Dunkel von blockhead (»Licht, bitte.«) ================================================================================ Kapitel 1: Bauchgefühl ---------------------- »Bauchgefühl« ›14. November‹ Langeweile. Piep. Piep. Piep. Unglaubliche Langeweile. Piep. Piep. Piep. Und dieses nervige Piepen.. Obwohl Sasuke schon eine, fast zwei Wochen im Krankenhaus lag, hatte er sich an dieses nervige Piepen, die hellen Flutlichter an der Decke und die einengenden, weißen Wände des Raums noch nicht gewöhnt. Und an das eklige Zeug, dass man hier Essen nannte, schon gar nicht. Aber zum Glück waren es auch nur noch zwei Tage, bis er mit seiner Reisetasche hier raus marschieren und zu Hause Stellung beziehen würde. „Sasuke.“ Ah.. Die nervigste aller Sachen hatte er beinahe vergessen, auch wenn sie nie ganz aus seinen Gedanken verschwand. „Sasuke.“ Er wandte seinen Blick von den Fenstern, die sich als eine geschlossene Linie durch die Mitte der Wand zu seiner Rechten zogen ab und sah nach vorne. „Was?“, murrte er schlecht gelaunt, doch sein Bruder im Bett ihm gegenüber schien sich nicht an dem schroffen Ton zu stören. Itachis Gesicht war eine emotionslose, ruhige Maske und seine schwarzen Augen hatten diesen einschüchternden, unerschütterlichen Ausdruck, der immer zu sehen war. Selbst der Verband über dem rechten Auge des älteren Uchihas, die bandagierte Schulter und die beiden, ebenfalls verbundenen Beine unter der dünnen Bettdecke konnten an diesem Ausdruck nichts ändern. Ist das gut oder schlecht?, fragte Sasuke sich gedanklich, wobei ihn die Antwort auf diese Frage noch nicht einmal sonderlich interessierte. Dass er sich in Gedanken (unbedeutende) Fragen stellte, musste mit der Atmosphäre des Krankenhauses zusammenhängen. „Hast du mir zugehört?“ Sasuke sah Itachi ins Gesicht, ob immer noch oder schon wieder wusste er nicht. Gott, dieses Krankenhaus brachte seine sonst so selbstsichere Art ein wenig ins Schwanken.. „Nein. Was denn?“ Sasukes Stimme hatte den schroffen Ton beibehalten, doch noch immer kümmerte sich der Ältere nicht darum, sondern taxierte den Jüngeren mit einem fast schon berechnenden Blick. „Ob du dich um die Krücken gekümmert hast“, wiederholte Itachi mit kühler Stimme. Ein Nicken war alles, was er als Antwort erhielt, doch mehr hatte er auch nicht erwartet. „Nur für dich?“, fragte Itachi nach einigen Sekunden Stille nach und mit einem erneuten, fast schon leblosen Nicken seitens Sasuke war das kurze Gespräch zwischen den Brüdern auch schon wieder beendet. Mittlerweile waren die kurzen, wortkargen Gespräche zur Gewohnheit geworden, die kühlen und abschätzenden Blicke Alltag und keiner der beiden störte sich mehr daran – von Versuchen diese Eigenart zu ändern ganz zu Schweigen. Eigentlich wollten sie es auch gar nicht ändern, aber das konnte auch daran liegen, dass die beiden Brüder nicht unbedingt eine besonders beispielhafte Geschwisterbeziehung führten. Vielleicht hatten sie auch einfach keine Lust, sich mit einander zu beschäftigen. Eine leichte, nicht unangenehme Stille hatte sich in dem Zweierzimmer breit gemacht, die auch noch anhielt, als die helle Mittagssonne von den dunkleren Strahlen eines winterlichen Sonnenuntergangs abgelöst wurde, die durch das Zimmer schwappten, wie eine Welle über den Strand. Lediglich das stetige, leise Piepen des Monitors, der neben Sasukes Bett aufgestellt war, störte seine ansonsten recht vollkommene Stille. Die Geräusche von Itachis Monitor, der schließlich genauso piepte wie sein eigener, waren zum Glück so leise, dass er sie leicht ignorieren konnte. Auf dem Flur erklang ein Pfeifen. Zuerst war die fröhliche Melodie nur leise zu hören, dann wurde sie immer deutlicher, bis sich die Tür öffnete und ein Junge um die sechzehn in den Raum spazierte. Er schob einen Rollstuhl vor sich her, in dem zwei Paar Krücken quer über den Armlehnen lagen. „Hey“, begrüßte er die beiden und die Uchihas nickten kaum merklich, „Ich hab hier Krücken für euch!“ Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stellte er ein Paar Krücken an jeweils ein Bettende und sah abwechselnd zwischen den beiden Patienten hin und her, als würde er ein glückliches „Danke!“ erwarten. Naruto wusste es jedoch besser und deswegen fixierte er sein Angrinsen nach ein paar Sekunden auf Sasuke, der seufzte. Es klang ein wenig müde. „Ich hab mit der Krankenschwester gesprochen, Sasuke! Du darfst raus. In dem Rollstuhl. Ist das nicht super?!“ Strahlend fuhr Naruto den Rollstuhl neben Sasukes Bett, doch die schwarzen Augen des jüngeren Uchihas funkelten nicht vor Freude. Sie sahen eher leicht gequält aus. „Danke“, sagte er leise und auch dieses Wort hatte einen unangenehmen Beiklang. Sasuke hasste es, sich abhängig von jemandem zu machen und sich von jemandem im Rollstuhl herum zu fahren lassen, gehörte definitiv zur Kategorie „Abhängig werden“. Naruto grinste immer noch und da Sasuke tatsächlich den Wunsch nach Frischluft verspürte, überwand er sich die Bettdecke langsam zurückzuschlagen und vorsichtig zum Rand des Bettes zu rutschen, das eingegipste Bein hochhaltend. „Was ist mit dem Tropf?“, fragte Sasuke und seine Stimme klang nun leicht genervt. Für einen Moment sah Naruto verwirrt aus, doch dann lächelte er und zeigte auf eine Halterung an der Seite des Rollstuhls. „Hier kannst du ihn dran machen.“ Der Blondschopf half dem Schwarzhaarigen aus dem Bett in den Rollstuhl und reichte ihm die graue Decke, die als Jackenersatz diente. Sasuke konnte keine Jacke anziehen, da sich sonst die Nadel des Tropfs und des Herzmessgeräts lösen würde, die im Ellbogen saß. Itachi hatte ein leicht spöttisches Zucken im rechten Mundwinkel und einen undefinierbaren Blick in den Augen, als die beiden das Zimmer verließen und zu den Fahrstühlen gingen. Während des gesamten Wegs – in die Fahrstühle, durch die Wartehalle, an der Rezeption vorbei, durch den Gang zur Terrasse – berichtete Naruto über alles mögliche, dass sich in der Schule und in ihrer „Clique“ ereignet hatte. Sasuke stellte fest, dass er mit den dünnen Krankenhaussachen und der Decke ganz gut bestückt war, obwohl es Mitte November recht kalt war. Während der Schwarzhaarige seine Atemwolken beobachtete, sah er, dass der Weg, in den sie einbiegen würden, zu einem See führte. Erst als sie bereits einige Meter auf dem gepflasterten Weg im Park waren wurde Naruto in seinem Bericht unterbrochen. „Naruto-kun?“ Beinahe hätten die beiden Jungen die Frau auf der Bank kurz vor ihnen nicht gesehen. Sie war blass, klein und sah so aus, als ob sie in sich zusammengesunken wäre. Um ihren Kopf war ein orangebraunes Kopftuch geschlungen, die schwer aussehende Decke, die den Hals, die Schultern und den Oberkörper bedeckte, hatte die gleiche Farbe. Sie verschmolz beinahe mit den beeindruckenden goldenen und orangefarbenen Blättern der Bäume hinter ihr. Lediglich die grüne Bank lenkte die Aufmerksamkeit auf ihre fast schon schmächtige Gestalt. „Aaah, Haruno-san!“ Naruto lächelte breit und Sasuke beobachtete einfach nur das müde aussehende Gesicht mit den grünen, immer noch lebendig glitzernden Augen, die im starken Kontrast zu ihrer kränklich blassen und leicht faltigen Haut standen. Er kannte sie nicht, aber ihr Gesicht strahlte etwas Sanftes aus, dass auch die Krankheit, welche auch immer es war, nicht besiegen oder lindern konnte. „Wie geht es Ihnen?“, fragte Naruto lächelnd und setzte sich neben Haruno-san auf die Bank, nachdem er Sasuke so „abgestellt“ hatte, dass er ihr schräg gegenüber stand. „Ganz gut, danke der Nachfrage“, antwortete sie, doch ihre Augen fixierten irgendeinen Punkt im Wald. Einen Punkt, den die beiden Jungs nicht sehen konnten. Sasuke kam der Gedanke, dass es recht taktlos war, einer offensichtlichen Krankenhauspatientin eine Frage nach dem Befinden zu stellen, doch behielt den Gedanken für sich. Naruto sah Haruno-san so an, als ob sie ihm etwas verheimlicht hätte. „Ich habe Krebs“, fügte sie nach einer Weile hinzu und Naruto wurde merklich blass um die Nase. Damit hatte er offenbar nicht gerechnet. „Oh. .. Das, ähm, wusste ich nicht.. Kann ich irgendwie.. Äh, wie geht es...?“ Als sein Gestammel für ein paar Sekunden aufhörte, beruhigte Haruno-san den Blonden, indem sie leicht mit der Hand wedelte und meinte: „Ich bin schon fast gesund. Nur noch zur Beobachtung hier..“ Ihre Augen waren Richtung See gehuscht und verharrten nun dort, ihr Kopf ebenfalls leicht in die Richtung gewandt, als würde sie nicht zu Naruto sprechen, sondern zu sich selbst. Sasuke fiel auf, das das Fehlen ihrer Augenbrauen und Wimpern die sanfte Ausstrahlung ihres Gesichts nicht minderte. Im Gegenteil.. Dann beugte sie sich plötzlich zu Sasuke und Naruto hin und, obwohl sich ihre Augen abwechselnd auf Sasukes und dann auf Narutos Gesicht richteten, schien sie keinen von ihnen wirklich anzusehen, sondern eher durch sie hindurch. „Manchmal denke ich, sie hat mich gesund gemacht, Naruto“, wisperte sie geradezu ehrfürchtig und bei dem folgenden Blick schienen ihre grünen Augen vor Leben zu sprühen und zu funkeln, „Sakura, weißt du..“ Doch so schnell das Sprühen und Funkeln auch gekommen war, genauso schnell war es auch wieder verschwunden. Haruno-san lehnte sich wieder an die Rückenlehne der Bank und ihr Blick wurde wieder unfokusiert – diesmal starrte sie in den Himmel, als stünde dort etwas geschrieben, ein verträumter Ausdruck machte sich in ihren Augen breit, ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, die rissig und spröde waren. Sasuke wusste für einen Moment nicht, was er denken sollte. „Kommt doch mal zum Essen“, schlug Haruno-san plötzlich vor und mit diesem Satz war das Gespräch für sie scheinbar beendet, denn sie stand auf, hob die Hand zum Abschied und wankte über den Weg zurück zum Krankenhaus. Die beiden starrten der kleinen, kränklichen Gestalt hinterher, bis nichts mehr zu sehen war. Dann tauschten sie einen stummen Blick aus. Naruto erhob sich und stellte sich hinter den Rollstuhl, um ihn in Bewegung zu bringen. Immer noch schweigend setzten sie ihren Weg zum See fort. Sasukes Bauchgefühl war immer noch da, doch jetzt war es stärker als vor dem Gespräch. Vielleicht lag es an dem leicht verstörenden Bild einer Frau, die den Tod besiegt hatte, doch inzwischen war es nicht mehr nur Unzufriedenheit, die sich bemerkbar machte. War es Neid, Einsamkeit? Diese Frau hatte eine glückliche, große Familie, von der er schon so einige Geschichten gehört hatte, denn Naruto sprach oft und gerne von seinem „zweiten Zuhause“. Dem Zuhause seiner Sandkastenfreundin. Aber er konnte sich nichts vormachen. Er hatte keine glückliche Familie. Und das Gefühl war Einsamkeit. …........° So.. Ich wollte etwas neues versuchen. Meine andere Fanfiction (The Amazing Story) liegt auf Eis – und das wird auch erstmal so bleiben. (Begründung: Die Überarbeitung ist nötig, aber sehr/zu zeitaufwendig.) „Dunkel“ wird nicht besonders lag, die Kapitellänge bleibt bei 5 bis 10 Kapiteln und das ganze wird sich um Sasuke herum abspielen.. :) Das ganze wird sich also in erster Hand um Sasukes Gedanken und Gefühle drehen. Alles weitere in der Kurzbeschreibung. :) papetto Kapitel 2: Kitschroman ---------------------- »Kitschroman« ›20. November‹ Papa und ich bleiben noch eine Woche länger! Tut mir Leid! Mama Sasuke steckte sein Handy zurück in seine Jackentasche und sah hoch zu den Fenstern im fünften Stock. Hinter einem einzigen brannte Licht und Sasuke wusste, dass es die Küche war, in der Itachi saß und gerade dieselben Worte gelesen hatte, die auch in seinem Handy gespeichert waren. Der jüngere Uchiha warf einen Blick zu der Straßenecke, um die Naruto jeden Moment biegen würde, und als er nichts sah, gestattete er sich einen deprimierten Blick Richtung Boden. Er war enttäuscht und traurig, dass seine Eltern nicht an sein „Krankenbett“ eilten; sich nicht um ihn kümmerten. Er hatte gedacht, mittlerweile hätte er sich an das ständige Verschieben ihrer Rückkehr gewöhnt, doch es überraschte ihn, dass es jedes Mal erneut schmerzte, zu wissen, dass man nicht so wichtig wie ein Geschäftstermin war. Sasuke schob die Gedanken an seine Eltern beiseite und seufzte lautlos, wobei er sich bemühte auch das letzte bisschen Traurigkeit aus seinen Zügen zu vertreiben. Er wusste natürlich nicht, ob er es geschafft hatte, aber er hoffte es einfach, denn er hatte im Moment keine Lust mit Naruto diese Sache breitzutreten. Er würde es ihm erzählen, sicher – nur nicht sofort. Als Sasuke Naruto wenige Sekunden später um die Straßenecke biegen sah, die er schon die ganze Zeit beobachtete, erhob er sich mit Hilfe seiner Krücken von der Backsteinmauer, auf der er gesessen hatte und warf Naruto einen ungeduldigen Blick zu. Der Blondschopf ließ sich Zeit. „Yo, Sasuke! Gu-ten Mor-gen!“ Naruto grinste von einem Ohr bis zum anderen und boxte seinem Freund vor die Schulter. Freundschaftlich, versteht sich, doch Sasuke verzog trotzdem das Gesicht zu einer genervten Grimasse. Der Blonde zog einen Schmollmund. „Kein Grund erfreut zu sein, mich zu sehen, Sasuke-teme...“ Der schwarzhaarige Teil des Duos gestattete sich ein Augenverdrehen und humpelte zu der Fußgängerampel, die direkt neben ihnen war. „Wie geht’s deinem Bein?“ Sasuke seufzte, bereits zum zweiten Mal an diesem Tag, und warf einen missmutigen Blick auf den stabilen Gehgips, der sich nur allzu deutlich unter seiner schwarzen Hose abzeichnete, die Teil der Schuluniform war. „Super, Naruto“, grummelte Sasuke und begann über die Straße zu humpeln, als die Ampel auf grün umsprang. Naruto, der nicht gleich bemerkt hatte, dass Sasuke losgegangen war, beeilte sich den Schwarzhaarigen einzuholen und lief nun neben dem Uchiha. „Tut's weh beim Gehen?!“, wollte der Blonde als nächstes wissen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Kurz überlegte Sasuke, ob er Naruto mit seiner Krücke schlagen sollte, verwarf den Gedanken dann jedoch wieder und brachte nur ein verstimmtes „Ja, tut es“ hervor. Zusammen bogen sie um eine Ecke und liefen nun an der Hauptstraße entlang. Tatsächlich waren sie so früh, dass nur vereinzelt Menschen über den Bürgersteig hasteten. „Wieso mussten wir nochmal so früh aufstehen?“, maulte Naruto und gähnte ausgiebig, um zu verdeutlichen, dass er mehr als nur müde war. „Was ist los, Dobe? Du nervst.“ Schmollend trottete Naruto hinter Sasuke her, ohne wirklich darauf zu achten, was um ihn herum passierte. Und weil Naruto seit neuestem sogar mit Sasuke mithalten konnte, wenn der auf einem Bein in Zeitlupe hüpfte – wegen dem gebrochenen Bein – lief Naruto auch prompt in den Älteren herein, als dieser an einer Straße stehen blieb. „Bist du blind?! Pass doch auf“, zischte Sasuke, der deutlich ein wenig wütend war, weil er fast mit dem Gesicht voran den Asphalt geküsst hätte. „Stell dich nicht so an, Teme! Nur weil du- Hey!! Sakura-chan!“ Auf der anderen Straßenseite drehte sich ein Mädchen mit rosafarbenen Haaren um und starrte suchend in ihre Richtung herüber, ohne sie gleich zu finden. Während Naruto wie wild geworden winkte, ging Sasuke dezent in Deckung, um Narutos herumwirbelnden Arm nicht ins Gesicht zu bekommen. Er hatte schon mehr als genug Prellungen, ein blaues Auge wäre ein wenig zu viel des Guten. Der Verkehr stoppte und, zusammen mit einem Schwung anderer Menschen, überquerten sie die Straße. Naruto sprang das arme Mädchen beinahe sofort an, was sie genervt gucken und ihn wegschubsen ließ. „Naruto! Was soll das?! Das ist echt peinlich!“, meckerte sie halbwegs leise und lächelte Sasuke an, wobei ihre Wangen ein wenig rot wurden. „Was machst du hier?“, fragte Naruto neugierig und verhindert somit, dass Sakura etwas sagen konnte, was sie eindeutig wollte. Er strahlte seine Freundin-seit-Kindertagen begeistert an. „Ich gehe zur Schule, Naruto“, antwortete Sakura mit einem kleinen Seufzen und verdrehte leicht die Augen. „Und außerdem treffe ich mich hier mit Ino, Hinata und Shikamaru, wie jeden Morgen. Das weißt du doch.“ Sie machte eine Pause, in der ihre grünen Augen bedeutungsvoll auf Naruto ruhten, der nur nichtsverstehend den Kopf schief legte. „Oder etwa nicht?“ Als der Blondschopf langsam den Kopf schüttelte, sah sie zum Himmel, als ob sie sagen würde „Gott, wieso nur ich?“ und fasste sich dabei an die Schläfen. „Ey, Teme! Das ist Sakura Haruno. Hab dir ja schon so einiges über sie erzählt, hehe..“ Sasuke fragte sich, wie man bei einer Vorstellung so idiotische Worte wählen konnte. Er wollte eigentlich – gnädig wie er war – versuchen, die Situation zu retten, doch Sakura kam ihm zuvor, in dem sie Naruto eine Kopfnuss verpasste und ziemlich wütend aussah. Sie sah Sasuke an und wenn er gedacht hatte, ihre Wangen wären vorher ein wenig rot gewesen, dann war das kein Vergleich zu dem, wie sie jetzt aussahen. „Freut mich dich kennenzulernen“, nuschelte Sakura, offensichtlich peinlich berührt, und versuchte den jammernden und sich beschwerenden Naruto zu ignorieren. Die ganze Situation wirkte fast schon ein wenig verwirrend auf Sasuke. Noch verwirrender wurde es allerdings, als sich plötzlich ein Mädchen in ihre Mitte schob und Sakura in eine.. erdrückende.. Umarmung zog. Sie gab Worte von sich, die wie „Hey, Stirnie“ klangen, aber für Sasuke eher weniger Sinn ergaben. „Morgen, Naruto! Wer ist denn dein gut aussehender Freund?“ Das Mädchen hatte lange, blonde Haare, die zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden waren. Der Pony verdeckte ihr rechtes Auge, das sichtbare strahlte in einem hellen Blau. „Hey, Ino. Das ist-“ Erneut wurde die Runde auseinander gedrängt, als ein weiteres Mädchen und ein genervt aussehender Junge gegen Ino stolperten, die zumindest das Mädchen auffing. „Hinata-chan, alles in Ordnung?“ Ino sah Hinata besorgt an und klopfte ihr den imaginären Staub von dem schwarzen Mantel, doch bevor Hinata etwas sagen konnte, fuhr Ino den braunhaarigen Jungen an, der sich, ohne ihr Geschimpfe über seine Unachtsamkeit zu beachten, Sasuke und Naruto zuwandte. „Morgen“, machte er gelangweilt und die beiden anderen nickten als Antwort, „Sollen wir dann mal losgehen?“ Ino unterbrach ihren Vortrag über die Tatsache, dass man auf Hinata aufpassen musste und setzte sich mit einem Strahlen in die Runde in Bewegung. Hinata lief an ihrer Seite und begann leise etwas zu sagen – was auch immer es war, es ließ Ino ein entsetztes „Wie Test?!