Mittsu no sei-takaramono - Die drei heiligen Schätze von Mitsuki_Insanity (Der rote Sonnenstern) ================================================================================ Kapitel 2: Die Auserwählten --------------------------- Ashika sah in jenem Moment auf, als dem Neuen einfiel, dass er vergessen hatte, seinen Namen zu nennen: „Ach ja. Ich heiße übrigens Harukaze Ryousuke!“ Ashikas Augen weiteten sich vor Schreck, als sie ihn erblickte, diesen Ryousuke, mit seinen rötlich braunen Augen und den etwas über nackenlangen, ganz hellen, grünen Haaren und dem längeren Pony, das von einem schwarzen Stirnband an Ort und Stelle gehalten wurde, damit es ihm nicht zu sehr die Sicht versperrte. Fast 1,90 Meter groß und damit ziemlich riesig für sein Alter. Er bemerkte ihren Blick und grinste ihr entgegen. Ashika schluckte. Das konnte nicht sein… Diese Ähnlichkeit! „Das ist doch…“, murmelte sie und merkte nicht, wie Kizuna und Haru sie schief von der Seite her anstarrten. Nein, sie musste sich irren. Das konnte ja nur ein Zufall sein, dass dieser Ryousuke Harukaze diesem Mann in ihrem Traum so ähnlich sah. So ein Quatsch! Das war ein Zufall! Schließlich war es nur ein dummer, dummer Traum gewesen und nichts weiter und so ähnlich sah dieser Ryousuke dem Drachenmann oder was immer er gewesen war, nun auch nicht. Bis vielleicht auf die Haarfarbe und diesem selbstgefälligen Grinsen. Das Gestern war nur ein Traum gewesen. Nur ein alberner Alptraum… mehr nicht. „Alles in Ordnung?“, fragte Kizuna ihre beste Freundin besorgt und riss Ashika somit kurzzeitig aus ihren Gedanken. „J-Ja…“, stammelte Ashika verwirrt und errötete, weil ihr klar wurde, dass ihr immer noch Panik ins Gesicht geschrieben stand. „Sag bloß, du kennst den Kerl.“, ertönte nun Harus fragende Stimme von der anderen Seite. „N-Nein.. Woher denn?“, erwiderte Ashika und starrte wieder nach vorne, wo Ryosuke gerade dazu aufgefordert wurde, sich einen freien Platz zu suchen. Er steuerte direkt auf den Platz hinter Ashika zu und machte es sich dort gemütlich. Ashika lief ein unerklärlicher Schauer über den Rücken. Was hatte das nur alles zu bedeuten?                                                ~~ „Miko-sama!“, eine schwarzhaarige Frau in einem langen Kimono rannte die Treppen zu einem großen Tempel hinauf. Als sie ihn betrat, machte sie in der Mitte des Raumes halt und kniete sich nieder. Vor ihr saß ein Mädchen mit etwa taillenlangen blauen Haaren, in einem weiß-roten Priesterinnengewand, wie ihn die japanischen „Mikos“ trugen. Es war nicht mal 1,50 Meter groß und höchstens nicht älter als vierzehn. Das Mädchen saß vor einer Art Altar und schien zu beten. „Ihr hattet gerufen, Miko-sama?“, fragte die Frau. Langsam äufnete das Mädchen die Augen und schaute die Frau vor sich an. „Ja…. Ich habe es gespürt. Es dauert nicht mehr lang, dann werden sie hier auftauchen.“ „Die Auserwählte und ihre Begleiter?“, fragte die schwarzhaarige Frau. Das Mädchen nickte. Die Frau seufzte: „Es wurde auch Zeit. Dieser Dämon wird immer mächtiger. Lange können wir diese Stadt nicht mehr schützen und wer weiß, wie lange der Schutzzauber noch auf dem Schatz und seinem Versteck hält…“ Die junge Miko sah die Frau aus ihren grünen Augen mit einem starren Blick an: „Ich frage mich, ob er schon spürt, dass sie im Anmarsch sind und ob er sie wieder erkennen wird.