100 Themes Challenge von CrackpotCity (every day is writing day) ================================================================================ Kapitel 45: #68 [Hero] ---------------------- Ragequit Für eine Weile hörte man nur schweres, vibrierendes Atmen. Er hörte das Zittern in der Stimme, obwohl der Raum kein Echo warf, der Teppich schluckte einen Großteil der Akustik und erinnerte ihn schmerzlich daran, dass es kein Albtraum war - dafür klang es viel zu natürlich. Den Kopf hatte er zwischen die Arme gesteckt, damit er es nicht mitansehen und mitanhören musste; verdrehte sich den Hals beim Versuch, die Ohren mit den Oberarmen schalldicht zu bekommen, aber es fehlten immer ein paar Milimeter. Dieses leise Keuchen, das sich so sehr bemühte, sich zurückzuhalten. Wieder zerrte er an den Handschellen - und wieder gaben sie kein Stück nach. Das mittlerweile warme Metall schnitt scharfkantig in seine Haut und wäre er dazu in der Lage gewesen, er hätte sich beide Hände einfach herausgerissen. Schnaubend zuckte sein Kopf; der Knebel drückte so fest in seine Mundwinkel, dass er sich nicht einmal Zunge abbeißen konnte, um dem zu entkommen. Das wollte er um keinen Preis miterleben müssen und doch sah es so aus, als würde man ihm keine Wahl lassen. Sein letzter Ausweg war blockiert und es machte ihn rasend und starr vor Angst. "Pasquale. Wenn du dich sehen könntest. Verkriechst dich in dir selbst. Meschino." Und da war es. Das leise Wimmern, das sich wie ein eiserner Kabelbinder um sein Herz legte und sich mit jedem Schlag enger zog. Bitte.. bitte tu mir das nicht an. Alles, aber nicht das. Aber der Bastard wusste genau, welche Register er aus seiner persönlichen Hölle ziehen musste. Er hatte den Joker. Und er würde ihn nicht hergeben. "..as.." Nein, sei ruhig. Bitte nicht, sag nichts, versuch nicht, mich zu Hilfe zu rufen! Ich würde alles tun, alles, du weißt es, du hast mich gehört! Und du hast ihn gehört. Das ist es, was er will, nichts anderes. Bitte.. bitte sag nichts und sterbe. Schnell. Mit einem Auge schielte er über seine Schulter und streifte Weiß und Schwarz. Vincent hatte sich nicht einmal dazu herabgelassen, in die Knie zu gehen. Er stand, bedrohlich wie der Tod selbst, nur dass er statt einer Sense einen ordinären Baseballschläger zwischen den langen Fingern hatte. Die andere Hand war vergraben in weißen Strähnen, ein starker Zug, das Gesicht in Splitter zerteilt durch ein rotes Spinnennetz. Vincent schnaufte amüsiert und zerrte zur Seite, der Körper folgte unwillig wie eine störrische Puppe. Es knallte dumpf, als das Schlagholz auf Knochen traf; der Schrei war tief und kurz, gefolgt von leisen, langgezogenen Lauten, wie er sie noch nie von ihm gehört hatte. Frankie, bitte. Spiel nicht den Helden, das fordert ihn nur heraus. Das willst du nicht - du willst, dass er schnell das Interesse an dir verliert. Du heulst doch sonst immer wegen jeder Kleinigkeit, du musst mir nichts beweisen. Bitte. Ich bitte dich! "Was meinst du.." Die Stimme klang leise amüsiert und gleichzeitig ein bisschen angewidert, als würde ihm etwas durch den Kopf gehen, das sich die Waage hielt zwischen sehr lustig und absolut abstoßend. Er hob den Baseballschläger und sah ihn abschätzend von unten bis oben an, ein paar Spritzer Blut klebten daran und er runzelte die Stirn. Dann wischte er ihn vorsichtig an Frankies Wange ab, mit dem Ergebnis, dass er ihn damit nur noch mehr verschmierte. Vincent zischte tadelnd. "Kssssh. Jetzt hast du ihn komplett versaut. Dabei habe ich grade überlegt, ob ich