Jake, Eddie und Iwo von mephis_aka_the_graef (A true story) ================================================================================ Wait? What?? ------------ Eddie versucht verzweifelt Iwos Fell wieder auf Vordermann zu bringen. Der Kleine hatte es sich in der Nacht, als sein Herrchen Party machen war, nicht nehmen lassen, noch mal auf eigene Faust nach dem Osterhasen zu suchen. Bis jetzt ist er immer zu schnell weg gehoppelt, doch Iwo ist sich sicher, dass er auf irgendeinem Baum in der Nähe lebt. Immerhin ist jawohl klar, dass der Osterhase eigentlich ein Osterdrache ist. Das will nur niemand begreifen! So hatte er sich auf den Weg gemacht und sämtliche Bäume, die er erreichen konnte, abgeklappert. Das Resultat kann sich sehen lassen: ein weiterer Beweis, dass er recht hat. Außerdem brachte er unzählige Zweige, Blätter und viel Dreck in seinem sonst glänzenden, schwarz-roten Fell mit zurück. In den Baumhöhlen und Osterdrachennestern fand er einige Eier – somit war klar, wer der schlauere Mensch ist. Freuen tat sich trotzdem niemand. Herrchens Ma steckte ihn gleich am nächsten Morgen in sein Zimmer, das er auch während der Schulzeit bewohnen muss und brubbelte den ganzen Tag darüber, dass Iwo unberechenbar und Ed unzuverlässig sei. Später am Nachmittag – der Drache hatte seine Eierbeweise in sein Nest verfrachtet – kam dann auch endlich der Feiernde nach Hause. Iwo flog Edward voller Übermut aufgrund der Wiedersehensfreude in die Arme, doch irgendwas war anders: Herrchens Umarmung und die Streicheleinheiten waren nur halbherzig! Das grenzte an eine mittelschwere bis große Katastrophe im Leben eines Drachen. Zu allem Überfluss fing Eddie auch noch an zu meckern, Iwo solle doch endlich erwachsen werden. (Das denkt er von dir wahrscheinlich auch!) Das war zuviel für ihn: Anstatt, dass sich der Typ über die Entdeckung freut und ihn mit Keksen belohnt, verhält der sich genauso wie die Ma. Für Iwo war klar, dass die Welt im Begriff war, unter zu gehen. Wild strampelnd hatte er sich von dem großen Menschen befreit und versuchte die Dracheneier zu retten. Edward war natürlich in diesem Moment klar geworden, dass er sein Tierchen unheimlich verwirrt und verletzt hatte und fing es schnell wieder ein. Sich sträubend, aber chancenlos, wurde Iwo ins eddiesche Zimmer verschleppt. Dort sitzen sie nun auf der Bettkante und schauen zu, wie immer mehr Baumzeug in den Mülleimer purzelt. Nach einer Weile und wenigen Fortschritten bei der Fellpflege, lässt das Herrchen die Hände sinken und guckt mit einem tiefen Seufzen aus dem Fenster. Während der Fahrt nach Hause hatte er sich einbilden können, der Fahrtwind könne alle Gedanken wegpusten. Doch jetzt, in aller Ruhe, drängt die Erinnerung an die vergangenen 24 Stunden zurück ins Bewusstsein. Ein sanftes Knabbern an seiner Hand lenkt Edwards Aufmerksamkeit wieder auf Iwo. Der blickt seinen allerliebsten Menschen verwirrt mit seinen grünen Augen an. Grün! Wie grau-grün! Ed merkt, wie sich ein riesiger Schwall Worte in seinem Kopf bildet und sich auf den Weg zum Sprechorgan macht. Die Ma und seinen Bruder hatte er mit den üblichen 0 – 8 – 15 Antworten auf die Frage, wie die Party denn gewesen sei, abspeisen können. Doch bei Iwo würde er so nicht durchkommen! Dazu wusste das kleine Drächlein zu gut, wenn’s Herrchen nicht alles