“                                                ~~ „Was war denn nun los mit dir?“, fragte Haru nun schon zum dritten Mal. Ashika seufzte und wandte sich wieder um. Das gab es doch nicht! Dieser ominöse Neue ging immer noch einige Schritte hinter ihr. Verfolgte er sie etwa? Sie wandte sich an ihren besten Freund. „Es ist nichts, ja?! Gar nichts!“. „Ist ja schon gut.“, antwortete Haru etwas eingeschüchtert und hob abwehrend die Hände. „Sei doch nicht so gereizt.“ Ashika fuhr sich energisch durch ihre schwarzen Haare, wie sie es immer tat, wenn sie genervt oder gereizt war. „Ich bin nicht gereizt!“ „Das sieht man.“, entgegnete Haru sarkastisch und entlockte somit Kizuna, die neben ihm lief, ein leichtes Schmunzeln. Die Drei waren auf dem Weg nach Hause und schon seit Schulschluss lief Ryousuke hinter ihnen her. Ashika wusste nicht wieso und genau das machte sie so nervös und gereizt. Plötzlich drehte sie sich abrupt um, sodass Ryousuke beinahe in sie hinein lief. „He- Hey. Was ist denn los, Süße?“, fragte er erschrocken, grinste aber schnell wieder. „Wenn du mich wegen den Hausaugaben fragen willst, dann tu es, aber lauf mir nicht hinterher! Und nenn' mich nicht "Süße", kapiert!?“ Ryousuke konterte grinsend: „Sorry, wenn ich dich damit nerve, dass ich hinter dir laufe, aber ich wohne hier in der Nähe.“ Ashika sah ihn zornfunkelnd an: „Ach ja? Tolle Anmache. Nur, das so was kein Stück bei mir zieht!“ „Das ist keine Anmache! Falls du es wissen willst, Ashika-chan, - so heißt du doch, richtig? - Ich wohne genau da vorne!“ Er zeigte auf ein großes Haus im westlichen Stil, wo gerade von zwei Männern ein Sofa noch herein gebracht wurde. „Wir sind heute erst richtig dort eingezogen." Ashika erblasste. Das war doch das Haus, was renoviert worden war und genau gegenüber von ihrem Elternhaus stand. „Glückwunsch. Du hast einen neuen Nachbarn!“, lachte Kizuna und blickte schwärmerisch zu Ryousuke. Ashika grummelte etwas unverständliches. Ihr war schon im Unterricht aufgefallen, dass ihre beste Freundin gefallen an dem Neuen gefunden hatte. „Wir sind Nachbarn? Ehrlich?“, fragte Ryousuke erstaunt. „Ja, Ashika-chan wohnt genau gegenüber von euch.“, erklärte Kizuna. Haru hielt sich bei dem Gespräch lieber raus. „Ist ja cool! Auf eine gute Nachbarschaft!“, lachte Ryousuke und schüttelte Ashika die Hand, bis diese sich los riss und ihrem neuen Mitschüler absichtlich auf den Fuß trat. „Fass mich nicht an!“, fauchte sie und schritt erhobenen Hauptes ganz schnell in Richtung ihres Hauses. „Ich wette, die ist noch Jungfrau.“, murmelte Ryousuke verdutzt lachend und fing sich einen bösen Blick von Haru ein. „Ich war echt ewig nicht mehr in Japan. Hab ganz vergessen, wie verklemmt die Leute hier sind. In Deutschland sind die Mädels ganz anders, als hier.