Liebe ist...? von abgemeldet (Wie es weitergehen könnte...) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Warnung: Hinako Takanaga owns all of this (character, some locations...)! Achtung: Diese Story beginnt mit der Wiedergabe des Epilogs von Band 4! Prolog Nach langem hin und her hat sich Soichi doch endlich überreden lassen mit Morinaga zusammen zu ziehen. Wenn auch widerwillig hat er die Vorteile eines Zusammenlebens in einer WG akzeptiert und sich dazu entschlossen, in die Wohnung zu ziehen, die Morinaga für sie organisiert hat. Mit Kisten bepackt standen beide vor ihrer neuen Wohnung. “Ah, das hier ist es also?!”, unbeteiligt schaute sich Soichi seine neue Bleibe von außen an. “Gar nicht mal so übel, was?”, Morinaga sah sich stolz um und hob dann eine Umzugskiste an, “hab mich mit der Suche ganz schön ins Zeug gelegt. Wollte schließlich, dass es dir gefällt!” Lächelnd sah er seinem Senpai hinterher, der bereits die Wohnung betrat und sich neugierig umsah. “Na ja, für den Preis ist es ganz hübsch...” Morinaga konnte es noch gar nicht fassen. Er lebte jetzt mit seinem Senpai zusammen! Er war total aus dem Häuschen, doch seine gute Laune wurde von einem nüchternen Blick von Soichi getrübt. “Und? Was ist nun damit?” “Och, muss das wirklich sein?” Morinaga blickte ihn missmutig an. “Und wie das muss!!!” Soichi ließ sich von dem getrübten Blick seines neuen Mitbewohners nicht beeinflussen. Total deprimiert holte Morinaga einen Schlüssel hervor und überreichte ihn zögernd seinem Senpai. “Und du hast auch keinen Zweitschlüssel gemacht?”, fragte Soichi misstrauisch als er das Schloss seines Zimmers testete. Gekränkt gab Morinaga zur Antwort: “Nein hab ich nicht! Bin schließlich nicht so wie du!”1* Traurig musste er feststellen, dass Soichi ihm wohl immer noch nicht traute. Jetzt hatte dieser schon zugestimmt, dass sie zusammenwohnten - und nach dieser Nacht... Na ja, da hatte er sich gedacht, dass sie sich wieder etwas näher gekommen wären, aber das schien irgendwie nicht der Fall zu sein. Geknickt gestand er dies seinem Senpai, aber der... “WER ZIEHT HIER ZUSAMMEN?” und knallte Morinaga eine ins Gesicht, sodass dieser Nasenbluten bekam. “Das ist eine WG!!! Richtig?” Dem letzten Wort verlieh er noch mal Nachdruck, indem er seinem Gegenüber einen grimmigen Blick -vermischt mit ein wenig Schamesröte, natürlich!- zuwarf und dieser nur klein beigeben konnte. Dann verschwand Soichi mit einem lauten Knall in seinem Zimmer und, wäre ja schlimm gewesen, wenn er es vergessen hätte, schloss seine Tür hinter sich sicherheitshalber ab. Ein total verwirrter Morinaga blieb im Flur zurück. ‘War wohl doch nur ein Traum... diese Nacht. Eine Illusion, die sich im Eifer des Gefechts eingeschlichen hatte?! Aber es lässt sich nicht leugnen, dass er es von mir wollte! Und, wenn auch widerwillig, er ist mit mir zusammen gezogen!... Vielleicht.... Irgendwann wird er sicher auch dieses Schloss für mich öffnen... Daran möchte ich glauben.....’ 1*Anmerkung: Soichi hatte mal einen Zweitschlüssel machen lassen im Zusammenhang mit Tomoe und Kurokawa (Band1- Küss mich, Student!) ~Kommentar: So, das war der Prolog, der sich -hahaha- sehr stark an das Original hält... -.-” Die folgende Geschichte wird anders, allerdings ist sie teilweise wahrscheinlich etwas vom Original beeinflusst, weil ich schon mal weiter gelesen hab... ^^ Kapitel 2: Kapitel 1: Ein Monat auf Entzug ------------------------------------------ Jetzt geht's erst richtig los... Und wie gesagt: Hinako Takanaga gehören sowohl Charaktere als auch einige Locations. (Ich bin nur etwas kreativ und versuche, die Geschichte weiterzuspinnen...) _____________________________________________ Kapitel 1 “Hey, Morinaga”, brummte Soichi als er von seinem Mikroskop aufsah. Er untersuchte grade ein besonders langweiliges Objekt und hatte heute so gar keinen Nerv mehr, noch großartig was zu betrachten, ohne, dass was dabei rauskam. “Lass uns Schlussmachen, wir kriegen heute sowieso nichts mehr hin...” seufzend lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück. Obwohl es noch relativ früh war, wollte er nur noch nach Hause. Morinaga sah von seiner Arbeit auf. Sein Anblick war irgendwie komisch, nicht sonderlich müde oder schlecht gelaunt, aber irgendwie wirkte er abgezehrt. Er war schon den ganzen Tag unkonzentriert gewesen. Seine Gedanken waren die ganze Zeit um Soichi gekreist. Obwohl sie schon seit fast einem Monat zusammenlebten, war nichts mehr zwischen ihnen passiert... beziehungsweise hatte Soichi nichts mehr zwischen ihnen passieren lassen. Jegliche Annäherungsversuche von Seiten Morinagas hatte er gekonnt abgewehrt. “Ja, du hast recht”, mühsam zwang sich Morinaga zu einem Lächeln. Er hatte nicht mal mehr die Energie seinen geliebten Senpai ehrlich anzulächeln, obwohl ihm bei dem Gedanken, zusammen mit ihm zu ihrem gemeinsamen Zuhause zu gehen, das Herz aufging. Heute war anscheinend nichts mehr zu retten. Sie zogen ihre weißen Arbeitskittel aus, nahmen ihre Taschen und machten sich auf den Weg nach Hause. Still gingen sie nebeneinander die Straße entlang bis Soichi das Schweigen brach. “Sag mal, was ist eigentlich in letzter Zeit los mit dir? Du bist andauernd unkonzentriert und redest weniger als sonst”, Soichi sah ihn mit seiner natürlichen grimmigen Art fragend an, “Siehst immer so niedergeschlagen aus... jetzt auch!” Soichi blieb stehen und kam mit seinem Gesicht dem von Morinaga, der auch angehalten war, sehr nahe und tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. Morinaga sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. “Ach, weißt du was?! Ich weiß auch nicht...” er lächelte seinen Senpai schwach an. Natürlich wusste er, warum er so niedergeschlagen war und das musste er auch unbedingt loswerden. Allerdings war Soichi dafür nicht der richtige Gesprächspartner, also fasste er kurzerhand einen Entschluss. “Du, Senpai? Ich werd mal eben noch zu einem Freund gehen, okay? Wird bestimmt nicht lange dauern. Wenn ich zum Essen nicht da sein sollte, nimm dir einfach das von gestern Abend und wärm es dir auf, ja?” Fragend sah ihn Soichi an. Morinaga hätte ihn am liebsten noch mal in den Arm genommen bevor er in der nächsten Seitenstraße verschwinden würde, aber er hatte einfach das Gefühl, dass Soichi das nicht zulassen würde und so versuchte er es gar nicht erst. “Na dann” Soichi hob zum Abschied die Hand, “bis nachher.” Er wandte sich zum gehen und Morinaga sah ihm sanft lächelnd nach. Auch er hatte seine Hand zum Abschied gehoben und nahm sie jetzt, da sein Senpai sie nicht mehr sehen konnte, zögernd wieder runter. *** “Oha, Engelchen, du siehst ja mies aus!” Hiroto trocknete gerade ein Glas ab und wunderte sich über seinen Kumpel, der zusammengesunken vor ihm an der Bar hing. Den Kopf auf den Armen abgelegt erzählte Morinaga ihm seine Sorgen. “Er lässt mich einfach nicht mehr ran... Es ist zum Heulen! Siehst du das?”, fragte er schnippisch, als er Hiroto ansah und auf sein Gesicht zeigte. “So sieht man aus, wenn man frustriert ist!” Hiroto, der dank seines sehr lebhaften Sexlebens ewig frisch aussah, hatte dieses Problem natürlich nicht. Er sah seinen Kumpel leicht belustigt an. “Woran liegt es denn? Offensiv genug bist du ja...” er runzelte die Stirn und goss, während er sprach, Whiskey in ein bulliges Glas und schob es seinem wehleidigen Gast zu. “Na ja, das stimmt nicht so ganz...”, gab Morinaga zu und trank das Glas mit einem Zug leer, “...noch einen, bitte...” “Inwiefern?”, hakte Hiroto nach und schenkte noch einmal Hochprozentigen ein. “Es ist so: kurz nachdem wir zusammengezogen waren, ach nee, falsch, kurz nachdem wir eine WG gegründet hatten”, warf er pikiert ein, wobei er das verhasste Wort “WG” besonders betonte, “ach egal, jedenfalls hab ich ihn gleich zu Beginn unseres Zusammenlebens versucht zu verführen und hab ihm direkt gesagt, was ich will, aber das ging nach hinten los. Senpai wurde so sauer, dass er mir angedroht hatte wieder auszuziehen, wenn ich meine Finger nicht still hielte... Und nun hab ich Angst, dass er dieses Versprechen wahr macht, wenn ich wieder was wage. Jetzt, wo ich es mit Müh und Not”, er nahm einen Schluck von seinem Whiskey und musste erst mal durchatmen, weil er so im Hals brannte. Dann fuhr er fort: “Jetzt, wo ich es mit Müh und Not geschafft habe, dass er mit mir zusammen zieht” Sein Gejammer schlug schon fast ins Hysterische und Hiroto war bemüht seinen Freund zu beruhigen und immer wieder nachzuschenken. Morinaga konnte nicht anders, als ein Glas nach dem anderen zu kippen und schwieg -bis er das siebte Glas geleert hatte. “Au... außerdem” ‘Oh, es geht nochweiter?’, dachte Hiroto mitleidig lächelnd. “will ich ihn nicht zwingen, etwas zu tun, was er nicht will und... Ich will, dass er sich auch mal um mich kümmert, um mich bemüht...” Er trank sein, inzwischen wieder gefülltes Glas leer und ließ sich noch einmal nachschenken, “Imma geht all... all’s von mia aus... das... das... dassis... doof!” Den letzten Satz schrie er schon förmlich und Hiroto wusste: Das war eindeutig das letzte Glas! Morinaga war inzwischen so zu, dass es gefährlich gewesen wäre, ihn allein nach Hause zu schicken. Also rief Hiroto seinen Assistenten, der für kurze Zeit die Bar übernehmen sollte. Er legte sich Morinagas Arm um die Schulter und half ihm nach draußen. Sein Freund lehnte mehr an ihm als das er stand, der Kopf hing herab. ‘Engelchen, was soll nur aus dir werden’, seufzte Hiroto innerlich. Er trug ihn zwei Häuser weiter in seine Wohnung und legte ihn aufs Bett nachdem er feststellen musste, dass seine Couch wohl nicht ausreichte um einen Besoffenen drauf schlafen zu lassen. Er griff in Morinagas Jackentasche und holte dessen Handy heraus. Er suchte im eingespeicherten Telefonverzeichnis nach einer bestimmten Nummer und rief dort an. Nach einer Weile nahm jemand ab. “Ja?”, kam es schroff von der anderen Seite. “Hallo, hier ist Hiroto!”, antwortete dieser absichtlich tuntig, “Ist da der Mitbewohner von Engelchen?” “...” Zunächst wusste Soichi nicht wie er antworten sollte, denn diese schwule Art am anderen Ende gefiel ihm gar nicht, ”hmm, ja”, brummte er schließlich in den Hörer, “was ist denn? Und woher hast du meine Nummer, hm?!”, fragte Soichi misstrauisch. Jetzt war Hirotos Stunde gekommen! “Oh, mein Gott! Bitte komm schnell her!”, er gab sein Bestes um besonders hilflos zu klingen und umging gekonnt die Frage von Soichi, ”Engelchen kam vorhin zu mir in den Laden und nun ist er völlig blau. Ich konnte ihn ja nicht einfach auf der Straße liegen lassen und hab ihn mit zu mir genommen... Ich muss aufpassen, dass er mich nicht jeden Moment anfällt!....” Das war natürlich glatt gelogen, denn Morinaga lag friedlich auf dem riesigen Bett, das immer noch zerknautscht war von Hirotos Sexexzessen vom Morgen, und schlief. “...Geh weg!”, schrie Hiroto plötzlich in den Hörer, obwohl gar nichts passiert war, aber irgendwie musste er seine Rolle ja spielen. “Also, es wäre nett, wenn du ihn vielleicht abholen könntest, ich muss schließlich in meinen Laden zurück...” “Ja... Ich glaube, ich komm sofort vorbei....” Hiroto grinste in sich hinein. Sein Gegenüber schien sich zwingen zu müssen, die Stimme ruhig zu halten. Er gab noch schnell seine Adresse durch und wartete dann nur noch auf seinen anstehenden Besuch. *** RUMMS! Die Haustür flog auf und Soichi trampelte nervös die Treppen zur Wohnung von Morinagas Kumpel hoch. Er riss die unabgeschlossene Wohnungstür auf. “REISS DICH ZUSAMMEN, MORINAGA!!!!!” Er trat die Tür zum Schlafzimmer auf und was er da sah, widersprach derart seinen Moralvorstellungen, dass ihm fast die Luft weg blieb. Morinaga lag mit nacktem Oberkörper und offener Hose schlafend auf dem Bett und Hiroto lehnte entspannt am Fenster. Sein Hemd war aufgeknöpft und er rauchte eine Zigarette. Das sah ja aus als wenn... Und dann fiel sein Blick auf das unordentliche Bett. Das war der ausschlaggebende Punkt, weshalb bei Soichi die Sicherung durchbrannte. Er packte den Schlafenden am Arm und zog ihn aus dem Bett. Morinaga der im Halbschlaf hinter ihm her wandelte, konnte Hiroto nur noch fragend anschauen, doch dieser zuckte nur gespielt ratlos mit den Schulter und grinste in sich hinein. Morinaga, der durch die ganze Aufregung mit einem Schlag wieder relativ nüchtern und wach war, rannte hinter seinem Senpai her und fragte sich, warum dieser so aufgeregt war. Soichi fühlte sich schlecht, aber er wusste nicht warum. Als er gerade die Szene bei Hiroto ansehen musste, war ihm ein stechender Schmerz durch die Brust gefahren. Er war gekränkt und konnte Morinaga nicht ins Gesicht sehen. Sie waren gerade auf dem Heimweg und eigentlich könnte er seinen Mitbewohner jetzt anschreien, warum der sich nicht hatte zurückhalten können, doch irgendwie war ihm jetzt nicht danach zu schreien. Ihm war eher danach zu heulen. Nur... warum? “Senpai! Was hast du denn?” Morinaga war am verzweifeln, als er hinter Soichi her stolperte. Sie rannten jetzt schon eine ganze Zeit hintereinander die Straßen lang. Soichi hatte Morinagas Hand inzwischen losgelassen, aber bisher noch kein Wort von sich gegeben. Die Stille zwischen ihnen hielt an, bis sie zu Hause angelangt waren. Soichi blieb mit dem Rücken zur Tür im geräumigen Flur stehen, während Morinaga die Wohnungstür hinter sich schloss. Morinaga wusste nicht, ob er etwas sagen sollte oder nicht. Er ging auf Soichi zu und wollte ihm seine Hand auf die Schulter legen, aber letztendlich entschied er sich so zu handeln, wie er es die letzten Wochen schon getan hatte, und zog sie wieder weg. “Ähm, Senpai? Wenn du mir nicht sagen willst, was dich so aufregt, dann geh ich jetzt in die Küche und mach mir was zu trinken...”, sagte er vorsichtig und verließ leise den Raum. Er hatte Kopfschmerzen, weil er zu viel getrunken hatte. Er rieb sich die Schläfen, während er sich Wasser aufsetzte um Tee zu kochen. Die Tasse vor ihm dampfte verlockend. Morinaga saß am Küchentisch und nippte vorsichtig an seinem Tee. Soichi war ihm nicht in die Küche gefolgt. Gut, warum sollte er auch?! Er pustete in seine Tasse und nahm einen weiteren Schluck. ‘Wie soll ich das nur wieder hinkriegen?’, überlegte er angestrengt, ’Ich weiß ja noch nicht mal, was ich falsch gemacht hab...’ Sein trauriger Blick schweifte durch die Küche. Den Schatten Soichis an der Tür bemerkte er nicht. Die Hitze, die von seinem Tee aufstieg, brannte in seinen Augen. Aber das war wohl nicht der einzige Grund, warum ihm plötzlich Tränen kamen. Er umfasste die Tasse mit beiden Händen und sank über ihr zusammen. Der Schatten war verschwunden. Nachdem er die Tasse abgetrocknet in den Schrank zurückgestellt hatte, ging Morinaga in sein Zimmer, aber er fand noch lange keinen Schlaf. Er überlegte, wie er die Situation retten konnte. Ihre Beziehung war in letzter Zeit irgendwie untergegangen und nun schien alles sinnlos. Er fühlte sich schlecht. Er wollte seinen Senpai wieder in die Arme nehmen, ihn küssen und überall berühren, aber vor allem wollte er endlich sein Herz und sein Vertrauen. *** Am nächsten Morgen wachte Morinaga später auf als sonst. Es war schon halb elf, aber zum Glück musste er heute nicht zur Uni. Er rappelte sich auf und ging in die Küche. Während er gähnte, rieb er sich unter seinem Schlafshirt seinen gut trainierten Bauch. Sein Senpai schien nicht da zu sein und das beunruhigte ihn. Niedergeschlagen suchte er sich in der Küche ein Frühstück zusammen. Plötzlich schnappte die Tür hinter ihm leise zu und Morinaga wollte sich gerade umdrehen als eine Stimme ihn zurückhielt: “Nicht umdrehen!” Das war eindeutig Senpais Stimme, aber etwas störte Morinaga an dem Satz. Die Art und Weise wie es gesagt wurde, war anders als sonst. Es hatte etwas zweifelndes an sich. “Senpai?”, fragte Morinaga schüchtern über seine Schulter hinweg. “Warum....?” ‘???’ Morinaga wusste auf diese Frage keine Antwort... Was sollte das denn jetzt werden? “Senpai, ich weiß nicht, was du meinst....” Unsicher wartete er die Antwort ab. “Warum hast du es mit....” “Häh? Senpai, also ehrlich, was soll ich mit wem gemacht haben?” “...” “Senpai?” Morinaga stand immer noch mit dem Rücken zu Soichi und traute sich nicht sich umzudrehen. So konnte er auch nicht sehen, wie Soichi mit sich rang um die Frage zu stellen, die er unbedingt beantwortet haben wollte. “Warum hat du gestern Abend deine Hand zurückgezogen und nicht auf meine Schulter gelegt?” “Was? Das hast du mitgekriegt?” “...” “Außerdem: Das ist jetzt aber eine ganz andere Frage, als die, die du ursprünglich stellen wolltest!” “Antworte!” “... Ich hatte Angst, dass du wieder böse wirst... und dein Versprechen wahr machst, dann auszuziehen... und dass unsere Bezieh... äh... Freundschaft dann ganz zerstört ist...”, erzählte Morinaga traurig. Soichi zog ein erstauntes Gesicht. “Aha”, er versuchte betont gleichgültig zu wirken, “und warum warst du gestern Abend und die Tage zuvor so niedergeschlagen?” Morinaga antwortete ihm wahrheitsgetreu: “Gestern Abend, weil ich nicht wusste, warum du so wütend auf mich warst und die Tage davor, weil sich unsere Beziehung nicht weiterentwickelt hat....” Morinaga holte tief Luft, “Ich möchte schließlich, dass du mir vertraust und mich .... Vielleicht auch irgendwann mal lieben lernst...” “...” Soichi wurde ganz still. Er konnte dazu nichts sagen. Er unterließ sogar die bissige Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag. “Senpai? Darf ich auch mal was fragen? Wo warst du eben?” “...” Er grummelte kurz, bevor er eine Antwort gab, “ich war bei der Apotheke und hab Tabletten gegen Kopfschmerzen gekauft . Ich dachte, du hättest vielleicht welche, nachdem du so betrunken warst.” Er lief leicht rot an, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen. Morinaga zuckte ein Lächeln übers Gesicht, bei dem Gedanken, dass sein Senpai sich Sorgen um ihn machte. “Senpai!” Er wollte sich umdrehen, aber... “Ich bin noch nicht fertig!!!!” Morinaga wartete wieder und dann kam die entscheidende Frage. “Warum hast du es mit diesem Hiroto getan. So besoffen kann man doch gar nicht sein!” Es platzte aus Soichi heraus und im nächsten Moment wünschte er sich, nie was gesagt zu haben. “Hm? Was meinst du? Ich hab doch gar nichts getan! Ich wurde nur von Hiroto zu ihm nach Hause gebracht und hab mich dann dort aufs Ohr gelegt...” “Und warum warst du dann halbnackt?” Morinaga musste lachen. Einerseits, weil ihn die Frage amüsierte, andererseits, weil Senpai eifersüchtig reagierte. “Ha ha, Hiroto meinte, er wollte mir das T-Shirt ausziehen, damit ich es nicht voll kotz. Bei seinem Bett soll das wohl nicht so schlimm gewesen sein, da die Laken wohl sowieso in die Wäsche gemusst hätten.” “Und wieso war dein Freund so luftig angezogen?” “Da bin ich überfragt. Vielleicht war ihm warm oder... Keine Ahnung!” “...oder er wollte mich ärgern”, murmelte Soichi vor sich hin. “Hm?” Soichi erzählte Morinaga von dem Telefonat mit Hiroto und langsam fügte sich das Puzzle zusammen. “Also. Ich hatte nichts mit ihm. Ich will schließlich nur dich! Aber...” “Wa...?” Soichi lief rot an. Morinaga hatte ihm das schon so oft gesagt, aber jedes Mal war es ihm peinlich. Doch diesmal störte ihn was anderes. Er fühlte sich irgendwie komisch. Was hatte das “aber” zu sagen? Es verunsicherte ihn. Das war ihm überhaupt nicht ähnlich. Wollte er überhaupt wissen, was das “aber” zu bedeuten hatte? “Was... aber...?”, fragte er forsch. “aber... es macht mich fertig....” “...” “...” “Was meinst du?” “... ich halte es nicht aus, dich ständig vor mir zu sehen, aber nicht haben zu dürfen. Ich halte das nicht mehr lange aus... Ich bin körperlich an mein Grenzen gestoßen...” Morinaga drehte sich immer noch nicht um, “Ich will dich!” Stille. Auf einmal merkte er, dass Soichi hinter ihn getreten war. Er merkte eine warme Hand unter sein T-Shirt gleiten. “Ich hab dir schon mal gesagt”, sagte er mit roten Wangen und zerknirschtem Gesichtsausdruck, ”wenn du es so sehr willst, sag es doch einfach!” Dann fügte er noch schnell hinzu: “Ich will es natürlich nicht!!!” “Senpai?!” Soichi berührte Morinagas Rücken, er fuhr die feingegliederten muskulösen Schulterblätter von ihm entlang und schlang langsam seine Arme um seinen Körper. Morinaga blieb still stehen. Er merkte den heißen Atem des Senpais an seinem Ohr. Ein wohliger Schauer durchfuhr ihn. Soichi hielt inne und Morinaga wunderte sich, warum er nichts mehr machte. Wollte er jetzt einfach aufhören? Er merkte, wie sich ein heißer Körper von hinten an ihn schmiegte. Senpai umarmte ihn. Einfach so. Das war das erste Mal, dass sie einfach nur dastanden und sich umarmten. Morinaga löste sich langsam und Soichi blicke in fragend und nervös zugleich an. Hatte er jetzt was Falsches gemacht? Doch diese Bedenken waren völlig unbegründet, denn Morinaga drehte sich nur um und nahm seinen Senpai dann sofort wieder in den Arm. Eng umschlungen standen sie da und Morinaga konnte nicht anders als den Kopf seines Senpais etwas zu heben und sanft zu küssen. Vorsichtig näherte er sich seinem Gesicht. Soichi hatte die Augen schon fast gänzlich geschlossen und die Brauen zusammengekniffen. Diesen Gesichtsausdruck hatte Morinaga bei seinem Senpai noch nie gesehen. Er hatte beim Küssen aber auch nie darauf geachtet. Jetzt wo er ihn so sah, war er erstaunt. Er sah seinen Senpai lächelnd an, der darauf wartete, dass Morinaga ihn küsste. Soichi öffnete, als nichts passierte, langsam wieder seine Augen und sah, dass Morinaga ihn freudig beobachtete. “Wa...waa... Was soll das werden?” Er wurde rot und wollte sich aus Morinagas Griff befreien, aber er kam nicht los. “Du siehst einfach zu niedlich aus”, Morinaga strahlte ihn an. Soichis Gesichtsfarbe wurde noch eine Nuance dunkler. “Wa... Nied... niedlich?” Soichi starrte ihn ungläubig an, als würde er sagen wollen “sag mal, bist du bekloppt?” Morinaga sah ihn sanft an und schloss ihn fest in die Arme. Nach einer Weile legte auch Soichi seine Arme um Morinaga. Dieser war überrascht über Senpais Handeln und drückte ihn glücklich noch fester an sich. ‘Endlich!’, dachte er, ‘endlich kann ich meinen Senpai wieder in die Arme nehmen!’ Auf einmal, sie standen schon ein Weilchen umschlungen da, wurde Soichi unruhig. Er versuchte sich zu lösen. “Was ist denn auf einmal, Senpai?” Morinaga sah ihn beunruhigt an. Soichi gab nur einen grummelnden Laut von sich und sah weg. “Hm?” Morinaga versuchte ihm ins Gesicht zu sehen. “Na... Wenn jetzt nichts mehr kommt, dann kannst du mich auch loslassen” Morinaga strahlte ihn an und Soichi sah ihm daraufhin verwirrt ins Gesicht. “Senpai!”, flüsterte Morinaga und küsste ihn sanft. Vorsichtig suchten seine Lippen die seines Senpais und er spürte ein unglaubliches Glücksgefühl in sich aufsteigen als sie sich berührten. Sanft hauchte er ihm Küsse auf die Lippen. Er berührte die Lippen seines Senpais ganz behutsam, küsste seine Stirn, seine Wange, sein rechtes Ohr. So zärtlich hatte er ihn noch nie behandelt. Er wollte ihm jetzt einfach nur nah sein und die Wärme seines Senpais genießen. Er zeichnete sanft mit der Hand die Gesichtskontur seines Gegenübers nach und sah ihn dabei liebvoll an. Die andere Hand Morinagas fuhr durch Soichis langes Haar. Dieser hatte seinen Blick beschämt nach unten gesenkt. Als seine spielerischen Küsse den Hals erreichten, wurde Soichi, der sich bis dahin nicht gerührt hatte, unruhig und als er Lippen an seinem Schlüsselbein bemerkte, wehrte er sich gegen Morinagas Liebkosungen. “Nicht!”, sagte er mit rotem Kopf und drückte ihn von sich weg. “Hm!”, stieß Morinaga belustigt hervor, “ich lass es ja schon...” Er ließ ohne zu zögern von ihm ab und wandte sich zum Gehen. ‘Senpai, es ist wie immer: Erst machst du mich heiß und dann lässt du mich nicht ran...’, dachte er, als er den Raum verließ und einen überraschten Soichi zurückließ. “Was...” Dieser wunderte sich, warum Morinaga so stillschweigend abgezogen war. Das war doch sonst nicht seine Art! Das leere Gefühl der Enttäuschung, welches er nicht als solches identifizieren konnte, machte sich in ihm breit. Hatte er nicht vorhin noch gesagt, dass er es nicht mehr aushielte und es unbedingt wollte? Und dann ließ er ihn ohne zu murren in Ruhe... Hatte er kein Interesse mehr...? Plötzlich schreckte Soichi auf: ‘Moment, was mach ich mir da eigentlich ‘nen Kopf drüber?’ Er suchte nach einer plausiblen Antwort. Ach, es musste wohl daran liegen, dass Morinaga sonst nie einfach so aufhörte und immer bis zum Schluss ging. Das war es, was ihm komisch vorkam, jawohl! Er versuchte den Gedanken an Morinaga zu verdrängen. Das dumpfe Gefühl allerdings konnte er nicht so leicht loswerden. *** ____________________ Das war das erste Kapitel von meiner ersten Fanfic, die ich veröffentliche... Ich hoffe, dass sie jemandem gefällt... Aber ich bin natürlich für konstruktive Kritik offen!!! Ich möchte schließlich besser werden!!! Danke fürs Lesen!!! ^^ Kapitel 3: Kapitel 2: Unverhofft kommt oft ------------------------------------------ Warnung: siehe Kapitel 1 und Prolog Rating: 16+ Sooo, hier ist nun das 2. Kapitel... mit Lime-Szene... Ich hoffe, ich hab die Szene nicht allzu sehr verunstaltet ^^" Allerdings fürchte ich, dass Soichi ein wenig OOC geworden ist... *sich duckt* Viel Spaß!!! __________________________________ Kapitel 2 Morinaga stand unter der Dusche und überdachte das gerade Geschehene. ‘Mist, wieso hab ich ihn so leicht gehen lassen?’ Er hatte seinen Kopf an den kalten Fliesen abgestützt. Den Duschkopf hielt er in der rechten Hand über seinem Kopf. Das Wasser lief ihm an den Haaren herunter, über die Schultern, floss seinen wohlgeformten Körper herab und verschwand dann im Abfluss. Er seufzte schwer. Was sein Senpai jetzt wohl dachte? War er endlich mal mit seiner Handlung zufrieden gewesen? Schließlich hatte er diesmal nicht darauf bestanden mit ihm zu schlafen. Oder hätte er doch weiter machen sollen? Vielleicht hatte sein Senpai sich das ja eigentlich gewünscht? Aber das wäre zu schön gewesen um wahr zu sein! Ein lautes Klopfen an der Tür ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. “Ey, Morinaga! Mach hin, ich will auch noch ins Bad!” Nein, nun war sich Morinaga sicher, Soichi war wie immer. Wie gesagt, zu schön um wahr zu sein! Er trocknete sich mit einem Handtuch den Oberkörper ab. Dann verließ er das Bad, die Hüften mit einem großen Badetuch umwickelt. Auf dem Weg in sein Zimmer kam ihm Soichi mit einer Zigarette entgegen und musterte ihn mit ruhigem Blick. Morinaga stand ihm halbnackt gegenüber. Soichi zog genüsslich an seiner Zigarette und stieß langsam wieder den Rauch aus. Er beobachtet, wie ein Wassertropfen von Morinagas noch nassem Haar auf dessen breite Schulter tropfte und von da über die fein definierten Muskeln der Brust und des Bauches lief und letztendlich vom Handtuch eingesogen wurde. “Zieh dir was an, sonst erkältest du dich noch!” Dann verschwand Soichi im Badezimmer. Morinaga ging in sein Zimmer, schloss hinter sich die Tür und lehnte sich an diese. Seine Wangen hatten eine leichte Röte angenommen. Hatte sein Senpai ihn eben etwa von oben bis unten angestarrt? Und hatte Morinaga einen lüsternen Glanz in dessen Augen gesehen? Er fasste einen Entschluss: Heute Abend! Ja, heute Abend war es soweit, er würde seinen Senpai flachlegen, auch wenn der sich noch so wehren würde. Er wollte es! Und Soichi auch, auch wenn er es nicht zeigte. Neulich nach dem Brand hatte er ihn schließlich auch gewollt! *** Der Tag verging für Morinaga wie im Flug. Er strahlte Soichi, wann immer sie sich an dem Tag sahen, an und dieser wunderte sich, was wohl der Grund für Morinagas gute Laune war. Soichi bemerkte auch, dass sie sich öfters mal beiläufig berührten, ob beim Abwasch oder beim Einkauf. Ihm fiel das jedes Mal mehr auf, doch Morinaga schien es nicht zu mitzubekommen. Während es Soichi zunehmend verunsicherte und nervös machte, ging dieser seiner momentanen Tätigkeit seelenruhig weiter nach. Sein Senpai merkte nicht, dass Morinaga ein bestimmtes Ziel mit seiner Handlung verfolgte. Soichi musste seinen Kohai einfach die ganze Zeit beobachten, schließlich wollte er herausfinden, was heute so komisch war. Sein Blick blieb das ein oder andere Mal an Morinaga hängen, denn der hatte die oberen Knöpfe seines Hemdes offen gelassen und so wurde ein Teil seines wohlgeformten Oberkörpers sichtbar. Dieser Anblick zog Soichi quasi magisch an. Wie lange hatten sie es jetzt schon nicht mehr getan? Morinaga ließ es sich nicht anmerken, aber er genoss die Blicke seines Senpais. Wenigstens zeigte er mal Interesse, vielleicht ließ sich das auf sexueller Basis ja noch steigern. Nach dem Abendessen wollte er richtig loslegen. *** Morinaga bereitete wie immer das Essen vor und stand mit Schürze in der Küche. Die Arbeitsplatte, wo er gerade etwas Gemüse klein schnippelte, befand sich direkt gegenüber der Tür. Rechts an der Wand stand der Kühlschrank mit eingebautem Gefrierschrank und links von Morinaga befand sich neben dem Herd und dem Ofen ganz außen das Waschbecken mit Ablage. Die Küche war sehr westlich eingerichtet, so wie der Rest der Wohnung eigentlich auch. Durch das Fenster neben dem Spülbecken konnte Morinaga sehen, wie die Sonne langsam unterging. Er freute sich schon darauf, wenn der rote Feuerball endlich ganz verschwunden war und grinste in sich hinein. Da er mit dem Rücken zur Tür stand, merkte er nicht, wie Soichi den Raum betrat und sich an den Rahmen lehnte. Nachdem er Morinaga eine Zeit lang beobacht hatte, machte er sich bemerkbar: “Hey, kann ich helfen?” Morinaga wandte sich überrascht um. Einerseits, weil sein Senpai so plötzlich aufgetaucht war, andererseits, weil dieser sonst nie fragte, ob er Hilfe benötigte. “Hm. Du könntest sonst schon mal die Teller rausholen und Besteck aufdecken. Ich mach grade Salat, also könntest du auch gleich das Dressing aus dem Kühlschrank holen und... Wurst, Käse und Butter schon mal aufdecken. Tut mir leid, aber heute wollte ich nicht kochen. Wir hatten zum Mittag ja schon was Warmes...”, sagte er entschuldigend über die Schulter hinweg. Senpai tat stillschweigend wie ihm geheißen und deckte den Tisch, so wie es sonst Morinaga machte. Dieser füllte das geschnittene Gemüse in eine Schale und stellte sie auf den Tisch. Dann holte er einen Laib Brot aus dem Brotkasten, nahm ein riesiges gezacktes Messer und machte sich daran, Scheiben abzuschneiden. “Ich glaube, wir sollten uns eine Brotschneidemaschine zulegen”, sagte Soichi, als er Morinaga mit dem großen Messer hantieren sah. “Wieso? Ich weiß, die Scheiben sind etwas ungleichmäßig, aber stört dich das so sehr?” Natürlich waren die Stullen alle ziemlich gleichmäßig geschnitten, da Morinaga schon länger Erfahrung im Haushalt hatte und das war auch nicht der Grund gewesen, warum sein Senpai den Hinweis auf ein elektrisches Schneidegerät machte. “Ach, schon gut! Du, rutsch mal ein Stück! Ich muss hier ran!” Soichi wollte an den Schrank, der direkt über Morinaga hing, um an die Teller zu kommen. Als Morinaga ein Stück zur Seite gehen wollte, rutschte ihm das Messer ab und er schnitt sich in den linken Ringfinger. “Autsch!” Er ließ das Messer auf die Platte fallen und steckte die verletzte Stelle in den Mund. “Was?”, Soichi sah sich erschrocken um, “Zeig mal!” Morinaga weigerte sich ihm die Stelle zu zeigen; so schlimm war es nun auch nicht. “Nun zeig schon!” Soichi wurde ungeduldig und Morinaga streckte ihm letztendlich doch brav den Finger hin. Dieser blutete ganz schön. Soichi sah ihn nachdenklich an. “Siehst du, aus diesem Grund wollte ich eine Brotschneidemaschine!” Morinaga musste lächeln. Er nahm das Gesicht seines Senpais in beide Hände und hätte dabei fast dessen weißes Hemd mit Blut vollgesaut. Er flüsterte ihm ins Ohr: “Senpai, du bist so lieb... so lieb...!” Dann gab er ihm einen Kuss und sagte schnell: “Ich geh das jetzt schnell abspülen und hol mir ein Pflaster. Du kannst ja schon anfangen zu essen.” Mit diesen Worten und einem Lächeln verließ er die Küche und verschwand ins Bad um das Blut abzuwaschen. Plätschernd lief das Wasser über die Wunde an Morinagas Finger. Morinaga dachte an nichts. Sein Blick folgte verträumt dem sich rötlich verfärbten Wasserlauf. Als die Wassertropfen wieder klar wurden und das Blut aufgehört hatte zu laufen, drehte er den Hahn zu und trocknete sich die Hand ab. Im Badschrank suchte er nach Pflastern, aber er fand keine. “Senpai?”, er ging zurück in die Küche, aber Soichi war nicht da. “Was ist?”, kam es auf einmal von hinten. Morinaga atmete erleichtert auf. “Senpai, da bist du! Weißt du, ob wir noch irgendwo Pflaster haben? Im Bad waren keine mehr...” Soichi warf ihm eine Schachtel entgegen, die Morinaga fast fallen ließ. “Die hab ich grade aus meinem Zimmer geholt. Ich wusste, dass im Badezimmer keine mehr sind.” “Senpai?” “Hm?” Soichi sah ihn mürrisch an. “Danke... Danke, Senpai!” Der weiche Blick Morinagas machte Soichi anscheinend sehr nervös, denn sein Gesicht errötete für einen Moment, aber sein missmutiger Blick blieb. “Schon gut, mach dir jetzt endlich ein Pflaster dran und komm essen! Ich hab Hunger!” Morinaga öffnete die Schachtel und holte eines raus, nur das an den Finger Kleben gestaltete sich als schwierig. Er probierte, den Klebestreifen abzuziehen und gleichzeitig das Pflaster um den Finger zu legen. Er fummelte eine Weile herum und Soichi verlor langsam die Nerven. “WAS MACHST DU DA?” Er gab Morinaga einen harten Schlag an den Kopf, riss ihm die Schachtel aus der Hand und zog Morinagas Hand zu sich, an der noch das Pflaster ganz hilflos auf halb acht hing. Er zog es ihm grob ab und Morinaga zuckte zusammen. “Senpai, kannst du nicht ein bisschen sanfter sein?” Soichi warf ihm einen kurzen Blick zu und behandelte Morinaga dann freundlicher. Er legte ihm das Pflaster um und klebte es vorsichtig fest. Morinaga war glücklich über diese kleine Geste seines geliebten Senpais. Er genoss jeden Augenblick, indem Soichi nett zu ihm war; schließlich waren solche Momente sehr selten. ’Warum kann es nicht immer so sein?’ Soichi bemerkte das sanfte Lächeln seines Kohais. “Was guckst du so dämlich?” Morinaga war nicht verletzt. Er kannte das ja schon, deshalb lächelte er einfach weiter. “Senpai? Dankeschön!” Er nahm vorsichtig den Kopf von Soichi in beide Hände und küsste ihn sanft auf die Stirn. Soichi ließ es widerwillig mit sich geschehen. “Ich liebe dich!” flüsterte er ihm leise zu, während er ihm noch einen leichten Kuss auf die Stirn hauchte. Er bemerkte nicht, dass die Ohren seines Senpais rot wurden. “Oh! Guck mal, Senpai!” Morinaga hielt Soichi die verletzte Hand vor das Gesicht. “Das Pflaster sieht aus wie ein Verlobungsring. Es klebt auch am linken Ringfinger. Und du hast ihn mir quasi angesteckt!” Morinaga grinste ihn glücklich an. “BIST DU BESCHEUERT? WIR UND VERLOBT?” Er trat Morinaga in die Seite und verschwand wütend und peinlich berührt zugleich in die Küche. ’Wie kann er es wagen?!’ Morinaga sah ihm nach und folgte ihm. Soichi saß bereits am Tisch und wartete mit verschränkten Armen. Morinaga setzte sich ihm gegenüber. Er sah Soichi an und musste feststellen, dass dieser sich verhältnismäßig schnell beruhigt hatte. Hatte sich ihre Beziehung vielleicht verbessert? Morinaga konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. ‘Oh man, Senpai, wenn du doch nur endlich verstehen könntest wie viel du mir bedeutest!’ Morinaga seufzte und griff zum Korb, aus dem Soichi sich schon Brot genommen hatte. Sie unterhielten sich über ihr derzeitiges Experiment und wann Morinagas Magisterprüfung anstand. “Also, wann wolltest du die Prüfung machen?”, fragte Soichi kauend. “Na ja, eigentlich sollte sie schon in vier Monaten sein, aber ich glaube, dass ich sie noch mal um ein Jahr verschieben werde...” “Wieso das denn?”, Soichi war ganz erstaunt und hielt inne. “Ich glaube, ich bin noch nicht so weit. Ein weiteres Studienjahr wird mir gut tun”, Morinaga versuchte überzeugend zu klingen. Eigentlich wollte er die Uni nur nicht so schnell verlassen, weil er sonst seinen Senpai selten oder vielleicht auch gar nicht mehr wiedersehen würde, er müsste vermutlich umziehen und das wollte er auf gar keinen Fall. “Weißt du, dass du absoluten Müll laberst?” Soichi sah ihn aufgeregt an. “Ich mein, hallo, in der Praxis bist du echt gut, das weiß ich ja nun aus knapp 5 Jahren eigener Erfahrung und die Theorie bekommst du auch hin! So schwer ist die Prüfung nun auch wieder nicht!” Er winkte locker ab. “Aber Senpai, ich bin nicht so ein Superhirn wie du, für mich wird die Prüfung bestimmt nicht so einfach!” “Komm, das kriegst du hin, zur Not helfe ich dir bei der Vorbereitung!” Soichi war wirklich hartnäckig. Hatte sein Senpai wirklich so viel Vertrauen in ihn, dass er das Examen so locker in die Tasche stecken konnte? “Ich möchte es einfach noch nicht...” Morinaga sah ihn mit festem Blick an und Soichi nahm abwehrend die Hände hoch und sagte: “Gut, wenn du meinst! Ist schließlich deine Entscheidung. Du hast meine Meinung zu deinen Leistungen gehört...” Morinaga sah ihn erleichtert an, wenigstens musste er sich jetzt nicht mehr unnötig rechtfertigen. Klar, eigentlich hätte er die Prüfung jetzt schon machen können, aber ihm war wohler, wenn er wusste, dass er noch ein wenig Zeit hatte. “Hast du dir schon überlegt, was du später mal machen möchtest?” Am liebsten würde er so wie Soichi an der Uni bleiben wollen. Wenn sein Senpai nämlich seinen Doktortitel in der Tasche hatte, wollte dieser als Professor dort unterrichten, aber Morinaga war der Ansicht, dass er selber wohl nicht so gut war wie sein Senpai und es nicht so weit schaffen würde. “Keine Ahnung... Hab mir noch keine Gedanken darüber gemacht.” “Hm, na dann...” “Senpai, morgen ist doch Sonntag, wollen wir irgendetwas unternehmen?” “Hm? Woran hast du denn gedacht? Meinetwegen, aber es sollte schon interessant sein!” Morinaga überlegte. Was war für Senpai interessant und was wurde morgen angeboten? “Ich glaube, da war so eine Ausstellung über Gifte und ihre Wirkung, oder so ähnlich...” Soichis Augen leuchteten plötzlich. “Jaa, das machen wir! Das hört sich doch gut an!” ‘Ich wusste es!’ Morinaga lächelte seinen Senpai an. Und dieser hatte auch nichts dagegen, dass sie was zu zweit unternahmen. Perfekt! “Schön, dann wissen wir ja, was wir morgen machen!” ‘Und was wir heute Abend machen, weiß ich auch schon...’ dachte Morinaga und grinste seinen Senpai glücklich an. Dieser wunderte sich nur über diese erschreckend gute Laune. Was war mit ihm bloß los? Soichis Blick wanderte Morinagas Körper herab und blieb letztendlich wiedereinmal an Morinagas Brust hängen, die, wie schon den ganzen Tag, ein wenig entblößt war. Als Soichi bemerkte, wo er hinstarrte, sprang er verschreckt auf. Der Stuhl klapperte laut, als er umkippte. Morinaga sah ihn erst erschrocken und dann verwundert an. Soichi hatte die Hände auf dem Tisch abgestützt und wich seinem Blick aus, seine Wangen waren heiß. “Ich... Ich geh auf mein Zimmer!”, stotterte er und wollte aus der Küche verschwinden, aber Morinaga stürzte ihm hinterher. Er griff nach ihm und hielt ihn am Arm zurück. “Senpai”, Morinaga zog ihn zu sich herum. Soichi blickte ihn hilflos an. “Sag mal, was ist eigentlich los mit dir?” Soichi sah ihn mit rotem Kopf an. Dann schloss Morinaga ihn in die Arme. Er umschlang den schlanken Körper seines Senpais ganz fest. Oh man, so konnte ja nichts aus seinem Plan werden, ihn zu verführen..., dachte Morinaga, aber das war ihm egal, denn er fühlte die steigende Wärme seines Senpais auf seinen eigenen Körper übergehen. Soichis Herz schlug immer schneller. Er wusste selbst nicht, warum. Er spürte die Hände seines Kohais auf seinem Rücken, an seinen Schultern, an seinen Hüften. Sein Herz raste auf einmal. Dann stieß Soichi ihn ein wenig von sich weg und im nächsten Moment fand sich Morinaga mit dem Rücken an der Wand wieder, sein Senpai stand vor ihm und... Er küsste ihn. Er küsste ihn von sich aus. Morinaga war wie gelähmt. Das hatte Soichi bisher nur einmal gemacht. Es verwirrte ihn. Außerdem war dieser Kuss nicht so wie beim letzten Mal. Dieser war leidenschaftlich und diese Leidenschaft ging diesmal nicht von Morinaga aus und das machte ihn unbeschreiblich glücklich! Er öffnete leicht seinen Mund und gewährte seinem Senpai Einlass. “Mmh...” Es war so schön, dass die Initiative auch mal von Soichi ausging. Ihre Zungen spielten miteinander. Vorsichtig erforschte Morinaga den Mund seines Senpai und dieser tat es ihm überraschenderweise gleich, denn sonst war es immer nur Morinaga gewesen, der einen Kuss zwischen ihnen zu einem Zungenkuss machte. Wie sich herausstellte, war Soichi gar nicht mal so schlecht darin. Er zog den verwirrten Morinaga dichter zu sich und unterzog ihn einem ungeduldigen Kuss. Er war fordernd, aber trotzdem irgendwie sehr sanft. ’Hm, warum macht dieser Kerl mich nur so an?’, dachte Soichi hilflos und lüstern zugleich. Seine Lippen lösten sich kurz von denen Morinagas. Doch verschloss er dessen kurz darauf wieder mit seinen eigenen. Er wollte ihn. Er wollte ihn so sehr. Die gleichen Gedanken überkamen auch Morinaga. Er riss Soichi noch fester an sich und übernahm die Führung. “Ah”, Soichi stöhnte leise auf. Morinaga zog ihn in sein Zimmer und stieß ihn aufs Bett. Soichi wich seinem Blick aus. Morinaga kletterte auf sein Bett zu und kniete sich über seinen Senpai. Sein Gesicht kam dem von Soichi sehr nahe. “Senpai”, fragte er, “willst du mich?” Soichi starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. “Waa...?” Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Ja, er wollte ihn, sein Körper sprach Bände, aber das würde er sich, geschweige denn Morinaga gegenüber, doch niemals eingestehen! Er drehte seinen Kopf peinlich berührt zu Seite, während er überlegte, was er sagen sollte. Morinaga sah ihn abwartend an und er wusste, egal was Soichi jetzt sagen würde, er kannte die Antwort und würde so oder so weitermachen, aber er wollte es nun mal aus dem Mund seines Senpais hören! Dieser kämpfte gerade mit sich selbst. Er stellte sich selbst die Frage: Soll Morinaga weitermachen oder nicht? Morinaga küsste ihn am Hals und saugte sanft an seinem Ohrläppchen. Soichi gab auf. Er sah seinem Kohai mit glasigem Blick an und stöhnte ein leises “Ja....”. Das warf Morinaga aus der Bahn. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten und fiel gnadenlos über seinen Senpai her. Er küsste ihn und drang fast schon gewaltsam mit seiner Zunge in den Mund seines Senpais ein. Soichi schien das nicht zu stören. Er küsste ihn leidenschaftlich zurück. Morinaga knöpfte hastig das Hemd seines Senpais auf und riss es ihm förmlich von den Schultern. Er nahm Soichi vorsichtig die Brille ab und legte sie auf den Nachtschrank. Das gleiche machte er mit dem Haarband, mit dem Soichi seine langen Haare immer zusammen hielt. Er küsste seinen Senpai abermals und berührte dessen Brustwarzen mit seinen Fingern. Er penetrierte sie so lange, bis sie ganz steif waren. Soichi stöhnte bei jeder Berührung auf. Morinaga liebte diesen Laut einfach so sehr. Er wollte unbedingt mehr davon hören. “Senpai, wie willst du es haben?” Soichi sah ihn überrascht und verlegen zugleich an. Wie peinlich, diese Frage zu beantworten! “So?“ “Ah” Er stöhnte wieder, da Morinaga wieder sanft in eine der beiden gekniffen hatte. “Oder doch lieber so?”, fragte er grinsend und leckte sich dabei lasziv über die Lippen. “Ah... mit dem ... Mh... ah” Soichi bekam keinen Satz im Ganzen mehr raus, “ah...” “Ah, ich weiß schon...”, schmunzelte Morinaga und freudig machte er sich daran, den unausgesprochenen Wunsch seines Senpais zu erfüllen. Er küsste ihn noch einmal sanft auf den Mund und ließ dann seine Lippen zum Schlüsselbein gleiten. Nachdem er dort eine Zeit lang verweilt hatte, küsste er die linke Brustwarze Soichis. “Ah... Hnn” Morinaga fuhr sanft mit seiner Zunge über die Spitze und um sie herum, mit der Hand bearbeitete er sanft die rechte. Soichi genoss Morinagas Liebkosungen sehr, seine Hände krallten sich in das Laken. “Uh...” Morinagas Finger glitten an Soichis Seiten herab, als er ihn am Hals küsste. Seine Hände kamen schließlich am Hosenbund an. Er öffnete hastig den Gürtel und hob die Hüften seines Senpais an. Dann streifte er sie ihm zusammen mit der Boxershorts von den Beinen. Soichi spürte das Reiben seiner Kleidung sehr intensiv auf seiner Haut. Er war inzwischen schon sehr empfindlich durch Morinagas Berührungen geworden und reagierte nun um so heftiger darauf. “Ha... ah...” Morinagas linke Hand glitt langsam zwischen Soichis Schenkel und drückte sie leicht auseinander. Die Beine zuckten daraufhin kurz. Er sah seinem Senpai die Aufregung und Lust an und wollte ihm noch mehr Gutes tun. Soichi spannte seinen Körper unbewusst an und eine feine Gänsehaut zeichnete sich überall ab, selbst seine Nackenhärchen waren elektrisiert. Sein Senpai stöhnte laut auf. Unter den gleichmäßigen Bewegungen seines Kohais wurde seine Atmung immer schneller. Erste Schweißperlen zeichneten sich auf seiner Stirn ab. Morinaga beugte sich über seinen Senpai und küsste ihn. Seine heiße Zunge umschling die von Soichi, saugte an ihr, ließ sie wieder frei, erforschte jeden Winkel und spielte wieder mit der Zunge seines Senpais. Ihre Lippen lösten sich wieder. Soichi keuchte schwer an seiner Seite und Morinaga hielt kurz inne. Er strich wieder sanft über die harten, roten Brustwarzen seines Geliebten und küsste ihn am Ohr. Fast schon sadistisch knabberte er am Ohrläppchen und leckte daran. Soichi seufzte laut. Seine Küsse wanderten zum Bauch und er zeichnete die wohldefinierten Muskeln seines Senpais mit der Zunge nach. Er erreichte den rechten Hüftknochen und küsste ihn sanft. Hin und wieder saugte er leicht an der Haut und fand dort einen neuen Punkt, der seinen Senpai in Wallungen brachte. “Ah! Ah....” Soichi warf seinen Kopf zurück und seine langen, glänzenden Haare rutschten von seinen Schultern auf das Bett. Morinaga richtete sich wieder auf und sah seinem Senpai in das erregte, schwitzige Gesicht. Dieser Anblick war für ihn mit das Schönste. Auch Morinaga war die Lust anzusehen. Er schob eine Hand unter den Rücken seines Senpais und streichelte leicht an seiner Wirbelsäule entlang. Soichi zuckte zusammen. “Mnh...!” Die eine Hand streichelnd am Rücken seines begehrten Senpais suchte er mit der anderen in dem kleinen Nachtschränkchen nach einer weißen Tube. Er drehte deren Verschluss mit seinen Zähnen auf. Dann nahm er die Hand, mit der er eben noch Soichis Rücken entlang gefahren war und benetzte seine Finger mit dem durchsichtigen, Gel ähnlichen Inhalt der Tube. Er legte sie wieder zurück in die Schublade des Nachtschrankes. Morinaga hob mit einer Hand die Hüften seines Senpais an und fuhr mit seinen feuchten Fingern über dessen Haut. “Ah!” Soichi stöhnte auf, als er die kalte Creme bemerkte. Er spürte die Berührungen seines Kohais intensiv und seufzte unüberhörbar bei jedem Zusammentreffen von Finger und Haut. Morinaga hob Soichis Oberkörper an und brachte ihn so in die Position, dass dieser über seinem Schoß kniete. In dieser sitzenden Haltung konnte er seinem Senpai besser ins Gesicht sehen. Soichi sah ihn mit fiebrigem Ausdruck an und schlang seine Arme um Morinagas Schultern. Seine Wangen waren stark gerötet, seine Augen glänzten glasig. Morinaga sah ihn eindringlich an. Diesen Gesichtsaudruck liebte er und er wollte ihn sich in das Gedächtnis brennen. Soichis Atmung ging stoßartig und Morinaga trieb seinen Senpai mit seinen Fingern zur Ekstase. Dieser wollte endlich Erlösung. “Mach... Mach endlich!”, forderte er ihn stöhnend auf. Die Röte von seinem Gesicht hatte inzwischen auf seinen restlichen Körper übergegriffen. Morinaga legte seinem Senpai seine Finger an die Lippen und zu dessen Überraschung nahm Soichi diese sofort in den Mund, saugte und leckte leidenschaftlich an ihnen. ‘Was geht mit ihm heute ab?’, fragte sich Morinaga ungläubig. Diese Seite Soichis kannte er nicht, aber sie gefiel ihm. Er grinste in sich hinein. Es war ein unglaubliches Gefühl, wie sein Senpai das machte. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten. “Senpai, willst du es?”, fragte er ihn. “Mnh...” Sein Gedächtnis war vernebelt, er konnte keinen klaren Gedanken fassen, lediglich mit dem Kopf nicken. Er wollte die Lust, die er empfand noch intensiver spüren. Instinktiv ließ sich Soichi in Morinagas Schoß nieder. “Uh...” “Senpai...” Morinaga selbst unterdrückte sein Stöhnen und genoss es umso mehr, das seines Senpais zu hören. Es freute ihn, dass er ihm so viel Lust bereiten konnte. “Senpai, sag meinen Namen!” “Was?” Soichi sah ihn fragend mit seinem lustverzehrten Gesicht an. “Mein Name, Senpai. Sag ihn, bitte!” Soichis Rücken bog sich reflexartig stark durch. Sein Körper war bis in die letzte Faser gespannt. “AAH.... haa... Nah... Uh.... Mori... ah... Morinaga, aah...” Morinaga sah seinen Senpai glücklich an. Er liebte ihn so unbeschreiblich sehr. “Senpai...” Soichis Nerven lagen blank, er war nicht mehr fähig zu denken. Dass Morinaga ihn küsste, nahm er nicht mehr bewusst wahr. Er wusste nur, dass er es nicht mehr lange aushielt. Sein Kohai leckte ihm am Ohr und pustete leicht hinein. Soichi erschrak ein wenig. Dann fiel er schlapp und keuchend über Morinaga zusammen, direkt in seine Arme. Er war hundemüde. Morinaga umarmte ihn. Soichis Haut glühte immer noch. Die Nachwirkung spürte er noch deutlich und machte ihn sehr empfindlich. Eigentlich wollte Morinaga noch nicht aufhören und diesen empfindsamen Zustand noch ausnutzen, aber er merkte, dass sein Senpai zu erschöpft war. Er legte ihn sanft auf das Bett und platzierte sich daneben. Ihn im Arm haltend streichelte er sanft über das lange Haar seines Senpais. Er sah so schön aus, friedlich schlafend, widerstandslos. Seine Haut nahm langsam wieder eine normale Farbe an und seine Atmung beruhigte sich allmählich. Morinaga lächelte seinen Schatz an und küsste ihn dann sanft auf die noch feuchte Stirn. Ob er es wohl morgen wagen konnte, seinen Senpai zu fragen, ob sie wohl zusammen baden gehen konnten? “Ich liebe dich!”, flüsterte er leise um Soichi nicht aufzuwecken. Er strich ihm noch ein paar Mal liebevoll über die Haare und Wange, dann legte er sich dicht neben ihn, schloss ihn in die Arme und schlief zufrieden ein. ’Wenigstens für diesen Augenblick’, dachte er wehmütig bevor er die Augen schloss. *** ___________________________ Joah, mal sehen wie's weitergeht... *grins, grins* ^^ Wenn irgendjemandem irgendwas auffällt, was irgendwie unschlüssig wirkt/ist: Sorry!!!! 's ist 'ne Fanfic!!! Habt Erbarmen! XD (Nein, am besten ihr merkt es an, damit ich's verbessern kann -je nachdem, wie sehr's die Geschichte beeinflusst, kann ich das ja umändern- ^_~) Danke für die Kommis!!! Kapitel 4: Kapitel 3: Sich öffnende Fahrstuhltüren, ein Telefonat und andere Unterbrechungen -------------------------------------------------------------------------------------------- Hallo, hier kommt also das 3. Kapitel meiner Soichi und Morinaga FanFic. Lasst euch von der langen Überschrift nicht verwirren! ^^ Ich habs nicht so mit "Überschrift-Finden" ^^;; Nun ja, auch wenn man an manchen Stellen vielleicht denken könnte: "Wozu...?" oder "Was wird das...?" hoffe ich doch, dass es euch gefällt! Also: Viel Spaß beim Lesen!!! _____________________________________________________________ Kapitel 3 Morinaga stand bereits in der Küche und bereitete das Frühstück vor. Freudig grinsend erinnerte er sich an den Vorabend. ‘Er ist von selbst auf mich zugekommen!’, dachte er zufrieden. Er hatte sich am Vortag Gedanken gemacht, wie er seinen Senpai am besten verführen konnte, doch er hatte sich ganz umsonst den Kopf zerbrochen, denn das war gar nicht nötig gewesen um Soichi in Versuchung zu bringen. Heute Morgen hatte er, als Morinaga aufgestanden war, noch ruhig schlafend im Bett gelegen und sein Kohai hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, seinen Senpai beim Schlafen zu beobachten, ihn noch einmal fest in den Arm zu nehmen und zu küssen. Zum Glück war Soichi nicht aufgewacht, denn sonst hätte Morinaga jetzt wohl ein paar blaue Flecke und eine blutige Nase gehabt. Morinaga stellte den heißen Kaffee auf den gedeckten Küchentisch und ging dann in sein Zimmer um seinen Senpai zu wecken. Dieser lag halb zugedeckt auf der Seite und schlief wie erwartet immer noch. Sanft strich er Soichi über die langen, vom Schlaf zerzausten Haare. Sein entspanntes Gesicht war für Morinaga ein Segen, da er es nur selten zu sehen bekam. Er legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter des Schlafenden und flüsterte: “Senpai... Senpai?” Soichi knurrte im Schlaf, verzog das Gesicht und drehte sich auf die andere Seite. “Senpai...” Morinaga sprach nun lauter und klang belustigt. Was für eine unschuldige und irgendwie niedliche Reaktion! Soichi drehte sich zu ihm um und öffnete langsam die Augen. Er sah seinen lächelnden Kohai verschlafen an und fragte mit rauer Stimme: “Wie spät is’ ’s ’n eigentlich?” “Kurz nach neun” kam die Antwort zurück. “Hmmmm....” Soichi grummelte noch einmal verschlafen, bevor er sich aufsetzte und die Decke zurückwarf. Er merkte einen kalten Luftzug an seinem Körper und sah an sich herab. Er nahm ruhig zur Kenntnis, dass er vollkommen nackt war. ... Er war nackt? Schlagartig wurde er richtig wach. Wie war es denn dazu gekommen? Doch nicht so wie beim vorigen Ma... Das letzte Wort blieb ihm in Gedanken im Hals stecken. Ups! Ihm wurde augenblicklich bewusst, dass er selber dafür zuständig gewesen war, dass er jetzt unbekleidet in .... - ihm fiel plötzlich auf, wo er sich befand... - in Morinagas Bett saß. Ihm schoss das Blut ins Gesicht. “ARGH!” Soichi schrie auf, stieß seinen verwirrten Kohai zur Seite und lief mit Bettlaken um die Hüfte geschlungen Richtung Badezimmer. Morinaga stürzte ihm hinterher. “Warte, Senpai! Wollen wir nicht zusammen...?” Soichi hielt in der Tür zum Bad inne, drehte sich langsam um und starrte seinen Kohai mit tötendem Blick an. Sein eh schon rotes Gesicht wurde noch dunkler. Er fixierte ihn eine Weile böse, drehte sich dann um, schrie laut “NEIN!!!” und knallte die Tür hinter sich zu. “Schade...”, flüsterte Morinaga leise, aber es schwang keine Trauer in dem Wort mit. Es klang eher optimistisch, so wie “dann vielleicht beim nächsten Mal”. Während er das Wasser im Bad rauschen hörte, setzte er sich an den Frühstückstisch und begann schon Mal an seinem Kaffee zu nippen. Er überlegte, was man heute noch so machen könnte. Die Ausstellung, zu der sie gehen wollten, öffnete ja erst am Nachmittag. ‘Heute Vormittag lohnt es ja nicht irgendwo hinzugehen‘, dachte Morinaga, ’na, da kann ich ja noch mit Senpai drüber reden... Und nach der Veranstaltung? Ein kuscheliger Abend zu zweit?’ Er grinste in sich hinein. ’Nein, diese Vorstellung ist zu weit hergeholt’, gestand er sich wohl oder übel ein. ’Oder wir gehen in eine Kneipe... Ins Adamsite? Aber nee, da krieg ich ihn sowieso nicht rein...’ Während Morinaga seinen Gedanken nachhing, kam Soichi eine dichte Dampfwolke hinter sich herziehend aus dem Bad. Seine nassen Haare versuchte er mit einem Handtuch trocken zu kriegen. Er setzte sich an den Tisch und nahm sich ein Brötchen. “Na, wieder beruhigt?” Oh, das hätte Morinaga lieber nicht sagen sollen. Er wurde mit einem scharfen Blick und zwei Tritten unterm Tisch gegen sein Schienbein gestraft. “Senpai, ich hab gerade überlegt, was man heute noch so machen könnte, außer dem Messebesuch am Nachmittag. Hast du ’ne Idee?” “Kein Plan! Aber die Bude müsste mal wieder aufgeräumt werden. Das kannst du ja dann machen”, gab Soichi trocken zurück und schob sich sein Frühstück in den Mund. ‘Na toll‘, dachte Morinaga ein wenig verärgert, ’das ist jetzt nicht unbedingt DER Vorschlag des Jahrhunderts, obwohl Senpai ja eigentlich recht hat. Hier sieht es aus wie im Schweinestall.... Ich hatte in den letzten Tagen ja viel zu tun gehabt...’ “Gut”, gab er resigniert zu, “dann ist heute Vormittag Putzen angesagt und DU hilfst mir!” Soichi blieb fast das Essen im Hals stecken und er hustete demonstrativ. “Wie? Nee, das kannst du vergessen! Ich hab so was noch nie gemacht und werde das auch nie machen!” “Und wer hat sonst bei euch aufgeräumt? Sag mir nicht, du hast Kanako das ganze Haus sauber halten lassen!” Morinaga war leicht sauer. “Frau Matsuda hat geholfen”, gab er nüchtern zur Antwort. Na, das konnte ja lustig werden. Bisher hatte Morinaga in ihrer gemeinsamen Wohnung -äh, Verzeihung- WG! Ordnung gehalten. Er hatte immer alleine aufgeräumt, wenn Soichi mal länger in der Uni geblieben war, aber in letzter Zeit hatte er sich mehr um sein Studium als um den Haushalt kümmern können. Außerdem wollte er die Situation, wie sie war, nicht ewig so beibehalten. Es war Zeit, dass auch Soichi sich mal ein wenig Mühe machte! “Hältst du dein eigenes Zimmer wenigstens sauber?”, fragte er seinen Senpai, da er dieses dank Schloss noch nicht einmal außer bei der Wohnungsbesichtigung betreten hatte. “Sicher!” ‘Das werde ich nachher ja sehen’, dachte Morinaga und lächelte seinen Senpai selbstsicher an. “Dann kannst du mir nachher ja helfen!” “...” Strike! Der hatte gesessen! Soichi antwortet nämlich nicht mehr darauf und das war ein Zeichen dafür, dass sein Gegenüber die Diskussion gewonnen hatte. Nach dem Frühstück ging es also ans Saubermachen und keiner der beiden hatte so recht Lust darauf, den Staubwedel zu schwingen. Sie standen also bewaffnet mit Putzlappen und Schrubber im Wohnzimmer und sahen sich das Elend an. “Wollen wir das nicht lassen?” Soichi sah sich mit hochgezogenen Augenbrauen um und wollte flüchten, aber Morinaga hielt ihn, immer noch geschockt vom Anblick des Müllbergs, reflexartig am Arm fest. “Nein, wir ziehen das jetzt durch!” Soichi gab geknickt nach; er sah ein, dass unbedingt etwas gemacht werden musste. Morinaga machte sich bereits daran die Dosen einzusammeln. Gefühlte drei Jahrzehnte später konnten sie endlich aufatmen. Nachdem sie festgestellt hatten, dass sie sowohl ein Sofa als auch zwei Sessel besaßen, sahen sie sich zufrieden um. Doch plötzlich verdunkelten sich ihre Gesichter. Ihnen kam die Erkenntnis, dass das Bad und ihre eigenen Zimmer auch noch bearbeitet werden mussten. “VERGISS ES!!!”, schrie Soichi auf, “Nicht mit mir! Ich spiel hier doch nicht die PUTZFEE!!!” Morinaga musste schmunzeln. ‘Nein, hast Recht! Eher den Putzteufel...’ Diese Soichi-typische Reaktion kannte er nur zu gut. “Senpai. Soll hier etwa alles verkommen?”, versuchte er ihn zu beschwichtigen. Soichi murrte noch einmal bevor er nachgab und so erledigten sie noch die restlichen Zimmer in Windeseile. Während Soichi die zahlreichen Müllsäcke nach draußen brachte, stand sein Kohai schon wieder in der Küche und hatte die Suppe für das Mittagessen aufgesetzt. Es war schon ziemlich spät geworden und so gönnten sich nur ein schnelles Essen . Als Soichi die Küche betrat, schmeckte Morinaga gerade die Suppe ab. “Ah, Senpai!”, er hatte ihn bemerkt und drehte sich mit dem Löffel in der Hand um. “Das Essen ist gleich fertig, setzt dich schon mal” Er legte den Löffel zur Seite und deckte den Tisch, zum Schluss stellte er den dampfenden und köstlich duftenden Topf auf eine Platte auf den Tisch. Mit einer Kelle schöpfte er jedem was auf. Zum Essen und für Unterhaltungen blieb ihnen nicht viel Zeit. So schlangen sie still ihre Suppe runter. Morinagas Gedanken wanderten zu Soichi. ‘Sein Zimmer kann er also sauber halten. Es war ja sehr schlicht gehalten... Schrank, Bett, Kommode... Hm, vielleicht werde ich dieses Bild ja jetzt öfter sehen?...... Naaa, wenn er mehr Vertrauen hätte ja, aber irgendwie hat sich nicht viel verändert...’ Er seufzte unmerklich. Als sie fertig waren, wollte Soichi schon losgehen und alles so stehen lassen wie es war. Morinaga seufzte und räumte alle Teller weg. “Oh man, haben wir nicht eben erst aufgeräumt? Wieso kann die Küche nicht von vornherein sauber bleiben?” Von diesem Monolog bekam Soichi nichts mit. Aber es stimmte, Morinaga fand Sauberkeit in der Küche überaus wichtig und da sie sozusagen sein Reich war und Soichi sie nur zum Essen betrat, war sie immer blitzblank. Morinaga warf sich seine Jacke über, schnappte sich die Schlüssel und Portemonnaie bevor er aus der Wohnung ging und hinter sich die Tür abschloss. Soichi wartete bereits unten an der Straße und rauchte genüsslich seine Zigarette. Morinaga stürmte die Treppe runter und lief seinem Senpai freudig entgegen. Dieser blickte ihn allerdings nur abschätzend an, zog noch einmal an seiner Fluppe und trat sie dann aus. “Und wie kommen wir dahin?” Senpai schien sich ja gar keinen Kopf gemacht zu haben und sich ganz auf Morinaga zu verlassen. “Komm mit!” Morinaga grinste und ging zur Rückseite des Hauses. Soichi folgte ihm. Hinter dem Haus war ein kleineres Gebäude, das in mehrere Garagen eingeteilt war. Einige standen leer, aber dafür, dass Nagoya eine Großstadt war, gab es hier im Verhältnis zu Tokio sehr viele Autos. Soichi wunderte sich, was sein Kohai vorhatte und ehe er sich versah, standen sie vor einer der Garagen. “Hast du ein Auto? Aber wieso willst du damit fahren? Mit der U-Bahn ist es doch viel bequemer...” Er wurde komplett von seinem Gesprächspartner ignoriert. Dieser öffnete gelassen das Tor und verschwand in der Dunkelheit. Soichi wartete draußen und vernahm hin und wieder ein leises Klappern. Plötzlich kam Morinaga wieder aus der Garage raus und, Soichi staunte nicht schlecht, schob eine schwarze, glänzende Ducati neben sich her. “Du hast ein Motorrad?”, fragte Soichi ihn verblüfft. “Ja, aber ich hol es nur selten raus...” Morinaga lächelte verschämt. Soichi kannte seinen Kohai jetzt schon seit fünf Jahren und hatte nicht mitbekommen, dass dieser jemals einen Führerschein dafür gemacht hatte geschweige denn ihn jemals damit fahren sehen. “Hier!” Morinaga reichte seinem Senpai einen weißen Helm und setzte seinen eigenen schwarzen auf. “Warum hast du überhaupt zwei?”, fragte ihn Soichi, als er versuchte seinen Kinnriemen festzuschnallen. Morinaga half ihm dabei und antwortete: “Na ja, bin ab und zu mal mit Hiroto oder anderen Kumpels unterwegs gewesen und da manche kein Motorrad hatten... So kommt halt eins zum anderen!” Dann warf er seinem Senpai noch Jacke und Hose, die er sich überziehen sollte, zu und schlüpfte selber auch in seine Motorradausrüstung. Nachdem sie sich in die Klamotten gezwängt hatten, wartete Soichi gespannt auf das Folgende. Morinaga sah ihn an und lächelte noch einmal. Dann stieg er auf seine wunderschöne schwarze Ducati und gab seinem Senpai ein Zeichen, dass er hinter ihm Platz nehmen sollte. Soichi schwang sich elegant hinter seinen Kohai und dieser bedeutete ihm, dass er die Füße auf die dafür vorgesehene Stütze abstellen und sich ja gut an ihm festhalten sollte. Er legte die Arme seines Senpai um seine eigenen Hüften und drückte sie noch einmal fest. “Leg dich nachher mit in die Kurve, also geh mit der Maschine mit. Genug der Hinweise: Klapp das Visier runter, Senpai, geht gleich los!” Auch er selbst machte alle Schotten dicht und startete seine Maschine. Ein lautes Brummen ging von dem Motor aus und fuhr sanft durch ihre Körper. Ein wohliger Schauer fuhr über Morinagas Rücken. Ach, wie lange hatte er sein Baby schon nicht mehr rausgeholt... Er lächelte wehmütig und ließ seine Ducati noch ein paar Mal aufheulen, nachdem er die Kupplung reingehaut hatte, lehnte sich stark nach vorn , damit das Vorderrad nicht hochging, und gab Vollgas. Soichi schrie vor lauter Schreck, dass es so plötzlich losging, aber das hörte Morinaga nicht. Seine Ohren war zu, ob von dem Lärm der Maschine oder vom Rausch der Freude konnte er in dem Moment selbst nicht sagen. Er merkte aber, wie sein Senpai seine Arme fester um seinen Körper schlang. Soichi kniff die Augen zusammen, denn sie rasten mit 180 Sachen die Straße rauf und kamen erst an der nächsten Kreuzung wieder zum Stehen. Soichi atmete erleichtert auf. “Ha, ha”, Morinaga musste lachen, “soll ich etwa noch schneller fahren, Senpai?” “Nee, mir wäre lieber, wenn du die Geschwindigkeitsbeschränkungen einhalten würdest...” Sie erreichten, nachdem sie ihr Viertel verlassen hatten, die Schnellstraße und Morinaga gab wieder ein wenig Gas, überschritt aber die 120 km/h-Marke nicht mehr, seinem Senpai zuliebe. Dieser hatte sich inzwischen einigermaßen an die Schnelligkeit gewöhnt und entkrampfte sich zunehmend. Er lehnte sich entspannt gegen den Rücken des Fahrers und fing an die Fahrt zu genießen. Er beobachtete die vorbeifahrenden Autos und dahinschwindenden Gebäude. *** Ein gleißender Lichtstrahl spiegelte sich auf der blanken Oberfläche der Ducati wider. Ihr Fahrer fügte sich nahtlos in das Bild ein. Ein flüssiger Übergang von Fahrer zu Maschine, der weit über ihr lehnte und eine unbändige Kraft und Freude ausstrahlte. Die zweite Person hinter ihm schmiegte sich dicht an, um sich festzuhalten. Ein paar Strähnen langer, heller Haare lugten unter dem weißen Helm des Beifahrers hervor und schlugen wild im Fahrtwind. Das Wetter war optimal für eine Spritztour, aber die beiden hatten andere Pläne. Sie nahmen die nächste Abzweigung von der Schnellstraße und fuhren Richtung Innenstadt. Nach ein paar Ampeln und einem Stau, durch den sie aber dank der Wendigkeit des Motorrads gut durchgekommen sind, erreichten sie ihr Ziel, ein gläsernes Hochhaus mit 18 Stockwerken. Hier sollte die Messe zu diversen Giften stattfinden. Morinaga und Soichi konnten sich sicher sein, dass sie vor allem wichtige Fachleute, wie Professoren und Doktoren, aber auch interessierte Studenten antreffen würden. Die Leute, die mit den vielen Fachbegriffen nichts anfangen konnten, machten sowieso einen großen Bogen um solche Ausstellungen. Vielleicht trafen die beiden ja jemand wichtigen und konnten sich mit ihm bekannt machen? Schlecht für ihren Werdegang wäre es ja nicht. *** Sie standen vor dem Ausstellungshaus und nahmen ihre Helme ab. Das Motorrad hatten sie in einer Seitenstraße geparkt. “In welchen Stock müssen wir?” “Ich glaube, die Veranstaltung erstreckt sich über zwei Stockwerke, 17 und 18, aber ich bin mir nicht sicher. Lass uns mal an der Information fragen!” Sie betraten das Gebäude und gingen zur Info um sich zu erkundigen. Morinaga hatte Recht gehabt, die Messe fand in den oberen beiden Stockwerken statt. “Kann man seine Sachen irgendwo lassen?”, fragte Morinaga. Er wollte die Motorradsachen wegschließen um sich unbeschwert alles ansehen zu können. “Sie können Kleidung und Wertgegenstände hier in einem Schließschrank unterbringen”, lächelte die Dame sie an der Rezeption freundlich an, “hier links neben dem Tresen finden Sie eine Tür, dahinter befinden sich die Fächer. Folgen Sie mir!” Sie führte die beiden Männer zu ihrem Safe. Sie legten ihre Sachen ab und fuhren dann mit dem goldverzierten Fahrstuhl in den 17. Stock. Soichis Augen leuchteten als er die Ausstellung betrat und die ersten Informationen über sein Lieblingsthema erhaschte. Die Veranstaltung war schon gut in Gange. Morinaga ließ seinen Blick über die Besucher schweifen, aber es war bis jetzt noch niemand zu sehen, den er kannte. Er schlenderte die Gänge entlang und sah sich die verschiedenen Auslagen und Präsentationen an. In einem Raum hielt ein Professor sogar einen Vortrag über Gifte. Soichi las sich mit Begeisterung an jeder Tafel die Informationen durch, während sein Kohai meist daneben stand und ihn lächelnd ansah. Sie gingen durch die verschiedenen Ausstellungsräume, setzten sich für kurze Zeit zu der Vorlesung des Professors und kamen dann in einen für beide sehr interessanten Bereich: In den, wo Tiere ausgestellt wurden, die in irgendeiner Hinsicht giftig waren, ob Tentakeln oder Zähne, es war alles dabei. Die meisten waren tot beziehungsweise es lag nur ihre Haut in den Vitrinen, aber auch Terrarien oder Aquarien mit lebenden Fischen, Schlangen und Quallen waren ausgestellt. Morinaga ließ seinen Senpai allein und ging zu einem Aquarium mit einem besonders großen Fisch, den man allerdings erst suchen musste. Morinaga ließ seinen Blick durch das Becken schweifen und letztendlich hielt er inne. Er hatte ein unförmiges Ding entdeckt. Es sah nicht aus wie ein Fisch, eher wie... ein Stein... ‘Daher wahrscheinlich auch der Name’, dachte Morinaga amüsiert, ‘Steinfisch... hm’ Er hatte das Etwas auch nur an der kleinen seitlich hervorlugenden Flosse erkannt, ansonsten fügte sich das Tier hervorragend in seine Umgebung ein. Ein Schatten trat hinter Morinaga und dieser sah sich um. “Guten Tag, mein Name ist Sumi, ich bin Professor an einer Uni für Gentechnik. Sie sehen sehr interessiert aus. Wollen wir uns kurz unterhalten?” Der Steinfisch im Aquarium bewegte sich. Morinaga verfolgte seine Bewegung mit seinem Blick und sah dann wieder den Professor an. “Sicher, worum geht es?” *** “Wo warst du?” Soichi stand bereits am Ausgang, als Morinaga sich wieder zu ihm gesellte. “Senpai!