Heroes von Tricksy ================================================================================ Kapitel 1: One -------------- „So ist’s gut...“ Vorsichtig entfernte Tsukasa die Nadel aus dem Arm des Mädchens und legte die Spritze beiseite. Die Augen der Kleinen flatterten ein wenig, dann legte sie sich wieder hin und atmete nun deutlich ruhiger als zuvor. Seufzend erhob Tsukasa sich. Die besorgten Blicke der Schwester ignorierte er. „Ich weiß, was Sie denken“, nuschelte er und rieb sich die Stirn. „Wir können sie nicht ewig mit Beruhigungsmitteln voll pumpen.“ „Aber Doktor-“ „Aber zur Zeit geht es nicht anders. Exakt.“ Er drehte sich vom Bett des achtjährigen Kindes weg und vergrub seine Hände in den Taschen seines Kittels. „Räumen Sie bitte auf. Vielen Dank.“ Ohne sich noch einmal umzudrehen verließ er die Station und trat auf den belebten Korridor, wo er gleich mehreren Leuten ausweichen musste. Mit gehobenen Augenbrauen reihte er sich in den Menschenstrom ein. „Doktor Oota! Doktor Oota!“ „Hm?“ Er drehte sich um sich selbst, um den Ursprung der rufenden Stimme zu finden, und kurz darauf krallte sich eine Hand so heftig in seine Schulter, dass Tsukasa zusammenzuckte. „Herr Fushimasu, was-“ „Doktor, kommen Sie schnell mit! Es sind gerade vier Krankenwägen eingetroffen! Ein Polizeieinsatz ist fehlgeschlagen!“ Tsukasa hörte schon nicht mehr ganz hin, denn er kämpfte sich bereits so schnell es ging zwischen den Leuten hindurch und eilte, dicht gefolgt von Fushimasu, die Treppen hinunter. Kaum hatten sie Fuß in das Erdgeschoss gesetzt, sah Tsukasa durch eines der großen Fenster, wie die Tragen ausgeladen wurden. Seine Schritte beschleunigten sich automatisch und er lief durch eine der Seitentüren hinaus in den Hof, wo sich bereits einige der anderen Ärzte tummelten. „Wie viele Verletzte?“, fragte Tsukasa kurz angebunden den nächstbesten Sanitäter, der eine weitere Trage aus dem Wagen lud. „Sieben, vier von ihnen nicht schwer. Um die anderen sollten wir uns mehr Sorgen machen.“ Tsukasa nickte und lief stetig neben dem Sanitäter her. Zusammen eilten sie auf den Eingang zum Krankenhaus zu. Sein Blick ruhte auf dem Mann, der auf der Trage lag. Man hatte ihm eine Atemmaske aufgesetzt; sein Oberkörper war frei. Über der Brust konnte Tsukasa deutlich den Einschlag von Kugeln erkennen und er sog die Luft scharf ein. „Das scheint einer der Schwerverletzten zu sein.“ Man öffnete ihnen die Türen und sie rollten gemeinsam den Verletzen den Gang in Richtung OP entlang. „Matsumura Yoshitaka, er wurde örtlich betäubt. Zwei Kugeln haben ihn seitlich getroffen, einige weitere-“ „Ich werde ihn röntgen“, unterbrach Tsukasa ihn stirnrunzelnd. „Wie Sie meinen.“ „Und wie ich es meine“, fügte er freundlich hinzu und bedeutete dem Sanitäter den Verletzten für die Aufnahmen in einen Raum neben der OP zu bringen. „Oh mein Gott...“ Tsukasa starrte entgeistert auf die Röntgenaufnahmen in seinen Händen, im Raum hatten sich bereits zwei weitere Ärzte eingefunden. Dass dieser Mann noch lebte, verblüffte ihn so sehr, dass er keine Worte dafür fand. „Sieht es sehr schlimm aus?“, fragte der eine wie beiläufig. Tsukasa fasste sich an den Kopf und legte die Aufnahme auf ein Leuchtpult, sodass sich die anderen selbst überzeugen konnten. „Der Mann muss sofort operiert werden!“ „Aber Herr Oota, die OP’s sind voll-“ „Das ist egal! Machen Sie eine frei, dieser Mann braucht jetzt Hilfe, und nicht wenn er tot ist!“ „Doktor, ich- das können Sie nicht machen! Sie können nicht ein Menschenleben aufs Spiel setzen, nur weil Sie der Meinung sind, dass dieser-“ „Herr Oota, wir sehen ebenfalls, dass es nicht gut um ihn steht“, unterbrach der Andere. „Ich für meinen Teil würde sogar sagen, ihm ist nicht zu helfen. Er hat starke innere Blutungen und-“ „Und Knochensplitter bohren sich in seine Lunge. Zusätzlich sind seitlich zwei Kugeln eingedrungen und haben sich unter seine Rippen geschoben! Ich bin nicht blind! Jetzt machen Sie eine OP frei, die leichter Verletzten können später behandelt werden!