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Parfum d'Orange

Liebe schmeckt wie Sommerfrüchte
von

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Prolog

Jedes verdammte Mal, wenn er mir über den Weg lief, bekam ich einen Beinahe–Herzinfarkt größter Klasse. Und wenn mein Herz mal zur Abwechslung nicht Totenstill war, dann war ich mir sicher, meine Rippen müssten brechen, bei all der Kraft, mit der es von jetzt auf gleich gegen meinen Brustkorb schlug. Und dass es nicht gerade sehr produktiv war, dass ich mich daraufhin nur beschämt und puterrot zurück in mein Zimmer verzog, das musste ich ja nicht erwähnen, oder? So hatte selbst der größte Nachteil seinen Vorteil gefunden: Seit er hier war, hatte ich doch tatsächlich 5kg abgenommen, weil ich mich wortwörtlich 24/7 in meinem Zimmer verbarrikadiert hatte. Die ganzen Diäten hätte man sich sparen können.

Dieser „Er“ war im Übrigen mein Stiefbruder, der mir vor knapp 3 Wochen dreister Weise vor die Nase gesetzt wurde. Nichts ahnend hatte ich meinen Vater nach 4 Monatiger Abstinenz aus Amerika wieder empfangen, da wurde mir praktisch ein 16jähriger, hochpubertierender Junge in die Hände gedrückt. Fehlte noch ein Schild mit einem Kärtchen auf dem „Waldi ist entlaufen“ und einer Telefonnummer drauf, das Bündel, das hauptsächlich aus Haaren und schwarzer Schminke bestand, hätte einen prima Schoßhund abgegeben…

Wäre da nicht diese unglaubliche Sturköpfig– und Zickigkeit. Dazu durfte man noch erwähnen, dass sein Wortschatz gerade mal aus den Wörtern „Hallo“ und „Danke“ bestand, die er meist nur sehr selten und flüsternd über seine gepiercten Lippen brachte und ansonsten entweder schwieg oder wie ein tollwütiger Yorkshireterrier Hassparolen auf Englisch startete.
 

Ja, der arme Junge wurde wahrhaftig im Schlaf geknebelt, gefesselt und unter Drogen gestellt, so dass man ihn problem– und vor allem nahtlos hier ins wunderschöne Deutschland verschiffen konnte. So oder so ähnlich kam es mir nämlich manchmal vor, jedes Mal, wenn er wieder Türeklatschend in seinem Zimmer verschwand und man seine Sätze in seinem Heimatland vor lauter Pieptönen nicht mehr hätte verstehen können.
 

Ja, Nigel war schon eine Sache für sich, und zwar eine so extravagante, penetrante und nervtötende Sache, die ich in meinen schlimmsten Albträumen noch nicht mal mehr würde geschenkt haben wollen.

Und ja, ich gebe es zu… trotzdem hatte ich mich in ihn verliebt… ein klitzekleines bisschen jedenfalls.

…Womit meine plötzlichen Herzattacken in jungen Jahren wohl auch geklärt sein dürften.

Chapter One

„She left the house.“ Nigel stocherte angewidert in seinem Kartoffelbrei herum, was mich dazu anhielt, dem seltsamen Jungen bei seiner fragwürdigen Aktivität zu beobachten, ergo vernachlässigte auch Vaters anderer (und wenn man es genau nahm, dann auch einziger!) Sohn das schmackhaft zubereitete Mittagessen.

Frank, der sich doch einfach nur eine ernsthafte Antwort von seinem Problemziehsohn erhofft hatte, zog quälend langsam die Augenbrauen zusammen. Während sich auf seiner Stirn extrem undekorative Falten bildeten, sah ich das Unausweichliche schon auf uns zurollen. Jedenfalls auf Nigel.

Stattdessen grabschte mein Vater nur nach Nigels und meinem Teller, zischte ein gequetschtes „Entschuldigen Sie vielmals, dass es ihnen nicht gemundet hat.“ und trat seinen Pilgerweg in die Küche an. Ich fand es recht amüsant, dass mein Vater schon nicht mehr in der Lage war, seinen, vor lauter unterdrückter Wut ganz zitternden, Satz auch auf Englisch zu formulieren, so stocksauer war er anscheinend. Okay, wohl eher extrem genervt. Von allem und jedem, wenn ich das mal so sagen durfte.
 

Ein Vater, der nach 4 Monatiger Auslandsarbeit wieder Nachhause kehrte und Kartoffelbrei kochte, den mein neu erworbener Stiefbruder selbstverständlich nicht im Geringsten runterwürgen konnte, war einfach zuviel der Abwechslung, die ich mir Damals noch gewünscht hatte.

Und dass so ein Stiefbruder auch noch eine Stiefmutter mit sich zog, erleichterte meine Situation um keinen Gramm.
 

Als ich aufstand, tat es mir der Junge vor mir gleich. „What did he say?“, fragte er leicht verdutzt und starrte ein–, zweimal flüchtig in die Küche, in der es schepperte und klapperte.

Noch ehe ich mich wundern konnte, wieso er mir eine solch merkwürdige Frage stellte, ohne irgendwie zynisch zu werden, ohne dabei ignorierend oder gar aggressiv zu wirken, dass er das überhaupt tat, so sachlich etwas zu fragen, hatte sich mein loses Mundwerk bereits verselbstständigt.
 

„He told you to fuck off!“
 

Süß, dachte ich stillgrinsend in mir, während ich Herzklopfend die Türe ins Schloss knallen ließ, das Hündchen bekam ein artgerechtes Gewissen!
 

„Adam, holst du bitte Nigel? Ihr sollt die Spülmaschine machen!“ Mein Vater war schon wieder auf dem Sprung zwischen Tür und Angel, aber wohl trotzdem noch nicht zu gehetzt, als dass er mir nicht auch noch einen Haufen Hausarbeiten hätte aufhalsen können… Nein, wer übertrieb denn hier?
 

„Franz, du weißt genau, dass–“
 

„Erstens, Sohn, nenn mich ‚Papa‘! Zweitens, du kannst das auch selbstverständlich alleine machen, Hauptsache es ist nachher alles sauber und eingeräumt!“, flötete er so grausam fröhlich, dass mein Magen rebellierte. Und diesmal war er der Jenige, der die Türe knallte!
 

In meiner brenzligen Lage wusste ich nicht recht, ob ich mir lieber die Sache mit der Türe behalten und sie ihm bestenfalls vorhalten, wenn die nächste Chance sich mir bat, oder einfach nur wie ein trotziges Kind wütend aufstampfen sollte.
 

Verdammt, mein Leben war eine einzige Privathölle! Ja, so stellte ich mir die Hölle vor… neue Familienmitglieder, die mich sogar Zuhause dazu zwangen, mein grässlichstes Schulenglisch zu verwenden. Und Frank sah es auch nicht gerne, wenn ich mal wieder das Heimatland seiner Traumfrau verfluchte.

Mein Trotz siegte währenddessen, was sich wunderbar mit meiner darauf folgenden Aktivität verbinden ließ, ergo ging ich stampfend zu Nigels Zimmertüre. Und, als wäre es sein Kommando, meldete sich auch gleich wieder der penetrante Schwindel zu Wort, den mein Herz in einem nie da gewesenen Tempo durch meine Venen pumpte.
 

Was ritt mich noch mal, ihn freiwillig aufzusuchen, wenn sich noch nicht mal wer in Reichweite befand, der mich im Notfall vor seinen Wutanfällen und Kläffattacken retten konnte? Oder vor den mörderischen Schlägen meines Herzens… Ich musste völlig lala sein, da hätte ich ja lieber mal eben die Spülmaschine alleine machen können. Aber hey, ein 16Jähriger Junge war nun wirklich nicht in der Lage, Hausarbeiten alleine zu vollbringen, wenn es auch noch eine Möglichkeit gab, sie zu teilen.
 

So kam es also, dass ich zitternd und kurzerhand die Klinke runter drückte, und dabei leider völlig vergaß, anzuklopfen. Als mein werter Stiefbruder dann auch noch genau in dieser Sekunde sein Geschreie anmachte, wäre ich beinahe wieder rückwärts zur Türe hinausgefallen.

Überfahren sammelte ich mich wieder und linste so weit ins Zimmer hinein, dass ich den Schwarzhaarigen am Computer sitzend ausmachen konnte.
 

„Leave my room!“, fauchte er mir doch tatsächlich dreister Weise zu, ohne sich auch nur einmal die Mühe zu machen, sich auch nur etwas zu mir umzudrehen. Diese… Musik, die noch nicht mal ein wenig leiser gedreht wurde, tat ihr Übriges dazu. Und ich kochte… allerdings bestand diese Emotionssuppe aus Wut, sowieso auch aus extremen Herzschmerz. „Listen, guy! Let‘s wash the dishes!“
 

Irgendwie fühlte ich mich in meiner jetzigen Position überhaupt nicht überlegen, dabei war er doch der Jenige, der saß und ich stand, dabei natürlich, völlig überzeugt von mir selber, die Hände in die Hüften gestemmt. Nein, meine physisch total korrekte Haltung sprang sicherlich nicht auf meine mentale Verfassung über. Und das wiederum sah man wieder deutlich an meiner physische Haltung, die zusehends immer unkorrekter wurde.
 

„Piss off!“ Für einen amerikanischen Ausländer mit keinerlei Deutschen Kenntnissen hatte der Junge aber eine ganz schön große Klappe gepachtet. Er wurde mir nicht nur immer unsympathischer, sondern auch immer interessanter. Dass sich das widersprach, musste auf meine langsame Verblödung hinweisen, ganz sicher.
 

Ich ließ ihm gnädige 5 Überlegungssekunden, als er dann aber immer noch keine Anstalten machte, sich zu bewegen, beging ich Zimmerfriedensbruch. Wie verdutzt er schaute, als ich ihn von seinem durchgesessenen Schreibtischstuhl zerrte, hätte für die Ewigkeit festgehalten werden müssen! Zu schade, dass ich nicht in der Lage war, die jetzige Szenerie einzufrieren und obendrein auch noch meine Digitalkamera zu reparieren, die der Nachbarskater Frodo nach einem Ausflug durch unser Haus, gepflegt vom Tisch gefetzt hatte.
 

