Von Sternschnuppen und roten Rosen von mamo_chan ================================================================================ Kapitel 26: Bereust du es? -------------------------- Der Morgen graute. Im Tempel war es noch ruhig. Mit verstrubbelten Haaren und mies gelaunt tigerte Rei durch die Gänge. Sie hatte furchtbar schlecht geschlafen. Sie war mitten in der Nacht aufgewacht, mit einer bösen Vorahnung. Da ihre Miko-Fähigkeiten sie noch nie enttäuscht hatten, hatte sie sich sogleich vor ihr Feuer gesetzt und versucht die Ursache auszumachen. Doch sie hatte nichts gesehen. Das allein war schon komisch, ihr Gefühl hatte sie noch nie im Stich gelassen. Zudem umgab eine seltsame Aura den Tempel. Doch anstatt sich umzusehen, hatte ihr Bett sie plötzlich wie magisch angezogen. Den Rest der Nacht fühlte sie sich, als würden in ihrem Innern zwei Mächte gegeneinander kämpfen. Die eine wollte sie unbedingt im Bett halten, die andere wollte sie auf etwas aufmerksam machen. So kam es dann, dass Rei die Nacht über nur sehr wenig Schlaf hatte. Ausbaden musste das mal wieder der arme Yuichiro. Nichtsahnend schrubbte er die Gänge, als seine Geliebte auf ihn zukam. Er erhob sich um ihr Guten Morgen zu sagen, doch Rei fauchte ihn nur an. „Yuichiro, pass doch mal besser auf! Dort drüben muss noch gewischt werden und außerdem nimm nicht so viel Wasser, sonst rutscht noch jemand aus und tut sich etwas!“ Mit diesen Worten rauschte sie davon und ließ einen ziemlich kleinlauten jungen Mann zurück. „Sie war ja noch nie einfach, aber heute ist sie eine richtige Furie!“, sagte er leise, doch Rei hatte ihn gehört. Wütend kam sie zurück. „Waaas?“, fragte sie herausfordernd. „N-nichts!“, rief Yuichiro und wandte sich schnell wieder dem Boden zu. Rei seufzte tief und ging weiter ihres Weges. -------<-----@ Seiya erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen. Wie er zurück ins Bett gekommen war, wusste er nicht mehr. Als die Geschehnisse der letzten Nacht wieder auf ihn eindrangen, setzte er sich auf und griff sich verzweifelt an die Stirn. Was hatte er nur getan? Oder… war es vielleicht nur ein Traum gewesen? Hoffnung keimte in ihm auf, erlosch jedoch sofort wieder, als er kalt und hart die kleine schwarze Kugel fühlte, die nun offenbar an einer silbernen Kordel um seinen Hals hing. Er zog sie unter seinem Hemd hervor und betrachtete sie voller Verachtung. Er nahm sie ab und hob sie über den Kopf. Dann holte er aus und warf sie mit aller Wucht gegen die Wand. Sie prallte ab und stieß zu allem Überfluß noch eine Vase um, die scheppernd auf dem Boden zerbrach. Wütend auf die Frau, das Schicksal, aber vor allem auf sich selbst kniete er sich hin um die Scherben aufzusammeln. Wie nicht anders zu erwarten war, hatte die Kugel keinen Kratzer abbekommen. „Ahh!“, sagte Seiya leise, als er sich an einer der Scherben schnitt. Ein kleiner roter Tropfen bahnte sich seinen Weg. Blut ist ein ganz besonderer Saft Als Seiya sich an die Worte erinnerte, wischte er den Finger an seiner Hose ab und schloss die Augen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Yaten und Taiki standen da. Schnell und so unauffällig wie möglich ließ Seiya die Kugel verschwinden. „Wir haben etwas fallen gehört, ist etwas passiert?“, fragte Yaten. „Ach, ich hab nur eine Vase runtergeworfen.“ Seiya deutete auf die Scherben vor sich. „Du solltest vorsichtiger sein.