“ Wutentbrannt winkte er eine Schwester heran, die die Trage mit dem Verletzten in Richtung Operationssäle schieben sollte. Tsukasa folgte ihr, ohne den anderen Ärzten einen Blick zuzuwerfen. „Doktor!“ Der etwas Kleinere eilte ihm nach und packte ihn am Arm, den Tsukasa unwirsch schüttelte, damit er losließ. „Das können Sie nicht machen! Seine Blutgruppe ist selten vertreten, er hat einen hohen Verlust-“ „Welche Blutgruppe hat er denn?!“, war die bellende Antwort. „AB negativ.“ Tsukasa blieb wie vor den Kopf geschlagen stehen. In seinem Hirn begann es zu arbeiten. Diese Blutgruppe war tatsächlich mehr als selten vertreten und es hätte viel zulange gedauert, Konserven aus anderen Krankenhäusern einliefern zu lassen. Er warf dem Polizisten auf der Trage einen Blick zu und runzelte verzweifelt die Stirn, während er den anderen Arzt auf sich einreden ließ. Seine Brust hob sich in unregelmäßigen Abständen, Schweiß stand ihm bereits auf der Stirn. Die Betäubung schien nachzulassen. „Nehmen Sie mir Blut ab“, sagte Tsukasa leise, sodass er sein eigenes Wort kaum verstand. „Bitte... was?“ „Nehmen Sie mir Blut ab, ich habe die gleiche Gruppe.“ „Aber-“ „HÖREN SIE, KATASHI!“ Tsukasa packte ihn am Arm und sah ihn eindringlich an. Hinter der dickrandigen Brille des anderen sah er den Schock in den Augen glänzen. „Wenn Sie auch nur irgendwie Mensch sind, dann nehmen sie mir jetzt das Blut ab, aber schnell!“ Befohlen, getan. Tsukasa wurde etwas schummrig vor den Augen, als er sich von der Liege schwang. Als er aufstand, taumelte er ein wenig, fing sich aber wieder. Er atmete tief durch und ging mit zittrigen Beinen aus dem Ruheraum hinaus. Sofort eilten zwei Schwestern auf ihn zu und wollten ihn zu einem Stuhl geleiten, doch er schlug die Hände beiseite und verlangte nach seinem OP Kittel. Die Frauen sahen sich unsicher an, doch taten wie ihnen geheißen. Noch während er auf den Operationssaal zuging, stürzte ein Arzt aus ihm hinaus. Es war Doktor Yagasumo, der zusammen mit Tsukasa und Katashi die Röntgenbilder begutachtet hatte. „Herr Oota, was machen Sie da?!“ „Was wohl?“ Mit rollenden Augen kämpfte er sich an seinem Kollegen vorbei in die OP. Auf dem Tisch lag, wie er erwartet hatte, der verletzte Polizist. Ohne die irritierten Blicke der anderen zu beachten, griff Tsukasa nach Mundschutz und Haube und zog sie auf. „Herr Oota?“ Fragend blickte Tsukasa auf, doch bevor er seine Stimme erhob, fiel sein Blick auf die Akten von Herr Matsumura, über die sich zuvor alle gebeugt hatten. Sämtliches Blut wich ihm aus dem Gesicht, was ihn aufgrund seines sowieso hohen Blutverlustes wanken ließ. Hinter ihm stürmte wieder Doktor Yagasumo herein. Ungläubig griff Tsukasa nach den Akten und nachdem er sie studiert hatte warf er sie zornig zu Boden. „WAS zur Hölle soll das heißen?!“ Er zeigte auf die Blätter, die sich nun verteilt hatten. Ein Aisstent machte sich daran, sie wieder zusammenzusammeln. „Doktor Oota, es tut mir wirklich sehr leid, aber wir können diesen Mann nicht operieren.“ „WARUM NICHT? SIE HABEN JETZT GENUG BLUT! EINER OPERATION STEHT NICHTS MEHR IM WEGE!“ „Es wäre aussichtslos, wenn-“ Yagasumo brach ab und zuckte zusammen, als Tsukasa seine Faust auf ein Metallblech schnellen ließ. Eine Weile herrschte eine erdrückende Stille. „Herr Yagasumo, ich verurteile Sie nicht dafür, dass Sie diese OP nicht wagen, sondern nur dafür, dass Sie HINTER meinem Rücken beschließen, diesen Menschen sterben zu lassen!“ „Aber-“ „Gehen Sie. Und Sie auch, Katashi. Gehen Sie! Ich werde ihn operieren, und wenn es JAHRE dauert!“ Yagasumos Augen wurden riesig, während er beobachtete, wie Tsukasa sich wankend am Operationstisch festhielt, um nicht umzukippen. „Sind Sie des Wahnsinns? Sie können kaum stehen!“ „Das müsste ich Sie fragen! Sie haben als Arzt vor, einen Menschen verrecken zu lassen!“ „SIE wären spätestens sein Todesurteil gewesen! Es grenzt doch an Glück, wenn Sie nur einen Schnitt richtig setzen!