Für immer Ladylike? von She-Ra ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Es war eigentlich Zufall gewesen, dass André die beiden entdeckte. Sofort hatte er seinen Braunen gezügelt und zu Oscar und Victor hinüber gesehen. Die Distanz war zu groß, um etwas zu hören, jedoch war die Gestik für ihn eindeutig. Es zog sein Herz zusammen und seine Augen begannen zu brennen. André konnte nicht anders, als seinen Blick abzuwenden. Seine Hände umfassten die Zügel noch stärker, dann wendete er das Tier ab und setzte seinen Weg in einer anderen Richtung fort. Es fiel ihm schwer, nicht sofort davon zu galoppieren, aber es hätte ihn verraten. So wechselte André erst in eine schnellere Gangart, als er ein gutes Stück entfernt war. Sein Ritt war scharf und Tränen liefen über seine Wangen. Ob es Tränen vor Wut oder Trauer waren oder vielleicht aufgrund des Tempos, wusste er nicht. André wollte sich auch keine Gedanken darüber machen. Sein Kopf war voll von dem Bild, welches sich ihm vor einigen Minuten geboten hatte. //Oh, Oscar…// Hatte Caroline vielleicht recht? André mochte gar nicht daran denken, obwohl er tief in sich wusste, dass der Graf eine sehr gute Partie für Oscar war und er ihr, mit dem Geld was er hatte, ihr ein sehr gutes Leben bieten konnte. //Wie sollte ich dies jemals können? Ich bin ein nichts. Niemals könnte ich Oscar das geben, was sie verdient. Nicht einmal im Ansatz…// Um das Tier, welches nicht mal das seine war, nicht zu Schande zu reiten, parierte er es durch und seufzte. //Was denkst du nur da, André! Ich bin ein Bediensteter, nichts weiter//, ermahnte er sich stumm. //Vielleicht sollte ich versuchen sie zu vergessen… Oder mich auf Caroline fixieren… Mit der Zeit könnte ich vielleicht auch lernen, etwas für sie zu empfinden…// Sein leerer Blick wanderte über die Felder, die sich vor ihm auftaten. //Nein, ich würde ihr nachher das Herz brechen. Das hat sie nicht verdient. Vielleicht wäre es besser für alle, wenn ich das Anwesen einfach verlasse. Hoffentlich wird Großmutter es verstehen. Sie hat nur noch mich, aber vielleicht akzeptiert sie es… Ich kann es nur beten…// Erneut verließ ein Seufzen seine Lippen. //Es ist die einzige Lösung. Gewiss finde ich rasch woanders eine Anstellung.// Leicht nickte er, auch wenn niemand es sehen konnte. Eigentlich wusste er nicht, wo er sich vorstellen konnte, aber vielleicht würde er auf die Zusprache des Generals zurückgreifen müssen. Nur musste ihm eine glaubwürdige Ausrede einfallen, damit Oscars Vater ihm glaubte und er Andrés Entscheidung nicht hinterfragte. Eine andere Wahl hatte er auch nicht. Daher machte sich der Dunkelhaarige langsam auf dem Weg zurück zum Anwesen de Jarjayes, schließlich hatte er noch Aufgaben zu erfüllen. Nicht, dass man ihm Faulheit vorwarf und er nicht auf eventuelle Hilfe hoffen konnte. Das konnte er sich für sein Vorhaben nicht gebrauchen. Daher beeilte er sich mit seinem Rückweg. Die Gedanken an Oscar versuchte er zu verdrängen und bei der Arbeit auf dem Anwesen sollte ihm dies noch besser gelingen. Dass sie beobachtet worden waren, ahnte weder Oscar noch Victor. „Wie soll es nun weitergehen? Sollen wir mit unseren Vätern reden, damit unsere Verlobung gelöst wird?“ Der junge Graf sah Oscar stumm an, bevor er seufzte und seinen Kopf schüttelte. „Darüber habe ich schon lange nachgedacht, aber es ist nicht möglich.“ „Aber warum?“ Oscar kannte ihren Vater und sie wusste, wie erbost er reagieren würde, aber sie hatte diesen Eindruck von Victors Vater nicht. „Es wäre eine Schande für die Familie, das weißt du. Und du kennst meinen Posten in der Garde. Eine Bindung mit meinem Engel, würde nur Schwierigkeiten mit sich bringen.“ „Aber wenn du sie doch liebst?“ Victor lacht leicht, aber nicht bösartig auf. „In der Politik und auch in der Familienphilosophie hat Liebe keinen Platz.