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Nacht der Rache

von

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Kate wandelte nachts durch das Schloss ihrer Freundin Tipsina, weil sie durch irgendein Geräusch aus dem Schlaf geschreckt wurde und nicht mehr schlafen konnte. Sie war solche Größenordnungen nicht gewohnt und schon gar nicht so ein großes Bett, in dem sehr viel Platz war um sich einsam zu fühlen...

Auf der Suche nach der Küche, und der Hoffnung dort einen beruhigenden Kräutertee zu finden, wandelte sie durch die Gänge. Schläfrig rieb sie sich die Augen, auch wenn sie sehr müde aussah, was sie auch wirklich war, konnte sie dennoch nicht schlafen. Nach einer Weile blieb sie vor einer Tür stehen, da sie dachte dies sei der gesuchte Raum. Sie öffnete die Tür einen Spalt, weil sie es schon fast ahnte dass dies der falsche Raum sein würde, und lugte hinein. Das war definitiv nicht die Küche. Normalerweise hätte sie die Tür jetzt wieder geschlossen, aber irgendwas veranlasste sie, sie weiter zu öffnen. Durch dass Licht was von hinten herein viel, konnte sie in der Mitte des Raumes etwas auf einem Podest erkennen.

Kate schaute sich um. Sie sah niemanden in dem Raum, also ging sie vorsichtig ein paar Schritte in das Zimmer. Sie wollte wissen was auf dem Podest lag. Es war seltsam kühl in dem Zimmer. Kate konnte sich leicht erinnern, dass die anderen Zimmer nicht ganz so kühl waren. Ihr lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter und sie schaute nochmal zur Tür. Es war unheimlich... Sie kam sich beobachtet vor und wollte eigentlich gehen, aber irgendetwas hinderte sie daran. Ohne es zu wollen ging sie langsam auf den Podest zu. Sie erkannte noch immer nicht was darauf lag. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Warum hatte sie so ein ungutes Gefühl?

Ein paar Schritte davor blieb sie stehen und atmete tief durch. Ihr Herz raste so schnell wie noch nie in ihrem Leben. Auf einmal streifte sie ein Luftzug und Gänsehaut breitete sich über ihren Körper aus. Es ist so unheimlich. Was wenn... Weiter wollte sie nicht denken, sie hatte Angst, wirkliche Angst.

Wieder streifte sie ein Luftzug, jedoch stärker und so kalt, dass es wie Feuer brannte. Die Tür schlug mit einem lautem Knall zu, daraufhin fuhr sie erschrocken zusammen. Sie wagte nicht einmal ans Atmen zu denken, so unheimlich war ihr zumute. Auf Zehenspitzen drehte sie sich in Richtung Tür. „Tipsina..?“, wisperte sie starr vor Schrecken.

Doch da war niemand...oder doch? Es war dunkel, zu dunkel um alles zu erkennen. In dem Raum brannte kein Licht, er wurde nur vom Mondlicht erhellt. Sie hatte Glück das Vollmond war. Einige Minuten stand Kate nur da, zitternd vor Angst und lauschend. Aber sie hörte nichts, außer ihren Herzschlag. Sie atmete ein paar mal tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Als es einigermaßen ging und sich ihre Augen an die plötzliche Dunkelheit gewöhnt hatten, schaute sie sich vorsichtig noch einmal um. Es war alles wie vorher... Dennoch hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden. Kate schluckte schwer und drehte sich ganz langsam in Richtung Podest. Kalte Schauer liefen ihr über den Rücken, doch Kate ignorierte sie. Sie war aufeinmal von unbeschreiblicher Neugierde gepackt...

Sie tat einen Schritt, warf einen Blick über die linke Schulter und warf einen Blick über die rechte Schulter. Sie tat wieder einen Schritt, blickte sich wieder über die Schultern. Zweimal tat sie dies noch. Mit dem letztem Schritt verspürte sie ein Stechen im Herzen. Sie sah nichts, da ihr Schatten auf das Podest fiel, weshalb sie sich auf die andere Seite stellte. Sie blickte auf eine Glasglocke hinab, doch dass Glas spiegelte und sie erkannte nichts. Kurzerhand hob sie die Glasglocke hoch und erblickte eine schwarze Feder. Ihr wollte nicht ganz in den Sinn dringen warum diese Feder einen so besonderen Platz hatte.

Wieder verspürte sie einen Stich. Sie sank zu Boden und die Glasglocke zerschellte neben ihr auf dem Boden...

Sie griff sich schwer atmend an ihre Brust... ‚Was war das?’, fragte Kate sich. Sie merkte nicht, wie die Glasglocke neben ihr zerschellte. Sie spürte auch nicht den Schmerz in ihrer Hand, als die Splitter sie verletzten. Kate wippte leicht, ihr wurde schwindelig und sie hatte das Gefühl, dass ihr irgendwas die Kehle zuschnürrte. Sie begann am ganzen Körper zu zittern und merkte wie ihr Verstand sich abschaltete. Sie schloss ihre Augen und versuchte sich zu beruhigen. Es klappte! Trotzdem hatte sie das Gefühl, kaum Luft zu bekommen. "H-Hallo?", fragte sie mit schwacher und zittriger Stimme. Kate hörte ein schleifendes Geräusch und erschrack fürchterlich. Sie wagte kaum mehr zu atmen. Zitternd schaute sie sich um. Sie versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen. ‚Oh, warum bin ich nur so neugierig?’

‚Ich will hier wieder raus, ich halt's nicht mehr aus. Ich habe verdammt noch mal Angst!’, schoss es ihr durch den Kopf. Langsam stand sie wieder auf und setze sich in Bewegung. „Tipsina?", fragte Kate mit zitternder Stimme. Vor ihren Augen drehte sich alles, wodurch sie zu schwanken begann. Sie schlug die Hände vor die Augen und versuchte ihr Gleichgewicht zu halten, eine Weile gelang ihr das doch dann brach sie zusammen und verlor das Bewusstsein.

Am nächsten Morgen wachte sie in ihrem Zimmer auf. Gähnend streckte sie sich und bleib noch eine Weile liegen. Überlegend mit ihrem Blick umherschweifend, betrachtete sie den Baldachin. Plötzlich traf sie die Erinnerung wie ein Schlag und sie saß kerzengerade im Bett. „Oh mein Gott", stockte ihr der Atem. In diesem Moment schlenderte ihre Freundin herein, setzte sich zur ihr auf die Bettkante und streichelte ihre Hand. „Guten Morgen, Liebes", lächelte Tipsina. „Hast du gut geschlafen?", lächelte sie weiter.

Kate starrte Tipsina an, als hätte sie gerade einen Geist gesehen. Sie schaute sich in dem Zimmer um. Es war so wie sie es in Erinnerung hatte. ‚Aber was war letzte Nacht passiert?’, fragte sie sich. Tipsina schaute Kate immer noch lächelnd an. ‚Komisch... was ist mit ihr los?’, fragte sich Kate, ‚Sie ist irgendwie seltsam...Und was das letzte Nacht nur ein Traum? Er war so real... wirklich furchtbar...’

"Guten Morgen...", sagte Kate mit schwacher Stimme. "Ich... hatte einen komischen Traum... Und du?" Sie versuchte das Thema zu wechseln und hoffte das Tipsina mitmachen würde und nicht auf den Traum zu sprechen kam.

„Meine Nacht war, wie die vorhergehenden auch, leider ohne Traum. Erzähl doch von deinem Traum." Zuerst zögerte Kate, doch als ihre Freundin die Bitte wiederholte begann Kate zu erzählen. Ihr zuckten immer wieder kalte Schauer über den Rücken. Hitze und Kälte wechselten sich in ihrem Körper ab. ‚Warum bringt mich das Erzählen so aus der Fassung?’ Sie verstand die Welt nicht mehr. „Du hast wirklich nur schlecht geträumt!", lachte Tipsina, „Denn so einen Raum habe ich hier nicht und was denkst du wie du hierher gekommen wärst? Ich habe immerhin tief und fest geschlafen und Personal, wie du weißt, habe ich hier nicht. Und ich wüsste auch nicht das es hier spukt!" Sie amüsierte sich wirklich köstlich während Kate vor Angst nur so geschüttelt wurde. ‚Das kann doch kein Traum gewesen sein, das war viel zu realistisch und...’, sie schaute ihre Hand an, die ihr verriet das es doch passiert war, aber sie schwieg. Sie konnte es nicht sagen, weil sich ihre Kehle wie zugeschnürt anfühlte.

Ein paar Minuten herrschte Schweigen. "Vielleicht solltest du dich nochmal ausruhen bis es dir wieder besser geht", sagte Tipsina. Sie stand auf und ging ein paar Schritte zur Tür. "Ach ja!", sie drehte sich um," heute Abend bist du kurz allein... Ich muss dringend wohin, aber - du kannst leider nicht mit, Süße. Nehm's nicht persönlich." Tipsina lächelte kurz. "So. Ich werde jetzt Frühstück zubereiten. Komm wenn es dir besser geht, ok?" Mit diesen Worten drehte sie sich wieder um und ging aus dem Zimmer. Kate starrte eine Weile die Tür an und schaute wieder auf ihre Hand. ‚Ich bin heute Nacht wieder alleine?... ganz allein?’, Kate schüttelte es. Es war vielleicht nur kurz, aber sie hatte dennoch Angst. Ihr wurde schwindlig und sie ließ sich in das Bett zurückfallen. Sie wollte kurz ihre Augen zu machen, doch sie hörte plötzlich ein Rascheln.

Eiskalt lief es ihr den Rücken hinunter... „Tipsina..?“, rief sie mit leiser, krächzender Stimme. Mit kühlen Fingerspitzen griff sie an die Schläfen ihrer fest zugedrückten Augen und massierte diese, da sie sich so erhoffte ruhiger zu werden und das was geraschelt hatte somit verschwunden war, wenn sie die Augen wieder öffnen würde. ‚Bitte...’, dachte sie leise von Angst erfüllt, ‚...wenn das so weiter geht halte ich das keine zwei Wochen mehr hier aus... Hab ich ihr nicht gesagt das ich noch nicht wieder ganz so fit bin nach diesem Vorfall? Bitte lass es jetzt weg sein!’ Kaum war der Gedanke zu Ende gedacht schlug sie die Augen auf. Nichts, alles war still bis auf das Glockenspiel am geöffneten Fenster, wovon ihr beides bis jetzt nicht aufgefallen war. ‚Vielleicht war das Glockenspiel ja schon gewesen, nur mir war es nicht aufgefallen, weil das Fenster nicht offen war und somit nicht in Bewegung versetzt wurde...’ Sofort sprang sie aus dem Bett, verschwand im Bad, wo sie ihr Nachtgewand von sich warf und unter der wunderschönen Dusche verschwand. „Hach, wenn doch nur alles so wunderschön hier wäre..“, seufzte sie.

Danach machte sie sich auf den Weg in die Küche, auch wenn es ihr nicht wirklich besser ging, aber in diesem Zimmer hielt sie es nicht mehr aus.

Kate ging ein paar Gänge entlang und schaute sie sich an. Am Tag waren sie nicht so bedrohlich wie in der Nacht, doch bei einem Gang hatte sie plötzlich ein ungutes Gefühl. Ihr liefen wieder eiskalte Schauer über den Rücken. Kate blieb stehen und schaute sich den Gang genau an. Er sah so aus wie jeder andere, aber warum hatte sie so eine Angst?

Sie ging weiter und mit jedem Schritt wurden ihre Beine weicher. Kate wollte stehen bleiben, aber ihre Beine schienen ihr nicht mehr zu gehorchen. Ihr wurde immer mulmiger und plötzlich hörte sie wieder das Rascheln von vorhin. Sie blieb sofort stehen und schaute in die Richtung des Geräusches. Es kam aus einem Raum. Kate schluckte schwer. War es nicht der Raum von letzter Nacht?

Sie schaute ihre Hand an und fing an zu zittern. Ratlos was sie tun sollte, blieb sie eine Weile stehen. Dann ging sie mit vorsichtigen Schritten auf die Tür zu. Sie hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Die Zeit schien stehen zu bleiben und Kate spürte nur noch ihr rasendes Herz. Als sie vor der Tür stand, atmete sie ein paar Mal tief ein und schaute den Gang auf und ab. Es war niemand da, was auch nicht wunderlich war.

Sie griff nach dem Türgriff und atmete tief durch. Langsam drückte sie ihn nach unten, die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt und schielte in den Raum. Bevor sie irgendetwas erkennen konnte spürte sie einen Lufthauch in ihrem Nacken. Erschrocken fuhr sie herum. Doch da war niemand. Verwirrt schaute sie den Gang auf und ab, leer. Kate wollte sich gerade wieder umdrehen, als die große Tür am Ende des Ganges langsam aufging. Ihr Herz pochte auf einmal heftig und sie bekam kaum Luft. ‚Warum habe ich nur solche Angst?’ Kate trat ein paar Schritte zurück und hielt den Atem an. Plötzlich schlug jemand die Tür ruckartig auf. Zuerst erkannte Kate die Person nicht, doch als sie in den Gang trat musste Kate sich das Lachen verkneifen. ‚Wie dumm war ich denn? Was hatte ich denn erwartet?’, fragte sie sich. "Mann hast du mir einen Schrecken eingejagt, Tipsina". Ihre Freundin schaute sie nur verwundert an, dann schaute sie zu der Tür und wurde plötzlich wieder ernst. "Mach bitte die Tür zu und komm mit, Essen ist fertig. Ich habe dich gesucht.", sagte Tipsina. Kate wurde mulmig. Warum war sie plötzlich so komisch? Sie machte die Tür zu und ging zu ihr.

Langsam trottete sie ihrer Freundin ohne ein Wort hinter her. Warum war sie auf einmal so ernst? Was hat es mit diesem Raum auf sich? ‚Hmmmm.. komisch ist es auf alle Fälle, ob ich sie fragen sollte?’

“Sag mal Tipsina,”, fing Kate an, “warum bist du aufeinmal so ernst geworden?”

“Ach..”, doch sie waren schon am Ende des Ganges angekommen und gingen hinein, eine Antwort bekam Kate nicht.

So saßen sie eine Weile ohne ein Wort am Tisch und aßen. “Achja,”, sagte die Hausherrin im Aufstehn, “möchtest du auch einen Kaffee? Hatte ich ganz vergessen..”

“Oh, ich trink doch keinen, das weißt du doch, aber wenn du so lieb wärst und mir einen Tee machen würdest, würde ich nicht Nein sagen.”, und lächelte, wie wenn man etwas getan hat, die Stimmung gefroren ist und so wieder etwas ausbessern möchte. “Dann Kamillentee, richtig?” Kate nickte nur und war froh, denn es schien die Verfahrenheit verflogen zu sein, dennoch fragte Kate nicht noch einmal, zumindest jetzt nicht.