“ rufen und hektisch die Taschen ihres dunkelblauen Mantels durchwühlen. Die restlichen Vier gingen ebenfalls los und nach kurzer Zeit, wie wusste Sasuke selbst nicht so genau, ging er auf einmal neben Sakura und bildete mit ihr das Schlusslicht der Gruppe. „Bist du.. neu an der Schule?“, fragte sie plötzlich ein wenig schüchtern, anscheinend um die Stille zu brechen. Er schüttelte den Kopf und zog eine Augenbraue hoch. „Na ja, ich hab dich noch nie an der Schule gesehen.. Obwohl vielleicht bist du auch nur so lange im Krankenhaus gewesen.. Ich meine.. dein Bein..“ Als er einen Blick nach rechts warf, sah er, dass sie starr nach vorne sah und wieder so rot war, während sie an den Knöpfen ihrer schwarzen Jacke herumspielte. „Huh.. Krankenhäuser..“, murmelte er genervt und sie riskierte einen kurzen Blick in seine Richtung, als würde er sie anspringen, sobald sich ihre Blicke kreuzen würden. Er fragte sich, wieso sie ihn nicht richtig ansah. Konnte sie nicht gleichzeitig laufen und zur Seite sehen? „Jaa, Krankenhäuser. Meine Mutter ist auch im Krankenhaus. Aber sie kommt bald wieder raus, ihr geht’s schon wieder viel besser“, erzählte sie plötzlich und die Röte wurde von einem versonnenen Ausdruck abgelöst, der sie verträumt lächeln ließ. Sasuke kam sich kurz so vor, als würde er bei etwas viel zu vertrautem zusehen und wandten den Blick hastig ab. „Hat Naruto dir von diesem Gerücht erzählt? Angeblich ist dieser Erbe einer großen Firma an unserer Schule, also Sasuke Uchiha, in eine Verfolgungsjagd verwickelt worden und dabei soll er sich ein Bein gebrochen haben, als sein Auto einen Berg herunterrollte. Alle sagen, er wäre wie einer dieser Typen aus einem Actionfilm, aber in meinem Kopf ist er irgendwie wie ein Möchtegern-tragischer Held aus einem Kitschroman. Und er soll diese..“ Sakura brach ihren Satz ab und starrte in sein Gesicht. Eher gesagt, auf den kleinen, nahezu unsichtbaren Kratzer über seiner Augenbraue, der aussah wie ein kleines „v“, dass auf seine linke Seite gedreht worden war. „Diese.. komische Narbe.. haben..“ Sie wurde blass um die Nase, während Sasuke ihr ein halbes Grinsen schenkte. Sakura ließ den Kopf ein wenig hängen und wurde langsam, aber sicher so rot wie ein Radieschen, was sich mit ihren rosafarbenen Haaren biss. „Du bist Sasuke Uchiha.. oder?“ Das halbe Lächeln war immer noch zu sehen und er nickte. „Ja.“ Sasuke beobachtete, wie ihr Gesicht wieder blass wurde, als ob sie noch einen einen letzten Rest Hoffnung gehabt hätte, dass er verneinen würde. „Normalerweise rede ich nicht so viel“, sagte sie plötzlich und starrte wieder geradeaus. Nun grinste er wirklich. Sie wurde wieder rot, sobald sie einen kurzen Blick in seine Richtung riskierte. Langsam hatte er das Gefühl, dass er den Dreh allmählich raus bekam. Dann fiel ihm etwas auf und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. „Bist du neu auf der Schule?“ Sakura sah ihn verwirrt an. „Nein. Oh.. Vielleicht weißt du es ja gar nicht..?“ Sie kicherte kurz, als ob das besonders lustig wäre und er wurde zunehmend ungeduldiger. „Was weiß ich nicht?“ Die Rosahaarige schien zu bemerken, dass er nicht mehr warten wollte und beeilte sich mit ihrer Antwort, sodass sie ein wenig hastig herauskam. „Die Jungenschule Iwa und die Mädchenschule Kumo wurden zusammengelegt.“ Einen kurzen Moment überlegte der Uchiha sich eine passende Reaktion, doch dann schob er alles beiseite, legte einen Gang zu und humpelte mit einem drohenden „Naruto...“ auf den Blondschopf zu, ohne sich darum zu kümmern, ob Sakura hinterher kam. Der Blondschopf unterbrach sein Gespräch mit Shikamaru und drehte sich um. „Jaa?“, kam es lang gedehnt von dem Uzumaki und Sasuke spürte einen leichten Stich zwischen den Augenbrauen. „Hast du vielleicht vergessen mir was zu sagen, Dobe..?“ Naruto blieb stehen, sodass Sasuke fast in ihn hinein gehumpelt wäre. „Nö. Nicht das ich wüsste?“ Angesichts Sasukes grimmiger Miene war sich Naruto doch nicht mehr so sicher. Sasuke hasste es unvorbereitet zu sein. „Stichwort: Zusammenlegung.“ Der blonde Uzumaki machte ein beinahe erschrockenes Gesicht. „Oh. Ähm.. Ach das.. Ja..“ Sasuke schlug Naruto von hinten mit der Krücke gegen das Bein und humpelte dann mit säuerliche Miene an seinem besten Freund vorbei, der etwas von „undankbares Prinzchen“ murmelte, was der Uchiha jedoch großzügig überhört. Kitschroman, huh?, dachte Sasuke und seine dunkle Miene lichtete sich ein wenig, Guter Vergleich. …........° Ich bin froh, dass das Kapitel jetzt online ist (beziehungsweise, online geht :). Das ganze wurde noch nicht gebetalit aber ich werde morgen nochmal drüber lesen. Ganz sicher. Und dann wird hier ein fettes EDIT stehen. EDIT: Hier ist das dicke, fette EDIT. Ich hab drüber gelesen, einige Fehler rausgepickt, was geändert... Fällt also keinem auf. :) Wer Fehler findet, darf sie mir sagen, damit ich sie ändern kann. papetto P.s.: Vielen lieben Dank an alle Favoriten und Kommentare! Kapitel 3: Papierhaut --------------------- »Papierhaut« ›20. November‹ „Hey, Sasuke!“ „Hm?“ „Isst du das?“ „Nein..“ „Super! Dann kann ich- Au! Bist du dumm?!“ „Ich esse es später, Naruto.“ Mit einem Augenrollen zog der Blondschopf seine süße Bohnensuppe zu sich herüber. „Du bist so geizig, Teme“, grummelte Naruto und trommelte mit der Hand, die nicht den Löffel hielt, einen unregelmäßigen Rhythmus auf den Tisch. Der Uchiha zuckte mit den Schulter und sah Shikamaru zwei Plätze rechts von ihm an, dessen Schulter Ino als Kissen diente. „Hast du an das Buch gedacht?“, fragte Sasuke auf einmal und der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Vergessen.“ Sasuke seufzte – Shikamaru wollte für ihn ein Buch aus der großen Buchhandlung an der Hauptstraße mitbringen, damit er sich nach der Schule nicht mit seinen Krücken in die Menschenmasse stürzen musste. Außerdem hatte der Nara sowieso dort hin gemusst. Da Shikamaru jedoch vergessen oder verdrängt hatte, das Buch zu besorgen, durfte Sasuke sich selbst dort hinquälen. „Was für ein Buch brauchst du denn, Sasuke-kun?“, fragte Ino, die den Platz zwischen Shikamaru und Sasuke besetzte und sah ihn neugierig an, ihr Kopf hatte sich dabei von Shikamarus Schulter gehoben – zum Glück, denn Sasuke fand es unangenehm zwei Menschen bei so vertraulichen Berührungen zu beobachten, geschweige denn, mit ihnen zu sprechen. „Ich hab den Titel vergessen, aber es ist ziemlich berühmt. Der zweite Band dieser komischen Vampir-Reihe..“ Sasuke fuhr sich durch die schwarzen Haare und schob sich ein Stück des Reiskuchens in den Mund, der seinen Nachtisch darstellte. Er schmeckte süß, ein wenig trocken, aber trotzdem gut. „Ah, ich weiß welches du meinst!“, sagte Ino begeistert und Sasuke konnte dieses seltsame Funkeln in ihren Augen sehen, dass nur bei Mädchen auftauchte, „Allerdings ist mir auch der Name entfallen.. Ich hab's nicht gelesen, aber ich wollte es unbedingt mal tun!“ Sie klatschte in die Hände, als ob ihr Verhalten besonders löblich wäre. „Stirnie, wolltest du nicht auch noch zur Buchhandlung? Dann könntet ihr zusammen gehen!“ Sasuke war vielleicht kein Mädchen, aber er war nicht blöd. Er wusste, was Ino sagen wollte. Er wusste, wieso Sakura rot wurde und etwas von „Ja, ich, ähm“ stammelte. Er beschloss trotzdem so zu tun, als würde er nichts bemerken. Er warf Sakura einen prüfenden Blick zu und ihre grünen Augen vermieden den direkten Kontakt mit seinen. Vielleicht schämte sie sich noch. Plötzlich sprang Naruto auf, kippte dabei den Tee um, der neben seinem Tablett gestanden hatte und der nun einen großen, roten Fleck auf Hinatas weißer Bluse bildete, bevor irgendjemand reagieren konnte. Sasuke runzelte die Stirn und sah mäßig interessiert zu, wie Naruto anfing mit einer Serviette Hinatas Bluse auf Höhe ihres Schlüsselbeins abzutupfen. „Naruto! Bist du noch ganz dicht?!“ Sowohl Ino, als auch Sakura warfen eine zusammengeknüllte Serviette, beziehungsweise einen Schokoladenkeks nach dem blonden Uzumaki, der glühend rot wurde und sich beschämt auf seinen Platz sinken ließ, die Serviette immer noch in der Hand. „Tut mir Leid, Hinata-chan..“ Die Hyuuga sah ebenfalls so aus, als würde sie vor Scham lieber im Erdboden versinken, und brachte ein „Kein Problem“ heraus, dass so leise war, dass es beinahe vom alltäglichen Cafeteria-Lärm übertönt worden wäre. Sasuke konnte Neji, den wahrscheinlich der Tumult am Tisch auf eben jenen aufmerksam gemacht hatte, am anderen Ende des Raums argwöhnisch zu ihnen herüberspähen sehen. Als sich Hinatas Cousin erhob und langsam zu ihnen herüber kam, stand Sasuke ebenfalls auf. „Ich bin weg. Es klingelt sowieso gleich.“ Der Uchiha hatte sich bereits halb umgedreht, als er hektisches Stühlerücken hinter sich hörte. Es war kein Geräusch, dass ihn dazu gebracht hätte, sich umzudrehen, doch eine Hand krallte sich in sein schwarzes Jackett. „Sasuke-kun, ähm, nach der Schule..“ Die Rosahaarige hielt inne und Sasuke spürte für den Bruchteil einer Sekunde eine seltsame Wärme an der Stelle, an der ihre Finger gegen seinen Arm gedrückt hatten. Wieso lief sie ihm nach? Er musste sich eingestehen, dass er genervt von der Tatsache war, dass er nicht wusste, was diese seltsame Wärme war. Er bemerkte, dass sie den Blick beschämt senkte und fragte sich, ob sie diese leichte Verärgerung in seinem Blick gesehen hatte. „Nach der Schule?“, wiederholte er halbherzig und versuchte ihr auf die Sprünge zu helfen. „Ich dachte.. wir.. könnten vielleicht.. zusammen zu der.. Buchhandlung gehen..“ Mit einem kurzen, prüfenden Blick auf ihre, nun locker herabhängende Hand nickte er. „Drei Uhr am Eingangstor“, antwortete er und hatte das Gefühl sie zu überraschen, weil sie ihn kurz mit großen Augen ansah. „Gut, dann, hm, bis drei“, sagte Sakura freudig und als sie ihn anlächelte, sah er in ihren Augen das begeisterte Funkeln, dass er gleichzeitig begrüßte und fürchtete. Mit langsamen Schritten ging er auf den Ausgang der Cafeteria zu, hörte einen aufkommenden Streit, vermutlich zwischen Naruto und Neji, und fragte sich, ob er bereit dafür war. „Oh..!“ Mit einem entzückten Ausdruck im Gesicht blieb Sakura vor einem Regal mit Taschenbüchern stehen, die allesamt heruntergesetzt waren, und studierte begeistert die Titel auf den Buchrücken, die teilweise so breit wie ein Finger, aber auch so breit wie eine ganze Faust waren. Hier und da zog Sakura sich ein Buch heraus und las den Klappentext. Sasuke beobachtete ihr Gesicht, da er keine Gefahr lief von ihr dabei erwischt zu werden. Ihre feinen Augenbrauen zogen sich zusammen, wenn ihr etwas nicht gefiel, manchmal blitzten ihre grünen Augen vor Interesse auf und ihr Mund spitzte sich. Die Buchhandlung war riesig. Mit mehr als fünf Stockwerken überragte sie fast alle anderen Gebäude an der Hauptstraße. Die Vorderseite war komplett verglast und in der dritten Etage gab es ein Café. In genau diesem Stockwerk standen sie gerade. Es roch nach einer seltsamen Mischung aus Kaffee, neuem Papier und Kuchen und vielen Menschen. Sakura warf Sasuke schnell einen Blick zu, sah dann wieder auf ihr Buch zurück und dann wieder auf, weil sie erst dann registriert hatte, dass der Uchiha sie angesehen hatte. Die Rosahaarige wurde rot. „Hab ich was im Gesicht?“, fragte sie und obwohl der Ansatz an sich eher scherzhaft gemeint war, hörte er sich mit ihrer verlegenen Stimme eher peinlich berührt an. Sasuke hielt ein Lächeln zurück und schüttelte den Kopf. „Sasuke-kun, es tut mir so Leid! Ich lese die ganze Zeit und du langweilst dich sicherlich.. Das tut mir Leid!“ Eine Pause folgte, in der Sakura das Buch, dass sie regelrecht analysiert hatte, in das Regal zurückstellte. „Es tut mir wirklich Leid, Sasuke-kun...“ „Du wiederholst dich.“ Sie wurde erneut rot, auch wenn ihre Augenbrauen diesmal nach oben wanderten. Er hatte sein Buch bereits bezahlt und trug es in einer kleinen, weißen Plastiktüte mit dem Aufdruck des Logos der Buchhandlung mit sich herum. Seine schwarzen Augen fixierten das Café hinter Sakura und sie warf in dieselbe Richtung, immer noch leicht rot im Gesicht. „Möchtest du einen Kaffee trinken?“ Sasuke überlegte kurz. Sie waren direkt nach Schulschluss hierher gekommen. In zehn Minuten hatten sie das Buch gefunden, dass er brauchte und seit einer halben Stunde folgte er Sakura nun durch das ganze Gebäude. Es hätte gegen seine Manieren verstoßen sie einfach hier stehen zu lassen, nachdem sie ihm freundlicherweise den Weg gezeigt hatte. Es gefiel ihm vielleicht nicht, dass sie jedes Buch in die Hand nahm und prüfte, aber.. Seine gute Erziehung setzte sich eben durch. Und er hatte Zeit. „Kaffee.“ Er kramte mit einer Hand Geld aus seiner Hosentasche, nachdem er die Krücke gegen das nächstbeste Regal gelehnt hatte. Sasuke streckte seine Hand aus und ließ das Geld in ihre Hand fallen, weil sie verkündet hatte, sie würde sich opfern und das koffeinhaltige Getränk besorgen. Er würde warten. Genug Sofas und Sessel gab es. In kleinen Gruppen standen sie an jeder beliebigen Ecke. Als die Münzen ihre Hand berührten und er ihr den Schein darauf legte, musste er stutzen. Ihre Hand war soviel kleiner, als seine. Und sie war warm. Seine Fingerkuppen streiften über weiche Haut, als er seine Hand zurückzog und die Krücke nahm, die immer noch am Regal lehnte. Sie sagten beide nichts, als er sich auf das Sofa zwei Schritte neben ihm sinken ließ und sie sich in Bewegung setzte, um den Kaffee zu holen. Als Sasuke sah, dass Sakura sich in der Schlange am Tresen eingereiht hatte, zog er das Buch aus seiner Tüte und schlug es an einer beliebigen Stelle auf. Er war ja schon ein wenig neugierig, immerhin wollte er wenigstens ein bisschen wissen, was seine Mutter sich da wünschte. “Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Das Sonnenlicht fiel auf seine bleiche Haut und erhellte sie nicht einfach, sondern brach sich an ihr, als ob sie aus tausenden von winzigen Diamanten bestehen würde. Mein Blick war fast wie an ihn geschweißt und mein rasendes Herz machte es mir unmöglich diesen Anblick nicht für immer in meine Erinnerungen zu-“ Sasuke stopfte das Buch in die Tüte zurück und legte diese dann neben sich auf das schwarze Sofa. Er bemühte sich, so auszusehen, als ob nichts passiert wäre, doch irgendetwas in seinem Gesicht musste ihn verraten haben, denn als Sakura mit zwei Pappbechern in den Händen auftauchte und ihm einen reichte, warf sie ihm einen verwirrten Blick zu. Sie setzte sich neben ihn und schien noch zu zögern, ob sie wirklich das fragen sollte, was ihr anscheinend keine Ruhe ließ. „Ähm.. Ist alles.. in Ordnung, Sasuke-kun? Du wirkst.. angeekelt.“ Er wischte ihre Frage beiseite, indem er den Kaffee entgegen nahm und vorsichtig einen Schluck nahm. Dann bemerkte er die grüne, große Plastiktüte, die zwischen ihren Beinen stand. „Sakura. Wie viele Bücher hast du gekauft?“ Von früheren Einkaufstouren mit seiner Mutter kannte er nur die weibliche Eigenart, für jedes Geschäft drei Stunden zu brauchen, während Sakura das aussuchen und bezahlen offenbar in einem Gang mit dem Kaffee erledigt hatte. „Ach, das ist nicht viel“, meinte sie und sah überall hin, nur nicht in seine Richtung, „Das ging ganz schnell...“ Der Schwarzhaarige griff an ihrem Knie vorbei und zog die Tüte zu sich herüber, um einen Blick hineinzuriskieren. „Das sind mindestens zehn Bücher“, erklärte er und versuchte ihr dann ins Gesicht zu sehen, was sie jedoch verhinderte, weil sie sich von ihm weg drehte und aus dem Fenster sah. „Na ja.. Ich wusste schon, was ich kaufen möchte“, räumte sie nach einer kleinen Pause ein und er lehnte sich zurück. „Okay.“ Sakura sah ihn erstaunt an. „Ist das nicht schlimm? Ich meine, ich hab dich eine halbe Stunde durch die ganze Buchhandlung geschleppt ohne irgendetwas mitzunehmen!“ Sie schien bestürzt darüber zu sein, dass er sie nicht mit finsteren Blicken erdolchte oder einfach hier sitzen ließ. Sasuke warf ihr einen skeptischen Blick zu, in seinen schwarzen Augen schien ein Sturm zu toben. „Ich laufe vielleicht nicht als Dauergrinser durch die Gegend, aber ich reiße niemandem den Kopf ab, nur weil er sich nicht entscheiden kann.“ In Gedanken fügte er ein „Jedenfalls meistens nicht“ hinzu und musste sich gleichzeitig eingestehen, dass er es vermied anderen Leuten seine richtige Meinung zu sagen – das Krankenhaus war ein Ausnahmefall. Nur all zu gut konnte er sich an seine dortige Laune erinnern. Wann geht es weg, das Gefühl? Er hatte mit seinem Bein schon genug Stress und brauchte nicht noch irgendwelche kindischen Feindschaften mit einem Mädchen in seiner Klasse. „Findest du das nicht komisch?“ Gedankenverloren sah er von seinem Pappbecher auf. „Was?“ „Das ich so viele Bücher gekauft habe.“ Sasuke hob dieses Mal einen Mundwinkel an, weil er ihre Art gleichzeitig nervtötend aber auch angenehm.. normal fand. „Lesen stärkt den Charakter.“ Bevor er wusste, was er tat, hatte Sasuke seine Hand ausgestreckt und ihre umschlossen. „Deine Haut ist trocken“, sagte er, ruhig wie immer, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Dieses Mal wurde Sakura nicht rot. „Wie Papier“, antwortete sie, fast schon stolz, und lächelte breit, „Das stärkt den Charakter.“ Der zweite Mundwinkel hob sich, Sasuke lächelte ebenfalls und trank seinen Kaffee in einem Zug aus. Sein Mund, sein Rachen, sein Hals schmerzte und brannte, doch das war besser, als den komischen Drang zu spüren mit einem Finger ihre Lippen zu berühren, um zu gucken, ob das Lächeln echt war oder verschwinden würde, wie eine Fata Morgana, wenn er es berührte. Als sie draußen über den Bürgersteig gingen, erschienen vor ihnen kleine, nebelige Atemwolken. Wie zufällig streifte Sasuke mit seiner Hand ab und zu über ihren Handrücken und redete sich vor sich selbst damit heraus, das er die Finger bewegen musste, wenn sie anhielten, damit sie nicht irgendwann wie um die Krücke geklebt waren. Wenn sie verstohlene Blicke zu ihm herüber warf, sah er weg und wenn er sie ansah, richtete sie ihre Augen gen Himmel. Doch Sasuke war sich sicher, dass sie mal wieder recht hatte. Papier stärkte den Charakter. …........