“ Oscar beobachtete ihn einige Minuten stumm, bis sie ihren Blick abwendete, um besser nachdenken zu können. Seine Worte waren so klar und verständlich, sodass ihr bewusst wurde, dass er recht hatte. Ihre Schwestern waren verheiratet worden, ohne dass man sie gefragt hatte. Auch wenn ihre Letzte scheinbar den Eindruck auf sie gemacht hatte, dass sie ihren Verlobten wirklich mochte. Aber war das wirklich so? Oscar war sich auf einmal nicht mehr sicher. Während sie ihren Gedanken nachhing, wurde sie von Victor betrachtet. Er ließ ihr die Zeit, obwohl er wusste, dass es keinen Ausweg aus der Gesamtsituation gab. Daher verließ ein Seufzen seine Lippen, was Oscar aus ihrer Starre holte. „Warum gehst du nicht mit ihr fort?“ Überrascht blinzelte er und sah sie dann direkt an. Auf solch einen Gedanken war er noch nie gekommen. „Wie stellst du dir das vor?“, fragte er daher nach und legte seinen Kopf leicht schief. „So wie ich dir sagte. Verlass deine Familie und geht an einen Ort, wo ihr glücklich sein könnt. Wenn du sie wirklich liebst, wäre dass dann nicht Grund genug?“ Mit klarem Blick sah Oscar ihr Gegenüber an. Victor hielt diesem nur kurz stand, bevor er wieder die Umgebung betrachtete. Dabei atmete er tief durch. „Für sie würde ich es tun, aber ich weiß nicht, ob sie mit mir geht… Sie hängt sehr an ihrer Familie und ich kann es nicht über mein Herz bringen, sie von einfach von ihnen zu trennen.“ Nun lag es an Oscar ihm schweigend zu zuhören. „Ich verstehe. Aber wenn sie dich liebt, wird sie dich begleiten, Victor. Rede mit ihr. Sprich über deine Gefühle und sie wird es bestimmt verstehen.“ Die Worte der Blondine zauberten ein Lächeln auf Victors Lächeln. „Wie kommst du darauf?“ „Weil ich eine Frau bin, Victor“, erwiderte Oscar ebenfalls lächelnd. „Ja, das bist du wirklich“, kam es leicht lachend von ihm. Das jüngste de Jarjayes Familienmitglied setzte beim Lachen mit ein. „Es hat zwar gedauert, es zu verstehen und vor allem zu akzeptieren, aber ich bin es wirklich.“ Victor nickte leicht. Dann drückte er sie für einen Moment an sich. „Du wirst bestimmt auch dein Glück finden. Da bin ich mir sicher.“ Damit hatte Oscar nicht gerechnet. Daher versteifte sie sich kurz, bevor sie seine Geste erwiderte. „Ich danke dir, Victor“, sprach sie dabei leise. Auch wenn sie mit ihm nun offen über alles gesprochen hatte, etwas war noch in ihrem Herzen, was es schwer werden ließ. Jedoch versuchte sie sich dies nicht anmerken zu lassen. Als sie sich voneinander lösten, strich sie sich eine Haarsträhne zurück. „Und nun? Wann wirst du dich entscheiden?“ Victor sah zu ihr und überlegte. „Ich werde sie hoffentlich nachher sehen. Aber um mit ihr fortzugehen, muss ich einige Vorbereitungen treffen. Wenn es soweit ist, werde ich dir einen Boten senden.“ Zustimmend nickte Oscar. Sie wünschte Victor alles erdenklich Gute. Gemeinsam saßen sie noch eine ganze Weile zusammen, bis der Graf Oscar nach Hause brachte. Sie verabschiedeten sich und kurz sah die Blondine ihm noch hinterher, bevor sie das Gebäude betrat. Erneut war sie in Gedanken und daher bemerkte sie ihre Mutter nicht, die ihren Weg kreuzte und begrüßte. Prüfend sah sie aber ihrer Tochter nach, als diese nicht reagierte. Ihr war der nachdenkliche Gesichtsausdruck nicht entgangen, so beschloss Emilie de Jarjayes ihrem Kind zu folgen. Ruhigen Schrittes erreichte sie das Zimmer ihrer Tochter und klopfte dort an. Es dauerte, bis sie eine Reaktion hörte. „Oscar? Ich bin es. Darf ich eintreten?“ Ein kurzes Rascheln war zu vernehmen. „Natürlich, Maman. Kommt herein.“ Emilie de Jarjayes nickte leicht und öffnete die Tür. Oscars Zimmer lag unverändert vor ihr da. Ihre Tochter kam aus ihrem Schlafgemach zu ihr. „Kann ich Euch helfen?“ „Nein, ich wollte nach dir sehen. Du wirktest so nachdenklich auf mich.“ Etwas verwirrt sah sie ihr Gegenüber an. „Darf ich fragen, wieso Ihr auf diesen Gedanken gekommen seid, Maman?“ Ihre Mutter ließ sich auf einem Stuhl nieder und sah sie an. „Als du gerade heimkehrtest, bist du an mir vorbeigegangen, ohne zu reagieren“, sprach sie ruhig. „Verzeiht mir. Ja, ich war in Gedanken“, erwiderte Oscar und ließ sich ihr gegenüber nieder. „Und dies nimmt dich sehr mit, nicht wahr?“ Leicht schüttelte ihre jüngste Tochter ihren Kopf. „Aber nein, Maman.“ „Warum belügst du dich und mich, mein Kind?“ Für einen Moment sah Oscar ihre Mutter an, bevor sie sich erhob und seufzte. Emilie de Jarjayes sah ihr hinterher. „Was bewegt dich?