So machte Tipsina sich daran Wasser in den Kessel zu füllen und stellte diesen auf den Herd. Während sie wartete goss sie sich ihren Kaffee ein, welcher von einer sehr alt anmutenden Kaffeemaschine warm gehalten wurde, nahm einen Schluck und stellte die Tasse dann an ihren Platz. “Muss das heute Abend wirklich sein? Ich meine, naja, du weißt schon..”, stammelte die am Tisch Sitzende. “Ja, tut mir leid, das war schon eher geplant und ich hab natürlich schon gefragt ob es sich verschieben ließe, aber leider nein.”, womit sie ihr die Hand streichelte und sie mit aufrichtigem Blick ansah. Plötzlich pfiff der Wasserkessel und Tipsina wand sich ab um das Wasser aufzugießen.

“Hier, bitteschön, ich hoffe er schmeckt dir.” Behutsam stellte sie die Tasse nebst dem Teller der Freundin ab. “Bestimmt!” So wollte sie auch gleich einen Schluck nehmen, aber der Tee war heißer als gewöhnlich und so verbrannt sie sich die Zunge. Kichernd saß die Teeköchin da. “Das ist nicht lustig”, beschwerte sich Kate, aber musste dann auch Kichern, bis es bei beiden in vergnügtem Gelächter endete. “So schusselig wie eh und je”, wurde geschmunzelt. “Ach bist du doof”, womit Kate die Zunge ihrem Gegenüber entgegenstreckte. “Bäääääh”, kam es zurück.

Genüsslich beendeten sie ihr Mahl.
 

Tipsina führte Kate in ihrem Schloss herum, doch für sie sahen alle Gänge gleich aus. Sie erinnerte sich noch an damals, als Tipsinas Eltern noch lebten. Das Schloss war wunderschön, der Vorgarten war einfach nur herrlich, das Schloss wirkte so lebendig... aber jetzt... Kate war damals oft hier gewesen, sie haben hier immer Verstecken gespielt, es war so eine schöne Zeit gewesen. Sie musste lächeln und merkte nicht, dass Tipsina sie beobachte. Mit der Zeit bekam Kate ein komisches Gefühl, plötzlich war das Glücksgefühl verschwunden und Trauer überkam sie. Tipsinas Eltern sind früh verstorben und sie musste sich seitdem alleine durchschlagen. Kurz nachdem ihre Eltern verstorben waren hatte sich alles verändert. Das Schloss wirkte nicht mehr so einladend, der Vorgarten blühte nicht voller Blumen, sondern Tipsina pflanzte nur noch rote Rosen an, die nie zu verblühen zu schienen. Ihre Freundin hatte sich auch verändert, sie war nicht mehr so lebensfroh wie damals. Das sie eine Vorliebe für schwarz hatte, wusste sie, aber mit wem traf sie sich immer? Warum hatte sie das Gefühl, das Tipsina ihr etwas verschwieg? Steckt hinter dem schwarz noch mehr? Nicht nur eine Vorliebe?

Völlig in ihren Gedanken vertieft stieß Kate gegen Tipsina, die stehen geblieben war.

Sie blickte ihre Freundin verwirrt an. "Stimmt irgendetwas nicht? Du sahst so nachdenklich aus...", sagte Tipsina freundlich, doch Kate bemerkte ein seltsames Funkeln in ihren Augen. Sie beschloss sie nicht auf ihre Überlegungen anzusprechen.

"Mir... ist aufgefallen, das alle Gänge gleich aussehen. Verirrst du dich da nicht?", fragte Kate. Tipsina schwieg eine Weile: "Nein."

‚Komische Antwort...’, doch Kate kam gar nicht dazu sich Gedanken darüber zu machen.

"Schau, wir sind wieder bei deinem Zimmer, wenn du heute Nacht Hunger bekommen solltest, musst du nur den Gang entlang laufen und du bist in der Küche", sagte Tipsina freundlich, "... ich weiß echt nicht warum du dich immer verläufst."

Kate zuckte zusammen, denn der letzte Teil war etwas gepresst und für eine Sekunde merkte sie, dass Tipsina nicht recht erfreut war, dass sie sich verlaufen hatte.

Was hatte sie zu verbergen? Seit wann ist sie so? Diese Züge waren völlig neu.

"Ja, tut mir leid....", sagte Kate.

‚Was konnte es nur sein?' Gemütlich in die weichen Kissen gekuschelt, mit einem ihrer Lieblingsbücher in der Hand, überlegte sie, weshalb sie nicht wirklich zum Lesen kam. ‚Hmm, ich komme einfach nicht drauf...', überlegte sie müde. Um so mehr sie überlegte, um so müder wurde sie, bis sie letztendlich einschlief und ihr Buch zu Boden polterte. Kurz nochmals aufgeschreckt, aber dann endgültig dem Reich der Träume entschwunden.

Als sie wieder erwachte war es schon später Nachmittag, denn die Sonne hing schon gesenkt an dem immer dunkler werdenden Abendhimmel. "Oh nein!", erklang es erschrocken von der schläfrigen Stimme Kates. "Wie spät ist es?!? Hoffentlich ist sie nicht schon gegangen... Sie hätte mich dann doch wenigstens noch mal kurz wecken können!", und schon war sie aus dem Bett gesprungen, in ihre flauschigen Hausschuhe gesprungen und auf den Weg in ihr ewig währendes ‚Labyrinth'. "Tipsina?!", rief und krächzte es teilweise, durch die noch ganz verschlafene Stimme. "Bist du noch da?! So antworte doch..!"

‚Mist.. sie ist bestimmt nicht mehr da.. ich will hier nicht alleine sein. Vielleicht sollte ich mich in mein Auto setzen und in die nächste Stadt fahren, mir ein nettes Lokal und eine Bleibe suchen und dann fahr ich früh wieder hier her.. Ja das ist eigentlich eine gute Idee.' Kaum war der Gedanke zu Ende gedacht, flog sie beinahe über den marmornen Boden dahin in ihr Zimmer, wo sie einen Zettel schrieb:

"Liebste Tipsina,

ich bin in die Stadt gefahren, weil ich mich hier gar zu einsam und verlassen gefühlt hätte, zu dem ist hier irgendwas was mich beunruhigt, weshalb ich die Nacht nicht allein verbringen will und eben aus diesem Grunde fahre. Dieser Zettel ist nur zur Vorsicht, falls du eher da sein solltest als ich wieder zurück bin. Ich hoffe du kannst dies verstehen...

Deine Kathrine"

Kaum zu Ende geschrieben überflog sie schnell noch einmal das eben Geschriebene während sie über das Blatt pustet, dass die Tinte schneller trocknete.

‚Ja, man kann's lesen und verstehen und jetzt schnell das Zettelchen in der Küche auf den Tisch legen, umziehen, das Wichtigste für heute einpacken und los geht's.'

Nachdem sie den Zettel gut sichtbar auf den Tisch gelegt hatte, stand sie wieder vor ihrer Tür und blickte in die Richtung in die sie sonst immer gegangen war und dieses nur allzu ominöse Zimmer lag. ‚Ob ich vielleicht nicht doch einmal hinein sehen sollte? Ich mein, was kann sie bitte darin versteckt haben das sie es mir nicht zeigen will? Und dann lässt sich mich auch noch hier allein zurück.. Hmm, nur ein kurzer Blick kann ja nicht schaden...' Woraufhin sie sich auch gleich in Bewegung setzte. Mit bebender Brust holte sie kurz Luft und öffnete die Tür, sie traute ihren Augen nicht als sie die schwarze Feder unter der Glasglocke aus ihrem Traum erblickte. ‚Vielleicht war es doch nicht nur ein Traum..? Egal, ich geh jetzt bevor ich mich doch noch entschließe hier zu bleiben.', wobei ihr dieser Gedanke Gänsehaut am ganzen Körper versetzte.

‚Endlich', dachte sie wie vollkommen erlöst, ‚ kann ich dem Ganzen für eine Nacht entkommen.' Auf dem langem Weg in die Stadt hatte sie viel Zeit um über dies oder jenes nachzudenken. Kaum das Ortseingangsschild entdeckend jubelte etwas wie in ein kleines Kind in ihr und ihre Mundwinkel wurden umgarnt von einem kleinem Lächeln. Nun musste sie lediglich noch nach einem Lokal Ausschau halten. Ihre Wahl halte sie bald getroffen: das kleine gemütliche Pub, welches ihr auf der Herfahrt schon aufgefallen war und in das sie mit ihrer Freundin eigentlich auch einmal gehen wollte, aber so konnte sie sich auch erst einmal allein mit diesem Vertraut machen. ‚Und wer weiß? Vielleicht werde ich hier meine mitgebrachten Sorgen los?', lächelte es nur noch in ihr.

Erfolgreich eingeparkt, drückte sie voller Vorfreude die Türklinke nach unten.

Neugierig trat sie in das Pub und schaute sich um. Irgendwie... war es seltsam hier. Die Leute beobachteten sie nicht, doch Kate ignorierte es. Sie überlegte ob sie sich zu jemanden setzten sollte, doch beschloss sich erst mal umzuschauen. Als sie in einer Ecke einen leeren Tisch fand, ging sie zufrieden hin. Endlich sitzend schaute sie sich richtig um. 'Irgendetwas... stimmt mit den Leuten nicht...', doch sie wusste nicht was. Als ihr Blick durch die Gegend schweifte, merkte sie, etwas versteckt, einen Durchgang, der mit zwei dunklen, vielleicht lilanen, Vorhängen verdeckt war. Neugierig versuchte sie zu erkennen, was dahinter war und wollte schon hingehen, als sie zwei muskulöse Männer an den Seiten stehen sah.

Kate schreckte auf, als neben ihr plötzlich ein .. hübscher Mann stand. Er lächelte freundlich, doch seine Augen schienen etwas anderes zu sagen.

"Guten Abend junge Dame", kurzes Schweigen. "Darf ich sie auf ein Gläschen einladen?"

Etwas überrascht über seine Wortwahl antwortete sie ihm etwas verlegen. "Oh, ja gerne..."

Der junge Mann nickte lächelnd und reichte ihr seine Hand. Zögernd nahm sie sein Angebot an und griff nach ihr. Er führte sie zur Theke, was ihr seltsam vorkam. Kates Blick fiel wieder auf den Durchgang, wo gerade zwei Mädchen durchgingen. Sie hatte bemerkt, dass sie den Wachen vorher etwas gezeigt hatten, ihren Mund? 'Seltsame Leute... aber... ist... ist ... war das nicht gerade Tipsina?!?'

Kate traute ihren Augen nicht. Für einen kurzen Moment konnte sie einen Blick in den Raum erhaschen und vermochte ihre Freundin zu sehen, oder hatte sie sich das nur eingebildet?

"Was habt ihr?" Der junge Mann war stehen geblieben und schaute sie besorgt an.

Verwirrt von dem gerade Gesehenem schaute sie abwechselnd zwischen ihm und dem Durchgang hin und her. "Ähh... was.. ist das für ein Raum dort?" Sie zeigte mit dem Finger in die Richtung, doch er schaute nicht einmal hin.

"So,so ihr interessiert euch also dafür?" Ein seltsames Lächeln umspielte für einige Sekunden seine Lippen. "Lasst uns erst mal etwas trinken, schließlich lied ich euch ein." Er nahm wieder ihre Hand und ging weiter.

Kate wusste nicht mehr was sie denken sollte, sie beschloss den Raum erst mal zu vergessen. "Ähm ja... Kate... meine Name ist Kathrine, aber alle nennen mich Kate.", stammelte sie. "So, Kathrine klingt auch wundervoll, mein Name ist..." Er blieb stehen und schaute ihr direkt in die Augen. "Man nennt mich... Kosto, aber ihr könnt mich auch Jilian nennen. Es liegt an euch..."

"Was ist Ihnen denn lieber? Beziehungsweise, warum überhaupt so zwei unterschiedliche Namen? Aber ich finde sie beide sehr schön, Kosto ist recht ungewohnt, dennoch klingt er schön." Der charmante junge Mann überlegte kurz, und sprach dann: "Wohl denn, schön klingen mag er vielleicht, aber seine Bedeutung ist es dann doch nicht: es bedeutet Rache und auch Vergeltung.. Und der Grund dafür ist rein gar nicht schön, aber das wäre wohl vielleicht zu viel für unsere erst Begegnung und ich würde sagen es geziemt sich nicht einer so bezaubernden Dame den Abend mit so einer Geschichte zu vermiesen." und lächelte sie so einzigartig an, das ihr der Atem wegblieb. 'Oh mein Gott.. So schnell hatte ich das nicht erwartet, aber irgendwie ist er sonderbar, genauso wie er anziehend ist - wie macht er das nur? ich bin doch sonst nicht gleich so hin und weg, das kann nicht normal sein.'

"Öhm", zögerte sie, "um ehrlich zu sein interessiert es mich schon.., doch wenn sie nicht drüber reden wollen ist es auch okay." Und brachte so ein kleines, aber sehr liebenswertes Lächeln zu Stande. "Ist Ihnen warm", fragte er unvermittelt. "Wie? Ähm, ein bisschen schon.." Woraufhin sie sich ihres Mantels entledigte, dann ihren, ihr auf einmal viel zu dick erscheinenden Pullover und suchte sich nach einem Platz für beides um. "Würden sie Ihre Sachen mir anvertrauen? Ich bringe sie an einen sicheren Ort."

"Oh, vielen Dank.", womit sie erleichtert war ihre Sachen nicht an den Garderobenständer hängen zu müssen, welchen sie eh gerade nicht fand.

Nach kurzer Zeit tauchte er so unvermittelt neben ihr auf das sie aufschrak. "Oh, entschuldigen sie, ich wollte Sie nicht erschrecken."

"Nein, nein schon in Ordnung", lächelte Kate Kosto an. "Darf ich sagen das ihr Lächeln atemberaubend ist und dürfte ich mich auch erdreisten Sie zu duzen?", er nahm geschickt, wie auch geschwind, Kates Hand und gab ihr erneut einen Kuss auf diese. "Wenn ich das denn auch dürfte?"

"Aber natürlich!" Woraufhin beide in Gelächter ausbrachen und sich dann von der Seite ansahen. "Wie alt bist du eigentlich?" , fragte Kate. Kosto schien kurz zu überlegen, ehe er antwortet: "Hmm, 21, und du?"

"Ebenfalls.", antwortete sie sich wundernd, was ihm nicht entging, doch beide beließen es dabei und er fragte stattdessen ob sie noch ein Glas ihres Wodka-Lemon wöllte, als er ihr leeres Glas sah. Daraufhin schielte sie zu dem seinem und sagte. "Nein, aber trotzdem lieben Dank."

"Bitte, lass dich nicht an meinem noch vollen Glas stören, ich trinke immer so langsam, weil ich nicht wirklich viel Alkohol vertrage. Also beliebt es dir nach noch einem?"

„Nun, ich glaube ich habe keine andere Wahl oder?", meinte sie im Spaß, womit ihr nächster Drink bestellt war.

