Stumme Tränen von AnaO (Darfst du mich denn lieben, Inuyasha?!) ================================================================================ Kapitel 20: Unkontrollierte Gefühle ----------------------------------- „Warum bist du wach?“, beschwerte sich Inuyasha, als Anjaani am nächsten Morgen ins Badezimmer taumelte. „Oh, tut mir leid“, gähnte sie. „Störe ich deine Ruhe?“ „Du bist krank, du solltest liegen bleiben!“ „Tu nicht so, als ob es dich kümmern würde.“ Inuyasha entwich ein Knurren. Er hatte Mühe, den Blick von ihr abzuwenden. Immer das gleiche mit diesem verdammten, unschuldig-verführerischen Nachthemd! „Warum sollte es mich nicht kümmern?“ Anjaani lehnte sich gegen den Türrahmen, lächelte ihn erschöpft an und ließ mit dieser Geste seine ohnehin schon überreizten Nerven vibrieren. Unbewusst weckte sie den Jagdinstinkt des Tieres in ihm. Sie war die Beute, die ihn reizte. Er räusperte sich, wiederholte seine Frage: „Warum sollte es mich nicht kümmern?“ „Du willst, dass ich bald wieder bei Kräften bin, um in deinem Geist nach ihr suchen zu können. Sag, wenn ich lüge.“ Ihre Augen bohrten sich fest in seine, hielten ihn gefangen. Was er auch sagen würde, sie würde es ihm nicht glauben. „Glaub, was du willst“, knurrte er. Das tat sie, vom Gegenteil würde er sie nicht mehr überzeugen können. Sie kannte seine Gefühle, er konnte sie nicht mehr verstecken. Was sollte er nur tun? Seine Hilflosigkeit machte ihn aggressiv und das war eindeutig falsch. „Du gehst tanzen?“, bemerkte er mit einem Blick auf ihr Kleid, als sie frisch aus der Dusche trat. „Was kümmert es dich“, murmelte sie leise, doch er hörte sie. „Mach was du willst. Ich halte dich nicht auf.“ Das Türschloss knackte und Aryan trat ein. „Aber ich tue es.“ Sein Blick war vorwurfsvoll auf Inuyasha gerichtet. „Das sollte deine Aufgabe sein.“ „Es ist niemandes Aufgabe“, korrigierte Anjaani, als sie sich ihre Schürze umband und anfing, das Frühstück zu richten. „Kommt Yami denn nicht? Oder war sie nicht bei dir? Wie fühlt es sich an, Aryan-nii, eure gemeinsame Wohnung?“ Es war unübersichtlich, diese Veränderung in Aryans Augen, wenn er an seine Freundin dachte. „Sie kommt gleich nach. Natürlich war sie bei mir, sie gehört zu mir.“ Seine Worte wärmten ihr Herz und weckten eine winzige Spur Neid. „Das ist so schön. Es ist schöner, nicht mehr alleine zu wohnen, nicht wahr? Du bist richtig glücklich.“ Aryan lächelte verschmitzt und nahm ihr das Küchenmesser aus der Hand. „Das bin ich. Aber damit willst du mich ablenken? Du solltest mich besser kennen, Kleines.“ „Aryan Suraj! Warum verschwindest du eigentlich so schnell?“, beschwerte sich Yami von der Tür aus. „Morgen, Aani-Schätzchen.“ „Aurora will zur Arbeit“, erklärte Aryan, während er nun das Frühstück richtete. „Und Inuyasha wird sie nicht aufhalten.“ „Spinnst du?“ Man wusste nicht, ob die Rüge Anjaani oder Inuyasha galt. „Du hast versprochen, dich zu schonen. Und du bist ein Arsch, Inuyasha!“ „Was hat er denn angestellt?“ Mit Yoko und Yuki war die Gruppe komplett. „Aani will arbeiten und Inuyasha ist das egal.“ „Ja, du bist ein Arsch“, bestätigten die Mädchen. Dann warfen sie Anjaani vor, dass sie versprochen hatte, sich zu schonen. „Ich schone mich auch“, beteuerte sie arglos. „Du gehst trotzdem n-“ „Was ist aus deinem Telefonat mit Yuichi geworden?“ Yuki brach mitten im Satz ab und ihre Augen erstrahlten. Ganz im Gegensatz zu Aryan, war diese leicht abzulenken. „Oh, du glaubst nicht, was er gemacht hat!“ „Er hat dich besucht?“ Lächelnd sah Anjaani sie über die Schulter an, während sie versuchte an Aryan vorbei zum Waschbecken zu kommen. Doch er hob sie federleicht an der Taille hoch und setzte sie an den Esstisch. „Woher weißt du das?“ „Ich hatte es im Gefühl. Yuichi muss wissen, wie er das andere Geschlecht schwach macht. Da ist er dir ebenbürtig.“ „Oh, es war so romantisch!“, schwärmte Yuki. „Wie bei Romeo und Julia.“ „Mir wird schlecht“, kommentierte Yoko angesäuert und erntete erstaunte Blicke. Normalerweise liebte gerade sie solche schnulzigen Geschichten und Yuki verabscheute das zutiefst. Doch statt sich dafür zu begeistern, keifte sie Aryan und Yami an, die turtelnd Pfannkuchen buken. „Und ihr Zwei seid nicht besser! Für 10 Minuten könnt ihr diese widerliche Turtelei lassen!“ „Kontrollier endlich deine Eifersucht“, warf ihr Yami vor. „Du nervst mich.“ „Aryan-nii, was siehst du nur in ihr?“, seufzte sie genervt. „Mehr als Zuma in dir sieht“, lächelte Yami bitterböse. „Dann wäre Aryan vielleicht der richtige für mich.“ Yoko stellte sich ihrer Schwester gegenüber. Yamis Auge nahmen einen gefährlichen Ausdruck an. Inuyasha sah nervös in die Runde. Das sah nicht gut aus, wieso unternahm keiner etwas? Niemand beachtete den roten und grünen Drilling. „Gut, ich will ihn haben. Aryan, bald bist du mein.“ „Was?“ Yami griff automatisch zur Bratpfanne, die ihr Aryan sofort wieder abnahm. „Bist du lebensmüde?“ „Nur verzweifelt.“ „Du passt nicht zu ihm!“ „Besser als du.“ „Wie kommst du drauf?“, fragte Anjaani und legte Yami beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Endlich schritt jemand ein. „Weil ich das Sonnenkind bin und Aryan ist die Sonne.“ „Hä?!“ Inuyasha war verwirrt. „Mein Name bedeutet Sonnenkind“, erklärte ihm Yoko. „Und Aryans Nachname bedeutet „Sonne“. Passt das nicht?“ Suraj bedeutete Sonne? Er dachte immer, Saajan wäre die Sonne. „Dann wärst du demnach seine Tochter“, kombinierte der Hanyou. „Ja und völlig unpassend“, schloss Yami eingeschnappt und warf dann Inuyasha ein dankbares Lächeln zu. „Musst du sagen! Yami bedeutet Dunkelheit. Sonne und Dunkelheit, gibt es etwas unpassenderes?“ Yami begann zu knurren. Langsam war ihre Geduld erschöpft. „Das bedeutet nur, dass wir wie Yin und Yang sind, dass wir uns vervollständigen“, beruhigte sie Aryan. „Ich finde es passt perfekt.“ „Aanilein wäre perfekt.“ „Hör bitte auf damit“, bat Anjaani den roten Drilling, der nun richtig in Fahrt kam. „Es reicht jetzt, Yoko-Neko.“ „Aurora die Morgenröte“, fuhr Yoko ungerührt fort. „Die Morgenröte und die Sonne. Besser passt es nicht. Siehst du, die beiden sind aus allen möglichen Blickwinkeln das perfekte Paar…“ „Weswegen wir auch Geschwister sind“, ergänzte Aryan. „Du passt gar nicht zu ihm, was habt ihr schon gemeinsam?“, sagte Yoko hart und traf damit Yamis wunden Punkt. „Du weißt das ganz genau. Er ist ein schöner Traum. Was passiert, wenn du aufwachst?“ Inuyasha hatte den Atem angehalten, rechnete jederzeit mit einem Wutausbruch Yamis, doch diese schloss traurig die Augen. Sie wandte sich ab und verließ die Küche. Aryan folgte ihr sofort. „Bist du jetzt fertig?“, wollte Anjaani wissen. „Sonst ist sie doch auch nicht so empfindlich.“ „Du hast ihre größte Angst offenbart. Aber Aryan kriegt das hin. Jetzt werdet ihr hören, wie man mit einer Frau reden muss.“ Obwohl diese Aussage nicht an ihn gerichtet war, wusste Inuyasha, dass der lautlose Vorwurf ihm galt. Jeder vernahm deutlich Aryans und Yamis Gespräch. Yoko beobachtete sie heimlich. „Ich will zu dir passen, Aryan“, seufzte Yami entmutigt. „In jeder Hinsicht. Dunkelheit. Meinst du wirklich, wir passen so gut zusammen? Sonne und Dunkelheit?“ Sie sah ihn verunsichert an. „Was haben wir groß gemeinsam? Ich bin zu klein, ich bin zu unsportlich, ich drehe wegen jeder Spinne durch, ich bin eine schlechte Köchin, ich bin ungeduldig, unpünktlich, trotzig… ach, ich könnte ewig weitermachen. Denn all das bist du nicht. Ganz im Ernst, was siehst du in mir?“ Aryan wusste, dass dies ein Stachel war, der tief in ihrem Herzen feststeckte. Und jedes Mal, wenn sie ihn und Anjaani zusammen sah, das perfekte Paar, bohrte sich der Stachel noch tiefer. Er nahm ihr Gesicht in seine großen Hände und sah sie an, seine Augen glitzerten liebevoll. Yoko musste den Kopf abwenden, so hatte Zuma sie noch nie angesehen. „Liebe hält sich weder an Gesetzmäßigkeiten noch an Bedingungen.“ Dann nahm er ihre Hand, legte sie an seine Brust, wo sein Herz kräftig pochte und zog sie mit der anderen Hand dicht an sich. So spürte sie ihrer beider Herzschlag. Sie schlugen exakt im selben Takt. „Allein das Herz entscheidet, wem es gehört“, flüsterte er mit einer Samtstimme, die den anwesenden Frauen kribbelnd unter die Hand drang. „Spürst du das? Unsere Herzen schlagen im selben Takt. Für jedes Herz auf dieser Welt gibt es nur eines, das im Gleichklang mit ihm schlägt. Für jedes Herz nur eines. Ein einziges.“ Anjaani senkte den Blick. Welches Herz schlug mit ihrem im Gleichklang? War es Inuyashas? Sie sah ihn an und er sie. Sie wusste, er stellte sich dieselbe Frage. Oder war es Zumas? Schlugen ihre Herzen im Gleichtakt, wenn ihre Seelen im Tanz verschmolzen? „Zumas Herz schlägt einen anderen Takt als meines“, murmelte sie, bemerkte nicht, dass sie es hörbar aussprach. Yoko war sofort wieder aufmerksam. „Zumas Herz schlägt in einem anderen Takt.“ Davon war sie überzeugt. „Bist du dir sicher?