„Halt die Fresse, du Drecksack! Du nimmst dir ganz schön viel raus, weißt du das?“ Komischerweise war es einfach so übermäßig erfüllend, ihn hemmungslos auf Deutsch anschnauzen zu können. Das war immerhin die Rache für all die ungewollten Englischstunden!
 

„Shut the fuck up, Adam! Let me go, sucker!“ Wie sehr es mich amüsierte, wie er zappelte und mit Flüchen um sich schmiss, und dabei noch nicht mal verstand, was ich sagte, als ich ihn hart gegen die Wand neben seiner Zimmertüre drückte, so dass er mir so nah war, dass er mir gezwungenermaßen in die Augen schauen musste. Das sollte ja mal so richtig im Kreuz schmerzen, aber wer nicht hören wollte… Er würde doch sonst mein Leben lang meinen, auf mich herabsehen zu können. Ich musste ja klarstellen, wo er stand und wo ich stand. Alfamännchen eben, auch im 21 Jahrhundert.
 

„Nicht ‚Äddämm‘! Adam, verdammt noch mal, und jetzt geh in die Küche!“
 

Vielleicht hatte er gerade mal grob die kleine Ansprache mit meinem Namen verstanden, diese Zwangverenglischung kotzte mich nämlich schon jetzt an.

Und wie kleinlaut er wurde, wie er schaute, als ich ihn in Richtung Küche schubste. Eine einfache Genugtuung. Es war an der Zeit, dass er Deutsch verstehen lernte. Zwischen all den Fünfen und Sechsen sammelten sich bei ihm nur in Englisch Einsen an.

Und wie mein Herz wieder klopfte…

Chapter Two

„Krass!“
 

Heute war ein stinknormaler Dienstag. Ich lag mit Benny am See, hatte bis eben, die doch sehr selten gewordene, Sonne genossen. Nach der Schule war dieser Art von Ausflug zu einem wichtigen Bestandteil meines Tagesablaufs geworden. Sonst ging ich wohlmöglich noch unter der Woche vor 12 Uhr ins Bett, wenn ich hier nicht meine zwei, drei Stunden Schlaf bekam.

Und wie immer war es Benny, der mich dann trotzdem daran hinderte.
 

„Ich kenne kaum Patchwork–Familien! Und du hast mal wieder so viel Glück, dass du nun die Hälfte deiner ‚Familie‘ noch nicht mal richtig verstehen kannst!“ Das merkwürdige an Bennys Sätzen war immer wieder, dass das sachlich gesprochene sich normalerweise ironisch anhören sollte, stattdessen sprach Bewunderung aus seiner Kehle.
 

„Das ist nicht beneidenswert, Benny!“, brummte ich und schob mir genervt eine Haarsträhne aus dem Mundwinkel. Ich bereute es, meinen iPod nicht mitgenommen zu haben. Jedes Mal bereute ich es und nahm es mir für‘s nächste Mal vor.

Ach, unter meinen schlechten Eigenschaften war die Vergesslichkeit ganz groß geschrieben! Gleich nach der Faulheit und der Unpünktlichkeit.
 

„Ich hätte so gerne eine große Familie!“
 

Ich nahm seufzend meine Puck–Sonnebrille von der Nase, damit ich ungeniert in den Himmel spannen konnte. Nicht nur ich war abnormal, und nicht nur Nigel war es, auch meine Freunde behielten meinen Ruf aufrecht. Denn Benny hieß in Wirklichkeit ‚Bünjamin‘ und hatte mal so gar keine normale türkische Familie. Zwei Cousinen hier, einen Onkel, eine Tante dort, und Eltern. Größer war seine Familie nicht. Die Türkei kannte er nur aus Reiseführern und Filmen und auf einer Hochzeit hatte er auch noch Niemandem seine unglaublich wichtige Präsens schenken dürfen.

Ich war nur von Idioten umgeben. Mich mit eingeschlossen.
 

Benny wusste um meine sexuelle Orientierung. Und er hatte es als ‚passt‘ abgestempelt. Sollte in etwa so viel heißen wie ‚Passiert, kann man nicht‘s machen. Was läuft heute noch mal im Fernsehen?‘ Dass er keine Angst um seinen Hintern hatte, ließ mich stutzig werden. Denn noch nach diesen zwei Jahren, nachdem ich mich geoutet hatte, liefen jegliche Jungen in Scharen vor mir weg. Was mich aber nicht weiter störte, so bekam ich im Bus immer den besten Sitzplatz. Einer am Fenster direkt neben der Türe, und das beste war: Keiner setzte sich neben mich. Wundervoll, das war schon immer mein Traum gewesen.

Aber Benny war nicht schwul, er war nur etwas anders.
 

Gerade, als meine Gedanken verzückt zu einem gewissen Stiefbruder driften wollten, klingelte mein Handy. Grummelnd ging ich dran, denn wer wollte es schon freiwillig wagen, den Zorn meiner niedrigen Persönlichkeit auf sich zu ziehen?
 

„Adam?“
 

Oh, wie ich seine Aussprache hasste.
 

Mein Herz schlug seinen gewohnten Rhythmus weiter. 80 Schläge pro Minute war nicht mehr.
 

Dieser grässliche Name meiner Person war mir schon genug, aber für die Verenglischung könnte ich ihn gegen die Wand klatschen.

Fahrig richtete ich mich auf, um mich auf das kommende Gespräch zu konzentrieren.

Hinter mir quatschte Benny laufend dazwischen und wollte unbedingt wissen, ob es Bianca sei, die mich da anrief. Nur mal so nebenbei erwähnt: Dieses Mädchen war schlimmer als eine Motte, wenn ich bildlich ihr Licht darstellte. Die Demütigung der Flyer in der Schule hatten nicht ausgereicht, um sie zu überzeugen, dass ich schwul war.

Nein, sie brauchte noch vier Körbe, zwei Statements unter vier Augen und drei Realbeweise. Was passierte? Stalkerin–Bianca besorgte sich meine Handy–Nummer.
 

„Adam, you have to help me with my homeworks!“
 

Als Benny – eingefleischter Oberfan Biancas – immer noch keine Antwort erhielt, trommelte er ausgelassen auf meiner Schulter herum, schüttelte mich durch, so dass ich mich gezwungen fühlte, ihn auch weiterhin zu ignorieren. Nach einigen Sekunden entschloss er sich dann, beleidigt gen See zu schlendern.

Kein „Bitte“, und schon wieder dieses nervtötende ‚Äddämm‘. Er musste es schon extra machen, etwas anderes konnte ich mir nicht mehr vorstellen.
 

„What kind of homeworks, Nigel?“ Es war dem Leser zu überlassen, wie ich seinen Namen nun aussprach.
 

„Nig…? Okay… You know wich homeworks.“
 

Ich seufzte. Natürlich, wieso fragte ich. Noch nicht mal an meinem Lieblingsplatz wurde ich in Ruhe gelassen. Jetzt stellte dieser Typ nicht nur mein Leben auf dem Kopf, er zwang mich auch noch dazu, vor 12 ins Bett zu gehen!
 

„I‘ll be home at 4 pm.“ Rascheln am anderen Ende der Leitung, dann folgte ein dramatisches amerikanisches Seufzen.
 

„At 4 pm? Adam, I need your help now!“
 

„That‘s your problem, honey!“ Mein Daumen stürzte sich so hastig auf den Auflegeknopf, dass er gleich darauf noch die 2 und die 3 erwischte. Neonrot löschte ich die gewählten Zahlen und verstaute mein Handy wieder in meiner Hosentasche. Dann lehnte ich mich abermals zurück und kniff die Augen zusammen. Wenn ich ganz ehrlich war, dann wusste ich nicht mal, ob ich das wegen der stechend blendenden Sonne oder der Beschämtheit tat, die ich so versuchte, ganz weit weg zu schieben.

Dieses ‚Honey‘ war mir nur so rausgerutscht, ehrlich!
 

Mein Herz schlug seinen gewohnten Rhythmus weiter. Auf 80 Schläge kam es trotzdem nicht mehr.

„Es war Bianca, stimmt‘s?“, ließ sich Benny neben mich plumpsen.
 

Die ungebetenen Gäste hinderten mich keinesfalls daran, mich in meinem Zuhause Zuhause zu fühlen. Die dreckigen Converse landeten in der Ecke unter der Heizung, die Sommerjacke flog neben den Ständer, anstatt wie bei Mary Popins darauf, die Tasche fand nicht ihren ungewohnten Platz in meinem Zimmer, sondern versperrte gewohnheitsmäßig den Durchgang vom Flur zum Wohnzimmer.

Anhand meiner normalen Lautstärke merkte Frank sogar unter der Dusche, dass ich Heim war.
 

Und nein, es war nicht 16 Uhr, ich hatte mir mit Benny noch einen schönen Tag gemacht, ergo war es schon 19 Uhr.

Hüstel, Zeitschinden wäre auch eine sinnvolle Übersetzung gewesen. Aber alle Wege führten nun doch einmal in den Knast.
 

Ich stand vor dem Kühlschrank, packte gerade nach dem Orangensaft, da teilte mir mein netter Mitbewohner auf eine ganz arg nette Art und Weise mit, ich hätte heute noch den ersten Herzinfarkt offen stehen. Demnach zuckte ich nach seinem ersten Mucks so derartig zusammen, dass die offene Flasche auf den Fliesenboden fiel. Während er sich ins nicht vorhandene Bärtchen kicherte, schaltete Super–Ohren–Daddy das Wasser ab, nur um zu fragen, was ich jetzt wieder angestellt hätte.
 

Franz ignorierend, hob ich das Saftpaket auf, stampfte durch die Küche, schmiss es weg, nahm mir einen Lappen, stampfte zurück und wischte die Pampe, die ich eigentlich noch gerne hätte trinken wollen, weg.

Auf dem Stuhl am Tisch, wo Nigel schon die ganze Zeit saß, wiederholte er seinen Satz.
 