“ Tsukasa sah seiner Hand zu, wie sie vor sich hin zitterte. Doch dieses Mal schien ihn mehr die Wut als die Schwäche zu übermannen. „Nein“, sagte er leise, aber so eindringlich, als hätte er Yagasumo zur Bekräftigung eine Ohrfeige verpasst. Tsukasa griff erneut nach Matsumuras Akten und hielt sie dem anderen Arzt unter die Nase. „Sehen Sie das rote Kreuz da? Das haben Sie gemacht. Dieses Kreuz ist ein Todesurteil. Und nicht der Versuch, einen Menschen unter allen Umständen zu retten. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber ich bin Arzt geworden um zu helfen. Nicht um zu töten. Wenn Sie jetzt bitte so freundlich wären und die OP verlassen? Ich wäre Ihnen sehr verbunden, da Sie ansonsten wertvolle Zeit verschwenden.“ Yagasumo gestikulierte völlig außer sich vor Wut und als er schließlich kein Wort hervorbrachte, trat er so dicht an Tsukasa heran, dass sich beinahe ihre Nasen berührten. „Seien Sie besser vorsichtig mit dem, was Sie sagen. Ich werde draußen warten und Sie an ihre Worte erinnern, sobald diese Operation missglückt ist.“ „Vielen Dank für Ihr Vertrauen, ich weiß es zu schätzen. Guten Tag.“ Tsukasa wandte sich mit diesen Worten von dem Arzt ab und sah den Gehilfen zu, wie sie beim Polizisten die Narkose einleiteten. Er achtete nicht darauf, wie Yagasumo und Katashi fliegend den Raum verließen. Karyu fiel. Und irgendwie schien es kein Ende zu nehmen. Aber wenn er genau darüber nachdachte, dann wollte er das auch gar nicht. Die Luft, die ihm im Fall entgegenschlug, war angenehm warm und er breitete die Arme aus um so zu tun, als flöge er. Für einen Augenblick kam ihm der dämliche Gedanke, auch mit den Armen zu rudern, wie ein Vogel, der mit seinen Flügeln schlug. Doch das fand er dann doch zu idiotisch. Er fühlte sich unglaublich frei, und als er das bemerkte, stutzte er. Dieses Gefühl war ihm merkwürdig fremd, und er hatte sich immer gefragt, wie es wohl ist, wenn man ganz für sich sein kann. Ob man sich dann immer wie im freien Fall vorkommt...? Er konnte spüren, wie er langsamer wurde und schließlich ganz anhielt. Komischerweise verärgerte ihn das nicht, so wie er angenommen hatte. Er nahm es einfach hin und öffnete nun seine Augen um sich umzublicken. Irgendwie glänzte hier alles in einem gelblichen Licht. Sehr seltsam. War er vielleicht tot? Das riesige Gittertor, vor dem er stand bestärkte Karyu in dieser Theorie. Aber anstatt geschockt stehen zu bleiben, lief er fröhlich darauf zu, ohne es eigentlich zu wollen. Wenn er so genau darüber nachdachte, dass das da das Tor zum Himmel war, dann wunderte ihn diese Anziehungskraft nicht. Wer wollte nicht einmal auf Wolken rumlungern und die Leute auslachen, denen gerade das Eis auf die Straße fiel? Dummer Gedanke, aber irgendwie wahr. Mit großen Augen sah Karyu zu, wie die riesigen Torflügel aufschwangen und den Weg zu einer riesigen Treppe freimachten. Hätte er gewusst, dass sterben so schön sein kann, dann hätte er es vielleicht schon viel früher in Betracht gezogen. Er sog die frische Himmelsluft ein und setzte seinen Fuß durch das Tor, den Blick wandte er nicht von der Treppe ab. So was Dämliches hatte er bisher nur in Filmen erlebt, aber das war jetzt auch egal. Irgendwie wunderte es ihn gar nicht, dass der wolkige Boden nachließ, als er mit dem Fuß aufkam und er wieder zu stürzen begann. Das wäre ja alles auch nur zu schön gewesen. Wieder schien der Flug kein Ende zu nehmen, doch dieses Mal war es um einiges unangenehmer. Irgendwie schnitt ihm die Luft nun ins Gesicht, und seine Lunge brannte wie Feuer. Er konnte fühlen, wie Tränen seine Wangenknochen entlang rannen und jeder seiner unregelmäßigen Herzschläge fühlte sich an, als würde es explodieren. Der Schmerz wurde immer unerträglicher, und schließlich konnte er nicht mehr an sich halten. Er schrie. Und als hätte es was genutzt, verebbte das Gefühl, innerlich zu zerbersten. Zwar pochte der ziehende Schmerz immer wieder auf, doch es fühlte sich unglaublich gut an, wenigstens zum Teil wieder erlöst worden zu