“ Yoko war skeptisch. „Ja, was uns verbindet ist der Gleichtakt unserer Körper. Unsere Seelen verschmelzen, aber unsere Herzen nicht.“ Yoko sah sie an, ein erleichtertes Lächeln spielte um ihre Lippen. „Vielleicht habe ich doch noch Hoffnung.“ „Hoffnung hat man immer“, sagten Aryan und Anjaani gleichzeitig. „Ich glaube, Yuichi und ich sind im Gleichtakt“, warf Yuki zögernd ein. „Wirklich?“, interessierte sich Yoko. „Hast du es gespürt? Als er den Balkon erklommen hat, um dich zu rauben? War es so?“ „Oh, es war schöner, als es klingt!“ Begeistert berichtete sie von gestern Abend, überglücklich, es endlich erzählen zu dürfen. „Yuichi würde gut zu uns passen“, bemerkte Anjaani dann. „Nicht wahr!“, strahlte Yuki. „Ich sollte ihn mal einladen.“ „Nicht noch einer“, grummelte Inuyasha. „Hast du ein Problem damit?“, funkelten ihn Anjaani und Yuki an. „Nein“, sagte er kalt. „Mach was du willst, es ist deine Wohnung.“ Anjaani blieb der Bissen fast im Hals stecken. Nie hatte er es ihre alleinige Wohnung genannt. Er hatte immer „unsere Wohnung“ gesagt. „Es ist ja nicht so, als würde ich dich zwingen hier zu bleiben.“ Seine Augen blitzen hell auf. „Das ist mir bewusst“, sagte er düster. „Danke für deine Gastfreundschaft.“ Die Drillinge sahen Aryan alarmiert an, doch er schüttelte nur ruhig den Kopf. „Ich muss zur Arbeit“, meldete sich Anjaani dann und stand wankend auf. „Nein!“, verbot Inuyasha sofort. „Du bist krank.“ „Ich will hier raus.“ „Das ist mir egal. Du gehst trotzdem nicht!“ „Wollen wir wetten?“ Das war ein Fehler, denn sie weckte seinen Jagdinstinkt. Sie bemerkte es, als er ihre Schultern umfasste und sie zurück auf den Stuhl drückte. Seine Augen verdunkelten sich. „Wehre dich“, raunte er mit einer Stimme, die Anjaanis Augen schlagartig golden werden ließ. Er beugte sich bedrohlich über sie, sein Atem strich über ihre Stirn. Die Luft zwischen ihnen begann zu knistern. Sehnsucht brach über beide ein wie eine Gewitterwolke. Inuyasha wollte nur eines, sie an sich drücken und sich von ihren Lippen verbrennen lassen. Sie erkannte das dunkle Verlangen in seinen Augen und wollte ihn wegstoßen. Doch der Jäger in ihm reagierte instinktiv und riss die Beute an sich, damit sie nicht entkommen konnte. „Lass los“, hauchte sie atemlos. Er war zu nah, viel zu nah. Sein sinnesraubender Geruch, die vertraute Wärme seines stählernen Körpers und diese Augen… „Gegen mich kommst du nicht an. Wehr dich und ich binde dich fest.“ Er war ihr überlegen, das sah sie in seinem zufriedenen Grinsen und sofort verschwand ihre Lust. „Lass mich auf der Stelle los“, brüllte sie so laut, dass Inuyasha sich winselnd die Ohren zuhalten musste. Sie flüchtete hinter Aryans schützenden Rücken, weg von Inuyashas erotischer Anziehungskraft. „Hast du den Verstand verloren? Was schreist du so?!“ Zutiefst niedergeschlagen wandten sich die Drillinge von den nun laut Streitenden ab. „Das musste ja kommen“, seufzte Yuki. Atemlos hatten sie die Szenerie beobachtet. Etwas so erotisches hatten sie selten gesehen. Die Energie zwischen den beiden strotzte vor glühender Sinnlichkeit und heißem Verlangen. Und plötzlich herrschte die Eiseskälte der Wut, als sie sich gegenseitig anschrien. „Seit wann bist du so unvernünftig, Anjaani?“ „Ich muss das Geld verdienen, dass du mir aus den Hosentaschen frisst!“ „Ein Tag bringt dich nicht um. Du bleibst hier!“ „Wer sagt das?!“ „Ich, verdammt! Und du wirst nicht gehen!“ „Du hast mir nichts zu verbieten“, fauchte sie ihn an. „Aber ich“, sprach Aryan und unterbrach das hitzige Wortgefecht. Alle sahen ihn überrascht an. „Ich verbiete es dir. Als dein großer Bruder trage ich Verantwortung für dich, Aurora. Du bleibst zu Hause.“ Sprachlos sahen ihn die Drillinge an, Anjaani schmollte. „Du bist gemein, Aryan-nii.“ „Und du bist leichtsinnig. Ich würde dich ja lassen, wenn ich nicht so ein schlechtes Gefühl dabei hätte. Bitte, mein Kleines. Nur mir zuliebe.“ „Was, wenn ich trotzdem gehe?“ Aryan beugte sich zu ihr hinunter, seine Augen glitzerten herausfordernd. Er sagte nichts, doch alle wussten die Antwort. Keiner wollte erfahren, wie es ist, sich Aryan zu widersetzen. Anjaani seufzte geschlagen. „Na gut.“ „Auf ihn hörst du, aber mich schreist du an!“ Inuyasha war fassungslos. Zorn blitzte wieder in ihren Augen auf. „Er zwingt mich nicht, er spielt seine körperliche Dominanz nicht gegen mich aus und er droht mir nicht mit Gewalt! Statt mich zu unterwerfen, bittet er einfach. Höflichkeit, kennt du das?“ Zu Aryan gewandt sagte sie. „Bitte, Aryan-nii. Ich muss hier raus.“ Doch Aryan blieb hart. „Tu mir den Gefallen, Kleines. Oder willst du wirklich, dass dich Inuyasha fesselt?“ „Das wäre mir nur recht“, knurrte der Hundedämon. „Glaube ich dir“, warf sie ihm vor. „Du bist es ja gewohnt, mir weh zu tun.“ Inuyasha stand ruckartig auf, seine Augen waren dunkel. Ein Hauch von Schmerz… dann wandte er, sich ab und verließ die Wohnung. „Seit wann geht er durch die Tür?“ Die Drillinge sahen Anjaani fassungslos an, die beschämt den Blick abwandte. Es sah ihr nicht ähnlich, jemanden absichtlich zu kränken. „Sieh es mal positiv“, versuchte Yoko zu trösten. „Gefesselt werden kann etwas sehr Aufregendes sein.“ „Kann ich mir nicht vorstellen. Das ist furchtbar.“ „Du irrst dich“, widersprach Yami. „Ein kleines bisschen Willenlosigkeit, ein Hauch von Unterlegenheit. Einmal völlig ausgeliefert. Glaub mir, das macht jede Frau an.“ „Woher weißt du denn das?“, wunderte sich Aryan. „Wie kommen wir eigentlich jedes Mal auf eure perversen Geschichten“, lenkte Anjaani ab und vergrub das Gesicht in den Händen. „Warum muss es mit Inuyasha jedes Mal so enden? Warum kann ich mich nicht beherrschen? Seit wann bin ich so schwach?“ „Weil er stark für dich war“, antwortete Aryan sofort. „Du hast wohl immer die richtige Antwort parat, was?“ Schmunzelnd fuhr er fort: „Er war deine Stütze, bei ihm konntest du loslassen, ohne dass deine Mauer einreißt. Du hast dich dran gewöhnt, dass du nicht alleine stark sein musst.“ „Ich habe mich zu sehr dran gewöhnt. Ich muss an meiner Selbstbeherrschung arbeiten.“ „Heißt das jetzt, du bleibst daheim?“ Die Drillinge gaben nicht nach. „Ja, das heißt es, ihr habt gewonnen.“ Nun konnten die Drillinge leichten Gewissens ihren Pflichten nachgehen. Doch im Flur hielt Aryan seine Freundin zurück. Ihre Schwestern machten sich schmunzelnd aus dem Staub. Sie konnten die Eifersucht eines Mannes kilometerweit riechen. „Ganz im ernst“, flüsterte Aryan. „Woher weißt du das?“ Sie schüttelte sich, sein Geflüster fuhr ihr durch die Haut und selig versank sie in seinen Augen. „Woher weiß ich was?“ „Du weißt, wovon ich rede.“ Ungeduldig drängte er sich an sie. „Mir gefällt der Gedanke nicht, dass jemand so etwas mit dir tut.“ Seine vollen Lippen küssten sanft ihr Ohrläppchen und Yami wurde schwindelig vor Lust. „Wie soll ich so antworten können?“, stöhnte sie leise. Er sah sie an und sie spürte einen winzigen Hauch Eifersucht, was sie triumphieren ließ. „Ich habe es nie erlebt“, gestand sie errötend. „Aber so oft davon geträumt, dass…“ Dann wandte sie sich ab. „Aryan, ich muss zur Arbeit. Ich-“ „Schäm dich nicht, sag es mir.“ „Ich habe oft davon geträumt, dass ich mich gegen dich wehre und dir unterliege. Dass du mich zwingst.“ „Das ist Gewalt gegen dich. Ich würde niemals deinen Willen unterdrücken.“ „Nein, du verstehst nicht. Von einem mächtigen, überlegenen Mann wie dir, dominiert zu werden, jedenfalls bis zu einer bestimmten Grenze, träumt jede Frau. Nicht gegen dich ankommen zu können, sich zu wehren, obwohl man längst besiegt ist… ausgeliefert, deinem Willen unterlegen. Völlig hilflos…“ Ihre sündige Stimme weckte wildes Verlangen in ihm, seine Augen begannen zu lodern und ließen ihr Herz stillstehen. „Aryan, ni-“ Seine Lippen eroberten ihre, erstickten den Protest. Sie versuchte sich zu wehren, doch ihre Knie gaben nach. Er ergriff ihre Hände, presste sie gegen die Wand. Sein heißer Körper, der ihren gefangen hielt und sie verlor vor Lust fast den Verstand. „Du hast recht, das hat was“, raunte er an ihrem rasenden Puls. „Wehr dich ruhig weiter.“ „Rede nicht so, du machst mich verrückt“, keuchte sie. „Du hast angefangen, Prinzessin.“ „Warte, nicht hier“, stieß sie erschrocken hervor, als seine Hände unter ihr Kleid fuhren, besitzergreifend, schon fast grob. „Hindere mich daran.“ Ihr versagte die Stimme. „Ist es so, wie du es dir vorstellst“, wisperte er heiser, mühsam beherrscht, sie nicht hier und jetzt zu überwältigen. Yami, völlig von Sinnen, konnte nur nicken. „Schau mich nicht so an, sonst zerre ich dich in die Wohnung.“ Nichts wäre ihr momentan lieber. „Du raubst mir völlig den Verstand, kleine Nachtigall.“ Er küsste sie sehnsuchtsvoll. „Dafür kannst du dich aber ganz schön beherrschen.“ Er lachte. „Ich hätte es nicht mehr lange, aber du hast in 10 Minuten eine wichtige Konferenz. Sonst wäre es mir völlig egal, wenn du zu spät kommst.“ „Oh, nein!“, japste sie, wieder völlig nüchtern. „Keine Sorge, Süße. Ich bringe dich rechtzeitig hin.