Stumme Tränen von AnaO (Darfst du mich denn lieben, Inuyasha?!) ================================================================================ Kapitel 15: Nackig sein bringt Sonnenschein ------------------------------------------- Das Licht kam näher, glomm warm in der Finsternis. Und es zog Anjaani magisch an. Sie wusste, sie musste da hin, ein Entrinnen gab es nicht. Ihr Körper und alle ihre Sinne wurden hingezogen, angeführt von ihrem sehnsüchtigen Herzen. Was war bloß dort, wonach sich ihr Herz so schmerzlich sehnte? Je näher sie kam, desto deutlicher enthüllte das Licht ein großes, mit fröhlichem Stimmengewirr umgebenes Anwesen. Der Blick des Dieners, als er ihr die Kutschentüre öffnete und ihr hinaus half, sprach Bände. „Grundgütiger, ein leibhaftiger Engel!“, stieß er leise hervor und errötete bei ihrem Lächeln. Sie wusste, sie war schön. Ihr Kleid war ein perlmuttschimmernder Traum aus Seide, versetzt mit weißer Spitze. Perlen zierten Handgelenke sowie Hals, wo sie ihr Dekolletee perfekt in Szene setzten. Die weißen, betörend duftenden Jasminblüten bändigten ihre schwarzen Locken. Sie sah es in allen Augen, die sich nach ihr umdrehten, als sie den Ballsaal betrat: Sie war atemberaubend. Bevor die ersten verzückten Herren sie erreichen konnten, schritt sie auf den Gastgeber dieser Gesellschaft zu, den sie soeben erblickt hatte. Groß, breitschultrig, mit weichem, dunkelbraunem Haar. Als hätte er ihre Aufmerksamkeit gespürt, wandte der großgewachsene Mann sich um. Seine erst überraschten smaragdgrünen Augen füllten sich mit Bewunderung. „Guten Abend, General Suraj“, begrüßte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln. Hoffentlich würde sie von ihm erfahren können, was sie an diesem Ort so magisch anzog. „Es ist mir eine Ehre, dass Ihr mich kennt, Lady Aurora.“ Anjaani errötete sanft bei seinem verschmitzten Grinsen. Er sah so gut aus, ein Traummann! „Es ist doch das mindeste, meinen Gastgeber zu kennen“, erwiderte sie. „Doch mich verwundert eher die Tatsache, dass Ihr mich kennt, General.“ „Gerüchte über Eure Schönheit verbreiten sich im ganzen Land.“ Er nahm ihre Hand für einen sanften Kuss. „Man sagt, ein Engel sei vom Himmel zu uns hinabgestiegen.“ „Ihr seid ein Charmeur.“ „Nicht wahr, ein wahrer Charmeur“, meldete sich nun eine wunderschöne Frau in zartgrünem Gewand, die neben dem Hausherren gestanden hatte. Jetzt musterte sie Anjaani neugierig und ihre hellen, honigfarbenen Augen funkelten dabei freundlich. „Yami, meine Prinzessin“, stellte der General die schöne Frau an seiner Seite vor. „Ihr müsst der Engel sein, von dem Jedermann nur so schwärmt und mich in den Schatten stellt. Aryan, mein Lieber, holst du uns bitte etwas zu trinken?“, bat sie mit säuselnder Stimme. Als dieser sich empfahl, raunte die Lady ihr zu: „Ihr wisst, dass alle Augen auf Euch gerichtet sind?“ „Ich habe nicht darum gebeten“, seufzte Anjaani. „Was soll ich tun?“ Im selben Augenblick tauchten gleich drei junge Herren auf, um sich vorzustellen. Anjaani und Yami ließen sämtliche Plauderfloskeln über sich ergehen. Doch als die Schar der Bewunderer größer wurde und nicht abriss, nahm Yami sie zur Seite. „Ihr seht nicht aus, als suchtet Ihr einen Ehemann“, stellte sie fest. „Was tut Ihr dann hier? Ist es wegen Aryan Suraj?“ Anjaani schüttelte den Kopf. „Ich suche etwas, doch ich weiß nicht was“, gab sie ehrlich zu. „Ich weiß nicht was es ist, doch es ist hier. Ich spüre es deutlich und mein Herz platzt schier vor Sehnsucht danach.“ „Dann bin ich aber froh, denn gegen Euch hätte ich bei Aryan gar keine Chance“, atmete Yami erleichtert aus und wurde dann ernst. „Wenn du es findest, halte es fest, Aurora. Du bist die Morgenröte und er deine Sonne, die du suchst. Lasse ihn nie los, denn er ist deine Sehnsucht. Ohne ihn bist du nur Anjaani. Eine Fremde.“ Ehe Anjaani erwidern konnte, war Yami in der Menge verschwunden und eine neue Schar tanzwütiger Herren scharte sich um sie. Als Aryan Suraj wieder vor ihr stand, zerstreuten sie sich sofort. „Keine Sorge, meine Teuerste“, zwinkerte er ihn zu. „Ich bin heute Abend Euer Beschützer. Darf ich um diesen Tanz bitten?“ Anjaani ergriff die ihr dargebotene Hand und ließ sich von ihm im Takt führen. Die Musik war wundervoll, sie hatte die ganze Zeit davon geträumt, zum Tanz aufgefordert zu werden. Doch in keinen der Männerarme hatte sie sein wollen. Aryan dagegen war annehmbar. Um ehrlich zu sein, war er ein sehr guter Tänzer. Anjaani hatte Mühe, sich auf ihren Partner zu konzentrieren, denn sie fühlte die Quelle ihrer Sehnsüchte so deutlich, als wäre sie genau daneben. Doch Aryan war es nicht. Schade, denn sie fühlte sich wohl bei ihm. Und er brachte sie zum Lachen. Er war witzig und interessant, ohne aufdringlich zu werden. Und er wies jeden Herren ab, der ihn abklatschen wollte. Er war ihr Wunschbild eines Mannes... aber was war nur falsch? Heute Nacht, so grinste er scherzhaft, gehörten ihre Tänze nur ihm. Da er so reizend war, gewährte sie ihm seinen Willen. Seine Wärme und sein süßer Humor konnten sie jedoch nicht von dem Grund ihrer Anwesenheit ablenken. Sie verstand sich zwar blendend mit ihm, doch selbst die leichte Unbeschwertheit, die er in ihr auslöste, konnte die reißende Sehnsucht in ihrem Herzen nicht dämmen. Außerdem fühlte sie sich beobachtet. Gut, zugegeben, jeder hier beobachtete sie, aber den Blick eines bestimmten Augenpaares spürte sie intensiver. So intensiv, dass ihr Herzschlag aussetzte. In der Menge blitzte etwas Goldenes auf. Doch da sie in Aryans Armen herumgewirbelt wurde, verlor sie die Orientierung im Raum. Suchend wanderten ihre Augen über die vorbeirasenden Menschen. Da war es wieder, das Blitzen zweier goldener Augen. „Wonach haltet Ihr Ausschau?“, fragte Aryan verwundert. „Was hat Eure Aufmerksamkeit so sehr gefesselt?“ Beschämt senkte sie den Blick, wusste jedoch nicht, was sie sagen sollte. „Verzeiht mir“, hauchte sie nur. „Ich glaubte etwas gesehen zu haben... Ich habe mich wohl geirrt.“ Aryan nickte verständnisvoll. „Machen Euch die Blicke der Männer nervös? Das muss es nicht. Mir ist bewusst, dass ich Eurer unwürdig bin, aber dennoch würde ich Euch keinem hier überlassen.“ Anjaanis Kopf wirbelte herum. „Fehlt Euch etwas? Aurora, was habt Ihr?“ „Goldene Augen“, japste sie. „Ich könnte schwören, ich habe gerade goldene Augen in der Menge glühen sehen.“ Diesmal war es deutlich gewesen. Aryans Miene wurde eine Spur härter, doch er entspannte sich augenblicklich. „Achte auf dein Herz, meine Kleine“, warnte er nur leise, doch Anjaani beachtete ihn nicht. Ein silberweißer Haarschopf war für Sekundenbruchteile in ihrem Blickfeld erschienen. Ihr Herz schrie laut auf und abrupt löste sie sich von ihrem Tanzpartner. Er war hier! Die Quelle ihrer Sehnsucht war hier! Doch wo? Instinktiv verließ sie den Tanzsaal, rannte hinaus in den menschenleeren Garten, der nur von Fackeln und vom Vollmond beleuchtet wurde. Der Himmel schien aus schwarzem Samt mit unzähligen Diamanten besetzt. Eine sanfte Stille erfüllte die Luft, gepaart mit dem süßen Duft weißer Jasminblüten. Da legte sich eine Hand auf ihre Schulter und eine Stimme, so samtig weich, dass ihre Haut zu kribbeln begann, flüsterte leise in ihr Ohr: „Darf ich, Mylady?“ Mit rasendem Pult wandte sie sich um, um in die Schönheit zweier Augen aus purem Bernsteingold zu blicken. Der Anblick raubte ihr die Sinne und fesselte sie. Erwartungsvoll glühten die Juwelenaugen und um die sinnlichen Lippen spielte ein Lächeln, das die Bäume um sie herum in Brand setzten könnte. Vor ihr stand ein atemberaubender Mann im eleganten, schwarzen Frack. Die kurzen, mondscheinfarbenen Haare kringelten sich in seinem Nacken und betonte seine breiten, kräftigen Schultern. Sein Duft raubte ihr die Sinne und ehe sie sich versah, schlüpfte ihre Hand in seine. Ihre Blicke tauchten ineinander. Es war ein Zauber, ein zarter Zauber, der ihren ganzen Körper erfüllte und ihren Blick nur für ihn öffnete. Es gab nur noch ihn, seine brennenden Augen, seine heißen Hände, die sich durch den dünnen Stoff ihres Kleides zu brennen schienen und sein harter Körper an ihrem. Und dieser Duft. Er war die Verkörperung des Himmels! Er glitt mit ihr durch den Garten, ja sie schwebte regelrecht in seinen starken Armen. Sie hatte ihn gefunden, die Sehnsucht ihres Herzens. Nur er existierte noch, er und das Glitzern seiner Augen, das ihr das Paradies öffnete. „Ich habe gehofft, dass du mich findest“, raunte er ihr ins Ohr und heiße Schauer schüttelten sanft ihren Körper. Um ihren wankenden Knien zu trotzen, löste sie sich von ihm. „Dann bleibe bei mir.“ „Es gibt nur dich und mich.“ Es war wie ein Versprechen. Ein süßes Versprechen der Unendlichkeit. Und er zog sie wieder in seine Arme. Sanft strich sein Finger über ihre Wange, ihre Unterlippe entlang. Ein Leichtes Seufzen entwich ihrem Mund. „Du bist so wunderschön“, flüsterte er heiser. „Hör bitte auf...“ Doch es war ein schwacher Protest. Ein wirkungsloser Versuch, ihr verzehrendes Verlangen zu leugnen. Sie wollte ihn, nur ihn und er ließ ihr Blut lodern wie Flammen. Wenn er die verlangenden Augen nicht senkte, wäre sie restlos verloren. Seine Augen sprühten vor Begierde. Ein Wort von ihm und sie wäre sein. Sacht zog er sie an sein Herz, senkte die Lippen an die Stelle knapp unterhalb ihres Ohres. „Du bist mein, mein Engel.“ Ein Glück, dass er sie so fest hielt, denn ihre wackeligen Knie trugen sie nicht mehr. Ihre Lippen bebten vor Sehnsucht nach seinen. „Schau mich bitte nicht so an“, wisperte sie leise, als der die Augen wieder auf sie richtete. Er neigte den Kopf, ihren Lippen so nah, dass sein brennender Atmen ihr den Verstand raubte. „Warum denn?“ Seine Stimme war wie flüssiger Samt. „Du weißt, wie nervös mich das macht...“ Er nickte langsam, ohne die glühenden Augen von ihren zu lösen. „Ich weiß...“ Ihr Herz schien zu zerspringen, als seine Lippen sich endlich auf ihre senkten. „W-wer bist du?“, stammelte sie seufzend an seinem verzehrenden Kuss. „Ich bin Saajan. Dein Herz und deine Sonne. Die Sehnsucht der Morgenröte.“ Anjaani riss die Augen auf. Saajan! Sie musste zu ihm zurück! Es war Zeit, die Welt ohne Tränen zu verlassen. „Inuyasha, bleib hier!“ Yuki, Yoko und Yami klammerten sich verzweifelt an dem tobenden Halbdämon fest. „Zum letzten Mal, lasst mich los!“ Mühelos schüttelte er die drei Frauen von sich. „Aua!“, maulten die Schwestern, fielen ins weiche Gras. Yami jedoch war sanft in Aryans Armen gelandet. Sie wunderte sich immer noch über seine schnellen Reflexe. „Inuyasha, musst du so grob sein?“, beschwerte sich Aryan sanft, der Yuki und Yoko wieder auf die Beine zog. Sein Blick galt dem ungeduldigen Hanyou, sonst hätte er die Röte auf Yamis Wangen nicht übersehen. „Anjaani ist schon seit fünf Tagen verschwunden und ich soll mich beruhigen!