sein. Dann hörte er Stimmen. Aber er ignorierte sie. Er wollte keine Stimmen hören. Krampfhaft kniff er die Augen zusammen um der unsichtbaren Kraft zu wiederstehen, die sie öffnen wollte. Die Stimmen wurden lauter und lauter, und dann plötzlich ganz leise, als stünde Karyu bloß neben ein paar redenden Menschen. Es dauerte eine Weile bis er sich traute die Augen wieder zu öffnen, und was er sah erfüllte ihn mit dem Wunsch, sie wieder zu schließen. Angst erfüllte ihn, als er es nicht konnte. Nicht weil er nicht dazu fähig war. Sein Blick lag wie gefesselt auf einer kleinen Menschentraube, die sich plötzlich zusammenscharrte. Die Wände waren weiß und grell, während sie langsam an ihm vorbeizogen. Zwei der Leute hatten einen dritten abgefangen, der kurz vor der Ohnmacht zu stehen schien. Schweißperlen rannen ihm von der Stirn, der Mann war bleich wie Kreide und sein ganzer Körper zitterte. Karyu fühlte, wie sich seine Stirn runzelte, während seine Augenlider flatterten und er an den Menschen vorbeigeschoben wurde. Der erschöpfte Mann schob ein paar der helfenden Hände fort und warf einen Blick auf ihn. Ihre Augen trafen sich. In Karyu rührte sich etwas, was er nicht wirklich beschreiben konnte, dazu war er viel zu erschöpft. Er konnte noch sehen, wie der Fremde schwach lächelte, bevor seine Augen wieder zufielen. Tsukasa zitterten aus einem ihm völlig unbekannten Grund die Knie, als er die Intensivstation betrat. Kaum hatte er Fuß hinein gesetzt, kam ein Assistent auf ihn zugeeilt, der ihn beinahe bildlich quer durch den weiten Raum zerrte, in den sie nach einigen Metern abgebogen waren. „Sie wollen sicherlich zu Yoshitaka Matsumura“, sagte er. Er war sehr groß für einen Japaner, und ebenso hager. „Wissen Sie, ich bewundere den Einsatz, den Sie für diesen Menschen gezeigt haben.“ Tsukasa bedankte sich mit einem Nicken und wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte. Dann runzelte er die Stirn. „Was hätte ich auch anderes tun sollen?“ Daraufhin lächelte der hagere Assistent. „Haben Sie sich von ihrem Blutverlust erholt?“, fragte er, statt auf Tsukasa einzugehen. „Es geht mir besser, ja. Ein Tag Ruhe kann Wunder wirken.“ „Das ist gut zu hören.“ Tsukasa nickte erneut und verschränkte seine Arme hinter dem Rücken, während er die Betten absuchte. Der Assistent musterte ihn von der Seite. „Und es geht Ihnen wirklich gut? Sie sehen ziemlich bedrückt aus.“ „Hm?“ Tsukasa wandte sich ihm wieder zu und versuchte möglichst gelassen zu wirken. „Es geht mir gut. Keine Sorge.“ Der Andere nickte und blieb so abrupt stehen, dass Tsukasa erschrak. Erst jetzt sah er, dass sie bei Yoshitaka Matsumura angelangt waren. Tsukasa blickte auf die Ansammlung von Geräten, die sich neben dem Krankenbett aufhäuften. Flimmernde Bildschirme und piepsende Messgeräte halfen dabei, die Stabilität dieses Patienten zu überwachen. So wie es nun aussah, schien Herr Matsumuras Zustand nicht mehr gefährlich zu sein. Tsukasa konnte sehen, wie sich die Brust unter der weißen Bettdecke gleichmäßig hob und senkte. Er merkte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel. Der Assistent tippte ihn von der Seite an, und als er sich ihm zuwandte, drückte er ihm die Akten von Karyu in die Hände. „Kurz nach der Operation war sein Zustand noch sehr labil. Aber er hat sich erstaunlicherweise sehr schnell gebessert. Vielleicht kann er schon nach ein paar Tagen die Intensivstation verlassen, wenn es stetig bergauf geht.“ „Das warten wir lieber ab. Ich danke Ihnen, dass sie mich zu ihm geführt haben.