“, fügte Ryousuke noch hinzu, ohne auf Harus Blick zu achten oder auf Kizunas Schwärmerei für ihn. Ashika lief durch das große Eingangstor, den schmalen Steinweg durch den Garten zu dem großen traditionellen japanischen Haus in der Mitte, indem ihre Familie lebte. Sie rannte die Treppen hoch und riss die hölzerne Schiebetür auf, zog dabei noch ihre Straßenschuhe aus und schlüpfte, kaum dass sie drinnen war, in ihre Hausschuhe. Dann ging sie in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter sich zu, warf ihre Schultasche beiseite und ließ sich auf ihr weiches Futon fallen. Sie starrte an die weiße Zimmerdecke. Warum passierte so etwas gerade ihr? Gestern hatte sie noch gehofft, dass Kizuna unrecht hatte und nun bestätigte sich der eigentliche Witz ihrer besten Freundin auch noch. Und warum hatte sie nur eine solche Angst vor diesem Ryousuke? Er hatte ihr doch gar nichts getan. Sie schaute zu dem kleinen Digitalwecker auf dem Boden neben sich, der sie jeden morgen weckte. 17:00 Uhr. Ihre Eltern arbeiteten noch. Sie starrte wieder hinauf zur Decke und langsam fielen ihr die Augen zu. Verschwommene Bilder rasten an ihrem inneren Auge vorbei. Erinnerungen, die nicht die ihren waren. Ein junger Mann mit fast hüftlangen, ganz hellen grünen Haaren, der vor einer jungen Frau mit knielangen schwarzen Haaren niederkniet und sie anlächelt. Dieselben Personen wieder, an einem Brunnen sitzend und sich vorsichtig küssend. Wieder die Zwei, Hand in Hand, wie sie durch den Garten eines riesigen Palastes oder Tempels gehen. Immer um sich schauend, als dürfte sie niemand sehen. Derselbe Mann und dieselbe Frau, in einer Art Schlafgemach auf einem Bett. Beide sind nackt und küssen sich… Ashika riss die Augen auf und saß mit einem Mal kerzengerade auf ihrem Futon. Sie war knallrot im Gesicht und ihr Kopf dröhnte, als hätte sie zuviel Sake getrunken. „Ashika-chan? Bist du wach?“ Benommen drehte Ashika ihren Kopf in Richtung Tür, die einen Spalt geöffnet war und wo ihre Mutter den Kopf hindurch gestreckt hatte. „Ashika nickte nur und griff sich an den Kopf. Sie blickte auf ihre Uhr. 19:00 Uhr. Ihre Mutter sah sie besorgt an. „Liebes, hast du Kopfschmerzen?“, fragte sie. „Kann sein.“ , murmelte Ashika „Ich bring dir gleich eine Tablette dagegen.“, sagte ihre Mutter freundlich, „aber werde mir bitte nicht krank.“ Ashika schüttelte den Kopf und legte sich wieder hin. Was sollte das alles nur…? Viele Kilometer weit weg in New York, lief ein etwa fünfzehnjähriger Teenager gerade auf dem Weg nach Hause die Straße entlang, bis ein merkwürdiges Licht auf der anderen Straßenseite seine Aufmerksamkeit erregte. Der junge Amerikaner lief über den Zebrastreifen direkt auf das Licht zu. Er wusste nicht wieso, aber er hatte das Gefühl, das es wollte, dass er zu ihm kam. Miyako Tachibana schloss die Tür von ihrem Zuhause auf. Sie zog ihre Schuhe aus und stellte ihren Bogen, den sie sich extra für den Bogenschießklub damals gekauft hatte, als sie diesem beigetreten war, an die Wand. Ihre Eltern waren mal wieder auf Geschäftsreise und so war sie alleine. Miyako ging in die Küche und wärmte sich eine Instand - Nudelsuppe auf. Nachdem sie gegessen hatte, spülte sie ab. Dabei blickte sie aus dem Fenster über der Spüle und erblickte ein merkwürdiges Licht draußen, dass scheinbar hin und her schwebte, als wollte es ihr sagen, dass sie raus gehen und zu ihm kommen sollte… Fuma Genjo saß auf seinem Bettrand und zündete sich eine Zigarette an, ein Teil seiner Bettdecke lag auf seinem Schoß und bedeckte nur den nötigsten Teil seines sonst vollkommen entblößten Körpers. Hinter