Unsterblich von SeductionParade (-Was der Blutdurst anrichtet-) ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Kapitel 12 Uruha: Das blutige Abendrot zierte den Himmel, ein paar Wolken zogen vorbei und ein einsamer Sonnenstrahl suchte den Weg in meine Wohnung, während ich da stand und einfach nur vor mich hinstarrte. Ich hatte seit Tagen nicht mehr ordentlich getrunken, hatte es nur getan, wenn es unbedingt sein musste und den Rest der Zeit, war ich Nachts einfach nur durch die Straßen gezogen und hatte versucht meine Gedanken im Zaum zu halten. Doch das war gar nicht so einfach. Ich kämpfte mit mir, mit meinem eigenen Ich und mit den Gedanken an Ruki. Die letzten Tage hatte er immer wieder angerufen, war sogar vorbeigekommen, aber ich hatte nicht geöffnet. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte die Ablehnung und Angst nicht in seinen Augen sehen und ich wusste, wenn ich die Tür öffnen würde, dann würde ich genau das sehen, ich würde in seinen Augen das Spiegelbild eines Ungeheuers sehen – mein Spiegelbild. Ich hatte mit aller Kraft versucht die Nacht mit ihm zu vergessen, aber das schlimme war, dass ich nicht aufhören konnte daran zu denken. Ein Vampir schlief nicht, ich war niemals müde und so hatte ich sehr viel Zeit um nachzudenken, zu viel Zeit. Eine Fledermaus schwirrte durch den Nachthimmel, dicht gefolgt von einer weiteren und noch einer. In diesem Moment fühlte ich mich noch einsamer. Mein Leben war nicht nur vorbei, es war die Hölle. Ich konnte nicht alt werden, ich konnte vielleicht nicht sterben, ich konnte nicht schlafen , nicht träumen und während die Menschen um mich herum, die mir wichtig waren, alt wurden und sich auf wichtigere Dinge konzentrieren konnte, als sich selbst zu bemitleiden und anderes Leben auszulöschen, war ich allein. Seitdem das alles mit mir passiert war, seitdem ich zu dem geworden war, was ich jetzt war, hatte ich Stück für Stück alles verloren was mir wichtig war: die Band, unsere Musik, meine Freunde und Ruki. Ich hatte die Freundschaft zwischen uns endgültig zerstört und auch wenn er immer wieder herkam, offensichtlich mit mir reden wollte, fand ich die Kraft dazu nicht, ihm gegenüber zu treten. Ich wollte tot sein. Langsam drehte ich mich um und setzte mich dann auf meine Couch. Der düstere Raum wirkte trostlos und kalt. Ich verspürte keine Lust zu nichts. Das einzige was ich wollte, war mein Leben zurück – etwas, dass ich auf keinen Fall mehr haben konnte. 'Ich wünschte mir so sehr, ich hätte dich nicht angerührt, dich nicht angefasst – wüsste nicht, wie süß und warm dein Blut schmeckt und wie weich sich dein Körper anfühlte.' Ich wusste nicht, ob er sich an alles erinnern konnte, aber ich konnte mich an alles erinnern und das brachte mich fast um den Verstand. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber mit jedem weiteren Tag verging die Ruhe in mir und die Gier nach Blut kam zurück. Komischerweise schien die Gier sich vor allem auf Ruki auszuweiten, denn er war die einzige Person, an die ich ständig dachte. Das schlimme war allerdings nicht nur die Tatsache, das ich an ihn dachte, sondern an was ich dachte. Vor zwei Tagen hatte ich im nahegelegenen Park eine junge Frau angefallen. Ich hatte den Hunger nicht mehr ausgehalten und sie bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt, ohne mich dagegen wehren zu können. Doch obwohl ich mich danach satt getrunken hatte, schien mich ihr Blut in keinster Weise zu befriedigen. Ich hatte nicht das empfunden, was ich bei ihm gespürt hatte, nicht die gleiche Entzückung. Was war an ihm so besonders? Ich stand wieder auf und ging zur Mailbox, schaltete sie aus. Ich wollte die Anrufe und Nachtrichten nicht mehr sehen und auch nicht mehr hören. Es schmerzte und dabei war der Gedanke an Ruki nicht der einzige schmerzende Gedanke, nein, ich dachte dabei auch an meine Freunde. Aoi und Kai riefen ebenfalls ständig an, wollten wissen wie es mir ging, aber ich rief nicht zurück. Was sollte ich auch sagen? Plötzlich klopfte und klingelte es wie besessen an der Tür. Ich sah mit trostlosen Augen auf und starrte zur Eingangstür, dann hörte ich seine Stimme und augenblicklich spürte ich, wie mein Körper sich verspannte. Ruki. Er