“ „Im Moment gehen mir viele Dinge durch den Kopf. Ich weiß, Ihr meint es gut, aber ich muss erst mit mir im Reinen sein, bevor ich es Euch erklären kann.“ „Wie du es wünscht, Oscar.“ Madame de Jarjayes erhob sich und trat zu ihrer Tochter. Sanft strich sie ihr durch das blonde Haar, bevor sie ihr einen Kuss auf die Stirn gab. „Vergiss niemals, wenn du reden möchtest, scheu dich nicht, zu mir zugehen, mein Kind.“ Oscar hob langsam ihre Lider und sah ihre Mutter für einen Moment stumm an, bevor sie sie umarmte. „Ich danke Euch, Maman“, flüsterte sie. Etwas blieben sie die beiden in der Umarmung, bis Emilie de Jarjayes ich löste und ihr zärtlich über die Wange strich. „Kein Dank, mein Kind. Ich werde dich nun allein lassen. Denk bitte daran, nachher pünktlich bei Tisch zu sein.“ Oscar nickte leicht. „Das werde ich, Maman.“ Liebevoll betrachtete sie ihre Tochter, bevor sie das Zimmer verließ. Eine nachdenkliche Oscar blieb zurück. Sie ließ sich an ihrem Schreibtisch nieder und griff nach ihrem Federkiel. Aber sie brachte kein Wort zu Papier. Ihr Blick wanderte hinaus, so sah sie, wie die Sonne langsam am Horizont versank. Ein leises Seufzen verließ ihre wohlgeformten Lippen. Sie stützte ihren Kopf auf ihre freie Hand und beobachtete, wie die ersten Sterne am Firmament erschienen. Langsam wurde es Zeit für sie, um zu Abendessen im Salon zu erscheinen. Als sie die Stufen hinab schritt, bemerkte sie André, der gerade das Haus betrat. Irgendetwas war an ihm anders. Das spürte Oscar deutlich, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, was es genau war. Er schien sie nicht gesehen zu haben, als er zielstrebig in Richtung Küche ging. Oscar sah ihm hinterher, bis die Tür sich hinter ihm schloss. Dann setzte sie ihren Weg fort. Der Abend mit ihren Eltern verlief ruhig. Ihr Vater, der General, war scheinbar bester Laune, sodass ihm nicht auffiel, dass seine jüngste Tochter ruhig war. Nur Emilie de Jarjayes bedachte sie des Öfteren mit teils besorgten Blick. Sie hoffte, dass ihr Kind sich ihr öffnen würde, wenn die Zeit gekommen war. Aber ihr war bewusst, dass sie ihrer Tochter die Zeit dazu geben musste. Druck würde nur das Gegenteil bewirken. Oscar bemerkte dies und war ihrer Mutter dankbar, aber im Moment konnte und wollte sie vor allem nicht reden. Als das Essen endete und der General sich in sein Arbeitszimmer zurückzog, verließ auch Oscar den Salon. Erneut entdeckte sie André, der gerade in Richtung des Angestelltentraktes ging. Kurz überlegte sie, bevor sie ihm folgte und in kurz vor seinem Zimmer einholte. „André?“, sprach sie ihn an. Der Dunkelhaarige hatte gerade seine Hand ausgestreckt, um die Tür zu öffnen. Als er seinen Namen hörte, stoppte er und bemerkte sie. „Oscar? Kann ich dir helfen?“ „Hast du vielleicht etwas Zeit? Ich wollte mit dir reden“, umging die Blondine seine Frage. Etwas überrascht sah er sie an, bevor er sie nickte. „Soll ich dich zu deinem Zimmer begleiten?“ Oscar schüttelte ihren Kopf. „Das brauchst du nicht. Wir können auch hier reden.“ Leicht nickte André bei ihren Worten. „Wie du möchtest.“ Da er nicht wusste, weshalb sie mit ihm reden wollte, öffnete er nun seine Zimmertür und ließ sie eintreten. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Allein nach dem, was er Stunden zuvor gesehen hatte. Dennoch schlug sein Herz schnell, als Oscar an ihm vorbei ging und ihr blondes Haar leicht seine Nase kitzelte. „Verzeih, wenn ich dir keinen besseren Platz anbieten kann“, sprach er zu ihr, als sie sich auf einem einfachen Stuhl niederließ. „Schon gut. Du weißt, dass es mir nichts ausmacht“, erwiderte sie leicht lächelnd. //Tust du das wirklich?//, fragte André sich in Gedanken, bevor auch er sich niederließ und sie abwartend ansah. „Worüber wolltest du mit mir reden?“ Oscar schwieg für einen Moment und sah dabei auf ihre Hände. Sie schien sich ihre Worte zu Recht zu legen. Erst langsam hob sie ihre Lider und sah ihn mit klaren Augen an. Allein dieser Blick ließ Andrés Herz für einen Moment aussetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)