“ Seine Augen sprühten Funken. Yami, die sich neuerdings von seinen schlechten Launen einschüchtern ließ, schob sich schützend hinter Aryans breiten Rücken, der sofort beruhigend nach ihrer Hand griff. Der Youkai in ihm saß ihr immer noch in den Knochen. Doch bei Aryan war sie sicher. Seit sie ihr Leben für ihn riskiert hatte, waren sie viel vertrauter miteinander. Er hatte ihr sogar gesagt, sie habe schöne Augen, weswegen sie nun auf die farbigen Kontaktlinsen verzichtete. Wer weiß, ob sich das nicht ändert, wenn Anjaani zurück kommt. Denn sie wusste nicht, wie Anjaani auf ihre Augen reagieren würde. Die Augenfarbe der Drillinge waren der von Raj sehr ähnlich. „Hör mal!“, motzte Yuki zurück. „Wenn Aani wirklich leidet und es nicht schafft, ihre Schmerzen zu verdrängen, verschwindet sie an dem Ort an dem keine Tränen existieren. Der Himmel weiß, wo sich das befindet. Ich mache mir genau so Sorgen wie du! Aber normalerweise kommt sie nach mindestens drei Tagen wieder. “ „Die sind rum“, knurrte Inuyasha. „Warum kann ich sie nicht einfach zurückholen?“ „Wir wissen nicht, wo sich der Ort ohne Tränen befindet. Es ist ihr einziges Geheimnis vor uns. Sie hat uns niemals gesagt, wo oder was dieser Ort ist. Und das vermutlich aus guten Grund. Lass ihr Zeit. Und wir gehen wieder ins Haus, los!“ „Wenn ich diesen Satz noch ein Mal -“ Inuyasha unterbrach sich plötzlich und streckte die Nase in den Wind. „Sie kommt“, sagte er nur. Ein ungeduldiges Zittern lief durch seinen Körper, doch er unterdrückte den Impuls ihr entgegen zu rennen. Mit angehaltenem Atem starrten alle in Inuyashas Blickrichtung. Am Horizont bewegte sich eine verzerrte, dunkle Silhouette, die langsam näher schlürfte. Mit einer Geste hinderte Aryan die Schwestern am Losrennen. Angespannt warteten die Drei, bis Anjaani sie erkannte. Ein Strahlen zog sich über ihr schönes Gesicht und sie flog den Drillingen entgegen. Völlig ignorierend, dass Anjaani bis auf die Knochen durchnässt war, stürzten sich die Schwestern auf sie. Liebevoll strich sie Yami das Haar aus dem Gesicht. „Endlich“, flüsterte sie. „Endlich versteckst du sie nicht mehr. Ich liebe deine Augen!“ Lachend drückte Yami sie an sich. Aryan musste die Mädchen und besonders Yuki schon fast zwingen, sich von Anjaani zu lösen, bevor er diese selber kurz in die Arme schloss. „Geht es dir gut, Aurora?“ „Natürlich“, lächelte sie. „Du hättest dir keine Sorgen machen müssen.“ „Haben wir ihm gesagt“, schwatzte Yami munter. „Aber du hättest erst mal Inuyasha erleben sollen!“ Da erst richteten sich ihre Augen auf den Hundedämon und ihr Gesicht nahm einen undefinierbaren Ausdruck an. Lange Haare... wieso waren sie in ihren Träumen kurz gewesen? Langsam trat sie ihm entgegen. Niemand wagte es, ein Wort zu sagen, die Stille war erdrückend. „Wo zur Hölle hast du dich so lange aufgehalten?“, zischte Inuyasha mit schmalen Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Seit fünf Tagen lässt du mich mit den nervenden Zwergen da allein!“ „Ich friere, ich will Heim“, antwortete sie ausweichend. „Und ihr hättet euch wirklich keine Sorgen machen müssen.“ „Keine Sorgen“, grollte Inuyasha und ballte die Fäuste. „Du bist fünf Tage lang verschwunden! Ich habe keine Ahnung, wo du bist und wie es dir geht! Die drei Irren da ließen nicht zu, dass ich dich suche! Und ich soll mich nicht sorgen?!“ „Mir geht es doch gut, wie du siehst.“ „Ich habe kein Auge zugekriegt, weil ich nicht wusste, wie es dir geht!“, brüllte er. „Ich habe nicht gewusst, ob dir nicht etwas passiert ist. Wer garantiert mir, dass ich dich lebend wiedersehe?“ „Die Drillinge haben es dir doch gesagt.“ „Das ist mir egal! Tu das ja nie wieder!“ Anjaanis Augen blitzen bei dieser Drohung auf vor Zorn. „Wer sagt das?“ „Ich, verdammt noch mal! Derjenige, den du im Stich gelassen hast.“ „Du hast mich im Stich gelassen, Mister“, schrie sie zurück. „Mir geht es schlecht und du lässt mich im Stich!“ „Ich habe rein gar nichts getan!“ Er schritt auf sie zu und packte ihre Schultern. „Du verschwindest einfach und...“ Schlagartig verstummte der tobende Dämon, als ihre Hand sich an seine Wange legte und sein Gesicht zu ihrem zog. Sein Blick versank in ihren Augen. „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Inuyasha“, flüsterte sie, die Lippen wenige Zentimeter von seinen entfernt. „Du verschwindest, sobald deine Erinnerung wieder da ist, also tu nicht so, als wäre ich an dich gebunden.“ Stumme Wut erfüllte sein Gesicht. Er richtete sich ruckartig auf und schritt davon. „Aurora, du musst dich umziehen. Gehen wir“, munterte Aryan die Frauen auf und folgte, mit Yami am Arm, dem beleidigten Hanyou. „Sagt mal, die Sache mit Yami und Aryan kommt immer mehr ins Rollen“, flüsterte Anjaani Yoko und Yuki zu. „Die werden immer mehr zu einem Herz und einer Seele“, raunte Yuki zurück. „Du hast vieles verpasst. Unsere Maus ist praktisch zu seinem Schatten geworden.“ „Und dennoch hat sie ihm immer noch nicht verraten, dass ihr Hindi könnt?“ „Nein, dieses Theater nervt. Keine Ahnung, wann sie ihn damit überraschen will. Immerhin kennt sie ihn über einen Monat!“ Aryan begann das Abendessen zu kochen, während Anjaani eine heiße Dusche nahm. Yami gesellte sich sofort an seine Seite. Endlich trocken und frisch umgezogen streckte Anjaani sich auf ihrem vermissten Sofa aus, neugierig in die Küche lugend. Daraus waren lautes Geschirrgeklapper und fröhliche Stimmen zu hören. Selig lächelte sie. Sie wünschte sich das beste für Yami. Und Aryan war genau das. Ein missbilligendes Schnauben war Inuyashas Reaktion auf ihre glückliche Mimik. „Du tust jetzt so, als sei nichts gewesen?!“ „Wie war es denn, als du mich verlassen hattest?“, konterte sie spitz. „Ich habe dir keine Vorwürfe gemacht, Mister. Wortlos habe ich dich wieder aufgenommen.“ „Das ist nicht dasselbe!“ „Du warst zwei Monate weg!“ Daraufhin senkte er wütend den Blick. Auch das Essen hob seine Laune nicht mehr, denn sein Gaumen war an Anjaanis Kochkunst gewöhnt. Aryan kochte sehr gut, aber er war in schlechter Stimmung und wollte keinerlei Zufriedenheit in irgendeiner Hinsicht zeigen. „Die Lasagne schmeckt komisch“, meinte er nur. „Sie schmeckt super“, verteidigte sich Yami sofort bissig. „So schmeckt Lasagne nicht!“ „Das sagst du, weil du nur meine Lasagne kennst, Inuyasha“, lächelte Anjaani und stupste ihn neckisch in die Seite. Verwundert sah er sie an, doch sie bemerkte es nicht. Das war es, was ihn die ganze Zeit gestört hatte! Sie hatte ihn kein einziges Mal „Saajan“ genannt. Sie nannte ihn zwar nicht immer so, aber in Momenten, wo sie lächelte, auf jeden Fall. Und dies gerade eben wäre doch ein typischer Saajan-Satz gewesen. Doch den ganzen Abend war dieses Wort nicht gefallen. Seltsam, warum störte es ihn so? Hatte er sich so sehr daran gewöhnt? „Soll ich spülen?“, fragte er nach dem Essen, um sie zu testen. Sie würde hocherfreut reagieren und mit einem strahlenden Lächeln „Oh danke, Saajan!“ sagen. Wie erwartet erstrahlte ihr Gesicht. „Oh danke, Inuyasha!“ „Was hast du gegen mich?“, fragte er sie geradeheraus, Aryan und die Drillinge ignorierend. Diese waren jetzt mucksmäuschenstill, ihr Gespräch erstarb augenblicklich. Anjaani drehte sich zu ihm um und stemmte die Arme in die Hüften. Statt diese Tatsache zu leugnen, sagte sie: „Warum bin ich weg gewesen?“ „Wegen dem toten Kind, vermute ich“, meinte er unwirsch. „Lenke jetzt nicht vom Thema ab!“ „Das tue ich nicht. Und wann verschwinde ich immer? Haben die Drillinge dir das gesagt?“ Yuki nickte ihr bestätigend zu. Er knurrte genervt. „Wenn du deine Schmerzen nicht mehr aushältst, oder so ähnlich.“ „Aha. Da komme ich zurück und machst mir zuerst Vorwürfe. Du fragst nicht, wie es mir geht. Dir ist es egal. Du hast mich einfach nur enttäuscht, Inuyasha. Ich dachte, ich bedeute dir etwas.“ Erwartungsvoll starrte sie ihn an. Den Dämon überforderte die ganze Situation. Hilfesuchend blickte er sich um, doch die anderen erwarteten ebenfalls eine Antwort. „Hab ich nicht gesagt, dass ich mir Sorgen gemacht habe?!“ „Du hast sie dabei angebrüllt“, erinnerte ihn Yoko. „Weil sie kein Recht hat, einfach so zu verschwinden!“ Die Mädchen schnappten nach Luft und Aryan schüttelte den Kopf. Anjaanis Augen wurden pechschwarz vor Zorn. Der goldene Ring um ihre Pupille war verschwunden. Die Ruhe, die sie umgab, ließ Inuyashas Nackenhaare abstehen. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich gelitten habe“, sprach sie seelenruhig aus und starrte ihn ohne zu blinzeln fest in die Augen. „Du denkst nur an dich, wie es mir geht ist dir egal. Hauptsache, ich bin für dich da. Ich bin deine Köchin, deine Putzfrau, deine Geldbörse. Hör zu, ich tue alles für dich, aber das wird mich nicht von meinem eigenen Leben abhalten. Wenn ich gehen will, bitte ich nicht um deine Erlaubnis. Ich brauche niemals deine Erlaubnis.“ Inuyasha war wie gebannt, sie hielt ihn in ihrem Blick fest und er konnte sich keinen Millimeter rühren. „Weißt du, ich wollte bleiben.“ Die Drillinge zuckten zusammen und starrten sie entsetzt an. „Ich wollte an dem Ort bleiben, wo keine Tränen existieren. Ich wollte nicht mehr zurückkommen. Ich hatte mein Kind verloren und meinen Saajan. Deswegen wollte ich nie mehr zurückkehren. Aber ich tat es. Ich tat es wegen dir. Nur wegen dir allein. Wegen dir allein habe ich mein ganzes qualvolles Leben ertragen. Weil ich schon als Kind deine Augen in meinen Träumen sah, weil ich nachts deine Stimme hörte, die mir zuflüsterte, dass bald alles besser wird, denn du wirst kommen. Als ich dich fand, begann mein Leben endlich. Ich glaubte, in dir meine Liebe gefunden zu haben. Doch anscheinend habe ich mich geirrt. Für dich bin ich nicht mehr, als ich es für Raj war. Ich habe mich geirrt, dass du nicht wie Raj bist. Du bist nichts weiter, als eine weißhaarige Version von ihm.“ Schieres Entsetzen breitete sich auf Inuyashas Gesicht aus, als ihm das ganze Ausmaß ihrer Worte bewusst wurde. Langsam entspannten sich ihre Gesichtszüge und das goldene Glimmen trat in ihre Augen zurück. Inuyasha wich einige Schritte von ihr, denn ein liebevolles Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ich habe eingesehen, dass es für mich keine Liebe gibt.“ Sie tat es mit einem Schulterzucken ab. „Wenn du gehen willst, dann darfst du gehen. Ich werde dich niemals aufhalten. Wenn du bleiben willst, dann tue nicht so, als gehöre ich dir. Ich gehöre niemandem! So und jetzt mache ich den Abwasch!“ Summend machte sie in am Waschbecken zu schaffen, während Yuki die anderen ins Wohnzimmer schleifte. „Kann mich mal einer aufklären“, jammerte sie in die Runde. „Ist sie jetzt sauer oder hat sie dir verziehen, Inuyasha?“ „Das wüsste ich auch gerne“, stöhnte dieser. „Enge sie nicht ein“, riet Aryan. „Sie lässt dir deine Freiheit, also lass du ihr auch ihre. Mehr will sie nicht.“ „Und was soll ich jetzt machen?“, fragte dieser. Aryan klopfte ihm auf die Schulter. „Entschuldige dich. Und wenn du sie liebst, dann sage ihr das.“ Inuyasha wollte soeben Antworten, als ihm das Klingeln seines Handys das Wort abschnitt. „Was ist los?“, drängten die Drillinge. Inuyasha sah Aryan an. „General, ein Dämon hat Kinder entführt. Er hat sich hinter einer magischen Schutzbarriere verkrochen. Der Dämonensondereinsatz braucht Hilfe.“ „Dann los!“, nickte Aryan. „Moment!