Blutige Lilie von Saedy (Der See des Vergessens) ================================================================================ Kapitel 16: Die Blumen des Todes -------------------------------- Vielen Dank für eure Kommentare. So, hier kommt diesmal ein Monsterkapitel mit 11 Wordseiten. Nächstes Wochenende dann das letzte Kapitel + Epilog. Ich hoffe, es gefällt euch. Viele Grüße, Saedy Nachdem Kaiba mit einem Gips am linken Handgelenk und der Anordnung, sich möglichst viel Ruhe zu gönnen, aus dem Krankenhaus entlassen worden war, kam es unweigerlich zu der Situation, dass er wieder mit Atemu allein zu Hause sein würde. Einen Moment, den er seit seinem Zusammenbruch fürchtete. Denn einerseits liebte er Atemu immer noch, andererseits war ihm nun erst so richtig klar geworden, mit wem er da eigentlich zusammen gelebt hatte. Trotzdem konnte er es immer noch nicht fassen. Yami, das andere Ich seines Freundes, war Violette, dieses blutrünstige Monster, das für seine schlimmen Taten überall bekannt war. Es dürfte einfach nicht wahr sein! Schließlich war er fünf Jahre lang mit ihm zusammen gewesen - wie konnte es nur sein, dass ihm nie etwas aufgefallen war? Ganz im Gegenteil, er hatte Atemu immer sehr geliebt. Und inwieweit konnte man Atemu von Yami trennen? Waren sie wirklich zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten? Fest stand jedenfalls, dass sie sich gegenseitig mehr oder weniger beeinflussten… Zum Beispiel hatte Yami eine Eifersucht gezeigt, die eigentlich nur Atemu zustand, da er doch zuvor behauptet hatte, Seto gar nicht zu lieben. Und Seto war in der Lage gewesen, mit dem, was er zu Yami sagte, zu Atemu vorzudringen. Doch wie weit ging diese Beeinflussung? Was würde Violette als nächstes tun? Hatte er immer noch vor, Seto umzubringen? Und würde es ihm gelingen, wieder die Kontrolle zu erhalten? Aber das waren nicht die einzigen Fragen, die Seto beschäftigten. Was sollte er denn jetzt tun - Atemu anzeigen? Ihn in eine geschlossene Psychiatrie einweisen lassen? Und was war seinem Geliebten in der Kindheit bloß widerfahren, dass er eine weitere, völlig gestörte, Persönlichkeit entwickelt hatte, um überleben zu können? Seto hatte sich nämlich während seines Krankenhausaufenthalts weiter über das Krankheitsbild der dissoziativen Identitätsstörung informiert und erfahren, dass in sehr vielen Fällen lang anhaltender Missbrauch und Misshandlung in der frühen Kindheit die Ursachen für eine solche Störung waren. Dabei war ihm aufgefallen, dass Atemu eigentlich nie viel über seine Kindheit erzählt hatte. Überhaupt hatte er nie von sich aus über die Vergangenheit geredet, lediglich seinen Opa hatte er öfters erwähnt. Und Seto hatte ihm jegliche Information über sein Leben, bevor er ihn kennen gelernt hatte, aus der Nase ziehen müssen. Trotzdem war sein Freund jedes Mal geschickt Fragen ausgewichen… Vorsichtshalber trug Kaiba jedenfalls ein Messer bei sich, für den Fall, dass Yami wieder auftauchen würde und ihn immer noch umbringen wollte. Außerdem hatte er Mokuba von allem erzählt - wenn man sich auf Jonouchi verließ, war man ja bekanntlich verlassen - und ihn vorgewarnt, dass, falls er sich nicht regelmäßig bei ihm meldete, etwas passiert sein musste. Mokuba hatte die ganze Geschichte auch erst nicht glauben wollen - immerhin war Atemu seiner Meinung nach der Langweiler in Person - doch als er gemerkt hatte, dass sein Bruder es durchaus ernst meinte, wollte er ihn zunächst davon abhalten, überhaupt weiterhin mit Atemu in einem Haus zu leben und überreden, den Auftragskiller von seinen Kollegen festnehmen zu lassen. Doch Seto konnte das einfach nicht über sich bringen. Er hing noch viel zu sehr an Atemu. Und vielleicht schaffte er es ja, Yami davon abzuhalten, wieder zu morden? Sein Verstand sagte ihm zwar, dass das Wunschdenken war, doch seine Gefühle ließen sich nicht so einfach unterdrücken. Als Kaiba, der mit der Bahn nach Hause gefahren war, dort ankam, empfing ihn Stille. Natürlich, Atemu war immer noch im Spieleladen und arbeitete. Deshalb hatte er ihn auch nicht vom Krankenhaus abholen können. Oder war Yami wieder zum Vorschein gekommen und führte erneut einen Auftragsmord aus? Stumm setzte sich der junge Polizist auf das Sofa im Wohnzimmer und starrte auf den