dir kleinen Schwuchtel sogar noch ein Geschenk mit auf den Weg gebe. Was meinst du,", er klopfte grinsend mit dem Holz gegen die fremde Hüfte, "ist das in etwa Pasquales Größe?" Die Luft gefror, sein Herz setzte ein paar Takte aus. Frankie japste, als Vincent nach seiner Hose griff; er zuckte zusammen und presste den Kopf krampfhaft wieder zwischen die Arme, aber er hörte es trotzdem. Oh Gott. Das Kämpfen, Klirren von Metall, Frankie schrie. Er schrie wirklich, ohne jede Zurückhaltung. Die blanke Panik wurde aus dem anderen, so bekannten Mund direkt in sein eigenes Knochenmark geschleudert und setzte es unter Strom. Nein,.. NEIN! Dieses.. Monster! Das wirst du nicht tun! Dafür bist du dir zu schade, das.. das machst du nicht! Er zerrte so scharf an dem Metall, dass er seine Haut aufreißen spürte. Du machst das.. nicht! "Haha. Nur ein Scherz. Ich weiß, du stehst drauf, aber diesen letzten Wunsch erfülle ich dir nicht. Wo doch jeder weiß, wie winzig--", lachte Vincent und verzog dann überrascht das Gesicht, als er einen Tritt von hinten in die Kniekehle bekam, der ihn tatsächlich aus dem Gleichgewicht brachte. Ein herzhaftes "Affanculo!" ließ Pascal aufsehen, ein winziges, mikroskopisches Schimmerchen Hoffnung glomm hinter seiner Stirn; sein Bruder auf den Knien mit einer Hand auf dem Boden, Holz polterte; sein Hinterkopf stand in Flammen - und wie Frankie anscheinend erkannte, dass sie eine Chance bekommen hatten. Eine so wahnwitzig geringe Chance, dass sie auch schon vorrüber war, bevor Frankie irgend etwas tun konnte. Aber er stand. Noch immer mit den Armen auf dem Rücken gefesselt, gebeugt, wackelig und keuchend, aber er stand verdammt nochmal auf seinen eigenen Beinen. Und zwischen all dem Schmerz, das seine verzerrten Züge zeichnete, fand er so viel Trotz und Verbissenheit. Natürlich hatte er keine Chance. Er könnte selbst im besten Zustand und mit freien Händen kaum etwas gegen Vincent ausrichten, wenn er ihm nicht gerade eine Kugel direkt durchs Hirn jagte. Frankie und er, sie würden hier trotzdem sterben, das wussten sie alle drei. Aber er hatte Vincents Stolz getroffen und ihm die tadellose Tour vermasselt. Seine Gestalt streckte sich, es war ihm, als würde er sich aufplustern wie ein wütendes Rotkehlchen. "Kein Grund, vor der kleinen Schwuchtel gleich auf die Knie zu gehen. Du bist leider nicht ganz mein Typ", krächzte es leise und sein Herz schlug Purzelbäume, als er sah wie Frankie, ein Frankie, den er überhaupt nicht mehr wiedererkannte, provokant einen halben Schritt auf seinen Bruder zumachte, mit dem Kopf zuckte, um die weißen Strähnen aus dem Sichtfeld zu werfen. Du willst hier also doch den Helden spielen, hm? Jetzt, da du nichts mehr zu verlieren hast. Pascal schnaubte anerkennend und sah ihn an. Go get 'em, Tiger. Frankie grinste zurück. Mit dieser furchtbaren, zerrissenen Visage, aber er sah nicht mehr nach einem Opfer aus. Ich bin so stolz auf dich. "..so ein Stück Scheiße", knurrte Vincent wütend während er mit zwei großen Schritten den Schläger schwang. Und dann hörte Pascal das Krachen; ein dumpfes, splitterndes. Kein Schrei dieses Mal, nur etwas ersticktes. Das Blut war bis zu seinen Fußspitzen gespritzt, er musste nicht hinsehen um zu wissen, dass dieser unbeherrschte Schlag mehr als ausgereicht hatte. Vincent sah ziemlich verärgert aus und das ließ ihn in seinen Knebel grinsen. Der Teppich färbte sich schnell dunkelrot. Na komm schon, bringen wir es hinter uns. Du bist grade so schön in Fahrt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)