“ Mit einem freundlichen Gruß verschwand der Assistent wieder und Tsukasa schenkte erneut Yoshitaka Matsumura seine Aufmerksamkeit. Beinahe vorsichtig schritt er um das Bett herum und zog sich schließlich einen Hocker heran, um sich an das Kopfende zu setzen. Die Atemmaske, die man Herr Matsumura aufgesetzt hatte, beschlug leicht, mit jedem Atemzug, den er tat. Seine Haare standen ihm zerzaust vom Kopf ab, und man konnte fast sagen, dass sie so aussahen, als litten sie mit ihrem Besitzer. Die Augenlider Matsumuras flatterten unruhig, doch er schlug sie nicht auf, was Tsukasa auch schwer verwundert hätte. Seine Augen glitten über die Arme, die in einem weißen Kittel steckten. Auch wenn er auf einem kleinen Bildschirm hinter sich den Puls des Mannes sehen konnte, griff er vorsichtig nach dessen Hand und betastete sie. Bis auf das gleichmäßige Durchpumpen des Blutes konnte er fühlen, dass sie leicht zitterte. Das war eigentlich kein Wunder, nach solch schweren Verletzungen. Tsukasa kam nicht umhin zu lächeln. „Ein Wunder, dass Sie überhaupt so schnell wieder halbwegs auf dem Damm sind, was?“, sagte er leise und rieb leicht über das Handgelenk, an dem er den Puls gefühlt hatte. „Ds gibt Ihnnn noch lang nich ds Rech mi su betatschn...“ Vor Schreck riss Tsukasa seine Hand zurück und beobachtete, wie Yoshitaka Matsumura vorsichtig seinen Arm bewegte. Seine Augen wanderten zum Kopf seines Patienten und er sah, dass dieser ihm – wenn auch unter größter Anstrengung – einen bösen Blick zuwarf. „Wo bn ish eienlich...?“ Tsukasa starrte seinen Patienten wie ein Auto an. Er öffnete den Mund um ihm zu antworten, doch er brachte kein einziges Wort heraus. Dass Yoshitaka Matsumura schon nach einem Tag wieder aufwachen würde, hätte er sich nicht einmal in seinen Träumen ausgemalt. Er beobachtete steif wie ein Stock, wie Karyus Hand langsam zu seiner Maske wanderte, um sie sich abzunehmen, doch im letzten Moment klammerten sich Tsukasa Finger um sein Gelenk, und zogen die Hand außer Reichweite des Kopfes. Karyu warf ihm noch einen erbosten Blick zu. „Sagn Se, sprechn Se inner Hölle kei Ja-anisch...?“, fragte er mit lahmer Zunge. „Se solln mi nich betatschn. Un jes gebn Se mi ne Anwort...“ Tsukasa zog erneut seine Hand zurück und musterte Herr Matsumura verstört. „Sie sind auf der ICU. Und versuchen Sie bitte nicht, die Maske abzuziehen. Die werden Sie noch brauchen.“ „I, zeh, wa...?“ Karyu schien jedoch nach einer Weile zu verstehen, denn sein zerrüttelter Gesichtsausdruck hellte sich ein wenig auf. Seine Augen flogen über die Gerätschaften neben dem Bett, und über die Schläuche, die seinen Körper mit ihnen verbanden. „Ish bn nich dod...?“ „Nein. Sie leben.“ „Scheise.“ Tsukasa betrachtete ihn perplex und rieb sich den Hinterkopf. Wollte dieser Mann unbedingt tot sein? Er sah zu, wie Karyu seine Augen wieder schloss, aber schon nach wenigen Sekunden erneut öffnete. „Un... an wie fieln Schläun hän ish?“ „Hören Sie, ruhen Sie sich lieber aus. Das Sprechen überanstrengt ihren Kreislauf.“ „Anwordn Se mi.“ „Nein! Sie sind jetzt still!“ Verärgert krampfte Karyu seine Hände zusammen, sodass Tsukasa feine Äderchen erkennen konnte. Er schien einen Moment zu zögern, doch dann setzte er sich langsam auf. Völlig schockiert sprang Tsukasa auf, packte ihn an den Schultern und drücke ihn zurück auf sein Gelage. „Eh, ws solln ds?“ „Sind Sie wahnsinnig?! Bleiben Sie liegen!“ Eine ganze Weile rührte sich niemand und Karyu forschte mit zusammengekniffenen Augen in Tsukasas Gesicht. Dann entspannte sich sein Körper wieder; der Andere ließ ihn los und setzte sich. „Wer sinse eienlich?“ „Kenji Oota.“ „Aha.“ Karyu schien zu überlegen, doch dann entschied er sich dafür, sein Hirn auszuschalten und blickte an die Decke. „Ruhen Sie sich aus“, empfahl Tsukasa und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Das haben Sie sehr nötig.“ Karyu reagierte nicht, sondern starrte weiterhin den weißen Putz an. Er fragte sich, warum Krankenhäuser immer weiß sein mussten. Seine Augen wanderten langsam zurück zu dem Mann, der neben ihm am Bett saß und ihn erwartungsvoll musterte. Unweigerlich begann es erneut, in seinem Kopf zu arbeiten. „Eh“, stieß er dann dumpf aus, und seine Lider senkten sich ein wenig. Müdigkeit übermannte ihn. „Ish erinnr mish.“ „Bitte?“, fragte Tsukasa verwundert. „Se sin dr Kerl, dr in Ohmach gefalln is.“ Tsukasa setzte sich gerade auf und hob seine Augenbrauen, während er Karyus müden Blick erwiderte. „Ja...