„Aber wenn ich dich dazu bringen würde dein Glas und noch ein Glas zu leeren, würde ich vielleicht die Geschichte hinter deinem Namen erfahren?", Kate gab sich absichtlich leicht angetrunken, wobei dazu noch ein sehr weit entferntes Stück fehlte.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kosto drückte sie an sich, doch weniger um sie zu trösten. 'Sie ist die 2., die 2. die meine Geschichte erfahren hat... Hoffentlich habe ich die richtige Entscheidung getroffen.' Er schaute zu ihr und fuhr mit seiner Hand sanft durch ihr Haar. "Schon gut, weint nicht. Ich möchte euch lieber lächelnd sehen." Sanft küsste er ihren Kopf. Kate jedoch konnte sich nicht beruhigen, ihr spielten sich einige Szenen immer wieder ab. Sie dachte, sie würde bald wahnsinnig werden, denn sie spürte wie sich ihr Herz verkrampfen zu schien und plötzlich musste sie an Tipsina denken, an die alte Tipsina, die die immer gelacht hatte. 'Was hat Tipsina damit zu tun? Warum muss ich gerade an sie denken? Ja, sie hatte ihre Eltern auch in dem Alter verloren...'

Kate atmete ein paar mal tief ein um sich zu beruhigen. Sie spürte nur Trauer und Leere in ihrem Körper, als hätte er ihr alles Leben ausgesogen.

"Tipsina....", murmelte Kate fern der Realität vor sich hin. Kosto blickte etwas überrascht zu ihr herunter. 'Sie kennt Tipsina?' Gewohnheitsgemäß schielte er zu dem Durchgang. 'Tipsina ist hier, ist das etwa ihr Besuch, von dem sie mir erzählte?'

Kosto schloss kurz seine Augen. >Tipsina, sagtest du nicht, deine Freundin bleibt bei dir im Schloss?<

Tipsina, die sich gerade im Nebenzimmer amüsierte zuckte leicht zusammen, als sie Kostos Stimme in ihrem Kopf hörte. >Ich sagte, sie soll lieber im Schloss bleiben... ist sie... etwa hier?<

Sie erinnerte sich, als sie ihn das erste mal sah...

Es war an ihrem 10. Geburtstag... und dann... vor 2 Jahren begegneten sie sich wieder. Es war das Versprechen, das sie ihm gab und er belohnte sie dafür. Sie lächelte und ihre süßen Eckzähnchen funkelten im Licht. Oft hat sie überlegt Kate die Wahrheit zu sagen, doch sie konnte es nicht. Aber jetzt war Kate hier, mit Kosto... Sie hatte ihm sehr viel zu verdanken...

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sich Kosto wieder meldete. Es war eine Fähigkeit die sie von ihm erlangte. Er nahm ihr alles, aber gab ihr noch viel mehr.

>Wenn ihr Name Kate ist und sie dich kennt, dann ist sie nicht im Schloss geblieben<

Bei seinen Worten seufzte Tipsina, sie beschloss rauszugehen und nachzuschauen. Vorsichtig schob sie den Vorhang beiseite und trat hinaus. Sie blickte sich rasch um und erblickte Kosto, der mit... Kate im Arm dastand. Tipsina konnte sich an den Fingern abzählen warum Kate weint. >Du hast ihr deine Geschichte erzählt?<

Kosto schaute Tipsina an. Obwohl sie so weit auseinander standen wussten beide, dass der andere ihm in die Augen sah.

>Ja... ich hoffe... es war nicht falsch.. Weiß Kate von deiner Existenz?<

Kate drückte sich näher an Kosto, in ihrem Kopf spielten sich alle möglichen Szenen ab. Sie merkte nichts, sie hörte nichts, nur ihr rasendes Herz.

Tipsina schüttelte den Kopf. Ihre langen schwarzen Haare verdeckten die Hälfte ihres Gesichts, als sie traurig nach unten sah. >Ich konnte es nicht... aber ich denke, dass sie die Feder... deine Feder entdeckt hat...<

Vorsichtig sah sie wieder zu Kosto und hoffte das er nicht wütend wurde.

Etwas erzürnt sah er Tipsina an und ein leises Fauchen entwischte ihm. Tipsina zuckte etwas zusammen. Kosto war der Einzigste vor dem sie Respekt hatte und den sie fürchtete. Er wusste das und er kümmerte sich immer um sie, als sie noch ein Mensch war. Tipsina war für ihn mehr als eine Gehilfin, wie sie sich immer nannte, doch das wusste sie nicht.

>Wir reden später noch einmal<, lies er sie nur wissen und versperrte seinen Geist vor ihrer Antwort, woraufhin sie wieder hinter dem Vorhang verschwand.

Er fuhr ihr noch einmal durch das Haar. "Bitte beruhig dich doch..", er wusste nicht recht wie er sie trösten konnte. "Ich hätte es dir ja doch nicht zeigen sollen, es tut mir wirklich leid."

Da sie etwas kleiner war als er, musste sie zu ihm aufsehen und blickte ihm direkt in die Augen. Ein unvergleichlicher Moment in dem beide meinten auf den Grund der Seele des anderen sehen zu können, bis beide leicht beschämt den Kopf abwandten, als hätten sie im Tagebuch des anderen Geheimnisse gelesen, die sie hätten nicht lesen sollen.

Nach ein paar Sekunden begann sie: "Es muss dir nicht leid tun, immerhin wollte ich es ja wissen..! Aber was mich fasziniert und gleichzeitig auch ein wenig ängstigt ist diese Situation grad. Zuerst sehe ich das alles, nur durch einen Kuss und dann jetzt das gerade eben - ich verstehe irgendwie nicht so recht.."

"Momentan ist es vielleicht sogar besser, wenn du es nicht versteht, manchmal ist Unwissenheit das Beste was einen passieren kann..

Wo schläfst du eigentlich heute Nacht?"

"Naja", antwortet sie unsicher und noch immer sichtlich beschäftigt, "ich wollte mir noch eine Bleibe suchen.. Gibt's hier auch Zimmer die vermietet werden?"

"Nein", entgegnete er ihr, "aber wenn du möchtest kannst du in meinem Gästezimmer unterkommen."

"Wo wohnst du eigentlich?"

"Nicht weit, vielleicht eine halbe Stunde Autofahrt." Kate überlegte kurz. 'Ja, für alle hier ist das vermutlich nicht weit'

"Also wenn es dir nichts ausmachen würde", begann sie, "dann gern."

Ohne ein weiteres Wort ging er und kam mit Kates Sachen und seinem eigenen Mantel wieder. Als er seinen Mantel anzog, fiel ihr auf wie mysteriös er eigentlich vom Äußerem wirkte. "Mylady?", und hielt ihr seinen Arm hin, sie kicherte. "Oh Mylord, mit Vergnügen, wo mir doch vergönnt ist dies selten Augenblick, da bin ich doch nicht so erdreistet um ihr Geleit auszuschlagen." Beide lachten wieder, doch der andere wusste das es nur versuchte Ablenkung war.

So saßen sie dann beide in ihren Autos, wobei Kate Kosto folgte. Schon von Weitem sah sie das prächtige Schloss aufragen, aber hoffte das ihrer beider Weg nicht dorthin führen würde - aber er tat es. Als sie ankamen hatte es auch noch begonnen zu regnen, so das beide hineineilten und Kate weder Widersprüche einwenden konnte, noch sich das alte, dafür aber umso prächtigere Schloss, genauer ansehen konnte - von außen.

"Willkommen in meiner bescheidenen Hütte."

"Bescheiden ist gut", kicherte Kostos Gast. "Ich zeige dir das Wichtigste und dann würde ich sagen gehen wir schlafen?" Kate antwortet mit einem Ja und Kosto musste in sich hinein kichern.

Nach einem kurzen, doch ungefähr halbstündigen kleinem Rundgang, kamen sie wieder am Anfang an. "Ääähm, könnte ich vielleicht noch einen Tee haben?"

"Natürlich", und beide gingen in Richtung Küche. Nach dem Mitternachtstee geleitete er sie zu drei Zimmern am Ende des Ganges. "Also du schläfst hier in dem Zimmer", und deutet auf das auf der linken Seite liegende Zimmer. "Und ich schlafe hier", und deutet jetzt gerade aus. "Dann gute Nacht, Kosto..." Obwohl er ihre Angst spürte ließ er sie in ihr Zimmer gehen, da er ahnte wer dann noch an sein Fenster klopfen würde. "Gute Nacht, junge Dame, ruhet wohl.", verneigte sich und hauchte ihr einen Kuss auf die Hand.

Als Kate in ihrem Bett lang, überlegte sie noch kurz, ob sie nicht auch gleich bei Tipsina hätte bleiben können, aber schlief während ihres Gedankenganges in dem großen, weichen Himmelbett ein.

Nebenan befreite sich Kosto von allem, von seinen eisblauen Kontaktlinsen, welche bis jetzt die blutroten Augen verborgen hatten, seinen Kleidern und dem Armband, welches seine Flügel verschwinden lies. Plötzlich klopfte es ans Fenster. "Du bist spät...", meinte er leicht ärgerlich, aber hob den überraschenden Gast herein, setzte sie auf sein Bett auf der rechten Seite des Zimmers und schloss dann das Fenster. "Es tut mir leid, auch das mit.."

"Kscht...", legte ihr seinen Zeigefinger auf den Mund und sprach: "..ist schon okay, immerhin habe ich ihr ja auch etwas von mir schon offenbart und solange sie JETZT noch nicht die Parallelen sieht, ist es in Ordnung. Also mach dir keine Sorgen, Liebes." Somit sah er Tipsina tief in die eisblauen Augen und brachte sein Gesicht näher und näher an das ihre. "Ich muss mich entschuldigen, Liebste.. Denn mir ist keines Wegs deine Zuneigung entgangen mir gegenüber.." Tipsina stieg die Schamesröte ins Gesicht, und wollte dieses abwenden, als der vor ihr Stehende ihr Einhalt gebot indem er weiter sprach: "Und.. Ich bin dir auch nicht abgeneigt, aber wollte ich es dir bisher nicht zeigen da ich Angst hatte mich jemanden zu sehr anzuvertrauen und dann enttäuscht zu werden. Kannst du das verstehen?", er ging vor ihr in die Knie und konnte die Antwort in ihren Augen lesen. "Komm..", er reichte ihr seine Hand, "lass dich mein Todesengel sein und mich in dir wiederauferstehen."

Sie beugte sich zu ihm vor, während sie seine Hand nahm, und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. "Lass uns beide sterben und aus der Asche dieser Nacht wieder aufleben..." Auf dann entflammte ein leidenschaftlicher Kuss, in dem sich immer wieder das Mondlicht an ihren Eckzähnen brach, die hervor lugten. Nebenbei fuhren Kostos Hände von den Fußknöcheln aufwärts Tipsinas Beine hoch, wo er Stück für Stück ihr Kleid mit in die Höhe nahm. "Nur du...", hauchte er ihr ins Ohr, als er sich über sie beugte und sie so sanft in das weiche Bett drückte. "Nur du..", wiederholte sie und verzehrte sich nach einem neuen Kuss, weshalb sie ihm mit einem ihrer Zähne sacht in den Hals ritzte, das ein einzelner Blutstropfen hervor quoll. Ein flüchtiger Kuss, dann schob er sie, so wie er konnte, weiter nach oben und ihr Kleid hinterher. So das er vom Bauchnabel an aufwärts, ihren Oberkörper mit Küssen bedeckte. Als seine Hände, samt Kleid, am Busen angelangt waren schob er mit der einen Hand weiter und die andere blieb verspielt an ihrem Busen hängen. Tipsinas Kehle entrang sich ein leises, lustvolles Stöhnen. "Lass deinem animalischen Trieben freien Lauf, wenn es dir danach gelüstet.."

"Ich.. ich weiß..", und fing an mit ihren Fingerspitzen sein Haar zu liebkosen, da sie momentan zu mehr nicht fähig war. Seine Zunge erkundete genaue die Region um ihren Bauchnabel und tastet sich dann weiter empor, bis zwischen ihren Busen. "Lass dich vollständig dieses unnötigen Stück Stoffes entledigen...", stütze sie somit im Rücken da mit sie sich unter ihm aufsetzen konnte. Automatisch hob sie ihre Arme und suchte seinen Blick der immer weiter mit dem Kleid steigend dem ihrem näher kam. Mittlerweile kniete er sich über ihre Beine um ihr das Kleid ihren Händen entreisen und es achtlos in einen Winkel des Zimmers schmeißen zu können. Sein Blick glitt dann augenblicklich zu dem ihrem, seine Hände schlossen sich sanft um ihre Ohren und erneut brach ein haltloser Sturm in Form eines Kusses los, währenddessen er sie wieder zurück auf das Bett gleiten ließ.

Mittlerweile hatte Tipsina fast gänzlich ihre Hemmungen verloren und stöhnte einfach laut auf, das man Angst haben musste es zu hören, aber im restlichen Schloss klang es nur wie eine liebestolle Fledermaus. "Noch ein bisschen...", entrang es sich schweren Atems Tipsinas Kehle. Kosto stand ebenfalls kurz vor dem Ende.

Als er in sie hineinstieß und sie beide vor Feuer zu vergehen drohten, ritzte Kosto Tipsinas Hals auf, und dies nicht nur leicht, ebenso Tipsina. Beide sich am Blut des anderen labend starben sie und stiegen aus den Funken des Feuer zusammen wieder auf.
 

Wenig später lagen sie eng aneinander geschmiegt auf dem Bett unter einer wolligen Decke.

Kosto strich zärtlich über ihr Gesicht, auf und ab, auf und ab, dann hauchte er ihr einen noch zärtlicheren Kuss auf die Stirn. Tipsina kuschelte sich enger an ihn, sie spürte wie seine Kraft durch sie strömte. Genauso wie damals... Sie schloss ihre Augen und erinnerte sich.

Es war zu ihrem 10. Geburtstag... Als schon alle schliefen, wachte sie auf, etwas schien sie zu rufen. Sie stand auf und folgte ihm, bis sie sich im Vorgarten wiederfand. Verwirrt hatte sie sich umgeschaut und fragte sich, woher die Stimme kam oder war das alles nur Einbildung? Sie wollte gerade wieder in das Schloss gehen, als sie unter einem großen Baum jemanden stehen sah. Zögernd lief sie zu ihm hin. Der Mann hatte schwere Verletzungen und sank, als er sie sah, auf die Knie. Sie wusste nicht was sie machen sollte. Der Mann hatte merkwürdige rote Augen, aber sie war zu jung um sich darauf etwas reimen zu können. "Kann ich euch helfen?", hatte sie gefragt doch er schaute sie nur stumm an. Nach einer Weile des Schweigens nickte er und rappelte sich wieder auf. Sie führte ihn zu ihrem Zimmer, jetzt würde niemand mehr kommen dennoch war es ihr nicht ganz geheuer. "Ruht euch aus, ich werde woanders schlafen..."

Der Fremde setzte sich auf ihr Bett. "Sage du und nenne mich Jilian, darf ich deinen Namen wissen?" Sie nickte nur und holte tief Luft, "Ich heiße Tipsina." Jilian lächelte kurz. "Tipsina also... vor was fürchtest du dich denn so sehr?" Sie sah verwirrt zu ihm auf und blieb wieder an seinen Augen hängen. "Ich... ich habe keine Angst... wieso fragst du?" Jilian schmunzelte leicht und kniete sich vor ihr hin. "Du fürchtest dich so sehr, dass du es dir nicht einmal traust es jemanden zu sagen." Auf seine Worte folgte ein langes Schweigen. Ihre Augen wurden leer und die Stimme verlor an Klang. " Ich habe Angst vor meinem Vater... Er...", sie stockte,"... er kommt jeden Abend nachdem Mutter mit irgendwelchen fremden Männern in ihrem Zimmer verschwindet..." Nach einem kurzen Schweigen redete sie leiser weiter. "Er sagt, dass das was er macht zeigt, dass er mich liebt, genauso wie es meine Mutter mit den anderen macht. Er meinte.... er meinte, dass machen alle so... aber ich habe Angst vor ihm... es tut immer so weh" Ihre Stimme war am Ende nicht mehr als ein Flüstern.