“, er eilte ihm entgegen, “Die Aquarien haben mich so fasziniert, dass ich bis eben davor gestanden hab” Soichi sah ihn mit hochgezogener Augenbraue skeptisch an. “Erzähl nicht! Ich war auch bei den Aquarien und da warst du nicht!” “Zu dem Zeitpunkt war ich wohl grad auf der Toilette...” “Ja, klar! Über eine halbe Stunde lang...” Soichi legte seinen Kopf schief und sah ihn mit einem Verarsch-mich-nicht!-Blick an. Morinaga überlegte. “So lange hast du auf mich gewartet?! Senpai...” Er wollte Soichi sanft über die Wange streichen, aber dieser schlug seine Hand wütend weg und zischte böse: “LASS DAS! Nicht in der Öffentlichkeit! .... Und auch nicht sonst wo!”, fügte er errötend hinzu, “Komm, wir gehen!!” Soichi stapfte aus der Tür, wo er freundlich von einer Dame verabschiedet wurde. “Einen schönen Tag noch. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen!” Von Soichi ignoriert, sah sie Morinaga mitleidig lächelnd an. “Gleichfalls”, sagte Morinaga grinsend und zuckte mit den Schultern. Dann eilte er seinem Senpai hinterher, der bereits auf einen Fahrstuhl wartete. Als dann endlich das wohlbekannte Pling kam und sich die Tür langsam öffnete, stürzte Soichi bereits in den Fahrstuhl, Morinaga sprang hinterher um noch mitzukommen, denn Soichi war schon dabei den Knopf für das Erdgeschoss zu drücken. Im 15. Stock hielt der Fahrstuhl an, aber als die Tür aufging war niemand zu sehen. Die Tür schloss sich wieder. “Hast du dich wieder ein wenig beruhigt?”, fragte Morinaga. “Grmph...”, kam ein Schnauben von Soichi, der ihm den Rücken zugedreht hatte. “Du bist so...” Das Wort ’süß’ verkniff er sich. Er trat dicht hinter seinen Senpai und schlang seine Arme um dessen Taille. “Was wird das?!”, presste Soichi zwischen seinen Zähnen hervor. Seine eben beruhigte Stimmung schien wieder umzuschlagen. “Nur einen Moment, Senpai, bitte!” Soichi ließ ihn gewähren, auch als sein Kohai seinen Kopf auf seinen Schultern legte. War ja nicht schlimm soweit... Morinaga atmete den Duft seines Senpais ein. Er fühlte sich wohl und wusste, dass er wohl nie mehr jemand anderen so sehr lieben könnte wie ihn. Mit ihm zusammen zu sein, wäre grandios, wundervoll, alles, was er sich jemals wünschte.... Er fand keinen passenden Ausdruck dafür. Für seine Liebe, die in ihm wie ein Feuer brannte, ihm die Brust zuschnürte, ihn glücklich und traurig zugleich machte, Liebe, die Verlustängste und Eifersucht hervorrief, ihn schmerzte bis es nicht mehr auszuhalten war und ihn doch unbeschreiblich positiv ausfüllte, sie war alles und nichts, wichtig und irgendwie doch sinnlos... Er konnte es nicht genau sagen, er wollte nur den Moment genießen und legte unbewusst seine Lippen an den Hals seines Senpais. In dem Augenblick, als Soichi sich beschweren wollte, ging die Fahrstuhltür ein weiteres Mal auf und Soichi sah mit weit aufgerissenen Augen in die ebenfalls erschrockenen Gesichter derjenigen, die einsteigen wollten. Morinaga bekam das nicht mit, er träumte immer noch vor sich hin und küsste seinen Senpai. “Verzeihen Sie, wir nehmen den Nächsten...”, stammelte einer der Wartenden. Soichi versuchte Morinaga abzuschütteln und nach vorne zu stürzen um “NEIN! SCHON GUT! DAS IST EIN MISSVERSTÄNDIS! Kommen Sie doch....” zu rufen, aber da war die Tür schon wieder zu. “Senpai, was schreist du denn so?”, fragte Morinaga hinter ihm und schlang wieder seine Arme um seinen Senpai um dann wieder dessen Hals mit seinen Lippen zu berühren. “HÖR AUF, VERDAMMT! Hast du das gerade nicht mitbekommen? HÖR AUF!” Er versuchte sich von seinem Kohai zu lösen und drückte ihn von sich, aber so schnell gab Morinaga nicht auf. Er zog ihn dichter zu sich und Soichi wehrte sich nach wie vor. Brrrr... Brrrrrrr.... auf einmal spürte er etwas an seinem Oberschenkel. “Mein Handy... Nun lass mich schon los!” Morinaga löste seine Umarmung und Soichi holte sein vibrierendes Telefon aus seiner Hosentasche. “Ja?!” Morinaga sah seinen Senpai gespannt an. “Wie? Ihr kommt her?... WAS? IHR SEID SCHON FAST DA?” Soichi sah geschockt ins Leere, als sich die Fahrstuhl Tür mit dem gewohnten Pling öffnete. Sie waren endlich im Erdgeschoss angekommen. _____________________________________________________________ So, das war's dann auch schon wieder... Ich glaube, es ist kürzer geworden, als das letzte?!! Nun ja, ich hoffe natürlich, wieder eure Meinung zu diesem chap lesen zu können ^.- Da fällt mir ein, ich wär fast vom Hocker gefallen: Mehr als 10 Leutz haben diese Geschichte hier auf ihre Favoriten-Liste gesetzt... O.O Boah! Freut mich tierisch ^^ DANKE dafür!!! XDDD Kapitel 5: Kapitel 4: Rauchen ist schlecht für die Gesundheit ------------------------------------------------------------- Es hat lange gedauert, aber nun hab ichs endlich geschafft... Mir ist andauernd etwas eingefallen für die zukünftigen chaps und da dieses Kapitel eine Art "Schlüsselkapitel" ist oder zumindest etwas ist von dem die zukünftigen stark abhängen, musste ich es häufig überarbeiten bzw. hab lange überlegt, ob ich nun alles bedacht hab... u.u Anmerkung: Wie die Überschrift des chaps schon sagt, ist Rauchen nicht unbedingt gesundheitsfördernd! Also: Bitte nicht ALLES nachmachen, was Soichi so anstellt, okay? Aber ich denke, dass ihr alle vernünftig seid und ich nicht darauf hinweisen muss bzw. wenn ihr raucht: ihr seid alt genug um so etwas zu entscheiden!! ^^ -> Ich musste das jetzt mal erwähnen, auch wenn dieses Thema nur einen kleinen Part im Kapitel einnimmt. Sorry!! ^^ Ich bin jedenfalls dabei Soichi das Qualmen abzugewöhnen... ^.- Und wo ich schon beim Warnen bin: Auch Alkohol ist sollte man lieber in Maßen als in Massen genießen. So genug gepredigt!!! Viel Spaß beim Lesen! Ich hoffe, es kommt gut an...? ^^ ________________________________________________________________________________ Kapitel 4: “WIE JETZT... FAST HIER?” Soichis Gesichtsausdruck zeigte, wie geschockt er war. Morinaga holte ihre Sachen aus dem Safe, während sein Senpai noch schnell das Telefongespräch beendete. Still schweigend zogen sie sich ihre Sachen über und Morinaga startete die Maschine. Der leere Blick seines Senpais beunruhigte ihn. Morinaga entschied, ihn erst zu Hause zu fragen. “Fahr bitte schnell”, sagte Soichi nur und dann raste Morinaga auch schon die Straßen, ohne nach dem Grund zu fragen, lang. Als sie zu Hause ankamen, beeilte sich Soichi in die Wohnung zu kommen und Morinaga hetzte ihm, nachdem er seine Maschine weggebracht hatte, hinterher. Im Flur stellte er ihn zur Rede: “Senpai! Jetzt sag mir erst mal, was hier los ist!” Soichi sah ihn mit blassem Gesicht an. “Wir müssen uns was einfallen lassen!” “Hä? Senpai, du musst schon deutlicher werden. Noch kann ich keine Gedanken lesen.” Soichi seufzte. “Tomoe und Kurokawa kommen her!” “Aha, okay... und wann?” Morinaga fragte sich, wo das Problem lag. “Morgen früh...” “WIE? Wir sind ja gar nicht vorbereitet...” “Ich hab es ja auch eben erst am Telefon erfahren und Tomoe meinte, dass sie gerade ihr Gepäck eingecheckt haben und über Nacht fliegen wollten. Der Flug soll in anderthalb Stunden gehen. Er wollte mir alles erklären, wenn sie hier sind, weil sein Handyakku es wohl nicht mehr lange machen würde!” “Dann gehen wir heute eben noch mal einkaufen und dann ist gut...” “Sie wollen ein paar Tage bleiben. Wo sollen sie denn schlafen?” “Das können wir ja dann spontan entscheiden” Morinaga sah das Ganze gelassen, aber Soichi schien noch ein Gedanke zu quälen. “Was ist, Senpai?” “AAAAARGH!” Morinaga wich vor Schreck zurück. Was war nun los? “Tomoe und Kurokawa kommen her! In DIESE Wohnung! Ist dir bewusst, dass wir hier zusammen leben? Was hinterlässt das für einen Eindruck! Ich bin schließlich nicht SCHWUL!” “Sen.. Senpai” Morinaga versuchte seinen Senpai mit einer beschwichtigenden Handbewegung zu beruhigen. Soichi kochte wirklich und würde seinen Kohai wohl am liebsten sofort rauswerfen. “Sen...pai?” Er versuchte sich vorsichtig dem wilden Tier zu nähern, “DU sagst doch immer, dass wir nur in einer WG wohnen, also kannst du ihnen das doch genau so erzählen?” Soichi sah ihn ausdruckslos an. Er hatte ja Recht. Sie lebten nur in einer WG und er brauchte sich keine Sorgen machen! Warum auch? Da war ja nichts!!! “Ich muss erst mal eine rauchen”, sagte er kurz angebunden und verließ die Wohnung. Er versuchte sich selbst zu überzeugen, was ihm letztendlich auch gelang. Optimistisch richtete er seinen Blick auf Morgen. *** Morinaga gähnte und sah sich verschlafen im Zimmer um. Er saß allein in seinem Bett. Er hätte gern seinen Senpai neben sich gehabt, aber der war ja gestern Abend nach dem Essen sofort mit den Worten “Wir müssen morgen früh hoch!” ins Bad gerauscht und dann hatte Morinaga ihn auch nicht mehr zu Gesicht bekommen, außer als dieser aus dem Bad sofort in sein Zimmer verschwunden war. Morinaga seufzte leise und öffnete das Fenster. Er stand davor, gähnte und streckte sich. “Du siehst aus, wie eine Katze!” Morinaga fuhr herum und sah seinen Senpai in der Tür stehen. Soichi war schon komplett angezogen, während er selbst noch ihn Boxershorts und oben ohne dastand. “Katze?” “Na ja, die sehen auch so niedlich aus, wenn sie sich strecken...” “Niedlich?” Soichi wurde rot, als er bemerkte, was er gerade gesagt hatte. “Ach, egal! Beeil dich! Das Flugzeug landet bald”, sagte er forsch und wandte sich schnell um. Dann verließ er den Raum und ging in die Küche. Morinaga eilte ins Bad und kam wenig später frisch und munter wieder raus. “Senpai, hast du schon ein Taxi bestellt?”, rief er durch den Flur. “Hm? Nee, mach mal. Ich mach grad Frühstück!” “Oh?” Morinaga war überrascht, dass Soichi Essen machte und ging kurz in die Küche um ihn zu beobachten. Er war gerade dabei für jeden zwei Brote zu schmieren, die sie mitnehmen konnten. Morinaga wandte sich um und griff zum Telefon, dass im Flur seine Ladestation hatte, und rief ein Taxiunternehmen an. *** “Ihr wohnt zusammen?”, Tomoe konnte es gar nicht fassen, als er mitbekam, dass sich sein Bruder mit dessen Studienfreund eine Wohnung teilte. Sein Bruder, der Schwule über alles hasste, sie verabscheute, am liebsten alle von dieser Sorte ausrotten wollte...? Selbst um Kurokawa, seinen Freund, hatte Tomoe Angst gehabt, dass dessen letztes Stündchen in Gegenwart von Soichi geschlagen hätte. Was war nun auf einmal los? Soichi hatte ihn nur mit einem mörderischen Blick gestraft und war dann fertig mit ihm? UND er lebte mit Morinaga zusammen... der Morinaga, der ihm seine Liebe gestanden hatte.... ‘Verdrehte Welt!’ , dachte Tomoe staunend. Tomoe war froh seinen Bruder wieder zu sehen. Er war ihm am Flughafen sofort um den Hals gefallen. Dass Morinaga auch dabei war, wunderte ihn zunächst, aber nun, da er wusste, dass beide zusammen wohnten, kam ihm alles ein wenig einleuchtender vor. “Wir wohnen NICHT zusammen, wir bilden nur eine WG!”, riss Soichi seinen Bruder barsch aus dessen Gedanken. Kurokawa sah Morinaga fragend an und dieser lächelte schwach zurück. Kurokawa schenkte ihm einen mitleidigen Blick. Sie verstanden sich gut, auch wenn sie sich nicht so gut kannten. Aber sie mussten schließlich zusammen halten, da sie beide schon den Zorn des Zeus... äh.... Soichi zu spüren bekommen hatten. “Kommt rein!”, Morinaga schloss die Tür auf und bat die anderen reinzugehen. “Gepäck am besten erst mal in den Flur stellen. Ich mach uns schnell was zu trinken.” Er hängte seinen Mantel an den Haken und verschwand in die Küche. Soichi lotste die Gäste inzwischen in das relativ geräumige Wohnzimmer und sie nahmen auf der Couch Platz während sich Soichi ihnen gegenüber in den Sessel fallen ließ. Wie gut, dass sie gestern noch aufgeräumt hatten... “Wie seid ihr denn auf die Idee mit der... WG gekommen?”, fragte Tomoe neugierig und es schien, dass nicht nur Morinaga das Wort “WG” merkwürdig und unpassend fand. “Na ja”, Soichi druckste herum, “man spart so halt ’ne Menge Geld und es dicht bei der Uni...” “Aaah ja...”, sein kleiner Bruder sah ihn an und grinste. Dass in diesem Lächeln ein wenig Skepsis und “Ja, ja, red man!“ mitschwang, bemerkte Soichi nicht. “Wieso bist du eigentlich nicht geschockt, dass wir nicht in unser Haus zurückgekehrt sind?” “Oh, das...” Tomoe kratzte sich verlegen am Hinterkopf und Kurokawa sah betreten zu Boden um sein Beileid auszusprechen, “Kanako hatte mich darüber informiert... über alles... außer, dass du jetzt einen Mitbewohner hast... na ja, ich dachte du wüsstest das?!” Morinaga betrat gerade den Raum und stellte jedem eine Tasse Tee auf den Tisch. “Nein, ich wusste das nicht!”, gab Soichi patzig zur Antwort. “Oh, dann hat sie euch also auch nicht gesagt, dass wir heute zu Besuch kommen?” “Nein”, Morinaga meldete sich gelassen zu Wort, bevor sein Senpai sich aufregen konnte. “Also war gar nichts schlimmes passiert, dass ihr so plötzlich herkommt?” “Hä? Nee, wieso?!” Tomoe war davon ausgegangen, dass Soichi wusste, dass sie kommen würden, aber anscheinend war das nicht der Fall. “ABER”, Morinaga erhob seine Stimme um den Schimpftiraden seines Senpais gar nicht erst die Gelegenheit zu bieten, laut heraus zu platzen, “das ist gar kein Problem für uns! Ihr seid herzlich willkommen!” “Danke”, er wurde dankbar von dem kleinen Bruder angelächelt. “Allerdings gibt es nur ein Problem! Wir wissen noch nicht, wie wir das am besten mir dem Schlafen machen... In diesem Haus gibt es nur zwei Betten und eine steinharte Couch und wir sind 4 Männer, die so ihren Platz brauchen...” “Und wenn sich zwei Mann ein Bett teilen?”, schlug Kurokawa leise vor. “Das hättest du wohl gern...!”, knurrte Soichi seinen Schwager an. “Senpai, komm schon! Die beiden sind verheiratet! Und mein Bett ist groß genug, da könnten sogar drei Leute drin schlafen!” “Ja! ... Aber was ist mit dir? Du könntest doch dann mit meinem Bruder in ein Zimmer!”, schlug Tomoe gut gelaunt vor. “NEIIIN!”, prompt kam die Antwort von einem feuerroten Soichi. “Du schläfst auf der Couch, basta!”, wandte er sich an Morinaga. “Aber Senpai, die ist steinhart! Zum Sitzen okay, aber zum Schlafen? Hast du denn gar kein Mitleid?” “Genau, Soichi! Ich will mit Kurokawa in ein Zimmer!!! Und Morinaga soll nicht auf dem unkomfortablen Sofa übernachten! Außerdem sind es doch nur drei Nächte!” Tomoe funkelte seinen Bruder böse an. Wie konnte er nur so unbarmherzig sein!? Soichi sah wütend in die Runde: Kurokawa, der bei diesem Blick zusammen zuckte; Morinaga, der ihn mit flehendem Hundeblick ansah; und sein kleiner Bruder, der ihn so böse, wie es mit dessen süßem Gesicht überhaupt ging, anstarrte. Er seufzte. “Ihr habt gewonnen...” Er konnte seinem Bruder einfach nichts abschlagen, schon gar nicht, wenn er ihn nur so selten sah, weil er in Amerika lebte. Er warf seinem Kohai noch mal einen drohenden Blick zu, um ihm klar zu machen, dass dieser nichts versuchen sollte. “Du kannst dann deinen Futon bei mir im Zimmer aufschlagen...” “Futon? Senpai, erinnerst du dich nicht? Den hatten wir doch beim Umzug weggeschmissen, weil wir dachten, dass er nur Platz wegnehmen würde und wir ihn nicht mehr brauchen.” Soichi erinnerte sich dunkel. Mist! Er hatte nun schon zugestimmt, dass Morinaga bei ihm schlafen durfte. Es gab kein zurück mehr. “Kurokawa, wie sieht es aus? Habt ihr euch gut in Amerika eingelebt?” Morinaga versuchte ein Gespräch anzuzetteln bevor Soichi wieder irgendetwas dagegen sagen konnte, wo er nun schlafen sollte. “Ja, ich hab eine Stelle in einem Maklerbüro gefunden. Ich mach dort den Papierkram und manchmal berate ich auch, aber das ist eher selten. Unsere Eigentumswohnung kennt ihr ja von Fotos. Eigentlich ist sie ja zu groß für uns gewesen, zwei Stockwerke mit 3 Zimmern plus Küche und Bad auf jeder Etage... Sind eigentlich zwei Wohnungen, wenn man es genau nimmt und deswegen haben wir uns entschlossen, eine Etage bzw. Stockwerk zu vermieten. Ihr könnt auch gerne mal vorbei kommen!” “Nein!” “Danke!” Soichi sah Kurokawa wütend an und hatte das Angebot ausgeschlagen. Er würde NIE, NIEMALS in die USA fahren wollen, nicht freiwillig, in das Land der Schwulen?! Nee! Da, wo die sogar HEIRATEN durften... NIE! Morinaga hingegen hatte sich freundlich bedankt, vielleicht würde er irgendwann mal auf das Angebot zurückkommen müssen. Kurokawa ließ sich nicht durch die forsche Unterbrechung beirren und erzählte weiter: “In der Nachbarschaft haben wir auch schon Freunde gefunden und sich zu verständigen ist eigentlich auch ganz einfach!” Er sah seinen Schatz neben sich liebevoll lächelnd an. Tomoe lächelte glücklich zurück und schaltete sich in das Gespräch ein: “Meine Arbeit läuft auch super! Wir haben ein sehr ausgefülltes Leben. Apropos ausgefülltes Leben, Soichi, du kommst mir entspannter vor und du scheinst auch weniger zu rauchen als vorher. Bis jetzt hab ich noch keine einzige Zigarette hier gesehen.” “Hm? Nee, in letzter Zeit, hab ich auch gar keine mehr dabei, wenn wir unterwegs sind...” ‘Auch wenn es schwer fällt!‘, fügte er in Gedanken hinzu. “Ich hab nur eine Schachtel in der Schublade im Flur liegen.” Tomoe nickte zufrieden. “Hm! Morinaga scheint einen guten Einfluss auf dich zu haben! Früher hast du ja zwei Schachteln an einem Tagen weggeraucht bekommen... Aber jetzt brauch ich mir wohl keine Sorgen mehr zu machen!” Soichi erinnerte sich. Nicht nur Tomoe, auch Kanako hatten ihn schon mehrere Male dazu bringen wollen, das Rauchen aufzuhören, aber jedes Mal hatte er sich stur gestellt. Morinaga hatte nie etwas dagegen gehabt. Außer ein-, nein, zweimal kurz nachdem sie zusammen gezogen waren... Soichi hatte sich damals eine Zigarette in der Küche anzünden wollen, als Morinaga auf einmal hereingestürzt kam und sie ihm aus der Hand gerissen hatte. “Senpai!”, er hatte fast geschrieen, “Nicht in der Wohnung!!!” Soichi war total perplex gewesen. “Warum denn nicht?” “Weil hinterher die ganze Bude danach stinkt!” Grummelnd hatte er damals nachgegeben und seitdem rauchte er nur noch draußen vor der Tür oder wenn sie unterwegs waren. Ein andermal, nachdem Morinaga seinen Senpai draußen vor der Tür stehen gesehen hatte, wie er an seiner Zigarette zog, hatte er zu ihm gesagt: “Senpai, es wäre schön, wenn du mit dem Rauchen aufhören würdest, sonst stirbst du irgendwann noch daran...” Dabei hatte er ihn ganz fest in die Arme genommen und Soichi, der für einen kurzen Augenblick nicht wusste, was er sagen sollte, konnte nur trocken zurück geben: “Spätestens DANN hör ich auf!” Dann hatte sein Kohai sein Gesicht in die Hände genommen, mit Tränen in den Augen angeblinzelt, traurig “Ich will das aber nicht!” gesagt und ihn dann geküsst. Das war schon ein Weilchen her und wahrscheinlich auch der Grund, warum Soichi mit der Zeit immer weniger zu seinen Glimmstängeln griff. “Kann sein”, gab Soichi seinem Bruder knapp zurück, “Und? Was wollt ihr die nächsten Tage so machen, die ihr in Japan seid?” “Na ja, also heute wollten wir vielleicht was mit euch unternehmen, Mittwoch mit Kanako in den Freizeitpark...” “Und einen Tag wollten wir noch Freunde besuchen, wir haben schon Bescheid gesagt, dass wir mal vorbeigucken”, vervollständigte Kurokawa Tomoes Satz. “Und was wollen wir machen? ... Ah, Senpai, soll ich uns für heute an der Uni abmelden?” Morinaga griff schon zum Telefon ohne auf Soichis Antwort zu warten und verschwand aus dem Zimmer. “Hm, gute Frage”, Tomoe überlegte angestrengt, was man unternehmen könnte, “heute Abend könnten wir ja was trinken gehen. Ansonsten... Ich dachte sonst an Einkaufen. Dabei kann man erzählen und Kurokawa braucht sowieso noch was zum Anziehen für die Party von Rick und Phil, sie wollen sich jetzt endlich verloben und wir sind eingeladen...” Er seufzte. “Oh, na dann herzlichen Glückwunsch an die beiden!” Morinaga kannte sie zwar nicht, wünschte ihnen aber trotzdem alles Gute, als er die Stube wieder betrat. Er hatte an der Uni alles abgeklärt. “Rick?!” Soichi grummelte böse. Er konnte den Amerikaner nicht leiden, da dieser auch immer hinter seinem Bruder hergewesen war... Hatte dieser Playboy also auch jemanden gefunden, ja?! Das gab ihm ein wenig zu denken. “Also ich würde sagen, es steht fest, wo wir heute hingehen?”, meldete Morinaga sich zu Wort. ‘Ein Doubledate!’, dachte er und grinste in sich hinein. “Ich bräuchte nämlich auch mal wieder neue Klamotten...” Widerstrebend willigte Soichi ein. Was blieb ihm auch anderes übrig? *** Den Tag verbrachten sie also in diversen Klamottengeschäften. Während Morinaga und Tomoe Spaß daran hatten, sich durch die Kleiderständer zu wühlen, hatte Soichi schon beim ersten Anblick eines Kleidungsstücks keine Lust mehr. Missmutig trottete er hinter den anderen her. Kurokawa war für Tomoe das perfekte Model. Er ließ sich ohne Widerspruch immer wieder in neue Sachen stecken, ohne Protest, aber auch ohne viel Freude. Morinaga hingegen hatte Spaß daran, die verschiedensten T-Shirts und Hosen anzuprobieren. Letztendlich fand er eine gut sitzende Jeans und einen warmen, hübsch dunkelgrauen, fast schwarzen, Pullover. Für Kurokawa gab es ein paar legere Hemden, zwei Shirts sowie dazupassende Hosen. Am späten Nachmittag stand ein Besuch in einer Karaokebar an. Das Paar und Morinaga freuten sich sichtlich darauf, aber Soichis Laune sank noch mehr gen Keller. Schon als er das Wort “singen” erahnte, zogen sich seine Mundwinkel automatisch runter. Die schlechte Erfahrung mit Isogai saß ihm immer noch tief in den Knochen. Dennoch schafften es die anderen, den Miesepeter in einen der kleinen schalldichten Räume zu zerren. Während sich Soichi in eine Ecke des Sofas zurückzog und sich sehnlichst eine Zigarette wünschte, wechselten die anderen zwischen Gesangseinlagen und Unterhaltungen. Sie hatten sich viel zu erzählen. Das Leben in Amerika interessierte Morinaga sehr und Tomoe und Kurokawa waren sehr erpicht darauf zu erfahren, was in letzter Zeit so in Japan passiert war. Ihre Neugierde galt vor allem Soichi. Er kam ihnen etwas verändert vor und glücklicher Weise nahm dieser nicht am Gespräch teil und hörte auch nicht hin, sodass sie in Ruhe hätten reden können, doch Morinaga druckste nur herum. Nachdem sie erfolglos versucht hatten, etwas aus ihm herauszubekommen, gaben sie es letztendlich auf und wandten sich wieder dem Karaoke zu. Abends ging es dann in eine Kneipe und Soichis Laune besserte sich ein wenig. Morinaga hatte erst vorgeschlagen das Adamsite zu besuchen und das Paar wäre damit einverstanden gewesen, aber Soichi weigerte sich aufs Blut da mit hin zu gehen und somit entschieden sie sich gegen die Schwulenbar. Sie unterhielten sich bei gemütlichem Zusammensitzen; auf die ständig wechselnden Gläser wurde dabei weniger geachtet. Es wurde nachgeschenkt, wenn nötig und auch wenn eigentlich nicht nötig. Ein Glas nach dem anderen wurde in lustiger Runde geleert bis der Abend schließlich vorbei war... Kurokawa und Morinaga waren noch relativ bei Sinnen und diejenigen, die die Brüder nach Hause tragen mussten. Soichi hing an Morinaga dran und Tomoe klammerte sich an seinen Freund. Mit Müh schafften sie es nach Hause. Morinaga wünschte Kurokawa und Tomoe eine gute Nacht und sie verschwanden in seinem Zimmer. Morinaga hievte den halb schlafenden Soichi in sein Zimmer und auf sein Bett. Er holte noch schnell ein Glas Wasser für seinen Senpai, der es dankbar in einem Zug leerte. Er selbst zog sich schnell sein Schlafzeug an und legte sich neben ihn. “Wag es...”, knurrte ihn Soichi mit schwerer Zunge an, als er seine Arme um ihn legen wollte. “Ach, Senpai, ich werde schon nichts anstellen! Ich will dich nur umarmen.” “Und was bitte soll daran so toll sein?” Er drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und dem Rücken zu Morinaga. Dieser musste seufzen. “Senpai... Ich liebe dich und da möchte ich dich schließlich ständig berühren, in den Armen halten, küssen oder einfach nur bei dir sein, so wie jetzt.” Er schlang seine Arme sanft um den Körper seines Senpais. Dieser blieb ruhig liegen und wehrte sich nicht. Die Worte hatten ihn nachdenklich gemacht. “Sei froh, dass ich was getrunken hab und zu müde bin um meine Energie auf dich zu verschwenden!” Morinaga musste über diese Worte gequält lächeln. Er umarmte Soichi fester und beugte sich leicht über sein Ohr. “Ich liebe dich, Senpai”, flüsterte er leise. “Waaah... Hauch mir nicht ins Ohr! Das hab ich dir schon mal gesagt!” Morinaga wich zunächst zurück, verschreckt über den plötzlichen Ausbruch seines Senpais. Aber dann bemerkte er , dass dieser sich schnell wieder beruhigte und musste darüber lächeln. Er beobachtete noch wie die Ohren seines Senpais rot wurden und kuschelte sich dann ganz dicht an ihn. Soichis Körper versteifte sich in dem Moment, entspannte sich mit der Zeit aber zunehmend. Er schien eingeschlafen zu sein. Beruhigt entglitt auch Morinaga in das Land der Träume. Soichi rieb sich verschlafen die Augen. Es war noch mitten in der Nacht und er war hundemüde. Sein Schädel brummte und sein Hals kratzte. Er hatte am Vorabend zu viel getrunken. Er setzte sich auf und auf einmal spürte er eine Bewegung neben sich. Sein Kohai hatte sich im Schlaf bewegt. Soichi beugte sich neugierig über ihn und beobachtete das ihm zugewandte, schlafende Gesicht. Es war ihm nie wirklich aufgefallen, aber Morinaga hatte ein schönes Gesicht. Die gleichmäßigen teilweise harten und männlichen Züge wurden durch weiche, gerade Linien abgemildert. Die leicht geöffneten Lippen und die sanft ins Gesicht fallenden kurzen Haare unterstützten die Ruhe und Friedlichkeit, die auf dem Gesicht lagen, wirkten aber gleichzeitig sinnlich und begehrenswert. Fast hätte sich Soichi dichter über das Gesicht gebeugt, aber er konnte sich gerade noch rechtzeitig beherrschen. ‘Was mach ich hier eigentlich?’ Soichi wunderte sich über sich selber. Jetzt fand er seinen Kohai schon niedlich, oder was?! Aber er musste zugeben, es war irgendwie beruhigend, neben ihm zu liegen. Ein warmer Schauer fuhr ihm über den Rücken. Er gestand sich zögernd ein, dass Morinaga ihm ein Gefühl der Geborgenheit und Ruhe gab. Er fand es angenehm, ihn um sich herum zu haben. Auf einmal beschlich ihn ein beunruhigendes Gefühl. Was, wenn Morinaga irgendwann mal nicht mehr da sein sollte, nicht mehr um ihn herum springen, ihm nicht mehr folgen würden, wie ein junger Hund, der Liebe und Zuneigung suchte? Was, wenn ihn dieser sehnsüchtige, verliebte und treue Blick nicht mehr verfolgen sollte? Er wollte es sich nicht eingestehen, aber irgendwie machte ihm diese Vorstellung Angst. Sein Herz fühlte sich schwer an und als er an die Ereignisse vor einem Monat dachte, schnürte sich ihm die Brust zusammen. In seiner Kehle bildete sich ein dicker Kloß. Seine Augen brannten. Mist! Er hätte nicht noch einmal daran denken sollen! Er versuchte eine Träne zurückzuhalten. Aber es gelang ihm nicht. Langsam rollte sie seine Wange hinab und bevor Soichi sie wegwischen konnte, tropfte sie auch schon... direkt auf Morinagas Wange. ‘Sch.... Hoffentlich hab ich ihn jetzt nicht geweckt...’ Er beugte sich abermals über seinen Kohai um dies zu überprüfen aber dieser hatte sich nicht gerührt. Soichis lange Haare rutschten ihm dabei ein wenig von den Schultern. Eine kleine Strähne strich sanft über das Gesicht Morinagas und Soichi nahm sie schnell, aber vorsichtig wieder weg und warf sie zurück. Er blickte noch einmal zu seinem Kohai und legte sich dann wieder hin und schlief nach einigen unruhigen Minuten wieder ein. Morinaga öffnete vorsichtig seine Augen. Huch! Sein Senpai lag ja direkt vor ihm. Er merkte etwas kaltes auf seiner Wange und als er drüber strich, merkte er dass es eine klare Flüssigkeit war. Sie schmeckte salzig. Eine Träne. Er sah seinem Senpai ins schlafende Gesicht. So ruhig. Er strich ihm über die Wange, legte seine Arme um ihn und schloss die Augen. ‘Warum hast du diesmal geweint?’ *** ________________________________________________________________________________ Das wars auch schon wieder... XD Öhm, also manchen ist das vielleicht aufgefallen: eine Szene (“Senpai, es wäre schön, wenn du mit dem Rauchen aufhören würdest, sonst stirbst du irgendwann noch daran...” “Spätestens DANN hör ich auf!”) ist die selbe wie in Junjo Romantica zwischen Misaki und Usami. Ich hoffe, man ist mir nicht böse deswegen? Ich fand das einfach zu passend als dass ich es NICHT hätte einbauen können... u.u Sorry nochmals an diejenigen, denen das nicht passt. Ach ja, in diesem Kapitel kommen Tomoe und Mitsugu vor. Die beiden sind ja bereits verheiratet, aber ich habe trotzdem mehr die Bezeichnung "Freund" als "(Ehe-)Mann" verwendet. Kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dass sie "Mann und Mann" sind... Es kam mir irgendwie falsch vor. an diejenigen die es stört: ersetzt das Freund einfach durch Mann, okay? @grinsekatzemia Lach ruhig! XDDD (Anspielung auf deinen Kommi ^^) Bis zum nächsten chap, wenn ihr Lust habt, Buster ^^ Teilt mir eure Meinungen zu diesem Kapitel mit!! ^^ Kapitel 6: Kapitel 5: "Nein!" - Obwohl... ------------------------------------------ Hallihallo! ^^ Voila! Das fünfte Kapitel... Worum geht's? Lasst euch überraschen! ^^ Dieses chap hat egentlich keinen großen Einfluss auf die Hauptgeschichte, aber ich wollte mal was "Schönes"(?) über Morinaga und Soichi zu zweit schreiben. Soichi "denkt" diesmal ziemlich viel, also geht es hauptsächlich um seine Gefühle. Ach ja: "HALBZEIT!!!", ich vermute mal, dass die Hälfte meiner Geschichte schon rum ist. Mal sehen, ich rechne mit 9-10 Kapiteln, aber wie gesagt, sicher bin ich mir noch nicht, das kommt ~spontaaan~ ^^ Na dann, ich wünsch euch viel Vergnügen! _______________________________________________________ Kapitel 5: Der Tag im Labor verging nur schleichend. Morinaga freute sich einfach zu sehr darauf, am Abend wieder neben seinem geliebten Senpai liegen zu dürfen, als dass er finden könnte, dass der Tag rasch vorüberging. Es kam ihm vor, als müsste er noch Jahre darauf warten, ihn wieder umarmen zu können. Soichi hingegen experimentierte enthusiastisch mit verschieden Mixturen herum. Er stand kurz davor seine schon seit Tagen geplante Arbeit endlich vollenden zu können. Morinaga sah ihm dabei nur lächelnd zu und wandte sich dann wieder seinen eigenen Aufgaben zu. Sie mussten sich heute ins Zeug legen, denn bald sollten sie ihre Protokolle und Arbeiten abgeben und ihnen blieb nicht mehr viel Zeit. “Aaah, geschafft!” Soichi ließ sich in seinen Stuhl fallen. Es war schon sehr spät und Morinaga hatte bereits vor ein paar Stunden die Uni verlassen. Er warf seinen Kittel über die Stuhllehne und griff nach seiner Tasche und seinem Mantel. Nachdem er sichergegangen war, dass das Labor abgeschlossen war, eilte er schnell den leeren Uniflur hinunter und verließ das Gelände. Es war verdammt kalt, sein Atem verwandelte sich bereits in Nebelschwaden und ließ seine Brille leicht beschlagen. Eine feine Gänsehaut zeichnete sich auf seiner Haut ab und er beeilte sich heim zu kommen. Er freute sich schon ein wenig auf die angenehme Wärme zu Hause. Zu Hause. Zu Hause, wo auch Morinaga auf ihn warten würde... Ihm wurde auf einmal schwer ums Herz. Leise schloss er die Wohnungstür auf. Sein Bruder und Kurokawa schliefen wahrscheinlich schon und er wollte sie nicht wecken. Vorsichtig betrat er den Flur und zog sich aus. Dann schlich er mit gedämpften Schritten in sein Zimmer und stellte seine Tasche neben der Tür ab. Sein Blick schweifte durch den fast komplett dunklen Raum, der nur durch den Lichtstrahl in der Tür ein wenig erhellt wurde. Er konnte nichts genaues erkennen, aber Morinaga schien noch nicht im Bett zu liegen. Ein Paar starker Arme schlang sich plötzlich vorsichtig um seine Hüften und als Soichi sich gerade umdrehen wollte hauchte ihm eine vertraute Stimme leise ins Ohr. “Senpai, endlich bist du zurück. Ich dachte schon, ich müsste noch bis morgen früh warten...” Diese wohlklingende, sanfte Stimme ließ Soichi einen warmen, kribbelnden, aber angenehmen Schauer über den Rücken laufen. “Warum...”, flüsterte er, “...hast du überhaupt auf mich gewartet?” Morinaga drückte seinen Senpai dichter an sich und dieser lehnte sich unbewusst mit dem Rücken an seine Brust. “Weil... ich dich... so schrecklich vermisst hab.” Sanft streichelten diese Worte über die langen Haare seines Senpais. Soichis Herz schlug auf einmal schneller und irgendwie überkam ihn eine merkwürdige Aufregung. “Ich...”, fing er mühsam an, “Ich... ach... Geh weg!”, zischte er verlegen. Er hatte sich einigermaßen wieder gefangen und wollte seinen Kohai zurückzustoßen. Doch durch dessen sehnsüchtigen Blick kam er wieder ins schwanken. Seine Wangen wurden ein wenig rot und er murmelte schnell “I… Ich muss unter die Dusche...” Er wandte seinen Blick von seinem Gegenüber ab und verschwand dann auch schon im Bad. Morinaga blieb verwundert im Flur zurück und runzelte über das merkwürdige Verhalten seines Senpais die Stirn. Er musste grinsen und ein Kribbeln breitete sich in seinem Bauch aus. Das kalte Wasser prasselte laut, als es auf den Fliesen aufschlug. Soichi hatte es bewusst so eingestellt, um sich abzukühlen. Sein nasses Haar hing schwer herab und klebte an Rücken und Schulter. ‘Mist! Morinaga, dieser....’, dachte er grummelnd und drehte den Wasserhahn zu. Er schnappte sich ein kleines Handtuch und schlang es sich um die Schultern. Mit einem größeren begann er seinen Körper abzutrocknen. Während er seine Haare noch einmal sanft mit seinem Handtuch abrieb, fiel sein Blick auf den Klamottenberg. Die Sachen, die er heute anhatte, lagen dort, aber nichts neues, geschweige denn Schlafzeug. ’Sch...’ Er hatte vergessen sich frische Sachen hinzulegen. Wie auch? Schließlich war er direkt aus Morinagas Armen ins Bad geflüchtet. ’Super... Und nun? Soll ich die alten noch mal anziehen? Aber dann muss ich mich im Zimmer umziehen... vor Morinagas Augen... NEIN, das ist zu gefährlich!’ Er überlegte krampfhaft, wie er das verhindern konnte. ’Und was wäre, wenn ich nur ein Handtuch umbinde? Dann könnte ich mich besser umziehen, ohne dass dieser Idiot was zu sehen bekommt... Sch... Nur wegen diesem Kerl hab ich solche Probleme... Verdammter Mistkerl!!!!’ Soichi verfluchte seinen Kohai innerlich, als er sich die Zähne putzte. ’Hm... Vielleicht schläft er auch schon?.......... Nein, garantiert nicht! So wie der vorhin drauf war, hat er bestimmt irgendwas vor...’ Er knurrte und biss in seiner Wut fast die Zahnbürste kaputt. ’Ach, Scheiße! Ich bind mir ein Handtuch um und fertig! Ich mach mir wegen DEM doch keinen Stress!!’ Er ließ sein Zahnputzzeug grob in seinen Becher fallen und schnappte sich das große Badetuch um es sich um die Hüften zu binden. Er nahm seine Klamotten, Brille sowie ein kleines Handtuch und verließ das Badezimmer. Barfuß und auf Zehenspitzen huschte er über den dunklen Flur zu seinem Zimmer, wo er durch den leicht geöffneten Türspalt Licht brennen sehen konnte. In Gedanken bereute er seine Idee mit dem Handtuch. Er öffnete die Tür noch ein wenig und ging hinein. Sein Kohai stand den Rücken zugewandt genau vor ihm und war gerade dabei, seinen nackten Oberkörper mit einem kurzärmeligen Shirt zu bedecken. Morinaga bemerkte erst gar nicht, dass Soichi hinter ihm stand, doch dann drehte er sich um und sah seinen Senpai verblüfft und ein wenig verlegen an. “Was?”, fragte Soichi schroff und Morinaga lächelte ihn nur freundlich an. “Nichts...” Morinaga ging zum Bett und setzte sich auf die Kante. Soichi legte seine Sachen auf einen Stuhl und versuchte noch einmal seine Haare mit dem mitgebrachten Handtuch trocken zu kriegen. Er holte eine Bürste aus seinem Nachtschrank und kämmte sich vorsichtig Strähne für Strähne. Sein Blick wanderte zu seinem Kohai und blieb an ihm hängen. Morinaga beobachtet ihn und das verunsicherte Soichi. “Was guckst du so blöd?”, blaffte er seinen Kohai leise an. Seine Stimme hielt er gedämpft, schließlich schliefen im Raum nebenan Tomoe und sein Partner. Morinaga antwortet nicht, sondern lächelte seinen Senpai nur sanft an. Soichi wurde daraufhin rot und unbewusst zog er sein Handtuch, dass er um die Hüften gebunden hatte, fester. “Du nervst...” “Hm… Das sagst du immer... Aber trotzdem, ich möchte dich jederzeit bei mir haben, Senpai” Morinagas Worte waren wie Balsam für Soichis Ohren. Er wusste nicht warum und seit wann, aber irgendwie hörte er solche Worte gerne von seinem Kohai. Auch wenn er es nicht zugeben wollte... “Was redest du da?!” sagte er abweisend und legte seine Bürste weg um noch einmal das Handtuch zum Einsatz zu bringen. “Ich sage, wie es ist!”, antwortete Morinaga achselzuckend, “Ohne dich halte ich es einfach nicht aus, denn... Ich bin schließlich hoffnungslos in dich verschossen...” Lächelnd streckte er seine Hand aus und hielt sie Soichi einladend hin. Dieser zögerte. Morinaga sah so verdammt cool aus, wie er da auf dem Bett saß und so locker seinen Arm nach ihm ausstrecken konnte. Sein Blick war sanft, hatte aber gleichzeitig auch sehr anziehend. ’Wenn ich jetzt zu ihm gehe, bin ich fällig...’ Soichi schluckte schwer. Er wusste was passieren würde, aber es gelang ihm nicht, seinen Kohai zurückzuweisen. ’Scheiße.’ “Und was ist mit meinem Bruder und Kurokawa? Du spinnst wohl!”, er versuchte überzeugend zu sein und fauchte Morinaga böse an. “Die schlafen doch schon lange und sooo dünn sind die Wände nicht, oder hast du aus der Wohnung nebenan schon mal irgendwas gehört?” Soichi schreckte leicht zurück und wurde rot. “N... Nein... Hätte ich was hören sollen?” Seine Frage klang ein wenig unsicher. Morinaga sah ihn nur mit großen Augen an und grinste dann. “Senpai, du bist ja so unschuldig...” Er lehnte sich ein wenig vor und umfasste Soichis Handgelenk, “aber auch das liebe ich an dir!” Er zog ihn kräftig zu sich ran. Soichi wurde durch den plötzlichen Ruck in Morinagas kräftige Arme geworfen. Sein Handtuch für die Haare rutschte zu Boden. Soichi saß jetzt auf den Knien vor dem Bett und wurde von Morinaga in einer festen Umarmung gehalten. Die angenehme Wärme seines Kohais ging langsam auf seinen nackten Oberkörper über. Soichi ließ es willenlos mit sich geschehen. Im Gegensatz zu seinem Körper glühten seine Wangen heiß. “Du bist ganz kalt... Komm her!” Morinaga schlug die Decke zurück und rückte zur Seite. Dann zog er seinen Senpai neben sich auf das Bett. Soichi unternahm einen letzten ernsthaften Fluchtversuch bei dem auch das große Badetuch sich auf den Boden verabschiedete, aber sein Kohai war schneller. Er konnte nicht mehr fliehen. Morinaga hielt ihn von hinten umschlungen und flüsterte ihm leise ins Ohr: “Wo willst du denn hin?” “Haa....” Soichi erschrak als er den heißen Atem an seinem Ohr spürte. ’Dieser Mistkerl! Er weiß doch, dass Tomoe und Scheiß-Kurokawa nebenan sind!’ “La... Lass das!”, brachte Soichi mühsam hervor als Morinaga seine Lippen an sein Ohr legen wollte. “Warum denn?”, fragte Morinaga erst erstaunt, “Du magst das doch?!”, fügte er dann ein wenig lasziv hinzu. Er knabberte ein wenig an Soichis Ohrläppchen und leckte daraufhin über die inzwischen empfindlichen Stellen, was seinen Senpai Schamesröte ins Gesicht jagen ließ und einen süßen Ton entlockte. “Ngh... Nicht... Tomoe und Ku.... sind nebenan!” Soichi wollte sich gerade umdrehen und seinen Kohai abschütteln, aber in dem Moment, als Soichis Gesicht dicht genug war, legten sich Morinagas Lippen auf die seinen. Spielerisch berührten sie sich immer wieder und Soichi ließ sich sanft von seinem anscheinend ziemlich glücklichen Mitbewohner küssen. Morinaga war in der Tat sehr froh darüber, seinen Schatz bei sich haben zu können. Wenn dieser jetzt auch Freude an ihrer Zweisamkeit finden würde, wäre das ein unbeschreibliches Glücksgefühl, dass beide genießen könnten. Zärtlich legte er seine Lippen auf die seines Senpais. Er liebte dieses Gefühl. Sanft strich er durch die langen Haare seines Geliebten und ließ es sich nicht nehmen, diesen nochmals am Haaransatz zu liebkosen. “Ngh...” “Was? Fühlst du dich nicht wohl?”, fragte Morinaga besorgt. “Wie denn?”, zischte dieser leise, “mein Bruder liegt ein Zimmer weiter... Man könnte uns hören...” “Na, denn darfst du halt nicht so laut sein!”, hauchte Morinaga ihm zu, “Sonst noch was?” Soichi sah ihn mit großen Augen an. Mit so einer frechen Antwort hatte er nicht gerechnet und noch total geschockt konnte er nur leise und unbewusst stottern: “Ja, die Position... gefällt mir nicht. Mir... tut der Hals schon ganz weh... vom Rumdrehen...” Morinaga konnte dem schnell Abhilfe verschaffen und drehte Soichi auf den Rücken, um seinen eigenen Körper dann direkt über dem seines Senpais zu platzieren. “Besser?” Aber er wartete gar nicht er die Antwort ab und verschloss sofort wieder den Mund Soichis mit dem eigenen. Dieser war immer noch verblüfft, wehrte sich aber nicht gegen die plötzlichen Aktionen seines Kohais. Er wurde eher unruhig mit der verstreichenden Zeit, in der sie sich küssten - nur küssten. ’Was wird das hier. Das geht jetzt schon ziemlich lange so, aber es sind nur oberflächliche, sanfte Küsse... Das ist doch sonst nicht so. Normalerweise hätte er wenigstens schon zu einem Zungenkuss gedrängt... Aber nichts ist, geschweige denn mehr... Was hat er nur vor?’ Morinaga genoss sichtlich die Zärtlichkeit ihrer Küsse und auch Soichi fand Gefallen an ihr, aber nur ein wenig, sein Verlangen hatte sich in der Zwischenzeit schon auf andere Dinge gerichtet. Er wurde zunehmend nervöser. Was sollte das werden? Er hatte allmählich genug. Er wollte mehr als diese spielerischen und unschuldigen Küsschen, aber wie sollte er Morinaga zu verstehen geben, dass diese ihm nicht mehr ausreichten? Soichi war es peinlich solche Gedanken zu haben, vor allem gegenüber einem Mann. Aber er konnte nicht anders und öffnete leicht seinen Mund, damit sein Kohai eindringen konnte, doch nichts dergleichen passierte. Morinaga küsste seinen Senpai wie vorher auch, knabberte sanft an dessen Oberlippe, aber ließ seine Zunge aus dem Spiel. ‘Macht der das mit Absicht?’ Soichi war ratlos. Sein Kohai machte keine Anstalten, seinen Andeutungen Beachtung zu schenken, geschweige denn zu folgen. Soichi verging allmählich die Lust. ’Ich denk, er wollte es unbedingt?! Also soll er mich wenigstens auch richtig küssen!...’ Sein Körper fing an leicht zu zittern und sein Verlangen nach Morinagas Zunge übermannte ihn immer mehr. “Ngh” Er öffnete wieder ein wenig seine Lippen und gab einen jammernden, fast schon flehenden Ton von sich. ’Nun mach schon’, dachte er gereizt, ’oder hast du keine Lust mehr auf mich?’ Vorsichtig berührte seine Zunge Morinagas Lippen. Dieser schien für einen Moment überrascht zu sein und hielt kurz inne. Soichi übernahm die Initiative für diesen Kuss und zog seinen Kohai dichter zu sich runter um ihm seinen vor Lust glühenden Mund intensiver spüren zu lassen. Sanft strich seine Zunge über Morinagas weiche Lippen. Nach einem kurzen Moment voller Erstaunen wurde ihm willig Einlass geboten. Sinnlich erforschte Soichi das glühende Innere. Dann merkte er etwas heißes in seinen eigenen Mund eindringen und endlich, endlich konnte er unter Morinagas Küssen schmelzen. Morinaga entlockte Soichi ein raues Stöhnen. Sie teilten sich nun ihren Atem und versanken in einem leidenschaftlichen Kuss. Ein angenehmes Gefühl fuhr durch Soichis Körper und er spürte, wie die Hitze in seinem Inneren langsam, aber stetig zunahm. Er begehrte Morinaga und ein Kuss allein reichte ihm nicht, auch wenn dieser ihm den Atem raubte und seine Gedanken allein dadurch nur noch auf Sparflamme liefen. Seine Finger wanderten zu Morinagas Shirt, doch dieser löste den Kuss in dem Moment und hielt die Hand seines Senpais in einem starken Griff fest. Morinaga sah seinen erstaunten Senpai freundlich an und strich mit seinen Lippen flüchtig über dessen Mund. Soichi ließ seine Hände widerstandslos auf das Bett sinken. Morinaga küsste Soichis Ohr, seine Zunge wanderte zum Nacken und glitt sanft über die Haut. Sein Mund setzte seinen Weg fort, bearbeitete den Bereich zwischen Hals und Schulter und saugte vorsichtig am Schlüsselbein. Eine zarte Spur von Speichel und roten Flecken sowie sinnliche Seufzer des gefügigen Senpais waren die Folge von Morinagas mal liebevollen, mal fordernden Küssen. Soichi hatte seine Augen geschlossen und genoss die Zärtlichkeiten seines Kohais. Doch seine Ungeduld hatte immer noch nicht nachgelassen. Morinagas Hände machten sich unterdessen daran, sein Shirt auszuziehen. Soichi hätte es ihm am liebsten fast selber runter gerissen, da sein Kohai darauf bedacht war, sich viel Zeit dabei zu lassen. Soichi beobachtete die Bewegungen der gut ausgeprägten Muskeln seines Kohais als dieser sich sein Oberteil langsam über den Kopf zog. Dann wandte Morinaga sich wieder seinem Lieblingsspielzeug zu. “Ah... Nicht!” Morinagas Hand hatte Soichis Brustwarze erreicht und kniff sanft in sie hinein. “Ach, stimmt ja”, sagte Morinaga grinsend und löste für einen Moment seine Lippen von seinem Senpai, “du magst es lieber so, oder?” Dann senkte er wieder seinen Kopf und Soichi sah ihm fragend hinterher. Er spürte etwas weiches an seiner Brust, sanft, leicht küssend, es folgte etwas heißes, nassen, das die Spitze umspielte und Soichi fesselte. Er unterdrückte ein Stöhnen. Morinagas Zunge leckte über die harte Brustwarze, sog an ihr, drückte sie sanft, umschlang sie. Morinaga hörte seinen Senpai tief Luftholen und wusste, dass er ihm Lust bereitete. Er spürte wie Soichi krampfhaft versuchte, seine Atmung zu beruhigen und seine Stimme zu unterdrücken, die tief aus seiner Kehle hervorzudringen drohte. Sanft biss er in die Spitze. “Aaaah”, diesen Seufzer konnte Soichi einfach nicht mehr zurückhalten. “Senpai, shhh” Er legte seinen Zeigefinger auf den Mund und sagte dann betont unschuldig: “Vorsicht! Du willst doch nicht, dass uns jemand hört?” Soichi bemerkte den provozierenden Ton seines Kohais und funkelte ihn böse an. “Ich weiß!”, blaffte er ihn so leise wie es ging an, “Was meinst du, warum ich die ganze Zeit krampfhaft versuche, ruhig zu bleiben...” “Ach” Morinaga grinste ihn diabolisch an, “ansonsten würdest du dich also endlich entspannen und es genießen, ja?!” “Ich. Genieße. Es. NICHT!”, presste Soichi zwischen seinen Zähnen hervor. “Ach nee” sein Kohai schnalzte missbilligend mit der Zunge. Langsam ging ihm das ewige Abstreiten seines Senpais auf die Nerven, “und was ist DAS hier?” Er deutete auf Soichis Mitte und dieser wurde, sofern es möglich war, noch dunkler im Gesicht. “Komm, Senpai, streite es doch nicht immer ab! Du tust immer noch so, als würde dir das hier nicht gefallen. Dabei warst du doch die letzten Male so willig...” Er grinste Soichi an und legte seine Hand auf dessen Bauchnabel. Langsam ließ er seine Finger abwärts wandern. “NICHT!” Soichi stieß einen erstickten Schrei hervor und sah seinen Kohai verschreckt an. “Was? Ich mach das doch nicht zum ersten Mal,” Er setzte seine Hand wieder in Bewegung. “Lass das!” “Was denn?”, fragte Morinaga inzwischen gereizt. Lange würde er dieses Spielchen nicht mitmachen. Auch wenn er seinen Senpai liebte, wollte er in dieser Situation nicht immer irgendwelche Anklagen hören. Soichi wollte es, aber irgendwie fühlte es sich an, als ob er in eisiges Wasser steigen müsste und schreckte immer wieder zurück. Er brauchte nun mal seine Zeit und suchte nach einer Ausrede. “Wenn man uns hört... -” Er wurde jäh von Morinaga unterbrochen. “DAS schon wieder!” Er musste aufstöhnen, “Senpai! Man hört uns nicht!” Er versuchte ihn zu beschwichtigen, dennoch blieb sein Ton ein wenig verärgert. “Trotzdem...” Soichi bemerkte, wie sein Kohai erneut versuchte, seine Hand tiefer gleiten zu lassen. “NICHT! Jetzt LASS DOCH MAL!” Morinaga seufzte resigniert und zog seine Hand zurück. “Na, wenn du willst...” Seine Stimmung hatte den Tiefpunkt erreicht. Er stand auf und ging Richtung Tür. Soichi sah ihm verwundert nach. “Wo... Wo willst du hin?”, stotterte er zögernd. “Zur Toilette, wohin sonst?”, sagte er und Soichi fröstelte es, als er die Stimme seines Kohais vernahm. Als ihn sein Senpai immer noch fragend und ein wenig verstört ansah, fügte Morinaga hinzu: “Das hier muss ich eben mal erledigen!” Er zeugte auf die Beule in seiner Hose, “du kannst es ja, solange ich weg bin, hier erledigen. Ich glaub, ansonsten können wir beide nicht schlafen...” Er schnappte noch schnell sein Shirt und ging hinaus. Soichis Blick sah nur noch den breiten Rücken seines Kohais bevor die Tür mit einen “Klack” zuging. Beschämt und ein wenig trotzig zugleich starrte er ins Leere. *** Soichi wälzte sich hin und her. Er konnte nicht schlafen. Wie auch? Er hatte einen Steifen und war unruhig. Seine Gedanken kreisten um Morinaga und wie dieser auf seine Verweigerungen reagiert hatte. Soichi war sauer. Dass Morinaga nicht weitergemacht hatte, störte ihn sehr. Ja, er hatte es abgelehnt, aber hätte er nicht trotzdem erst mal eins zu Ende bringen können, anstatt raus zu rennen und ihn zurück zu lassen?! Und das in seinem Zustand! Nun lag er da auf dem Bett und traute sich nicht, sich Erleichterung zu verschaffen; was, wenn Morinaga plötzlich rein kam oder er doch von jemandem gehört wurde? Und schlafen konnte er erst recht nicht. Er sah auf die Uhr. Sein Kohai war jetzt schon eine ganze Weile weg. Wollte er vielleicht auf dem Sofa schlafen? Morinaga... Da war er schon wieder! Wieder durchkreuzte er Soichis Gedanken. War es normal, dass er andauernd an ihn dachte? Ihm fiel ein, wie Morinaga das erste Mal mit ihm geschlafen hatte. ‘Warum ausgerechnet jetzt?’, fragte er sich, schließlich war es keine sonderlich schöne Erinnerung an die Vergewaltigung, die er schon so lange erfolgreich verdrängt hatte. Es hatte unglaublich weh getan und eine Art Ekel und abstoßendes Gefühl in ihm hervorgerufen. Sein ganzer Körper und Geist hatte sich dagegen gesträubt, bis dann, als ihm langsam schwindlig vor Schmerz wurde, er das Gefühl bekam, langsam zu zerschmelzen. Die Küsse seines Kohais hatten eigenartiger Weise eine sehr beruhigende Wirkung auf ihn gehabt, dennoch war das abscheuliche Gefühl geblieben. Die folgenden Male wurde es dann langsam besser, das musste er sich eingestehen, und inzwischen empfand er es gar nicht mehr als Last mit ihm zu schlafen, solange dieser bei ihm blieb. Langsam kamen in ihm die Erinnerungen von Morinagas mal sanften, mal forschen Berührungen hoch. Ihm wurde heiß. Er drehte sich auf die Seite und ließ seine Hand zwischen seine Beine gleiten. Unter den Bewegungen seiner Hand tat sich in seiner Mitte was. Er rief sich ins Gedächtnis, wie Morinaga ihn berührte und mit der anderen Hand tastete er sich zu seiner Brust vor. Er presste seinen Kopf ins Kissen um sein Stöhnen besser unterdrücken zu können. Langsam wurde seine Atmung schwerer und schneller. Soichi griff nach der Packung Taschentücher im Nachtschrank. Er lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Er fühlte sich leichter aber nicht befriedigt. Es war anders, wenn er mit Morinaga schlief. Definitiv! Und er wünschte sich, dass dieser jetzt an seiner Seite lag, aber er konnte auch nicht zulassen, dass sein Bruder etwas von ihrem “Verhältnis” mitbekam. Er wünschte sich, dass Morinaga bei ihm war? Soichi bemerkte erst jetzt, was er die ganze Zeit dachte. ‘Shit! Was mach ich hier eigentlich? Ich denk an ihn, während ich mir...’ Er vergrub sein Gesicht im Kissen um seine Verlegenheit zu verstecken, obwohl niemand da war, der sie hätte sehen können. *** Morinaga lag in der Badewanne und hatte ein Bein elegant über das andere gekreuzt. Das Wasser war extra heiß eingestellt und die Dampfschwaden umhüllten seinen muskulösen Körper. Er fuhr sich mit der Hand durch die nassen Haare und überdachte, was gerade passiert war. Er war nach wie vor verärgert über Soichi, aber allmählich wurde er dösig von der Wärme, die ihn umgab, und er beruhigte sich. Hoffentlich nahm ihm sein Senpai seine Aktion nicht zu übel. Er hoffte es wirklich inständig. Langsam bemühte er sich aufzustehen und stieg aus der Wanne. Nachdem er sich abgetrocknet hatte und die Hose wieder auf den Hüften saß, ging er ins Wohnzimmer und genehmigte sich einen “Schlaftrunk”. Als er der Meinung war, dass er Soichi genug Zeit gelassen hatte und dieser jetzt womöglich bereits schlief, machte er sich auf, zurück ins Zimmer zu gehen. Leise öffnete er die Tür und warf einen Blick hinein. Es schien alles ruhig zu sein. Dann bemerkte er, dass er sein Oberteil im Bad vergessen hatte und wollte es holen, doch eine leise, aber grimmige Stimme hielt ihn auf. “Wo willst du hin? Traust du dich nicht mal mehr reinzukommen?” Morinaga drehte sich um und jemand schaltet die Nachtischlampe an. Sie verteilte eine warme, wohlige Stimmung im Zimmer. Der Lichtkegel erhellte allerdings nur einen kleinen Teil des Zimmers. Dass Soichi ihn vom Bett aus ansah, konnte er dennoch gut erkennen. Er saß auf der Kante, die Arme auf den Beinen abgelegt. Sein offenes Haar fiel locker über die Schultern. Sein durchdringender Blick hinderte Morinaga daran, das Zimmer zu verlassen. “Komm her” Soichi sprach mit ruhiger, fast schon sanfter Stimme. Sein Kohai blieb, wo er war. Er war überrascht und schaute seinen Senpai misstrauisch an. “Was hast du vor?” “Nichts” Soichis Mundwinkel zuckten ein wenig. “Sollte ich nicht erst mein Oberteil aus dem Bad holen?” “Nicht nötig.” Morinaga ging einen Schritt auf seinen Senpai zu, weigerte sich aber, noch näher ran zu gehen. Irgendetwas war komisch, er witterte Gefahr. Soichi hielt ihm seine Hand hin. “Komm schon!” Langsam kam ihm Morinaga entgegen. Als er dicht genug war, zog Soichi ihn zu sich runter. Ein letztes Mal sah er ihm fest in die Augen. “Du riechst nach Alkohol” “Stört dich das?” “Nein” Dann berührten sich sanft ihre Lippen. ‘Was für ein Schwein ich doch bin!’, dachte Soichi schuldbewusst. *** _______________________________________________________________ Gleich vorweg: Zum letzten Satz des Kapitels: es ist euch überlassen, was ihr darüber denkt. Wäre interessant zu wissen, wie ihr das interpretiert! ^^ Ja, ich wollte Mori einfach mal aus seiner Gewohnheit ausbrechen lassen, sonst ist er immer ziemlich geduldig... Er macht immer, was Soichi von ihm verlangt, bin froh, dass er hier mal gezeigt hat, dass ihm auch nicht alles gefällt! ^^ Natürlich möchte ich wieder eure Meinung zu dem Kapitel hören/lesen können! ^^ Danke! Oh ja, 20 Leutz haben diese FF auf ihrer Favoriten-Liste!!!! O.O *staun* DANKE dafür! ^///^ Ich hoffe, euch gefällt, was ich schreibe!! Buster_L9 P.S.: Wie ihr bestimmt schon gemerkt hab, läuft das hier auf monatliche Veöffentlichung hinaus, ich versuche ernsthaft, die (von mir selbst vorgegebene) Deadline einzuhalten!! u.u Mal sehen, ob ich das auch weiterhin schaffe. Ich gebe mir Mühe!! *Feuer und Flamme bin* Kapitel 7: Kapitel 6: Der Brief ------------------------------- Es ist mal wieder soweit... ^^ Und diesmal mitten in der Woche!!! Wuoho! O.O Tja, was bisher geschah? Im Prinzip noch nicht viel: Soichi und Morinaga hatten einen kleinen Streit gleich zu Anfang, waren auf einer Messe zu Giften und Tomoe + Mann kamen zu Besuch. Ich glaube, das war der grobe Umriss und ich denke, dass es ab jetzt ein wenig dramatischer werden sollte...? Mal sehen, ob ich das hinbekommen habe. Hier ist das sechste Kapitel. Viel Spaß?! _______________________________________________________________________________ Kapitel 6: Soichi gähnte ausgiebig und ließ sich vorsichtig auf einem Stuhl in der Mensa nieder. Er war stark übermüdet, da er die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatte und ihm tat sein gesamter Körper weh. Sein Rücken ächzte bei jeder Bewegung, aber vor allem sein Hintern schmerzte, was auch der Grund dafür war, dass er eher auf dem Stuhl lag als saß. Er nippte an seinem Kaffee und wartete, dass Morinaga ihm sein Essen mitbrachte. Während er sich sein Getränk genehmigte, musste er an den Morgen denken. Tomoe und Kurokawa waren schon auf den Beinen gewesen, bevor er selbst es gewesen war. Morinaga hatte ihnen Frühstück gemacht und ein Lunchpakete mit auf den Weg gegeben. Dann waren die beiden auch schon mit einem Zweitschlüssel aus der Tür verschwunden gewesen um Kanako abzuholen. Er gähnte ein weiteres Mal und zog ein paar Blicke von anderen Studenten auf sich, die er nur böse anfunkelte. Er bemerkte Morinaga, der munter und frisch wie immer mit zwei Tabletts auf ihn zukam und ihn angrinste. “Na, Senpai? Hat dich der Kaffee wieder ein bisschen wach gemacht?” “Nein”, grummelte Soichi missmutig. “Wenigstens bist du jetzt nicht mehr ganz so schlecht gelaunt wie heute morgen”, seufzte sein Kohai. Er hatte Recht, am Morgen war Soichi richtig mies drauf gewesen. Er hatte Kopfschmerzen gehabt und war ganz schwach in den Beinen gewesen. Wenn Morinaga ihn nicht gestützt hätte, hätte er wahrscheinlich nicht mal mehr den Küchentisch erreicht. “War wohl doch ein bisschen viel... letzte Nacht?”, Morinaga grinste ihn an. Seinem Senpai fuhr ein Schauer über den Rücken. “Sei still! Wenn jemand unser Gespräch mitbekommt, denkt der sonst was...!” Soichi sah ihn kurz an und schüttelte sich, als wenn er sich gruseln würde. Sein Kohai war wahrlich nicht gerade schonungsvoll mit ihm umgegangen. Fünf Mal hatte er ihn rangenommen und das nicht gerade sanft. Aber er hatte es ja, Soichi schluckte hörbar, so gewollt und ihn dazu verführt. Der gestrige Abend spielte sich noch sehr lebhaft vor seinem inneren Auge ab. Das erste Mal war ziemlich schnell vorbei gewesen. Er verdeckte sein Gesicht als er sich daran erinnerte. Morinaga hatte ihm den Mund zugehalten, da er nicht gerade leise auf dessen Berührungen reagiert hatte, und dann ziemlich grob von hinten genommen. Das Schlimmste aber war, als sein Kohai ihm hinterher peinlicherweise folgende Worte ins Ohr geflüstert hatte: “Das ging ja schnell, mein kleiner Masochist!” Er war anscheinend der Meinung, dass Soichi es gern ein wenig schmerzhaft hatte und dann keine Gnade mehr walten lassen. Soichi funkelte Morinaga böse an, als dieser sich ihm gegenüber an den Tisch setzte. Sein Kohai schob ihm ein Tablett rüber und lächelte ihn glücklich an. “Dir scheint der Schlafmangel ja nichts auszumachen...”, Soichi sah seinem Kohai wieder normal ins Gesicht. “Nun ja, ich brauch halt nicht so viel Schlaf wie du. Außerdem fühl ich mich viel zu gut um schlecht gelaunt zu sein!” Er grinste und piekte sich ein Salatblatt auf die Gabel. Soichi sah sich in der Cafeteria um. Klar war er gut gelaunt und er wusste auch, warum! Sein Hintern erinnerte ihn nur zu gut daran. Er hörte Gekicher vom Nebentisch und sah sich danach um. Ein Gruppe junger Studentinnen versuchte unauffällig zu ihm rüber zu schielen und Soichi fragte sich, was denn so komisch an ihm war. “Hey, Morinaga! Sag mal, ist irgendetwas an mir merkwürdig?”, fragte er und behielt dabei den Nebentisch im Auge. “Außer deiner seltsamen Sitzhaltung?” Er hörte einen amüsierten Ton aus seiner Stimme heraus. “Ja”, antwortete er pampig, “hab ich was im Gesicht, oder so?” “Das nicht, aber vielleicht solltest du dein Hemd ein wenig... ähm, sagen wir.... zurechtrücken” Soichi sah ihn fragend an. Ein stilles Lächeln umspielte die Lippen seines Kohais. “Dann würden die anderen wahrscheinlich auch aufhören so blöd zu gucken.” Er wies mit dem Kinn nickend auf einen anderen Tisch als den, den Soichi die ganze Zeit beobachtet hatte. Dieser folgte misstrauisch dem Blick seines Kohais und ließ dann seinen eigenen zu seiner Brust gleiten. ’Oh, Shit!’ Jetzt wusste er, was die Aufmerksamkeit seiner Zuschauer erregt hatte. Drei knallrote Knutschflecken blitzten auf seiner hellen Haut und waren wirklich nicht zu übersehen. Hastig zog er sein Hemd darüber und knöpfte es, so weit wie es ging, zu. Er warf seinen Beobachtern, sein Kohai eingeschlossen, einen tödlichen Blick zu und diese zuckten allesamt zusammen und fanden plötzlich ein unglaubliches Interesse an der Tischplatte vor ihnen. Nur Morinaga ließ sich nicht einschüchtern und sah ihn weiterhin gelassen an. “Warum hast du nichts gesagt?”, zischte Soichi über das Essen hinweg. “Ich dachte, du wüsstest das...” Er zuckte mit den Schultern. Es klang nicht gerade überzeugend für Soichis Ohren. “Außerdem stört es mich nicht, wenn man weiß, dass wir...-” “Wir. Sind. Nicht. Zusammen! Wenn du das sagen wolltest! ...” Morinaga sah ihn freundlich an, aber das Lächeln in seinem Gesicht war nicht mehr so gelöst wie vorher. “Senpai, magst du mich denn kein Stück?” Morinaga erhielt keine Antwort. Er beobachtete, wie sein Senpai ein Stück Fleisch und ein Salatblatt aufspießte und sich in den Mund schob. Soichi sah ihn an. “Was?!”, fragte er gereizt. Er mochte es nicht, beim Essen beobachtet zu werden. “Nichts”, sagte Morinaga und stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab und sah ihn mit einem trüben Lächeln an. “Und? Was ist nun?” Sie waren gerade auf dem Weg zu ihrem Labor als Morinaga seinen Senpai mit dieser Frage überrumpelte. “Was soll sein?” Soichi sah ihn grimmig an. “Wirst du mir jetzt meine Frage von vorhin beantworten?” Morinaga öffnete die Tür und betrat den Raum nach Soichi. “Hmph!” Sein Senpai wich ihm aus - eindeutig. Morinaga versuchte ihm auf die Sprünge zu helfen. “Die Frage, ob du denn gar nichts für mich empfindest...” Soichi drehte sich zu ihm um und lehnte sich an den Tisch hinter sich. Er seufzte tief und sah seinen Kohai leicht genervt an. “Du weißt ganz genau... -” “SCHON GUT!” Morinaga unterbrach ihn rüde. Er ahnte schon, was sein Senpai jetzt sagen wollte.’“Du weißt ganz genau, was ich dir darauf antworten werde! Und ich werde meine Meinung auch nicht ändern. Ich bin nicht schwul, okay?!”‘ Diese Worte zusammen mit einem kalten Blick spukten Morinaga im Kopf. Es reichte ihm, diese Situation in Gedanken durchzuspielen, er musste sie nicht auch noch wirklich geschehen lassen. Ein Stich fuhr ihm durch die Brust, doch gleichzeitig keimte auch ein wenig Wut in ihm hoch. Der Gedanke, sein Senpai nutzte ihn aus und hielt ihn immer wieder hin, war unerträglich. “Schon gut, Senpai! Ich hab’s verstanden!” Er winkte ab und drehte sich seinem Tisch zu um seine Arbeit vorzubereiten. “Hey, du musst doch nicht gleich so niedergeschlagen sein!”, sagte Soichi mit gleichgültiger Stimme und warf seinem Kohai dessen Kittel über die rechte Schulter. “Senpai!“ Er drehte sich um und starrte Soichi wütend an. “In welcher Stimmung soll ich denn deiner Meinung nach sein? Ich krieg hier ‘nen Anfall; ich halte das nicht mehr aus! VERDAMMT NOCHMAL! Versteh es endlich!!!”, er brüllte seinen Senpai an und ließ seiner Wut freien Lauf, “Ich liebe dich! Über alles! Aber wenn du mir immer... immer wieder Hoffnung machst und sie im nächsten Moment wieder ruinierst, dann zerstörst du nicht nur meine Zuversicht, sondern auch MICH!” Soichi sah ihn mit großen Augen an. Morinagas wütender Gesichtsausdruck war einem verletzten, beschuldigenden Blick gewichen. Seine Hand hielt er demonstrativ auf sein Herz gerichtet. “Aber...”, fing Soichi langsam an, “aber du kannst mich doch auch nicht zwingen, dich zu lieben, oder?” Er hatte es sehr leise gesprochen, doch kam es Morinaga vor, als wenn er es ihm ins Ohr geschrien hätte und gleichzeitig eine Ohrfeige verpasst. Seine Eingeweide zogen sich zusammen, seine Brust schmerzte. Er schluckte schwer, doch der Kloß in seinem Hals blieb. “Okay”, sagte er langsam mit betont ruhiger Stimme, “gut, wenn du dir also absolut sicher bist, dass das zwischen uns... nie, wirklich nie etwas werden kann... dann...” Er atmete tief ein. Seine Augen brannten, aber er ließ seine Tränen nicht entweichen. “Senpai, lass uns... Lass uns eine Pause einlegen!” Er hängte schnell seinen Kittel an den Haken und griff zu seiner Tasche. Soichi verstand nicht. “Aber wir haben doch noch gar nicht angefangen...” “Ja, und ich glaube, dass es so besser ist...” Morinagas Stimme klang rau und ein wenig erstickt. Er drehte sich nicht um als er sprach. Er schloss die Tür hinter und ließ nur noch die Erinnerung an ihre gemeinsame Arbeit zurück. Soichi schnappte nach Luft. Erst jetzt bemerkte er, dass er die ganz Zeit die Luft angehalten hatte. Er starrte immer noch auf die geschlossene Labortür, durch die Morinaga vor wenigen Augenblicken verschwunden war. Er fühlte sich schwer. Soichi ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen und ließ seinen Kopf in seine Hände sinken. Was hatte das alles zu bedeuten? Seitdem sich die Tür hinter Morinagas geschlossen hatte, hatte Soichi das Gefühl, dass er nicht mehr er selbst war. Ihm fehlte etwas. Es kam ihm vor, als wenn eine Hälfte von ihm hier im Raum geblieben, die andere aber mit dem Luftzug durch die Tür nach draußen verschwunden war. Langsam versuchte er sich von seinem Stuhl zu erheben um mit seinem Projekt weiterzumachen. Er wollte ein Präparat anfertigen, doch seine Hand zitterte zu sehr und er bekam das Objekt nicht richtig mit der Pinzette zu fassen. Seine Geduld verließ ihn allmählich. “Scheiße!” Wütend griff er nach der Schachtel mit den Objektträgern und knallte sie gegen den gegenüberliegenden Schrank. Mit einem lauten Scheppern landeten die Scherben und der Karton auf dem Boden. ‘Was ist nur los mit mir?’ Soichi hielt sich mit einer Hand die Stirn und sah sich die Folgen seiner Zerstörungswut an. “VERDAMMT!” Er schlug mit der Faust hart auf den Tisch. “Warum ist der Penner einfach abgehauen?” Aufgebracht schlug er weiter auf den Tisch und trat gegen ein paar Stühle, sodass diese mit ziemlicher Wucht gegen die Wand geschleudert wurden. Vorbeigehende Studenten mussten wohl sonst was denken, wenn sie den Lärm hörten, aber das interessierte Soichi schon nicht mehr. Nachdem er seinem Zorn freien Lauf gelassen hatte, ließ er sich erschöpft auf den einzigen noch stehenden Stuhl nieder. Er fuhr sich abermals mit seinen Fingern durch die Haare. Warum hatte er sich nur so gehen lassen? War es, weil er nicht mit seinem Projekt voran kam? Oder, weil Morinaga einfach abgehauen war und ihn mit der Arbeit zurückgelassen hatte? Oder, weil er so ein komisches Gefühl hatte, dass dieser sich heute zum letzten Mal im Labor hatte sehen lassen oder... Ihm tat der Kopf vom vielen Nachdenken weh. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wo war sein Kohai jetzt wohl? Vielleicht war er nach Hause gegangen? Er seufzte schwer. Die drückende Leere, die sich langsam in ihm ausbreitete, brachte ihn unerwartet durcheinander. Wie sollte es nun weitergehen? Konnte er jemals wieder mit ihm sprechen? Wie sollte er die alte Beziehung zwischen ihnen wieder herstellen? Nachdem er mit seiner Grübelei zu keinem eindeutigen Entschluss gekommen war, packte er seine Sachen zusammen. Er warf seinen Kittel über die Stuhllehne und verließ das Labor. Schweren Schrittes machte er sich auf den Weg nach Hause. Ein beklemmendes Gefühl beschlich ihn. Wie sollte er reagieren, wenn er Morinaga traf und vor allem wie würde dieser sich verhalten? Es war schon ein paar wenige Stunden her, dass Morinaga die Uni verlassen hatte, trotzdem war es noch relativ früh und Tomoe und Kurokawa waren bestimmt noch nicht zurück von ihrem Ausflug. Jedenfalls, hoffte Soichi, musste er die beiden nicht damit konfrontieren. Vielleicht regelte sich ja noch alles bevor die beiden etwas erfahren würden? Soichi schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf und blieb dann wie versteinert im Flur stehen. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte er sofort. Morinagas Schuhe fehlten und er hatte das unruhige Gefühl, dass sie nicht die einzigen Dinge waren, die er vermissen würde. Er riss die Tür zu Morinagas Zimmer auf. Die Möbel standen, wo sie hingehörten und auch die Koffer der Besucher waren noch an ihrem zugewiesenen Platz. Aber bei näherem Betrachten fiel Soichi auf, dass dafür der Rest der Habseligkeiten seines Kohais fehlte. Er riss den Schrank auf. Tatsächlich, er war leer. Soichi stürmte durch die Wohnung. Was genau er suchte, wusste er selbst nicht. In der Küche wurde Soichis Aufmerksamkeit schließlich auf einen weißen Umschlag gelenkt. *** Wütend und traurig zugleich rammte Morinaga die Tür zu seinem Zimmer auf. Er zog seinen Koffer unter seinem Bett hervor und stopfte von dem, was ihm gehörte, alles, was er mitkriegen konnte, hinein. Er riss Schubladen und Schränke auf. Er wollte weg von hier, so schnell wie möglich! Hastig griff er nach einem Stift, Zettel und suchte in der Stube noch schnell einen Umschlag raus, auf den er “Soichi Tatsumi” schrieb. Falls dessen Bruder und Kurokawa früher nach Hause kommen sollten, würden sie keinen Verdacht schöpfen. ’Mist!’, er hielt inne, ’ich tue es schon wieder...’ Morinaga war sich bewusst, dass er wieder einmal seinen Senpai schützen wollte, aber letztendlich entschied er, dass es so besser war und schrieb: Senpai, wie du bestimmt bemerkt hast, bin ich nicht zu Hause und ich werde auch nicht mehr zurückkommen! Ich habe mir bereits eine neue Bleibe gesucht. Mach dir keine Gedanken. Sag unseren Gästen einfach, ich wäre in ein Hotel gezogen um mehr Platz für sie zu machen. Sie brauchen auf diese Weise nichts zu erfahren. Auf Wiedersehen, Senpai! T. Morinaga P.S.: Die Miete für die nächsten drei Monate bekommst du natürlich von mir überwiesen. Wenn dir die Wohnung zu groß ist, kannst du dir dann ja was neues suchen. *** Langsam ließ Soichi den Brief sinken. Der Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ihm wurde klar, dass Morinaga mit seinen Worten von einer Pause heute im Labor nicht die Arbeit oder irgendein Experiment gemeint hatte. Eine heftige Unruhe überkam ihn. ’Es ist genau das Gleiche...’, dachte er und erinnerte sich an das letzte Mal, als Morinaga ihn plötzlich verlassen hatte. Auch damals wusste Soichi nicht, wo sich sein Kohai befand; doch diesmal war Morinaga von sich aus gegangen, ohne dass ihn Soichi weggeschickt hatte und es gab diesen Brief... Es schien so endgültig! Es klingelte an der Tür. Tomoe und Kurokawa waren wieder da. Als Soichi ihnen die Tür öffnete, merkte der Kleinere sofort, dass etwas nicht stimmte. Die sonst so mürrische oder sogar bedrohliche Ausstrahlung Soichis hatte einen unruhigen, auch übellaunigen, aber ebenso niedergeschlagenen Touch angenommen. Dennoch, er konnte den Gesichtsausdruck seines Bruders nicht genau einordnen und somit wollte er erst mal keine Fragen stellen und es zunächst dabei belassen. Auch Kurokawa hatte die Veränderung gespürt. Ungläubig starrte er seinen Schwager an. Er bildete sich ein, zu wissen, was los war, aber er konnte seiner Vermutung nicht wirklich Glauben schenken und so wollte auch er schweigen, bis er sich sicher sein konnte. Fragend sah Tomoe Kurokawa an, doch dieser schüttelte daraufhin nur den Kopf. Tomoe schien seinen Bruder wohl sehr besorgt anzusehen, denn dieser platzte auf einmal nur mürrisch raus: “Ich hab nichts! ... Ach ja“, fügte er hinzu und es sollte anscheinend beiläufig klingen, “Morinaga ist solange, wie ihr hier seid, in ein Hotel gezogen. Er sagt, er will nicht stören und außerdem sei so mehr Platz, oder irgendwie so...” Ein spöttischer Unterton lag in seiner immer leiser werdenden Stimme. Auch die anderen beiden bemerkten die Lüge sofort und als Soichi sich missmutig abwandte, war ihnen alles klar, Kurokawa jedenfalls, Tomoe schien immer noch ein wenig zu rätseln, was los war. Ihnen war auch schon vorher aufgefallen, dass hier so einiges merkwürdig war. Auf den ersten Blick wirkte alles normal, doch bei näherem Betrachten fehlten Sachen, auch solche, die man nicht für einen zweitägigen Hotelaufenthalt brauchen würde. Tomoe seufzte. Er wusste nicht genau, was es war, aber hier liefen so einige Dinge nicht so, wie es vielleicht sein sollte. Der Rest des Tages verlief ruhig. Beim Abendbrot, von dem Paar zubereitet, da Soichi aufgrund von mangelnden Kochküsten nicht dazu imstande war, sprach niemand großartig und auch sonst wechselten nur Soichis Bruder und dessen Mann ein paar, wenn auch nur sparsame Worte. Die beiden hatten, nachdem Kurokawa seinem erstaunten Mann flüsternd seine Vermutung mitgeteilt hatte, beschlossen Soichi am folgenden Tag abends darauf anzusprechen. In dieser Nacht schlief Soichi nur unruhig. Er fand keinen Schlaf und der Schmerz ließ ihn einfach nicht in Ruhe. Immer wenn er kurz davor war, weg zu dösen, schreckte er wieder hoch und der Kummer beschlich ihn abermals. Man konnte die Wunde in seiner Brust nicht sehen, aber er fühlte sie und mit jedem Gedanken an Morinaga riss sie immer weiter auf und somit wuchs auch das beunruhigende Gefühl in seinem Herzen mehr und mehr an. Auch am nächsten Morgen herrschte gedrückte Stimmung. Nachdem das Paar die Wohnung verlassen und Tomoe seinem Bruder noch einmal einen besorgten Blick zurückgeworfen hatte, machte Soichi sich widerwillig auf zur Uni. Er hatte Angst, Morinaga würde nicht da sein und sich diesmal sofort exmatrikulieren lassen. Glücklicher Weise hatte er sich beim letzten Verschwinden zunächst nur Beurlauben lassen, nachdem ihm von einer vorschnellen Exmatrikulation abgeraten worden war. Aber diesmal konnte er sich dem nicht sicher sein. Morinaga hatte wirklich einen Hang zu Extrementscheidungen. Soichis Angst war begründet, denn als er nach einer Vorlesung am Vormittag zum Labor ging, fand er dieses leer vor. Unkonzentriert versuchte er seine Notizen zu vervollständigen. Nachdem er das Experimentieren aufgegeben hatte, versuchte er sich widerwillig an der Schreibarbeit, aber auch hier machte ihm seine innere Unruhe einen Strich durch die Rechnung. Seine Nervosität machte es ihm unmöglich einen Satz zusammenhängend aufs Blatt zu schreiben. Andauernd blickte er verstört um sich und ließ seinen unruhigen Blick durch das Labor und zur Tür schweifen. Auf andere mochte es wirken, als wenn er etwas erwartete, doch Soichi wusste, dass es nichts gab, auf das er hätte warten können. ’Er kommt sowieso nicht’, redete er sich immer wieder ein. - Auch wenn er es nicht wahr haben wollte. Dann flog ungeahnt die Labortür ratternd auf. Soichis Kopf ruckte hoch und er sah erwartungsvoll zur Tür. Ein junger Mann, groß, schlank, mit blondgefärbten Haaren lehnte gegen den Rahmen und schnippte lässig seine Sonnenbrille hoch. Soichi sah den “Eindringling” mit offenem Mund an. ’Wer ist er denn?’, fragte er sich, immer noch total konfus. Enttäuschung machte breitete sich in ihm aus wie ein Brand in einem Heulager. “Tatsumi-senpai, richtig?!” Die angenehm tiefe Stimme des Neuankömmlings ließ Soichi aufschrecken. Sie passte so gar nicht zu dem jungen Typen, der dort in der Tür stand. Sie war so sanft und hörte sich sehr erwachsen an, aber der Körper dazu wirkte eher jugendlich und aufgekratzt. “Bin ich falsch? Obwohl ich mich doch genau an die Wegbeschreibung gehalten hab... Also, wenn ich woanders hin muss, dann könnten Sie mir vielleicht weiterhelfen...?” Soichi erwachte endlich aus seiner Art Trance: “Was... wie?” “Ich möchte zu Tatsumi-san. Wie es scheint bin ich hier falsch, also wollte ich fragen, ob Sie mir den Weg zeigen könnten.” Er schenkte Soichi ein strahlendes Lächeln und für einen kurzen Moment war dieser von dem hübschen Gesicht seines Gegenübers geblendet. “Ähm, nein”, setzte er missmutig an, “Sie sind hier schon richtig. Mein Name ist Tatsumi. Und Sie sind…?” “Ich?”, der Blonde lachte in sich hinein, “ich heiße Reiiji Torada. Wir werden von jetzt an zusammen arbeiten. Ich wurde für die Laborarbeit mit Ihnen eingeteilt. Anscheinend wurde Ihnen das noch nicht mitgeteilt. Naja, ist ja auch kein Wunder, dass Sie nicht Bescheid wissen, es wurde schließlich erst heute Morgen beschlossen. Ich hoffe, es ist Ihnen nicht unangenehm, dass Sie bei dieser Entscheidung nicht einbezogen wurden, auch wenn es Ihr Recht ist. Sie haben doch nichts dagegen mit mir zusammen zu arbeiten?” Wieder blitzten die geraden Zähne in einem Grinsen auf. ’Na das haben sie ja schnell geregelt bekommen!’, dachte Soichi ein wenig wütend, doch seine Laune schlug um, er konnte nicht wütend sein. Ein anderes Gefühl bahnte sich an und bevor es ihn übermannen konnte, sagte er schnell: “Nein, schon gut! Ich denke, wir werden zurechtkommen.” Dann schluckte er schwer. ‘Das heißt, dass Morinaga sich entweder hat versetzen lassen oder...’ “Ähm, komm erst einmal rein! Schnapp dir ’nen Kittel und dann machst du das, was ich dir gleich sage!” Soichi hatte den Neuen unbewusst geduzt. Dieser schien sich jedoch weder an dem etwas rauen Ton seines neuen Senpais noch an der informelle Anrede zu stören. “Okay, ich schmeiß meine Sachen einfach hier in die Ecke.” Er nahm seine Sonnenbrille ab und ließ sie verstaut in einem Etui in seinen Rucksack gleiten, den er dann links neben der Tür abstellte. Seine Jacke tauschte er schnell gegen einen Kittel und Soichi musste zugeben, dass er trotz der weißen Kutte ziemlich gut aussah. Sein Körper war schlank, aber trotzdem ließ sich erkennen, dass er trainiert war. Soichi vermutete unter dem T-Shirt fein definierte Muskeln. Außerdem stellte er fest, dass sein Gegenüber genauso groß war, wie er selbst. Am meisten aber faszinierte ihn das freundliche Gesicht. Trotz der femininen Züge minderte es nicht im geringsten die Männlichkeit seines Besitzers. Es schien ihm so vertraut, aber Soichi fiel niemand ein, der so aussah, dennoch hatte es eine sehr anziehende Wirkung auf ihn. Es war ein schönes Antlitz, von gepflegten, blondierten und leicht mit Braun abgetönten Haaren umrahmt. Unter einer Strähne blitzte ein silberner Ohrring hervor. Eigentlich lehnte Soichi solche “ausgeflippten” Sachen, wie gebleichte Haare und Ohrringe bei Männern ab, aber er konnte nicht anders, als den jungen Mann sympathisch zu finden und ihm zumindest ein wenig zu vertrauen. “Sag mal, wie alt bist du eigentlich?”, fragte Soichi seinen neuen Kohai und winkte ihn nebenbei zu sich heran um ihm die Unterlagen und Anweisungen zu geben. “Ich bin 22.” ‘Oh, ähnlich wie Morinaga’, dachte Soichi und seine Brust zog sich bei dem Gedanken zusammen. “Mir wurde schon erzählt, dass Sie ungefähr drei Jahre älter sind als ich. Sie schreiben an Ihrer Doktorarbeit, oder?! Wow, das ist toll! Ich wünschte, ich hätte auch so viel Grips wie Sie!” Reiiji lachte bewundernd. Diese Worte, wenn auch in abgewandelter Form, kannte Soichi bereits und erinnerten ihn an den letzten Sonntag, als noch alles in Ordnung war. …Es war erst vier Tage her, aber er hatte es in kürzester Zeit geschafft, ihr Verhältnis zu zerstören… Soichi erklärte Reiiji, ohne Umschweife und ohne auf die Bewunderung einzugehen, das Experiment: “Also, nachdem du das gemacht hast... gibst du das hier”, er zeigte auf eine Flasche”, dazu! Und dann machst du das hier ... und dann... So, dann leg mal los! Ich guck dir erst mal zu, ob du das hinbekommst.” Er beobachtete seinen Kohai und musste feststelle, dass dieser nicht minder begabt war als Morinaga. Beeindruckt von der Leistung beschloss Soichi, seinen Kohai allein im Labor lassen zu können. Er gab ihm weitere Anweisungen und bestimmte, dass er die Aufzeichnungen vervollständigen sollte. Ohne zu murren machte sich Reiiji auch sofort an die Arbeit. “Ich bin gleich wieder da, mach inzwischen das, was ich gesagt hab.” Mit diesen Worten verschwand Soichi auch schon aus der Tür und machte sich auf zum Sekretariat. Er musste unbedingt wissen, was nun mit Morinaga war. “Tetsuhiro Morinaga sagen Sie?”, der dunkelhaarige Mann blätterte in seinen Unterlagen, “Sie wissen, das ich eigentlich nichts sagen darf, aber da wir das Thema ja schon einmal hatten...” Er sah Soichi ernst an. Die Anspielung auf das erste Verschwinden Morinagas beunruhigte Soichi. “Also... Er... oh, wie es scheint hat er sein Studium um ungefähr ein Jahr verschoben und dann hat den Antrag abgegeben für die Magisterprüfung, die dann ansteht.” “Okay, danke, hat er sonst noch was gesagt, als er sich das hat ausschreiben lassen?” “Das kann ich Ihnen nicht sagen, das hat ein Kollege gemacht, nicht ich.” “Okay, danke noch mal.” Soichi verabschiedete sich und machte sich auf den Weg zurück ins Labor. Die Narbe, die er eigentlich geschlossen gehofft hatte, brach wieder auf und schmerzte diesmal viel heftiger als beim letzten Mal. Eine Frage wollte ihn einfach nicht loslassen: ’Warum hat er sich für ein Jahr beurlauben lassen um dann die Prüfung zu machen? Es macht keinen Sinn! Wenn er mich nicht mehr sehen will und nur noch schnell seinen Magister in die Tasche stecken will, hätte er auch den nächsten Termin nehmen können und nicht erst ein oder zwei Jahre später! Ich versteh es einfach nicht...’ Der Schmerz schnürte ihm die Brust zu. Es war fast unerträglich und das Schlimmste war, dass er nicht wusste, warum es so sehr weh tat. Tausendmal schrecklicher als wenn man ”nur” einen Freund verliert, aber auf den Gedanken, dass er mehr als “nur einen Freund” verloren hatte, kam er nicht. Er fand sich in einem ruhigen Teil des Gebäudes wieder. Langsam setzte er sich in eine Ecke, wo niemand so schnell vorbei kommen würde und ließ seinen Kopf in seine Arme fallen. Er wollte nicht sofort wieder zurück ins Labor. Dort, wo der Neue nun Morinagas Platz einnahm. Der Neue, der so unglaublich nett war und so eine positive Ausstrahlung hatte. Nein, er wollte erst einmal seine Ruhe haben vor den großen, braunen und freundlich schauenden Hundeaugen, die ihn so sehr an Morinaga erinnerten. *** ______________________________________________________________________________ So, jetzt habt ihr Reiiji kennen gelernt! ^^ Was haltet ihr von ihm? Der Brief... ja, irgendwann musste Morinaga einfach der Kragen platzen!! Und nun ist es passiert, na, ob die Situation noch zu retten ist??? o.O Ich hoffe jedenfalls, dass die Gefühle der beiden Protagonisten ganz gut rüber gekommen sind!!! und dass ihr Spaß beim lesen hattet - auch wenn die beiden nun getrennte Wege gehen... (an dieser Stelle ein kollektives *Ooooooh*...) XDDD Nun gut, Kommis sind erwünscht. :D Und ansonsten, bis zum nächsten kapitel. ^^ Buster :3 P.S.: Thx an alle, die die FF auf ihre Favo-Liste gesetzt haben und an alle Kommi-schreiber! ^^ Kapitel 8: Kapitel 7: Reiijis Geschichte ---------------------------------------- Boah, endlich sind die Prüfungen vorbei. Zwar nicht so hart wie ABI-Prüfungen, aber drei Tage hintereinander schlauchen dennoch... Sooo, als erstes eine kleine -wenn auch unwichtige- Bekanntgabe: Da ich ein neues Schreibprogramm habe, hat sich eine Tatsache verändert: die wörtliche Rede: Statt ”...” findet ihr jetzt „...”. Also nicht wundern ^.~ Zum Kapitel: Bin eigentlich nicht so zufrieden mit diesem, aber ich finde einfach keine Zeit, es komplett zu überarbeiten. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das? Ich weiß, es nicht sehr lang geworden... *dafür in die Ecke geh und sich schäm* ^^ ___________________________________________________________________________ Kapitel 7: „Hey, Senpai!” Soichi schrak zusammen und wandte sich nach der Stimme um, die ihm innerhalb der letzten drei Wochen sehr vertraut geworden war. Sein Kohai kam winkend auf ihn zugerannt und strahlte ihn an. Es versetzte Soichi jedes mal einen Stich. Dieses Lächeln, es brach ihm immer wieder das Herz, doch er wusste nicht, warum es ihn so schmerzte, Reiiji um sich zu haben. Nur weil er Morinaga ähnelte? Daran konnte es einfach nicht liegen. „Was gibt’s denn?”, fragte Soichi, als Reiiji mit ihm auf gleicher Höhe war und sie zusammen zum Labor gingen. „Also ich hab zwei gute Nachrichten”, strahlte sein Kohai ihn an, „okay, die eine ist nur gut für mich: Ich hab meinem Professor mal die Ansätze meiner Arbeit gezeigt und er schien ziemlich beeindruckt gewesen zu sein. Das hab ich alles nur Ihnen zu verdanken, Tatsumi-senpai! Durch die Arbeit mit Ihnen im Labor, bin ich richtig gut geworden.” Soichi sah ihn verständnislos an: „Nein, ich glaube nicht, dass es an mir liegt. Du bist ziemlich talentiert! Das hab ich schon beim ersten Experiment gesehen, sonst hätte ich dich schließlich nicht allein in meinem Labor gelassen. Und...”, fügte er hinzu, „hör endlich auf mich zu siezen!” „Aber-” Da war sie schon wieder, diese unglaubliche Höflichkeit, die Soichis Inneres ebenfalls regelmäßig beunruhigte. „Nichts aber... Du tust, was ich dir sage!”, blaffte er darum seinen Kohai an, dessen trübe Miene sich augenblicklich aufhellte. „Wenn Sie darauf bestehen...” „DU...” Reiiji seufzte. „Wenn du darauf bestehst...” Soichi warf ihm einen Blick von der Seite zu und sein Kohai lächelte ihn sanft an. Ebenso, wie Morinaga es des Öfteren immer getan hatte. Die Wunde, die er bei seinem Verschwinden hinterlassen hatte, war noch lange nicht verheilt und riss ständig wieder auf. So auch diesmal. Sie schmerzte vor allem immer dann, wenn Soichi mit seinem „neuen” Kohai zu tun hatte und inzwischen war ihm klar, dass dieser ihn mehr an Morinaga erinnerte, als ihm lieb war. „Uuund...”, riss Reiiji ihn mit feierlicher Stimme aus den Gedanken, „die Sachen, die wir für unser Experiment beantragt hatten, wurden genehmigt!” Soichi nickte zufrieden. Reiiji kannte das zwar bereits von seinem Senpai, stellte aber dennoch laut seufzend fest: „Sag mal, du redest nur das Nötigste, oder?!” Er grinste verschmitzt und beobachtete Soichi, der bereits Reagenzgläser sowie Pipetten aus einem der Schränke holte und dann, ihm den Rücken zugewandt, anfing zu sprechen: “Na ja, ich bin halt nicht der Standard, aber du fällst auch ganz schön aus dem Rahmen. Ich meine, ich hab noch nie einen Mann getroffen, der so viel redet wie du... Ich kenn das nur von Frauen, die quatschen auch den ganzen Tag.” „Oh, das hör ich oft”, er lachte und half Soichi beim Aufbau, „meine Freunde sagen immer ‘Mensch, bist du sicher, dass du nicht doch schwul bist?’ Oh man,...” Er schüttelte grinsend den Kopf. „Dann bist du nicht schwul?”, fragte Soichi erstaunt. Er war irgendwie davon ausgegangen. Wahrscheinlich lag es daran, dass er es durch den Umgang mit Morinaga automatisch in Betracht gezogen hatte. „Nein”, Reiiji ließ wieder sein klares Lachen ertönen. An dieser Stelle hätte Soichi eigentlich erleichtert sein sollen, aufgrund seiner Phobie, aber irgendwie war ihm diese Tatsache egal. Selbst wenn sich herausgestellt hätte, dass der Kohai homosexuell veranlagt gewesen wäre, hätte er ihn weiterhin akzeptiert und sogar sympathisch gefunden. „Ich hab eine Freundin”, erzählte Reiiji munter weiter, “Sie ist so ein liebes und vor allem hübsches Mädchen.” Stolz glitzerte in seinen Augen. “Wir sind seit fast einem Jahr zusammen. Ich liebe sie wirklich!” Soichi fiel der Blick seines Kohais auf, der sanft und verliebt ins Leere starrte, als stehe sie dort. Und wieder riss sie in seinem Inneren auf, sodass Soichi sich unbewusst an die Brust griff. So hatte Morinaga ihn immer angesehen. Seine Finger krallten sich in sein Hemd. ‘Es tut so weh, den besten Freund zu verlieren!’ „Und hast du eine Freundin? Ich meine, du bist unglaublich klug, siehst gut aus, hast ‘nen geilen Arsch. Ich wette, du kannst dich vor Angeboten kaum retten, oder?!” Sein Senpai sah ihn erschrocken an. „Wie... was... Ich denke du hast ‘ne Freundin, wie kommst du darauf, dass ich ‘nen geilen... A...” Reiiji lachte: “Na ja, ich hab ziemlich viele schwule Kumpels und wenn man mit denen rumhängt, färbt die Art und Weise zu reden und Dinge anzugehen manchmal ab...” Seine Augen funkelten verschmitzt, “aber wenn ich schwul wäre, ich denke schon, dass ich dich dann attraktiv finden würde...” „Waaas...?” Soichi sah ihn ungläubig an und wurde leicht rot. Die Parallelen zu seinem ehemaligen Mitbewohner liefen in seinen Gedanken ab. Wieder ließ Reiiji sein Lachen ertönen: „Jetzt erst recht! Senpai, du siehst echt süß aus, wenn du rot wirst!” Schon wieder! Auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, blutete Soichi innerlich. „Nee, Quatsch! Spaß beiseite! Ich hab noch keine Sekunde in Betracht gezogen, was mit ´nem Mann anzufangen. Ich bin in einer glücklichen Beziehung. Und? Hast du nun jemanden?” Es kam keine Antwort. Soichi wusste selber nicht, warum er zögerte, aber er wollte im Moment einfach nicht über so etwas reden. Reiiji schien das zu bemerken und versuchte das Thema zu wechseln: „Wen hab ich eigentlich abgelöst? Ich meine, du hast doch schon vorher mit jemandem hier zusammen gearbeitet.” In der Hoffnung, dass sich die Laune seines Senpais durch eine solche „beiläufige Frage” bessern würde, hatte er sie gestellt, aber anscheinend hatte er mit dieser Vermutung daneben gelegen. Jegliche Farbe war aus Soichis Gesicht gewichen. Sein leerer Blick verriet, dass er mit seinen Gedanken woanders als hier im Labor war... ‚„Soichi, jetzt sag endlich, was mit dir los ist!” Tomoe drängte ihn jetzt schon seit ein paar Minuten und Soichi gefiel das gar nicht. Sein grimmiger Blick wanderte zwischen seinem Bruder und Kurokawa hin und her, die ihm gegenüber auf der Couch saßen. Ihm ging das Gefrage gehörig auf die Nerven und er weigerte sich zu antworten. „Sag doch auch mal was, Mitsugu”, Tomoe wandte sich hilfesuchend an seinen Mann. „Verdammt!”, platzte Soichi unerwartet raus, “Es geht euch nichts an, ob ich Probleme habe oder nicht, okay?! Lasst mich einfach in Ruhe!” Zunächst sah sein Bruder ihn erschrocken an, doch dann wurde er wütend und schrie plötzlich los. „Ich bin dein Bruder!”, stieß er spitz hervor und stand vom Sofa auf. “Wieso erzählst du mir nicht alles! Wir sind schließlich Geschwister! Vertraust du mir nicht? Wenn ich Sorgen hatte, hab ich auch immer mit dir geredet. Du bist wie ein Vater für mich gewesen, aber nun bin ich erwachsen genug, dass wir auf einer Stufe stehen - als Brüder! Gleichwertige Brüder, die sich gegenseitig vertrauen können und miteinander reden!” Seine Stimme überschlug sich fast. “Ich weiß, dass es vor ein, zwei Jahren noch nicht so weit war, aber jetzt! Und nun bitte ich dich”, er beruhigte sich langsam wieder, “erzähl mir, was los ist! Ich möchte dir helfen. Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt...” Soichi sah sich ein wenig unsicher um. Noch nie war er so konfrontiert worden. Er kannte es nicht, dass sich jemand um ihn sorgte und ihm bei Problemen helfen wollte. Er war immer für seine Geschwister da gewesen, aber er selbst musste seine eigenen Probleme immer alleine lösen. Schließlich waren Kanako und Tomoe zu jung gewesen, als dass er sie mit seinen Problemen belasten wollte bzw. konnte. Nur einer hatte sich je um ihn und seine Probleme geschert, aber dieser jemand war gerade nicht da und dieser jemand war das eigentliche Problem, aber das konnte er seinem Bruder einfach nicht anvertrauen, ansonsten müsste er alles erzählen -alles- auch die unangenehmen Stellen, für die sich Soichi immer noch schämte. „Tomoe”, begann er langsam und überlegte stark, was er jetzt sagen sollte ohne die Gefühle seines Bruders zu verletzen, “Tomoe, es wäre besser...” Tomoe spitzte die Ohren und setzte sich langsam wieder auf den Rand der Couch, so vorsichtig hatte er seinen großen Bruder noch nie reden hören. „Es tut mir leid, aber... Es ist noch zu früh um mit jemanden zu reden.” Nicht dass er vorhatte, sich jemandem anzuvertrauen, aber er musste ihn ja irgendwie beschwichtigen. “Ich möchte die Sache erst mit mir selbst klären und sehen, was ich selbst machen kann, okay?! Ich möchte einfach nicht darüber reden - noch nicht...” Tomoe ließ sich seufzend zurück in die Kissen fallen und Kurokawa legte ihm zusätzlich beschwichtigend den Arm um die Schultern. „Also gut…” Die Einsicht stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber dennoch wirkte sein Ton weiterhin ein wenig gereizt, “Aber, Soichi, wenn du jemanden brauchst mit dem du reden willst, du kannst mir vertrauen. Ich bin nicht mehr dein kleiner Bruder, okay?!” „Ist in Ordnung!” Ein ganz leichtes Lächeln versuchte sich auf Soichis Gesicht zu stehlen, verschwand aber sofort wieder. “So, und jetzt ab ins Bett! Euer Flug geht morgen und da müsst ihr ausgeruht sein!” Er sprang auf und hielt ihnen die Tür zum Flur als untermauernde Geste auf. Tomoe und Kurokawa erhoben sich gemächlich. „Soichi, und schon wieder behandelst du mich wie ein kleines Kind.” Er grinste und milderte so seine tadelnde Stimmlage ab. Dann verschwanden sie in ihren Schlafzimmern. Eine weitere unruhige Nacht für Soichi folgte darauf.‘ Reiiji seufzte und holte seinen Senpai somit in die Gegenwart zurück. „Schon gut, du musst mit mir nicht darüber reden, aber ich hoffe, du hast jemanden, dem du vertraust!” „Wie kommst du darauf?” Soichi sah ihn mit aufgerissenen Augen an. ‘Kann er Gedanken lesen?’ „Du siehst immer so niedergeschlagen aus. Auch wenn du vielleicht nicht zu den immer-fröhlichen, optimistischen Charakteren gehörst, ist es doch eindeutig -zumindest für mich- dass es dir nicht gut geht. Nicht nur körperlich...” Er musterte seinen Senpai genau mit ernstem Blick und wartete auf dessen Reaktion. Dieser war bereits wieder tief in Gedanken versunken. Soichi fand es selbst merkwürdig, aber er zog es tatsächlich in Erwägung sich seinem Kohai anzuvertrauen. ‚Du bist krank!’, schalt er sich selbst und bis sich auf die Unterlippe. ‚Es kann nicht sein, dass ich durch die Parallelen zu ihm erwarte, dass er mir helfen kann, zu verstehen...’ Er warf einen flüchtigen Blick zu seinem wieder arbeitenden Kohai rüber. Dieser war gerade dabei eine graue Substanz einer hellgrünen Lösung zuzugeben. „Halt! Nimm lieber das hier dafür und es wäre außerdem besser, wenn du es vorher noch erhitzt.” Still führten sie das Experiment gemeinsam fort. Als eine andere Lösung nach wenigen Stunden friedlich vor sich hin blubberte, fing der ältere der beiden an, sich zu wundern, dass es so still war. Zögernd brach er das Schweigen. „Ähm, also... ich... mal rein hypothetisch...” „Hm?” Reiiji sah fragend auf. „Ich will dich was fragen! Also... mal rein hypothetisch...” „Okay... rein hypothetisch”, wiederholte der Kohai mit ernsterem Gesichtsausdruck. „Also, gehen wir mal davon aus, dass du lange Zeit um deine Freundin werben musstest-” „Oh, das ist nicht schwer vorzustellen. Ich musste tatsächlich ziemlich lange warten, bis unsere Beziehung so wurde, wie sie jetzt ist.” „Wieso?” „Na ja, sie hatte jahrelang versucht mich abzuwimmeln”, er lächelte schief, “und immer gemeint, dass die Schule und ihr Studium wichtiger wären und sie keine Zeit für Beziehungen hätte...” „Seit der Schulzeit schon?” Soichi spitzte die Ohren. Dann kennen die beiden sich ja schon mindestens 4 Jahre. „Ja, es war Anfang der zweiten Klasse Oberstufe. Ich war wegen “häuslicher Differenzen” von zu Hause ausgezogen. Schon am ersten Tag in meiner neuen Klasse war mir ein Mädchen aufgefallen- lange, dunkle Haare, Brille. Als ich vorne stand um mich allen vorzustellen, hat sie nur kurz aufgesehen und sich dann wieder ihrem Buch zugewandt. Ich hab sie in jeder Pause mit irgendeinem Buch gesehen. Während andere mit ihren Freunden zusammensaßen, hat sie gelesen. Ihre Freundeszahl war sehr beschränkt. Ihr Blick, als sie mich sah, verriet nichts. Ich weiß nicht, warum. Aber irgendwie wollte ich vom ersten Moment an mit ihr zu tun haben und sie zum Lachen bringen. Ach ja, ihr Lachen... Das ist auch so eine Sache...” Er unterbrach seine Erzählung durch ein Seufzen, „sie lachte nie. Nicht mal ein stilles Lächeln. Es machte mich ehrlich gesagt ziemlich traurig, da ich dachte, dass sie mich überhaupt nicht ausstehen kann. Zu dem Zeitpunkt war ich schon seit fast 2 Jahren hoffnungslos in sie verknallt.. Ich mochte ihren ernsten Gesichtsausdruck, aber wie gesagt, ich wollte sie unbedingt einmal lächeln sehen. Dann kam die Zeit, in der ich relativ deprimiert war. Und dann erzählte sie mir den eigentlichen Grund, warum sie mich die ganze Zeit abgewiesen hatte...” Soichi hielt die Luft an. Wollte er überhaupt wissen, wie es weiter ging? Reiiji sah ihn unverwandt an. Dann grinste er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Aber ich will dich nicht mit meiner Geschichte langweilen! Tut mir leid. Du wolltest doch was fragen und ich hab dich einfach unterbrochen...” „Nein, schon gut!” Soichi sah mit seiner permanent mürrischen Miene zur Seite und gab auffällig vor sich sehr für ihr Experiment zu interessieren. Ein klein wenig Enttäuschung machte sich in ihm breit. Er war schon ein wenig erwartungsvoll und fragte sich, wie es wohl weitergegangen wäre. Aber fragen wollte er nicht! Niemals würde er Neugierde zeigen! Er war viel zu stolz dafür. Aber irgendwie... Sein Stolz war wahrscheinlich auch ein wenig der Grund gewesen, weshalb nun dieser Reiiji statt... statt Morinaga neben ihm stand. Ja, weil er zu „stolz” gewesen war und ihn nicht zurück gehalten hatte, war er nicht mehr sein bester Freund. Das wurde Soichi schlagartig bewusst und nun musste er erst recht nachfragen, wie es weiterging, schließlich interessierte es ihn und er wollte es, also musste er auch etwas dafür tun. Es wurde Zeit, dass er etwas an sich änderte, das sah er nun ein - zumindest ein bisschen - und den ersten Schritt wollte er nun hiermit machen. Er wollte nicht schon wieder etwas bereuen, nur weil er zu arrogant war. „Also, Senpai, was hast du auf dem Herzen?” „Nichts! Na ja, das hat Zeit...”, fügte er langsam hinzu und riss sich dann zusammen, „Wieso... erzählst du nicht einfach erst mal weiter?” „Ich? Ach, so wichtig ist das doch gar nicht“, winkte er verlegen ab. „Na und? Ich will trotzdem wissen, wie es weiter geht!”, gab Soichi den Trotzigen und lief ein wenig rot an. Es war ihm immer noch peinlich, sich so neugierig zu zeigen. Reiiji lächelte ihn an, also wurde er doch noch für seine Überwindung belohnt. „Ja, wie gesagt, ich war schon seit einigen Wochen ziemlich down und da wir befreundet waren, hat sie sich natürlich auch Sorgen um mich gemacht und hat mich ... ich weiß es noch so genau, weil es immer noch sehr weh tut... nach Stunden, wie sie sagt, an einem Freitagnachmittag auf dem Dach unserer Schule gefunden.” Er seufzte und ließ sich müde auf einen Stuhl fallen. Soichi beobachtete ihn gespannt und lehnte sich nach hinten an den Labortisch. „Ich saß am Rand des Daches und beobachtete ein paar Schüler beim Sportunterricht unten auf dem Gelände. Ich seufzte lautstark. Mal wieder hatte ich eine Stunde geschwänzt, aber das war in letzter Zeit nichts Neues gewesen. Gerade als mein Kopf auf die Knie sinken wollte, setzte sich jemand neben mich. Eine Zeit lang saßen wir nur nebeneinander und starrten geradeaus, zu unseren Mitschülern, in den Himmel oder einfach in die Leere. Aus den Augenwinkeln hab ich nur schwach ihre Silhouette und die schwarzen, leicht wehenden Haare ausmachen können. ‚Sag mal‘, begann ich ganz unvermittelt und sah sie schräg von der Seite an, ‚warum schwänzt du?‘ ‚Du doch auch‘, kam die Antwort, gefolgt von einem Schulterzucken. Und wieder sagten wir beide nichts. Ich hatte zwar eine schlagfertige Antwort parat, aber die Lustlosigkeit hielt mich einfach zurück. Also legte ich meinen Kopf auf meinen Knien ab und sah sie an. Ihre Augen waren weiterhin auf die Ferne gerichtet und ich überlegte, woran sie wohl gerade dachte. Mein Blick folgten ihrem, ohne, dass ich meinen Kopf hob, aber ich konnte ihn nirgends festmachen. Wieder verging Zeit. Ich glaubte inzwischen sogar zweimal die Schulklingel zu hören. Die nächste Stunde hatte also schon angefangen. Für mich spielte das in dem Moment keine Rolle, aber ich wollte nicht, dass sie dadurch Schwierigkeiten bekam. Ich wollte also gerade ansetzen, etwas zu sagen als- ‚Ich war zwölf, als ich durch einen Autounfall meine beste Freundin verlor.‘ Bamm! Dieser Satz traf mich aus heiterem Himmel und ich wusste nicht, was ich sagen sollte oder ob ich überhaupt was sagen sollte. Dann herrschte erst einmal Stille. Ich fragte mich, warum sie mir das wohl erzählte und ob sie es schon mal jemandem anvertraut hatte. Ich hob langsam meinen Kopf und sah sie wahrscheinlich ziemlich verständnislos an, obwohl ich gar nicht so fühlte, denn sie versuchte ziemlich erfolglos ihre Tränen zu verbergen indem sie zu Boden sah. Es war wohl das erste Mal, dass sie mit jemandem darüber sprach. Ihre Stimme zitterte als sie weiter erzählte und es brach mir das Herz, sie so zu sehen. Ich war kurz davor, ihr meinen Arm um die Schultern zu legen. Sie schien mein Zögern bemerkt zu haben, denn irgendwie bildete ich mir ein, leicht beleidigte Züge in ihrem Gesicht zu erkennen. ‚Deswegen‘, fuhr sie fort, ‚hab ich Angst mir Freunde zu suchen und Menschen an mich ranzulassen. Ich will nicht wieder einen Menschen verlieren, der mir nahe steht! Und je weniger Menschen dafür in Frage kommen, desto besser. Ich denke heute immer noch ab und zu daran, wie sich alles entwickelt hätte, wenn sie noch leben würde… Vielleicht wäre ich dann ein wenig aufgeschlossener und könnte dich dann auch… glücklich machen…‘ Zunächst rollte nur eine einsame Träne über ihre Wange, doch dann konnte sie auch die folgenden nicht mehr zurück halten. Sie schluchzte und ich musste sie einfach in den Arm nehmen. Mir war nun klar, warum sie alle auf Abstand gehalten hatte und warum sie keinen Grund zum Lächeln fand. Dass sie sich mir anvertraut hatte, war ein großer Schritt für sie gewesen. Bescheuerter Weise war gerade diese Tatsache wie Streicheleinheiten für mein Ego gewesen, schließlich hatte sie es nur mir erzählt. In diesem Moment verabscheute ich mich. Ich hatte einen richtigen Hass auf mich selbst, aber es tat so gut… so gut, zu wissen, dass ich es war, dem sie vertraute… Ekelhaft! Ich weiß nicht, aber es war ein komisches Gefühl. Eigentlich war ich mir immer sicher gewesen, doch in diesem Moment zweifelte ich an meiner Liebe zu ihr; konnte ich mich in solch einer Situation ‚besonders‘ fühlen, obwohl sie Schmerz verspürte, und trotzdem noch sagen, dass ich sie liebte? Im Nachhinein fragte ich mich, warum ich jemals zweifeln konnte und das schlechte Gewissen verschlimmerte sich noch… Nun, ich hab mit ihr darüber geredet, wir beide haben die Sache abgeschlossen und sozusagen ‚neu angefangen‘. Naja…“, er seufzte, „Wir standen also auf dem Dach, ich hielt sie im Arm und sie versuchte ihren Kummer an meiner Schulter zu vergessen…Scheiße“, er unterbrach seine Erzählung und ließ seinen Kopf in die Hände sinken. Soichi sagte nichts. Er wusste nicht wie er diese Geschichte auffassen sollte. Sollte er ihn nun beschwichtigen? Aber er wollte es aus einem unerfindlichen Grund nicht. Auch er war der Meinung, dass die Einstellung, sich überlegen zu fühlen auf Kosten von eines anderen Leids, kontraproduktiv in einer Beziehung war. Aber Reiiji schien gar nicht so etwas zu erwarten, er war bereits wieder in Gedanken mit seiner Vergangenheit beschäftigt. Anscheinend hatte er wirklich damit abgeschlossen oder er versuchte zumindest die Sache so zu halten. „Als sie sich wieder beruhigt hatte, ließ sie langsam von mir ab und sah mir direkt ins Gesicht. Erstaunlicherweise wirkte sie trotz immer noch wässrigem Blick sehr gefasst.“ Reiiji stoppte wieder. Nach einer winzigen Denkpause schwappte ein freudloses, hohles Lachen zu Soichi herüber. Es erfüllte den ganzen Raum und ließ ihn trotzdem sehr leer erscheinen. „Und dann dieses Lächeln…“ Er schickte ein Grinsen hinter seinen Worten her, das eindeutig zeigte, dass ihm eigentlich nicht zum Lachen zumute war. „So zerbrechlich und dann dieses verkrampfte, Lächeln, in dem sich ihr Schmerz widerspiegelte. Sicher, es war mit einer meiner größten Wünsche gewesen, sie dazu zu bringen - aber nicht so, vor allem nicht so ein erzwungenes! Es war nicht das, was ich wollte… Ich schwor mir, sie niemals mehr dazu zu bringen so zu gucken. Es machte ich krank, dafür verantwortlich zu sein. Niemand sollte mehr diesen Gesichtsausdruck bei ihr hervorrufen, schon gar nicht ich selbst. An diesem Tag merkte ich endlich, dass ich ihr etwas bedeutete, nein, nicht nur etwas…“ Ein tiefer Seufzer entwich ihm. „Ja, das ist die Geschichte!