„Look at your watch, honey… Guess it‘s a ‘lil bit later than you said.“
 

„Sprich Deutsch, verdammt!“, klatschte ich ihm ins Gesicht – und widerstand dem Impuls ganz knapp, fast hätte ich ihm auch noch den Lappen entgegen geworfen. Stattdessen klaubte ich wortkarg alle Sachen beisammen und verschwand aus der Türe.
 

„If you‘re interested in learning german, tell me.“
 

Vielleicht war es ein bisschen gemein in Anbetracht der Sache, dass ich ihm doch versprochen hatte, ihm zu helfen. Aber er ging mir nicht nur auf den Sack, er ließ mich auch noch peinliche und merkwürdige Dinge tun, und das noch nicht mal absichtlich.

Es war nun 19 Uhr und meine Hausaufgaben standen auch noch aus. Egoist eben.
 

„Adam!“
 

Am nächsten Tag schleifte Franz mit müden und hängenden Tränensäcken in die Küche. Nigel hatte unverschämter Weise erst um 9 Uhr Schule, während ich schon um sieben Uhr auf meinem Küchenstuhl hockte und unappetitlich mein Marmeladenbrot zermalmte.
 

„Nigel wollte gestern noch eine Entschuldigung für seine nicht gemachten Hausaufgaben haben…“ Jedes Mal, wenn mein Vater seine Provokationen in nicht vollendete Sätze versteckte, zuckte ich mit den Schultern und fühlte mich nicht angesprochen. Denn was bitte wollte er mir jetzt damit sagen?
 

„Du verstehst mich schon richtig“, Ich schaute nicht auf, denn Franz hasste es, wenn man ihm am frühen Morgen in die Augen schaute. Er sah dann ja immer wie eine Drag–Queen aus, was ich bitte unkommentiert lassen wollte, „du hattest ihm gesagt, du würdest die Hausaufgaben mit ihm machen.“
 

„Er hat auch noch andere Familienmitglieder“, konterte ich kauend. Franz musste meine knifflige Situation endlich verstehen lernen, ich brauchte keinen neuen Bruder, gar kein Bruder war mir schon viel zu viel.
 

Mein Vater seufzte und begab sich wieder aus der Küche, das tat er jedes Mal, wenn es keine Notwendigkeit mehr gab, um sich morgens in der Nähe anderer Menschen aufzuhalten. Man könnte ihn ja eine Sekunde zu lange angucken. Wie hatte es meine Mutter damals nur mit ihm ausgehalten…
 

Die nächste wichtige Wendung in meinem Leben stand unmittelbar vor den Sommerferien an. Nigel konnte mittlerweile einzelne Sätze formulieren. Allerdings war ich noch nicht in den Genuss gekommen, einen solchen mal ohne irgendein Schimpfwort hören zu dürfen. War es nun auf englisch oder auf deutsch. Wer ihm das beigebracht hatte, war fraglich.

Ich kannte Niemanden aus der 9 Klasse. Nigel war lediglich abgestuft worden, weil es in einer deutschen Schule so oder so schon schwer genug für ihn gewesen wäre. Und man kann es mir nicht verdenken – ich war froh darüber.
 

„Du hast einen Moment?“
 

Mein Stiefbruder, der sich in zwei wundervollen Monaten schon herrlich eingebürgert hatte (haha), ließ sich auf den Esstischstuhl vor mir fallen. Eine Bemerkung über seine grässliche Grammatik und der schlechten Aussprache steckte ich mir sonst wohin. Ich nickte nur.
 

„Do you know that chick?“
 

Schwarzhaariges Monster klatschte ein Portraitfoto eines Mädchens auf den Tisch. Aus welchem Jahresbuch er das wieder geklaut hatte, wollte ich gar nicht wissen.

Das Mädchen lächelte freundlich und selbstbewusst in die Kamera, hatte blond–schwarze Haare, so wie ich das sah, auch eine türkis gefärbte Strähne im Pony.
 

Misstrauisch blickte ich vom Foto zu Nigel und wieder zurück. Sie würde super zu ihm passen. Ich konnte es selbstverständlich nicht verhindern, dass er sich verliebte… aber ein geübter Griff in den Nacken würde es bei dieser Tuse auch tun…
 

„Adam! I see this is not the case“, seufzte er und sammelte das Passfoto so zärtlich ein, als wäre es sein einzig gut gehüteter Schatz. Die Art, wie er noch ein paar Sekunden mit seinen Blicken an ihm klebte, als er es in seiner Hosentasche verstaute, schnürte mir den Hals zu. Vielleicht übertrieb ich aber auch wieder nur.
 

„I don‘t even know a thing ‘bout that girl… What‘s her name?“
 

Mein Stiefbruder zog eine Augenbraue hoch und – ehe ich es überhaupt bemerken konnte – wurden seine Züge und Tonlagen jeher zickig und zynisch. „My ass! She‘s in grade c! I thought you could know her.“
 

In meiner Parallelklasse also… Nein, ich war mir sicher, ich konnte mich kein Stückchen an dieses Mädchen erinnern. Und ich durfte mal weise anmerken, dass man ein solch hübsches Gesicht nicht einfach so vergisst. Ich unterdrückte den Drang, mich am Tisch festzukrallen. Wir waren hier nicht in irgendeinem Hollywood–Filmstreifen, auch wenn die Storyline einen Oskar verdient hätte. So unglaublich doof und vorhersehbar war sie.

Aber es machte die Sache nicht besser, dass ich seine zermarternden Blicke auf mir spürte und trotz all meiner Selbstsicherheit es einfach nicht schaffte, den Blick zu heben. „Why are you interested in that girl?“
 

Als er gerade Luft holen wollte, platzte seine Mutter in unser Gespräch, was ich eigentlich eh lieber hätte beendet haben wollen. Meine Frage war ein doofer Reflex gewesen, aber im Endeffekt hätte ich die Antwort gar nicht kriegen wollen.

Sagte ich es doch, Hollywood–Storyline.
 

„Seit wann redet ihr denn in normaler Lautstärke?“
 

Ich ging davon aus, sie war einfach von der abnormalen Stille beunruhigt worden. Wie nebenbei sammelte sie herumstehendes Geschirr ein, aber mir war klar, dass sie nur die Lage hatte checken wollen. Haha, es konnte ja sein, dass der böse Deutsche den armen Amerikaner erwürgte und dann durch die Gartentüre floh.
 

Da Franz‘ Flamme nicht nur gebrochenes Deutsch verstand und sprach, sondern ganze, sinnvolle Sätze bilden konnte, war es klar, dass sie so gut miteinander auskamen. Aber was ich nicht verstand, war, dass ihr Sohn sich anscheinend nicht im Geringsten darum bemühen wollte. Vielleicht konnte er sogar logischere Sätze als „Du hast einen Moment?“ über seine Lippen bringen, vielleicht stellte er sich aber auch absichtlich doofer an als er sowieso schon aussah.

Meine Damen und Herren, hier sprach die lebende Deprimiertheit aus meiner Seele.
 

„Mum, just speak englisch!“ Damit stützte er sich am Tisch auf und verschwand – wie konnte es anders sein – Türeknallend in sein Zimmer.
 

„Nimm‘s ihm nicht übel!“ Jeannette beugte sich über den Tisch zu mir herüber, wo sie seufzend verweilte und die Augen verdrehte. „Er war noch nie richtig extrovertiert und ihm liegt der Umzug schwer im Magen… Lass es ihn ein bisschen sacken lassen, vielleicht versteht ihr euch dann besser!“ Ich wollte etwas erwidern, die Chance beim Schopf packen und sie über Nigel ausfragen, wenigstens zwinkern wollte ich, stattdessen war ich so perplex über ihre grammatikalisch so richtig ausgedrückten Sätze, dass ich steif am Tisch sitzen blieb, als sie schon wieder in der Küche verschwunden war.
 

Zeit lassen also, sacken lassen, aha. Mir musste aber auch jeder immer wieder einen Korn Hoffnung unter schieben, wenn ich mich gerade mit meinem Hungertod angefreundet hatte.

Chapter Three

Ehrlich gesagt, fühlte ich mich ja schon ein bisschen wie ein elendiger Stalker. Obschon ich aber eigentlich auch nur dann und wann den ein oder anderen Blick auf Nigel warf.
 

Seit ein paar Tagen hatten sich die Schulpausen in quälende Höllenleiden für mich verwandelt. Benny merkte ja wie immer nicht, dass ich mich nur mit einem halben Ohr auf seine interessante Lebensgeschichte konzentrierte. „Nur weil Leon sagt, Bianca wolle was von Marc, interessiere ich mich nicht mehr für die. Ich meine, hallo? Guck dir mal die Clearasilfresse an!“ Nein, er bemerkte meine abwesenden Blicke wirklich nicht. Und nur die Tatsache, dass Benny wahrscheinlich der größte Frauenfresser Deutschlands war (jedenfalls in seinen Träumen), hielt mich jedes Mal von der Diagnose „schwul“ ab. Denn Tratschen und Lästern gehörte bei ihm eindeutig zu den Begabungen, die ganz arg ausgeprägt waren.
 

Während Benny also gestikulierte wie ein gewaschener Italiener und nicht wie ein waschechter Türke, beobachtete ich Nigel spitz dabei, wie er lachend einen Arm um dieses kleinbusige Etwas legte.

Ja… wie zu erwarten war, handelte es sich hierbei um schon mal erwähntes, wunderhübsches Monster. Also Wolf im Schafspelz oder so…
 

Im Endeffekt hatte er also auch völlig ohne meine Hilfe den Namen und die Identität seines Opfers herausgefunden… Die Idee mit dem Genickbruch hatte ich übrigens immer noch nicht verworfen, sie war geradezu verlockend, wie man es sich vorstellen konnte.
 

In mir brodelte eine leise Wut auf, die mit jeder Mimik von ihm und mit jedem Lächeln von ihr, zunehmend lauter wurde. In den ersten Momenten unserer Bekanntschaft war ich wirklich von unglaublichem Hass ihm gegenüber erfüllt gewesen. Danach hatte ich sein Verhalten lediglich kopiert, was mir wegen meinen neu erworbenen Gefühlen erstaunlich leicht gefallen war.