° Also irgendwie hab ich einen Hang zu diesen Schlüssen bei denen sich der Titel des Kapitels von selbst erklärt.. Sollte ich mir das abgewöhnen..? Gute Frage, ne? :) Ich mag das Kapitel recht gerne und ein wichtiger Aspekt, den ich noch erwähnen wollte: die Prozentwerte an den Kapiteln sind Gold wert. :) Langsam aber sicher kommt die Story ins Rollen, hehe.. Buchtipp: Jodi Picoult – Beim Leben meiner Schwester (Wunderschön. Genau wie der Film. Ein Traum von einem Buch.) Songtipp: Leona Lewis – Happy (Ein tolles Lied mit einer schönen Gesangsstimme. Sehr viel Gefühl! - Link im P.S.) Der Song und das Buch waren Ausschlag gebend für die Gefühlsstimmung im Kapitel und ja.. Ich hab mich hinreißen lassen, die Fanfiction wird wohl doch um einiges gefühlvoller, als ich sie geplant hatte.. also tiefer. Nun dann! *Ewigkeiten-Gelaber* Arrivederci, papetto. P.S.: http://www.youtube.com/watch?v=v1l3JbBRpA8 [Happy] Kapitel 4: Gewissheit --------------------- »Gewissheit« ›27. November‹ Es ist eine bekannte Tatsache, dass, wenn es in einem Bereich deines Lebens gut läuft, es in einem anderen in die Brüche geht. Und zwar gehörig. Natürlich war Sasuke da keine Ausnahme. Wenn er sich zum Beispiel mit seinem Bruder verstand oder es in der Schule gut lief, konnte er sich darauf verlassen, dass die nächste Katastrophe ihn schneller erreicht hatte, als er ein Fertiggericht in die Mikrowelle schieben konnte, was er einmal am Tag musste, weil niemand Zuhause war, der in der Lage war zu kochen. Und so war es für Sasuke nicht sonderlich überraschend, dass ihn Ende November, nachdem alles ziemlich gut gelaufen war, eine Hiobsbotschaft erreichte, die ihn zwar nicht in tiefe Depressionen stürzte oder zum emotionalen Krüppel machte, aber schon.. ärgerte. Am siebenundzwanzigsten November saß Sasuke in der Cafeteria, auf seinem Stammplatz an dem Tisch ganz hinten. Die anderen saßen irgendwie um ihn herum verteilt, zu seiner Rechten saß Shikamaru. Sasuke wollte den braunhaarigen Nara gerade fragen, ob er es für sinnvoll halten würde, Ino Nachhilfe in Philosophie zu geben, als sein Handy klingelte. Es war nur ein leises Klingeln, deswegen hörte nur er es. Und vielleicht Shikamaru, doch der hatte viel interessantere Dinge zu tun, als Sasuke beim Öffnen und Lesen einer Nachricht zu beobachten. Sasuke zog das Gerät aus der Innentasche seines Jacketts und warf einen Blick auf das Display. Besagte Nachricht war eine E-Mail. Von: uchiha.fugaku@uchihacompany.com Er fühlte sich unangenehm an den Morgen von vor einer Woche erinnert, mit dem Unterschied, dass es sich bei der Nachricht garantiert um etwas handeln würde, was ihm die Laune verderben würde. Und weil er seinen Vater kannte, der höchst ungern auf technische Hilfsmittel zurückgriff, und sei es auch nur um einen Anruf zu tätigen, wusste er, dass die Nachricht nicht wirklich positiv ausfallen würde. Angestrengt starrte Sasuke auf das Display, dann auf seinen Daumen, der sich aus irgendeinem Grund nicht senken und den Knopf drücken wollte, der die E-Mail öffnete. Sasuke verdrehte genervt die Augen und überwand dann sein Misstrauen gegenüber der Nachricht – obwohl er die Katastrophe schon förmlich sehen konnte. Sein Handy war so ein neumodisches Ding, mit dem man nicht nur telefonieren oder SMS verschicken konnte, sondern auch all das konnte, wofür normalen Menschen einen PC verwendeten. Wenn man schon ein Handy brauchte, dann auch eines, mit dem man alles auf einmal machen konnte, denn Sasukes Kopfschmerzen von künstlichem oder grellen Licht kamen immer wieder. Und mit so einem Alleskönner-Handy würde ihm das Umgehen der Kopfschmerzen einfacher fallen. Zumindest war das sein Plan gewesen, als er sich vor drei Tagen ein solches Gerät im Internet bestellt hatte. Gestern war es angekommen. Und mit ihm die fünf Zentimeter dicke Bedienungsanleitung. Er erinnerte sich, wenn auch nur widerwillig, daran, dass er noch eine Nachricht zu lesen hatte und schob daher seine Überlegungen bezüglich seines Handys beiseite. An: uchiha.sasuke@hotmail.com Betreff: Freitag, 28.Nov., 8:30 h Sasuke, Deine Mutter und ich steigen jetzt in Berlin ins Flugzeug. Fliegen nach New York. Besorg dir für den Ball dort [28.] eine Begleitung, Kosten tragen wir. Untersteh dich ohne oder gar nicht aufzutauchen. Schwarze Limosine wartet auf euch am Flughafen (Flugzeiten schick ich dir heute Abend gegen 3), zweites Parkdeck, Parkplatz 63. „Sasuke. Du bist blass.“ Sasuke hatte keinen Blick für Shikamaru übrig. Er nickte und schob, immer noch stumm, sein Handy zurück in seine Innentasche. Mit einer Hand griff er nach der Tasse mit Früchtetee, die vor ihm stand, mit der anderen stützte er seinen Kopf auf dem Tisch ab. Sein Ellbogen drückte dabei auf den Tisch, doch Sasuke spürte das Druckgefühl nicht, genauso wenig wie die Wärme der Tasse. So wie er das Ganze sah, hatte er drei Möglichkeiten. Erstens, er suchte sein altes Adressbuch raus und ging die weiblichen Kontakte durch. Diese Möglichkeit schloss er jedoch sofort wieder aus, weil er wusste, dass kein weiblicher Kontakt aus diesem Adressbuch seinen Anforderungen auch nur im entferntesten standhalten würde. Zweitens, er durchstreifte die Straßen Tokios auf der Suche nach hübschen Mädchen, die er dann ansprach und versuchen würde mit Geld zu seiner Begleitung zu machen. Dieser Möglichkeit würde er sich erst ernsthaft zuwenden, wenn alle sieben Weltmeere mit Kaffee aufgefüllt . Drittens, er fragte ein Mädchen aus seinem direkten Umfeld. Die schwarzen Augen des Uchihas lösten sich abrupt von der grauen Tischplatte und schweiften einmal durch die Cafeteria. Da er nicht mehr auf eine reine Jungenschule ging, erschien ihm „Drittens“ sogar – halbwegs – realistisch. Aber, und dieser Punkt brachte Sasuke dazu seine Stirn zu runzeln, er konnte nicht jede fragen. Sie durfte nicht viel jünger oder älter als er sein, das würde sein Vater nicht gutheißen. Am besten er fragte ein Mädchen aus seiner Stufe. Der wichtigste Punkt war, dass sie ihm sympathisch war. Auf einmal fielen mehr als die Hälfte der Mädchen durch das Raster. Der Uchiha richtete seinen Blick geradeaus und die Person ihm gegenüber sah ihn ebenfalls an, einen fragenden Ausdruck in den grünen Augen. Er schob ihr seinen Kuchen zu, wie er es immer tat, weil er seit seinem Krankenhausaufenthalt komischerweise keinen Hunger mehr auf Süßkram verspürte. Sakura lächelte und schob sich eine Gabel in den Mund. Naruto verzog den Mund so, dass ein Mundwinkel nach oben zeigte und der andere nach unten. „Das ist ja blöd, Sasuke“, bekundete der Uzumaki sein Mitleid und schaffte es, dass seine Mundwinkel in genau die gleichen Richtungen zeigten, wie vorher. „Danke, Dobe, da bin ich auch schon drauf gekommen.“ Sasuke warf einen Blick auf Narutos Mund. „Das sieht aus, als ob du eine halbe Gesichtslähmung hättest.“ Sofort zeigten beide Mundwinkel einheitlich nach unten und Naruto zog einen Schmollmund. „Vielen Dank auch“, beschwerte der Blondschopf sich und zeigte mit seinem, vorher in Tinte förmlich ertränktem Pinsel anklagend auf seinen besten Freund, der sich, viel sagend guckend, einen Spritzer von der Wange wischte. „Noch so 'nen Kommentar und du kannst dir alleine helfen!“ Narutos blaue Augen funkelten und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein breites Grinsen ab, was zeigte, dass er es nicht wirklich ernst meinte. Sasuke verdrehte die Augen. „Schon gut. Wen soll ich mitnehmen?“ Naruto überlegte und begann schon mal das Grundgerüst seines nächsten Kanji auf das feine Zeichenpapier zu malen. „Du kannst nicht irgendeine nehmen.“ „Ich weiß.“ „Lass mich ausreden! Am besten du nimmst nur welche von uns.“ Naruto setzte einen Akzent auf den rechten, oberen Strich. „Ino fällt weg, es sei denn, du willst deine Freundschaft zu Shika beenden. Hinata.. Könnte gut sein, immerhin ist sie mit so 'nem Presse-Schwachsinn vertraut.“ Hinata war die Tochter von Hiashi Hyuuga, einem berühmt berüchtigten Richter, der angeblich hart und unbarmherzig war und unter Hinatas Freunden vor allem dafür bekannt war, dass er seine Tochter oft und gerne auf Presseveranstaltungen, Galas und Geschäftsessen mitnahm. Genauso bekannt war allerdings, dass Hinata diese Treffen verabscheute. „Wohl kaum. Erstens würde ihr Vater sie nie nach New York gehen lassen und außerdem..“ Sasuke warf Naruto einen bedeutungsvollen Blick zu. „Du weißt, wieso sie nicht drei Tage mit mir nach New York fliegen und meine Begleitung auf einer Gala sein kann.“ Als Naruto begann, ziemlich langatmig zu erklären, dass er Null Ahnung hatte, wieso Sasuke und alle anderen davon ausgingen, er wäre mit einer übermenschlichen Verständnis für Hinatas Terminkalender gesegnet, tat Sasuke so, als würde er sich darauf konzentrieren ein besonders hübsches Kanji für Wasser zu zeichnen. Da Sasuke auch noch zwei Minuten nach Narutos Erklärung immer noch an seinem Kanji herumwerkelte, beschloss Naruto einfach weiter zu reden, da ihm die Stille zwischen ihnen langsam, aber sicher auf die Nerven ging. „Sakura.“ Sasuke sah von seinem Blatt auf. „Frag Sakura.“ Der Uchiha legte seine Stirn in Falten und tunkte seinen Pinsel schließlich, immer noch wortlos, in das Glas mit Wasser ein, dass neben seinem Blatt Papier auf dem Tisch stand. Langsam breitete sich eine Wolke aus Tinte in dem klaren Wasser aus und ließ es dunkler als jede Nacht werden. „Ich meine.. Sie ist nett, sympathisch, sieht gut aus. Und sie mag dich.“ Der Uchiha versuchte erst gar nicht, den letzten Teil abzustreiten. Wie Naruto erst vor zwei Tagen verkündet hatte, als sie zusammen für Mathe gelernt hatten: Man sah es. Oder zumindest sahen es alle, außer Sasuke. „Aber wichtiger ist ja..“, führte Naruto seinen Vorschlag weiter und tat so, als hätte es nie eine kurze Denkpause gegeben, „Ob du sie magst..?“ In diesem Moment sah Naruto genau so aus, als würde er erwarten, dass Sasuke ihm das erzählen würde, was sie beide schon wussten, was er gerade halb gesagt und halb gefragt hatte. Dass der eine die Wahrheit aussprach. Die Gewissheit gab, dass er sie mochte. Doch es verließ nicht ein einziges Wort den Mund des Uchihas. Stattdessen starrte Sasuke Naruto an und sah so aus, als wüsste er zum ersten Mal im Leben nicht, wie man fühlte. Nachdem, für Sasuke ziemlich ereignislosen Sportunterricht, wartete er am Ausgang der Turnhalle auf Sakura. Wie alle anderen Mädchen auch, trug sie die Schuluniform, ein schwarzer Rock mit einer schwarzen Strumpfhose darunter, einer weißen Bluse mit einer schwarzen Schleife und einem schwarzen Jackett darüber. „Sasuke-kun!“, rief sie, als sie ihn sah und winkte ihm mit dem Arm zu, der nicht ihren schwarzen Mantel und ihre Schultasche trug. Er versuchte nicht darüber nachzudenken, wieso sie ihn sofort bemerkt hatte, obwohl er an der Hausecke neben der Tür gelehnt hatte. Zwei Meter weit weg. „Sakura. Was machst du am Wochenende?“, fragte er ruhig und sah ihr ins Gesicht, wie immer, wenn er mit ihr sprach. Sasuke war nicht der Typ, der um den heißen Brei herumredete und er brauchte schnell eine Antwort. Ihre Wangen wurden nicht rot, sondern blass, was ihn kurz verwirrte. „Nichts. Wieso?“ Angesichts ihrer Antwort legte sich die Verwirrung nicht, auch, wenn man sie von außen nicht einmal sehen konnte. Unmittelbar fragte sich Sasuke, ob er sie erschreckt hatte. Er hätte eher damit gerechnet, dass sie rot wurde. „Ich muss am Wochenende zu einer Gala nach New York.“ „Das hat meine Frage nicht beantwortet.“ Der Uchiha erwiderte nichts, sondern sah sie einfach nur an. „Ich möchte, dass du mitkommst.“ Nun kehrte die Farbe mit einem Schlag in ihre Wangen zurück. „Nach New York..?“, stammelte sie und ihr Mund klappte auf und zu, während sie nach einer Antwort überlegte, „Wir kennen uns seit einer Woche!!“ Sakura klang beinahe entrüstet. „Erlauben es deine Eltern?“ Er tat so, als hätte er nichts gehört. Sie sah Richtung Boden. „Wenn du fragst“, antwortete sie und ihre Wangen hatten das vertraute Rot angenommen. Für einen Moment hatte er tatsächlich gedacht, er könnte nicht einmal mehr auf diese Sache vertrauen. Stumm ging sie an ihm vorbei und als sie schon zwei Meter weiter war, setzte er sich ebenfalls in Bewegung und lief ein wenig schneller, sodass er schließlich neben ihr ging. Sasuke berührte kurz ihre Hand, fast wie zufällig, doch sie zog nicht weg. Sie nahm seine. In diesem Moment sahen beide so aus, wie Naruto im Kunstunterricht. Als würde jeder von ihnen erwarten, dass der andere mit einer Erklärung begann, die sie beide schon kannten, oder die Gewissheit in Worte fasste. …........° Ach du Scheiße! Wisst ihr, wenn mich jemand jetzt fragen würde, was ich hier verbrochen habe, würde ich vermutlich sagen: K e i n e A h n u n g. Irgendwie liebe ich das Kapitel stellenweise, aber ich könnte es auch gleichzeitig löschen und nochmal schreiben. Also, in diesem besonderen Ausnahmefall erbitte ich Meinungen. Filmtipp: 27 Dresses (Wegen viel Herz, dass viel Drama ausgleicht.) Gute Grüße :p, papetto! P.S.: Es ist wieder Zeit für ein großes Danke! An alle Kommentatoren bis jetzt und 32 Favoriten, sowie alle anderen Leser, die ich nicht sehen kann! Herzchen für alle! Kapitel 5: Flugangst -------------------- »Flugangst« ›27. November‹ Der Flughafen in Tokio war riesig. Die Menschen hetzten von Sicherheitskontrolle zum Terminaleingang oder von der Sicherheitskontrolle zum Ausgang oder warteten in der monströsen Eingangshalle in einer Warteschlange vor McDonalds oder Starbucks. Eigentlich konnte Sasuke diese Hetzerei nicht leiden, doch manchmal musste es eben sein, denn Flugzeuge waren die schnellste Möglichkeit um von einem Ort zu einem weit entfernten Anderen zu kommen. „Sasuke.. Warte.. Meine, äh, Koffer, ich.. Verdammt!“ Der Uchiha blieb stehen, zog Sakura den Riemen ihrer Umhängetasche von dem langen Griff ihres Trolleys und schnappte sich den kleinen Beutycase, der jeden Moment drohte, runterzufallen. Sakura sah.. angeschlagen aus. Ihre rosafarbenen Haare – von denen Sasuke immer noch nicht wusste, ob sie gefärbt waren, oder nicht – sahen ungekämmt aus, obwohl er sie eben noch dabei beobachtet hatte, wie sie jede Strähne geradezu penibel geordnet hatte. Tatsächlich wehte draußen ein kalter Wind, der diese Arbeit jedoch innerhalb von Sekunden zunichte gemacht hatte. Auf einer Schulter war der schwarze Mantel halb herunter gerutscht und der zweite, hellgraue Knopf von oben, der den Mantel eigentlich zusammenhalten sollte, wurde nur noch von einem einzelnen, weißen Faden halbwegs an seinem Platz gehalten. Einen kurzen Moment lang überlegte Sasuke, ob er etwas sagen sollte, doch er entschied sich dagegen. Stattdessen hob er die Hand, fuhr durch die Haare seiner Begleiterin, zog ihren Mantel gerade und riss den Knopf, den er ihr anschließend in die Manteltasche steckte, einfach ab. Dann schnallte er den Beutycase wieder an ihren Trolley dran und richtete als letztes ihre knallrote Umhängetasche. „Bist du fertig?“, fragte sie ungeduldig, als er ihre Haare musterte, weil er sich von dem Gedanken hinreißen ließ, wie sie vielleicht in Braun oder Schwarz aussehen würden. Für sie sah es vermutlich so aus, als würde er ihr Aussehen überprüfen. „Ja“, antwortete er ihr nach einigen Sekunden und packte ihre Hand, um sie hinter sich herzuziehen. Als er nach der Schule mit zu Sakura gegangen war, um ihren Eltern zu erklären, dass Sakura mit ihm nach New York fahren würde, weil er kein anderes Mädchen... Keine andere Möglichkeit sah, als sie mitzunehmen, hatte er mit einem skeptischen Vater und einer besorgten Mutter gerechnet. Womit er nicht gerechnet hatte, war ein Vater, der im Flur stand, einen silbernen Koffer aus Metall in der Hand hielt und alle zwei Sekunden auf seine Armbanduhr schielte, während er, sobald Sakura die Tür geöffnet hatte, erklärte, dass er zu einem dringenden Geschäftstermin musste. Von der Abwesenheit der Mutter ganz zu schweigen. Sasuke hatte während der zwanzig-Sekunden-Erklärung von Sakuras Vater festgestellt, dass es sich bei eben jenem zufälligerweise um einen der vielen Geschäftspartner seines Vaters handelte. „Ah, Sasuke Uchiha“, rief er auch sogleich aus, nachdem er Sasuke endlich bemerkt hatte, „Fugakus Jüngster. Ja, ja! Wie kann ich dir helfen, mein Junge?“ Sasuke hatte, innerlich verwirrt, höflich gegrüßt und dann seine Situation erklärt. Mit der Frage, „Dürfte ich Sakura für ein Wochenende mit nach New York nehmen?“, endete die Erklärung und Sakuras Vater stimmte zu – merkwürdigerweise begeistert. „Sakura, Liebes, Sasuke ist ein vernünftiger, junger Mann, du bist bei ihm in besten Händen und so muss ich kein Kindermädchen für dich engagieren! Wunderbare Sache! Dein Handy hast du dabei, ja? Denk an alles, lass es angeschaltet, man kann nie wissen...“ Und mit einem Kuss auf Sakuras Stirn und einer festen Umarmung, sowie einem Nicken in Richtung Sasuke, stürmte er aus der Wohnung. Peinlich berührt fragte Sakura schließlich, ob Sasuke einen Tee wollte. Das Sasuke mittlerweile einen neuen Gehgips hatte, der es ihm ermöglichte auch ohne Krücken zu laufen und außerdem eng anlag und sich ziemlich gut unter einer einfachen Hose verstecken ließ, machte es dem Uchiha sogar möglich, für die Gala einen Anzug anzuziehen ohne dabei auszusehen, wie ein Clown. Sie hatten noch eine Stunde Zeit bis zum Flug und nach einer halben Stunde in der Warteschlange vor dem Check-In, hatten sie auch bereits ihr Gepäck aufgegeben. Im Moment saßen sie nebeneinander auf orangefarbenen Plastikstühlen vor der Sicherheitskontrolle. Sakura hatte eine Tüte von McDonalds auf dem Schoß und biss ab und zu von einem Cheeseburger ab. Ein großer Becher Cola stand zwischen ihnen auf der Armlehne, doch da Sasuke mehr Koffein und weniger Zucker wollte, bevorzugte er den Kaffee von Starbucks, der in einem Pappbecher in seiner Hand hin- und herschwappte. Es war vielleicht nicht der Beste Kaffee, aber es war Kaffee. „Wie lange müssen wir noch warten?“, fragte Sakura und raschelte mit der braunen Papiertüte in der sie noch drei weitere Burger lagerte. „Eine Stunde“, antwortete Sasuke und nippte an seinem Kaffee, als würde ihm das Warten überhaupt nichts ausmachen. „Ach ja, Sasuke..“ Er sah von seinem Kaffee zu ihr herüber. „Ja?“ „Du warst ja praktisch dabei, als ich gepackt habe..“ Er nickte. „Und, äh, da hab ich vergessen dir etwas zu sagen.“ Der Uchiha nickte erneut, diesmal zum Zeichen, dass sie fortfahren sollte. „Und zwar.. Ich hab kein richtiges Kleid für den Ball.“ Sasukes Miene entspannte sich augenblicklich, weil er schon gedacht hatte, sie würde ihm irgendeine wirkliche Katastrophe beichten – auch wenn ihm dafür nicht einmal annähernd ein Beispiel einfiel. „Kein Problem. Meine Eltern haben vorgesorgt. Unsere Abendkleidung wartet auf uns im Hotelzimmer. Dein Kleid wird eines sein, was man in einem gewissen Rahmen verstellen kann“, erklärte er und vermied es ihr zu sagen, dass selbst wenn sie ein Kleid gehabt hätte, er ihr empfohlen hätte, dass anzuziehen, was auch immer seine Eltern rausgelegt hatten. „Oh. Okay. Wenn du Hotelzimmer sagst..