Jilian, der ihr schweigend zuhörte, nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. Sie wollte weinen, alles Elend aus ihr rauslassen, doch sie fühlte sich plötzlich zu nichts mehr in der Lage. Als er sie wieder los lies, sah sie ihn ausdruckslos an. Er schaute kurz an ihr herunter. "Steckt dich deine Mutter in diese Kleider?" Ihr Mund verzog sich und sie nickte nur. " Ja... sie würde böse werden, wenn ich das nicht anziehen würde... ich finde es... schrecklich..."

Ein kleines Lächeln huschte blitzschnell über seine Lippen. Er schaute ihr direkt in die Augen. "Yö...ich meine Tipsina... höre mir gut zu... Mir scheint, dass deine Seele gefangen ist. Ich kann dir helfen, doch musst du davor noch einige Aufgaben bestehen..." Jilian schwieg kurz. "Eigentlich nur eine. Ich werde dir jetzt alles nehmen und in 10 Jahren werde ich wiederkommen um dir deine Belohnung zu geben." Sie schaute ihn wieder an. "Du wirst mir alles nehmen?", hatte sie gefragt, obwohl sie wusste was er meinte. "Ja... alles...auch deine Eltern... du müsstest dich alleine durchschlagen und ich möchte das du mir dabei zuschaust... die Entscheidung liegt bei dir..."

Sie schwieg, nicht etwa weil sie überlegte, sie wollte wissen, was sich hinter seinem Blick versteckte. "Wer ist Yö?" Jilian lachte nur. "Yö... das ist eine deiner Aufgaben es herauszufinden, ebenso will ich nach den 10 Jahren meinen... eigentlichen Namen wissen."

Sie nickte stumm und ein kleines Lächeln zeigte sich. Jilian stand auf und schaute sie prüfend an. "Ich nehme an, das war ein Ja... komm mit..."

Ihr machte es nichts aus, dass sie für den Tod ihrer Eltern verantwortlich sein würde, im Gegenteil, es erfreute sie sogar.

Sie waren vor dem Zimmer ihrer Mutter angekommen, in dem komischerweise noch Licht brannte. Sie konnte es kaum erwarten. Jilian wendete sich ihr zu und sprach:" Sie ist alleine... aber klopfe du an der Tür, ich werde mich später zeigen." Mit den Worten verschwand er im Schatten und sie klopfte ein paar Mal an die Tür. "Herein", hörte sie ihre Mutter rufen. Langsam öffnete sie die Tür und steckte den Kopf rein. Ihre Mutter schaute sie verwirrt an. "Was machst du denn hier? Bist du wahnsinnig? Es ist viel zu spät für dich! Ab in dein Bett! Na wird's bald?" Doch sie öffnete die Tür noch einen Spalt weiter und trat ein. Sie wusste, dass ihre Mutter gerade vor Wut kochte. "Liebe Mutter... ich habe dir jemanden mitgebracht..." Mit diesen Worten trat sie noch einen Schritt beiseite und Jilian trat aus dem Schatten in das Zimmer. Ihre Mutter stutzte für einen Moment, doch als sie ihn sah war sofort ein bezauberndes Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen. Jilian ging auf sie zu und verbeugte sich vor ihr. Ihre Mutter wollte gerade etwas sagen, als Jilian Anstalten machte, sie küssen zu wollen. Doch anstatt sie zu küssen landeten seine Zähne in ihrem Nacken. Als sie das sah musste sie lächeln, dieses angstverzehrte Gesicht ihrer Mutter. Dann der stumme Hilfeschrei und der letzte Atemzug. Oh ja... sie spürte wie eine schwere Last von ihr genommen wurde.

Sie hörte eine Tür ins Schloss fallen und plötzlich merkte sie, wie die Angst wieder kam. "Vater ist da....", murmelte sie. Schon waren seine Schritte zu vernehmen. Sie ging aus dem Zimmer ihrer Mutter und wartete, er würde eh gleich kommen... sie zu lieben, wie er es nannte. Als ihr Vater um die Ecke bog blieb er verwundert stehen. "Tipsina meine Kleine, hast du etwa auf mich gewartet?" Schon kam er auf sie zu und wollte sich gerade bücken, als er Jilian im Türrahmen stehen sah. "Oh hallo, suchen sie etwas?", er schaute ihn verwundert an. Jilian jedoch ging schweigend auf ihn zu, bis er genau vor ihm stand. "Ich habe es schon gefunden.", mit diesen Worten bohrten sich seine Eckzähne auch in seinen Hals. Ihr wurde bei dem Anblick warm ums Herz. Es erfreute sie die letzten Wehrversuche ihres Vaters zu sehen. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war das ganze Schloss leer, ihre Kleider waren verschwunden und an deren Stelle hingen schwarze Anziehsachen, außerdem blühten in dem Garten nur noch rote Rosen, welche die Farbe von Jilians Augen hatten. Sie fand neben sich eine schwarze Feder und verschloss sie in einer Glasglocke in dem Zimmer ihrer Mutter.
 

Tipsina seufzte und fuhr Kosto mit den Fingerspitzen über den Arm. Er hatte ihr damals alles Lebenswichtige genommen. Es war sehr schwer gewesen, aber sie hatte diese 10 Jahre überlebt. Sie hatte rausgefunden was Yö bedeutet. Yö.. die Nacht, aber vielmehr stand dieser Name im Zusammenhang mit dem Engel der Nacht. Dieser Engel wiederum war die Geliebte und treuste Dienerin des Racheengels, dessen Name Kosto war. Kosto.. die Rache... in der Nacht... Yö. Seit der ersten Begegnung hatte sie keine neuen Freundschaften geknüpft, Kate war ihre einzigste Freundin und sie hoffte, dass das auch so bleiben würde. Erneut schloss sie ihre Augen und atmete tief ein.
 

Ihre 2. Begegnung fand vor ungefähr 2 Jahren statt, an ihrem 20. Geburtstag.
 

Sie begleitete Kate zur Tür es war schon spät doch Kate konnte nicht bei ihr übernachten, sie hatte wohl noch etwas vor. Ihr war es recht so, so konnte sie ihrem alljährlichen Ritual ungestört nachgehen. Sie wartete bis Kate weggefahren war und ging dann zu dem Zimmer ihrer Mutter. Jedes Jahr zu ihrem Geburtstag ging sie zu der Glasglocke und erinnerte sich an das Geschehene. Immer zu gleichen Zeit- als sie Jilian traf. Die Zeit verstrich und als sie gerade gehen wollte, spürte sie einen eiskalten Lufthauch. Sie wusste ganz genau wer da war, sagte aber nichts.

"Wir haben uns lange nicht gesehen.", kam es von hinten und Schritte waren zu vernehmen. Sie drehte sich um und stand vor Jilian. "Nein, ich habe dich lange nicht gesehen doch spürte ich deine Anwesenheit jederzeit." Er sah sie etwas überrascht an, vielleicht hatte er das nicht erwartet. "So, dann habe ich damals wirklich das Richtige gemacht..." Kurzes Schweigen, dann sprach er leise weiter. "Du hast dich besser Entwickelt, als ich es dachte. Ich brauche dich nicht nach der Bedeutung deines neuen Namens zu fragen ebenso wenig, wie nach meinem richtigen Namen." Sie nickte, denn sie hatte sich die ganzen Jahre lang mit ihm beschäftigt. Als sie wusste was Yö bedeutete konzentrierte sie sich nur noch auf ihn. Sie wollte so viel wie möglich über ihn erfahren doch sie wusste, dass das nicht ging, denn nur er konnte ihr alles sagen. Seitdem sie wusste was sich hinter Kosto verbarg träumte sie nachts von dem, was ihm oder seiner Mutter geschah.

Er unterbrach ihre Gedankengänge und sie erschrak etwas. "Yö, ich möchte, dass du mich ab jetzt Kosto nennst... Die Zeit ist jetzt gekommen." Er schaute ihr direkt in die Augen und sie war nicht in der Lage irgendetwas zu sagen. Sie wusste was er von ihr wollte... er wollte ihr Leben, ihr Blut, ihre Seele, sie hatte ihm damals schon all dies gegeben.

"Oder hast du es dir etwa anders überlegt?", fragte er sie. Seine Augen fesselten sie und lasen ihre Gedanken. "Ich hätte dir damals schon alles gegeben... und du würdest es dir eh nehmen." Ihre Stimme war fest und ihre Augen ausdruckslos.

Kosto nickte nur auf ihre Worte und trat noch einen Schritt vor. Er stand nun direkt vor ihr und ihr Herz schlug augenblicklich schneller vor Begierde. "Du brauchst keine Angst haben, Kleine." Mit diesen Worten fuhr er sanft mit seinen Fingern über ihr Gesicht, den Hals hinunter und stoppte kurz, er schien zu überlegen. Ein kleines Lächeln bildete sich, als er mit seinen Fingern weiterfuhr. Sie trug ein Top, dessen einen Träger er sanft über ihre Schulter schob. Sie schaute zu ihm auf, direkt in seine roten Augen. Ihre Blicke verfingen sich für einige Sekunden, bis Kosto plötzlich seinen Kopf senkte und ihr genüsslich über ihre linke Brust das Leben aussaugte um ihr es darauf zurückzugeben.
 

Das war vor 2 Jahren, er machte sie nicht nur zu einem Vampir, sondern gab ihr einen Teil von seiner Macht. Kosto war ein Engel... ihm machte das Licht nichts aus. Er gab ihr diese Gabe und heute Nacht gab er ihr eine Weitere, sie spürte es. Sie merkte seinen Blick, er wusste wohl woran sie gerade gedacht hatte. Tipsina wollte nichts sagen, vielmehr wollte sie die Zeit noch genießen. Es würde bald hell werden und Kate durfte davon nichts merken. 'Ob diese Nacht wohl ohne weiteres an ihr vorüber gegangen ist?'

Kate hatte einen sehr unruhigen Traum. Sie befand sich in einer leeren Stadt, die, als sie sich näher umschaute, mit Blut übersäht war. Mit schnellem Schritt lief sie durch die Häuser. Kate fühlte sich verfolgt und rannte los. Beim rennen schaute sie kurz hinter sich und tatsächlich, sie wurde verfolgt. Es waren zwei Schattengestalten, eine sah sehr zierlich aus, sie andere kräftig. Sie jagten hinter ihr her und holten sie immer mehr ein. Kate rannte um ihr Leben. Plötzlich gingen die Häuser in Flammen auf und Hilfeschreie waren zu vernehmen. Mit tränenden Augen rannte Kate weiter so schnell sie nur konnte. Sie keuchte leise auf, als plötzlich alles um sie herum schwarz wurde. In der Ferne hörte sie Hilfeschreie, Qualschreie und Gelächter, welches sich an diesem Leid erfreuen zu schien. Die Schreie und das Gelächter wurden immer Lauter und Kate sank, die Ohren zuhaltend, auf die Knie. Als sie Gemurmel hörte schaute sie ängstlich auf. Die zwei Schattengestalten standen vor ihr. Sie nahmen langsam menschliche Form an und Kate merkte, das die Frau und der Mann ihr den Rücken zuwanden. Sie verstand nicht was die beiden sagten, doch ging von ihnen etwas Seltsames aus. Die Beiden drehten langsam ihren Kopf in Kates Richtung, doch bevor sie die Gesichter sah wachte sie schweißgebadet und schwer atmend auf. Ängstlich und am ganzen Körper zitternd schaute sie sich um.

'Was, was war das für ein Traum?', führ sie sich zitternd durchs Haar. "Warum ist das Fenster auf", flüsterte sie leise, als sie aus dem Bett sprang um dieses zu schließen. "So kalt..", flüsterte sie weiter, und ihr war nicht nur von der leichten Brise kalt, denn sie erfüllte eine innerliche Leere. Ein langer Seufzer entrang sich ihrer Kehle. 'Ich gehöre hier nicht her und irgendetwas stimmt hier nicht..! Ich gehe am besten wieder ins Bett, schlafe und verschwinde dann hier.' Alle Gedanken aus ihrem Kopf verbannend verschwand sie wieder in ihrem Bett und entschwand einem schwarzen Traum.

Anfang des frühen Nachmittags erwachte sie und blickte sich wirr um, bis sie sich entsann wo sie war. Mit einem lautem Gähnen reckte sie sich erst einmal und blickt sich in aller Ruhe um, da bei Tageslicht alles anders aussah.

Ihr Blick blieb letztlich an der Spiegelkommode hängen, an der sie die Nacht zuvor wohl auch ihr Sachen abgelegt hatte, denn immerhin lagen sie da, auch wenn sie hätte schwören können sich neben dem Bett ausgezogen zu haben. ‚Eigenartig.. Aber irgendwie ist hier ja alles eigenartig, so irgendwie! Vielleicht habe ich gestern Abend auch einfach zu viel getrunken, obwohl kann nicht sein, aber vielleicht sind hier die Getränke auch einfach nur härter?’

Als sie sich vollkommen angezogen im Spiegel betrachtet, meinte sie zuerst ein anderes Gesicht gesehen zu haben, kein komplett anders, es sah aus wie sie, aber das war nicht sie.. Dieser Schmerz, dieser Hass, diese Boshaftigkeit und diese kleine Spur Angst – das konnte nicht sie gewesen sein. ‚Das Zeug muss hier wirklich reinhauen’, legte sie sich eine Erklärung zurecht als sie sich wieder gefangen hatte.

Kaum fertig mit ihren Haaren, sprang sie auf und verließ das Zimmer, auch wenn nichts mehr passiert war aber sie war erfüllt von dem Verlangen hier wegzukommen. Den ersten Fuß aus der Tür setzend überlegte sie sich einfach ohne ein Wort zu gehen, allerdings verbot es ihr dann doch ihr gutes Benehmen. So klopfte sie zaghaft an die Tür und presste ihr Ohr an diese um zu hören ob er sich bewegte oder nicht. Zu ihrem erstaunen hatte sie mehrgehört, als sie hätte hören dürfen, denn es klang als ob zwei Paar Füße auf den Boden traten und diese kamen der Tür näher und näher, vor der Tür blieben diese stehen und einen Augenblick später entfernte sich ein Paar, sie hörte Stoff rascheln und dann wurde die Tür geöffnet. Kate schrak zurück und hatte sich so schnell gefangen, dass sie ein überzeugendes Lächeln aufsetzen konnte. „Ich wollte nur Tschüss sagen und mich bedanken das ich bei dir unterkommen konnte! War wirklich sehr nett von dir einer Fremden Obdach zu geben die du ja nur ein paar Stunden kennst.“

„Ach was! War doch keine Ursache“, und in Gedanken fügte der nur mit einem Badetuch um die Hüften Bekleidete hinzu: ‚denn du bist doch keine Fremde und selbst wenn, wäre ich dir nicht hilflos ausgeliefert gewesen.’