Und auch, wenn ich ihm jetzt immer noch nicht einen Zentimeter auf emotionaler Basis näher gekommen war, so war ich jetzt so ziemlich richtig wütend auf ihn. Ich hatte keinen Grund dazu, vielleicht war es auch nur bloße Eingeschnapptheit, wieso auch immer, aber ich war es.
 

Als es klingelte, lief Benny als erstes – leider immer noch redend – los, und so kam es, dass wir unweigerlich an meinem Stiefbrüderchen vorbei mussten. Er würdigte mich natürlich nicht eines verdammten Blickes, und so stolzierte ich selbstverständlich wie ein beleidigter 6Jähriger – und ganz Hans–Guck–In–Die–Luft like – an ihm vorbei.
 

„Dein Brüderchen hat sich gleich an Paulina rangeworfen, Respekt!“, flötete Benny geradewegs in meine Richtung, nachdem wir die bereits offene Klasse betreten hatten. Dass das erst die Zauberworte für mein mentales Erwachen waren, bekamen meine restlichen Klassenkameraden mit, nur Benny plapperte planlos weiter und registrierte höchstwahrscheinlich null.

Es lag ja eigentlich in meiner Natur, andere Leute aus ihren Monologen zu reißen und wahllos zu unterbrechen, wenn ich doch etwas viel interessanteres mitzuteilen hatte. Nur war Benny einfach ein Mensch, den man partout nicht unterbrechen konnte. Er merkte ja noch nicht mal, dass ihm einer kläglich dazwischen zu reden versuchte. Und so ließ ich ihn reden…
 

„Gerade so eine Schönheit! Aber dazu darf ich sagen, dass Nigel auch nicht gerade hässlich ist!“
 

Als er sich dann endlich auf seinen Platz fallen ließ, sah ich meine geringe Chance gekommen. „Du kennst die Tuse auch noch?“
 

Ich war mir sehr wohl im Klaren darüber, dass ich schrie als bräche das Eis, auf dem ich stand, jede Sekunde unmittelbar ein. Im günstigsten Fall jedenfalls.

Selbstverständlich dass es, seitdem wir den Raum betreten hatten, totenstill in der Klasse war. Nigel und ich – wir waren seit geraumer Zeit nämlich stolzes Gesprächsthema #1. Ob wir es nun wollten oder eben nicht – wir waren interessanter als es Bill Kaulitz‘ Haare je sein würden.
 

„Wer kennt Emo–Paulina denn nicht?“, fragte er süffisant und ernsthaft skeptisch, während es hinter uns anfing, zu tuscheln. Entschuldigung, aber… gehörte das zum Allgemeinwissen?
 

‚Emo‘ war sie also – die gute, alte, sehr moderne laufende Musikrichtung. Gut, ich musste zugeben, ich kannte mich in diesem Genre etwa so gut aus wie ein Skilangläufer in einem Heißluftballon. Klar, ich hatte viel drüber gehört, aber irgendwie nur schlechtes. Und meine Meinung war dazu, dass es ja nicht so schlecht sein konnte, wenn zig Leute dazu gehörten.

Nicht mein Bier also. Sollten sie doch alle ‚Emo‘ sein.
 

„Und ob du‘s jetzt akzeptieren willst oder nicht – dein kleines Brüderchen ist auch so einer!“
 

„So einer? Und überhaupt – hör auf, ihn ‚mein kleines Brüderchen‘ zu schimpfen!“ Verdammt, er verstand es wieder wundervoll, mich Treppen hoch und runter zu jagen. In etwa so gut, dass ich vor lauter Wüten total außer Atem war. In der Regel war er gut abzulenken, bei ihm konnte man gut und unauffällig das Thema wechseln – nur Ex–Thema #1 ‚Bianca‘ würde es nicht sein. Nein, er hatte anscheinend ein viel interessanteres Lästerobjekt gefunden.

Keinmal darf man raten, um welches es sich höchstwahrscheinlich handelte.
 

„Wenn du ihn magst, dann halt ihn von der fern, die hat nicht den besten Ruf…“
 

Zustimmendes Gemurmel aus jeglichen Ecken. Merkwürdig, wie still auf einmal alles sein konnte, wenn es die Welt interessierte. Da lag die Tatsache nahe, dass keiner mehr heute einen anständigen Beruf ergreifen wollte, wenn nur etwa ¼ der Klasse im Unterricht ihre Klappen halten konnten.
 

Ich traf am Pausenhoftor nach Schulschluss zufällig auf Nigel. Seine Haltung missfiel mir wie an allen anderen Tagen auch. Er lächelte still und heimlich in sich hinein, das erzählten mir seine Augen, auch von der Seite. Doch seine gebückte Haltung, die Hände in den Taschen, das schlurfen der Füße, der gesenkte Kopf – nein, das widersprach sich.
 

„What‘s wrong?“
 

„Nothing“, sagte er und als er mich anschaute, veränderte sich seine Haltung um mindestens 360°. Da war er wieder, der selbstbewusste, arrogante Kerl aus South Carolina. Irgendetwas stimmte wirklich nicht mit ihm. Als ich anfing, zu lächeln, nahm sein Körper sofort wieder die gewohnte Haltung an.
 

Aber ich beließ es dabei und wollte von ihm wissen, wie die Schule heute gelaufen war. Dabei völlig vergessend, dass ich es hasste, wenn mir irgendjemand diese Frage stellte. Denn – ganz ehrlich – wie sollte Schule schon laufen?
 

„Like every day. There wasn't anything, but boredom.“ Er kickte einen Stein vor sich her, bis er im Gebüsch verschwand, dann seufzte er laut auf. War etwa irgendwas mit dieser Emo–Tuse? Ich hoffte es nicht. Schon allein bei dem Gedanken lief es mir siedeheiß den Rücken runter. Nicht auszudenken, wen ich erschlagen würde, würde er irgendwann auch nur auf die Idee kommen, dieses Monster mit Nachhause zu bringen!

Ach nee, mein erstes ‚Opfer‘ wäre klar definiert.
 

„How's ya german?“
 

Darauf zuckte er nur ermüdend mit den Schultern und schmetterte mir ein Ohren–Wegätzendes „Es geht“ entgegen. Anscheinend ging es wirklich… eher schleppend.
 

Also teilten Nigel und ich uns den Nachhauseweg – allerdings weitgehend schweigend. Ihm ging es anscheinend weniger gut heute. Es war ein kleines Wunder, dass wir damit unsere erste Konversation beendeten, die nicht etwa in Gekreische, Zynismus oder Türeklatschen endete. Konnte man so etwas vielleicht ‚einen Fortschritt‘ nennen?

Ja, sicherlich rührte diese Ernsthaftigkeit, die er auf einmal an den Tag legte, von Madame Paulina her, was meine Laune wieder trog. Gut, froh über die Traurigkeit einer Person zu sein, das war weniger nett. Aber hey, im Krieg und in der Liebe war alles erlaubt – und stolz durfte ich behaupten, dass bei mir beiderlei Optionen zutrafen.
 

„Was ist denn mit dem los?“, kommentierte Franz die Szenerie passend aus der Küche, „Hat dem Jemand den Mund zugenäht? Ein Tag vergeht, an dem ausnahmsweise mal nicht Flüche die Wohnung schon vor euch betreten! Gott im Himmel…“, stöhnte er, und verschwand grinsend wieder vor dem Herd.

Dabei fragte ich mich zweifelnd, wie ich all die Jahre hatte überleben können. Denn wenn Franz das Essen nicht ankokelte, dann vergiftete er es mit sämtlichen Gewürzen, deren Namen ich noch nicht mal aussprechen konnte. Jeannette war ja leider arbeiten, ihr Essen konnte ich meistens ohne Angst essen.
 

„Sagst du ihm bitte, er solle gleich wieder runter kommen? Gleich gibt‘s Mittagessen!“ Brav nickte ich, nachdem ich meinen Vater noch ein paar Sekunden dabei beobachtet hatte, wie er ungeschickt mit Salz und Pfeffer hantierte. Fast hätte ich gefragt, ob er Hilfe bräuchte, doch dann siegte mein Überlebensinstinkt, der mir grauenvoll piepsend in die Ohren schrie, ich solle doch bitte auch nicht nur einen Schritt in die Gefahrenzone setzen.
 

Es schmeckte mir gar nicht, dass ich schon wieder den Auserwählten spielen durfte, der Monsieur Storeman aus den Tiefen seines dunklen, mit Gekreische erfüllten, Raumes reißen sollte. Doch anstelle von ohrenbetäubendem Lärm schallte leise, traurige Musik in meine Gehörgänge. Zögernd klopfte ich an, um ihn nicht gleich wieder zum Wüten zu bringen.
 

Gammelnd lag er mit dem Rücken auf seinem Bett und tippte mit einem Bein, das über ein Knie platziert war, zum Takt in der Luft herum. Sicherlich wusste er, dass ich seine vier Wände betreten hatte, aber wie immer ignorierte er mich nur.
 

„Nigel, let‘s have lunch!“
 

„No, thanks. I don‘t feel hungry.“
 

Hatte er geweint? Nein, sicherlich nicht.

Kurz entschlossen betrat ich den Raum und drehte erst einmal die Musik aus, doch er muckte nicht, er schwieg. Schon allein, dass er mich so beharrlich ignorierte, ließ mich wieder überkochen, obschon es diesmal sicherlich nicht seine Absicht gewesen war. „You have to!“
 

„Get off my back!“ Und tatsächlich, so ruhig wie seine Stimme auf einmal war, ging ich rückwärts hinaus und schloss leise die Türe. Sollte ich mir Sorgen machen oder es Franz erzählen?
 

„Ihm geht‘s anscheinend nicht so besonders.“ Das Mittagsessen hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Meistens war es zickig oder laut oder gefährlich. Diesmal allerdings nahm weder Jeanette Platz, noch war Nigel da. Sogar die Gekochte Grütze, die mir mein Vater netterweise auf meinen Teller geklatscht hatte, schmeckte unerwartet. Es war wie früher, als die Familie Minz noch keine Patchwork–Familie war.
 