Fernseher, ohne ihn einzuschalten. Es war, als liefe vor seinem inneren Auge ein ganz eigenes Programm ab. Er erinnerte sich, wie er Atemu damals im Spieleladen von dessen Großvater kennen gelernt hatte, auf der Suche nach seltenen Duel-Monsters Karten. Zu der Zeit war er noch ganz besessen von dem Spiel gewesen, ebenso wie sein zukünftiger Freund. Seto war erst siebzehn gewesen und hatte damals schon den Wunsch entwickelt, Polizist zu werden, wobei er davon geträumt hatte, den Auftragskiller Violette zu fassen, der bereits seit ca. einem Jahr sein Unwesen getrieben hatte. Atemu war zu der Zeit einundzwanzig Jahre alt gewesen - dass er vier Jahre älter als Seto war, sah man ihm aufgrund seiner zierlichen Figur aber gar nicht an - das hieß, schon damals, als er ihn kennen gelernt hatte, war sein Freund ein Mörder gewesen. Mit Wehmut erinnerte Seto sich daran, wie sie sich bei einem gemeinsamen Skiurlaub bei dem auch Jonouchi, Anzu und Honda mit von der Partie gewesen waren, näher gekommen waren. Eigentlich war Seto damals nur wegen Atemu mitgekommen. Dann die fünf Jahre, die sie zusammen gelebt hatten, was sie sich aufgebaut hatten, die Vertrautheit, die Liebe… Sollte das alles jetzt vorbei sein? Von einem Tag auf den anderen? Und war Atemu ebenso schuldig, oder nur seine andere Persönlichkeit? Aber selbst, wenn es nur Yami war, jener war ebenso ein Teil dieses Menschen, wie Atemu. Man konnte die beiden nicht trennen, man konnte nur versuchen, diese gespaltene Persönlichkeit, wenn schon nicht zu heilen, dann wenigstens wieder soweit zueinander zu führen, dass sie beide wieder normal leben konnten. Aber selbst der Weg dahin schien fast unmöglich. Immerhin hatte Atemu nicht “einfach” nur eine gespaltene Persönlichkeit, sondern war zudem überaus gefährlich. Noch immer wusste Kaiba nicht, was er jetzt tun sollte. Nach einer scheinbaren Ewigkeit ging endlich die Haustür auf und Atemu trat ein. Seto hörte seine Schuhe auf den Flur treten und kurze Zeit später öffnete sich auch die Wohnzimmertür. “Seto?”, sprach Atemu seinen Lebensgefährten zögerlich an. Auch ihm ging die Sache vom letzten Freitag nicht mehr aus dem Kopf. Seitdem fragte er sich, was es mit seinem anderen Ich auf sich hatte. Auch hatten er und Seto seit dem Vorfall nicht mehr miteinander gesprochen, jedenfalls nicht mehr, als ein gelegentliches “Hallo” und “Wie geht es dir?”. Sein Freund hatte ihm ja nichts weiter über diesen ominösen Yami verraten wollen. Das einzige, was er wusste, war, dass jener es war, der Seto entführt hatte und auch sonst kein Unschuldslamm sein konnte. Obwohl Atemu die ganze Zeit über krampfhaft versucht hatte, sich zu erinnern oder Zugang zu seiner anderen Persönlichkeit zu bekommen, es ging einfach nicht. Eher bekam er Kopfschmerzen. Wenigstens hatte er in den letzten Tagen keinen Blackout mehr gehabt, das deutete immerhin darauf hin, dass Yami nicht mehr aktiv gewesen war - es sei denn, es wäre geschehen, während Atemu geschlafen hatte. “Oh, Atemu…”, blickte sein Lebensgefährte ihn irgendwie hilflos und gequält wirkend an. Atemu setzte sich neben ihn und wollte seinen Freund in den Arm nehmen, doch der stand auf und begann, im Zimmer auf- und abzulaufen, ohne etwas zu sagen. Atemu folgte ihm mit seinen Blicken und wartete auf eine Reaktion. Doch als keine erfolgte, meinte er schließlich: “Seto, was immer ich auch getan habe, während…der Andere aktiv war - es tut mir Leid.” Nun blieb sein Geliebter stehen und wandte seinen Blick endlich vom Boden ab. “Was du getan hast…”, erwiderte Kaiba und ließ den Satz unvollendet. Atemu schien keine Ahnung zu haben, zu was er als Yami imstande war. Wie sollte er ihm das nur beibringen? Und wie sollte ihr gemeinsames Leben mit dieser Tatsache weitergehen? Konnte es überhaupt ein weiteres “gemeinsam” geben? “Irgendetwas verschweigst du mir doch”, stellte Atemu fest. “Bitte sag mir, was los ist! Was habe ich getan?”, schaute er seinen Freund mit flehendem Blick an. Der schaute zweifelnd, ob er ihm die Wahrheit sagen sollte, zurück. Schließlich atmete er tief durch und erklärte: “Atemu, das ist jetzt sehr schwer zu sagen, aber du…”, sollte er jetzt gleich mit der Tür ins Haus fallen, oder versuchen, es ihm schonend beizubringen, wenn das überhaupt möglich war? “Atemu, dein