Blutige Lilie von Saedy (Der See des Vergessens) ================================================================================ Kapitel 9: Anonymer Spender --------------------------- Hallo, liebe Leser. Vielen Dank nochmal für eure Kommentare. Es freut mich zu erfahren, was ihr so über die Story denkt. Das nächste Kapitel lade ich dann schon wieder diesen Sonntag hoch^^. “Hmpf, Pfannkuchen, lecker! Hab schon seit Ewigkeiten keine mehr gegessen”, kommentierte Mokuba Kaiba am nächsten Abend, während er am Tisch saß, die Füße wie eine Schlange um den Stuhl gewickelt hatte und sich die Süßspeise mampfend in den Mund stopfte. “Tja, wenigstens etwas, das ich kochen, beziehungsweise, backen kann”, erwiderte Atemu etwas verlegen, ob des Lobes und legte die Küchengeräte beiseite, um sich zu Mokuba an den Tisch zu setzen. Dieser hatte sich spontan entschlossen, seinem großen Bruder und dessen Lebensgefährten einen Überraschungsbesuch abzustatten. Seto war zwar noch nicht zu Hause, würde aber bald von der Arbeit zurück sein. Die Zeit hatte Atemu genutzt, um für ihren Gast Pfannkuchen zu backen. “Aber pass bloß auf, dass du dich nicht überfrisst”, kommentierte Atemu mit einem kritischen Blick auf Mokubas Mund, worin die Pfannkuchen mitsamt Ahornsirup so schnell verschwanden, als werfe man sie in einen Höllenschlund. Mokuba schluckte krampfhaft, würgte den letzten Bissen hinunter und meinte: “Keine Sorge. Ich kann essen wie ein Scheunendrescher und mir wird nie schlecht.” “Ja, das glaube ich auch”, bemerkte plötzlich eine spöttische Stimme von hinten. “Oh, Seto! Da bist du ja endlich!”, empfing Mokuba seinen großen Bruder. “Na, das ist ja ‘ne tolle Begrüßung”, stellte der fest, nahm Mokuba aber doch in die Arme. “Das du dich auch mal wieder blicken lässt…” “Hey, das ist doch nicht meine Schuld, wenn du ständig arbeitest. Wann soll man dich denn da schon mal besuchen kommen?”, sprach Mokuba vorwurfsvoll und stemmte die Hände in die Hüften. “So viel arbeite ich nun auch wieder nicht”, protestierte Seto. “Doch tust du”, beharrte sein kleiner Bruder. “Hey, ich weiß ja, dass ihr beiden euch gerne streitet, zumindest seit du älter geworden bist, Mokuba, aber eigentlich wollte ich gerade in Ruhe und Frieden mit euch essen”, bremste Atemu die beiden Nervensägen. “Und außerdem scheinst du mich vollkommen vergessen zu haben”, stellte er fest und schaute gespielt vorwurfsvoll zu Seto hoch. Dieser seufzte ergeben, beugte sich zu seinem Freund hinunter und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. “Wow, gehorcht auf’ s Wort”, staunte Mokuba, wofür er einen bösen Blick seines Bruders kassierte. Gemeinsam setzten sie sich an den Tisch und aßen das, was der Vielfraß noch übrig gelassen hatte. “Und, wie lief’ s denn so an der Arbeit?”, erkundigte sich Atemu bei Seto. Der gab erstmal nur ein Grummeln von sich und beschäftigte sich lieber mit einem Stück Pfannkuchen. Schließlich bequemte er sich zu sagen: “Tja, von den aktuell laufenden Ermittlungen krieg ich erstmal nicht viel mit. Ich wurde zum Leibwächter auserkoren, zusammen mit Jonouchi”, verkündete er mit bissigem Tonfall. “Wir stehen uns die ganze Zeit die Beine in den Bauch, beobachten diesen reichen Schnösel von einem Informanten und ich muss mir auch noch die blöden Kommentare meines werten Kollegen anhören.” “Du Armer”, kommentierte Atemu mit einem spöttischen Funkeln in den Augen. Sein Geliebter ließ sich aber nicht provozieren, sondern fragte im Gegenzug: “Und, wie war dein Tag?” “Och, nichts Besonderes. Stinklangweilig wie immer. Ich habe Spielzeug von A nach B geräumt, abgestaubt, die Abrechnung gemacht und zwei, drei Kunden empfangen, die sich in meinen Laden verirrt hatten.” Atemu klang allerdings, als würde er sich darüber keine großen Sorgen machen. Seto dagegen fragte: “Verdienst du denn auch noch genügend Geld um den Laden zu halten? Nicht, dass du mir noch pleite gehst.” “Ach, nein. Ich komm schon zurecht. Mach dir da mal keine Sorgen”, versicherte Atemu. Ganz so sorglos, wie er tat, wirkte er dabei aber nicht. Doch es reichte, um Seto von weiteren Fragen abzuhalten. Dabei war Atemu aber nicht wegen des mangelnden Geldes besorgt, sondern aus einem ganz anderen Grund… Er seufzte. Vielleicht sollte er doch Seto um Rat fragen. Immerhin war dieser