ihm lag ein Mädchen, dass sich nun auch aufsetzte und mit ihrem Teil der Decke ihren ebenfalls nackten Körper bedeckte. Genjo blickte sie kurz resigniert an und zog an seinem Glimmstängel. Die Kleine hinter ihm, war noch in der Mittelstufe und würde erst nächstes Jahr auf die Oberschule kommen. Er hatte sie heute aufgegabelt, als er wieder die Schule geschwänzt hatte. Die Worte Miyakos waren ihm einfach nicht aus dem Kopf gegangen und so musste er Frust loswerden und den Ärger vergessen. Da war ihm die Kleine nur recht gekommen. Sie hatte wohl auch geschwänzt und gehörte wohl zu der Sorte junger Mädchen, die sich im Zug immer von diesen so genannten „Grabschern“ befummeln ließen. Vielleicht war sie auch eine Prostituierte. Viele junge Mädchen verkauften heutzutage ihren Körper. Er zog weiter an seiner Zigarette und achtete nicht auf seine Bettgefährtin. Er würde ihr gewiss kein Geld geben, wenn sie welches haben wollte. Vielleicht wollte sie auch keines, sondern war einfach nur scharf auf ihn gewesen, sowie viele Frauen. Er hatte mittlerweile genügend Frauen im Bett gehabt. Jüngere, Ältere. Er konnte Jede haben, doch das war ihm egal. Die, die er eigentlich ins Bett kriegen wollte, bekam er nicht. Eine Mittelschülerin, im 3. Jahr: Ashika Mitsuno. Das ärgerte ihn. Und ausgerechnet jetzt musste er wieder am die Worte von Miyako denken. Er hasste ihre neunmalkluge Art. Wütend zog er noch fester an seiner Zigarette, so dass plötzlich nur noch ein kleiner Stummel übrig war. Achtlos warf er das Ding in den Müll und griff zu der Sakeflasche, die neben seinem schäbigen Bett stand. Er nahm einen tiefen Schluck des japanischen Reisweins und versuchte damit diese lästigen Gedanken runterzuspülen. Plötzlich erregte eine Art Lichtkugel, draußen, vor seinem Fenster, seine Aufmerksamkeit. Er rieb sich die Augen und schaute noch einmal hin, doch sie war noch immer da. Verwirrt stellte er die Flasche ab und stand auf. „Was ist los?“, hörte er das Mädchen sagen. Die Kleine kam auf ihn zu gekrabbelt und umschlang seine Hüften. „Hast du keine Lust mehr, auf eine zweite Runde?“ Genjo riss sich grob von ihr los und starrte sie genervt an. „Verschwinde Kleine, ich brauch keine Kletten!“, fauchte er und jagte sie mit ihren Sachen nach draußen. Dann zog er sich an und sah noch mal aus dem Fenster. Das Licht war immer noch da. Hatte er zu viel getrunken? „Was willst du von mir, du komisches Teil?“, murmelte er, hob seine Packung Zigaretten auf und zündete sich wieder eine an. Langsam ging er zur Tür raus. Seine arme, kranke Mutter schlief gerade und bekam das Treiben ihres Sohnes gar nicht mit. Haru saß beim Abendessen mit seinen Eltern. Hastig schlang er seine Nudeln runter. Seine Eltern lachten, denn ihr Sohn aß immer so schnell und vor allem aß er auch immer sehr viel. Das war nun schon seine dritte Portion. „Wie ist eigentlich der Neue so?“, fragte Harus Mutter, eine, noch relativ junge Frau, mit freundlichem Gesicht. „Weif nifft.“, antwortete Haru mit vollem Mund und schluckte den Rest seiner Portion hinunter, „Ich mag ihn nicht sonderlich. Er grinst die ganze Zeit so doof und er nervt Ashika-chan.“ Harus Mutter lachte. Sie wusste, dass ihr Sohn hoffnungslos in seine beste Freundin verliebt war. „Na, schlimmer als dieser Genjou Fuuma kann er nicht sein oder? Vielleicht ist er ja ganz nett.