Assassin von Tali-Zorah (Es handelt über eine Attentäterin und ihr Ziel, welches härter zu knacken ist, als vorerst gedacht....) ================================================================================ Kapitel 1: Jäger und Beute -------------------------- Der ältere Geschäftsmann saß in seinem Teeraum und trank die grüne, heiße Flüssigkeit aus seiner Teetasse. Vor ihm saß eine ausgerüstete Konoichi, mit langen, nachtblauen Haaren und einem Blick, der schärfer als jedes Schwert und spitzer als jede Nadel war. Geduldig wartete sie den Anfang des Gesprächs ab. Der alte Mann stellte gerade seine Tasse hin und sah verstohlen zu Nara, seinem Gast. »Endlich seid ihr hier, Nara.« »Ihr ließt mich rufen und ich kam.« Hieß es kurz und knapp. »Sehr richtig. Nun, ich habe einen Auftrag für euch.« »Ich höre.« »Ihr sollt jemanden für mich umbringen. Eine gewisse Yumi. Sie lebt an keinen bestimmten Ort. Sie reist quer durchs Land und lebt je nachdem dort, wo sie es als schön erachtet.« »Bevor wir weiterreden, möchte ich zuerst die Belohnung hören. Attentate sind nicht billig. Und noch teurer werden sie, wenn man die Person erst suchen muss.« »Darum mache ich mir keine Sorgen. Ihr erhältet 30.000.« »30.000? Was hat diese Person euch getan, dass sie euch so viel wert ist?« Ihre hellblauen Augen wurden misstrauisch. »Das brauchst ihr nicht zu wissen. Und das mit dem Suchen kann ich euch auch noch erleichtern. Späher von mir haben sie in der Nähe von Kamiri-Kakei gesehen. Dort soll sie sich gerade aufhalten. Beschreibung zu der Person findet ihr auf dieser Schriftrolle.« Er überreichte dem Ninja das Pergament und zustimmend nahm sie dieses entgegen, stand auf und sagte »Gut. Dann will ich keine Zeit verlieren.« »Und beeilt euch. Der Tod dieser Frau ist mir äußerst wichtig.« Ehe sich der Mann versehen konnte, war die Frau schon verschwunden. Sie ging aus dem Teehaus und gleich weiter zu den Ställen, direkt zu ihrem Pferd. Sie begutachtete ihr Gepäck, das an dem Sattel der matten Stute angebracht war und stellte fest, dass nichts fehlte. Ein Umhang und ein weiter Hut, der vor den bevorstehenden Regen schützen sollte. Diese zog sie sich an und bestieg ihre dunkelschwarze Stute, wonach sie hastig losritt. Wie erwartet trat der Regen ein. Nicht mal das Tor des Grundstücks konnte sie verlassen, ohne dass der erste Tropfen von oben auf ihren Hut fiel. In ihrer Eile, prasselte der Regen unaufhörlich von oben und von vorn. Ihr Weg führte sie durch dunkelste Wälder und weite Täler, die als besonders gefährlich galten. Langsam trabte die schwarze Stute den Weg des finsteren Waldes entlang und Nara wusste, dass diese Wälder berüchtigt für ihre Räuberbanden waren . Nara erblickte in der Ferne des Pfades drei Männer, die sich demonstrativ in den Weg stellten. Als die Konoichi vor ihnen Halt machte, erkannte sie bereits, dass diese Männer aber lediglich Wegelagerer waren. Ihre Bewaffnung war spärlich und ihre Erscheinung eher weniger bedrohlig. Eine schmierige Männerstimme drang vom Mittleren. »Na Püppchen? Hast dich wohl verlaufen was? Los, gib alles Geld her was du hast, oder wir demolieren dir dein hübsches Gesicht, klar?