“ Sasuke zeigte eines seiner seltenen Grinsen. „Es gibt so kurzfristig nur eines.“ Mit hochrotem Kopf nickte Sakura schnell und verschlang hastig ihren Burger. Eine Stunde später hatten sie die Sicherheitskontrolle hinter sich gebracht – glücklicherweise ohne nennenswerte Zwischenfälle – und waren nun zur nächsten Warteperiode übergegangen. Dieses Mal saßen sie in der Halle vor dem Zugang zum Flugzeug. Sakura blätterte begeistert durch eine Vogue und hielt Sasuke in fünf-Minuten-Abständen Bilder von Frauen in atemberaubenden Kleidern unter die Nase, die er mit einem skeptischen Blick auf deren viel zu dünne Arme und einem Nicken zur Kenntnis nahm. Eine digitale Anzeigetafel über dem Eingang zum Flugzeug zeigte an, dass es noch neunundzwanzig Minuten waren, bis man sie reinlassen würde. „Sasuke.. Wieso fliegen wir eigentlich über Paris? Ich meine.. Wäre es nicht kürzer gewesen, nach Osten zu fliegen, anstatt die.. ähm.. fünfzehn Stunden nach Paris und dann erst weiter?“ Der Uchiha riss sich, eigentlich nur widerwillig, von seinem Buch los und seufzte lautlos. „Das wäre es, aber es gibt da noch eine Sache, die wir in Paris holen. Schuhe für meine Mutter. Sie warten am Flughafen.“ Es ertönte ein Zischen, als Sakura die Luft einzog. Dann klappte ihr Mund auf und sie sah aus wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Im.. Ernst?“ Sasuke schnaubte. „Natürlich nicht.“ Er blätterte in seinem Buch eine Seite um und las weiter. Die Rosahaarige wartete nicht lange ab, sondern rollte ihre Zeitschrift zusammen und schlug Sasuke auf den Oberarm. Erneut sah er von seinem Buch auf und grinste wieder. „Hast du mir wirklich geglaubt?“, fragte er ruhig und das Grinsen war schon wieder verblasst. Ohne eine Antwort zu geben, entrollte Sakura ihre Zeitschrift wieder und drehte Sasuke demonstrativ ihren Rücken zu. Im Flugzeug durfte Sakura am Fenster sitzen, was sie ganz offensichtlich freute, da sie sich pausenlos gegen das kleine Stückchen Glas drückte und hinausstarrte, obwohl sie noch gar nicht losgefahren waren. Als sich die Maschine endlich in Bewegung setzte, sah Sakura aufgeregt nach rechts, wo Sasuke saß und musste feststellen, dass selbst Sasuke Uchiha nicht ganz so perfekt waren, wie eine Hand voll Mädchen in der Schule auf dem Mädchenklo gerne verkündeten. Sasuke war in seinen Sitz gedrückt, was eigentlich gar nicht so unnatürlich aussah – ganz im Gegensatz zu seinen Händen, die so fest um die Armlehne gekrallt waren, dass die Knöchel auf seiner blassen Haut weiß hervortraten. „Sasuke.. Hast du Flugangst?“ Sein Gesicht war vollkommen ruhig. Seine Lippen formten eine gerade Linie, seine schwarzen Augen waren nach vorne gerichtet, als würden sie etwas sehen, was niemand sonst konnte. Der Uchiha sah sie kurz an. „Vielleicht“, antwortete er schließlich wage und genau in diesem Moment setzte das Flugzeug ab. Druck baute sich in Ohren auf, Kaugummis wurden ausgepackt. Und Sakura löste Sasukes Hand von der Armlehne und drückte sie. Sasuke sah Sakura an und sagte.. nichts. Kein „Danke“, kein Gefühl kam von ihm, er schien einzig und allein Ruhe auszustrahlen, als hätte er keine Angst vor dem Starten oder dem Fliegen gehabt. Etwas, was Sakura anscheinend nicht einordnen konnte, denn sie wurde ganz rot und versuchte ihre Hand wegzuziehen – doch Sasuke hatte eben zugelassen, dass sie seine Hand von der Lehne löste. Andernfalls hätte die Haruno es sicher nicht geschafft und so konnte sie dieses Mal nichts gegen seinen eisernen Griff ausrichten. Nach einer Weile starrte sie auf seine Hand herunter, die ihre umklammert hielt. Ihre Wangen waren immer noch rot. Es sah so aus, als wäre sie gerade von draußen, wo es kalt und windig war, rein gekommen, wo es warm und behaglich war. Das Flugzeug lag nun gerade in der Luft und auf einem kleinen Bildschirm über den Kopfstützen der zwei Sitze vor ihnen konnten sie die Flugroute mitverfolgen. Sasuke fixierte ihr Gesicht, seine schwarzen Augen wanderten nahezu freizügig über ihre Augen, ihre Nase, übersprangen ihre Lippen und fuhren ihre Konturen entlang. Er fand sie schön. „Hab ich was im Gesicht?“ Sasuke grinste auf diese Frage hin nicht, ärgerte sich nicht, dass sie seinen „besonderen“ Moment gestört hatte. Er sah sie wieder nur an, mit diesem wissenden Ausdruck in den Augen, von dem ihm selber nicht bewusst war, dass er sich dort eingenistet hatte. „Jeder hat mal Flugangst“, antwortete er leise, vollkommen aus dem Zusammenhang heraus, und es machte für den Moment nichts, dass sie seine Antwort auf ihre Frage nicht verstand und den Kopf fragend schief legte. Denn sie sah ihm trotzdem in die Augen und lächelte. …........° Höhö.. Wer hätte das gedacht..? D:“ So „schnell“ haben wir schon die 50% erreicht.. :OO Also ich hab damit am wenigsten gerechnet, glaub ich.. (Vom Inhalt her werden die folgenden Kapitel allerdings voller, als die bisherigen! :DD) Ein Küsschen für alle Leser! Und ein erneuter Buch- & Musiktipp, falls das überhaupt wen interessiert! Buchtipp: Dan Brown – Sakrileg (Für jeden interessant, der sich für Bilder, Codes, Spannung & (ein wenig) Kunst begeistern kann!) Musiktipp: Chihiro Onitsuka - Innocence (Das geht einfach nur unter die Haut. Langsam und so schön.. :'O ) [Link im P.S.] Besinnliche Festtage schonmal! (Vielleicht lad ich vor Neujahr noch was hoch.. Wenn nicht: Wundervolles neues Jahr!) papetto P.S.: http://www.youtube.com/watch?v=NfMORa28bX8 Kapitel 6: Wunschdenken ----------------------- »Wunschdenken« ›28. November‹ Früher Vormittag. Als die alte Frau, die neben der Rosahaarigen saß ihr ein Taschentuch anbot, lehnte sie ab. Ihre Stimme klang ein wenig zu leise und traurig, als sie der Frau erklärte, dass sie nur etwas im Auge hatte, und das schon wieder weggehen würde, aber Sasuke wusste, dass Sakura nichts im Auge hatte, ganz im Gegenteil. Er kannte den Grund für die traurigen Wellen, die von der Haruno auszugehen schienen – oder zumindest glaubte er ihn zu kennen. Der Grund für Sakuras Stimmung lag mehrere Kilometer hinter ihnen „am“ Pariser Flughafen. Bei der Erinnerung daran wurde Sasuke ein wenig flau im Magen und er hatte das Gefühl sich schütteln zu müssen. Nicht weil er die Erinnerung an sich so unangenehm fand, sondern weil sie mit einer Entscheidung zu tun hatte, die er offenbar fällen musste. Und weil er diese Entscheidung eben noch nicht gefällt hatte, hatte Sakura vermutlich etwas angenommen, was ihm nicht einmal im Traum in den Sinn gekommen wäre. Aber woher sollte sie das wissen? ›28. November‹ Sehr früher Morgen. Die Pariser Nacht war kalt. Der Atem der beiden Jugendlichen stieg in nebeligen Wolken in die Luft und löste sich dann auf, als ob er nie da gewesen wäre. Von der Aussichtsplattform des Flughafens konnte man die Flugzeuge starten und landen sehen. Der Lärm war halbwegs erträglich, ging Sasuke aber trotzdem auf die Nerven, was seine Laune, die vom vielen Warten nicht sonderlich gut war, nicht besserte. Außerdem war er irgendwie nervös. Er wusste nicht warum oder wieso, es war auch kein sonderlich starkes Gefühl – mehr oder weniger so etwas wie eine Begleiterscheinung von etwas anderem. Die Plattform war wie leer gefegt – außer Sakura und Sasuke beobachtete nur noch ein alter Mann mit einem kleinen Jungen an der Hand das Treiben auf den Lande- und Startbahnen. In schnellem Französisch redete er ab und zu mit dem Jungen, der seinen Kopf durch das Geländer gesteckt hatte, den Fluglotsen unter sich zuwinkte und dem Älteren nicht zuhörte. „Sag mal, Sasuke, glaubst du an, ähm, Wünsche? Also die man macht, wenn man eine Sternschnuppe sieht?“ Er sah von dem großen, weißen Flugzeug mit den roten Streifen an der Seite auf, dass er beobachtet hatte und sah Sakura an. „Darüber hab ich mir noch nie Gedanken gemacht“, sagte er und schob seine Hände in seine Jackentaschen, um ein Zittern zu unterdrücken. Trotz Jacke und Schal war ihm kalt. „Passt zu dir!“, meinte Sakura mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und er bemerkte, dass auch sie zitterte. „Ist dir auch kalt?“, fragte er und machte sich nicht die Mühe seinen Kopf in ihre Richtung zu drehen, weil sonst vielleicht sein Schal verrutschen und der Wind unter seine Kleidung wehen könnte. Stattdessen linste er aus dem Augenwinkel zu ihr herüber. Sakura stand ohnehin in seine Richtung gewandt, deswegen sah sie ihn direkt an. „Schon..“ Ihre Stimme wurde von ihrem Schal gedämpft, weil sie ihren Kopf ein wenig eingezogen hatte, vermutlich um auch ihre Nase ein wenig zu wärmen. „Willst du..“ Er machte ein Pause und dachte noch einmal über seine Frage nach. Was hatte ihn gerade geritten? Wollte er Sakura wirklich fragen, ob sie- „Was denn?“ Neugierig sah Sakura den Uchiha an und dieses Mal konnte er sie einwandfrei verstehen, weil der Schal vor ihrem Mund verschwunden war. „Ob du.. näher.. kommen willst..“ Sie sah ihn an und lächelte dann. „Woran?“ An ihrem schelmischen Grinsen erkannte er, dass sie ganz genau wusste, was er gemeint hatte. Er gab ein beleidigtes „Huh“ von sich und wandte den Blick von ihr ab, um in den Himmel zu sehen. Eine Sternschnuppe jagte über den Himmel und er wollte gerade fragen, sozusagen als „Friedensangebot“, ob Sakura sie ebenfalls gesehen hatte, als er etwas warmes in seiner Jackentasche und ein Gewicht auf seiner Schulter spürte. Sie hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt und ihre Finger hatten seine in der Tasche seiner Jacke umschlossen. Zuerst war das Einzige, was Sasuke spürte, ein komisches Gefühl im Magen, doch dann fühlte er, wie seine Wangen warm wurden. Für einen Augenblick erinnerte er sich selbst peinlicherweise an ein kleines Mädchen, aber er schaffte es trotz seiner seltsamen Nervosität – die sich in den letzten zehn Sekunden übrigens verdreifacht hatte – ihre Finger ebenfalls zu umfassen. „Hast du dir was gewünscht?“ Sakuras Stimme war leise und Sasuke hatte das Gefühl sie sprach nur so leise, weil sie „den Moment“ nicht ruinieren wollte – ohne es sich bewusst einzugestehen, stimmte er ihr zu. „Ja. Und du?“ Der Uchiha spürte, wie ihr Kopf hoch und runter ging und wertete diese Bewegung als ein Nicken. „Der Wunsch geht nicht in Erfüllung, wenn man ihn laut ausspricht, wusstest du das?“, fragte sie schließlich und klang dabei genauso leise, wie vorher, „Sonst würde ich dich fragen, was du dir gewünscht hast.“ Seine Mundwinkel hoben sich wie von selbst an. „Vielleicht sage ich es dir irgendwann.“ Sakura zog ihre Hand aus seiner und hob auch ihren Kopf von seiner Schulter. Er wusste, dass sie etwas sagen wollte, doch genau in diesem Moment ertönte ein lautes Brummen und, auch wenn er es nicht hörte, konnte er sehen, wie sehr sie sich erschrocken hatte, weil ihr Mund offen stand und sie sich gegen ihn gedrückt hatte. Mit einem ungehörten Keuchen fiel Sasuke zur Seite und konnte sich und Sakura gerade noch rechtzeitig vor dem Fall bewahren, weil er sie beide an das eiskalte Geländer zog. Die Haruno hatte sich an ihn geklammert und ihr Gesicht – ob mit oder ohne Absicht war fraglich – in seine Jacke gedrückt. Ihre Stirn berührte sein Kinn. Ein riesiges Flugzeug rauschte über sie hinweg und in diesem Moment sah die Rosahaarige auf. Für einen kurzen Moment erlaubte Sasuke sich den kitschigen Gedanken, dass er sich in ihren grünen Augen spiegeln würde. Und dann küssten sie sich. Es war nicht wie in Filmen – es gab kein kurzes Zögern, mit dem er überprüfte, ob sie damit einverstanden war oder einen leidenschaftlichen Blickaustausch. Es war auch nicht wie in Büchern – kein warmes Prickeln, keine berauschenden Gefühle, bevor ihre Lippen aufeinander trafen. Sasuke hatte nur immer noch dieses komische Gefühl im Bauch und einfach die Eingebung, dass jetzt der richtige Moment dafür war. Sasuke hatte zwar davor schon einmal ein Mädchen geküsst und er war sich ziemlich sicher, dass Sakura auch schon einmal einen anderen Jungen geküsst hatte, aber trotzdem war es das erste Mal, dass er dabei nervös war. Er wusste, dass das eigentlich eine gute Sache war – vor allem, weil jeder behauptete, dass dieses Gefühl „dazu“ gehörte, wenn einem der andere wichtig war –, aber Sasuke konnte dieses Gefühl nicht genau zuordnen. Als sie sich nicht mehr berührten, einfach nur gegenüber standen und das Brummen und Rauschen vorüber war, sagte Sakura etwas, was Sasuke schon immer irgendwie ein bisschen gefürchtet hatte. „Ich.. mag dich.“ Er wusste nicht, was er sagen sollte oder wollte. Sasukes Kopf war leer, bis auf den Nachhall des Gefühls, dass er nicht kannte, nicht wusste wo und wie es war und was er noch nicht einmal beschreiben konnte. Und so sagte er nur: „Wir müssen zurück zur Wartehalle.“ Er glaubte sie wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Das zitternde und erstickte „Okay, gehen wir.“ war Beweis genug. ›28. November‹ Nachmittag. Sie saß noch immer so, dass er ihr Gesicht nicht wirklich sehen konnte. Mittlerweile war er zu dem Schluss gekommen, dass sie ganz sicher etwas angenommen hatte, was keineswegs seine Absicht gewesen war. Die Frage war nur, wie er ihr das klar machen wollte. Als sie kurz in seine Richtung sah, für nur ein oder zwei Sekunden, wirkten ihre Augen verdächtig feucht. Er seufzte lautlos. Konnte sie wirklich glauben, dass er..? Der Uchiha hätte sie am liebsten einfach noch einmal geküsst, damit sie sah, dass er es, auf eine.. gewisse Weise gut fand, wenn sie ihm sagte, dass sie ihn mochte, aber er wusste, dass er dann vermutlich eher mit einer Ohrfeige, als mit irgendetwas anderem rechnen konnte. „Sakura.“ Er sah sie zusammenzucken, also hatte sie ihn gehört. Natürlich sah Sakura jedoch nicht in seine Richtung – wahrscheinlich, damit er nicht ihre Augen sah. Sie wusste ja nicht, dass er die Beinahe-Tränen schon gesehen hatte und wenn sie es wüsste, dann würde sie das vermutlich auch nicht glücklicher machen. „Sakura“, sagte er wieder, dieses Mal mit mehr Nachdruck. Offensichtlich widerwillig drehte sie sich zu ihm um und blinzelte ein paarmal zu fiel, als das es noch als normal hätte durchgehen können. „Was, Sasuke?“ Ihr Tonfall sagte ihm allzu deutlich, dass sie verletzt war. Mädchen... „Weißt du, was Wunschdenken ist?“ Mit einem säuerlichen Blick verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Ja, durchaus.“ Ihr Blick war immer noch ärgerlich, aber als sie Sasuke kurz ansah, sah er etwas vorwurfsvolles darin, als ob er der größte Volltrottel aller Zeiten wäre. Für einige Sekunden spielte er fast schon mit dem Gedanken einfach nichts zu sagen, aber er erinnerte sich daran, dass es ja.. irgendwie.. seine Schuld war. Ein bisschen. „Ich mag dich auch..“ Ihre Wangen wurden rot, als sie sich sie sich mit ihrem Oberkörper komplett in seine Richtung drehte und so aussah, als wäre sie am liebsten aufgesprungen und hätte ihm den Orangensaft über den Kopf geschüttet, der in dem Getränkehalter zwischen ihnen stand. „Das fällt dir aber früh auf, vielen Dank!“, zischte sie und ihr Blick bohrte sich förmlich in ihn hinein. Dann löste sich ihre Wut jedoch anscheinend in Luft auf, denn sie sah ihn überrascht an und ihr Mund formte ein „O“, als hätte sie erst dann begriffen, was er gesagt hatte. „Äh.. Wirklich?“ Sasuke grinste halbherzig. „Ich dachte, du wärst schüchterner.“ Sakura, immer noch rot im Gesicht, drückte sich gegen die Lehne ihres Sitzes und brummte ein verstimmtes „Hm.“, ohne Sasuke anzusehen, die Stirn in Falten gelegt. Sasuke verdrehte, ein bisschen genervt, die Augen. Sie war entweder immer noch beleidigt oder dachte über seine Worte nach. „Wir sind gleich da, schnall dich schon mal an“, meinte Sasuke und schloss seinen eigenen Sicherheitsgurt. Die Haruno nickte abwesend, war aber offenbar immer noch nicht gewillt, etwas zu sagen. Auch, als die entsprechende Durchsage kam, die die Passagiere bat sich anzuschnallen, sie schließlich landeten, ihr Handgepäck aus den Fächern über ihnen herausholten und das Flugzeug verließen, blieb Sakura stumm. Erst als sie ihr gesamtes Gepäck bei sich und den Check-Out erledigt hatten, sagte die Rosahaarige etwas. „Du bist echt blöd, Sasuke“, beschwerte sie sich mit Schmollmund und verschränkten Armen, fast wie ein Kleinkind, als sie gerade im Fahrstuhl standen, der sie zum zweiten Parkdeck bringen würde, „Und gemein.“ Sasuke tarnte sein Lachen als kleinen Hustenanfall und nickte, obwohl er lieber sämtliche Koffer auf einmal tragen, als ihr zustimmen würde. „Huh.“ „Lach nicht!“ Er umfasste ihre Handgelenke und drückte sie gegen die Fahrstuhlwand, ohne auf ihren Koffer zu achten, der mit einem Poltern umfiel. Sakura hatte die Röte in ihrem Gesicht ausnahmsweise im Griff – lediglich ein leichter Anflug von Rosa breitete sich auf ihren Wangen aus. „Und jetzt?“, fragte sie herausfordernd, aber Sasuke ließ sich nicht zu einer Antwort herab. Es sei denn, ein Kuss zählte als Antwort. Mit einem „Ping“ öffnete sich die Fahrstuhltür und ein vernehmliches Räuspern holte die beiden Jugendlichen aus ihrer eigenen Realität In die Realität, die nicht nur für alle Leute galt, sondern in der auch Sasukes Eltern vor der Fahrstuhltür standen und ihren Sohn ansahen, als wäre er.. Nun ja, vielleicht kein Verbrecher, aber das Wort „Übeltäter“ kam dem, was Fugaku gerade offenbar in seinem Sohn sah, recht nahe. Sasukes Wunschdenken: Das jemand mit einer Erfindung daherkommt, die einen mindestens eine Minute in die Vergangenheit zurückbringt. …........° Wow. Ziemlich lange (?) hab ich für dieses Kapitel gebraucht.. Na ja, eher gesagt zum Updaten, denn das Kapitel hab ich an einem Tag geschrieben.. :D“ Ich bin übrigens zufrieden damit – für meine Verhältnisse. (Wie üblich kann ich das Ganze also nicht einschätzen.. Zu komisch geschrieben? Zu kitschig? Uwäh!) Nachträglich Frohe Weihnachten (Haha..) und ein frohes Neues Jahr (Haha.. II). Musiktipp: The Last Goodnight – Pictures of You (Ich liebe dieses Lied. Hat mich unter anderem von meinem Kreativ-Tief befreit.. ;) [Link im P.S.!] Das war's auch schon. Ach ja: DankeDankeDanke für 46 Favoriten und DankeDankeDanke für 25 Kommentare! Mille Baci, p a p e t t o . P.S.: http://www.youtube.com/watch?v=iVIVNqX88eM Kapitel 7: Gewinner ------------------- »Gewinner« ›28. November‹ Fugaku schien nur langsam aus einer sehr merkwürdigen Starre zu erwachen und der einzige Grund, weshalb sich die Fahrstuhltüren nicht vor der Nase des Geschäftsmannes schloss, war, weil Sasuke unauffällig auf den Knopf drückte, der die Stahltüren offen hielt. „Sasuke“, sagte er schließlich und niemand, nicht einmal seine Frau hätte wohl sagen können, was Fugaku in diesem Moment dachte, „Schön dich zu sehen. Dich und deine.. Begleitung.