“ Harus Miene verfinsterte sich. „Bitte erwähn den Namen „Genjou“ nie wieder in meiner Gegenwart. Schlimm genug dass ich diesen Dreckskerl fast jeden Tag auf dem Dach der Highschool gegenüber, stehen sehe, wenn ich nach draußen geh.“ Haru, Kizuna und Ashika hatten Genjou kennen gelernt, als sie zusammen auf die Mittelschule gekommen waren. Damals war Genjou selber noch Mittelschüler gewesen und war in die 3. Klasse gegangen, in die nun die drei Freunde gingen. Schon damals hatte Genjou immer versucht, sich an Ashika heranzuschmeißen. Kizuna war damals in Genjou verliebt gewesen, aber er hatte sich nie für sie interessiert, sondern schon immer nur für Ashika. Einmal hatte er Kizuna sogar vor der gesamten Schule bloßgestellt. Haru konnte Genjou nicht verzeihen, dass er so gemein zu Kizuna gewesen war und Ashika immer hinterher stellte. Plötzlich fiel sein Blick nach draußen, zum Fenster, wo er ein seltsames Licht wahrnahm. Was war das? Haru legte seine Essstäbchen beiseite und stand wie von der Tarantel gestochen auf. „Was ist los?“, fragte Harus Vater, aber Haru schüttelte den Kopf. „Mir ist eingefallen, dass ich mein Mathebuch bei Kizuna vergessen habe!“, sagte er hastig und lief in Richtung Flur, zog seine Jacke und seine Straßenschuhe, die vor der Tür draußen standen, an. Dann lief er zu dem Licht. Er wusste nicht, was er da tat, aber etwas in ihm sagte ihm, dass es nach ihm rief. Kizuna saß in ihrem Zimmer und machte ihre Japanisch-Hausaufgaben. Zumindest versuchte sie es, doch stattdessen schrieb sie immer und immer wieder Ryousukes Namen in ihren Block und umkringelte diesen dann mit Herzen. Sie seufzte verliebt. „Er sieht so gut aus…“, murmelte sie vor sich hin, „aber scheinbar will er eher was von Ashika. So wie alle anderen Jungs auch...“ Sie blickte traurig in ihren Spiegel, der an ihrem Schrank neben dem Schreibtisch hing. „Ich beneide sie… Sie hat schöne, glatte, glänzende, schwarze Haare und tolle Augen. Und ihre Brüste sind auch größer, als meine..“, sie seufzte wieder, „die Welt ist ungerecht!“ Dann lächelte sie: „Aber Ashika-chan ist eine Furie. Sie vertreibt die Männer ja meistens ganz schnell wieder. Da kann ich froh sein, dass ich nicht so schlimm bin.“ Kizuna betrachte weiterhin ihr Spiegelbild. Ihre Kinnlangen, an den Spitzen stark gewellten, rosanen Haare, ihre hellblauen Augen, ihre kleine Stupsnase und ihr süßes Lächeln. „Ich bin auch hübsch!“, sagte sie entschlossen zu sich selbst, bis etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Der Spiegel spiegelte auch das Fenster gegenüber wider und wo Kizuna im Hintergrund ihres Spiegelbilds nur einen Baum gesehen hatte, sah sie nun noch ein seltsames Licht. Zuerst dachte sie nur, der Spiegel würde die letzten Sonnenstrahlen der Abenddämmerung reflektieren, aber als sie sich zum Fenster umdrehte, war da wirklich ein Licht… Ryousuke Harukaze war gerade dabei, den erst heute rein gebrachten und frisch aufgefüllten Kühlschrank zu plündern. Seine Eltern würden erst später nach Hause kommen und so beschloss er, sich nach diesem anstrengenden Tag mal etwas zu gönnen. Er holte Chips aus einem Schrank und zwei Flaschen Cola, sowie