“ Yami hielt ihm am Arm zurück. „Wieso musst du hin? Inuyasha ist doch stark genug.“ „Ich bin Staatssicherheitschef und verantwortlich für die Sicherheit ganz Japans. Und ich kann meine Männer nicht im Stich lassen. Außerdem weißt du doch, dass ich der einzige bin, der magische Barrieren auflösen kann“, erinnerte er sie. „Hab keine Angst, Inuyasha wird sich nicht verwandeln, er trägt Tessaiga bei sich. Ich bin bald wieder bei dir.“ Schweren Herzens ließ sie ihn gehen. Aryan war nun mal kein normaler Soldat. Er hatte niemals Feierabend und würde sich auch nie vor seiner Pflicht und seiner Verantwortung drücken. „Warum hast du so Angst vor Inuyasha?“, riss Anjaani sie aus ihren trüben Gedanken. „Wie kommst du darauf, dass ich Angst habe?“ Anjaani und ihre Schwestern sahen sie ungläubig an. „Du weichst ihm aus“, bemerkte Yuki. „Und du meidest Auseinandersetzungen mit ihm.“ „Weil du Angst kriegst, wenn er sich ärgert. Er tut dir nichts, selbst wenn er wütend ist“, schloss Anjaani. „Das ist es nicht, ich bin nur nicht mehr in ihn vernarrt. “ „Red keinen Unsinn“, plusterte sich Yuki auf. „Du warst nie so vernarrt in ihm wie wir. Du hast dich immer nur für Aryan interessiert, schon bevor du unseren General kennen gelernt hast.“ „Wenn Inuyasha mich gewollt hätte, hätte ich vielleicht nicht Nein gesagt.“ „Du lügst, so unschuldig bist du trotzdem“, widersprach Anjaani. „Du kannst ihm nicht verzeihen, dass er mich verletzt hat, deswegen bist du unempfindlicher als wir.“ „Er hat dir weh getan! Du bist mir nun mal wichtiger!“ „Was nicht von der Tatsache ablenkt, dass du dich vor ihm fürchtest.“ Yami gab sich geschlagen. „Ihr habt ihn nicht so gesehen, wie ich ihn gesehen habe. Er war nicht Inuyasha, er...“ „Er war eine gewissenlose, herzlose Bestie“, ergänze Anjaani. „Ohne Moral, ohne Verstand. Das einzige, was man in seinen Augen sehen konnte, waren blutige Gewalt und Mordlust.“ Yami nickte überrascht. „Ich kenne ihn“, lächelte Anjaani. „Besser, als ihr denkt.“ „Wieso jagt dir das dann keine Angst ein?“ „Ich sagte doch, ich kenne ihn. In Wirklichkeit ist er der Beschützer. Er ist der Gute, auch wenn er es nicht immer wahr haben will. Aber er beschützt die Unschuldigen. Dich und Aryan hat er auch vor Fuu beschützt, oder? Obwohl er weiß, dass Aryan auf sich aufpassen kann. Er mag Aryan und dich.“ „Und du?“ fragte Yami. „Wie sehr magst du Aryan?“ Anjaani lachte laut auf. „Wieso seht ihr in mir immer so eine Konkurrenz?“ „Naja, vielleicht weil du das schönste Wesen der Welt bist?“, sinnierte Yuki. „Und wir neben dir verblassen.“ „Das ist doch Unsinn! Ihr seid atemberaubend schön und Aryan ist wundervoll. Außerdem mag er dich, Mäuschen. Ich sehe in ihm nur den großen Bruder, den ich mir immer gewünscht hatte.“ „Na, ob er das so sieht?“, zweifelte Yami. „Boah, Yami, du blinde Nuss!“ Yokos genervter Aufschrei ließ sie zusammenschrecken. Sie war bis jetzt ungewöhnlich lange ruhig gewesen. „Wir Drei sind identisch. Bis auf die Frisuren könnte man mich und Yuki für dein Spiegelbild halten. Wir verhalten uns gleich und haben fast die gleichen Charakterzüge. Und doch sehen seine Augen nur dich. Wir sind seine Freundinnen, aber du bist mehr. Du bist was besonderes für ihn. “ „Findest du?“ Yami errötete erfreut. „Er ist schon immer auf deine Annäherungen und Flirts eingegangen. Erinnerst du dich an deinen bescheuerten Kommentar, du könntest seine Prinzessin sein? Seit dem nennt er dich so. Meistens wendet er sich immer dir zu, er steht immer in deiner Nähe und er hat nur dir gesagt, dass du wunderschöne Augen hast! Obwohl unser Häschen ebenfalls auf Kontaktlinsen verzichtet.“ „Jap“, pflichtete Yuki ihr bei. „Hab sie vorhin entfernt und nur Aani ist es aufgefallen. Außerdem solltest du mal sehen, wie verzückt er von deiner Stimme ist.“ Die jüngste der Drillinge hatte eine unbeschreiblich schöne Stimme. Wenn sie sang, stand die Zeit still. „Wenn er dich singen hört, wird er dir verfallen und dir keinen Moment länger widerstehen können“, versicherten ihre Schwestern. Yami ließ sich nicht beirren. „Aber jetzt ist Aani wieder da! Was, wenn er sie tanzen sieht?“ „Und ich werde mir auch alle Mühe geben, ihn zu verführen“, sagte Anjaani trocken. „Beruhige dich“, lenkte sie schnell ein, weil Yami bei ihren Worten schuldbewusst nach Luft schnappte. „Er sieht mich fast jeden Tag tanzen. Außerdem war eure Beziehung schon so vertraut, bevor ich fort war. Aber jetzt zu etwas anderem. Habt ihr meine Pflanzen gegossen?“ Die Drillinge prusteten los. „Das Drama war bühnenreif!“, kicherte Yoko. „Als wir Inuyasha sagten, dass wir ständig da sind, um die Wohnung in Schuss zu halten, schien sein schlimmster Alptraum wahr zu werden.“ „Zum Glück wart ihr da. Alleine kommt er nicht zurecht und Kagome würde ihn bestimmt nicht bei sich haben wollen.“ „Oh ja!“, nickte Yuki. „Sie kennt ihn nur aus dem Fernsehen, hasst ihn aber schon.“ „Naja, ich bin nie aus Kagome schlau geworden“, seufzte Yoko. „Weil sie nicht so offenherzig ist wie ihr?“, riet Anjaani. „Und weil sie eine griesgrämige Spielverderberin ist.“ „Dann war Inuyasha wenigstens nicht am verhungern“, griff Anjaani das vorige Thema wieder auf. „Nö, Aryan war ja da“, flötete Yami. „Und wo Aryan war, war Yami auch nicht weit“, neckte Yoko. „Du musst gerade reden! Sobald Zuma pfeift, kommst du angedackelt.“ „Mit wedelndem Schwänzchen.“ „Ha, ha! Sehr witzig!“ „Was ist mit Zuma?“ Anjaani horchte überrascht auf. „Seid ihr endlich zusammen?“ „Warum sollten wir“, meinte Yoko sachlich, doch Anjaani spürte einen winzigen Funken Enttäuschung. „Mal abgesehen davon, dass ich keine Beziehung mit ihm möchte, zu der er mental nicht fähig ist, da sein Herz ein Eisbrocken ist, ist er immer noch versessen auf dich und benutzt mich als Ventil, um Dampf abzulassen. Obwohl ich ihn dazu bringen kann, nur an mich zu denken...“ „Was trotzdem nichts Gutes für mich heißen muss... Wie geht es ihm denn nach dem Dämonenangriff?“ Yoko errötete keck, die schiefergrauen Augen leuchteten auf. „Sagen wir mal so, durch meine Pflege ist er schnell genesen. Und er hat dir die ganze nächste Woche freigegeben. Du fängst erst in zwei Wochen wieder an.“ „Wie hast du denn das geschafft?“ „Ich kenne seine Schwachstelle. Da wird er zahm wie ein Lamm... Soll ich sie dir verraten?“ „Nein danke...“ Anjaani seufzte schwer. „Ich wünschte ich würde Inuyashas Schwachstelle kennen.“ „Du“, flüsterte Yami. „Du bist seine Schachstelle.“ Anjaani zeigte keine Reaktion, doch der goldene Ring um ihre Pupille vergrößerte sich ein wenig. „Hör mal, Aani-Schatz, egal wie grob er ist, er würde alles für dich tun. Wenn du willst, würde er das. Du hättest ihn diese fünf Tage erleben sollen.“ Anjaani senkte nur den Blick, also fuhr Yami fort. „Er war nicht wütend, er hat zwar pausenlos gemotzt und gemeckert, aber er war hauptsächlich nervös und besorgt. Bei dem kleinsten Geräusch sprang er zur Tür, in der Erwartung, dass du kommst. Er hat kaum gegessen vor lauter Sorge. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er geschlafen hat. Aber ich habe ihn dabei erwischt, wie er an dein Nachthemd geschmiegt eingeschlummert ist.“ Yami kicherte bei dieser Erinnerung. „Er war so ruhelos, es hätte nur noch gefehlt, dass er vor Verzweiflung den Mond anheult.“ Jetzt musste auch Anjaani lachen. „Ich mache dir einen Vorschlag. Morgen gehen wir an den See. Dann kannst du dich davon überzeugen, ob du deinen Dämon kalt lässt oder nicht. Denn nackig sein bringt bekanntlich Sonnenschein.“ Anjaani verdrehte die Augen. „Das habt ihr erfunden. Außerdem schlägst du das nur vor, weil du Aryan nackt sehen willst.“ „Naja, er leitet immerhin die gefährlichste Spezialeinheit der Welt, abgesehen davon, dass er weltweit die allergefährlichsten Missionen leitet, weil er der beste ist. Und die Muskelkonturen unter seinen T-Shirts sagen mir nicht genug. Also, wenn er nicht zumindest an Inuyashas Muskeln heranreicht, weiß ich auch nicht. Der arme kleine Hanyou verträgt doch keine Konkurrenz“, zwinkerte sie. „Außerdem will ich sehen, wie ich ihm im Meisterwerk meiner Schwestern gefalle.“ „Ach du“, winkten Yuki und Yoko geschmeichelt ab und erröteten bei dem Kompliment für die von ihnen entworfenen und geschneiderten Bikinis. „Also gut... aber ihr benehmt euch!“, gab Anjaani sich geschlagen. Yamis Handy klingelte unvorbereitet. An ihren Augen sah man, wer anrief. „Was?!“, rief sie plötzlich entgeistert. Ihre Augen spiegelten schiere Verblüffung, dann lachte sie lauthals los. „A-Aryan und Inu... yasha sind eingesperrt“, japste sie unter Tränen. „Der Dämon ist besiegt, doch die zwei... die zwei...“ Sie musste nach Luft schnappen. „Sie sind unter der magischen Barriere gefangen und kommen nicht mehr heraus!“ Die restlichen Drei stimmten in ihr Lachen mit ein. „Das ist nicht witzig“, sagte Aryans Stimme. „Aurora, bitte komm, du bist immun gegen Barrieren.“ Anjaani nickte lachend, vergessend, dass Aryan sie am Telefon nicht sehen konnte. „ANJAANI!!!“, brüllte Inuyashas Stimme aus dem Handy. „Ich komme gleich“, giggelte sie. „Wo genau seid ihr?“ Die laue Nachtluft tat so gut! Genüsslich reckte sich Anjaani und sog begehrlich die frische Brise ein. Luft ist doch etwas tolles! „Yami-Maus, jetzt hetzt doch nicht so“, seufzte sie. „Aryan wird nichts passieren. Ganz im Gegenteil. Nirgendwo ist er jetzt sicherer.“ „Du benimmst dich wie eine Glucke“, bemerkte Yuki vorwurfsvoll. „Ich liebe ihn“, grollte Yami finster. „Das kennst du nicht!“ „Aber wenigstens kann er dir jetzt nicht mehr weglaufen“, bemerkte Yoko. „Aani, kannst du magische Barrieren errichten?“ „Nur kleine, denn darin bin ich ungeübt. Es ist leichter sie aufzulösen.“ „Kannst du eine um Zuma errichten?“ „Habe ich schon versucht, um ihn fern zu halten. Hat nicht geklappt.“ „Schaut!“, rief Yoko. „Da hinten ist Aryan! Aber wo ist die Barriere?“ „Sie ist unsichtbar“, sagte Anjaani. „Yami, warte!“ Yami war Hals über Kopf losgerast und hatte Anjaanis Worte nicht gehört. Mit voller Wucht prallte sie gegen die Barriere und wurde meterweit zurückgeschleudert. „Yami!“, schrie Aryan entsetzt und hetzte zu ihr, durchschritt mühelos das magische Schutzschild, das sich damit auflöste. Behutsam nahm er Yami in seine Arme. „Wie geht es dir?“ Die Besorgnis, die Yami in seinen Augen sah, ließ sie die Schmerzen vergessen. „Mein Kopf“, stöhnte sie gequält. „Das ist die Strafe für deinen unüberlegten Kopf.“ Sein leiser Tadel war liebevoll. „Mein unüberlegter Kopf hat dir schon mal das Leben gerettet.“ „Aber dein unüberlegter Kopf wird dir noch das Leben kosten.“ „Für dich zahle ich gerne.“ Sein Lächeln sagte mehr als Tausend Worte. Anjaani räusperte sich, um ihm einen abschätzenden Blick zuzuwerfen, als er sich ihr zu wandte. „Wie ich sehe, brauchst du meine Hilfe gar nicht.“ „Tut mir leid. Ich suchte einen Vorwand, damit du in Ruhe mit Inuyasha reden kannst“, gestand er. „Also werden wir jetzt gehen.