stand vor meiner Tür, schon wieder. Das Wissen, dass tatsächlich er es war, ließ mich erneut schlagartig den Hunger verspüren, den ich in den letzten Tagen versucht hatte zu verdrängen, doch jetzt war er so präsent, dass es mir Angst machte. Ich musste mich zusammenreißen. Nein, ich durfte nicht öffnen. Wenn ich nur lang genug wartete, dann würde er sicher wieder gehen...er würde gehen, wie das letzte Mal auch. Ich versuchte mir einzureden, dass ich stark bleiben musste, doch ich konnte nicht. Ich spürte, wie es mich drängte die Tür zu öffnen und Rukis traurige, verzweifelte Stimme, konnte ich am wenigsten noch länger ertragen. 'Ich muss öffnen.', dachte ich mir. 'Ich muss mich alldem endlich Stellen, ihm sagen, dass wir uns nie wieder sehen können. Ich kann nicht mehr länger davonlaufen.' Und ich wollte es auch nicht. Ich wollte nicht mehr davonlaufen. Er hatte mir immer vertraut. Mit langsamen Schritten ging ich zur Tür und zögerte noch einen Moment, dann öffnete ich endlich und sah in Rukis atemloses, erschrockenes Gesicht. Ich konnte sofort seinen Duft riechen, konnte beinahe sein Blut schmecken, als bei seinem Anblick alle Bilder unserer Nacht in mir aufflammten, doch ich verkampfte die Fäuste und sah ihn einfach nur an, ging sogar einen Schritt zurück. „Was willst du?“, brach es aus mir heraus, etwas kälter, als ich es geplant hatte. Er sah mich an, immer noch mit dem gleichen erschrockenem Gesichtsausdruck und als würde er nicht glauben können, dass ich wirklich vor ihm stand. Still blickte ich ihm in die Augen und versuchte herauszulesen, ob er Angst hatte, oder was er sonst empfand . Hass? Nein...das sah ich nicht. Ich sah Angst ja, aber ich war mir nicht sicher, was für eine Angst das war. „Uruha....“, flüsterte Ruki dann nach einer kurzen Pause leise und kam tatsächlich einen Schritt auf mich zu. „Oh Gott, endlich...endlich seh ich dich verdammt nochmal! Wieso hast du....wo warst du?“ „Komm mir nicht zu nahe!“, fuhr ich ihn mit einem Mal an und sah ihn mit gemischtem Ausdruck in den Augen an. „Bleib mir fern hörst du?! Ich hab dich gefragt, was du hier willst.“, wiederholte ich, doch Rukis Augen füllten sich mit verzweifelten Tränen aus Wut und Angst, ehe er auf mich zukam und mir die Arme um den Hals schlang. Erschrocken riss ich die Augen auf. Die Wärme und Nähe, der Geruch, unmittelbar vor mir, war sofort so unerträglich, dass ich von ihm kosten wollte, wieder das Gefühl verspürte, ihn besitzen zu wollen, doch ich stieß ihn grob von mir, so dass er mit einem dumpfen Knall an die Wand prallte. Er zischte und verzog das Gesicht. „Ich hab gesagt, bleib weg, du Irrer, oder willst du, dass ich dich umbringe!?“ Plötzlich sah ich ein verzweifeltes Lachen in seinem Gesicht und einen noch verzweifelteren Ausdruck in seinen Augen. „Töten? Du würdest mich nicht töten, nicht wahr? Und selbst wenn...wenn du es tun würdest, es wäre mir egal. Wenn das bedeuten würde, dass ich dich endlich noch einmal bei mir haben kann, dann töte mich doch, damit ich meinen Frieden finde.“ Ich konnte nicht glauben, was ich da zu hören bekam. „Was redest du da? Bist du völlig übergeschnappt? Wie kannst du hierher kommen? Wie kannst du nach dem was ich dir angetan habe überhaupt das Bedürfnis haben mich zu sehen?!“ Ich spürte wie ich raßend wurde. „Hast du eine Ahnung, was ich bin?! WAS?! Ich habe dein Blut getrunken. Ich bin ein Monster geworden!“ Ruki zuckte zurück, als ich ihn anschrie und rappelte sich wieder auf. Ich sah ihn zittern. „Ja....du bist tot...“, flüsterte er, schien allerdings auch nicht richtig weiter zu wissen. „Ja das bin ich,..ich bin tot! Das hast du gut erkannt. Ich bin kein abartiger Perverser, ich wollte dir nicht wehtun...ich konnte nicht anders und das nächstre Mal töte ich dich vielleicht ganz. Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle. Du hast keine Ahnung,was ich durchmache...“ „Dann sprich doch mit mir!“ Unterbrach mich Ruki plötzlich und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich kann...ich kann nicht mehr...ich kann nicht mehr Kouyou. Wie kannst du mich verlassen, nachdem du mir sowas angetan hast, wie kannst du mich ignorieren?! Ich hab...die ganzen letzten Tage versucht mir dir zu reden. Ich brauche dich verdammt nochmal. Ich brauche dich! Ich dachte, ich wäre dein bester Freund. Wieso...wieso tust du mir das jetzt alles an?