« Ihr Blick richtete sich weiter nach vorn. Sie musterte diese Personen genau. Ein großer, kräftiger Mann, ein ebenfalls stämmig gebauter Kerl und ein eher zu dünn geratener Ganove, der sie angesprochen hatte. »Na? Was ist nu? Gibst du uns jetzt die Kohle? Oder soll ich unangenehm werden?« Nach einer kurzen Pause fing Nara auch an zu antworten. »An eurer Stelle, würde ich so schnell es geht verschwinden. Es ist zu euren eigenen Wohl.« »Du hast dir wohl den Kopf gestoßen, oder wie? Spinnst du jetzt völlig? Was willst du kleines Miststück denn gegen uns drei ausrichten?« Nara schwieg, stieg ab und stellte sich drei Meter vor ihren Feinden. Dieser Hohn war den Banditen wohl genug und der Hänfling brüllte. »So, jetzt hab ich die Schnauze voll! Los Jungs, die kapiert´s nicht anders!« Alle drei stürmten auf sie zu, doch keiner von ihnen kam über drei Schritte hinaus. Keiner von ihnen vermochte auch nur einen weiteren Schritt zu setzen, da die Konoichi auf sie zustürmte. Man hörte nur noch, wie ein Stahlschwert durch Fleisch fegte und ein Schrei den Wald durchdrang. Die zwei stämmigeren Männer blieben stehen und mussten mit ansehen, wie ihr Kollege blutüberströmt auf den Boden lag und sich nicht mehr rührte. Zu tief saß der Schock, da fiel auch schon der nächste um. Blutend und regungslos lagen zwei Männer auf den Boden und unglaubwürdig starrte der Dritte im Bunde das Mädchen an, die mit ihrem blutgetränktem Katana vor ihn stand. Zitternd fasste er die Situation noch gar nicht und versuchte zu verstehen, was da gerade passierte. Eine monotone und sehr mädchenhafte Stimme erläuterte den Vorschlag von eben. »Ich denke, es ist besser wenn du nun verschwindest.« Darüber wurde gar nicht großartig nachgedacht. Nicht mal einen Schrei äußerste der Bandit beim Weglaufen. Die blanke Angst ließ ihn binnen eines kurzen Augenblicks in der Dunkelheit des Waldes verschwinden. Nara hingegen sah nur mit ihren blauen, traurigen Augen weg und bestieg bekümmert wieder ihr Ross. »Ach Boru... Wieso hören die Leute einfach nicht?« Natürlich erwartete sie von ihrem Pferd keine Antwort, doch es war nicht das erste mal, dass ihr treuer Gefährte als Beistand herhalten musste. Traurig trabte sie weiter und weiter, bis ihr Ziel erreicht war. Kamiri-Kakei war in Sicht. Ein äußerst großes Dorf, um nicht zu sagen, eine Kleinstadt. Am Stadttor gab es erst ein paar Probleme mit den Wachen, doch schließlich wurde sie durchgelassen. Misstrauen war um diese Uhrzeit verständlich. Wer kommt schon um die Uhrzeit in ein fremdes Dorf? Nach dem Betreten der Stadt suchte sie die nächstgelegene Herberge auf. Es war auch recht schnell gefunden. Eine ruhige, freundliche und vor allem saubere Herberge, in einem nicht so auffälligen Gebiet des Dorfes. Ihr Pferd brachte sie in die Ställe zu den anderen und betrat das Gebäude. Sie nahm ein Zimmer im obersten Stockwerk, von wo aus sie am besten die Straße beobachten konnte. Nach dieser langen Reise zog sie sich um und ließ sich ermattet ins Bett fallen. Diese Augenblicke waren ihr immer schon immer die liebsten gewesen. Insbesondere die Ruhe genoss sie mit jedem Atemzug. Einfach nichts mehr hören, sehen oder tun. Selbst das Prasseln des heraufziehenden Regens ließ sie nicht aus der Fassung bringen. Auf dem Rücken liegend und mit den Armen hinter ihren Kopf, sah sie an die