“ „Wegen der Konferenz habe ich keine Mittagspause. Kannst du nach Aani schauen? Ich weiß, sie wird daheim bleiben.“ Da waren sich alle sicher, Aryan würde sie sich nicht widersetzen. Anjaani hatte es auch nicht vorgehabt, eigentlich. Bis Zuma nicht vor ihrer Türe stand. Sie war völlig überrumpelt. „Wie geht es dir, Aurora“, grüßte er kühl wie immer. „Du siehst wirklich krank aus.“ „Es geht. Was machst du hier?“ „Mich davon überzeugen, dass du wirklich arbeitsunfähig bist. Es ist mir egal, was Yoko sagt. Du siehst fit genug aus. Ein bisschen heiß bist du dennoch.“ Er legte seine kühle Hand auf ihre brennende Stirn. Sie zuckte zusammen. „Komm jetzt.“ Wortlos folgte sie ihm zu seinem Wagen und ließ sich zur Tanzschule fahren. Sie wollte keinen Gedanken an Inuyasha oder Aryan verschwenden. Sie brauchte Ablenkung und zwar dringend. Doch, dass sie Aryan hinterging, machte ihr dennoch zu schaffen. Sie erzählte Zuma von ihrer Misere. Er besaß genug gesunden Menschenverstand, dem hohen General nicht zuwider zu handeln. „Sie werden in der Mittagspause nach dir sehen. Dann bringe ich dich eben kurz nach Hause. Mit diesem Kerl möchte ich mich nicht anlegen.“ Sie mied es, ihn anzusehen, oder etwas darauf zu antworten, zu verblüfft war sie von seinem Verständnis. Hatte Yoko etwa recht damit, dass Zuma sich in sie verliebt hatte? Ihn zu fragen, war der dümmste Gedanke, den sie je gehabt hatte. Sie schrieb es ihrem heißen Kopf zu, der kaum klar denken konnte. Doch ihr Einfühlungsvermögen war nicht angeschlagen und so gleichgültig Zuma sich auch gab, irgendetwas erfreute ihn ungemein. Darauf sprach sie ihn an, als sie sein Büro betraten. „Du bist eine Goldgrube, Püppchen. Das erfreut mich so.“ Er sah sie mit einem Grinsen an, das sie noch nie bei ihm gesehen hatte. Es ließ ihn menschlicher wirken und um einiges anziehender. „Du wirst immer berühmter“, sprach er weiter. „Unser Tanz vom Straßenfest ist weltweit bekannt und hat alle Rekorde gebrochen. Noch nie wurde ein Video so oft angesehen oder heruntergeladen wie dieses. Fotos von dir werden für astronomische Summen verkauft. Dank dir werde ich steinreich.“ „Wie wirst du dadurch reich?“ „Oh, habe ich dir das nicht gesagt?“, tat er unwissend. „Seit einigen Tagen besitze ich die vollen Rechte an dir. Nichts von dir, kein Foto, gar nichts, darf ohne meine Erlaubnis gemacht, geschweige denn veröffentlicht werden. Es war eine Investition, die sich schon nach einigen Stunden ausgezahlt hat.“ „Wo ist denn meine Einwilligung?“ Er reichte ihr die Unterlagen. „Du hast sie schon seit einiger Zeit unterschrieben. Du hättest es dir durchlesen müssen.“ Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals, den sie nur mühevoll hinunterschlucken konnte. „Also bin ich jetzt dein Eigentum? Wie viel bin ich denn wert“, knurrte sie bitter. Zuma entging der ironische Tonfall nicht, doch da er wusste, wie wütend ihre Augen in diesem Moment blitzen, mied er es sie anzusehen. Es wäre nicht klug in diesem Moment die Beherrschung zu verlieren. Ihr zu widerstehen kostete ihm sowieso schon alle seine Nerven. Aber dieser unwiderstehliche, wütende Ausdruck wäre sein sicherer Untergang. „Du bist unbezahlbar, Kleine. Du und ich, wir werden reich. 50%, die ich durch deine Schönheit verdiene, gehen an dich. Jetzt kannst du mir nicht vorwerfen, dass ich unfair bin.“ Silbern blitzend richteten sich seine Augen auf ihre. Unwillkürlich lief ihr ein heißer Schauer über den Rücken. „Du bist mein“, sagte er leise und lächelte. „Das weißt du ganz genau.“ Sie sah ihn an, musste nichts sagen. Die Kränkung, dass sie eine Ware für ihn war, stand ihr deutlich in den Augen. Es stach in Zumas Herz, doch er versuchte es zu ignorieren. Warum machte es ihm etwas aus, sie zu kränken? „Dennoch bist du meine Partnerin“, beteuerte er und überraschte sie damit. „Alles tun wir gemeinsam.“ Er führte sie in einen kleineren Nebenraum, den sie als ihr eigenes Büro anerkannte. Es war in sonnigen, hellen Farben gehalten, und genau nach ihrem Geschmack eingerichtet. Yoko hatte bestimmt ihre Finger im Spiel gehabt. Zuma unterbrach sie in ihrem Staunen: „Wir arbeiten zusammen. Möchtest du deine Garderobe sehen?“ „Meine Garderobe?“ „Was glaubst du, habe ich mit dem Geld gemacht?“ Er führte sie zu einem weiteren angrenzenden Raum, der voll war mit allerlei bunten Kostümen, Kleidern und sonstigen benötigten Utensilien. Anjaani bestaunte fassungslos ein leuchtend blaues Bauchtanzkostüm. Das war hochwertigstes Material! „Echtes Gold, fast so schön wie deine Augen“, murmelte Zuma dicht hinter ihr, als sie die Perlenverzierung bewunderte. Sein heißer Atem glitt über ihren Nacken. Anjaani unterdrückte ein Zittern, doch die Gänsehaut konnte sie nicht verhindern. „Für dich das Beste, Püppchen.“ Er legte die kühlen Finger an ihre Schultern, strich sanft ihren zarten Hals hinauf und hinab. Anjaani achtete darauf, zu atmen, es fiel ihr schwer. „Wir investieren in Aurora Luna. Bald beginnen die Bauarbeiten für deinen eigenen Tanzraum, mit Bühne.“ Sie drehte sich zu ihm um, ihre Locken streiften duftend sein Gesicht. Pure Freude glitzerte golden in ihren dunkelbraunen Augen und ließ sein Herz rasen. Kein noch so reines Gold kam an den Glanz ihrer Augen heran. Unwillkürlich wich er einen Schritt von ihr und musste sich räuspern. „Jeden Freitag werden wir zusammen auf der Bühne tanzen, ein Tanz, den die Leute, die dafür Eintritt zahlen, per Internetvoting auswählen. Unser Improvisationstalent wird gefragt sein. Was hältst du davon?“ Sie nickte nur begeistert. „A-aber wozu brauche ich einen eigenen Raum? Der, den ich jetzt habe, ist doch gut.“ „Er ist zu klein“, erklärte Zuma. „Wir brauchen Platz für Zuschauer.“ „Zuschauer?“ „Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel die Leute zahlen würden, nur um dich zu sehen, das werden wir uns zu Nutze machen. Morgen beginnen schon die Bauarbeiten.“ Anjaanis Kopf brummte, als sie zu ihrem ersten Kurs ging. Das war zu viel Information auf einmal. Ihr eigenes Büro, so viele neue Kostüm, so viel neuer Schmuck! Anjaanis Magen zog sich plötzlich zusammen. Was würde Yoko dazu sagen, wenn sie erfuhr, dass Zuma ihr so viele teure Sachen geschenkt hatte? Dass sie eifersüchtig reagieren würde, wäre ziemlich milde ausgedrückt. Zuma wusste das. Doch warum störte es ihn? Yoko war nicht mehr als eine Unterhaltung. Zugegeben, sie war die einzige, die sein Bett auch zum Schlafen teilen durfte, aber mehr war da nicht. Warum zum Teufel hatte er dann ein schlechtes Gewissen, Aurora so viel gekauft zu haben?! Sie müsste das eigentlich ahnen, immerhin hatte sie ihm bei der Gestaltung von Auroras Büro geholfen. Stirnrunzelnd betrachtete er die kleine Schmuckschatulle in seiner Hand. Warum hatte er sein Gewissen beruhigen müssen und ihr diese Kette kaufen müssen? Sie würde sich alles Mögliche darauf einbilden. Es beunruhigte ihn, dass er überhaupt ein Gewissen hatte. Und noch mehr beunruhigte ihn, dass er ganz genau wusste, was Yoko gefiel. Kannte er sie so gut? Wirklich! Er blinzelte verwirrt. Er kannte sie in und auswendig und sie ihn. Wie kam das denn? Dabei empfand er nichts anderes für sie als Lust. Aber warum musste er sich ihr gegenüber dann rechtfertigen? Mit einem Mal fuhr ein eisiger Wind durch das Büro. Zuma stand auf, um das Fenster zu schließen, als ihm schwarze Funken vor den Augen zu tanzen begannen und eine drückende Kälte von seinem Körper besitz ergriff. Ein kalter Schauer überkam Anjaani, gleichzeitig stand ihr Kopf in Flammen. Sie fluchte innerlich und rief sich zur Ordnung auf. Dieses Fieber würde sie nicht in die Knie zwingen! Das würde sie nicht zulassen. Die Trauer hatte nicht solch eine intensive Macht über sie. „Ruh dich bitte aus“, bat die innere Stimme in ihrem Herzen. „Du schadest dir nur.“ „Wer bist du, mir Vorschriften zu machen?“, knurrte Anjaani innerlich. „Dein Schutzengel bin ich, das weißt du.“ „Vergiss es, ich höre nicht mehr auf dich!“ „Weswegen das?“ „Es kommt immer nur schlechtes dabei raus! Du hast mir auch gesagt, dass…“ „Was? Das du Inuyasha lieben sollst? Das habe ich dir nie gesagt. Ich habe dir nur gesagt, er sei der Richtige für dich. Dass du ihn liebst, hast du ganz allein entschieden. Liebe muss schmerzen, um echt zu sein. Wenn er dir nicht wehtun kann, liebst du ihn auch nicht. Wenn er die Schmerzen nicht wert ist, ist das keine Liebe.“ „Verschone mich damit!“ Voller Wut blendete sie die Stimme in ihrem Herzen aus. Liebe sollte nicht schmerzen, Liebe sollte glücklich machen. Und sie sollte doch ein wenig Tanzunterricht geben können. Doch je mehr Zeit verging, desto anstrengender wurde es. Bis sie nicht mehr konnte. Sie musste es mit ansehen, verhindern konnte sie es nicht. Ihre Beine wurden zu Wachs und sie wusste, dass sie in einen unentrinnbaren Abgrund sank. Sie konnte nicht mehr! Die Wände schlossen sie ein, der Boden kam ihr entgegen und Dunkelheit verschlang sie. Ein Tanzschüler sprang vor und fing sie instinktiv auf. Sie war ohnmächtig. Er blickte ihren zarten, kreidebleichen Mund an, sah die dichten schwarzen Wimpern, die sich fächerartig auf ihrer blassen Haut ausbreiteten, fühlte ihren weichen Körper, der wie leblos in seinen Armen hing, und ihre Schönheit blendete ihn. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, blickte er in ihr Gesicht… dieses makellose Gesicht, schöner als ein Engel… „Worauf wartest du, Idiot?!“, schrie ihn seine Tanzpartnerin an. „Bring sie schnell zu Zuma-Sensei!“ Aus dem Schock erwacht, nickte er, hob das schlaffe Mädchen auf seine Arme, doch in dem Moment betrat Zuma den Raum. Ein Blick seiner kühlen Augen genügte, wortlos nahm er ihm die junge Frau aus den Armen. Er beruhigte die aufgelösten Schüler, dass es nur ein Schwächeanfall sei und wies sie an, nach Hause zu gehen. Seiner Sekretärin erteilte er die Aufgabe, Anjaanis restliche Termine zu streichen. Dabei waren seine eiskalten Augen unverwandt auf die bewusstlose, unschuldige Schönheit gerichtet. Ein böses Lächeln verzerrte seinen Mund. Gier und Triumph lagen in seinem dämonischen Blick. Lange betrachtete er ihr liebliches Gesicht und genoss den Moment ihrer Schwäche. „Jetzt habe ich dich.“ Warm lag das wehrlose Mädchen in Zumas Armen. Als wäre sie tot, lag sie in seinem Armen. Allein daran, dass er die Hitze des Fiebers spürte, erkannte er, dass sie noch am Leben war. Zumas Beine trugen ihn von selbst aus der Tanzschule, weg von dem Ort, der Anjaani Sicherheit bot. Nun war sie sein, ihm schutzlos ausgeliefert. Sie war so schön, dass er keinen Moment den Blick von ihr nehmen konnte. Ihre warmen Augen waren geschlossen, ihre weichen Lippen leicht geöffnet und ihr Haar fiel in schimmernden Fluten um seine Beine. Sie war so unglaublich schön! Wer konnte ihr bloß widerstehen? Er konnte es nicht, sonst würde er sie nicht entführen. Er wollte sie so sehr. Jetzt, wo sie sich nicht wehren konnte, sollte er den Augenblick nutzen und die Süße ihrer Lippen kosten. Einen Kuss… den sollte er ihr rauben, bevor sie erwachte. Den Kuss, den sie ihm immer verweigert hatte. „Lass sie los!“ Eine mächtige Aura traf ihn heftig und völlig unerwartet, brachte ihn ins Taumeln. Überrascht drehte er sich um. Der indische General stand hinter ihm, erhaben, mächtig, unerbittlich. Seine Aura strahlte eine enorme Stärke aus, die Zuma verblüffte. Noch mehr verblüffte es ihn, wie Aryan es geschafft hatte, sich unbemerkt an ihn heranzuschleichen. „General Suraj. Wie kann ich Ihnen helfen?“, versuchte er gelassen zu wirken. Seine kalten Augen bohrten sich mit aller Macht in Aryans grüne. Wider Erwarten hielt Aryan ihm stand. Sein Blick unnachgiebig, seine Stimme ruhig. Doch die Gefahr, die von ihm ausging, lag greifbar in der Luft. Es war die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. „Was hast du mit ihr vor?“ Gelassen stand der Inder vor ihm, doch sein Blick war hart. Er hasste es, seine wehrlose, kleine Schwester in den Armen eines Dämons zu sehen. „Ich habe nichts mit ihr vor“, entgegnete Zuma mit kühler Stimme. „Was macht sie dann bewusstlos in deinen Armen?“ Seine Stimme war ruhig, unheimlich ruhig. „Sie ist ohnmächtig geworden und ich wollte sie ins Krankenhaus bringen.“ Aryans Augen schleuderten Blitze. „Glaubst du, es ist so leicht, mich zu hintergehen, Dämon? Du bekommst sie nicht, also verlasse Zumas Körper.“ Die Gefahr, die von Aryan ausging, wurde größer. „Reg dich ab“, knurrte der besessene Zuma. Er wurde langsam wütend. Dieser Idiot zerstörte ihm alles! Am besten, er töte ihn hier und jetzt. „Ich wollte sie an die frische Luft bringen! Da würde sie schneller gesund werden.“ Noch ehe er mit der Wimper zucken konnte, spürte er einen Ruck und Anjaani lag plötzlich in Aryans Armen. Wie zum Teufel hatte der Kerl es geschafft, sie ihm so schnell zu entreißen?! Aryan drückte sie zärtlich und sicher an sich. Eine liebevolle Wärme erfüllte seine Augen, doch die verschwand, als er sich wieder Zuma zuwandte. „Du kannst von Glück reden, dass ich ein guter Mensch bin. Aber das könnte sich ändern.“ Seine Augen waren furchteinflößend. „Ich warne dich, fasse sie nicht noch mal an. Verlasse diesen Körper, damit dich ein Dämonenjäger beseitigen kann, sonst tue ich es. Und das würde dir nicht gefallen.“ Aryan wandte ihm den Rücken zu. Zumas Augen glühten blutrot auf. Dieser Mensch wagte es ihm zu drohen! Er musste sterben! „Wenn du sie mir nimmst, hole ich mir deine kleine Freundin!“, schrie er herausfordernd. Aryan blieb ruckartig stehen, seine Schultern spannten sich an. „Yami, ich kenne sie. Oft schon habe ich sie heimlich beobachtet. Sie ist wunderschön... und diese Stimme!“ Aryan legte Anjaani behutsam auf der Bank ab. „Wir würde es dir gefallen, wenn ich sie mir nehme?“, höhnte der Dämon. „Yamis zierlicher Körper, ihre brennenden Augen... und ihre süße Stimme, die sich vor Schmerzen verzerrt. Ihre süßen, qualvollen Schreie, wenn ich sie mir nehme…“ Ein wildes Grollen drang aus Aryans Kehle und er wirbelte herum, mit rasendem Zorn in den mordlustigen Augen. Und unter seinem Zorn verdunkelte sich der Himmel. „Du wagst es, Yami zu bedrohen? Das war ein schlimmer Fehler“, flüsterte er. „Ein wirklich schlimmer Fehler.“ Ein langer, quälender Schrei riss Anjaani aus ihrer Bewusstlosigkeit. Nur sehr langsam kam sie wieder zu sich. Es dauerte lange, bis sie vollkommen bei Bewusstsein war. Wärme, Geborgenheit und starke Arme... fast so schön wie bei… „Oh nein“, flüsterte sie, als sie erkannte wo sie sich befand. „Oh doch“, meinte Aryan. „Du hast mir einiges zu erklären, Kleines.“ Vorsichtig öffnete sie ein Auge und linste ihn an. „Ich kann nichts dafür.“ Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch. „Warum warst du bei der Arbeit?“ In seiner warmen Stimme schwang eine ungewöhnlich harte Spur von Tadel mit. „Ja, wo bin ich?“ „Draußen im Hof. Zuma ist in seinem Büro“, antwortete er auf ihren fragenden Gesichtsausdruck hin. „Ihm ist selber leicht unwohl.“ „Geht es ihm gut?“ „Er war besessen“, gestand Aryan. „Aber es ist vorbei, ein Dämonenjäger kümmert sich um ihn.“ „Aryan-nii, du bist zornig!“ Anjaani traute ihren Sinnen nicht. Aryan, die personifizierte Ruhe, wütend? „Durchschaust du mich?“ Seine Augen schienen alles zu wissen. „Ich sehe nur das, was du zeigen willst“, sagte sie wahrheitsgetreu. „Ich zeige es nicht, ich kann es anscheinend nur nicht verbergen.“ „Warst du so wütend?“ Der Gedanke war erschreckend. Der starke, mächtige, doch so sanfte Aryan... „Bitte, Aryan, es tut mir leid, ich-“ „Ich bin nicht auf dich sauer. Ich habe mich reizen lassen und die Beherrschung verloren“, schämte er sich. „Dieser verfluchte Dämon hat gedroht, Hand an Yami zu legen. Allein der Gedanke hat mich wahnsinnig gemacht. Wenn es um Yami geht, brennen bei mir alle Sicherungen durch.“ „Du hast die größte Selbstbeherrschung, die ich kenne, Aryan-nii. Yami schafft, was niemand schaffen würde.“ „Und ich habe es nicht geschafft, dich von der Tanzschule fern zu halten“, seufzte er. „Ich sollte dich nach Hause bringen, bevor Inuyasha spitz kriegt, dass du bei der Arbeit warst.“ „Inuyasha? Was hat er damit zu tun?“ „Er wird sehr wütend werden.“ „Unsinn, es interessiert ihn nicht, was mit mir passiert, solange ich da bin und ihm den Magen fülle“, meinte sie achselzuckend und versuchte, sich von Aryan zu lösen. „So denkst du von mir?“ Sie schreckte bei dieser Stimme auf. Inuyasha stand auf dem Dach, der Wind wehte ihm die langen weißen Haare ins Gesicht. Mit einem eleganten Sprung landete er vor ihr. Seine Bernsteinaugen stachen regelrecht in ihre. Eingeschüchtert klammerte sie sich an Aryan fest, von dem sie sich eben noch hatte befreien wollen. „Lass sie los“, sprach Inuyasha, ohne die Augen von Anjaani abzuwenden. „Sie ist zu schwach“, widersprach Aryan fest. Das herausfordernde Knurren schwang in seiner Stimme mit. Unsicherheit breitete sich auf Inuyashas Gesicht aus. Was war mit Aryan los? Er wirkte so unheimlich. „Ich bringe sie nach Hause. Du hast zu tun.“ „Moment!“, mischte sich Anjaani ein. „Wer fragt mich?“ Leicht schwankend befreite sie sich von Aryan. „Ich kann alleine gehen.“ „Du bist krank“, entgegneten beide Männer. „Ich muss sehen, wie es Zuma geht. Du musst arbeiten, Nii-san“, belehrte sie Aryan. „Und du... ich will dich nicht bei mir haben.“ Inuyasha zuckte nicht einmal mit der Wimper. Was sollte er denn darauf antworten? „Hör zu, Saajan. Lass mir Zeit. Noch tut es zu sehr weh. Es mag dir egal sein, aber ich brauche Zeit.“ „Die kannst du haben“, entgegnete er kühl. „Ich muss auf eine Mission.“ Anjaani wandte den Blick ab. „Ich weiß. Kommst du danach wieder?“ „Soll ich das?“ Sie sah ihn an und lächelte liebevoll. „Es ist dein Zuhause. Ich habe dir Proviant eingepackt. Es liegt auf dem Kühlschrank.“ Dann wandte sie sich um und ging ins Gebäude. „Ich habe sie nicht verdient.“ Inuyasha seufzte schwer. Aryan schaute ihn an und schüttelte verneinend den Kopf. Yami schreckte urplötzlich von ihrer Arbeit auf. „Aryan!