“ Er hob Yami auf seine Arme und drückte sie sicher an sich. „Wir gehen voran“, bestimmte Yoko, unterdrückte ein Grinsen und schlenderte mit Yuki an der Hand, im gebührenden Abstand zu Aryan und Yami. Anjaani blieb allein zurück, genau wie Aryan es geplant hatte. Nervös blickte sie sich um. Warum tat Aryan ihr das an? Warum funktionierten alle seine Vorhaben? Jetzt musste sie Inuyasha alleine gegenübertreten. Irgendwo hier befand er sich. Doch es wurde dunkler und ihre Augen konnten nur unter Wasser im Dunkeln gut sehen. Langsam stieg der Mond auf. Wo war denn Inuyasha? Sie wagte nicht nach ihm zu rufen, doch sie vernahm ein Plätschern. War er etwa im See? Der See, dem sie noch vor wenigen Stunden entstiegen war. Warum war er in ihrem See, in ihrem Ort, wo keine Tränen existieren? Vorsichtig schlich sie durch die Büsche, doch sie wusste, dass er sie hören konnte. Sie sah den silbrigen Schimmer seines Haares und trat aus den Schatten hervor. Sein Anblick ließ sie erstarren. Inuyasha stand bis zur Hüfte im Wasser. Wassertröpfchen rannen von seinem nassen Haar auf seine breite Brust und liefen zwischen den Furchen seiner Bauchmuskulatur zu einem einzigen Rinnsal zusammen. Das Mondlicht ließ sein Haar glitzern und floss schimmernd über seine goldene Haut. Es erweckte die Illusion, als sei er aus Stahl gegossen. Er war perfekt! Leuchtende goldene Augen, die gemeißelte Makellosigkeit eines jungen Gottes und den Körper eines Wikinger-Kriegers. Himmel, wie konnte sie ihm nur widerstehen?! Ihre Finger begannen vor Sehnsucht nach seiner Haut an zu kribbeln. Langsam trafen seine Augen auf ihre. Wie hypnotisiert folgte sie dem goldenen Funkeln seiner Augen, hinein ins kalte Nass. Sie blieb dicht vor ihm stehen, so nah, dass ihre Brust die seine berührte. Ihr Atmen wurde schneller und ihre sich hebende und senkende Brust rieb gegen seine Haut. Er senkte den Blick auf ihr Gesicht. „Inu...“ Ihre Stimme verwehte, als er sie ansah und seine glühenden Augen das Licht der Sterne widerspiegelten. „Hier hängt dein Duft“, raunte er leise und blickte ihr dabei mit einer solchen Intensität in die Augen, die ihr den Atem nahm. „Ich war heute hier“, antwortete sie mit schwacher Stimme. Seine Nähe ließ ihren Herzschlag rasen. Irrte sie, oder pochte sein Herz ebenso hart gegen ihre Brust, wie ihres gegen seine? „Und warum bist du wieder hier?“ Seiner leisen Stimme schwang ein Hauch Gefühl mit, das ihre Haut elektrisierte. „Um dich hier rauszuholen.“ Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, doch seine Augen blitzten gefährlich. Er wirkte so kriegerisch... „Ich kann mich selber befreien. Tessaiga kann Bannkreise brechen.“ Sie entfernte sich einen Schritt von ihm, entwich der Hitze, die sein stählerner Körper ausstrahlte. Plötzlich war das Wasser eisig. „Warum wolltest du dann, dass ich herkomme?“ Er neigte den Kopf. „Weil ich wissen wollte, ob du kommen würdest.“ „Warum sollte ich das nicht?“ Ihre Stimme barg ihre Kränkung nicht. „Wärst du wegen Raj hergekommen?“ „Nein, ich traue mich nachts nicht raus!“ „Und warum bist du dann hier?“ Sie schnappte hörbar nach Luft. „Ich... ich...“ Ärgerlich wischte sie eine Träne fort, bevor sie aus ihrem Auge kullern konnte. „Ich war doch nur sauer, weil du mich enttäuscht hast.“ Er trat dicht an sie ran und umfasste sanft ihr Kinn. Anjaanis Haut begann zu kribbeln. „Und du hast mich verletzt.“ „Du mich auch“, hauchte sie und schloss die Augen, denn er hielt ihr Gesicht immer noch fest. „Bin ich wirklich wie Raj?“ Sie sah ihn an, denn seine Stimme klang gequält. „Hat Raj dich je beschützt?“ „Nein“, gab sie zu. „Aber er hat mich gefangen gehalten.“ Inuyasha ließ sie augenblicklich los. „Du gibst mir das Gefühl von Sicherheit, aber nicht das Gefühl von Unabhängigkeit.“ „Weil ich abhängig von dir bin“, flüsterte er bitter. „Ich bin vollkommen von dir abhängig und das macht mich verrückt. Wie kann ich stark sein und dich beschützen, wenn ich dich so brauche, wenn du eigentlich diejenige bist, die mich beschützt?“ „So fühlst du?“ Er ballte die Fäuste. „Was tue ich denn schon für dich? Außer, dass ich dich so quäle wie dieser Verräter?“ Die Bitterkeit in seiner Stimme trieb ihr die Tränen in die Augen. „Verzeih mir“, flüsterte sie. „Ich will dir etwas sagen, Saajan, was ich nie jemandem gesagt habe. Ich will dir sagen, wie mein Leben vor dir war.“ „Ich weiß es doch.“ „Nein, du warst nie an solch einem einsamen Ort...“ „Doch, ich war dort...“ „Warst du wirklich dort? Warst du jemals dort… an diesem Ort, an dem jedes Lachen verhallt? Am Friedhof des Lichts? Warst du in dieser Welt, wo vergangenes Glück begraben liegt? Eine Welt, in der keine Gefühle existieren, keine Form und kein Raum. Ein blinder, stummer, tauber Ort, der tief in der Seele entstanden ist. In dem Teil der Seele, der das Licht erloschen ist. Dort fühlst du nichts, keine Wärme, keine Freude. Dort hörst du nichts, kein Lachen, keinen Trost. Dort siehst du nichts, keinen Hauch, der die Dunkelheit durchdringt. Nur deine Tränen sind bei dir… nichts weiter. Nur deine Tränen, und der unendliche Schmerz der Einsamkeit, mehr nicht. Ansonsten bist du allein, ganz allein… mit der Dunkelheit. Die dichte Dunkelheit, die der Tod nicht durchdringen kann. Er kommt nicht, um dich zu erlösen und dir dein Leben wieder zu geben. Warst du schon einmal in meiner Welt?“ Stumm starrte er sie an. Ihm hatte des die Sprache verschlagen und er schüttelte verneinend den Kopf. „Was ich vor dir hatte, war kein Leben. Du hast mich aus der Dunkelheit gerissen. Ich habe schon als kleines Kind von dir geträumt, von deinem Gesicht, von deiner Stimme. Ich war sicher, dass es deine Augen sind, die meine Dunkelheit erhellen werden. Nur deshalb bin ich auf Raj hereingefallen. Weißt du, wie baff ich war, als ich wirklich dich gefunden hatte? Das Gesicht, dass mich so bedrohlich anknurrte, war das Gesicht meiner Träume. Verstehst du jetzt, was du mir geschenkt hast? Verstehst du, wie abhängig ich von dir war? Und immer noch bin...“ Er antwortete nicht. Wortlos riss er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Ihr Sari rutsche ihr von der Schulter. Seine Hände waren wie flüssiges Feuer, das sanft ihren Rücken streichelte. Anjaani war wie gelähmt. Sie wollte ihn von sich stoßen, doch die Hitze und der Duft seines Körpers benebelten ihren Verstand. Sein Körper, so hart, so heiß, presste sich fest an ihren. Und um sie war es geschehen, als ihr nackter Bauch an seinem rieb. Glühendes Verlangen überkam sie. „Es tut mir leid“, flüsterte er in ihr Haar. Er hatte die Stimme gesenkt, damit sie seine Erregung darin nicht vibrieren hörte. Seine Lippen streiften ihr Ohr. Anjaani erschauderte und wand sich, doch er hielt sie fest. Wenn er sie berührte, konnte sie sich nicht beherrschen. Warum war sie nur so schwach? Als er sie ansah, wusste sie, sie musste reagieren, bevor es zu spät war. In seinen Augen brannte ein Feuer, dass sie gnadenlos verschlang und Anjaani bekam Panik. Sie begann wild zu zappeln und gegen seine Umarmung anzukämpfen. „Hey, hör auf!“, rief Inuyasha. „Ich kippe noch um!“ Doch er kam nicht auf die Idee, sie loszulassen. Dann strauchelte er und mit einem lauten Platsch fielen sie ins Wasser. Anjaani stieß sich von ihm und schwamm schnell davon. In sicherer Entfernung tauchte sie auf. Als Inuyashas Dämonenaugen sie fanden, knurrte er. „Was sollte das denn?“ Bedrohlich schritt er auf sie zu. „Geh weg!“, schnappte sie und entlockte ihm ein spitzbübisches Grinsen. „Hast du Angst vor mir?“ Seine Augen glitzerten herausfordernd und wie ein Raubtier schlich er auf sie zu. Ohne zu überlegen tauchte sie unter, um davon zu schwimmen, doch der Sari verhinderte weite Beinbewegungen. Ein Blick über die Schulter verriet ihren geübten Augen, dass Inuyasha hinter ihr herschwamm - und er war schneller! Sie drehte sich auf den Rücken, als er über sie glitt. Langsam zog er sie an die Oberfläche. Hier war das Wasser für beide zu tief, um stehen zu können. „Wie kannst du so lange unter Wasser bleiben?“, wunderte er sich. „Ich habe Panik gekriegt“, verteidigte sie sich. „Weißt du, wie du geguckt hast?“ „Wie denn?“ „Wie ein Raubtier...“ „Aha.“ Sie wand sich in seinem Griff. „Jetzt schaust du wieder so. Lass das!“ Inuyasha lächelte. Deutlich hörte er ihren schnellen Herzschlag. Anjaani verzehrte sich nach ihm, das sah er in ihren Augen. Der goldene Ring weitete sich... Yami hatte also recht gehabt. Ein bestimmter Blick aus seinen Augen und sie würde schwach werden. „Anjaani hat eine Schwäche für schöne Augen“, hatte Yami ihm gestern anvertraut. „Deinen wird sie nicht widerstehen können. Du musst ihr nur tief in die Augen sehen und sie verfällt dir. Das Gold in ihren Augen wird größer, wenn sie erregt ist. Antworte so oft es passt mit „Aha“. Das wirkt total sexy. Und noch ein Tipp: Mach dich nackig!“ Wer hätte gedacht, dass einer der nervenden Zwerge ihm mal nützlich sein könnte. Anjaani konnte abweisend sein wie sie wollte, doch sie schmolz gerade in seinen Armen dahin. Wenn er sie jetzt küsste... „Inuyasha, ich kriege keine Luft“, keuchte sie, die Augen pechschwarz. Millimeter vor ihren Lippen hielt er inne. Da erinnerte er sich. Ihre Allergie! Doch zu spät. Ihr Körper gab erschöpft nach und sie trieb schlaff in seinen Armen. Für einen Moment völlig von ihre Schönheit verzaubert, vergaß er, dass sie in Lebensgefahr schwebte. „Langsam wird´s aber Zeit, dass sie kommen“, beschwerte sich Yami, die liebevoll lächelnd den, von Aryan in Anjaanis Küche gekochten, Tee entgegennahm. „Als ob es dich stören würde“, stupste Yuki sie an. Yami hatte sich mit größtem Vergnügen von Aryan verarzten lassen, der sie jetzt betüttelte, während er mit einer heiteren Yoko über das Plural von „Pizza“ diskutierte. Als die Tür endlich aufkrachte, schwand allen das Lächeln vom Gesicht. Inuyasha trug die geschwächte, in seinen roten Mantel gehüllte, Anjaani auf seinen Armen hinein. Beide waren triefnass. Da Yoko und Yuki von Inuyashas unbedecktem Anblick zu gefesselt waren, stürmten Yami und Aryan auf die beiden zu. Yami verschwand mit Anjaani im Badezimmer, um ihr die nassen Sachen auszuziehen und sie abzutrocknen. Die Schwestern musterten den halbnackten Mann begehrlich von oben bis unten. „Was habt ihr zwei denn getrieben? Heiße Wasserspielchen?“ Inuyashas Augen verengten sich. „Wenn ihr mir zu nahe kommt, dann könnt ihr was erleben“, knurrte er leise. Ehe die beiden sich rühren konnten, war er im Schlafzimmer verschwunden. Dank Aryans Energieübertragung erholte Anjaani sich sehr schnell. Neben Inuyasha in eine warme Decke gehüllt, schaute sie einen Film. Yuki saß kuschelnd zu ihrer linken. Aryan, Yami und Yoko saßen auf der Schlafcouch. „Ich habe Lust auf einen fröhlichen Bollywood-Film“, zwitscherte Anjaani munter. „Oh, ich will Shahid sehen!“ Die Drillinge kreischten begeistert auf. „Nein“, widersprach Inuyasha sofort heftig. „Ich kann dieses Shahid-Gekreische nicht ertragen!“ „Hey“, entrüsteten sich die Mädchen. „Shahid Kapoor ist unser Lieblingsschauspieler!“ „Keine Sorge, es läuft kein Film mit Shahid Kapoor“, beruhigte ihn Aryan lächelnd. „Das ist mir egal! Das Hrithik-Gekreische halte ich auch nicht aus!“ „Hrithik Roshan ist einfach nur geil, finde dich damit ab!