Decke. - Soll es jetzt ewig so weitergehen? Es sind schon wieder zwei Männer meinetwegen ums Leben gekommen. Ich will das alles nicht mehr... ich wollte das nie... Leider habe ich keine andere Wahl. Ich habe keinen Hof, ich habe keine Freunde die mir helfen, keine Familie die sich um mich sorgt. Und das einzige was ich je gelernt habe, war am Leben zu bleiben. Egal wie. Dabei wollte ich nie kämpfen. – Schon immer halfen ihr ihre Gedanken beim Einschlafen. Langsam fielen ihr die Augen zu und für diese kurzen Momente, war sie einfach im Reinen mit allem. Das Zwitschern der Vögel ließ sie erwachen. Behaglich öffnete sie ihre Augen und sah zum Fenster hin, welche durch Gardinen versperrt waren. Ruhig stand sie auf, ging zum Fenster, öffnete die Gardinen und erblickte weit unter ihr die Straße. Händler, Bauern oder einfach Leute, die das Geschehen der Straßen genießen wollten, ließen die Stadt aufleben. Obwohl es draußen sehr frisch aussah, wärmte der Kamin unten, durch den Schornstein, das ganze Haus mit. Nachdem sie sich angezogen hatte, ging sie runter und traf unten einige Mitbewohner des Gasthof an, ebenso wie die Herbergsmutter, welche hinter der Theke einige Getränke einräumte. Der große Kamin erhellte den Raum in einem angenehmen Licht und das Knistern des Kamins verriet der Frau, dass es sich um eine Tanne handelte. Dies war aber ohne jedwidiges Belangen, da sie die Herbergsmutter um etwas fragen wollte. Somit ging sie zur Theke und fragte mit ihrer zwar deutlichen, aber doch ein wenig zierlichen Stimme »Entschuldigen sie.« Die alte Frau richtete sich zu ihrem Gast hin und erwiderte »Ja? Wie kann ich dir helfen?« »Ich suche hier einen Fluss, oder eine Quelle. Irgendwo, wo man sich waschen kann.« »Na da kann ich dir weiterhelfen mein Kind. Und dafür brauchst du auch gar nicht erst einen Fluss aufsuchen. Gehe hier einfach in meinen Garten an dem Steg entlang. Dort kannst du dir gleich schon Wasser reinpumpen lassen. Falls du willst, kannst du auch unter der Wanne Feuer anmachen. Dann musst du nicht so frieren.« »Oh, vielen Dank.« »Gerne.« Schon wandte sich das Mädchen ab und folgte der Wegbeschreibung. Angekommen, zog sie ihre Sachen aus, legte sich die Kleidung raus, die sie danach tragen wollte und ließ das Wasser anpumpen. Das Rohr über ihr ließ das klare und eiskalte Wasser über sie hinab. Erst kam der Schock von der Kälte, aber ihr machte es immer weniger aus. Sie war es schon gewohnt sich in kalten Gewässern zu waschen, da sich in der Natur selten eine bequeme Methode zur Reinigung bietet. Ihre Haut war weiß und klar und das Wasser verstärkte diesen Effekt, sowie es perlend ihren porzellan ähnlichen Körper runterlief. Frisch gewaschen ging sie aus der Kabine und trocknete sich, wonach sie sich wieder anzog und sich an ihren Kleidern wärmte. Alles ließ sie mit Ruhe angehen, denn hektisch würde es schon von allein werden. Ihre Philosophie, aus der Ruhe kommt die Kraft, hatte sich schon immer behauptet. Somit verließ sie den Waschraum und folgte erneut den Weg zurück, während sie sich ihre Haare noch trocknete und in ihrem Zimmer kämmte. Ihre Ninjausrüstung setzte sie auf und versteckte diese unter ihrem Umhang. Nun konnte es beginnen. Schreitend ging es aus der Herberge und ins