Franz zuckte mit den Schultern. „Jeder hat mal so seine Phasen, lass ihn einfach mal eine Zeit in Ruhe.“
 

Was glaubte der eigentlich, was ich seit ungefähr zwei Monaten versuchte?
 

„Sag mal, sprichst du eigentlich regelmäßig Deutsch mit ihm?“, fragte er kauend zwischen zwei Fleischbällchen und griff anschließend nach der Serviette. Ich war unterdessen mit dem Essen fertig geworden.
 

„Nö, ich kann mich besser in Englisch mit ihm unterhalten, wenn es denn mal zu einer Unterhaltung kommt…“
 

„Adam, so lernt er aber nie Deutsch und wird nie richtig integriert“, belehrte er mich. Das sagte der, der jeden Morgen ein fröhliches „G‘day“ in die Runde flötete. Davon mal ganz abgesehen, dass das Australier–Slang war.
 

„Dafür ist er doch in der Schule…“
 

„Ja, und seine Noten in Deutsch sind saumäßig! Du wolltest doch mit ihm lernen!“ Ich nickte und kramte mein Besteck zusammen, mit dem ich in der Küche verschwand. Gott, war das anstrengend. Ich wollte einfach mein altes Leben wieder. Und ich wollte ein Stückchen Nigel ganz für mich allein, auch nach alledem. Denn zwischen dem Hass und der Abneigung und der Genervtheit, da versteckte sich immer noch ein bisschen Liebe. Klamm heimlich hatte es sich in den letzten Tagen ausgebreitet, bald war es zu groß für meinen Magen, bald müsste es mein Herz erreichen. Davor hatte ich eine Heidenpanik. Schlimmer jedoch würde es sein, wenn es zu meinem Kopf vordrang. Ich musste klar denken können, andernfalls würde ich mich verraten. Es konnte schließlich nur schlimmer werden.

Und auch wenn ich ihn für mich wollte, so hatte ich Angst. Ich durfte doch mal ganz kackedreist behaupten, dass kein Jugendlicher in meinem Alter so krasse Probleme hatte, oder? So kam es mir jedenfalls manchmal vor…

Chapter Four

*Chapter 04*
 

Der heißeste Tag im Sommer, der das Jahr bislang zu bieten gehabt hatte, war auch unser Abschluss. Das heißt, meiner. Damit gewann ich nun die Eintrittskarte in die über alles geliebte Berufswelt. Allerdings hatte ich mich, ob der Qualifikation, die ich bekommen hatte, dazu entschieden, nach den Ferien mein Abitur zu machen. Wunderbar, drei weitere Jahre mit Pauken und lästigen Schulkameraden rumschlagen… aber man musste die Chancen ergreifen, die man zugeworfen bekam.

Somit hatte ich gute zwei Wochen eher frei als die Klassen unter mir, zu der auch Nigel gehörte.
 

Deswegen konnte ich mir entspannte Tage machen… Wenn diese doch nicht immer nur mit lautem Gepolter am Morgen anfangen würden. Ja, den Zorn meines kleinen Stiefbruders konnte man wahrhaftig mit Leichtigkeit auf sich ziehen. Ihm reichte der Grund, dass ich ausschlafen konnte, während er noch in die Schule musste, vollkommen aus, um mich zu tyrannisieren. Zum Glück war ich Jemand, der immer und überall sofort wieder einschlafen konnte, also machte ich mir nichts draus. Denn würde ich auf seine Neckereien reagieren, würde er sich doch nur freuen…
 

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sich unser schwieriges Verhältnis allmählich in glatte Kurven zieht, aber nach unserem „Gespräch“ hatte mich mein Lieblingsstiefbruder nicht mal mehr mit seinem Allerwertesten angesehen. Dafür hatte ich ihn des Öfteren wieder mit Emo-Tuse Paulina gesehen, die in den letzten Wochen erstaunlich viel an Oberweite zugenommen hatte. Und dafür gab es zwei Erklärungen. Entweder, sie stopfte sich ihren hellblauen Blümchen BH mit Papier aus oder sie operierte sich selbst Implantate in die nicht vorhandene Brust. Ich tippte auf letzteres, schließlich wurde mir aus zuverlässigen Quellen mitgeteilt, sie steche sich ihre Piercings auch alle selbst, da lag die zweite Variante ja schon auf der Hand!

Bei der wunderte mich gar nichts mehr…
 

„Kannst du mir helfen?“
 

Nigel ließ sich geräuschvoll auf den Stuhl vor mir fallen, mit ihm sein Hausaufgabenheft auf den Tisch. Ich seufzte.
 

„Is that all you can? Eat and sleep?“
 

Genervt ließ ich mein Nutellabrot auf meinen Teller fallen, rückte an die Lehne und verschränkte die Arme konternd ineinander. „Wenn du kein Deutsch sprichst, helf‘ ich dir auch nicht! Außerdem darf ich das, denn ICH habe Ferien.“
 

Ich wusste nicht recht, ob er verstand. Aber seine Miene sagte: „Fuck you.“ Und da das kein Deutsch war, zuckte ich mit den Schultern und verließ den Raum. Mit meinem Nutellabrot.
 

„Adam, warte!“, schrie er mir entgegen, was mich tatsächlich dazu anhielt, stehen zu bleiben. Hatte er etwa gerade meinen Namen korrekt ausgesprochen?
 

„Ich will ja lernen…“, flüsterte er und kratzte sich ablenkend am Ellebogen. Irgendwie kam mir die ganze Situation Spanisch vor. Eine halbe Stunde später allerdings nicht mehr, als sich herausstellte, wieso er Zeit mit mir verbringen wollte.
 

„Nicky is in her class! Oh, pleeeeeease! Help me!“
 

„Nicky ist meine beste Freundin, aber die hat doch mit Emo-Paulina nichts zu tun! Was willst du von mir?“ Meine Stimme wurde zusehends zitternder. Zitternd vor Wut. Wegen Nigel, wegen mir… oder wegen Paulina. Aber ich tippte eher auf die Gesamtsituation. Im Inneren hatte ich nämlich still gehofft, er würde mit mir lernen wollen… meinetwegen.
 

„Nicky was her best friend at elementary school!“
 

„For real?“ Ich räusperte mich. Das ganze Englischgequatsche hatte mich so verwirrt, dass mir die deutsche Antwort darauf nicht einmal eingefallen war. Ich glaubte, Nigel etwas lächeln zu sehen.
 

„Das wusste ich nicht…“, gestand ich und wurde nachdenklich. Ich hatte Nicky von Nigels neuer Freundin erzählt, allerdings nicht, dass ich das gar nicht so pralle fand. Und sie hatte mit den Schultern gezuckt und gesagt: „Geht uns nichts an.“ Damit war die Sache auch schon gegessen.
 

„Das ändert nichts“, flüsterte ich und beeilte mich, in mein eigenes Zimmer zu kommen. Ich schenkte ihm nicht mal mehr einen Blick, als ich rasendschnell sein Reich verließ… und die Türe knallte.
 

„Das wusstest du nicht?“
 

Benny schaute mich ungläubig an. „Man, was bist du für ein Freund!“
 

„Ich bitte dich!“, sprach ich anklagend gen Himmel. Er war mal wieder so unglaublich blau. Ich schloss die Augen. Vergessen. „Wenn sie mir nichts erzählt, dann frage ich doch nicht auf Verdacht nach, ob sie mal mit Paulina befreundet war. Schließlich war ich auch nicht im selben Gitarrenkurs mit Elvis.“
 

„Du wirst echt immer deprimierter, oder?“
 

Unmerklich nickte ich. Den späten Nachmittag verbrachte ich mit Benny am See. Je später es wurde, desto ruhiger und entspannter wurde es hier. Sobald die warmen Sonnenstrahlen nachließen, hatten wir diesen Ort hier fast für uns alleine.
 

Als ich aufwachte, war es dunkel. Verwirrt nestelte ich hastig an meiner Hosentasche herum und stellte fest, dass mein Handy auf lautlos gestellt war, 3 Anrufe in Abwesenheit.
 

„Benny?“, rief ich in Richtung See und kniff meine Augen zusammen, um etwas erkennen zu können. Doch das war schon gar nicht mehr nötig, da ich seine anstrengende Stimme keine fünf Meter von mir ausmachen konnte.
 

Also lief ich neugierig zu ihm, um herauszufinden, wer denn bei ihm stand.
 

„Da ist ja unser Schlafkönig!“, schlug er mir auf die Schulter, ich schlug ihm gegen den Bauch. „Wieso hast du mich nicht ganz einfach aufgeweckt?“
 

„Bin doch selbst eingeschlafen…“, kratzte er sich verlegen am Kopf. Im geringen Schein des Mondes machte ich Paulina aus und… Nigel.

In seinen Augen spiegelte sich das hellgraue Licht wider, ich schluckte. Irgendwie hatte ich ein Déjà-Vu.
 

„Ich hab‘ dich angerufen!“, erklärte mein Stiefbrüderchen mir mit kalter Miene.
 

„Warum? Weil du wieder Hilfe brauchtest?“ Ich verdrehte die Augen. Nein, danke. Mein Schlaf war mir wichtiger! Aber Nigel antwortete nicht.
 

„Dann wollen wir euch zwei Turteltäubchen mal alleine lassen…“, flötete mein bester Freund, griff mich an der Schulter und zog mich mit sich. Geknickt wandte ich den Blick von Nigel ab. Die Zeit war einfach nicht mehr aufzuhalten. Ich wollte nicht kämpfen. Nicht gegen ein so wunderschönes Mädchen… das natürlich nicht meinen Geschmack traf! …aber den von Nigel anscheinend sehr wohl.
 