“, gab er nachdrücklich zu. Er beobachtete, wie sich Karyus Hand zittrig hob und auf ihn zeigte. „Weishei.“ Dann fiel sie wieder hinab und er schlief ein. Es war jetzt bereits zwei Tage her, dass Tsukasa sich zu Karyus Krankenbett gesellt hatte und überraschenderweise feststellte, dass es dem Polizisten wohl doch besser ging, als man annahm. Trotzdem hatte er eine gewisse Angst gehegt, Herr Matsumura könne einen Rückfall erleiden, und sofort einige Schwestern damit beauftragt, pausenlos um ihn herumzugeistern, damit ihm bloß nicht noch einmal der dämliche Gedanke kam, seine lebensnotwendige Atemmaske abzunehmen. Tsukasa lehnte sich in seinem Sessel zurück und seufzte laut und resignierend, da er aus seinen Unterlagen der kleinen Kaimah Tale nicht schlau wurde. Aber wenn er sich das so eingestand, ist er das die letzten Wochen auch nicht geworden. Er stemmte seine Hände an seinen Tisch und rollte seinen Stuhl zu einem riesigen Regal voller alter Akten. Erst suchte er die Rücken mit seinem Auge ab, dann griff er in eines der unteren Regale und hievte einen großen, schwarzen Ordner hervor, und zog sich zurück zum Tisch. Das Licht seiner Schreibtischlampe brannte in seinen Augen, und er rieb sie sich, bevor er den Deckel des Ordners aufschlug und das Inhaltsverzeichnis überflog. Gerade als er die Seiten durchblättern wollte, klopfte es an der schweren Stahltür zu seinem Büro. „Herein“, sagte er leise und ein wenig entnervt. Sein Blick klärte sich auf, als Fushimasu den Raum betrat. „Guten Abend, Doktor“, sagte er freundlich, jedoch auf irgendeine Weise nervös. „Guten Abend“, erwiderte Tsukasa und hob misstrauisch die Augenbrauen. Fushimasu knetete am Stoff seines weißen Kittels herum. Auch wenn er schon die Mitte der zwanzig erreicht hatte, sah er nun aus, wie ein kleines Kind. „Was gibt es?“, fuhr Tsukasa freundlich fort. „Nun“, druckste der Assistent herum. „Es geht um Yoshitaka Matsumura.“ Wie von selbst klappte Tsukasa den Ordner vor sich wieder zu und wurde hellhörig. Die Tatsache, dass ihn die Neuigkeit so interessierte, schien Fushimasu zu stärken. „Er ist erstaunlicherweise wieder bei vollem Bewusstsein. Und er verlangt danach, Sie zu sprechen, Doktor.“ „Ach“, meinte Tsukasa amüsiert. „Tut er das?“ „Äh... hai.“ Fushimasu trat zur Seite, als Tsukasa sich erhob und das Licht auf seinem Tisch ausschaltete. Anschließend wandte er sich seinem Assistenten zu und wies ihn an, vorauszugehen. „Ey, lassense mich in- Fassen Se mich nich an, habsch gesagt!“ Tsukasa horchte ungläubig Herr Matsumuras Stimme, die bis in die Gänge der ICU klang. Fushimasu warf ihm einen nervösen Seitenblick zu, doch als er bei Tsukasa keine Sorge entdeckte, entspannte er sich wieder. Als sie in den richtigen Raum einbogen, sahen sie schon von Weitem wie Karyu sich gegen das Zuvorkommen zweier Schwestern wehrte. „Wo is Kenji Oota? Er soll kommen! Ich will-“ Karyu brach abrupt ab, als er sah, wie der Arzt in Gesellschaft eines Assistenten auf ihn zueilte. Er saß aufrecht, und eine der Schwestern versuchte ihn zurückzudrücken, doch er schlug um sich wie ein kleines Kind. „Nich anfassen!“ Mit einem Nicken bedeutete Tsukasa den Frauen, dass sie sich wieder um die anderen Patienten kümmern konnten. Das Verschwinden der Schwestern entspannte Karyu sichtlich. Tsukasa zog sich kommentarlos einen Hocker heran, Fushimasu verabschiedete sich wieder und ging seines Weges. „Ihnen scheint es ja besser zu gehen.“ „Ach ne. Mi geht es blenend. Kannich jes gehen?“ Tsukasa konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen. Karyus Zunge war schon vor zwei Tagen noch sehr gelähmt gewesen, doch auch jetzt schien sie sich noch nicht ganz erholt zu haben. „Sicherlich. Nicht.“ „Se sind doof, wissense das?“ Tsukasa, der sich gerade nach einem Messgerät gebückt und es überprüft hatte, setzte sich wieder auf und blickte Karyu verwirrt an. „Ach, bin ich das?“ „Ja.“ „Können Sie denn wieder atmen?