Geschehen des Dorfes. Die Schriftrolle packte sie aus und las die Informationen über ihr Ziel. Dabei ging sie über den Marktplatz, der recht belebt war. - Also, Äußeres: rote, kurze Haare und ebenso rote Augen, mittelgroß, helle Haut. Verhalten: Temperamentvoll, extrovertiert, rüpelhaft. Hält sich gerne in Tavernen auf. Sonstige Bemerkungen: Kampferprobt. Äußerste Vorsicht. Na das kann ja was werden. – Sie stöhnte genervt aus und ließ von dem Pergament ab. Sie suchte auf dem Marktplatz und fragte Händler nach dieser Person. Doch die waren meist zu beschäftigt, oder hatten sie einfach vergessen. Auch einfache Leute auf der Straße wurden angesprochen, doch keiner wollte ihr helfen. Wie so oft machte sich auch ein altes Laster von ihr wieder bemerkbar, da sich die Männer, anstatt auf ihre Fragen, auf ihre Statur fixierten. Um dies zu vermeiden, knüpfte sie den Umhang enger und versuchte ihr Gesicht nicht sehr offen zu zeigen. Jedoch half es im Angesicht der Ratlosigkeit der Bewohner auch nicht weiter. Nach etlichem Durchkämmen der Stadt schien das Glück ihr doch noch wohl gesonnen zu sein. Denn Schließlich fragte sie eine Händlerin, welche diese Frau so schnell nicht vergessen hatte. Nara fragte sie, mit samt der Beschreibung. Aufgebracht antwortete die korpulente Händlersfrau. »Na und ob ich diese Person kenne!« »Wirklich? Bitte, könnten sie mir Auskunft über sie geben?« »Natürlich! Diese Person hat sich einfach einen meiner Äpfel genommen und als ich ihr hinterhergerufen hatte, da wirft sie mir einfach eine lumpige Münze auf den Boden und meinte, ich solle bloß ruhig sein und mich mal nicht so anstellen. Unerhört!« »Wissen sie vielleicht, wo sie hin wollte?« »Da solltest du am besten abends in den Tavernen nachsehen. Meistens ist sie aber in der Taverne “Divernes Glück“. Ich kenne den Wirt. Er meinte, sie wäre ne echte Plage. Äußerst streitsüchtig. Jedoch hat sie immer ihre Zeche bezahlt.« »Vielen Dank. Sie haben mir wirklich sehr geholfen.« »Ach bitte.« Gerade als sich die Konoichi umdrehte, erblickte sie die Rothaarige mitten im Gedränge. Unbehelligt schritt sie durch die Straße. Nara bewahrte Ruhe und wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Sie folgte ihrem Ziel durch die Straßen und machte sich wenig Sorgen darum entdeckt zu werden, da sie in dem Fall nur ein Teil der Menge war. Natürlich hielt sie Abstand, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass ihr Ziel sie bereits bemerkt hatte. Denn diese Yumi, drehte ihren Kopf einmal etwas nach links und sah geradezu dezent über ihre Schulter. Die Blauhaarige war sich ganz sicher, dass sie nichts falsch gemacht hatte. Nichts hatte sie getan um aufzufallen. Yumi wechselte die Richtung und ging in eine Gasse. Als Nara ihr folgte und in die Gasse blickte, war jedoch niemand mehr zu sehen. Nur eine Sackgasse. Verstört ging die Ninjafrau weiter und wartete einfach den Abend ab. Eile war nicht nötig, da sie sich an das Credo ihres Meisters erinnerte. “Der geduldige Jäger, fängt die Beute“ Außerdem hatte sie bereits so viel Zeit mit dem Suchen verbracht, dass der Abend nicht mehr fern war. Ehe man sich versehen konnte, brach schon wieder die Nacht herein und wie die Bäuerin es gesagt hatte, ging Nara in die Taverne “Divernes Glück“. Dort eingetreten, sah sie sofort die üblichen Gestalten. Männer nach der Arbeit. Trinkend, prahlend, essend und feiernd, aufgrund ihres Feierabends. Durch diese Art von Gästen stach sie ganz klar hinaus, aber das hatte nun auch kein Belang mehr, da sie höchstwahrscheinlich schon von ihrem Ziel entdeckt wurde. Ruhig ging sie zum Wirt, einem großen und äußerst kräftigen Kerl, hinter der Theke und dieser fragte auch gleich schon mit tiefer, rauer Stimme »Was darf´s denn sein meine Liebe?« »Geben sie mir einfach etwas zu trinken. Alkoholfrei versteht sich. Und ein wenig was zu essen. Egal was.« »Gerne doch.« Er drehte sich um und sagte einem Koch in der Küche Bescheid, dass er Reissuppe machen solle. Der fing auch gleich an, alles zuzubereiten, wobei der Wirt sich wieder umdrehte und das Getränk einfüllte. Dabei fragte er »Du scheinst nicht von hier zu kommen, was?« »Ja. Ich bin auf der Durchreise. Wollte hier nur wen treffen.« »Hm hm. Hier, dein Getränk.« »Was ist das? Es sieht komisch golden aus.« »Kein Wunder. Es ist eine Art Met und schmeckt auch so. Wird ebenso aus Honig gemacht, jedoch alkoholfrei.« »Ich hoffe das stimmt auch.« »Ja ja. Da drin ist nichts weiter als Wasser, Honig, Traube, Muskat und Zimt. Warte aber noch, bevor du es trinkst. Ist sehr heiß.« »Danke für den Rat.« »Hey, falls dich welche von den Burschen hier anmachen, dann sag mir Bescheid, klar? Die können ganz schöne Schweine werden.« »Machen sie sich darum keine Sorgen. Ich kann für mich selber sorgen.« Kaum gesagt, schon stand ihr Essen vor ihr auf dem Tresen. »Das macht dann 3 Silberlinge.« Diese legte sie ihm auf den Tisch und nahm sich ihr Mal samt Krug und suchte sich einen Platz weiter hinten. Selbstverständlich musste die halbe Taverne ihr hinterhersehen. Auch wenn sie einen Umhang trug verriet sie ihr Gesicht. Aber eine Kapuze hier zu tragen, wäre auch nicht von Vorteil. Somit musste sie die begierigen Blicke der Männer ertragen und versuchen ihre Konzentration aufrecht zu erhalten. Nach knapp 1 ½ – 2 Stunden Warten und noch einigen Drohungen und Absagen zu diversen Männern, trat Yumi in die Taverne. Fast die ganze Taverne horchte auf. Sie schien hier keine Unbekannte zu sein. Diesen Umstand legte sich Nara als Vorteil aus, da sie so weniger auffiele, wenn sie Yumi beobachtete. Ungestört setzte sich die Rothaarige auf den Hocker an der Theke und bestellte. »Hey, Chef! Das Übliche.« Der Wirt sah sie an. »Ah, na wen haben wir denn da? Dass du mir heute ja keinen Ärger machst!« »Ich? Niemals!« »Du kannst hier trinken und essen so viel du willst, aber wenn du hier Streit suchst, dann werf ich dich raus, ist das klar?« »Na hör mal! Das letztens war ja wohl die Schuld von dem Kerl, der meint mit an den Hintern grabschen zu müssen!« »Ich sag es nur. Meine Taverne war teuer einzurichten. Ich habe keine Lust zum Tischler zu rennen und mir neue Möbel holen zu müssen.« »Ist gut, ist gut.« »Hier.