehen wir wieder rein. Mir wird kalt.“ Jensen schüttelte sanft Mikes Hände von seinen Schultern, wandte sich zum Gehen und war überrascht, als Mike keinen Versuch unternahm, ihn aufzuhalten. Wenn Michael Rosenbaum Erbarmen mit ihm hatte, musste er in der Tat einen äußerst erbärmlichen Eindruck hinterlassen haben. Jensen öffnete die Terrassentür, wartete, bis Michael hinter ihm das Haus betreten hatte, dann schloss er sie wieder und steuerte zielsicher das Fernsehzimmer im Ersten Stock an. Die Party konzentrierte sich aufs Erdgeschoss, und wenn er Glück hatte, dann wäre er dort oben einigermaßen ungestört. Auf seinem Weg durchs Wohnzimmer blendete Jensen großzügig alles aus, was auch nur ansatzweise unanständig oder abstoßend war, und eilte dann so hastig die Treppe hinauf, dass er schon beinahe oben angelangt war, als Michael höchst unerwartet noch einmal das Wort an ihn richtete. „Du bist sicher, dass du kein Bier willst?“ Jensen blickte über seine Schulter auf ihn hinab und lächelte geisterhaft. „Absolut sicher.“ Michael ließ ihn ziehen, und Jensen erreichte das Fernsehzimmer, ohne mit auch nur einer der angetrunkenen Gestalten zusammenzustoßen, die Michaels Haus in Rudeln bevölkerten. Er zog die Tür hinter sich zu, ging im Halbdunkel zu dem bequemen Sofa hinüber, mit dem sein Hintern von mehr als einem Videoabend bestens vertraut war, und zu dem er vollstes Vertrauen, wenn nicht sogar eine innige Zuneigung entwickelt hatte, und ließ sich mit einem erleichterten Schnaufen darauf fallen. Er verbrachte einige Minuten in entspannter Stille, dann flog die Tür auf, und Jared stolperte mit Tom im Schlepptau herein. „Hier bissu! Ich suuuch dich schon den ganzen Abend!“ In der nächsten Sekunde hing er Jensen am Hals, und der konnte anhand seiner feinen Nase ausmachen, dass Tom volle Arbeit geleistet hatte. „Tequila?“, erkundigte er sich mit hochgezogener Augenbraue, und Tom nickte grinsend. „Als ich ihm versprochen hab, ihm zu helfen, dich zu finden, hat er fünf Shots hintereinander getrunken.“ Jensen seufzte und klopfte Jared auf den Rücken, der Anstalten machte, sich auf seinem Schoß zusammenzurollen und dort einzuschlafen. „Ich hab dir doch verboten, Tequila zu trinken.“ Jared hob mühevoll seinen Kopf und blickte Jensen aus verklärten braunen Augen an. „Aba Tommy hat mir doch versproch’n, dich zu find’n!“ Jensen konnte dem treuherzigen Ausdruck in Jareds Augen nicht widerstehen, und streichelte ihm sanft über den Kopf. „Ist ja schon gut. Ich bin ja nicht derjenige, dem’s morgen früh schlecht geht.“ Jared lächelte, machte „Hnm“, schmiegte sich an Jensens Hand und schloss die Augen. „Bin betrunken.“ „Das merke ich.“ Jensen ließ zu, dass Jared es sich auf ihm bequem machte, und sagte sich, dass er viel zu viel Klasse hatte, um über Jared herzufallen, während der derartig betrunken war. „Ich lass euch zwei Hübschen dann mal allein.“ Tom zog grinsend die Tür hinter sich zu, ließ Jensen und Jared wie angekündigt allein im Dunkeln zurück, und Ersterer war einen Moment lang mit den Sinneseindrücken überfordert, auf die ihn der plötzliche Lichtverlust aufmerksam machte. Ja, sicher, Jared roch nach Tequila und Bier, und sein Gewicht auf Jensen war mit dem eines ausgewachsenen Braunbären zu vergleichen, aber er war warm, er roch trotz Alkoholfahne entschieden gut und … kuschelte er etwa gerade mit ihm? „Dude, was machst du?“, erkundigte sich Jensen aus rein wissenschaftlichem Interesse, und Jared hob den Kopf und grinste ihn selig an. „Such bloß ne bequeme Stellung …“ Jensen musste einen Moment mit der gähnenden Leere in seinem Hirn kämpfen, dann war er dazu in der Lage, Jared sanft in die Schulter zu knuffen. „Könnte helfen, wenn du von mir runter gehst.“ Jareds Grinsen löste sich in Wohlgefallen auf, und all seine trunkene Unbeschwertheit wandelte sich in einen Ausdruck sehnsüchtigen Flehens. „Soll ich runter gehen?“ Jensens Verstand schrie „Ja verdammt!“, sein Körper brüllte etwas in der Richtung von „Bist du des Wahnsinns?!“, und sein Mund übersetzte das in „Nah, wieso denn?“ – was Jared prompt wieder auf diese berückende Art grinsen, und Jensen mit der Frage zurück ließ, wie lange es noch dauern würde, bis er einen Herzinfarkt bekam. „Mach’s dir bequem“, hörte er sich selbst sagen. „Ich gehör ganz dir.“ Na, das war ja ganz großartig. Jensen schloss die Augen, hielt geduldig seinen Verstand beisammen, als Jared seine Aufforderung nur allzu wörtlich nahm und sich auf ihm ausstreckte, und blinzelte vorsichtig, als Jared endlich aufhörte, sich über ihm zu bewegen. „Bist du fertig?