“, fügte er Hände auf die Beine klatschend schnell hinzu und sein unbeschwertes wunderschönes Lächeln zierte wieder einmal sein Gesicht. Er war wieder „normal“, was womöglich die falsche Bezeichnung ist, wenn man bedenkt, dass Melancholie nicht unbedingt „unnormal“ ist. „Oh, müssen wir nicht mit dem Experiment weiter machen?“ Soichi bemerkte leicht irritiert, dass ihre Lösung immer noch friedlich köchelte. Er hatte sie total vergessen. Sie machten sich schnell daran, und arbeiteten zügig weiter. Sie konzentrierten sich wieder voll und ganz auf ihre Forschungsarbeit. „Hast du das?“, fragte Soichi seinen Kohai, seinen Blick weiterhin gespannt auf ihre Arbeit gerichtet. „Ja, noch mehr?“ „Nein.“ „Gut, dann schreib ich jetzt nur noch das von der Notiz ab und dann sind wir damit fertig.“ Während Reiiji das Protokoll beendete, begann sein Senpai bereits damit, wieder alles aufzuräumen. „Gut, dann machen wir gleich Schluss“, brummelte dieser gewohnt mürrisch zurück. „Ist gut. Hey, Tatsumi-senpai, wollen wir noch was trinken gehen? Ich geb einen aus. Und dann reden wir mal über dich! Ist ja schlimm: Ich quatsch dich hier immerzu und hab keinen Schimmer, was du so treibst.“ Er schnalzte theatralisch mit der Zunge, „das muss sich schleunigst ändern!“ Er grinste gewinnend. Jetzt musste Soichi nur noch zusagen. *** _______________________________________________________________________ Ich hoffe, das nächste chap gelingt mir besser. Ich bin da mal optimistisch! XD Es wird dann wohl wieder ein wenig dramatischer was Soichi angeht. Ja... *seufz* Reiijis Geschichte. Mir ist aufgefallen, dass diejenigen, die permanent gut drauf sind, meistens eine schlimme Hintergundstory haben - im realen Leben, als auch in vielen Geschichten. Die Frage ist jetzt: warum bin ich nicht von dem Schema abgewichen? Antwort: Bin ich schon -wenn auch nur ein wenig, denn a) eigentlich ist es grob gesehen nicht seine Gesch. und b) „sie“ weicht ja ab... (Ich rede Mist, ich weiß... ^^" aber das wollte ich mal los werden...^^"") An dieser Stelle -wie immer XD-: Danke an alle, denen diese Fanfiction gefällt!!! (Die 25er Marke Favos ist geknackt!!! *Jubiläum feier* ^^) Thx for reading, Buster XDDD Kapitel 9: Kapitel 8: Das Ende ------------------------------ So, Kapitel 8 "Das Ende" Warum diese Überschrift? Ich könnte nach diesem Kapitel auch genauso gut sagen: "Hiermit ist diese FF abgeschlossen", aber ich glaube, das wäre nur was für diejenigen, die auf Drama stehen... ^^" Ich schreibe also weiter, wenn ihr möchtet. In diesem Kapitel geht es mehr um Morinaga. Ich hoffe, es kommt einigermaßen rüber, wie mies es ihm geht. Man kann es kaum glauben, aber man wird ziemlich runtergezogen, wenn man sich in die Person reinzuversetzen versucht um dann solche Sachen glaubwürdig rüber zu bringen. Dieses Kapitel lüftet auch so einige "Geheimnisse" und Achtung, ich hab euch vorgewarnt am Anfang: Hab bereits schon das 1. Kapitel des 5. Bandes gelesen. Das wiederum hatte Einfluss auf meinen Plot. Tut mir ehrlich leid, aber ich wollte das einbauen. Manche von euch wissen wahrscheinlich gar nicht, worum es geht?! Naja, ich hoffe mal, ihr seid mir nicht böse. Mehr dazu am Ende ^^ Viel Spaß mit: ______________________________________________________________________________ Kapitel 8 Soichi sah auf seinen kleinen Zettel und ließ dann seinen Blick über die Häuserreihe schweifen. Hier irgendwo musste es sein. Und prompt erspähte er auch schon das Haus, das er suchte. Als er unten an der Treppe stand, holte er tief Luft. Er hatte das Gefühl, dass ihm das Herz fast aus der Brust sprang. Er war so aufgeregt. Endlich hatte er sich getraut her zu kommen. Schon seit dem Gespräch mit seinem neuen Kohai wollte er es angehen, aber die Angst abgewiesen zu werden, hatte ihn zurückgehalten. Auch jetzt hatte er noch Hemmungen, aber irgendwann, sagte er sich, musste er es wagen, und das so schnell wie möglich. Also hatte er sich den Zettel mit der Adresse herausgesucht um es endlich hinter sich zu bringen. Langsam erklomm er die Stufen und legte seinen Finger auf den Klingelknopf. Er hörte den schrillen Ton gedämpft durch die Tür zu ihm vordringen und wurde aufgrund der Intaktheit des Alarmauslösers noch nervöser. Es folgten Schritte und ein „Komme!“, dann wurde ihm die Tür geöffnet. Er blickte entschlossen in das erstaunte Gesicht des Wohnungsbesitzers. „Oh, Tatsumi-san…“ „Hallo… ähm…“ Soichi suchte das Schild unter Klingel, doch bevor er einen Namen hinzufügen konnte, wurde er auch schon unterbrochen. „Hiroto, einfach nur Hiroto.“ „Okay, hallo… Hiroto… Ist Morinaga da?“ „Nein“, sagte sein Gegenüber und wunderte sich im gleichen Moment, wie Soichi darauf gekommen war, dass er Morinaga hier finden würde. Tatsächlich hatte dieser die Vermutung seit besagtem Gespräch mit Reiiji. Als er diesen nämlich gefragt hatte, wie er an Morinagas Stelle reagiert hätte, hatte dieser als Fluchtvariante entweder die Familie oder Freunde angegeben. Da Soichi wusste, dass sein ehemaliger Kohai kein gutes Verhältnis zu seinen Eltern hatte und er nur einen Kumpel kannte, dem er alles anvertrauen würde, war er zu dem Entschluss gekommen, es mal bei Hiroto zu versuchen. Auch wenn er Morinaga hier nicht antreffen würde, versprach er sich dennoch ein paar Informationen. Hiroto lehnte, die Arme verschränkt, am Türrahmen und beäugte seinen Besucher skeptisch. Dieser schien ihm seit dem letzten Zusammentreffen ein wenig verändert. Er überlegte, ob ihm Soichis eh schon helle Haut vielleicht noch fahler vorkam; weniger rosig wie noch vor ungefähr einem Monat, was aber auch daran liegen konnte, dass Soichi das letzte Mal ziemlich aufgeregt gewesen war. Dennoch, auch sonst fielen Hiroto ein paar Abweichungen auf. Er würde nicht behaupten, dass sein Gegenüber radikal abgenommen hätte, aber konnte es sein, dass sich die Wangenknochen und das Schlüsselbein deutlicher unter der Haut abzeichneten? Zudem wirkte der Langhaarige nicht unbedingt glücklich auf ihn, eher müde und erschöpft, wenn auch nicht vollkommen am Boden zerstört. Er sah lange nicht so schlimm aus wie Morinaga, der an seinem Kummer fast zugrunde zu gehen schien, aber dennoch entwickelte Hiroto ein wenig Mitleid für seinen Besucher, und es war immerhin genug Mitgefühl um folgendes anzubieten: „Komm doch erst einmal rein! Möchtest du was trinken? Kaffee? Tee?“ Während er diese Worte laut aussprach, fragte er sich bereits, ob bei ihm alles rund lief, schließlich war Soichi der Grund gewesen, weshalb Morinaga so niedergeschlagen bei ihm eingezogen war. Warum sollte er jetzt auch noch nett zu ihm sein? Zu spät. Soichi folgte ihm in die Wohnung und setzte sich auf den ihm vom Hausherrn zugewiesenen Platz in der Küche. „Ich möchte nichts, danke!“, sagte der Gast als Hiroto Wasser aufsetzte. „Schon gut, du siehst aus, als wenn du was Warmes vertragen könntest.“ Er nickte und deutete so auf Soichis Unterarm, der nicht von dem Hemd bedeckt und inzwischen von einer Gänsehaut überzogen war. Soichi fror in der Tat seit Kurzem sehr schnell und auch jetzt fröstelte er ein wenig, obwohl in der Wohnung angenehme Temperaturen herrschten. Letztendlich nahm er den heißen Becher dankbar an, als Hiroto sich zu ihm an den Tisch setzte. Soichi zögerte, er wollte nicht gleich direkt mit seinen Fragen herausplatzen, auch wenn das sonst nicht seine Art war. Also saßen sie schweigend da und schlürften ihren Tee. Sein Gegenüber machte nur zu deutlich, dass er eigentlich nicht erwünscht war, aber dennoch hatte er ihn in die Wohnung eingeladen, also war noch nicht alles verloren. „Uhm… also, wohnt Morinaga jetzt bei dir?“ Eigentlich brauchte er diese Frage nicht stellen, er war sich ziemlich sicher, dass es so war, schließlich hatte er schon ein paar Habseligkeiten seines Lieblingskohais in der Wohnung entdeckt. „Vorübergehend“, antwortete Hiroto wahrheitsgemäß und Soichi überlegte, dass es ja nur logisch war, dass Morinaga sich bald wieder ein eigenes Heim suchen würde. „Schließlich geht er bald ins Ausland“, setzte Hiroto seinen Satz fort. Mit dieser Aussage wurde Soichi der letzte Funke Glauben genommen. Er verschluckte sich fast an seinem Getränk und stotterte dann ungläubig: „Wa… Was?“ ‘Warum erzähl ich ihm das überhaupt?‘, überlegte Hiroto, fand aber keine plausible Antwort und statt sich darüber den Kopf zu zerbrechen, nickte er. „Er plant schon seit einigen Wochen seine Abreise nach Kalifornien. Er hat wohl schon eine vorläufige Unterkunft bei Bekannten gefunden, sagt er zumindest“, er sah seinen Gast bedeutungsvoll an, „und will sich dann dort eine Wohnung für sein Studienjahr suchen.“ „Ein Jahr?“ Er fiel aus allen Wolken, „ein Jahr Amerika? Studium?“ Langsam fügte sich ihm das Puzzle zusammen, warum Morinaga sich ein Jahr hatte beurlauben lassen um erst dann den Abschluss zu machen. Er wollte Genaueres erfahren. „Warum?“ Hirotos Gesichtsausdruck verdunkelte sich schlagartig. Er lachte trocken: „Haha, du bist ja lustig! Das fragst ausgerechnet du! Warum wohl? Als erster Punkt gilt jawohl: Um von dir wegzukommen! Außerdem ist es eine gute Chance für ihn. Im Ausland studieren kann schließlich nicht jeder – und wer weiß, vielleicht gefällt es ihm so gut, dass er gleich ganz da bleibt… was natürlich ein schrecklicher Verlust wäre, aber ich wünsche Tetsuhiro alles Glück der Welt und wenn er es dort finden sollte, dann ist das halt so!“ Er umklammerte seinen Becher und sah Soichi an. Dieser war noch ganz geschockt. Erstens, weil Morinaga anscheinend wirklich von ihm loskommen wollte und zweitens die Tatsache, dass er diesen möglicherweise nie wiedersah. Hektisch wanderte sein Blick durch den Raum, als wenn er ihn hier entdecken könnte. Drittens gab es etwas, was ihn ganz gewaltig störte: Wie Hiroto Morinaga so vertraulich Tetsuhiro nannte, gefiel ihm nicht. Vermutlich redete er ihn sonst auch mit Vornamen an?! „Wo ist er überhaupt?“ „Arbeiten! Irgendwie muss er schließlich sein Geld zusammen kriegen!“ Hiroto klang, als wenn es auf der Hand lag und doch selbstverständlich wäre. Dann seufzte er schwer. Er vermisste seinen besten Freund jetzt schon. „Wie ist er überhaupt auf die Idee gekommen? Ich meine, nur wegen mir gleich nach Amerika abzuhauen, ist doch…“ „Ah ja, das ist ´ne lustige Geschichte! Tetsuhiro hat mir erzählt, dass er wohl vor nicht allzu langer Zeit auf irgendeiner Ausstellung einen Professor, Sumi hieß er, glaube ich, kennen gelernt hatte, der ihm diesen Vorschlag unterbreitet hat. Tja, und eure Trennung war dann der ausschlaggebende Punkt für seine endgültige Entscheidung.“ Er zuckte mit den Schultern als wäre es das Normalste der Welt, aber darauf achtete Soichi schon gar nicht mehr. Ihn beschäftigte eher, warum Morinaga ihm nichts von dem Professor erzählt hatte. Ihm war klar, dass die Ausstellung gemeint war, die sie zusammen vor vier Wochen besucht hatten. Morinaga war dort für einige Zeit verschwunden gewesen, hatte aber nicht erklärt, warum. Dass er ihm etwas verheimlicht hatte, gefiel Soichi überhaupt nicht. Er zermarterte sich den Kopf, ob Morinaga wohl noch mehr Geheimnisse vor ihm hatte und fühlte sich zunehmend unwohl. Er ärgerte sich umso mehr, als er keine Antwort fand, schließlich konnte er nun alles in Frage stellen und trotzdem erreichte er nichts. „Danke, dass du mir alles erzählt hast...“, stieß er nach einigen stillen Sekunden hervor, „dafür, dass du schwul bist, bist du eigentlich ganz nett...“ ‚Will der mich verarschen?‘, dachte Hiroto zweifelnd. Er kannte Soichis fast-Vergewaltigungsgeschichte von Tetsuhiro, doch er hatte nicht geglaubt, dass das Trauma so tief saß, dass er glaubte, alle Homosexuellen wären „böse“. Ein wenig verstand er, warum Soichi dann so merkwürdig auf Morinaga reagierte. Er fühlte sich angezogen, war aber hin und her gerissen aufgrund schlechter Erfahrungen. Abgesehen davon, dass ihm sein Bruder von einem anderen Mann „weggenommen“ wurde. Hiroto verstand Soichis Haltung. Hätte Morinaga noch ein wenig länger gewartet, hätte Soichi dieses Trauma überwinden und sie vielleicht zusammen glücklich werden können. ‚Trotzdem‘, dachte Hiroto trotzig, er war nun mal auf Tetsuhiros Seite und er wollte nicht, dass dieser weiter unter dem Hin und Her litt. Er seufzte und lächelte leicht. „Tetsuhiro doch aber auch!“, antwortete er auf Soichis ungewöhnliches Kompliment. *** „Das macht dann 2400¥, bitte!“ Er gab der Kundin das Wechselgeld und klappte die Lade der Kasse zu als er sie verabschiedete - das Ganze natürlich mit einem professionell freundlichen Lächeln. Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihm. Glücklicherweise war ab jetzt nicht mehr viel los und er konnte sich ein wenig zurücklehnen. Die Stelle als Kassierer hatte er erst seit Kurzem und auch nur vorübergehend. Für seine Reise nach Amerika brauchte Morinaga noch Geld und so verbrachte er jeden Tag mit unzähligen Teilzeitjobs und zum Glück war der Supermarkt, in dem er gerade arbeitete, der letzte für heute. Er freute sich schon auf seinen wohlverdienten Feierabend. Dann konnte er endlich nach Hause und es sich auf dem Sofa vor den Fernseher gemütlich machen. Die Abende verbrachte er eigentlich immer allein, denn Hiroto, sein Kumpel, der ihm gewissermaßen Kost und Logis stellte, fing erst am späten Nachmittag an in der Bar zu arbeiten. Vor zwei Wochen war er total niedergeschlagen und mit Koffer vor dessen Tür aufgetaucht. Erfreulicherweise hatte dieser ihn, ohne groß Fragen zu stellen, sofort bei sich aufgenommen und sogar einen Raum extra für ihn leergeräumt, in den Morinaga dann einziehen konnte. Er wohnte nun schon seit zwei Wochen bei ihm und Hiroto wunderte sich ernsthaft, warum Morinaga nicht eine einzige Träne in dieser Zeit vergossen hatte und auch bevor er bei ihm ankam, war höchstwahrscheinlich nichts dergleichen passiert, er hatte keine Spur von roten Augen oder sonstigem entdecken können. Stattdessen schien Morinaga eine innere Wand aufgebaut zu haben. Er benahm sich größtenteils wie immer, nur wenn sie auf das gefährliche Thema zu sprechen kamen, blockte er ab und verschanzte sich hinter einem ausdruckslosem Gesicht und scheinbar tauben Ohren. Also hatte Hiroto es mit der Zeit gelassen, ihn zu analysieren. Er konnte schließlich nicht wissen, dass Morinaga mit einem Brief an seinen Senpai versucht hatte, mit seiner schwammigen Beziehung zu Soichi und seinen Gefühlen abzuschließen. Dennoch befand er sich immer noch in der Phase des Vergessens und das konnte er am besten, wenn er nichts von dem, was damit zu tun hatte, an sich ran ließ. Jemand tippte ihm auf die Schulter. „Morinaga-san, Sie können jetzt Schluss machen.“ Seine Ablöse war endlich gekommen und er nahm seine Lade um zum Geldzählen in dem privaten Teil des Geschäfts zu verschwinden. Da die Summe stimmte, konnte er ohne Umschweife seine Tasche holen und nach Hause gehen. Er trat hinaus in die milde Abendluft und zog unwillkürlich seine Jacke enger um den Körper. Die Luft hatte eine angenehme Temperatur, aber der Wind war leicht frisch. An für sich war das Wetter für die Jahreszeit doch schon recht schön und vor allem warm. Die zarten Pflänzchen, die bereits den Weg säumten, nahm Morinaga kaum wahr. Er konzentrierte sich darauf, nichts zu denken. Ansonsten lief er Gefahr, zu vielen unerklärbaren Gedanken zu begegnen und sich so wieder unnötig zusätzliche Schmerzen zuzufügen. Er atmete tief die frische Luft ein und genoss den kleinen Spaziergang nach Hause, auch wenn er sich auf die weiche Couch freute. Schon als er den Schlüssel in der Tür herumdrehte, wusste er, dass es wiedermal eine sehr einsame Nacht wurde. Er sah Hiroto meistens nur beim Frühstück und vermisste seine Anwesenheit beim Abendbrot. Auch wenn er sich nicht laut dazu äußerte, war sein Kumpel doch eine willkommene Abwechslung zu seinem trüben Inneren, dass sich vor allem immer dann breit machte, wenn er allein war. Noch während er seine Jacke auszog, ging er in die Küche und las den Zettel, den Hiroto ihm hingelegt hatte. Durch ihre ungleichen Arbeitszeiten kommunizierten die beiden größtenteils durch diese Notizen. Diesmal waren nur zwei dick hervorgehobene Wörter auf das Blatt geschmiert worden. Anscheinend hatte er es eilig gehabt. ISS WAS!!! Morinaga sah eine Sekunde auf den Zettel, bevor sich sein Mund zu einem leichtem Lächeln verzog. Hiroto hielt ihn andauernd an, ordentlich zu essen. Aber in letzter Zeit war ihm der Appetit vergangen. Nur seinem Freund zuliebe aß er zumindest ein wenig oder tat immerhin, als ob. Sein Magen fühlte sich leer an, aber wenn er an Essen dachte, hatte er das Gefühl brechen zu müssen. Dennoch konnte er sich ja nicht ausschließlich von Luft und Liebe ernähren, obwohl ihm das am liebsten gewesen wäre, vor allem Liebe… Er verwarf den Gedanken sofort und nahm sich eine Scheibe Schwarzbrot. Irgendwie musste er ja überleben. Er würgte ein paar Bisse runter und ließ sich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen. In einer Hand die Bierdose schaltete er mit der anderen den Fernseher an. Gelangweilt zappte er sich durch das Programm und blieb irgendwann, beim fünften Versuch durch die Sender zu schalten, bei einem Spielfilm hängen. Unkonzentriert verfolgte er die Handlung, bis seine Gedanken ganz abschweiften. ‚Iss was!!!‘ Ha! Als wenn das die größte Sorge wäre! Wenn er genau darüber nachdachte, konnte Hiroto froh sein, dass Morinaga sich nicht wieder von Mann zu Mann schlief, so wie er es nach der Trennung von Masaki gehandhabt hatte. Glücklicherweise hatte er einfach zu wenig Zeit. Wären seine Jobs nicht und keine Reise nach Amerika vorzubereiten, wäre er wahrscheinlich in das alte Schema zurückgefallen. Aber womöglich auch das hätte ihn nicht abgelenkt. Wenn Morinaga ehrlich war, ging es ihm diesmal noch beschissener als nach Abbruch seiner vorigen Beziehung mit Masaki. Er hatte sich nach der letzten Trennung trotz der Gefahr wieder verletzt zu werden neu verliebt und viel Vertrauen in seinen Senpai gesteckt, aber er war wieder enttäuscht worden. Sein Herz, das er geflickt geglaubt hatte, war wieder auseinander gerissen worden und schien nun komplett auszubluten, Tropfen für Tropfen. Jeden Tag, an dem er sich des Endes bewusst wurde, schwächte ihn, deshalb musst er so schnell wie möglich weg von hier, weg von Japan und vor allem weit weg von seinem Senpai, sonst würde er irgendwann an Herzversagen kaputt gehen. Sein Jahr in den USA war seine einzige Möglichkeit zu überleben, alles zu vergessen und am besten neu anzufangen. Nichts und niemand konnte ihn nun noch davon abhalten. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen, dass er die ersten Wochen bei Bekannten unterkommen konnte. Auch wenn diese noch recht weit von Los Angeles und seiner Zieluniversität entfernt wohnten und er hoffte, wenig erklären zu müssen, hatte er sich fest vorgenommen auf die „University of California“ zu gehen und dafür war er bereit zu opfern. In zweieinhalb Wochen konnte er von hier verschwinden. Er musste zwar viele gute Freunde zurück-, aber auch endlich schlechte Erinnerungen hinter sich lassen. Tage später kam Hiroto 2 Uhr morgens von der Arbeit nach Hause. Wie jede Nacht nach seiner Schicht führte sein erster Weg vom Flur, wo er zunächst seine Jacke ablegte, in die Küche. Er griff nach einer Wasserflasche und seinem Mitternachtssnack und wollte in sein Zimmer verschwinden. Da Morinaga bestimmt schon schlief, stieß er vorsichtig die Tür zum Wohnzimmer auf. Beinahe verschluckte er sich. „Tetsuhiro?“, flüsterte er und schlich zur Couch. Hirotos erster Gedanke war, dass er wohl auf dem Sofa eingeschlafen war, doch dann blickte er erschrocken in die leblosen Augen seines Freundes, die vor sich in die Luft starrten. „Hey!“ Er stieß ihn an und verschüttete dabei ein bisschen Wasser auf dem Teppich. „Geht’s dir nicht gut?“ Er rüttelte sanft seinen schlaffen Körper und versuchte mit seinen Händen wieder Farbe in Morinagas Gesicht zu klatschen. Allmählich kam wieder Leben in das sonst so schöne Antlitz. Hiroto vermutete traurig, dass sein Freund wieder einmal über seinen Senpai nachgedacht und darüber hinaus auch noch die Zeit vergessen hatte. Es war ja nicht schlimm, wenn Morinaga seinen Gedanken nachhing; das Problem lag nur darin, dass Soichi einfach nicht darin auftauchen durfte. Morinaga konnte einfach nicht an seinen ehemaligen Senpai denken, ohne nicht wenigstens ein bisschen in Depressionen zu versinken. Aber er meinte auch, dass es ganz zu lassen auch nicht ging. Soichi war wie eine Sucht für ihn: Ohne ihn leben konnte er nicht, aber mit ihm ging es auch nur auf kurze Dauer, und dann wurde es schwer…sehr schwer. Hiroto war ganz froh darüber, dass solche Moment, wie an diesem Abend, nur sehr selten passierten. Aber dennoch, es kam nun mal vor und das beunruhigte ihn. Er wollte seinen Freund nur ungern mit seinen Gedanken allein lassen. Morinaga blinzelte. Endlich hatte er seinen Kopf frei bekommen und Hiroto atmete auf. „Hier!“ Er reichte ihm ein Glas und schenkte ihm Whiskey ein. Er wusste, dass Alkohol keine Lösung war, Probleme zu bewältigen, aber um die Schmerzen seines Freundes zu lindern, fiel ihm kein anderes Mittel ein. Das einzige, was Morinaga glücklich machen konnte, war im Moment... wohl nur Soichi… Morinaga stellte sein Glas auf den Wohnzimmertisch und Hiroto ließ sich neben ihn in die Kissen sinken. Sie saßen eine Weile schweigend Seite an Seite, doch dann erhob sich Morinaga und schlurfte zur Tür. „Gute Nacht!... und danke!“ Er lächelte müde, aber Hiroto fühlte sich kein Stück besser. Es war Zeit, dass Tetsuhiro endlich vergaß. Auch Hiroto stand nach einer Weile auf und verschwand mit seiner Flasche in seinem Zimmer. Morinaga versuchte sich unterdessen einen Weg zwischen seine im Raum zerstreuten Klamotten und einem Koffer zu seinem Bett zu bahnen. Hiroto hatte es mal wieder geschafft den grauen Schleier über die klaffende Wunde auszubreiten. Dankbar ließ er sich in sein Kopfkissen fallen. Der Rest der Nacht verlief im Gegensatz zu den vorigen Nächten relativ ruhig. Nur einmal, zur Morgendämmerung, wachte er auf; ansonsten aber schlief er durch. *** „Hast du alles?“, fragte Yamaguchi auf dem schwarzen Koffer sitzend, dessen Reißverschluss Morinaga gerade versuchte zuzuziehen. „Ich muss noch das Waschzeug in meine Reisetasche packen, aber ansonsten bin ich fertig.“ Er ächzte, als er endlich den Gurt um den Koffer gezwängt hatte und wieder aufstand. „Mann, ist das wirklich alles notwendig?“ Yamaguchi wies auf die drei Gepäckstücke und schüttelte sein lockeres, hellbraunes Haar. Morinagas Mundwinkel zogen sich unwillkürlich nach oben. Diese Angewohnheit seines Kumpels würde er wohl so schnell nicht wieder sehen. „Ja, ich bin schließlich ein Jahr weg, abgesehen davon, dass ich hier in Japan zur Zeit kein eigenes Heim habe… Hiroto schickt mir die restlichen Sachen noch nach. Wäre ja zu schön, wenn seine Wohnung mit meinem Zeug zugestellt bleibt“, fügte er spöttisch hinzu. „Außerdem kann er mir das erst in frühestens drei Wochen nachschicken, deshalb auch Koffer und Reisetasche.“ „Na gut“, räumte er seufzend ein und half seinem Freund, dessen übrige Habseligkeiten zusammen zu packen und in den relativ geräumigen Flur zu tragen. „Ach, was passiert eigentlich mit deinem Motorrad?“, wollte Yamaguchi besorgt wissen. „Ich lass es, solange ich weg bin, hier bei Hiroto.“ Es war ihm deutlich anzusehen, wie erleichtert er über die Tatsache war, dass er einen sicheren Aufbewahrungsplatz für seine Ducati gefunden hatte. „Wo ist der eigentlich?“, und Morinaga erklärte seinem Studienkumpel, dass Hiroto an diesem Tag einen sehr wichtigen Termin hatte, den er leider nicht einfach hatte absagen oder verschieben können. Deshalb hatte Morinaga sich auch an Yamaguchi, seinen Kommilitonen gewandt, bei dem er sowieso noch was gut hatte. Von Hiroto hatte er sich bereits verabschiedet und es war ein sehr nasser Abschied geworden – nicht tränenreich! Nein, sie waren erst Essen und dann in eine Kneipe gegangen um bei Bier und Whiskey alles Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen. Das Taxi vor der Tür hupte bereits als Morinaga noch schnell seine Waschtasche in der Reisetasche verschwinden ließ. Sein Freund war bereits zum Auto gerollert und wuchtete nun den Koffer in den Wagen. Morinaga schmiss seine Reisetasche auf die Rückbank und klemmte sich sein Handgepäck unter den Arm um sich von seinem Kumpel verabschieden zu können. „Danke, Mann!“ „Jo, schon gut! Du hast mir schließlich auch geholfen als ich krank war…“ Er grinste Morinaga verlegen an, denn er wusste, was er heute für ihn getan hatte, tilgte noch nicht ganz die „Schulden“. „Wir sehen uns!“ „Spätestens in einem Jahr!“ Und beide fingen an zu grinsen. Sie ließen ihre Hände in einem festen Druck zusammen klatschen und stießen ihre Schultern aneinander. „Bis dann!“ „Ciao!“ Seine Tasche zwischen den Beinen verstaut, schlug Morinaga die Tür des Wagens zu und hob noch einmal die Hand zum Gruß. Yamaguchi tat es ihm gleich, als der Wagen sich in Bewegung setzte und wenig später um die nächste Kurve fuhr und nicht mehr zu sehen war. Morinaga sah verträumt aus den leicht verschmierten Fenstern des Taxis. Ein Jahr lang würde er Japan nun nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ein Jahr… Das schien eine verdammt lange Zeit, aber sie würde wahrscheinlich wie im Flug vergehen, vermutete Morinaga und warf noch einmal einen sehnsüchtigen letzten Blick auf seine geliebte Heimat. Am Flughafen ging es drunter und drüber, überall, wo er hinsah, herrschte geschäftiges Treiben. Er suchte seinen Schalter und legte seine Papiere und Ausweis vor. Dann hievte er seine beiden großen Gepäckstücke auf das Band und die permanent lächelnde Dame hinter dem Tresen klebte beiden jeweils einen langen grünen Zettel um die Griffe. Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, als sie ihm die Unterlagen zurückgab und Morinaga wurde das Gefühl nicht los, dass man ihm ansah, wie nervös er war. Er flog zum ersten Mal ins Ausland und dann gleich über den Pazifik! Dankbar nahm er den Hinweiszettel zu Flüssigkeiten im Handgepäck an und machte sich auf, den Pfad der Sicherheitskontrollen zu beschreiten. Glücklicherweise hatte er nichts weiter in die Richtung von dem, was auf dem Infoblatt stand, dabei gehabt, sonst wäre sein Stresspegel wohl komplett durchgeschlagen. Nachdem er diverse Handgepäck- und intensive Körperkontrollen überstanden hatte, fand er sich endlich im Sicherheitsbereich wieder, froh, dass er endlich seine Ruhe vor grimmigen Zollbeamten in viel zu enger Uniform hatte. Seufzend machte er sich auf die Suche nach seinem Gate. Er hatte jetzt noch knapp eine Stunde Zeit und so hielt er unterwegs bei einem Duty-Free Shop, wo er nach Vorlage des Boardingpasses eine Zeitschrift und einen Schokoriegel entgegen nahm. Er hatte bereits seine Nervennahrung ausgepackt und wollte sich gerade hinsetzen um gemütlich zu lesen, da schritt eine große, schlanke Person mit kurzen, bereits angegrauten Haaren und in schickem Anzug auf ihn zu. „Hallo, Morinaga, wie geht es Ihnen?“ „Guten Tag, sehr gut, Professor Sumi!“ Sein Gegenüber strahlte Morinaga an. Es war eindeutig, dass der Professor gespannt war und sich schon extrem auf das bevorstehende Projekt freute, von dem er sofort berichtete. Die Aufregung ging augenblicklich, als der Professor das erste Wort gesagt hatte, auf Morinaga über, sodass dieser unbewusst und ohne auf die Nummer des Anrufers zu achten, zu seinem klingelnden Handy griff. „Bitte entschuldigen Sie mich!“, sagte er höflich an Sumi gewandt. „Aber gewiss!“ Sumis Gesicht hätte vielleicht beleidigte oder wenigstens enttäuschte Züge aufweisen müssen, aber seine Stimmung schien nichts trüben zu können. Stattdessen verschwand er einfach wieder gut gelaunt dahin, von wo er gekommen war. „Ja, bitte?“, meldete sich Morinaga schwungvoll. „…“ „Hallo?“ Er wartete eine Weile und wollte schon das Telefonat abbrechen, als jemand am anderen Ende plötzlich anfing loszustottern: „Ähm, hallo, Morinaga, hier ist Soichi.“ Diesmal schwieg Morinaga und legte bereits seinen Daumen auf die rote Taste. Als hätte er es geahnt, schrie Soichi in den Hörer: „Nicht auflegen! Bitte leg nicht auf!“ „… Was willst du?“, brummte Morinaga missmutig und ließ sich wieder auf seinen gepolsterten Sitz nieder, von dem er aus Höflichkeit gegenüber Professor Sumi aufgestanden war. „Wie geht es dir?“, fragte Soichi leise. Morinaga wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Wie ging es ihm denn? Sein Herz war gebrochen, nahezu am ausbluten, er aß unregelmäßig, schlief schlecht und fühlte sich demnach auch so. Sollte er da antworten, ihm ginge es gut? Sollte er in den Hörer brüllen, wie beschissen ihm zu Mute war? Warum tat er sich das Gespräch überhaupt an? „Hör zu“, knurrte er entnervt, “ich bin gerade am Flughafen und hab nicht mehr viel Zeit. Also, mach es kurz und sag endlich, warum du angerufen hast oder ich leg jetzt auf!“ „Okay“, räumte Soichi langsam ein, „du bist also schon am Flughafen? Na, dann ist es wohl schon zu spät…“ „Was heißt hier ‚schon am Flughafen‘? Weißt du davon?“ „Ja, du willst nach Amerika, ich hab es von Hiroto erfahren, ich dachte du wüsstest das?“ Soichis Stimme klang müde und erschöpft, doch das war Morinaga egal. Er grübelte eher darüber nach, warum sein Freund ihm nichts von diesem Gespräch erzählt hatte. Nach einem Moment des Schweigens unterbrach Soichi Morinagas Gedanken wieder. „Ich wollte dich eigentlich davon abhalten, abzureisen…“ „Ach, und warum?“ „Morinaga… Komm zurück! Geh nicht nach Amerika! Oder ‚Geh!‘, wenn du es wirklich willst, aber bitte lass uns wieder Freunde sein!“ Tetsuhiro vernahm deutlich den flehenden Ton in der Stimme seines ehemaligen Senpais und es versetzte ihm einen sehr schmerzhaften Stich, aber er riss sich zusammen. „Brauchst du mich im Labor? Such dir einen anderen, der deine Kommandos willenlos hinnimmt und ausführt. Ich habe keine Lust mehr, mich von dir herum scheuchen zu lassen! Ich habe ein sehr gutes Angebot unterbreitet bekommen und werde es auch nutzen!“ „Aber warum können wir nicht wenigstens wieder befreundet sein? Du musst nicht zu mir ins Labor zurückkommen!“ „Freunde… Senpai, du weißt genau, dass das nicht geht!“ Er war unwillkürlich in die alte Anredeform gewechselt. „Morinaga, ich… ich schlaf auch mit dir!“ Wieder hatte Morinaga das Gefühl, ihm wäre in die Magenkuhle geschlagen worden. Auf einmal war ihm schlecht. War er die ganze Zeit so rübergekommen? Hatte sein Senpai schon immer geglaubt, dass er nur Sex von ihm wollte? Oder glaubte er einfach nicht an die Liebe, vor allem nicht zwischen zwei Männern. „Du verstehst es einfach nicht, oder?!“ Das Telefon schien zu gefrieren, so kalt hatte Morinaga diese Worte in den Hörer gehaucht. „Nein, es hat keinen Zweck!“, sagte er mehr zu sich selbst und dann wieder an Soichi gewandt fuhr er genauso frostig fort: „Du hast es einfach nie verstanden…“ Mit diesen Worten beendete er das Gespräch. Der Schleier, der über seinem Herzen und seinen Gefühlen lag, verfestigte sich plötzlich Stück für Stück. Als wenn die Kälte in seiner Stimme auf sein Herz übergriff und es zu gefrieren drohte. Es würde nun schwerer, die Mauer zu durchbrechen, das wusste Morinaga und er war dankbar dafür, dass ihn von nun an wohl einige Schmerzen erspart blieben. Er nahm seinen Schokoriegel und sehr bedauernd auch die ungelesene Zeitschrift und reihte sich in die Schlange zum Flugzeug ein. Er hatte kein Stück lesen können, aber gleich in der Luft würde er wohl genug Zeit dazu haben. *** ______________________________________________________________________________ u_u So jetzt ist es raus: Morinaga fliegt in die USA... _______________________________ Achtung: Spoiler im 5. Band geht Soichi doch nach Kanada (?), sprich er fliegt auch weg. _______________________________ Ich hoffe, ihr nehmt mir nicht übel, dass ich Frau Takanagas Idee ein wenig umgewandelt habe, aber mich hat einfach interessiert, wie Soichi reagiert. _______________________________ Achtung: Spoiler (nur im umgekehrten Fall halt) _______________________________ Das wollte ich einfach schreiben... u_u" Es tut mir leid, dass ich andauernd "spoilern" musste (s. o.). Ich hoffe, ihr nehmt mir das Ganze nicht übel und mögt die FF trotzdem? *sich duckt* LG, Buster ^^ P.S.: Sorry, wegen Tipp- oder Kommafehlern, auch beim zwei- oder mehrmaligem Kontrolllesen übersehe ich so etwas manchmal. u_u Kapitel 10: Kapitel 9: Das Vögelchen ------------------------------------ Hallo, Leute! Ja,ja, lang, lang ist's her... Doch ich habe es endlich geschafft, das 9. Kapitel zu schreiben! Kaum zu glauben, aber ja. Was? Ihr wisst nicht mehr, worum es überhaupt in der Geschichte geht? Dann gibt es jetzt eine kurze Zusammenfassung der letzten Kapitel: __ *Was bisher geschah*: Moringa hat genug. Soichi hat ihn oft genug verletzt, sodass er spontan beschließt aus ihrer gemeinsamen "WG" auszuziehen. Soichi und Morinaga gehen nun getrennte Wege. Während Morinaga bei Hiroto seelische Unterstützung bekommt, taucht Reiiji in Soichis Labor auf und steht ihm zur Seite. Von Hiroto erfährt Soichi, dass Morinaga für ein Jahr in die USA geht und versucht ihn telefonisch davon abzuhalten. __ Okay, ich hoffe, ihr seid wieder drin?! ^^? Lange Rede kurzer Sinn: Viel Spaß beim 9. Kapitel!!! _______________________________________________________________________________ Kapitel 9: ‚Du hast es einfach nicht verstanden.‘ Nicht verstanden… Was verstanden? Soichi ließ das Telefon sinken und klappte haltlos in sich zusammen. Was hatte er falsch gemacht? *** Der Monat verging schnell und unspektakulär. Reiiji war inzwischen zu Soichis bestem Freund, Berater und Laborgehilfen geworden. Er sorgte dafür, dass er wenigstens ein wenig aß, tat alles um ihn abzulenken und schwieg, wenn er still vor sich hin leiden wollte. Soichi war wieder seiner Sucht verfallen. Das Rauchen war einerseits Genuss für ihn, aber andererseits auch zu einer fast unerträglichen Qual geworden. Wenn er sich eine Zigarette ansteckte, musste er unwillkürlich an die Zwischenfälle mit seinem ehemaligen Mitbewohner denken. Das schlechte Gewissen plagte ihn. Wenn er es hingegen schaffte, nicht zu rauchen, hatte er ein unglaubliches Verlangen danach. Ihm juckten die Finger nach der Zigarettenschachtel, doch auch dann verschwand Morinaga nicht aus seinem Kopf. Der Unterschied war, dass Soichi zu stolz und stur war, das Qualmen aufzugeben, nur weil sein Ex-Kohai ihn darum gebeten hatte und so zog er auch an diesem Abend wieder eines der langen Tabakröllchen aus seiner Packung. In Gedanken an Morinaga ließ er sein Feuerzeug aufflammen und nahm einen kräftigen Zug. Als die Rauchschwaden langsam im Licht seiner Lampe zu sehen waren, klingelte plötzlich das Telefon im Flur. Mühsam raffte er sich auf und wartete neben dem Anrufbeantworter auf die Nachricht. Er hatte einfach keine Lust ranzugehen, so lange er nicht wusste, ob es interessant für ihn war. „Hey, Tatsumi-senpai“, drang eine Stimme aus dem kleinen Lautsprecher hervor, „Ich weiß nicht, ob du Lust dazu hast, aber ein Kumpel von mir, Hidemoto, ich hab dir von ihm erzählt, schmeißt nächsten Samstag ´ne Party. Kannst ja auch mal vorbeischauen, wenn du möchtest! Sieh es einfach als Ablenkung an. Ach ja, ich komm morgen früh zum Frühstück vorbei, ich bring auch was zu futtern mit, okay?! Gut, das war´s auch schon! Bis morgen!