anderes Ich… er hat sehr schlimme Dinge getan, weißt du?” Seto ging nun auf seinen Freund zu und setzte sich neben ihn. “Was für Dinge?”, fragte der mit einem Schlucken, als Seto nicht weiterredete. “Du kennst doch Violette?” Atemu nickte. “Ja, was hat das mit mir…?”, begann er und stockte. “Du bist, nein, dein anderes Ich, ist Violette”, brachte Seto es schließlich heraus. “Nein! Das kann nicht sein!” Atemu sprang vom Sofa auf. “Weißt du, was du da sagst?” Immerhin war Violette nicht nur ein Auftragskiller sondern zudem auch noch der blutrünstigste, dessen Taten jemals bekannt geworden waren. “Ja, das weiß ich leider nur zu genau. Und du kannst dich wirklich an nichts erinnern?” “Nein!”, schrie Atemu. “Du bist ja verrückt! Auch wenn da ein anderes Ich in mir ist, so was würde ich nie tun!”, rief er aufgebracht und rannte aus dem Wohnzimmer. “Na, das habe ich ja toll hingekriegt”, seufzte Seto zu sich selbst, stand auf und lief seinem Lebensgefährten hinterher. Nach einigem Hin- und Her fand er ihn schließlich im Badezimmer, wo dieser über der Kloschüssel hing und sich übergab. “Du weißt es also”, stellte der junge Polizist mit Blick auf den Rücken seines Freundes fest. Denn was für eine andere Erklärung sollte es geben, dass dieser sich plötzlich übergab? “Nein, nein, es ist nicht wahr! Das ist nicht wahr”, wiederholte Atemu immer wieder, als könne nur dadurch alles ungeschehen werden. Schließlich stand er von der Kloschüssel auf und wusch sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser. “Atemu, bitte sieh mich an!”, verlangte Seto. “Wir müssen jetzt überlegen, was zu tun ist. So kann es nicht weitergehen”, stellte er fest. “Atemu!”, wiederholte er und drehte ihn an den Schultern zu sich herum. “Sag doch etwas, geht es dir gut?” Doch der sackte plötzlich in sich zusammen und Seto hielt ihn fest. Einen Augenblick später kam er wieder zu sich und durchbohrte ihn mit einem eiskalten Blick. “Yami”, stellte Seto fest. “So ist es”, erwiderte dieser missgelaunt und wollte sich an ihm vorbei drängen. Doch so einfach war das nicht. “Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht gleich umbringen sollte”, zischte Yami, dem es gar nicht gefiel, so festgehalten zu werden und versuchte, sich aus dem Griff zu befreien. “Du kannst es nicht”, meinte Seto lapidar. “Jetzt, da Atemu weiß, dass ich ihn nicht betrogen habe, ist es dir nicht mehr möglich, weil er das nicht zulassen würde, nicht wahr?” “Ach ja, und wieso bist du dir da so sicher?”, grinste Yami fies. “Du hast ihn immerhin gerade ziemlich schockiert. Wer weiß, vielleicht ist er deshalb so abgelenkt, dass er es gar nicht merkt, wenn ich dich mal schnell umbringe”, tippte er ihm nun mit dem Zeigefinger auf die Brust, nachdem er losgelassen worden war und verließ das Badezimmer. “Nun, ein zweites Mal schaffst du es nicht, mich zu überwältigen”, war Seto sich sicher. “Und nun möchte ich von dir hören, was passiert ist, dass in dir zwei verschiedene Persönlichkeiten entstanden sind und du zu einem Auftragskiller geworden bist. Da Atemu sich offenbar nicht erinnert, wirst du in den sauren Apfel beißen müssen.” Der junge Polizist blickte Violette erwartungsvoll an, so als wäre er überzeugt, dass dieser ihm alles erzählen müsse. “Das geht nicht gar nichts an”, erwiderte Yami düster und steckte die Hände in die Hosentaschen. “Wenn du es mir nicht erzählst, dann wird das hier ganz einfach: Ich melde dich der Polizei und die entscheiden dann, was mit dir passiert. Wahrscheinlich landest du in einer geschlossenen Psychiatrie und ich bezweifle, dass es dir da gefallen würde.” “Das würdest du nicht wagen! Immerhin verlierst du dann auch Atemu.”, stellte Yami fest, hörte sich aber schon nicht mehr ganz so sicher an. “Nun, wenn du es darauf ankommen lassen willst!”, erwiderte Seto und ging in Richtung Telefon. “Dann rufe ich jetzt eben meine Kollegen.” “Nein warte!”, rief Yami, als Seto schon die Nummer wählen wollte. “Ich erzähle dir alles, aber ruf nicht an!” “Gut dann fang mal an!”, forderte Seto, nachdem er sich auf der Couch niedergelassen hatte und blickte ihn erwartungsvoll an. Yami setzte sich auf die andere Seite, möglichst weit weg von Atemus Freund und starrte auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. “Du willst