“ Das Wort aus Fugakus Mund hatte einen irgendwie unangenehmen Beiklang. Es klang nicht irgendwie verletzend oder abwertend, aber doch hatte man unweigerlich das Gefühl, dass Fugaku nicht allzu begeistert war von dem, was er sah. Sasuke antwortete nicht und einen Moment lang herrschte einfach nur eisige Stille. Während Fugaku an seinem seltsamen Gesichtsausdruck nichts änderte und sich auch sonst in keiner Weise bewegte, machte Mikoto Uchiha einen Schritt nach vorne und sah dabei so entschlossen aus, als wolle sie etwas sehr gefährliches wagen. „Ich bin Mikoto Uchiha, Sasukes Mutter.“ Die schwarzhaarige Frau um die vierzig Jahre schüttelte Sakuras Hand und hatte ein Lächeln im Gesicht, das sie kontinuierlich aufrecht erhielt. „Würdest du bitte beiseite gehen, damit wir aus dem Aufzug raus können?“, fragte Sasuke, deutlich schlecht gelaunt und drängte seine Mutter sanft beiseite, nur um dann Sakura den Vortritt zu lassen, die kurz mit ihrem Koffer kämpfte und sich dann in Bewegung setzte. Ihr einziges Problem war dabei nur, dass sie an Sasukes Vater vorbei musste. „Fugaku Uchiha.“ Sasukes Vater sah alles andere als erfreut aus, als er Sakura seine Hand entgegen streckte und seine Mundwinkel anhob. Er versuchte sich an einem Lächeln, aber das Ergebnis war alles andere als überzeugend. „Sakura Haruno“, antwortete die Rosahaarige ebenfalls lächelnd mit dem entscheidenden Unterschied, dass es bei ihr halbwegs echt aussah. Sie versuchte ausgeglichen zu wirken, doch ein nervöses Zucken ihres Mundwinkels verriet, dass sie alles andere als ruhig war. Der jüngste Uchiha warf einen prüfenden Blick auf die Nummern des naheliegenden Parkplatzes und sah, dass die Parkplätze an den Fahrstühlen, an der sich die kleine Gruppe momentan aufhielt, bei ungefähr einhundertfünfzig lagen. Mit einem lautlosen Seufzen ging Sasuke zu Sakura, die immer noch die Hand seines Vaters hielt, weil der damit beschäftigt war, ihre rosafarbenen Haare anzustarren und dabei ganz vergessen hatte, ihre Hand loszulassen. „Sollten wir nicht mal gehen? Es ist schon fast halb Fünf und Sakura und ich müssen uns noch fertig machen.“ Seine schwarzen Augen huschten zu Sakuras, die sich offenbar nicht traute den Blickkontakt mit Fugaku zu lösen, was man an dem verkniffenen Zug um ihren Mund erkennen konnte. „Eine sehr gute Idee, Schatz“, lobte Mikoto fröhlich und in einem verzweifelten Versuch ihren Mann an die Anwesenheit von Leuten zu erinnern, die keine bunten Haare hatten, sprach sie:„Wir wollen ja nicht, dass unsere beiden Lieben auf der Gala auftauchen und Reisekleidung tragen!“ Sasuke hätte niemals den gleichen, abwertenden Ton für das Wort „Reisekleidung“ benutzt, den seine Mutter gewählt hatte, aber auch er wollte nicht in verschwitzter Reisekleidung im Ballsaal auftauchen und so irgendwelchen Geschäftspartnern seines Vaters gegenüber treten. „Hn. Du hast Recht, Mikoto. Also.. Dann.. Osamu!“ Scheinbar wie aus dem Nichts tauchte ein junger Mann, der ungefähr um die Mitte Zwanzig war, an der Seite des Geschäftsführers auf. Sasuke kannte, den stillen, loyalen „Butler“ seines Vaters, der, passend zu der Bedeutung seines Namens, stets um disziplinierte Arbeit bemüht war. „Nimm' die Koffer meines Sohnes und seiner Begleitung.“ Fugaku wartete das leise „Natürlich.“ erst gar nicht ab, sondern ging los, gefolgt von Mikoto, die sich bei ihm einhakte. Natürlich hob Osamu die beiden kleinen Trolleys nicht an und trug sie wie Herkules über seinem Kopf zur Limosine, als würden sie nichts wiegen, sondern zog sie hinter sich her. Sakura schien das Unbehagen zu bereiten, obwohl Sasuke sich nicht vorstellen konnte, dass das aus dem gleichen Grund wie bei ihm geschah – sie war nicht der Typ, der auf Teufel komm raus alles alleine erledigen wollte, um möglichst unabhängig zu sein. Irgendwie schaffte Sakura es, über ihre eigenen Füße zu stolpern und sich dabei, wie schon am Flughafen, an Sasuke festzuhalten und ihn dabei mit umzuwerfen. Und so landete Sasuke mit der Seite auf dem Boden und hielt Sakura in seinen Armen, die seinen Oberarm auf eine unangenehme Art und Weise platt drückte, was ihm ein kleines Stöhnen entlockte. Obwohl er am Boden lag, hatte er das erste Mal im Leben plötzlich das Gefühl, etwas gewonnen zu haben. „Oh mein Gott, Sasuke!“, rief Sakura und sah schockiert von ihrer eigenen Tollpatschigkeit aus. Ihr Anblick steigerte das Gefühl nur. Über ihm sah er das erschrockene Gesicht seiner Mutter, die erst Sakura anstarrte und dann ihn. Sasuke musste plötzlich, ungewöhnlicherweise, lachen, verschluckte sich und musste auch noch husten, als man ihm aufhalf und er wieder auf den Beinen stand. Aber als er stand, war das Gefühl gedämpft, als ob es durch das Husten verdrängt worden wäre. Sasuke öffnete nach zwanzig Minuten Fahrt, die hauptsächlich aus seltsamem Schweigen bestanden hatte, die Autotür und ließ Sakura zuerst aussteigen. Dann folgte er ihr und wartete kurz auf seine Eltern, nur um ihnen dann zuzunicken und die Koffer von Osamu in Empfang zu nehmen. „Dann im Ballsaal.“ Fugaku wirkte ungewöhnlich ernst und verärgert, als er nickte und dann ein „Nummer Eins.“ hinzufügte. Doch falls das Oberhaupt der Uchiha-Familie dachte, Sasuke würde dieser verärgerte Gesichtsausdruck auf irgendeine Art und Weise beeindrucken, lag er falsch. Das Einzige, was Fugaku von seinem Sohn noch sah, war eine hochgezogene Augenbraue. Als Nächstes war der schwarzhaarige Schüler auch schon mit seiner Begleitung im Inneren des Hotels verschwunden. Den gesamten Weg von der Rezeption bis zu der Zimmertür im achten Stock hatten Sakura und Sasuke kein Wort verloren. Erst als sie endlich im Zimmer standen, machte einer von ihnen ein Geräusch – Sakura hatte ihren Koffer umgeworfen. „Oh man“, stöhnte Sasuke, schüttelte den Kopf und musste gegen seinen Willen grinsen. Auch Sakura grinste und lachte schließlich. „Deine Eltern.. Nein, dein Vater ist.. ein.. beeindruckender Mann, weißt du das?“ Ihre grünen Augen funkelten, während Sakura mit einer Haarsträhne spielte. „Beeindruckend? Hm. Ich hätte ihn mit „furchtbar“ beschrieben“, sagte Sasuke ernst, doch sein Mundwinkel zuckte. Er ließ sich neben Sakura nieder, die sich mittlerweile auf das große Doppelbett gesetzt hatte und beobachtete den Teppich. „Ist er immer so?“, fragte sie nach einigen Minuten in denen sie beide in verschiedene Richtungen gestarrt hatten und Sasuke löste seinen Blick von dem dunkelgrauen Bodenbelag. „Wer?“ Sakura warf ihm einen belustigten Blick zu. „Dein Vater.“ Sasuke zuckte nur mit den Schultern und machte:„Hn..“, was wohl so etwas wie „Keine Ahnung“ heißen sollte, doch Sakura ließ sich von dieser Reaktion nicht stoppen, sondern sprach einfach weiter. „Glaubst du, er hat was gegen mich?“ Bei dem Gedanken an diese Möglichkeit runzelte sie die Stirn. „Wahrscheinlich.“ „Oh.“ Erschrocken sah die Haruno den Jungen neben sich an und wirkte beunruhigt. „Ich hab doch gar nichts gemacht! Wie, ähm, kann ich das denn ändern? Ich meine, ich kenne ihn doch gar nicht!“ Mit seinem Fuß stupste er ihren an. Sie stupste zurück, sah ihn aber immer noch erschrocken und inzwischen ungeduldig an. „Er hat gegen die meisten Menschen was“, erklärte Sasuke und obwohl Sakura nicht beruhigt zu sein schien, deutete er auf die schwarze Holztür, die zum Bad führte, „Du solltest dich jetzt fertig machen, wir haben nicht so viel Zeit und du brauchst länger.“ Sakura zog ihren Koffer zu sich, stand auf und wuchtete ihn auf das Bett. „Wieso? Nur weil ich ein Mädchen bin?“ Das klang herausfordernd. Sasuke war leicht verunsichert, obwohl er das nicht zeigte, weil er nicht wusste, was er sagen konnte, ohne zu gestehen, dass sie genau richtig lag. „Du siehst so aus, als würdest du lange brauchen.“ Nun war Sakura aus dem Konzept gebracht, aber im Gegensatz zu dem Uchiha sah sie eher so aus, als würde sie ihm ihre Kulturtasche in sein Gesicht werfen wollen. „Wie sehen denn Leute aus, die wenig Zeit im Bad brauchen?“ Sie unterdrückte ein widerwilliges Schmunzeln bei der Lächerlichkeit ihres Themas, während sie Richtung Bad ging. „So wie ich“, antwortete er, immer noch mit versteckten Emotionen, „Mit unordentlichen Haaren.“ Sakura lachte und schloss die Tür hinter sich. Zehn Minuten „MTV“ später schlüpfte Sakura aus dem Bad, ein großes Handtuch um den Körper gewickelt und holte sich Unterwäsche aus ihrem Koffer – was Sasuke natürlich völlig kalt ließ und er auch gar nicht mitbekam. Jedenfalls nicht so genau. „Wo hängt das Kleid?“ Sasuke stand auf und ging zu dem dunkelbraunen, fast schwarzen Schrank, der vorne aus einem glänzenden, farbigen Glas bedeckt war. „Hier drin.“ Er hatte sich seinen Anzug und ihr Kleid schon angesehen und war zu dem Schluss gekommen, dass seine Mutter wohl kein Risiko hatte eingehen wollen und deshalb kein zu extravagantes Kleid genommen hatte. „Wow. Es ist wunderschön“, erklärte Sakura und hob das Kleidungsstück fast schon feierlich an seinem Bügel aus dem Schrank heraus. Er zuckte bloß mit den Schultern. Sein Stil war es eigentlich nicht unbedingt, aber das musste er ihr ja nicht sagen. Solange sie es mochte... „Ich geh dann mal Duschen“, teilte er ihr unenthusiastisch mit und verschwand mit seiner Kulturtasche im Bad, obwohl er fand, dass „Kulturtasche“ ein Wort für Mädchen war. Schnell zog er sich sein Shirt über den Kopf und warf die Sachen auf den Boden, wo sie neben Sakuras Sachen einen zweiten, unordentlichen Haufen bildeten. Die Luft in der Dusche war noch warm und feucht, als er die Glastüren öffnete und das Wasser aufdrehte. Er hatte das Gefühl, als würde dieses Reisegefühl von seiner Haut verschwinden und er würde langsam ruhig werden und nicht mehr so verwirrt sein. Denn mit seinen Eltern hatte er überhaupt nicht gerechnet. Sasuke brauchte nie lange zum Duschen. Er trocknete sich schnell ab, föhnte seine Haare trocken, die nun eher.. glatt herunterhingen und ging dann zurück in das andere Zimmer, um sich Boxershorts und den Anzug zu holen. Kurz bevor er die Klinke herunterdrückte, glaubte er ein Schluchzen zu hören. Sasukes Hand schwebte in der Luft, genau über der Türklinke. Er wollte sie nicht beim Weinen „erwischen“. Er konnte es nicht. Was sollte er schon sagen? Selbst in diesem Moment, als er es sich nur vorstellte, wusste er nicht, was er sagen sollte. Er schlug schließlich gegen die Tür, rief gleichzeitig genervt „Verdammt!“ und wartete einige Sekunden ab. Dann öffnete er die Tür und sah, dass Sakura ihn besorgt ansah. „Alles okay?“ „Bin nur ausgerutscht.“ Er nahm sich die Sachen, die er brauchte. „Du kannst dich hier schminken, ich zieh mich ja eigentlich nur an, das kann ich auch im Bad machen.“ Sein Blick fiel auf einen Lippenstift, der gerade dabei war, fast vom Bett zu fallen. Er nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn. „Ist das deiner?“ Von der anderen Seite des Raums, dort, wo die Kommode mit dem Spiegel stand, spähte die Haruno zu seiner Hand und wurde leicht rot im Gesicht. Er konnte sich nur vorstellen, dass er hier keinen Lippenstift sondern irgendetwas Belangloses in der Hand hielt – der Gedanke, dass sein nackter Oberkörper sie irgendwie beeinflussen könnte, kam ihm nicht in den Sinn. „Ja.. Das ist.. meiner.“ Er schenkte ihr einen undefinierbaren Blick. „Der ist rot.“ Sakura legte verwirrt den Kopf schief. „Und?“ Sasuke überlegte, ob er etwas sagen sollte. Er entschied sich für ja. „Der beißt sich doch mit rosa.“ Anscheinend hatte er ein empfindliches Thema berührt, denn sie wurde wieder rot und drehte sich schnell um. „Oh.. Ja, war.. ein Geschenk. Leg' ihn einfach auf's Bett, ich räum' ihn gleich weg.“ Sasuke runzelte die Stirn und warf das Ding zurück auf das Bett, diesmal aber in die Mitte. Frauen, das seltsamste Mysterium aller Zeiten. Seine Hand lag auf ihrem Rücken, als sie zusammen über die Straße eilten. Der Ball hatte vor zwanzig Minuten angefangen, aber Fugaku hatte leider versäumt ihnen zu sagen, dass der Saal im Gebäude auf der anderen Seite der Straße lag. Die Gala bestand aus allem, was Rang und Name in New York hatte und weil es eben nur wirklich wohlhabende Menschen waren, bestand die Menge aus Gästen. Vor allem aus einem Meer von schwarzen Anzügen und langen Abendkleidern. Ab und zu sprang einem ein Augenkrebs verursachendes Kleidungsstück entgegen, wie zum Beispiel ein grasgrüner Smoking oder ein gelbes Kleid mit einer roten Stola. „Deine Mutter wusste, was sie tat“, flüsterte Sakura Sasuke zu, als sie ein weißes Kleid aus Peillatten passierten und strich ehrlich dankbar über ihr eigenes, schwarzes. Mikoto und Fugaku bewegten sich auf der Tanzfläche langsam hin und her, sie verträumt an seiner Brust, während er gebieterisch die anderen Gäste beobachtete und offenbar nach jemandem suchte. Fugaku hatte nur ein Nicken für seinen jüngeren Sohn übrig und suchte dann weiter. „Tanzen wir?“, fragte Sakura und zog Sasuke zu den anderen Paaren, die sich zu der langsamen Musik in Kreisen drehten. Mit einem Blick auf sein verletztes Bein zuckte er mit den Schultern. „Von mir aus. Wenn du tanzen kannst.“ Seine Reaktion auf ihr strahlendes Lächeln konnte sie nicht mehr sehen, weil sie ihren Kopf an seinen Hals gelegt hatte. Er umfasste sie ebenfalls und legte seine Hände an ihre Taille, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Doch nach wenigen Minuten verstummte die Musik und ein exzentrisch wirkender Mann mit grauen, wilden Haaren in einem schwarzen Anzug trat auf das Podium und hinter eine Art Lesepult. „Meine lieben Gäste. Herzlich Willkommen in New York!“ Seine Stimme klang ein wenig gedämpft aufgrund einer Maske über seinem Mund, doch die Aufmerksamkeit eines Jeden lag trotzdem auf ihm. „Ich hoffe sie haben den Abend bis hierhin genossen und genießen ihn auch weiterhin. Das vorzügliche Catering wurde von der Uchiha Company gespendet, vielen Dank dafür. Das es vorzüglich ist weiß ich, denn ich habe schon probiert.“ Vereinzelte Lacher hallten in dem großen Saal mit der reich verzierten Decke wieder. „Aber widmen wir uns vorher noch der Würdigung für sämtliche Organisationen und Firmen auf der Wand hinter mir..“ Mit einem Ruck an einer Schnur enthüllte der Mann eine große Tafel, auf der allerlei Firmen und Organisation aufgelistet worden waren. „Denn diese Unternehmen haben sich ganz besonders für Spenden angestrengt, die in Forschungen für Medikamente Gebrauch finden! Aber nicht irgendwelche Medikamente. Wir denken hoffentlich alle, dass eine der schlimmsten Krankheiten Krebs ist, denn diese Krankheit fordert nicht nur oft das Leben, sondern kommt auch oft wieder! Ein herzliches Dankeschön an diese Firmen!“ Sasuke ließ Sakura los, um zu applaudieren. Sie klatschte nur langsam, aber Sasuke dachte sich nichts dabei. „Professor, würden sie kurz..?“ Mehr bekam Sasuke von dem Vortrag nicht mit. Sakura krallte sich seine Jacke und er konnte sie gerade noch am Ellbogen fassen, bevor sie zusammenbrach. Im schwachen Licht der von der Decke hängenden Lampen sah er ihre befeuchteten Wangen. „Was ist?“, fragte er und schüttelte sie sogar, als sie keine Antwort gab, „Was hast du?“ Ein ersticktes Schluchzen entwich ihrem Mund, mehrere Tränen rollten über ihre Wangen, malten nasse Linien durch ihr Puder, dass sie gar nicht brauchte. „M-Mutter.. T-tut.. mir.. L-Leid..“, brachte sie hervor und brach nun komplett in haltloses Weinen aus. Es fiel ihm wie Schuppen aus den Augen und er zog sie an sich, schob ihren Arm um seinen Hals und zog sie mit sich aus dem Raum. Sie stolperte, schluchzte weiter und während er sich seinen Weg an den vielen Menschen vorbei bahnte, umklammerte er sie nur fester, ihr ständiges Weinen immer im Ohr. So schnell konnte aus einem Gewinner ein Verlierer werden. …........° N'Abend auch! Ich bezweifle, dass das Kapitel heute Nacht noch hochgeladen wird (bei 75 Fanfictions in der Warteliste..), aber trotzdem. Ich persönlich halte das Kapitel für ein eher schwächeres, aber stellenweise.. Na.. Also stellenweise, find ich es schon toll. Aber das ist ja nur meine Meinung.. :D Danke (!) geht an insgesamt 31 Kommentare, aber weil es irgendwie doof (und unlogisch D:) ist, immer wieder für alle Kommentare zu danken, ein fettes THANKYU an: bells-mannequin, x-Starlight-x, snow_princess, MirrorVampire, Harfe und Schokonase! Und danke für 53 Favoriten! Bei denen kann ich leider nicht sagen, wer neu ist, also.. wer neu ist, fühlt sich angesprochen! An letztere (Schokonase) nochmal großen Dank, weil sie sich als Beta angeboten hat! :O Dankeschön, dankeschön. Musiktipp: Clueso – Gewinner (Inspiration für Titel und Art irgendwie.. Tolles Lied, einfach toll. - Link im P.S.) So viel dazu. Bis zum nächsten Mal! papetto P.S.: http://www.youtube.com/watch?v=XFZGzuP07Fg Tolles Video. Kapitel 8: Fotografie --------------------- »Fotografie« ›28. November‹ Es war immer nur ein kleiner Schritt zwischen glücklich und unglücklich, das wusste Sasuke jetzt. Er war noch nie im Leben so schnell von einem Hochgefühl zu einem Tiefpunkt gestürzt, wie eben. Sakura war kaum noch in der Lage selbst zu gehen und Sasuke zerrte sie schon mit sich, als ob ihre Beine den Geist aufgegeben hätten. Seitdem sie aus dem Ballsaal „geflüchtet“ waren und nun die Straße überquerten, bestand ihr Weinen aus immer wieder kommenden Schluchzern und einem erstickten „Tut mir Leid“, das sie wieder und wieder wiederholte, als ob es ein Mantra wäre, das ihr Kraft gab. Irgendwann, zwischen Hoteleingang und Fahrstuhl, knickten Sakuras Beine einfach weg, als ob sie dünne Holzstäbe wären, die keine fünf Kilo tragen konnten. Ein verdammt enges Gefühl schnürte Sasuke die Kehle zu, als er Sakura um die Taille packte und halb zerrte und halb trug, um sie irgendwie in den Fahrstuhl zu bekommen. Ein altes Ehepaar überließ ihnen freiwillig einen der geräumigen Fahrstühle, doch Sasuke hatte dafür keinen Blick, es interessierte ihn nicht. Das weinende Mädchen in seinen Armen, das es sogar fertig gebracht hatte die Naht seines Anzugärmels aufzureißen, war im Moment wichtiger. Das Wichtigste. „Sakura, hörst du mich?