„Möchtest du nicht noch zum nächsten Essen bleiben? Wie spät haben wir es eigentlich?“

„Danke, aber ich würde gern gehen zu Mal es früher Nachmittag ist und ich nicht weiß wann meine Freundin wieder kommt.. Hab ihr zwar einen Zettel liegen gelassen, aber es muss trotzdem nicht unnötig in die Länge gezogen werden. Tut mir leid.“

„Es ist in Ordnung,“, nahm ihre Hand und hauchte ihr einen Kuss auf diese, „denn ich möchte nicht das du mit ihr in unnötigen Konflikt gerätst!“ Aus irgendeinem Grund, für normale Menschen unbemerkbar, erschrak sie ganz leicht. „Nochmals vielen Dank und ich hoffe man sieht sich noch einmal, vielleicht bring ich dann meine Freundin mit, ich glaube ihr würdet euch prächtig verstehen!“, meinte sie leicht werbend. „Wenn sie mit dir befreundet ist muss ich mich mit ihr verstehen können.“, zwinkerte Kosto Kate zu, sein Geheimnis, das er sie mehr als nur flüchtig kennt, für sich behaltend. „Ach ja,“, fiel ihm noch ein, „was bin ich von unhöflich! Soll ich dich noch zu Tür begleiten?“

„Nein, nein, mach dir keine Umstände, geh noch einmal ins Bett, ich finde schon heraus und wenn nicht schreie ich laut, okay? Bis zum nächsten Treffen!“, und drehte sich mit einem Lächeln um und ging. Kosto schloss die Tür und öffnete sie auch gleich wieder, also ganz leise, damit seine neue Bekanntschaft es nicht merkte.

Tipsina trat hinter ihn, und stellte sich auf Zehenspitzen um fast so groß wie der dürftig Bekleidete zu sein um ihm ohne weitere Probleme gemütlich ins Ohr flüstern zu können: „Ich bleibe noch ein bisschen, damit sie eher da ist, aber nicht zulange damit sie sich nicht unnötige Gedanken macht. Ist das okay?“, während dieser Worte strich ihre Hand, deren Ellebogen lässig auf seine Schulter ruhte, zärtlich unter seinem Kinn hin und her. Wieder schloss er die Tür. „Etwas anderes hätte ich nicht geduldet, sie scheint ja schon fast eine Klaustrophobie, genau in der entgegensetzten Richtung zu haben. Hat das irgend einen Grund?“. Er wandte sich zu ihr um, hob sie von ihren Füßen und trug sie, sie unter den Achseln haltend zum Bett wo er sie absetzte und sich neben sie setzte. Beide drehten sich zu einander.

„Es liegt in ihrer Vergangenheit.. Sie spricht selten darüber, eigentlich nie.. Jedenfalls lebte sie mit ihrer Familie früher in einem großem Haus, mit riesigem Garten und allem was man sich zum Familienglück eben wünscht. Doch eines Tages kam sie von der Schule und ein Polizist trat aus dem Schatten heraus, welcher auf sie gewartet hatte. Da war sie ja schon erst einmal erschrocken, doch dann fragte er ob er nicht mit rein kommen könnte. So gestatte sie ihm Zutritt in das Haus. Sie wusste nicht was los war, ahnte noch nicht einmal etwas, weshalb sie höflich zu Trinken und Essen anbot, doch er schlug aus und stattdessen vor das sie sich doch lieber setzt und dann erzählte er ihr was passiert war: Ihre Eltern, ihr älterer Bruder, den sie über alles geliebt hatte und ihre ebenfalls ältere Schwester, welche nie mit ihr zufrieden war, sie beschuldigte das sie nicht wegen ihr nicht mehr richtig geliebt würde und noch so vieles mehr was man als großer Schwester der Kleinern eben aufbürden kann, waren tot. Jeder Einzelner jämmerlich im Autowrack gestorben.

Da sie eh viel alleine mit ihren Geschwister war, weil die Eltern von früh bis spät arbeiten mussten, wurde sie schon sehr früh selbstständig. So lebte sie allein in dem Haus und ihrer Trauer allein, bis auf ein, meiner Meinung nach sehr nerviger Katzen. Ein Jahr verstrich, bis sie auszog, weil ihr alles zu viel wurde: Das größte Problem war, dass das Haus einfach viel zu groß war und zu dem konnte sie einfach nicht die Möbel und alles was an ihre Familie erinnerte verkaufen, verschenken oder gar wegschmeißen. Sie hat nie jemanden an sich rangelassen, nur das eine Mal als sie krank war, und unter Fieberwahn litt erfuhr ich es, ich weiß nicht einmal ob sie sich genau daran erinnerte. Für alle hieß es ihre Familie sei gestorben und ihre liebe Oma zu ihr gezogen, was jedoch nie der Fall war, aufgefallen war das nie, weil sie nie jemanden zu sich einlud oder ablehnte wenn jemand fragte. So zog sie jedenfalls aus, suchte sich eine kleinere Wohnung und lebte fortan dort. Ich weiß nicht ob sie das alles je wirklich überwunden hat. Um Geld musste sie sich nie Sorgen machen, sie waren so schon wohlhabend und zudem hatten sie für alle Fälle vorgesorgt. Das Anwesen hat sie übrigens immer noch, und es dürfte dir nicht unbekannt sein. Ihre Mutter hieß Valentina Vocan. Ja richtig, die Vermieterin einer deiner vielen Unterschlüpfe, beziehungsweise Kate unter dem Namen ihrer Mutter, denn sonst hätte sie es nicht bewerkstelligen können.

Seit dem hat sie immer panische Angst in einem großen Haus allein zu sein, und wenn es ihr mal nicht so gut geht, dann manchmal auch in viel zu großen Räumen.“

Als sie zu Ende geredet hatte schwieg sie und schaute ihn wartend an. Er blickte unbeeindruckt gerade aus und nickte stumm. Nach einer Weile schaute er sie wieder an. "Valentina Vocan also... Ich hatte mich schon gewundert, als ich merkte, dass sie meine Unterkünfte nicht mehr verwaltete. Aber denkst du das jemand seine Finger im Spiel hatte?"

Sie hob etwas verwundert eine Braue, denn darüber hatte sie nie nachgedacht. "Um ehrlich zu sein habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Ich habe es ja auch nicht gesehen...Aber wie kommst du darauf?" Sie konnte keinen Grund finden, dass jemand ihre Familie hätte töten wollen.
 

Er schwieg einen Moment und schaute ihr dann direkt in die Augen. " Lass mich raten... sie war 12, als das passierte?" Sie nickte nur, seine Augen sogen sie immer in seinen Bann und sie konnte nichts dagegen machen. "Es war 1 Jahr nachdem wir uns das erste Mal begegneten... vielleicht hätte ich es gemerkt, wenn es eher passiert wäre..." Bei ihren letzten Worten lächelte er nur und strich ihr sanft durchs Haar. "Vielleicht", wiederholte er nur. Sie hatte seitdem kaum noch auf ihre Umgebung geachtet, denn sie sah keinen Sinn darin. Somit konnte sie ja auch nicht merken, dass es ihrer Freundin nicht gut ging.

"Vielleicht wäre es besser, wenn wir mal nachsehen ob sie heil bei dir angekommen ist." Mit diesen Worten stand er auf und lief in die Ecke wo ihre Sachen lagen. "Hm... ihr sind deine Augen nicht aufgefallen... da hatten wir Glück." Auch sie stand auf und folgte ihm. 'Zum Glück hatte Kate andere Sorgen als auf seine Augen zu achten.'

"Warum willst du mitkommen?", fragte sie, als sie ihn erreichte. Er hatte gerade ihr Kleid und die anderen Sachen in der Hand und lächelte leicht. "Darf ich denn nicht?" Tipsina lachte leise. "Wie du willst", und nahm ihre Sachen entgegen. Sie zogen sich beide schweigend an. Kosto versuchte sich seine Sorgen nicht anmerken zu lassen, doch irgendetwas warnte ihn. 'Ihre Freundin hatte auch einen Schicksalsschlag mit 12 Jahren gehabt... das ist kein Zufall gewesen. Ich bin mir sicher, dass da jemand ganz bestimmtes seine Finger im Spiel hat... Ich hoffe, dass ich falsch liege.... aber mein Gefühl sagt mir, dass wir alle Besuch bekommen werden...'

"Was ist mit dir, Liebling? Du siehst so nachdenklich aus." Kosto schien kurz zu erschrecken, fasste sich aber sofort wieder. "Ach, es ist nichts. Wir sollten uns nur beeilen, Yö." Er merkte, dass er nicht gerade überzeugend klang und schaute sie prüfend an. Tipsina zog nur eine Braue hoch, ihr wurde langsam etwas unbehaglich, denn diese Züge waren völlig neu an ihm. Dennoch sagte sie nichts und folgte ihm nur stumm. Die beiden fuhren mit seinem Auto zu Tipsinas Schloss, denn sie selber hatte kein Auto. Sie lief lieber, außerdem konnte sie sich in ihrer Schnelligkeit und ihrem Ausweichvermögen trainieren. Sie übte sehr viel und sehr hart und sie hatte das Gefühl, das es sich auch lohnte. Während der Autofahrt redeten sie kein Wort miteinander. Es regnete und ein Gewitter schien sich anzukünden. Tipsina lächelte, sie mochte Gewitternächte, besonders in ihrem Schloss und am liebsten hatte sie es, wenn ahnungslose Besucher bei ihr waren.

Als Kate in dem Schloss ihrer Freundin ankam, schaute sie sich vorsichtig in der Küche und den anderen Räumen um. Alles schien, wie sie es verlassen hatte, Tipsina war noch nicht da. Sie atmete erleichtert auf und nahm den Zettel wieder vom Tisch. 'Den brauche ich jetzt nicht mehr' Kate ging gut gelaunt in ihr Zimmer und schmiss ihre Sachen in die Ecke, schmiss sich auf das Bett und schloss ihre Augen. Sie erinnerte sich an letzte Nacht und an Kosto, das sie Tipsina sah hatte sie schon wieder vergessen genauso wie den seltsamen Traum den sie letzte Nacht hatte. Sie erinnerte sich an ihre letzte Begegnung mit Kosto, irgendetwas war anders an ihm. Seine Augen waren anders und sie dächte, dass sie Flügel gesehen hätte. Schnaubend schüttelte sie den Kopf. 'Mach dich nicht wahnsinnig, Kate. Du hast Gestern sicher nur zu viel getrunken und die Frau im Spiegel... alles nur Einbildung.' Sie setzte sich auf und schaute sich um. 'Hoffe ich zumindest...Tipsina... wo bist du nur?' Ihr wurde mulmig zumute, sie wollte nicht mehr alleine sein. Kate beschloss sich etwas im Schloss umzusehen und ging durch die Gänge. Vor der Tür von Tipsinas Mutter blieb sie wieder stehen. Ihr stockte der Atem, denn sie war voller Blut. Geschockt schloss Kate eine Sekunde ihre Augen und als sie sie wieder öffnete traute sie ihren Augen nicht. 'Bist du jetzt schon völlig irre?' Das Blut war weg. Sie schluckte und trat einen Schritt auf die Tür zu. "Tipsina....? Bist du hier?". wimmerte sie leise. Fast automatisch griff ihre Hand nach dem Türgriff. Ihre Hand umklammerte diesen fest und drückte ihn langsam nach unten. Kate spürte wie sie die Kontrolle über ihren Körper verlor, als sie die Tür, ohne es zu wollen, aufstieß. Sie schaute überrascht in dessen Inneres. Sie hatte den Raum nur nachts gesehen. Auf dem Boden befand sich ein großer Blutfleck, daneben stand der kleine Altar mit der Glasglocke aus ihrem Traum und was befand sich darin? Sie konnte es nicht richtig erkennen und wollte gerade eintreten, als sie jemand von hinten heftig in den Raum schuppste. Kate fiel hin und drehte sich erschrocken auf den Rücken. Sie dachte es wäre Tipsina, aber im Türrahmen stand eine andere Person. Sie kannte ihr Gesicht irgendwoher.

Die Gestalt starrte mit einem eisigen Blick auf die am Boden Liegende. "Wer bist du und was suchst du hier?! Eigentlich habe ich hier jemand anders erwartet!"

"Ähm.. also ich bin Kate und ähm..", sie brachte keinen zusammenhängenden Satz hervor, weil sie einfach zu verdutzt war. "Könntest du dich bitte richtig artikulieren?!", wurde Kate angeherrscht. "Tut mir leid... Aber wir sind sie? Und wenn sie, ähm, Tipsina suchen, meine Freundin, die ist nicht da, keine Ahnung wo sie ist..", sprach Kate konzentriert.

"Eine Freundin von ihr?!?", spottet die Unbekannte. "Sie und Freundinnen das ich nicht lache, aber vielleicht ist es ja wahr?" Ein undefinierbares Lächeln breitetet sich auf ihrem Gesicht aus. Es war freundlich, spöttisch, aber vor allem gierig. "Aber liegst du gern da unten rum? Und noch eins, Kleines, ich bin nicht so alt als das du mich siezen müsstest und jetzt komm hoch.", womit die Gestalt aus dem Schatten trat, auf Kate zu und ihr hilfsbereit ihre Hand anbot. Als Kate diese berührte durchfuhr sie ein eisiger Schauer, sie war kalt, aber weich wie Babyhaut. noch während dessen begann Kate sich zu bedanken, auch angesichts dessen dass sie von ihr erst geschupst wurde, ließ dann ihren Blick an sich herab schweifen um zu sehen wie sehr ihre Kleidung besudelt war und stellte mit großem Bedauern fest, das sie sehr viel Glück haben musste dass sie alles wieder sauber bekam, aber sich wohl schon mit dem Gedanken der Entsorgung anzufreunden versuchte. Nachdem sie fertig war, richtete sie ihren Blick wieder nach oben und Kate sah wie die Nasenflügel der Anderen bebten, was Kate sehr verwunderte und sie gleich fragte: "Rieche ich etwas streng?! Und wie heißt eigentlich du?"

"Mein Name ist Victoria und nein Liebes, im Gegenteil!", und in Gedanken führte sie fort: 'Du riechst mehr als nur schlecht, du riechst sehr verführerisch..'

"Da bin ich aber beruhigt.", versuchte Kate zu lächeln.
 

Beide auf einer Augenhöhe schien die Zeit kurz stehen zu bleiben. Die Luft wirkte wie elektrisiert und beide hatten plötzlich ein komisches Gefühl. Der einen wohlig, der anderen eher weniger. "Also Dankeschön nochmals.. Victoria, aber wie kamst du hier rein. Du solltest lieber gehen, Tipsina hat es nicht gern wenn ich Leute hereinlasse, schon gar nicht ohne Voranmeldung, egal ob für sie oder mich."
 

"Oh, wenn das so ist.. ich habe sie lange nicht mehr gesehen und war gerade in der Gegend und kam auf die Idee mal wieder Hallo zu sagen, weil es ja doch gut 10 Jahre her ist das wir uns das letzte Mal sahen, wenn nicht sogar noch länger und sei unbesorgt, ich werde dich schon verteidigen."
 