also wissen, wie alles begann?”, sagte Yami und sein Blick verdüsterte sich. Obwohl er im Gegensatz zu Atemu nicht so zimperlich war - wenn es um seine eigene Vergangenheit ging, fiel es selbst ihm unglaublich schwer, darüber zu sprechen, ja sogar, sich auch nur bewusst daran zu erinnern. Er wollte einfach nur vergessen, so wie Atemu - der hatte es gut. Nun ja, die Kurzfassung würde für Kaiba auch reichen. “Ich weiß nicht mehr genau wann und wie es passiert ist, dass da auf einmal Atemu und ich waren, wo es vorher doch nur Atemu gegeben hatte, von dem ich nur ein anderer Teil gewesen war. Doch irgendwann waren wir plötzlich zwei verschiedene Persönlichkeiten, weil ich, wir es nicht mehr ertragen konnten, was sie mit uns getan haben.” Yami machte eine Pause und wurde blass im Gesicht, bei der Erinnerung daran. “Sie? Deine Eltern?”, vermutete Seto. “Ja, und nein. Ich hatte nur einen Stiefvater, solange ich mich erinnern kann. Mein leiblicher Vater war schon vor langer Zeit auf Nimmerwidersehen verschwunden. Ich denke, ich war so etwas wie ein Sklave für ihn. Ich hatte kein eigenes Leben und musste immer nur das tun, was er wollte. Selbst wenn ich perfekt gewesen wäre, hätte er mich wahrscheinlich immer noch geschlagen, weil er mich hasste und weil er es liebte, mir wehzutun. Und zu anderen Zeiten hat er mir gezeigt, wie sehr er mich liebte”, Yami lachte hysterisch auf. “Ist das nicht verrückt? Er hasste und liebte mich gleichzeitig.” Seto lief ein Schauder über den Rücken. Wollte Yami ihm gerade erzählen, dass sein Stiefvater ihn nicht nur geschlagen, sondern auch vergewaltigt hatte? “Und meiner Mutter war es egal, sie hat es ignoriert und mich im Stich gelassen. Irgendwann habe ich es nicht mehr ertragen. Ich habe ein Messer genommen und in meinem Bett versteckt. Als mein Stiefvater wieder einmal abends zu mir kam, habe ich einfach zugestochen. Alles war voller Blut. Danach…ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich das alles geschafft habe, aber ich habe das Messer verschwinden und es so aussehen lassen, als wäre ein Einbrecher der Mörder, so wie ich es immer in den Krimiserien gesehen hatte. Niemand konnte sich vorstellen, dass ein Kind mit gerade mal sechs Jahren seinen eigenen Stiefvater umbringt. Es wurden auch keine Beweise dafür gefunden. Bei seiner Beerdigung, da…”, Yami stockte. “Ich weiß noch, ich stand mit Mutter an seinem Grab und sie warf weiße Blumen hinein. Und ich fragte sie, was das soll. Da antwortete sie: ‘Lilien sind die Blumen des Todes.’ Da lief mir ein Schauder den Rücken hinab und ich fragte mich, wie die weißen Lilien wohl aussehen würden, wenn sie sich mit Vaters Blut vermischen würden”, erklärte Yami. Seto, dem schon ganz übel allein von der Erzählung geworden war, ging plötzlich ein Licht auf. Deshalb also hinterließ Violette immer eine rötlich-violette Lilie bei seinen Opfern. Nun erzählte Yami weiter: “Nachdem dies vorbei war, nachdem alles vorbei war und ich nichts mehr tun konnte, da passierte etwas Merkwürdiges: Mir entglitt plötzlich die Kontrolle und mein Körper bewegte sich, ohne mein Zutun. Ich hörte mich Dinge sagen und sah mich etwas tun, als wäre ich in einer Art Trancezustand. Doch dabei benahm ich mich ganz normal, normaler sogar, als es jemals zuvor der Fall gewesen war. Es dauerte lange, bis ich begriff, dass das gar nicht mehr ich war, sondern jemand anders, der meinen Körper kontrollierte, der sich auch Atemu nannte, aber nicht ich war. Nur manchmal, wenn der andere Angst hatte und nicht weiterwusste, erlangte ich die Kontrolle zurück. Später gelang es mir jedoch, öfter wieder aktiv zu werden. Doch noch immer war ich wie ein Schatten neben Atemu. Ich war wie die Dunkelheit in seinem Herzen - denn er, er konnte frei und glücklich sein, weil er sich an nichts böses erinnerte - deshalb nannte ich mich von da an Yami.” Der junge Mann machte eine Pause und schien mit den Gedanken ganz weit fort. “Irgendwann bemerkte ich, dass ich mich lebendiger fühlte, wenn ich Tiere quälte und später Menschen. Wenn ich Blut fließen sah, das war, als würde es, während es die anderen verließ, mich stärken. Ich erinnere mich noch gut, wie entsetzt Atemu war, als er eines Tages seine tote Katze fand”, lachte Yami, doch es war kein glückliches Lachen. “Er