mehrere Tafeln Schokolade und noch weitere Süßigkeiten. Er lächelte. Diese Ashika war schon ein seltsames Mädchen. Er hatte sie heute zum ersten Mal gesehen, doch irgendwie hatte er das Gefühl, sie schon ewig zu kennen. Warum auch immer. Gerade, als er es sich in seinem Zimmer gemütlich machen wollte, sah er etwas draußen am Küchenfenster hin und her schweben. Ein seltsames Licht! Prompt ließ er alle Sachen fallen, ging in den Flur zur Garderobe und zog seine schwarze lange Jacke an, schlüpfte draußen in seine klobigen schwarzen Stiefel und lief zu dem Licht, dass ihn wie magisch anzog… „AHHHHHHHH!“ Mit einem Mal war Ashika hellwach. Schweiß tropfte ihre Stirn hinab und sie keuchte. „Schon wieder dieser Traum - eh?“ Ihr Blick fiel neben ihr Futon, wo eine große, leuchtende Kugel rauf und runter schwirrte, wie ein Geisterlicht. Ashikas Augen weiteten sich. „W-Was?“. Sie krabbelte einige Meter Rückwärts, bis sie an der Wand angekommen war. „Was zur Hölle ist hier eigentlich los?“, rief sie verängstigt. Die Lichtkugel flog zu ihr hin, das Flackern spiegelte sich in Ashikas weit aufgerissenen Augen. Es war, als würde eine Stimme zu ihr sprechen. Komm zu mir… Folge mir… Die Lichtkugel schwebte zur Tür und klopfte dagegen. Verwirrt stand Ashika auf. Ich tue dir nichts… Folge mir! „Was willst du von mir?“ Keine Antwort. Bildete sie sich die Stimme nur ein? Sie folgte dem Licht die Tür hinaus. Ihre Eltern bemerkten nichts, da sie im Wohnzimmer saßen und Fernsehen guckten. Sie verließ das Haus, ohne sich eine Jacke über ihre Schuluniform, die sie immer noch trug, anzuziehen, schlüpfte in ihre Straßenschuhe. Das Licht flog durch ihren Garten und steuerte den kleinen Schrein hinter ihrem Haus an. Davor blieb es stehen und schwebte auf und ab. Sie kommen! Mit einem Mal trat Jemand aus dem Schatten eines großen Baumes, der neben dem Schrein stand. Ashika erschreckte sich so sehr, dass sie die Augen zusammenkniff und kurz aufschrie. „A-Ashika-chan?“ Ashika machte die Augen auf. „Du?!“ Vor ihr stand Ryousuke Harukaze, in einem schwarzen Oberteil und einer langen schwarzen Lederjacke, die er offen darüber trug. Er hatte eine fast schwarze Hose an, die unterhalb der Knie in klobige schwarze Springerstiefel gestopft war. Sein schwarzes Stirnband schien er gar nicht wirklich abziehen zu wollen. „Was machst du in unserem Garten?!“, fauchte Ashika empört. „Ich.. Ich weiß nicht…“ Er blickte auf, dann sah er das Licht bei dem Schrein. „Das Ding da hat mich hier her geführt! Ashika sah ihn böse an: „Tja, mich auch und ich frage mich gerade was es will!“ Ryousuke zuckte mit den Schultern. „Frag mich was leichteres.“ Ashika musterte ihn noch einmal gründlich. Im Schein des eben erst aufgegangenen Vollmondes wirkte seine Haut blass und seine Augen schimmerten noch rötlicher als am Tag. Ashika stellte fest, dass er in jenem Moment wirklich gut aussah. Erschrocken über diesen Gedanken wandte sie ihren Blick ab und sah lieber zu der Lichtkugel, die immer noch vor dem Schrein schwebte, als wartete sie. „Und hör auf mich als 'Ashika-chan' zu nennen, du kennst mich doch überhaupt nicht und ich dich auch nicht! Und überhaupt...was soll  dieses alberne Stirnband und diese protzigen Klamotten?