“ Nun begann ich verzweifelt zu lachen, zeigte ihm wütend meine Zähne und packte ihn am Hals, drückte ihn voller Wut gegen die Wand. „Denkst du ich konnte einfach zu dir kommen und dir sagen, was mir geschehen ist? Glaubst du ich konnte dir sagen, was ich empfinde, wenn ich dich sehe? Dass ich mich nach deinem Blut sehne? Dass ich mich danach sehne dir weh zu tun und alles von dir zu schmecken – dich zu töten? Glaubst du ich halte mich von dir fern , weil ich es so sehr will? Nein...weil ich deine Nähe nicht mehr ertrage. Ich wollte die Band verlassen, ich wollte dich nicht mehr sehen, ich wollte vermeiden, dass ich dir das alles antue, was ich dir angetan habe, aber du wolltest nicht hören, du hast mich provoziert, du...DU bist schuld daran, dass ich dich angefallen hab, dass ich nicht mehr klar denken kann und dass ich egal, was ich tue und trinke, kein Blut so schmeckt wie deins!!“ Ich drückte noch fester zu und zwang mich dann endlich loszulassen, worauf er röchelnd auf den Boden sank. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen, dann schloss ich die Augen und versuchte meine Triebe aufzuhalten. Was tat er hier? Was versprach er sich? Und wie lebensmüde musste man sein, um direkt in die Arme eines Vampirs zu laufen, nachdem er einem sowas angetan hatte? Was sollte das? Ruki zitterte noch stärker und stand langsam wieder auf, dann kam er wieder einen Schritt auf mich zu. „Bitte...lass mich nicht allein. Ich konnte....nicht wissen, was los ist, aber jetzt...jetzt weiß ich es. Du musst nicht allein sein. Ich war doch immer für dich da, immer....und ich werde auch weiterhin für dich da sein. Wir...wir waren doch immer zusammen. Und ich weiß , dass du mich nicht töten wirst. Du hast es letztes Mal nicht getan und du wirst es auch das nächste Mal nicht tun, ich weiß es, ich vertrau dir....“ Ich wollte etwas erwidern, doch da drangen die Worte erst richtig zu mir durch. „Das nächste Mal?!“ Er schien zu zögern, doch dann presste er die Lippen zusammen und sah mich fest an. „ Wenn ich dich verlieren muss, weil du....das bist, was du bist....dann will ich dich lieber genau so. Ich hatte Angst....es tat weh, aber je länger du weg bist...desto eher bekomme ich das Gefühl, dass ich ohne dich ebenfalls sterbe. Wenn mit dir zusammen zu sein bedeutet, dass ich mein Leben aufs Spiel setzte, dass du...mein...mein Blut trinken willst, dann...nehme ich alles in kauf, solange du nur endlich aufhörst vor mir wegzulaufen.“ Ich konnte ihm ansehen, dass er es ernst meinte, aber ich konnte nicht fassen, dass er das wirklich sagte, erst als er plötzlich den Kopf zur Seite legte und seinen nackten Hals entblößte, erstarrte ich. Ich konnte die Ader unter seiner Haut pochen sehen, ich konnte sein Blut bei dem Anblick beinahe wieder auf meiner Zunge schmecken und es kostete mich alles an Überwindung um nicht sofort über ihn herzufallen. „Wenn du es brauchst, dann...dann hol es dir, aber bitte weise mich nicht mehr ab...ich will dich wieder haben. Ich will meinen Kouyou zurück.“ Meine Muskeln begannen zu zucken, dann versuchten die Triebe erneut die Überhand zu gewinnen. Ich roch das Blut in seinen Venen, spürte die Erinnerungen in mir und knurrte. „Nicht....geh weg....geh WEG! Du bist wahnsinnig. Ich bin ein Monster Takanori!!! Ein verdammtes MONSTER. Verschwinde...!!!“ Ich taumelte zurück, als er erneut einen Schritt auf mich zukam und prallte nun selbst an die Wand, doch er ließ sich nicht aufhalten, schien fest entschlossen nicht aufzugeben. Ich konnte die Angst in seinem Blick sehen und doch kam er zu mir, so dicht, dass ich seinen Herzschlag hören konnte. Ich atmete tief ein, knurrte und röchelte selbst noch mehr und dann schlang er plötzlich erneut die Arme um mich und entblößte seinen Hals direkt vor meinen Lippen. Ich hätte nur noch den Mund öffnen und die Zähne in sein warmes Fleisch stoßen müssen und schon würde ich es wieder schmecken, das köstlichste Blut von allen, das Blut, dass ich schon einmal geschmeckt hatte – Rukis Blut. Tbc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)