erzählte. Aber Eddie will gar nichts vor dem Wesen, dem er bedingungslos vertraut, verbergen. Und er erzählt alles: Angefangen bei der Ankunft in Jacobs Haus über das rutschende Handtuch und die eigentliche Party hinweg bis zum entscheidenden Punkt. Nach etwa einer halben Stunde ist all das, was Ed im Moment beschäftigt, Iwo mitgeteilt worden. Zum wiederholten Mal innerhalb einer Stunde versteht dieser die Welt nicht mehr. Seines Erachtens war Küssen durchaus als positiv zu bewerten, doch das Herrchen macht den Eindruck, als sei es todunglücklich. Sind schon komisch, diese Aufrechtgeher! Scheinbar frustriert und nervlich am Ende, nimmt Edward seine Arbeit an Iwo wieder auf. Immer wieder tauchen Jakes helle Augen in seinem Kopf auf, verbunden mit dem Gefühl nach…mehr! In der vergangenen Nacht hatte er sich so über sich selbst geärgert. Darüber, dass er sich über seinen Arm erschreckt und sich danach vollkommen kindisch weggedreht hatte. Dabei hatte er sich eigentlich so wohl gefühlt in den Armen von Jay und es war so richtig erschienen. Stattdessen war alles wieder falsch gelaufen. Die ganze Nacht über hatte Ed die Situation wieder und wieder geträumt: Er in Jakes Armen, die weichen Lippen auf seinen eigenen! Als er aufgewacht war, schwirrte ihm der Schädel. Er hatte keine Ahnung, was der andere nun über ihn dachte, aber den Mumm zu fragen, besaß er auch nicht. Am Ende war es wie immer: sie hatten getan, als wäre nichts gewesen und Ed war losgeradelt. Doch jetzt hockt er hier im Schneidersitz auf dem Bett, Iwo im Schoß, der gleichzeitig der einzige ist, der von seiner Verwirrtheit weiß. Er kann dem Kuscheltier ansehen, dass es konfus ist. In seinem Köpfchen kann er sich sicherlich nicht vorstellen, warum Edward jetzt so niedergeschlagen ist. Dies ist eine der Situationen, in denen der Kerl sich wünscht, von der gleichen Spezies wie Iwo zu sein. Aber es ist nicht so! Stattdessen macht sein Gehirn die Sache noch wesentlich komplizierter, indem es weiter darüber nachdenkt. Der Teil, der vor einigen Stunden noch nach mehr von Jakes Nähe geschrien hatte, verliert zunehmend seine Stimme. Im Gegenteil dazu schaltet sich der Big Boss ein. Eds Verstand bläut ihm ein, dass er – erstens – betrunken war, dass es – zweitens – wider die Natur ist und, dass er – drittens – nichts von solchen überbewerteten Ereignissen hält. Ein Kuss ist doch heutzutage eh nix besonderes mehr! Nach einer weiteren halben Stunde ist Edward sich vollkommen sicher, dass der Alkohol Schuld war und so etwas nie wieder passieren wird. Weder mit Jakob noch mit sonst wem und vor allem nicht mit einem Mann!! Froh darüber, dass er dieses Problem gelöst und Iwos Fell wieder sauber bekommen hat, holt Eddie schließlich die fehlende Erholung der vergangenen Nacht nach. Der Dienstagmorgen beginnt erst spät. Keiner in der eddieschen Familie macht sich großartig Sorgen ums Frühstück und so sieht sich jedes Mitglied der Gemeinschaft erst zum Mittag. Der Schlaf und das vorangegangene klärende Gespräch mit Iwo haben Eds Laune erheblich verbessert. So plappert er nun munter mit seinem Bruder und berichtet von ein paar witzigen Details der Party. Auf ein gemeinschaftliches Abräumen folgt ein gemeinschaftliches Nichts – Tun. Im Klartext heißt dies, dass jeder für ein paar Stunden das machen kann, was er will. Für