“, fragte sie ruppig, „Warst du mal in einer Gang oder so?“ Ryousuke lachte: „In Deutschland hab ich viele verrückte Kids gekannt. Die waren echt schräg, aber das hat damit nichts zu tun. Ich lauf eben gerne so rum, klar?“ Das letzte Wort musste wieder Deutsch gewesen sein, denn zumindest verstand Ashika es nicht. „Ashika-chan? Harukaze-kun? Was ist denn hier los?“ Ashika fuhr herum. Vor ihr standen Haru und Kizuna. „Habt ihr ein Date oder so?“, fragte Kizuna aufgeregt. Ashika wurde rot. „Nein! Da war dieses komische Licht in meinem Zimmer. Ich bin ihm gefolgt und es hat mich hier vor unseren Schrein geführt und auf einmal ist der Typ da aufgetaucht!“, erklärte sie hastig und wütend zugleich. „Seltsam…“, murmelte Haru. „Kizuna-chan und ich wurden auch von diesem Licht hierher geführt.“ Kizuna nickte heftig: „Das ist so unheimlich. Was will es von uns?“ Ashika seufzte: „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.“ „Na, wenn das nicht Ashika-chan und ihre kleinen Freunde sind.“, ertönte plötzlich eine arrogante, raue Stimme hinter ihnen. Alle drehten sich um. „Genjou!“, knurrte Haru und ballte die Fäuste. Kizuna wurde leicht rot um die Wangen und versteckte sich hinter Haru. „Wer ist das?“, fragte Ryousuke verwirrt. „Ein Arschloch.", antwortete Ashika trocken und atmete scharf ein. Genjou kam auf Ashika zu. „Es ist lange her, meine Süße. Warum versteckst du dich immer vor mir?“ Ashika schluckte und ging für jeden Schritt, den er auf sie zutat einen Schritt nach hinten. „Dein Exfreund?“, fragte Ryousuke erneut. „Garantiert nicht!“, zischte Ashika. Genjou schaffte es, Ashika am Arm zu packen und hielt ihr Kinn mit der anderen Hand nach oben, damit sie ihn ansehen musste. „Willst du immer noch nicht mit mir ausgehen?“, fragte er leise. „Nie im Leben!“, rief Ashika und trat Genjou auf den Fuß, sodass er sie los ließ. „Widerspenstiges Miststück!“, fluchte er und Haru wollte sich auf ihn stürzen, doch Kizuna hielt ihn fest. „Lass es, Haru! Er ist zu stark für dich. Es reicht, dass du dich schon einmal von ihm hast Krankenhausreif prügeln lassen!“ „Das ist mir egal! Lass mich los, Kizuna! Niemand belästigt Ashika-chan. Der Dreckskerl soll seine Pfoten von ihr lassen!“ Er wehrte sich vehement gegen Kizunas Griff. Ryousuke stand daneben und blickte verwirrt hin und her, dann sah er zu Genjou. „Ich weiß zwar nicht, wer du bist und was du mit dem Mädchen zu tun hast, aber lass sie in Ruhe, klar? Sie will nicht und da wo, ich gewohnt habe, bevor ich wieder hier nach Japan gezogen bin, nennt man das, was du machst, Belästigung!“ Genjou lachte nur. „Was willst du von mir, Kleiner?“ „Ich bin größer als du!“ entgegnete Ryousuke beleidigt. „Die paar Zentimeter.“, spottete Genjou. „Hör Mal Kleiner. Mein Name ist Genjou Fuuma. Hier in der Gegend haben die Leute 'nen ziemlichen Respekt vor mir. Mir egal wer du bist und woher du kommst. Ich lass mir von kleinen Scheißern nichts sagen!“ Er grinste dreckig und spuckte Ryousuke vor die Füße. Das war zuviel des Guten. „Du willst Ärger? Den kannst du haben!“, rief Ryousuke und stürzte sich auf Genjou, der geschickt auswich und Ryousuke in den Schwitzkasten nahm. „So, Kleiner und nun?“ „GENJOU-SENPAI! HÖR AUF!