“ ‚Unwichtig!‘, dachte Soichi ein wenig enttäuscht und ließ sich in den Sessel neben der Ladestation fallen. Die Fluppe in der linken Hand schloss er gedankenverloren seine Augen. Es war stockdunkel, aber das störte ihn nicht. Er irrte durch seine Wohnung. War es in der Küche? Er war sich nicht sicher, wonach genau er überhaupt suchte, doch er wusste, es musste hier irgendwo sein… irgendwo hier… das, was er zu finden versuchte. Er stürmte in die Stube, doch auch diesmal lag er mit seiner Annahme, es hier zu finden, falsch. Das Zimmer wirkte verlassen und unbenutzt und kalt. Panik breitete sich in seinem Leib aus wie tödliches Gift, das sich schnell von seinem Blut durch den Körper transportieren ließ und bis in den letzten Winkel kroch um ihm von innen nach außen langsam ein Ende zu bereiten. Keuchend stand er in der Tür zum Wohnzimmer und fluchte leise, aber umso brüsker in den Raum hinein. Dann wandte er sich ab um die anderen Zimmer zu durchsuchen. Er hetzte schwitzend von Raum zu Raum. Sein Inneres fühlte sich taub an. Wo war es nur? Blanke Angst jagte ihm eiskalte Schauer den Rücken runter. Er betrat das Badezimmer, und auch hier traf er auf die stumpfe, kalte Leere. Sein irrer Blick fiel auf den großen Wandspiegel gegenüber. Was er sah, ließ ihn augenblicklich ein wenig zurückschrecken. Sein Gesicht… ausgemergelt, blass, müde…seine Haare… grau, glanzlos, schlaff herabhängend. Er sah an sich herab. Seine durchgeschwitzte Kleidung klebte an seinem mageren Körper. Sein Blick fiel zurück in den Spiegel. Der Mann, der ihn daraus anstarrte, sah krank aus. Alt, müde und krank. Jegliche Hoffnung schien sich ihm zu entziehen. Das, was er so verzweifelt gesucht hatte, war nicht hier. Er würde es nicht finden… nie. Soichi sprang, vom Klingeln des Telefons aufgeschreckt, aus seinem Sessel. Die Finger seiner linken Hand rührten sich vorsichtig und er stellte entsetzt fest, dass sie leer waren. Panisch sah er sich um, doch er fand weder verbrannte Dinge, noch Feuer oder heftige Rauchschwaden. Letztendlich erblickte er die Zigarette, die zu Boden gefallen war. Sie glühte und qualmte noch ein wenig. Mit großer Erleichterung entspannte er sich und dankte Gott, dass der Flur mit Fliesen ausgelegt und die Zigarette nicht in die Nähe eines brennbaren Gegenstandes gefallen war. Er griff zum Telefonhörer, doch in diesem Moment verstummte das Klingeln. Wäre er doch nur nicht eingeschlafen, dann hätte er den Anrufer noch kriegen können. Warum hatte dieser eigentlich nicht auf den AB gesprochen? War anscheinend nicht so wichtig gewesen. Gähnend sah er auf seine Uhr. Es war schon fast Mitternacht. Wenn Reiiji am nächsten Morgen früh auf der Türschwelle stand, dann sollte er sich wohl langsam zu Bett begeben. Allerdings war er viel zu aufgewühlt von seiner Feuerpanik und dem äußerst mysteriösen Traum. Sein Weg führte zunächst in die Küche, wo er sich Milch zum Einschlafen erhitzen wollte. ‚Was für ein merkwürdiger Traum.‘ Ein Déjà-vu? Ihm schien, dass die Empfindungen und die Situation, oder zumindest das, woran er sich nur noch verschwommen erinnerte, ihm bekannt waren. Doch wonach hatte er eigentlich gesucht? Die Milch und der Honig durchfluteten seinen Körper und hinterließen eine angenehme Wärme. Langsam machte sie ihn schläfrig und er war froh, als er in sein Bett sinken konnte. „HEY, TATSUMI-SEEENPAIII?!“, Reiiji ließ seinen Daumen auf dem Knopf liegen und sorgte so für Sturmklingeln sowie einen vollkommen verstörten Soichi, der in diesem Moment zur Tür stolperte und sie ahnungslos aufriss. „Mann, das hat ja lange gedauert!“ Reiiji betrat den Flur gutgelaunt und freudestrahlend mit einem Plastiktüte in der linken Hand. Grinsend bugsierte er Soichi, der immer noch in Schlafshirt und –Hose fassungslos in der Tür stand, gekonnt in die Küche. „Hast du noch geschlafen? Es ist schon um…“, er warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr,“…sechs Uhr dreißig! Meine Güte, höchste Zeit fürs Frühstück! Ich hab gerade zu Hause gekocht. Es ist sogar noch warm!“ Soichi, immer noch verdattert, sah seinem Kohai beim Tischdecken zu. Als dieser dabei war, das japanische Frühstück aus der Tüte zu holen, fand er endlich seine Sprache wieder. „Sag mal, hab ich was verpasst?“, presste er stotternd hervor. „Wieso?“ Reiiji zeigte seine Reihe von blitzenden Zähnen und grinste seinen Senpai an. „Nun ja…“, begann der Soichi langsam und tat so, als wenn er überlegte, „ES IST HALB SIEBEN AM MORGEN, AN EINEM SONNTAG!!!!“ Das Donnerwetter platzte haltlos aus ihm heraus. Normalerweise ließ er es an seinen freien Tagen etwas ruhiger angehen. Er wollte sich gar nicht erst ausmalen, wann wohl sein Kohai aufgestanden war. „Aber Senpai“, sein Besucher ließ sich nicht im mindesten von dem Geschrei beeindrucken, “schau mal, bis wir zu Ende gefrühstückt haben und du dich angezogen hast, ist die Uhr bestimmt schon um acht. Du willst doch nicht etwa den ganzen Tag verschlafen. Stell dir vor, du wärst erst um neun aufgestanden und frühestens um halb elf aus dem Haus gekommen. Dann wäre doch schon wieder Mittagszeit gewesen… Also wirklich, wie willst du denn so etwas schaffen? Der halbe Tag für die Katz, oder besser gesagt für das Bett. Das geht ja nun wirklich nicht…“ Und er redete ununterbrochen weiter. Soichi, total fertig von dem scheinbar unendlichen Vortrag, kratzte sich nur resigniert die Stirn und setzte sich an den Küchentisch. „Wer sagt denn, dass ich Sonntags was schaffen will?“, murmelte er so leise vor sich hin, dass sein persönlicher Referent ihn nicht hören konnte. Endlich endete Reiiji seine Privatvorlesung über frühes Aufstehen und Morgenmuffel. Soichi zeigte seine Dankbarkeit, indem er ihnen beiden schnell Kaffee eingoss und somit verhinderte, dass der Monolog fortgesetzt wurde. Nun saßen sie einander still gegenüber. Soichi genoss die Stille, rührte gedankenverloren in seiner Miso-Suppe und schob den Fisch von einer Ecke zur anderen und zog es sogar in Erwägung, es zu essen. Reiiji schien seinen Konflikt, es zu essen damit er überlebte oder nicht zu essen, weil er keinen Appetit hatte, zu bemerken. „Nun iss schon, oder muss ich dir wieder erklären…“ „Nein!“, unterbrach ihn Soichi schlecht gelaunt. Nicht noch einmal! Er hatte es zu oft hören müssen… so grausam… den Vortrag, warum er etwas essen sollte… zu schrecklich… schlimmer… und viel länger als der „kurze“, halbstündige Monolog über die morgendliche Zeiteinteilung von vorhin… Nein, das wollte er sich nicht noch einmal antun! Nicht. Nochmal! Er schob sich hastig einen Bissen in den Mund und schlang auch den Rest des Frühstücks zu Reiijis Zufriedenheit hinunter. „Geht doch! Und, was hast du heute vor?“ „Nichts“, antwortete Soichi langsam, „deswegen hätte ich eigentlich auch nicht so früh aufstehen müssen…“ Reiiji sah ihn mit einer Mischung aus Trotz und Schock an. „WAS? Am Sonntag? Nichts vor?“ Er schnappte empört nach Luft. „Beruhige dich wieder! Manche Leute nutzen den einzigen ruhigen Tag der Woche nun mal zum Entspannen und unternehmen nichts anderes als eben nichts! Weißt du, was ich glaube? Du hast zu viel überschüssige Energie! Mach Sport oder tob dich mal anderweitig aus!“ „Senpai, ich mache Sport! Jeden zweiten Tag und am Wochenende!“ Soichi kam ins Grübeln wie das mit dem Studium zu schaffen war, wo Reiiji sich doch auch noch um seine Freundin kümmern musste. „Und außerdem, anderweitig auspowern…“ Ein verschmitztes Grinsen huschte über sein Gesicht, „glaub mir, darüber musst du dir keine Sorgen machen!“ Soichi bemerkte die zweideutige Aussage, ignorierte sie aber gekonnt. Seine Gedanken schweiften wieder ab. „Und es ist doch mehr als nur Freundschaft!“, sagte Reiiji plötzlich. Soichi seufzte. Auch dieses Gespräch hatten sie mehr als einmal geführt. „Wie oft denn noch? Klar vermisse ich ihn! Und ich bin der Meinung, dass ich dir nicht schon wieder erklären muss, wie sehr, aber es kann einfach nicht ‚mehr als nur Freundschaft‘ sein“, er zeichnete die Anführungsstriche in die Luft, „da – ich – nicht – schwul – bin.“ „Ich versteh ja, dass du ihn auch vermisst hättest und ein schlechtes Gewissen hättest, wenn er „nur“ dein bester Freund gewesen wäre - aber“, setzte er schnell hinzu, da Soichi schon nach Luft geschnappt hatte um zu kontern, „das, was du mir erzählt hast, auch wenn es nur ein kleiner Teil war, wie ich vermute, hört sich meiner Meinung nach so an, als wäre da mehr gewesen. Dafür das ihr nur Freunde wart, leidest du ziemlich unter der Trennung.“ Er zuckte mit den Schultern, „Ist nur meine Vermutung. Du musst es selber für ich herausfinden… Außerdem, warum holst du ihn nicht zurück, wenn du ihn so sehr brauchst?“ „Weil er mich schon einmal abgeblockt hat und weil ich sowieso nicht weiß, wo genau er gerade steckt!“, fauchte er trotzig. „Hm…“ Beide verfielen in nachdenkliches Schweigen. „Senpai, Telefon“, holte Reiiji ihn plötzlich aus seinen Gedanken. „Was? Oh ja!“ Soichi sprang auf und verschwand im Flur. „Ja? Tatsumi?“ „Hi, Soichi“, meldete sich sein kleiner Bruder am anderen Ende der Leitung. „Was gibt’s?“, wollte Soichi überrascht und misstrauisch zugleich wissen, da sie nur selten miteinander telefonierten. „Ach nichts. Wollte nur mal horchen“, versuchte Tomoe ein unverfängliches Gespräch anzufangen. „Ah… ja… Komm schon, raus mit der Sprache“, antwortete Soichi mürrisch als er zurück in die Küche ging, wo Reiiji noch am Tisch saß und ihn mit einem Siehst-du?-Hätte-ich-dich-nicht-geweckt-hättest-du-den-Anruf-verpasst-Blick bedachte. Soichi schickte ihm die Botschaft „Wäre wahrscheinlich auch besser gewesen“ ebenso wortlos zurück. „Ja, also“, setzte Tomoe wieder an, „ich hab heute morgen schon einmal durchgerufen, aber dann ist mir aufgefallen, dass es bei euch noch Mitternacht ist, da hab ich aufgelegt um es jetzt noch einmal zu versuchen.“ „Und worum geht’s?“ „Nun ja…“ Er druckste ein wenig herum, wusste anscheinend nicht, wo er anfangen sollte. Er holte tief Luft. „Morinaga war die letzten vier Wochen hier und hat die Wohnung, die wir zur Vermietung stellen, genutzt. Vor fünf Tagen ist er nach L.A. gezogen. Er hatte sich dort eine Bleibe gesucht in der Zeit, die er bei uns war. Ich dachte, du würdest es vielleicht wissen wollen. Es sah nicht so aus, als ob er dir davon was erzählt hatte….“ Betretenes Schweigen folgte daraufhin. Reiiji, der den Namen von Soichis ehemaligen Kohai leise vernommen hatte, formte mit seinen Lippen das Wort „Adresse“ um seinem Senpai zu vermitteln, er solle die Morinagas über seinen Bruder in Erfahrung bringen. „Äh, ja, danke. Weißt du, wo er hingezogen ist?“ „Ich sagte doch schon, dass er nach Los A…-“ „Ja, ich weiß“, wurde er von Soichi unterbrochen, „Ich meine, wohin genau?“ „Ah, ja, er hat seine Adresse hier gelassen, falls er was vergessen hat, können wir ihn erreichen. Wieso? Soll ich sie dir durchsagen?“ „Bitte.“ Reiiji war bereits aufgesprungen und hatte seinem Senpai Zettel und Stift über den Tisch zugeschoben. Dieser kritzelte jetzt schnell die Daten darauf, die ihm sein Bruder durch das Telefon ansagte. „Gut“, endete er seine Notiz, „gibt es sonst noch was, weshalb du angerufen hast?“ „Das war’s schon! Oh, ich muss los. Mitsugu wartet schon. Na dann, Soichi.“ „Okay, man hört von einander!“ Soichi legte auf und wandte sich seinem Kohai zu. „Tja“, sagte dieser, „jetzt hast du nur noch eine Ausrede um in die USA zu fliegen und auch diese werde ich dir widerlegen!“ Reiiji grinste. Die ganze Story schien ihm zu gefallen, und dass er auch noch an ihr Teil haben konnte, machte ihm umso mehr Spaß. *** „…die letzten Sekunden…“, schallte die Stimme des Stadionsprechers durch die Eishalle, „ die Lions kämpfen sich zum gegnerischen Tor durch. Werden sie doch noch was reißen können und den Sieg erlangen? Die Halle kocht. Es ist der Wahnsinn! Ah, McCannen, Spieler der Lions, passt den Puck zum „Hitman“, der rammt den Verteidiger der Kingz, Smith schießt hart und…? JAAA, TOOOR! UND IN DIESEM MOMENT BEENDET DER SCHIEDSRICHTER DAS SPIEL! DIE LIONS GEWINNEN DIESES AUFREGENDE UND SCHWEISSTREIBENDE MATCH UND BEWEISEN WIEDER EINMAL, DASS SIE ZU RECHT ALS FAVORITEN UM DEN STANLEY-CUP GEFEIERT WERDEN!...“ Die inzwischen krächzende Stimme des Sprechers verstummte. Die Fans der Siegermannschaft jubelten und übertönten lautstark seine Kommentare. „Wow, was für ein geiles Spiel!“ Eine Gruppe junger Männer im Studentenalter verließ gerade das Stadion und tauschte sich begeistert über das gerade gesehene Hockey-Match aus. Der kleinste von ihnen hatte immer noch vor lauter Aufregung rote Flecken auf den Wangen, die sich hervorragend mit seinen rotstichigen Haaren und Sommersprossen bissen. „Na, Tetsuhiro? Für deinen ersten Stadionbesuch war das doch schon ganz spannend gewesen, oder?“ Der große Dunkelhaarige, der mit den Händen in den Taschen neben seinen Kumpels herlief, versuchte als erstes das Neumitglied in ihrer Gruppe in das Gespräch einzubinden. „Ja, vor allem als der „Hitman“ zum Schluss noch den Puck ganz knapp am Goalie der Kingz vorbei geschossen hat!... Woah! Ich dachte erst schon, der Cup ist weg…“ Der Blonde legte gutgelaunt seinen Arm von hinten auf Morinagas Schulter. Der Japaner grinste. Auch er stand noch total unter Strom, aber er fand einfach keine Worte um seiner Aufregung gebührend Luft machen zu können. Er war erst seit Kurzem in Los Angeles, aber er hatte bereits viele nette Leute kennengelernt. Doch nur in dieser bunt zusammengewürfelten Truppe, bestehend aus einem Schotten, einem Schweden und zwei Amerikanern von denen der ruhige Dunkelhäutige der Ostküste entstammte und der andere hier in Kalifornien aufgewachsen war, hatte er Kommilitonen gefunden. Morinaga selbst bereicherte den Freundeskreis nun um eine weitere Nationalität. Aber, wie überall auf der Welt, gibt es auch in L.A. solche Leute, die einem weniger sympathisch sind und genau so jemand kam den fünf Freunden gerade entgegen. Der rothaarige Brite stöhnte leise. „Nein… Da kommt der Senior“, sagte er genervt und die Gruppe ging langsam weiter, direkt auf einen feminin wirkenden Studenten zu, der ihnen, oder vielmehr Morinaga, auffällig zuwinkte. „Tetsuhiro!“, trällerte er quer über die Straße hinweg. Obwohl er älter war als alle in der Clique, sah er jung aus, fast wie ein High School Schüler. Morinaga zwang sich zu einem Lächeln, während die anderen ihre Abneigung gar nicht erst zu verbergen versuchten. „Was habt ihr denn gegen ihn? Er kann doch ganz nett sein“, fragte er leise, als sie noch weit genug entfernt waren. „Naja“, brummte der große Braunhaarige, „sicher kann er nett sein! Aber die Tatsache, dass es sich bei diesem Exemplar von… um eine männliche Schlampe handelt, schmälert ein wenig unsere Begeisterung ihm gegenüber.“ Er seufzte. Er hatte nichts gegen Schwule, doch den Lebensstil des Seniors konnte er nicht gut heißen, ebenso wie der Rest seiner Kumpels. Auch Morinaga hatte schon mit dem freizügigen Lebensstil seines „Senpais“ Bekanntschaft gemacht. „Wenn wir jetzt einfach an ihm vorbei gehen, können wir das Unheil vielleicht noch abwenden?!“, knurrte der Dunkelhäutige, der die ganze Zeit still gewesen war, von hinten. Doch es war zu spät… „Hallihallo!“, sang das flatterhafte Vögelchen strahlend. „Na? Was habt ihr heute Abend noch vor? Also ich weiß noch nicht, was ich machen könnte, aber ich glaube“, er warf einen langen Blick zu Morinaga, „ich könnte mir doch noch spontan was einfallen lassen.“ Er grinste süffisant. Der Dunkelhaarige beugte sich zu Morinaga runter und flüsterte: „Um noch mal auf deine Frage zurückzukommen: Ist sie hiermit beantwortet?“ Zur Antwort bekam er ein gequältes Lächeln. „Also?“, hakte der Senior penetrant nach. „Wir gehen in eine Kneipe und feiern den Sieg der Lions, was dagegen?“ Der Schwede wirkte leicht gereizt. „Nicht wirklich… obwohl“, er sah Morinaga nochmals an, „Teddy könnte doch eigentlich mit mir mitkommen!“ Teddy? Die Freunde sahen sich verständnislos an. Was bildete sich der Vogel ein? Morinagas Gesicht wollte ihm, trotz des eh schon krampfhaften Lächelns, fast entgleisen. Er hatte sich zwar bereits einigermaßen an die amerikanische Lebensweise gewöhnt und wusste, dass man sich mit Nachnamen anredete, aber auch Vornamen völlig normal im freundschaftlichen Umgang waren, doch dass jemand, auch wenn es ein Senior war, ihm plötzlich einen Spitznamen verpasste, gefiel ihm nicht wirklich. Gerade als er sich beschweren wollte, ging der Senior wieder zum Angriff über. „Ach, komm schon, Teddy, wir unternehmen fast nie was…“ Er zog einen Schmollmund, dann lächelte er wieder, „du kannst nicht ewig vor mir davon laufen. Irgendwann krieg ich dich, warum nicht jetzt?!“ Er klimperte mit den Augen und den Jungs stieg langsam die Galle hoch. Morinaga seufzte. Er hatte ja Recht. Er konnte sich nicht immer wieder was Neues ausdenken, warum er sich denn nicht mit ihm treffen wollte und ihm ins Gesicht sagen, dass er ihn nicht mochte, verbot ihm seine japanische Höflichkeit. Er blickte in die mitleidigen Gesichter seiner Freunde und gab ihnen still zu verstehen, dass es in Ordnung war, wenn sie ohne ihn feiern gingen. ‚Stattdessen in die Höhle des Löwen…‘, dachte er angespannt. „Okay, geht klar! Was wollen wir machen?“, fragte er an das erwartungsvolle Vögelchen gerichtet, welches augenblicklich zu strahlen begann. „Ich hab da hinten ein ganz tolles Lokal entdeckt. Neu eröffnet, weißt du? Super Laden, exquisite Einrichtung, einfach brillant. Prosecco mit Erdbeere, oder was meinst du?!“ Morinaga wurde noch während des Redeschwalls von seinen Kumpels weggezogen und in eine von außen unscheinbare Bar verschleppt. Von innen hingegen wirkte sie doch sehr eindrucksvoll. Moderne, schlichte Formen prägten das Ambiente. Gedämpftes Licht und dunkle Möbel sorgten für eine angenehme Atmosphäre. Doch Morinaga fühlte sich nicht wohl. Er wusste, worauf der Abend hinaus laufen würde. ‚Okay‘, er atmete tief durch, bevor er in die rauchige Luft der Bar trat. ‚Es ist zu spät! Du ziehst das jetzt durch und wirst Spaß haben! Mach einfach das Beste draus!‘ Sie gingen zur Theke und Morinaga bestellte sich einen starken Whiskey, während seine Begleitung den gewünschten Prosecco mit Erdbeere entgegennahm. Es war noch relativ früh und somit fanden sie schnell einen schönen Platz in der Ecke. Morinaga ließ sich in die schwarze Couch sinken und der Senior ließ sich dicht neben ihm ebenfalls auf dem Zweisitzer nieder. Sie unterhielten sich und Morinaga entspannte sich mit jedem Schluck seines Whiskeys. Während er aber nur hin und wieder daran nippte, schluckte sein Date ein Getränk nach dem anderen. Nicht, dass er was dagegen hatte. Er forderte ihn sogar dazu auf. Das würde vieles leichter für ihn machen, als wenn der Senior noch bei vollem Bewusstsein wäre. Je später der Abend wurde, desto mehr Körperkontakt entstand zwischen ihnen. Morinaga hatte den Arm um seine Begleitung gelegt und dessen Hand ruhte auf seinem Oberschenkel. Der Alkohol schlug bereits an und somit rutschten die Finger des Seniors langsam zwischen seine Beine. „Na, wollen wir noch zu mir gehen? Ich wohne nicht weit von hier.“ Er sah ihn bedeutungsvoll an und Morinaga beugte sich zu ihm runter und legte seine Lippen an seinen Hals. Dann verließen sie die Arme umeinander geschlungen das Lokal. *** Jemand tippte ihm von hinten auf die Schulter. „Hey, Senpai!“ Reiiji riss ich aus seinen Gedanken. Reiiji? War er in seinem Labor? Orientierungslos sah er sich um und konnte gerade so verhindern, dass seine Lösung im Reagenzglas sich Richtung Wand verabschiedete. „Oh Mann“, seufzte er und ließ seinen Kopf in die Hände sinken. Der dumpfe Schmerz begleitete ihn schon seit ein paar Tagen. Er stöhnte leise. „Senpai! Jetzt ist aber genug! Sieh zu, dass du nach Hause kommst! Ruh dich aus und denk über alles nach!“ „Mir geht es gut!“, protestierte Soichi. „Das mag sein, aber mir nicht! Du bist launisch, häufig total gereizt und nicht unbedingt ein guter Senpai in dieser Verfassung! Wenn du willst, dass unser Projekt noch diese Woche fertig wird, dann überlässt du es mir und nimmst dir die nächsten drei Tage frei!“ Reiiji schob ihn bereits zur Tür. Doch bevor er sie öffnete, hielt er kurz inne. „Oder hat deine schlechte Stimmung eine bestimmte Ursache?“ Er neigte seinen Kopf zu Soichi heran. Dessen Körper versteifte sich urplötzlich. „Hiiii...“, stieß er hervor, „lass mein Ohr in Ruhe!“ „Du bist ja rot! Wie süß...!“, grinste sein Kohai. „Wieso soll ich das lassen? Magst du das etwa nicht?“ Soichi verlor die Geduld und stieß ihn von sich. „Warum denn?“ Soichi hatte nicht da Gefühl sich rechtfertigen zu müssen. „Ich will einfach nicht, dass du sowas machst, klar?!“, spie er ihm förmlich ins Gesicht. Soichi wandte sich um und ließ die Labortür hinter sich zukrachen. ‚Also liegt an mir?‘, überlegte Reiiji. Wenn es also jemand anderes wäre, wäre es also in Ordnung? Jemand wie... Morinaga... zum Beispiel? Reiiji grinste. Er wusste schon, was er die nächsten Tage zu tun hatte. „NEIN!“ Soichi rammte seine Zigarette in den Aschenbecher. Er hatte die letzten beiden Tage zu Hause verbracht und sah sich nun seinem Kohai gegenüber, der ihm tatsächlich weiß machen wollte, dass Soichi in 6 Stunden im Flugzeug auf dem Weg in die USA sitzen würde. Reiiji hatte Flug und Hotel in Los Angeles gebucht war bereits in der Aufbruchsstimmung, die Soichi eigentlich ergreifen sollte. Er versuchte ihn zu überzeugen seine Sachen zu packen und fing bereits an Klamotten zusammenzusuchen. Doch Soichi packte nicht. Er wurde eher gepackt – von der Angst. Wie sollte er Morinaga gegenübertreten? Was sollte er sagen? Und vor allem: Was fiel diesem Reiiji überhaupt ein? *** Die folgenden Tage verbrachte Morinaga größtenteils mit seinem Studium. In den Pausen und am Abend traf er sich mit seinen neuen Freunden und wurde beinahe genauso Eishockey-verrückt wie sie. Alle, außer der Schotte, da er vom Körperbau nicht ganz so geeignet war, spielten selbst in einem kleinen Verein. Sie nahmen Morinaga, wenn er Zeit fand, mit zu ihren Trainingsstunden und ließen ihn ebenfalls aufs Eis. Erstaunlicherweise stellte sich heraus, dass er sogar ein wenig Talent hatte. An die Schlittschuhe und das rutschige Eis gewöhnte er sich schnell, auch den Umgang mit Schläger und Puck lernte er in kurzer Zeit, nur hatte er noch nicht genügend Zeit gefunden, um sich mit den Regeln eingehender zu beschäftigen. Er überlegte, in den Club einzutreten, doch er wollte sich zunächst mit seinem eigentlichen Projekt auseinander setzen. Der Senior, mit dem er den Abend verbracht hatte, hatte sich als permanente Plage herausgestellt. Immer, wenn die Möglichkeit bestand, versuchte er Morinaga ins Bett zu kriegen, doch dieser hatte einfach keine Lust auf das flatterhafte Vögelchen, welches auch gerade in diesem Moment auf ihn zu geflogen kam. „Tetsuhiro! Lass uns nachher zusammen was Essen gehen!“ Innerlich stöhnte Morinaga, aber er zeigte natürlich nicht, dass er mit ihm nun wirklich nicht ausgehen wollte. „Ähm, hört sich nett an, aber…“ Er suchte angespannt nach einer Ausrede, „ich… wollte heute Abend eigentlich… zum Hockeyclub und mich… für das Training anmelden!“ ‚Nicht wirklich…‘, dachte er, doch ihm fiel spontan einfach nichts anderes ein. „Oh, du wirst also Hockeyspieler? Mmh, sexy!“ Der Senior schien wider Erwarten entzückt. „Ich begleite dich dann dahin!“ „Aber…“ Doch Morinaga kam gar nicht dazu, zu widersprechen. *** Soichi stellte seine Reisetasche direkt neben der Tür ab und ließ seinen Blick durch das Hotelzimmer schweifen. Helle, cremefarbene Möbel ließen den Raum groß und trotzdem gemütlich erscheinen. Linker Hand um die Ecke befand sich eine kleine Kochnische, die direkt in den Wohn- und Schlafbereich überging. Das große Bett konnte durch zwei Schiebewände vom Rest des Raumes abgetrennt werden. Die Wand gegenüber der Tür war durchgehend gläsern. Auf dem dahinter liegenden Balkon standen zwei gepolsterte Liegen und ein kleiner Tisch für gemütliche Abende. Auch innerhalb des Raumes fielen ihm liebevoll dekorierte Details auf. Nicht zu fiel Kitsch, wie Soichi zufrieden feststellte. Geschmack hatte dieser Reiiji, das musste Soichi zugeben. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass sein Kohai ihn dazu überredet hatte, ins Flugzeug zu steigen. Mit einem dicken blauen Auge hatte er ihn grinsend am Flughafen verabschiedet, um sicher zu gehen, dass Soichi auch ja das Land verließ. Den Spaß, Soichi, seiner Meinung nach, zum großen Glück zu verhelfen, hatte er sich einfach nicht nehmen lassen wollen. Und nun stand dieser in seinem Zimmer eines Vier-Sterne-Hauses. Eigentlich hatte Soichi immer noch keinen Plan, wie er das ganze Unterfangen angehen sollte, obwohl sein Kumpel ihm schon den Start gemacht hatte. Er beschloss sich nach dem langen Flug zunächst ein wenig frisch zu machen. Er hatte im Flugzeug nur ein wenig geschlafen und war froh, sich ein wenig abkühlen und die Zähne putzen zu können. Er betrat das großzügig angelegte Bad links neben der Tür. Die riesige Badewanne verschlug ihm den Atem. Am liebsten hätte er sich sofort Wasser eingelassen, aber wollte noch vor dem Abendessen bei Morinaga vorbeischauen und somit musste er sich mit einer kurzen Dusche zufrieden geben. Wenn er Glück hatte, traf er ihn noch heute an. Nachdem er das Bad verlassen hatte, kramte er einen Stadtplan aus seiner Tasche hervor und suchte sich die Rute raus. Überrascht stellte er fest, dass die Entfernung nicht allzu groß war und dass er sie zu Fuß zurücklegen konnte. Reiiji hatte gute Arbeit geleistet. Er verließ die aufwendig gestaltet Hotelanlage und ging zur nächsten großen Kreuzung. Zu seiner Linken befand sich ein Stadion, „Staples Center“, wie Soichi richtig erkannte. Er sah sich um und versuchte die Straßennamen zu erkennen, als er plötzlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen schwarzhaarige Mann mit einem High School Schüler streiten sah. Soichi erkannte, dass der Schwarzhaarige ihm sehr bekannt vorkam, doch da er ihm den Rücken zukehrte, konnte er nichts Genaueres ausmachen. Er überquerte die Straße und hörte beim Näherkommen, wie die beiden sich lautstark auf englisch stritten. „Please, go home! I think I can manage it without your help!“, sagte der Schwarzhaarige in schnellem Englisch, aber mit leichtem, japanischem Akzent, wie Soichi gerade so mitbekam. „But I won’t disturb’ya!“ Der Kleinere der beiden versuchte anscheinend den Japaner einzuwickeln, aber dieser blieb standhaft: „No! Go home!” Soichi näherte sich ihnen. Der Rücken und die Stimme des Japaners kamen ihm sehr bekannt vor. War es möglich…? „Morinaga?“ Der Schwarzhaarige wirbelte herum. ________________________________________________________________________________ *Puuuh* Ich hoffe, ihr seid mir nicht allzu bös, dass ich mir so viel Zeit gelassen hab. u_u *I'm soo~o sorry!!!! T______T* Ich arbeite gerade am 10. und letzten Kapitel! Ihr werdet also nicht mehr lange leiden müssen! ^^ Ein... Extra-Kapitel hatte ich eigentlich auch noch vor zu schreiben.... *sich duckt* Bitte hinterlasst mir eure Meinungen! (sowohl zu diesem Kapitel als auch zu meiner Wunschidee, noch ein Extrakapitel zu schreiben.... u_u) :D Bis zum nächsten Kapitel, Eure Buster P.S.: Bitte verzeiht mein komisches Englisch im Dialog des letztes Absatzes... das Übliche halt ^^" Kapitel 11: Kapitel 10: Sch(l)uss --------------------------------- Und wieder ist ein Monat rum. An dieser Stelle kann oder MUSS ich verkünden, dass es sich hierbei um das letzte Kapitel meiner Koisuru Boukun Fanfic "Liebe ist...?" handelt. ;_; Ein Epilog folgt aber dennoch! :D ( Schließlich gab es einen Prolog! ;)) Mal wieder: viel geredet, nichts gesagt. ;) Hier nun das 10. Kapitel! Danke an die Kommi-Schreiber und an alle, die diese FF auf ihrer Favoritenliste haben und NATÜRLICH auch an alle anderen, nicht angemeldeten Leser, dass ihr bei mir reingeschaut habt!!! Auch wenn es das letzte Kapitel ist, hinterlasst mir bitte eure Meinungen!!! :D Nun, viel Spaß beim Lesen!!! _________________________________________________________________________________ Kapitel 10: Sch(l)uss Es war tatsächlich Morinaga. Soichi fühlte sich bei seinem Anblick plötzlich warm und vollkommen. Doch der kurzzeitige Lichtblick verblasste augenblicklich wieder. Die Angst vor Ablehnung und der Kälte in Morinagas Blick schnürte ihm die Brust zu. Im Moment sah ihn sein Gegenüber mit einer undefinierbaren Mischung aus Überraschung, Schock und Ärger an. „Who’s that?“, riss der Kleine Morinaga aus seinem verwirrten Zustand. Soichi erkannte, dass er wohl doch schon ein wenig älter war als vermutet. „That’s none of your business!”, antwortete der Schwarzhaarige, den Blick immer noch unverwandt auf Soichi gerichtet. „But…“ Morinaga wirbelte wieder herum. „I already told you, but I will repeat it again: Get. Lost.“ “Why?...Teddy! You could stay over at my place tonight...” Er klang ein wenig bockig und Soichi überlegte, ob er nicht doch noch zur High School ging. Abgesehen davon, fragte er sich, wer oder was bitteschön „Teddy“ sein sollte. Doch nicht etwa Morinagas Spitzname? ‚Die spinnen, die Amis!‘, fuhr ihm unwillkürlich durch den Kopf. Doch noch etwas anderes störte ihn an dem Kleinen. Nun wurde Morinaga ungehalten: “I’m at my limit! What part is it that you don’t understand? GET LOST - IMMEDIATELY!” Beleidigt zog der kleine Amerikaner endlich ab. Die Wut, die sich in Morinaga aufgebaut hatte, verschwand so schnell nicht wieder und so fuhr er Soichi grob an. „Und was machst du hier? Woher...? Warum...?“ In Morinagas Blick schien kurzzeitig etwas aufzuflackern. „Ich...“, stotterte Soichi. Jetzt, wo er vor ihm stand, konnte er unmöglich den Grund hervorbringen, warum er in Amerika war. „Ich mache... Urlaub...?“ ‚Lahm...!‘, dachte er enttäuscht von sich selbst. Er spürte Morinagas Skepsis an seiner Art und seiner Haltung. „Nein...ich“, setzte er wieder an, „ich... also ich bin nicht wegen dir hier, oder so. Falls du das denkst...“, stieß er ruppig hervor. Morinagas Blick verhärtete sich augenblicklich. Er hatte genug. Er drehte sich um und wollte gehen. „NEIN! Warte... ich...“ Soichi wusste noch nicht so recht, was er sagen, geschweige denn wo er anfangen sollte. Die Augen seines Gegenübers waren kalt und er hatte Angst, aber er musste es versuchen. Sollte er etwa umsonst die ganzen Strapazen auf sich genommen haben, wenn er nicht Morinaga wieder zurückholen konnte, oder schlimmer, es nicht mal versucht hatte? Im Flugzeug hatte er noch einmal genau nachgedacht. Darüber, was er wollte und warum er gerade das tat, was er tat. „Tetsuhiro doch aber auch!“, hatte Hiroto gesagt. Es stimmte, Morinaga war kein schlechter Mensch, ebenso wenig wie Hiroto oder es die schwulen Freunde von Reiiji es sein konnten. Er konnte diese Menschen nicht einfach mit dem Professor Miyoshi in einen Topf werfen. Er hatte während des Fluges genug Zeit gehabt um einzusehen, dass sein Problem seine Einstellung war. Mit seinem neuen Kohai hatte er auch kein Problem gehabt, obwohl er ihn anfangs zum anderen Ufer gedacht hatte. ‚Mist! Wegen ihm zerbrech ich mir den Kopf...‘ Doch er bekam den Gedanken an Morinaga einfach nicht los. „Tetsuhiro“, hörte er sich plötzlich selbst sagen. „Ich vermisse dich…“ Als er die Worte aussprach, merkte er, dass das auch wirklich stimmte. Sie waren nicht einfach daher gesagt. Sie kamen aus den Tiefen seines Herzens und er hoffte, dass sie bei Morinaga ankamen. Er wollte ihm sagen, dass er häufig an ihn dachte, häufiger, als ihm lieb war, und dass er wieder bei ihnen einziehen sollte. Er wollte ihm sagen, dass die Wohnung ohne ihn so groß und leer erschien und… Plötzlich dämmerte ihm, was sein Traum zu bedeuten hatte. Die stillen, leeren Räume durch die er geirrt war. Das, was er gesucht hatte… in seinem Herzen… es stand gerade vor ihm. Das Blut schoss ihm in die Wangen. „Ich… Komm zurück“, bat er leise. Er sah hoch in Morinagas versteinertes Gesicht. Es regte sich nicht. Er wandte seinen Blick ab. Er fühlte sich mies. Fast ein bisschen verletzt. Morinaga hatte ihn noch nie so deutlich abgelehnt. „Es tut mir leid…“, murmelte er. Nichts hasste Soichi mehr als sich seine Fehler einzugestehen und sich auch noch zu entschuldigen, vor allem wenn er nicht mal genau wusste, warum, so wie jetzt. Er war nun mal so. Die Art und Weise auf Morinaga zu reagieren gehörte nun mal zu ihm; ob er ihn nun an sich ranließ oder doch wieder zurückwies. Er konnte einfach nicht anders. „Ach, Sch....“ Er formte das Schimpfwort mit seinen Lippen, dann kehrte er ruckartig um und lief. Er lief einfach. Er hatte keine Ahnung wohin, er wusste nur, dass der Weg nicht zum Hotel zurückführte. *** Morinaga stand vollkommen versteinert an der Straßenkreuzung. Es war eben zu viel auf einmal geschehen, als dass er es in kurzer Zeit hätte verarbeiten können. In seinem Schockzustand versuchte er seine wirren Gedanken zu ordnen. Konnte er glauben, was er gerade gesehen hatte? Soichi war allen Ernstes nach Los Angeles gereist um ihn zu suchen. ‚Na und?‘, dachte er wütend. Wie konnte er es wagen, ihm einfach hinterher zu reisen und somit seine Pläne womöglich zu ruinieren? Sein Handy vibrierte in seiner Tasche. Er versuchte es zu ignorieren, doch dann griff er doch nach dem lästigen Ding. Er knurrte in den Hörer, aber niemand meldete sich. Er hörte nur ein unregelmäßiges Knacken und dann vernahm er leise Stimmen im Hintergrund. „Hello?“, fragte Morinaga misstrauisch. „Oh, er ist schon dran..“, murmelte eine unbekannte männliche Stimme auf Japanisch. „Hallo? Morinaga-san?! Hier ist Reiiji Torada.“ „Aha...“; entfuhr es Morinaga trocken, „Und wer bist du? Woher hast du meine Nummer?“ „Ich bin ein Freund von Hiroto. Von ihm hab ich auch deine Nummer. Na jedenfalls wollte ich mit dir über Tatsumi-senpai reden...