“ Der abrupte Themenwechsel schien Karyu so zu verwirren, dass er sich nicht einmal dagegen wehrte, als Tsukasa ihn zurück ins Bett drückte. Er zuckte er mit den Schultern. Daraufhin rollte Tsukasa mit dem Hocker bis ans Kopfende und überprüfte den Schlauch des Atemgeräts. Karyu beobachtete ihn misstrauisch und sein Körper spannte sich an, ganz so, als würde er jeden Moment davonspringen wollen. Schweigend widmete Tsukasa sich Karyus Oberkörper und tastete ihn vorsichtig ab. Dann wanderte seine Hand zu dessen Schlüsselbein und drückte leicht. „AU! Sinnse denn bescheuert?!“ „Verzeihung.“ Es trieb Karyu zur Weißglut, dass sich dieser Mann nicht weiter um seine Schmerzen zu scheren schien. Gerade, als er wieder zum Wort ansetzen wollte, legte Tsukasa eine Hand auf die Atemmaske. „Versuchen wirs mal.“ „Was?“ „Das Atmen.“ „Wollense mich aufn Arm-“ „Ich nehme Ihnen jetzt die Maske ab und Sie werden ganz langsam die Luft einziehen.“ „Aber-“ Weiter kam er nicht, denn die Maske war schon verschwunden. Kühle Luft legte sich auf seine Mundpartie, die seit drei Tagen hinter Plastik verschwunden war. Es fühlte sich gut an, und er begann ganz vorsichtig Luft zu holen. Als er jedoch einen bestimmten Punkt erreicht hatte, breitete sich ein unbeschreiblicher Schmerz in seiner Brust aus. Er war so darüber erschrocken, dass er die Luft hektisch aushustete, panisch vor der Angst, das schreckliche Stechen könne sonst nicht verfliegen. Doch schon wenige Sekunden später hatte Tsukasa ihm die Maske wieder auf den Mund gepresst. Karyu zuckte einmal zusammen, und sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig. Der Arzt legte ihm beruhigend eine Hand auf den Bauch und gab ihm Anweisungen, die Karyu in seiner Notlage brav befolgte. Schon kurz darauf war der Schmerz verflogen, doch er war wieder von der Beatmungsmaschinerie abhängig. Er seufzte schwer und resignierend. Tsukasa nahm seine Hand von seinem Bauch. „Sie sind wohl noch nicht soweit.“ „Mh.“ „Sie wollten doch mit mir reden.“ „Achja. Genau.“ Karyu wandte Tsukasa sein Gesicht zu und musterte ihn eine Weile, bevor er zum Wort ansetzte. „Ich will wissen, was an mir nich stimmt.“ Tsukasa zögerte mit einer Antwort, weshalb Karyu bereits seine Stirn runzelte. „Isses so schlimm?“ „Wie mans nimmt.“ „Dann erzählnse mal.“ Karyu sah zu, wie der Arzt sich den Nacken rieb und eine Weile geistesabwesend zu Boden blickte, dann hob Tsukasa seinen Kopf an. „Das Gravierendste sind die Kugeln, die Sie getroffen haben. Zwei hatten sich unter ihre rechten Rippen gesetzt. Man musste sie brechen, um die Kugeln zu entfernen. Das ist übrigens einer der Gründe, warum Sie sich erst mal besser nicht aufsetzen sollten.“ „Ich werde brav sein. Erzählnse weiter.“ „Drei weitere Kugeln konnte ihre Weste abhalten. Aber die Durchschlagskraft hat ihre Knochen zertrümmert. Beide Schlüsselbeine sind gesplittert. Die Splitter haben sich in Luftröhre und Lungenflügel gebohrt und Wunden hinterlassen. Deshalb dürfte das Atmen eben schmerzhaft gewesen sein. Sie haben zu tief Luft geholt. Naja, wie auch immer. Man konnte die Knochensplitter nicht mehr in die Schlüsselbeine einsetzen, deshalb hat man die Splitterstellen mit einer Art Latexsubstanz wieder aufgefüllt, damit in Zukunft keine weiteren Wunden entstehen. Die einzelnen Splitter mussten rausoperiert werden. Durch die Wunden ist Blut in die Lunge geflossen, was man ausgepumpt hat.“ Karyu verdrehte die Augen und Tsukasa meinte sehen zu können, dass er blasser wurde. Wenn das die gravierendsten Punkte waren, wollte er eigentlich gar nicht mehr vom Rest erfahren. „Das... hört sich ja richtig eklig an.“ „Es hat auch nicht sonderlich Spaß gemacht, Sie zusammenzuflicken.“ Karyu runzelte die Stirn, und man konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. „Ach, Sie warn das?“ „Ja.“ „Na ganz toll. Mein Lebn stand aufm Spiel, weil en schwächlicher Arzt eine OP an mir durchjeführt hat.“ Tsukasa reagierte auf diese Bemerkung mit kaltem Schweigen, doch er kam nicht umhin, seine Hände zu Fäusten zu ballen. „Sie legen wohl nicht viel auf Krankenhäuser, wie?