“, rief sie. Und tatsächlich. Wenige Atemzüge später trat Aryan in ihr Büro, in voller Kampfausrüstung. Er wirkte so sexy in der schwarzen DSE-Uniform. Ihr Gesicht erstrahlte wie ein Sonnenaufgang, jedes Mal, wenn sie ihn sah. „Anklopfen hältst du wohl nicht für nötig“, beschwerte sie sich, konnte ihre Freude aber überhaupt nicht verbergen. Er schlang die Arme um ihren zarten Körper und sie spürte, wie ein unruhiges Zittern tief in seiner Seele verklang. Er atmete hörbar erleichtert aus. Ihr ging es gut… Entspannte Ruhe erfüllte ihn plötzlich. „Du hast mich gespürt, Prinzessin“, flüsterte er in ihr Haar. „Was ist passiert?“, dachte sie beunruhigt, suchte Antwort in seinen undurchdringlichen Augen. Doch kaum sah sie in diesen grünen Zauber, drohten ihr die Sinne zu schwinden. „Wie war die Konferenz?“ „Ein voller Erfolg. Ich darf nächste Woche mit auf eine Geschäftsreise. Jetzt lenke nicht ab, was ist los?“ „Ein Dämon hat Aurora entführen wollen und ich habe es verhindert.“ „Oh Gott! Wie geht es ihr?“ „Er hat ihr nichts getan. Aber ich... ich war sauer...“ „Er hat Aani angefasst, da wäre ich auch sauer.“ „Du verstehst nicht“, lächelte er zärtlich, umschlang sie fester. „Ich war nicht deswegen sauer. Er hat gedroht, dir wehzutun... und ich bin völlig ausgerastet.“ Er legte ihre Hand an sein Herz und offenbarte ihr kurz das Gefühl, das er empfunden hatte. Sie zuckte zusammen. Es war unvorstellbar, das Aryan so empfinden konnte. „Moment.“ Yami versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Du warst ruhig, als der Dämon Aani angefasst hat? Aber du bist ausgerastet, als er nur davon sprach, mir wehzutun?“ Er nickte ernst. „Und das andere... du bist ausgerastet? Du meinst, du warst wirklich sauer?“ Fassungslos schaute sie ihn an. „Du meinst, du hast so richtig die Beherrschung verloren? Getobt und gewütet? Wegen mir?“ „Dich scheint das zu freuen“, bemerkte er. „Siehst du, was du mit mir machst?“ „Ich wusste gar nicht, dass du wütend sein kannst; das würde ich gerne mal erleben. Das ist bestimmt richtig unheimlich.“ „Du hast mehr gesehen, als irgendjemand auf der Welt. Du bist mein Herz, Yami, ich beschütze dich vor allem.“ „Du bist so süß!“ Stürmisch küsste sie ihn. „Kein Mann wird mir zu nahe kommen“, versprach sie. „Und wenn“, flüsterte er düster. „Dann hat er ein echtes Problem.“ „Du bist so sexy, wenn du gefährlich bist!“ „Ach ja?“ Seine funkelnden Augen nahmen einen wilden Ausdruck an, der ihr den Atem raubte. „Ich werde dir zeigen, wie gefährlich ich bin!“ „Aryan, bitte!“ Mit lustvoll glühenden Augen wich sie vor ihm zurück. „Ich habe jetzt Feierabend. Mein Chef kommt jeden Moment in mein Büro.“ „Den jage ich zum Teufel!“ Yami riss die Augen auf. Das war doch nicht Aryan! Er klang eher wie Inuyasha. „Was? Du kennst ihn doch gar nicht… Oder?“ „Natürlich kenne ich ihn und ich weiß, dass er eine Schwäche für dich hat. Noch einer!“ „Das weiß ich, aber er ist harmlos.“ „Nein, ist er nicht. Er hat gewisse Pläne mit dir. Aus welchem Grund will er dich sonst auf eine Geschäftsreise nach Indien mitnehmen?“ „Damit ich ihm dolme- woher weißt du das?“ „Der Mistkerl wollte ein einziges Zimmer für euch beide buchen. Er kann von Glück reden, dass ich das verhindert habe.“ „Mistkerl? Aryan! Der Dämon muss dich wirklich aus der Fassung gebracht haben.“ Yami schüttelte der Kopf und Aryan seufzte: „Das hat er. Aber vor dir muss ich fühle ich mich frei genug, meine wahren Gefühle auch zu zeigen.“ „Entspann dich. Ich geh zum Chef, ich glaube, dir sollte er jetzt lieber nicht begegnen. Warte bitte auf mich.“ Yami atmete zitternd aus. Aryan so zu sehen… er hatte sich immer im Griff, konnte seine Gefühle verdecken, zeigte nie Schwäche. Aber seine Hilflosigkeit war etwas völlig Neues und es machte sie verdammt scharf! Der allmächtige Aryan hatte eine einzige Schwäche und das war sie. Yami hatte das Gefühl, vor Glück zu explodieren. Dies blieb niemandem verborgen. „Fujishima-san, ich mache jetzt Feierabend“, zwitscherte sie, als sie das Büro ihres jungen Chefs betrat. Er musterte sie eingehend. „Ich wollte gerade zu dir.“ „Ach, ich dachte mir, ich spare Ihnen den Weg. Bis morgen dann.“ „Yami-chan, warte.“ Er stand sofort hinter ihr und hielt die Tür fest. „Ich habe dir noch nicht zu deiner gelungenen Präsentation gratuliert. Das müssen wir feiern. Wir stoßen an auf Indien.“ Er legte die Hände an ihre Schultern. „Ein anderes Mal“, versuchte sie ihn abzuwehren. „Du strahlst so überglücklich. Was steckt dahinter?“ „Ein Mann“, lächelte sie ihn über die Schulter an. „Aha. Noch ein Verehrer. Ich habe dir mehr zu bieten, Mäuschen.“ Seine Hände fuhren hinab zu ihren Handgelenken und umklammerten diese schmerzhaft fest, drehten sie zu sich herum. Yami seufzte genervt. „Nennen Sie mich nicht so. Und so langsam sollten Sie es aufgegeben haben. Ich vermische berufliches nicht mit privatem.“ „Ich bin heute guter Dinge, alle haben schon Feierabend, inklusive deiner Schwestern. Wir sind also völlig allein.“ Er beugte sich nah an ihr sensibles Ohr. „Heute bist du mein. Und entkommen wirst du mir nicht!“ Und der Griff seiner Hände wurde noch fester, ließ sie nicht frei. Sie unterdrückte einen Schmerzensschrei. Jetzt tat es richtig weh. „Da haben Sie sich einen schlechten Tag ausgesucht“, grinste sie fies. „Mein Freund ist hier und er ist nicht gerade bester Laune.“ „Dein Freund? “ Fujishima schlang verächtlich lachend die Arme um ihren Oberkörper und drückte sie an sich. „Dann muss ich mich aber beeilen.“ Yami wand sich, doch sie konnte sich nicht befreien. „Aufhören! Sonst haben Sie wirklich ein Problem.“ Diese Situation war alles andere als erotisch. „Aryan!“ „Wer ist dein Freund, dass ich mich so vor ihm fürchten muss? Wen bringst du noch alles um den Verstand, kleines Miststück?“ Er packte ihr Gesicht, wollte die Lippen auf ihre senken. Und Angst ließ ihr Herz rasen. Doch plötzlich keuchte Fujishima entsetzt auf, er wurde leichenblass und ließ sie sofort los. Aryan stand in der Tür und sah ihn einfach nur an. Sein Gesicht war völlig ruhig, doch in seinen Augen loderte die Gefahr. „Das ist mein Freund“, lächelte Yami und rieb sich die schmerzenden Handgelenke. „Vorstellen brauche ich ihn wohl nicht.“ „Aryan Suraj“, stellte Aryan sich unnötigerweise vor. In seinen Augen las man deutlich die Warnung. Fujishima starrte den General einfach nur voller Furcht an. „Wir wünschen einen schönen Abend.“ Aryan legte den Arm um Yamis Schulter und führte sie hinaus. Auf seinem Motorrad fuhren sie in seine Wohnung. Aryan blieb die ganze Zeit über stumm, während ihm Yami von dem Projekt in Indien erzähle, obwohl ihr bewusst war, dass er jedes Detail wissen musste. Doch sie spürte, wie aufgewühlt er war, was ihm bestimmt niemand ansehen würde. „Bist du sauer auf mich?“, fragte sie zögerlich, als er ihr aus ihrer Jacke half. „Natürlich nicht“, schenkte er ihr ein zartes Lächeln und verschwand in der Küche, um ihr was zu trinken zu holen. „Für einen Moment hatte ich plötzlich Angst bekommen“, rief sie vom Sofa aus. „Wie war das mit Bedrängnis und Erotik?“ „Das hat auch seine Grenzen“, schnaubte sie. „Das ist nur erotisch, wenn es mir dir geschieht. Wärst du nicht gekommen, hätte ich ihn mit einem Tritt ausgeschaltet.“ „Ich weiß“, gestand er. „Aber das hätte dich deinen Job gekostet. Außerdem konnte ich mich nicht länger beherrschen. Atoshi Fujishima hat sich heute schon einen schlimmen Fauxpas geleistet. Noch einer hätte ihm nicht gut getan.“ „Er hat wirklich nur ein Hotelzimmer gebucht?“ „Nein, jetzt sind es zwei und zwar auf den am weitesten auseinanderliegenden Etagen.“ Sie musste schmunzeln. Aryan war zu perfekt. „Du musst dir keine Sorgen machen, ich habe reichlich Erfahrung damit, aufdringliche Männer loszuwerden.“ „Ich weiß“, hörte sie sein Seufzen. „und das stört mich. Deine spezielle, abweisenden Art wirkt wie ein Magnet.“ „Dir gegenüber war ich nie abweisend.“ „Ich bin auch anders. Ich bin der Richtige.“ Wärme breitete sich flatternd in ihrem Bauch aus. „Jedenfalls wird mir Fujishima nie wieder zu nahe treten“, lachte sie erleichtert und griff nach dem Getränk, das er ihr hinhielt. „Das glaube ich auch“, schmunzelte Aryan und erstarrte plötzlich. Sie versuchte noch, ihre Hände wegzuziehen, doch er war natürlich schneller. Sorgsam inspizierte er ihre Haut, die gerade anfing, sich blau zu verfärben und seine Augen wurden mörderisch. Yami gefror das Blut in den Adern. „Das ist nichts“, begann sie kleinlaut. Sie wunderte sich, dass sie auch nur einen Ton herausbrachte. „Nichts?“, unterbrach er barsch. „Er hat dir weh getan! Blaue Flecken entstehen nicht einfach so aus den Nichts.“ Ruckartig stand er auf und lief zur Tür. „Ich bringe ihn um!“ Erschrocken schrie sie auf. „Aryan!“ Doch als sie aufstand, hielt die Angst sie zurück und sie setzte sich abrupt. „Was ist los?