verstand nicht, dass seine Mutter, unsere Mutter”, korrigierte er sich, “ihm böse war, weil er angeblich die Katze getötet hatte. Sie konnte ja nicht wissen, dass ich das gewesen war. Nun ja, irgendwann kam ich zu dem Schluss, dass es das Beste für mich wäre, wenn ich gleich mein Hobby zu meinem Beruf machen würde und wurde Auftragskiller.” Seto schwieg auf diese Erzählung hin. Das musste er erstmal alles verdauen. Auch Yami starrte zunächst nur düster vor sich hin. Dann fügte er noch hinzu: “Später ist meine Mutter dann bei einem Autounfall gestorben - und ehrlich gesagt, ich war froh, als ich sie los war und bei meinem Großvater einziehen konnte. Und, hast du nun genug gehört?” Seto nahm dies zum Anlass, noch mehr zu erfahren, wo Yami schon mal so mitteilsam war. “Und wie war das, als du, ich meine Atemu, und ich zusammen kamen. Was hast du dabei empfunden? Hast du mich wirklich nur gehasst und wolltest mich ausnutzen, weil ich vorhatte Polizist zu werden? Und wieso hast du damit aufgehört zu morden, als ich mit Atemu zusammen kam? Ich meine, der Zeitpunkt, dass du genau vor fünf Jahren damit aufgehört hast, ist schon auffällig.” “Ja, reite nur darauf herum!”, zischte Yami und funkelte Kaiba böse an. “Ich wollte ja weiter machen, aber ich konnte nicht mehr, da Atemu sich zu stark in den Vordergrund gedrängt hat. Ich konnte gar nichts mehr tun, immer wollte er die Kontrolle behalten, um die ganze Zeit mit dir zu verbringen. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn davon abgehalten, dir überhaupt erst zu nahe zu kommen. Aber als ich bemerkte, wie sehr deine Gegenwart ihn stärkt, da war es zu spät. Ich konnte dich nicht mehr loswerden. Erst, als Atemu begann, sich mit seinem Leben so sehr zu langweilen, dass er zu nichts mehr Lust hatte, bekam ich mehr und mehr meine Kontrolle zurück und konnte wieder meinen Beruf ausüben.” “Atemu langweilte sich?”, wunderte sich Seto. “Davon habe ich gar nichts bemerkt. Das wäre mir doch aufgefallen.” “Ach”, lachte Yami höhnisch. “Du bist auch nicht gerade der Blitzmerker, wenn es um Gefühle geht, was? Außerdem konnte es Atemu wirklich sehr gut verbergen, wie deprimiert er eigentlich war. Nur das alltägliche Zusammensein mit dir hat ihn vor einem Zusammenbruch bewahrt - aber bilde dir bloß nichts darauf ein, wie du siehst, hat das ja auch nicht mehr viel gebracht. Atemu fühlte sich wie in einem goldenen Käfig gefangen - und ich habe mich daraus befreit.” “Indem du mordest?”, erwiderte Seto kritisch. “Ja, genau”, grinste Yami. “Willst du vielleicht ein Kostprobe?”, stand er auf und ging auf ihn zu. “Du gehst mir langsam aber sicher auf die Nerven.” Kaiba packte Atemus anderes Ich am Handgelenk, als dieser ihm für seinen Geschmack zu nahe kam. “Du solltest jetzt lieber wieder Atemu raus lassen”, verlangte er. “Warum sollte ich?”, erwiderte Yami und setzte sich wieder auf die Couch. “Wo es doch gerade so schön gemütlich ist.” Damit verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. “Was soll ich jetzt mit dir machen?”, fragte er sich. “Die Frage ist wohl eher, was ich mit dir mache”, erwiderte Seto unbeeindruckt, stand auf und beugte sich zu ihm hinab. Ehe Yami sich’ s versah, spürte er dessen Lippen auf seinem Mund. Er riss die Augen auf. Warum tat dieser Mistkerl das? Er wollte ihn von sich stoßen, doch Seto hielt ihn eisern fest und setzte sich sogar noch mit dem ganzen Gewicht auf seinen Schoß, damit er ihm nicht entkommen konnte. Yami bekam es mit der Angst zu tun - bisher hatte Seto immer nur Atemu geküsst und auch wenn er sonst immer alles von seinem Trancezustand aus miterlebt hatte, so war es doch ganz anders, es wirklich selbst zu erleben. Yami versuchte so sehr sich zu wehren, dass Seto schon loslassen wollte. Doch plötzlich wurde sein Kuss erwidert. Als er dann tatsächlich zurückwich, bemerkte er eine deutliche Veränderung im Gesicht seines Lebensgefährten. “Atemu, du bist es wieder nicht wahr?”, stellte er fest. Also war es wirklich so, dass er Yami oder umgekehrt Atemu nur zu erschrecken brauchte, damit der jeweils andere hervorkam. Einzig allein dazu war der Kuss nämlich gedacht gewesen. Atemu blickte ihn verwirrt an. “Ist er wieder…?”, wollte er wissen. Er erinnerte sich nicht mehr, wie er vom Bad zur Couch gekommen