Reich & Schön ! von thelastbird (Haussklaven haben es nicht leicht . [ Zorro x Sanji. ]) ================================================================================ Kapitel 15: Somebody told me, you have a girlfriend who looks like a boyfriend?! -------------------------------------------------------------------------------- ~ Reich & Schön! ~ N0. 16 – Somebody told me, you have a girlfriend who looks like a boyfriend?! Mein Herz setzte eine Sekunde aus, nur eine Sekunde, doch es reichte aus um mich nach Luft schnappen zu lassen. Oh verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt. Das durfte nicht wirklich passieren. Aber ich hörte sie. Ich hörte ihre Fäuste gegen die Tür hämmern, hörte ihre nervige Stimme an mein Ohr dringen. Ich hörte sie fluchen, kreischen, fauchen, heulen. Keine Ahnung, was die wieder ritt. Ich kannte Nami jetzt schon verdammt lange, ich hatte sie oft so erlebt, und nie hatte ich eine besondere Freude dabei empfunden. Aber ich wusste, was das bedeutete. Das bedeutete, das Nami verdammt noch mal verletzt war. In meinem Kopf rauschte es. „... verdammt, jetzt mach auf! Willst du, das ich mir die Hände breche?“ Das wollte er sicher nicht, schoss es mir durch den Kopf. Aber er konnte ja nicht riechen, das du vor der Tür stehst, liebste Nami. So, jetzt war guter Rat teuer. Was konnte man schon groß tun gegen eine wahnsinnige Furie die einem den Kopf abriss, sobald man die Tür öffnete? Oh, ich sah es lebhaft vor mir. Ich öffnete zaghaft die Tür, kurz darauf hatte sie meinen grünen Haarschopf in der Hand, zerrte so lange an ihm bis sie in seinem Besitz war. Super. Klasse. Wieso ich nicht auf die Idee kam, Sanji zu wecken – keine Ahnung. Es kam mir einfach nicht in den Sinn. Ich schloss die Augen, um ihr wahnsinniges Gebrüll nur für kurze Zeit von meinen Ohren fern zu halten, und überlegte. Spontan fiel mir ein Spruch ein, den ich mal irgendwo in einem dummen kleinen Internetforum gelesen hatte. Ich hatte ihn damals total sinnfrei gefunden, ja sogar bescheuert. 'Das einzige, was uns bleibt, ist die Flucht nach vorn'. Die Flucht nach vorn. Endlich verstand ich, was dieses Satz bedeutete. Scheiße nochmal. Mir blieb wirklich nur die Flucht nach vorn. Das Problem am Schopf packen und so lange gegen die Wand schlagen bis es Ruhe gab. Das war jetzt die Devise. Ich war mir wohl selten einer Sache so sicher gewesen wie in diesem Moment. Ich streifte mir mein Shirt über, machte mir aber nicht die Mühe es zu zuknöpfen, ließ es einfach offen. Ich entschied, das ich so viel rebellischer wirkte. Mit ein paar weiten Schritten auf dem fast warmen Holzboden stand ich vor der Tür. Ich ließ mir die Zeit, noch einmal tief durch zu atmen, bevor ich öffnete, während sie das Holz zerkratzte und jaulte wie ein ausgesperrter Hund. Dann drückte ich die Klinke nach unten und riss die Trennwand zwischen mir und ihr wortwörtlich auf. Für eine halbe Sekunde starrten wir uns an. Ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie mich erkannte, doch ich sah es nicht ein mich von ihrem Blick beeinflussen zu lassen. Ich war ein Mann. Ein Gott verdammter Mann! Ich würde das jetzt durchziehen. Eiskalt. So, wie ich eben eigentlich war. Solange Sanji 2 Meter Abstand hielt. Oder vielleicht eher 100 Meter. Pufferzone so zusagen. Sie öffnete den Mund, wahrscheinlich um irgendeinen verblüfften Kommentar los zu werden, aber ich war – das erste Mal in meinem Leben – schneller als sie. Ich polterte los, als wäre ich schon immer so spontan gewesen. „Sag mal, geht’s dir noch gut? Reißt hier mitten in der Nacht fast die Tür ab, ich glaub es hackt! Ich weiß, du findest nie Schlaf, weil dein Hirn ständig darüber grübelt wie du an weitere Moneten kommen könntest, aber es gibt auch Menschen auf der Welt, die um diese menschenverachtende Uhrzeit noch schlafen. Und rein zufällig zählen Sanji und ich dazu.