“ Sie mied seinen Blick. „Yami, schau mich an“, bat er zärtlich. Sie wagte es und blickte in das vertraute, liebevolle und äußerst besorgte Gesicht. „Schau nie wieder so. Ich habe wahnsinnige Angst bekommen.“ Aryan erschrak. „So schlimm?“ Sie nickte. „Vergiss, was ich je sagte. Ich möchte dich nicht wütend erleben. Der nette Aryan ist mir doch am liebsten.“ Ganz entgegen ihrer Erwartungen, begann er zu lachen. „Entschuldige. Ich habe nur keine Übung darin, mit Wut umzugehen. Du bist die erste, die solch starke Gefühle wie Eifersucht und Zorn in mir weckt. Vor mir wirst du dich nie fürchten müssen, niemals.“ Nebenbei, als wäre dies keine große Anstrengung, ließ er die Flecken auf ihrer Haut verschwinden. „Geht es dir gut?“ „Ich bin nur müde“, winkte sie ab. „Ich hab den ganzen Tag nichts gegessen, weil mir übel war.“ „Vielleicht bist du schwanger?“ „Was?!“ Aryan lachte. „Warum so geschockt?“ „Warum so gelassen?“ „Irgendwann wünsche ich mir Kinder mit dir.“ „Ja, nachdem ich dich einige Jahre ganz für mich hatte“, betonte sie. „Ich bin nicht schwanger. Nicht ohne verheiratet zu sein. Da bin ich altmodisch.“ „In einer alten Kirche vor den Augen Gottes?“, riet er und begann mit seine geschickten Fingern, ihren steifen Nacken zu massieren. Oh, war das eine Wohltat! Sie schloss die Augen, ihr Mund öffnete sich zu einem lautlosen, wohligen Seufzer. Aryan wusste ganz genau, wo er anfassen musste und wie. Schon lange hatte sie keiner mehr massiert. Sie hatte ganz vergessen, wie traumhaft das war. „Du würdest mich christlich heiraten?“ Ihre Stimme war ein einziger wohliger Hauch. „Es bedeutet dir viel. Und ich finde den Gedanken schön, die Liebe von dem Himmel heilig werden zu lassen.“ „Das ist der Sinn vom Heiraten. Yoko hat uns das bis ins Mark eingetrichtert… Oh, Aryan, genau da!“ „So seidenweiche Haut“, murmelte er, direkt hinter ihrem Ohr. Sie zuckte leicht zusammen. „Und du hast magische Hände“, stöhnte sie ganz leise. „Wie kannst du so zärtlich sein, wenn du so vor Kraft strotzt?“ „Alles eine Frage der Beherrschung. Aber in letzter Zeit mangelt es mir davon.“ „Weil du eifersüchtig bist? Glaub mir, dein Maß ist noch in Ordnung, du kennst dieses Gefühl nur nicht. Oh, fester!“ „Das liegt daran, dass nie etwas mir ganz allein gehört hat“, er küsste ihren Nacken. „Ich gehöre nur dir.“ „Mhm, nur mir allein.“ Brennend liebkosten seine Lippen ihren Hals. „Hey! A-Aryan…“ „Du bist diejenige die unter meinen Berührungen stöhnt…“ „W-weil du den unschuldigen Bereich verlässt.“ „Du wirst sehen, wie sehr ich ihn ausreizen kann“, lächelte er. „Das glaube ich dir. Aber massier bitte weiter, bitte. Du kannst das so gut!“ „Aha.“ Sein Blick wurde dunkel. „Gut zu wissen.“ Ehe sie etwas sagen konnte, stahl er ihr einen Kuss, so glühend, dass jede Gegenwehr sofort zunichte war. Und an seinen Lippen schmolz sie dahin. „Hat dich dein Chef schon einmal angefasst?“, fragte er, ohne sich von ihren Lippen zu lösen. „Mich wundert, dass du das nicht weißt.“ „Ich bin nicht allwissend, auch wenn du mich gerne so siehst.“ „Er berührte mich nur an unschuldigen Stellen.“ „Unschuldig? So wie hier?“ Er biss zärtlich in ihre Schulter, entlockte ihr ein Stöhnen. „Oder hier?“ Seine Lippen an ihrem Hals ließen sie vor Hitze fast vergehen. „Oder…“ „Niemand hat mich je berührt wie du es tust“, schwor sie atemlos. „Und das wird niemand, dafür hast du gesorgt. Mir tut der arme Kerl richtig leid.“ „Ich habe nichts getan und höflich war ich auch.“ Aryan sah sie unschuldig an. „Du siehst allein in der Kampfuniform respekteinflößend genug aus. Dem hast du den Schock seines Lebens verpasst. Weißt du, wie sexy du bist?“ „Aha.“ Er zog sie auf seinen Schoß. Unerträglich war die körperliche Ferne. „Genießt du manchmal diese Macht, die du besitzt?“ „Wie kommst du plötzlich darauf?“ „Gib zu, vorhin hast du deine Macht genossen. So unbesiegbar zu sein. Allein dein Anblick lässt den Gegner zittern.“ „Ich kann es nicht leiden, wenn dir jemand gegen deinen Willen zu nahe kommt“, erklärte er. „Und wenn es nicht gegen meinen Willen wäre?“ Er sah ihr tief in die Augen. Ihre Seelen schienen zu verschmelzen. „Dann kann ich nichts dagegen tun… Aber etwas kann ich machen.“ „Was denn?“, fragte sie in lustvoller Erwartung. Seine Hände fuhren unter ihr Kleid, ihren erhitzten Körper hinauf. Willenlos beugte sie sich ihm entgegen. „Ich kann dafür sorgen, dass du nur mich willst.“ „Ich will dich hier nicht haben!“, hörte man Zumas wütende Stimme durch das halbe Gebäude donnern. „Raus aus meinem Büro, du Plage!“ „So geschwächt kann er gar nicht sein“, murmelte Anjaani leise. Sie zögerte keinen Moment anzuklopfen. „Was ist?!“ Selbstsicher, doch mit noch leicht wackeligen Knien schritt sie herein. „Haben wir nicht etwas zu besprechen?“ „Natürlich“, winkte Zuma unwirsch ab. „Die Nervensäge hier treibt mich nur jedes Mal in den Wahnsinn.“ Anjaani lächelte überrascht, als sich Zumas Gast zu ihr umdrehte. „Ich mache meine Sache gut. Jedes Mal schmeißt er mich raus. Hallo, Aani-chan“, grüßte sie Yuichi Yamada schadenfroh grinsend. „Ich habe es doch gewusst, ihr seid verwandt. Hallo, Yuichi-kun.“ Zuma knurrte nur genervt. „Wir sind Cousins“, bestätigte Yuichi. „Das gute Aussehen hat er von mir.“ „Du bist jünger als ich, du Idiot“, keifte Zuma und rieb sich erschöpft die Stirn. „Du hast sie gesehen, jetzt verschwinde.“ „Hast du Manieren, Aki-chan!“ „Wenn du dann verschwindest! Aurora, darf ich vorstellen…“ „Ich bin seine tägliche Migräne!“ „Du bist wegen mir hier, Yuichi-kun?“ Anjaani führte ihn in ihr neues Büro, gefolgt von einem sehr düsteren Zuma. Sie setzte sich langsam an ihren neuen Schreibtisch, Yuichi setzte sich zu ihr an die Tischkante. Zumas erbostes: „Runter da!“ überhörte er munter. „Ich wollte dich besuchen. Ich hatte gehofft, dich besser kennen lernen zu können. Du bist Yukis beste Freundin.“ Anjaanis herzerwärmendes Lächeln ließ ihn verstummen. „Ich verstehe. Das ist wirklich süß von dir, Yuichi.“ Seine meerblauen Augen begannen voller Freude zu leuchten. „Hast du heute Zeit für mich?“ „Die ganze Nacht, wenn du willst. Aber mir geht es nicht so gut. Ich habe ein wenig Fieber.“ „Oh keine Sorge, ich werde dich im handumdrehen gesund pflegen. Meine Hühnerbrühe ist berühmt! Oh, bitte, bitte!“ „Gerne doch!“ „Moment“, mischte Zuma sich scharf ein. „Aurora, ist dir bewusst, was du da sagst?“ „Er will mich nur kennenlernen.“ „Und das glaubst du ihm? Wie naiv bist du?!“ Zuma wirkte fassungslos. Er hätte seinen Cousin gepackt und eigenhändig hinausgeworfen, wenn er die Kraft dazu gehabt hätte. Aber er schaffte es Aurora mit der Besprechung abzulenken. Yuichi jedoch wich ihr nicht mehr von der Seite. So musste er schlussendlich mit anhören, wie die beiden Pläne für den Abend schmiedeten. Er war machtlos, da Feierabend angebrochen war. Als Yuichi ihre Hand nahm, um sie mit zu nehmen, versuchte es Zuma noch ein letztes Mal. „Aurora, lass das, dem Kerl ist nicht zu trauen. Er ist gefährlich.“ „Also habe ich vor ihm mehr zu befürchten, als vor dir?“, fragte Anjaani erstaunt. „Momentan ja“, bestätigte Zuma und wandte sich dann an Yuichi, da nichts mehr half. „Lass deine Finger von ihr!“ „Du bist nur sauer, weil sie mich mehr mag.“ „Ich wiederhole mich nicht, Yamada!“ Yuichis triumphierendes Grinsen wurde kurz ernst: „Ich weiß sie zu schätzen, Cousin. Weißt du es auch?“ Zornbebend ließ er Zuma zurück, nahm Anjaani mit. Hätte Zuma die Kraft, wäre er jetzt aufgesprungen und hätte dieses Gör ordentlich eins hinter die Löffel gegeben. Wutschnaubend kehrte er in sein eigenes Büro zurück. Da klopfte es. „Verschwinde endlich du Plagegeist“, knurrte er zornig. Der Kerl raubte ihm jedes Mal den letzten Nerv. „Geh zum Teufel!“ „Ich war der Überzeugung, genau dort angekommen zu sein“, gluckste Yoko. „Deiner blendenden Laune nach zu urteilen war dein Cousin mal wieder hier. Allerdings hättest du mir sagen können, dass es sich dabei um Yuichi Yamada handelt.“ „Was geht es dich an?“ „Oh, mich geht es sehr viel an“, entgegnete sie mit diesem trügerisch fröhlichen Tonfall, der verriet, dass sie stinksauer war. „Er ist schließlich der Geliebte meiner Schwester.“ „Deine jüngere oder deine ältere Schwester?“ „Oh, du weißt, dass ich der mittlere Drilling bin?“, überhörte sie seine Frage, die nur ein kläglicher Versuch war, ihre Laune zu heben. „Aanis Büro ist schön geworden. Wann beginnt der Bau für die Tanzbühne? Die übrigens für eine kranke Tänzerin errichtet wird. Warum hast du sie verschleppt, du herzloser Mistkerl?!“ Er wunderte sich nicht mal, woher sie das schon wusste, hatte er doch endlich den Grund für ihre schlechte Laune herausgefunden. Doch er liebte es, wenn die zickig war. In einem kurzen Moment der Unachtsamkeit, bekam er sie zu fassen und zog sie gegen ihren Willen auf seinen Schoß. Yoko sträubte sich. „Lass mich los!