“ „Er ist der beste Tänzer des Welt“, stimmte Anjaani mit ein. „Hrithik ist ein Gott! Aber ich mag Shahid trotzdem mehr, er ist so süß! Er lächelt wie Aryan.“ „Ich hasse diesen Kerl!“ „Mich oder Shahid?“, wollte Aryan lachend wissen. „Du bist nur eifersüchtig, Hündchen“, lachte Yami. „Weil Aani Shahid Kapoor anhimmelt.“ „Welcher Film läuft denn jetzt?“ Anjaanis Frage galt Aryan, der prompt antwortete, welcher bestimmte Streifen lief. Der vielsagende Blick, den die beiden austauschten, alarmierte sofort Yami und Inuyasha. „Was ist mit dem Film?“, sprudelten beide hervor. „Schlimmer als Hrithik oder Shahid. Das ist Rajesh Malhotras erster Film“, antwortete Aryan. „Raj?!“, rief Inuyasha. Anjaani nickte. „Als er nach Indien zurück kehrte, ist er ins Filmgeschäft eingestiegen. Er sieht immerhin ziemlich gut aus. Jetzt beginnt er eine Karriere als Bollywood - Star.“ „Willst du ihn wirklich sehen?“, sorgte sich Yuki. „Was sollte das schon machen“, winkte Yami ab. „Sie schaut doch jeden Tag in Inuyashas Gesicht.“ Sie bereute ihre leichtsinnigen Worte augenblicklich, denn ein wütender Inuyasha jagte ihr eine Heidenangst ein. Sofort legte ihr Beschützer seinen Arm um ihre Schulter. Zufrieden schmiegte sie sich an Aryans Brust. So musste sich das Paradies anfühlen. Im Arm des bestaussehendsten Mannes der Welt. Doch Rajs Ähnlichkeit mit Inuyasha ließ allen das Blut in den Adern gefrieren. Im Fernseher sahen sie eine exakte Kopie Inuyashas. Sie wussten es zwar, doch es direkt vor Augen zu sehen, war schärfer als jede Erinnerung. Dies war Inuyasha mit schwarzen, kurzen Haaren. Keiner konnte es fassen. Dennoch hatte er gewisse Ähnlichkeit mit Aryan. Sie könnten glatt Brüder sein. Aber Aryan sah besser aus, entschieden die Drillinge einstimmig. Inuyasha lehnte sich grollend zurück. „Verstehst du jetzt, warum ich Aryan bei unserer ersten Begegnung so angeschaut habe?“, flüsterte ihm Anjaani zu. Er brummte nur, doch in seinen Augen las sie Verständnis. Als sie Aryan das erste Mal gesehen hatte, glaubte sie sich für einen Moment, Raj gegenüber zu stehen. Als sie Inuyasha jedoch begegnet war, hatte sie nicht Raj gesehen. Obwohl er Inuyashas Ebenbild war. Alle waren sprachlos über diese verblüffende Ähnlichkeit zwischen der beiden indischen Männern. In der Gestik und Mimik war Raj Aryan wirklich ähnlich, nur Aryans Statur war kräftiger und Rajs Stimme war eine ganz andere, nicht so schön rau und weich. Glatt und kühl, für Anjaani schon fast beängstigend. Anjaani war die einzige, die sich nicht auf Aryans Doppelgänger konzentrierte. Sie wollte Raj nicht genau ansehen, der Klang seiner Stimme holte genügend Erinnerungen hoch. Leider war der Film nicht synchronisiert worden, die japanische Übersetzung war am Bildrand zu lesen, so dass sie diese grausam vertraute Stimme hörte. Sie gab sich alle Mühe, der Handlung im Film zu folgen, nicht auf Raj zu achten. Gerade kam es zur Auseinandersetzung von Schurke und Held. Der Schurke hatte sich an der Protagonistin vergreifen wollen, eine Szene, die Anjaani anwiderte. Raj schritt ironischer weise als Held ein. „Bäh, der Typ ist widerlich!“ Anjaani schüttelte sich vor Ekel. „Klar“, bestätigte Aryan. „Er ist der Schurke. Der Held muss der attraktivere sein.“ „Also ich finde, er macht Shahid Kapoor ganz schön Konkurrenz“, plauderte Anjaani, ohne über ihre Worte nachzudenken. Die Drillinge starrten sie überrascht an, sogar Inuyasha horchte auf. Entgeistert starrte er zu ihr hinab, was sie nicht bemerkte. „Rajesh spielt das genaue Gegenteil von sich selbst“, meinte Yoko. „Er ist so selbstlos und freundlich. Seine Stimme passt gar nicht dazu. Die Stimmen unserer zwei Dämonenjäger hier klingen viel wärmer.“ „Finde ich auch“, nickte Anjaani eifrig. „Aber wäre Raj wirklich so wie im Film, könnte er jede haben.“ „Jede?“, bohrte Yuki nach. „Auch dich?“ „Okay, fast jede. Aber auch nur, weil alle anderen nicht wissen, wie er wirklich ist. Schau dir dieses unschuldige Lächeln an! Das ist nicht Raj! Seine Haare sind endlich etwas länger... Gibt es einen Vergleichbaren?“ „Ja, Aryan“, flüsterte Yami, doch alle außer Anjaani bekamen dies mit. Und alle, außer Inuyasha, amüsierte das. „Er ist nicht so toll“, brummte dieser düster. Er hasste es, wie sie für diesen Shahid Kapoor schwärmte und jetzt auch noch Raj! Raj, die Verkörperung all ihres Grauens! Die Eifersucht brannte heiß in seinen Adern, was Anjaani offensichtlich entging. „Raj konnte gut tanzen“, widersprach sie heftig. „Und - oh!“ Anjaani stockte kurz der Atem. „Meine Güte, er hat an Muskeln zugelegt...“ Der Umschwärmte tanzte gerade mit freiem Oberkörper über den Bildschirm. „Wow“, bestätigten die Drillingen synchron, mit offenen Mündern und leuchtenden Augen. „Schau mich nicht so an“, flüsterte Aryan Yami zu. „Ich ziehe mich nicht aus.“ „Er wäre perfekt“, schwärmte Anjaani weiter. „Wenn er kein schwarzes Haar hätte, ein wenig heller, braun... mit einzelnen, helleren Strähnen... Das Kinn nicht so energisch... Die Schultern ein wenig breiter... Dann wäre er toll. Wenn nur seine Augen...“ „...grün wären?“, grinste Yami. „Ja genau, grün! Oh, dann wäre er einfach nur perfekt!“ „Ich hör mir diesen bescheuerten Mist nicht länger an!“, brüllte Inuyasha und sprang auf. Rasend vor Zorn stürmte er ins Badezimmer. „Warte, Saajan! Was hat er denn?“ Die Drillinge lachten laut auf. „Er ist eifersüchtig, weil du nicht von Rajesh geredet hast. Du hast gerade perfekt Aryan beschrieben.“ Sie wandte sich Aryan zu, der nur unschuldig die Schultern hob. Anjaani, der gerade klar wurde, dass sie ihren großen Bruder als den perfekten Mann beschrieben hatte, musste lachen. „Du solltest Schauspieler werden. Dich sehe ich viel lieber an.“ Sein Lächeln konnte Steine erweichen. „Danke, Kleines.“ „Inuyasha!“, rief Yami plötzlich schrill. „Gesell dich sofort wieder zu uns!“ „Nein“, fauchte es aus dem Bad. Seine Stimme übertönte das Prasseln der Dusche. „Komm her!“ „Ich schmolle, verdammt!“ „Hey, immerhin kreischen wir nicht rum!“ „Würden wir garantiert machen, wenn das Aryan und nicht Rajesh wäre“, rief Yuki laut und erntete ein Grollen aus dem Badezimmer. „Inuyasha, ich mache gleich Milchshakes.“ Sofort verstummte das Wasserprasseln. „Na gut. Aber nur einen!“ Anjaani machte sich mit Yami in der Küche zu schaffen. Der Drilling grübelte über die Situation nach. Sie durfte nicht zulassen, dass diese perfekte Version von Raj - also Aryan - Anjaanis Traummann war. Er durfte für sie nicht attraktiver sein, als Inuyasha. Achtlos drehte sie den Wasserhahn auf kalt und vergaß, dass dann brühend heißes Wasser aus der Dusche fließen würde. Inuyashas plötzlicher Schmerzensschrei ließ Anjaanis Herz stehenbleiben. Kopflos rannte sie mit den Drillingen auf den Fersen ins Bad und riss die Tür auf. „Inuyasha, was -“ Erschrocken schrie sie auf, denn der Hanyou war splitterfasernackt in der gläsernen Duschkabine. Zu spät bedeckte er seine Blöße. „RAUS!!!“ Aryan schlug sofort die Türe zu, bevor Anjaani reagieren konnte. Mit pochendem Herzen wandte sie sich den Freundinnen zu, die erstarrt waren. Nur Yami hatte ihr Gesicht an Aryans Brust gedrückt. Mit einem Handtuch um die Hüften trat Inuyasha wutschäumend aus der Tür. „Was sollte das denn?“ Vor Scham war sein Gesicht glühend rot. Anjaani konnte ihn nicht ansehen. „D- du hast geschrien.“ „Das Wasser war plötzlich kochend heiß! Was starrt ihr so?“, blaffte er Yuki und Yoko an. „Du meine Güte, bist du gut bestückt“, hauchte Yuki. „Du hast ein Riesenteil! Wie hast du das die ganze Zeit verstecken können?!“ Entsetzt wich er von ihr zurück. „In Ordnung, es ist Zeit für uns zu gehen.“ Aryan beendete die brenzlige Situation, indem er die Drillinge fort zog. „Ich will jetzt nicht gehen“, beschwerte sich Yoko vergeblich. „Du hast es grade nicht gesehen!“ „Stell dir vor, es interessiert mich auch gar nicht.“ Lächelnd, doch erbarmungslos bugsierte er die Schwestern zur Tür. Yami folgte ihm ohne Aufforderung. Die Stille, die nun zwischen Inuyasha und Anjaani herrschte, war qualvoll. „I-ich... es t-tut mir leid“, stammelte Anjaani, ohne ihn anzusehen. „I-ich wollte das nicht.“ „Aha.“ Er hob ihr Kinn an, um in ihre Augen zu sehen. Sie waren fast gänzlich golden, wie jedes Mal, wenn er sie geküsst hatte... „I-ich wollte w-wirklich nicht... Ich schäme mich so!“ „Dafür hast du mich aber auffallend lange angestarrt.“ Ihr klappte die Kinnlade herunter und ihre Augen wurden schlagartig dunkel. „Hey, das habe ich nicht sehen wollen! Und du musst gerade reden!“ „Ich? Ich bin nie ins Bad geplatzt, wenn du nackt warst!“ Nein, dann hätte er für nichts garantieren können... „Weil ich immer abschließe!“ Hauptsächlich wegen Yuki. Sie stemmte die Arme in die Hüfte. „Weißt du denn, wie ich nackt aussehe?“ Verdattert verschluckte er sich und wurde wieder rot. Ja, er wusste wie sie nackt aussah. Sie reckte das Kinn in die Luft. „Dann mach mir keine Vorwürfe, wir sind jetzt quitt! Und schließe in Zukunft die Tür ab!“ Mit diesen Worten wirbelte sie auf dem Absatz um und verschwand im Schlafzimmer. Inuyasha blieb völlig überrumpelt stehen. Yami erging es nicht angenehmer. Obwohl Aryan sie, wie fast jeden Abend, nach Haus begleitete, fühlte sie sich unwohl. Und das trotz der Tatsache, dass er dabei seinen Arm um ihre Schulter gelegt hatte, was er bei Anjaani jedoch auch tat, da diese immer fror. Dank ihm war ihr heiß und schwindelig, dennoch war die Situation unangenehm. Denn ihre Schwestern hatten nichts anderes zu tun, als über die Größe von Inuyashas „Hundeschwanz“ zu spekulieren. Fehlte nur noch, dass sie Aryan fragten... das würden sie aber nicht wagen! Doch, das würden sie, weil es Yami nämlich ebenfalls interessierte. Bisher war das Thema jedoch nur bei dem gut bestückten Hanyou geblieben. Aryan schien dies nichts auszumachen. „Beschämt dich das?“, wandte er sich ihr grinsend zu, da Yami sich weigerte, mitzureden. Was interessierte sie Inuyashas Gemächt? Aryans war interessanter... Sie musste den Kopf tief in den Nacken legen, um zu ihm hoch sehen zu können, bei fast 30 Zentimetern Größenunterschied. „Ein wenig“, gestand sie, ihn selig anlächelnd. „Unser Mäuschen ist manchmal etwas verbohrt, was Männer angeht, die nicht du sind“, lachte Yoko. „Ab und zu kommt doch die Jungfrau in ihr durch.“ Aryans dunkle Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. „Und ich bin stolz drauf“, brummte Yami. „Wenn man auf eine versaute Jungfrau stolz sein kann...“ Yamis böser Blick ließ ihren Schwestern das Kichern in der Kehle stocken. Zum Glück waren sie gerade am Haus der Higurashis angekommen und Yoko und Yuki verschwanden sofort im Inneren. Als Yami sich flüchtig von Aryan verabschieden wollte, hielt er sie am Arm zurück. „Warte, Prinzessin.“ Seine beeindruckenden Augen raubten ihr den Atem, weswegen sie nie direkt hineinsah. „Schäme dich nicht vor mir. Ich denke nicht schlecht über dich und ich habe es nie getan.“ Aryan konnte man nichts vormachen. „Danke.“ Dieser Satz erfreute sie zutiefst. „Aber du weißt doch, wie ich bin.“ „Du meinst anders als ich, nicht wahr?“ „Ich passe nicht zu dir“, seufzte sie. Wieso musste er immer alles wissen? „Wer entscheidet, dass du nicht zu mir passt?