gewöhnlich heißt das Mittagsschlaf. Auch Eddie zieht sich in sein Zimmer zurück, jedoch nicht um zu schlafen sondern um mit Iwo „Bilder raten“ zu spielen. Der kleine Drache versucht dabei, etwas zu zeichnen – den Stift in beiden Pfötchen haltend und übers Papier tippelnd – und das Herrchen soll’s erraten. Meistens handelt es sich bei den Bildern, die dabei entstehen, um diverse Kekssorten und Badewannenschaum. Ein lautes Surren unterbricht die beiden mitten im dritten Bild und Ed hangelt über Iwo hinweg nach seinem Handy auf dem Nachttisch. Es zeigt eine unbekannte Nummer an. „Jepp?“ „Hey, hier ist Jake.“ Iwo kann jedes Wort gut verstehen, ist ja auch ‘n Drache mit besonderen Fähigkeiten, und weiß nicht so recht, was er von dem Anrufer halten soll. Erstens stört er sie beim Spielen und zweitens ist er Schuld, dass das Herrchen gestern so schlecht drauf war! „Hoi! Und? Alles gut überstanden?“ „Na ja, ich war gestern noch bei Vicky und wir haben…“ – ein Seufzer – „…wir haben bissel aufgeräumt.“ „Muss ziemlich wüst ausgesehen haben.“ „War nicht so schlimm. Wir haben ganz gut was geschafft und sind zu ordentlichen Resultaten gekommen.“ „Faszinierend, dass du da gestern überhaupt noch Lust zu hattest. Ich hab nur noch Iwos Fell entzweigt und bin dann ins Bett gekrabbelt.“ „Was hat er denn gemacht?“ „Den Osterdrachen gesucht!“ „Ah ja, wie auch immer! Was ich eigentlich fragen wollte, ist, ob du vielleicht…“ – wieder ein Seufzen – „…Hast du vielleicht deine Bunnyöhrchen bei Vic vergessen? Er war nämlich ganz außer sich vor Sorge, dass jemand jetzt ohne Ohren weiter leben muss.“ Ed lacht auf – Jakes Nüchternheit bringt die Ironie nur noch mehr zur Geltung – und antwortet: „Nope, ich hab meine mitgenommen. Weiß bloß nicht, wo ich sie hingeworfen hab“ „Dachte mir schon, dass du nicht so unzuverlässig bist und deine Ohren vergisst! Das war eigentlich auch schon alles. Eigentlich hätte Victor auch selbst fragen können, aber er meinte, er traut sich nicht.“ „Schon klar! Hat er Quil schon gefragt? Der war doch nur kurz da und außerdem hätte er dann einen Grund, ihn anzusprechen.“ „Hä? Wieso? Seit wann braucht Vicky einen Grund?“ „Kennst ihn doch: sonst große Klappe, aber wenn’s drauf ankommt, kneift er! Vic steht auf Quil, und wie! Aber holla die Waldfee…“ „Wie jetzt? Echt?“ Man kann geradezu hören, wie Jake die Kinnlade runterpurzelt. „Das wusstest du nicht?? Vicky heult doch jeden damit voll! Quil hat zwar ’ne Freundin, aber es gibt Gerüchte, dass beide wohl mal ab und zu wildern gehen. Aber dann nur unterm gleichen Geschlecht.“ „So ’ne Beziehung will ich auch mal führen! Danke für den Tipp, ich werd ihn weiterleiten.“ „Alles klar, dann noch ’n schönen Tag!“ „Jupp, danke, dir auch! Grüß Iwo und sag, er soll die Pfoten von zu viel Keksen lassen.“ Das „Bye!“ von Ed hört Jake schon nicht mehr, da er hastig aufgelegt hat. >Bei Victor aufräumen? Ob er seine Ohren vergessen hat?? < Schmerzhaft lässt Jay seinen Kopf gegen die Wand hinter seinem Bett knallen. Dabei hatte er sich das Gespräch so gut vorgestellt. Er wollte erzählen, dass er sich bei Vic ausgeheult hat und ob sie – Edward und er – sich treffen könnten, um ihr zukünftiges Verhalten zu klären. Alles ist schief gelaufen! Es war ein ganz normales Gespräch wie es Freunde führen, aber genau das wollte er doch nicht! Er