« Er gab ihr ebenfalls einen Krug und sie legte eine Silbermünze auf die Theke. Gleich darauf trank sie und schien dabei ganz zufrieden zu sein. Den ganzen Abend lang hatte Nara sie im Auge. Yumi verhielt sich so, wie die Beschreibung es sagte. Temperamentvoll war sie alle mal. Wenn zwar nicht gerade streitsüchtig, aber sie ließ sich von den Männern nicht einschüchtern. Später, als schon die Nacht anbrach, schrieb sie irgendetwas auf ein Stück Papier. Dann ging sie nach hinten, als ob sie auf die Toilette wollte, die sich direkt hinter Naras Tisch befand. Dabei ging sie gerade an der sitzenden Ninja vorbei, als sie dieses kleine Stück Papier bei ihr auf den Tisch legte und einfach weiterging und in der Toilettentür verschwand. Interessiert entfaltete die Blauhaarige den Zettel und las – Gleich, in der vierten Gasse, rechts von der Taverne. – Sie war wohl aufgeflogen. Aber damit hatte Nara schon gerechnet aber vielleicht wusste Yumi noch nicht, dass Nara den Auftrag hatte sie zu töten. Und selbst wenn sie das rausgefunden hatte machte es kaum einen Unterschied. Denn Nara tötete nicht die erste Person, die bereits wusste, dass auf sie jagt gemacht wird. Anscheinend war der Toilettenbesuch sehr kurz, denn Yumi kam schon wieder hinaus und lächelte nur im Vorbeigehen noch zu der Konoichi rüber. Aber anstatt sich wieder hinzusetzen, ging sie hinaus, in die Dunkelheit der Nacht. Keine Minute später stand auch Nara auf, um die Verfolgung aufzunehmen. Vorsichtig sah sie um sich, als sie durch die Straßen ging. - Die vierte Gasse, rechts von der Taverne... da ist die erste ... da ist die zweite ... dritte... und vierte! Hier muss es sein. Mal sehen, was passiert. – Eine dunklere Gasse gab es wohl im ganzen Dorf nicht. Fast ein wenig nervös ging sie hinein und musterte jedes bischen, was sie erkennen konnte. Ihre Hand war unter ihrem Umgang bereits an ihren Katana. Schritt für Schritt ging sie weiter, bis sie ans Ende ankam. Dort schien das Licht des Mondes hinab und man erkannte alles sehr deutlich, um nicht zu sagen, besser als am Tage. Jedoch nur eine Sackgasse. - Wieso sollte ich denn hier herkommen, wenn sie doch nicht da ist? Ein schlechter Scherz was? Und ich fall auch noch darauf rein. Wenn ich die erstmal erwische, dann werde ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Mich einfach so zu reinzulegen. Echt lustig von ihr – Gerade als sie aus der Lichtung treten und wieder zurückgehen wollte, sah sie etwas in der Dunkelheit. Es war kaum zu erkennen, doch von einem Moment auf den anderen spürte sie nur noch etwas, das ihr den Umhang wegriss. Danach drückte es an ihren Armen und sie musste zurückweichen, wonach sie mit dem Rücken auf den Boden lag. Kein Wunder, dass sie in diese Gasse kommen sollte. Yumi hatte damit gerechnet. Wer in eine helle und danach gleich wieder in eine dunkle Ecke sieht, erkennt natürlich so gut wie nichts. Den Fehler gestand Nara sich nun ein. Jetzt, als es bereits zu spät war. Ihre Augenlieder öffneten sich und ihre hellblauen Augen sahen in die roten Rubine ihrer Gegnerin. Es war natürlich Yumi. »Na sieh einer an. Wen haben wir denn da? Etwa einen Attentäter?« Nur einen grimmigen Blick musste sich die Rothaarige einfangen. Nara hätte nichts sagen können, was ihr helfen könnte. Immerhin, sie wurde ertappt und lag unter ihrem Ziel, welches sie zu Boden drückte. »Na? Wie viel hat der alte Sack nun auf mich ausgesetzt, hm? Der letzte Attentäter, der hinter mir her war, sollte 21.000 bekommen. Und glaubst du, er hat das Geld erhalten?