"Aber..", wollte Kate ihr ins Wort fallen, was Victoria aber sofort zu verhindern wusste: "Wirklich, mach dir keine Sorgen.". Darauf folgte sofort ein alles Widersprüche hinfort spülendes Lächeln. Verdutzt antwortet Victorias Gegenüber: "Ich wollte mich eigentlich nur erkundigen wie du hier hereinkamst und ob du vielleicht weißt.." Kate warf einen Blick über die Schulter, womit Victoria klar war was sie meinte. "Ich habe...", begann sie, als sie von dem Geräusch eines Schlüssels, welches ein Schloss aufschloss unterbrochen wurde. "Ich gehe ihr voraus und du solltest lieber schnell gehen und dich umziehen. Wir sehen uns bestimmt bald wieder, Kleines!", und schon war Victoria mit einem Zwinkern verschwunden.

Einen Augenblick stand Kate noch verwundert da, dann tat sie wir ihr gehießen: Sie verließ das Zimmer, schloss die Tür und eilte auf ihrer eigenes Zimmer, wo sie sich augenblicklich umzog und die entstellten Kleidungsstücke in der unterste Ecke ihres Kleiderschrankes versteckte, danach blickte sie unschlüssig in ihren Schrank und entschied sich für ein Kleid, was wohl eher für einen besonderen Anlass geeignet war, aber sie liebte solche Kleider, beispielsweise aus dem Mittelalter oder Barock.

Als sie fertig war, traute sie sich ihren Gedanken hinzugeben und im Bad zu verschwinden wo sie ihr Haar herrichtete. 'Wer war das bitte gerade eben? Tipsina hatte noch nie eine alte Freundin namens Victoria erwähnt. Und normal scheint sie erst recht nicht. Irgendetwas.., ich weiß nicht was, ist nicht nur normal an ihr... Ob ich sie noch einmal wiedersehen werde? und..', Kate schüttelte den Kopf und wollte nicht mehr an diese Frau denken. 'Ich glaub ich werde langsam verrückt. Vielleicht sollte ich darüber mit Tipsina reden.. Vor allem über das Gesicht im Spiegel.. Denn das war nicht ich sondern Alisha.. Warum taucht sie grade jetzt wieder auf? Hat es ihr denn damals nicht gereicht ihrer kleine Schwester zu demütigen wo es nur ging?'

Es klopfte an die Tür, Kate wandte sich an die Tür um das Badezimmer zu verlassen und an die Tür zu eilen, als sie aus den Augenwinkeln wieder das andere Gesicht sah, woraufhin sie noch schneller eilte. An der Tür angekommen öffnete sie diese und blickte verdutzt Tipsina an, die allein da stand. "Was schaust du so irritiert?", wollte Tipsina als Begrüßung wissen. "A-ach ni-nichts.", stammelte Kate und entschied die Begegnung mit der Fremden erst einmal für sich zu behalten. "Wo warst du eigentlich so lange?"

"Tut mir leid, aber ich habe noch etwas besorgt. Warte doch bitte kurz hier." Kate war so verwirrt das sie einfach nur stumm nickte und von der Tür auf ihr Bett zu trottete, währenddessen Tipsina Kosto entgegeneilte und sprach in Gedanken zu ihm: "Geh bitte wieder, ich glaub es ist erst mal nicht gut wenn sie erfährt das wir uns kennen und schon gar nicht das ich die Nacht bei dir war!" Er wollte rebellieren, aber als er Tipsinas besorgten und keinen Widerspruch duldeten Blick sah nickte er ihr nur entgegen, wartete das sie bei ihm angekommen war und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und eilte auch schon davon. Tipsina besorgte danach sofort eine kleine Köstlichkeit aus der Küche, die Kate noch nicht entdeckte hatte.

Sie blieb im Gang stehen und schaute sich noch mal um. Sie spürte, dass jemand Fremdes hier war und den Raum ihrer toten Mutter geöffnet hatte. Sie spielte mit dem Gedanken sofort nachzuschauen, überlegte sich es aber noch einmal anders. Sie würde erst zu Kate gehen, vielleicht bekam sie ja etwas aus ihr heraus.

Zaghaft öffnete sie die Tür zu Kates Zimmer und lugte hinein. „Tut mir leid, dass das etwas gedauert hat, aber ich habe hier eine Kleinigkeit für dich. Ich hoffe du hast Hunger.“ Somit trat sie lächelnd ein und hielt ihr ein Tablett mit frischen Brötchen und Kräuterquark unter die Nase. „Den habe ich Gestern extra für dich noch gemacht. Du hast ihn ja immer gerne gegessen.“, meinte Tipsina überaus gut gelaunt. „Hatte dir nur vergessen bescheid zu sagen.“ Sie kicherte leise und wartete bis Kate ihr das Tablett abnahm. Kate schaute ihre Freundin etwas verwundert an. Ihr fehlten die Worte, denn so glücklich hatte sie sie schon lange nicht mehr erlebt. „Äh ja danke, ich habe schon lange kein selbstgemachten Kräuterquark gegessen.“ Sie lachte leise und merkte wie hungrig sie eigentlich war und schon knurrte ihr Magen, als ihr der Duft in die Nase stieg. Kate wurde etwas rot und legte das Tablett auf ihre Beine, die Semmeln waren schon aufgeschnitten und sie brauchte nur noch die Brötchen mit dem lecker riechenden Quark beschmieren. Tipsina setzte sich neben sie und schaute ihr lächelnd zu. „Boah, das schmeckt einfach nur köstlich!“, entfuhr es Kate beim ersten Bissen. Sie schaute Tipsina mit strahlenden Augen an. „Wie machst du das nur?“ Tipsina lächelte sanft und zuckte mit den Schultern. „Ist doch nicht schwer, aber schön das er dir schmeckt.“ Sie schwieg kurz und überlegte, ob sie sie fragen sollte. „Sag... warst du die Nacht hier im Schloss? Ich weiß, es war nicht nett von mir dich hier alleine zu lassen.“ Tipsina hoffte, dass Kate sie nicht gesehen hatte und das ihr Gefühl, dass Victoria hier war, sich irrte.

Bei Tipsinas Frage stoppte Kate mit dem Kauen und überlegte kurz was sie sagen sollte. Langsam kaute sie weiter um sich etwas Zeit zu verschaffen. Als sie endlich fertig gekaut hatte, war sie zu dem Entschluss gekommen ihr nicht alles zu erzählen. „Also... schon gut. Ich bin in die Stadt gefahren und in einen Pub gegangen. Dahin wollte ich dich auch einmal einladen. Es war sehr schön dort und...“ Kate schwieg, denn ihr fiel wieder ein, dass sie dachte, dass Tipsina auch dort gewesen wäre. Ihr fiel auch wieder dieser komische Raum ein. „Also... ich habe dort jemanden kennen gelernt und...“ Wieder stockte sie, was sollte sie jetzt sagen? Sie wusste nicht ob sie es Tipsina sagen sollte, dass sie bei ihm übernachtet hatte. Tipsina riss Kate aus ihren Gedanken. „Was hast du denn? Bist du etwa mit zu demjenigen nach Hause gegangen? War er wenn schon nett? He? Verschweigst du mir da etwa was?“ Sie stupste Kate leicht von der Seite an und grinste frech. Daraufhin wurde Kate leicht rot. „Äh nein, sein Name war Kosto und ähm er hat mich zu sich eingeladen, weil ich hier nicht alleine sein wollte. Er war sehr nett.“ Tipsina grinste nur. „Kosto also... schön, schön“ Ihre Gedanken wollten gerade abschweifen, doch sie konnte sich gerade noch fassen. Sie hoffte, dass Kate nichts merkte, denn es wäre nur allzu dumm gewesen.

Kate schaute ihre Freundin prüfend an und wollte sie fragen, was sie eigentlich gemacht hat, doch sie kam nicht dazu. „Sag mal... hast du diesen Kosto hierher mitgenommen? Denn... mir kam es so vor, als wäre hier jemand Fremdes gewesen.“ Tipsina schaute Kate freundlich an, sie hatte dieses Mal wirklich sehr gute Laune. Sie wusste, dass es nicht Kosto ist, den sie spürte. Sie fragte sich, warum er noch hier war, beziehungsweise noch in der Nähe rumgeisterte.

Bei Tipsinas Frage verschluckte sich Kate beinahe an einem Bissen. Auf diese Frage war sie jetzt nicht vorbereitet gewesen. „Ähm... nein... nein, er war nicht hier. Ich meine ähm... es war nur...“ Kate überlegte kurz. ‚Soll ich es ihr sagen? Naja Victoria meinte ja, dass sie eine alte Freundin von ihr sei.’ „Also... eine alte Freundin von dir war hier, wenn schon sagte sie, dass ihr alte Freunde seit. Sie wollte dich mal wieder besuchen kommen, weil ihr euch schon länger als 10 Jahre nicht mehr gesehen haben müsst. Ihr Name ist Victoria...“ Kate stoppte, als sie merkte wie sich Tipsinas Gesicht kurz verdunkeln zu scheint.

Tipsina merkte wie purer Hass in ihr hochstieg und hatte wirklich zu tun sich nichts anmerken zu lassen. „Achso... Victoria ist wieder hier...“ Ihre Stimme war nicht mehr ganz so heiter und fröhlich. ‚Also hat mich mein Gefühl doch nicht im Stich gelassen. Was will sie hier?’ Sie atmete einmal tief ein und lächelte wieder. „Hast du sie nicht gesehen?“, fragte Kate vorsichtig. Tipsina schaute Kate überrascht an. „Nein, wieso?“ Kate überlegte kurz. „Naja, sie meinte, dass sie dich empfangen würde.“ Ihre Freundin schüttelte nur den Kopf. „Nein, es war niemand außer du im Haus, als ich kam.“ Tipsina überlegte ob sie den Raum mit der Glasglocke ansprechen sollte ließ es aber sein, da sie sich vermutlich selbst ein Eigentor schießen würde. ‚Ob Kosto Victoria meinte, als er sagte, dass wir alle Besuch bekommen würden?’ Sie wusste nicht recht wie er zu Victoria stand, aber sie wusste, dass er sie kannte.

Sie seufzte und stand auf. „Naja mein Liebes, wenn sie mich wirklich besuchen wollte, dann wird sie sicher wiederkommen. Sag, hat es dir geschmeckt?“ Sie blickte auf die leere Schüssel und die ziemlich satt aussehende Kate und konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen.

Kate war etwas verwirrt über diesen plötzlichen Themenwechsel, aber das war bei ihrer Freundin nichts Neues. „Äh, ja es war einfach köstlich. Du bist echt eine super Köchin“ Sie lächelte Tipsina an. ‚Oh ja, sie ist wirklich eine super Köchin, wenn ich nur auch so gut kochen könnte.’

Ihre Freundin lächelte bescheiden. „Ach, das kann doch jeder, wenn du willst können wir ja mal zusammen kochen. Das ist ganz einfach. Und wie der Kräuterquark gemacht wird kann ich dir ja auch sagen.“ Sie lächelte wieder. Kate kannte diese Art von Lächeln bei ihr gar nicht. Es war so sanft und fürsorglich, dass sie sich langsam Sorgen machte. ‚Was ist denn letzte Nacht mit ihr passiert?’ Kate stand auf und nickte. „Ich würde gerne mal mit dir kochen.“

Tipsina lachte nur und ging dann pfeifend aus dem Zimmer. In der Küche angekommen, wusch sie alles mit der Hand auf, denn sie hatte diese neumodischen Sachen nicht. Sie machte lieber alles mit der Hand, wozu brauchte sie einen Geschirrspüler, ein Auto oder gar eine Mikrowelle? Sie konnte das auch alles selbst erledigen.

Kate bleib während dessen noch erst verwundert sitzen und wollte ihre Gedanken ordnen. ‚Ob diese Victoria wirklich noch mal wieder kommt? Und wer ist sie wirklich, denn irgendwie kann ich mich dem Eindruck nicht erwähren das Tipsina gar nicht begeistert war. Seid gestern Abend passieren eigentlich nur noch komische Sachen: Ich denke das ich Tipsina sehe und am Ende war sie es ja doch nicht. Dann Kosto.. er ist ja mehr als nur mysteriös, vor allem das was ich gesehen habe, das, das ist – überwältigend!

Dann ging es weiter mit dem Traum.. Ob es Tipsina und Kosto waren? Und kennen die sich? Weil es schien mir so, aber ich bin mir nicht sicher, aber ich mein unmöglich wäre es nicht. Ebenso verwunderlich ist Tipsinas gute Laune! Ich freue mich ja, aber es ist trotzdem so ungewohnt...

So wie es scheint fällt meiner Schwester gerade jetzt wieder ein mich quälen zu wollen und das nach so langer Zeit – ich will mich nicht wieder vor der Welt verstecken müssen.

Und letztlich dann noch Victoria. Wer ist sie wirklich und welches Verhältnis besteht zwischen ihr und Tipsina?!? Ich würde sie zu gern noch einmal treffen und sie ein bisschen was fragen und versuchen heraus zufinden was sie an sich hat. Sie ist keine einfach Frau, sie ist so mysteriös, so dass man mehr über sie in Erfahrung bringen möchte...’

Plötzliche klopfte es am Fenster und Kate fuhr erschrocken Richtung Fensterfront herum, wo sie Victoria mit nassen ins Gesicht hängenden Haaren und ebenso nasser Kleidung dahinter ausmachte. „Was..“, flüsterte Kate leise und ging zu ihr.

Zuerst schaute sie etwas ungläubig, doch dann öffnete sie die große Glastür mit dem verschnörkeltem Rahmen, wie überhaupt alle Fenster und Glastüren hier waren. „Hallo, Süße!“

„Was heißt hier ‚Hallo, Süße?’ und wolltest du Tipsina nicht begrüßen gehen?“ Kurz zögernd antworte Kates Gegenüber: „Also.. nun ja.. ob du es glaubst oder nicht, aber ich hatte dann kalte Füße bekommen, weil wir uns solange nicht mehr gesehen hatten und um ehrlich zu sein.. wir sind nicht unbedingt im Guten auseinander gegangen. Ich hatte eigentlich gar nicht vor ihr über den Weg zu laufen, am Anfang schon, nur dann kamst du und ich wollte es auf einmal nicht mehr. Aber ich rede hier zu viel und womöglich noch um meines Kopfes Willen.“ Womit sie sich an den Hals griff, die Augen etwas verdrehte und wartete bis sich Kate ein Kichern entrang. „Ja, womöglich hast du da wirklich gerade, aber wenn dem so ist warum bist du dann zurück gekommen? Was wenn Tipsina auf einmal in der Tür stehen würde? Als ich dich erwähnt schien sie bemüht es sich nicht anmerken zu lassen, aber sie war nicht wirklich erfreut. Warum willst du also unnötigen Streit?!?“

„Es ist nicht der Streit den ich will, ich will etwas anders. Mit dir reden, denn wenn du mit ihr befreundet bist, also ich mein so richtig befreundet, dann musst du schon jemand besonders sein und irgendwie kommst du mir bekannt vor. Oder hast du es vorhin nicht gespürt?“ Nicht zum ersten Mal an diesem Tag trat wieder ein verwunderter und verwirrter Blick auf Kates Gesicht. „Wann vorhin und vor allem was gespürt?“ Victorias Augen verengten sich zu Schlitzen, welche ihr Gesicht ganz nah vor der anderen Frau brachte und ihr tief in die Augen sah. Sie wartete einen Augenblick bis sie ihren Mund Richtung Kates Ohr schob um zu flüstern „Genau das und nichts anders, fühlst du diese tiefe Verbundenheit nicht auch? Diese Bekanntheit obwohl du mich grad zum zweiten Mal siehst an einem Tag..? Fühlst du es da ganz tief drinnen..?“ Sie wich einen Schritt zurück um auf das Herz in ihrer eigenen Brust zu zeigen. „Also...“, begann Kate stammelnd und mit leicht erhitzter Farbe im Gesicht. „Also..“, begann Kate noch einmal, Victorias Blick suchend. Ihn gefunden wand sie ihn sofort wieder ab, woraufhin sie noch röter wurde. Richtung Badezimmer schauend sagte sie schließlich: „Irgendwie schon, aber ich glaub wir sollten uns nicht kennen. Nicht aus einem früherem Leben, oder aus Tagen, deren ich mich nicht mehr entsinne, noch jetzt.“ Eine kurze Pause, die für beide unendlich schien. „Ich glaub du solltest gehen, findest du nicht auch?“

„Wenn ich darf, würde ich gern bleiben“, sagte Victoria als ob sie Kates Worte nicht vernommen hätte, worauf Kate sofort ihren Blick der an der Tür Stehenden zuwand. „Ich meinte es ernst!“, entwich es Kate in einem dunkleren Ton als sie eigentlich wollte. „Ich auch!“ ,doch bei Victoria klang es eher spaßig ernst.