war. Sein Freund nickte. “Puh, du bist ganz schön schwer”, stöhnte Atemu, denn Seto saß ja immer noch auf seinem Schoß, den er jetzt endlich verließ und sich neben ihn setzte. “So, wir sollten uns jetzt wohl überlegen, wie es weitergehen soll”, meinte Kaiba und hatte dabei einen Arm um Atemus Schultern gelegt. “Dieser andere in mir ist also wirklich…Violette?”, erkundigte sich Atemu zögerlich. “Ja. Sag mal, an was erinnerst du dich eigentlich aus deiner Kindheit?” Atemu fuhr es heißkalt den Rücken hinunter - dieses Thema hatte er bisher immer geschickt zu umgehen verstanden, denn er hasste es sich an die Vergangenheit zu erinnern und daran, was vor seinem siebten oder sechsten Lebensjahr - so genau wusste er das nicht mehr - passiert war, konnte er sich gar nicht erinnern. Eigentlich hatte sein Leben erst von da an angefangen. “Nun ja, eigentlich, ich weiß nicht, an meinen Stiefvater erinnere ich mich gar nicht mehr. Ich habe irgendwann später erst erfahren, dass es ihn überhaupt gab, da meine Mutter ihn nie erwähnte. Und meine Mutter, tja, die lebte in ihrer eigenen Welt und hatte nichts für mich übrig. Sie hat mir halt zu Essen besorgt und was man sonst so zum Leben braucht, das war es dann aber auch schon. Ich glaube, ich war ihr einfach egal.” “Denkst du das wirklich?”, fragte Seto erschüttert. Atemu nickte und schien kurz davor, in Tränen auszubrechen. “Scheiße, ich kann immer noch nicht darüber sprechen, ohne gleich loszuheulen”, stellte er fest und wischte sich über die Augen. “Schon gut, wenn es sein muss, dann lass es raus”, meinte Seto, nahm ihn in den Arm und streichelte ihm über den Rücken. “S-seto, was wirst du jetzt tun?”, fragte Atemu schließlich, voller Angst in der Stimme. Wenn sein anderes Ich wirklich Violette war, dann… Würde Seto überhaupt noch mit ihm zusammen bleiben wollen? Es wunderte Atemu sowieso, dass sein Freund ihn noch im Arm hielt und tröstete - er hatte erwartet, dass er ihn nun hassen und ins Gefängnis stecken würde. Aber wenn sein anderes Ich all diese schlimmen Morde begangen hatte, dann hatte er wohl auch nichts anderes verdient… “Hasst du mich jetzt?” “Nein, das könnte ich nie”, lächelte Seto und blickte Atemu in die verweinten Augen, doch es war ein trauriges Lächeln, weil er wusste, dass es nie wieder so sein würde, wie es mal war. “Dein anderes Ich ist Violette, nicht du. Und du kannst nichts dafür, dass du irgendwann zwei Persönlichkeiten entwickelt hast. Das, was dir passiert ist, ist wirklich furchtbar, das würde kein Mensch unbeschadet überstehen und du konntest es eben nur auf diese Weise. Nein, ich liebe dich nach wie vor, Atemu und das wird auch immer so bleiben, egal was passiert, das verspreche ich dir.” “Seto… ich werde dich auch immer lieben”, blickte Atemu ihm in die Augen, so dass es dem jungen Polizisten noch schwerer fiel, das zu tun, was er tun musste. Nein, er konnte es nicht, er konnte es wirklich nicht. Vielleicht gab es ja noch eine andere Lösung? “Atemu”, holte Seto tief Luft. “Ich weiß, es wird dir nicht gefallen, aber trotz dessen, geht es nicht so weiter wie bisher. Ich meine, wer weiß, ob Yami weiter morden wird? Du kannst ihn nicht davon abhalten, denn du bemerkst es ja nicht mal, wenn er die Kontrolle über dich gewinnt. Ich will dich aber auch nicht der Polizei ausliefern. Doch es gibt vielleicht auch noch eine andere Möglichkeit. Aber nur dann, wenn du und besonders Yami eine Bedingung erfüllt.” “Was meinst du?” “Du musst dich selbst in die Behandlung einer geschlossenen Psychiatrischen Klinik begeben und Yami muss mir versprechen, nie mehr zu morden.” So jetzt war es also raus. Was würde sein Freund und vor allem Yami dazu sagen? “Ich weiß, das hört sich hart an, aber glaub mir, wenn du es nicht freiwillig tust, dann wird alles noch tausend Mal schlimmer. Dann wirst du noch eine lange Untersuchungshaft und etliche Verhöre, Gerichtstermine und so weiter durchmachen müssen, bevor du letztendlich wahrscheinlich doch in einer geschlossenen Psychiatrie landen wirst - wenn nicht sogar schlimmeres. Und dann wird es auch nicht so leicht sein, wie wenn du freiwillig dort hin gehst.” “Verstehe”, erwiderte Atemu traurig und blickte zu Boden. Der Gedanke, in eine psychiatrische Klinik gehen zu müssen, sein Seelenleben bloßzulegen