„Man, zum Glück konnte ich die beiden noch ablenken!“, seufzte Benny erleichtert und blieb endlich mit mir stehen. Ich zuckte mit der Augenbraue. „Ablenken?“
 

„Du bist nicht gerade ein Taubstummer im Schlaf, hat dir das schon mal jemand gesagt?“ Ein verdutzter Blick traf ihn. „Ja, guck nicht so! Du hast die ganze Zeit von Nigel geredet. Und irgendetwas mit ‚Diese dumme Schlampe‘ und ‚Ich will dich‘!“
 

Entsetzt blieb ich stehen. Fand es aber nach einiger Überlegungszeit recht komisch. „Selbst im Schlaf weiß ich, dass das eine dumme Schlampe ist?“ Ich lachte. Benny schaute nicht so begeistert drein.

„Was ist, wenn sie dich gehört hätten?“
 

„Als ob Paulina wüsste, was abgeht. Und als ob Nigel mein Genuschel versteht. Der versteht mich ja nicht mal, wenn ich ihn klar und deutlich anschreie!“
 

Wir gingen den schmalen Weg, der rauf in die Stadt führte, weiter entlang. Ließen Nigel und Paulina hinter uns. Je mehr wir uns von ihnen entfernten, desto schlimmer wurde dieses entsetzliche Gefühl, allein gelassen zu werden. Aber umso mehr schien ich alles hinter mich zu lassen. Nicht nur einfach Nigel und Paulina, auch die Gesamtsituation, die mich immer und immer wieder in die Knie zwang.
 

„Hättest dich ja trotzdem mal bedanken können.“
 

„Danke.“
 

Am Wochenende traute ich meinen Augen kaum.
 

„…Frank? Was macht dieses schwarze Monster da?“
 

„Das nennt man Swimming-Pool, Sohn. Da kann man drin schwimmen!“
 

„Ich meine Nigel.“
 

Stiefbrüderchen hatte sich heute nämlich abermals seine Löckchen in ein Nachtschwarz gefärbt, weil man doch schon den rötlichen Ansatz sehen konnte. Mit einer - natürlich ebenfalls schwarzen - Badeshorts hockte er zwischen den Beeten und grub gewisse Teile des Bodens um.

Ich war geschockt.
 

„Nenn‘ deinen Bruder nicht Monster!“
 

Ich wirbelte herum. „Bruder? Das ist ja wohl die schlimmere Beleidigung!“ Frank seufzte und zog sich zurück ins Haus. Dafür, dass es erst 9 Uhr war, sah mein Vater verdächtig gut aus. Keine tiefen Augenringe, auch seine Laune war eigentlich bestens. Aber was erwartete man auch von einem Tag, an dem ich um 9 Uhr im Garten stand und Nigel dabei war, in eben jener Herrgottsfrühe den Garten abzugrasen?
 

Verwirrt - und, ich musste zugeben, auch ein wenig neugierig - hockte ich mich neben ihn und betrachtete ihn so lange von der Seite, bis er von alleine auf die Idee kam, etwas zu sagen. Das traf nur leider nicht ein. „Baust du Hanf an?“
 

Keine Reaktion.
 

„Legst du eine Bombe in unser Beet?“
 

Wieder sagte er kein Wort. Also ließ ich mich rücklings auf den Rasen fallen. Eigentlich sollte mich die Tatsache, dass Frank uns einen „Swimming-Pool“, den man nicht gerade als Planschbecken betiteln konnte, gekauft hatte, mehr schockieren.

War wahrscheinlich Jeanettes Idee. Manchmal gefiel sie mir ganz gut. Besonders, wenn sie Essen kochte… und nicht Frank.
 

„Ich pflanze Petunien.“
 

Nein, ganz ehrlich, dabei blieb mir die Spucke weg. Also beschloss ich, mir etwas zu trinken zu holen und danach sofort den Pool einzuweihen, da anscheinend noch keiner auf die Idee gekommen war. Doch als ich wiederkam, lehnte Nigel schon entspannt im Wasser und nur - wirklich nur - weil ich das nicht auf mir sitzen lassen wollte, stieg ich zu ihm hinein.
 

„Sei ehrlich, das sind fleischfressende Pflanzen, die du da im Beet vergraben hast!“ Nigel schenkte mir nur einen flüchtigen, verachtenden Blick und schloss dann sofort wieder seine Augen.

Ich beließ es dabei und verkniff mir weitere Kommentare. Ich war es schließlich nicht gewohnt, dass dieses Schoßhündchen einfach keine Lust dazu hatte, mir die Krätze an den Hals zu wünschen.
 

Während ich also so vor mich hin dachte und die Tatsache, dass wir uns von Anfang an nicht wirklich gut miteinander verstanden haben, verfluchte, glitten meine Blicke abermals seinen nackten Oberkörper rauf und runter. Ich versuchte, es so unauffällig wie möglich zu machen.

Er war etwas schmächtig gebaut, aber seine feuchte Haut und die heißen Sonnenstrahlen, die auf seiner Haut schimmerten, ließen ihn wie die personifizierte Sonne erscheinen. Dadurch fiel mir erst auf, dass auch seine rechte Brustwarze ein schwarzes Piercing zierte.

Verkniffen wandte ich schweren Herzens meine Blicke ab und biss mir auf die Unterlippe. Es war schon so lange her, dass ich einen Jungenkörper berührt hatte, abgesehen von meinem. Ich atmete tief durch. Langsam wurde es mal wieder Zeit. Doof nur, dass ich mich für niemand Anderes interessierte als für Nigel.

Und obwohl wir nie redeten und er es auch so überhaupt nie für nötig hielt, ein Wort mit mir zu wechseln, entstand eine ungewöhnlich ungemütliche Stille zwischen uns. Oder prickelte sie gar?
 

Gerade, als ich mich durchringen wollte, ihn auf seine abertausenden Piercings anzusprechen, tauchte plötzlich Nicky aus dem Nichts auf, sprang in den Pool und kühlte mich zum Glück wieder ein paar Grad ab. Mein Gesicht war puterrot.
 

„Was tust du hier?“, schoss es ungläubig und überschwänglich aus mir heraus, meine Stimme überschlug sich. War sie jetzt so etwas wie meine Rettung oder nicht?
 

„Na, Benny meinte, ich solle heute mal vorbeischauen“, sprach sie nonchalant und ließ sich bis zur Nase ins kühle Nass gleiten.
 

Na, das war ja fabelhaft. So fabelhaft, wie das fabelhafte Leben einer fabelhaften Schwuchtel hier in Essen nun mal sein konnte. Sie hatte mit ihrer Arschbombe zwar wunderbar die unangenehme Stille zwischen mir und Nigel zerbrochen… aber das war ja nur der Swimming-Pool gewesen. Als nächstes wären die Fettnäpfchen an der Reihe. Sie wusste ja nicht mal, dass ich einen Narren an diesem amerikanischen Gör gefressen hatte.
 

„Du guckst so deprimiert!“, kommentierte meine beste Freundin mein momentanes Gemüt und legte mir zufrieden grinsend ihren Arm und die Schultern. „Wieso sagen das immer alle in letzter Zeit?“ Aber ich hatte ja wohl allen Grund dazu.
 

Nicky zuckte mit den Schultern. „Hey, Nigel!“ Meine Stimmung sank unter den Nullpunkt.
 

„Hey. You‘re Nicky, right?“
 

Ich strafte ihn mit meinen Blicken. Aber wenn das funktionieren würde, läge er schon längst bei den Würmern. So einen Satz hätte er auch 100% auf Deutsch hinbekommen. Aber zu meinem Verwundern antwortete meine beste Freundin auf Deutsch.
 

„Ja. Benny meinte, du würdest gerne mit mir über Paulina reden.“
 

Geschockt sah ich zu, wie es in Nigels Augen zu funkeln begann. Dann knallten bei mir sämtliche Sicherungen durch, ich schnappte sie am Arm und zog sie mit mir aus dem Pool ins Haus.
 

„Bist du total deppert?“ Wir tropften das Parkett voll, um das sich Jeanette jeden Tag sorgvoll kümmerte, als wäre das Holz ihr Sohn. Ihr entsetztes „Was ist denn los mit dir?“ hörte ich nur wie durch Watte.
 

Das war mir alles zu viel. Viel zu viel, um es noch weiter zu ertragen. Und mit meinen Gedanken an seinen halbnackten Körper floh ich rauf in mein Zimmer. Knallte die Türe.

Verstand sie denn gar nichts?
 

*Chapter 04/ENDE*

Chapter Five

*Chapter Five*
 

Am nächsten Tag stand Nigel in meinem Zimmer.

In seinem Pyjama stand er dort, völlig unbeholfen, und schloss betont leise die Zimmertüre. Er sähe aus wie ein kleines Kind, das seine Mutter im Samstagnachmittagsgetümmel verloren hat, würde er einen Teddy in der Hand halten. Aber die Bezeichnung „Bambi“ passte gerade auch hervorragend auf ihn.
 

Mittlerweile saß ich aufrecht im Bett und nestelte an meiner Decke herum. Wie sollte ich sitzen? Sollte ich aufstehen? Dass er stand und ich lag, verunsicherte mich so enorm, obwohl Nigel gerade so aussah, als bräche er jeden Moment in Tränen aus. Sollte ich ihm einen Platz neben mir anbieten? Haha, Ironie.
 

Mit nervösen Fingern strich er sich eine seiner schwarzen Strähnen aus dem Gesicht. Er war auch gerade erst aufgestanden. Völlig zerwuschelt. Wüsste ich‘s nicht besser, würde ich denken, er hätte zu wenig geschlafen. Dunkle Ringe traten unter seinen grünen Augen hervor. Aber wahrscheinlich fiel mir das deswegen nur so stark auf, weil ihm seine gestylten Haare doch für gewöhnlich über die halbe Gesichtshälfte fielen.
 

„Gehst du zum See mit mir?“ Mein Herz schlug so laut und so fest, dass ich Angst hatte, er würde es hören. Ja, gar durch die Decke sehen können. Fast beschlich mich auch die Angst, er wollte mich nur zum See locken, um mich dann lebendig zu vergraben. Aber er zeigte nur verlegen hinter sich auf die Türe und verschwand dann stumm.
 