“, fragte er mit einem kecken Grinsen. „Vor mir sehe ich eine starke, liebevolle und wunderschöne Frau, deren Stimme so schön ist, dass ich sie jede Nacht in meinen Träumen höre. Eine Frau, bei der ich mich wohl fühle. Eine Frau, die nur mich ansieht. Für die nur ich zähle. Wieso solltest du nicht zu mir passen? Zudem sind wir uns seit heute ähnlicher, als ich bisher vermutet hatte. Ich wusste nicht, dass du jungfräulich bist.“ Yami, die von seiner Schmeichelei ganz hingerissen war, brauchte einen Moment, um antworten zu können. „Lache mich bitte nicht aus, ja? Ich habe meine Erfahrungen, aber im Gegensatz zu meinen Schwestern bin ich körperlich noch eine Jungfrau, weil ich immer nur dich wollte. Weißt du, mein Körper ist unzertrennlich mit meinem Herzen verbunden. Dem Mann, der mein Herz besitzt, schenke ich meine Unschuld. Und der Mann, der meine Unschuld besitzt, dem gehört mein Herz. Ich will für den Rest meines Lebens nur einen einzigen Mann lieben.“ Sie hatte den Blick gesenkt, doch Aryan nahm ihr Gesicht in seine großen Hände und lächelte sie voller Zärtlichkeit an. „Das ist ein wunderschönes Geschenk.“ Zärtlich strich er ihr die Haare aus der Stirn, um sacht die Lippen drauf zu legen. Mit glühendem Blick ergriff er ihre Hand und hauchte einen Kuss auf die Innenfläche. „Gute Nacht, meine unschuldige Nachtigall. Träum süß.“ Dann verschwand er in der Dunkelheit. Zitternd sank Yami auf den Boden, ihre Knie trugen sie nicht mehr. Die Stimmen ihrer Schwestern rissen sie aus ihrer Starre. „Meine Güte, dieser Kitsch hätte von meiner Feder stammen können“, schwärmte Yoko entzückt. „Romantischer hätte ich es kaum schreiben können.“ „Mäuschen, er hat dir die Stirn und die Handinnenfläche geküsst!“ Yuki war fassungslos. „Ein Stirnkuss bedeutet, dass er mich beschützt“, murmelte Yami, immer noch völlig verzaubert. „Und die Handinnenfläche bedeutet, dass er dich begehrt, weißt du das nicht?“, platzte es aus Yuki heraus. „Begehren, wirklich? Vielleicht weiß er das nicht.“ „Unser Aryan? Natürlich weiß er es!“ „Glaubt ihr, er liebt mich?“ Hoffnungsvoll schaute sie hoch und drückte die geküsste Hand fest an ihr Herz. „Es sieht ganz danach aus. Hast du denn nicht gehört, was er gesagt hat. Er träumt sogar jede Nacht von dir und wir wissen, er übertreibt nie. Frag Aani, er erzählt ihr doch immer alles. Doch das wichtigste wissen wir nicht.“ „Was?“ „Du hast doch vorhin Inuyasha gesehen“, erinnerte sie Yuki. „Das war der Wahnsinn! Wenn Aryan auch nur annähernd an ihn heranreicht... Wie groß ist wohl Aryans - “ „Du bist unmöglich!“, kreischte sie errötend. Sie hatte es gewusst! „Und du klingst gerade ganz wie Aani. Gib zu, du fragst dich das auch die ganze Zeit!“ „Ja, na und? Ich bin nun mal scharf auf ihn! Aber glaubt ihr, Aani hat Inuyashas Anblick gefallen?“ „Sie sehnt sich so schon nach ihm... Jetzt jedenfalls wird sie sich noch mehr nach seiner Nähe sehnen.“ Leider war dem genauso. Denn in dieser Nacht träumte sie wieder ihren üblichen Traum von ihm... an die Wand gepresst, seinen heißen, sündigen Berührungen hilflos ausgeliefert. Und diesmal endete der Traum nicht, bevor er sich nicht nahm, was er wollte, was sie ihm geben wollte... Inuyasha hörte ihr leises Keuchen. Er konnte jedoch nicht unterscheiden, ob es lustvoll, oder ängstlich war. Aber es erregte ihn ungemein und deswegen konnte er die halbe Nacht nicht schlafen. Umso missmutiger war er am nächsten Morgen. Von dem Plan, heute zum See zu gehen, war er gar nicht begeistert. Die Begründung der Drillinge - nackig sein bringt Sonnenschein - stimmte ihn auch nicht um. „Dir wird es gefallen. Genieße einen freien Tag“, munterte ihn Aryan auf, der Yami im Arm hielt und den Kopf gegen ihren gelehnt hatte. Irgendwie waren die beiden noch vertrauter als sonst. „Keine Lust.“ „Willst du uns denn nicht beim Baden zusehen?“, kicherte Yuki. „Euch will ich nicht mal angezogen sehen, geschweige denn nackt!“ „Auch Aani nicht?“ Er verschluckte sich an seinem Frühstücksomelette. Auf die Idee, dass Anjaani dort ebenfalls halbnackt herum lief, war er nicht bekommen. Er erinnerte sich noch allzu genau, als er sie das letzte Mal im Bikini gesehen hatte. „Welchen Bikini ziehst du an, mein Herz?“ „Ich habe nur den weißen“, wunderte sich Anjaani. „Das weißt du doch.“ Yoko beugte sich zu Inuyasha. „Erinnerst du dich an ihren weißen Bikini mit den goldenen Verzierungen? Yuki-Hase hat ihn entworfen und ich habe ihn genäht. Erinnerst du dich auch, wie gut er ihr steht? Es passt zu ihr, so unschuldig und doch aufreizend, sie sieht darin aus wie die reine Sünde. Und Aryan wird sie so sehen“, flüsterte sie ihm so leise zu, dass es sonst niemand hörte. Inuyashas Besitzinstinkt erwachte. „Ich freue mich so, dass du mitgekommen bist, Inuyasha“, lachte Anjaani wenig später. Er antwortete nicht. Aryan, dieser Verräter, hatte zu tun und ließ ihn allein mit Anjaani und den ebenso halbnackten Nervensägen, die ständig heimliche Blicke auf seinen Schritt warfen. Er schwor sich, würden sie auch nur ein Wort darüber verlieren, er würde sie umbringen! Doch Inuyashas nackter Oberkörper lenkte sie dann ab. Anjaanis beruhigendem Energiestoß hatte er es zu verdanken, dass die Mädchen sich nicht auf ihn stürzten, wie sie es sonst immer versuchten. Aber er war nicht der einzig begehrte. Auch die Drillinge wurden von Männern angestarrt. Ihre farblich abgestimmten Bikinis begeisterten so manches männliches Individuum. Anjaanis war dennoch der schönste, weil nichts mit ihrem Körper mithalten konnte. So langsam bereute er es. Könnte er denn den ganzen Tag Anjaanis Anblick ertragen? Anfangs hatte die Aufmerksamkeit aller weiteren Badegäste ihm gegolten. Die Kameras rissen sich aus sicherer Entfernung um Fotos seiner Erscheinung in Badehosen. Doch als Anjaani sich auszog, stand sie im Mittelpunkt. Er konnte es keinem verübeln, sie war makellos. Und genüsslich streckte sie sich neben ihm im Gras aus. Yoko und Yuki gingen ihm aber gehörig auf den Geist. „Geh mit uns ins Wasser, Inuyasha!“ „Nein! Nicht mit euch!“ „Yami-Maus, sag was!“, befahl Yoko. „Yami?! Wieso bist du nicht ausgezogen? Ich will dich in meinem Bikini sehen!“ „Yami, das ist meine Arbeit! Nimm die Finger von meinem Schätzchen!“, entrüstete sich Yuki. Yami, die gerade Anjaanis makellosen Rücken mit Sonnenöl einrieb, trug immer noch ihr grünes Strandkleidchen. Sie wollte mit ihrer Enthüllung auf Aryan warten. „Es war ein Kuss in die Handinnenfläche“, erzählte sie gerade begeistert. „Wirklich? Unser Aryan? Die Innenfläche?“ Anjaani konnte es kaum glauben. „Das bedeutet, dass er dich begehrt.“ „Wieso bin ich die einzige, die das nicht weiß?“ „Ach deshalb seid ihr zwei so herzlich heute. Wetten, ihr kommt noch heute zusammen! Immerhin hat er dir schon fast eine Liebeserklärung gemacht, wenn er sagt, dass er jede Nacht von dir träumt.“ „Vergesst Aryans Verhalten“, beschwerten sich ihre Schwestern. „Sagt Inuyasha, er soll mit uns ins Wasser!“ Die Drillinge zerrten vergeblich an seinen Armen. „Jetzt komm schon! Lass uns schwimmen!“ Im selben Moment erschien Aryan, bereits in Badehose, was den Drillingen die Sprache verschlug und ihre Aufmerksamkeit endlich von Inuyasha ablenkte. Yami blieb die Luft weg, erst recht, als er sie so halbnackt zur Begrüßung umarmte. Die warme Haut, die harten, definierten Muskeln an ihrem Körper... Yami musste sich daran erinnern, zu atmen. Aufgrund von Aryans Job, seiner enormen Stärke und seiner körperlichen Verfassung, waren diese Muskelberge vorauszuahnen. Sie hatte sie schon oft gespürt, immer wenn sie ihre Hand an seiner Schulter, seiner Brust hatte. Oder in seinen Sixpack gekrallt, wenn sie hinter ihm auf dem Motorrad saß. Aber es zu sehen, nicht nur als Umrisse unter seiner Kleidung angedeutet, war etwas ganz anderes. Er war unglaublich! Und stand Inuyasha in nichts nach. So wie es sich für einen so jungen General gehörte. Anjaani, neben die er sich setzte, schien gar nicht zu bemerken, wie scharf er aussah. Bei Inuyasha hatten sich ihre Wangen rosa gefärbt, doch bei Aryan war gar keine Reaktion. So, als wäre er gar nicht halbnackt. Fand sie ihn wirklich nicht so erotisch? Er war das Sinnbild eines griechischen Gottes! So einen schönen Männerkörper hatte sie noch nie gesehen, er war unglaublich! Schöner als sie es sich vorstellen konnte. Er selber schien ebenfalls Anjaanis perfekte Weiblichkeit nicht zu bemerken. Sie war das Gegenstück zu ihm. Anjaanis Anblick reizte ihn also gar nicht? Zufrieden legte sie sich neben ihn hin, zog ihr Kleid auf verführerische Art und Weise aus, und begann ihre Beine einzucremen. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie seinen Blick, der immer wieder zu ihrem Körper huschte. Genussvoll rieb sich Yami ein, sah ihn plötzlich offen an. Schnell wandte er den Kopf weg und Yami jubilierte. Aryan hatte sie angestarrt und nicht Anjaani! Ihr Körper reizte ihn! Juchu! „General Suraj“, hauchte sie unschuldig und sah ihn keck an. Sie wusste, dass er diesen Blick liebte. „Cremst du mir bitte den Rücken ein?“ Seine Augen blitzten auf, doch er nickte freundlich wie immer. Seine warmen, starken Hände schienen ihre zarte Haut regelrecht zu verbrennen. Yami biss sich auf die Lippen, um ja keinen verräterischen Laut von sich zu geben. Doch, dass ihr Körper reagierte, konnte sie nicht verhindern. Obwohl er nur ihren Rücken einrieb, bekam sie überall Gänsehaut. Aryan war so feinfühlig wie Anjaani. Er wusste bestimmt, welche verbotenen Gefühle er in ihr weckte. Als seine Finger ihren Nacken berührten, zuckte sie zusammen und seine Hände lösten sich von ihrer Haut. „Ich will ins Wasser“, murrte Inuyasha. „Ich komme mit“, sagte Aryan hastig und sprang auf. „Warte auf mich“, rief Yoko und folgte ihm schnell, bevor der Hanyou auch nur einen Finger rühren konnte.. „Inuyasha und ich bleiben hier liegen“, grinste Yuki und streichelte seinen Arm. „Verschwinde!“ Und weg war sie wie ein blauer Blitz. „Warum gehst du nicht?“, beschwerte er sich bei Yami. „Und warum grinst du so?“ Als Yami nur den Kopf schüttelte, antwortete Anjaani. „Hast du nicht gemerkt, wie gefesselt Aryan von ihrem Anblick war? Er ist ins Wasser gerannt, um sich abzukühlen. Der Ärmste ist unschuldig. Du hast ihn mit dem eincremen überfordert. Der arme Aryan spürt doch sonst kein Verlangen.“ „Aber die sehen doch alle gleich aus“, wunderte sich Inuyasha. „Warum machen ihm die anderen nichts aus?“ Die Blicke der Frauen ließen ihn zusammenzucken. Yami stand wütend auf und stampfte davon. Jetzt war er allein mit Anjaani. Naja, fast. Wenn man das Klicken der Paparazzi- Kameras ignorierte. „Das war ziemlich gemein gewesen“, rügte ihn Anjaani. „Ich habe doch nichts Schlimmes gesagt!“ „Ok, ich erkläre es dir so. Wie würdest du reagieren, wenn ich zwischen dir und Raj keine Unterschiede setze, weil ihr gleich ausseht?“ Inuyasha reagierte sofort, ohne zu überlegen. „Das ist ja beleidigend!“ „Und genau das hast du gerade mit Yami getan. Sie ist eine eigene Persönlichkeit. Die Drei wollen nicht in einen Topf geworfen werden. Was meinst du, warum jede eine andere Frisur hat? Es ist nicht egal, ob sich Aryan für sie interessiert, oder für Yuki oder Yoko. “ „Jedenfalls ist sie gut für ihn.