“, sagte Taiki mit einem Kopfschütteln. Dann verließ er den Raum um eine Abfalltüte zu holen. Yaten half unterdessen Seiya die Scherben zusammenzusammeln. Er hatte Glück gehabt, die Vase war nur in größere Stücke zerbrochen. Schweigend verrichteten sie ihre Arbeit, Yaten sprach morgens nie viel und Seiya war das heute gerade recht. Als Taiki zurückkam, bemühte er sich so aufzutreten wie immer. Die anderen sollten von der ganzen Sache nichts mitbekommen. Vor allem bei Taiki fiel ihm das schwer, sonst konnte er immer erraten, was in Seiya vorging. „Geschafft. Lasst uns frühstücken gehen.“, meinte Yaten kurze Zeit später. „Geht schon vor, ich komme nach. Ich will noch duschen.“ Also verließen seine Freunde ihn. Seiya sah sich im Zimmer um. Schnell entdeckte er, wonach er gesucht hatte. Auf einem unordentlichen Haufen lagen die noch immer nassen Sachen, die er letzte Nacht angehabt hatte. Er nahm sie mit ins Badezimmer und warf sie in den Wäschekorb. Dann zog er sich aus. Er hatte keine Ahnung, wie er es in seinem Zustand geschafft hatte sich ein anderes Hemd anzuziehen. Er hatte es sich anders überlegt und wollte nun doch ein Bad nehmen. Was für ein Glück, dass erst vor kurzem renoviert worden war. So musste nun niemand mehr von Hand mit Holz das Badewasser erwärmen. -------<-----@ „Da bist du ja wieder, Ambris! Und, hat es geklappt?“ Neugierig kam Ebris einige Schritte auf ihre Partnerin zu. Diese nickte nur zur Antwort. „Alles läuft nach Plan.“, sie lächelte kalt und zog sich die braune Kutte aus. Dann begab sie sich zu ihrem Lieblingsplatz - der pulsierenden Wurzel - und schlief erst einmal. Das hatte sie sich redlich verdient. Ebris hatte eigentlich weitere Auskünfte haben wollen, zog sich aber erstmal zurück. Wenn Ambris schlief, sollte man sie besser nicht wecken. Also stellte sie sich ans Fenster. Tokio sah einem schönen Herbstsonntag entgegen. °Genießt die Sonne, solange ihr sie noch seht!°, dachte Ebris bösartig und grinste. -------<-----@ Als Seiya im heißen Wasser lag, schloss er die Augen und dachte nach. Beim Verlassen seines Zimmers hatte er noch einen Blick auf den Kalender geworfen. Noch eine Woche bis Vollmond. Er seufzte tief. Wo hatte er sich da nur hineingeritten? Wehmütig dachte er an Bunny. Wenn er nicht kämpfen würde, würde sie sterben. Wenn er kämpfen und verlieren sollte, wäre seine Seele verloren… und wenn er gewann? Vielleicht hatte die Frau ja Recht, vielleicht hatte er dann alles was er wollte! Wen kümmerte schon Mamoru! Er war schließlich Schuld daran, dass er, Seiya, keine Chance bei Bunny hatte. Hatte sie ihm das nicht selbst gesagt? Damals… eine Ewigkeit war es her… Er erhob sich und stieg aus der Wanne. Mit dem Fuß stieß er gegen etwas kleines, kaltes. Er sah hinunter und erschrak. Es war die kleine Kugel. Wie war das möglich? Er war sich sicher, dass er sie in seinem Zimmer gelassen hatte. War sie ihm gefolgt? Er nahm sie hoch. Sie war eiskalt, dabei war es ziemlich warm im Badezimmer. Er zog sich an. Um sie genauer zu betrachten, hob er die Kugel vor sein Gesicht. Plötzlich zischte etwas. Als er an der Kordel entlangsah, merkte er, dass sie plötzlich wieder um seinen Hals hing. °Seltsam…°, dachte er. „Man sollte sich eben nicht auf einen Pakt mit dem Teufel einlassen…“,murmelte er, verzweifelt lächelnd. Er verließ das Bad. Wo sollte er nun hin? Hunger hatte er keinen. Er bezweifelte sowieso dass der riesige Kloß in seinem Hals das Schlucken zugelassen hätte. Er ging nach draussen, auf den Vorplatz des Tempels. Die Sonne schien warm vom Himmel. Die meisten Pfützen waren getrocknet, nur nicht die, in der er gesehen hatte, was sein Herz so sehr begehrte. Als er sich ihr näherte, kam plötzlich ein Wind auf und ließ ihn frösteln. Er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, doch sooft er sich auch umsah, entdecken konnte er niemanden. Er blickte in die Pfütze. Sein