“ Genjou blickte in die Richtung, aus der dieser Schrei gekommen war. Miyako kam angerannt. „Genjou-senpai. Bitte, lass ihn gehen!“ Genjou sah Miyako wortlos an und ließ Ryousuke so plötzlich los, dass dieser auf die Knie fiel und erstmal nach Luft schnappte, da Genjou ihm auf die Kehle gedrückt hatte, als er ihn festgehalten hatte. „Glück gehabt, Kleiner. Bei so vielen Zuschauern wird’s mir zu lästig. Da macht es ja keinen Spaß mehr, dich zu verprügeln.“ Nun sah er zu Miyako, holte seine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche raus und zündete sich provozierend eine an. „Was willst du hier, Nervensäge? Zieh Leine!“ Miyako trat auf ihn zu. „Mich hat ein mysteriöses Licht hierher geführt. Dich scheinbar auch.“ Dann blickte sie zu Ashika und den anderen. „Es tut mir aufrichtig Leid, wenn ich hier einfach auf deinem Privatgrundstück auftauche.“, entschuldigte sich Miyako und verbeugte sich vor Ashika. „Und du bist?“, fragte Ashika genervt. „Tachibana Miyako. Ich bin eine Klasse unter Genjou-senpai.“ „Dann bist du auch von der Shibuya-High?“, fragte Haru, während Kizuna zu Ryousuke gelaufen war, der noch immer benommen auf dem Boden saß. Miyako nickte. „Alles in Ordnung?“, fragte Kizuna den Minthaarigen. „Ja, Danke, der Nachfrage. Der Typ da hat echt eine Wahnsinns Kraft. Und dabei habe ich Jahrelang Karate und Judo gemacht, aber gegen ihn seh‘ ich alt aus.“, antwortete Ryousuke. Kizunas Augen leuchteten. „Du warst trotzdem cool!“ Ryousuke grinste und entlockte damit der Rosahaarigen noch ein größeres Strahlen. Dann stand er auf. Ashika blickte alle an. „Und was wird das nun? Eine Pyjamaparty oder was?“ Keiner wusste eine Antwort darauf. Genjou zog an seiner Kippe und nickte mit dem Kopf in die Richtung der Lichtkugel, die immer noch vor dem Schrein auf und ab schwebte. „Vielleicht will es, dass wir zu ihm kommen.“ Ashika nickte. „Mir gefällt diese Idee zwar nicht und ich verstehe auch nicht, warum das Ding gerade dich hierher gebracht hat, aber vielleicht sollten wir wirklich auf es zu gehen.“ Es herrschte eine kurze Stille. „Was immer passiert, wir bleiben zusammen!“, sagte Kizuna und stellte sich auf die rechte Seite von Ashika. „Genauso sieht es aus.“, kam es von Haru und er stellte sich auf die linke Seite neben Ashika. „Ich bin echt gespannt, was es will.“, grinste Ryousuke. „Könnte lustig werden.“ Auch er ging zu den Dreien und stellte sich neben Kizuna. „Hmpf. Was für eine Kinderkacke.“, sagte Genjou und stellte sich neben Haru. „Hoffentlich wird es nicht allzu gefährlich.“, murmelte Miyako und stellte sich neben Genjou. Zusammen gingen sie auf das Licht zu, welches plötzlich immer heller und immer größer wurde. Ein Meer aus Farben und gleißend hellem Licht umhüllte die sechs Schüler und führte sie in eine, ihnen unbekannte, Zukunft…                                                   ~~ Er sah in den rabenschwarzen Himmel. Das hohe Gras um ihn herum wehte stärker als normal. Der Wind spielte mit seinen langen, ganz hellen grünen Haaren und seine goldenen Augen leuchteten in der Dunkelheit. Etwas seltsames lag in der Luft, das konnte er spüren. „Etwas kommt hierher… Selene… bist du dafür verantwortlich?“                                                  ~~ To be continue… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)