« Immernoch sah die Ninjafrau stur ihrer Angreiferin ins Gesicht »Na, er hat gar nichts erhalten, weil ich ja noch lebe. Doch... ich kann nicht dasselbe über ihn behaupten.« Mit einem schnellen Handgriff wurden der Konoichi die Hände über den Kopf zusammengebunden. Seltsam war, dass sich das Lächeln von Yumi veränderte. Es war nicht mehr so angriffslustig, sondern viel mehr interessiert. Streichend führte eine Hand von ihr über die Wange der unten Liegenden. »Obwohl... ich kann auch nicht behaupten, dass der letzte Attentäter so schön war wie du.« Verlegen, gar verwirrt weiteten sich die hellblauen Augen Naras. - Was hat sie da eben gesagt? Ist die jetzt völlig durchgeknallt? – Mit lüsternen Blicken musterte Yumi den Körper des Ninjas unter ihr. Einen Kommentar kam zwar nicht, aber ihr Blick sagte mehr als tausend Worte. Sie behandelte Nara nicht einmal mehr kämpferisch, sondern wesentlich zärtlicher. Sie half ihr hoch, nahm aber gleich im nächsten Moment ein Tanto aus dem Gurt von Nara und rammte es in die Schlaufe der Fesseln. Damit tackerte sie die Blauhaarige an die Holzwand des Hauses. Natürlich könnte Nara anfangen zu treten, doch der Effekt wäre wohl nicht all zu groß und würde ihre Angreiferin nur unnötig provozieren. Yumi stellte sich direkt vor ihr und sah sie ganz genau an. Das interessierte Lächeln bestand weiterhin und ihre rubinroten Augen sahen sich geradezu satt an ihrem Opfer. So langsam aber sicher reichte es Nara und sie sagte beherrscht. »Wenn du mich töten willst, dann bitte sehr. Aber beeile dich damit und ziehe es nicht noch weiter in die Länge.« Yumis überlegener Gesichtsausdruck hielt an und sie kam mit ihrem Gesicht näher an Naras ran, wobei sie ihre linke Hand auf der Hüfte des Ninjas legte und die Rechte über deren Wange glitt »Du hast aber eine süße Stimme. Fast schon niedlich wie grimmig du dabei aussiehst.« Jedoch verschwand die grimmige Mimik der Konoichi und sie schien mehr verwirrt. Verlegenheit kroch ihr ins Gesicht, doch rot wurde sie erst, als Yumi sie plötzlich küsste. Vor Schreck begriff Nara nicht, was da geschah. Die weichen Lippen Yumis vereinten sich mit den ihren und ihr Herz setzte einen Moment lang aus. Ihre azurblauen Augen weiteten sich immer mehr und sie spürte etwas, das sie noch nie zuvor gespürt hatte. Es war ihr erster Kuss. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließen die Frauen vonainenander ab undYumi nahm das Kinn der Geküssten zwischen ihren Zeigefinger und Daumen, hielt es zu ihr hin und sagte »Es war mir ein Vergnügen. Wir sehen uns bestimmt noch einmal wieder, meine Süße.« Kurz darauf floh die Rothaarige einfach aus der Gasse und völlig überrumpelt sah ihr Nara hinterher. Sie war noch gar nicht richtig da und verarbeitete noch, was Yumi soeben getan hatte. -Sie.... sie... sie hat mich geküsst?.... Sie hat mich geküsst! – Nun konnte sie endlich versuchen, sich aus den Fesseln zu befreien. Es dauerte nicht sonderlich lange bis sie die Fesseln los war. Aufgebracht nahm sie sich alles, was sie eben verloren hatte und wollte die Verfolgung aufnehmen. Als sie die Gasse verließ war von niemanden etwas zu sehen. Laufend und fluchend ging es durch das ganze Dorf und sie wiederholte ihr Gefluche. »Na warte, wenn ich dich kriege. Das Geld ist mir jetzt auch egal. Nun ist es was Persönliches. Die kann was erleben. Mich einfach zu küssen. Ich glaub´s nicht!