eigenes Spiegelbild blickte ihm traurig entgegen. Auf einmal zog es eine schreckliche Grimasse. Bereust du es? Entsetzt wich Seiya zurück. Sein eigenes Abbild hatte zu ihm gesprochen. So schnell er konnte lief er die Treppen zum Tempel hinunter. Er wollte nur weg hier, den Kopf freikriegen. Der Wind, der ihn noch immer umgab, war jetzt angenehm. Er lief und lief, ohne sich auch nur einmal umzublicken. Die Menschen mussten ihn für verrückt halten - es war ihm gleich. Er wollte nichts weiter als für immer laufen. Entkommen. Bereust du es? Die selbe Frage. Wohin sollte er laufen? Er blickte auf. Wie von selbst hatten ihn seine Beine zu dem Haus geführt, in dem Mamoru wohnte. Sollte er ihn herausfordern? Jetzt gleich? Wild schüttelte er den Kopf und lief weiter. Nur weg, egal wohin… egal? Dann fiel ihm ein Ort ein, an dem er schon einmal Ruhe gefunden hatte. Er rannte weiter ohne langsamer zu werden, bis er sie erreicht hatte: Die großen Eisentore des Friedhofs. Als er ihn betrat, wurde er seltsam ruhig. Die böse Aura schien zu verschwinden, doch etwas wollte ihn wieder aus dem Friedhof herausdrücken. Als er bemerkte, dass es die Kugel war, nahm er sie ab und schmiss sie unachtsam vor dem Friedhof auf den Boden. Dann suchte er die Statue, bei der er schon das letzte Mal Zuflucht gesucht hatte. Den Engel mit den langen Haaren. Als er ihn endlich gefunden hatte, kniete er sich vor ihn nieder. Nur hier konnte er alles um sich herum vergessen, sogar Bunny. Hier galten seine Gedanken einer anderen Welt. „Alaine“, flüsterte er. „Hilf mir doch!“ Tief blickte er in die steinernen Augen des Engels, doch er bewegte sich nicht. Traurig erhob er sich und ging Richtung Ausgang. Der Weg war von hohen Bäumen gesäumt. Ohne die Sonne war es sehr kalt heute. Als er am letzten Baum vorbeischritt, fielen die Sonnenstrahlen mit aller Wucht in sein Auge. Geblendet hielt er sich die Hand vor - und stutzte. Da vorne stand ein wunderschönes Mädchen und lächelte ihn an. „Kazuko?!“, rief Seiya atemlos. Das war doch unmöglich! Trotzdem rannte er los. Als er das Mädchen endlich erreicht hatte, blieb er enttäuscht stehen. Die Sonnenstrahlen hatten ihm einen Streich gespielt. Das war auch nur wieder eine Statue… Dabei sah sie so echt aus… so sehr wie sie… „Kazuko…“, flüsterte er. Wütend verließ er den Friedhof. Sie war tot. Das war nicht zu ändern. Automatisch musste er wieder an Bunny denken. Vorbei war die Zeit der vemeintlichen Ruhe. Kalt und schwer spürte er auf einmal wieder die Kugel um seinen Hals, als er aus dem Tor trat. Er seufzte. Bereust du es? Da war sie wieder, diese Frage… auf die er keine Antwort wusste. -------<-----@ Als Bunny erwachte, sah sie Sakura neben sich im Bett liegen und schlafen. Von Momoko war nichts zu sehen. Leise schlich sie aus dem Schlafzimmer. Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Auf der Couch saßen Mamoru und Momoko. Bunny musste lächeln. Bis auf die Haarfarbe hätte sie es sein können, die da neben ihm saß. „Guten Morgen!“, rief sie. Die beiden lächelten sie an. Es war dasselbe Lächeln. Mamoru erhob sich und küsste sie. „Frühstück?“, fragte er seine Liebste. „Klar!“, sagte Bunny, obwohl es schon nach elf war. „Ich mach das.“ Momoko erhob sich und ging in die Küche. Bunny und Mamoru setzten sich nebeneinander auf die Couch. Sanft legte er den Arm um sie. Er hatte schlecht geschlafen. Die ganze Nacht hatte er über Harukas Worte nachgedacht. Sie hatte ja Recht. Natürlich war sein Studium wichtig, doch immerhin würde er eines Tages König sein. War es da nicht weitaus wichtiger, sich um seine Königin zu kümmern? Bunny sah ihn von der Seite aus an. Er sah müde aus, hatte er etwa noch so spät nachts gelernt? Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. Verdutzt sah er sie an. Sie lächelte. Er erwiderte es. Dann küssten sie sich richtig. Kurze Zeit später kam Momoko mit einem Tablett wieder. Für ihre Schwester hatte sie auch gleich Geschirr mitgebracht. Und tatsächlich, nur eine Minute später schlappte auch Sakura ins Wohnzimmer. „Morgen…“, sagte sie verschlafen. Die anderen lachten. Dann frühstückten sie. Mamoru und Momoko hatten auf die beiden Schlafmützen gewartet. °Wie eine Familie…°, dachte Mamoru glücklich. Er hatte die Zwillinge inzwischen genauso ins Herz geschlossen wie Chibiusa. Nach dem Frühstück verabschiedete sich Bunny, es wurde Zeit für sie nach Hause zu gehen. Sie wollte gerade aus der Tür, als Mamoru sie zurückhielt. Er küsste sie sanft und lang. „Unternehmen wir heute etwas zusammen?“, fragte er, als er endlich von ihr abließ. Bunny war verblüfft aber glücklich. „Ich wollte heute mit Rei und den anderen ein Picknick machen. Komm doch mit!“ Mamoru nickte und lächelte. Als die Tür ins Schloss fiel, trat Sakura in den Flur. „Solltest du nicht für die Uni lernen?“, fragte sie sachlich. „Es gibt wichtigeres.“ Mit diesen Worten ging er an ihr vorbei und ins Badezimmer. Er hatte nicht gesehen, dass Sakura bei seinen Worten gelächelt hatte. Auch ihre Schwester verstand nicht, dass sie auf einmal so fröhlich war und sogar beim Abwasch half. -------<-----@ Seiya lief wieder. Er versuchte mit aller Macht seinem Leben zu entkommen. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. Wie gern hätte er mit jemandem den Platz getauscht - mit irgendjemandem. Alles war besser als seine derzeitige Situation und die Zwickmühle in der er sich befand. Auch der Friedhof hatte ihm heute keine wirkliche Ruhe gebracht. Er war so erschrocken, als er geglaubt hatte sie zu sehen. So töricht es auch war. Plözlich drängten seine Gedanken wieder in die eine, bekannte Richtung. Er versuchte mit aller Macht es zu verhindern, doch es wollte ihm nicht gelingen. Was wenn er gewann? Mit einem Mal fühlte er sich wie ein Pokerspieler, der all in gegangen war. Aussteigen kam nicht in Frage und seine Chancen zu gewinnen konnte er nicht richtig einschätzen. Ohne es zu merken, hatten ihn seine Beine zum Meerufer getragen. Inzwischen atemlos lief er an der Promenade entlang. Anhalten war unmöglich. Die Gedanken drangen nun mit der Wucht gigantischer Wellen auf ihn ein. Und da war immernoch die Stimme in seinem Kopf, die er nicht mehr loswurde. Bereust du es? Immer wieder die selbe Frage, die ihm Kopfschmerzen bereitete. Bereust du es? Er rannte auf die Klippen zu. Die Wellen peitschten an ihnen hoch. Bereust du es? Bereust du es? Be-Bereust du es? Bereust du- Bereust du es? Bereu- Bereust du es? Die Wellen wurden immer stärker, genau wie die Kopfschmerzen und der Druck der Gedanken. Er sahvor sich wie Bunny starb, dann wie seine Seele ins Dunkel gezogen wurde und schließlich, wie er glücklich und zufrieden, Bunny im Arm hielt. Bereust du es? Be- Bereust du es? Bereust du es? Bereust du? Bereust du es? Bereust du es? Nur noch wenige Schritte trennten ihn vom Meer, die Geräusche um ihn herum wurden immer lauter, mitten drin war Bunnys Gesicht, dass ihn anlächelte. Dem Druck konnte er unmöglich standhalten, sein Kopf drohte zu bersten, er für immer im Meer zu versinken - Bereust du es? Bereust du es? Be-Bereust du es? Bereust du- Bereust du es? Bereust du es? Bereust du? Bereust du es? Bereust du? Bereust du es? Bereust du? Bereust du es? Bereust du es? Bereust du? „NEIN!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)