Wie unwirklich kam mir dieser Morgen vor. Wir sprachen kein Wort, eigentlich war also alles wie immer. Erst, als ich über einen Stein stolperte und hinfiel, fing er schallend an, zu lachen und löste damit die komische Stimmung, die nun schon seit gestern zwischen uns herrschte.

Er giggelte noch, als er mir die Hand reichte und mich hochzog. Ein paar Sekunden lag ich in seinen Armen, ich wurde rot und schubste ihn etwas zu barsch von mir. So etwas konnte auch nur mir passieren. Obwohl ich diese Situation doch so gerne genossen hätte.

Ich wollte endlich wissen, was los war.
 

Als wir endlich saßen, schaute er verklärt auf den See, stumm. Ich folgte seinen Blicken, doch erkannte nichts, das mich auch nur für einen Moment festgehalten hätte. Stattdessen war er immer wieder mein Blickfang.
 

„Was ist denn los?“, räusperte ich mich. Irgendwas muss wohl gestern noch zwischen ihm und Nicky vorgefallen sein. Ich konnte schon erahnen, was es war. Oder eher, mit wem es zu tun hatte. Doch ich hatte keine Lust mehr, über Paulina zu reden. Ich wollte über mich reden, über ihn und über uns. Ich wollte Klartext, wollte Zuneigung und Liebe. Und das nur von ihm.
 

„Nicky told me something.“
 

Fast war ich enttäuscht, dass er mir nicht auch noch weiterhin in Deutsch antwortete. Aber wenigstens hatte ich mit meiner Vermutung Recht gehabt.
 

„She said Paulina isn‘t worth it. All she can is cheating on someone. She wanted me to know.“
 

„Und das glaubst du ihr?“
 

Ja, ein wenig verwundert war ich. Da kam einfach irgendjemand daher und sagte, das Mädchen, das man toll findet, ist gar nicht so toll. Und er glaubte ihr das einfach so?
 

Nigel zuckte unmerklich mit den Schultern und schaute merkwürdig deprimiert zu Boden. Geknickt las er ein paar einzelne Blätter vom Boden auf uns zerrupfte sie in ihre Einzelteile.

Was auch immer sie ihm eingeredet hatte, es zeigte Wirkung.
 

„Naah! Let‘s forget this chick!“, sprach der Schoßhund, zog sich sein schwarzes Bandshirt über den Kopf und rannte auf den See zu, als wenn er vor all jenen Erinnerungen und Zweifel, die er vergessen wollte, davon rennen wollte.
 

Hätte er sich nicht noch einmal lachend zu mir umgedreht und mich lockend zu sich gewunken, wäre es auch möglich gewesen, dass er sich hätte ertrinken wollen.

Doch er rannte lachend weiter und als ich mich noch fragte, woher er plötzlich dieses übermenschlich übertriebene Lachen in sich gefunden hatte, sah ich mich schon selber auf dem Weg zu ihm, nur in Badeshorts, die ich im Sommer für gewöhnlich anstelle der Jeans trug.
 

Mein Herz klopfte abermals so unglaublich laut, als ich ins kalte Wasser rannte, das sich trotz des heißen Jahrhundertsommers noch wie tausend kleine Nadelstiche am ganzen Körper anfühlte. Aber es lenkte mich wirklich perfekt von meinen Zweifeln ab, von all den Ängsten und meiner Schüchternheit. War das real? Bis vor kurzem hatten wir uns noch angeschwiegen, ignoriert oder angebrüllt. Ja, sogar fast geprügelt.

Und jetzt, jetzt war alles wie vergessen? Wir tollten durch‘s Wasser und lachten?
 

Von meinen nassen Haaren fielen winzige Wassertröpfchen auf meine gebräunte Haut und perlten an ihr hinab. Ich atmete schwer und konnte ihn durch meine Strähnen kaum sehen. Gerade wollte ich sie mir mit einer energischen Bewegung aus dem Blickfeld wischen, da kam Nigel mir zuvor.

Mit sanften Fingerkuppen strich er sie mir hinters Ohr. Er war mir urplötzlich so nah, dass ich mich unwillkürlich fragte, wo er auf einmal hergekommen sein mochte. Ich hielt die Luft an. Sekunden verstrichen. Er kam mir näher. Ich merkte, wie ich rot wurde.
 

Und dann legte er mir endlich seine Lippen auf meine. Er war nur flüchtig, der Kuss. Ganz leicht, als hätte der Wind lediglich darüber gestrichen, wenn ich es nicht besser wüsste. Ich atmete nicht ein und trotzdem hatte ich das Gefühl, es würde nach Orangen riechen.

Es war wie ein Traum, ich hoffte, niemals aufzuwachen. Klammerte mich in Gedanken an seinen Körper fest, weil ich mich nicht traute, mich zu bewegen. Trotzdem löste er sich von mir.
 

Gefangen in seinen Augen starrte ich ihn fragend an. Anders als ich, schaute er nach kurzer Zeit zu Boden. Hoffentlich bereute er es nicht schon wieder. Der Kuss schmeckte nach mehr, er schmeckte nach so viel mehr! Nach Begehren und vor Allem nach Sehnsucht, die ich so lange schon in mir trug. Doch all das Zittern und Hoffen brachte nichts. Er stand dort, fast sah er wehmütig wie ein kleiner, geprügelter Welpe aus.

Und noch ehe ich begriff, was sein verklärter Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte, kehrte er mir schon den Rücken zu und floh. Einfach so, ohne auch nur noch ein Wort zu sprechen, ohne mir auch nur noch einmal in die Augen gesehen zu haben.

Er rannte aus dem Wasser als würde er von Haien gejagt werden. Noch aus der Entfernung spritzte mir der aufgewühlte See Wasser ins Gesicht.

Und ich schlug mit aller Wucht auf die dunkelblaue Wasseroberfläche ein, als er kaum noch ein Punkt am Rande des Waldes war.

Ich schaute mich um, der See war verlassen. Keine Menschenseele. Meine Gedanken waren klar, obwohl sie ohne anzuhalten im Kreis liefen. Schneller noch als jemals zuvor. Wie sollte ich ihm gegenüber treten? Sollte ich ihm überhaupt noch gegenüber treten?
 

Was bitte sollte das?
 

Geknickt zog ich am Strohhalm. In meinem Zustand hätte ich ohne Probleme eine ganze Wodkaflasche killen können. Der Meinung waren Nicky und Benny allerdings nicht gewesen. Und so verteilte sich nur der - fast schon eklig - süße Kokosgeschmack in meinem Mund. Als ich kurz auf Klo war, hatten mir meine besten Freunde einen Cocktail bestellt. Selbstverständlich ohne Alkohol.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass er dich gleich küsst…“, nuschelte Nicky in ihr Glas und nestelte an der Ananasscheibe rum, die am Glasrand feststeckte. In ihren Augen spiegelte ich mich wider. Wenn es mir so schlecht ging wie jetzt, dann war ich gerne in ihrer Nähe. Bennys Überschwänglichkeit und Freude konnte ich in solchen Momenten einfach nicht ertragen. Ich hatte lieber Jemanden, der still mit mir litt. Statt Jemanden, der mich am Arm von Club zu Club zog und dabei erwartete, dass seine gute Laune auch auf mich überschwappte. Schließlich heiterte er ja sämtliche Menschen in einem Umkreis von mindestens 20m mit seinem Lachen auf. Aber genau das passierte eben nicht. Genau das ließ mich überkochen und mich erstrecht volllaufen lassen.

Und trotzdem saß er neben mir. Aber natürlich mit einem Grinsen.
 

„Ihr seht aus, als sei Jemand gestorben! Bleib‘ mal locker, Adam. Er ist weggerannt, na und? Er hat dich geküsst! Wart‘s ab, er hat sicher Gefühle für dich, du musst nur etwas warten.“
 

Noch geknickter, seufzte ich laut auf. Benny hatte ja keine Ahnung, wie das war. Es zählte so viel Mut, so viel Hoffnung und so viele „Jetzt-Oder-Nie“-Gedanken dazu, schwul zu sein. Ihm gefielen andauernd irgendwelche Mädchen. Er machte sie an, sie hatten kein Interesse und dann versuchte er es schon bei der nächsten.

Schwul zu sein bedeutete allerdings immer, Risiken einzugehen. Man wusste nie: welche Art von Mensch stehe ich gerade gegenüber? Er könnte selber schwul oder zumindest neugierig oder bi sein, tolerant, ein Arschloch oder gleich homophob. Man wusste nie: würde ich gleich von ihm eine in die Fresse bekommen? Mädchen konnten zickig und genervt reagieren, wenn sie deine Anmachen nicht als lustig empfanden. Allerdings zuckten sie auch nicht so schnell die Faust.
 

Warten, worauf? Darauf, dass mein Stiefbrüderchen ankam, sich entschuldigte, mich küsste und dann wieder von Dannen zog? Auf welchen unbestimmten Moment x sollte ich denn noch warten? Ich hatte Angst, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Im Grunde war ich einfach auch nur eine ängstliche, unsichere Schwuchtel.
 

„Ich hab ihm gestern einfach nur ein paar sehr interessante und pikante Geschichten über Paulina erzählt. Und dass du ihn nur davor bewaren wolltest, eine ihrer Trophäen zu werden.“ Nicky rührte in ihrem Glas herum.
 

Das Lokal war nicht mal halbvoll, es war allerdings gerade auch erst 8 Uhr. Unsere Stammbar befand sich am Ende unseres kleinen Dorfes und gerade noch so lange vor der Stadt, dass wir laufen konnten. Die großen Sitzecken mit Sofas und Sessel in der Ecke strahlten eine warme Gemütlichkeit aus, aber auch die machte mich nicht im Geringsten fröhlicher.
 