“ Reiiji redete munter weiter und Morinaga fragte sich, wie auch schon auf dem Flughafen, warum er sich das antat. Der junge Mann am anderen Ende hatte aber ein so einnehmendes Wesen, dass es ihm schwer fiel einfach aufzulegen. „...Soichi dürfte demnächst bei dir auftauchen und...-“ „Er war schon da!“, unterbrach Morinaga ihn ruppig. „Tut mir leid, aber ich habe keine Zeit und keine Lust über ihn zu reden!“ „Aber...-“ „Wiederhören!“ Er presste den roten Knopf bis zum Anschlag durch. Er wusste selbst nicht, warum ihn der letzte Satz seines Anrufers so durcheinander brachte. Finster starrte er sein Handy an, als ob plötzlich die Antwort auf dem Display aufleuchten würde. *** „Autsch! Verdammt!“ Ging denn heute alles schief? Erst hatte er es nicht geschafft, vor Morinaga irgendein sinnvolles Wort hervorzubringen, daraufhin war er weggerannt, hatte sich verlaufen und als er sowieso schon wütend in die Eingangshalle seines endlich erreichten Hotels gestürmt war, stieß er zu allem Unglück mit einem Schrank von einem Mann zusammen, worunter seine Brille nicht wenig gelitten hatte. Ein Glas war komplett gebrochen und nicht mehr verwendbar. Soichi hatte vor Wut gepumpt und war zunächst in sein Zimmer geflüchtet, hatte dann aber beschlossen zum Optiker zu gehen um nicht außerhalb seiner kleinen 4 Wände aufgeschmissen zu sein. Um den eh schon schrecklichen Tag perfekt zu machen, musste der Optiker ihm natürlich freundlich zu verstehen geben, dass seine Sehhilfe erst wieder in einer Woche verfügbar sei. Ebenso freundlich hatte Soichi dann dem Verkäufer das Kontaktlinsenpäckchen aus der Hand gerissen und diesen gegen die Ladentheke gedrückt um dem ihm zu verdeutlichen, dass er seine Brille in spätestens 3 Tagen wieder im Spiegelbild entdecken wollte. Schimpfend, wie richtig er doch mit seiner Meinung über das grauenvolle Amerika lag, verließ Soichi wenige Minuten später das Geschäft und ließ einen zitternden und zukünftig bestimmt kompromissbereiteren Verkäufer zurück. Die Kontaktlinsen hatte Soichi natürlich kostenlos von einer Angestellten mitbekommen, der ebenfalls die Furcht ins Gesicht geschrieben gestanden hatte. Mit diesen kämpfte Soichi gerade. Zwar hatte man ihm die Pflege erklärt, aber Soichi hatte darauf bestanden, es selbst zu Hause auszuprobieren. Und das hatte er nun davon: Seine Augen waren rot und tränten, seine Nerven waren am Ende und das Schlimmste: Er hatte diese verflixten Dinger immer noch nicht eingesetzt. Er warf einen Blick auf die Uhr. Wenn er so weiter machte, brauchte er bald nicht mehr ins Hotelrestaurant gehen. Er konnte sich ja auch etwas auf das Zimmer liefern lassen, aber auch das änderte nichts an der Tatsache, dass er die nächsten Tage ohne Brille, aber mit Kontaktlinsen auskommen musste. Noch einmal versuchte er sie sich einzusetzen und nach einer gefühlten Unendlichkeit, gelang es ihm endlich. Seine Augen hatten sich noch nicht an den Fremdkörper gewöhnt und er musste hin und wieder blinzeln. Doch dann warf er einen Blick in den Spiegel. Das erste Mal seit langem sah er sich klar ohne Brille, die –wie ihm nun auffiel- sein Gesicht ziemlich veränderte. Er schluckte. Seine nassen, roten Augen erinnerten ihn stark an die seiner Mutter. Sein Vater hatte einmal gesagt, dass er äußerlich nach seiner Mutter kam. Sie war eine sehr schöne Frau gewesen, deswegen hatte Soichi ihm nie wirklich geglaubt. Außerdem hatte er sein silber-graues Haar von seiner Großmutter väterlicherseits geerbt. Sie war Halbjapanisch-französisch gewesen. Seine Reisefreude hatte Soichis Vater also von seinen Vorfahren mitbekommen. Soichi seufzte. Er war ganz anders; also kam er doch mehr nach seiner verstorbenen Mutter? Oder... Das Nachdenken verursachte ihm noch mehr Kopfschmerzen, als es die Linsen eh schon taten, aber er konnte seine Gedanken auch nicht einfach abschalten. Er fragte sich plötzlich, wem Tetsuhiro wohl ähnlich sah und ob er sich irgendwann selbst ein Bild davon würde machen können. ... Morinaga. Er verfolgte Soichi wirklich ständig. Er erinnerte sich an den heutigen Nachmittag, als Tetsuhiro sich zu ihm umgedreht hatte. Er erinnerte sich an das Gefühl, das ihn in diesem Moment förmlich überrollt hatte. Zunächst ein Schwall freudiger Erwartung, im darauffolgenden Moment die Angst, gefolgt von tiefer Enttäuschung. Inzwischen hatte er schon eine Ahnung, was das bedeutete, vor allem, als sich ihm die Bedeutung seines Traumes erklärte, auch wenn er die Gedanken daran, versucht hatte zu verdrängen. ‚Ich vermisse dich...‘ Hilfe, wie hatte er nur so etwas sagen können? Kein Wunder, dass Tetsuhiro ihm nicht um den Hals gefallen war. Das glaubte er ihm doch nie. ... Hätte er das etwa tun sollen? War es das, was Soichi erwartete? Was er wollte? Dass Morinaga ihn umarmte und ihm beteuerte auf jeden Fall zurück zu kommen? Soichi runzelte die Stirn und massierte sich die Nase, wo sich normalerweise Druckstellen von seiner Brille abzeichneten. Er spürte bereits, dass die vielen Fragen eine lange Nacht bedeuten würden. *** Wer war der Kerl? Was genau wollte er? Woher kannte er Soichi? Gut, er schien sein neuer Kohai zu sein -der Gedanke gefiel Tetsuhiro nicht wirklich-, aber was fiel ihm ein, Soichi beim Vornamen zu benennen? Nicht mal Morinaga selbst hatte die Erlaubnis und er kannte Soichi schon über 5 Jahre. Und was ihn am meisten wunderte: Was wollte dieser neue Kohai von ihm? Tausende Fragen schienen auch Morinagas Gedankengänge zu blockieren. Er versuchte auf jede eine plausible Antwort zu finden, aber das stellte sich als gar nicht so leicht heraus. Sie schwirrten im Raum und immer, wenn Tetsuhiro danach griff, schienen sie wie Luft zwischen seinen Fingern zu entgleiten. Sein Handy lag neben ihm auf dem Couchtisch in seinem Apartment. Vielleicht meldete sich dieser Torada, oder wie auch immer der Kerl hieß, noch mal. Bei dem Gedanken an seinen Anrufer überkam ihn ein ungutes Gefühl. Sein Gespür sagte Tetsuhiro, dass dieser ihm ein paar Antworten geben könnte. Er sprang förmlich zu seinem Telefon als es läutete, aber es war nur einer seiner Kumpels, der sich mit ihm in einer Bar treffen wollte um ein Hockeyspiel zu sehen. Er überlegte kurz, aber seine Unternehmungsfreude hielt sich in Grenzen. Seitdem er Soichi am Nachmittag getroffen hatte, erfüllte ihn so ein merkwürdiges Gefühl. Er hatte zu nichts Lust, auch nicht auf steak & fries, ein kühles Bier und ein aufregendes Match. Nein, nicht mehr heute Abend. Er wollte die Zeit nutzen um sich über einiges klar zu werden. Die nächtlichen Stunden verstrichen, aber die Fragen blieben ungelöst. Im Gegenteil, sie vermehrten sich wie Bakterien auf feucht-warmem Boden. Das unangenehme Gefühl gegenüber diesem Torada, der immer noch nicht angerufen hatte, verstärkte sich ebenso wie der Druck in Morinagas Kopf. Er verstand einfach nicht, warum es ihn so sehr wurmte. Er hatte doch damit abgeschlossen... Oder? Tetsuhiro sah auf seinen Radiowecker neben dem Bett. Wenn er ihn nun zurückrufen würde, wäre es Nachmittag in Japan; er wäre also möglicherweise erreichbar. Was ihn zurückhielt war einzig und allein sein Stolz. Ja, auch er besaß diese Eigenschaft, allerdings in gesünderen Mengen als... Egal! Er griff zum Handy und durchforstete seine angenommenen Anrufe nach Reiiji Torada. „Hallo?“ Nach dem ersten Freizeichen nahm er auch schon ab. „Hi...“, sagte Morinaga mit bebender Stimme; sein Wutpegel war beim Klang von Reiijis Stimme augenblicklich hochgeschossen. „Oh, Morinaga-san“, eine Feststellung, „was verschafft mir die Ehre?“ „Du wolltest mit mir reden. Schieß los! Hast du was mit ihm?“ Erst jetzt fiel ihm auf, was ihn die ganze Zeit an diesem jungen Mann gestört hatte. „Wie kommst du denn darauf? Natürlich nicht. Ich habe eine...-“ „Und was wolltest du dann von mir? Du hast doch bestimmt nur angerufen, um mir zu sagen, dass ich mir keine Hoffnungen mehr zu machen brauche, weil er jetzt dir gehört? Keine Sorge, ich habe ihn schon abgehakt!“, unterbrach Morinaga ihn mitten im Satz. Er war sauer, richtig wütend! Dieser elende Kerl namens Reiiji...! „Beruhige dich doch, ich sagte eben, dass ich nicht schwul bin! Ich hab nur angerufen, weil ich helfen wollte! Außerdem: Hast du dich mal angehört? Du klingst wie ein eifersüchtiger Ex-Freund! Ich verstehe überhaupt nicht, warum es für Soichi so schwer ist, dich wieder zu ihm zurück zu holen...“ Er seufzte, während Tetsuhiro das eben Gehörte überdachte. „Und warum willst du helfen? Warum nennst du ihn beim Vornamen? Du bist doch nur sein Kohai, oder?!“ „Ich komme mir vor, wie bei einem Verhör“, beschwerte sich Reiiji, „also gut, ich bin Soichis Kohai und Freund, äh, ich meine Kumpel und deshalb möchte ich ihm helfen, endlich glücklich zu werden. Mensch, wie hast du das 5 Jahre mit diesem launischen Kerl ausgehalten? In letzter Zeit ist es besonders schlimm...! Wie gesagt, du brauchst dir keine Sorgen um mich machen, ich will nichts von ihm! Aber...-“ „Was?“ Morinagas Wut machte in diesem Moment Panik Platz. „Es könnte da jemand anderen geben, glaube ich, der ein Auge auf Soichi geworfen hat...“ „Wer?“ Morinagas Gedanken spielten verrückt. Wilde Fantasien von Soichi in den Armen eines anderen Mannes schwirrten vor seinem inneren Auge. „Das weiß ich nicht genau“, gab Reiiji zu und sorgte dafür, dass Morinaga fast eine Herzattacke erlitt. „Schatz, wir müssen los! Kommst du?“ Eine weibliche Stimme im Hintergrund riss Morinaga aus den Gedanken. „Ja, ich bin gleich soweit“, klang Reiijis Stimme gedämpft zu Morinaga durch. „Also, hör zu, ich muss mich beeilen.“ Der junge Mann am anderen Ende der Leitung war wieder klar zu vernehmen. „Du willst Soichi zurück haben!“, stellte er sachlich fest. „Nein!“, widersprach Tetsuhiro, doch plötzlich klang er nicht mehr ganz so sicher. „Doch, hör mir zu! Du weißt es, tief in deinem Herzen, dass du anscheinend luftdicht abgeschlossen hast... Du hast noch Hoffnung, das spüre ich!! Auch wenn wir uns nicht kennen, wir sind uns sehr ähnlich!“ „Ach ja? Wie fühl ich mich denn jetzt? Das müsstest du ja auch wissen“, seine Stimme zitterte. „Du willst ihn zurück. Du würdest alles für ihn tun“, sagte Reiiji mit ruhiger Stimme, „Und du bist eifersüchtig, hab ich Recht?! Natürlich hab ich Recht! Also mach deinen Gefühlen Luft und lass endlich deine Hoffnung wahr werden!“ Er flehte fast. Morinaga schwieg. „Ach ja, bevor du wieder Zweifel bekommst: Soichi liebt dich. Er weiß das auch. Was meinst du warum er sonst die Hälfte des Geldes, dass er von der Versicherung für den Hausbrand bekommen hat, in diese Reise investiert hat?! Er hat nur Probleme damit, sich das einzugestehen. Lass dich davon nicht entmutigen! Gib ihm noch eine Chance und ein wenig mehr Zeit. Das wird schon! Hundertprozentig, glaub mir!“ „Schaaatz!“ Morinaga hörte ein nervöses Fußgetrappel am anderen Ende der Leitung. „Also gut, Morinaga-san, ich muss los!“ „Nenn mich Tetsuhiro und...ähm...danke!“ „Hm“ Er konnte förmlich hören, wie Reiiji auf der anderen Seite der Welt grinste. „Beeil dich, Tetsuhiro, bevor der andere Kerl das Rennen macht, aber...“ Er machte eine kurze Pause, „Nicht jetzt. Ich glaube, bei euch ist gerade es mitten in der Nacht?!“ Reiiji sagte ihm noch schnell die Hoteladresse von Soichi durch. „Vielleicht lernen wir uns mal kennen?“, fragte Morinaga schüchtern. Sein Bild von Reiiji Torada hatte sich komplett geändert. Vor allem als er die Frauenstimme im Hintergrund gehört hatte, hatte er langsam begonnen ihm zu vertrauen. „Wahrscheinlich wenn du wieder in Japan bist. Ich bin noch ein Weilchen an der Uni“, er lachte. „Also, dann, ich muss los, sonst macht sie mir die Hölle heiß!“ Ein weiteres Lachen drang durch den Hörer. „Okay, Bye!“, seufzte Morinaga und bekam ein fröhliches „Ciao!“ zum Abschied. Er legte auf, wesentlich sanfter als bei ihrem ersten Gespräch, und überlegte kurz, was er jetzt machen sollte. Seine Entscheidung hatte er schon während des Telefonats getroffen, das spürte er. Es gab kein Zurück mehr. Aber jetzt, mitten in der Nacht, konnte er nicht einfach in das Hotel spazieren... Er beschloss, sich die restlichen Stunden der Nacht hinzulegen, obwohl ihm klar war, dass er womöglich keinen Schlaf finden würde so aufgewühlt wie er war. Aufregung, Freude, Angst und Unsicherheit quälten ihn gleichermaßen. Reiiji hatte Recht, er kannte Soichi seit 5 Jahren, so schnell würde er ihn nicht aufgeben, aber hatte er es nicht schon getan. Hatte er ihn nicht mit dem Entschluss ein Jahr ins Ausland zu gehen bereits aufgegeben? Aber Soichi hatte es nicht. Er war ihm nach Amerika gefolgt, das Land, auf dessen Boden er eigentlich nicht mal Fuß setzen würde, auch wenn es das letzte Fleckchen auf der Erde wäre. *** Er gab es auf. Er konnte einfach keinen Schlaf finden. Heute war der Tag der Wahrheit gekommen, Heute würde sich seine Zukunft entscheiden. Er wusste nicht, in welche Richtung es sich entwickeln würd, doch wenn er nichts unternahm, würde das worst-case-Szenario, das er sich bereits ausgemalt hatte so oder so eintreffen. Müde und mit brummendem Schädel quälte er sich aus den Laken. Er kroch förmlich ins Badezimmer. Er blickte im Vorbeigehen in den Spiegel und entdeckte tiefe dunkle Ringe unter seinen verschlafenen Augen. Wollte er es wirklich heute hinter sich bringen? Er sah schrecklich aus; genauso wie er sich fühlte. Aber er musste. Seine Zeit war begrenzt. In der Hoffnung, das warme Wasser würde seine Unruhe lindern, beschloss er zu duschen. Heiß ließ er das Wasser auf seine angespannten Muskeln prasseln. *** Zitternd vor Nervosität zog Morinaga sich seine Hose an. Er schlang den schwarzen Ledergürtel um seine Hüften. In dem Moment, wo er ihn zuzog, klingelte es an der Tür. Wer wollte denn an einem Samstagmorgen etwas von ihm? Er ließ seinen Gürtel zuschnappen und spähte durch den Spion. Beim Anblick der Kreatur auf der anderen Türseite, beschloss er sicherheitshalber noch einen Pullover überzuziehen. Dann ließ er seinen Besucher ein. Der Senior spazierte geradewegs in die Wohnung ohne den Hausherrn auch nur eines Blickes zu würdigen. Überrascht von dem Verhalten schloss Morinaga die Eingangstür und folgte ihm in die Küche. Der Senior goss sich gerade eine Tasse Kaffee ein, den Morinaga bereits direkt nach dem Aufstehen aufgesetzt hatte.. Er lehnte sich an die Küchentheke und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. Warum wunderte es Tetsuhiro nicht, dass er sich die mit kleinen Katzen rausgesucht hatte? Tetsuhiro hatte gar nicht gewusst, dass er so etwas ekelhaft Süßes überhaupt besaß. Dann sah er ihn zum ersten Mal an. „Ich habe beschlossen, dein Verhalten von gestern zu entschuldigen!“ „Bitte?“ Morinagas Verwirrung wurde durch diesen Satz nicht unbedingt gemindert. „Dein Verhalten gestern, als der grauhaarige Typ aufgetaucht ist… Ich verzeihe dir!“ Wie gnädig. Die herablassende Art seines Gegenübers gefiel Tetsuhiro nicht. „Du darfst mich gerne fragen, ob ich heute mit dir ausgehe“, fügte der Senior noch hinzu. „Hallo erstmal!“, sagte Morinaga stattdessen und nahm sich ebenfalls Kaffee. „Also gut, wenn du nicht fragst… Wollen wir heute ins Kino? Ich hab da so einen ganz tollen Film entdeckt!“ Er strahlte Tetsuhiro an. Er war wieder ganz der Alte. Tetsuhiro schluckte. Er wusste nicht was schlimmer war, ein eingeschnappter Senior oder eine aufdringliche Klette. Dumm nur, dass sein Besucher beides in sich vereinte. Er musste sich etwas einfallen lassen! Zeit… Er brauchte Zeit! „Ich..äh…warte kurz, ich schau mal nach der Post…“ Er verschwand mit seiner Tasse aus der Küche und eilte zur Wohnungstür. Gerade als er diese bis zur Hälfte geöffnet hatte, trat sein Senior von hinten an ihn ran, legte ihm seine Arme um den Oberkörper und seufzte. „Tetsuhiro, wir sehen uns so selten, obwohl wir doch zusammen sind.“ Morinaga glaubte am letzten Schluck Kaffee zu ersticken. Sein Kopf wirbelte herum. „Was?“ Im gleichen Moment wie er die Frage stellte, spürte er die weichen Lippen seines Seniors auf seinen eigenen. Dann legte er auch noch seine Arme um Tetsuhiros Hals und zog ihn zu sich runter. Tetsuhiro starrte fassungs- und orientierungslos seinen ihn küssenden Senior an. Plötzlich: Ein Knall. Ein Fluchen und davon stürmende Schritte. Ruckartig löste Morinaga sich von seiner Klette und wandte sich um. Er erhaschte einen Blick auf helle Haarspitzen, die im gleichen Augenblick wieder verschwanden. Verdammt. Er hatte gerade beschlossen, seine Liebe ins Leben zurück zu holen und nun war schon wieder alles vorbei? *** Was zur Hölle? Gebannt starrte er auf diese unglaublich erniedrigende Szene. Hatte Morinaga ihm nicht 2 Jahre lang tagtäglich, fast stündlich seine Liebe beteuert? Und angeblich sollte diese schon 5 Jahre zuvor begonnen haben… Aber nach 2 Monaten konnte er ja schon wieder freudig mit jemand anderem rumknutschen? Nicht, dass es ihm nicht egal wäre. Doch, es war ihm keineswegs egal und das ärgerte ihn umso mehr. Warum nochmal hatte er gute 10 Stunden in diesem engen Flugzeug verbracht? Warum hatte er sich die ganze Nacht den Kopf zerbrochen? Nur um dann enttäuscht zu werden. Nein, er war nicht enttäuscht… er war wütend! Wütend, dass Morinaga ihn in dem Glauben gelassen hatte, er würde ihn lieben. Wie naiv war er? Blinzelnd lief er die Straße entlang. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Durch Zufall hatte er Morinagas Haus gefunden und nun irrte er mal wieder durch Los Angeles. Er konnte die Stadt aufgrund seines Klimas sowieso schon nicht leiden, aber die Unübersichtlichkeit war die Krönung. Soichi rannte geradewegs auf die Hauptstraße zu. Er würde sich ein Taxi nehmen um so schnell wie möglich und vor allem ohne Gefahr zu laufen sich wieder zu verirren, im Hotel zu landen. Er hatte Glück. Auf der anderen Straßenseite wartete bereits eines dieser knallgelben Autos. Der Fahrer kam ihm strahlend entgegen und riss die Tür zu den Rücksitzen auf, als plötzlich ein lautes Hupen und quietschende Reifen hinter ihm ertönten. „SOICHIIII!“ Er wirbelte herum und sah im letzten Moment wie Morinaga mit verzweifeltem Gesichtsausdruck, in einem schwarzen Pullover und Khakihosen über die Straße auf ihn zu stürmte, bevor ein rotes Auto, mit leicht abgekratztem Lack an ihm vorbei bretterte und Schüsse auf das hinterher rasende Polizeiauto abgab. Plötzlich knickte Morinagas Bein weg. Er befand sich mitten auf der Straße. Das schwarz-weiße Polizeiauto schlitterte driftend und mit ebenfalls quietschenden Reifen um ihn herum und fuhr weiter. Diese kleinen Details speicherte Soichi automatisch ab, obwohl er selbst nicht in den Unfall verwickelt war. Plötzlich wurde alles um ihn herum still. Er nahm die Großstadtgeräusche und die aufgeregten Schreie der anderen Passanten nicht mehr wahr. Er sah nur noch Tetsuhiro auf dem Asphalt liegen. Eine kleine Menschentraube bildete sich bereits um ihn herum. Er hielt sich das Bein und sah sich orientierungslos um. Er bewegte sich. Er lebte. Soichi wachte wieder auf. „Rufen Sie einen Krankenwagen!“, brüllte er den Taxifahrer, der immer noch versteinert neben ihm stand, auf Japanisch an. Dieser schaute verwirrt, doch als Soichi das internationale Zeichen für Telekommunikation mit Daumen und kleinem Finger formte, verstand er endlich. Er kramte in seiner Jackentasche und fand schließlich ein kleines Mobiltelefon. Soichi war unterdessen auf dem Weg zu Morinaga. Unter anderen Umständen wäre Soichis Reaktion wohl Wut gewesen. Er hätte ihn angebrüllt, was das sollte und ihn geschlagen. Doch er war viel zu aufgewühlt um sich aufzuregen. Er sackte neben Morinaga auf die Knie. Tetsuhiro hatte seine Bewegungen die ganze Zeit mit seinem Blick verfolgt. Er grinste ihn an. „Na?“ „Was heißt hier ‚na‘? Sag mal, bist du bekloppt? Du hättest umkommen können!“, schrie er ihn dann doch an. Anscheinend ging es ihm nicht so schlecht, dass er ihn nicht mehr dämlich angrinsen konnte. „Soichi! Beruhige dich! Es geht mir gut! Ich bin nur leicht verletzt“, keuchte er. „Hör auf!“ Soichi deutete auf Morinagas Bein. Ein kleiner Blutfleck zeichnete sich bereits auf der Hose ab. „Du blutest! Erzähl mir nicht, ich soll mich beruhigen. Wie und wann ich mich nicht aufrege, ist immer noch meine Entscheidung! Und du, du bist einfach nur ein Vollidiot. Erst knutschst du mit dieser Kröte rum und dann läufst du mir hinterher und lässt dich fast erschießen! Wie bescheuert ist das?! Erzähl mir nicht, dass du mich liebst, wenn du nach so kurzer Zeit schon wieder über mich hinweg bist! Du hast mir so oft in den Ohren gelegen, wie lange du schon auf mich wartest, dann hättest du doch diese 2 Monate…“ „Soichi… schsch, Soichi!“ Soichi bemerkte kalte Finger an seiner Wange. Morinagas hatte seine blutbeschmierte Hand, mit der er eben noch sein Bein gestützt hatte, an Soichis Gesicht gehoben und wischte ihm die Tränen weg, die ihm in der Verzweiflung über die Wangen liefen. Ein wenig Blut blieb dabei auf seiner Haut haften. „Beruhige dich! Ich liebe dich! Wie du siehst“, er deutete auf seine Wunde, „lass ich mich lieber umfahren oder erschießen, als dass ich dich je wieder gehen ließe.“ Er grinste. „Oh mein Gott!“, stieß Soichi plötzlich hervor. „Dein Bein…“ Mit schreckensgeweiteten Augen entdeckte er, dass das Blut die Hose bereits dunkelrot getränkt hatte und nun auf den Asphalt sickerte. „Warte hier. Ich hole schnell einen Verband um die Blutung zu stoppen. Mann, wann kommt dieser verdammte Krankenwagen?!“ „Nein, bleib hier!“ Tetsuhiro streckte seine Hand nach ihm aus und Soichi ließ sich wieder neben ihn nieder. Er sah Soichi ins Gesicht. Die Härte, die seine Augen bis gestern beherrscht hatte, war verschwunden. Das dunkle Braun seiner Augen schien wieder flüssig und warm zu sein. „Es wird alles gut“, murmelte Soichi. Morinaga lächelte ihn müde an. Es musste mehr schmerzen, als er zugeben wollte. „Bestimmt!“ Seine Lider flatterten. „Hey! HEY!“ Er tätschelte Tetsuhiro sanft die Wange um ihn bei Bewusstsein zu halten. „Tut mir Leid, Soichi!“, murmelte Morinaga mit geschlossenen Augen, „Ich bin nur müde.“ Und wieder zogen sich seine Lippen zu einem Lächeln hoch und ließ Soichis Herz sich zusammenziehen. Wenig später kam der Krankenwagen und fuhr die beiden ins nächstgelegene Hospital. Während Morinaga einer Operation unterzogen wurde, musste Soichi im Vorraum warten. Die Kugel wurde gerade entfernt. Tetsuhiro hatte bei Weitem untertrieben, was seine Verletzung anging. Soichi schien fast die Nerven zu verlieren. Um nicht ganz irre zu werden, versuchte er jemanden zu finden, der für den Unfall verantwortlich war. Ihm fiel das rote Auto ein. Wer hatte diesen Trottel hinter das Steuer gelassen? Kein Wunder, dass die Polizei hinter ihm her gewesen war. Jemand betrat den Warteraum und schaltet den Fernseher ein. Soichi ignorierte das. Er stellte lieber weitere Vermutungen über diesen merkwürdigen Vorfall an. Es wunderte ihn unter anderem, warum der Flüchtende eine Waffe dabei gehabt hatte. Sein Blick fiel auf den Fernseher. Wie konnte jemand ganz entspannt im Krankenhaus Nachrichten schauen? Doch dann schaute er genauer hin. Der rote Wagen, gefolgt von einem Polizeiauto fuhr hinter der Nachrichtensprecherin in halsbrechender Geschwindigkeit über den kleinen Monitor. Aus der Luft war die Verfolgungsjagd doch tatsächlich live gefilmt worden und wurde nun mit zusätzlichen Kommentaren ausgestrahlt. Soichi verstand einigermaßen, dass die Rallye Folge eines Banküberfalls war und das rote Auto als gestohlen galt. Weiter reichte sein Englisch nicht. Aber es genügte um Soichi aufatmen zu lassen. Er war über aus erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert war. Soichi beschlich ein Gedanke, den er schon einmal gehabt hatte. Eisenketten schienen sich um sein Herz zu legen. Sie zogen sich zusammen und drohten es zu zerdrücken. Doch dann öffnete sich endlich die Tür zum OP-Saal und seine Brust entspannte sich wieder. Soichi beobachtete wie Morinaga in sein Einzelzimmer geschoben wurde. Er folgte der Krankenschwester. Sie erklärte ihm, dass die Operation gut verlaufen war und Morinaga froh sein konnte, dass kein Nerv getroffen war. Er hatte zwar viel Blut verloren, aber nach wenigen Tagen würde er das Krankenhaus wieder verlassen können. In sein Zimmer wollte sie Soichi aber nicht lassen. Der Patient solle sich erst ausruhen und er wäre sowieso noch nicht ganz fit aufgrund des Narkosemittels. Doch hinter ihr hob Morinaga schon seinen Arm und winkte ab. „It’s okay. I’m awake. He shall come in.” Die Schwester warf ihm einen flüchtigen Blick zu und zuckte mit den Schultern. Dann verschwand sie um die Ecke und ließ Soichi allein im Gang zurück. Langsam betrat er Morinagas Krankenzimmer und schloss vorsichtig die Tür hinter sich. „Wie geht’s dir?“, fragte er, als er sich einen Stuhl ans Bett zog und sich hinsetzte. „Gut.“ Er schlug die Decke beiseite und entblößte seinen in Verbänden eingewickelten Oberschenkel. Soichi schluckte. Warum fühlte er sich so unwohl, wenn er Morinaga verletzt sah? Wenn sein Bruder, als er noch klein gewesen war, mit dem Fahrrad gestürzt war und sein Knie geblutet hatte oder wenn Kanako sich beim Gemüseschälen in den Finger schnitt, überkam ihn immer ein mulmiges Gefühl. Er konnte seine Geschwister nicht leiden sehen. Und nun auch noch Morinaga. Bewies dies seine innere Schwäche? Morinaga schlug die Bettdecke wieder zurück. „Soichi…“, wollte er gerade ansetzen, aber Soichi unterbrach ihn. „Seit wann erlaubst du dir, mich beim Vornamen anzusprechen?“ Halbherzig erhob er seine Stimme. „Ach, Soichi, das ist doch albern!“, seufzte Tetsuhiro, „Ich bin schon so lange nicht mehr dein Kohai. Wir kennen uns schon über 5 Jahre. Warum soll ich dich nicht beim Vornamen nennen?“ Soichi schwieg. „Außerdem…“ „Außerdem… was?“ Morinaga sah ihn eindringlich an. Er schien mit sich zu hadern. Doch auch wenn er nichts sagte, schien Soichi ihn zu verstehen. Er wurde rot. Es wurde Zeit, dass das Versteckspiel aufhörte. „Ja… ja, du hast Recht…. Tetsuhiro….“ Morinaga strahlte ihn an und stützte sich auf seinen rechten Arm um sich hoch zu stemmen und Soichi mit seiner linken Hand über die Wange zu streicheln. Er hielt inne. „Gut, dass ich ein Zimmer für mich allein habe.“ Er grinste und zog Soichis Gesicht nah an seines. „Ich liebe dich!“ Sanft legten sich seine Lippen endlich wieder auf die ersehnten Soichis. *** Kapitel 12: Epilog ------------------ Sooo, hier ist der Epilog. Kurz und knackig! xD Also halte ich mich hier auch kurz: Viel Spaaaa~aß!!! xD ________________________________________________________________________________ Epilog Soichi seufzte als er die Wohnungstür aufschloss. Er war bereits seit zwei Monaten wieder in Japan und auch, wenn er immer noch Probleme hatte, es sich einzugestehen, er vermisste Tetsuhiro. In nur einem Monat aber würde Morinaga ihn in seinen Semesterferien besuchen kommen. Nach dem Schuss hatte Morinaga noch knapp eine Woche im Krankenhaus verbringen müssen, bevor er entlassen wurde. Soichi hatte seinen „Urlaub“ verlängert um ihm beizustehen. Doch nach dieser Woche und ein paar Tagen musste auch er wieder nach Japan zurückkehren. Sein Studium wartete auf ihn und Morinaga war auch wieder soweit, dass er die Vorlesungen besuchen konnte. Allerdings sollte er noch 6 Wochen warten, bevor er wieder mit seinem Lieblingssport anfangen konnte, was ihm besonders schwer fiel. „Ich wollte dir doch unbedingt zeigen, wie toll Eishockey ist!“, maulte Morinaga, als Soichi ihn davon abhielt, sich seine Sporttasche zu schnappen und ins Stadion zu fahren. „Das kannst du gerne machen, wenn dein Bein wieder ganz ist. Solange dein Oberschenkel gelocht ist, ziehst du diese mordsgefährlichen Teile nicht an!“, schimpfte er und entriss ihm die Schlittschuhe. „Sei vorsichtig!“ „Schon gut, ich stell sie ja bloß in die Ecke. Deinen Schlittschuhen passiert nichts!“, sagte Soichi daraufhin ein wenig beleidigt. „Eigentlich meinte ich, dass du vorsichtig sein sollst, damit du dich nicht verletzt. Die Kufen sind verdammt scharf.“ Er nahm ihm die Skates im Moment der kurzweiligen Verwirrung aus der Hand und hängte sie an den zusammengebundenen Schnüren an einem Haken auf. Soichis rotes Gesicht brachte Morinaga zum Schmunzeln. Langsam, mit immer noch schwerem Schritt, ging er auf ihn zu und schob ihm seine Brille, die er endlich wieder tragen konnte, nach oben ins Haar. Sein intensiver Blick ließ Soichi noch beschämter dreinschauen. „Lass das!“ Er schob seine Hand weg, um die Brille wieder aufzusetzen. „Aber warum denn?“ Tetsuhiro unterbrach ihn in seiner Bewegung, „du hast so ein schönes Gesicht, die Brille…“ „Aber ich sehe nichts!“ „Dann setz die hier ein!“ Tetsuhiro verschwand kurz im Bad und hielt Soichi dann die kleine Linsenbox entgegen. Soichi war so froh gewesen, die nervigen Teile endlich los zu sein und nun sollte er sie doch wieder einsetzen?! „Bitte!“ Den großen Hundeaugen konnte er dann doch nicht widerstehen. Widerstrebend begab er sich ins Bad, suchte vorsichtshalber seine Kontaktlinsenlösung heraus und setzte sie sich nach einander ein. Im Spiegel sah er Tetsuhiro, der ihn von der Tür aus beobachtete. Soichi fühlte sich ohne seine Brille nackt und Morinagas Blick verbesserte sein Unbehagen nicht gerade. Tetsuhiro stieß sich vom Türrahmen ab, an dem er die Arme vor dem Oberkörper verschränkt eben noch gelehnt hatte. Langsam trat er hinter Soichi, küsste ihm aufs Haar und löste den Pferdeschwanz. Soichi sah ihn wartend durch den Spiegel hindurch an. „Was wird das?“ Morinagas Mundwinkel zogen sich automatisch nach oben. Er sah Soichi geradewegs durch den Spiegel an und fuhr dessen Gesicht mit seinen Fingern nach. „Ich liebe es“, murmelte er. „Ich fühle mich unwohl.“ Soichi sah verlegen zur Seite. „So nackt.“ Morinaga grinste nun unverhohlen. Er senkte seinen Kopf und ließ seine Lippen an Soichis Hals hinab zum Schlüsselbein wandern. Er seufzte zufrieden. Soichis Wangen waren inzwischen wieder hochrot, doch als Tetsuhiro ihm etwas ins Ohr flüsterte, wurde er plötzlich aschfahl. ‚So siehst du immer aus, wenn wir Sex haben. Ich liebe es.‘ „Schade, dass du schon aus dem Hotel auschecken musstest. Es wäre äußerst praktisch gewesen. Das Bad, der Balkon….“ Noch bevor Soichi protestieren konnte, hatte Tetsuhiro ihn zu sich rumgedreht und leidenschaftlich geküsst. Ihre Klamotten war er auch schnell losgeworden, sodass es nur noch Soichi, Tetsuhiro und den Spiegel gab. An dieser Stelle hörten Soichis Gedanken auf, an alles Weitere musste, und wollte er sich nicht unbedingt erinnern. Allein die Erinnerung jagte ihm das Blut in die Wangen. Er war wieder in Japan und Tetsuhiro würde ihn in einem Monat besuchen kommen, bis dahin musste er diesen Vorfall vergessen! Unbedingt, oder er würde ihm nie wieder in die Augen schauen können. Er hatte es schon am Flughafen in L. A. kaum geschafft. Doch jetzt war er wieder zu Hause und er hatte noch ein wenig Zeit um den Gedanken weit genug zu verdrängen. Alles war wie früher. Es gab nur wenige Veränderungen. Zum Beispiel, dass er immer noch recht unregelmäßig aß, aufgrund mangelnder Fingerfertigkeiten in der Küche. Sein Überleben verdankte er Reiiji, der ihm manchmal etwas zu Essen vorbeibrachte und Frau Matsuda, bei der er gelegentlich vorbeischaute um nach seiner Schwester Kanako zu sehen. Er kam gerade von einem seiner Besuche. Zudem sprachen sich Tetsuhiro und Soichi nun beim Vornamen an, was vor allem Tetsuhiro ekstatisch machte, da er es liebte Soichis Vornamen auszusprechen und selbst „Tetsuhiro“ genannt zu werden – vor allem im Bett. Es klingelte. Seufzend stand Soichi auf, um an die Tür zu gehen. Abwechslung, um diese Erinnerung zu verdrängen, war ihm gerne willkommen. „Guten Tag, ich hab hier ein Paket für Tatsumi-san!“, sagte der Postbote und drückte Soichi auch schon das Päckchen in die Hand. Er verlangte nach einer Unterschrift, dass die Lieferung auch ordnungsgemäß in Empfang genommen wurde und verschwand wieder. Wer schickte ihm denn ein Paket? Er erwartete nichts. Soichi sah nach einem Absender, das einzige was er finden konnte, war der eine kleine Hinweis, dass es aus den USA kommen musste. ‚Tomoe?‘ Er ging damit ins Wohnzimmer als plötzlich das Telefon klingelte. Vermutlich war es Tetsuhiro. Er und Soichi telefonierten alle vier Tage miteinander, da Tetsuhiro es nicht anders aushielt. „Hi! Ich hab gerade ein Paket bekommen!“, fing Soichi das Gespräch unvermittelt an. „Oh, ist es endlich da?“ Tetsuhiro schien sich zu Soichis Erstaunen zu freuen. „Wieso?“ „Ist es aus Amerika? Ich hab dir was geschickt!“ „Warum schickst du mir was? Wir sehen uns doch in einem Monat!“ „Eben, noch ein Monat!!!“, sagte Morinaga leicht traurig. Soichi fragte sich, wie sehr Tetsuhiro ihn wohl vermisste. „Los, mach es auf!“, forderte dieser ihn auf. Er schien aufgeregter als Soichi zu sein. Soichi löste vorsichtig das braune Klebeband und wühlte sich durch das Polstermaterial zu der Schachtel, die wohl das eigentliche Objekt beinhaltete, durch. Soichi traute seinen Augen nicht. Was sollte er denn damit? „Und?“, fragte sein Freund gespannt am anderen Ende. „Was.... Was....?“ Soichis Gesicht lief tief dunkelrot an. „Damit du die Zeit, in der ich nicht bei dir sein kann, besser überbrückt kriegst. Da du ja nicht auf Telefonse-...“ „WaaaaaAAA...“ Soichi wurde fast hyterisch. Wie konnte er es wagen...? Tetsuhiro bemerkte den Stimmungsumschwung seines Geliebten und machte sich auf das Schlimmste gefasst. „Nicht gut?“, fragte er ängstlich. Soichi konnte nicht mehr. Wie peinlich! „MooorrrriiiiNAAAGAAAAAAAAAAAAA!!!!!“ Der Schrei gellte durch Nagoyas Nachbarschaft und ein schwarzhaariger Japaner hatte, obwohl ihn der Pazifik mit guter 9500 km Breite von seinem potentiellen Mörder trennte, plötzlich schreckliche Angst um sein Leben. _________________________________________________________________________________ Ja, das war der Epilog. Traurigerweise muss ich an dieser Stelle sagen, dass ich nicht weiß, ob ich ein Extrakapitel schreiben kann... Durch die Neugestatung der letzten Kapitel in dem letzten halben Jahr hab ich viele Ideen, die ich ursprünglich in das Extrakapitel stecken wollte, verarbeitet... T_________T Außerdem musste ich feststellen, dass eine Idee von mir merkwürdigerweise sehr dem ähnelt was in 6. Band vorkommt... (@Takanaga-san: Genauso hab ich mir das vorgestellt!!! *_*) Mal sehen, ob ich die Zeit finde, doch noch was zu schreiben. ^^ Dann sag ich erstmal "Tschüüüü~üss!" und danke für eure kommentare und Favos! Eure BUSTER Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)