“ Schweigen, selbst als ich die kurze Kunstpause ließ sagte sie nichts. Ich hatte ihr wortwörtlich die Sprache geraubt. Das gefiel mir. „Wenn du also die Güte haben könntest, nicht weiter auf diese Klingel da zu drücken oder diese Tür zu demolieren? Ich würde nämlich gern noch etwas schlafen. Oder seh ich aus, als wär ich ausgeschlafen? Hm? Nee, oder? Also. Lass es sein, oder ich lass mir was einfallen, wie ich dich von hier weg kriege. Und glaub mir, mir wird was verdammt Gutes einfallen.“ Nach einer richtigen Drohung klang das nicht, aber zumindest hatte ich es ihr irgendwie gezeigt. Ich hatte ihr mal so richtig meine Meinung gegeigt. Wow. Was für eine Leistung. Einer überrumpelten, verwirrten Frau die Meinung zu geigen. Genial. Ich sollte mich auf der Stelle Notschlachten lassen. „Verschwinde jetzt. Sofort. Gute Nacht.“ Mit diesen Worten knallte ich kraftvoll die Tür vor ihrer Nase zu. Es fühlte sich so unbeschreiblich genial an, als ich ihre Schritte hörte, die sich langsam den Gang hinunter entfernten. Als ich hörte, wie sich der Aufzug schloss. Dieses Gefühl raubte mir jeden Verstand, ich hätte am liebsten gesungen und getanzt. Einfach genial, einfach unbeschreiblich, wie sie geguckt hatte. Zum schießen. Ich lachte tatsächlich, hielt mir beide Hände vor das Gesicht und lachte, vollkommen gedankenlos, einfach nur ergriffen von diesem Moment. Dann hörte ich seine Stimme. „Was... ist denn los...?“ Als ich ihn hörte, wurde mein Denken langsam klarer, was auch damit zusammen hängen konnte, das ich seine Stimme als so angenehm in meinen Ohren empfand. Aber diesmal brachte seine Stimme keine Entspannung, sie ließ keinen Schauer über meinen Nacken jagen. Sie brachte die Klarheit und somit mein Hirn zurück. Und ich begann, nach zu denken. Mir wurden innerhalb weniger Sekunden mehrere Dinge klar. Zum einen hatte ich mich gerade offiziell – oder auch inoffiziell, je nachdem wie man es auslegte – als schwul geoutet. Nach dieser Geschichte würde Nami sicher nicht vor dem Berg halten, was hier abgegangen war. Sie wollte schließlich nicht, das ich Geschichten über sie erzählte, logisch. Da erzählte sie lieber was über mich. Des weiteren hatte ich mir bis jetzt noch gar keine Gedanken darüber gemacht, was das eigentlich bedeutete, das Nami hier war. Hier gewesen war. Sie hatte sicher nicht vor der Tür gestanden und Terror gemacht, weil ihr das so viel Spaß machte. Sie hatte da gestanden, weil sie verletzt gewesen war. Zutiefst verletzt. Das hatte man in ihren Augen sehen können und ich hatte es an ihrer Stimme gehört. Das wieder rum bedeutete, das Sanji sie verletzt hatte. Um jemanden verletzen zu können, musste der andere aber auch Gefühle für einen haben. Und das ließ mich die finale Schlussfolgerung ziehen, das Nami etwas für Sanji empfand. Oh mein Gott. Als ich sein Gesicht sah, war mir das Lachen schon vergangen. Ich lehnte mit ernstem Gesicht an der Tür, auch wenn ich gar nicht bemerkt hatte das ich mich angelehnt hatte. „Lorenor..?“, hörte ich ihn sagen, aber ich reagierte nicht darauf. Die zwei hatten etwas mit einander gehabt, und die Tatsache das Nami... Gefühle... für ihn hatte, bedeutete das da mehr gewesen war als ein One Night Stand. Da musste einfach mehr gelaufen sein. Anders konnte man sich das nicht erklären. Er kam immer näher und ich flehte ihn in Gedanken an, Abstand zu halten. Ich konnte nicht klar denken wenn er so nah bei mir stand, und ich brauchte jetzt einen klaren Kopf. Ich musste damit erst mal umgehen. Der kleine Tumor in meinem Magen schwoll an, verwandelte sich in etwas anderes, verwandelte sich in ein unglaublich herablassendes Gefühl des verarscht worden seins. Dieser verdammte Mistkerl. „Hey, geht’s dir nicht gut?