“ „Nichts.“ „Gut zu wissen.“ In Tsukasa stieg Wut auf, und damit Karyu das nicht sah, drehte er sich weg und überprüfte die Gerätschaften. Das monotone Piepsen des Pulsmessers ging ihm nun zum ersten Mal richtig auf die Nerven. „Ich wollt noch was fragn.“ „Ach, wollten Sie das?“, fragte Tsukasa übertrieben freundlich und wandte sich ihm wieder mit einem Lächeln zu. „Tatsuro Ucha und Makoto Ryuusen“, sagte Karyu nun gedämpft, und ohne auf Tsukasas Überheblichkeit zu achten. „Wie... geht es ihnen?“ Das Lächeln bröckelte von Tsukasas Lippen wie alter Putz von einer Wand. Karyu starrte ihn nun erwartungsvoll an und man konnte sehen, dass sich seine Augen vor schlimmen Vorahnungen weiteten und zu glänzen begannen. „Bitte“, sagte er, und es schien so, als würde es ihm große Schwierigkeiten bereiten, dieses Wort in Tsukasas Gegenwart auszusprechen. „Bitte, sagense was Se wollen. Aber nich, dass se tot sind. Bitte.“ Tsukasa bekam seine Lippen nicht auseinander, und so sah er nur schweigend auf Karyu hinab. Gerade eben noch empfand er eine ziemlich stark aufflammende Abneigung gegenüber Yoshitaka Matsumura, doch jetzt, bei dieser heiklen Angelegenheit, hatte er solch ein starkes Mitleid mit ihm, dass ihm selbst einzelne Tränen in die Augen stiegen. Karyu streckte seinen Arm aus und griff nach Tsukasas Ärmel. „Jetzt... sagense schon.“ Tsukasa betrachtete die längliche Hand und die Finger, die eigentlich viel zu feingliedrig für einen Mann waren. Erst jetzt bemerkte er die kleine Tätowierung auf einem der Fingerrücken. Er schloss die Augen und holte Luft. Ein Ankh sollte normalerweise Glück bringen, doch davon konnte Herr Matsumura im Moment wohl kaum reden wollen. Der Griff verfestigte sich stark und holte Tsukasa aus seinen Gedanken zurück. Er blickte Karyu an und sah, wie er zitterte. „Es tut mir wirklich sehr leid, Herr Matsumura“, sagte er leise. „Sie erlagen beide ihren Verletzungen.“ Die Hand lockerte sich mit einem Mal von Tsukasas Kittel und fiel träge zurück aufs Bett. Er verzog den Mund, während er Karyu betrachtete. Seine Augen lagen auf der Decke, und sein Körper zuckte immer wieder leicht. Langsam aber sicher begannen die ersten Tränen seine Wangen hinunterzulaufen und hinterließen nasse Spuren auf dem weißen Kopfkissen. Karyu kniff die Augen zusammen, der Tränenfluss brach jedoch nicht ab. Tsukasa überkam mit einem Mal das Gefühl, diesen Mann in seiner Privatsphäre zu stören, und deshalb wandte er hastig den Blick von ihm ab. Er fühlte, dass seine Augen heiß vor aufsteigenden Tränen waren, und wischte wie beiläufig über sie. „Sie haben mein Beileid, Yoshitaka“, flüsterte er heiser, doch Karyu hörte ihn nicht. Karyu hörte nichts mehr. Er wollte nichts hören. Vor seinem inneren Auge spielte sich das Massaker erneut ab und er konnte nur an seine Freunde denken. Tatsuro und Makoto, und alle, die wegen seiner Unfähigkeit sterben mussten. Sein Herz krampfte sich zusammen, und es fühlte sich an, als würde eine unsichtbare Hand danach greifen und langsam aus seinem Körper ziehen. Dann spürte er einen sanften Druck auf seinem Bauch, und eine Hand, die sich unter seinen Kopf schob. Kurz darauf war die Maske von seinem Mund verschwunden und eine gedämpfte Stimme sagte irgendwas. Er verstand es nicht, und trotzdem tat er , was sie ihm geraten hatte. Seine Brust hob sich langsam, während er vorsichtig einatmete. Als die Luft seine Lunge wieder verließ, öffnete er seine Augen, ein dichter Tränenschleier ließ ihn nur die Silhouette des Arztes erblicken. Er fühlte die klebrigen Striemen auf seinen Wangen, an denen noch immer Träne um Träne hinunterrann, und er spürte, wie sein Körper unter dem Weinkrampf erbebte. Die Maske tauchte nicht wieder auf. Karyu atmete von alleine. Die Hände verschwanden wieder von seinem Körper, und mit einem Mal übermannte ihn das Gefühl, allein zu sein. „Ich... Ich träume nich.“ „Nein“, bestätigte Tsukasa leise. „Sie träumen nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)