“ „Du bist also hergekommen, um mich zu bestrafen“, neckte er sie und hielt ihrer Gegenwehr stand. So geschwächt war er nicht, dass sie sich gegen ihn wehren konnte. Der nun offensichtlich wütende Ausdruck ihrer glühenden Augen weckte die Lust in ihm. Zornig war sie außerordentlich wild und leidenschaftlich. Eine kleine Raubkatze. „Untersteh dich“, zischte sie und versuchte sich aus seinem Klammergriff zu befreien. Damit machte sie ihn nur noch heißer. Erbarmungslos nahm er ihre Lippen in seine Gewalt. Sein verzehrender Kuss wollte sie bezwingen, doch sie wehrte sich. Aber er war stärker. Und Zuma wusste, wie scharf es sie machte, wenn er sie gegen ihren Willen verführte, wenn sie ihm unterlegen war, ihm hilflos ausgeliefert. „Zuma, lass das“, stöhnte sie an seinem Mund. „Nenn mir einen vernünftigen Grund.“ Seine grauen Augen leuchteten silbern vor Verlangen. „Ich habe meine Periode.“ Doch er lachte nur. „Das schreckt nur einen Waschlappen ab. In dieser Zeit bist zu noch sensibler und empfindsamer.“ Zum Beweis biss er zärtlich in ihren schlanken Hals und entlockte ihr ein Keuchen. Unwillkürlich vergruben sich ihre Finger in seinem Haar, Gänsehaut lief ihre Arme hinab. „Bitte“, flehte sie mit unwiderstehlich rot angehauchten Wangen. „Ich fühle mich unwohl.“ „Was willst du dann bei mir?“ Yoko verbarg die Kränkung. „Ich genieße deine Anwesenheit.“ Sie sah ihn so zuckersüß an, dass er genervt aufseufzte. Er kannte sie nur zu gut. „Hast du Hunger?“ Statt einer Antwort sprang sie auf und zog ihn hinter sich her zu seinem Auto. „Ich habe neulich ein ganz entzückendes deutsches Restaurant entdeckt. Danke, dass du mich einlädst!“ Zuma hob resignierend die Augen zum Himmel und ergab sich seinem Schicksal. Und doch musste er in einem winzigen, staubigen Eckchen seines Herzens zugeben, dass so ein Abendessen nur mit ihr Spaß machte. Mit keiner Frau lohnte es sich, Zeit zu verbringen, wenn sie am Ende nicht in seinem Bett landete. Unauffällig beobachtete er sie während dem Essen. Sie war anders, sie war etwas Besonderes. Sie war eine Ausnahme, sie allein. Mit ihr verbrachte er Abende und auch Tage, einfach mit Reden oder Zusammensein. Gut, die meiste Zeit ging es nicht gerade keusch zu, aber er genoss es, auch ganz alltägliche Dinge mit ihr zu unternehmen, wie ein einfaches Abendessen. Er wusste ganz genau wie der Abend enden würde. Sie würde die Nacht bei ihm verbringen, sittsam, keusch, an ihn geschmiegt schlafend bis zum nächsten Morgen. Er würde sie nicht nehmen, wenn sie sich unwohl fühlte. Das respektierte er, aber nur bei ihr. Innerlich seufzte er. Und nur bei ihr akzeptierte er eine sittsame und keusche Nacht. „Du verheimlichst mir etwas“, sagte sie plötzlich, ihr Gesichtsausdruck war dabei aber weder vorwurfsvoll noch misstrauisch. Da Zuma es hasste, um den heißen Brei herumzureden, reichte er ihr das kleine Schmuckkästchen. Sie reagierte anders als erwartet. Irritiert nahm sie das Präsent entgegen und die Runzeln ihrer Stirn wurden noch tiefer, als sie den kleinen blutroten Kristalltropfen begutachtete, der an einer zierlichen Goldkette baumelte. „Was hast du angestellt?“, verlangte sie plötzlich steif zu wissen. „Was?!“ Zuma blieb der Mund offen stehen. Eine Reaktion, die man ihm nicht oft entlocken konnte. „Dies ist kein Liebesbeweis oder sonst ein Ausdruck deiner Gefühle. Demnach schließe ich daraus, dass du hiermit dein schlechtes Gewissen tilgen willst. Und somit wiederhole ich: Was hast du angestellt?“ Ihre brennenden Augen waren eisig und schienen direkt in seine Seele zu blicken. „Undankbares Weib!“, zischte er sie an. „Kann man dir keine Freude machen?“ „Muss ich bezahlt werden, wie eine Hure?“, erwiderte sie und nahm ihm kurz den Wind aus den Segeln. „Du warst mein erster, Zuma“, sagte sie mit Bitterkeit in der Stimme. „Manchmal wünsche ich mir, du wärst auch der einzige gewesen. Ich bin kein Engel, reinwaschen kann ich mich nicht mehr. Aber würdest du um einen Engel kämpfen, wenn du tausend Schlampen haben kannst?“ Sie sah ihn intensiv an, schien ihn zu bannen. Ihr Sinneswandel verwirrte ihn komplett. „Sprich, was bedeute ich dir? Wenn es nichts ist, sag es mir sofort.“ „Du kannst kein Geschenk annehmen“, knurrte er. „Undankbares Miststück!“ „Das beantwortet meine Frage nicht. Aber du scheinst selber nicht zu wissen, wie du für mich empfindest.“ Sie stand auf. „Ich bin keine Hure, die bezahlt werden will. Ich genieße meine Zeit mit dir, sie ist mein Lohn. Wenn du glaubst, mich jederzeit ersetzen zu können- bitte! Aber du weißt, eine bessere als mich findest du nirgends. Ich melde mich wieder, wenn ich mich beruhigt habe.“ Ohne weitere Worte verließ sie das Restaurant. Zuma rieb sich erschöpft die Stirn. Was war das jetzt gewesen?! Das war mal wieder ein Drama erster Klasse. Diese Frau war Gift für seine Nerven. Und das schlimmste war, gestand er sich ein, dass sie ihn voll und ganz durchschaut hatte. Hatte sie das? Nein! Sie war nichts Besonderes, sie bedeutete ihm nichts, rein gar nichts! Jede andere tat es auch! Das würde er sich hier und jetzt beweisen! So sprach er die erste Frau an, die ihm über den Weg lief. Kagome Hirashi war völlig überwältigt von dem gutaussehenden Mann, der sie so charmant auf der Straße ansprach. Er war genau nach ihrem Geschmack und vom ersten Moment an war sie Wachs in seinen Händen. Es sah ihr nicht ähnlich, gleich in der ersten Nacht mit einem Mann zu schlafen, doch dieser hier war unwiderstehlich und zu ihrem Vergnügen ein Meister im Bett. Und sie verliebte sich in ihn. Zuma hingegen wusste nicht, wen er da aufs Hotelzimmer schleppte, diese Frau war nur ein weiterer Zeitvertreib. Sie ließ ihn für diese Nacht Yuichi und Aurora vergessen und ganz besonders ließ sie ihn Yoko vergessen. Er hatte keine Ahnung, dass er sich Yokos ältere Schwester geangelt hatte. „Fühlt ihr euch nicht komisch, ohne Anjaani hier zu hocken?“, fragte Inuyasha Yuki und Yami. „Das würde dir nicht auffallen, wenn du brav auf deiner Mission wärst“, lächelte Yuki.“ „Etwas ist dazwischen gekommen, Aryan kümmert sich drum.“ „Und genau deswegen hocke ich hier“, zischte Yami. „Damit ich alleine nicht versauern muss, solange mein Freund die Welt rettet, da du nicht zu gebrauchen bist.“ „Das ist nicht meine Schuld, motz mich nicht so an!“ „Wärst du nicht, wären wir nicht in etwas richtig Geilem unterbrochen worden.“ „Was war denn?“, begeisterte sich Yuki. Inuyasha starrte sie finster an. Aber er war sich sicher, Aryan würde es wissen, wenn er auch nur einen Finger gegen Yami erhob und dann hätte er ein Problem. Der General hatte heute keine gute Laune gehabt, was so oft vorkam wie ein nicht-nervender Drilling. Inuyasha wollte sich nun wirklich nicht mit ihm anlegen. Lieber ertrug er Yami. „Und wo ist der dritte Nervenzwerg?“ „Sie macht Zuma die Hölle heiß, weil er Aani zur Arbeit gezwungen hat. Warum holst du sie nicht ab?“ „Warum sollte ich?“, knurrte er stur. „Sie ist groß genug.“ „Du bist nicht blind, Inuyasha“, tadelte Yuki ungeduldig. „Jemand so schönes wie Aani ist alleine niemals sicher. Du weißt gar nicht wie es war, bevor sie von dir beschützt wurde.“ Inuyasha hob irritiert die Brauen. Daran hatte er nicht gedacht. „Menschliche Männer waren keine Gefahr, die sind Wachs in ihren Händen. Wenn Aani sie bitten würde, vor den Bus zu springen, sie würden es ohne Zögern tun. Aber dämonische Männer, die sind gefährlich. Ihre Schönheit wirkt wie ein Fluch, macht sie besessen. Sie wollen sie besitzen um jeden Preis. Was meinst du, warum sie sich so gut mit dem Dämonensondereinsatz auskennt? Sie ist Stammkunde. Allein das Wissen, dass du in der Nähe bist, schützt sie.“ „Also, warum sorgt ihr euch dann?“, brummte er, barg seine plötzlich aufkeimende Sorge. „Weil sie noch nicht daheim ist“, brüllten sie unvermittelt, „und heute schon mal von einem Dämon bedroht wurde!“ „Ist ja gut! Zügelt eure nervtötenden Stimmen! Sonst…“ „Sonst?“ Aryan stand unbemerkt in der Tür, der Blick zwar amüsiert, doch eine Spur zu düster. Er zog Yami an sich. „Bah, das habe ich nur so gesagt, weil die mich nerven. Komm mal wieder runter.“ Aryan grinste nur frech. „Keine Angst, Inuyasha. Ich tue dir nichts.“ Inuyasha explodierte. „Ich gebe dir gleich-“ „Wo ist Aurora?“, bemerkte Aryan und brachte Inuyasha zu Verstummen. Vorwurfsvoll sahen ihn die Drillinge an. „Ich bin nicht ihr Kindermädchen“, maulte Inuyasha. „Außerdem dachte ich, sie sei bei dir.“ Aryan schüttelte langsam den Kopf. „Das lässt sich einfach herausfinden“, plapperte Yami fröhlich. „Yoko-Neko ist zu Zuma gegangen, bevor Aani Feierabend hatte.“ Sie zückte ihr Handy und rief die etwas miesepetrige Yoko an. „Und wo könnte Aani jetzt sein?“ Yami wurde bleich und alle Blicke wandten sich gleichzeitig Yuki zu. Aryan und Inuyasha hatten im Gegensatz zu ihr ein übermenschliches Gehör. „Oh-oh“, murmelte Yami. „Was ist los? Warum seht ihr mich so an?“ Aryan lächelte Yuki beruhigend an. „Aurora ist bei Yuichi.“ Es dauerte eine Weile, bis sich Mimik ihrem Empfinden anpasste. „Oh-oh“, widerholte sie düster. „Der Kerl hat ein Problem.