“ Ich hob den Kopf, sah ihm ins besorgte Gesicht. Besogt. Pah. Ein Schauspieler war er, und dazu noch ein verdammt guter. Vielleicht war das ja sogar sein Nebenjob. Würde ja passen. „Wer ist da an er Tür gewesen?“ Ich hätte ihm am liebsten ins Gesicht gelacht. „Deine Geliebte.“ hörte ich mich sagen und beobachtete, wie sich seine Augen verwirrt weiteten. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, das dieser Körper mir gehörte, viel mehr sah ich durch diese Augen wie durch ein Fenster und beobachtete alles wie ein Wissenschaftler. „...wer?“ Musste man ihm das wirklich erklären? So alt war er doch noch nicht, das er Alsheimer haben konnte. Obwohl. Das trat eventuell in jedem Alter auf. Er kannte sich da nicht so aus. „Na deine Geliebte. Nami. Ich hab sie weg geschickt, du hast noch geschlafen. Kannst sie ja anrufen. Und sagen, das es dir Leid tut, das dein Haussklave sie so angefahren hat.“ Nun sah ich Verstehen in seinen Augen auf blitzen. Das hatte aber verdammt lange gedauert. „Lorenor, das...“ Er schien an meiner Stimme gehört zu haben, wie toll ich das alles fand. Total klasse. Ich stand auf so ne Scheiße. „Ich gehe.“ Mein Körper erhob sich, ohne das ich ihn wirklich steuern konnte, und schob sich an ihm vorbei. „Lorenor, du verstehst da was total falsch! Das... das war doch was total anderes!“ Ich schnaubte. „Ach ja? Na dann. Ist es für dich also was total anderes, ob du nun nen Mann in die Kiste bekommst oder ne Frau. Schon klar. Ich hoffe, es hat dir wenigstens Spaß gemacht, mich als Schwuchtel hinzustellen.“ Ich klang so ruhig und gleichzeitig so beherrscht, das ich ein wenig Angst vor mir selbst bekam. Normalerweise, wenn ich so klang, gab es kurz darauf etwas aufs Maul. Und ich wollte ihn nicht schlagen. Obwohl ich in diesem Moment fast platzte vor Wut, Enttäuschung und Trauer. Ich wollte ihm nicht weh tun. Nicht körperlich. „Lorenor...“ Mir konnte er nichts mehr vorspielen. Die Trauer in seiner Stimme war nicht echt, nein. Ich sah ihm nicht ins Gesicht. „Nichts Lorenor. Es hat sich ausgelorenort.“ Tada! In angespannten Situationen neigte ich dazu, neue Wörter zu erfinden. Und ausgelorenort hörte sich schon verdammt cool an. „Das... kann doch nicht dein Ernst sein! Lass mich das erklären, bitte!“ Nein, das würde ich nicht. Er konnte mit sich selbst reden. Konnte sich überlegen, was an seiner fast perfekten Taktik falsch gelaufen war. Scheiße. „Ich gehe jetzt.“ betonte ich erneut, als ich mir fix das Hemd zuknöpfte. Ich hörte seine Schritte hinter mir auf dem Boden. „Du... kannst doch nicht einfach verschwinden!“ Tränen für die Kunst. Wahrscheinlich hatte er sich Tigerbalm unter die Augen geschmiert oder sowas. Verdammter Schauspieler. „Du verstehst das total falsch! Ja klar, ich hatte was mit ihr, und das weißt du auch, und ja, ich war auch mal mit ihr Essen, das kann ich nicht leugnen, ich will dich ja nicht anlügen oder sowas..“ Ich lachte auf. „Ach, willst du nicht? Dann bagger mich das nächste mal einfach nicht an, okay?“ Das ich den Kopf gehoben hatte, war ein Fehler gewesen. Scheiße nochmal. Wieso ging er nicht einfach weg? Ich brauchte einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen unseren Körpern. Ich ertrug seine Nähe nicht länger. Ich ging zur Garderobe und streifte mir meine Jacke über. Ich fragte mich, wieso ich nicht schon längst verschwunden war, wieso ich alles so in die Länge zog. Dumme Frage. Alles in mir schrie danach, das er mir endlich eine vernünftige Ausrede lieferte. Eine, die ich glauben konnte. Aber er redete einfach nichts schön. Das machte mich noch wütender. „Ich bitte dich, geh nicht!“ Konnte der nicht endlich aufhören zu betteln? Die Entscheidung war gefallen. Ich schlüpfte in meine Schuhe, ohne sie zu zu machen. „Lorenor, verdammt!