will, dass Edward das Gleiche fühlt wie er selbst und nicht, dass sie es wieder einfach übergehen. >Was kannst du eigentlich? <, fragt Jake sich selbst. Er weiß, dass Vic jeden Augenblick anrufen wird, um nachzuhaken, ob er seinen Ratschlag schon befolgt hat. Im Grunde hat er’s ja gemacht, nur das Ergebnis lässt zu Wünschen übrig. Nach einiger Zeit, in der Jay immer weiter in Selbstmitleid versinkt, klingelt dann auch das Phone und Vics Nummer blinkt auf dem Display auf. Kaum ist das Gespräch angenommen, sprudelt der auch schon los: „Und? Erzähl mir ALLES! Ich weiß nämlich ganz genau, dass du ihn angerufen hast, weil vorhin besetzt war. Ich wusste doch, dass du auf mich hören würdest!“ „Du stehst auf Quil?“ Nach einigen Augenblicken macht es Klick bei Vicky: „Du hast ihn nicht nach ’nem Treffen gefragt, richtig?“ „Nope.“ „Warum nicht? Jetzt hattest du wenigstens den Mut zu ’nem Anruf und kommst nicht zum Punkt?“ „Nope.“ „Jacob!!“ „Man, was willst du denn hören? Ich hatte mir alles gut überlegt und so und ’s wär’ auch kein Problem gewesen. Als ich dann aber seine Stimme gehört hab, hab ich Muffensausen gekriegt!“ „Habt ihr überhaupt was erzählt?“ „Das ist es ja: Er klang ganz normal, als würde es überhaupt kein Ding sein, dass ich einfach so anrufe!“ „Oh man, womit hab ich das nur verdient? Lass mich das ganze noch mal kurz zusammenfassen: Du schaffst es nicht, Ed deine Gefühle mitzuteilen und er macht auf Friede – Freude – Eierkuchen und Best Friends, richtig?“ „Jupp!“ „Er freut sich, dass alles gegessen ist und du bist depri, auch richtig?“ „Jupp!“ „Heißt also, ich muss die Sache in die Hand nehmen, richtig?“ „Jupp!“, dann: „Wait? What?? Vicky, das hat keinen Sinn! Ihm geht es einfach nicht so wie mir. Das war einfach nur der Alkohol und ich steiger' mich in irgendwas rein, das nicht wahr ist. Können wir die Sache nicht vergessen?“ „Kannst du’s denn einfach so vergessen?“, kommt die prompte Antwort Victors. „Na ja, also…Ach shitfuck!“ „Siehste, damit ist ja alles geklärt! Ach ja – natürlich steh ich auf Quil, der sieht jawohl echt heiß aus!“ Ein kleines Rumsen lässt vermuten, dass Jakes Kopf den Kontakt zur Wand wieder hergestellt hat. 10 km von diesem Gespräch entfernt ist der Stapel an Kekszeichnungen erstaunlich gewachsen. Jetzt toben Eddie und Iwo durchs Zimmer und fangen Seifenblasen. So was sollte man immer in seinem Zimmer haben! Ed ist aufgedrehter denn je. Einerseits, weil noch eine ganze Woche Ferien vor ihm liegt und andererseits, weil er sich ganz normal mit Jake unterhalten hat. Scheinbar ist der auch zu dem Entschluss gekommen, dass der Alkohol Schuld war. Sein Handy fliegt im hohen Bogen durch die Luft, als er aufs Bett springt, doch Iwo wäre nicht Iwo, wenn er es nicht fangen würde. Stolz über seinen Erfolg, flattert er zurück in Eds Arme. Kuschelzeit! Nach einiger Zeit vibriert das Störding allerdings wieder, jedoch nur durch eine Nachricht von Vic, der fragt, ob Ed morgen Abend Lust auf Flatrate – Futtern beim Nudelmann hätte. Und natürlich will dieser, immerhin geht nix über Spaghetti! So verläuft der restliche Dienstag und der darauffolgende Mittwoch in freudiger Erwartung auf den Abend. Laut Victor wollen sie sich alle um halb sechs im Nudelladen treffen. Da es ein milder Abend zu werden scheint, entscheidet Ed sich für seinen Drahtesel anstatt sich hin und her fahren zu lassen. Iwo darf im Drahtkörbchen, das am Lenker befestigt ist, mitkommen. Sogar noch einige Minuten zu früh, kommen beide dann in der Tolstoistraße an. Jedoch schient niemand der anderen da zu sein. Ein wenig irritiert betreten sie das kleine Lokal. Weiter hinten entdeckt Ed dann aber Jake und platziert sich ihm gegenüber. „Wo sind die denn alle?