“ Seine Stimme klang heiser, unbrauchbar. Er öffnete mit seiner Karte, die er irgendwie aus seiner Tasche gezogen hatte, die Tür, zerrte sie beide hinein und merkte es dann, dass sie keine Antwort gab. Stattdessen murmelte sie vor sich hin, schluchzte und weinte abwechselnd, während sie sich an seine Jacke hängte, wahrscheinlich ohne es zu merken. „Sakura?!“ Jetzt schrie er, weil sie nicht einmal aufgeblickt hatte. Ihre Augen wandten sich nur kurz in seine Richtung, dann kniff sie sie wieder zusammen und weinte weiter. Weinte, als wäre es die einzige Möglichkeit, heil zu bleiben. Er kannte dieses Gefühl nicht, aber sie sah so aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen und wenn er jetzt schon nicht wirklich wusste, was zu tun war, dann wäre er mit dieser Situation komplett überfordert. „Verdammt“, fluchte Sasuke, packte Sakura mit einem Arm unter den Kniekehlen und drückte ihren Oberkörper mit dem Anderen an sich, während er so, mit ihr auf den Armen, Richtung Bad wankte. Während er es gerade noch so schaffte die Türklinke herunterzudrücken, verfluchte er sämtliche Filme, in denen irgendwelche Kerle Mädchen hochhoben, als würden sie nichts wiegen und sie dann mit Leichtigkeit durch die Gegend trugen. Dabei waren die verdammt schwer, wenn sie wie ein nasser Sack in Männerarmen herumhingen… Vor der Dusche stellte er die Rosahaarige auf ihre Füße und hielt sie um die Schultern herum fest, wieder nur einarmig, während er ihr anderes Bein hochhob, über sein eigenes legte, dass er angewinkelt hatte, und ihr ihren viel zu hohen Absatzschuh vom Fuß zog. Als sie, immer noch wie besinnungslos oder hysterisch schluchzte und endlich barfuß war, schob er sie in die Dusche. Ihre nackten Schultern drückte er gegen die geflieste Wand, streifte sich selbst das Jackett von den Schulter, schmiss es, zusammen mit seinen Schuhen, aus der Dusche und zog die Türen zu. Langsam schien sie sich irgendwie zu beruhigen, denn schwach murmelnd fragte sie: „Was… machst du?“ Alle möglichen Antworten wurden von einem entsetzten Kreischen gedämpft, als er das Wasser aufdrehte. Eiskalt prasselte es auf sie herab und Sasuke drückte Sakuras Kopf herunter, sodass ihre Stirn auf seiner Schulter lag und kein Wasser in ihre Augen laufen konnte. Ab und zu entwich ihr ein Schluchzen, ihr Körper zitterte. Er spürte, dass sich ihre Finger auf seiner Brust in den klitschnassen Stoff seines Hemds krallten. Sasuke spürte eine Art „Leerlauf“ in seinem Kopf. Er fühlte sich fast abgestumpft, als er einfach die weißen Kacheln vor sich anstarrte und hoffte, dass sich Sakura beruhigen würde. Denn obwohl er sie in die Dusche gezerrt hatte, hatte er keine Ahnung, was er tun oder sagen sollte. „Es ist, als hättest du zum ersten Mal ein fotografisches Gedächtnis.“ Sasuke zuckte nicht zusammen, als Sakura anfing zu sprechen, ihn näher an sich zog – vielleicht, weil er einfach da war, vielleicht aber auch, weil er sie festhielt. „Dieses.. Ding das danach in deinem Kopf ist und vor und zurück und ständig von neuem abgespielt wird, wie ein schlechter Horrorfilm.“ Ein ekliges Quietschen signalisierte dem Uchiha rechtzeitig, dass ihre Füße wegrutschen und er hielt sie um die Taille herum fest. „Aber eigentlich interessiert dich auch das nicht. Du fragst dich nur, wieso du nicht jede verdammte Sekunde lang woanders warst, bei ihr, wieso du nicht alles gesagt hast, was dir durch deinen verdammten Kopf gegangen ist…“ Sakura sah zu ihm hoch, das Wasser klebte ihre Haare in seltsamen Mustern auf ihre Haut. Sie zitterte immer noch und er wusste, dass sie wieder weinte. Diesmal war es jedoch kein hysterisches Schluchzen, sondern Ausdruck von Traurigkeit. Ihre Tränen vermischten sich mit dem kalten Wasser, aber sie konnte ihre zitternde Unterlippe nicht verstecken. Sasuke streckte die Hand aus und drehte das Wasser wärmer. Sakuras Fingernägel kratzten über den Stoff und gleichzeitig über seine Haut. Der Uchiha konnte sich nicht dazu bewegen, irgendeine Emotion zuzulassen oder den Schmerz wahrzunehmen. Er sah nur auf sie herunter, hielt sie fest, während sie litt. „Sag mir, was ich falsch gemacht hab“, flüsterte sie und spuckte dabei Wasser aus, „Sag mir, wieso alles so gekommen ist, wieso ich..“ Bei den letzten Worten brach ihre Stimme weg, aber ihre Augen sprachen Bände. “Wieso kann ich nicht an deiner Stelle sein?“ Doch Sasuke blieb stumm. Stumm, stumm, stumm und sah sie nur aus schwarzen Augen an, während sie an seinem Hemd riss. „Darauf hast du keine Antwort, huh?“ Sie starrte zurück und sah dabei aus, als wäre sie auf der Suche nach einer Antwort auf ihre Fragen – einer Antwort, die ihr niemand geben konnte. Und weil sie keine hatte schien sie ihn gerade dafür verantwortlich zu machen. „Du bist nicht so, wie alle sagen.“ Ein ernster Zug zeichnete sich um Sasukes Mund ab und seine Hände wanderten von ihren Schultern zu ihrer Taille, seine Augen verhärteten sich. „Wie bin ich denn?“ Er klang herausfordernd, gefährlich ruhig – und genauso fühlte er sich auch. Wie die personifizierte Ruhe vor dem Sturm. „Sag es mir, Sakura.“ Keine Regung existierte in ihrem Gesicht, die verraten könnte, was sie dachte. „Du bist wie alle anderen, Sasuke.“ Ihr Blick huschte zu dem durchnässten Klettverschluss und den dünnen, aber festen Stahlhalterungen seines Gehgipses, der ihn auf einmal, ganz plötzlich, mehr zu drücken schien, als vorher. Der Uchiha wusste in diesem Moment was sie dachte, vermutete – das er genau wie alle anderen, gute und schwache Momente hatte. Sein Stolz ließ es ihn noch nicht einmal denken, aber er wusste, dass sie recht hatte. Und irgendwie war er auch dankbar dafür. Ihre Hände hörten auf an ihm zu zerren, stattdessen strichen sie über seine Brust, über die gleichen Stellen, an denen sie ihn eben noch gekratzt hatte, bis sie irgendwo an seinem Bauch nur noch leicht den Stoff festhielten, um nicht einfach nach unten zu baumeln. „Wie ist es passiert?“, fragte sie und sah ihm direkt in die Augen. Er hatte das Bedürfnis ihrem Blick auszuweichen, sich abzuwenden, aber er wollte sie nicht alleine lassen oder verletzen, auch wenn es ihm schwer fiel. „Der Unfall?“, hakte er leise nach und senkte den Kopf. Das Wasser tropfte von den Spitzen seiner schwarzen Haare. „Es war am siebten November. Es hat geregnet.“ Die Straße war zwar leer, denn sie führte von Tokio zu einem kleinen Dorf Richtung Westküste, aber der Regen erschwerte die Fahrt trotzdem. Itachi lenkte das Auto, einen silbernen BMW, Sasuke saß auf dem Beifahrersitz und langweilte sich. Es herrschte eine eisige Stimmung im Auto, die von der ungewöhnlich unangenehmen Stille zwischen den Brüdern nur untermalt wurde. Sasuke lehnte sich stärker gegen sie, das Wasser prasselte immer noch auf sie herunter und Sakuras Hand legte sich auf seine Brust. Genau über sein Herz. Er schloss seine Augen um seine Gedanken besser zu sammeln. Er wollte ihr keine Lügen erzählen. Das machte alles nur komplizierter. Weil die Stille zwischen ihnen nur normal war, bemühte sich keiner sie zu beenden, auch wenn sie dieses Problem gar nicht mehr wahrnahmen. Eine gute, halbe Stunde lang starrten sie beide durch die wasserüberströmte Windschutzscheibe und versuchten etwas zu sehen. Langsam, aber sicher wurden sie beide nervös, denn der Regen wurde nicht besser, sondern immer nur noch heftiger. Vor ihnen tauchten zwei Scheinwerfer auf, die viel zu schnell näher kamen. „Wir waren auf dem Weg zu unseren Großeltern. Itachi und ich. Plötzlich tauchte ein Auto vor uns auf, dass irgendwie auf die falsche Spur geraten sein musste.“ Ihm wurde übel bei der Erinnerung an das folgende und sein Gesicht nahm eine ungesunde, kalkweiße Farbe an. Itachi riss das Lenkrad herum und unter großem Rumpeln und scharfem Bremsen blieben sie mit dem Hinterteil auf der anderen Spur stehen. Das Auto raste vorbei und sie waren sicher. Der Motor hatte dabei allerdings den Geist aufgegeben. „Steig aus.“ Itachi gab immer Befehle und normalerweise ignorierte Sasuke sie – doch der hektische Ton des Älteren ließ keine Widerrede zu. Vorsichtig stieg Sasuke aus dem Auto, doch als er noch ein Bein im Auto hatte, das Andere bereits sicher auf festem Grund platzierte, hörte er den Lastwagen kommen. Der Schmerz schien fast genauso real zu sein, wie am siebten November und allein die Erinnerung bewirkte, dass Sasuke anfing zu schwitzen, obwohl das Wasser kalt genug war, um ihn abzukühlen. „Wir hingen fast im Graben“, erzählte er weiter und Sakura beugte sich vor, um ihn besser zu verstehen, „Als uns ein Lastwagen rammte.“ Wenigstens schien Sakura aufgehört haben zu weinen, denn sie sah ihn aus großen, mitleidigen Augen erschrocken an. Sasuke schlug mit dem Kopf gegen das Auto, weil sein Bein in der Tür eingeklemmt war und er nicht zu Boden fallen konnte. Von den Schmerzen wurde ihm übel und er unterdrückte mit aller Kraft den Drang sich zu übergeben. „Holt ihn da raus!!“ Das Brüllen der Männer aus dem Lastwagen hörte er nur entfernt. Ihm tat alles weh, sein Bein fühlte sich verrenkt, gebrochen, verletzt und taub an. Sein Kopf dröhnte, alles drehte sich und sein Magen rebellierte immer noch gegen den Rest seines Körpers, während der harte Asphalt der Straße nicht zur Besserung beitrug. „Er wurde irgendwie darunter geschlagen, in den Graben! Ruft einen Notarzt, er bewegt sich nicht mehr!! Schnell!“ Sasuke öffnete schnell die Augen, bevor nicht nur das dumpfe Pochen der Schmerzen aus den Erinnerungen lebendig wurde, sondern auch die Übelkeit zurückkehrte. „Itachi war von dem Auto in den Graben „geschlagen“ worden. Wenn das Auto noch ein wenig weiter gerutscht wäre, wäre es auf ihn drauf gefallen.“ Sasuke war nicht bewusst, wie sich seine Stimme anhörte – zu leise, zu erschöpft, um ihm zu gehören, von dem man erwartete, dass er mit einem Gehgips in ein Flugzeug hüpfte und irgendwelche Bälle besuchte. Die Rosahaarige drückte ihn plötzlich zurück, sodass er stolperte und gegen die andere Wand gepresst dastand, während sie ihr Gesicht in seine Brust drückte. Auch an dieser Wand konnte das Wasser auf sie herunterregnen und Sasuke sah nach oben, um möglichst viel davon abzubekommen. „Und das ist meine traurige Geschichte“, sagte er, diesmal klang seine Stimme rau, uneben. Gar nicht nett. Wenn es nicht wahr gewesen wäre, hätte er ironisch gelächelt; diese klischeehafte Story vom emotional geschädigten Unfallopfer nur belächelt. Ihr Kopf bewegte sich hin und her. „Es war wie ein fotografisches Gedächtnis, oder? Jede kleine Einzelheit bleibt zurück, prägt sich ein.“ Ihm war nicht bewusst, dass ihr diese Erkenntnis so wichtig war, aber er nickte nur, bestätigte es, weil er nicht wusste, was er sagen wollte. Dann fiel ihm doch etwas sein. „Als wir das erste Mal mit einander geredet haben. Das war auch so ein fotografischer Moment, Sakura.“ Ihre Hand schoss nach hinten und drehte das Wasser aus. Die Luft war warm und feucht und nebelig. „Denkst du das wirklich?“ Ihr Ton klang schüchtern und er bewegte seine Mundwinkel zu einem ernst gemeinten Lächeln. „Ich könnte dich nie anlügen.“ Sakura entwich ein Lachen, dass aus ihrem Mund schlüpfte und sich für ihn wie eine verheißungsvolle Nachricht für Besserung anhörte. „Du benimmst dich schon wieder wie ein Held aus einem Kitschroman…“ Sie sah ihn auf diese warme Art an, die er nicht definieren konnte und grinste, ihre grünen Augen rot untermalt, ein wenig geschwollen. Der Uchiha war überzeugt davon, dass sie das ignorierte. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon.“ …........° Irgendwie gefällt mir das ganz gut... :D Also das Kapitel. Öhm.. Joa. Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Das ganze Kapitel spiegelt meine Sicht schlimmer Dinge wieder, also nichts, was man jetzt irgendwie als „bewiesen“ ansehen müsste oder so.. :O Kurze Notiz diesmal und kein Tipp.. x{ papetto. & großes Danke für alle Kommentare! Und an das blitzschnelle Betali! Kapitel 9: Kreuzfeuer --------------------- »Kreuzfeuer« ›28. November‹ Sakuras Zähne schlugen in einem schnellen Takt aufeinander. Im Nachhinein fiel Sasuke ein, dass er sich um Handtücher hätte kümmern sollen. „Ist dir kalt?“, fragte er und erntete einen spöttischen Blick in Verbindung mit einem Lächeln. „Nein, ich mach das nur so. Zum Spaß.“ Das Zähneklappern kehrte zurück, nachdem sie gesprochen hatte und sie rieb sich mit ihren Händen über ihre Oberarme, als ob sie die Gänsehaut wegreiben könnte. Sasuke wusste nicht wieso, aber als er Sakura so vor sich stehen sah.. Also irgendwie.. überkam es ihn da. Mit einem Schritt war er bei ihr, da sie an der anderen Seite der Dusche stand. Seine Hand legte sich an ihren Hals, seine Fingerspitzen konnten über die feinen Härchen im Nacken streichen und er zog sie an sich. Seine rechte Hand wanderte auf ihren Rücken, suchte und fand den Reißverschluss ihres Kleides und zog ihn ganz unverblümt herunter. „Was machst du da?!“, rief Sakura empört und er wusste, dass ihre Wangen ein Rot annahmen, dass nichts mehr mit leichter „Was hab ich gerade gesagt?“-Scham zu tun hatten. Er hätte dieses Rot gerne gesehen, aber er war immer noch mit dem Reißverschluss beschäftigt. „Du musst aus dem nassen Kleid raus“, antwortete er ruhig und ließ es zu, dass sie ihn mit ihrem Ellbogen wegdrückte, während sie mit dem anderen Arm ihr Kleid oben hielt. „Du kannst mich doch nicht ausziehen!“, warf sie ihm vor und seine dunklen Augen glitten, fast schon zufrieden, über ihre knallroten Wangen. Er zuckte mit den Schultern. Konnte er nicht..? „Hab ich doch gerade.“ Einen Moment lang schienen ihr bei soviel Unverschämtheit die Worte zu fehlen. „Ich dachte du wärst.. nicht in der Lage.. sowas zu tun!!“ Der Uchiha schenkte ihr nur ein halbes Grinsen. „Wirklich?“, hakte er, immer noch ruhig, nach und überbrückte den Abstand zwischen ihnen, indem er sie dieses mal zu sich rüber zog. Das herausfordernde Funkeln in seinen Augen schien ihr Temperament zu entfachen. „Wenn überhaupt.. Muss das auf Gleichwertigkeit beruhen..“ Ihre schmalen Finger huschten einmal über die Knöpfe seines weißen Hemdes und im nächsten Moment konnte man dieses klatschende Geräusch hören, dass immer ertönte, wenn triefendnasse Kleidung zu Boden ging. Und er stand mit nacktem Oberkörper vor ihr. Sie kicherte über seine hochgezogenen Augenbrauen. „Haha“, machte er, fast schon ungehalten, „Jetzt geht’s dir wieder gut, huh?“ Der letzte Teil wurde zwar von einem schwachen Grinsen begleitet, aber die Frage reichte, um das Kichern abrupt enden zu lassen. Sakura zog einen Schmollmund. „Sehr lustig, Sasuke..“, schmollte die Haruno und riss im nächsten Moment überrascht die Augen auf, als er sich vorbeugte und seine Lippen auf ihre drückte. Das Gefühl war vollkommen anders, als bei dem ersten Kuss. Sie hatten beide Gänsehaut, und während die Hände des anderen über die nackte Haut am Bauch, am Rücken an den Schultern geisterte, bewegten sich ihre Lippen aufeinander und es fühlte sich an, als würde der andere jedes winzige bisschen seiner Seele auf den anderen übertragen. Irgendwann hatten sie beide die Augen geschlossen und als sich ihre Lippen von einander trennten, flogen ihre Lider auf. Das grüne Augenpaar war genauso voller Gefühle wie das schwarze und zumindest Sasuke fühlte sich, als stünde er unter Beschuss. Als wäre er gefangen in einem Kreuzfeuer aus Aufregung, Bauchkribbeln, Gänsehaut, Ekstase und einer glücklichen Form von Angst. Zwanzig Minuten später lagen sie im Bett. Nebeneinander. Sasukes Mund war ein dünner Strich. Er fühlte sich unwohl. Nicht, weil er nicht neben Sakuras liegen wollte, ganz sicher nicht, sonst hätte er sie eben nicht geküsst, aber dennoch.. Er kam nicht umhin vor sich selbst zuzugeben, dass es schlichtweg seltsam war neben Sakura zu liegen, die Decke mit ihr zu teilen und zu wissen, dass er sie berühren könnte, ohne aufstehen zu müssen. Ein Wackeln der Matratze ließ Sasuke nach rechts sehen, Sakura hatte sich aufgesetzt. Mit ihren Augen nagelte sie ihn fest und er hätte fast schon Angst bekommen, bei der Entschlossenheit, die in ihren Augen zu sehen war. „Das ist albern“, erklärte sie in einem Ton, der sich anhörte, als würde sie ihn beleidigen wollen, „Nimm deinen Arm hoch!“ Obwohl Sasuke sicher war, dass die Haruno es nicht mitbekam, war er zu verwirrt, um zu widersprechen und hob gehorsam den Arm hoch, der zwischen ihnen lag. Sakura rutschte näher, legte sich wieder hin und kuschelte sich an seine Seite. Mit viel Mühe und gutem Willen verkniff sich Sasuke ein Lachen. „Hör auf zu lachen“, murrte sie und piekte ihn in den Bauch. Ach ja. Sie lag ja auf seiner Brust und konnte spüren, wenn er durch das unterdrückte Lachen förmlich vibrierte. „Klar“, meinte er leichthin, mit einem ruhigen Unterton, und legte eine Hand vorsichtig auf ihren Kopf. Er könnte schwören, dass sie jetzt vor unterdrückter Freude vibrierte. ›29. November‹ Am nächsten Morgen wurde Sasuke von seinem Klingelton geweckt. Ein beliebter, japanischer Pop-Song dudelte durch das Zimmer und Sasuke fragte sich verschlafen, ob Sakura aus Spaß oder er selbst aus Versehen so einen Mädchen-Klingelton eingestellt hatte. Er langte nach seinem Handy, das auf dem Nachtisch lag, drückte auf den grünen Hörer und presste es sich förmlich gegen sein Ohr. „Hallo?“, murmelte er müde und versuchte seine Augen offen zu halten. „Sasuke, wir frühstücken zusammen im Saal. Kommst du mit Sakura bitte runter?“ „Uhh..“, kam es von Sasuke, der in seinem Kopf nach Worten suchte, die sich nicht anhörten, als wäre er erst im Kindergarten. „Okay.“ Fugaku legte mit einem knappen „Bis gleich“ auf und dem jüngeren Uchiha schlug nur ein stetiges „Tut, tut, tut“ ins Ohr. Sakura, die immer noch an seine Seite gekuschelt da lag, bewegte sich ein wenig und legte den Kopf so zurück, dass sie ihn ansehen konnte. „Wer war das, Sasuke?“, fragte die Rosahaarige und ihre Stimme klang ungewöhnlich rau. „Mein Vater. Wir sollen runter kommen. Zum Frühstücken.“ Sakura warf die Bettdecke zurück, stand mitten im Bett auf und hüpfte förmlich in Richtung Badezimmer. Das Sasuke dabei unter das kurze, luftige Nachthemd gucken konnte, schien ihr nicht aufgefallen zu sein. Dieses Mal versuchte er erst gar nicht, nicht darüber nachzudenken, sondern räumte gedanklich gleich ein, das Weiß ihr ganz hervorragend stand. Er selbst tat einen Griff in den Koffer neben sich, fischte frische Unterwäsche, schwarze Jeans und einen dunkelgrünen Pullover hervor. Er zog sich rasch um und kurz bevor er sich das Oberteil überstreifen konnte, kam Sakuras aus dem Bad. Sie sahen sich an. Sie wurde rot, er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber irgendwie fehlten ihm die Worte. „Sind wir jetzt eigentlich zusammen?