„Er hat dann aber sofort das Thema gewechselt und gemeint, du würdest ihm in letzter Zeit komisch vorkommen. Ob er denn mal mit dir reden sollte. Und ich fand, dass das gar keine so schlechte Idee war.“
 

„Und woher wusstest du noch mal, dass ich in ihn verliebt bin?“
 

Nicky kniff ihre großen Augen zu Schlitzen zusammen und rümpfte die Nase. Mit ihren Stummelfingern zeigte sie auf mich. „Übrigens sehr nett, dass es mein bester Freund nicht für nötig hielt, mir mitzuteilen, dass er sich in seinen Stiefbruder verliebt hat!“ Ihre Falten glätteten sich wieder. „Na, von wem wohl? Benny.“
 

Als ich zu ihm rüber sah, lächelte er nur und winkte mir zu. Typisch, dass bei ihm kein Geheimnis ein Geheimnis blieb. Jedenfalls keines, das geheim bleiben sollte.
 

Abermals seufzte ich. „Nimm‘s nicht so schwer, Großer! Ich war überrascht, dass er überhaupt von selber auf die Idee gekommen war, mit dir zu reden. Aber dass er dich gleich küsst… das muss doch was heißen!“
 

„Und was bitte soll ich tun, wenn ich ihm wieder gegenüber stehe? Was soll ich sagen? Soll ich überhaupt was sagen?“
 

„Baby, ich liebe dich schon vom ersten Tag an, heirate mich!“, grinste Benny süffisant in sein Glas hinein und nahm einen Großen Schluck. „Ich find‘ das nicht witzig!“, motzte ich ihn an. Doch mein bester Freund rollte nur mit den Augen.

„Man, ihr seid 16, oder? Keine 12 mehr. Wenn er dich geküsst hat, dann gibt es sicher einen Grund dazu. Klopf doch einfach heute Abend an seine Zimmertüre und stell‘ ihn zur Rede. Mehr als rausschmeißen kann er dich doch nicht.“
 

Ja, das war eine fabelhafte Idee. Passte ganz hervorragend zu so einer fabelhaften Schwuchtel wie mir. Aber eine Tatsache hatte Benny dabei leider übersehenen: Ich war nicht lebensmüde! Und wenn er heute so komisch und handzahm mir gegenüber gewesen war… ich kannte seine Stimmungsschwankungen sehr gut, er erinnerte mich an meine Tante Bella, die zu der Zeit ihre Tochter im Bauch getragen hatte, als ich gerade um die 10 Jahre alt gewesen war. Sie war der einzige Mensch, den ich kannte, der wüten und verliebt lächeln auf einmal konnte. Und wenn sie dir sagte: „Hol‘ mir ein paar saure Gurken!“ dann wollte sie 2 Minuten später doch lieber ein Nutellabrot mit Käse.

Jedenfalls wollte ich darauf hinaus, dass er mir heute Abend auch seinen Turnschuh gegen den Kopf schmettern könnte, wenn ich sein Heiligstes betrat.
 

„Adam… Benny hat Recht. Ich weiß ja noch nicht lange um deine Gefühle zu ihm… aber jetzt, wo ich so darüber nachdenke, hast du deswegen wohl auch schon ganz schön viel mitgemacht. Und solange das zwischen euch Beiden nicht geklärt ist, kann kein richtiges Familienleben aufkommen.“
 

„Ich will kein Familienleben…“, nuschelte ich und trank den letzten Schluck aus.
 

Da stand ich nun, völlig unalkoholisiert und deplatziert, vor seiner Zimmertüre. Ich hatte es ja wirklich vorgehabt, wirklich! Aber da es schon relativ spät war und ich zur Abwechslung mal keine Hottentottenmusikklänge aus seinem Zimmer vernahm, entschied ich mich dafür, einfach duschen zu gehen. Der Tag war lang und anstrengend gewesen. Und vielleicht war er ja schon früher schlafen gegangen, immerhin musste er ja noch zur Schule.
 

Gedankenlos entledigte ich mich meiner Sachen und schaltete das Wasser ein. Warm, anders als heute Mittag, rinn es an mir hinab, lehnte meinen Kopf zurück und fing an, mich zu waschen.

Immer wieder traten mir dabei kurze Bildausschnitte in mein Gedächtnis, als stünde ich weit weg von dem, was zwischen mir und Nigel geschah, und trotzdem konnte ich alles sehen.

Seine bleiche, zarte und feuchte Haut. All seine Piercings und der wohl geformte Mund, ganz nah an meinem. Auf meinem.

Es war mir ein wenig peinlich, und irgendwie fühlte ich mich beobachtet, aber ich konnte nichts dafür, dass diese Bilder etwas in mir auslösten. Und während sie unaufhaltsam durch meinen Kopf zogen, glitt meine Hand an mir herunter.
 

Aus dem wohlig warmen Badezimmer trat ich vor Nigels Zimmer, das direkt daneben lag.

Es war mir so, als hätte das warme Wasser und die Entspannung, die sich in mir breit machte, all jene Zweifel und Ängste längst von mir fortgewischt. Als fühlte ich mich schuldig, ihm eine Erklärung zu geben, obwohl er der Jenige war, der mir eine schuldete.
 

Also nahm ich noch all meinen Mut und meine Entspannung zusammen, denn ich befürchtete, sie auch schnell wieder los zu sein, und klopfte zögerlich an seine Holztüre. Doch aus seinem Zimmer drang wieder keinen Mucks zu mir herüber. Keine Musik, nicht mal der Fernseher und erstrecht nicht seine Stimme.

Doch ich wollte nicht länger im Unklaren sein, ich war so nah dran. Wir waren so na dran. Ich fühlte es, auch wenn Benny mir da ganz schön reingeredet hatte. Verflixt, ein wenig hatte ich ihm geglaubt.

Leise drückte ich die Türklinke herunter, doch in seinem Zimmer war es stockduster, grummelnd drehte er sich in seinem Bett um, da schloss ich schon wieder die Türe und hielt die Luft an, als wäre aus seinem Zimmer ein Schwall Wasser auf mich zugeschossen.

Weg war er, der Mut. Und weg war sie, die Entspannung.
 

Also huschte ich, irgendwie wieder geknickt, zurück in mein Zimmer. Legte mich früher als gewohnt hin und schlief auch direkt ein, verschwendete nur noch den einen oder anderen Gedanken an ihn, aber mit der Hoffnung, bald eine Antwort von ihm zu erhalten.
 

*Chapter Five/ENDE*



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  _haiiro_
2011-03-08T18:49:51+00:00 08.03.2011 19:49
grrr Adam du feigling XDD
freu mich schon aufs nächste kapitel ^-^
Von:  Cthugha
2011-02-14T20:56:42+00:00 14.02.2011 21:56
argh.
nigel, diese blöde kuh.. ;)
manno.. und pauline-...!!!!
-zensiert- xD argh!!!

maaan.. armer ädäääm.. xD
Q_Q
schreib bitte weiter <333
Von:  Jeschi
2011-02-09T16:19:27+00:00 09.02.2011 17:19
Ich mag deine Story. Und dein Schreibstil ist echt toll! ^^
Ich freue mich schon, wenns wieder ein neues Kapi gibt! XD
Von:  Nocturnal
2009-04-13T19:14:52+00:00 13.04.2009 21:14
Herrlich :D

Von:  Macha
2009-04-09T22:04:18+00:00 10.04.2009 00:04
ganz ehrlich ich liebe deinen schreibstil *.*

und die story ist so süß <3

echt : respekt !


<33
Von:  shot_coloured
2009-04-08T16:41:20+00:00 08.04.2009 18:41
*Vorsichtig anschleich*
*Am Ärmel zupf*
"Schreibst du schnell weiter?" *Bambiblick aufsetz*
"Büddeeeeeee"
*Dümmlich grins*
*Rückwärts wieder wegschleich*
Von:  shot_coloured
2009-03-30T22:55:20+00:00 31.03.2009 00:55
Awwww, da isse wieder! :D
Ich finde es ja toll, dass sich die Geschichte so schön aufbaut, aber grade war ich so richtig drin, war´s auch schon zuende... ;____;
MEHR! XD
Ädäm is toll. Ein kleiner Freak, aber toll. Uuuuund Neitschel erst. Lol. Warum isser denn traurig? N kleiner verschlossener, aber das passt irgendwie, obwohl Amis sonst eher nich so sind. XD Naja, sicher nicht alle. Ich hab nur den Satz: "Get off my back" in dem Zusammenhang nicht verstanden... (Geh von meinem Rücken runter? Oo) Da bauen sich Bilder auf... *hach* Aber so war´s ja nicht gemeint... oder? Oo
Hoffentlich höre ich bald wieder was von den beiden. :) Süße Story.
sho_co
Von:  Scifiarchaeologist
2009-03-30T16:59:19+00:00 30.03.2009 18:59
Ich mag Nigel!
Ich weis nicht wieso aber er wirkt auf mich irgendwie niedlich... auch mit dem ganzen geflüche ^^ Naja warscheinlich leig ich mal wieder Meilenweit am Ziel vorbei und er ist eigentlich ganz anders angesetzt XD oder?
ja... der Ädäm... ist sarkastisch *g* passt ganz gut zu ihm ^^
Ich finf im großen und ganzen die Story echt süß... und das will was heißen... da ich eigentlich einen großen Bogen um solche sachen mach... (zu viele Klisches!)
wie auch immer...
lg
_SchattenWolf_
Von:  Nocturnal
2009-03-28T20:40:39+00:00 28.03.2009 21:40
ich bin verunsichert.
wegen dem englisch :(
ich weiß nicht, wann es falsch und wann es richtig ist. und ob es absichtlich falsch und richtig ist.
.___.
Sie ist lustig, hiermit ermutige ich dich, weiter zu schreiben und Kapitel zu veröffentlichen.

Von:  Die_Debby
2009-03-26T21:36:13+00:00 26.03.2009 22:36
ICh mag die Story X3
Adam ist lustig.
Ich hab ein freund der ist genau wei Adam,
so von der ganzen Verhaltensweise (auch schwul) xD
ich werd ihn die Story mal lesen lasse.*hehe*
Mir gefällt voll gut das du die Story langsam aufbaust und sie nicht gleich im zweiten Kaopitel rumknutschen >_<
Auch toll formuliert und man lernt auch noch was English =P
schreib schnell weiter ♥



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