Kate schien die Welt nicht mehr zu verstehen. „Wenn du es möchtest gehe ich und wenn du willst komm ich auch nie mehr wieder.“ Victoria wartet einige Momente, doch Kate hob den gen Boden gerichteten Kopf nicht mehr und so verschwand sie einfach, ohne das es Kate auffiel. „Nein“, wisperte sie leise, doch sie war fort. Da sie keine Antwort bekam hob sie den Kopf und wusste nicht wo sie hin war, sie hatte doch gar kein Geräusch gehört, was bei all dem Efeu, Moos, heruntergefallenen Blätter und anderem geräuschverursachenden Pflanzen gar nicht möglich war.

Enttäuscht trat sie auf den angrenzenden Balkon und wand ihren Blick in alle Richtungen, wo ihr wieder bewusst wurde das sie gut zwei Meter über dem Boden stand du es eigentlich gar keine Möglichkeit gab hier heraufzukommen, geschweige denn ohne einen Ton zu verschwinden.

Sie spürte den Regen, der auf sie herunter prasselte nicht, ebenso wenig nahm sie das Gewitter mitsamt Sturm wahr. Völlig in Gedanken versunken, wie Victoria das gemacht hatte, spürte sie plötzlich eine eisige Hand auf ihrer Schulter. Leise vor Angst quiekend fuhr sie herum. Sie blickte in das besorgte Gesicht von Tipsina. „Was hast du denn?“ Tipsina schaute erst Kate an, dann an ihr vorbei um zu schauen nach was sie suchte. „Du holst dir noch den Tod, wenn du weiter hier draußen stehst, Liebes.“ Kate nickte, doch sie merkte die Kälte, die ihren Körper umklammerte, nicht. Tipsina packte sie sanft am Arm und ging mit ihr ins Zimmer. Kate folgte ihr schweigend und wartete bis ihre Freundin die Tür geschlossen hatte. „Was hast du denn da draußen gesucht? Ist dir etwas runtergefallen?“ Tipsina eilte schnell ins Bad, um eine Decke zu holen, welchen sie Kate in die Hand drückte. Diese sah sie nur mit leerem Blick an, sie wusste nicht was sie sagen sollte.

‚Verfluchte Victoria. Ich dachte, ich hätte sie endlich los‘, dachte Tipsina bei sich. Mit einem leichten, dennoch besorgtem Lächeln wickelte sie Kate in die Decke ein. Die beiden waren fast gleich groß, sodass Tipsina keine größeren Probleme hatte. Sie blieb vor ihr stehen und legte ihre Hände auf Kates Schulter. Kate schaute kurz auf die Hände ihrer Freundin, währenddessen schaute Tipsina wütend nach draußen, denn sie wusste, dass Victoria noch in der Nähe war. Sie schaute wieder zu Kate, die sie ihren Kopf gerade wieder hob. Sie schaute Tipsina schweigend an. „Weißt du... ich verstehe die Welt nicht mehr...“, begann sie. Tipsina schaute sie etwas überrascht an. Doch Kate schwieg einen Moment. ‚Ich werde dein Geheimnis lüften, Tipsina... du verbirgst was... Ich glaube nicht, dass deine Eltern natürlichen Todes gestorben sind, wie du es mir immer sagtest.‘ Entschlossen sah Kate in Tipsinas Augen.

„Verzeih mir, wenn das jetzt etwas grob ist, aber ich habe ein paar Fragen an dich.“ Kate holte tief Luft. ‚Fangen wir mit den nebensächlichen Dingen an.‘ „Seit dem Tod deiner Eltern hast du dich ziemlich verändert... du kannst Lächeln, doch deine Augen zeigen nur Leere, aber niemand merkt das. Du kannst wütend sein und jeder in deiner Umgebung kann deinen Hass spüren. Das ist nicht normal!“ Sie schwieg kurz und sprach dann weiter: „ Wer ist diese Victoria, welche Beziehung hast du zu ihr? Und außerdem kann ich nicht glauben, dass deine Eltern auf natürliche Art und weiße gestorben sind. Das Zimmer mit der Glasglocke... da ist ein großer Blutfleck drinnen... und was hat die Feder unter der Glocke zu bedeuten? Bitte erkläre mir das!“ Kate sah ihre Freundin flehend an, sie wollte endlich ein paar Fragen beantwortet haben, nicht alles nur ein paar.

Tipsina fühlte sich von den vielen Fragen erschlagen und musste sie erst einmal ordnen. Sie schwieg eine Weile und überlegte ob sie nicht einen Weg fand das Thema zu wechseln. ‚Ich glaube dieses Mal komme ich nicht drum rum.‘ Sie seufzte leise und schaute Kate wieder an. „Also... Das mit meinen Augen... ist mir nicht wirklich aufgefallen. „ Sie zuckte mit den Schultern und tat verwundert, was bei ihr immer sehr gut klappte. „Es hat sich bei mir bis jetzt auch noch niemand beschwert, aber ich kann versuchen es zu ändern.“ Tipsina schwieg einen Moment, denn sie wusste, dass sie es nicht ändern konnte. „Und... Victoria... sie ist unwichtig. Wir kennen uns nur flüchtig.“, log sie. ‚Ich kann ihr doch nicht sagen was zwischen uns ist.‘ Tipsina ließ sich Zeit, bis sie auf das letzte Thema zu sprechen kam. „Naja... sie sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. Ich denke, dass es Zufall war, immerhin war ich nicht dabei.... aber sag mir.... warum warst du in dem Raum? Ich habe die Räume gelassen wie sie waren. Es ist eine Art Andenken.“ Tipsina überlegte kurz. ‚So, die Glocke muss ich auch noch ordentlich verkaufen. Tut mir leid Kate, aber ich kann dir die Wahrheit nicht sagen. Auch wenn ich es wöllte.‘ Sie seufzte kurz. „Die Glocke ist auch von meiner Mutter. Ich weiß nicht was sie bedeutet, aber ich möchte nicht, dass andere in diese Zimmer gehen... Sie sind heilig für mich. Sie dienen der Erinnerung, wie schnell einem alles genommen werden kann, verstehst du?“

Tipsina schaute Kate traurig an und hoffte insgeheim, dass sie ihr das abnahm.

Kate schüttelte nur den Kopf, doch dann nickte sie bloß, schaute Tipsina in die Augen und hoffte etwas sehen zu können was ihr weiter half, doch nichts sah sie, nichts geschah. „Soll ich ehrlich sein?“ Tipsina nickte gezwungener Maßen. „Ich glaube dir was Vi-...“ Kate sank plötzlich auf die Knie und drückte mit aller Kraft mit ihren Händen gegen den Kopf. Ein unbeschreiblicher Schmerz drohte ihr den Kopf zu sprengen und sie hoffte das sie ihn so zurücktreiben könne, doch es wollte ihr nicht gelingen. Bis er nach ein paar Minuten auf einmal von der einen auf die andere Sekunde verschwand.

In diesen Minuten schien die Welt wie stehen geblieben, denn Tipsina war zu nichts fähig und stand einfach nur neben ihrer Freundin den Mund zu einem entsetzten Schrei geöffnet doch ihrer Kehle entrann sich kein Ton.

Als es vorbei war stand Kate einfach auf als ob nie etwas gewesen wäre und blickte Tipsina an.

Tipsina schaute Kate verwundert an. "Was war gerade mit dir los?" So sehr war sie bis jetzt noch nie erschrocken, irgendetwas stimmte nicht. 'Ob Victoria was damit zu tun hat?' Sie schüttelte den Kopf. 'Verfluchtes Miststück, sie macht mich noch verrückt, wenn ich nicht aufpasse.' Tipsina ohrfeigte sich innerlich selber und seufzte leise.

"Keine Ahnung, mir war als ob mir auf einmal fast der Schädel zerspringt und jetzt ist es auf einmal weg! Okay ich habe manchmal Kopfschmerzanfälle, aber doch nicht in diesem Maße!"

"Komm." Tipsina hakte sich bei ihrer Freundin unter und zog sich sanft mit sich. "Wir gehen in die Küche, kochen einen leckeren und hoffentlich helfenden Tee, dann legst du dich ein bisschen Schlafen und später machen wir uns einen gemütlich Abend okay? Als kleine Wiedergutmachung." Ein Kichern konnte Kate nicht unterdrücken und so gingen beide in die Küche und kochten Tee, redeten so wie schon lange nicht mehr: Viel, über belanglose Dinge, lachten zusammen, tranken noch mehr Tee und knabberten noch den einen oder anderen Keks, vor allem Kate - das sie noch nicht kugelrund war, war wirklich verwunderlich.

Draußen tobte das Unwetter weiter, doch Kate und Tipsina beachteten es gar nicht, nur ab und zu, wenn ein greller Blitz am Himmel erschien, zuckte Kate zusammen. Beim vielen Reden vergaßen beide die Zeit und niemand wusste wie spät es war, denn in der Küche hing keine Uhr. Kate wunderte sich immer wieder, denn Tipsina hatte nur sehr wenig Uhren in ihrem Schloss.
 

Tipsina holte noch ein paar Kekse, die sehr lecker waren. Beim Anblick der Kekse musste Kate grinsen und schnappte sich sofort eins. Tipsina schnappte gespielt nach Luft. "Na! Was soll denn das? Da fehlt doch eins" Sie blickte Kate schief an, welche aufpassen musste, dass sie sich nicht am Keks verschluckte. Als sie den Keks endlich hinter hatte, lachte Kate laut los. "Ehrlich? Na, wenn wir den erwischen, der dir den Keks geklaut hat!", mit diesen Worten mopste sie sich noch einen Keks. Tipsina lachte bei Kates Worten und schaute kurz auf den Keksteller und dann wieder zu Kate. "Na dann, lass es dir schmecken, ich kann uns nachher auch was Gutes zum Abendbrot machen." Kate schaute etwas verwirrt zu Tipsina und suchte dann nach einer Uhr. "Oh, schon so spät?", immer noch nach der Uhr blickend. "Ach, hier findest du keine Uhr.... aber es ist schon nach 18Uhr." Tipsina lächelte entschuldigend. Kate nickte nur, ihr blieb ja nichts anderes übrig, als ihr zu glauben. Sie schnappte sich noch den letzten Keks und stand auf. Tipsina schaute sie etwas verwundert an. "Wo willst du hin?" Kate schaute Tipsina leicht lächelnd an und ging zum Fenster. "Das Gewitter tobt aber heftig..." Sie schaute über ihre Schulter um zu sehen was ihre Freundin gerade machte. Tipsina stand auf und folgte ihr. "Ja... schön nicht? Ich liebe solche Gewitter." Tipsina starrte in den Himmel und in ihrem Blick spiegelte sich Freude und noch etwas anderes. Kate beobachtete sie und schmunzelte leicht. 'Sie ist ja hin und weg, richtig verzaubert von dem Gewitter.'
 

Und weiter dachte sie: ‚Aber ich bleibe doch lieber beim Regen! Ist viel angenehmer von ihm getroffen zu werden als von einem Blitz. Allerdings so zu zweit in einem warmen Raum hätte schon was...’ Kate trat hinter Tipsina und legte ihre Hände auf deren Schultern und ihren Kopf auf Tipsinas rechte Schulter. Daraufhin sah Tipsina die hinter ihr Stehende kurz aus dem Augenwinkel an, wendete sich dann aber wieder dem Gewitter zu.
 

Fast unmerklich hob sie eine Braue, diese Züge waren ihr an Kate neu. Tipsina betrachtete noch einige Minuten das Gewitter und musste leicht grinsen. Warum? Das wusste sie selbst nicht. Kate nahm etwas verwundert die Arme von ihrer Schulter. "Ist alles in Ordnung?" Tipsina bemerkte die Frage am Anfang gar nicht, denn sie war in Gedanken ganz woanders. "Huch? Was ist? Ja,ja mir geht es gut... aber, ich kann uns jetzt nichts zu Essen kochen..." Tipsina schaute in das leicht verwirrte Gesicht ihrer Freundin und lächelte fragend. Kate brauchte einige Sekunden um wieder klar denken zu können. "Ehm ja, ist nicht schlimm..." Sie griff sich an den Bauch. "Ich bin noch von vorhin satt." Tipsina lachte leise als sie das hörte. "Ja, aber du musst schon was ordentliches zum Abendbrot essen und nicht nur das süße Zeug. Ach warte, ich habe noch ein paar Äpfel, wie wäre es damit?" Tipsina lehnte sich an die Wand an und wartete auf Kates Antwort, diese allerdings sah sie nur stumm an. "Ach Tipsina...", seufzte sie, "wenn ich nicht wüsste, dass du nicht eher Ruhe geben würdest, würde ich dein Angebot dankend ablehnen... aber ok, einen halben Apfel, sonst nimmst du mir noch mehr ab." Kate grinste schief zu ihrer Freundin hinüber und merkte die leichte Verwunderung in ihren Augen. "Na gut, einen halben Apfel für jeden.", lächelte diese und machte sich auf ihn zu holen. An der Küchentür blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. "Soll ich noch etwas anderes mitbringen? Ich habe die Äpfel im Keller, dort dürfte ich auch noch Rotwein haben." Tipsina überlegte kurz und fügte dann noch hinzu: "und vielleicht auch noch etwas Weißwein..."
 