“ Da Sasuke sich letzten Endes doch dazu hatte aufraffen können, seinen Pullover über den Kopf zu ziehen, konnte er Sakura nicht ansehen, als sie diese Frage gestellt hatte. Der Uchiha nahm sich die paar Sekunden Zeit, um den dunkelgrünen Stoff zurechtzuziehen, bevor er sie ansah. „Ja. Wenn du das so möchtest“, murmelte er und ging auf sie, „Ich will das.“ Als Antwort stellte sich die Haruno auf die Zehenspitzen und lächelte. Dann küsste sie ihn auf den Mundwinkel und schob sich an ihm vorbei, um sich Kleidung rauszusuchen. Kopfschüttelnd, aber dennoch unterdrückt lächelnd, ging er ins Bad. Der Saal des Hotels, in dem gefrühstückt wurde, hatte eine angemessen hohe Denke, einen Kristallkronleuchter in der Mitte des Raumes und viele Tische, die mit champagnerfarbenen Tischdecken geziert waren. Die Polster der Stühle dazu waren in einem Pastellrot gehalten, das fast die gleiche Farbe war, wie der Teppich. Es war nicht wirklich voll, aber um halb neun schlief die eine Hälfte der Hotelgäste noch, während die Geschäftsleute gerade dabei waren zu gehen. Sasuke blieb im Eingang stehen und suchte die Tische mit den Augen ab. Sakura hielt seine Hand und sah ebenfalls durch die Gegend, auf der Suche nach Fugaku und Mikoto. „Sasuke.“ Itachi tauchte von der Seite her auf, die Krücken bei sich und deutete mit dem Kopf hinter sich. Der Jüngere entdeckte seine Eltern – auch, wenn er darüber nicht richtig glücklich war. „Danke“, meinte Sasuke, doch es klang nicht wirklich ernst gemeint. Itachi sagte nichts dazu, sondern sah seinen kleinen Bruder ernst an. „Vater ist wütend, dass ihr gestern so schnell weg wart.. Haltet euch lieber für Fragen bereit.“ Mit diesen Worten humpelte er an dem Paar vorbei und in die Eingangshalle hinein. Sasuke konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass sein Bruder von einer jungen Frau mit hellbraunen Haaren umarmt wurde. Er würde später Gedanken daran verschwenden, dass sein Bruder so etwas wie ein Privatleben hatte und machte sich mit Sakura zu dem Tisch auf. „Da seid ihr ja, guten Morgen“, begrüßte Mikoto die beiden Jugendlich und strahlte förmlich über das ganze Gesicht. Sie wandte sich augenblicklich Sakura zu, die neben ihr saß und winkte eine Bedienung heran. „Was möchtest du trinken, Liebes?“, wollte sie wissen und Sakura braucht etwas, um eine Antwort zu finden. „Einen.. Kaffee bitte.“ Mikoto leitete die Bestellung an die Bedienung weiter und Sasuke machte aus einem Kaffee zwei. „Also. Warum seid ihr beide gestern von der Gala verschwunden?“, fragte Fugaku und Sasuke sah seinen Vater mehr oder weniger verärgert an. „Mir war nicht gut“, log er und wenn man die Wahrheit nicht kannte, glaubte man ihm, „Und ich konnte und wollte Sakura nicht alleine da lassen.“ „Dann seid ihr nicht woanders hingegangen?“ „Nein.“ „Und habt keine Drogen genommen!“ „Nein!“ Langsam, aber sicher wurde Sasuke wütend. Was dachte sein Vater von ihm? Das er, nur weil ein Mädchen dabei war, loszog, sich mit Drogen zu dröhnte.. „Was ist mit Alkohol?“ „Auch nicht!“ ..und seine „Sorgen“ in Alkohol ertränkte?! So dumm war er wirklich nicht. Die Bedienung kam, stellte den Kaffee an die richtigen Plätze und ging wieder. Kaum war die Frau verschwunden, setzte Fugaku sein Kreuzfeuer fort und schien nun wirklich schwere Geschütze aufzufahren. „Seid ihr gegangen, weil ihr lieber.. intim werden wolltet?“ Sakura verschluckte sich an ihrem Kaffee, Mikoto klopfte ihr mit roten Wangen auf den Rücken – Sasuke wusste, dass seine Mutter diese Fragerei peinlich war, aber das sie einfach nicht den Mut aufbrachte ihrem Mann diese zu „verbieten“. „Vater.. Ich weiß nicht, was diese ganzen Fragen sollen, aber selbst wenn Sakura und ich Sex gehabt haben sollten, würde ich es dir nicht sagen.“ Die beiden männlichen Uchihas starrten einander an und man hatte das Gefühl, es würden sich zwei Geschäftsmänner wegen verschiedener Ansichten streiten und nicht Vater und Sohn. „Ich sage dir eins, Sasuke, wenn du keine entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen getroffen hast, dann..“ Dieser Satz brachte Sasukes Geduldsfaden zum Reißen. „Vorsichtsmaßnahmen?!“, wiederholte er laut, sprang förmlich auf und stieß dabei seinen Kaffee um. Die braune Flüssigkeit breitete sich über die Tischdecke aus, doch niemand unternahm etwas dagegen. Der Ärger in dem Gesicht des jüngeren Uchihas wandelte sich in eine Mischung aus Wut, Hohn und Spott um. „Darüber musst du mir nichts sagen. Das du das überhaupt wagst..“ Sasuke sah zu Sakura herunter, die ebenfalls aufstand, Sasukes Hand nahm und sich leicht verbeugte. „Danke, dass sie mir den Flug und alles weitere bezahlt haben“, murmelte sie, gerade laut genug, damit Mikoto und Fugaku sie verstehen konnten. Dann wandte sie sich um und zog Sasuke mit sich. „Tut mir Leid, dass es so gelaufen ist“, sagte Sasuke, doch er klang dabei so steif, dass Sakura nichts sagte, sondern einfach weiter ging. „Wir packen gleich die Koffer und fahren zum Flughafen“, meinte die Haruno schließlich, als sie im Fahrstuhl standen und sah ihren Freund nicht an. „Bist du sauer?“, fragte er, sein Blick, genau wie ihrer, nach vorne gerichtet. Sakura schüttelte den Kopf, dass konnte er aus dem Augenwinkel erkennen. „Hast du Mathe?“ Sasuke starrte sie an. „Mathe?“, fragte er, leicht verwirrt und als sie ihm einen viel sagenden Blick zu warf, musste er gegen seine eigentliche Laune lächeln. „Ja, hab ich.“ Weil Sakura das Thema auf etwas gelenkt hatte, was ihn von dem Streit mit Fugaku ablenkte, hatte er eigentlich nur eins zu sagen: „Danke.“ …........° Das war bis jetzt der längste Abstand zwischen zwei Kapiteln.. :O Ich hatte Geburtstag und ja.. viel um die Ohren, eine keine-Lust-Phase war auch dabei... Jedenfalls bin ich wieder da und ja. Das Kapitel ist mal ganz hübsch, find ich, es hat auf jeden Fall Spaß gemacht zu schreiben. (Das tut es aber meistens.. Also Spaß machen. xD) Buchtipp: Jodi Picoult – Die Wahrheit meines Vaters (Schön geschrieben und, wie immer bei dieser Autorin, mit einer tiefgründigen Story dahinter!) Musiktipp: Jennette McCurdy – So Close (Sooo toll. Am Anfang etwas Country.. Aber dann nicht mehr. 3 Toll. ;) Bis zum nächsten Mal! Kapitel 10: Spaß ---------------- »Spaß« ›5. Dezember‹ Das Lied war zu Ende, der wummernde Bass verstummte langsam und hinterließ eine Stille, die nach der satten Musik wie Watte in den Ohren war. Seine Lippen waren auf die weiche Haut unter ihrem Ohr, fast schon am Hals, gedrückt worden und sie konnte seinen Körper überall auf ihrem spüren, als wären sie aneinander gewachsen. Es war diese Nähe, die sie glücklich und gleichzeitig aufgeregt, fast schon angespannt, machte. Sasuke bewegte sich und seine Lippen wanderten an ihrem Kiefer entlang und dann zu ihren Lippen. Seine Hände lagen fast auf ihrem Kopf, seine Finger spielten ein wenig mit ihren Haaren, während er sich auf seine Ellbogen und Knie stützte, um nicht sein ganzes Gesicht auf sie zu laden. „Ich frage mich, wie wir das machen“, murmelte sie und er rückte von ihr weg, rollte sich neben sie auf das Bett, ohne ihren Arm platt zu machen, und grinste schelmisch – einen Mundwinkel angehoben, der andere fast schon ein bisschen heruntergezogen. „Wie machen wir was?“, fragte er und sie setzte sich auf, sah zu ihm hinunter. „Wir sind seid einer Woche wieder hier, waren fünf Tage lang in der Schule. Und Niemand – Niemand! – hat bemerkt, dass wir zusammen sind!“ Sakura wirkte fast schon enttäuscht und spielte mit der Fernbedienung für ihre Stereoanlage, mit der sie eben jene vor kurzem ausgeschaltet hatte, um das Spielen eines weiteren Liedes zu verhindern. „Hm“, war alles, was der Uchiha dazu sagte und anstatt sich ebenfalls aufzusetzen, schloss er die Augen und sah von jetzt auf gleich so aus, als wäre er eingeschlafen. „Sasuke!“ Abrupt flogen seine Lider nach oben und er sah sie vorwurfsvoll an. Unter diesem Blick errötete Sakura zwar, doch dieses Rot brachte sie nicht davon ab, ihn leicht auf den Bauch zu hauen. „Ich meine doch nur... Wieso fällt ihnen das nicht auf?!“ Mit „ihnen“ waren ihre Freunde gemeint. „Wir halten Händchen, verdammt nochmal!“ Der Uchiha setzte sich nun ebenfalls auf und fuhr sich durch die sowieso schon unordentlichen Haare. Wenn die Haruno schon begann zu fluchen, musste diese Sache sie wirklich beschäftigen. „Sie halten das vielleicht einfach für normal. Oder sind einfach abgestumpft, weil Ino und Shikamaru auch die ganze Zeit Hand in Hand herumlaufen.“ Sakura zog eine Schnute und ließ sich nach hinten fallen. „Wenn dich das so stört, dass es niemand gemerkt hat“, begann Sasuke langsam und erneut mit diesem komisch frechen Grinsen auf den Lippen, „Kannst du es ihnen einfach sagen.“ Sakura sah beschämt zur Seite und griff nach seiner Hand. „Na ja, ich will ja nicht, dass du mich für oberflächlich hältst...“ Beinahe hätte der Uchiha die Augen verdreht, aber er hielt sich zurück. „Tu ich doch schon...“ Empört starrte sie ihn an und schnappte sich schließlich ein Kissen, das hinter ihr lag und warf es ihm ins Gesicht. „Du bist echt fies!“ Der Uchiha flüchtete praktisch vom Bett und setzte sich auf den Schreibtischstuhl. Das Polster quietschte seltsam, als er sich niederließ und Sasuke war der Meinung, dass die Haruno ganz schnell eine neue Sitzgelegenheit brauchte. Er hatte ernsthaft Angst, dass dieses Ding jeden Moment auseinander fallen und er den Boden küssen würde. „Du brauchst einen neuen Stuhl“, meinte er mit gerunzelter Stirn und der Schwarzhaarige rollte ein wenig hin und her. Wie zum Beweis quietschte und ächzte der Stuhl und Sakura krabbelte ans Ende des Betts, um sich mit einem leisen „Uff“ auf den Bauch fallen zu lassen. „Kommt leider nicht in Frage, den Stuhl hat meine Mutter ausgesucht.“ Das unausgesprochene „Ich behalte alles von ihr bei mir, falls sie mal nicht mehr sein sollte“, schwebte in der Luft umher und machte die aufkommende Stille unangenehm. Sasuke seufzte. Obwohl er diese Sicht der Dinge keineswegs nachvollziehen konnte, nickte er. Nach einigen Minuten des Schweigens, konnte er es jedoch nicht länger unterdrücken und meinte: „Du musst den Stuhl ja nicht wegwerfen. Du kannst ihn ja auch in den Keller bringen.“ Die Haruno sah ihn an, diesmal war sie es, die vorwurfsvoll gucken durfte. Im Gegensatz zu ihr errötete er nicht, doch das machte nichts. „In den staubigen und kalten Keller?“, hakte sie mit verdächtig blitzenden Augen nach, „In den Keller, in den man Sachen stellt, die man nicht mehr braucht?“ Kurz fehlten Sasuke tatsächlich die Worte. „Ja, in den.“ Sakura gab auf, verdrehte die Augen und drückte ihr Gesicht dann in ihre weiche, weiße Tagesdecke, die ganz zerwühlt vom drauf krabbeln und liegen war. „Bei dir ist echt alles verloren!“, warf die Rosahaarige ihrem Freund vor, doch man hörte nur eine seltsame Mischung aus verschiedenen Lauten, die nicht wirklich Sinn ergaben und sich ungefähr anhörten wie ein Hund, der versuchte zu sprechen. Sasuke grinste auf seine komische Art und Weise – nicht ganz, aber auch nicht halb – und fuhr durch ihre rosafarbenen Haare. „Wir müssen gleich los“, meinte er und sie hob den Kopf, die grünen Augen anscheinend ständig in Bewegung, obwohl sie sein Gesicht fixierten. „Okay“, antwortet sie leichthin, schob ihre Beine vom Bett und stand schließlich auf. Dann zog sie sich die schwarze Strickjacke von den Schultern und entblößte ihre blasse Haut an den Armen, die zu sehen war, weil sie unter der Jacke nur ein graues Top trug. „Du willst dich vor mir umziehen?“, fragte Sasuke mit angehobenen Augenbrauen, aber eigentlich hörte es sich mehr wie ein ganz normaler Satz an. „Ja, du hast doch sowieso kein Problem damit.“ Die Haruno grinste und zog ihrerseits die Brauen hoch. „Oder doch?“ Er drehte sich auf dem Stuhl herum und fuhr sich durch die Haare. „Hn...“ Ihr Lachen würde ihm sicherlich für immer im Ohr bleiben. ›Zweieinhalb Stunden später‹ Der Typ am Schalter war ein junger Mann, um die zwanzig, mit pickliger Problemhaut und fettigen, schwarzen Haaren. Er löste die Tickets und grummelte etwas, das, wie Sasuke vermutete, so etwas wie „Willkommen im Wunderland“ heißen sollte. Das „Wunderland“ war der weitaus beliebteste Vergnügungspark überhaupt. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass es alles andere als leer war. Da es Sonntag und Vormittag war, hielten sich die Menschenmassen in Grenzen, doch gegen Nachmittag würde sich die Besucherzahl vermutlich verdoppeln. Sasuke hoffte, dass sie bis dahin den Park wieder verlassen konnten. Der Schwarzhaarige wusste nicht, wieso sein Vater ihm die Karten auf seinen Schreibtisch gelegt hatte – eine einfache, nette Geste war nahezu unmöglich, Schuldgefühle traute er ihm nicht zu, genauso wenig wie ein schlechtes Gewissen. Aber was war es dann? Sasuke kam und kam nicht dahinter und diese Sorge, dieses Unwissen, spiegelte sich in Form einer Falte zwischen seinen Augenbrauen und einem nervösen Zucken seines rechten Fingers wieder. Wenn er doch nur wüsste, was sein Vater im Schilde führte... Sakura zog an seinem Arm und lenkte seine Aufmerksamkeit somit von der seltsamen Ungewissheit weg und auf sich. Heute strahlte Sakuras Laune mit ihrem Aussehen um die Wette und Sasuke konnte beinahe nicht sagen, welches ihm besser gefiel. Das war natürlich oberflächlich, aber er konnte einfach nicht anders. Das hellgraue Kleid mit denn blassblauen Rüschen stand ihr ziemlich gut... Leider war selbiges Kleid momentan von einem schwarzen Mantel verdeckt, aber von der Mitte der Oberschenkel bis zu den Knien, konnte man trotzdem etwas erkennen. „Essen wir Zuckerwatte?“ Sasuke wurde erneut aus seinen Gedanken gerissen und zuckte planlos mit den Schultern. „Wenn du möchtest“, gab er vage von sich und Sakura zog einen Schmollmund – mal wieder. „Wenn du so schlechte Laune hast, macht das alles gar keinen Spaß...“ Dank ihrer „Wunder-Wimperntusche“, wie sie es bezeichnete, konnte sie unter vollen, schwarzen Wimpern zu ihm hochblinzeln, was die Wirkung ihres Hundeblicks noch verdoppelte. Er hasste es, wenn sie versuchte ihn um den Finger zu wickeln und normalerweise sagte er aus Prinzip „Vergiss es“, aber heute... Langsam schüttelte Sasuke zuerst den Kopf, nickte dann jedoch. „Was denn jetzt?“ Nicht nur Sakura war verwirrt und er konnte ihr das noch nicht einmal übel nehmen – er wusste ja gerade irgendwie selbst nicht, was er eigentlich sagen wollte. „Von mir aus“, brachte er heraus und sie sah erfreut zu dem Stand herüber, der die Süßigkeit verkaufte. Sie lächelte dankbar und er bereute es fast nicht, dass sie den Stand erreichten. Der Uchiha warf einen Blick auf die Preise – teuer, wie üblich für einen Freizeitpark und normalerweise wäre er auch zu geizig, aber heute... Ausnahmsweise. Dann jedoch, passierte etwas, was Sasuke beinahe sofort aus dem Park gejagt hätte, wenn Sakura nicht seine Hand gehalten hätte. Die Zuckerwatte in seiner Hand zitterte und fiel zu Boden. „Sasuke, was ist..? Du wirkst so... angespannt..“ Auf der anderen Seite des Wegs stand eine Bank. Auf dieser Bank saß Itachi. Und neben ihm eine junge Frau, dieselbe, die er in dem New Yorker Hotel gesehen hatte. Diese Tatsache war ja auch alles andere als schlimm – er wäre sicherlich der Letzte, der sich darüber beschweren würde, dass Itachi mit jemand anderem außer ihm Zeit verbrachte, aber... Das Itachi sich mit besagter, unbekannter Frau sich Zuckerwatte teilte, das, dieses Bild verwirrte Sasuke. „Guck mal, Sasuke, da ist Itachi!“ Sakura sagte das so, als wäre ihr nicht aufgefallen, dass der Junge neben ihr seinen großen Bruder anstarrte. „Und, daneben ist.. Oh!“ „Rika!“ Die junge Frau sah auf und Sakura begann loszulaufen. Am liebsten wäre Sasuke einfach stehengeblieben, aber das wäre etwas zu auffällig gewesen. Und das Sakura die Freundin seines Bruders kannte, bereitete ihm auf eine vollkommen unnötige Art und Weise Sorgen. Rika sprang auf und schmiss dabei die Zuckerwatte auf den Boden. „Oh, verdammt“, fluchte sie und sah Itachi an. „Tut mir Leid... Du hast sie gekauft, obwohl sie so teuer war...“ Der ältere Uchiha zuckte mit den Schultern und gab ein „Hn“ von sich. Sasuke sah er dabei nicht an. Selbiger fragte sich dabei unvermittelt, ob Itachi die Situation nicht genauso peinlich war wie ihm. Das rosahaarige Mädchen umarmte gerade die brünette Frau und grinste über das ganze Gesicht. „Was machst du denn hier?“ Rika grinste mindestens genauso breit. „Oh, mein Freund und ich wollten nur mal das ungewöhnlich sonnige Winterwetter draußen genießen... Und du?“ Sakuras Antwort bekam Sasuke gar nicht mehr mit. Mein Freund und ich.., echote es in seinem Kopf und beinahe zuckte sein Mundwinkel unkontrolliert nach oben. Itachi hatte eine Freundin. Das war eine Tatsache, aber in seinem Kopf ging der Gedanke augenblicklich eigene Wege. Sie würden zusammenziehen, sich verloben, heiraten, Kinder bekommen und er, Sasuke, wäre dann… Onkel. „..ke? ..suke? Sasuke?!“ Der Schwarzhaarige sah seine Begleitung an und Sakura musterte ihn mit gerunzelter Stirn. „Ich hab gesagt, das ich Rika schnell zur Toilette begleite, okay?“ Er nickte, obwohl er lieber „Nein“ gesagt hätte, denn ein Gespräch in trauter Zweisamkeit mit Itachi war nicht wirklich das, worauf er Lust hatte. Die beiden Mädchen zogen quatschend und lachend Richtung Toiletten von dannen und Sasuke setzte sich auf die Bank. Ganz an den Rand. Die Hände zu Fäusten geballt und zwischen Oberarm und Rippen gepresst. Er hatte das Gefühl, dass die Anspannung mit jeder Sekunde weiter Richtung „unermesslich“ stieg. Die beiden Uchihas starrten geradeaus. Sasuke bewegte seinen Fuß, ein schabendes Geräusch drang durch die unangenehme Stille und sein hellgrauer Wollschal juckte mehr als sonst. „Sakura und du?“ Augenblicklich schoss Sasukes Blick nach rechts. „Wie bitte?“, fragte er höflich, doch es klang erzwungen und gepresst. „Zusammen?“ Itachis Blick war abgewendet, auf den Boden gehaftet. Dass er sich nur in einem Wort erkundigt hatte, machte ihn verletzlicher, abweisender, als er momentan war, das wusste Sasuke. Er überlegte mit leicht verengten Augen, was er antworten sollte und entschied sich dann für ein einfaches „Ja, sind wir“. „Rika und du?“, fragte der Schwarzhaarige sofort danach, um Itachi die Möglichkeit zu nehmen, sich zu seiner vorigen Antwort zu äußern. Auch Itachi schien nach einer passenden Antwort zu suchen. „Hn“, murmelte er schließlich und Sasuke wusste nicht, ob er die Angewohnheit gut oder einfach nur beschissen finden sollte. „Wie lange?