“ Ich spürte, wie er an meiner Jacke zerrte, ich griff nach seiner Hand und hielt sie fest. Eine gute Sekunde starrten wie uns in die Augen. Mein Herz raste wie verrückt, als ich seinen Blick auf meinen Lidern brennen spürte. „Vergiss es, Sanji. Auf so eine Scheiße hab ich keinen Bock. Such dir jemand anderen, den du verarschen kannst.“ Das hatte gesessen. Ich sah, wie sich sein Gesicht auf seltsame Weise verzog, wie seine Augen kleiner wurden und er den Mund zusammen kniff. Ich beobachtete, wie weitere Tränen seine Wangen hinunter liefen. Ich ließ ihn wieder los. Ich hatte eine kleine rote Spur auf seinem Handgelenk hinterlassen. Scheiße. Er sagte nichts mehr, sah mich nur an mit seinem flehenden Blick, und ich spürte wie sich alles in mir sträubte, ihn jetzt allein zu lassen. Ich war ein Mann. Ein Mann. Ein Mann. Auch wenn man davon nicht mehr viel merkte. Ich benahm mich wie eine betrogene Frau. Ich fühlte mich auch wie eine. Also hatte ich irgendwie die Berechtigung. „Man sieht sich.“ Ich drehte mich um, es fiel mir schwer, als ich sein Gesicht nicht mehr sah mich nicht wieder umzudrehen, doch ich zog es durch. Ich öffnete die Tür und ohne einen weiteren Ton zu sagen oder an meine Ohren dringen zu lassen trat ich hinaus und schloss sie wieder. Von der anderen Seite der Tür her hörte ich etwas poltern, dann einen Aufschrei. Erschrocken drehte ich mich um, wagte es aber nicht noch einmal zurück zu gehen. Ich wusste, was das für mich bedeutet hätte. Ihm war schon nichts passiert. Hoffte ich. Der Aufzug lag still da wie das geöffnete Maul eines Fischs, der nur darauf wartet das ein kleinerer Zeitgenosse vorbei schwimmt, den man fressen konnte. Mich konnte er haben. Ich opferte mich freiwillig. Die automatischen Türen schlossen sich hinter mir und ich starrte die Knöpfe für die verschiedenen Stockwerke an, als hätte ich sie noch nie gesehen. Was nun? Wohin mit mir? Vorerst drückte ich den Kopf in mein Stockwerk. Mir wurde schlecht, als sich der Aufzug in Bewegung setzte. Ich hielt mich an der Wand neben mir fest. In meinem Kopf rauschte und kreischte es, als würde eine Kreissäge mein Hirn bearbeiten. Ich glaubte, jetzt auf der Stelle sterben zu müssen. Was ich als nicht so schlimm empfunden hätte, schoss es mir durch den Kopf. Das wäre schon okay gewesen. Die schönste Zeit in meinem Leben, die sich auf einen Tag und eine Nacht beschränkt hatte, war vorbei. Damit war das jetzt auch geklärt und ich konnte in Ruhe abtreten. Aber das wäre sicher nicht so ein schönes Bild für die Mitmieter, wenn ich da tot im Aufzug lag. Da würde dann nur die Frage aufkommen, wer das wegmachen sollte. Die Türen öffneten sich wieder, ich taumelte hinaus, auf meine Tür zu, verwirrt und irgendwie leer. Ich überlegte ernsthaft, mich einfach da hinzulegen wo ich gerade stand und zu warten. Aber worauf? Das der Tod eintrat? Das ich verwest war? Das mich irgendwer fand und den Arzt rief? Oder vielleicht darauf, das er zu mir kam, mich einsammelte und weg warf, wie er es jetzt schon einmal getan hatte? Vielleicht übertrieb ich ja auch. Ich übertrieb ganz sicher. Das mit dem Mann sein hatte sich wohl endgültig erledigt. Ich schloss mit zittrigen Händen meine Tür auf, betrat meine Wohnung. Die Stille umhüllte mich, als ich sie wieder schloss, und ich fühlte mich auf einmal so allein wie noch nie in meinem Leben. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich den Kopf drehte und mich langsam umsah. Hatte sich natürlich nichts verändert. Und doch tat es weh, alles so zu sehen, wie es war. Alles so unverändert betrachten zu müssen. Ich schloss die Augen, um mich zu beruhigen. Sicher war das eigentlich alles gar nicht so schlimm. ... und ob das schlimm war. Zuerst hatte dieser Mistkerl mich zu einer Schwuchtel gemacht, mich weich gemacht, und dann verarschte er mich nur, machte mich zu einem seiner Spielzeuge. Aber nicht mit mir. Verfickt! Als ich die Augen wieder öffnete beobachtete ich vollkommen emotionslos meine Hände, die meine Kommode umwarfen, den Fernseher umfegten, mein Sofa um stießen und alle Bücher aus dem Regal rissen. Ich beobachtete mich selbst, wie ich erst mein Wohnzimmer total zerlegte, dann weiter durch den Flur wütete und in der Küche alle Teller auf den Boden warf, das Besteck klirrend fallen ließ und Töpfe und Pfannen aus dem kleinen Fenster schmiss. Jetzt drehte ich echt komplett am Rad dachte ich grinsend, als ich in meinem Schlafzimmer die Bezüge zerriss. Nach knapp 20 Minuten war alles vorbei. Ich stand vollkommen erschöpft im Flur, betrachtete die Bilder, die mit zersprungenen Rahmen auf dem Boden lagen. Ich wollte sie nicht mehr sehen. Ich wandte den Kopf und betrachtete mein Wohnzimmer, das einem Schlachtfeld glich. Bücher, Bilder, Möbelstücke, Deko – alles lag verstreut auf dem Boden, die meisten größeren Möbel waren umgeschmissen. Zum Teil sogar kaputt. Ich ergötzte mich an diesem Bild der Zerstörung, bis mir auffiel das es schon wieder so schrecklich leise war. Ich sah aus dem Fenster. Es regnete Bindfäden. Besser konnte es nicht laufen. Ich ging durchs Wohnzimmer, stöpselte ihm vorbeigehen das Telefon aus und schnappte mir meine Kamera, die wie durch ein Wunder heil geblieben war. Ich hatte mich nicht entkleidet, was ein Vorteil war, ich schnappte mir noch den roten Schirm den Ace mal bei mir vergessen hatte und verließ ziemlich eilig meine Wohnung. Ich schloss nicht mal ab. Normalerweise bekam in diesem Haus schnell mal was Beine, aber ich glaubte nicht das da drin jetzt noch was wertvolles zu finden war. Ich nahm die Treppen, ich wusste nicht wieso, es fühlte sich besser an, ich lief alle Stufen hinunter, nahm sogar ab und an 2 auf einmal. Unten angekommen ließ ich mir keine Verschnaufpause, ich machte den Schirm auf und lief los, rannte die Straße hinauf, nicht in Richtung Innenstadt sondern in Richtung Park. Die Bewegung tat mir gut, ich begann mich besser zu fühlen, erschöpft aber gut. In meinem Kopf rasten die Gedanken wie in einer Achterbahn. Ich musste sie zum halten bringen. Der Park war nicht weit entfernt, die Bäume waren rot und gelb und bräunlich gefärbt, der Herbst hatte ihnen die schönsten Farben geschenkt. Ich hielt den Schirm in die Höhe, er färbte meine Haut rötlich, was mir irgendwie ein sommerliches Gefühl verlieh. Ich hielt die Kamera in die Höhe und begann Fotos zu machen. Von mir, von den Bäumen, vom Himmel. Aber die Meisten machte ich von mir. Ich stellte sie auf eine Bank, stellte den Schirm so über sie das sie nicht nass wurde und machte ein paar Einstellungen, sodass sie in wenigen Minuten mehrere Fotos machte, ohne das ich einen Knopf drückte. Der Regen begann auf der Stelle meine Kleidung zu durchtränken, ich spürte ihn auf meiner Haut und in meinen Knochen. Ein wunderbares Gefühl der hilflosen Schönheit ergriff mich, als ich, vor Nässe triefend, über die Rasenfläche vor der Kamera rannte, in die Luft sprang, die Arme ausbreitete und den Regen wirken ließ, als ich anfing zu singen und zu tanzen nur um die Stille zu vertreiben, nur um mir zu zeigen das ich nicht wahnsinnig geworden war. Baby, that's yust the way it is, Baby! Wenige Passanten kamen vorbei, die mich aber allesamt gleich verstört betrachteten. Ich drehte mich noch ein paar Mal im Kreis, bevor ich mich keuchend und vollkommen am Ende auf die Wiese fallen ließ. Mein Haar verschmolz mit dem Untergrund. Ich fühlte mich auf angenehme Weise unsichtbar. Während ich die Augen schloss und auf mein Ende wartete, fragte ich mich, was aus mir geworden war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)