“, reißt Eddie ihn aus seinen Gedanken. „Oh…Hey! Ich hab keine Ahnung, aber vermutlich braucht Vic wieder länger im Bad.“ Der nette, gut aussehende Kellner mit den längeren, schwarzen Haaren (bleib gefälligst objektiv) gesellt sich zu ihnen und fragt, was sie gerne wollen. Ed und Jay erzählen, dass sie noch auf weitere Banausen warten und werden darüber aufgeklärt, dass sich der Trupp eigentlich erst in einer halben Stunde angekündigt habe. „Oh, dann muss Vicky sich wohl verschreiben haben.“, bemerkt Ed in seiner grenzenlosen Naivität. >Natürlich hat er sich aus Versehen verschrieben! <, denkt sich Jay, doch er antwortet: „Joa, wird schon so sein.“ Nach einigen Minuten des Schweigens, in denen Ed versucht, Iwo von seinem Bier fern zu halten, macht Jay eine Bemerkung: „Ach Iwo, du weißt ja gar nicht, wozu Alkohol alles fähig ist. Lass da lieber die Pfoten von!“ Eddie prustet los: „Au ja! Das wissen wir ja nur zu gut. Also hör’ lieber auf die erfahrenen Männer, mein kleiner Teufel, und lass wirklich die Finger davon. Sonst schlabberst du am Ende noch Vicky ab!“ Eine schwarze Leere beginnt sich in Jacob auszubreiten: >Also doch der Alkohol, was sonst?! < Seufzend lässt er den Kopf auf die Arme sinken. „Siehste Iwo? Da weiß einer ganz genau, wovon ich spreche! Also hör’ aufs Herrchen und Onkel Jake und lass dich nicht zu unüberlegten Trinken verleiten! Immerhin will ich keine Klagen auf Unterhalt ins Haus flattern sehen.“ „Soweit muss es ja gar nicht kommen“, schaltet sich Jaky ein, „es reicht auch schon ein Kuss, um sich mit diversen Krankheiten anzustecken! Also, kleiner Drache, am besten du gehst ins Kloster.“ >Alles klar<, denkt sich Iwo, >die beiden sprechen aus Erfahrung, sonst wären sie nicht so überzeugt davon! < Edward hingegen spielt den Entrüsteten: „Willst du mir etwa irgendwelche Viren und Bakterien anhängen?“ „Jedenfalls fühlt es sich seitdem so an, als würde sich mein Gehirn auflösen. Und da du oftmals keins zu haben scheinst, muss es sich ja auch irgendwann aufgelöst haben!“ „Falsch, Jaky – Hasi! Ich hatte von Anfang an keins. Die Krankheit musst du dir von einer anderen Zunge eingefangen haben.“, feixt Eddie. Der Drache verflattert sich zum Kellner hinter der Theke. Ihm ist es schon seit jeher bewusst, doch jetzt hat er die Gewissheit: Das Herrchen hat kein Hirn!! Der Kellner steckt Iwo einen Nudelkeks zu, den er - vollkommen zufällig – immer in der Tasche hat. So ganz geheuer sind ihm die Gespräche der beiden Gäste nicht. Er fragt sich nur, wie das werden soll, wenn noch mehr von ihrer Sorte dazu kommen… In fast demselben Moment öffnet sich die Eingangstür und ein lärmender Haufen Halbwüchsiger drängt sich in den kleinen Gastraum. Allen voran ein blonder Schönling mit rosa Herzchenschal. Fröhlich hüpft Victor auf seine Lieblings - Problemkinder zu, gefolgt von James und Laurent. „Mensch Pupis, ihr seid ja schon hier!