Polizist und könnte ihm in so einer Angelegenheit am besten helfen. Aber was war, wenn dieser anonyme Spender dann tatsächlich davon erfuhr? Doch wie sollte der das überhaupt bemerken, wenn er nur Seto davon erzählte? Es war nämlich so, dass eine mysteriöse Person Atemu bereits seit einigen Jahren hin und wieder - und dafür aber große Summen - auf sein Konto überwies. Er hatte jedoch keine Ahnung von wem das Geld kam und lediglich eine Nachricht erhalten, in der der anonyme Spender behauptete, Atemu sei wie ein Bruder für ihn und deshalb wolle er ihm helfen. Er sollte aber niemandem davon erzählen - nicht mal Seto - weil sonst die Spenden auf der Stelle aufhören würden. Er konnte sich aber beim besten Willen nicht erklären, wer das sein sollte. Schließlich hatte er keinen Bruder oder irgendwelche mysteriösen Freunde aus der Vergangenheit, die ihm so nahe gestanden hatten. Da war nur Jonouchi und der hatte auch nur sein Polizeigehalt. Außerdem war er nicht der Typ, der so geheimnisvoll tat. Auch Ryuchi schloss Yami aus. Eine Nachforschung bei der Bank hatte ebenfalls kein Ergebnis gebracht. Und er konnte doch nicht die ganze Zeit irgendwelche Geldspenden von einem Unbekannten annehmen. Was war, wenn dieser sie eines Tages einfordern würde? Und selbst wenn nicht, konnte er das doch nicht einfach so annehmen. Auf der anderen Seite blieb ihm aber keine Wahl, da sein Spieleladen, den er von seinem Großvater geerbt hatte, sonst Pleite gehen würde. Das konnte er doch nicht zulassen. Immerhin war er das einzige, was ihn noch an Sugoroku erinnerte - was wiederum Atemu daran erinnerte, dass er mal wieder dessen Grab besuchen sollte. Das sah bestimmt schon ganz verwildert aus. Aber es war jedes Mal eine Qual für ihn, dieses Grab zu besuchen. Deshalb tat er es so wenig wie möglich. Und dann waren da noch diese mysteriösen Blackouts, die ihm eigentlich sogar noch mehr Sorgen bereiteten. Er hatte das schon mal vor ungefähr fünf Jahren gehabt und gehofft, dass sie für immer verschwunden wären. Doch in letzter Zeit tauchten sie wieder vermehrt auf und das nicht erst seit Erscheinen von Ryuchis Onkel. Was sollte er nur tun, wenn das so weiterging? Immerhin hatte er keine Ahnung, was er während dieser Zeit tat. Er könnte jemanden überfahren, ohne es hinterher zu wissen. Oder einfach jemandem etwas erzählen und später keine Ahnung mehr davon haben, was sich auch negativ aufs Geschäft auswirken konnte. Er könnte sich mit Seto streiten und das dann vollkommen vergessen haben. Er könnte sich von ihm trennen, ohne es zu merken… Außerdem waren da noch diese merkwürdigen Träume, die ihm so real vorkamen. Langsam aber sicher verfiel Atemu in Panik. “Hey, was ist los, Schatz?”, holte ihn Seto aus seinen Ängsten. “Ach, ich… dachte nur daran, dass es mal wieder Zeit wäre, Großvaters Grab in Ordnung zu bringen”, wich Atemu aus, denn er hatte seinem Freund nie etwas von diesen Blackouts erzählt, außer im Fall von Ryuchis Onkel, aber das hatte Seto auf den Schock zurückgeführt. Er hatte keine Ahnung, dass das bei Atemu öfter vorkam. “Ach so”, erwiderte Seto lediglich, da er das Thema schon kannte. Er wusste, wie schwer sich sein Freund damit tat. “Ich kann dich begleiten”, bot er an. “Danke, Seto. Aber ich wird’ das schon schaffen”, versicherte er. Ja, das würde er. Mokuba blickte die beiden verstohlen von der Seite her an. Zum wiederholten Male fragte er sich, was Seto an diesem Langweiler so toll fand. Okay, Atemu war nett, sah gut aus und war auch einigermaßen intelligent. Aber trotzdem der langweiligste Mensch auf Erden, wie Mokuba fand. Er machte immer dasselbe, hatte keine besonderen Hobbys, tat nie etwas auch nur ansatzweise Aufregendes und wenn man sich auf ein längeres Gespräch mit ihm einließ, langweilte man sich zu Tode. Jedenfalls empfand es Setos kleiner Bruder so. Wie konnte es einen Menschen geben, der so unaufregend war? Anfangs hatte er geglaubt, dass Seto das auch schnell merken würde, doch im Laufe der Zeit wurde er eines besseren belehrt. Nun ja, vielleicht brauchte sein großer Bruder ja genau so einen Menschen, der ihn aus seinem aufregenden Leben als Polizist wieder jeden Tag zurück in die Normalität führte. Aber wenigstens konnte Atemu gut Pfannkuchen backen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)