Kate rief ihr zu das sie doch eher für ein Gläschen Weißwein zu haben wäre. So verschwand Tipsina im Keller und tauchte mit zwei Flaschen wieder auf, nahm in der Küche den schon geschnittenen Apfel und zwei Weingläser auf und kehrte wieder zurück. Ihre Freundin kam ihr entgegen geeilt um ihr etwas abzunahm, auch wenn es nicht nötig gewesen wäre, aber sie war nun mal so. Beide gingen dann auf die Sitzgruppe im hinteren Teil des Raumes zu, stellten alles ab und machten es sich gemütlich. Behutsam öffnete Tipsina zu erst die Weißweinflasche, schenkte ein und schob das Glas der ihr Gegenübersitzenden zu, die es dankend annahm. Dann goss sie sich selbst ein, stellte die beiden Flaschen zur Seite und hob das Glas und sagte: "Auf einen schönen Abend." Daraufhin stießen beide an. Nach dem ersten Schluck nahm Kate ihre Apfelhälfte und hielt den Apfel ebenfalls empor wie als ob sie anstoßen wollte: "Lass es dir schmecken!" Genusvoll bissen beide in ihr Apfelstück. Tipsina meinte dann: "Ich hätte von dir jetzt fast erwartet das du mit dem Apfel 'anstoßen' willst!" Damit erntete Tipsina einen verwunderte Blick, dann ein Kichern und schließlich ein herzhaftes Lachen, in das Tipsina schließlich mit einstimmte. "Hatte ich auch vor", meinte Kate ehrlich, "aber du hattest den Apfel ja nicht mit gehoben, und da hab ich es dann sein lassen."
 

"Wusst ich's doch, einfach nur total verrückt"
 

"Nun ja, das bin wohl ich, nicht wahr?" Daraufhin nickte Tipsina: "Wie wahr!"
 

Der Abend verlief sehr ausgelassen und um so später es wurde um so lustiger wurde es, vor allem auf Seiten Kates.

Die Zeit verging wie im Flug und die beiden merkten nicht, wie das harmlose Gewitter immer heftiger wurde. Gegen Mitternacht fiel plötzlich der Strom aus und beide saßen verdutzt im Dunkeln. Erst jetzt merkten beide wie es draußen tobte und Kate fröstelte es. "Unheimlich, oder?", fragte sie Tipsina, doch diese schwieg. Sie war in Gedanken versunken und rügte sich selbst, weil sie so unvorsichtig gewesen war. 'Du hättest es doch wissen müssen, dass so etwas passiert. Nach der Nacht mit Kosto... soviel hast du darüber gelesen und jetzt.... ok... so schlimm ist das nicht. Nur ich muss Kate wegbringen... es ist nicht gut wenn sie etwas erfährt. Ich will nicht, dass sie mein Geheimnis kennt...' Tipsina biss sich auf die Lippe. 'Aber warum musste Victoria jetzt wieder aufkreuzen? Das verstehe ich nicht... Lange genug war sie weg... warum ausgerechnet jetzt? Ob sie was weiß? Was ist, wenn sie Kate gegen mich ausspielen will? Ach, mach dir nicht so viele Gedanken, Tipsina... Das hier hat Vorrang!' Als sie den Gedanken abgeschlossen hatte, schaute sie zu Kate. Tipsina hatte den Vorteil, dass sie sehr gute Augen und Ohren hatte, ihr Geruchssinn war auch sehr gut ausgeprägt und sie spürte, dass sie bald Besuch bekommen würden. Nur wer?
 

"Tipsina? Was hast du?", kam es von Kate, deren Augen dich langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Immer öfter erhellten Blitze das Zimmer und die Donner wurden auch immer lauter. "Sag Kate... bei dem Unwetter und der Tatsache, dass wir kein Strom mehr haben... sollten wir lieber ins Bett gehen, meinst du nicht auch?" Kate nickte und stand auf, lief ein paar Schritte und blieb stehen. "Kommst du nicht mit Tipsina?"
 

"Ich kann dich auf dein Zimmer führen, aber ich möchte dann noch etwas Ordnung machen." Tipsina stand nun auch auf und bot Kate die Hand an. "Ich weiß, mein Haus ist zu groß für dich, aber vielleicht findest du dich irgendwann auch alleine zurecht.", sagte Tipsina mit einem leicht scherzhaften Unterton.
 

"Vielleicht, ich geb mir zwar Mühe, aber irgendwie geht es immer schief, selbst wenn ich denk ich hab es endlich geschafft, steh ich doch wieder woanders."
 

Vor Kates Zimmer angekommen wünschten sich beide eine gute Nacht und beide gingen ihrer Wege. Müde ging Kate ins Badezimmer, zog sich um und verschwand auch sofort in ihren Zimmer, auch wenn sie ziemlich lange brauchte bis sie ins Land der Träume überglitt.
 

Tipsina räumte hingen noch auf, währenddessen sie ihren Gedanken nachhing. So bemerkte sie erst zu spät das sich ein ungebetener Gast gerade Zutritt zu ihrem Anwesen verschafft hatte. "Mist", fluchte sie leise, "das hätte nicht passieren dürfen!" Sofort machte sie sich auf den Weg, doch der Eindringling zog sich daraufhin augenblicklich zurück.

Als Tipsina merkte, dass Victoria sich zurückzog überlegte sie kurz, ob sie ihr trotzdem folgen sollte. Nach kurzem Zögern ging sie zum nächsten Fenster und öffnete es. Der Wind peitschte ihr den Regen ins Gesicht, doch das störte Tipsina nicht wirklich. Sie konnte Victoria noch riechen, sie muss die ganze Zeit da gewesen sein. Tipsina hüpfte auf den Fensterstock und schaute sich kurz um. 'Hoffentlich merkt Kate davon nichts...' , dachte sie bei sich, denn es war das Letzte was sie wollte, dass Kate ihr Geheimnis erfuhr. Doch die Neugierde wissen zu wollen, warum sie wieder hier war wurde immer größer. Tipsina schaute kurz runter, denn es ging etwas nach unten. Plötzlich raschelte es im Gebüsch und Tipsina wollte sich zum Sprung bereit machen, als Kosto hinter ihr auftauchte und sie vom Fensterstock zurückzog. Sie wehrte sich nicht, als er sie sanft an sich heran zog, sie war sichtlich verwirrt. Warum hatte sie ihn nicht bemerkt? Kosto schmiegte seinen Kopf an ihren, so dass seine Lippen an ihrem Ohr waren. Er wartete kurz und flüsterte ihr dann so leise, dass nur sie es verstehen konnte ins Ohr: "Yö... du solltest dich vorerst von Victoria fernhalten. Wir wissen nicht was sie vor hat... außerdem solltest du wissen, dass du heute Nacht und morgen kraftlos sein wirst. Gestern Nacht war der letzte Schritt zum vollkommenen Engel der Nacht, Kleines. Du musst nun sehr vorsichtig sein. Die Verwandlung wird sich nicht mit einmal vollführen und sie kann auch tagsüber geschehen... es kann auch geschehen, dass dich zu viel Sonnenlicht schwächt. Ich werde solange bei dir sein und auf dich aufpassen... Wie ich das mache wirst du morgen Früh sehen." Kosto schwieg kurz und wartete auf irgendeine Reaktion, doch Tipsina blieb ruhig stehen und starrte weiter aus dem Fenster. Nach kurzer Zeit nickte sie und drückte sich etwas gegen ihn, da sie etwas kleiner war als er konnte sie problemlos ihren Kopf auf seine Schulter lehnen. Mit einem leichten Lächeln blickte sie zu ihm auf. Sie setzte an etwas zu sagen, ließ es aber dann und schloss stattdessen kurz ihre Augen um den Moment zu genießen.
 

Es war ein unvergleichliches Bild wie sie auf dem Fensterstock standen, die Blitze und der Regen, der durch das offene Fenster kam die beiden umrahmte, die Kleidung der beiden sich aneinander Schmiegenden durchnässte und die eigentlich so kalte Luft sich erwärmte. "Komm, lass uns rein gehen Kleines..", kurze Atempause, dann setzte Kosto fort: "Wenn du noch ein Mensch wärest würde ich hinzufügen 'damit du nicht krank wirst', doch bist du kein Mensch mehr und kannst so zum Glück nicht mehr krank werden." Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, die er ihr dann auf die ihrigen drückte, nachdem er ihren Kopf zu seinem angehoben hatte. "Statt dessen sezte ich fort mit 'damit wir nicht so viel zu tun haben unsere Kleidung zu trocknen'" Yö schaute kurz verdutzt und dann musste beiden kichern.

Der nächste Morgen brach an und Tipsina erwachte allein. Auch wenn sie etwas enttäuscht war wunderte es sie nicht weiter. Nach dem sie sich für den Tag herausgeputzt hatte ging sie in die Küche um für Kate ein Frühstück herzurichten, als ihr einfiel, dass nichts Essbares mehr im Haus war. So machte sie sich auf den Weg zum Einkaufen, schrieb jedoch noch einen kleinen Zettel für ihre Freundin, dass sie kurz einkaufen sei, und hinterlegte diesen auf dem Küchentisch.
 

Noch etwas müde trat sie aus der Haustür und traute ihren Augen nicht als sie Kosto in einer Chauffeuruniform erkannte, der ihr schon die Tür aufhielt. „Kommen sie Mylady“, frohlockte er. „Du bist doch verrückt!!“, sagte sie, als sie sich gefangen hatte und in das Auto einstieg.
 

„Wohin darf es gehen euer Hochwürden?“, kicherte der Uniformierte. „Bitte zu einem Geschäft in dem man gewöhnliche Lebensmittel erstehen kann“, kicherte sie ebenfalls. „Wie ihr es wünscht“, und trat schon aufs Gaspedal.
 

Tipsina schwieg eine Weile, sowas hätte sie nun gar nicht erwartet."Wo hast du dieses Auto her? Du kannst mir nicht sagen, dass du plötzlich Geld hättest.", meinte sie scherzhaft. Kosto schaute kurz in den Rückspiegel, wo er sie sehen konnte. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern bis er ihr antwortete. "Nun... der Autohändler war so freundlich es mir zu schenken.". Die beiden kicherten und Tipsina hatte das Gespräch von letzter Nacht schon wieder völlig vergessen. Sie fing an die Welt mit anderen Augen zu sehen, als sie diese Veränderung merkte erschrak sie leicht. Doch bevor sie nachdenken konnte woran das liegen könnte hielt Kosto an und drehte sich um. "Wir sind da...", er hob eine Augenbraue, "stimmt was nicht mit dir, Kleines?", fragte er dann leicht besorgt. Tipsina brauchte etwas um sich wieder zu fangen und schüttelte dann kurz mit dem Kopf. "Es ist alles in Ordnung, ich habe nur gemerkt, wie lange ich tagsüber nichtmehr unter den Menschen war." Kosto schwieg und schaute sie prüfend an, er merkte wohl, dass ihr Feingefühl zurückging und ihre Sinneswahrnehmungen denen der Menschen gleichte. Kosto stieg aus und öffnete ihr die Tür. Als sie ausstieg verbeugte er sich kurz. "Ich warte hier, Mylady, viel Vergnügen Ihnen." Tipsina grinste leicht. "Ich werde mich beeilen".
 

Als sie in der Einkaufshalle stand zuckte sie wie gewohnt zusammen, denn das Neonlicht schmerzte Ihr gewöhnlich in den Augen, doch diesesmal war nichts. In ihr wuchs das Unbehagen, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie lief durch die Reihen und suchte nach was Essbaren, doch insgeheim beobachtete sie die anderen. Tipsina fühlte sich beobachtet und schwach.
 

Völlig in ihren Gedanken vertieft, stieß sie mit einer jungen Frau zusammen. Erschrocken entschuldigte sie sich bei ihr, sie wollte schon weitergehen, als sie sich die Frau nochmal genauer anschaute... Es war Victoria. Sie grinste Tipsina höhnisch an "Na? In der Nacht nicht geschlafen, dass du heute so unachtsam bist?". Victoria musterte Tipsina von oben bis unten und von unten bis oben. "Du scheinst mit verändert... was hat denn unser kleines Prinzesschen.", sagte sie zynisch. Tipsina spürte wie die Wut in ihr aufkam, doch dann erinnerte sie sich plötzlich wieder an das Gespräch mit Kosto. Ihre Kraft war fast erloschen, sie war wie ein Mensch zur Zeit, war sie auch sterblich?
 

Victoria wollte gerade noch etwas sagen, sie schien zu merken, dass mit ihr etwas nicht stimmte, als Kosto plötzlich hinter Tipsina auftauchte und ihre Hand nahm. "Entschuldigen Sie vielmaß..", sagte er und zog Tipsina mit sich. Sie war zu verwirrt um etwas zu sagen, doch insgeheim fluchte Tipsina leise über sich, dass sie es sich so offensichtlich anmerken ließ.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Taja
2009-03-03T19:26:01+00:00 03.03.2009 20:26
Na das nenne ich doch mal einen intensiven Kuss. Sogar mit unschöner Gedankenübertragung. Aber geht schneller als erzählen.
Was mir noch aufgefallen ist, ab und zu könnte man aus einigen Nebensätzen auch ruhig einzelne kurze Sätze machen.
Von:  Taja
2009-03-03T19:19:28+00:00 03.03.2009 20:19
Man, in was für ner seltsamen Gegend ist die Gute gelandet? Na eben, ein Tick mehr Ortsbeschreibung könnte nicht schaden.
Ich würd ja auch immer in so nem seltsamen Pub mit lauter merkwürdigen Leuten von jemand wildfremden ein Getränk annehmen. Sie muss echt sehr fasziniert sein^^°
Schon wieder ein geheimnissvoller Raum, das kann ja was werden.
Von:  Taja
2009-03-03T19:08:12+00:00 03.03.2009 20:08
Aslo es geht interessant weiter. Die Freundin benimmt sich ja wirklich seltsam.
Aber mal ne blöde Frage, wenn man ein Zimmer hat zu dem niemand Zugang haben soll, warum schließ man es dann nicht einfach ab? Verhindert verirrte Besucher XD
Kate hat anscheinend aber auch eine Orientierung wie ein Stein XD Da war sie schon ein paar mal da und kennt sich immernoch nicht aus. Da möcht ich wissen wie groß das Schloss ist^^°
Ab und zu sind mal ein paar kleine Unstimmigkeiten in den Zeitformen. Und mancher Szenenwechsel, wie z.B. als Kate plötzlich liest, kommen ein wenig aprupt.
XD na klar, da hat man ein grusliges Erlebnis im Zimmer und wirft dann mal eben doch schnell nen Blick rein XD aber erst Panik schieben^^
Von:  Taja
2009-03-03T18:38:30+00:00 03.03.2009 19:38
So, dann will ich mich mal wie versprochen über deine FF's her machen.
Also der Anfang ist zwar etwas aprupt, aber in dem Zimmer wird gleich eine ziemlich spannende Atmosphäre aufgebaut. Ist zwar insgesamt vielleicht ein bisschen kurz, aber durch die wenigen Infos wird die Neugier aufs Weiterlesen geweckt.
Was vielleicht nicht schlecht wär, wenn die wörtliche Rede jeweils auf ne neue Zeile kommt, zur besseren Übersicht. Musst ich auch erst lernen^^
Ab und zu sind vielleicht ein paar unnötige Wortwiederholungen in den Sätzen, aber ansonsten kein schlechter Einstieg.


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