“, freut er sich über die bereits Anwesenden. Jake schenkt ihm einen vernichtenden Blick: „Scheinbar hast du uns versehentlich ’ne falsche Zeit angesagt. Wir sind seit 30 Minuten hier!“ „Oh, das tut mir leid! Aber kann schon sein. Ich hab euch die gleiche Nachricht geschickt. Habt ihr euch wenigstens gut verstanden?“ „War ganz witzig.“, grinst Ed noch immer vor sich hin, doch Vic sieht aus den Augenwinkeln, wie Jay kaum merklich den Kopf schüttelt. >Was kann er eigentlich? <, denkt sich der Vicky über den armen Jacob. Aber er wird ihn später noch mal zur Rede stellen. Jetzt ist erstmal Spaghettizeit! Auch Iwo traut sich wieder zurück und lauthals machen sich die 5 über die erste Portion her. Nach sage und schreibe 4 Stunden sind fast 20 km Nudeln verdrückt und alle sind pappesatt. Nur der kleine Drache macht sich noch über die letzten Kleckse Soße her. Das laute Gequassel ist einem zufriedenen Brubbeln gewichen und die Lieben schauen leicht schläfrig aus der Wäsche. Als James nach seinem Geld greift, fährt Vic dazwischen: „Lass mal stecken, ist alles schon geklärt!“ „Hä? Wie jetzt? Aber wir müssen doch - “ „Nix aber!“, wird er unterbrochen: „Ich hab das schon mit Mercutio abgemacht!“ „Versteh ich nicht!“ „Macht nix, aber ich glaub, so langsam können wir trotzdem aufbrechen, oder?“ Zustimmendes Murmeln erklingt und allmählich erhebt sich die Truppe. Jedoch deutet Vicky sie an, schon mal draußen auf ihn zu warten, weil er noch was mit dem hübschen Italiener klären will. Durch die Scheibe beobachten die anderen 4, wie er etwas auf einen Zettel kritzelt und dem Kellner ein Perlweißlächeln schenkt. Munter kommt er zu den anderen. „Wir müssen ’s nicht verstehen, oder?“, bemerkt James trocken. „Nöpe!“, antwortet der vor sich hinlächelnde Victor. Ganz leise stellt Laurent die von allen gedachte Frage: „Gibbet auch schwule Italiener?“ Doch statt einer Antwort, zwinkert Vic ihm nur verschmitzt zu. Während jeder etwas anderes in dieses Verhalten interpretiert, verabschieden sie sich von Eddie, der mit seinem Radl und Iwo von dannen zieht. James und Laurent gehen nach links, die restlichen 2 nach rechts. Jake macht sich innerlich bereits auf eine Standpauke bereit. Doch auch nach 3 Minuten hat Vicky noch immer nichts gesagt. Unsicher blickt er den sonst so viel Quatschenden an. Nach weiteren etlichen Minuten bricht er das Schweigen: „Du fragst nicht, was schief gelaufen ist?“ „Warum sollte ich? Ist doch klar, oder? Ihr habt da gesessen, ein inhaltsloses Gespräch begonnen und da alles so freundschaftlich war, wolltest du das nicht kaputt machen, hab ich recht?“ Jake schweigt. Natürlich hat Vicky damit den Nagel auf den Kopf getroffen. „Vielleicht sollten wir uns einfach nicht an einem neutralen Platz treffen!“, überlegt er laut. Der andere horcht auf: „Und was soll dann passieren?“ „Vielleicht ist es ja besser, wenn ich ihn zu Hause besuche. Da braucht sich keiner von uns zu verstellen oder sonst was.“ „Und du glaubst echt, dass du’s auch durchziehst?“ „Keine Ahnung, aber ich will endlich Klartext reden!“ „Hmm…könnte möglicherweise sogar funktionieren, aber dann mach’s blad, damit Ed noch ’n paar ruhige Tage zum Nachdenken hat.“ Sie sind an der Straße angekommen, in der Victors Wohnung ist. Nach einer wortkargen Verabschiedung, machen sich beide auf den restlichen nach – Hause -Weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)