und für eine ganze Weile keinen Kontakt mehr zu Seto haben zu dürfen - denn in so einer Anstalt war es in den ersten Zeit nicht mal erlaubt, zu telefonieren, damit man von der Außenwelt nicht beeinflusst wurde - gefiel ihm überhaupt nicht. Aber offenbar gab es ja keine bessere Möglichkeit. Doch, die gibt es, zuckte plötzlich ein Gedanke durch seinen Kopf, der nicht von ihm zu sein schien. Seine Hände verkrampften sich. Kaiba wurde völlig überrumpelt, als Atemu sich plötzlich auf ihn stürzte und gezielt zu Boden schlug. Hinzu bekam er noch ein paar schmerzhafte Tritte in die Magengegend. Ehe er sich’ s versah, hatte sein Freund ihm schon so zugesetzt, dass er sich für einige Augenblicke nicht mehr rühren konnte, auch, als dieser nun von ihm abließ und in Richtung Küche verschwand. Der war wirklich gut, wie er zu seinem Leidwesen feststellte. Aber er war ja auch selbst schuld, dass er nicht erwartet hatte, dass Yami wieder auftauchen und sich auf ihn stürzen würde. Er musste wieder auf die Beine kommen, bevor… Er krümmte sich auf dem Boden und versuchte den Schmerz zu ignorieren, als er aufstehen wollte. Aber da war es schon zu spät. Der Auftragskiller war wieder da und zwar mit einem beeindruckend aussehenden Küchenmesser, welches er ihm an die Kehle hielt und sich nebenbei auf seine Hüfte setzte. “Au”, entfuhr es Kaiba, da Yami in der Nähe der Stelle saß, wo er ihn zuvor getreten hatte. “Du kannst dich glücklich schätzen: im Gegensatz zu den anderen Leuten, die von mir getötet wurden, wird es für dich kein langes, qualvolles Ende werden. Weil du so lieb zu Atemu warst, will ich mal nicht so sein. Ich lasse mich nun mal nicht einsperren, das wirst du verstehen.” Mit diesen Worten hob er das Messer. Kaibas Augen weiteten sich vor Entsetzen. Yami würde doch nicht… “Bitte nicht, Atemu!”, flehte Seto und kniff im nächsten Moment die Augen zusammen. Er fürchtete wirklich, dass das hier sein Ende sein würde und begann zu zittern. Plötzlich hörte er das Messer auf den Boden klimpern und riss die Augen wieder auf. “Ich kann es nicht.” Yamis, Atemus? Stimme zitterte, als er sich die Hände vors Gesicht hielt und schluchzte. Ehe Kaiba sich von seiner Überraschung erholen konnte, hatte sein Lebensgefährte sich das Messer blitzartig wieder geschnappt, war von ihm gesprungen und hielt es nun gegen sein eigenes Herz gerichtet. “Ich lasse mich nicht einsperren”, wiederholte Yami. “Lieber sterbe ich”, damit schloss er die Augen. “Nein, tu das nicht!”, rief Kaiba in Panik, richtete sich entgegen seiner Schmerzen auf und stürzte sich auf seinen Freund, so dass beide zusammen zu Boden fielen. Dabei fiel Yami auch das Messer aus der Hand. Er wehrte sich verzweifelt gegen Seto, der ihn mit seinem Gewicht fest am Boden hielt. Dagegen konnte auch der Auftragskiller mit seiner Erfahrung nicht ankommen. “Lass mich los!”, schrie Yami. “Du willst mich doch eh nicht, du willst nur verhindern, dass ich sterbe, weil Atemu dann auch stirbt. Aber uns gibt es nun mal nur zusammen und er will auch nicht in diese Psychiatrie. “Lass mich los!”, wiederholte Yami keuchend. Als er nach einigen Minuten endlich den größten Widerstand aufgab, drehte Seto ihm die Hände auf den Rücken und beförderte ihn Richtung Schrank, wo er in der Schublade seine Handschellen aufbewahrte. Mit diesen fesselte er Yami an die Bank in der Küche. “Du bist so dumm”, meinte er und holte sich etwas zu trinken aus dem Kühlschrank. Nachdem er einen ordentlichen Schluck Wasser zu sich genommen hatte, erklärte er: “Du bist ein Teil von Atemu und wie du schon so schön erkannt hast, gehört ihr zusammen. Und auch, wenn es mir nicht gefällt, was du getan hast - glaub mir das ist sogar noch untertrieben gesagt - so ist mir das sehr wohl bewusst. Und würde ich nur die schöne Oberfläche von Atemu lieben, das, was er nach außen hin preisgibt, dann hätte ich dich schon längst meinen Kollegen übergeben.” Yami guckte ihn auf diese Erklärung hin überrascht an. Er sah nur Setos Augen, die traurig in die Ferne blickten. “Willst du damit sagen, dass du mich auch…ein bisschen liebst?”, erkundigte sich Yami zögernd. In diesem Moment - man konnte es kaum glauben - sah dieser blutrünstige Auftragskiller plötzlich wie ein einsamer, zurückgelassener Mensch aus, der sich nur