“ Die Frage war aus ihm rausgebrochen, ehe er es verhindern konnte. „Zwei Wochen. Du?“ „Eine.“ Es war ein seltsames Gefühl, dieses Gespräch zu führen. Es war, als hätte er plötzlich eine andere, bessere Beziehung zu seinem Bruder und vielleicht war es gerade diese kitschige, vollkommen Uchiha-untypische Schicksalswendung, die die Sache an sich so unangenehm machte. Sasuke wusste nicht, woher der Drang dazu kam, aber plötzlich hatte er das Verlangen, seinem Bruder ins Gesicht zu sehen. Sein ganzer Körper drehte sich nach rechts. Er bereitete sich auf etwas vor, was für Brüder, Geschwister, Menschen an sich, eigentlich vollkommen normal war. Wie man in Geschichten so häufig las: Schwarz traf auf Schwarz. Es gab keine Möglichkeit, es anders auszudrücken, keine kitschige Formulierung, es war wie... Als ob sie sich das erste Mal ansehen würden. Das klang größer, als es eigentlich war. Das klang süßer, als es eigentlich war. Das klang dramatischer, als es eigentlich war. Es klang nach so vielem, was es nicht war und nach so wenigem, was es wirklich war. Aber letzten Endes war es doch einfach nur eins: seltsam. Der Blickkontakt blieb, hielt, die beiden Uchihas starrten einander an, als hätte der eine dem anderen eine Wahrheit an den Kopf geworfen, von der jeder wusste, dass sie existierte, aber die niemand bisher ausgesprochen hatte, weil es ein Tabu war. Unnötig. Itachis Mundwinkel zuckte. Sasuke blinzelte, er musste plötzlich grinsen. Einfach nur grinsen. Itachi trug plötzlich ein Lächeln auf den Lippen, von dem Sasuke bisher nicht gewusst hatte, dass es dieses Lächeln überhaupt gab. Der Ältere streckte die Hand aus. Sasuke schlug ein und fühlte sich komisch. Kompletter, als er vorher war. Und dabei war es doch so einfach. Musste hier beschrieben werden, wie Sasuke sich fühlte? Vielleicht. Es war diese Komplettheit, die man verspürte, obwohl man vorher nicht einmal gewusst hatte, dass einem etwas fehlte. Diese Komplettheit, die man fühlte, wenn einem aufging, was man verpasst hatte, ohne es zu wollen. Eigentlich waren diese Worte noch zu wenig, um zu sagen, wie es wirklich war. Denn es war viel weniger dramatisch, als man es mit Worten ausdrücken konnte. „Was macht ihr da?“ Rika und Sakura standen vor den beiden Uchihas, die einander angrinsten, mit diesem dümmlich-glücklichen Ausdruck in den Augen, der total beängstigend rührselig wirkte, und schüttelten sich die Hände. Fast schon eilig lösten sie den Händedruck und sahen zu den beiden Frauen hoch. „Nur was geklärt“, meinte Sasuke kühler, als er sich fühlte und Sakura lächelte. „Endlich.“ Diese, leicht neckende, Ergänzung ließ Sasuke zu Itachi sehen und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich wie ein kleiner Bruder. „Jetzt wird’s zu kitschig“, grummelte er und sah in die Richtung, die von allen Anwesenden weg zeigte. „Du hast mir nie erzählt, dass dein Bruder so niedlich ist!“ Rika zerwuschelte seine Haare und lachte. Sasuke hätte ihre Hand beinahe weggeschlagen, aber er wollte die Stimmung nicht runterziehen. „Na ja“, sagte Rika in einem fröhlichen Singsang-Ton, „Sollen wir dann auch weiter, Itachi?“ Sasuke sah zu der Freundin seines Bruders hoch, direkt in ihr Gesicht. Große, graue Augen und hellbraune, glatte Haare. Ein fremdes Gesicht, das ihm da gerade zulächelte und er fragte sich, ob sie lange genug bleiben würde, um es besser kennenzulernen. Rika lächelte ihm zu und dann hakte sie sich bei Itachi ein, der bereits aufgestanden war. „Bis heute Abend, Sasuke.“ Der Angesprochene sah zu seinem Bruder und grinste. „Bis heute Abend, Itachi.“ Rika hob die Hand. „Bis dann!“ Er nickte ihr zu und Sakura griff zeitgleich nach seiner Hand. „Lass uns Riesenrad fahren“, meinte sie und strahlte mit der Wintersonne um die Wette, wenn auch tausendmal wärmer. Sasuke wusste nicht, wie oft sie schon Riesenrad gefahren waren – einmal am Mittag, nach dem Treffen mit Itachi, dann später, als die Sonne untergegangen war, jetzt, als die Sterne am Himmel leuchteten und noch gefühlte hundertmal zwischendurch. „Ich liebe das Riesenrad.“ Sasuke schnaubte, lächelte ein wenig. Wenn er noch mehr lächelte, würden ihm sicherlich die Mundwinkel weh tun. „Das hab ich gemerkt.“ Die Rosahaarige hob ihren Kopf von seiner Schulter und sah ihn fragend an. „Du etwa nicht?“ Eine leichte Spur von Reue wirbelte in ihren grünen Augen umher. Er konnte ein Paar Sterne in ihren Augen erkennen und... Schnell sah er weg. „Nein“, sagte er genervt und rieb sich über die Stirn, „Noch mehr Kitsch ertrag ich heute nicht.“ Sakura begann hemmungslos, aber leise zu lachen und er zupfte dabei, gespielt tadelnd, an ihren Haaren. „Au! Man, Sasuke“, machte sie unmittelbar, obwohl er ihr mit Sicherheit nicht weh getan hatte, „Lass das.“ „Na gut.“ Eine Weile lang herrschte Stille. „Meinst du, wir gehen mal essen mit Rika und deinem Bruder?“ Ein wenig bestürzt, nur erkennbar an den hochgezogenen Augenbrauen und dem leicht geöffneten Mund, sah der Uchiha die Haruno an. „Wie kommst du denn darauf?“ Mit einem wissenden Blick sah sie ihn an und spielte mit seinen Fingern. „Wie wohl...“, murmelte sie grinsend und sah wieder, verschmitzt lachend, zu ihm, „Wie ihr euch angesehen habt. Ich bin froh, dass ihr, was auch immer das war, geklärt habt.“ Sasuke wich ihrem Blick aus, entzog ihr seine Finger, um ihre Hand zu umschließen. „Dafür ist es jetzt vielleicht noch ein bisschen früh.“ Sakura lachte. „Aber wenn du dann Onkel bist, ja?“ Sie begann prustend zu lachen, als er sie anstarrte, sein Mund zu einer Erwiderung geöffnet – Sasuke Uchiha fehlten die Worte. „Weißt du was, was ich nicht weiß?“, brachte er heiser heraus und der rosahaarige Teil des Paares gab dem schwarzhaarigen einen Kuss. „Frag mich in acht Monaten nochmal, wenn du dann selbst nicht drauf gekommen bist..“ Sasuke küsste sie seinerseits. „Oh, Gott..“, stöhnte er verhängnisvoll und Sakura griff in seine schwarzen Haare. „Ich weiß, dass ich gut bin.“ Er lachte, sie beobachtete ihn. „War schön heute“, gab er zu und Sakura deutete auf die Gondel vor ihnen. „Finden die beiden sicherlich auch!“ Sasuke sah Sakura an und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. Bilder, die er niemals sehen wollte. …........° Joah, das war das 10. Kapitel. Eigentlich sollte es witziger werden, aber ich kann leider in dieser FF, so wie's scheint, keinen puren Humor reinbringen. :( Vielleicht passt es auch einfach nicht... Dieses Kapitel hat sich so dermaßen gezogen, dass es mir wie eine Ewigkeit vorkommt. Also der Abstand zwischen diesem und dem letzten. Bei Fragen bin ich natürlich offen. :O Anstelle eines Tipps kommt hier.. ..eine Ankündigung Bei »Spaß« handelt es sich um das vorletzte Kapitel von Dunkel. Nur noch eines, dann geht diese Fanfiction zu Ende.. Uwäh.. :'( Also, bis zum nächsten Mal! Kapitel 11: Das Ende (Epilog) ----------------------------- »Das Ende (Epilog)« ›7. Dezember‹ Krankenhaus. Sakura spürte, wie sie immer ruhiger wurde. Das Licht der Neonröhren über ihr kam ihr inzwischen nicht mehr halb so beißend vor, wie noch vor wenigen Minuten und sie starrte einfach an die weiße Decke, zwischen die Lampen, weil sie die Augen nicht schließen wollte. Wollte nicht, dass der Schlaf Besitz von ihr ergriff. Eine seltsame Ruhe hatte sich in ihr ausgebreitet und selbst wenn sie sich hätte aufregen wollen, wäre sie momentan vermutlich nicht in der Lage dazu gewesen. Einfach, weil diese Ruhe sie betäubte. ›6. Dezember‹ Nachdem sie den Vergnügungspark verlassen hatten, hatte Sakuras Handy geklingelt. Ihr sehr nervöser Vater hatte ins Telefon gebellt, dass sie sofort ins Krankenhaus kommen solle, und Sakura war – selbstverständlich – sofort losgerannt und hatte Sasuke mit den Worten „Ich ruf dich an!!“ zurückgelassen. Jegliche Euphorie war wie weggeblasen gewesen und das einzige Gefühl, das geblieben war, war eine Mischung aus Angst und Adrenalin, dass sie zum schnelleren Rennen animierte Sakura hatte die Nacht vor dem OP-Bereich in einem Wartesaal verbracht und hatte die Zeit mit schlechten Zeitschriften totgeschlagen, bis man ihr mitteilte, ihre Mutter sei nun wieder in ihrem Zimmer. Hand in Hand wurden Sakura und ihr Vater von einer Schwester zum Zimmer geführt, obwohl sie den Weg auswendig beschreiben konnten, wenn jemand sie darum gebeten hätte. Jetzt standen sie, immer noch Hand in Hand, vor dem Bett und sahen der Frau ins Gesicht, die sie beide liebten. Die Haut wirkte in dem orangeroten Licht des späten Sonnenuntergangs wächsern und gräulich. Nach einigen Stunden streifte Sakura langsam die Hand ihres Vaters ab, erhob sich von den Stühlen, auf die sie sich gesetzt hatten, und ging um das Bett herum, an die Seite ihrer Mutter. Mit jedem Schritt schien sie erwachsener zu werden, wobei sich zeitgleich Träne um Träne ihren Weg über ihre Wangen bahnte. „Wach auf“, murmelte Sakura und fuhr über die Wangen ihrer Mutter, „Wach auf.“ Wie durch ein Wunder.. Wie durch ein Wunder schien es plötzlich so, als hätte sie geblinzelt. Sakura konnte es kaum glauben. Ihre Mutter war dabei die Augen zu öffnen. Die grünen Augen hatten an Farbe verloren, waren plötzlich wissend, aber nicht mehr lebhaft. Ein Stich durchfuhr die jüngere Haruno. Was sollte sie machen, wenn es bereits zu spät war? „Sa..kura… Ken..shin...“ Sowohl Sakura, als auch Kenshin, ihr Vater, traten näher an das Bett, beugten sich herunter, um die schwache, raue Stimme zu verstehen. „Was ist, Liebling?“, fragte Kenshin fürsorglich, gerührt, ängstlich und rückte noch näher an seine Frau heran. Kimeko Haruno tastete nach Händen, die sie greifen konnte. „Ich.. will.. nicht mehr. Kann.. nicht mehr..“ Sakura hätte sich vor Trauer und Schmerz und Hass auf das Leben am liebsten Übergeben, weil die aufsteigende Bitterkeit in ihrem Mund Übelkeit verursachte. Sie wollte schreien, um sich treten, weinen. Kenshin küsste Wange und Stirn seiner Frau. Tränen tropften auf sauberes Weiß und hinterließen dunkle Tropfen, Andenken, die verschwinden, aber niemals vergessen werden würden. „Alles, was du willst“, wisperte er heiser und Sakura begann zu weinen, laut und kindisch. Ihre Knie geben nach und sie musste sich unfreiwillig zu Boden sinken lassen. Sie drückte die Hand ihrer Mutter an ihre Wange und fragte sich, wieso das Leben scheiße war. Die Bettwäsche unter ihr war steif und unbequem – mehr als eine Nacht darauf würde sie wahrscheinlich ihren Rücken kosten. Die Matratze war nämlich ebenfalls nicht das Wahre. Wirklich fürchterlich. Wie hatte ihre Mutter das bloß ausgehalten? Hatte sie sich nachts herumgewälzt oder hatte der Tropf das verhindert? Hatte sie sich daran gewöhnt oder hatte sie selbst nach den vielen Tagen und Wochen, die sie hier verbracht hatte, schlaflos dagelegen? Konnte man sich überhaupt an steife Laken und kratzende Bezüge gewöhnen? Die Gedanken der Rosahaarigen liefen vor und zurück, von hinten nach vorne, drehten sich im Kreis und überschlugen sich – meistens und eigentlich um ein und dasselbe Thema. Die Stille war dabei nicht hilfreich. Sie legte sich um Sakura wie eine Decke und schnitt sie von der realen Welt ab, um sie in eine Welt zu locken, in der alles bedeutsamer war, weil es geräuschlos passierte. Außerdem verursachte sie dieses Rauschen im Kopf, dieses Drücken auf den Ohren, dieses stetig dumpfe Brummen. Sie hatte bisher eigentlich nichts von dem begriffen, was passiert war. Sie und ihr Verstand hatten sich verschlossen und trotzig angesehen und beide auf stur geschaltet. Sie akzeptierte nicht, was ihr Verstand sagen wollte und er weigerte sich noch dazu, das, was sie sah, wahrzunehmen. Und dabei war so viel gar nicht passiert, nur das, was von vornherein klar gewesen war, vielleicht auch unvermeidbar gewesen war. Unumgänglich. Nötig. Voraussehbar. Die Tage waren zusammengeschmolzen, Schlafen und Wach sein waren in einem Wirbel aus Farben, Gedanken und Erinnerungen zusammengelaufen und manchmal wusste sie selbst nicht, was wann passiert war, sodass sie sich plötzlich am Küchentisch wiederfand, obwohl sie eben noch in ihrem Bett gelegen hatte. ›8. Dezember‹ Immer noch Krankenhaus. „Sakura.“ Sasuke sah fast schon zögerlich auf seine rosahaarige Freundin hinunter, die in dem ehemaligen Bett ihrer Mutter lag und an die Decke starrte. Fragil, zerbrechlich wirkte. „Was tust du da?“ Sie sah ihn an, rang sich zu einem Lächeln durch, sah wieder an die Decke. „Nachdenken“, hauchte sie und er unterdrückte den Drang, sich zu schütteln. Er konnte und würde niemals verstehen, wieso sich Menschen von Trauer herunterziehen ließen, für eine Zeit zu seelenlosen Puppen wurden, die, wenn sie etwas sagten, hohl und leer und dumm klangen. Er wollte nicht, dass sie Freudensprünge machte, aber sie durfte sich nicht gehen lassen. „Komm darunter“, verlangte er mit der Autorität eines wütenden Menschen und Sakura setzte sich langsam auf. Ihre Haare standen am Hinterkopf etwas ab und sie sah ihn an. Und zwar auf diese „Sakura-weise“, wissend und warm und trotzdem anklagend. „Meine Mutter ist gestorben“, sagte sie und es klang so vorwurfsvoll, dass er den Kopf eingezogen hätte, wenn er nicht Sasuke Uchiha wäre. „Ich weiß. Aber du kannst dich nicht so hängen lassen.. Wann hast du das letzte Mal mit Naruto geredet? Er macht sich Sorgen.“ Sakura sprang förmlich vom Bett und schubste ihn. Tränen standen in ihren Augen. „Glaubst du, mir macht das Spaß?“, schrie sie ihn an und sah so aus, als wolle sie am liebsten eine Vase oder etwas Anderes zerbrechliches nach ihm werfen, „Das ganze ist gerade mal zwei Tage her! Lass mich doch einfach trauern, verdammt!“ Die Haruno verstummte abrupt und griff mit geradezu mechanischen Bewegungen nach ihrer Tasche, die halb unterm Bett stand. „Zwei Tage“, murmelte sie und sah Sasuke an, der sie, wie versteinert, ebenfalls anstarrte. „Zwei Tage sind nicht genug“, sagte er plötzlich herrisch und sie zuckte bei seinem Ton zusammen, als hätte er sie zu grob angepackt, „Aber deswegen darfst du dich nicht so runterziehen lassen. Ich weiß, wie es ist, wenn Menschen sterben, aber deine Mutter hat es jetzt besser.“ Natürlich war dieser Satz ein Klischee. Natürlich brach er ein Tabu, wenn er es ihr ins Gesicht schleuderte, mit dieser kalten, unverständlichen Wut für alle, die unter der Last von Trauer zusammenbrachen. Natürlich machte sie die Wahrheit noch wütender. „Besser wäre es gewesen, wenn sie gar nicht erst krank geworden wäre!“, keifte sie, halb schrill und halb weinend und versuchte sich einen Weg an ihm vorbei, raus aus der Enge des Zimmers, zu bahnen, doch er ließ sie nicht durch. Stattdessen packte er sie an den Armen und hielt sie fest. Unerbittlich starrte er sie an, ohne eine Spur Verständnis, Mitleid in den Augen. Sie war gezwungen zu zuhören. „Du kannst noch so oft sagen, dass es unfair ist. Ich weiß, dass es erst zwei Tage her ist. Ich verlange nicht, dass du mit Trauern aufhörst. Das du stoppst zu weinen.“ Der letzte Satz hatte ihn Überwindung gekostet. „Aber ich werde dich nicht in Selbstmitleid zerfließen lassen. Teil deine Trauer einfach.“ Stumm echote sie sein letztes Wort. „Einfach.“ Gar nichts war einfach. „So einfach ist es nicht“, spie sie ihm entgegen und erntete statt Kälte nun Gelassenheit, obwohl er immer noch wütend über die Situation war. Sie konnte dieses Zucken seines Kiefermuskels und das leichte Glühen seiner Augen sehen – eine Form von heißer Wut, Anspannung. „Ich will aber nicht teilen.. Ich kann euch doch nicht.. Ich will doch nicht..“ Jede Ausrede verlief ins Leere und mit jedem Versuch zog er sie näher zu sich, zwang sie in eine Umarmung, die besser war als jede Decke, jede Schmerztablette, jedes noch so nett gemeinte „Mein herzliches Beileid“ und besser als jeder Weinkrampf, durch den man seine Trauer loswerden könnte. »Manchmal reicht ein kleines Licht aus, um die dunkelste Welt zu erhellen. Nach und nach. Stückchen für Stückchen. Aber irgendwann kann man wieder die Hand vor Augen sehen und weitermachen.« Hand in Hand verließen sie das Krankenhaus, liefen schweigend nebeneinander her. Der schwarze Rock ihres Kleides umspielte ihre Beine und schwang bei jedem Schritt mit, den sie machte. Ihr Blick war den ganzen Weg lang förmlich an den Boden geschweißt und sie bemerkte, eigentlich nur nebenbei, dass seine ebenfalls schwarze Anzugshose teuer aussah. „Schwarz steht dir“, meinte sie plötzlich und er sah sie an, grinste. „Dir nicht. Macht dich blass und traurig.. Obwohl schwarze Kleider vielleicht sogar eine Ausnahme sind.“ Seit einer gefühlten Ewigkeit zierte ein Lächeln ihr Gesicht. „Ich liebe dich auch“, lächelte sie, ungewohnt glücklich und er öffnete die hohe Holztür der Kirche. Die Glocken läuteten, kündigten einen Trauergottesdienst an, den sie niemals vergessen würde. Sasukes Gesicht hatte das Grinsen verloren und sah ernst und vielleicht ein bisschen müde aus. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und warf ihr einen Blick zu. Dann beugte er sich zu ihr und seine Lippen streiften ihre Wange. Obwohl sie keine Antwort bekommen hatte, drückte sie seine Hand und nickte. Nachdem der Gottesdienst fast zu Ende war und sein Arm sich nun fester um ihre Schultern geschlungen hatte, sagte er es auch. Mitten in der Kirche. Fast lautlos, nur geflüstert. Und vor dem Ende küsste er sie. Für Sakura gab es keinen schöneren Schmerz. ...........° Es ist so weit. Nach elf wundervollen Kapiteln mit, mehr oder weniger, Sternstunden und Tiefschlägen meines schriftstellerischen Könnens (?), ist »Dunkel« zu Ende, vorbei, aus.. Q___Q Ich hoffe jeder Leser konnte diese Fanfiction, die ich sehr liebe, wenigstens ein bisschen genießen und in irgendeiner Form mögen. (Und wenn nicht hoffe ich, er hat sie nicht als „Das Schlechteste, was er jemals gelesen hat“ betitelt.. x'D) Mein RIESENDANKEbussi gilt meinem Betahasi und allensämtlichjedem Kommentarschreiber, der sich Zeit, Lust und Laune genommen hat, um diese Geschichte zu kommentieren. (Also, wenn du, du Leser, jemals einen Kommentar hier geschrieben hast, dann fühl dich gedrückt. ♥) Natürlich dürfen sich auch genau (:P) 70 Favos und sowieso sämtliche Leser geherzt fühlen! Und jetzt hör ich auf sentimental zu labern und verkriech mich. 3': Vielleicht ließt man sich ja irgendwann mal wieder. Und DANKE II. :) mit Pippi in den Augen. ;3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)