« Fast jede Straße durchlief sie, doch finden, konnte sie nichts. Erschöpft und verärgert kehrte sie wieder zurück in ihre Herberge. Die alte Frau vor dem Kamin begrüßte sie, während sie die Glut schürte »Ah, hallo mein Kind. Kommst aber spät wieder.« Beleidigt und ohne ein Kommentar dazu abzugeben, stapfte sie die Treppen hoch, bis sie in ihrem Zimmer ankam und sich hastig ihrer Rüstung entledigte. Enkleidet schmiss sich ins Bett und kochte vor Wut. - Na klasse! Und wie soll es jetzt weitergehen? Sie weiß was ich will, sie weiß wie ich aussehe, sie weiß, dass ich hier bin. Sie weiß einfach alles. Sie nun zu überraschen, wird geradezu unmöglich sein. Und zu allem übel hat sie mich auch noch vorgeführt! Ich muss mir da was einfallen lassen! – Und in dieser schlaflosen Nacht, kam ihr eine Idee. Der nächste Tag brach an und verging ebenso schnell wie er angefangen hatte. Am Nachmittag stand Nara mitten auf der Straße und wartete ab, ob der Rotschopf vielleicht auftauche. Und wie sie es sich dachte, kam sie auch. Mit irgendeinem Sack über der Schulter gepackt sah man Yumi die Straße entlang laufen und wie sie über ein paar Stände sah. Als sie sich Nara näherte blieb sie erstaunt vier bis fünf Meter vor der Konoichi stehen und beide sahen sich an. Schweigend und ernst trat Nara näher heran und blieb dicht vor der Rothaarigen stehen. Yumi hingegen sah sie verwundert an und sagte. »Und? Willst du mich jetzt mitten auf der Straße töten?« Lächelte sie hämisch. Erst wartete die Blauhaarige mit ihrer Antwort um sich zu sammeln. »Nein. Ich wollte dich etwas fragen.« »Na dann mal raus damit.« Wieder dieses Stocken. Es schien ihr schwerer zu fallen, als erwartet. »Könn...« »Jaaa?« »Könntest du...« Immer wieder musste Nara neu ansetzen, bis sie es endlich rausbrachte »Könntest du mit mir etwas essen gehen?« Verlegen, und sogar ein wenig unsicher sah sie stur in die Augen ihrer Gegenüber, welche ratlos meinte »Eh... du... du willst mit mir was essen gehen? Also wenn du mich vergiften willst, musst du das schon besser anstellen.« »Nein nein. Ich meine, einfach nur essen gehen.« »Der alte Sack hat dir eine ungeheure Summe Geld geboten um mich zu töten und nun erwartest du ernsthaft, dass ich mit dir etwas essen gehe?« Verlegen nickte sie. »Hmm.... wieso sollte ich dir trauen?« »Naja, das von gestern Nacht...« »Nein, oder? Es hat dir gefallen, richtig?« Dabei musste Nara einfach wegsehen. Es ging nicht anders, da ihr Schamgefühl es verbot weiter in die Augen der anderen Frau zu sehen. Yumi hingegen fand es so süß von ihr, da war das “nein“ sagen schon sehr schwer. »Na sieh einer an. Hätte ich echt nicht gedacht. Obwohl... trauen werde ich dir vorerst nicht, aber... du bist einfach so süß. Wie du da stehst so total verschusselt und so rot angelaufen.« Immer noch starrte die Blauhaarige ernst und von Verlegenheit durchzogen. Yumi blieb gar keine andere Wahl als diesem Mädchen zu verfallen. »Okay. Komm mit. Ich habe gerade ein wenig was fürs Abendessen besorgt. Kannst gerne mitessen wenn du willst.« »Vielen Dank.« Hieß es kleinlaut Ende dieses Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)