“ Jared gab lediglich ein wohliges Brummen von sich, und Jensen nahm großzügig an, dass er in der Tat fertig war. „Kann ich dich mal was fragen?“ Jared nickte leicht, und Jensen suchte nach der richtigen Formulierung. „Warum lässt du dich von Tommy mit Tequila abfüllen, Jared? Irgendwann wär ich schon ganz von allein wieder aufgetaucht …“ „Nhmpf“, machte Jared, „wollte doch jetzt wissen, wo du bist. Wo warst du überhaupt?“ Jensen biss sich auf die Unterlippe und wünschte, er hätte die Klappe gehalten. „Draußen“, antwortete er wahrheitsgetreu, und Jared drehte den Kopf, um ihn ansehen zu können. „Was wolltest du da?“ „Frische Luft schnappen“, antwortete Jensen etwas weniger wahrheitsgetreu und versuchte, Jareds Blick stand zu halten. Seit wann war er so ausgesprochen mies darin, zu lügen? Oder lag es nur daran, dass er sich so ausgesprochen mies dabei fühlte, Jared anzulügen? „Ganz allein?“ Jared schien einen Narren an dem Thema gefressen zu haben. „Nur, bis Rosey mich gefunden hat.“ Jensen war glücklich, zur Wahrheit zurückkehren zu können und lächelte Jared friedlich an. Der Ausdruck von Erleichterung auf Jareds Zügen war ihm ein Rätsel, aber er kam nicht einmal dazu, sich an einer Lösung zu versuchen, weil Jared aufzustehen versuchte, kläglich scheiterte, und ihm prompt wieder in den Schoß fiel. „Ouwffs! Großer Gott, Jared, pass doch auf!“ Jensen war empfindlich getroffen und zu sehr mit Jammern und Zetern beschäftigt, um sofort zu bemerken, wie Jared damit begann, entschuldigend über seine Oberarme zu reiben. Und seinen Hals. Und die Brust. „Jared?“ Jensen nahm es als unausweichlich hin, dass Jared infolge seines gehetzten Tonfalles möglicherweise stutzig werden und aufhören würde, ihn zu streicheln, aber wenn man es genauer betrachtete, war das vielleicht auch ganz gut so. Jared hörte jedoch nicht auf, Jared rieb über Jensens Bauch. „Hier? Tut’s hier weh?“ Jensen stöhnte leise und schüttelte den Kopf. „Nein, und du musst auch nicht – das geht schon, d-“ ‚Danke’ hatte er sagen wollen, aber das Wort blieb ihm sprichwörtlich im Hals stecken, als Jareds Hand eine Etage tiefer in seinen Schritt rutschte, um ihn dort nach Blessuren abzutasten. „Jared!“ Jensen presste hastig die Lippen aufeinander, als er bemerkte, dass er Jareds Namen quasi gestöhnt hatte, und schloss die Augen. Das ging so nicht. Jared konnte doch nicht einfach – „Ist es so besser?“ Entweder hatte Jared den Verstand verloren, oder er hielt es tatsächlich für eine gute Idee, in sanften, kreisenden Bewegungen über Jensens Schritt zu reiben. „Jared hör auf damit“, brachte er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor, und Jared hielt prompt in seiner sexuellen Belästigung inne. „Tut das weh?“ „Das ist nicht wirklich das Problem“, brachte Jensen verbissen heraus, langte nach Jareds Hand und zog sie aus seinem Schritt. „Wie viel hast du außer dem Tequila getrunken?“ Jared blinzelte ihn unschuldig an. „Wieso?“ Jensen atmete einmal tief durch. „Schon gut. Vergiss, dass ich was gesagt habe … Was zum Teufel?“ Jared hatte wieder angefangen, über Jensens Bauch zu reiben, diesmal allerdings unter seinem Pullover. „Jared!“ Der Angesprochene – Angeschriene kicherte leise und kraulte hingebungsvoll Jensens Bauch. „Du bist kitzelig, oder?“ „Darum geht’s nicht, Jared! Was denkst du, was du hier tust?!“ Jensen kam sich vor wie die sprichwörtliche Jungfrau in Nöten – nur dass er keine Jungfrau mehr war … und in Nöten war er auch nicht so wirklich. Jared war einfach nur ein betrunkener Idiot! „Ich kraul dir den Bauch“, verkündete der betrunkene Idiot, und Jensen hatte genug. „Das reicht. Runter von mir – sofort!“ Jensen verlieh seiner Aufforderung Gewicht, indem er Jared von sich schubste und aufsprang, und dann stand er da, keuchend vor Zorn und … Erregung? … und Jared blickte zu ihm auf und schien keine Ahnung zu haben, was er angestellt hatte, dass Jensen so wütend auf ihn war. Er kniete auf dem Boden, hielt sich mit der linken Hand am Sofa fest, seine Augen waren groß und fragend auf Jensen gerichtet, und irgendetwas an diesem Bild löschte Jensens Selbstbeherrschung vollständig aus. Er ging vor Jared in die Knie, packte mit beiden Händen sein Gesicht, vergrub seine Finger in Jareds Haar und küsste ihn. Alles, was danach passierte, lag vollkommen außerhalb seiner Kontrolle. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)