nach Liebe sehnte. Jedenfalls kam es Seto so vor. Vielleicht - nein wahrscheinlich - war Yami auch nur so geworden, da er niemals geliebt worden war. “Ich kann dich lieben - wenn du mich lässt”, flüsterte Seto nach einem langen Augenblick. Daraufhin war Yami erstmal sprachlos. Jemand wie Seto, der dazu auch noch Polizist war, wollte ihn, einen Auftragskiller, der unzählige Morde begangen hatte, lieben? Der wollte ihn doch nur weichkochen, oder? Aber er sah so ehrlich aus… Konnte jemand so gut lügen? Und außerdem hatte er Recht: würde er ihn nicht lieben, dann wäre er längst nicht mehr hier. Yami senkte verzweifelt den Kopf. Was sollte er nur tun? Er wollte nicht in diese Klinik gehen, das würde er nicht überleben. Da starb er lieber gleich. Aber andererseits war da noch Seto… Er wünschte sich so sehr, dass dieser ihn auch lieben würde, nicht nur Atemu. Und genau deswegen hatte er ihn die ganze Zeit gehasst, weil Seto mehr Gefühle in ihm auslöste, als gut für einen Auftragskiller war. Er hatte ihn loswerden wollen, weil diese Gefühle wehtaten - sie schienen ihn innerlich auszubrennen. Und jedes Mal, wenn Seto mit Atemu geschlafen und er wie in Trance alles mitbekommen hatte, dann wusste er nicht, was er als erstes empfinden sollte: Ekel, weil dies ihn an seinen Stiefvater erinnerte, oder Eifersucht, weil er nicht wie Atemu sein konnte, weil ihn nie jemals jemand lieben würde. Die ganze Zeit hatte er diese Gedanken erfolgreich verdrängt, hatte sich ganz auf seinen Hass auf Seto und die übrige Welt konzentriert, so dass er gar nicht bemerkt hatte, warum er Atemus Freund wirklich hasste, oder hassen wollte. “Ach, fuck”, erklärte er schließlich und blickte auf einen Küchenschrank, als wäre der besonders interessant. “Du mit deiner Gefühlsduselei. Mach doch, was du willst.” Eigentlich schrie alles in ihm danach, Seto zu sagen, dass er ihn auch liebte, doch das konnte er einfach nicht. “Nun, es ist deine Entscheidung”, erwiderte Seto. “Gehst du freiwillig in eine Klinik und versprichst, niemanden mehr umzubringen, oder willst du lieber erstmal ins Gefängnis?” “Wenn ich dir etwas verspreche, wer sagt dir, dass ich dich nicht einfach anlüge?”, wollte Yami wissen. “Wenn du es mir sagst und mir dabei ehrlich in die Augen siehst, dann will ich dir vertrauen. Und sollte sich später herausstellen, dass du mein Vertrauen missbraucht hast, dann werde ich dich wieder einfangen und zur Strecke bringen. Dann werde ich allerdings keine Gnade mehr kennen. Also, wie entscheidest du dich?” Yami wusste nicht, was er denken sollte. Er war völlig durcheinander und das war ihm schon lange nicht mehr passiert, und wenn, dann immer nur im Zusammenhang mit Seto. Doch nie war es so schlimm gewesen, immer hatte er noch gewusst, was er wollte. Jetzt aber schien sein Denken wirklich auszusetzen und die Gefühle tobten wie ein Sturm durch seinen Kopf. Es tat fast körperlich weh, so sehr quälten ihn diese. “Bitte, töte mich! Erlöse mich!”, brachte er schließlich hervor. Kaiba sah ihn schockiert an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. “Ich halte das nicht mehr aus. Mach, dass es aufhört!”, heulte Yami. “Ich will das nicht mehr, ich will nicht mehr…” Mit diesen Worten schlug er seinen Kopf fest gegen die harte Tischkante. “Atemu, was machst du da?”, rief Kaiba entsetzt und sprang vor, um ihn davon abzuhalten. Ehe ihm das gelang, hatte Yami seinen Kopf noch einmal auf den Tisch geschlagen. Und offenbar war er dabei nicht zimperlich gewesen, denn nun guckte er Kaiba, der seinen Kopf festhielt, ziemlich benommen an. Der stellte fest, dass sein Geliebter unter den Haaren blutete. Entsetzt drückte er ihn an sich und hielt ihn fest, einfach nur fest. “Atemu, tu so was nicht. Bitte verletzte dich nicht.” “Mach, dass es aufhört!”, schluchzte Yami an seiner Brust. “Was soll aufhören? Was soll ich machen?”, fragte Seto verzweifelt. “Liebst du mich wirklich?”, wollte Yami nach einem endlosen Augenblick wissen. “Ja”, erwiderte der ohne zu zögern. Er spürte noch einmal ein Aufbäumen des Körpers in seinen Armen, dann war es plötzlich still. Yami hatte dass Bewusstsein verloren. “Keine Sorge, ich werde mich um dich kümmern”, flüsterte Seto und küsste ihn auf die Haare. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)