“ Anjaani kraulte zärtlich Yuichis Wuschelkopf, der behaglich an ihrer Schulter ruhte. So viel war in der kurzen Zeit, in der sie hier war, passiert. Hier bei ihrem kleinen Bruder. Sie lächelte selig. Yuichi war der kleine Bruder, der ihrer Familie noch gefehlt hatte. Und sie war seine große Schwester, die er vor Jahren verloren hatte und seitdem auch seine ganze Familie. Yuichi, der kleine Weise, dem seine große Schwester alles bedeutet hatte. Rührend hatte er sich um sie gekümmert, sie bekocht und mit Witzen aufgeheitert. Er war sehr einfühlsam, direkt und sprach aus, was er gerade dachte. Er hatte ihr sein Herz ausgeschüttet und sie ihm seines. So hatten sie die Zeit vergessen. Nun döste er zufrieden neben ihr, wie ein kleiner Junge, der Zuflucht und Wärme suchte. „War Inuyashas Reaktion falsch?“, hatte er gefragt. „Wenn du an seiner Stelle wärst, wie wärst du mit deinen Gefühlen umgegangen?“ Das hatte Anjaani nachdenklich gestimmt. Wenn sie kein Gedächtnis hätte, aber nur Bruchstücke eines vermeintlichen Geliebten, oder gar Ehemannes in ihrer Erinnerung auftauchen würden… Könnte sie guten Gewissens mit Inuyasha zusammen sein? Yuichi hatte nur das gesagt und es hatte ihr die Augen geöffnet. Sie hätte an Inuyashas Stelle nicht anders reagiert. „Chi-chan“, hauchte sie. „Es ist spät.“ „Nimm meinen Wagen“, nuschelte er. „Die Schlüssel sind in meiner Jackentasche.“ „Ich habe keinen Führerschein“, kicherte sie, fuhr vor Schreck aber zusammen, als es klingelte. Mit großen Augen sah sie Aryan an. „Auf deinen großen Bruder ist immer verlass“, lächelte er ihr zu. Yuichi hastete erschrocken zur Tür. „Ich habe nichts gemacht! Ich schwöre, ich habe nichts getan!“ „Erzähl das nicht mir.“ Aryan trat zur Seite und gab den Blick auf Yuki preis, auf die stinksauere Yuki, die ihn mit verschränkten Armen anstarrte. Unter ihrem kalten Blick gefror er zur Eissäule. „Ich glaube wir gehen lieber.“ Anjaani flüsterte Yuki etwas ins Ohr, in einer Yuichi unbekannten Sprache, das den Drilling etwas milder zu stimmen schien. Dann verabschiedeten sich die zwei Inder und ließen die beiden allein. „Soll ich dir ein Taxi rufen, bevor du mich umbringst?“, fragte er mit kläglicher Stimme. „Nein, ich bleibe.“ „Na toll“, seufzte er. „Stundenlange Folter. Ich habe sie nur treffen wollen, um mehr über dich zu erfahren.“ „Ich weiß. Das hat sie mir gesagt.“ „Wann?“ „Vorhin.“ „Du hast das Gequake verstanden?!“ Jetzt konnte Yuki ein Lächeln nicht mehr verhindern. „Ja, ich quake fließend.“ „Was hat Onee-chan dir noch gesagt?“ Yuki hob überrascht die Brauen. Onee-chan… die große Schwester. Dann wurde ihr Blick weicher, wärmer und sogar -Yuichi schluckte- verlangender. „Dass ich mich gut um dich kümmern soll.“ Sie legte die Fingerspitzen sanft an seine Brust und schob ihn in die Wohnung zurück. „Und genau das werde ich jetzt auch tun.“ „Wo bist du gewesen?“, empfing sie Inuyashas Grollen, bevor sie überhaupt in die Wohnung trat. Wortlos ging sie an ihm vorbei in ihr Zimmer, gefolgt von Yami. Sie hatte ihn keines Blickes gewürdigt. Als wäre er überhaupt nicht anwesend. Inuyasha starrte ihr fassungslos hinterher. „Was fällt der ein?!“ „Deine Handlung war unangebracht“, korrigierte ihn Aryan. „Wer hat dich gefragt?!“ „Lernst du denn nie aus deinen Fehlern? Ich hätte dir mehr Feingefühl zugetraut.“ Inuyasha errötete schlagartig. „Hey“, zischte er. „Du hast versprochen, zu schweigen!“ „Das tue ich auch. Aber du solltest taktvoller sein.“ „Das sagt sich so leicht! Wie soll ich das denn machen?“ „ Warum kannst du Auroras Mimik, ihre Gestik, ihren Tonfall und ihre Körpersprache nicht genauso deuten, wie du die eines Gegners im Kampf deutest?“ „Weil ich vermutlich nur im Kämpfen gut bin“, gab Inuyasha zähneknirschend zu. „Das ist keine Entschuldigung. Rede jetzt mit Aurora.“ „Dann schaff mir die Nervensäge vom Hals.“ „Wird gemacht, Sensei.“ Inuyasha knurrte leise. Mittlerweile bereute er es, dass er Aryan geholfen hatte. Aryan, so weltoffen, kannte sich in der körperlichen Liebe nicht aus, also hatte ihm Inuyasha, auf sein Bitten, einige Tipps gegeben. Aryan hatte befürchtet, den Anforderungen der Nervensäge nicht gerecht zu werden. Dafür musste dieser versprechen, niemanden ein Sterbenswörtchen von Inuyashas „Verführungskünsten“ zu verraten. Das wäre ein gefundenes Fressen für die Drillinge. Und er wagte es sich nicht auszumalen, wie Anjaani reagieren würde. Er wusste ganz genau, was sie dann von ihm halten würde. Er betrat ihr Zimmer, vergaß wie immer anzuklopfen. Gerade hatte sie ihr Nachthemd angezogen, bevor er irgendetwas Verbotenes erspicken konnte. „Wann akzeptierst du mal meine Privatsphäre“, seufzte sie. Inuyasha riss überrascht die Augen auf. Kein Geschrei und Gezeter? Was war los? „Geht es dir gut?“ Dummerweise klang seine besorgte Frage grober als gewollt. „Ich bin erschöpft“, knurrte sie zurück, als sie sich ins Bett legte, aber nicht das Licht ausschaltete, da sie sich vor seinen Augen fürchtete. „Der Tag war anstrengend. Und Yuichi hat mich regelrecht ausgelaugt. Meine Güte, der Arme ist richtig bedürftig!“ Inuyasha erstarrte. „Du hast doch nicht etwa mit ihm…?“ Er war entsetzt. „Natürlich“, sagte Anjaani arglos. „Wieso der Kerl deiner Freundin?!“ „Weil ich für jeden liebeshungrigen Kerl zu haben bin. Wenn man mich bittet, gebe ich mich gerne hin. Schlampe ist mein zweiter Vorname. Ach, Inuyasha, du kennst mich zu wenig.“ Dann brüllte sie los. „SAG MAL, WAS DENKST DU EIGENTLICH VON MIR???!!! WILLST DU MICH BELEIDIGEN?! BIN ICH SO EHRLOS IN DEINEN AUGEN?!“ Ihre Augen brannten golden, der Raum vibrierte von ihrer Energie. Inuyasha schluckte nervös. „Willst du mich nur ärgern, oder wirklich verletzen? Du musst mir nicht auch noch sagen, was ich bin!“ Mit einem aufblitzen ihrer Augen wurde er aus dem Raum gedrängt und die Tür schlug vor seiner- Nase zu. „Was hast du angerichtet?“, verlangte Aryans Stimme hinter ihm zu wissen. „Ich habe nichts-“, begann der Hanyou eingeschüchtert. Aryans Gesicht war düster. „Hast du eine Ahnung, wie viel Kraft ihre Energie gerade hatte? Hätte sie sie auf dich losgelassen, hättest du das nicht überlebt.“ Inuyasha schluckte. „Es ist besser, du schwingst deinen rücksichtslosen Arsch hier raus, bis sie sich beruhigt hat“, riet Yami wütend. „Du hast sie verletzt und quälst sie weiterhin. Ich glaub, du hast nen Schaden, du egoistischer Mistkerl! Aryan, halt ihn fest und ich reiß ihm die Eier ab!“ „Später“, versprach der Inder und klopfte an Auroras Tür. „Was?!“, grollte es so zornig, das Aryan kurz zögerte. „Aurora, geht-“ „LASST MICH IN FRIEDEN!“ „Lass uns verschwinden“, bat Yami ängstlich. „Aani lässt ihre Wut sonst nie an anderen aus.“ „Inuyasha, deine Mission wartet nicht.“ Aryan war angespannt und ernst. „Hier ist es zu gefährlich und ich will nicht, dass sie explodiert.“ „Aber-“ „Verschwinde“, befahl er. Inuyasha gehorchte sofort. Das musste ernst sein, wenn Aryan so barsch war. Wie hatte er sie überhaupt so erzürnt? Sie war bei diesem Kerl gewesen, dem Freund der blauen Nervensäge. Er hatte sie ausgelaugt, hatte sie gesagt. Da hätte doch jeder gedacht… „Hätte er das?“, fragte ihn plötzlich eine fremde, männliche Stimme, die tief aus seinem Kopf zu kommen schien. Sie war so warm, weich, unendlich liebevoll, dass seine Alarmglocken garnicht schrillten. „Wer bist du?“, fragte er sich. „Auroras Schutzengel“, antwortete die Stimme schlicht. „Ihr was? Warum bist du dann nicht bei ihr?“ „Ich bin immer bei ihr. Aber du hast sie so erzürnt, dass nur ihr anderer Schutzengel sie beruhigen kann. Sie zweifelt gerade an ihren Gefühlen für dich, dabei kann ich ihr nicht beistehen.“ Inuyasha schluckte. „Hältst du sie wirklich für ein leichtes Mädchen?“, fragte die Stimme geradeheraus. „Natürlich nicht!“, widersprach er laut. „Niemand ist unschuldiger als sie!“ Plötzlich erhob sich eine gewaltige Flammenwand vor ihm, die in den Himmel zu lodern schien. Inuyasha blieb erschrocken stehen. Seine Hand fuhr zu seinem Schwertknauf. „Warum gibst du ihr dann dass Gefühl, eine ehrlose Frau zu sein?“ Die Frage kam aus den Flammen. „Zeige dich“, verlangte Inuyasha, musste die Augen abschirmen vor dem hellen Feuer. „Das tue ich gerade“, sprach Anjaanis Schutzengel. „Ich habe viele Gestalten, doch dies ist meine ursprüngliche.“ „Also bist du…“ Er konnte es nicht fassen. „…das Element Feuer. Machtvoller als alles, was du dir vorstellen kannst. Du siehst, Aurora ist nicht allein und ihr Schutz ist stark. Doch deine voreilige Zunge verletzt sie grundlos. Ich frage dich noch einmal: Warum bist du von ihrer Reinheit überzeugt, gibst ihr aber das Gefühl, ehrlos zu sein?“ Das Feuer verschwand, so unerwartet wie es gekommen war und hinterließ drückende Kälte und Dunkelheit. Inuyasha schreckte aus dem Schlaf auf. Fast wäre er von dem Ast gefallen. Was war denn das für ein bescheuerter Traum gewesen? „Ich bin kein Traum gewesen.“ Vor Schreck fiel er vom Ast. Hosted by Animexx e.V. 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