“ Entgeistert setzte sie sich auf. „Du magst Yami?!“ „Sie nervt nur ein bisschen weniger als die anderen Nervensägen!“, verteidigte er sich hitzig. „Ich bin überwältigt!“, hauchte Yamis schöne Stimme hinter ihm. „Danke, Inuyasha!“ Er drehte nur den Kopf weg. „Geh zu Aryan“, murrte er. „Wer weiß, was die zwei Verrückten mit ihm anstellen.“ Das ließ sich Yami nicht zwei Mal sagen. „Du scheinst ja gar nichts mehr gegen Aryan zu haben“, bemerkte Anjaani gut gelaunt. Er zuckte nur die Schultern. Yami hatte ihm deutlich erklärt, dass sie Aryan haben wollte und alles dafür tun würde. Also war er kein Kontrahent mehr. Außerdem half sie ihm dabei, Anjaanis Herz zu gewinnen. „Er ist ein nicht zu unterschätzender Kämpfer und macht seine Sache gut. Jedenfalls für einen Menschen.“ Es war unnötig zu erwähnen, dass Aryan seinen Respekt und sein Vertrauen gewonnen hatte. „Das freut mich, Inuyasha. Ich mag diese ständigen Streitereien nicht. Du bist richtig süß, wenn du so freundlich bist.“ Er drehte sich auf die Seite und suchte ihren Blick. Sein Lächeln ließ seine Augen strahlen. Anjaanis Herz blieb stehen. „Guck nicht so!“, schnappte sie nach Luft. Er intensivierte seinen Blick. „Wie?“ „So voller Feuer und Begehren, als würdest du mich mit Haut und Haaren verschlingen wollen...“ Doch sie sprach es nicht aus. „Sonst reagierst du wütend, wenn ich dich süß nenne!“ „Aha.“ „Und lass dieses Aha!“ Ihre Stimme wurde schrill. „Lass uns bitte ins Wasser gehen“, bat sie dann wieder sanfter. „Ich muss mich nämlich abkühlen.“ Seine Augen hatten ihren Körper erhitzt. Wie ein Flüstern schlüpfte ihre Hand in seine, und er spürte, wie er bei ihrer Berührung zusammenzuckte. Ohne Worte ließ er sich von ihr mitziehen. Das Wasser war erfrischend kalt und kristallklar. Mit einem Seufzer des Wohlgefühls ließ sich Anjaani hineingleiten. Sie liebte diesen See. Er war ihr vertraut wie ihre eigene Wohnung. Als sie sich umsah, war Inuyasha verschwunden, doch sie entdeckte die Drillinge am Felsen mitten im See. Die goldenen Perlen an ihrer Badebekleidung glitzerten hell in der Sonne. Aryan war von ihnen umzingelt. Laut rief sie nach ihm und winkte, als er sich zu ihr um wandte. Doch in dem Moment wurde sie unter Wasser gerissen. Starke Arme umschlangen fest ihre Taille, sie spürte jeden Muskel seines heißen Körpers an ihrem Rücken. Und unter Wasser drehte Inuyasha sie zu sich um. Als sich sein Gesicht dem ihren näherte, stieß sie ihm die Faust in den Magen und trieb ihm die Luft aus der Lunge. Der Hanyou ließ hastig von ihr ab und sie flüchtete, in dem festen Glauben, gerade einem Kuss entflohen zu sein. Prustend und keuchend tauchte Inuyasha auf. „Aani hasst es, wenn man sie unter Wasser zieht“, wurde er von Yuki belehrt. „Das habe ich selber gemerkt, danke“, spie er sarkastisch aus. „Wo ist sie hin?“ „Über alle Berge. Unter Wasser erwischt du sie nicht. Da! Da ist sie.“ Inuyasha sah in die gezeigte Richtung und verschluckte sich fast wieder am Wasser. Sie stand am Ufer! Stolz und wunderschön und ihn auslachend. Wie war sie so schnell dahin gekommen? Knurrend watete er aus dem Wasser, direkt auf sie zu. Als sie seine grimmige Miene erkannte, fuhr ihr der Schreck in die Glieder. Schneller, als sie schauen konnte, stand er vor ihr. Sein wölfisches Grinsen löste die Starre ihrer Beine und sie nahm Reißaus. „Hey, bleib stehen!“ Er rannte ihr hinterher. „Nein!“, kreischte sie lachend. „Bleib weg!“ Die Drillinge und Aryan beobachteten vom Wasser aus die Verfolgungsjagd. „Es ist schön, wenn Aani so ausgelassen lacht“, seufzte Yuki. „Wer weiß, wie lange noch, wenn Inuyasha sie erwischt.“ „Der gibt sich aber nicht Mühe, sie zu schnappen.“ „Inuyasha ist ein Raubtier“, schmunzelte Aryan. „Er genießt es als Jäger mit seiner Beute zu spielen, sie immer wieder in die Enge zu treiben, bevor er - was?“ „Das war das erste Erotische, was ich aus deinem Mund gehört habe“, hauchte Yami entzückt. „Was machst du nur mit mir? Gott bewahre mich vor deinem Einfluss“, stöhnte er gespielt qualvoll auf, strich ihr dabei zärtlich die Fransen aus der Stirn. „Gott bewahre Aani vor Inuyasha... und vor den Fotografen, die sie beobachten.“ Doch Anjaani war dies egal. „Hör auf damit“, rief sie ihm kichernd zu. Langsam ging ihr die Puste aus. Er jedoch war fit und kam immer näher. „Gleich hab ich dich!“ Sie schrie auf, als er sie erwischte. Inuyasha riss sie an sich... „Saajan!“ Schreiend klammerte sie sich an ihn, als sie ins Wasser fielen. Triumphierend rollte er sich auf sie, richtete den Oberkörper auf und drückte ihre Handgelenke in den Sand. „Lass mich los, ich ertrinke noch!“ Sie wand sich und das flache Wasser schwappte über ihren Bauch. Sie bot ein atemberaubend schönes Bild. Das schwarze Haar schwamm auf dem Wasser, und ihr nasser, goldener Körper schimmerte wie mit Diamanten bedeckt im Licht der hellen Sonne. Das Feuer der Begierde bemächtigte sich seiner mit voller Gewalt, weswegen er sein Becken wegdrehte. „Du hast mich Saajan genannt“, knurrte er triumphierend. „Inuyasha, die Leute starren!“, flehte sie leise und versuchte sich seinen Händen zu entwinden. Endlich löste er sich von ihr. „1 zu 1 für mich“, schnaubte er grinsend. „Das war die Rache.“ „Das war eine blöde Rache“, beschwerte sie sich und zupfte ihr Oberteil zurecht. „So?“ Er trat näher an sie ran. „Soll ich dich küssen?“ „Was?!“ Ihre Augen vergoldeten sich schlagartig. „Wäre das eine bessere Rache?“ Hastig wandte sie ihm den Rücken zu. „Ich geh nicht mehr mit dir ins Wasser“, fauchte sie und ging zu ihrem Platz zurück. „Du hast anscheinend zu viel davon geschluckt!“ Inuyasha, der ihr dummerweise folgte, statt zu den anderen zu gehen, schluckte, als er sah, wie sie sich auf ihrem Handtuch räkelte. Augenblicklich plumpste er hin. Im Wasser konnte ja niemand sehen, welche Auswirkungen sie auf seinen Körper hatte, doch hier... „Ist dir kalt?“, fragte er, als er die gerötete Haut an ihren glatten, goldenen Schenkeln sah. „Nur ein bisschen Allergie, nicht schlimm“, antwortete sie, ohne die Augen zu öffnen. „Wo schaust du eigentlich hin?“ „Ich schaue nirgends hin“, verteidigte er sich sofort hitzig. Ihre Augen öffneten sich und offenbarten einen schelmischen Glanz. „Möchtest du mich denn abtrocknen?“ Inuyasha riss die Augen auf und wurde knallrot, was ihr ein herzhaftes Lachen entlockte. „Siehst du? Was du kannst, kann ich auch. Also reiz mich nicht.“ Er beugte sich näher zu ihr. „Und wenn ich dich reizen will?“ „Wieso müsst ihr Dämonen alles als Herausforderung sehen?“, seufzte sie genervt und verbarg den goldenen Glanz ihrer Augen. „Alles ist für dich ein Wettbewerb, in dem du dich messen kannst, nicht wahr?“ Inuyasha schluckte die Proteste herunter, die sich in seiner Kehle gesammelt hatten. „Jedenfalls wäre es das richtige, wenn du mich mal wieder ärgerst.“ Anjaani richtete sich erschrocken auf, sofort seine Gedanken erratend. „Du würdest es nicht wagen mich zu küssen!“ „Wenn du mich ärgerst, oder um einen Streit zu beenden“, meinte er nur gelassen. Anjaani kniff die Augen zusammen. „Weißt du, dass du wie Yami klingst? Hat sie dir diese dumme Idee in den Kopf gepflanzt?“ Der Magen zog sich ihm krampfhaft zusammen, doch äußerlich zog er nur eine Grimasse. Nicht nur, dass sie die Drillinge in und auswendig kannte, sie schien sogar perfekt zwischen ihnen unterscheiden zu können. „Ich habe so schon mal einen Streit beendet“, erinnerte er sie mit leiser Stimme. Triumph erfasste ihn, als er sah, dass auch sie sich daran erinnerte. „Das ist eine unfaire Anschauung deiner Überlegenheit“, knurrte sie. Inuyasha riss die Augen auf. „Weißt du, dass du wie ich klingst?“ Anjaani lachte laut los und es war so ansteckend, dass er mit einstimmte. „Ich gebe dir eine Millionen Yen, wenn du mir verrätst, wie du das machst, mein Herz.“ Strahlend sah Anjaani zu Yuki auf und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Kya?“ „Wie bringst du den Griesgram da zum Lachen?“ „Es reicht aus, wenn ich dein Gesicht nicht sehen muss.“ „Inuyasha!“ „Ja, ja. Ich liebe dich auch. Gehen wir Beachvolleyball spielen?“ „Aber ich bin in Inuyashas Team“, warf Yami hastig ein. Sogar der Dämon sah sie überrascht an. Sonst mied sie seine Nähe. „Ich will nicht gegen ihn spielen“, erklärte sie. „Dann kriegen wir Aryan“, beschloss Anjaani. „Zwei Männer in einer Gruppe sind nicht fair!“ „Worum geht es hier überhaupt?“, meldete sich nun der Hanyou zu Wort. Er musste sich beherrschen, den Blick von Anjaanis Po abzulenken, als sie den Ball aus dem Picknickkorb holte, während ihm Aryan geduldig die Spielregeln erklärte. Yuki hatte ihre Finger jedoch nicht bei sich lassen können, was ihr einen Streit mit dem eifersüchtigen Inuyasha einbrachte. Eigentlich hatten alle geglaubt, Inuyasha sei Aryan zumindest ebenbürtig, doch selbst er konnte tollpatschig sein. Aber es war eine bestimmte Tatsache, die ihn ablenkte. Anjaanis Körper, der sich im Sprung streckte, ihre wippenden Brüste, die fliegenden Haare, die leicht geöffneten Lippen, aus dem ihr leiser, keuchender Atem drang. „Ich hab mich umentschieden“, motzte Yami. „Ich tausche!“ „Hey, ich muss mich erst aufwärmen“, meckerte Inuyasha, den es gehörige aufregte, dass Aryan wieder etwas besser konnte, als er. „Mir egal! Komm, Aani-Schatz, wir tauschen.“ Doch Anjaani neben sich zu haben, war noch schlimmer. Wenn ihre Hände sich streiften, sie sich in die Quere kamen und ihr Körper gegen seinen stieß. So makellose Weiblichkeit war eine Qual. Dass es Aryan ähnlich wie ihm ging, wusste er nicht, da der General undurchschaubar war. Nur Aryans süße Qual hieß Yami. Obwohl Anjaani eine größere Augenweide war, waren alle seine Sinne gefesselt von der kleinen Halbjapanerin. Er konnte einfach nicht die Augen von ihr und ihrem fast nackten Körper nehmen. Es machte ihn glücklich sie zu sehen. In ihrer Nähe wurde ihm warm und wenn sie ihn berührte, schien seine Haut regelrecht in Flammen zu stehen. Sein Leben lang hatte keine Frau sein Interesse wecken können, doch Yami hatte ihn vom ersten Moment an völlig verzaubert mit ihrer unschuldig frechen Art und ihrer wunderschönen Stimme, dass er sich ihr einfach nicht entziehen konnte. Ihr Lächeln, wenn sie ihn ansah, war unwiderstehlich. Sie hatte sogar ihr Leben für ihn riskiert. Was konnte man mehr wollen? Doch aus irgendeinem Grund wich sie seinem direkten Blick aus. Aryan hatte Skrupel, einfach ihre Gefühle zu ertasten, wie er es ganz am Anfang bei Anjaani getan hatte. Doch wenn er Yami ansah, wünschte er sich sogar, ihr sein wahres Ich zu zeigen. Aber es würde sie verschrecken. Niemand glaubte Inuyasha, wenn er davon sprach, wie brutal Aryan sein konnte. Er wollte Yami nicht dieselbe Angst einjagen, wie Inuyasha es tat. Sie schien ihn wirklich zu lieben, wenn man Anjaanis Intuition trauen konnte. Yami verehrte ihn, sie würde für ihn sterben und sie lächelte ihn an, als wäre er das Schönste auf der Welt. Fehlte nur noch eins... Wenn seine Berührung sie zittern ließ. Doch wieso vermied Yami es immer, ihm lange in die Augen zu sehen? Dabei sehnte er sich so nach einem Blick, nur ein Blick aus ihren warmen, verschmitzten Ockeraugen. Ein einziger inniger Blick. So ganz in Gedanken versunken hatte er für einen Moment das Spiel vergessen und Inuyasha gelang ein erster Punkt. Yami sah ihn von der Seite her an. Sie war hinreißend in diesem knappen, grünen Bikini, doch ihre Augen funkelten vorwurfsvoll. Als er den Blick erwiderte, wandte sie den Kopf ab und entfernte sich von ihm. „Warum schaust du mich nie direkt an?“, fragte er gerade heraus. Sie blieb stehen, ihm gegenüber. Nichts ahnend hob Yami den Kopf, um in seine Augen zu sehen. Ein Mal, tief uns innig. Nur ein einziges Mal konnte sie es doch wagen... Du gute Güte, seine Augen glitzerten regelrecht wie Smaragde in der Sonne! Und dann war es geschehen. Diese klaren grünen Kristallaugen drangen in ihre und verschmolzen mit ihnen. Sie war gefangen an seinem Blick, konnte mich nicht wehren, geschweige denn bewegen oder klar denken. Sie verschmolz mit Aryans Seele. Und für einen Augenblick glaubte sie seinen Herzschlag zu spüren, obwohl sie ihn nicht berührte. Diesen Moment hatte sie bis in die Ewigkeit nicht vergessen. „Besser so?“, hörte sie sich sagen. Ihre Stimme klang leise und schwach. Doch sie konnte nicht sagen, ob sie stotterte, zitterte, oder sonst irgendwie seine Wirkung auf sich verdeutlichte. Sie sah wie sein sinnlicher Mund sich öffnete und antworten wollte, doch die Stimmen ihrer Schwestern lenkten ihre Aufmerksamkeit ab. Zitternd atmete sie aus. Der Bann war gebrochen, als seine Augen sich von ihren lösten und Yami spürte wieder ihr Herz, das zu zerspringen drohte. Was war das gewesen? Wie kann so was geschehen? „Was war das?“, raunte Aryan ihr leise zu. Er hatte es auch gespürt? „Mäuschen, geht es dir gut?“ Anjaani schaute sie besorgt an. „Nein“, murmelte sie und rückte von Aryan weg. „Mir ist etwas schwindelig. Ich glaube, ich habe einen Sonnenstich.“ „Geh heim!“, riet ihr Inuyasha. „Ohne dich ist es schöner.“ „Inuyasha!“ „Ignoriere ihn“, beschwichtigte sie die aufbrausende Anjaani. „Es ist besser, wenn ich mich in den Schatten setzte.“ „Ich kann dich stützen“, bot sich Aryan an, der nach diesem Erlebnis gerade erst recht nicht von ihrer Seite weichen wollte. „Schämst du dich nicht? Ich bin halbnackt und du willst mich anfassen?“, erwiderte sie abwehrend, was ihr erneut sprachlose Blicke einbrachte. Aryan blickte sie überrascht an, weil er damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Nie hatte es sie gestört, wenn er sie berührte. Aber er bestand darauf, ihr Gesellschaft zu leisten, während die anderen weiterspielten. Verstohlen betrachteten Yuki, Yoko und Anjaani die beiden. Sie saßen nebeneinander im Gras und lachten. Selbst Inuyasha entging das nicht. Yami war hübsch, gestand er sich ein, als er sie von weitem betrachtete. Eigentlich waren die Drillinge wahre Schönheiten, solange sie ihm nicht auf den Zeiger gingen. Glücklicherweise reizten sie ihn nicht. Wie konnten sie auch, fragte er sich, als er Anjaani ansah. Mit ihrer makellosen Weiblichkeit konnte niemand konkurrieren. „Ich kann nicht mehr“, keuchten Yuki und Yoko nach einer ganzen Weile Volleyball. „Schwächlinge“, kommentierte der Hanyou topfit. „Du bist ja auch ein Dämon!“ „Anjaani ist auch noch nicht erschöpft.“ „Aani hat auch weit mehr Kondition als wir! Sie ist eine Sportskanone! Außerdem ist sie auch verschwitzt.“ Anjaani, dessen Atem weitaus ruhiger ging, als der der Schwestern, nickte ihnen nur zu. Ihre Haut schimmerte feucht vom Schweiß, der ihr zwischen den Brüsten hinab rann, ihre Wangen waren gerötet und einzelne Haarsträhnen klebten an ihrem Hals. Sie roch unwiderstehlich! Mit all seiner geistigen Kraft unterdrückte er das Inferno, das seinen Körper zu verbrennen versuchte. Er schaffte es nur äußerlich. Ihr Anblick raubte ihm den Atem. Lust und Verlangen bemächtigten sich seiner so stark, dass sie ihn zu überwältigen drohten. Und es wurde nur schlimmer, als er dasselbe Feuer der Begierde in ihren goldenen Augen sah. Sein Anblick ließ sie ebenso wenig kalt. Sie durften sich nicht zu nahe kommen. Er fürchtete, eine Berührung würde zu einer Explosion führen, die seinen ganzen Verstand vernichten würde. Dieser unglaubliche Körper! Den ganzen Tag hatte er ihren fast nackten Anblick ertragen und immer mehr Begierde staute sich in ihm auf. Anjaani wich von ihm zurück, das Brennen seiner Augen lief ihr heiß den Rücken runter. „Also, ich habe Hunger“, meinte sie. „Ich wasch mich nur kurz im See.“ Inuyasha, der wusste, wie erotisch sie das tat, flüchtete schnell zu Yami und Aryan. „Habt ihr Hunger?“, fragte er. Diese schreckten auf und sahen zu ihm hoch. Die beiden waren so vertieft in ihr Gespräch gewesen, dass sie alles um sich herum vergessen hatten. „Jetzt wo du es sagst, habe ich Hunger“, bestätigte Aryan. „Na endlich!“ „Inuyasha!“ Anjaani, tropfnass, packte seine Hand, als er sich auf den Picknickkorb stürzte. „Du verhungerst schon nicht!“ Er wollte wütend protestieren, doch als er sah, was sie alles an Köstlichkeiten auf der Picknickdecke ausbreitete, lief ihm das Wasser im Mund zusammen. „Wundervoll“, schwärmte Aryan. Inuyasha bestätigte sein Kompliment mit einem Nicken, die Backen voller Essen. Besonders Aryan schien diesen freien Tag zu genießen. Normalerweise wurde er spätestens alle zwei Stunden wegen einem Dämon weg gerufen. Doch heute schien er Ruhe zu haben und er genoss es. „Diese Schokokekse sind köstlich, Aurora. Nächstes Mal helfe ich dir beim backen.“ Als er sich den letzten Keks in den Mund stecken wollte, war Yami schneller. Sie mopste das Gebäck und rannte kichernd ins Wasser. Jeder wusste, dass ihr dies eigentlich niemals gelungen wäre... „Hey!“ Aryan nahm sofort die Verfolgung auf. Lachend drehte sich Yami zu ihm um, ihr Haar wehte auf, ihre Augen strahlten. Ihr Anblick war unwiderstehlich. Aryan fasste sie um die schmale Taille und wirbelte sie herum. Glücklich lachte sie auf ihn herab. „Hey, lass mich runter!“ „Sonst tust du was?“ „Wenn du mich nicht runter lässt, gebe ich dir den Keks nicht wieder.“ „Und wenn ich ihn mir einfach hole?“ „Wehe“, kreischte sie und strampelte. Lachend ließ Aryan sie los und schwamm ihr hinterher, als sie floh. Am Felsen holte er sie ein. Er packte ihr Handgelenke und drehte sich mit ihr herum. Mit einem spitzbübischen Grinsen, lehnte er sich gegen den Stein, ihre hilflosen Entkommensversuche belächelnd. Er ließ die Hände ins Wasser sinken und Yami stützte sich auf ihn, nahm seine Hände und hielt ihn mit all ihrer Kraft gefangen. Ihre Brüste legten sich auf seinen nackten Oberkörper, ihre Schenkel pressten sich an seine Seiten. Aryan errötete, als ihr Körper ihn niederdrückte. Auf seinem Bauch sitzend, grinste sie triumphierend zu ihm hinab. Sein Versuch, sich von ihr zu befreien scheiterte, zu überrumpelt war er. „Bist wohl doch nicht so stark, Herr General.“ Doch plötzlich befreite sich seine Hand, packte ihren Nacken und Yami wurde herumgewirbelt, zärtlich gegen den Felsen gedrückt. Alles innerhalb eines Wimpernschlages. „Sei dir da mal nicht so sicher.“ Es war so schnell geschehen, dass ihr der Atem versagte. Verblüffung stand in den sonnigsten Karamellaugen der Welt. Erst, als sie seinen schnellen, warmen Atem im Gesicht spürte, bemerkte sie, wie nah sie sich waren. Aber Yami versuchte nicht, sich von ihm zu befreien, und er ließ sie nicht los. Bewegungslos starrten sie sich in die Augen, sein Gesicht schwebte nur wenige Zentimeter über ihrem. Yami versank in den berauschenden Tiefen seiner grünen Smaragdaugen. Beide waren unfähig sich zu rühren. Ein Bann hielt sie gefangen. Ein Bann, älter als die Zeit, gegen den sich niemand wehren konnte. Ein Bann, gegen den sich niemand wehren wollte. Yamis Mund öffnete sich leicht, aber kein einziges Wort erklang. Aryans glühende Augen zuckten, verharrten für den Bruchteil einer Sekunde auf ihren weichen Lippen. Ihr Atem stockte. Sein Griff wurde fester und zog sie näher zu sich, bis seine Lippen ihren so nah waren, dass sie sich fast berührten. Er wollte es. Nichts wollte er mehr, als sie zu küssen, Yami konnte sich nicht wehren, selbst wenn sie es wollte und das wusste er. Sanft berührten seine Finger ihre Lippen und sie begannen zu beben. Seine Berührung ließ sie zittern. Aryan neigte den Kopf. Yami schloss die Augen... „Ach, da seid ihr!“ Inuyashas weißer Kopf tauchte plötzlich auf und ließ sie auseinanderschrecken. Yami, im ersten Moment so erschrocken und wütend, ließ ihre Faust gegen sein Kinn krachen. „Spinnst du, mich so zu erschrecken?!“ Ehe Inuyasha antworten konnte, schwamm sie davon und rannte in Anjaanis Arme. „Aua! Habe ich etwa gestört?“, fragte er verblüfft und rieb sich das Kinn. Aryan nickte nur. „Es war fast ein Kuss! Ein Kuss!“ Yami war den Tränen nahe. „Das tut mir leid“, tröstete Anjaani sie. Inuyasha, der gerade aus dem Wasser kam, fing ihren finsteren Blick auf. Unschuldig trat er zu ihnen. „Komm mit“, packte die Inderin den Hanyou am pelzigen Ohr und schleifte ihn weg. „Ah! Aua! Lass los!“ Schmollend rieb er sich das schmerzende Ohr. „Sag mal spinnst du!“, zischte sie ihm leise zu. Drohend hatte sie sich vor ihm aufgebaut. Die blitzenden Augen, die bebenden Lippen, wütend war sie unwiderstehlich! „Was habe ich denn getan?“, brummte er leise zurück. „Du hast die zwei gestört, was wolltest du bei ihnen?“ „Ich habe sie nur gesucht. Wir essen schließlich gerade.“ „Ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass die beiden einen Moment alleine sein wollten?“ „Oh.“ Inuyashas Wangen färbten sich rosa. „Ja! Aryan hätte sie fast geküsst und du bist dazwischen gekommen. Yami verzeiht dir das nie, sie ist stocksauer auf dich!“ „Ja, das habe ich gemerkt“, meinte er säuerlich und rieb sich das Kinn. „Geschieht dir recht“, sagte sie und ihre nassen Locken schlugen ihm ins Gesicht, als sie auf dem Absatz herumwirbelte und mit wiegenden Hüften davon spazierte. Würde es Inuyasha kümmern, was die Drillinge von ihm dachten, würde er sich an Yamis Zorn stören, doch das tat er nicht. Er genoss einfach diesen Tag im Wasser. Noch ein Mal war Anjaani zu ihm ins kühle Nass gegangen, doch die anderen waren immer in der Nähe. Wann war nur den Moment, ihr seine Gefühle zu gestehen? Doch solange sie ihn nicht Saajan nannte, konnte er es vergessen. Saajan... das war sein Zeichen. Als die Sonne tiefer am Horizont stand, kam ihm plötzlich eine unerwartete Eingebung. Sie war so brillant, dass er es Anjaani unbedingt mitteilen musste. „Was ist denn?“, fragte sie neugierig, als er sie zur Seite genommen hatte. „Ich habe eine Idee. Ihr alle findet Yamis Stimme doch so schön, oder?“ „Du hörst sie gerne, wenn du das zugibst.“ Das überging er. „Wie wäre es, wenn wir nachher in eine Karaokebar gehen? Wenn Aryan sie singen hört...“ Anjaanis Augen leuchteten auf. „Du bist ein Genie, Saajan! Wahnsinn!“ Glücklich fiel sie ihm um den Hals. Da war es, das Zeichen! „Anjaani... Anjaani, ich liebe dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)